Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...
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EDITORIAL<br />
Dipl.-Biol. Jens Meyer-<br />
Wegener<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Die Würfel sind gefallen . . .<br />
Am 27.09.1998 haben sich die Bundesbürger<br />
<strong>für</strong> einen Wechsel in <strong>der</strong> politischen Landschaft<br />
entschieden. Die Erwartungen an die<br />
neue Regierung – voraussichtlich eine<br />
Koalition aus SPD und Bündnis 90/Die<br />
Grünen – sind hoch; und die politischen und<br />
gesellschaftlichen Probleme sind nicht gerade<br />
klein: Hohe Arbeitslosenzahlen, Atomenergie<br />
— ja o<strong>der</strong> nein, Steuerreform u.a.m.<br />
Mit beson<strong>der</strong>em Interesse durfte die<br />
Bevölkerung – und das heißt <strong>Ärzte</strong> und<br />
Patienten gleichermaßen – auch die Frage<br />
verfolgen: was wird aus dem Gesundheitssystem?<br />
Während Gesundheitsminister (a.D.)<br />
HORST SEEHOFER vor <strong>der</strong> Wahl noch von einer<br />
Fortführung <strong>der</strong> Gesundheitsreformen und einer<br />
Entlastung <strong>der</strong> Arbeitnehmer gesprochen<br />
hat, d.h. Einfrieren des Arbeitgeberanteils am<br />
Kassenbeitrag, hat sich die SPD nach Aussage<br />
ihres gesundheitspolitischen Sprechers KLAUS<br />
KISCHNER zum Ziel gesetzt, eine ganze Reihe<br />
<strong>der</strong> gesundheitspolitischen Entscheidungen<br />
<strong>der</strong> Koalition zurückzunehmen: Aufgehoben<br />
werden sollen z.B. die mit <strong>der</strong> 1. NOG eingeführte<br />
Kopplung von Beitragssatzerhöhungen<br />
und höheren Zuzahlungen bei Arzneimitteln,<br />
Krankenhausbehandlungen, Heilmitteln,<br />
Fahrkosten etc., sowie die mit <strong>der</strong> 2. NOG<br />
eingeführten Elemente <strong>der</strong> privaten Krankenversicherungen<br />
wie z.B. die Selbstbehalte und<br />
die Beitragsrückgewähr.<br />
Darüber hinaus will die SPD ein Globalbudget<br />
einführen. Das heißt die Kassen sollen<br />
wie<strong>der</strong> ein Budget vorgeschrieben bekommen.<br />
Als Grundlage sollen die <strong>Ausgabe</strong>n des<br />
Jahres 1995 hergenommen werden. Mit dieser<br />
,,Deckelung“ <strong>der</strong> Gesamtausgaben erhofft<br />
sich die SPD eine Kontrolle <strong>der</strong> <strong>Ausgabe</strong>nentwicklung<br />
im Gesundheitswesen.<br />
Der Hausarzt soll <strong>der</strong> „Pförtner“ des<br />
Gesundheitswesens werden. Patienten sollen<br />
erst vom Hausarzt untersucht und behandelt<br />
werden, bevor sie gegebenenfalls an einen<br />
Spezialisten überwiesen werden.<br />
Und last but not least: Die Positivliste soll<br />
her!<br />
Das Gesundheitssystem in Deutschland,<br />
an dem sich in den vergangenen Jahren drei<br />
Gesundheitsminister versucht haben, ist nach<br />
wie vor krank, weil so nicht mehr finanzier-<br />
665<br />
bar. Ob allerdings diese geplanten Maßnahmen<br />
<strong>der</strong> SPD die ,,Kuh vom Eis“ bringen<br />
werden, bleibt abzuwarten?<br />
Schon jetzt drängen sich bei näherer Betrachtung<br />
des SPD-Sofortprogramms einige<br />
kritische Fragen auf:<br />
Wird die Therapiefreiheit noch stärker<br />
eingeschränkt, was gerade im Bereich <strong>der</strong><br />
Naturheilverfahren einzelne Methoden in<br />
ihrer Existenz gefährden könnte?<br />
Wird nicht durch die ,,Deckelung“ des<br />
Budgets das Nebeneinan<strong>der</strong> verschiedener<br />
Methoden verhin<strong>der</strong>t und die billigste<br />
Medizin zur Standardmedizin erhoben?<br />
Kommt <strong>der</strong> Patient zu seinem Recht, seine<br />
Krankheit adäquat behandeln zu lassen,<br />
wobei die adäquate Behandlung nicht von<br />
<strong>der</strong> Politik o<strong>der</strong> dem medizinischen Dienst<br />
vorgeschrieben werden?!<br />
Wird <strong>der</strong> Bürokratismus, <strong>der</strong> das<br />
Medizinsystem jetzt schon verteuert, noch<br />
weiter um sich greifen?<br />
Gerade die Naturheilverfahren und die Verfahren<br />
<strong>der</strong> komplementären Medizin sind<br />
häufig zeitintensiv und können nicht delegiert<br />
werden, so daß sie in vielen Fällen teurer sind.<br />
Langfristig gesehen nutzen sie dem Patienten<br />
jedoch sicherlich mehr als manch eine schulmedizinische<br />
Behandlungsmethode.<br />
Die Zeichen <strong>der</strong> Zeit stehen wie<strong>der</strong> einmal<br />
auf Sturm. Nur eines steht <strong>der</strong>zeit fest: 80 %<br />
eben <strong>der</strong> Bevölkerung, die vor drei Wochen<br />
den ,,neuen Gesichtern“ einen Regierungsauftrag<br />
erteilt hat, ist von <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />
und Verträglichkeit von Naturheilverfahren<br />
überzeugt und würde – im Krankheitsfall – eine<br />
Behandlung mit pflanzlichen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
naturheilkundlich ausgerichteten Methoden<br />
einer rein schulmedizinischen Behandlung<br />
vorziehen. Es beleibt zu hoffen, daß ,,die neuen<br />
Herren“ in Berlin (und Bonn) dies nicht<br />
aus den Augen verlieren.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Ihr Jens Meyer-Wegener
672<br />
Pro und Contra pflanzliche<br />
Arzneimittel<br />
Der Stellenwert <strong>der</strong> Phytotherapie in <strong>der</strong> heutigen<br />
Medizin ist nach wie vor umstritten. Während einige<br />
Wissenschaftler pflanzliche Arzneimittel aufgrund eines<br />
angeblich mangelnden Wirksamkeitsnachweises<br />
aus <strong>der</strong> Erstattungspflicht <strong>der</strong> Krankenkassen ausgeschlossen<br />
sehen wollen, verweisen an<strong>der</strong>e Experten<br />
auf qualitativ hochwertige Phytopharmaka, <strong>für</strong> die in<br />
neuen experimentellen und klinischen Studien gute<br />
Wirksamkeit und Unbedenklichkeit nachgewiesen<br />
wurde. Dieser Aspekt darf nach Ansicht von Prof. Dr.<br />
Heinz Schilcher, 2. Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zulassungskommission<br />
E, neben <strong>der</strong> soliden geschichtlichen Grundlage,<br />
auf <strong>der</strong> die mo<strong>der</strong>nde Phytotherapie basiert, bei<br />
<strong>der</strong> Bewertung pflanzlicher Arzneimittel nicht außer<br />
Acht bleiben.<br />
685<br />
Mit Baldrian und Hopfen gegen<br />
Schlafstörungen<br />
Insomnien und psychovegetative Störungen lassen<br />
sich mit hochdosierten Baldrian-/Hopfen-Extraktzubereitungen<br />
wirkungsvoll behandeln. Mo<strong>der</strong>nen<br />
wissenschaftlichen Standards entsprechende tierexperimentell<br />
Untersuchungen und kontrollierte klinische<br />
Studien belegen die Effizienz einer Therapie mit<br />
pflanzlichen Sedativa auf Baldrian-Hopfen-Basis bei<br />
ausreichen<strong>der</strong> Dosierung. Im Gegensatz zu synthetisch-chemischen<br />
Arzneimitteln erzeugen pflanzliche<br />
Sedativa keine Toleranz- o<strong>der</strong> Abhängigkeitsphänomene<br />
bzw. Rebound-Insomnien.<br />
Inhalt<br />
Praxis<br />
Leserforum: Stellungnahme von Dr. Buchwald<br />
zu den Leserbriefen 668<br />
Leser fragen – Experten antworten 671<br />
Prof. H. Schilcher: Pflanzliche Arzneimittel –<br />
umstrittene Arzneimittel, zuwenig Qualitätskontrolle?<br />
672<br />
Ist Essig Heilkraft aus <strong>der</strong> Natur? 680<br />
Männer wissen zuwenig über Prostatakrebs 680<br />
SERIE ERNÄHRUNGSTHERAPIE<br />
Laktoseintoleranz und Verzehr von Milch und<br />
Milchprodukten 682<br />
INTERVIEW<br />
Dr. K. Maar: Komplementäre Verfahren in <strong>der</strong><br />
Onkologie 684<br />
Originalarbeiten<br />
TITELTHEMA<br />
M. Schmidt: Mit Baldrian und Hopfen gegen<br />
Schlafstörungen 685<br />
STUDIEN<br />
H. J. Koch , C. Raschka, W. Banzer:<br />
Psychoneuroimmunologie – Interdisziplinäre<br />
Wissenschaft zwischen Immunologie, Neurobiologie<br />
und Endokrinologie 698<br />
Kommentar von Dr. Olaf Kuhnke 705<br />
T. D. Petzold: Viagra o<strong>der</strong> eine Not-wendende<br />
Kultur(r)evolution im Gesundheitswesen? 706<br />
I. Loniewski, A. Put, H. D. Musial, Z. Mysliwiec,<br />
B. Czerny, M. Ceglecka: Essentielle Phospholipide<br />
(EPL) in <strong>der</strong> Prophylaxe bei chronischen<br />
Vergiftungen mit organischen Lösungsmitteln 717<br />
Der ZÄN vertritt die Methoden <strong>der</strong> Naturheilverfahren und die<br />
Verfahren seiner angeschlossenen Gesellschaften. In <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>zeitschrift<br />
<strong>für</strong> Naturheilverfahren stellt er darüber hinaus neue Verfahren<br />
vor bzw. Anschauungen und Meinungen zur Diskussion.<br />
666<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
Aus dem ZÄN<br />
Adventskongreß ärztlicher Naturheilverfahren 724<br />
8. Bad Meinberger Woche 726<br />
Gesundheitspolitik<br />
Hartmannbund: „Neue Arzneimittelrichtlinien sind<br />
nicht genehmigungsfähig“ 726<br />
Kongreßberichte<br />
Fortschritte in <strong>der</strong> Krebstherapie 727<br />
Neue Perspektiven <strong>für</strong> Thymus-Peptide in <strong>der</strong><br />
Immunologie 728<br />
Aus Industrie und Forschung<br />
KURZNACHRICHTEN 734<br />
THERAPIEREPORTE<br />
Zink und Immunsystem 738<br />
Mineralwasser senkt Cholesterin und<br />
Triglyceride 738<br />
Varia<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Inhalt<br />
Dr. Christoph Hartung (1779–1853) 740<br />
Dr. Walter Schultz-Friese feiert 90. Geburtstag 743<br />
Preisausschreiben 743<br />
Auflösung des Preisausschreibens aus Heft 8 743<br />
BUCHBESPRECHUNGEN 733<br />
KLEINANZEIGEN 741<br />
LESERUMFRAGE 744<br />
IMPRESSUM 745<br />
Dieses Heft enthält eine Beilage <strong>der</strong> Dr. Scheffler Nachf. GmbH,<br />
Bergisch-Gladbach. Wir bitten um Beachtung.<br />
667<br />
706<br />
Viagra – Modedroge o<strong>der</strong> ethisches<br />
Arzneimittel?<br />
Die Diskussion um das Potenzmittel Viagra ist zum<br />
Sinnbild <strong>für</strong> die Krise unseres Gesundheitssystems<br />
geworden. Das heutige medizinische Denken ist geprägt<br />
von <strong>der</strong> illusionären Vorstellung <strong>der</strong> käuflichen<br />
Gesundheit. Diese Einstellung erweist sich allerdings<br />
mehr und mehr als Hin<strong>der</strong>nis auf dem Weg zu einer<br />
gesundheitsbewußten Lebensweise. Eine entwicklungsorientierte<br />
Ganzheitsmedizin mit dem Menschen<br />
als selbstverantwortlichem Wesen im Mittelpunkt ist<br />
mehr denn je gefragt.<br />
724<br />
Adventskongreß<br />
ärztlicher Naturheilverfahren<br />
in Zusammenarbeit von ZÄN und BDABayern<br />
vom 4. bis 6. Dezember 1998 in München<br />
Schwerpunkte des Programmes: Akupunktur, Neuraltherapie,<br />
Applied Kinesiologie, Schmerztherapie,<br />
Umweltmedizin, Homöosiniatrie, Elektroakupunktur<br />
nach Voll, Regulationsthermographie, Ozontherapie,<br />
IGEL, Abrechnungsseminar
Vorbemerkungen<br />
Seit 50 Jahren gibt es in Deutschland den<br />
„Schutzverband <strong>für</strong> Impfgeschädigte<br />
e.V.“. Ein Zusammenschluß von Eltern,<br />
denen ein Kind durch eine Impfung geschädigt<br />
o<strong>der</strong> getötet wurde. Seit 40<br />
Jahren bin ich „Ärztlicher Berater“ dieses<br />
Verbandes. Ich habe Kenntnis von über<br />
1.000 Impfschadensfällen (<strong>der</strong>en Leidenszusammenhang<br />
mit <strong>der</strong> Impfung von <strong>der</strong><br />
Schulmedizin natürlich zunächst als „nicht<br />
bewiesen“ bzw. als „Zufall“ bezeichnet<br />
wird. Von diesen sind mir ca. 350 Fälle<br />
persönlich bekannt. In ca. 150 Fällen habe<br />
ich sachverständige Gutachten zu Impfschadensprozessen<br />
vor deutschen Sozialund<br />
Landessozialgerichten erstattet. In<br />
meinen Aktenschränken befinden sich die<br />
Unterlagen von über 50 gerichtlich anerkannten<br />
Impfschadensfällen sowie von ca.<br />
150 nach Impfungen aufgetretenen Leidenszuständen,<br />
<strong>der</strong>en gerichtliche Verfahren<br />
noch im Gange sind.<br />
Der durch Impfungen angerichtete Schaden<br />
ist viel größer, als sich das die<br />
Schreiber <strong>der</strong> Leserbriefe vorstellen können.<br />
Natürlich, wenn die Schulmedizin bei<br />
jedem nach einer Impfung auftretenden<br />
Schadensfall behauptet, das sei nur Zufall,<br />
es bestünde zwar ein „zeitlicher“, nicht<br />
aber ein „ursächlicher“ Zusammenhang,<br />
gelingt es durch solche Machenschaften,<br />
die Schadenszahlen zu vertuschen. Genau<br />
wie seinerzeit bei dem Contergan-Unglück.<br />
Auch damals behaupteten Schulmediziner,<br />
das Auftreten <strong>der</strong> Verstümmelungen<br />
habe nichts mit dem Medikament<br />
Contergan zu tun. Der Zusammenhang sei<br />
nur „zeitlich“, aber nicht „ursächlich“. Die<br />
gleichen Argumente wie bei Impfschäden:<br />
Alles nur Zufall, alles nicht bewiesen.<br />
Ist es <strong>für</strong> deutsche <strong>Ärzte</strong> nicht beschämend,<br />
daß es seit 50 Jahren eine Organisation<br />
gibt, in <strong>der</strong> sich Eltern <strong>der</strong> durch<br />
<strong>Ärzte</strong> um ihr Leben betrogenen Kin<strong>der</strong> zusammengeschlossen<br />
haben, um <strong>für</strong> die<br />
Kin<strong>der</strong> wenigstens die geringsten, im Gesetz<br />
festgelegten, materiellen Sicherungen<br />
durchzukämpfen? Ist es nicht eine Schande,<br />
daß ein solches Gesetz geschaffen werden<br />
mußte?<br />
Leserforum<br />
Stellungnahme von Dr. G. Buchwald zu Leserbriefen aus Heft 9/98<br />
„Der durch Impfungen angerichtete Schaden ist viel größer<br />
als sich das die Schreiber <strong>der</strong> Leserbriefe vorstellen können . . .“<br />
Zum Leserbrief Dr. Martin Adler,<br />
Siegen<br />
Wenn Kollege Adler schreibt: „ ... ist davon<br />
auszugehen, daß in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
im Jahre 1997 etwa 30.000 Masernerkrankungen<br />
aufgetreten sind“, darf ich<br />
daran erinnern, daß es sich bei dieser Zahl<br />
nur um die sattsam bekannten „genauen<br />
Schätzungen“ handeln kann. (Außerdem<br />
fragt man erstaunt: Nanu, bei einer fast<br />
vollständigen Durchimpfung unserer Kin<strong>der</strong>?)<br />
Masernerkrankungen sind nicht meldepflichtig,<br />
genaue Zahlen gibt es nicht<br />
und <strong>für</strong> 1997 wurden selbst die Zahlen <strong>für</strong><br />
die meldepflichtigen Masern-Todesfälle<br />
noch nicht veröffentlicht. Nur ein Prophet<br />
kann das voraussagen. Es gibt aber <strong>für</strong><br />
1995 genaue Zahlen über Masern-Todesfälle,<br />
sie sind aus meiner Tabelle Seite 535<br />
ersichtlich. Es hat in diesem Jahr in ganz<br />
Deutschland bei 82 Millionen Einwohnern<br />
ganze 5 Masern-Todesfälle gegeben. Dr.<br />
Adler aus Siegen weiß anscheinend in<br />
Sachsen gut Bescheid. Er schreibt: „ . . .<br />
und das z.B. im Land Sachsen von 38 gemeldeten<br />
erkrankten Patienten 24 keinen<br />
Impfschutz mehr aufweisen konnten“. Ich<br />
sehe das an<strong>der</strong>s: Im Land Sachsen waren<br />
von 38 gemeldeten Patienten 14 erkrankt,<br />
obwohl sie vollständig geimpft waren. Für<br />
mich beweist das eine ungenügende<br />
Wirksamkeit dieser Impfung!<br />
Gleiches gilt <strong>für</strong> die angebliche Steigerung<br />
bei Pertussis-Erkrankungen. Auch hier<br />
kann es sich nur um die „genauen<br />
Schätzungen“ handeln, denn Pertussis-<br />
Erkrankungen sind nicht meldepflichtig.<br />
Daher sind Zahlen reine Phantasie. (Ob<br />
sich die Statistiker nicht schämen, den<br />
Ausdruck „genaue Schätzungen“ zu verwenden?).<br />
Hingegen sind die Todesfall-<br />
Zahlen nach Keuchhusten meldepflichtig.<br />
Sie sind meiner Tabelle Seite 535 zu entnehmen.<br />
Es gab 1995 keinen Todesfall<br />
nach Pertussis.<br />
„Die Gefahr liegt klar auf <strong>der</strong> Hand“ (bei<br />
Keuchhusten, nach Dr. Adler). Eben nicht.<br />
Die Tabelle Seite 538 zeigt, welche<br />
„Gefahren“ in den 20 Jahren <strong>der</strong> Aussetzung<br />
<strong>der</strong> Keuchhustenimpfung aufgetreten<br />
sind. Keine! Auch ohne Impfung<br />
gingen die Keuchhusten-Todesfälle, genau<br />
wie vor <strong>der</strong> Aufhebung und auch wie nach<br />
<strong>der</strong> Aufhebung langsam aber stetig zurück.<br />
Das ist ja <strong>der</strong> Grund, weshalb die Keuch-<br />
668<br />
hustenimpfung wie<strong>der</strong> eingeführt wurde!<br />
Die Tabelle zeigt, daß Impfungen gegen<br />
Pertussis ohne jeden Einfluß auf die<br />
Anzahl <strong>der</strong> Todesfälle waren.<br />
Zum Leserbrief von<br />
Prof. Dr. G. Uhlenbruck, Köln<br />
Warum soviele Experimente, wenn Impfstoffe<br />
doch so gut sind? Wie lange wurde<br />
um die BCG-Impfung diskutiert. Der eine<br />
„Experte“ war da<strong>für</strong>, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e war dagegen.<br />
Ein Impfstoff, <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Rin<strong>der</strong>tuberkulose<br />
gewonnen wurde und daher,<br />
selbst bei Annahme einer Richtigkeit unserer<br />
heutigen Theorie, nicht wirken konnte.<br />
Jetzt wurde er endlich aus <strong>der</strong> Reihe <strong>der</strong><br />
„empfohlenen Impfungen“ gestrichen. Es<br />
ging wohl nicht an<strong>der</strong>s, es mußte zugegeben<br />
werden: „Der in Deutschland verwendete<br />
Impfstamm (Copenhagen 1331) erwies<br />
sich in einer großen, placebokontrollierten<br />
Studie <strong>der</strong> WHO als unwirksam“,<br />
(Kin<strong>der</strong>arzt 9/98, S. 966).<br />
Wie<strong>der</strong> wird vertuscht: Im geimpften<br />
Kollektiv traten in Indien erheblich mehr<br />
Tuberkulose-Fälle auf als in dem ungeimpft<br />
gebliebenen Kollektiv. D.h., auch<br />
diese Impfung „prädestiniert“.<br />
Zum Leserbrief von Dr. Christoph<br />
Heil, Groß-Zimmern<br />
Zu meinen angezweifelten Statistiken:<br />
Seit Jahren erhalte ich die Zeitreihe 2:<br />
„Meldepflichtige Krankheiten“ sowie<br />
Reihe 4: „Todesursachen in Deutschland“<br />
des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden<br />
im Abonnement. (Was ich Herrn<br />
Kollegen Heil nur empfehlen kann). Es<br />
handelt sich bei meinen Statistiken um<br />
amtliche Zahlen.<br />
Beim Zweifel an <strong>der</strong> nachgewiesenen<br />
Kausalität erlaube ich mir, wie<strong>der</strong> an die<br />
Contergan-Affäre zu erinnern. Hier war<br />
<strong>der</strong> Zusammenhang angeblich auch nicht<br />
bewiesen, die Verstümmelungen waren<br />
„reiner Zufall“. Aber kein Contergan –<br />
keine Verstümmelungen. Ist das ein Beweis<br />
o<strong>der</strong> ist das kein Beweis? Gehen wir<br />
davon aus, daß 1806 die erste Impfpflicht<br />
gegen Pocken eingeführt wurde, so hat die<br />
Schulmedizin bis 1925, also fast 125 Jahre<br />
lang, auf das heftigste bestritten, daß es<br />
nach dieser Impfung zu Schädigungen<br />
kommen kann. Erst als Folge <strong>der</strong><br />
Veröffentlichungen von Prof. Lucksch aus<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
Prag konnten impfbedingte Hirnverän<strong>der</strong>ungen nicht mehr abgestritten<br />
werden (vgl. Buchwald, G.: Postvakzinale Enzephalitis und<br />
postvakzinale Enzephalopathie. Med.Welt 22, 5.1697 (1971). Das<br />
Reichsgericht in Leipzig hat ausnahmslos alle Klagen verzweifelter<br />
Eltern, <strong>der</strong>en Kind durch die Pokkenimpfung zerstört wurde,<br />
abgewiesen. Hugo Wegener beschreibt in seinem Buch „Der<br />
Impffriedhof“ 36.000 Impfschäden nach dieser Impfung. Sein 1912<br />
erschienenes Buch fand lei<strong>der</strong> nicht die gebührende Aufmerksamkeit,<br />
wahrscheinlich weil 1914 das gewaltige Sterben im Ersten<br />
Weltkrieg begann.<br />
Zum Leserbrief von Dr. Olaf Kuhnke, Deggendorf<br />
Mein Gott, wie<strong>der</strong> die Geschichte mit den Störchen! Auch wenn in<br />
abgewandelter Form. Erstmals hörte ich sie beim Studium in<br />
Königsberg, bezogen auf ein Storchen-Dorf in Ostpreußen. In<br />
Danzig ereignete sie sich, im Danzinger Wer<strong>der</strong>. Beim Studium in<br />
Jena verlegte sie <strong>der</strong> Hygieniker nach Schleswig-Holstein. Auch<br />
Mecklenburg wurde genannt. Einmal wurde sogar ein bestimmtes<br />
Dorf (Das Storchen-Dorf in Schleswig-Holstein) bemüht. Kollege<br />
Kuhnke verlegt die amüsante, aber langsam langweilige Geschichte<br />
zur Abwechslung gar nach Schweden. Nun: „Ist sie auch<br />
nicht wahr, so ist sie doch schön anzuhören.“<br />
Zusammenfassung<br />
Alle zu Wort gekommenen Kollegen impfen und werden von <strong>der</strong><br />
Schulmedizin in den Glauben versetzt, den geimpften Kin<strong>der</strong>n in<br />
irgend einer Form etwas Gutes zu erweisen. Daher die Empörung.<br />
Die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> so vehement die Impfung verteidigenden<br />
Kollegen möchte ich auf die verschiedenen, in letzter Zeit erschienenen<br />
Artikel <strong>der</strong> Frau RA Bütikofer aus Nürnberg verweisen:<br />
Aufklärungspflicht aus juristischer Sicht. Deutsches <strong>Ärzte</strong>blatt<br />
94, Heft 26, 27. Juni 1997, S. C-1324<br />
Aufklärung vor Schutzimpfungen: Empfehlungen <strong>für</strong> die Praxis.<br />
Infektionsepidemiologische Forschung 1/98, März 1998, S. 1<br />
Aufklärungspflicht bei Schutzimpfungen aus juristischer Sicht.<br />
Monatsschr. Kin<strong>der</strong>heilk. 146, 1998, S. 1<br />
Die Juristen weisen darauf hin, daß vor je<strong>der</strong> Impfung eine Aufklärung<br />
zu erfolgen hat. Sie muß wahrheitsgemäß, umfassend und<br />
vollständig sein. Sonst sehen unsere Gerichte in je<strong>der</strong> Impfung eine<br />
Körperverletzung, die auf Antrag Strafverfolgung nach sich<br />
zieht. Eigentlich gehört zu einer vollständigen, juristisch einwandfreien<br />
Aufklärung <strong>der</strong> Hinweis, daß die geplante Impfung unwirksam<br />
sein kann. Bekanntlich kann man bei je<strong>der</strong> Impfung trotzdem<br />
an <strong>der</strong> Krankheit erkranken, gegen die sich die Impfung richtet. Es<br />
muß auch gesagt werden, daß die geplante Impfung schwere<br />
Schäden nach sich ziehen kann und sogar Todesfälle möglich sind.<br />
Nur dann ist es eine „umfassende und vollständige Aufklärung“.<br />
Kommt es zu einer Schädigung und zu einer Zivilgerichtsklage,<br />
dreht sich die Beweislast um: Der Arzt muß nachweisen, daß er<br />
„vollständig und umfassend“ aufgeklärt hat. Kann er diesen<br />
Beweis nicht führen, kommt es zur Verurteilung. Bei schweren<br />
Impfschäden geht das dann fällige Schmerzensgeld in die<br />
Hun<strong>der</strong>ttausende o<strong>der</strong> führt gar zum wirtschaftlichen Ruin.<br />
Nachzulesen bei Frau RA Bütikofer, die seit immerhin 1971 Impfschadensfälle<br />
bearbeitet.<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Die vollständige<br />
Stellungnahme von Dr. Buchwald kann angefor<strong>der</strong>t werden<br />
bei: Dipl.-Biol. Jens Meyer-Wegener, Fax 08851 / 1320.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Leserforum<br />
669<br />
Dr. Klein
LESERSERVICE<br />
An die<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren<br />
Dipl.-Biol. Jens Meyer-Wegener<br />
Wehrfeldweg 6<br />
82439 Großweil<br />
670<br />
Fax:<br />
08851<br />
1320<br />
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Liebe Leserinnen und Leser!<br />
Ein Arzneimittel kann nur dann wirken,<br />
wenn es vom Patienten auch eingenommen<br />
wird. Das gilt im übertragenen<br />
Sinne auch <strong>für</strong> eine Zeitschrift:<br />
Eine Zeitschrift kann nur dann ihren<br />
Zweck erfüllen, wenn sie gelesen<br />
wird. Aber ob die Zeitschrift gelesen<br />
wird beziehungsweise wie sie gelesen<br />
wird, erfahren wir nur durch ein entsprechendes<br />
„Feed-back“.<br />
Mit an<strong>der</strong>en Worten: Wir freuen<br />
uns über jeden Leserbrief! Bitte<br />
schreiben Sie uns, was Ihnen an <strong>der</strong><br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren<br />
gefällt, und natürlich auch, was<br />
Ihnen nicht gefällt. Machen Sie Vorschläge<br />
zu Themen, die Sie interessieren.<br />
Schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen.<br />
Zudem möchten wir Ihnen einen<br />
neuen Service anbieten:<br />
Sollten Sie Fragen zu naturheilkundlichen<br />
Themen haben, bitte<br />
schreiben Sie uns (Seite heraustrennen,<br />
beschreiben, faxen!). Wir werden<br />
Ihre Frage an einen Experten <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Fachrichtung beziehungsweise<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Naturheilmethode<br />
weiterleiten und Ihnen umgehend<br />
eine Antwort zusenden.<br />
Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!<br />
Ihre Redaktion <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>zeitschrift<br />
<strong>für</strong> Naturheilverfahren.<br />
Absen<strong>der</strong>:<br />
––––––––––––––––––––––––––––––<br />
Name<br />
––––––––––––––––––––––––––––––<br />
Straße<br />
––––––––––––––––––––––––––––––<br />
PLZ/Ort<br />
Praxisstempel<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
Leser fragen – Experten antworten<br />
Zur Anfrage von Dr. Thomas Körfgen, Freilassing:<br />
,,Sind Fischölkapseln toxisch<br />
belastet?“<br />
Daß es in den Weltmeeren belasteten Fisch gibt, steht außer Frage,<br />
ebenso das Faktum, daß diese Belastungen über die Nahrungskette<br />
weitergereicht und akkumuliert werden. Die Tatsache, daß es belasteten<br />
Fisch gibt, gestattet jedoch nicht die pauschale Übertragung<br />
von toxikologischen Aussagen auf alle Fischarten bzw. Fischprodukte,<br />
insbeson<strong>der</strong>e nicht auf Arzneimittel.<br />
Bei <strong>der</strong> Abschätzung des individuellen Risikos durch die Fischölpräparate<br />
des Handels kann es zu Unklarheiten bezüglich <strong>der</strong><br />
Zusammensetzung kommen. Generell ist bei Fischöl-Präparaten<br />
zwischen Tranprodukten und Omega-3-Fettsäurekonzentraten zu<br />
differenzieren. Beide Stoffgruppen unterscheiden sich in ihrer<br />
Zusammensetzung, und entsprechend in ihren Indikationsgebieten:<br />
Omega-3-Fettsäurekonzentrate enthalten im Gegensatz zu Lebertran<br />
keine nennenswerten Mengen an Vitamin A o<strong>der</strong> D, dagegen<br />
hochangereichert die essentiellen langkettigen, mehrfach ungesättigten<br />
Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure).<br />
Omega-3-Fettsäurekonzentrate sind aufgrund ihrer<br />
Zusammensetzung toxikologisch unbedenklich, Überdosierungen<br />
