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Synthesebericht - Schweizerischer Nationalfonds (SNF)

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Es gibt in der Literatur empirische Hinweise dafür, dass Nachwuchswissenschaftle-<br />

rinnen prekärere Anstellungsbedingungen vorfinden als ihre männlichen Kollegen<br />

(Spieler 2008, Hinz et al. 2008), was ihre Unsicherheitssituation vergrössert.<br />

3.4. Fazit<br />

Die beruflichen Laufbahnen im Wissenschaftsbereich sind stark fachspezifisch ge-<br />

prägt. Unter Kontrolle dieser Fachbereichsdifferenzen finden sich im untersuchten<br />

Zeitraum bis fünf Jahre nach dem Doktorat keine Hinweise auf ein überproportiona-<br />

les Ausscheiden von Frauen aus wissenschaftlichen Laufbahnen. Sie sind gleich<br />

häufig im Hochschulbereich tätig und haben gleich oft eine wissenschaftliche Positi-<br />

on inne wie Männer. Ein Rückzug oder Verdrängt-Werden aus einer wissenschaftlichen<br />

Tätigkeit ist in der Postdoc-Phase noch nicht erkennbar und es kann davon<br />

ausgegangen werden, dass ein Potenzial an weiblichen Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />

vorhanden ist, die versuchen, die Laufbahn im Wissenschaftsbereich nach<br />

dem Doktorat fortzusetzen. Wir haben jedoch in den Untersuchungen Hinweise dafür<br />

gefunden, dass Kinder den Verbleib in der Wissenschaft erschweren, sowohl bei<br />

Frauen wie bei Männern.<br />

Wissenschaftliche Laufbahnen bieten keine klare, fest institutionalisierte Abfolge von<br />

Stellen, auf denen die Nachwuchsforschenden sich Schritt für Schritt vorwärtsbewegen<br />

könnten. Anstellungen an den Hochschulen sind mit Ausnahme der Professuren<br />

meist befristet und vor allem nach dem Doktorat nur in geringer Zahl vorhanden.<br />

Projektstellen sind oft von noch kürzerer Dauer als Hochschulstellen. Auslandaufenthalte<br />

sind über Drittmittel zu finanzieren, die erst einmal eingeworben werden<br />

müssen.<br />

Diese institutionalisierten Unsicherheiten treffen Frauen wie Männer und können<br />

nur über die Förderung und Unterstützung durch MentorInnen, durch eine gute<br />

Einbindung in wissenschaftliche Netzwerke sowie habituelle Sicherheiten bewältigt<br />

werden. Sehr wichtig ist dabei auch die Forschungsförderung des <strong>SNF</strong>. Stipendien<br />

und <strong>SNF</strong>-Projektmitarbeit begünstigen den Verbleib in der Wissenschaft nach dem<br />

Doktorat, sowohl von Frauen wie von Männern. Einem gleichberechtigten Zugang zu<br />

Fördermitteln ist deshalb auch in Zukunft Sorge zu tragen.<br />

Der Hasard einer beruflichen Laufbahn im Wissenschaftsbereich stellt Frauen vor<br />

noch grössere Herausforderungen als Männer, da sie mit der Unterrepräsentanz<br />

ihres Geschlechts im Fachbereich und/oder in höheren Positionen konfrontiert sind,<br />

da sie weniger durch MentorInnen unterstützt werden (Kapitel 4) und schlechter in<br />

die wissenschaftlichen Netzwerke integriert sind (Kapitel 8) und da vor allem sie es<br />

sind, die familiäre Betreuungsaufgaben und Forschung vereinbaren müssen (Kapitel<br />

6). Dies führt bei Frauen oft zu einer habituellen Verunsicherung. Weibliche Repräsentantinnen<br />

und Vorbilder werden deshalb zu einem wichtigen Orientierungspunkt,<br />

der diese Verunsicherungen individuell zu bewältigen hilft.<br />

Für den <strong>SNF</strong> stellt sich die Frage, wie er die Schwierigkeiten, Wissenschaft und Familie<br />

zu verbinden, sowie dieses grössere Verunsicherungspotenzial bei weiblichen<br />

Nachwuchsforschenden in seiner Förderungspolitik berücksichtigen kann.<br />

GEFO <strong>Synthesebericht</strong> | 40

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