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Concept Ophthalmologie, Heft 2/2012 - Klinikum Ernst von ...

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ophthalmo-chirurgie amnionmembran-transplantation<br />

Eine unverzichtbare Therapieoption<br />

Die Transplantation kryokonservierter Amnionmembran (AMT) gehört heute zum Therapiespektrum<br />

persistierender Hornhaut-Epitheldefekte und sollte bei persistierenden Hornhautulzera<br />

frühzeitig erwogen werden. Die AMT hat vielfältige Vorzüge vor, statt, während oder<br />

nach der Keratoplastik. Von Prof. Dr. Berthold Seitz.<br />

Nicht heilende Erkrankungen der Augenoberfläche<br />

stellen immer noch eine Herausforderung dar, die<br />

ehemals oft mit mehrwöchigen stationären Liegezeiten<br />

einhergingen. Seit Ende der 1990er Jahre setzt sich bei<br />

persistierenden kornealen Epitheldefekten immer mehr die<br />

Amnionmembrantransplantation (AMT) durch. Die AM besteht<br />

aus einer einlagigen kubischen Epithelschicht, einer sehr<br />

dicken Basalmembran <strong>von</strong> 200 bis 300 nm und daran anhängend<br />

lockerem kollagenen Bindegewebe mit wenigen Fibroblasten.<br />

Damit ist der in der Literatur gut eingeführte Begriff<br />

„Membran“ für das transplantierte Gewebe streng genommen<br />

eine Fehlbezeichnung (= Misnomer). In der elektromikroskopischen<br />

Aufnahme zeigt die Basalmembran des Amnions fingerförmige<br />

Ausstülpungen.<br />

Folgende prinzipielle Eigenschaften werden der AM nachgesagt:<br />

• Stimulation der Re-Epithelialisierung<br />

• antiinflammatorische Effekte<br />

• antiinfektiöse Effekte<br />

• immunmodulatorische Effekte<br />

• Hemmung der kornealen Neovaskularisation<br />

• Hemmung der Narbenbildung<br />

• Förderung der Re-Innervation.<br />

Die AM wird in Homburg/Saar unter sterilen Bedingungen aus<br />

einer durch Kaiserschnitt geborenen Placenta präpariert [6, 11] . Die<br />

Plazenta wird uns freundlicherweise <strong>von</strong> der Gynäkologischen<br />

Klinik unseres Universitätsklinikums zur Verfügung gestellt. Daneben<br />

werden serologische Untersuchungen gefordert, wie sie<br />

für das Hornhautspendergewebe üblich sind. Die AM wird nach<br />

24<br />

Prof. Dr. med. Berthold Seitz ist Direktor<br />

der Klinik für Augenheilkunde am<br />

Universitätsklinikum des Saarlandes UKS<br />

in Homburg/Saar<br />

manueller Separation vom Chorion auf etwa 3 x 4 cm große<br />

Merocel-Träger aufgenäht und bei -70°C kryofixiert.<br />

Einsatzmöglichkeiten der Amnionmembran<br />

Grundsätzlich kann die AM als (1) Transplantat, (2) natürlicher<br />

Verband oder (3) als Träger (= Carrier) genutzt werden.<br />

Zu den zwei Hauptindikationsgruppen in der <strong>Ophthalmologie</strong><br />

zählen: Nichtheilende Hornhaut-Epitheldefekte (besonders<br />

auch herpetischer Genese) [2,4,5,7] und (meist iatrogen<br />

induzierte) epibulbäre/tarsale Bindehautdefekte [20] . Darüber<br />

hinaus wird die AM heute erfolgreich auch bei akuter Verätzung<br />

[12] , bei chirurgischer Korrektur <strong>von</strong> Symblephara in<br />

reizfreien Augen [22] , in Kombination mit Limbustransplantation<br />

bei rezidivieren Pterygien mit Symblepharonbildung [21]<br />

oder für die ex vivo Expansion limbaler Stammzellen [13] eingesetzt.<br />

Bei schwerer Limbusstammzellinsuffizienz (zum Beispiel<br />

Spätstadium nach Verätzung) ist die alleinige AMT nicht<br />

ausreichend, sondern muss durch eine geeignete Variante der<br />

„Limbustransplantation“ ergänzt werden [8] .<br />

Differenzierte Technik der AMT auf die Kornea<br />

Es sollte grundsätzlich nicht <strong>von</strong> „Amnionaufnähung“ oder<br />

„Amniondeckung“ gesprochen werden. Vielmehr sollte jeder<br />

Indikationsstellung zur differenzierten Technik der AMT ein<br />

Konzept zur intendierten Wundheilung zugrunde liegen [7,9,17,18] :<br />

– Patch = Overlay: Hier wird eine große AM (z.B. 16 mm)<br />

über einem Epitheldefekt oder flachen Stromadefekt episkleral<br />

zirkulär fixiert. Die AM wirkt als natürliche Kontaktlinse. Das<br />

Epithel soll sich unter der AM schließen. Der Patch fällt nach<br />

ein bis zwei Wochen in der Regel ohne Residuen ab.<br />

– Graft = Inlay (ein- oder mehrlagig): Bei flachen Stromadefekten<br />

wird eine einschichtige AM in den Ulcusgrund eingenäht.<br />

Sie dient als Basalmembran. Das Epithel soll über der<br />

AM wachsen. Die AM wird also in die Hornhaut integriert<br />

und bleibt dort über Monate – teilweise über Jahre – nach-<br />

<strong>Concept</strong> <strong>Ophthalmologie</strong><br />

02 / <strong>2012</strong>

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