Synthesebericht - Schweizerischer Nationalfonds (SNF)
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zwar unter gewissen Umständen zu, dass die Querschnittvergleiche die weiblichen<br />
Verlustraten überschätzen. Aber die Vorstellung, dass sich steigende Frauenanteile<br />
bei den Studienabschlüssen wie von selbst auf die nächst höhere Stufe übertragen,<br />
ist unzutreffend.<br />
ν Zweitens: Es gibt Anzeichen dafür, dass sich die Geschlechterquoten IM VERLAUFE<br />
DER ZEIT ANGENÄHERT haben. Allerdings verläuft diese Entwicklung keineswegs linear:<br />
Bis zu den Abschlussjahrgängen Mitte der 1980er Jahr registriert man in den meisten<br />
Fachbereichen im Gegenteil eine Zunahme der Distanzen. Erst danach gleichen<br />
sich die Doktoratsquoten allmählich an, am deutlichsten in Medizin und Pharmazie.<br />
Diese zweite Tendenz ist letztlich stärker: Für jeden Fachbereich gilt, dass die geschlechtsspezifischen<br />
Quoten der jüngsten Abschlussjahrgänge (1999 bis 2001) näher<br />
beieinander liegen als diejenigen der ältesten.<br />
ν Drittens: Was in der Abbildung selber nicht ersichtlich ist: Diese Annäherung kann<br />
einzig in der Medizin und Pharmazie auf eine steigende Doktoratsquote der Frauen<br />
zurückgeführt werden. In den übrigen Fachbereichen zeichnet sich eher der Trend<br />
ab, dass die DOKTORATSQUOTE DER MÄNNER LÄNGERFRISTIG ABNIMMT.<br />
Abbildung 1: Verhältnis der Männer-Doktoratsquoten zu den Frauen-<br />
Doktoratsquoten fünf Jahre nach Studienabschluss (nach Fachbereich)<br />
3.5<br />
3.0<br />
2.5<br />
2.0<br />
1.5<br />
1.0<br />
Geistes- u.<br />
Sozialwiss.<br />
Wirtschaftswiss.<br />
Rechtswiss.<br />
Exakte u.<br />
Naturwiss.<br />
Medizin u.<br />
Pharmazie<br />
Technische<br />
Wiss.<br />
Total<br />
Jge. 1978-80<br />
Jge. 1981-83<br />
Jge. 1984-86<br />
Jge. 1987-89<br />
Jge. 1990-92<br />
Jge. 1993-95<br />
Jge. 1996-98<br />
Jge. 1999-01<br />
Lesebeispiel: Von den Personen, die 1993 bis 1995 ein Studium in Rechtswissenschaften abschlossen,<br />
haben bis fünf Jahre nach Studienabschluss 2.5mal mehr Männer als Frauen einen Doktortitel<br />
erworben.<br />
Quelle: SHIS/BFS, Berechnungen: BASS/GEFO<br />
Darstellung: BASS/GEFO<br />
Dies gilt vor allem für die Rechtswissenschaften, die Geistes- und Sozialwissenschaften<br />
sowie die Exakten und Naturwissenschaften. Die Interpretation hängt wesentlich<br />
davon ab, ob die Frauen sich bei zunehmender Konkurrenz um eine beschränkte<br />
Anzahl Doktoratsstellen und -stipendien besser zu behaupten vermögen als die Männer<br />
oder ob die Attraktivität des Doktorats gesunken ist, weil seine Bedeutung für<br />
den ausseruniversitären Arbeitsmarkt schwand oder die akademische Karriere an<br />
Anziehungskraft verlor. In diesem Fall wäre die Annäherung der Doktoratsquoten<br />
allenfalls einem freiwilligen Rückzug der Männer zuzuschreiben. Die Frauen wären<br />
nur «winners among losers», wie dies Zimmer, Krimmer und Stallmann (2007) ausdrücken.<br />
GEFO <strong>Synthesebericht</strong> | 26