Stadtmagazin Neue Szene Augsburg 2013-08

„ICH MUSSTE
NICHT MAL
EINE MINUTE
ÜBERLEGEN!“
INTERVIEW MIT FCA-NEUZUGANG
PANAGIOTIS VLACHODIMOS
Kalimera, Pana. Wie sind die ersten Eindrücke vom
deinem neuen Team? Kanntest du schon den einen
oder anderen Spieler?
Den Raphael Holzhauser kenne ich noch aus meiner
Zeit beim VfB und Ioannis Gelios von der griechischen
Juniorennationalmannschaft. Ich muss sagen, dass
alles bisher reibungslos läuft und mich das Team
super aufgenommen hat. Und das sage ich jetzt nicht
nur so daher fürs Protokoll.
Transfer, Training, Trainingslager... Wohnst du
noch im Hotel? Hattest du schon die Gelegenheit,
Augsburg etwas zu beschnuppern?
Genau so ist es, für mehr war bisher noch keine Zeit.
Aber wenn das Trainingslager vorbei ist, wird sich bestimmt
die Gelegenheit ergeben, mal die Stadt zu beschnuppern.
Du ähnelst von deinem Aussehen und auch von
deiner Spielweise einem talentierten Mann, der in
Madrid seine Brötchen verdient. Wie würdest du
dich selber charakterisieren?
Findest du? Ich mache das eher ungern, mir ist es lieber,
wenn andere Leute das übernehmen. Spielerisch
bin ich jemand, der seine Stärken in der Eins-zu-eins-
Situation hat, ich kann auf der rechten sowie auf der
linken Außenbahn eingesetzt werden und mein Spiel
lebt schon auch von der Schnelligkeit.
Dein Bruder Odisseas spielt in der dritten Liga bei
der U23 des VfB Stuttgart. Kurios, er ist deutscher,
du griechischer Juniorennationalspieler. Wie kam
es dazu?
Recht unspektakulär: Der deutsche Fußballverband
hat bei ihm angeklopft, der griechische bei mir
(lacht).
Kam es auch schon zum direkten Duell?
Nein, wir haben beim VfB Stuttgart zusammen gespielt,
nicht gegeneinander, auch in der Nationalmannschaft
bisher noch nicht. Aber das kann ja alles
noch kommen.
Ausgebildet in der VfB-Schule, erste Schritte im
Profibereich beim griechischen Erstligisten AO
Xanthi und dann zum Rekordmeister Olympiakos
Piräus gewechselt. Wenn man das so betrachtet,
dann ging in den letzten Jahren deine Leistungskurve
immer nach oben.
Ja, ich kann mich da nicht beklagen und ich hoffe, das
geht so weiter. Aber ich sehe meine Entwicklungsphase
noch nicht abgeschlossen und als Profi will man
sich immer weiterentwickeln und Erfolge feiern.
Du wurdest in deiner
ersten Saison in der Superleague
zum „Rookie
of the year“, zum besten
Nachwuchsspieler
gekürt. Eine besondere
Ehre...
Ja, auf alle Fälle. Das hat
mich sehr gefreut, vor
allem, weil die Spieler
der Superleague den
„Rookie“ wählen.
Wie ist das, wenn man
von Xanthi, einem Provinzclub,
zu Olympiakos,
dem FC Bayern
Griechenlands, geht?
Xanthi ist ein seriöser
Club mit guter Infrastruktur,
aber Olympiakos ist
in Griechenland eben das
Nonplusultra, da ist alles
gleich mal zwei, drei
Nummern größer. Und
das Medieninteresse ist
enorm. Und bei Olympiakos
musst du nicht nur alle Spiele gewinnen, sondern
auch noch attraktiven Fußball spielen.
Nach dem Ausscheiden in der Champions League
hattest du zwei Einsätze in der Europa League
gegen das spanische Team UD Levante. Zwei Highlights,
denke ich mir...
Definitiv, das war eine super Erfahrung für mich und
ich hoffe, dass ich wieder in diesen Genuss komme.
Du bist in Deutschland geboren und aufgewachsen
und mit 19 Jahren nach Griechenland gegangen.
War die Umstellung groß? Was waren die
gravierendesten Unterschiede?
Die Umstellung war deshalb groß, weil es der erste
Schritt aus dem Elternhaus war. Natürlich musste ich
mich auf die neue Umgebung einstellen, in Griechenland
ticken teilweise die Uhren anders als in Deutschland.
Aber ich habe mich schnell eingelebt.
Das Land steckt ja immer noch in einer schweren
Wirtschaftskrise, von der es sich nur langsam erholt.
Spürt man das im täglichen Leben?
Ja, schon, gerade in Athen, auf dem Land ist die Situation
etwas entspannter. Und die Krise macht auch
nicht vor dem Fußball Halt, das merkt man an den Zuschauerzahlen,
aber bei Olympiakos ist das Stadion
meistens voll.
Was war dein erster Gedanke, als der FCA bei dir
angeklopft hat?
Ich dachte mir, super, das ist meine Chance! Die Bundesliga
ist für jeden Spieler ein Ziel.
Wie lange musstest du überlegen?
Nicht mal eine Minute!
Mit Panagiotis Vlachodimos
hat der FCA vom griechischen
Rekordmeister Olympiakos Piräus
einen Spieler verpflichtet,
der auf beiden Außenbahnen
eingesetzt werden kann. Das
Fußballeinmaleins hat der
21jährige in der Jugendakademie
des VfB Stuttgart gepaukt.
Grieche trifft Griechen, Neue-
Szene-Redakteur Walter Sianos
begrüßte seinen Landsmann
schon mal persönlich.
Du bist für ein Jahr ausgeliehen. Was erhoffst du
dir von dem Abenteuer, von der Showbühne Bundesliga
und dem FCA?
In erster Linie, dass wir den Klassenerhalt schaffen,
dass ich möglichst viele Einsätze habe und gut spiele
und mich präsentieren kann.
2014 findet die WM in Brasilien statt, Griechenland
hat gute Chancen auf ein Ticket. Schielst du
mit einem Auge Richtung A-Nationalmannschaft?
Ich würde lügen, würde ich etwas anderes behaupten.
Eine Weltmeisterschaft zu spielen, ist der Traum
jedes Spielers.
Wo sehen wir dich in vier, fünf Jahren?
Schwer zu sagen... Frag mich noch mal in 48 Monaten
(lacht).