Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...
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große therapeutische Breite auf. Auch<br />
in sehr hoher, prätoxischer Dosis sind<br />
lebensbedrohliche Zustände wie<br />
Atemdepression, Herz-Kreislauf-Versagen<br />
und Areflexie im Vergleich zu<br />
den Barbituraten sehr selten. Wie letztere<br />
verän<strong>der</strong>n in geringem Umfang<br />
auch die Benzodiazepine die Schlafarchitektur:<br />
Festzustellen ist ein Einfluß<br />
auf den REM-Schlaf sowie eine<br />
Verkürzung des Stadiums 4 (o<strong>der</strong> D)<br />
des NREM-Schlafes, d.h. eine Abnahme<br />
<strong>der</strong> Tiefschlafphase. Auch bei<br />
sachgemäßer Anwendung von Benzodiazepinen<br />
sind Toleranzphänomene<br />
und das Auftreten von Rebound-Insomnien<br />
nach dem Absetzen nicht<br />
auszuschließen. Benzodiazepine weisen<br />
ein nicht unerhebliches Abhängigkeitspotential<br />
auf. Solche Effekte lassen<br />
sich durch Ausschleichen über einen<br />
genügend langen Zeitraum vermeiden.<br />
In <strong>der</strong> Praxis ist dieses Vorgehen<br />
jedoch eher die Ausnahme.<br />
Bei älteren Menschen kann unter<br />
<strong>der</strong> Medikation mit Benzodiazepinen<br />
die Vigilanzregulation zusammenbrechen<br />
und als Folge ein Syndrom mit<br />
pathologisch erhöhter Schlafneigung<br />
auftreten. Auch paradoxe Reaktionen<br />
sind bekannt.<br />
Die Metabolisierung <strong>der</strong> meisten<br />
Benzodiazepine erfolgt über gleichfalls<br />
hypnotisch wirksame Metaboliten.<br />
Dies schlägt sich in <strong>der</strong> Wirkdauer<br />
<strong>der</strong> Arzneimittel nie<strong>der</strong> und ist<br />
gegebenenfalls zu berücksichtigen. Zu<br />
Titelthema<br />
Aufklärung über individuelles Schlafbedürfnis<br />
regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus<br />
geeignete Umgebungsbedingungen im Schlafzimmer<br />
ausreichend körperliche Aktivität<br />
Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ernährungsgewohnheiten (Zeiten, Mengen, Zusammensetzung)<br />
„Einschlafrituale“<br />
Entspannungstechniken (z.B. autogenes Training, progressive Muskelentspannung,<br />
konzentrative Bewegungstherapie)<br />
Tab. 3: Nichtmedikamentöse Begleitmaßnahmen <strong>der</strong> Arzneimittelverordnung<br />
bei Insomnien<br />
beachten ist auch eine gegenseitige<br />
Potenzierung durch an<strong>der</strong>e zentral<br />
dämpfende Arzneimittel und Alkohol.<br />
Eine Beeinträchtigung <strong>der</strong> Straßenverkehrstauglichkeit<br />
liegt selbst nach<br />
Einnahme relativ schwach sedierend<br />
wirksamer Benzodiazepine auf <strong>der</strong><br />
Hand, zumal auch Vigilanzmin<strong>der</strong>ungen<br />
nach nur einmaliger Gabe bekannt<br />
sind.<br />
keine Toleranz o<strong>der</strong> Abhängigkeit<br />
auch in hoher Dosis keine narkotische Wirkung<br />
keine Beeinflussung des REM-Schlafes<br />
kein Hang-over<br />
keine Rebound-Insomnien<br />
geringes Interaktionspotential<br />
Tab. 4: Vorteile pflanzlicher Sedativa<br />
Alternative medikamentöse<br />
Behandlung von Insomnien:<br />
Pflanzliche Sedativa<br />
Angesichts <strong>der</strong> <strong>für</strong> Benzodiazepine<br />
bekannten Nachteile und Gefahren<br />
könnten Phytopharmaka <strong>für</strong> die medikamentöse<br />
Behandlung von Schlafstörungen<br />
eine echte Alternative darstellen<br />
(siehe Tab. 4).<br />
Hinsichtlich ihrer Effizienz sind<br />
Phytopharmaka allerdings nicht unumstritten.<br />
Zweifel an <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />
betreffen vor allem das Fehlen<br />
tierexperimenteller Untersuchungen<br />
und kontrollierter klinischer Studien.<br />
Wirksame Inhaltstoffe und – so beschrieben<br />
– <strong>der</strong>en Mechanismen sind<br />
oftmals unbekannt. Beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong><br />
Vergangenheit waren Fertigarzneimittel<br />
nach heutigen Erkenntnissen<br />
zudem deutlich unterdosiert.<br />
Den Arzneipflanzen Baldrian und<br />
Hopfen wurde von <strong>der</strong> Kommission E<br />
des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes<br />
aufgrund des wissenschaftlichen<br />
Datenmateriales in Mono-<br />
Arznei- Drogen- Monographierte Monographierte<br />
pflanze bezeichnung Tagesdosis Tagesdosis<br />
bei Einzelgabe in Kombination<br />
Baldrian Valerianae radix 2-3 g Ø 1,25 – 1,88 g<br />
Hopfen Lupuli strobulus 0,5 g Ø 0,25 – 0,375 g<br />
Tab. 5: Monographierte wirksame Tagesdosen <strong>für</strong> Baldrian und<br />
Hopfen<br />
688<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)