Stadtmagazin Neue Szene Augsburg 2013-08

44 Sport
Es gibt Leute, die
wurden in Interviews
schon zu
so ziemlich allem
befragt, was man über ihr Metier
fragen kann. Zu der Gruppe gehö-
ren Hollywoodschauspieler, Musi-
ker und Fußballmenschen. Zu
letzterer Gruppe gehört Walther
Seinsch, der Mann atmet, lebt und
denkt Fußball vor, während und
nach der Saison. Ein guter Grund,
mit ihm mal ein Interview zu füh-
ren, in dem Fußball keine große
Rolle spielt. Zu dem Zweck haben
wir das Redaktionsmitglied Mar-
cus Ertle mit dem Interview beauf-
tragt, das von allen
erwiesenermaßen am wenigsten
Ahnung von Fußball hat. Ein Ge-
spräch mit Walther Seinsch über
Politik, Small-Talk und Träume.
Herr Seinsch, was gab´s heute zum Frühstück?
Eier, Brot, Butter, Kaffee.
Etwas spartanisch. Sind Sie eigentlich wirklich SPD-Mitglied?
Ja, ich war sogar dreimal Mitglied, jetzt nicht mehr.
Wieso denn nicht mehr?
Der SPD hat unser Land viel zu verdanken, aber zur Zeit ist
sie quantitativ und qualitativ ausgeblutet.
Was haben der FCA und die SPD gemeinsam?
Bei beiden spielt, oder spielte, Solidarität eine große Rolle.
Was macht Sie wütend?
Die andauernde Diffamierung von Politikern durch zahlreiche
Medien.
Wie könnte man das ändern?
(überlegt) Indem fünf Millionen Deutsche den Parteien beitreten.
Nehmen wir mal an, Sie wären „König von Augsburg“ und
könnten beschließen was sie wollen, was würde sich ändern?
Ich würde die finanzielle Unterstützung der Breitensportvereine
vervielfachen und viermal in der Woche Mannschaftssport
zur Pflicht für alle Sechs- bis Sechzehnjährigen
machen. Dort lernen die Jugendlichen alles, was sie fürs
Leben brauchen.
Ja, wer braucht schon höhere Mathematik fürs Leben?
Was haben Sie eigentlich gegen das Stadttheater?
Das Stadttheater hat einen sehr geringen kulturellen Nut-
Interview mit FCA-Boss Walther Seinsch
DASS MEIN HUMOR
MANCHMAL MEDIALE
ERDRUTSCHE
AUSLÖST, ZEIGT MIR,
WIE WENIG IN DEUTSCHLAND PASSIERT.
zen, der besteht nur für gerade mal 0,9 % der Bevölkerung,
dem steht aber ein Multi-Millionen-Aufwand gegenüber.
Was liegt ihnen mehr, Small-Talk oder alleine Angeln
gehen?
Keines von beiden.
Bitte vervollständigen Sie folgende Sätze:
In einer gerechten Welt....
...haben alle Kinder die gleichen Chancen.
Die größten Feinde der Demokratie sind.....
...an Politik desinteressierte Bürger und aggressive Religionen.
Dass mein Humor manchmal mediale Erdrutsche auslöst....
...zeigt mir, wie wenig in Deutschland passiert.
Uli Hoeneß und sein Problem mit dem Finanzamt, da sage
ich....
...wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.
Was wünschen Sie sich für die kommende Saison?
Wieder absolute Solidarität von Zuschauern, Spielern, dem
Verein und der Region.
Vor Jahren haben Sie mit dem FCA von der Bundesliga
geträumt, wovon träumen Sie heute?
Von der Champions League!
Danke fürs Gespräch.