o<strong>der</strong> Hypervitaminosen sind nicht möglich.<br />
EPA und DHA kommen in größerer Menge vor allem in Fisch vor,<br />
bevorzugt in Kaltwasserfisch wie Lachs. Schon aus wirtschaftlichen<br />
Grunden erfolgt die Anreicherung von Omega-3-Fettsäuren<br />
(beispielsweise <strong>für</strong> das Präparat Ameu ®) ausschließlich aus norwegischem<br />
Lachs, <strong>der</strong> in unbelasteten Gewässern lebt. Auch das<br />
Destillationsverfahren würde eine Abtrennung evtl. vorhandener<br />
unerwünschter Stoffe sicherstellen. Einfacher ist es jedoch, darauf<br />
zu achten, daß die betreffenden Substanzen von vornherein nicht in<br />
den Fischen enthalten sind.<br />
Die physiologischen Funktionen von EPA und DHA sind vielfältig:<br />
die Supplementierung hat z.B. einen günstigen Effekt auf Blutflußeigenschaften,<br />
Blutlipidspiegel, den Verlauf von Entzündungsprozessen<br />
(u.a. rheumatische Beschwerden, Neuro<strong>der</strong>mitis, Multiple<br />
Sklerose) und Allergien. Auch die optimale Entwicklung von Hirn<br />
und Retina bei Neugeborenen ist abhängig vom Omega-3-Fettsäurestatus<br />
<strong>der</strong> Mütter, da diese Substanzen in <strong>der</strong> Muttermilch angereichert<br />
werden. Zur Deckung des Bedarfes an Omega-3-Fettsäuren<br />
empfiehlt die Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Ernährung (DGE)<br />
zwei Fischmahlzeiten pro Woche. In Deutschland wird diese Empfehlung<br />
von den wenigsten Menschen eingehalten.<br />
Abschließend sei gesagt: Arzneimittel unterliegen in Deutschland<br />
weitaus strengeren Kontrollen als Lebensmittel. Der Nachweis <strong>der</strong><br />
Freiheit von Giftstoffen wie Schwermetallen o<strong>der</strong> Pestiziden gehörte<br />
schon immer zu den routinemäßigen Nachweispflichten pharmazeutischer<br />
Hersteller. Eine Verordnung von Arzneimitteln aus<br />
Omega-3-Fettsäurekonzentraten kann daher aus toxikologischer<br />
Sicht bedenkenlos erfolgen.<br />
Dr. Mathias Schmidt<br />
Literatur<br />
Editorial: ,,Vitamin-Beratung: Jetzt erst recht!“ evi aktuell (1), 1-2<br />
(1998)<br />
,,Omega-3-LCPs“ evi aktuell (1, Son<strong>der</strong>thema) 1-2 (1998)<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
671<br />
biosyn
PFLANZLICHE ARZNEIMITTEL –<br />
umstrittene Arzneimittel,<br />
zuwenig Qualitätskontrollen?<br />
Praxis<br />
Ein Kommentar von Prof. Dr. Heinz Schilcher, München, dem 2. Vorsitzenden<br />
<strong>der</strong> Kommission E und <strong>der</strong> Kommission <strong>für</strong> traditionelle Arzneimittel<br />
(§ 109a AMG) beim Bundesinstitut <strong>für</strong> Arzneimittel und Medizinprodukte<br />
in Berlin, über die Stellung <strong>der</strong> pflanzlichen Arzneimittel in <strong>der</strong> heutigen<br />
Medizin und über die Frage <strong>der</strong> Kassenerstattung von Phytopharmaka<br />
(nach einem Vortrag im Süddeutschen Rundfunk, am 26. Juli 1998, <strong>der</strong><br />
bundesweit von weiteren Rundfunkanstalten ausgestrahlt wird),<br />
Seit <strong>der</strong> Existenz <strong>der</strong> chemisch-synthetischen<br />
Arzneimittel Ende des<br />
19. Jahrhun<strong>der</strong>ts werden pflanzliche<br />
Arzneimittel – in <strong>der</strong> Fachsprache als<br />
Phytopharmaka bezeichnet – ständig<br />
kontrovers diskutiert. Aufgrund <strong>der</strong><br />
Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen<br />
ist zur Zeit eine beson<strong>der</strong>s heftige<br />
Diskussion darüber entbrannt, ob<br />
pflanzliche Arzneimittel von den<br />
Prof Dr. Heinz Schilcher, München<br />
Krankenkassen erstattet werden sollen<br />
bzw. erstattet werden müssen.<br />
Das brisante Thema: „Phytotherapie<br />
– gemeint ist die Pflanzenheilkunde<br />
– in <strong>der</strong> vertragsärztlichen Versorgung:<br />
PRO und CONTRA“ war<br />
Gegenstand einer heißen Diskussion<br />
beim 47. Deutschen <strong>Ärzte</strong>kongreß in<br />
Berlin im Juni d. J. Dabei zeigte sich,<br />
daß einige wenige Wissenschaftler<br />
pflanzliche Arzneimittel aufgrund eines<br />
angeblich mangelnden Wirksamkeitsnachweises<br />
aus <strong>der</strong> Erstattungspflicht<br />
<strong>der</strong> Krankenkassen ausgeschlossen<br />
sehen wollen und Phytopharmaka<br />
gerade noch <strong>für</strong> die<br />
Selbstmedikation akzeptieren, wobei<br />
<strong>der</strong> Patient die pflanzlichen Arzneimittel<br />
eben selbst zu bezahlen hat.<br />
Gleich viele Wissenschaftler in <strong>der</strong><br />
Expertenrunde waren dagegen grundsätzlich<br />
an<strong>der</strong>er Meinung – und zwar<br />
nicht nur aufgrund des Wissens aus<br />
<strong>der</strong> Erfahrungsheilkunde, son<strong>der</strong>n insbeson<strong>der</strong>e<br />
aufgrund neuer experimenteller<br />
und klinischer Studien, und plädierten<br />
sehr wohl <strong>für</strong> die Erstattung<br />
von qualitativ hochwertigen Phytopharmaka.<br />
Auf die qualitativen Unterschiede<br />
wird im folgenden noch näher<br />
eingegangen. Lei<strong>der</strong> besitzen die relativ<br />
wenigen ablehnenden Wissenschaftler<br />
bei den Krankenkassen ein<br />
höheres Gewicht als die Be<strong>für</strong>worter<br />
<strong>der</strong> pflanzlichen Arzneimittel.<br />
PRO und CONTRA<br />
Phytotherapie<br />
Als erstes PRO-Argument ist zu nennen:<br />
die historische Bedeutung <strong>der</strong><br />
Pflanzenheilkunde, sprich die jahrtausendlange<br />
erfolgreiche Anwendung<br />
von Arzneipflanzen bzw. von Heilkräutern.<br />
Zahlreiche Heilpflanzen, die<br />
beispielsweise im Papyrus Ebers aufgenommen<br />
sind, werden heute noch<br />
verwendet. Das Werk wurde immerhin<br />
etwa 1.500 v. Chr. geschrieben<br />
und gibt einen Überblick über die damals<br />
in Ägypten verwendeten Arzneipflanzen<br />
und Gewürze. Das gleiche<br />
gilt <strong>für</strong> DIOSKURIDES, einem griechischen<br />
Arzt, <strong>der</strong> im l. Jahrhun<strong>der</strong>t v.<br />
Chr. lebte, <strong>für</strong> seine fünf Bücher mit<br />
dem Titel „De materia medica“ o<strong>der</strong><br />
schließlich <strong>für</strong> HIPPOKRATES, ebenfalls<br />
672<br />
einem griechischen Arzt, <strong>der</strong> um 400<br />
v. Chr. auf <strong>der</strong> Insel Kos lebte und <strong>der</strong><br />
in seinen über 600 überlieferten<br />
Schriften die meisten von uns heute<br />
verwendeten Arzneipflanzen beschrieb.<br />
Die im Altertum aufgezeichneten<br />
bzw. verwendeten Arzneipflanzen –<br />
<strong>der</strong> große Arzneischatz mit über 1000<br />
Heilkräutern <strong>der</strong> traditionellen chinesischen<br />
o<strong>der</strong> indischen Medizin kann<br />
nur am Rande erwähnt werden – wurden<br />
im Mittelalter von zahlreichen<br />
deutschsprachigen Kräuterbüchern erneut<br />
aufgegriffen und vor allem durch<br />
handgemalte Pflanzendarstellungen<br />
gut dokumentiert. Beispielhaft genannt<br />
seien die Werke von: LEONHARD<br />
FUCHS (1501-1566), beson<strong>der</strong>s sein<br />
„New Kreuterbuch“ o<strong>der</strong> „Gart <strong>der</strong><br />
Gesundheit“ von OTTO BRUNFELS<br />
(1485) bzw. die Arzneipflanzenbücher<br />
von HIERONYMUS BOCK, THEODOR<br />
TABERNAEMONTANUS, MATTHIOLUS,<br />
DODENAEUS, LOBELIUS, LONICER u. a.<br />
Charakteristisch <strong>für</strong> diese Zeit ist ein<br />
Ausspruch von PARACELSUS (1493-<br />
1541), <strong>der</strong> da lautete: „Alle Matten<br />
und Wäl<strong>der</strong>, Wiesen und Fel<strong>der</strong> sind<br />
Apotheken“, wobei er neben den Arzneipflanzen<br />
bereits viele chemische<br />
Substanzen, hauptsächlich metallische<br />
Verbindungen bzw. Arzneimittel mineralischen<br />
Ursprungs verwendete.<br />
Rückbesinnung auf die<br />
Heilkräfte <strong>der</strong> Natur<br />
Schließlich sei auch noch an die ausgeprägte<br />
sogenannte Kloster-Medizin<br />
im Mittelalter erinnert mit ihren beispielhaften<br />
Klosterkräutergärten. Die<br />
bekannteste Vertreterin dieser medizinischen<br />
Richtung war HILDEGARD VON<br />
BINGEN, die von 1098 bis 1179 lebte<br />
und im Kloster Rupertsberg bei Bingen<br />
ihre Kräuterbücher schrieb. Noch<br />
heute gibt es eine große „Hildegard-<br />
Medizin“-Anhängerschaft. Wenn man<br />
die Äbtissin HILDEGARD VON BINGEN<br />
heute als die erste deutsche Naturärztin<br />
bezeichnet, so ist damit nur <strong>der</strong><br />
naturheilkundliche Teil ihres umfang-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
eichen Gesamtwerkes angesprochen.<br />
HILDEGARDs HEILKUNDE mahnt zur<br />
Rückbesinnung auf die Heilkräfte <strong>der</strong><br />
Natur, und sie stellt vor allem den<br />
Zusammenhang von KÖRPER und<br />
SEELE in den Vor<strong>der</strong>grund. Ihre<br />
ganzheitliche Sichtweise ist über 800<br />
Jahre nach ihrem Tod höchst aktuell<br />
und hat in den letzten Jahren zu einer<br />
Hildegard-Renaissance geführt. Die<br />
konkreten Arzneimittelempfehlungen<br />
<strong>der</strong> Hildegard-Medizin-Anhänger<br />
kann man allerdings nach dem heutigen<br />
Stand <strong>der</strong> Wissenschaften in mehreren<br />
Anwendungsgebieten nicht akzeptieren.<br />
Ebenso muß man auf das<br />
Schärfste die sogenannte „Edelstein-<br />
Therapie“ nach HILDEGARD VON BIN-<br />
GEN in Frage stellen bzw. ablehnen.<br />
In <strong>der</strong> Neuzeit waren es dann <strong>der</strong><br />
an <strong>der</strong> Berliner Charité arbeitende<br />
Medizinprofessor CHRISTOPH WIL-<br />
HELM VON HUFELAND (1762-1836),<br />
aber auch SEBASTIAN KNEIPP o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
im Jahre 1990 verstorbene Nestor <strong>der</strong><br />
mo<strong>der</strong>nen Phytotherapie Prof. RU-<br />
DOLF FRITZ WEISS, welche die Bedeutung<br />
pflanzlicher Arzneimittel innerhalb<br />
ihrer therapeutischen Strategie<br />
„ganz groß schrieben“. Heute sind es<br />
vor allem die nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzte</strong><br />
und unter ihnen im beson<strong>der</strong>en die<br />
<strong>Ärzte</strong> mit <strong>der</strong> „Zusatzbezeichnung<br />
Arzt Naturheilverfahren“, die pflanzliche<br />
Arzneimittel ständig verordnen.<br />
Innerhalb <strong>der</strong> Naturheilkunde zählt<br />
die Phytotherapie nämlich zum<br />
Grundrepertoire <strong>der</strong> klassischen Naturheilverfahren,<br />
so daß diese <strong>Ärzte</strong><br />
auf keinen Fall auf Phytopharmaka<br />
verzichten wollen und können.<br />
Heilpflanzenanwendungen<br />
im Sinne <strong>der</strong> Säftelehre . . .<br />
Dieser enorme geschichtliche Background<br />
hat aber auch gewisse<br />
„Schattenseiten“, wenn man die geschichtlichen<br />
Überlieferungen ohne<br />
Berücksichtigung <strong>der</strong> heutigen wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse kritiklos<br />
einfach übernimmt. Und damit bin ich<br />
auch schon bei einem CONTRA-<br />
Praxis<br />
Argument. Zum einen existierten im<br />
Altertum, im Mittelalter, aber auch bis<br />
Mitte unseres Jahrhun<strong>der</strong>ts noch nicht<br />
die Möglichkeiten <strong>der</strong> heutigen<br />
Differentialdiagnose. Viele Arzneipflanzenanwendungen,<br />
die auch heute<br />
noch genutzt werden, erfolgten im<br />
Sinne <strong>der</strong> sogenannten „Säftelehre“<br />
o<strong>der</strong> auch im Sinne <strong>der</strong> Signaturenlehre.<br />
Der Begriff „Säftelehre“ geht<br />
auf HIPPOKRATES zurück, wobei er die<br />
Körpersäfte in eine gelbe und eine<br />
schwarze Galle unterteilte. Er nahm<br />
an, daß beide Säfte Nebenprodukte<br />
<strong>der</strong> Blutbildung in <strong>der</strong> Leber sind. Erst<br />
sehr viel später, nämlich im Jahre<br />
1844, wurde von SCHWANN die tatsächliche<br />
Funktion <strong>der</strong> Galle bei <strong>der</strong><br />
Verdauung entdeckt. Die Signaturenlehre<br />
basiert auf <strong>der</strong> Annahme, daß<br />
Gott in Zeichen, Formen und Farben<br />
festlegte, was in <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Heilung<br />
des kranken Menschen dienen solle.<br />
So wurden beispielsweise Schöllkrautzubereitungen<br />
deshalb zur Behandlung<br />
<strong>der</strong> Gelbsucht verwendet,<br />
weil es gelbe Blüten besitzt. Zum an<strong>der</strong>en<br />
hatte man früher keine Kenntnisse<br />
über wirksamkeitsmitbestimmende<br />
Inhaltsstoffe sowie eine äußerst<br />
unzulängliche Kenntnis über<br />
Nebenwirkungen bzw. über ausgesprochen<br />
schädliche Inhaltsstoffe.<br />
Zum Beispiel wußte man bis vor rund<br />
30 Jahren nichts o<strong>der</strong> nur sehr wenig<br />
über die möglichen leberschädigenden<br />
Pyrrolizidinalkaloide im Kreuzkraut,<br />
Beinwellkraut o<strong>der</strong> in Huflattichblüten.<br />
Heute sollte man nur Huflattich<br />
verwenden, <strong>der</strong> aus einem speziellen<br />
Anbau stammt und diese<br />
schädlichen Pyrrolizidinalkaloide<br />
nicht enthält. Aristolochiakraut,<br />
deutsch Osterluzeikraut, wurde seit<br />
dem Altertum bis vor etwa 20 Jahren<br />
als beliebtes immunstimulierendes<br />
Arzneimittel eingenommen. Heute<br />
weiß man, daß Osterluzeiauszüge im<br />
Verdacht stehen, krebserregend zu<br />
sein. Auch ist in älteren Büchern über<br />
die allergene Potenz <strong>der</strong> Korbblütler,<br />
hierzu gehören Beifuß, Schafgarbe<br />
o<strong>der</strong> Arnika, nichts nachzulesen.<br />
674<br />
... sind mit neuen wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen<br />
nicht vereinbar<br />
Mit einem Satz vorab gesagt – vertiefende<br />
Erklärungen folgen anschließend<br />
–, die Konsequenzen sind die<br />
Anwendung qualitativ hochwertiger<br />
Phytopharmaka, wobei man unter<br />
Qualität mehr zu verstehen hat als nur<br />
die reine pharmazeutische Qualität.<br />
Zur echten Qualität zählt auch <strong>der</strong><br />
Nachweis <strong>der</strong> Unbedenklichkeit, d.h.<br />
das betreffende Arzneimittel sollte/<br />
darf keine o<strong>der</strong> nur geringe Nebenwirkungen<br />
aufweisen. Ferner sollte<br />
die Wirksamkeit durch kontrollierte<br />
klinische Studien o<strong>der</strong> zumindest<br />
durch offene Anwendungsbeobachtungen<br />
und Sammlungen von gut dokumentierten<br />
Einzelfallberichten belegt<br />
sein. Die traditionelle Anwendung<br />
allein reicht nach den heutigen<br />
wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
nicht aus, um ein pflanzliches Arzneimittel<br />
zu den qualitativ hochwertigen<br />
Phytopharmaka einzustufen.<br />
Salopp gesprochen: „Ehrwürdiges<br />
Alter allein ist noch keine Garantie <strong>für</strong><br />
Qualität.“ Das große Problem liegt zur<br />
Zeit in <strong>der</strong> äußerst unterschiedlichen<br />
Qualität <strong>der</strong> pflanzlichen Arzneimittel,<br />
die sich im Verkehr befinden,<br />
selbst wenn das Arzneimittelgesetz<br />
bestimmte qualitative Grundvoraussetzungen<br />
<strong>für</strong> alle Arzneimittel vorschreibt.<br />
Chaos auf dem Phyto-Markt<br />
Der Phytopharmaka-Markt ist <strong>der</strong>art<br />
unübersichtlich, so daß selbst <strong>der</strong> Arzneimittelfachmann,<br />
<strong>der</strong> Apotheker,<br />
auf Anhieb nicht immer eine eindeutige<br />
Auskunft geben kann:<br />
Hier sind zunächst einmal die traditionell<br />
angewendeten Arzneimittel<br />
zu nennen, die vorwiegend außerhalb<br />
<strong>der</strong> Apotheke, beispielsweise im Reformhaus<br />
o<strong>der</strong> in Drogeriemärkten,<br />
verkauft werden. Erste und wichtigste<br />
Voraussetzung <strong>für</strong> diese Arzneimittelgruppe<br />
ist <strong>der</strong> Nachweis, daß sich das<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
etreffende Arzneimittel bereits vor<br />
September 1976 im Verkehr befand,<br />
also vor Inkrafttreten des zur Zeit gültigen<br />
2. Arzneimittelgesetzes. Das traditionelle<br />
Arzneimittel muß also nicht<br />
etwa seit PARACELSUS o<strong>der</strong> seit <strong>der</strong><br />
Kaiserlichen Verordnung aus dem<br />
Jahre 1901 im Verkehr gewesen sein.<br />
Die zweite Voraussetzung ist ihre risikofreie<br />
Anwendung. Die Kommission,<br />
welche über die Nachzulassung<br />
im Sinne des gültigen 2. Arzneimittelgesetzes<br />
entscheidet, prüft allerdings<br />
nicht, ob das betreffende pflanzliche<br />
Arzneimittel auch wirksam und seine<br />
pharmazeutische Qualität angemessen<br />
ist. Die Anwendungsgebiete sind<br />
dementsprechend recht niedrig gehalten.<br />
Diese Arzneimittelgruppe dient<br />
lediglich <strong>der</strong> Kräftigung, Stär-<br />
kung, Unterstützung etc. und<br />
nicht zur Heilung o<strong>der</strong> Lin<strong>der</strong>ung<br />
bestimmter Krankheiten.<br />
Es versteht sich von selbst, daß<br />
solche Arzneimittel von den<br />
Krankenkassen nicht erstattet<br />
und von Kritikern gerne als<br />
Negativbeispiele herangezogen<br />
werden. Fairerweise muß<br />
aber auch erwähnt werden, daß<br />
sich unter den traditionell angewendeten<br />
Phytopharmaka durchaus<br />
empfehlenswerte Produkte befinden,<br />
vor allem was die pharmazeutische<br />
Qualität betrifft. Diese Auskunft kann<br />
aber nur <strong>der</strong> Apotheker und eventuell<br />
auch <strong>der</strong> Reformhausfachverkäufer<br />
geben.<br />
Die zweite Qualitätsgruppe besteht<br />
aus pflanzlichen Arzneimitteln, die<br />
bis Ende 2004 im Verkehr bleiben<br />
dürfen und anschließend nicht mehr<br />
erhältlich sind. Es handelt sich mehr<br />
o<strong>der</strong> weniger um eine „politische“<br />
Arzneimittelgruppe, die ganz beson<strong>der</strong>s<br />
im „Schußfeld“ <strong>der</strong> Kritiker liegt.<br />
Für diese Mittel wurde entwe<strong>der</strong> aus<br />
analytischen Gründen o<strong>der</strong> wegen<br />
fehlen<strong>der</strong> Wirksamkeitsnachweise die<br />
Nachzulassung im Sinne des 2. Arzneimittelgesetzes<br />
gar nicht erst beantragt.<br />
Auf <strong>der</strong> Verpackung o<strong>der</strong> dem<br />
Beipackzettel muß dies nicht dekla-<br />
Praxis<br />
riert werden, und es existiert auch keine<br />
offizielle Liste über jene Arzneimittel,<br />
welche die 2004-Regelung in<br />
Anspruch nehmen werden. Inoffiziell<br />
jedoch weiß man, daß eine Reihe von<br />
Kombinationspräparaten nur bis Ende<br />
2004 im Verkehr sein wird. Diese Arzneimittel<br />
müssen deshalb nicht unbedingt<br />
unwirksam sein! Der Hauptgrund<br />
liegt bei vielen Produkten in <strong>der</strong><br />
For<strong>der</strong>ung des Arzneimittelgesetzes,<br />
daß <strong>für</strong> jeden einzelnen Kombinationspartner<br />
nachgewiesen werden<br />
muß, daß er einen positiven Beitrag<br />
zur Wirksamkeit <strong>der</strong> Kombination leistet.<br />
Dieser Nachweis ist in <strong>der</strong> Regel<br />
nicht nur sehr aufwendig und kostenintensiv,<br />
son<strong>der</strong>n methodisch auch<br />
sehr schwierig durchzuführen. Mit<br />
Der Kommission E gehören seit 1978 ständig<br />
3 bis 5 Mitglie<strong>der</strong> des ZÄN an. Zur Zeit sind es:<br />
Dr. Fritz-Oelze als 1. Vorsitzen<strong>der</strong>,<br />
Prof. Dr. Heinz Schilcher als 1. Stellvertreten<strong>der</strong><br />
Vorsitzen<strong>der</strong> und<br />
Herr Boksch als 2. Stellvertreten<strong>der</strong><br />
Vorsitzen<strong>der</strong><br />
sowie Frau Dr. Weigel und Herr Dr. Wiesenauer.<br />
Sicherheit wird eine Reihe bewährter,<br />
d.h. wirksamer und unbedenklicher<br />
Phytopharmaka <strong>der</strong> Pflanzenheilkunde<br />
(Phytotherapie) verloren gehen.<br />
An ihre Stelle werden wenige von<br />
<strong>der</strong> Kommission E „abgesegnete“<br />
bzw. empfohlene fixe Kombinationen<br />
treten. Auf die Kommission E<br />
wird im folgenden gleich näher eingegangen<br />
werden. Unter fixer Kombination<br />
versteht man eine Mischung aus<br />
zwei bis drei Arzneipflanzen, wobei<br />
jede Droge einen positiven Beitrag zur<br />
Gesamtwirksamkeit leisten muß.<br />
Die dritte Gruppe <strong>der</strong> auf dem Markt<br />
befindlichen pflanzlichen Arzneimittel<br />
bilden die sogenannten monographiekonformen<br />
Produkte. In einer<br />
sogenannten MONOGRAPHIE ist<br />
das weltweit bekannte wissenschaftliche<br />
Erkenntnismaterial einer jeweiligen<br />
Arzneipflanze/Droge nie<strong>der</strong>ge-<br />
676<br />
legt. Dieses wissenschaftliche Erkenntnismaterial<br />
– manchmal über<br />
600 Literaturstellen – wurde von einer<br />
interdisziplinär zusammengesetzten<br />
Sachverständigenkommission, <strong>der</strong> sogenannten<br />
Kommission E, bewertet<br />
und im Bundesanzeiger veröffentlicht.<br />
Die nachzugelassenen monographiekonformen<br />
Arzneimittel sind mit<br />
einer Zulassungsnummer kenntlich<br />
gemacht. Zur Zeit besitzen erst rund<br />
650 Phytopharmaka diesen arzneimittelrechtlichen<br />
Status von insgesamt<br />
67.000 im Jahre 1990 im Verkehr befindlichen<br />
pflanzlichen Arzneimitteln.<br />
Wenn das betreffende Fertigarzneimittel<br />
den Nachzulassungsprozeß<br />
noch nicht durchlaufen bzw.<br />
abgeschlossen hat, dann sollte es wenigstens<br />
vorab monographie-<br />
konform sein. Dies bedeutet,<br />
daß es in den Anwendungsgebieten,<br />
in <strong>der</strong> Dosierung, den<br />
möglichen Zubereitungen sowie<br />
in den Angaben zu Gegenanzeigen,<br />
Neben- und Wechselwirkungen<br />
genau den<br />
Monographien <strong>der</strong> Sachverständigen-Kommission<br />
E entsprechen<br />
muß. Von diesem<br />
Arzneimitteltyp dürften sich<br />
rund 4.500 Präparate im Verkehr befinden,<br />
da <strong>für</strong> sie die Nachzulassung<br />
beantragt wurde. Die Kommission hat<br />
zudem auch 52 Muster <strong>für</strong> fixe Kombinationen<br />
verabschiedet. Der Verbraucher/Anwen<strong>der</strong><br />
sollte also den<br />
Arzneimittelfachmann befragen, ob<br />
<strong>für</strong> die jeweilige Arzneipflanze (fachsprachlich:<br />
Droge) eine positive Monographie<br />
<strong>der</strong> Kommission E vorliegt.<br />
Bei den Negativ-Monographien war<br />
entwe<strong>der</strong> das Risiko größer als <strong>der</strong><br />
Nutzen, o<strong>der</strong> aber die Wirksamkeit in<br />
dem vorliegenden Erkenntnismaterial<br />
war nicht ausreichend belegt. In den<br />
auf dem Markt befindlichen „Hausbüchern“<br />
o<strong>der</strong> auch in den meisten<br />
Lehr- und Handbüchern wird eine solche<br />
Unterscheidung nicht vorgenommen,<br />
und Kritik ist angebracht. Die<br />
Kritik bezieht sich vor allem auf überzogene<br />
Anwendungsgebiete sowie auf<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
Indikationen, <strong>für</strong> die unbedingt eine<br />
ärztliche Konsultation notwendig ist.<br />
Die vierte Gruppe kann man – salopp<br />
ausgedrückt – als die Super-Phytopharmaka<br />
bezeichnen. Es handelt<br />
sich hierbei um pflanzliche Arzneimittel,<br />
die nicht nur monographiekonform<br />
sind, son<strong>der</strong>n von denen zusätzliche,<br />
d.h. produktspezifische klinische,<br />
pharmakologische und toxikologische<br />
Studien vorliegen. Nach eigenen<br />
groben Schätzungen dürften etwa<br />
100 Phytopharmaka <strong>der</strong> Gruppe IV im<br />
Verkehr sein. Die entsprechenden Informationen<br />
darüber kann <strong>der</strong> Patient<br />
nur vom Apotheker erhalten, da das<br />
Heilmittelwerbegesetz nicht gestattet,<br />
mit klinischen Prüfungen etc. beim<br />
Laien zu werben. Die sogenannten<br />
Fachinformationen sind nur dem Arzt<br />
und Apotheker zugänglich.<br />
Diese Gruppe an Phytopharmaka<br />
kann sich hinsichtlich des Wirksamkeitsnachweises<br />
je<strong>der</strong>zeit mit chemisch-synthetischen<br />
Arzneimitteln<br />
messen. Allerdings müssen dann auch<br />
sogenannte Anwendungsbeobachtungen<br />
akzeptiert werden, wenn<br />
Planung und Durchführung wissenschaftlich<br />
nachvollziehbaren Kriterien<br />
entsprechen. Der von Puristen und<br />
Dogmatikern als alleinigen Wirksamkeitsnachweis<br />
akzeptierte randomisierte<br />
Doppelblindversuch gibt in<br />
vielen Fällen nicht die tatsächliche<br />
Gesamtwirksamkeit eines Arzneimittels<br />
wie<strong>der</strong>. Der Doppelblindversuch<br />
kann nicht „<strong>der</strong> Weisheit letzter<br />
Schluß sein“, da er in <strong>der</strong> Regel nur<br />
ein o<strong>der</strong> zwei therapeutische Effekte<br />
berücksichtigt. Phytopharmaka sind<br />
mit wenigen Ausnahmen nicht <strong>für</strong><br />
schwere akute Erkrankungen gedacht,<br />
son<strong>der</strong>n vielmehr <strong>für</strong> chronische<br />
Krankheitsverläufe und Befindlichkeitsstörungen.<br />
Beispielsweise ist es<br />
schwierig, bei einfachen Indikationen<br />
wie „grippalem Infekt“ o<strong>der</strong> „nervösen<br />
Angst-, Spannungs- und Unruhezustände“<br />
nur auf einen o<strong>der</strong> zwei<br />
Zielparameter zu prüfen. Die Randomisierung,<br />
d.h. eine zufällige Auswahl<br />
an Patienten sowohl in <strong>der</strong> Kontroll-<br />
Praxis<br />
bzw. Plazebogruppe als auch in <strong>der</strong><br />
Arzneimittel- bzw. Verumgruppe sollte<br />
allerdings auch bei den Beobachtungsstudien<br />
berücksichtigt werden.<br />
Vor überzogenen<br />
Anwendungsmöglichkeiten<br />
muß gewarnt werden<br />
Abschließend und zusammenfassend<br />
kann festgestellt werden, daß eine<br />
Reihe qualitativ hochwertiger<br />
pflanzlicher Arzneimittel im Verkehr<br />
sind, welche einen Vergleich mit chemisch-synthetischen<br />
Arzneimitteln<br />
auf Wirksamkeit und Unbedenklichkeit<br />
nicht scheuen müssen und daher<br />
von den Krankenkassen auch erstattet<br />
werden sollten. Es sei noch einmal<br />
ganz betont darauf hingewiesen, daß<br />
pflanzliche Arzneimittel in <strong>der</strong> Regel<br />
– mit wenigen Ausnahmen – nicht bei<br />
akuten Erkrankungen, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />
bei funktionell bedingten Beschwerden,<br />
chronischen Erkrankungen<br />
und allgemeinen Mißbefindlichkeiten<br />
angewendet werden sollten.<br />
Außerdem sollte vor überzogenen<br />
Anwendungsmöglichkeiten und nichtärztlichen<br />
Erfolgsmeldungen gewarnt<br />
werden, wie sie zur Zeit in zahlreichen<br />
Büchern und Broschüren nachzulesen<br />
sind. Beipielhaft seien die Bücher<br />
„Heilen mit Grapefruitkern-Extrakt“<br />
o<strong>der</strong> „Teebaumöl – Die 90 besten<br />
