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Concept Ophthalmologie, Heft 2/2012 - Klinikum Ernst von ...

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3 5Fünf Jahre, drei Indikationen<br />

medizin vegf-inhibitoren<br />

Die Zulassung <strong>von</strong> Ranibizumab vor fünf Jahren wird als Meilenstein in der Augenheilkunde<br />

gesehen. Mittlerweile ist der Wirkstoff, der ins Auge injiziert wird, für drei<br />

Indikationsgebiete zugelassen. Erfahrungen zeigen, dass eine patientenindividualisierte<br />

Therapie am wirkungsvollsten ist.<br />

Noch vor fünf Jahren gab es für Patienten, die an einer<br />

feuchten altersbedingten Makuladegeneration<br />

(AMD) erkrankt waren, keine Therapieoption, die<br />

den schrittweisen Verlust des Sehvermögens verbessern konnte.<br />

Dies hat sich mit der Zulassung des Wirkstoffs Ranibizumab<br />

(Lucentis) im Januar 2007 geändert. „Heute“, so PD Dr. Mathias<br />

Maier (München) anlässlich des Jubiläums, „können wir<br />

mit der antiangiogenetischen Therapie mit VEGF-Inhibitoren<br />

Betroffenen helfen, die wir früher unbehandelt nach Hause<br />

schicken mussten.“ Anfang 2011 folgte die Indikationserweiterung<br />

zur Behandlung einer Visusbeeinträchtigung infolge eines<br />

diabetischen Makulaödems (DMÖ) und im Mai 2011 diejenige<br />

zur Behandlung infolge eines retinalen Venenverschlusses<br />

(RVV). Das Antikörperfragment wird direkt ins Auge injiziert,<br />

um den dort vorhandenen VEGF zu neutralisieren.<br />

So stoppt Ranibizumab laut den zentralen Zulassungsstudien<br />

ANCHOR 1,2 und MARINA 3 bei neun <strong>von</strong> zehn AMD-Patienten<br />

den schrittweisen Verlust der Sehkraft, über 40 Prozent<br />

der Patienten gewinnen sogar wieder Sehvermögen zurück –<br />

wie Christine K., bei der bereits mit 50 Jahren eine feuchte<br />

AMD festgestellt wurde. Sie und vier andere, erfolgreich behandelte<br />

Patienten wurden als exemplarische Fälle anlässlich<br />

eines Presseworkshops am 1. Februar <strong>2012</strong> im oberbayerischen<br />

Saulgrub vorgestellt. Das dortige Aura-Hotel Kur- und Begegnungszentrum<br />

ist eine Einrichtung des bayerischen Blinden-<br />

und Sehbehindertenbundes. Der passende Ort also, um mit<br />

Patienten und Ärzten über ihre Erfahrungen mit dem Medikament<br />

zu sprechen. Die vergleichsweise junge AMD-Patientin<br />

berichtete wie auch die anderen Betroffenen über bewahrte<br />

bzw. zurückgewonnene Lebensqualität. Die Bayerin wurde<br />

bereits Ende 2006 als eine der ersten Patientinnen <strong>von</strong> Maier<br />

regelmäßig mit dem VEGF-Hemmer behandelt, im Mai 2008<br />

erhielt sie die bisher letzte Injektion. „Seitdem ist meine AMD<br />

‚trocken‘, ich brauche keine weiteren Spritzen mehr, gehe aber<br />

regelmäßig zur Kontrolle“, berichtete die 56-Jährige, die wieder<br />

über 100 Prozent Sehkraft verfügt.<br />

Die Kombination aus regelmäßiger Kontrolle (SD-OCT, Visusbestimmung,<br />

Ophthalmoskopie) und Wiederbehandlung bei<br />

Verschlechterung hat sich im Praxisalltag schrittweise und aus<br />

34<br />

dem Wissen aus einer Million Patientenjahre etabliert. „Bei<br />

der AMD als erster Indikation mussten wir zunächst einmal<br />

Erfahrungen mit Ranibizumab sammeln. Heute wissen wir,<br />

dass sich die Therapie bewährt hat – sie wurde bei sehr vielen<br />

AMD-Patienten erfolgreich eingesetzt“, fasste Prof. Dr. Nicole<br />

Eter (Münster) die Erkenntnisse der letzten Jahre zusammen.<br />

Dabei hat sich gezeigt, dass es kein einheitliches Dosierungsschema<br />

für alle gibt, vielmehr verläuft die Krankheit bei jedem<br />

Patienten anders, weshalb sich nunmehr das sogenannte<br />

individuelle Pro-re-nata-Behandlungsschema etabliert hat.<br />

Jeder Patient erhält demnach so viele Injektionen wie nötig.<br />

Ein Dosierungsschema, das nicht nur für AMD-Patienten gilt,<br />

sondern auch bei den 2011 erfolgten Indikationserweiterungen<br />

DMÖ und RVV (siehe Grafik).<br />

Möglich wird das durch den Wirkmechanismus. Alle drei<br />

Netzhauterkrankungen beruhen in ihrer Pathophysiologie<br />

zwar auf sehr unterschiedlichen Vorgängen, haben aber die<br />

gleiche Ursache, die der Wirkstoff angreift: eine Überexpression<br />

des Wachstumsfaktors VEGF. Die Überproduktion unterscheidet<br />

sich bei den einzelnen retinalen Erkrankungen und<br />

bei jedem Patienten, was die daraus resultierenden individualisierten,<br />

d.h. auf den jeweiligen Krankheitsverlauf der Patienten<br />

zugeschnittenen Behandlungsschemata erklärt.<br />

Interdisziplinäre Zusammenarbeit verbessern<br />

Dies zeigt auch das Beispiel <strong>von</strong> Detlef P. Bei ihm entdeckte<br />

der Augenarzt Schäden an der Netzhaut, die auf einen Diabetes<br />

mellitus hindeuteten. Er schickte den Patienten zum Hausarzt,<br />

der ihn zum Diabetologen überwies. Dieser stellte den<br />

59-Jährigen medikamentös ein, bevor Dr. Susanne Eller-Woywod,<br />

niedergelassene Augenärztin in Gütersloh, die Behandlung<br />

des diabetischen Makulaödems übernahm. Heute hat sich<br />

P.s Sehleistung nach jeweils drei Injektionen auf mittlerweile<br />

100 Prozent verdoppelt, das rechte Auge leistet wieder 70 Prozent.<br />

Für Eller-Woywod sollte dieses Beispiel Schule machen.<br />

„Damit ein Diabetespatient optimal behandelt werden kann,<br />

müssen wir die bestehenden Strukturen effektiver nutzen und<br />

die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Fachgrup-<br />

<strong>Concept</strong> <strong>Ophthalmologie</strong><br />

02 / <strong>2012</strong>

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