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M. Blömer, Die Stele von Doliche, in: E. Winter

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Michael <strong>Blömer</strong><br />

Hauptgottheit e<strong>in</strong>e große Rolle. Besonders prom<strong>in</strong>ent war sie <strong>in</strong> Karkemiş. 124 Vergleicht man<br />

die Darstellung der Gött<strong>in</strong> auf der <strong>Stele</strong> <strong>von</strong> <strong>Doliche</strong> mit dem Kubabarelief aus Birecik, s<strong>in</strong>d<br />

die Übere<strong>in</strong>stimmungen sofort evident (Taf. 24, 1 ). 125 <strong>Die</strong> Bekleidung ist weitgehend identisch,<br />

wobei bei beiden Reliefs ungewöhnlich ist, dass weder das Manteltuch als Schleier über den<br />

Kopf gezogen ist noch e<strong>in</strong> separater Schleier getragen wird, wie es bei Kubababildnissen und<br />

auch sonstigen Frauenbildern üblich ist. 126 Insgesamt gilt dabei, dass die Kleidung weiblicher<br />

Gottheiten der Eisenzeit sich nicht <strong>von</strong> der normalen weiblichen Tracht, wie sie vor allem <strong>von</strong><br />

den syro-hethitischen Grabstelen bekannt ist, abhebt. 127 Auch der Polos, den die nordsyrische<br />

Kubaba stets trägt, ist nicht auf Gött<strong>in</strong>nen beschränkt. E<strong>in</strong>zig e<strong>in</strong> Hörnerpaar kann als e<strong>in</strong>deutiger<br />

Marker <strong>von</strong> Göttlichkeit gelten. 128 E<strong>in</strong>e präzise Bestimmung der Kopfbedeckung der Gött<strong>in</strong> auf<br />

der <strong>Doliche</strong>ner <strong>Stele</strong> ist aufgrund der Fehlstellen <strong>in</strong> diesem Bereich nicht möglich. Ob es sich<br />

um e<strong>in</strong>en Polos handelt, lässt sich daher nicht abschließend feststellen, ist aber zu vermuten.<br />

E<strong>in</strong> Hörnerpaar als Götterattribut ist allerd<strong>in</strong>gs mit Sicherheit auszuschließen.<br />

Mit dieser Tracht setzt sich die Darstellung der Gött<strong>in</strong> auf der <strong>Doliche</strong>ner <strong>Stele</strong> deutlich <strong>von</strong><br />

den aus dem Westen des Reiches bekannten Darstellungen der Iuno <strong>Doliche</strong>na ab, und auch e<strong>in</strong><br />

Vergleich mit den römerzeitlichen <strong>Stele</strong>n aus Nordsyrien, die parhedroi lokaler Wettergötter<br />

darstellen, zeigt deutliche Unterschiede. 129 Während die westlichen Bildnisse meist römische<br />

Iunotypen zum Vorbild haben, s<strong>in</strong>d letztere <strong>in</strong> der Regel nach dem Vorbild hellenistischer<br />

Gewandstatuen mit Himation-Hüftwulst gearbeitet. 130 Das Bild der Gött<strong>in</strong> war also wie das des<br />

römischen Iupiter <strong>Doliche</strong>nus e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terpretatio graeca bzw. <strong>in</strong>terpretatio romana unterworfen.<br />

E<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>guläre Ausnahme stellt das bislang kaum beachtete Fragment e<strong>in</strong>er <strong>Stele</strong> aus Azaz <strong>in</strong><br />

Nordsyrien dar (Taf. 24, 2). 131 Deren obere Hälfte ist gebrochen und fehlt. Sie zeigt oberhalb<br />

e<strong>in</strong>es schmalen Stegs, der als Standfläche dient, e<strong>in</strong>e weibliche Gött<strong>in</strong>, die auf e<strong>in</strong>em Hirsch steht.<br />

Sie ist lediglich bis zur Höhe der Hüften erhalten. Bekleidet ist sie mit e<strong>in</strong>em nach unten leicht<br />

ausgestellten Gewand, das bis zu den Fußknöcheln reicht und ke<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>nenzeichnung aufweist.<br />

sung bei Bonatz 2007, 13‒14.<br />

124 J. D. Hawk<strong>in</strong>s, Kubaba at Karkemiš and Elsewhere, AnSt 31, 1981, 147–176 zur textlichen Evidenz für Kubaba<br />

<strong>in</strong> der Region; K. Radner, Kubaba und die Fische. Bemerkungen zur Herr<strong>in</strong> <strong>von</strong> Karkemiš, <strong>in</strong>: R. Roll<strong>in</strong>ger (Hrsg.),<br />

Von Sumer bis Homer: Festschrift für M. Schretter, AOAT 325 (Münster 2005) 543–556.<br />

125 Besonders nahe steht e<strong>in</strong>e <strong>Stele</strong>, die <strong>in</strong> Birecik entdeckt wurde, jedoch nicht <strong>von</strong> dort stammt, vgl. Orthmann<br />

1971, Taf. 5 c (Birecik 1); Naumann 1983, 31‒32.<br />

126 vgl. Naumann 1983, Taf. 1, 2 (Malatya). 1, 3 (Karkemis). Taf. 2, 2 (Karkemis).<br />

127 Orthmann 1971, 276.<br />

128 Mit e<strong>in</strong>em Hörnerpaar ausgezeichnet s<strong>in</strong>d die Kubababildnisse bei Orthmann 1971, Taf. 5 (Birecik 1). Taf. 23<br />

(Karkemiş C/3). Taf. 58 (Z<strong>in</strong>cirli B/14).<br />

129 CCID Nr. 23 Taf. 7; 29 Kat. 25 Taf. 8; 30 Kat. 27 Taf. 9.<br />

130 Bemerkenswert ist, dass weder die zahlreichen nordsyrischen Grabreliefs noch die rundplastischen Bildnisse<br />

diesen Typ der weiblichen Gewandstatue kennen. Er ist ausschließlich auf die Darstellungen dieser Gött<strong>in</strong>nen<br />

beschränkt.<br />

131 Seyrig 1933, 374 Taf. 39, 1. Ebenfalls zu nennen ist die <strong>Stele</strong> mit weiblicher Gött<strong>in</strong> aus Ceylanlı, vgl. <strong>Blömer</strong><br />

2009, 14–18 Abb. 3, die jedoch nicht auf e<strong>in</strong>em Basistier steht und nur durch e<strong>in</strong>e Skizze bekannt ist.

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