Rezepturen mit dem Öl des australischen<br />
Wun<strong>der</strong>baumes“ zu nennen.<br />
Auch wenn Arzneipflanzenzubereitungen<br />
zu den mehr o<strong>der</strong> weniger bekannten<br />
Hausmitteln zählen, sollte<br />
man sich vor allem bei „Mode-<br />
Drogen“, z.B. dem Teebaumöl, den<br />
Rat des Arzneimittelfachmannes einholen<br />
und den Büchern und Werbebroschüren<br />
von Nichtfachleuten eher<br />
kritisch gegenüberstehen. Schließlich<br />
sollte man von einem pflanzlichen<br />
Arzneimittel erwarten, daß es mindestens<br />
den Positiv-Monographien <strong>der</strong><br />
Kommission E entspricht. Und noch<br />
eine allerletzte Klarstellung: Mo<strong>der</strong>ne<br />
standardisierte pflanzliche Arznei-<br />
678<br />
mittel haben wenig bzw. gar nichts mit<br />
den Arzneimitteln <strong>der</strong> Hildegard-<br />
Medizin o<strong>der</strong> mit den 38 Bachblüten-<br />
Essenzen gemeinsam. Dies sollte vor<br />
allem von den eingangs erwähnten<br />
„Berliner-Kritikern“ zur Kenntnis genommen<br />
werden, da bei ihrer Ablehnung<br />
<strong>der</strong> Erstattung <strong>der</strong> Phytopharmaka<br />
durch die KVen die pflanzlichen<br />
Arzneimittel ohne Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> unterschiedlichen Qualität in einen<br />
„großen Topf“ geworfen werden.<br />
Nach meiner persönlichen Bewertung<br />
<strong>der</strong> pflanzlichen Arzneimittel als<br />
2. Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zulassungskommission<br />
E, aber auch nach Meinung<br />
des <strong>Zentralverband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong><br />
Naturheilverfahren, <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Phytotherapie und <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Arzneipflanzenforschung basiert<br />
mo<strong>der</strong>ne Phytotherapie zwar auf einer<br />
soliden geschichtlichen Grundlage,<br />
und sie kann auf eine sehr lange Erfahrung<br />
zurückgreifen. Sie stützt sich<br />
aber gleichzeitig (!) auf mo<strong>der</strong>ne und<br />
jüngere phytochemische, experimentelle<br />
und klinische Untersuchungen,<br />
die eindeutig die WIRKSAMKEIT<br />
beweisen. Mo<strong>der</strong>ne Phytotherapie ist<br />
Teil <strong>der</strong> Schulmedizin, auch wenn<br />
pflanzliche Arzneimittel arzneimittelrechtlich<br />
den sogenannten beson<strong>der</strong>en<br />
Therapierichtungen zugeordnet werden.<br />
Der von manchen Wissenschaftlern<br />
benutzte Begriff <strong>der</strong> sog. „umstrittenen“<br />
Arzneimittel <strong>für</strong> Phytopharmaka<br />
ist angesichts <strong>der</strong> vorliegenden<br />
Fakten nicht nur arrogant, son<strong>der</strong>n<br />
insbeson<strong>der</strong>e auch unwissenschaftlich,<br />
zumal auch das Arzneimittelgesetz<br />
den Begriff des „umstrittenen<br />
Arzneimittels“ gar nicht kennt.<br />
Prof. Dr. Heinz Schilcher<br />
Alfred-Neumann-Anger 17<br />
81737 München<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
Ist Essig Heilkraft aus <strong>der</strong> Natur?<br />
DGE zweifelt an <strong>der</strong> Allround-Wirkung von Apfelessig<br />
Dieser Satz ist in letzter Zeit in<br />
Zeitschriften und Verbraucherratgebern<br />
immer häufiger zu lesen. Egal<br />
ob Apfel-, Obst- o<strong>der</strong> Weinessig: Eine<br />
Mischung aus zwei Teelöffeln Essig<br />
und Teelöffeln Honig auf ein Glas<br />
Wasser soll Besserung bei einer Vielzahl<br />
von Beschwerden liefern. Innerlich<br />
angewendet soll <strong>der</strong> Trunk desinfizieren,<br />
entgiften und entschlacken,<br />
äußerlich Heilung bei Akne, Schuppenflechte<br />
o<strong>der</strong> Hautverletzungen<br />
bringen. Damit nicht genug, das Essiggetränk<br />
soll auch zur gewünschten<br />
Gewichtsreduktion beitragen. Nach<br />
Angaben <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Ernährung e.V. (DGE) sind die<br />
versprochenen Wirkungen des Essigs<br />
mit Ausnahme <strong>der</strong> antibakteriellen<br />
Wirkung jedoch wissenschaftlich<br />
nicht belegt. Essig und Honig werden<br />
im Stoffwechsel letztlich zu Wasser<br />
und Kohlendioxid abgebaut, ohne beson<strong>der</strong>e<br />
Effekte im Körper auszulösen.<br />
Männer wissen zuwenig über<br />
Prostatakrebs<br />
Essig ist seit langer zeit als Hausmittel<br />
bekannt und wird gerne zur<br />
Lebensmittelkonservierung sowie als<br />
Entkalkungsmittel verwendet. In letzter<br />
zeit wird ihm häufig eine Heilwirkung<br />
zugeschrieben. Die in Apfelessig<br />
enthaltenen Stoffe wie Mineralstoffe,<br />
vor allem Kalium, Spurenelemente,<br />
Enzyme, Aminosäuren, Pektin<br />
und β-Carotin sollen krankheitslin<strong>der</strong>nde<br />
Wirkungen haben. Wie Analysen<br />
zeigen sind die Gehalte im Vergleich<br />
zum Apfel gering: 10 g Apfelessig<br />
(entsprechend zwei Teelöffel<br />
Essig) enthalten beispielsweise nur 10<br />
mg Kalium, 0,0001 mg β-Carotin und<br />
0,06 mg Eisen. Ein mittelgroßer Apfel<br />
liefert dagegen 187 mg Kalium, 0,034<br />
mg β-Carotin und 0,62 mg Eisen.<br />
Dr. HELMUT OBERRITTER, Wissenschaftlicher<br />
Leiter <strong>der</strong> DGE: „Ein<br />
mögliches Wohlbefinden nach dem<br />
Verzehr von Essig hat eher psychologische<br />
Ursachen. Die Überzeugung,<br />
Deutsche Gesundheits-Korrespondenz hält Information<br />
<strong>für</strong> verbesserungsbedürftig<br />
Was hatten <strong>der</strong> ehemalige französische<br />
Staatspräsident MITTE-<br />
RAND und <strong>der</strong> Rockmusiker FRANK<br />
ZAPPA gemeinsam? Die Antwort:<br />
Beide starben an Prostatakrebs, <strong>der</strong><br />
dritthäufigsten krebsbedinten Todesursache<br />
bei Männern. Daß dieser<br />
Krebs so häufig zum Tode führt, liegt<br />
unter an<strong>der</strong>em daran, daß nur wenige<br />
Männer die Chance einer Früherkennungsuntersuchung<br />
nutzen.<br />
Um so wichtiger ist es, die vorhandenen<br />
Informationslücken in <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
schnell zu schließen. Wie<br />
so etwas funktionieren kann, zeigte<br />
<strong>der</strong> Aktionstag zum Thema Prostata-<br />
Praxis<br />
erkrankungen, <strong>der</strong> am 29. August im<br />
Rathaus Schöneberg in Berlin stattfand.<br />
Neben verschiedenen Berliner<br />
Kliniken waren dort auch Selbsthilfeund<br />
Patientenorganisationen wie die<br />
Deutsche Krebshilfe o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Krebsinformationsdienst<br />
KID aus Heidelberg<br />
mit Infoständen vertreten. Schätzungsweise<br />
500 Besucher, darunter<br />
vorwiegend Männer im gefährdeten<br />
Alter, nahmen die Gelegenheit wahr,<br />
sich Rat direkt bei den Experten vor<br />
Ort zu holen.<br />
Ein Beispiel, das es Wert ist, Schule<br />
zu machen. Weitere Veranstaltungen<br />
dieser Art könnten dazu beitragen,<br />
680<br />
daß die Mischung aus Apfelessig und<br />
Honig eine positive Wirkung entfaltet,<br />
kann dazu führen, sich besser zu fühlen.<br />
Bei einem Mangel an Magensäure<br />
kann nach dem Essen ein Völlegefühl<br />
auftreten, das möglicherweise durch<br />
Aufnahme von Säure z.B. Essigsäure<br />
gemin<strong>der</strong>t wird. Bislang gibt es aber<br />
keine wissenschaftlichen Belege <strong>für</strong><br />
eine heilende Wirkung von Essig.“<br />
Auch eine Gewichtsreduktion ist<br />
eher auf eine Ernährungsumstellung<br />
zurückzuführen als auf das Apfelessiggetränk.<br />
In den Büchern zum<br />
Thema Essig werden meist Rezepte<br />
<strong>für</strong> eine energiereduzierte Kost veröffentlicht.<br />
„Wer sich danach ernährt,<br />
hat gute Chancen, auch ohne Essig<br />
Gewicht zu verlieren“, sagt Dr. OBER-<br />
RITTER. „Wer trotzdem Essig trinken<br />
möchte, kann dies ruhig tun, denn bei<br />
normalem Verzehr treten keine<br />
Unverträglichkeitserscheinungen auf.<br />
Jedoch sollten Menschen mit empfindlicher<br />
Haut o<strong>der</strong> Ekzemen auf eine<br />
äußerliche Anwendung verzichten,<br />
da die Säure die Haut reizen kann.“<br />
(DGE)<br />
daß mehr Männer rechtzeitig auf die<br />
Bedeutung <strong>der</strong> Früherkennung des<br />
Prostatakrebses aufmerksam werden.<br />
Dann müßten sicher nicht mehr jedes<br />
Jahr 11.000 Patienten an den Folgen<br />
dieser heimtückischen Krankheit sterben.<br />
Dies sind immerhin mehr Opfer<br />
als pro Jahr bei Verkehrsunfällen zu<br />
beklagen sind.<br />
Wer von Ihren Patienten mehr zum<br />
Thema Prostatakrebs erfahren möchte,<br />
dem können Sie raten, beim<br />
Deutschen Grünen Kreuz eine kostenlose<br />
neue Patientenbroschüre mit dem<br />
Titel „Diagnose Prostatakrebs“ zu bestellen.<br />
Dazu muß ein mit DM 3,00<br />
frankierter und adressierter DIN-A5-<br />
Rückumschlag an das Deutsche Grüne<br />
Kreuz geschickt werden:<br />
Deutsches Grüne Kreuz<br />
Stichwort: „Diagnose Prostatakrebs“<br />
Postfach 1207<br />
35002 Marburg<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
Praxis<br />
Ernährungstherapie aus <strong>der</strong><br />
Reformhaus-Fachakademie<br />
Laktoseintoleranz und<br />
Verzehr von Milch und<br />
Milchprodukten<br />
Das Disaccharid Laktose ist Bestandteil in Milch und Milchprodukten.<br />
Laktose wird im menschlichen Körper durch das<br />
Enzym β-Galaktosidase in die Monosaccharide Glukose und<br />
Galaktose gespalten und in dieser Form aufgenommen. Die<br />
β-Galaktosidaseaktivität fällt bei vielen Menschen in <strong>der</strong><br />
Kindheit auf ein geringes Niveau ab. Dadurch kommt es zu<br />
einer vermin<strong>der</strong>ten Laktose-Spaltung und den daraus folgenden<br />
Symptomen wie Blähungen, Druckgefühl und wässerige,<br />
schäumende und säuerliche Durchfälle.<br />
Ob und in welchem Ausmaß unverdaute<br />
Laktose tatsächlich die obigen<br />
Symptome auslöst, hängt von <strong>der</strong><br />
verzehrten Laktosemenge, von <strong>der</strong><br />
individuellen Empfindlichkeit, vom<br />
zeitlichen Ablauf dieser Vorgänge sowie<br />
von <strong>der</strong> Zusammensetzung <strong>der</strong><br />
Dickdarmflora ab. Ein angeborener<br />
Laktasemangel wird vererbt und ist<br />
relativ selten.<br />
Weiterhin kann ein transistorischer<br />
Laktasemangel als Folge einer sekundären<br />
gastrointestinalen Erkrankung<br />
wie z.B. nicht behandelte Sprue, intestinale<br />
Parasitosen und Morbus Crohn<br />
auftreten. In Europa tritt die Laktosemalabsorption<br />
mit unterschiedlicher<br />
Häufigkeit auf. In Deutschland haben<br />
25-75 % <strong>der</strong> Erwachsenen einen Laktasemangel.<br />
Es scheint in <strong>der</strong> Ausprägung<br />
ein Nord-Süd-Gefälle zu geben.<br />
Laktose findet sich nur in Milch<br />
und Milchprodukten. Bei <strong>der</strong> Vergärung<br />
von Milchprodukten wird ein<br />
Teil <strong>der</strong> Laktose abgebaut.<br />
Bei Hartkäsen geht nach Entfer-<br />
682<br />
nung des Hauptteils <strong>der</strong> Laktose mit<br />
<strong>der</strong> Molke die Restlaktose bei Käsereifung<br />
vollständig in Glukose und<br />
Galaktose über, die ihrerseits dann zu<br />
Milchsäure abgebaut werden. Aufgrund<br />
des reduzierten Laktosegehaltes<br />
können laktoseintolerante Personen<br />
Hart- und Halbhartkäse und in den<br />
meisten Fällen auch Weichkäse ohne<br />
weitere Schwierigkeiten verzehren.<br />
Auch Joghurt und Kefir werden im<br />
Vergleich zur Milch häufig besser vertragen.<br />
Im Reformhaus erhalten die<br />
Patienten ein Laktaseprodukt in Pulverform,<br />
womit die Probleme in <strong>der</strong><br />
Regel beseitigt sind.<br />
LEBENSMITTELKUNDE<br />
Honig – das älteste<br />
Süßungsmittel <strong>der</strong> Welt<br />
Honig wird von Bienen aus Blütennektar<br />
o<strong>der</strong> dem sogenannten Honigtau<br />
hergestellt. Honigtau wird von<br />
Insekten produziert, die zuvor den<br />
Siebröhrensaft aus <strong>der</strong> Rinde von<br />
Nadel- und Laubholz durchstochen<br />
und ausgesaugt haben. Er durchläuft<br />
ihren Körper und wird in Form von<br />
Tröpfchen, dem Honigtau, wie<strong>der</strong><br />
ausgeschieden. Diese Tropfen werden<br />
von <strong>der</strong> Biene auf Blättern und Zweigen<br />
gesammelt. Der so entstandene<br />
Honig kommt als Waldhonig in den<br />
Handel und ist durch seinen Gehalt an<br />
Gerbstoffen und Harzen „würziger“<br />
im Geschmack und dunkler in <strong>der</strong><br />
Farbe.<br />
Schon während des Fluges zum<br />
Stock reichert die Biene den eingesammelten<br />
Saft mit eigenen Enzymen<br />
an, die den enthaltenen Zucker in<br />
Trauben- und Fruchtzucker spalten,<br />
dem sogenannten Invertzucker.<br />
Honig besteht in erster Linie aus<br />
Zucker (80 %) und enthält 180 verschiedene<br />
Inhaltsstoffe, zu denen auch<br />
unterschiedliche Enzyme, Hormone,<br />
Duftstoffe, Aminosäuren, organische<br />
Säuren, antibakterielle Stoffe (Inhibine)<br />
sowie Mineralstoffe und teilweise<br />
Vitamine gehören.<br />
Nennenswert ist beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong><br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
Rezepte<br />
Sauerkraut-Torte<br />
(6-8 Portionen)<br />
Zutaten 250 g Fertig-Blätterteig mit<br />
Vollkorn (tiefgekühlt), 500 g Frischkostsauerkraut,<br />
1 Zwiebel, 2 Knoblauchzehen,<br />
1 rote Paprikaschote, 2 EL kaltgepreßtes<br />
Sonnenblumenöl, 3 EL Wasser<br />
o<strong>der</strong> Gemüsebrühe, 2-3 Eier, 1<br />
Becher Crème fraîche, Meersalz,<br />
Pfeffer, 1 Prise Muskatnuß, Hefestreuwürze,<br />
50 g Walnüsse, grob gehackt,<br />
100 g geriebener Hartkäse<br />
Blätterteig auftauen und eine<br />
Springform damit belegen. Im vorgeheizten<br />
Backofen bei 220° C ca. 10<br />
Min. vorbacken. Sauerkraut<br />
ausdrücken.<br />
Zwiebel und Knoblauch<br />
fein würfeln,<br />
Paprika in dünne<br />
Scheiben schneiden.<br />
Alles in heißem<br />
Pflanzenöl anbraten<br />
und ca. 10 Min. dünsten.<br />
Flüssigkeit zugeben.<br />
Abkühlen lassen<br />
und auf dem vorgebackenenBlätterteig<br />
verteilen. Eier mit<br />
Crême fraîche, Meersalz,<br />
Pfeffer, Muskatnuß<br />
und Hefestreuwürze<br />
verrühren und<br />
über dem Sauerkraut verteilen. Mit Walnüssen<br />
und geriebenem Käse bestreuen.<br />
Bei 180°C ca. 40 Minuten backen.<br />
Pro Portion ca. 400 Kcal, 1.600 KJ.<br />
Reformhaus-Kochstudio<br />
recht hohe Chromgehalt des Honigs<br />
mit durchschnittlich 290 Mikrogramm/kg.<br />
Die Qualität eines Honigs hängt<br />
neben sensorischen Beson<strong>der</strong>heiten<br />
und äußerlichen Eigenschaften vom<br />
Grad <strong>der</strong> Wärmeschädigung ab (meßbar<br />
durch HMF-Wert und Saccharasezahl).<br />
Die weitere Qualität wird bestimmt<br />
durch den Gehalt an Schadstoffen<br />
und Rückständen, die durch<br />
das Anfliegen stark gespritzter Fel<strong>der</strong><br />
und den Einsatz von Bienenstockbehandlungsmitteln<br />
(Varroamilbe,<br />
Wachsmottenlarven) in den Honig gelangen<br />
können. Die Behandlung von<br />
Honig mit Ultraschall und Druck-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Praxis<br />
filtration ist bei Reformhaushonigen<br />
verboten. Pestizide und Tierarzneimittel-Rückstände<br />
dürfen nicht nachweisbar<br />
sein. Die Einhaltung <strong>der</strong><br />
Richtlinien werden durch ein herstellerunabhängiges<br />
Labor kontrolliert.<br />
NAHRUNGSERGÄNZUNG<br />
Nahrungsergänzung<br />
im Alter<br />
Immer mehr Menschen werden immer<br />
älter, die Lebensqualität <strong>der</strong> Menschen<br />
sinkt jedoch mit steigendem<br />
Alter. Demzufolge kommt dem Erkennen<br />
von Risikofaktoren<br />
und dem Ausschalten<br />
<strong>der</strong> Risiken verstärkte<br />
Aufmerksamkeit<br />
zu. Da <strong>der</strong> Alterungsprozeß<br />
eng mit <strong>der</strong><br />
Aktivität freier Radikale<br />
verbunden ist, können<br />
Antioxidantien den Alterungsprozeß<br />
wirksam<br />
verlangsamen. Krankheiten<br />
in diesem Zusammenhang<br />
sind beson<strong>der</strong>s<br />
Diabetes mellitus,<br />
Arteriosklerose, Krebs,<br />
Osteoporose, M. Alzheimer und an<strong>der</strong>e<br />
degenerative Gehirnerkrankungen.<br />
Wichtige Antioxidantien sind die<br />
Vitamine C, E, Karotinoide und an<strong>der</strong>e<br />
sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe sowie<br />
das Spurenelement Selen. Natürliches<br />
Vitamin C entfaltet durch die<br />
Verbindung mit Flavonoiden gerade in<br />
höheren Dosierungen von 100-200<br />
mg/die eine bessere Wirksamkeit.<br />
Karotinpräparate, die neben β-Karotin<br />
auch Lycopin enthalten, machen sich<br />
das um den Faktor 20 höhere antioxidative<br />
Potential von Lycopin zunutze.<br />
Vitamin E und Selen runden die<br />
Wirkung <strong>der</strong> genannten Antioxidantien<br />
aufgrund ihrer wechselseitigen<br />
Regenerationseigenschaften ab. Fast<br />
alle älteren Menschen sind mit<br />
Vitamin D und Folsäure (Frauen) und<br />
Niacin (Männer und Frauen) schlecht<br />
versorgt. Abhilfe schaffen Tonika, wobei<br />
man durchaus auch die Palette <strong>der</strong><br />
Kin<strong>der</strong>stärkungsmittel berücksichtigen<br />
sollte. Niacin und die übrigen B-<br />
Vitamine lassen sich schmackhaft als<br />
Hefeflocken ergänzen. Beson<strong>der</strong>s B12<br />
und Folsäure werden durch die nachlassende<br />
Leistungsfähigkeit des Pankreas<br />
ab 60 Jahre und das verringerte<br />
Organvolumen (auf die Hälfte bis zum<br />
80. Lebensjahr) schlechter aufgenommen.<br />
Hier kann leicht mit Kombipräparaten<br />
von B6, B12 und Folsäure<br />
<strong>der</strong> schlechten Resorption ein erhöhtes<br />
Angebot gegenübergestellt werden.<br />
Für B6 und Folsäure werden<br />
3mg bzw. 400 mg empfohlen. Kranke<br />
Senioren ernähren sich oft schlecht<br />
und unzureichend, so daß, intensiviert<br />
durch Medikamenteneinnahme, Rauchen<br />
und/o<strong>der</strong> Alkohol, Vitamindefizite<br />
entstehen. Hier sind schmackhafteMultivitamin-/Multimineralstoffpräparate<br />
auf <strong>der</strong> Basis natürlicher<br />
Grundstoffe die Ergänzungsmittel<br />
<strong>der</strong> Wahl.<br />
Seminare <strong>für</strong> gesundes Leben an <strong>der</strong> Reformhaus-Fachakademie<br />
Ausbildung <strong>für</strong> Arzthelferinnen zur Beginn: 07.11.1998<br />
Ernährungs- und Diätberaterin und 22.01.1999<br />
Anerkannt durch den ZÄN und den Berufsverband <strong>der</strong> Arzthelferinnen.<br />
Fortbildung <strong>für</strong> Pflegekräfte 30.11.1998<br />
Berater/in ganzheitliche Gesundheitspflege, Generalist/in in <strong>der</strong> Pflege<br />
und Spezialist/in <strong>für</strong> die klassische Naturheilkunde<br />
Genüsse <strong>für</strong> vegetarische Vollwertküche 27.-29.11.1998<br />
Neue Impulse <strong>für</strong> Ihre Küche. Mit vielen Rezepten.<br />
Weitere Informationen bei <strong>der</strong> Reformhaus-Fachakademie, Gotische Str. 15,<br />
61440 Oberursel (Tel: 06172 / 3009-822 bzw. Fax: 06172 / 3009-819)<br />
683
Interview<br />
Komplementäre Verfahren<br />
in <strong>der</strong> Onkologie<br />
?<br />
Der Stand <strong>der</strong> Onkologie<br />
stellt sich heute wie folgt<br />
dar: Operation, Chemotherapie<br />
und Bestrahlung<br />
„bringen“ etwa in 20-30 Prozent<br />
<strong>der</strong> Fälle Heilung. Die Chemotherapie<br />
allgemeingenommen manchmal<br />
in nur 4 Prozent. Bezüglich <strong>der</strong><br />
Gentherapie stehen wir noch ganz<br />
am Anfang.<br />
Die komplementäre Onkologie, speziell<br />
meine „bioelementare Kombinationstherapie“<br />
geht davon aus, daß<br />
man dem Tumorgeschehen nicht<br />
punktuell („bißchen Thymus, bißchen<br />
Mistel, bißchen Wärme“) beikommen<br />
kann, son<strong>der</strong>n über eine längere Zeit,<br />
hoch dosiert und alle Kräfte und Möglichkeiten<br />
bündelnd, vorgeht. Später<br />
werden auch kürzere Intervalltherapien<br />
(drei- bis viermal pro Jahr) mit<br />
dem Patienten vereinbart.<br />
?<br />
Dr. Klaus Maar<br />
Düsseldorf<br />
Wo liegen Ihrer Überzeugung<br />
nach die Möglichkeiten<br />
und die Grenzen<br />
<strong>der</strong> sogenannte komplementären<br />
Krebstherapie?<br />
Die Grenzen <strong>der</strong> Komplementärtherapie<br />
liegen oft darin, daß Patienten<br />
zu spät kommen. Der Arzt soll dann<br />
Wun<strong>der</strong> vollbringen.<br />
Die Grenzen liegen auch darin,<br />
daß die Komplementärtherapie nicht<br />
lange genug, nicht hoch dosiert genug<br />
und nicht alle Möglichkeiten ausschöpfend<br />
durchgeführt und noch dazu<br />
oft von Unkundigen versucht wird.<br />
Die Möglichkeiten ergeben sich<br />
aus <strong>der</strong> richtigen Anwendungsweise<br />
und in einem engmaschigen Immunmonitoring<br />
sowie auch in <strong>der</strong> sich an<br />
die Intensivphase anschließenden<br />
Intervallphase, die zu einer weiteren<br />
Steigerung <strong>der</strong> Effektivität beiträgt.<br />
?<br />
Eine Schwächung des Immunsystems<br />
als Ursache<br />
von Krebs?! Diese These<br />
wird heute auch von<br />
Schulmedizinern nicht mehr von<br />
Grund auf abgelehnt. Welche Bedeutung<br />
hat Ihrer Ansicht nach das<br />
Immunsystem bei <strong>der</strong> Entstehung<br />
und bei <strong>der</strong> Therapie von Tumorerkrankungen?<br />
Das Immunsystem spielt bei <strong>der</strong><br />
Tumorbekämpfung eine große Rolle;<br />
allerdings stehen wir hier erst am<br />
Anfang <strong>der</strong> Möglichkeiten! Es ist, wie<br />
wenn man ein Schloß durch ein<br />
Schlüsselloch besichtigen wollte.<br />
Macht man aber ein konsequentes<br />
Immunmonitoring, dann können wir<br />
schon heute wertvolle Informationen<br />
<strong>für</strong> unsere Therapie gewinnen.<br />
?<br />
Welche Therapieverfahren<br />
nutzen Sie in <strong>der</strong> Praxis,<br />
um den Tumor gezielt<br />
zu bekämpfen und gleichzeitig<br />
den Organismus des Patienten<br />
zu stärken?<br />
684<br />
Folgende Verfahren kommen während<br />
einer drei- bis vierwöchigen Therapiephase<br />
zur Anwendung:<br />
Mistelinfusionen (hoch dosiert<br />
und nicht subkutan!)<br />
die Gabe von Selen, Enzymen,<br />
Thymus-Peptiden, Vitamin A und<br />
E u.ä.<br />
Ozontherapie (Ozon-Einläufe, Ozon-<br />
Instilationen u.a., je nach Tumorart)<br />
die Tiefen- und Ganzkörperhyperthermie<br />
die Colon-Hydro-Therapie<br />
die Neuraltherapie und<br />
die Psychoonkologie<br />
?<br />
Werden diese Verfahren<br />
von den Krankenkassen<br />
erstattet? Wie teuer ist eine<br />
komplementäre Tumortherapie<br />
im Vergleich zu einer<br />
schulmedizinischen Tumortherapie?<br />
Diese Verfahren werden auf Antrag<br />
von den Kassen erstattet, wobei eine<br />
Kostenerstattung eher vorgenommen<br />
wird, wenn <strong>der</strong> behandelnde Arzt<br />
Vertragsarzt ist, d.h. die Kassenzulassung<br />
hat. Bei reinen Privatärzten ist<br />
eine Erstattung schon schwieriger, es<br />
sei denn, eine entsprechende Spezialisierung<br />
liegt vor.<br />
Sehr geehrter Herr Dr. MAAR, wir<br />
danken Ihnen <strong>für</strong> das Gespräch.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
Ein ideales Sedativum sollte<br />
mehrere For<strong>der</strong>ungen abdecken:<br />
gute Wirksamkeit<br />
bei gleichzeitig niedriger<br />
Nebenwirkungsrate, keine<br />
negative Beeinflussung <strong>der</strong><br />
Schlafarchitektur, fehlende<br />
Hang-over-Effekte, keine<br />
Sucht- und Gewöhnungsproblematik.<br />
In <strong>der</strong> Behandlung<br />
<strong>der</strong> Insomnien<br />
kommt das Wirkspektrum<br />
von Baldrian-/Hopfen-<br />
Extraktzubereitungen diesem<br />
Idealbild recht nahe.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Titelthema<br />
Mit Baldrian und Hopfen gegen<br />
Schlafstörungen<br />
Vorteil hochdosierter pflanzlicher<br />
Sedativa auf Baldrian-<br />
Hopfen-Basis ist eine Reduktion<br />
emotionaler Belastungen<br />
tagsüber ohne Beeinträchtigung <strong>der</strong><br />
Vigilanz.<br />
Schlafstörungen:<br />
Klassifikation und<br />
Epidemiologie<br />
Schlafstörungen sind weit verbreitet:<br />
Etwa ein Drittel <strong>der</strong> erwachsenen Bevölkerung<br />
in Deutschland leidet an<br />
Ein- und Durchschlafstörungen. Die<br />
Hälfte dieser Fälle gilt als behandlungsbedürftig.<br />
Statistiken zufolge<br />
nehmen ca. 1,6 % <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung<br />
Deutschlands ständig Schlafmittel<br />
ein. Mit dem Alter steigt auch<br />
die Einnahmehäufigkeit von Sedativa/<br />
Hypnotika: In den USA greifen ca.<br />
8% <strong>der</strong> über 70jährigen Männer oft<br />
bis regelmäßig zu medikamentösen<br />
Maßnahmen.<br />
Nicht jede episodisch auftretende<br />
Abweichung vom normalen Schlaf<br />
verdient die Bezeichnung „Schlafstörung“.<br />
Statistische Erhebungen zu<br />
diesem Thema beruhen in <strong>der</strong> Regel<br />
685<br />
auf subjektiven Angaben <strong>der</strong> Betroffenen.<br />
Befunde, die nicht <strong>der</strong> heute<br />
gültigen Klassifikation von Schlafstörungen<br />
<strong>der</strong> „American Sleep Disor<strong>der</strong><br />
Association“ und <strong>der</strong> „International<br />
Classification of Diseases“<br />
(ICD-10) entsprechen, sind demnach<br />
kritisch zu bewerten.<br />
Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen<br />
leiden häufiger unter<br />
Schlafstörungen als „psychisch gesunde“<br />
Menschen. Frauen sind in <strong>der</strong><br />
Regel eher betroffen als Männer, zudem<br />
nimmt das Auftreten von Schlafbeschwerden<br />
mit ansteigendem Lebensalter<br />
zu. In 80 % <strong>der</strong> Fälle entfällt<br />
die Diagnose „Schlafstörungen“ auf<br />
ältere Menschen.<br />
Gerade letztere leiden häufig unter<br />
therapiebedürftigen Begleiterkrankungen<br />
(Multimorbidität), die eine<br />
Verschlechterung <strong>der</strong> Schlafqualität<br />
mit sich bringen können. An<strong>der</strong>erseits<br />
sind auch gegenseitige Beeinflussungen<br />
<strong>der</strong> eingesetzten Hypnotika/<br />
Sedativa mit an<strong>der</strong>en Arzneimitteln<br />
nicht selten. Gerade <strong>für</strong> ältere Patienten<br />
ist daher die Auswahl eines<br />
Arzneimittels mit einem möglichst geringen<br />
Interaktionspotential von ausschlaggeben<strong>der</strong><br />
Bedeutung.
