Das freie, semi-universelle Rollenspielsystem. Markus ... - TRiAS

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WAS IST EIN ROLLENSPIEL?
Ein Rollenspiel ist ein interaktiver Roman,
Kino zum Mitmachen, Theater
im Kopf. Eine Gruppe von Spielern,
meist drei bis fünf Personen, verkörpern
Charaktere, die in einer phantastischen Welt
auf Abenteuer gehen. Sie erleben eine Geschichte
und erforschen in ihr gemeinsam alte Ruinen,
bezwingen gefährliche Monster und finden sagenumwogene
Schätze. Eine weitere Person, der Spielleiter,
erzählt diese Geschichte, deren Ende aber
nicht vorbestimmt ist. Immer wieder fragt der
Spielleiter, nachdem er eine Szene oder ein Ereignis
beschrieben hat, was die Charaktere nun zu
tun gedenken. Die Spieler schildern dann, welche
Handlungen ihre Charaktere setzen. Durch diese
Taten ändern sie zwangsläufig den Verlauf der Geschichte,
und der Spielleiter spinnt die Handlung
entsprechend weiter.
Damit die Geschichte und die Taten der Charaktere
nicht der reinen Willkür unterliegen, beschreibt
dieses Regelwerk den Spielraum, in dem
sich Spieler und Spielleiter bewegen. Weder die
Spieler noch der Spielleiter wissen genau, wie ihre
Handlungen ausgehen. Zum einen entscheidet oft
ein Würfelwurf, ob eine Aktion von Erfolg gekrönt
ist oder nicht, zum anderen entstehen aus deren
Wechselwirkung laufend neue Situationen.
Das alles mag für einen Einsteiger etwas abstrakt
klingen. Daher . . .
Ein Beispiel
Lara, Marcel, Tim und Vanessa treffen sich jeden
zweiten Donnerstag bei Tim in der Wohnung. In
seiner Küche steht ein großer, runder Tisch, an
Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.
— Aurelius Augustinus
dem alle gemütlich Platz finden. Bereits vor zwei
Monaten haben sich Lara die Magierin Magilia, Tim
den schlagkräftigen Barbar Barbos und Marcel den
naturverbundenen Waldläufer Wallhar mit den Regeln
aus diesem Regelwerk erschaffen. Seither erleben
sie in diesen Rollen Abenteuer, die sich Vanessa
ausdenkt und insziniert.
Vanessa ist also zur Zeit die Spielleiterin und
nimmt im „Chefsessel“ Platz. Sie beansprucht
einen Teil des Tisches für sich: sie stellt vor sich
einen leeren Büroordner als Sichtschirm auf, damit
die anderen ihr nicht unabsichtlich „in die Karten“
und in das von ihr vorbereitete Abenteuer
schauen können. Hinter dem Sichtschirm kann sie
auch hie und da würfeln, ohne dass die anderen das
Ergebnis gleich sehen. Lara, Marcel und Tim nehmen
im Halbkreis vor Vanessa Platz. Sie haben vor
sich das Charakterblatt ihres Abenteurers, Bleistifte,
Radierer, Papier und einige Würfel bereitgelegt.
Je ein Charakterblatt definiert seit ihrer Erschaffung
Magilia, Barbos und Wallhar, deren Aussehen,
Stärken und Schwächen, Ausrüstung sowie Vermögen
in Wort und Zahl. Wer genau auf die Blätter
sieht bemerkt, dass Barbos gut in körperlichen
Dingen ist: die Zahlen verraten, dass er gut kämpfen
kann und auch sonst sehr stark ist. Magilia hingegen
scheint eher schlau denn stark zu sein und
beherrscht zudem ein paar Zauber, die nur sie wirken
kann. Wallhar sieht man an, dass er in der Natur
zuhause ist. Er kennt sich gut mit Tieren aus,
versteht sich auf das Kräutersuchen und ist ein guter
Jäger.
Nachdem etwas Ruhe in der Küche eingekehrt
ist, alle gemütlich sitzen und sich ihre Getränke
eingeschenkt haben, ergreift Vanessa das Wort: