PB 1_2013 neu Endversion - St-martinus-stommeln.de

Was war nun die Mitte der mystischen
Erfahrungen der seligen
Christina? Es war eine tiefe Seele
und Leib ergreifende Christusliebe.
Sie erfuhr sich als "Braut
Christi" und litt seine Passion,
seine Leiden mit.
Gleichzeitig entwickelt sich zwischen
ihr und ihrem Seelenführer
Petrus ein so inniges Verhältnis,
das auch in einer intimen Sprache
der Sehnsucht Ausdruck findet.
Dies hat auch schon zu ihrer
Zeit zu Verdächtigungen eines
intimen Verhältnisses geführt, unter
denen beide gelitten haben.
Uns ist diese Sprechweise sehr
fremd. Aber wenn man zur Kenntnis
nimmt, dass im 13. Jahrhundert
in dieser Zeit der Mystik das
"Hohelied der Liebe", das König
Salomo gedichtet hat, so weite
Verbreitung und Nachahmung
gefunden hat, wird man aufmerksam
auf eine Redeweise, die die
liebende Seelenverwandtschaft
eingebettet und entzündet sieht
durch die Gottesliebe. Wir finden
das z.B. bei Bernhard von Clairvaux
oder auch in Dantes "Göttliche
Komödie", wenn er vom
Verhältnis Dantes und Beatrices
spricht. Es gibt keinen Beweis für
ein unerlaubtes Verhältnis der
Christina mit Petrus; Petrus hat
seine Besuche bei Christina den
Oberen angezeigt und Begleiter
erbeten.
Christina von Stommeln - Festpredigt
Das Ziel der beiden, Christina
und Petrus, ist die Christusliebe.
Durch die Liebe Christinas zu
Christus wird Petrus zur Seelenverwandtschaft
mit ihr erfüllt, die
ihn zur Christusliebe führt. Hören
wir das mit den Worten des Petrus
selbst:
„Deshalb wurde Christina mir der
Weg, Christus zu lieben, ihn zu
finden und in mich aufzunehmen,
ja, sie wurde mir Wegweiser auf
diesem Weg."
Christina ergo, quia ad Christum
diligendum, inveniendum et perfruendum
mihi via facta est et en
in via praevia.
Und: „In Gott also bleibst du, Geliebte,
in dieser Zeit … und er
bleibt auch in dir, denn in seiner
Gegenwart wirkt er an dir so eindeutige
Zeichen und Wunder."
Ihre ekstatischen Erfahrungen
beschreibt Petrus so: ".. wenn du
nicht nur die Welt und auch dich
selbst nicht mehr kennst, sondern
völlig außer dir bist".
„Deine Liebe ist gleichsam die
Himmelsleiter, und ich erhoffe
sehnlichst, auf ihr durch deine
Verdienste von Tag zu Tag höher
emporzusteigen.. bis wir uns dort
oben begegnen, um den höchsten
Gott zu schauen".
Kern des mystischen Erlebens
der seligen Christina sind ihre
Christusvisionen und ihr Mitleiden
mit den Leiden Christi. Aber
13