Tab. 1: Klassifikation von Schlafstörungen<br />
nach ICD-10<br />
Die häufigsten Formen <strong>der</strong> Schlafstörungen<br />
in <strong>der</strong> hausärztlichen und<br />
klinischen Medizin sind sogenannte<br />
Titelthema<br />
Schlafstörungen Schlafstörungen<br />
nichtorganischer Ursache organischer Ursache<br />
Dyssomnie Dyssomnie<br />
ohne körperliche bei körperlichen<br />
Erkrankung Erkrankungen<br />
(primäre Dyssomnie) (sekundäre Dyssomnie)<br />
Insomnie<br />
Ein- o<strong>der</strong> Durchschlafstörungen o<strong>der</strong> schlechte<br />
Schlafqualität<br />
Hypersomnie<br />
übermäßige Schlafneigung während des Tages,<br />
Schlafanfälle, verlängerter Übergang zum Wachzustand<br />
Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus<br />
Insomnie während <strong>der</strong> Schlaf-, Hypersomnie während<br />
<strong>der</strong> Wachperiode<br />
Parasomnie<br />
Somnambulismus Narkolepsie<br />
(Schlafwandeln)<br />
Pavor nocturnus Kleine-Levin-Syndrom<br />
(Nachtangst)<br />
Alpträume Schlafapnoe<br />
(Angstträume)<br />
Restless-leg-Syndrom<br />
Klagen über Ein- und Durchschlafstörungen o<strong>der</strong> schlechte Schlafqualität<br />
– mindestens 3mal pro Woche<br />
– in einem Zeitraum von 3 Monaten<br />
– Einschlafdauer mindestens 30 Minuten<br />
– nächtliche Wachzeiten von mehr als 30 Minuten<br />
– keine somatische o<strong>der</strong> psychische Erkrankung<br />
– keine medikamentös bedingte Schlafstörung<br />
starke emotionale Beschäftigung mit den Beschwerden<br />
übertriebene Sorge von Folgeschäden<br />
deutlicher Leidensdruck<br />
Tagesmüdigkeit<br />
negative Einflüsse auf soziale und berufliche Leistungsfähigkeit<br />
Tab. 2: Definition <strong>der</strong> Insomnie nach ICD-10<br />
„Insomnien“ (siehe Tab. 1). Insomnien<br />
sind ein klassischer Bereich <strong>der</strong><br />
Selbstmedikation, dennoch befinden<br />
686<br />
sich 65 % <strong>der</strong> Patienten in hausärztlicher<br />
Behandlung.<br />
Nicht jede schlechte Nacht ist mit<br />
einer Insomnie gleichzusetzen: Die<br />
Voraussetzungen <strong>für</strong> das Stellen <strong>der</strong><br />
Diagnose und die typischen Begleitumstände<br />
gibt Tabelle 2 wie<strong>der</strong>.<br />
Nichtmedikamentöse<br />
Behandlung von Insomnien<br />
An erster Stelle jedes Therapiekonzeptes<br />
muß grundsätzlich die Beseitigung<br />
schlafhemmen<strong>der</strong> Einflüsse<br />
und Noxen stehen. Insbeson<strong>der</strong>e bei<br />
Patienten mit nichtorganisch bedingten<br />
Schlafstörungen führt eine sorgfältige<br />
Abklärung und Beseitigung <strong>der</strong><br />
Ursachen (soweit möglich) nicht selten<br />
zur Besserung des Krankheitsbildes.<br />
Viele Patienten können zum<br />
Beispiel aus Tagesproblemen resultierende<br />
Unruhe, Nervosität und Anspannung<br />
nach Feierabend nicht kompensieren.<br />
Hinzu kommt mit <strong>der</strong><br />
Sorge vor dem „Nicht-einschlafenkönnen“<br />
eine erhebliche emotionale<br />
Belastung.<br />
Neben <strong>der</strong> exakten Diagnosestellung<br />
sind vor einer Verordnung von<br />
Sedativa/Hypnotika o<strong>der</strong> begleitend<br />
zu einer Pharmakotherapie nichtmedikamentöse<br />
Maßnahmen einzusetzen.<br />
Diese Maßnahmen umfassen unter an<strong>der</strong>em<br />
die in Tabelle 3 genannten<br />
Punkte.<br />
Medikamentöse Behandlung<br />
von Insomnien: Der Einsatz<br />
von Benzodiazepinen<br />
In <strong>der</strong> medikamentösen Behandlung<br />
von Schlafstörungen dominiert die<br />
ärztliche Verordnung von Benzodiazepinen.<br />
1987 wurden in Deutschland<br />
630 Millionen Einzeldosen an<br />
Benzodiazepinen verordnet, wobei<br />
diese Zahlenangabe auch an<strong>der</strong>e Indikationsgebiete<br />
dieser Arzneistoffklasse<br />
umfaßt.<br />
Benzodiazepine sind zuverlässig<br />
wirksame Hypnotika und weisen eine<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
große therapeutische Breite auf. Auch<br />
in sehr hoher, prätoxischer Dosis sind<br />
lebensbedrohliche Zustände wie<br />
Atemdepression, Herz-Kreislauf-Versagen<br />
und Areflexie im Vergleich zu<br />
den Barbituraten sehr selten. Wie letztere<br />
verän<strong>der</strong>n in geringem Umfang<br />
auch die Benzodiazepine die Schlafarchitektur:<br />
Festzustellen ist ein Einfluß<br />
auf den REM-Schlaf sowie eine<br />
Verkürzung des Stadiums 4 (o<strong>der</strong> D)<br />
des NREM-Schlafes, d.h. eine Abnahme<br />
<strong>der</strong> Tiefschlafphase. Auch bei<br />
sachgemäßer Anwendung von Benzodiazepinen<br />
sind Toleranzphänomene<br />
und das Auftreten von Rebound-Insomnien<br />
nach dem Absetzen nicht<br />
auszuschließen. Benzodiazepine weisen<br />
ein nicht unerhebliches Abhängigkeitspotential<br />
auf. Solche Effekte lassen<br />
sich durch Ausschleichen über einen<br />
genügend langen Zeitraum vermeiden.<br />
In <strong>der</strong> Praxis ist dieses Vorgehen<br />
jedoch eher die Ausnahme.<br />
Bei älteren Menschen kann unter<br />
<strong>der</strong> Medikation mit Benzodiazepinen<br />
die Vigilanzregulation zusammenbrechen<br />
und als Folge ein Syndrom mit<br />
pathologisch erhöhter Schlafneigung<br />
auftreten. Auch paradoxe Reaktionen<br />
sind bekannt.<br />
Die Metabolisierung <strong>der</strong> meisten<br />
Benzodiazepine erfolgt über gleichfalls<br />
hypnotisch wirksame Metaboliten.<br />
Dies schlägt sich in <strong>der</strong> Wirkdauer<br />
<strong>der</strong> Arzneimittel nie<strong>der</strong> und ist<br />
gegebenenfalls zu berücksichtigen. Zu<br />
Titelthema<br />
Aufklärung über individuelles Schlafbedürfnis<br />
regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus<br />
geeignete Umgebungsbedingungen im Schlafzimmer<br />
ausreichend körperliche Aktivität<br />
Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ernährungsgewohnheiten (Zeiten, Mengen, Zusammensetzung)<br />
„Einschlafrituale“<br />
Entspannungstechniken (z.B. autogenes Training, progressive Muskelentspannung,<br />
konzentrative Bewegungstherapie)<br />
Tab. 3: Nichtmedikamentöse Begleitmaßnahmen <strong>der</strong> Arzneimittelverordnung<br />
bei Insomnien<br />
beachten ist auch eine gegenseitige<br />
Potenzierung durch an<strong>der</strong>e zentral<br />
dämpfende Arzneimittel und Alkohol.<br />
Eine Beeinträchtigung <strong>der</strong> Straßenverkehrstauglichkeit<br />
liegt selbst nach<br />
Einnahme relativ schwach sedierend<br />
wirksamer Benzodiazepine auf <strong>der</strong><br />
Hand, zumal auch Vigilanzmin<strong>der</strong>ungen<br />
nach nur einmaliger Gabe bekannt<br />
sind.<br />
keine Toleranz o<strong>der</strong> Abhängigkeit<br />
auch in hoher Dosis keine narkotische Wirkung<br />
keine Beeinflussung des REM-Schlafes<br />
kein Hang-over<br />
keine Rebound-Insomnien<br />
geringes Interaktionspotential<br />
Tab. 4: Vorteile pflanzlicher Sedativa<br />
Alternative medikamentöse<br />
Behandlung von Insomnien:<br />
Pflanzliche Sedativa<br />
Angesichts <strong>der</strong> <strong>für</strong> Benzodiazepine<br />
bekannten Nachteile und Gefahren<br />
könnten Phytopharmaka <strong>für</strong> die medikamentöse<br />
Behandlung von Schlafstörungen<br />
eine echte Alternative darstellen<br />
(siehe Tab. 4).<br />
Hinsichtlich ihrer Effizienz sind<br />
Phytopharmaka allerdings nicht unumstritten.<br />
Zweifel an <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />
betreffen vor allem das Fehlen<br />
tierexperimenteller Untersuchungen<br />
und kontrollierter klinischer Studien.<br />
Wirksame Inhaltstoffe und – so beschrieben<br />
– <strong>der</strong>en Mechanismen sind<br />
oftmals unbekannt. Beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong><br />
Vergangenheit waren Fertigarzneimittel<br />
nach heutigen Erkenntnissen<br />
zudem deutlich unterdosiert.<br />
Den Arzneipflanzen Baldrian und<br />
Hopfen wurde von <strong>der</strong> Kommission E<br />
des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes<br />
aufgrund des wissenschaftlichen<br />
Datenmateriales in Mono-<br />
Arznei- Drogen- Monographierte Monographierte<br />
pflanze bezeichnung Tagesdosis Tagesdosis<br />
bei Einzelgabe in Kombination<br />
Baldrian Valerianae radix 2-3 g Ø 1,25 – 1,88 g<br />
Hopfen Lupuli strobulus 0,5 g Ø 0,25 – 0,375 g<br />
Tab. 5: Monographierte wirksame Tagesdosen <strong>für</strong> Baldrian und<br />
Hopfen<br />
688<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
graphien eine positive Wirkung zugeschrieben.<br />
Mit den Angaben <strong>der</strong><br />
Monographie zu den arzneilich verwendeten<br />
Pflanzenteilen und den üblichen<br />
Herstellungsverfahren legte die<br />
Kommission auch eine wirksame<br />
Mindestmenge als Tagesdosis fest<br />
(siehe Tab. 5).<br />
Nur selten ist <strong>der</strong> Deklaration eines<br />
pflanzlichen Fertigarzneimittels<br />
<strong>der</strong> Gehalt an eingesetztem Drogenmaterial<br />
direkt zu entnehmen. Aus <strong>der</strong><br />
Kenntnis <strong>der</strong> eingesetzten Extraktmenge<br />
und des „Droge-Extrakt-Verhältnisses“<br />
(das DEV gibt an, aus wieviel<br />
Gramm Droge ein Gramm Extrakt<br />
gewonnen wurde) läßt sich die<br />
eingesetzte Drogenmenge leicht berechnen.<br />
Tabelle 6 zeigt beispielhaft<br />
die berechnete Dosierung verschiedener<br />
Baldrian-Hopfen-Zubereitungen.<br />
Bei ausreichend hoher Dosierung<br />
ist es möglich, mittels mo<strong>der</strong>ner wissenschaftlicher<br />
Methoden und anerkannter<br />
humanpharmakologischer<br />
Studiendesigns Wirknachweise zur<br />
Behandlung funktioneller Insomnien<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Titelthema<br />
Valerianae radix Lupuli strobuli<br />
Trocken- DEV 1)<br />
Droge Trocken- DEV Droge<br />
extrakt pro extrakt pro<br />
pro Dragee Dragee pro Dragee Dragee<br />
100 mg a)<br />
95 mg b)<br />
250 mg c)<br />
75 mg d)<br />
225 mg e)<br />
100 mg f)<br />
1) DEV = Droge-Extrakt-Verhältnis<br />
4–6,7:1 535 mg 24 mg 4,3–7,7:1 144 mg<br />
6–7,4:1 637 mg 15 mg 7,7–9,5:1 129 mg<br />
5:1 1250 mg 60 mg 6:1 360 mg<br />
5,3–6,6:1 446 mg 70 mg 7,7–9,5:1 602 mg<br />
6,7:1 1507 mg 30 mg 12,3:1 369 mg<br />
4–6,7:1 535 mg 24 mg 4,3–7,7:1 144 mg<br />
a) Baldrian Dispert Nacht d) Luvased<br />
b) Baldriparan Entspannungsdragees e) Selon<br />
c) Ivel f) Valdispert comp.<br />
Tab. 6: Beispiele <strong>für</strong> Kombinationspräparate mit Extrakten aus<br />
Baldrianwurzel und Hopfenzapfen<br />
zu führen. Zu <strong>Gesamte</strong>xtrakten aus<br />
Baldrian und Hopfen liegen eine Vielzahl<br />
tierexperimenteller und humanpharmakologischer<br />
Untersuchungen<br />
vor.<br />
Tierexperimentelle Untersuchungen<br />
zu den Wirkungen<br />
von Baldrian, Hopfen<br />
und ihrer Kombination<br />
Ältere Ergebnisse zu den Wirkungen<br />
von Sedativa auf das ZNS, wie z.B.<br />
die Senkung <strong>der</strong> lokomotorischen<br />
Aktivität (Spontanmotilität) und die<br />
Verlängerung <strong>der</strong> Schlafzeit nach Injektion<br />
des Narkotikums Thiopental,<br />
wurden in den letzten Jahren durch<br />
gezielte Untersuchungen mit mo<strong>der</strong>nen<br />
Methoden ergänzt.<br />
SOKOLOFF entwickelte die 2-Desoxyglukose-Technik:<br />
Die Aufnahme<br />
und Utilisation des Zuckers 2-Desoxyglukose<br />
in Nervenzellen spiegelt<br />
<strong>der</strong>en funktionelle Aktivität wi<strong>der</strong>.<br />
GRUSLA et al. untersuchten mit dieser<br />
693<br />
Technik den Aktivitätszustand von<br />
Neuronen im Rattenhirn. Nach oraler<br />
Verabreichung von Baldrianextrakt<br />
war die neuronale Aktivität deutlich<br />
vermin<strong>der</strong>t.<br />
Radioligand-Bindungsuntersuchungen<br />
sollten Rückschlüsse auf den<br />
molekularen Angriffspunkt von Baldrianextrakten<br />
zulassen. Die dabei<br />
entdeckte Affinität von Baldrianextrakt<br />
zu Benzodiazepinrezeptoren<br />
legt als Mechanismus eine Verstärkung<br />
<strong>der</strong> Wirkung des inhibitorischen<br />
Transmitters GABA (γ-Aminobuttersäure)<br />
nahe.<br />
BALDUINI und CATTABENI wiesen<br />
zudem eine Bindung an Adenosin-A1-<br />
Rezeptoren nach.<br />
Nach neueren Erkenntnissen wirkt<br />
Adenosin in ähnlicher Weise wie<br />
GABA inhibitorisch auf die Funktionen<br />
von Nervenzellen.<br />
Ein weiterer, durch Radioligand-<br />
Bindungstechniken festgestellter<br />
Wirkansatz könnte in einem Angriff<br />
an Dopamin-D1-Rezeptoren und bestimmten<br />
Subtypen von Serotonin-<br />
Rezeptoren (5-HT 1A-Rezeptor) bestehen<br />
(zitiert bei HÖLZ). Auch diese<br />
Rezeptoren sorgen über eine Hyperpolarisation<br />
und Hemmung <strong>der</strong> Entladungsfrequenz<br />
<strong>für</strong> eine Herabsetzung<br />
des Aktivitätszustandes von<br />
Nervenzellen (siehe Abb. 1).<br />
Baldrian könnte auch das GABA-<br />
Überträgersystem selbst beeinflussen:<br />
CAVADAS et al. fanden eine Wirkung<br />
an GABA-Rezeptoren. SANTOS et al.<br />
beobachteten eine Steigerung <strong>der</strong><br />
Freisetzung von GABA aus den<br />
Nervenendigungen des Rattenhirns,<br />
begleitet von einer Hemmung <strong>der</strong><br />
Wie<strong>der</strong>aufnahme. Dadurch erhöhte<br />
sich die Neurotransmitterkonzentration<br />
im synaptischen Spalt, die<br />
Effizienz <strong>der</strong> inhibitorischen synaptischen<br />
Übertragung wurde verstärkt<br />
(siehe Abb. 1).<br />
Das in den USA als Schlafmittel<br />
verwendete Neurohormon Melatonin<br />
unterliegt einer zirkadianen Periodik.<br />
Nach FAUTECK et al. besetzt Baldrianextrakt<br />
den Melatonin-Rezeptor,<br />
nachweisbar durch Autoradiographie
an Schnitten des menschlichen<br />
Kleinhirns post mortem. Parallel<br />
durchgeführte Radioligand-Bindungsuntersuchungen<br />
an Membranpräparationen<br />
bestätigten dieses Ergebnis<br />
(siehe Abb. 1).<br />
Zu Wirkungen von Hopfenextrakt<br />
auf das Gehirn liegen weit weniger<br />
tierexperimentelle Befunde vor. Über<br />
sedierende Effekte des Hopfeninhaltstoffes<br />
2-Methyl-3-buten-2-ol<br />
wurde wie<strong>der</strong>holt berichtet. Es ist jedoch<br />
fraglich, ob dieser nur in sehr geringen<br />
Mengen im Hopfenextrakt vorkommende<br />
ungesättigte Alkohol <strong>für</strong><br />
die schlafvermittelnde Wirkung eine<br />
Rolle spielt. LEE et al. registrierten an<br />
Rezeptor<br />
Adenosin-A-<br />
Rezeptor<br />
5-HT 1-Rezeptor<br />
Freisetzung<br />
von GABA<br />
Titelthema<br />
Mäusen nach Applikation von Hopfenextrakt<br />
eine Reduktion <strong>der</strong> spontanen<br />
lokomotorischen Aktivität, eine<br />
Verringerung des Haltevermögens am<br />
Drehstab sowie eine Verlängerung <strong>der</strong><br />
Schlafzeit nach Gabe von Pentobarbital.<br />
BLÄTTER und SCHOCH wiesen eine<br />
schwache Bindungsaktivität am<br />
Benzodiazepin-Rezeptor nach.<br />
Zur pharmakodynamischen Charakterisierung<br />
einer Kombination aus<br />
Baldrian und Hopfen sind in erster<br />
Linie die Untersuchungen von<br />
DIMPFEL und BRATTSTRÖM zu nennen:<br />
An frei beweglichen Ratten mit dauerhaft<br />
implantierten Elektroden wurde<br />
das EEG-Frequenzmuster registriert<br />
Wie<strong>der</strong>aufnahme<br />
von GABA<br />
GABA-Rezeptor Benzodiazepin<br />
Hyperpolarisation<br />
<strong>der</strong><br />
Nervenzellmembran<br />
Herabsetzung<br />
<strong>der</strong> Erregbarkeit <strong>der</strong><br />
Nervenzellen<br />
Sedation<br />
Melatonin-<br />
Rezeptor<br />
Abb. 1: Mögliche Angriffspunkte von Baldrian-Extrakt auf die physiologischen<br />
Vorgänge bei <strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> Sedation<br />
?<br />
694<br />
und mittels computergestützter Analyse<br />
ein Muster <strong>der</strong> spektralen Leistungsdichte<br />
erstellt. Nach oraler<br />
Applikation eines Baldrian-Hopfen-<br />
Extraktgemisches nahm die Leistungsdichte<br />
in den Frequenzbereichen<br />
Alpha, Beta und Theta dosis- und<br />
zeitabhängig zu.<br />
Humanpharmakologische<br />
Untersuchungen zu den<br />
Wirkungen von Baldrian,<br />
Hopfen und ihrer<br />
Kombination<br />
Neben zahlreichen Erfahrungsberichten<br />
und Anwendungsbeobachtungen<br />
zu Wirksamkeit und Unbedenklichkeit<br />
von Baldrian und Hopfen liegen auch<br />
diverse Doppelblindstudien sowohl an<br />
freiwilligen Probanden als auch an<br />
Patienten mit Schlafstörungen vor.<br />
BALDERER und BORBELY erkannten<br />
bei jungen Probanden nach Verabreichung<br />
von 450 bzw. 900 mg<br />
Baldrianextrakt eine Verkürzung <strong>der</strong><br />
Schlaflatenz und <strong>der</strong> nächtlichen<br />
Wachzeiten. Die Arbeitsgruppe um<br />
LEATHWOOD prüfte über einen Zeitraum<br />
von 9 Tagen an 128 Testpersonen<br />
400 mg Baldrianextrakt gegen<br />
Plazebo und erfaßte mittels Schlaffragebogen<br />
Einschlaflatenz, Schlafqualität,<br />
nächtliches Erwachen und<br />
Tagesmüdigkeit. Baldrianextrakt verkürzte<br />
gegenüber Plazebo signifikant<br />
die Einschlaflatenz. BLAHA und VOLZ<br />
wiesen in einer plazebokontrollierten<br />
Doppelblindstudie an nicht näher<br />
klassifizierten schlafgestörten Patienten<br />
nach vierwöchiger Therapie eine<br />
Normalisierung des gestörten<br />
Schlafes und eine Verbesserung <strong>der</strong><br />
Tagesbefindlichkeit nach.<br />
In einer multizentrischen randomisierten<br />
Doppelblindstudie bei Patienten<br />
mit nicht organisch bedingten<br />
Insomnien prüften VORBACH und<br />
ARNOLD 600 mg Baldriantrockenextrakt<br />
(61 Patienten) über einen<br />
Zeitraum von vier Wochen gegen<br />
Plazebo (60 Patienten). Sie dokumentierten<br />
den klinischen <strong>Gesamte</strong>in-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
druck, Schlafratings und die Befindlichkeit.<br />
In allen untersuchten Punkten<br />
wies die Baldriangruppe verglichen<br />
mit <strong>der</strong> Plazebogruppe signifikant<br />
bessere Werte auf. Am Ende <strong>der</strong> Therapie<br />
ergab die Beurteilung <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />
durch Arzt und Patient eine<br />
gute Übereinstimmung. Ähnliche Befunde<br />
über die Wirkungen von Baldrianextrakt<br />
teilten SCHMIDT-VOIGT<br />
sowie KAMM-KOHL et al. mit.<br />
Schlafför<strong>der</strong>nde Wirkungen wurden<br />
<strong>für</strong> Baldrian auch in elektroenzephalographisch<br />
bzw. polysomnographisch<br />
kontrollierten Untersuchungen<br />
nachgewiesen. So beobachteten<br />
DONATH und ROOTS in einer plazebokontrollierten<br />
Doppelblindanordnung<br />
an gesunden Probanden nach einmaliger<br />
Gabe von 1200 mg Baldriantrockenextrakt<br />
eine Zunahme <strong>der</strong><br />
Delta-Aktivität im EEG. Der in <strong>der</strong><br />
Plazebogruppe zu verzeichnende<br />
Anstieg im Alpha-1-Frequenzbereich<br />
trat unter Verum nicht auf. Nach 14tägiger<br />
Applikation von 600 mg Extrakt<br />
pro die fanden sich vor erneuter<br />
Verabreichung zwischen Plazebo- und<br />
Verumgruppe keine Unterschiede im<br />
EEG. Nach <strong>der</strong> erneuten Gabe von<br />
600 mg Baldriantrockenextrakt nahm<br />
die Aktivität im Alpha-2-Frequenzbereich<br />
ab und im Theta-Bereich zu.<br />
In einer gleichfalls plazebokontrollierten<br />
Doppelblindanordnung fand man<br />
bei Patienten mit Insomnie eine Verkürzung<br />
<strong>der</strong> Schlaflatenz nach 14tägiger<br />
Einnahme von 600 mg Extrakt pro<br />
die.<br />
Über ähnliche Ergebnisse berichteten<br />
auch SCHULZ und JOBERT, die bei<br />
Frauen mit subjektiv empfundenen<br />
Schlafstörungen Diazepam und Baldrian<br />
gegen Plazebo prüften. Zwei<br />
Stunden nach <strong>der</strong> Applikation <strong>der</strong><br />
Testsubstanzen war bei den Patientinnen<br />
subjektiv ein Gefühl <strong>der</strong> Müdigkeit<br />
zu verzeichnen, das mittels einer<br />
visuellen Analogskala quantitativ<br />
beurteilt wurde. Objektiv kam es im<br />
EEG nach 10 mg Diazepam zu einer<br />
Zunahme <strong>der</strong> Beta- und Delta-Aktivität,<br />
nach Gabe von 1200 mg Baldriantrockenextrakt<br />
zur Steigerung <strong>der</strong><br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Titelthema<br />
Aktivität in den Frequenzbereichen<br />
Alpha, Delta und Theta sowie zu einer<br />
Abnahme im Beta-Bereich. Die Effekte<br />
des Phytotherapeutikums unterscheiden<br />
sich demnach deutlich von<br />
denen des Diazepams. Die Verän<strong>der</strong>ungen<br />
im EEG ließen sich durch<br />
Koffein aufheben. SCHULZ et al. sahen<br />
in einer ebenfalls plazebokontrollierten<br />
Studie mit polysomnographischer<br />
Methodik nach Baldrian eine<br />
Zunahme des Tiefschlafs, während<br />
<strong>der</strong> REM-Schlaf unbeeinflußt blieb.<br />
Ebensowenig wurden Schlaflatenz<br />
und nächtliche Wachzeiten verän<strong>der</strong>t.<br />
Zu Hopfenextrakt liegt neben dem<br />
Erfahrungswissen lediglich eine randomisierte<br />
plazebokontrollierte Doppelblindstudie<br />
vor, in <strong>der</strong> Hopfenextrakt-Bä<strong>der</strong><br />
(100 ml einprozentigeHopfenextraktlösung<br />
auf 100 Liter Badvolumen)<br />
bei Patientinnen<br />
mit nervösen Befindlichkeits-<br />
und Schlafstörungen<br />
geprüft wurden. Mittels eines<br />
standardisierten Erfassungsbogens<br />
befragt, beurteilten<br />
die Probandinnen<br />
die Schlafqualität nach<br />
Hopfen als signifikant besser.<br />
Die literaturbekannten<br />
Untersuchungen von Kombinationen<br />
aus Baldrianund<br />
Hopfenextrakten erfolgten<br />
sowohl mit subjektiven<br />
Methoden als auch mit objektivierbaren<br />
Verfahren wie dem quantifizierten<br />
Pharmako-EEG und <strong>der</strong> Polysomnographie.<br />
Verglichen mit den<br />
Einzelextrakten erzielt man auch mit<br />
<strong>der</strong> Kombination vergleichbare Ergebnisse<br />
bei gesunden Probanden und<br />
bei Patienten mit Schlafstörungen.<br />
SCHELLENBERG und PIETZKO registrierten<br />
an gesunden Probanden das<br />
quantifizierte Pharmako-EEG nach<br />
Applikation einer Baldrian-Hopfen-<br />
Kombination. Sie beobachteten zwei<br />
Stunden nach Einnahme eine Abnahme<br />
<strong>der</strong> spektralen Leistungsdichte<br />
in den Alpha-1- und Alpha-2-Frequenzbanden.<br />
Ein Einfluß auf das<br />
695<br />
Konzentrations- und Leistungsvermögen<br />
war nicht festzustellen.<br />
SCHELLENBERG stellte auch bei<br />
Patienten mit psychovegetativen Störungen,<br />
die im EEG Zeichen einer<br />
zentralen Hyperreaktivität aufwiesen,<br />
unter Therapie Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
Leistungsdichte im Alpha-Frequenzbereich<br />
fest. Nach 14tägiger Applikation<br />
waren diese Verän<strong>der</strong>ungen<br />
deutlich ausgeprägt. Die an den Patienten<br />
erhobenen Angst- und Depressionsindizes<br />
nahmen ab.<br />
FÜSSEL und WOLF beobachteten im<br />
Schlaflabor bei Patienten mit Insomnien<br />
während <strong>der</strong> 14tägigen Verabreichung<br />
einer Baldrian-Hopfen-<br />
Kombination eine Verkürzung <strong>der</strong><br />
Einschlafzeit und <strong>der</strong> REM-Schlaf-<br />
Abb. 2: Humulus lupulus L. Arzneiliche Verwendung<br />
finden die bitteren „Hopfenzapfen“.<br />
latenz sowie eine Zunahme <strong>der</strong><br />
Schlafdauer und <strong>der</strong> Tiefschlafanteile.<br />
In einer Anwendungsbeobachtung<br />
an 3447 Patienten mit nicht näher differenzierten<br />
Schlafstörungen prüften<br />
LATASTER und BRATTSTRÖM die Wirkung<br />
<strong>der</strong> Baldrian-Hopfen-Kombination<br />
auf die Häufigkeit des nächtlichen<br />
Erwachens und die morgendliche<br />
subjektive Befindlichkeit. Bei etwa<br />
50 % <strong>der</strong> Patienten bestanden die<br />
Beschwerden bereits länger als vier<br />
Wochen und waren häufig mit Benzodiazepinen,<br />
Barbituraten, Neuroleptika,<br />
Antidepressiva und auch Phytopharmaka<br />
vorbehandelt. Der Anteil<br />
<strong>der</strong> Patienten ohne o<strong>der</strong> mit nur ein-
maligem nächtlichen Erwachen stieg<br />
von 25 auf 75 % an. Die Patienten<br />
fühlten sich am Morgen ausgeruht und<br />
leistungsfähig. Die Erfolgsquote umfaßte<br />
auch vorbehandelte Patienten.<br />
Mit entsprechen<strong>der</strong> Vorsicht ließe<br />
sich daraus folgern, daß <strong>der</strong> Ersatz<br />
chemisch-synthetischer Präparate<br />
durch Phytopharmaka auch während<br />
einer laufenden medikamentösen<br />
Behandlung durchaus möglich ist.<br />
Abb. 3: Valeriana officinalis L. Der Wurzelstock enthält<br />
u.a. Sesquiterpene und ätherisches Öl mit charakteristischem<br />
Geruch.<br />
Beachtenswert sind die ersten<br />
Ergebnisse einer Anwendungsbeobachtung<br />
(WEGENER 1997) mit einer<br />
Hopfen-Baldrian-Kombination, einem<br />
Fertigarzneimittel, das bereits bei Einmalapplikation<br />
eines Dragees die in<br />
<strong>der</strong> Monographie <strong>der</strong> Kommission E<br />
festgelegte Tagesdosis bereitstellt.*<br />
Ziel dieser Studie war die Dokumentation<br />
und Auswertung von Therapieergebnissen<br />
<strong>der</strong> unbeeinflußten therapeutischen<br />
Intervention bei Patienten<br />
mit Schlafstörungen und Unruhezuständen<br />
in <strong>der</strong> allgemeinärztlichen<br />
Praxis. Erste Ergebnisse beruhen auf<br />
<strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Daten von 100<br />
therapierten Patienten.<br />
Die durchschnittliche Anwendungsdauer<br />
betrug 23 Tage. Charak-<br />
* Selon ® , Sertürner. – Ein Dragee enthält:<br />
225 mg Wurzelextrakt aus europäischem<br />
Baldrian (Valeriana officinalis) 6,7:1, entsprechend<br />
1507 mg Baldrianwurzel, und 30<br />
mg Hopfenzapfenextrakt (Humulus lupulus)<br />
12,3:1, entsprechend 369 mg Hopfenzapfen.<br />
Titelthema<br />
teristisch <strong>für</strong> Phytopharmaka war die<br />
Beobachtung erster Effekte nach 5<br />
Tagen (gemittelt). Am Ende <strong>der</strong> Beobachtungsphase<br />
reduzierte sich bei<br />
Patienten mit Schlafstörungen die Beschwerdesymptomatik<br />
<strong>für</strong> die Symptome<br />
„gestörtes Einschlafen“ und<br />
„gestörtes Wie<strong>der</strong>einschlafen“ um ca.<br />
60 % gegenüber den Ausgangswerten.<br />
Bei Patienten mit psychovegetativen<br />
Beschwerden verbesserten sich die<br />
Symptome Nervosität,<br />
Herzklopfen und Reizbarkeit<br />
im Bereich zwischen<br />
50 und 60 %. Auch<br />
Allgemeinbefinden und<br />
Leistungsfähigkeit wurden<br />
in dieser Größenordnung<br />
verbessert.<br />
Die globale Abschlußbewertung<br />
ergab <strong>für</strong> ca. 90<br />
% <strong>der</strong> Patienten eine ausgezeichnete<br />
o<strong>der</strong> gute Bewertung<br />
<strong>der</strong> Wirksamkeit<br />
sowie das Urteil einer ausgezeichneten<br />
o<strong>der</strong> guten<br />
Verträglichkeit. Unerwünschte<br />
