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Kirchenstudie tenliebe, Verzeihen, Gnade – standen für sie über aller Dogmatik. Heute scheint die couragierte Priesterschaft entweder abgetaucht oder ausgestorben zu sein. Viele Seelsorger trauen sich nicht einmal mehr, bei ökumenischen Gottesdiensten mit evangelischen Christen als Abendmahlersatz an einem Stück Weißbrot zu knabbern. Zwei Alphatiere treffen aufeinander Erschwerend hinzu kommt: Die Öffentlichkeitsarbeit der Katholischen Kirche ist grottenschlecht. Wie schwer fällt es ihr, selbst die Dinge, die sie richtig macht, öffentlich zu vermitteln. Wie wenig fällt den beredten Predigern ein, wenn der ehrenwerte Versuch, die Missbrauchsfälle mithilfe eines prominenten Kriminologen aufzudecken, an der Inkompatibilität zweier Alphatiere scheitert? Warum dauerte es Tage, bis Kardinal Meisner nach dem Fehlverhalten zweier katholischer Ärzte öffentlich erklärt, dass mutmaßliche Vergewaltigungsopfer selbstverständlich in den kirchlichen Krankenhäusern aufgenommen werden? Wie soll solch eine Kirche im Grundrauschen der medialen Verlockungen die froheste und ansteckendste aller Botschaften, die der unbedingten Nächstenliebe, vermitteln können, wenn sie diese Botschaft nicht selbst radikal vorlebt? 20 Einen Neuanfang wagen In der Jugend sangen wir: "Die Sache Jesu braucht Begeisterte." Es war die Zeit von "Jesus Christ Superstar" und Rock-Jugendmessen. Wir fühlten uns cool als Katholiken, weil wir bereit waren, für das Gute zu kämpfen und uns gegen den Strom des Profanen zu stemmen. Oft übrigens Hand in Hand mit den jungen Grünen. Heute ist katholisch zu sein nicht mal mehr uncool. Man eckt kaum mehr damit an, sondern erntet vielleicht Kopfschütteln. Trotzdem werden wir in der Gemeinde weiterkämpfen für die Sache Jesu. Im Kleiderstübchen, im Altenheim, im Demenz-Café. "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen", soll Jesus gesagt haben. Vielleicht sollten sich die katholischen Dogmatiker derweil in die Katakomben zurückziehen und noch einmal ganz von vorn anfangen. Wir drucken den Beitrag ‚Die Unbarmherzigen‘ erschienen auf www.stern.de am 25.1.2013 mit freundlicher Genehmigung des Autors ab. Rolf-Herbert Peters, Mitglied unseres Pfarrgemeinderates, schreibt hauptberuflich als Journalist für den ‚Stern‘. Ausgesucht von Matthias Beiten
Er sitzt auf dem Stuhl des Richters, die Verhandlung beginnt. Er weiß genau: Dieser Mann ist unschuldig, er hat nichts Unrechtes getan. Ganz im Gegenteil: Selbst seine Frau sagt, dieser Mann sei unschuldig. Jesus, der „der Messias“ genannt wird, - wohin mit ihm? Sie schreien: „Ans Kreuz!“ ‚Er fragt: „Warum? Hat er Böses getan?“ Sie schreien noch lauter, brüllen: „Ans Kreuz!“ Seit 2000 Jahren hat sich nichts geändert. Sie schreien: „Ans Kreuz!“ Sie schreien: „Kauft nicht beim Juden!“ Sie schreien: „Türken raus!“ Und er lässt den Unschuldigen foltern und töten; er kauft nicht beim Juden, er schweigt. Was ihr dem Geringsten meiner Brüder nicht getan habt, das habt ihr mir nicht getan. Was ihr dem Geringsten meiner Brüder nicht getan habt, das habt ihr mir nicht getan. Die Passion ist noch nicht vorbei. „Ach, du bist doch auch mit Jesus, dem Mann aus Galiläa, zusammen gewesen.“ Meditation Aus der Gemeinde Doch er streitet es ab, und alle hören, wie er sagt: „Ich weiß nicht, wovon du redest!“ „Doch, du gehörst zu ihm: Die Art, wie du redest, verrät dich.“ Da fluchte er und stieß Verwünschungen aus. „Ich sage euch“, rief er, „dass ich diesen Menschen nicht kenne.“ Er sieht weg, wenn Unrecht geschieht vor seinen Augen. Dann kennt er diese Leute nicht: Sicher, in der Kirche hört er frommes Reden, Beten für die Unterdrückten anderswo. Das Krähen des Hahnes hört er nicht, und er weint auch nicht mehr. - - Was ihr dem Geringsten meiner Brüder nicht getan habt, das habt ihr mir nicht getan. - - Die Passion ist nicht vorbei, sie findet statt, jeden Tag vor unserer Tür. In der U-Bahn, am Arbeitsplatz, an Hauswänden Meditation aus dem Gottesdienst am Palmsonntag; Gottesdienst, Berlin, 19.03.89 Fernseh-Zeitung Ausgesucht von hk 21
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