M. Blömer, Die Stele von Doliche, in: E. Winter
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82<br />
Michael <strong>Blömer</strong><br />
trägt, kann die Bewaffnung bei anderen römerzeitlichen Wettergottgestalten Nordsyriens<br />
variieren. 82 Das Schwert wird zu allen Zeiten vom Wettergott getragen und zeigt se<strong>in</strong>e Wehrkraft<br />
und se<strong>in</strong>en Kriegerstatus an. 83<br />
E<strong>in</strong> besonders altertümliches Element der Darstellung ist die Hörnerkrone des Gottes. Sie drückt<br />
<strong>in</strong> der altorientalischen Ikonographie die Göttlichkeit der Person aus, die sie trägt. 84 <strong>Die</strong> <strong>in</strong> der<br />
Eisenzeit übliche Form <strong>in</strong> Nordsyrien zeigt e<strong>in</strong>e konische Kappe mit zwei Hörnerpaaren, die unter<br />
dem Apex e<strong>in</strong>zieht, um dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fast kreisrunden Abschluss zu enden. E<strong>in</strong>zelne Beispiele<br />
zeigen aber auch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache, spitz zulaufende konische Kappe mit doppeltem Hörnerpaar,<br />
wie sie auf der <strong>Doliche</strong>ner <strong>Stele</strong> vorliegt (Taf. 19; 20, 1–2 ). 85 Im 7. Jh. v. Chr. etablierte sich<br />
unter assyrischem E<strong>in</strong>fluss neben der Hörnerkrone auch die polosartige hörnerbesetzte Kappe<br />
mit Federbesatz als Kopfbedeckung <strong>von</strong> Göttern. 86 Während der Zeit der persischen Herrschaft<br />
verschw<strong>in</strong>det die Hörnerkrone dann, soweit dies angesichts des Fehlens <strong>von</strong> Bildwerken dieser<br />
und der Folgezeit beurteilt werden kann, sche<strong>in</strong>bar vollständig aus dem ikonographischen<br />
Repertoire. 87 Auch für die hellenistische Epoche fehlen me<strong>in</strong>es Wissens entsprechende<br />
Darstellungen aus Syrien. Erst <strong>in</strong> römischer Zeit tauchen Hörnerkronen sehr vere<strong>in</strong>zelt wieder<br />
auf. So s<strong>in</strong>d auf den nordsyrischen Wettergottstelen aus Khaltan und vom Zeyt<strong>in</strong>tepe bei Başpınar<br />
die Kopfbedeckungen der Götter mit doppelten Hörnerpaaren versehen (Taf. 22, 3‒ 4). 88 Dabei<br />
entspricht die Kopfbedeckung jedoch nicht den eisenzeitlichen Formen der Hörnerkrone, sondern<br />
er<strong>in</strong>nert auf dem Relief vom Zeyt<strong>in</strong>tepe zunächst an e<strong>in</strong>e Tiara, im Falle des Reliefs aus Khaltan<br />
an e<strong>in</strong>e Federkrone. Lediglich die Hörner an sich stehen zeichenhaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er unmittelbaren<br />
altorientalischen Tradition. Gleiches gilt für Münzen aus Dion, auf denen der Stadtgott e<strong>in</strong>en<br />
Kalathos trägt, an dem möglicherweise e<strong>in</strong> Hörnerpaar befestigt ist. 89 Da jedoch nicht e<strong>in</strong>deutig<br />
zu bestimmen ist, ob es sich tatsächlich um e<strong>in</strong> Hörnerpaar oder nicht doch um e<strong>in</strong>en liegenden<br />
Halbmond handelt, ist das Beispiel der Münzen aus Dion nur bed<strong>in</strong>gt aussagekräftig.<br />
82 <strong>Blömer</strong> 2009, 25‒26. Auf der <strong>Stele</strong> <strong>von</strong> Hammam trägt er zusätzlich Bogen und Köcher, vgl. CCID Nr. 29 Taf.<br />
10. Auf der <strong>Stele</strong> aus Bakır Köy, vgl. <strong>Blömer</strong> 2009, 19‒20 Abb. 17 (dort noch ohne Angabe des Fundortes!), hält<br />
der Gott das Blitzbündel <strong>in</strong> der erhobenen Rechten, während der Gegenstand <strong>in</strong> der L<strong>in</strong>ken wegen des schlechten<br />
Erhaltungszustands der <strong>Stele</strong> kaum zu identifizieren ist.<br />
83 Bunnens 2006, 66.<br />
84 Allgeme<strong>in</strong> zur Hörnerkrone im Alten Orient Hrouda 1965, 41– 43; RlA III (1957/1971) 483–495 s. v. Göttersymbole<br />
und -attribute. A. Archäologisch II. Syrien/Paläst<strong>in</strong>a (B. Horuda); RlA IV (1972/1975) 431– 434 s. v.<br />
Hörnerkrone (R. M. Böhmer).<br />
85 So auch das Relief aus der Umgebung <strong>von</strong> Körkün (heute: Büyükşah<strong>in</strong>bey), unweit <strong>von</strong> <strong>Doliche</strong>, vgl. M. Kalaç,<br />
<strong>Die</strong> Wettergottstele mit Hieroglyphen aus Körkün, Athenaeum 47, 1949, 160–167; Orthmann 1917, 551 mit Taf.<br />
38‒39; Bunnens 2006, 113 Nr. 8.<br />
86 <strong>Die</strong> <strong>Stele</strong> aus Ashura und Gözlühöyük zeigt h<strong>in</strong>gegen phönizisch bee<strong>in</strong>flusste Kopfbedeckungen: hohe spitze<br />
Mütze, konvex unter dem Apex, <strong>von</strong> deren Spitzen e<strong>in</strong> Band herabhängt. An der Kappe aus Gözlühöyük ist zudem<br />
deutlich e<strong>in</strong>e Uräusschlange über der Stirn zu erkennen, vgl. Bunnens 2006, 114 Kat. 11 Abb. 66. Interessanterweise<br />
trägt Atargatis auf frühen hierapolitanischen Münzen e<strong>in</strong>e ganz ähnliche Kopfbedeckung, möglicherweise<br />
ebenfalls mit e<strong>in</strong>er Uräusschlange, vgl. H. Seyrig, Monnaies hellénistiques 19. Le monnayage de Hiérapolis de<br />
Syrie à lʼépoque dʼAlexandre, RN 13, 1971, 19 Nr. 5 Abb. 2.<br />
87 A. Nunn, Der figürliche Motivschatz Phöniziens, Syriens und Transjordaniens vom 6. bis zum 4. Jahrhundert<br />
v. Chr., OBO 18 (Freiburg 2000) 185.<br />
88 Khaltan: CCID Nr. 26 Taf. 9; Zeyt<strong>in</strong>tepe: CCID Nr. 22 Taf. 7. Vgl. auch <strong>Blömer</strong> 2009, 26‒28.<br />
89 A. Lichtenberger, Kult und Kultur <strong>in</strong> der Dekapolis. Untersuchungen zu numismatischen, archäologischen und<br />
epigraphischen Zeugnissen (Wiesbaden 2003) 53‒54; A. Kropp ‒ Q. Mohammed, Dion of the Decapolis. Tell al-<br />
Ash‘arī <strong>in</strong> Southern Syria <strong>in</strong> the Light of Ancient Documents and Recent Discoveries, Levant 38, 2006, 125–144<br />
<strong>in</strong>sb. 135.