Ereignisse wurden<br />
zum gegenwärtigen<br />
Stand <strong>der</strong> Untersuchung nicht berichtet.<br />
Bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />
von Baldrian-Hopfen-Kombinationen<br />
sollten auch die Ergebnisse<br />
weiterer baldrianhaltiger Phytopharmaka<br />
herangezogen werden.<br />
In einer Anwendungsbeobachtung<br />
<strong>für</strong> ein pflanzliches Kombinationspräparat<br />
auf <strong>der</strong> Basis von Baldrian<br />
und Passionsblume beurteilte MOLLEN-<br />
HAUER die Effekte auf das Schlafverhalten<br />
von 70 Patienten mit nicht näher<br />
klassifizierten Schlafstörungen<br />
mittels skalierter Symptom- und Befun<strong>der</strong>hebung<br />
sowie globaler Beurteilung.<br />
Die Patienten waren zu 61 %<br />
mit an<strong>der</strong>en Hypnotika vorbehandelt.<br />
Die tägliche Einnahme <strong>der</strong> Valeriana-<br />
/Passiflora-Kombination bewirkte<br />
nach einer mittleren Einnahmedauer<br />
von 11 Tagen eine Verbesserung des<br />
gestörten Ein- und Durchschlafens sowie<br />
eine Erleichterung des Wie<strong>der</strong>einschlafens.<br />
Tendenziell war die<br />
696<br />
Schlaflatenz verkürzt und die Zahl<br />
nächtlicher Aufwachphasen reduziert.<br />
Die Patienten fühlten sich unter <strong>der</strong><br />
Behandlung ausgeruht und erfrischt.<br />
Arzt und Patienten beurteilten die globale<br />
Wirksamkeit gleichermaßen gut<br />
(86 vs. 87 %). Auch in dieser Untersuchung<br />
war eine Wirksamkeit des<br />
Phytotherapeutikums nach Vorbehandlung<br />
mit chemisch-synthetischen<br />
Mitteln festzustellen.<br />
Ähnlich gute Ergebnisse erzielten<br />
WEYERS und PERIAT mit einem Baldrian-Passionsblumen-Kombinationspräparat<br />
an 182 Patienten mit leichten<br />
bis mittelschweren Schlafstörungen.<br />
Über 80 % <strong>der</strong> Patienten gaben eine<br />
deutliche Besserung an. Die Wirkung<br />
einer solchen Kombination läßt sich<br />
auch mit elektroenzephalographischen<br />
Methoden erfassen: SCHELLENBERG et<br />
al. fanden bei Patienten mit psychovegetativen<br />
Störungen, leichter depressiver<br />
Verstimmung und nervös bedingten<br />
Einschlafstörungen unter einer<br />
sechswöchigen Behandlung Verän<strong>der</strong>ungen<br />
im Alpha-Frequenzbereich<br />
und somit eine Abnahme <strong>der</strong><br />
zentralen Hyperreaktivität, begleitet<br />
von einer subjektiv ermittelten Abnahme<br />
<strong>der</strong> Angst- und Depressionsindizes.<br />
LINDAHL und LINDWALL prüften<br />
bei 27 Patienten mit Schlafstörungen<br />
eine Kombination aus Baldrianwurzel,<br />
Hopfenzapfen und Melissenkraut<br />
im Doppelblindversuch gegen<br />
Plazebo. 78 % <strong>der</strong> Patienten gaben<br />
nach Einnahme des Phytotherapeutikums<br />
einen perfekten o<strong>der</strong> deutlich<br />
gebesserten Schlaf an.<br />
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen<br />
von Baldrian,<br />
Hopfen und ihrer<br />
Kombination<br />
Trotz jahrzehntelanger Anwendungserfahrung<br />
<strong>für</strong> Baldrian- und Hopfenextrakte<br />
findet sich in <strong>der</strong> Fachliteratur<br />
keinerlei Hinweis auf unerwünschte<br />
Arzneimittelwirkungen.<br />
Vielmehr sind dort wie<strong>der</strong>holt die<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
Vorteile pflanzlicher Sedativa gegenüber<br />
chemisch-synthetischen Präparaten<br />
herausgestellt. Toleranz- und<br />
Kumulationsphänomene, psychische<br />
und physische Abhängigkeiten und<br />
Wechselwirkungen mit an<strong>der</strong>en Arzneimitteln<br />
treten nach <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen<br />
Datenlage bei Baldrian und Hopfen<br />
nicht auf. SCHELLENBERG et al. sowie<br />
an<strong>der</strong>e Autoren wiesen explizit auf die<br />
Nebenwirkungsfreiheit <strong>der</strong> von ihnen<br />
geprüften Phytopharmaka hin.<br />
Gelegentlich findet sich eine Warnung<br />
vor <strong>der</strong> gleichzeitigen Einnahme<br />
von Ethylalkohol. FAUST weist darauf<br />
hin, daß „Phytopharmaka mit schlafför<strong>der</strong>n<strong>der</strong><br />
Wirkung je nach individueller<br />
Disposition das Reaktionsvermögen<br />
soweit verän<strong>der</strong>n, daß die<br />
Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am<br />
Straßenverkehr o<strong>der</strong> zum Bedienen<br />
von Maschinen beeinträchtigt werden<br />
kann“. Dies gelte in verstärktem Maß<br />
im Zusammenwirken mit Alkohol.<br />
Neuere Untersuchungen wi<strong>der</strong>legen<br />
jedoch die postulierte Beeinflussung<br />
<strong>der</strong> Vigilanz: KAMMERER et al.<br />
untersuchten in einer randomisierten,<br />
plazebokontrollierten Doppelblindstudie<br />
an gesunden Probanden unter<br />
an<strong>der</strong>em auch den Parameter Alkohol<br />
auf die Wirkung einer Baldrian-<br />
Hopfen-Kombination. Über einen<br />
Medikationszeitraum von 21 Tagen<br />
führten die Autoren psychometrische<br />
Leistungstests durch. In die Messung<br />
gingen sicherheitsrelevante leistungsbestimmende<br />
Parameter wie Reaktionssicherheit<br />
und -schnelligkeit, optische<br />
Orientierung, Dauerkonzentrationsfähigkeit<br />
und motorische Koordination<br />
ein. Auch nach wie<strong>der</strong>holter<br />
Applikation des Phytotherapeutikums<br />
waren Streßtoleranz und Vigilanz unter<br />
„Monotoniebedingungen“ verbessert.<br />
Hang-over-Effekte, wie sie bei<br />
einigen Hypnotika zu beobachten<br />
sind, ließen sich somit ausschließen.<br />
Bei <strong>der</strong> letzten Applikation wurde<br />
schließlich die Kombination des<br />
Phytosedativums mit Ethylalkohol<br />
(Blutalkoholkonzentration 0,5 ‰) geprüft.<br />
Eine Verstärkung <strong>der</strong> Ethanoleffekte<br />
war dabei nicht festzustellen.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Titelthema<br />
In einer Anwendungsbeobachtung<br />
an 3447 Patienten registrierten<br />
LATASTER und BRATTSTRÖM nach fünfwöchiger<br />
täglicher Verabreichung einer<br />
Hopfen-Baldrian-Kombination in<br />
nur 19 Fällen (0,6 %) unerwünschte<br />
Arzneimittelwirkungen. Keine dieser<br />
UAWs war gravierend o<strong>der</strong> bedurfte<br />
einer therapeutischen Intervention.<br />
VORBACH und ARNOLD geben als<br />
Ergebnis ihrer Untersuchung eine<br />
Nebenwirkungsrate von 3,3 % (2 Fälle<br />
von 61) an, identisch mit <strong>der</strong> Größenordnung<br />
in <strong>der</strong> Plazebogruppe (3,3 %,<br />
entsprechend 2 Fälle von 60).<br />
Auch bei monographiekonformer<br />
Hochdosierung fand WEGENER, wie<br />
bereits oben dargestellt, eine ausgezeichnete<br />
Verträglichkeit <strong>der</strong> Kombination<br />
von Trockenextrakten aus<br />
Hopfenzapfen und Baldrianwurzel.<br />
Zusammenfassung und<br />
Wertung<br />
Angesichts <strong>der</strong> Häufigkeit von Schlafstörungen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e funktionellen<br />
Insomnien in hochentwickelten Industrielän<strong>der</strong>n<br />
ist <strong>der</strong> Wunsch des verordnenden<br />
Arztes und des Patienten<br />
nach wirksamen und zugleich risikoarmen<br />
schlafför<strong>der</strong>nden bzw. schlafvermittelnden<br />
Präparaten mehr als<br />
verständlich.<br />
In <strong>der</strong> medikamentösen Behandlung<br />
von Schlafstörungen gelten Phytotherapeutika<br />
als risikoarm. Die<br />
Nachteile chemisch-synthetischer Präparate,<br />
wie Toleranz- und Abhängigkeitsphänomene,<br />
narkotische Effekte<br />
in hoher Dosierung, Beeinflussung<br />
des REM-Schlafes und <strong>der</strong> Schlafarchitektur,<br />
morgendliche Hang-over-<br />
Phänomene und Rebound-Insomnien,<br />
sind <strong>für</strong> Phytosedativa unbekannt. Sie<br />
besitzen ein geringes Interaktionspotential<br />
– nicht unwesentlich angesichts<br />
<strong>der</strong> Zunahme von Schlafstörungen<br />
multimorbi<strong>der</strong> Patienten höheren<br />
Lebensalters.<br />
Zweifel bestanden und bestehen<br />
jedoch an ihrer Effizienz. Mit mo<strong>der</strong>nen<br />
wissenschaftlichen Methoden ge-<br />
697<br />
wonnenes Erkenntnismaterial aus tierexperimentellen<br />
Untersuchungen und<br />
kontrollierten klinischen Studien belegt<br />
demgegenüber die Wirksamkeit<br />
bei ausreichen<strong>der</strong> Dosierung. Vorteilhaft<br />
ist ferner, daß sich mit <strong>der</strong> Applikation<br />
von Baldrian und Hopfen tagsüber<br />
nervöse Unruhezustände ohne<br />
nennenswerte Vigilanzbeeinträchtigung<br />
erfolgreich therapieren lassen.<br />
Dies reduziert emotionale Belastungen<br />
und schafft eine günstige Ausgangssituation<br />
<strong>für</strong> den Wirkungseintritt<br />
<strong>der</strong> vor dem Zubettgehen applizierten<br />
Dosis.<br />
Untersuchungen zum zellulär-molekularen<br />
Angriffspunkt lassen Interaktionen<br />
mit inhibitorischen Transmittersystemen<br />
im Gehirn als vermutlichen<br />
Wirkmechanismus erscheinen.<br />
Zu beachten ist die ausreichende<br />
Dosierung, die mit einigen Präparaten<br />
komfortabel mit einem Dragee erreicht<br />
werden kann. Die Wirkung <strong>der</strong><br />
Arzneipflanzen Hopfen und Baldrian<br />
wurde sowohl mit Methoden subjektiver<br />
Beurteilung als auch mittels mo<strong>der</strong>ner<br />
Polysomnographie bei Probanden<br />
und schlafgestörten Patienten<br />
nachgewiesen. Hochdosierte Baldrian-Hopfen-Kombinationen<br />
stellen<br />
daher nicht nur eine Alternative zu<br />
chemisch-synthetischen Mitteln dar,<br />
son<strong>der</strong>n sollten vielmehr als erste<br />
Wahl in Betracht gezogen werden.<br />
Literatur beim Verfasser<br />
Dr. rer. nat. Mathias Schmidt<br />
Im Westfeld 29<br />
33428 Greffen<br />
Dr. med. Edgar Kammerer
Zusammenfassung<br />
Summary<br />
Resumen<br />
Originalarbeit<br />
Psychoneuroimmunologie – Interdisziplinäre<br />
Wissenschaft zwischen Immunologie,<br />
Neurobiologie und Endokrinologie<br />
H. J. Koch, C. Raschka, W. Banzer<br />
Neuronen und Immunzellen sind nicht nur phylogenetisch eng verwandt,<br />
mittlerweile gibt es auch eine Vielzahl von Belegen <strong>für</strong> eine unmittelbaren<br />
physiologischen Wechselwirkung zwischen den beiden Zellsystemen.<br />
Psychische, neuronale und hormonelle Verän<strong>der</strong>ungen im Körper haben<br />
eine Wirkung auf den Immunstatus. Umgekehrt können aber auch<br />
Immunzellen Einfluß auf das Zentralnervensystem nehmen. Wird zum<br />
Beispiel das Immunsystem aktiviert, steigt die Aktivität ventromedialer<br />
Neurone des Hypothalamus. Die Umsetzung <strong>der</strong> Psychoneuroimmunologie<br />
in <strong>der</strong> Praxis ist bislang allerdings nur in Ansätzen möglich.<br />
Schlüsselwörter: Psychoneuroimmunologie, Immunsystem, Zentralnervensystem<br />
Neurons and immune cells are not only closely related in a phylogenetic<br />
sense, there is now also consi<strong>der</strong>able evidence of a direct physiological<br />
interaction between the two cellular systems. Psychological, neuronal and<br />
hormonal changes in the body all have an effect on immune status. On<br />
the other hand, immune cells can also influence the central nervous system.<br />
For example, if the immune system is activated, the activity of ventromedial<br />
neurons in the hypothalamus increases. Applications of psychoneuroimmunological<br />
knowledge in medical practice are, however, just beginning<br />
to emerge.<br />
Key words: Psychoneuroimmunology, immune system, central nervous<br />
system<br />
Los neuronas y las células inmunocompetentes no sólo son filogénicamente<br />
muy afines, sino que mientras tanto existe gran cantidad de pruebas<br />
para una acción recíproca inmediata entre los dos sistemas de células.<br />
Las modificaciones psí-quicas, neuronales y hormonales en el cuerpo<br />
tienen una repercusión sobre el estado de inmunidad. A la inve rsa, las<br />
células inmunocompetentes pueden también influir en el sis-tema nervioso<br />
central. Cuando se activa, por ejemplo, el sistema de inmunidad, aumenta<br />
la actividad de las neuronas ventromediales del hipotálamo. Hasta<br />
la fecha, sin embargo, la puesta de la psiconeuroinmunología es posibl e<br />
sólo de modo naciente.<br />
Términos claves: Psiconeuroinmunología, sistema de inmunidad, sistema<br />
nervioso central<br />
698<br />
Einfluß des ZNS auf das<br />
Immunsystem<br />
Das Nervensystem und das Immunsystem<br />
können sowohl über neurale<br />
Verbindungen als auch über hormonale<br />
Signale kommunizieren. Erstere<br />
Wechselwirkung ist über die sympathische<br />
noradrenerge Innervierung<br />
von Lymphknoten möglich. Darüber<br />
hinaus bestehen pepti<strong>der</strong>ge Afferenzen<br />
<strong>für</strong> immunologisch wichtige<br />
Organe wie Milz, Thymus, Knochenmark<br />
o<strong>der</strong> lokale lymphatische Gewebe.<br />
Die neuroendokrine Wechselwirkung<br />
wird vor allem von <strong>der</strong><br />
Hypophyse gesteuert, wobei dem<br />
Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden<br />
(HHN)-System eine<br />
wesentliche Bedeutung zukommt.<br />
Immunologische Gewebe und Zellen<br />
besitzen entsprechende Rezeptoren,<br />
um mit Neurotransmittern und<br />
Hormonen zu interagieren. In <strong>der</strong><br />
Tabelle 1 sind in einer Übersicht -<br />
Immunzellen mit dazugehörigen<br />
Rezeptoren zusammengestellt, die bis<br />
heute experimentell nachgewiesen<br />
wurden. Lymphozyten im Thymus<br />
können über Beta-Rezeptoren (Neurotransmitter:<br />
Noradrenalin) Thymozyten<br />
hemmen und erleichtern auf<br />
diese Weise die Bildung von Oberflächenantigenen.<br />
Generell för<strong>der</strong>t Noradrenalin<br />
über spezifische Rezeptoren<br />
die IgM-Antwort, die experimentell<br />
durch Beta-Blocker gehemmt werden<br />
kann. Desweiteren wurde im Tierversuch<br />
gezeigt, daß eine Sympathektomie<br />
die Immunantwort hemmt<br />
und die allergische Spätreaktion vermin<strong>der</strong>t.<br />
An<strong>der</strong>erseits wurde beobachtet,<br />
daß die Zahl <strong>der</strong> Natürlichen<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
Killerzellen (natural killer cells) nach Sympathikolyse ansteigt.<br />
Über Substanz-P-Rezeptoren wird die Migration von<br />
Lymphozyten in entzündete Gewebsbereiche erleichtert und<br />
<strong>der</strong>en Immunantwort einschließlich Chemotaxis und Antikörperproduktion<br />
verbessert (Anmerkung: Substanz-P- und<br />
Substanz-K-Rezeptoren gehören zur Gruppe <strong>der</strong> Tachykininrezeptoren<br />
und werden auch als NK1 bzw. NK2 bezeichnet).<br />
Es gibt Hinweise darauf, daß die Freisetzung von<br />
Neurotransmittern wie Substanz P die Gelenkentzündungen<br />
bei rheumatoi<strong>der</strong> Arthritis bzw. die Entzündungsreaktion bei<br />
Viruserkrankungen (z.B. Herpes zoster) mitbedingt. Läsionen<br />
im vor<strong>der</strong>en Hypothalamus (preoptische Region) verringern<br />
die Anzahl an Thymozyten und Splenozyten und supprimieren<br />
die Immunantwort. Die selektive Zerstörung <strong>der</strong><br />
linken Hemisphäre unterdrückt bei Mäusen die T-Zellfunktion,<br />
läßt aber die Funktion von Makrophagen und B-<br />
Zellen intakt.<br />
Alpha-2-Rezeptoren haben eine Bedeutung <strong>für</strong> die Antikörperproduktion.<br />
Werden sie aktiviert, werden weniger humorale<br />
Antikörper gebildet, wobei dieser Effekt mit<br />
Phentolamin blockiert werden kann. Serotonin hat in einigen<br />
Versuchen ebenfalls die humorale Immunantwort gehemmt,<br />
wobei z.T. wi<strong>der</strong>sprüchliche Ergebnisse gefunden wurden.<br />
In bezug auf das Dopamin liegen ebenfalls keine einheitlichen<br />
Befunde vor, wobei es zumindest die Lymphozytentransformation<br />
hemmen soll.<br />
Ein klassisches Beispiel <strong>für</strong> den Einfluß des ZNS auf das<br />
Immunsystem ist die Möglichkeit, Immunantworten entsprechend<br />
den Pawlowschen Konditionierungsexperimenten<br />
zu modulieren. Hierbei können im Tierexperiment bitteres<br />
Trinkwasser als bedingter Reiz und ein Immunsuppressivum<br />
(Cylophosphamid) als unbedingter Reiz fungieren. Nach<br />
entsprechenden „Lernschritten“ kann durch das Trinkwasser<br />
eine Immunsuppression hervorgerufen werden. Dieses<br />
Experiment wurde inzwischen vielfach variiert und auch im<br />
klinischen Versuch mit Adrenalin bzw. Kochsalzlösung und<br />
NKs (natural killer cells) bestätigt. Wenn auch korrespondierende<br />
klinische Befunde z.B. in <strong>der</strong> Psychoonkologie<br />
wi<strong>der</strong>sprüchlich sind, belegen diese Versuche, daß rein<br />
psychologische Faktoren das Immunsystem nachhaltig modulieren<br />
können.<br />
Wirkung von Hormonen auf das<br />
Immunsystem<br />
Prolaktin stimuliert das zelluläre und humorale Immunsystem,<br />
was sich experimentell mit dopaminantagonistisch<br />
wirkenden Substanzen (z.B. Neuroleptika) nutzen läßt. Es<br />
gibt Hinweise, daß Cyclosporin A auch vermittels Prolaktin<br />
immunsuppressiv wirkt. Lymphozyten besitzen Rezeptoren<br />
<strong>für</strong> Corticoliberin (CRF, ACTH-RH), Corticotropin (ACTH)<br />
sowie endogene Opiatanaloga (Endorphine, Enkephaline,<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Originalarbeit<br />
699<br />
Cefak<br />
Cefasel
Blutzellen-Subpopulation Rezeptor<br />
Originalarbeit<br />
Lymphozyten Opiatrezeptor<br />
Insulinrezeptor<br />
TSH-Rezeptor<br />
Calcitoninrezeptor<br />
Human-Growth-Hormone-Rezeptor<br />
Androgenrezeptor<br />
Östrogenrezeptor<br />
Acetylcholinrezeptor (Muscarin)<br />
Substanz-P-Rezeptor<br />
Vaso-Intestinal-Peptide-Rezeptor<br />
Somatostatin-Rezeptor<br />
ACTH-RH (CRF)-Rezeptor<br />
ACTH-Rezeptor<br />
Dopamin-Rezeptor<br />
Tachykininrezeptor (Substanz K)<br />
Prolaktinrezeptor<br />
Mastzellen (Basophile) Histaminrezeptor (H2)<br />
Opiatrezeptor<br />
Natural Killer Cells (NK) Betarezeptor<br />
Neutrophile Prostaglandinrezeptor (PGE, PGI)<br />
Benzodiazepinrezeptor<br />
B-Zellen Serotoninrezeptor<br />
Monozyten (Makrophagen) Opiatrezeptor<br />
Beta-Rezeptor<br />
Acetylcholinrezeptor (Muscarin)<br />
Benzodiazepinrezeptor<br />
Substanz-P-Rezeptor<br />
Vaso-Intestinal-Peptide-Rezeptor<br />
Somatostatin-Rezeptor<br />
ACTH-Rezeptor<br />
Human-Growth-Hormone-Rezeptor<br />
Leukozyten (Immunzellen) Kortikoidrezeptor<br />
Thymozyten Human-Growth-Hormone-Rezeptor<br />
Tab. 1: Experimentell nachgewiesene Rezeptoren auf immunkompetenten<br />
Zellen, über die sowohl das Nervensystem als auch<br />
das Endokrinium die Immunantwort modulieren können.<br />
siehe Tab. 1). Diese Abhängigkeit des<br />
Differentialblutbildes vom Kortisol<br />
kann man z.B. über Beziehungen zwischen<br />
den Blutzellpopulationen (Beispiel:<br />
Neutrophile) und dem zirkadianen<br />
Kortisolspiegel zeigen. Seit langem<br />
ist auch bekannt, daß Kortikoide<br />
die Zahl <strong>der</strong> Neutrophilen erhöhen<br />
und die Zahl <strong>der</strong> Lymphozyten erniedrigen.<br />
In Einklang mit dieser Erfahrung<br />
stehen Beobachtungen, daß<br />
Leukozyten bei depressiven Erkrankungen,<br />
die mit erhöhten Kortisolkonzentrationen<br />
einhergehen, im<br />
Liquor und peripher vermehrt sind.<br />
Die Gesamtwirkung <strong>der</strong> Kortikoide<br />
700<br />
auf das Immunsystem hängt von <strong>der</strong><br />
Menge und dem Zustand des Immunsystems<br />
und vor allem vom zeitlichen<br />
Ablauf <strong>der</strong> Reaktion ab. So sind sie<br />
<strong>für</strong> eine intakte Immunantwort notwendig,<br />
können auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />
aber eine überschießende Immunantwort<br />
kupieren. Chronisch erhöhte<br />
Kortisolkonzentrationen, wie sie im<br />
Rahmen von „Distress“ beobachtet<br />
werden, hemmen die Immunabwehr.<br />
Wie Kortikoide schwächen Sexualhormone<br />
die Immunantwort eher ab,<br />
während das Wachstumshormon,<br />
Insulin und die Schilddrüsenhormone<br />
die Immunantwort verstärken. Ergänzend<br />
sei erwähnt, daß das Plazebophänomen<br />
in direktem Zusammenhang<br />
mit den oben genannten endogenen<br />
Opiaten steht, da die Plazebowirkung<br />
durch Opiatantagonisten aufgehoben<br />
werden kann und <strong>der</strong> Plazeboeffekt<br />
weitere Eigenschaften <strong>der</strong><br />
Opiatwirkung zeigt (z.B. Toleranzentwicklung,<br />
zirkadiane Rhythmik).<br />
Plazebo-induzierte Analgesie spielt<br />
<strong>für</strong> die Immunreaktion auf Schmerzreize<br />
sehr wahrscheinlich eine Rolle.<br />
Wichtig ist die Tatsache, daß sich sowohl<br />
endogene Opiate als auch ACTH<br />
von Proopiomelanocortin (Präcursor)<br />
ableiten. Einige Untersuchungen deuten<br />
darauf hin, daß Opiate die humorale<br />
Abwehr hemmen.<br />
Einfluß des Immunsystems<br />
auf das Nervensystem<br />
Wird das Immunsystem aktiviert,<br />
steigt die Aktivität ventromedialer<br />
Neurone des Hypothalamus. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
virale Infekte gehen mit einer<br />
Zunahme von ACTH und Kortisolspiegeln<br />
im Blut einher. Sehr komplex<br />
sind die Wirkungen von Zytokinen auf<br />
das ZNS. In <strong>der</strong> Regel wird die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-<br />
Achse aktiviert. Diese Wirkung spiegelt<br />
sich auch in den diversen Nebenwirkungen,<br />
z.B. von Tumornekrosefaktor<br />
auf Schlaf, Körpertemperatur<br />
o<strong>der</strong> Verhalten, wie<strong>der</strong>. Zentrale Neurone<br />
besitzen z.T. auch Rezeptoren <strong>für</strong><br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
Interleukine (z.B. Interleukin 1 = Pyrogen<br />
= Lymphozyten-Aktivierungsfaktor).<br />
IL 1 steigert die Umsatzrate<br />
von Noradrenalin im ZNS und för<strong>der</strong>t<br />
die Sekretion von Corticotropin-RH<br />
(CRF) und Somatostatin. Interessant<br />
ist die Beobachtung, daß IL 1 die Zahl<br />
<strong>der</strong> Opiatbindungsstellen im ZNS erhöht.<br />
Es verän<strong>der</strong>t das Schlafprofil<br />
und das EEG. Umgekehrt weiß man<br />
heute, daß auch Zellen des ZNS<br />
(Mikroglia, Astrozyten) IL 1 sezernieren<br />
können. IL 2 (T-cell-growth-factor)<br />
steigert ähnlich wie IL 1 die Freisetzung<br />
von ACTH und Kortisol.<br />
Interferone scheinen direkt kortikale<br />
und hippokampale Neurone zu aktivieren.<br />
Aktivierte Immunzellen sind in<br />
<strong>der</strong> Lage, Neuropeptide freizusetzen,<br />
und haben damit einen direkten Einfluß<br />
auf die Nervenaktivität. In diesem<br />
Zusammenhang ist insbeson<strong>der</strong>e das<br />
Neuropeptid Y (NPY) zu nennen (Ko-<br />
Transmitter bei Katecholaminen), da<br />
Leptin („Sättigungshormon“) einen<br />
Teil seiner Wirkung über dieses Hormon<br />
vermittelt. Steigt die Leptinkonzentration,<br />
sinkt NPY und es kommt<br />
zu einer Abnahme des Energieverbrauchs<br />
bei gesteigerter Nahrungsaufnahme.<br />
Hier sind offensichtlich<br />
Querverbindungen zu Erkrankungen<br />
wie Adipositas o<strong>der</strong> Anorexie, beides<br />
Krankheiten mit somatischer und psychischer<br />
Komponente. Das Thymus-<br />
Hormon Thymosin, physiologischer<br />
Aktivator <strong>der</strong> zellulären Abwehr, bewirkt<br />
einen Anstieg von ACTH und<br />
Endorphinen und beeinflußt somit direkt<br />
das Endokrinium und indirekt das<br />
Nervensystem.<br />
Psychiatrische Krankheitsbil<strong>der</strong><br />
und Immunfunktionen<br />
Während depressiver Phasen endogener<br />
Psychosen beobachtet man eine<br />
erhöhte Zahl von Neutrophilen und im<br />
Gegensatz dazu eine verringerte Zahl<br />
an NKs (natural killer cells) und Tbzw.<br />
B-Zellen. Auffallend ist auch die<br />
Beobachtung, daß während depressi-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Originalarbeit<br />
Zusammenhang zwischen Disstreß und<br />
Infektanfälligkeit<br />
ver Phasen die lokalen Herpesinfektionen<br />
häufiger reaktiviert werden,<br />
wobei im Vergleich zu gesunden<br />
Populationen höhere Antikörperkonzentrationen<br />
gefunden werden. Einige<br />
Untersuchungen lassen auch vermuten,<br />
daß sich depressive Erkrankungen<br />
negativ auf den Verlauf von Tumorerkrankungen<br />
auswirken. Bornaviren<br />
und das Epstein-Barr-Virus werden<br />
häufig in Zusammenhang mit Psychosen<br />
in <strong>der</strong> Literatur genannt, wobei<br />
703<br />
keine eindeutigen Aussagen möglich<br />
sind. Aktuelle Studien lassen vermuten,<br />
daß Bornaviren mit <strong>der</strong> Ausbildung<br />
von Negativsymptomen assoziiert<br />
sind (Anmerkung: Der Begriff<br />
„Negativsymptom“ steht <strong>für</strong> den Wegfall<br />
von aktiven Eigenschaften wie<br />
z.B. Sprachverarmung, Affektflachheit,<br />
sozialer Rückzug o<strong>der</strong> Konzentrationsmangel).<br />
Während Situationen, die wie<br />
Examina mit großer Belastung einher-
gehen, werden vermin<strong>der</strong>te Immunantworten<br />
von NKs (natural killer<br />
cells) beobachtet. Darüber hinaus<br />
sinkt die Zahl <strong>der</strong> T-Helfer-Zellen und<br />
die Sekretion von Interferonen. Einschneidende<br />
Lebensereignisse, die<br />
z.B. wie Scheidungen o<strong>der</strong> Naturkatastrophen<br />
mit depressiven Reaktionen<br />
assoziiert sein können, sind dadurch<br />
gekennzeichnet, daß höhere<br />
Antikörperkonzentrationen gegen<br />
Epstein-Barr-Viren, Herpesviren o<strong>der</strong><br />
Zytomegalieviren gefunden werden.<br />
Allerdings ist es <strong>der</strong>zeit nicht möglich,<br />
aus exogenem Streß und den entsprechenden<br />
Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
HHN-(Hypothalamus-Hypophysen-<br />
Nebennieren-)Achse auf bestimmte<br />
immunologische Folgen zu schließen.<br />
Therapeutische Ansätze und<br />
Ausblick<br />
Bis heute existieren nur erste Ansätze,<br />
die psychoneuroimmunologischen Zusammenhänge<br />
<strong>für</strong> die Therapie nutzbar<br />
zu machen. Sie spielen aber sicherlich<br />
nicht nur bei verschiedenen<br />
pharmakologischen Behandlungen eine<br />
Rolle, son<strong>der</strong>n könnten auch bei<br />
psychotherapeutischen Interventionen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e den Verfahren, die<br />
auf den Pawlowschen Versuchen o<strong>der</strong><br />
den Lerntheorien aufbauen, von Bedeutung<br />
sein, wobei eindeutige experimentelle<br />
Belege noch ausstehen.<br />
Neuroleptika, o<strong>der</strong> allgemeiner<br />
dopaminantagonistische Pharmaka,<br />
erhöhen die Prolaktinkonzentration,<br />
die sich günstig auf die Immunantwort<br />
auswirkt. Bevor man hierin eine thera-<br />
Originalarbeit<br />
peutische Alternative sehen kann,<br />
muß das Risiko schwerwiegen<strong>der</strong><br />
Nebenwirkungen, vor allem <strong>der</strong> Spätdyskinesien<br />
