Stadtmagazin Neue Szene Augsburg 2013-08

40 Sport
PUNKTLANDUNG!
DER FC AUGSBURG GEHT IN SEINE
DRITTE BUNDESLIGA-SAISON
Am 34. Spieltag rettete sich der FCA – und hofft
auf eine ruhigere dritte Bundesligaspielzeit
Das am Ende vergnügliche Dasein eines Kellerkindes:
Nach acht Begegnungen der vergangenen Bundesligasaison
stand der FC Augsburg ganz unten in der Tabelle,
neunmal hatte er den vorletzten Platz inne.
Meistens aber, insgesamt 15mal, belegte die Mannschaft
den Relegationsrang 16 – was man dann auch
folgerichtig als das höchste der Gefühle ansah. Denn
nur zweimal hatte der FCA nichts mit dem Abstieg zu
tun und konnte vom 15. Platz aus beruhigt nach unten
blicken: Das eine Mal war nach dem dritten Spiel in
der noch jungen Runde. Ein läppischer Punkt reichte
für den kleinen Höhenrausch. Und dann nach einer
unglaublichen Aufholjagd in der Rückrunde und dem
dramatischen Saisonfinale gegen Greuther Fürth ganz
am Ende der Spielzeit. Das nennt man dann wohl zur
richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Eine Punktlandung.
Es gab nicht wenige Anhänger, die hatten ihren FCA
zur Winterpause aufgegeben. Neun Punkte betrug die
erbärmliche Ausbeute aus den ersten 17 Begegnungen.
Noch nie in bisher 50 Jahren war einer Mannschaft
mit dieser Halbzeitbilanz der Verbleib in der
Bundesliga geglückt. Die sogenannten Gesetze der
Branche besagen, dass die Verantwortlichen den jungen
Trainer Markus Weinzierl spätestens zur Winter-
pause hätten rausschmeißen müssen. Stattdessen
wurde der Geschäftsführer Sport entlassen. Jürgen
Rollmann hatte erst im Oktober Manfred Paula beerbt,
nach nicht einmal drei Monaten ersetzte ihn der Weltund
Europameister Stefan Reuter. Damit war ein wichtiges
Puzzleteil für die famose zweite Saisonhälfte gefunden.
Ein weiteres Teilchen war der
Rückrundenauftakt bei Fortuna Düsseldorf. In einer
ausgesprochen kuriosen Partie traf Sascha Mölders
mit dem Popo zur 3:0-Führung und bejubelte den
Treffer mit einer seltsamen Gymnastikübung. Unter
anderem dafür wurde er ins ZDF-Sportstudio eingeladen
– als erster Augsburger nach Helmut Haller Anfang
der 1970er Jahre.
In den folgenden 16 Partien gelang es dem FCA tatsächlich,
den Abstand zum Nichtabstiegsplatz – nach
Hinrunde immense zehn Zähler, nach dem 22. Spieltag
sogar elf Punkte – aufzuholen. Und dann kam das
letzte Heimspiel gegen Fürth. Mit einem verwandelten
Elfmeter gegen Augsburg in der vierten Minute, der
wiederholt werden musste. Den dann Alexander Manninger
hielt. Und mit einer unglaublichen Atmosphäre
und einem verdienten 3:1-Sieg, während die Konkurrenten
um Rang 15 Federn ließen. Der Klassenerhalt
wurde gefeiert wie anderswo die Meisterschaft.
Punktlandung eben.
Auch in der dritten Bundesligasaison der Augsburger
wird es um nichts anderes als den Klassenerhalt
gehen.
Das ist den Verantwortlichen
klar, das ist den Spielern
klar, das ist den Fans klar. Fehlen werden dabei auf
alle Fälle die beiden ausgeliehenen Südkoreaner Dong
Won Ji, der für so manchen Überraschungstreffer gut
war, und Ja-Cheol Koo, ein feiner Techniker, Ballverteiler
und Platzschaffer. Der Rest der Stammelf der
Rückrunde aber spielt in der kommenden Saison weiter
für den FCA. Verstärkt hat sich der Verein bisher
vor allem offensiv. Bekanntester Neuzugang ist Halil
Altintop, der für Kaiserlautern, Schalke und Frankfurt
auf 236 Einsätze und 47 Treffer in der Bundesliga
kam. Unter „jung und begabt“ sind der von Stuttgart
ausgeliehene Raphael Holzhauser und der beim VfB
ausgebildete Grieche Panagiotis Vlachodimos einzuordnen.
Offensivspieler Mathias Fetsch aus Offenbach
und Torwart Marwin Hitz vom VfL Wolfsburg sind weitere
gestandene Verpflichtungen. Ob das qualitativ in
der Breite reichen wird, muss sich zeigen. Die eine
oder andere Planstelle vor allem im Defensivbereich
scheint kurz vor Saisonstart noch unbesetzt zu sein.
Zu hoffen ist, dass das Team mit der starken zweiten
Saisonhälfte im Rücken endlich einmal besser in die
Runde startet. Unabdingbar dafür wird eine bessere
Torausbeute sein, mit nur 33 Treffern gelang noch
nicht so häufig der Klassenerhalt. Zum Auftakt geht es
gleich gegen den Vizemeister und Champions-League-Finalisten
aus Dortmund.
Wenn Einsatz und Wille stimmen, dann kann die
Mannschaft bei der neuerlichen Mission Klassenerhalt
wie gewohnt auf den unbedingten Rückhalt der Anhängerschaft
bauen. Die erhofft sich in der dritten
Bundesligasaison nichts anderes, als dass der FCA
weiter zum Sextett der noch nie aus der Beletage abgestiegenen
Mannschaften gehören wird. Diesmal am
besten ohne Punktlandung.