o<strong>der</strong> Agranulozytosen,<br />
gegen den potentiellen Nutzen abgewogen<br />
werden. Möglicherweise bieten<br />
die mo<strong>der</strong>nen Neuroleptika wie<br />
z.B. Olanzapin o<strong>der</strong> Risperdal hier<br />
neue Optionen. Im Gegensatz dazu<br />
können Dopaminantgonisten, z.B.<br />
Parkinsontherapeutika wie Bromocriptin,<br />
die Immunantwort hemmen<br />
und könnten bei Allergien und Autoimmunerkrankungen<br />
hilfreich sein.<br />
Lithium hat sich experimentell als<br />
Stimulans des Immunsystems erwiesen.<br />
In diesem Zusammenhang ist die<br />
Beobachtung interessant, daß Chlorpromazin<br />
in schlafinduzieren<strong>der</strong> Dosis<br />
die bakterielle Phagozytose blokkiert,<br />
also die zelluläre Immunantwort<br />
eher hemmt. Benzodiazepine können<br />
über Monozyten durch eine verbesserte<br />
Chemotaxis das Tumorwachstum<br />
im experimentellen Setting hemmen,<br />
wobei auch hier praktische Probleme<br />
wie die Abhängigkeit im Moment einer<br />
klinischen Prüfung im Wege stehen.<br />
Ähnliche Bedenken bestehen<br />
auch gegen die Anwendung von<br />
Morphin<strong>der</strong>ivaten bei überschießen<strong>der</strong><br />
humoraler Immunantwort.<br />
Wird die Substanz-P-Wirkung<br />
blockiert, vermin<strong>der</strong>n sich die Symptome<br />
von Herpes zoster o<strong>der</strong> rheumatoi<strong>der</strong><br />
Arthritis. Die selektive Modulation<br />
<strong>der</strong> Substanz-P-Freisetzung<br />
könnte therapeutisch bei entzündlichen<br />
Erkrankungen genutzt werden.<br />
Denkbar ist auch <strong>der</strong> Einsatz von<br />
Beta-Blockern, um noradrenalinvermittelte<br />
Reaktionen (z.B. auf Thymo-<br />
704<br />
zyten, IgM-Produktion) zu inhibieren.<br />
Umgekehrt würden diese Reaktionen<br />
durch Beta-Mimetika (z.B. Asthmatherapeutika<br />
wie Salbutamol) gesteigert.<br />
Sicher ist es verfrüht, die Bedeutung<br />
<strong>der</strong> Psychoneuroimmunologie<br />
<strong>für</strong> die praktische Therapie zu beurteilen.<br />
Zu verwirrend sind oft die Zusammenhänge<br />
und zu wi<strong>der</strong>sprüchlich<br />
ein Teil <strong>der</strong> Befunde. Erst prospektive<br />
klinische Studien können die experimentellen<br />
Befunde <strong>für</strong> die Praxis im<br />
Sinne einer „evidence-based medicine“<br />
zugänglich machen. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite ist es faszinierend, zu verfolgen<br />
und immer besser zu verstehen,<br />
wie Immunsystem, Endokrinium und<br />
Nervensystem sich gegenseitig beeinflussen.<br />
Hier liegen nicht nur Chancen<br />
<strong>für</strong> Diagnostik und Therapie, son<strong>der</strong>n<br />
auch <strong>für</strong> neue Ansätze, die Pathogenese<br />
von Erkrankungen zwischen Psyche<br />
und Soma besser zu verstehen.<br />
Für die Verfasser:<br />
Dr. mult. C. Raschka<br />
Edith-Stein-Str. 34<br />
36100 Petersberg<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
Die Psychoneuroimmunologie<br />
kann einen wichtigen<br />
Beitrag <strong>für</strong> die wissenschaftliche<br />
Begründung<br />
<strong>der</strong> Regulationstherapien<br />
leisten<br />
Kommentar zur Originalarbeit von<br />
Raschka et al. von Dr. Olaf Kuhnke<br />
Die Psychoneuroimmunologie ist in den vergangenen<br />
Jahren immer weiter in den Vor<strong>der</strong>grund getreten<br />
und Gegenstand breiten wissenschaftlichen<br />
aber auch öffentlichen Interesses geworden. Dies ist<br />
hilfreich und nützlich <strong>für</strong> die Patienten und <strong>Ärzte</strong>,<br />
untermauert diese Forschungsrichtung doch die alte<br />
Erkenntnis vom Zusammenspiel zwischen „Seele,<br />
Geist und Körper“. Eine allzu praktische Etikettierung<br />
von Beschwerden als „psychisch“ o<strong>der</strong> „psychosomatisch“<br />
wird zunehmend seltener werden müssen.<br />
RASCHKA und Mitarbeiter zeigen in dem geradezu<br />
spannenden Beitrag nicht nur eine Auswahl von Wirkmechanismen,<br />
son<strong>der</strong>n indirekt auch die Begründung<br />
<strong>für</strong> die Wirksamkeit <strong>der</strong> verschiedenen Regulationstherapien<br />
wie z.B. <strong>der</strong> Neuraltherapie, wenn auf den<br />
Anstieg <strong>der</strong> NK-Zellen nach Sympathikolyse hingewiesen<br />
wird. Aber auch <strong>Ärzte</strong>, die Organotherapeutika/potenzierte<br />
Organpräparate anwenden, werden<br />
sich durch die Ergebnisse ermutigt fühlen dürfen.<br />
Ebenso jene, die (wie HANZL) schon seit Jahren nicht<br />
nur „psychosomatische“, son<strong>der</strong>n auch „somatopsycho-somatische“<br />
Regulationen und Fehlregulationen<br />
postulieren. Die Notwendigkeit <strong>der</strong> Aktivierung<br />
des Abwehrsystems gegen virale Erreger mit<br />
Hilfe von Nosoden (wie Herpes, EBV u.a.) speziell bei<br />
Tumorpatienten ist vielen Regulationstherapeuten<br />
durch die Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Elektroakupunktur n.<br />
VOLL bekannt. Bei einer zunehmenden Zahl von <strong>Ärzte</strong>n<br />
und Zahnärzten ist hier die Unterstützung des Regelkreises<br />
„Hypothalamus-Hypophyse-Nebenniere“<br />
(nach den Erkenntnissen von BEISCH, HUF u.a.) sogar<br />
zentraler Bestandteil von Diagnostik und Therapie.<br />
Auf künftige Veröffentlichungen des Autorenteams<br />
darf man sich freuen, da dieser Wissenschaftszweig<br />
neben einer weiteren Stärkung <strong>der</strong><br />
Regulationstherapien nicht nur intellektuell Ansprechendes,<br />
son<strong>der</strong>n auch praktisch Verwertbares erbringen<br />
wird.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Originalarbeit<br />
705<br />
Cefak<br />
Cefalektin
Zusammenfassung<br />
Summary<br />
Resumen<br />
Originalarbeit<br />
Viagra o<strong>der</strong> eine Not-wendende<br />
Kultur(r)evolution im Gesundheitswesen?<br />
T. D. Petzold<br />
Ist <strong>der</strong> Behandlungswunsch <strong>der</strong> erektilen Impotenz mit Viagra eine Folge<br />
eines leistungs- und konsumorientierten Männerbildes? Durch die Behandlung<br />
mit Viagra wird möglicherweise die Gefahr chronischer Ängste<br />
und Erkrankungen erhöht. Es gilt, das medizinische Denken von <strong>der</strong> Illusion<br />
einer käuflichen „Gesundheit“ zu lösen und das statisch-materialistische<br />
Menschenbild durch ein dynamisch-systemisches und entwicklungsorientiertes<br />
zu ersetzen. Ein ganzheitlich integratives Menschenbild<br />
wird thesenhaft vorgestellt und exemplarisch zur Lösung des<br />
„Impotenzproblems“ herangezogen.<br />
Schlüsselwörter: Viagra, Impotenz, erektile Dysfunktion, Männlichkeitswahn<br />
Does the wish to be treated for erectile impotent with Viagra result from<br />
our image of a man as a performance and consumption-oriented being<br />
merely? Treatment with Viagra may even raise the risk of chronic fears<br />
and diseases. It is important that we get away from the illusory concept<br />
that medicine can offer us „health for sale“ and replace the prevalent static<br />
and materialistic image of human beings with a dynamic and systemic<br />
one, which change in awareness must be accompanied by developmentoriented<br />
thinking. A holistic and integrative human image is presented as<br />
a thesis, from which a solution to the „impotence problem“ is <strong>der</strong>ived.<br />
Key words: Viagra, impotence, erectile dysfunction, virility mania<br />
El deseo de tratamiento de la impotencia eréctil con viagra, ¿será una<br />
consecuencia de una imagen del hombre orientado de manera individualista<br />
en el rendimiento y el consumo? Mediante el tratamiento con viagra<br />
posiblemente aumentará el riesgo de temores y padecimientos crónicos.<br />
Es necesario apartar el pensamiento médico de una ilusoria „salud“ comprable<br />
y substituir la imagen estáticamente materialista de los hombres<br />
por otra que sea dinámica-sistémica y orientada en el desarrollo. En forma<br />
de tesis se presenta una imagen integral e integrativa de los hombres,<br />
a la cual se recurre a manera de ejemplo para la solución del „problema<br />
de la impotencia“.<br />
Términos claves: Viagra, impotencia, disfunción eréctil, machismo<br />
706<br />
Viagra –<br />
vorrangig ein ökonomisches,<br />
juristisches o<strong>der</strong> ein<br />
gesundheitliches Problem?<br />
Durch die bisherigen Veröffentlichungen<br />
zu diesem Thema im Deutschen<br />
<strong>Ärzte</strong>blatt könnte man <strong>der</strong> Meinung<br />
sein, es sei medizinisch wünschenswert,<br />
daß 7,5 Millionen Männer in<br />
Deutschland allwöchentlich 1-2mal<br />
die Erektionspille schlucken; dies aber<br />
– bedauerlicherweise – die finanziellen<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Krankenkassen<br />
übersteigen würde: 7,5-15 Millionen<br />
Erektionen pro Woche sind zu teuer.<br />
Vom juristischen Standpunkt aus betrachtet<br />
dürften die ökonomischen<br />
Gegebenheiten jedoch Männer nicht<br />
vom Glück erektiler „Gesundheit“<br />
ausschließen. Die GKV und ein Bundesausschuß<br />
haben nun versucht, das<br />
Problem <strong>der</strong> erektilen Impotenz administrativ<br />
zu lösen.<br />
Als Arzt wünsche ich mir allerdings<br />
eine medizinische Diskussion<br />
dieses Themas und möchte Sie – den<br />
Leser – bitten, sich einmal <strong>für</strong> kritische<br />
Fragen zu den zugrundeliegenden<br />
Annahmen unserer Medizin zu<br />
öffnen. Bitte widmen Sie Ihre Aufmerksamkeit<br />
einigen Gedanken, die<br />
als Grundlage <strong>für</strong> eine tiefer gehende<br />
Diskussion im heutigen Gesundheitswesen<br />
dienen können.<br />
THURE VON UEXKÜLL und WOLF-<br />
GANG WESIACK zitieren in ihrem Buch<br />
„Theorie <strong>der</strong> Humanmedizin“ ASVALL<br />
von <strong>der</strong> WHO: „Unter diesen Umständen<br />
ist es kein Wun<strong>der</strong>, daß man<br />
beginnt, die Durchschlagkraft des<br />
Systems unserer Gesundheit<strong>für</strong>sorge<br />
in Zweifel zu ziehen. Zweifel an <strong>der</strong><br />
Effektivität unserer medizinischen<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
Versorgung führen folgerichtig zu<br />
Zweifeln an <strong>der</strong> Rationalität <strong>der</strong><br />
Fundamente unserer Heilkunde, <strong>der</strong><br />
wissenschaftlichen Theorien und<br />
Konzepte <strong>der</strong> ärztlichen Berufe sowie<br />
<strong>der</strong> Regierungen, von denen das<br />
System <strong>der</strong> Gesundheits<strong>für</strong>sorge abhängt<br />
... Es ist dringend zu wünschen,<br />
daß alle, die mit Problemen <strong>der</strong><br />
Gesundheit befaßt sind, die Arbeit des<br />
Systems und die Annahmen und Voraussetzungen,<br />
auf denen es basiert,<br />
kritisch überprüfen.“(1)<br />
Angesichts des „Viagra-Problems“<br />
o<strong>der</strong> treffen<strong>der</strong> des „Impotenz-Pro-<br />
blems“ drängen sich zwei grundlegende<br />
Fragen auf, die sich ähnlich sind:<br />
Hat die erektile Impotenz bei 7,5<br />
Millionen deutschen Männern einen<br />
eigenen „Krankheitwert“, o<strong>der</strong> ist sie<br />
meistens ein Symptom einer dahinterliegenden<br />
an<strong>der</strong>en Erkrankung, die<br />
behandelt werden könnte bzw. müßte?<br />
Brauchen die Männer einen Steifmacher<br />
o<strong>der</strong> die Lösung an<strong>der</strong>er Probleme?<br />
Welche Bedeutung <strong>für</strong> das<br />
„Impotenzproblem“ hat das stark sexuell<br />
leistungs- und konsumorientierte<br />
Männerbild unserer Zivilisation?<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Originalarbeit<br />
Hat die monetäre Impotenz des<br />
Gesundheitswesens, die uns seit einigen<br />
Jahren bedrückt, selbst Krankheitswert,<br />
o<strong>der</strong> ist sie nur ein Symptom<br />
einer tiefer liegenden Erkrankung?<br />
Braucht also das Gesundheitswesen<br />
einen Arzt o<strong>der</strong> mehr<br />
Geld? Geht das Gesundheitswesen<br />
selbst vielleicht von einem unklaren<br />
Gesundheits- und Krankheitsbegriff<br />
und von einem unzutreffenden und<br />
ungesunden Menschenbild aus, das<br />
weitgehend materialistisch („Maschinenparadigma“)<br />
und konsumorientiert<br />
ist?<br />
> Da die Medizin es versäumt<br />
hat, ein integriertes Modell <strong>für</strong><br />
Heilen zu entwickeln, scheint die<br />
Theorie <strong>der</strong> Medizin selbst heilungsbedürftig<br />
zu sein – o<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>s formuliert –, <strong>der</strong> Mangel<br />
einer medizinischen Theorie <strong>für</strong><br />
Heilen zwingt uns vor allem an<strong>der</strong>en,<br />
uns um eine Heilung <strong>der</strong><br />
Theorie <strong>der</strong> Medizin zu bemühen.<<br />
Eugen Baer (1980) nach Thure<br />
v. Uexküll u. Wolfgang Wesiack (1991)<br />
707<br />
Das Selbstwertgefühl des<br />
Mannes und seine<br />
Symptome<br />
Welches Männerbild liegt dem<br />
Wunsch zugrunde, daß alle Männer<br />
mit erektiler Dysfunktion einen Steifmacher<br />
schlucken sollen? Sind wir<br />
Männer und unser Selbstwertgefühl<br />
wirklich so stark von einer Schwellung<br />
unseres Gliedes abhängig, wie es<br />
in den Veröffentlichungen berichtet<br />
wird? Ich würde mich als Mann ziemlich<br />
armselig im wahrsten Sinne des<br />
Wortes „armselig“ fühlen, wenn Mann<br />
o<strong>der</strong> Frau meinen Wert an dem<br />
Schwellungszustand meines Gliedes<br />
messen würde. Welche Kultur setzt<br />
solche Wertmaßstäbe? Handelt es<br />
sich hierbei um eine somatisch-genitale<br />
Fixierung psychischer Probleme in<br />
großem soziokulturellem Ausmaß?<br />
Wo <strong>der</strong> Mangel an Sinnhaftigkeit des<br />
Lebens in unserer Zivilisation in einen<br />
Mangel an Schwellung des männlichen<br />
Gliedes projiziert wird? Wo die<br />
Angst, <strong>für</strong> seine Gefühle und Ansichten<br />
geradezustehen und seinen eigenen<br />
Weg zu gehen, erst dann auf-
fällt, wenn „er“ nicht mehr so stehen<br />
will? Der soziale Ursprung <strong>der</strong> Angst<br />
wird vergessen.<br />
> Problematische Normen,<br />
Werte und Mythen . . . Veröffentlichungen<br />
über „normale“<br />
Häufigkeit“ sind wichtigste und<br />
häufigste Ursachen <strong>für</strong> psychische<br />
Blockaden <strong>der</strong> Sexualität.<<br />
Steffen Friegel in Psychologie Heute<br />
(9/98)<br />
Ist ein positives Selbstwertgefühl<br />
nicht vielmehr verbunden mit Liebe,<br />
mit positiver psychosozialer und soziokultureller<br />
Rückmeldung und Integration?<br />
Sinnlichkeit und Sexualität<br />
sind ein Schauplatz und Ausdruck <strong>für</strong><br />
zwischenmenschliche Beziehungen.<br />
Wo die Liebe ein gutes Selbstwertgefühl<br />
keimen läßt, da kann auch sexuelle<br />
Potenz wachsen.<br />
Für einen großen Teil dieser 7,5<br />
Millionen Männer gilt wahrscheinlich,<br />
daß ihre erektile Dysfunktion eine<br />
ganz gesunde Reaktion (wie etwa<br />
ein Streik) ihrer Genitalien ist, die nur<br />
deshalb „krank“ erscheint, weil <strong>der</strong><br />
Anspruch an die sexuelle Leistungsfähigkeit<br />
zu hoch ist und/o<strong>der</strong> ohne<br />
den sozialen Beziehungskontext betrachtet<br />
wird.<br />
Das Symptom als<br />
Warnlampe<br />
Bei wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en ist ein psychoanalytisches<br />
Verständnis angebracht. Bei<br />
ihnen erscheint die erektile Dysfunktion<br />
als eine psychovegetative<br />
Reaktion, welche aus den inneren<br />
Beziehungsmustern versteh- und einfühlbar<br />
wird. Diese Beziehungsmuster<br />
sind meist in <strong>der</strong> frühen Kindheit, z.B.<br />
zwischen Sohn und Mutter entstanden.<br />
Das Symptom <strong>der</strong> erektilen Impotenz<br />
ist nicht Ursache, son<strong>der</strong>n Ausdruck<br />
eines mangelnden Selbstwertgefühls<br />
und hat im Zusammenhang<br />
des Entwicklungsprozesses die Bedeutung<br />
des roten Warnlämpchens,<br />
Originalarbeit<br />
wie es in technischen kybernetischen<br />
Anlagen üblich ist, wenn eine Funktion<br />
eingeschränkt ist, nicht mehr genug<br />
Öl im Motor ist o.ä.<br />
Die <strong>Ärzte</strong>, die das Symptom beseitigen,<br />
gleichen Monteuren, die das rote<br />
Lämpchen ausschalten, ohne die<br />
Ursache <strong>für</strong> dessen Aufleuchten zu reparieren.<br />
Eine Chronifizierung <strong>der</strong><br />
Störung ist das Resultat. Ähnlich wie<br />
bei an<strong>der</strong>en Behandlungsmethoden,<br />
wo das Symptom (die Warnlampe!)<br />
ausgeschaltet wird, ohne nach dessen<br />
Bedeutung <strong>für</strong> die Entwicklung des<br />
Menschen zu fragen (z.B. in <strong>der</strong><br />
Schmerztherapie, medikamentösen<br />
Angsttherapie u.a.m.).<br />
Ist Gesundheit käuflich?<br />
Die herrschende Medizin geht offenbar<br />
– meist unausgesprochen – davon<br />
aus, daß Gesundheit käuflich ist. Wie<br />
(fast) alles in unserer zivilisierten Gesellschaft.<br />
Schließlich sind viele z.T.<br />
lebensrettende Mittel bzw. Eingriffe<br />
wie Antibiotika, Antidiabetika,<br />
Schilddrüsenhormone, chirurgische<br />
und intensivmedizinische Eingriffe<br />
käuflich. Im Vergleich mit den armen<br />
Län<strong>der</strong>n und <strong>der</strong> Zeit vor dem Weltkrieg<br />
war und ist diese durch die<br />
Konzentration des Kapitals mögliche<br />
und käufliche Medizin die Lösung<br />
vieler medizinischer Probleme.<br />
> Begriffe wie Gesundheit sind<br />
Idealbegriffe, die den Weg zu einem<br />
Ziel weisen. Das Ziel selbst<br />
kann nie vollständig erreicht<br />
werden.<<br />
Uexküll u. Wesiack (1991) S. 611<br />
Aber: Wenn Gesundheit käuflich<br />
ist, kann ein Gesundheitssystem nie<br />
genug Geld haben, denn Gesundheit<br />
ist gleichzeitig ein Idealzustand, den<br />
kein Mensch in seinem Leben vollkommen<br />
erreichen kann (3). An dieser<br />
Dualität zwischen Ideal und materieller<br />
Realität hat sich die Krise des Gesundheitssystems<br />
entwickelt. Es hat<br />
einerseits das Ideal, allen Menschen<br />
708<br />
Gesundheit zu bringen, und an<strong>der</strong>erseits<br />
die Überzeugung, daß dies durch<br />
käufliche Gaben zu erreichen ist. Das,<br />
was seit ca. 100 Jahren als Lösung <strong>für</strong><br />
die medizinischen Probleme galt, ist<br />
heute zum Problem <strong>für</strong> die Medizin<br />
geworden: Die Pillen <strong>für</strong> alles und jedes,<br />
die technische Lebensverlängerung<br />
u.a.m. Die materialistisch – als<br />
„wissenschaftlich“ deklariert (4) –<br />
ausgerichtete Medizin ist an ihre<br />
Grenzen gestoßen und selbst zum<br />
Gesundheitsproblem geworden.<br />
Wenn die Lösung zum<br />
Problem geworden ist . . .<br />
Heute erscheint sicher: Die Lösung<br />
dieser Krise des Gesundheitssystems<br />
ist nicht käuflich. Und nicht auf<br />
Rezept erhältlich. Die Lösung bedarf<br />
<strong>der</strong> Mitarbeit aller gutwilligen Beteiligten.<br />
Ein Umdenken, ein Lösen von <strong>der</strong><br />
alten Lösung, <strong>der</strong> käuflichen, erscheint<br />
jetzt not-wendig. Dazu müssen<br />
wir uns ehrliche Antworten auf<br />
kritische Fragen geben: War es wirklich<br />
Gesundheit, die gekauft werden<br />
konnte? O<strong>der</strong> waren es (evtl. wichtige)<br />
Hilfsmittel und Lebensverlängerung,<br />
Schmerzfreiheit, Bewußtlosigkeit<br />
von Angst und Traurigkeit, Abhängigkeiten<br />
und Süchte, die man<br />
kaufen konnte? Waren es auf <strong>der</strong> einen<br />
Seite Lebenserleichterungen und auf<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite (oft unerwünschte)<br />
Lebensverlängerungen, die käuflich<br />
waren?<br />
Noch keine Genesung ist eingetreten<br />
ohne die selbstheilenden Kräfte<br />
<strong>der</strong> Selbstorganisation des Menschen<br />
– und diese sind nicht käuflich. Nicht<br />
die kleinste chirurgisch versorgte<br />
Wunde würde ohne diese Selbstheilungskräfte<br />
heilen. Heute entpuppt<br />
sich <strong>der</strong> Glaube an eine käufliche<br />
Gesundheit als fataler Aberglaube <strong>der</strong><br />
materialistischen Wissenschaft.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
Die Anerkennung <strong>der</strong> inneren<br />
Selbstheilungskräfte ist heilsam<br />
und wissenschaftlich<br />
begründet.<<br />
Das medizinisch-wissenschaftliche<br />
Paradigma einer im Materiellen<br />
liegenden Ursache ist noch fixer<br />
Bestandteil unserer Kultur und damit<br />
des Denkens <strong>der</strong> meisten Menschen.<br />
Wenn die Ursache immer im Materiellen<br />
liegen muß, muß folgerichtig<br />
auch eine ursächliche Behandlung<br />
materiell sein. Und diese ist in Geld<br />
abzuwägen. Dieses Denken erweist<br />
sich in <strong>der</strong> ärztlichen Praxis zunehmend<br />
als Therapiehin<strong>der</strong>nis, z.B.<br />
wenn Patienten auf den Konsum von<br />
(meist materiellen) Leistungen fixiert<br />
sind und nicht ihre ungesunden<br />
Lebensgewohnheiten umstellen. Das<br />
materialistische Konsumparadigma<br />
erweist sich als Hin<strong>der</strong>nis auf dem<br />
Weg zu einem gesunden Leben in gesunden<br />
Beziehungen. So ist <strong>der</strong> neuzeitliche<br />
materialistische Lösungsansatz<br />
<strong>der</strong> Gesundheitsprobleme heute<br />
zum Problem <strong>der</strong> Gesundheit geworden.<br />
„Alles Leben ist Problemlösen“<br />
(5) o<strong>der</strong>:<br />
Das Problem ist die suboptimale<br />
Lösung<br />
Es soll nicht vergessen sein, daß die<br />
mo<strong>der</strong>ne Schulmedizin in <strong>der</strong> Notfallund<br />
Intensivmedizin, in <strong>der</strong> Chirurgie<br />
und auch vielen an<strong>der</strong>en Disziplinen<br />
erstaunliche Dinge leistet, auf die wir<br />
heute nicht verzichten mögen und die<br />
uns eine Sicherheit geben, neue Wege<br />
zu gehen. So kann ich im Praxisalltag<br />
z.B. in aller Ruhe bei vielen Infekten<br />
abwarten, ob <strong>der</strong> Organismus die Heilung<br />
selber schafft, weil ich weiß, daß<br />
ich <strong>für</strong> den Notfall noch potente Antibiotika<br />
habe.<br />
Viele wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
bilden ein Teil <strong>der</strong> Basis <strong>für</strong> unsere<br />
neuen Gedanken. Wir müssen<br />
feststellen, daß die heutige Medizin<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Originalarbeit<br />
noch nicht die optimale Lösung ist.<br />
Suchterkrankungen, nicht selten iatrogen<br />
mit Psychopharmaka produziert,<br />
und chronische Erkrankungen nahmen<br />
immer mehr zu, insbeson<strong>der</strong>e noch<br />
degenerative, allergische und autoaggressive<br />
Erkankungen. Besteht ein<br />
Zusammenhang zwischen den soziokulturellen<br />
Bedingungen, zu denen<br />
auch die Schulmedizin gehört, und<br />
dem vermehrten Auftreten dieser Erkrankungen?<br />
Womöglich auf einer höheren<br />
Ebene <strong>der</strong> sozialen Organisation,<br />
nämlich im herrschenden Weltund<br />
Menschenbild?<br />
Es geht mir hier und jetzt darum,<br />
eine Möglichkeit aufzuzeigen, wie die<br />
Medizin diese Probleme zu einer optimalen<br />
Lösung führen kann, wenn sie<br />
ein gesundes Menschenbild entwickelt<br />
und die Kultur damit befruchtet.<br />
Angst vor dem Leben und<br />
Sterben<br />
In <strong>der</strong> Schulmedizin herrscht ein weitgehend<br />
statisches Menschenbild, wo<br />
<strong>der</strong> Mensch bzw. das Behandlungsziel<br />
<strong>der</strong> Mediziner in Maßeinheiten normiert<br />
ist. Wenn z.B. die Laborwerte<br />
eines Menschen wie<strong>der</strong> normal sind<br />
(o<strong>der</strong> ein Mann ein- o<strong>der</strong> zweimal die<br />
Woche beischläft), wird dieser als gesund<br />
bezeichnet. Der Mensch wird reduziert<br />
auf seine physische Funktion.<br />
UEXKÜLL und WESIACK nennen es das<br />
„Maschinenbild“ des Menschen. Es<br />
ist verbunden mit einer Angst vor einem<br />
unberechenbar innerlich bewegten<br />
Leben, einer Lebendigkeit, die das<br />
Risiko des Sterbens mit einschließt.<br />
Die innere Bewegtheit „E-motion“,<br />
die Gefühlswelt, eine Seele o<strong>der</strong> ein<br />
Geist und eine innere Entwicklung haben<br />
ähnlich wie <strong>der</strong> Tod keinen eigenständigen<br />
Platz im Menschenbild <strong>der</strong><br />
Medizin dieses Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />
Die mo<strong>der</strong>nsten wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse <strong>der</strong> Psychoneuroimmunologie<br />
und -endokrinologie haben<br />
die Wirksamkeit unsichtbarer<br />
komplexer Beziehungen zwischen den<br />
Menschen und den Menschen zu ihrer<br />
709<br />
Umwelt auf seinen Organismus festgestellt.<br />
Diese Erkenntnisse (wie auch<br />
viele an<strong>der</strong>e) <strong>der</strong> psychosomatischen<br />
Medizin erfor<strong>der</strong>n jetzt ein Menschenbild,<br />
das „biologische, psychosoziale<br />
und kulturelle Konzepte integriert,<br />
denn menschliche Wirklichkeit<br />
besteht aus verschiedenartigen, interdependenten<br />
Bereichen.“ (6)<br />
Ein neues Verständnis vom<br />
Menschen<br />
Die mo<strong>der</strong>nen Wissenschaftszweige<br />
<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Physik, Kybernetik,<br />
Systemtheorie, Evolutionstheorie,<br />
Chaostheorie und Psychoneuroimmunologie<br />
und -endokrinologie geben<br />
uns die naturwissenschaftlichen Vorstellungen<br />
und Begriffe, mit denen wir<br />
ein neues Menschenbild wissenschaftlich<br />
beschreiben können. Die Erfahrungen<br />
mo<strong>der</strong>ner ganzheitlicher Therapieansätze<br />
wie z.B. <strong>der</strong> von DEAN<br />
ORNISH in <strong>der</strong> Herztherapie und verschiedener<br />
psychotherapeutischer<br />
Verfahren geben uns die therapeutische<br />
Praxis, die zusätzlich zur Schulmedizin<br />
und an<strong>der</strong>en traditionellen<br />
Medizinrichtungen (TCM, Naturheilverfahren<br />
u.a.) zu einem integrierten<br />
Menschenbild führt.<br />
Dieses integrative Menschenbild<br />
sei hier kurz thesenhaft skizziert:<br />
1. Der Mensch ist ein dynamisches<br />
System (Wesen), eine Einzelheit,<br />
welches sein ganzes Leben lang einen<br />
psycho-organismischen Entwicklungsprozeß<br />
durchläuft.<br />
2. Diese psycho-organismische Entwicklung<br />
ist über vielfältige Beziehungen<br />
verbunden mit vielen<br />
an<strong>der</strong>en Systemen, die hierarchisch<br />
geglie<strong>der</strong>t sind, wie auch<br />
<strong>der</strong> Mensch selbst hierarchisch organisiert<br />
ist. Er ist in Kommunikation:<br />
a) Auf <strong>der</strong> materiellen Ebene<br />
mit <strong>der</strong> physikalisch-chemischen<br />
Umwelt. Die Beziehung auf dieser<br />
Ebene ist durch die Gesetze <strong>der</strong><br />
Physik und Chemie ausreichend<br />
beschrieben.
Originalarbeit<br />
Skizze des selbstregulierenden Organismus<br />
Idealbild von Gesundheit<br />
(Steuergröße)<br />
Kulturelle<br />
Werte<br />
S<br />
S<br />
S = Stellglie<strong>der</strong><br />
Informationen<br />
Seele<br />
Bewußtsein<br />
Innere Bil<strong>der</strong><br />
Sollwerte<br />
Energie<br />
S S<br />
Emotionale<br />
Beziehungen<br />
b) Auf einer vegetativen Ebene<br />
(die <strong>der</strong> 1. Stufe <strong>der</strong> autopoietischen<br />
Organisation nach H.<br />
MATURANA und F. VARELA entspricht)<br />
(7), wo <strong>der</strong> Organismus<br />
zwischen innen und außen, eigen<br />
und fremd unterscheidet und geeignete<br />
Teile <strong>der</strong> Umwelt verstoffwechselt.<br />
Die Information – die<br />
u.a. in den Genen gespeichert ist –<br />
baut mit den Stoffen <strong>der</strong> materiellen<br />
Ebene eine komplexere Ord-<br />
S<br />
S<br />
Körper<br />
Gefühl<br />
nung, eine lebendig organisierte<br />
Form auf.<br />
c) Auf einer psychosozialen<br />
bzw. emotionalen Ebene (bei UEX-<br />
KÜLL auch „animalisch“ genannt).<br />
Auf dieser Ebene hat <strong>der</strong> Organismus<br />
eine Beziehung zu an<strong>der</strong>en<br />
Organismen und findet instinktiv<br />
seine Rolle und Funktion in <strong>der</strong><br />
Gemeinschaft. Sexuelle Fortpflanzung<br />
ist biologische Grundlage<br />
und Ausdruck dieser Ebene (8).<br />
710<br />
Organe<br />
Gedanken<br />
Kommunikationsebene<br />
Emotionen sind die individuelle<br />
Resonanz auf soziale Beziehungen.<br />
d) Auf einer soziokulturellen,<br />
mentalen Ebene ist <strong>der</strong> Mensch<br />
mit <strong>der</strong> Kultur verbunden, die ihn<br />
zum Denken anregt. Gedanken<br />
und Vorstellungen sind meist<br />
Resonanzen des Individuums auf<br />
die Kultur.<br />
e) Auf noch weiteren Ebenen<br />
kann <strong>der</strong> Mensch reflektive Beziehungen<br />
gegenüber sich selbst und<br />
seiner Kultur haben und ist auf<br />
diesen geistigen Ebenen möglicherweise<br />
intuitiv verbunden mit<br />
Idealen, wie z.B. dem oft unbewußten<br />
Gesundheitsideal, Ideen,<br />
spirituellen Wesen, Gottheiten<br />
usw.<br />
3. Der Mensch strebt nach Gesundheit,<br />
welches ein innewohnendes<br />
Idealbild („Entelechie“, „kollektiver<br />
Archetyp“) ist und als Steuerungsgröße<br />
<strong>für</strong> den dynamischen<br />
Entwicklungsprozeß des Systems<br />
(=Evolution) tätig ist. Konkretere<br />
Abbil<strong>der</strong> dieses Idealbildes, gewissermaßen<br />
Etappenziele, finden<br />
sich als „innere Bil<strong>der</strong>“ im Zentrum<br />
<strong>der</strong> Regulation.<br />
4. Da diese Entwicklung in vielfältigen<br />
Bezügen zur Umwelt stattfindet,<br />
können viele Störungen entstehen.<br />
Diese Störungen auf dem<br />
Weg zur Gesundheit werden<br />
Krankheit o<strong>der</strong> Erkrankung genannt.<br />
Im Laufe des Lebens findet<br />
eine Entwicklung von einer materiellen<br />
Gebundenheit (<strong>der</strong> untersten<br />
Ebene seiner Organisation)<br />
hin zu einer eher geistigen Verbindung<br />
(den höheren Ebenen) <strong>der</strong><br />
Menschen statt. Daher gehört es<br />
zum gesunden Entwicklungsprozeß,<br />
daß im Alter die Energie des<br />
Menschen mehr auf <strong>der</strong> geistigen<br />
Ebene zu finden ist, was dazu<br />
führt, daß die physische Ebene<br />
schwächer wird und im Tod ganz<br />
verlassen wird.<br />
5. Heilung besteht darin, daß <strong>der</strong> betreffende<br />
Organismus wie<strong>der</strong> in<br />
seine gesunde Dynamik zurückfin-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
det, die sich auf den Weg Richtung<br />
idealer Gesundheit macht.<br />
Männer, Sex und<br />
Beziehung<br />
In <strong>der</strong> erwachsen werdenden Jugend<br />
entwickelt sich allmählich ein neues<br />
männliches Selbstverständnis (9), was<br />
selbst in solchen Zeitschriften wie<br />
„Bravo“ zum Ausdruck kommt, wo<br />
ein junger Mann (<strong>für</strong> viele) berichtete,<br />
daß es ihm beim Sex vielmehr auf den<br />
spannenden Genuß des sinnlichen<br />
Miteinan<strong>der</strong> als auf die Spannungsabfuhr<br />
durch den Orgasmus ankomme.<br />
Nicht mehr die Freudsche individuelle<br />
(meist männliche) Triebabfuhr<br />
o<strong>der</strong> Reichsche Sexualökonomie stehen<br />
im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> Sexualität,<br />
son<strong>der</strong>n die lustvolle sinnliche Beziehung<br />
und Kommunikation zwischen<br />
den Geschlechtspartnern (10): Sinnlichkeit<br />
auf dem Weg von <strong>der</strong> Sexualökonomie<br />
zur Sexualökologie. Dies<br />
würde auch <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung BALINTs<br />
nach einer Beziehungs-Psychologie<br />
als synthetische Weiterentwicklung<br />
<strong>der</strong> Individualpsychoanalyse entgegenkommen.<br />
Dieses sich entwickelnde Männerbild<br />
entspricht den Folgerungen aus<br />
dem oben skizzierten Menschenbild.<br />
Der Mann und Mensch ist auf <strong>der</strong> untersten<br />
Ebene den physiko-chemischen<br />
Einflüssen ausgesetzt. Auch auf<br />
<strong>der</strong> „vegetativen“ Ebene ist <strong>der</strong> Mann<br />
noch nicht wesentlich von an<strong>der</strong>en<br />
Menschen (Frauen und Kin<strong>der</strong>n) unterschieden.<br />
Erst auf <strong>der</strong> emotionalen,<br />
sozialpsychischen Ebene, die allerdings<br />
stark mit <strong>der</strong> vegetativen rückgekoppelt<br />
ist und auf diese stark einwirkt,<br />
steht er mit <strong>der</strong> Frau in einer polaren<br />
geschlechtlichen Beziehung.<br />
Diese Partnerbeziehung ist weitgehend<br />
geprägt durch seine soziale<br />
Rolle, die er im soziokulturellen Kontext<br />
erfüllen soll. Die soziokulturellen<br />
Rollen wie<strong>der</strong>um sind stark geprägt<br />
durch die herrschende Religion bzw.<br />
den Glauben des Volkes. Diese Ebene<br />
ist in <strong>der</strong> Hierarchie <strong>der</strong> sozialen Or-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Originalarbeit<br />
ganisation am höchsten und heute<br />
durch den Glauben an die Wissenschaft<br />
geprägt.<br />
Im Laufe seines Lebens entwickelt<br />
sich <strong>der</strong> Mann, wenn er gesund ist, mit<br />
seiner Aufmerksamkeit und seinem<br />
Bewußtsein durch diese Ebenen hindurch,<br />
wobei er immer die untere<br />
Ebene und <strong>der</strong>en Erfor<strong>der</strong>nisse in die<br />
höhere integrieren muß, sie in Übereinstimmung<br />
bringen muß. Das wird<br />
erlebt als Lernprozeß, Entwicklung<br />
von Bewußtsein über Beziehungen<br />
und als Freiheit von alten Beziehungsmustern.<br />
Das ist sein psycho-organismischer<br />
Entwicklungsprozeß.<br />
Wo die Entwicklung<br />
gestört ist<br />
In Bezug zur männlichen Sexualität<br />
geht es darum, den männlichen Drang<br />
nach sexuellem Kontakt und evtl.<br />
713<br />
Vereinigung mit <strong>der</strong> Frau zu integrieren<br />
in die Partnerbeziehung, in die soziale<br />
Aufgabe, die <strong>der</strong> betreffende<br />
Mann übernehmen will und weiter in<br />
seine Weltanschauung bzw. seinen<br />
Glauben. (11)<br />
Durch das oben thesenhaft skizzierte<br />
Schichtenmodell <strong>der</strong> hierarchischen<br />
Organisation des Menschen<br />
wird deutlich, daß eine Störung auf einer<br />
höheren Ebene Störungen auf einer<br />
untergeordneten Ebene nach sich<br />
ziehen kann, sog. Symptome. Eine<br />
Behandlung sollte immer auch die<br />
höchste primär gestörte Ebene mit<br />
einbeziehen, da sonst über kurz o<strong>der</strong><br />
lang wie<strong>der</strong> Symptome, eventuell an<strong>der</strong>e<br />
– im Sinne einer Symptomverschiebung<br />
– auftreten.<br />
Als Beispiel wie<strong>der</strong> die männliche<br />
Sexualität. Die sexuelle Erregung ist<br />
nicht abhängig von <strong>der</strong> Gegenwart einer<br />
weiblichen Partnerin – wie es auf<br />
<strong>der</strong> vegetativen Reiz-Reaktionsebene<br />
Modellbild einer Systemhierarchie<br />
Mögliche Informationen<br />
Mögliche geistige Steuerebenen<br />
Archetypische Ebene; Seele<br />
Kulturelle, mentale Vorstellungswelt<br />
Psychosoziale, emotionale Gefühlswelt<br />
Vegetative, somatische Körper- und Organsysteme<br />
Physikalische und chemische Ebene
erfor<strong>der</strong>lich wäre. Sie ist vielmehr abhängig<br />
von sozialen Beziehungen, wie<br />
z.B. Beschützer/Opfer, Verführer/Verführte,<br />
Mama/Sohn und viele an<strong>der</strong>e,<br />
die alle als Liebesbeziehungen bezeichnet<br />
werden. Die sexuelle Erregung<br />
beim Mann wird stark von Vorstellungen<br />
und von Phantasien gelenkt.<br />
Das Vorstellungsvermögen ist<br />
in <strong>der</strong> Hierarchie <strong>der</strong> menschlichen<br />
Organisation recht weit oben und es<br />
ist weitgehend maßgeblich <strong>für</strong> die sexuelle<br />
Erregung. Eine innere Vorstellungsebene,<br />
die unbewußte Verhaltensmuster<br />
und Programme einschließt<br />
(„Innere Bil<strong>der</strong>“), entscheidet<br />
beim Menschen darüber, welche<br />
Reize, Gefühle und Bil<strong>der</strong> zur Erregung<br />
führen können. Und die Vorstellungen<br />
des Menschen werden vorwiegend<br />
durch soziokulturelle Einflüsse,<br />
heute also ganz wesentlich<br />
durch die Medien geprägt. Auf diese<br />
Tatsache <strong>der</strong> menschlichen Organisation<br />
baut die Werbung auf.<br />
Wenn eine Störung <strong>der</strong> gesunden<br />
Dynamik, z.B. auf <strong>der</strong> Vorstellungsebene,<br />
vorliegt, würde eine Behandlung<br />
auf <strong>der</strong> emotionalen Ebene<br />
bestenfalls kurzfristige Erfolge bringen,<br />
da <strong>der</strong> Gesamtorganismus längerfristig<br />
durch die in <strong>der</strong> hierarchischen<br />
Organisation höher liegenden Ebene<br />
gesteuert wird. Deshalb ist es heute<br />
unerläßlich, auf <strong>der</strong> mentalen Ebene<br />
<strong>der</strong> Überzeugungen und Vorstellungen<br />
also auch im soziokulturellen Bereich<br />
medizinisch zu arbeiten, die Überzeugungen<br />
sinnvoll zu gestalten. (12)<br />
Wenn eine Störung im emotionalen<br />
Beziehungsmuster sich in einem<br />
physischen Symptom zeigt, kann <strong>der</strong><br />
Körper nicht gesund werden, wenn die<br />
Störung auf <strong>der</strong> Beziehungsebene<br />
nicht geheilt wird. Es obliegt jetzt unserer<br />
ärztlichen Kunst, herauszufinden,<br />
auf welcher Ebene <strong>der</strong> hierarchischen<br />
Organisation des Organismus<br />
die Störung ihren Anfang genommen<br />
hat, um sie auch dort zu behandeln.<br />
Originalarbeit<br />
Und zurück zu Viagra<br />
Wenn wir mit diesem dynamischen<br />
systemischen Menschen- und Mannesbild<br />
die Behandlung eines Mannes<br />
mit erektiler Dysfunktion vornehmen<br />
wollen, müssen wir zunächst nach <strong>der</strong><br />
gestörten Ebene fragen und welche<br />
Bedeutung die erektile Dysfunktion<br />
im Lebensprozeß des Mannes hat. Es<br />
wird immer <strong>der</strong> Mensch behandelt<br />
und nicht nur das Symptom (das oft<br />
Krankheit genannt wird). Für einen<br />
Mann mit erektiler Dysfunktion kann<br />
diese Dysfunktion <strong>für</strong> ihn sehr sinnvoll<br />
und schützend sein, wenn er<br />
gleichzeitig noch eine KHK o<strong>der</strong><br />
Herzinsuffizienz o.dgl.m. hat. Denn in<br />
diesen Fällen könnte eine volle sexuelle<br />
Erregung zum Herzversagen<br />
führen, wie es unter Viagra ja inzwischen<br />
in den USA schon häufiger geschehen<br />
ist. Auch in an<strong>der</strong>en Fällen<br />
kann die erektile Schwäche ein Schutz<br />
sein vor einer physischen und auch<br />
psychischen Verausgabung.<br />
Die Erektionspille erscheint also<br />
bei den weitaus meisten <strong>der</strong> 7,5 Millionen<br />
Männer mit erektiler Dysfunktion<br />
kontraindiziert (13). Wie<br />
aber könnte die Lösung des Impotenzproblems<br />
aussehen? Individuelle Psychotherapie?<br />
Sexualtherapeutische<br />
Beratungen? In Einzelfällen sicher.<br />
Selbsthilfegruppen, evtl. mit kompetenter<br />
Anleitung? Das wäre sicher <strong>für</strong><br />
viele sinnvoll, um einen Weg heraus<br />
aus alten Überzeugungen und Beziehungsmustern<br />
hin zu einer lebendigen<br />
partnerschaftlichen Beziehung zu finden,<br />
in <strong>der</strong> lustvoll-sinnlicher Kontakt<br />
eine angemessene Rolle spielt.<br />
> Vorstellungsbil<strong>der</strong> können als<br />
Bindeglie<strong>der</strong> zwischen bewußter<br />
Informatinsverarbeitung und<br />
physiologischer Verän<strong>der</strong>ung<br />
betrachtet werden.<<br />
Prof. Dr. med. Jeane Achterberg<br />
„Heilung durch Gedankenkraft“ (1985,<br />
1989) S.160<br />
714<br />
„Eine neue Art zu denken ist<br />
notwendig, wenn die Menschheit<br />
weiterbestehen will.“<br />
[Albert Einstein]<br />
Der Anfang allerdings sollte jetzt im<br />
Denken <strong>der</strong> im Gesundheitswesen<br />
führenden und tätigen Persönlichkeiten<br />
stattfinden. Ein Denken, welches<br />
den Menschen als ein sich lebenslang<br />
entwickelndes Wesen anerkennt<br />
und versteht (14). Als Wesen,<br />
die <strong>für</strong> ihre Entwicklung weitgehend<br />
und zunehmend selbst die Verantwortung<br />
übernehmen, wohl evtl. unter<br />
Anleitung und Hilfe beson<strong>der</strong>s qualifizierter<br />
Menschen und gesellschaftlicher<br />
Institutionen, letztendlich aber<br />
selbstverantwortlich. Als Arzt können<br />
wir helfen, den Menschen gesunde<br />
Rahmenbedingungen, einen heilenden<br />
Raum zu schaffen, in dem sich die<br />
Selbstheilungskräfte optimal entfalten<br />
können.<br />
Diese Entwicklung des Individuums<br />
ist eingebettet in eine soziale<br />
Evolution und ist nicht käuflich. So ist<br />
die zur Zeit übliche Zuzahlung <strong>der</strong><br />
Patienten bei Medikamenten und physikalischer<br />
Therapie nicht die Selbstverantwortung,<br />
die ich meine. Die<br />
Zuzahlung verstärkt bei den Patienten<br />
Konsumverhalten und die Erwartungshaltung<br />
bezüglich des Bezahlten.<br />
Mir geht es um die Verantwortung, die<br />
je<strong>der</strong> <strong>für</strong> die Gestaltung seines Lebens,<br />
seiner Beziehungen, seiner<br />
Schlaf- und Eßgewohnheiten übernehmen<br />
soll. Das erfor<strong>der</strong>t Aktivität <strong>der</strong><br />
Patienten und bewußte Mitarbeit.<br />
In einem Gesundheitssystem, das<br />
auf die weitgehende Eigenverantwortung<br />
<strong>der</strong> Menschen <strong>für</strong> ihre Gesundheit<br />
aufbaut – soweit es das gesunde<br />
Verhalten angeht –, würde sich<br />
eine Leistung des Gesundheitssystems<br />
eventuell an Bedingungen knüpfen.<br />
Z.B. würde die medikamentöse o<strong>der</strong><br />
invasive Behandlung einer KHK an<br />
die Bedingung geknüpft, an einer<br />
Raucherentwöhnung, einer Ernährungsberatung<br />
und/o<strong>der</strong> einem Kursprogramm<br />
à la DEAN ORNISH teilzunehmen<br />
(15). Die Erfolge dieser z.T.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
ganzheitlichen Gruppenbehandlungen<br />
sind sowohl therapeutisch als auch<br />
vorbeugend eindrucksvoll nachgewiesen.<br />
Es würde <strong>der</strong> deutschen <strong>Ärzte</strong>schaft<br />
gut anstehen, wenn sie sich mit<br />
Überzeugung und einer guten Theorie<br />
an die Spitze <strong>der</strong> Selbsthilfegruppenund<br />
Gesundheitsbewegung stellen<br />
würde und Gesundheitsför<strong>der</strong>ungsprogramme,<br />
wie sie von den Krankenkassen<br />
schon initiiert waren, anleiten<br />
und för<strong>der</strong>n würden. (16) Mit solchen<br />
Methoden auf dem Hintergrund einer<br />
gesundheits- und entwicklungsbewußten<br />
Kultur, wie sie jetzt am Entstehen<br />
ist (17), könnte man mittelfristig<br />
über die Hälfte <strong>der</strong> Koronartherapeutika,<br />
Antihypertonika, Antidiabetika,<br />
Schmerzmittel und auch<br />
große Mengen von Antirheumatika,<br />
Antibiotika, Krebsbehandlungsmittel<br />
u.a.m. einsparen (18). Das Hauptarbeitsinstrument<br />
des Arztes wäre<br />
dann nicht mehr sein Kugelschreiber<br />
bzw. <strong>der</strong> PC und <strong>der</strong> Rezeptblock,<br />
son<strong>der</strong>n gefragt wäre sein bewußter<br />
und vorbildlicher persönlicher Einsatz<br />
<strong>für</strong> Gesundheit.<br />
> Heute besteht ein großes Maß<br />
an Übereinstimmung, . . . daß<br />
<strong>der</strong> Strom unserer Erkenntisse<br />
sich in Richtung einer nichtmechanischen<br />
Wirklichkeit bewegt;<br />
das Universum beginnt<br />
mehr wie ein großer Gedanke<br />
denn wie eine große Maschine<br />
auszusehen.<<br />
James Jeans (Mathematiker und<br />
Astrophysiker 1930)<br />
Der ärztliche Einsatz wirkt<br />
gleichermaßen heilend und<br />
vorbeugend<br />
Insbeson<strong>der</strong>e würde die <strong>Ärzte</strong>schaft<br />
durch solch eine Wende in ihrer<br />
Medizin nicht mehr das süchtige<br />
Konsumverhalten <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
und damit viele Erkrankungen för<strong>der</strong>n,<br />
son<strong>der</strong>n durch die Betonung und<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Müller Göppingen<br />
Escarol<br />
715
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbstverantwortung<br />
und aktiven Selbsthilfe und geistigen<br />
Entwicklung eine deutliche Haltung<br />
zur Vorbeugung und Heilung von Abhängigkeiten<br />
einnehmen. Zur Zeit und<br />
<strong>für</strong> die absehbare Zukunft liegt im<br />
Suchtverhalten <strong>der</strong> Menschen in den<br />
höher zivilisierten Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> größte<br />
Krankheitsfaktor. Das Suchtverhalten<br />
in bezug auf Nikotin, Alkohol, Süßigkeiten,<br />
Fastfood und auch Sex erhöht<br />
in großem Ausmaß die Erkrankungsrate<br />
an AVK, KHK, Diabetes, Hypertonie,<br />
Karzinomen, Impotenz und<br />
AIDS.<br />
So liegt in einer klaren Abkehr <strong>der</strong><br />
Medizin von <strong>der</strong> materialistischen<br />
Konsumideologie und einer Hinwendung<br />
zu einer entwicklungsorientierten<br />
Ganzheitsmedizin <strong>der</strong> wesentlichste<br />
Beitrag zur Gesundung <strong>der</strong> Menschen.<br />
Vorbeugen soll besser sein als<br />
Heilen. In dem hier aufgezeigten Weg<br />
geht es nicht um entwe<strong>der</strong> vorbeugen<br />
o<strong>der</strong> heilen, son<strong>der</strong>n hierbei entspringen<br />
Vorbeugen und Heilen ein und<br />
<strong>der</strong>selben Betrachtungsweise und Haltung.<br />
Die Methoden zur Vorbeugung<br />
wären in vielem die gleichen wie die<br />
zur Heilung.<br />
> Die Medizin kann mit einem<br />
gesunden Menschenbild die<br />
Kultur befruchten.<<br />
Literatur<br />
Originalarbeit<br />
1. Asvall, in: Scientific approaches to health<br />
and health care, WHO, (1986), zitiert nach<br />
Uexküll u. Wesiack (Theorie <strong>der</strong> Humanmedizin<br />
1991).<br />
2. Uexküll, Th. v. und W. Wesiack (1991)<br />
Theorie <strong>der</strong> Humanmedizin<br />
3. Uexküll, Th. v. u. W. Wesiack (1991) S. 611<br />
4. Ich setze wissenschaftlich deshalb in<br />
Klammern, da diese Art von wissenschaftlicher<br />
Medizin schon länger nicht mehr den<br />
mo<strong>der</strong>nen Wissenschaften entspricht, son<strong>der</strong>n<br />
an den Wissenschaftsparadigmen des<br />
19. Jahrhun<strong>der</strong>ts ausgerichtet ist.<br />
5. Buchtitel von Karl R. Popper (1994), Piper/<br />
München<br />
6. Uexküll u. Wesiack (1991) Theorie <strong>der</strong><br />
Humanmedizin (Urban und Schwarzenberg)<br />
S.VII zitieren hier Kleinmann (1978)<br />
7. Humberto Maturana und Francisco Varela<br />
Baum <strong>der</strong> Erkenntnis (1987) Scherz Verlag<br />
8. Sie bildet nach Marurana und Varela die<br />
zweite Stufe <strong>der</strong> Selbstorganisation.<br />
9. Vergl. „Jugendsexualität – Verän<strong>der</strong>ungen<br />
in den letzten Jahrzehnten“ von Volkmar<br />
Sigusch im Dtsch. <strong>Ärzte</strong>blatt 95, Heft<br />
20/98, S. A-1241<br />
10. S.a. Th. D. Petzold: Sexualität – auf dem<br />
Weg von <strong>der</strong> Triebabfuhr zur selbstbewußten<br />
und spannenden Kommunikation,<br />
im Forum <strong>der</strong> Bioenergetischen Analyse<br />
2/96, S. 37ff<br />
11. Historisch gesehen war eine bewußte Neuentdeckung<br />
<strong>der</strong> Sexualität in Deutschland<br />
(Freud und Reich) offenbar erfor<strong>der</strong>lich als<br />
Gegenbewegung zu den damals herrschenden<br />
unterdrückenden Moralvorstellungen.<br />
Heute allerdings sind wir schon ein Stück<br />
weiter mit <strong>der</strong> Integration <strong>der</strong> Sexualität.<br />
12. In diesem Sinne hat auch Carl Simonton an<br />
<strong>der</strong> Überzeugung <strong>der</strong> Menschen gearbeitet,<br />
daß nämlich Krebs heilen kann – damit dieser<br />
besser heilen kann.<br />
716<br />
13. Siehe auch oben: Das Selbstwertgefühl des<br />
Mannes . . .<br />
14. Im Bewußtsein einer menschlichen Evolution,<br />
die wesentlich durch die geschlechtliche<br />
Reproduktion ermöglicht wird, erscheint<br />
das Klonen von Menschen als lächerlich<br />
konservativ und bestenfalls experimentell<br />
interessant.<br />
15. Dean Ornish: Revolution in <strong>der</strong> Herztherapie<br />
(1992) Kreuz Verlag Stuttgart<br />
16. Dazu gehören auch die aus den USA kommenden<br />
Lifestyle- und Wellnessbewegungen,<br />
nur sollte man den Konsumanteil<br />
in diesen Bewegungen reduzieren.<br />
17. So sprechen Soziologen von einer<br />
„Medikalisierung“ <strong>der</strong> Gesellschaft (Jost<br />
Bauch: Gesundheit als sozialer Code<br />
(1996), Juventa-Verlag Weinheim und<br />
München), und Ökonomen beschreiben<br />
den aufstrebenden Wirtschaftssektor als<br />
„Gesundheitswesen“.<br />
18. Was wahrscheinlich auf den Wi<strong>der</strong>stand einiger<br />
Interessengruppen stößt.<br />
Theodor Dierk Petzold<br />
Arzt <strong>für</strong> Allgemeinmedizin und<br />
Naturheilverfahren<br />
Methfesselstr. 4<br />
37581 Bad Gan<strong>der</strong>sheim<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
Zusammenfassung<br />
Summary<br />
Resumen<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Originalarbeit<br />
Essentielle Phospholipide (EPL) in <strong>der</strong><br />
Prophylaxe bei chronischen Vergiftungen<br />
mit organischen Lösungsmitteln<br />
I. Loniewski, A. Put, H. D. Musial, Z. Mysliwiec, B. Czerny, M. Ceglecka<br />
In <strong>der</strong> Untersuchung wurde <strong>der</strong> Einfluß von essentiellen Phospholipiden<br />
(EPL) auf eine chronische Intixikation mit organischen Lösungsmitteln bei<br />
Ratten geprüft. Als Parameter <strong>der</strong> Leberschädigung wurden bestimmt:<br />
Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Enzymaktivitäten, Bilirubinkonzentration sowie die Fähigkeit<br />
<strong>der</strong> Leber zur Synthese eines Hauptmetaboliten von Lidocain-Monoäthylglycyloxylidid<br />
(MEGX). Bei den Ratten <strong>der</strong> Kontrollgruppe (ohne<br />
EPL) wurden biochemische und metabolische Störungen im Lebergewebe<br />
beobachtet. Durch die Gabe von essentiellen Pospholipiden<br />
(EPL) konnte die hepatotoxische Wirkung <strong>der</strong> organischen Lösungsmittel<br />
deutlich verringert werden.<br />
Schlüsselwörter: Leberintoxikationen, essentialle Phospholipide (EPL),<br />
organische Lösungsmittel, Lidocainmetabolismus, MEGX-Test<br />
The influence of essential phospholipids (EPL) on a chronic intoxication<br />
with organic solvents is tested in rats. The following liver damage parameters<br />
were determined: Change in enzyme activities, bilirubin concentration<br />
and the ability of the liver to synthesize a main metabolite from lidocaine<br />
monoethylglycyloxylidide (MEGX). In the control group rats (without<br />
EPL), biochemical and metabolic disturbances were observed in the<br />
liver tissue. Administration of essential phospholipids (EPL) clearly reduced<br />
the hepatotoxic effects of the organic solvents.<br />
Key words: Hepatointoxication, essential phospholipids (EPL), organic<br />
solvents, lidocaine metabolism, MEGX test<br />
En la investigación se examinó la influencia de fosfolípidos esenciales<br />
(EPL) sobre una intoxicación crónica con disolventes orgánicos en el caso<br />
de ratas. Se establecieron como parámetros de la afección del hígado:<br />
modificación de las actividades de encimas, concentración de bilirubina<br />
así como la capacidad del hígado para la síntes is de un metabolito<br />
principal de glicooxilidida monoetílica de lidocaina (MEGX). En las ratas<br />
del grupo de control (sin EPL) se observaron perturbaciones bioquímicas<br />
y netabólicas en el tejido del hígado. A través de la administración de fosfolípidos<br />
esen-ciales fue posible una clara reducción del efecto hepatotóxico<br />
de los disolventes orgánicos.<br />
Términos claves: Intoxicaciones del hígado, fosfolípidos esenciales<br />
(EPL), disolventes orgánicos, metabolismo de lidocaina, prueba de MEGX<br />
717<br />
Einführung<br />
Die konventionellen statistischen<br />
Tests, die in <strong>der</strong> Diagnostik <strong>der</strong><br />
Leberschädigung verwendet werden,<br />
weisen nicht genügende Spezifität bei<br />
<strong>der</strong> Voraussage des Schadensgrades<br />
dieses Organs auf (2). Es wurde erwiesen,<br />
daß <strong>der</strong> Substanzmetabolismus<br />
ein sehr empfindlicher Indikator<br />
<strong>der</strong> Leberfunktion ist.<br />
Die in vielen Industriezweigen allgemein<br />
verwendeten organischen Lösungsmittel<br />
bilden eine große Gefährdung<br />
<strong>für</strong> die Arbeiter, da sie leicht<br />
durch Atemwege eindringen. Das Ziel<br />
unserer Arbeit war die Feststellung, ob<br />
und in welchem Maße die essentiellen<br />
Phospholipide (<strong>der</strong> Firma Rhone-<br />
Poulenc-Rorer) negative Folgen <strong>der</strong><br />
Wirkung von organischen Lösungsmitteln<br />
mil<strong>der</strong>n. Diese Substanzen<br />
stellen einen wichtigen Reparaturfaktor<br />
bei den mit <strong>der</strong> Leberschädigung<br />
verlaufenden Erkrankungen dar.<br />
Material und Methodik<br />
Die Untersuchung wurde an Wistar-<br />
Ratten-Männchen mit anfänglichen<br />
Körpermassen von 250-350 g durchgeführt,<br />
die in 6 Gruppen (10 Tiere in<br />
je<strong>der</strong> Gruppe) eingeteilt wurden:<br />
Gruppe I – Kontrollgruppe<br />
Gruppe II – die Versuchsgruppe, die<br />
<strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> organischen Lösungsmitteldämpfe<br />
ausgesetzt wurde<br />
(im folgenden als OL bezeichnet). Die<br />
Mischung <strong>der</strong> organischen Lösungsmittel<br />
bestand aus Kresol (5 mg/m 3<br />
Luft), Benzol (30 mg/m 3 Luft), Toluol<br />
(100 mg/m 3 Luft), Benzin (500<br />
mg/m3 Luft).
Gruppe III – die Versuchsgruppe,<br />
die zusätzlich EPL in <strong>der</strong> Dosis von 30<br />
mg/kg KM/24 h bekam (im folgenden<br />
als EPL-30 bezeichnet).<br />
Gruppe IV – die Versuchsgruppe,<br />
die zusätzlich EPL in <strong>der</strong> Dosis von<br />
100 mg/kg KM/24 h bekam (im folgenden<br />
als EPL-100 bezeichnet).<br />
Gruppe V – die Versuchsgruppe, die<br />
<strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> Lösungsmitteldämpfe<br />
ausgesetzt wurde und zusätzlich<br />
EPL in <strong>der</strong> Dosis von 30 mg/kg<br />
KM/24 h bekam (im folgenden als OL<br />
+ EPL-30 bezeichnet).<br />
Gruppe VI – die Versuchsgruppe,<br />
die <strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> Lösungsmitteldämpfe<br />
ausgesetzt wurde und zusätzlich<br />
EPL in <strong>der</strong> Dosis von 100 mg/kg<br />
KM/24 h bekam (im folgenden als OL<br />
+ EPL-100 bezeichnet).<br />
Das Präparat wurde dem Standardfutter<br />
zugesetzt und in Form von<br />
Kügelchen den Tieren gegeben. Während<br />
<strong>der</strong> Versuchsdauer hatten die<br />
Tiere freien Zugang zu Standardfutter<br />
und Wasser. In zweiwöchigen Abständen<br />
wurde die Zunahme <strong>der</strong> Körpermasse<br />
bestimmt.<br />
Die Ratten wurden den Dämpfen<br />
<strong>der</strong> organischen Lösungsmittel in einer<br />
toxikologischen Kammer mit konstanter<br />
Luftfeuchtigkeit, Temperatur<br />
und Luftdurchströmung an 5 Tagen in<br />
<strong>der</strong> Woche <strong>für</strong> jeweils 6 Stunden ausgesetzt.<br />
Der Luftdurchsatz in <strong>der</strong><br />
Kammer betrug 10 m 3/h, die Luftfeuchtigkeit<br />
und die Temperatur während<br />
<strong>der</strong> Versuchsdauer entsprachen<br />
den Werten im Tierraum.<br />
Nach 6 Monaten <strong>der</strong> Versuchsdauer<br />
wurde von einem Teil <strong>der</strong><br />
Ratten das Blut zur Durchführung <strong>der</strong><br />
biochemischen Bestimmungen entnommen.<br />
Von dem zweiten Teil <strong>der</strong><br />
Ratten wurde eine Perfusion <strong>der</strong> isolierten<br />
Leber zur Bestimmung des<br />
Lidocainmetabolismus durchgeführt.<br />
Die Bestimmungen umfaßten:<br />
1. Im Blutserum:<br />
Fermentaktivitäten: Alanyltransaminase<br />
(AlAT), Aspartattransaminase<br />
(AspAT) und das Bilirubinniveau<br />
Originalarbeit<br />
2. Pharmakokinetische Parameter<br />
<strong>der</strong> Lidocain in <strong>der</strong> isolierten perfundierten<br />
Rattenleber:<br />
a) Die Fähigkeit <strong>der</strong> Leber zur<br />
Bildung <strong>der</strong> Monoäthylglycyloxylide<br />
<strong>der</strong> Lidocain (MEGX)<br />
b) Auf Basis <strong>der</strong> Lidocainkonzentration<br />
in <strong>der</strong> Perfusionsflüssigkeit<br />
vor dem Durchgang durch die<br />
Leber (cin), <strong>der</strong> Konzentration <strong>der</strong><br />
Perfusionsflüssigkeit nach dem<br />
Durchgang durch die Leber und<br />
des Hepatodurchflusses Q = 8<br />
ml/min wurden folgende pharmakokinetische<br />
Parameter bestimmt:<br />
ER (extraction ratio)<br />
ER = (C in – C out) / C in<br />
CL (hepatic clearance)<br />
CL = ER x Q<br />
A(Availability)<br />
A= C out / C in<br />
V(Velocity of elimination)<br />
V= Q (C in – C out)<br />
Die AspAT- und AlAT-Aktivitäten<br />
wurden nach <strong>der</strong> modifizierten Methode<br />
von REITMANN und FRANKL, das<br />
Bilirubinniveau nach JENDRASSIK-<br />
GROFF (10) bestimmt.<br />
Die MEGX- und Lidocainkonzentration<br />
wurde nach <strong>der</strong> Methode <strong>der</strong><br />
Immunofluorenzpolarisation mit Hilfe<br />
des TDX-Systems mit dem Apparat<br />
<strong>der</strong> Firma Abbott bestimmt.<br />
Es wurden die Methode <strong>der</strong> Perfusion<br />
<strong>der</strong> isolierten Rattenleber und die<br />
von MORTIMORE beschriebene Apparatur<br />
verwendet (9). Die Untersuchungen<br />
wurden mit Hilfe des Apparates<br />
eigener Konstruktion durchgeführt<br />
(Abb. 1). Das Operationsverfahren<br />
wurde nach <strong>der</strong> Methode von PANG<br />
durchgeführt (13).<br />
Es wurde die Perfusionsflüssigkeit<br />
mit <strong>der</strong> folgenden Zusammensetzung<br />
verwendet:<br />
Rattenblut (gleich nach <strong>der</strong><br />
Entnahme) 50 ml<br />
Heparin 5000 I.E.<br />
Glukose 50 mg<br />
Ringerflüssigkeit zu 100 ml<br />
718<br />
Abb. 1: Schema <strong>der</strong> Apparatur zur<br />
Perfusion <strong>der</strong> Rattenleber in situ<br />
Der Ringerflüssigkeit wurden 25 µl<br />
2%iger Lidocain (21,2 mg/ml, Lidocaine<br />
Hydrochl., Astra, Schweden)<br />
zugesetzt.<br />
Die Perfusion dauerte 8 Minuten;<br />
in dieser Zeit wurde die konstante<br />
Flüssigkeitsdurchströmung durch die<br />
Leber gehalten (sie wurde durch die<br />
Druckmessung in dem System, welches<br />
das Perfusat in die Pforta<strong>der</strong> för<strong>der</strong>t,<br />
geschätzt), ebenso konstante<br />
Flüssigkeitstemperatur und die konstante<br />
Temperatur in <strong>der</strong> Thermostat-<br />
Kammer.<br />
Am Anfang <strong>der</strong> Untersuchung<br />
wurde 1 ml <strong>der</strong> Flüssigkeit aus dem<br />
Reservoir und nach 7 Minuten <strong>der</strong><br />
Perfusion <strong>der</strong> die Leber verlassende<br />
Flüssigkeit entnommen. Die Perfusionsflüssigkeit<br />
wurde durch Polyäthylendraine<br />
strömen gelassen und<br />
ähnlich dem Blut aus dem Herz in<br />
Reagenzgläsern aus Polyäthylen gesammelt.<br />
Die statistische Analyse <strong>der</strong> ermittelten<br />
Werte wurde mit dem t-Test<br />
nach STUDENT <strong>für</strong> nicht verbundene<br />
Gruppen bearbeitet. Die Mittelwerte<br />
und <strong>der</strong> mittlere Fehler des arithmetischen<br />
Mittels wurden berechnet. Die<br />
statistische Sicherheit wurde mit<br />
p
Ergebnisse<br />
Biochemische Untersuchungen<br />
Bei den Ratten, die EPL in beiden<br />
Dosen bekamen, wurde eine Senkung<br />
<strong>der</strong> AspAT- und AlAT-Aktivitäten sowie<br />
des Bilirubinniveaus gegenüber<br />
<strong>der</strong> Kontrolle beobachtet.<br />
Die Exposition auf die organischen<br />
Lösungsmittel verursachte eine<br />
Erhöhung <strong>der</strong> AspAT- und AlAT-<br />
Aktivitäten und des Bilirubinniveaus<br />
gegenüber den Tieren in <strong>der</strong> Kontrollgruppe.<br />
Der Einsatz von EPL in <strong>der</strong> Dosis<br />
30 mg/kg KM bei den lösungsmittelexponierten<br />
Ratten verursachte eine<br />
Senkung <strong>der</strong> AspAT- und AlAT-Aktivitäten<br />
und <strong>der</strong> Bilirubinkonzentration<br />
gegenüber den lösungsmittelexponierten<br />
Tieren <strong>der</strong> Gruppe II (OL).<br />
Bei den <strong>der</strong> Wirkung von organischen<br />
Lösungsmitteln ausgesetzten<br />
und gleichzeitig mit EPL in <strong>der</strong> Dosis<br />
100 mg/kg KM geschützten Ratten<br />
wurde eine Senkung <strong>der</strong> Bilirubinkonzentration,<br />
eine Erhöhung <strong>der</strong><br />
AlAT- und AspAT-Aktivitäten im<br />
Vergleich mit <strong>der</strong> Gruppe, die <strong>der</strong><br />
Einwirkung von Dämpfen <strong>der</strong> organischen<br />
Lösungsmittel ausgesetzt wurde,<br />
beobachtet (Abb. 2, 3, 4).<br />
Die Untersuchungen des Lidocainmetabolismus<br />
zwischen den untersuchten<br />
Gruppen zeigten keine wesentlichen<br />
Differenzen bei <strong>der</strong> Fähigkeit<br />
<strong>der</strong> Leber zur MEGX-Bildung<br />
(Abb. 5).<br />
Bei den lösungsmittelexponierten<br />
Tieren wurde eine Erhöhung <strong>der</strong><br />
Clearance (Cl), des Extraktionsindexes<br />
(E) und eine Verringerung des<br />
Biozugänglichkeitsindexes (A) beobachtet<br />
(Abb. 6).<br />
Bei den mit EPL in <strong>der</strong> Dosis von<br />
100 mg/kg KM/24 h geschützten<br />
Tieren wurde ein Anstieg des Extraktionsindexes<br />
und <strong>der</strong> Clearance beobachtet<br />
(Abb. 6).<br />
Bei den lösungsmittelexponierten<br />
und mit EPL in <strong>der</strong> Dosis von 30<br />
mg/kg KM/24 h verabreichten Tieren<br />
wurde ebenfalls ein Anstieg des Ex-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Originalarbeit<br />
traktionsindexes und <strong>der</strong><br />
Clearance beobachtet (Abb.6).<br />
In dieser Gruppe wurde<br />
auch ein Anstieg des Bioverfügbarkeitsindexes<br />
beobachtet.<br />
In den an<strong>der</strong>en Gruppen wurden<br />
keine wesentlichen Än<strong>der</strong>ungen<br />
des Lidocainmetabolismus<br />
festgestellt.<br />
Besprechung <strong>der</strong><br />
Ergebnisse<br />
Aromatische Kohlenwasserstoffe<br />
werden vor allem in <strong>der</strong><br />
Leber gesammelt. Das Bestimmungsorgan,<br />
in dem Benzol<br />
metabolisiert wird, ist die<br />
Leber (10).<br />
Der Anstieg <strong>der</strong> AspATund<br />
AlAT-Aktivitäten beweist<br />
meistens eine Leberschädigung.<br />
In dem Schrifttum wurde<br />
eine Steigerung <strong>der</strong> beiden<br />
Aminotransferasen im Falle<br />
von akuten o<strong>der</strong> chronischen<br />
Vergiftungen mit organischen<br />
Lösungsmitteln beschrieben<br />
(10, 11).<br />
Eine Steigerung des Bilirubinspiegels<br />
tritt auch bei toxischer<br />
Leberschädigung auf<br />
(10).<br />
Essentielle Phospholipide<br />
(EPL) sind die Bestandteile<br />
<strong>der</strong> Zellenmembranen. In vielen<br />
klinischen und experimentellen<br />
Untersuchungen wurde<br />
eine hepatoprotektive Wirkung<br />
dieser Verbindungen nachgewiesen<br />
(12). Aus den erreichten<br />
Ergebnissen geht hervor,<br />
daß EPL – beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong><br />
kleineren Dosis – <strong>der</strong> Leberschädigung<br />
durch die organischen<br />
Lösungsmittel vorbeugen.<br />
Der Wirkungsmechanismus von<br />
EPL ist vielseitig. Er besteht in <strong>der</strong><br />
Normalisierung <strong>der</strong> Struktur und<br />
Funktion <strong>der</strong> Zellenmembranen von<br />
Hepatozyten, Beschränkung <strong>der</strong> Verfettung<br />
und Nekrose <strong>der</strong> Leberzellen,<br />
719<br />
Abb. 2: Der Einfluß von organischen Lösungsmitteln<br />
und EPL auf die Aktivität <strong>der</strong><br />
Alanylaminotransferase im Blutserum von<br />
Ratten<br />
Abb. 3: Der Einfluß von organischen Lösungsmitteln<br />
und EPL auf die Aktivität <strong>der</strong><br />
Aspartattransaminase im Blutserum von<br />
Ratten<br />
Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lipidperoxidation,<br />
Vergrößerung <strong>der</strong> Eiweißsynthese,<br />
Begrenzung <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> Bindegewebe<br />
(12).<br />
Die dynamischen Tests, die den<br />
Schadensgrad <strong>der</strong> Leber auf Basis <strong>der</strong>
Abb. 4: Der Einfluß von organischen Lösungsmitteln<br />
und EPL auf die Bilirubinkonzentration<br />
im Blutserum von Ratten<br />
Fähigkeit dieses Organs zum Arzneimetabolismus<br />
bewerten, bilden eine<br />
wichtige Alternative im Vergleich zu<br />
traditionellen Untersuchungen (1, 2,<br />
3). Eine von den jetzt zur Bewertung<br />
<strong>der</strong> Leberfunktion verwendeten Substanzen<br />
ist Lidocain (4). Im Metabolismus<br />
dieser Arznei nehmen zwei<br />
konkurrierende Reaktionen teil, die<br />
unter <strong>der</strong> Mitwirkung des Monooxy-<br />
Originalarbeit<br />
genasesystems mit gemischter Funktion<br />
vorgehen: aromatische Hydroxylierung,<br />
wobei 3- und 4-Hydroxylidocain<br />
entsteht und N-Diäthylation,<br />
das den Lidocainmonoäthylglycinoxylidyd<br />
– MEGX – ergibt (Abb. 7).<br />
Die Fähigkeit <strong>der</strong> Leber zur Lidocainmetabolisierung<br />
und MEGX-<br />
Bildung wird zur Auswertung <strong>der</strong><br />
Lebertätigkeit in den experimentellen<br />
Abb. 6: Kinetische Parameter von Lidocain, umgerechnet auf 1 g<br />
<strong>der</strong> Lebermasse<br />
720<br />
Abb. 5: Bildung von MEGX, umgerechnet auf<br />
1g <strong>der</strong> Lebermasse<br />
und klinischen Untersuchungen benutzt.<br />
Es wurde eine deutliche Erniedrigung<br />
des Leberstoffwechsels<br />
von Lidocain bei den auf CCl 4 und<br />
Galaktosamin gefährdeten Tieren und<br />
bei den Menschen mit <strong>der</strong> Leberzirrhose<br />
beobachtet. Der Lidocaintest<br />
wird auch zum Prognostizieren <strong>der</strong><br />
Überlebensdauer von Patienten nach<br />
<strong>der</strong> Lebertransplantation verwendet.<br />
Die Hauptbeschränkung <strong>für</strong> die<br />
Verwendung <strong>der</strong> Lidocainmetabolismusuntersuchungen<br />
zur Beurteilung<br />
<strong>der</strong> Leberfunktion ist die Gefahr, daß<br />
einige exo- und endogene Substanzen<br />
die Funktion des Monooxygenasesystems<br />
mit gemischter Funktion beeinflussen<br />
können (8).<br />
Es kann sein, daß die leberschädigende<br />
Substanz gleichzeitig das<br />
monoenzymatische und <strong>für</strong> den Lidocainmetabolismus<br />
verantwortliche<br />
System stimuliert, was die richtige<br />
Interpretation des Lidocaintestes<br />
außerstand setzt.<br />
Eine von diesen Substanzen ist<br />
Benzol, das das Monooxygenasesystem<br />
mit gemischter Funktion induziert,<br />
indem es die Synthese <strong>der</strong> mikrosomalen<br />
Proteine vergrößert (10).<br />
Bei den auf organische Lösungsmittel<br />
gefährdeten Tiere wurden eine<br />
Steigerung <strong>der</strong> Clearance von Lido-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
Abb. 7: Schema des Lidocainmetabolismus<br />
cain und eine Verkleinerung <strong>der</strong> Bioverfügbarkeit<br />
beobachtet, was die<br />
Steigerung des Lidocainmetabolismus<br />
bestätigt.<br />
Auf Grund dieser Beobachtungen<br />
kann man indirekt die oben erwähnten<br />
Eigenschaften des Benzols bestätigen.<br />
Nach <strong>der</strong> Gabe von EPL in <strong>der</strong><br />
Dosis 100 mg/kg KM/24 h wurde<br />
auch eine Verstärkung des Lidocainmetabolismus<br />
beobachtet. Das kann<br />
einen Zusammenhang mit <strong>der</strong> Vergrößerung<br />
des Gehaltes von Zytochrom<br />
P-450 haben, was nach <strong>der</strong> Verabreichung<br />
von EPL beobachtet wurde<br />
(12).<br />
Die Verwendung von EPL bei den<br />
lösungsmittelexponierten Tieren hat<br />
keinen wesentlichen und eindeutigen<br />
Einfluß auf den Lidocainmetabolismus.<br />
Das kann auf Grund des vielseitigen<br />
Einflusses <strong>der</strong> organischen Lösungsmittel<br />
und EPL auf den Metabolismus<br />
dieser Arznei auftreten.<br />
Über den Grad <strong>der</strong> Leberschädigung<br />
durch die Substanzen, die die<br />
Tätigkeit des Monooxygenasesystems<br />
mit gemischter Funktion beeinflussen,<br />
kann man erst auf Grund <strong>der</strong> komplexen<br />
biochemischen, metabolischen<br />
und histologischen Untersuchungen<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Originalarbeit<br />
aussagen. Der Lidocaintest hat in solchen<br />
Fällen eine begrenzte Anwendungsmöglichkeit.<br />
Schlußfolgerungen<br />
1. Eine Exposition gegenüber organischen<br />
Lösungsmitteln verursacht<br />
biochemische und metabolische<br />
Störungen in <strong>der</strong> Rattenleber.<br />
2. Die Verwendung <strong>der</strong> essentiellen<br />
Phospholipide mil<strong>der</strong>t die hepatotoxische<br />
Wirkung <strong>der</strong> organischen<br />
Lösungsmittel.<br />
3. Organische Lösungsmittel und<br />
EPL weisen einen vielseitigen und<br />
komplexen Einfluß auf den metabolischen<br />
Stoffwechsel in <strong>der</strong><br />
Rattenleber auf.<br />
Literatur<br />
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10. Ceglecka M.: Wplyw wyciagow z pylkow<br />
kwiatowych (preparat Cernitin) na przebieg<br />
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Medicae Stetinensis 1992, XXXVIII.<br />
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13. Pang K.S.: Liver perfusion studies in drug<br />
metabolism and drug toxicity. Drug Metabolism<br />
and Drug Toxicity. ed. by J.R.<br />
Mitchell and G. Horning, Raven Press,<br />
New York 1984.<br />
Für die Autoren:<br />
Igor Loniewski<br />
Chair of Pharmacology and Toxicology<br />
Pomeranian Medical Academy<br />
Powstancow Wlkp.72<br />
70-111 Szczecin, Poland
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Adventskongreß<br />
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Metzger, Horst Massing, Antonius Pollmann, Naschmil<br />
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725<br />
ZÄN Termine und Informationen ZÄN Termine und Informationen
Gesundheitspolitik<br />
Hartmannbund: ,,Neue Arzneimittelrichtlinien<br />
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Humane Patientenversorgung bleibt auf <strong>der</strong> Strecke<br />
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<strong>der</strong> neuen Arzneimittelrichtlinien ist<br />
allein von wirtschaftlichen Überlegungen<br />
diktiert und läßt jeglichen<br />
Ansatz <strong>für</strong> eine von <strong>der</strong> Sozialgesetzgebung<br />
ausdrücklich gefor<strong>der</strong>te humane<br />
und bedarfsdeckende Patientenversorgung<br />
vermissen!“ Der Gesamtvorstand<br />
des Hartmannbundes<br />
8. Bad Meinberger Woche<br />
vom 18. bis 21.November 1998<br />
Veranstalter: Internationale medizinische Gesellschaft <strong>für</strong> Neuraltherapie<br />
nach Huneke – Regulationstherapie - e.V.<br />
Tagungsort: Kurhotel Parkblick, 32805 Bad Meinberg<br />
Unterkunft: Tel. 05234 / 9090, Fax: 05234 / 90915<br />
Auskunft: Geschäftsstelle, Alfredstraße 21, 72250 Freudenstadt<br />
Tel. 07441 / 2121, Fax: 07441 / 87830<br />
Leitung: Dr. med. Jürgen Huneke, Bad Meinberg<br />
Programmvorschau<br />
Anreisetag 19.30 Uhr – Begrüßungsabend im Tagungshotel<br />
Mittwoch, 18.11.98<br />
Donnerstag, 19.11.98 vormittags, jeweils 9.00 - 12.00 Uhr<br />
bis Freitag, 20.11.98 Neuraltherapie nach Huneke<br />
Theorie und Grundlagen mit Patientenvorstellung<br />
und Therapiedarstellung<br />
Sonnabend, 21.11.98 vormittags, 9.00 - 12.00 Uhr<br />
Seminar mit praktischen neuraltherapeutischen<br />
Übungen unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung des<br />
Zahnstörfeldes – anschließend Diskussion –<br />
Donnerstag, 19.11.98 nachmittags, 14.30 - 18.00 Uhr<br />
Manuelle Diagnostik und Therapie<br />
Dr. med. Holger Badtke, Röbel<br />
Freitag, 20.11.98 nachmittags, 14.30 - 18.00 Uhr<br />
Übungen <strong>der</strong> Injektionstechniken<br />
Referenten: Ulrike Aldag, Ärztin, Dr. Holger Badtke, Dr. Lorenz<br />
Fischer, Dr. Holger Huneke, Dr. Jürgen Huneke,<br />
Dr. Volkart Kieper, Dr. Jürgen Reh<strong>der</strong>, Dr. Gerd<br />
Droß, Dr. Stefan Weinschenk<br />
Teilnehmergebühren: Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft und Mitglie<strong>der</strong> im ZÄN<br />
DM 440,–<br />
Teilnehmer ohne Mitgliedschaft DM 520,–<br />
Mit Eingang <strong>der</strong> jeweiligen Kursgebühr in Form eines Verrechnungsschecks<br />
an die Geschäftsstelle erhält die Anmeldung erst Gültigkeit. Bei Stornierung<br />
erlauben wir uns eine Bearbeitungsgebühr von 15 % einzubehalten.<br />
Dieses Intensivseminar entspricht zwei Kursen <strong>für</strong> den Erwerb des<br />
Zertifikats „Neuraltherapie nach Huneke“.<br />
726<br />
äußerte sich in Bonn empört aber die<br />
Tatsache, daß bei dem jetzt vorgelegten<br />
Entwurf ärztlich-medizinische<br />
Erfor<strong>der</strong>nisse, insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong><br />
hausärztlichen Versorgung „lediglich<br />
zweitrangig berücksichtigt worden<br />
sind“<br />
Die Tendenz zu vorrangig wirtschaftlichen<br />
Überlegungen in dem<br />
neuen Richtlinien-Entwurf wird nach<br />
Auffassung des HB-Vorstandes dadurch<br />
beson<strong>der</strong>s deutlich, daß <strong>der</strong> bisherige<br />
Grundsatz ,,Für die Verordnung<br />
von Arzneimitteln ist <strong>der</strong> therapeutische<br />
Nutzen gewichtiger als die<br />
Kosten“ nicht mehr festgeschrieben<br />
ist. Auch die früher gültige Formel,<br />
daß ,,nach ärztlichem Ermessen auch<br />
teurere Medikamente im Hinblick auf<br />
die Art <strong>der</strong> Erkrankung und die<br />
Umstände des Krankheitsfalls erfor<strong>der</strong>lich<br />
sein können,“ werde rücksichtslos<br />
über Bord geworfen.<br />
Scharfe Kritik übte <strong>der</strong> HB-<br />
Vorstand auch an <strong>der</strong> Tatsache, daß die<br />
Richtlinien in „bürokratischem Übereifer“<br />
den logischen Aufbau vermissen<br />
ließen. Während zum Beispiel in<br />
einem Teil <strong>der</strong> Richtlinien Mittel gegen<br />
Durchfallerkrankungen als ,,nicht<br />
verordnungsfähig“ deklariert würden,<br />
konnten dieselben Mittel nach einer<br />
weiteren Auflistung dieser Richtlinien<br />
unter bestimmten Voraussetzungen<br />
doch verordnet werden. Ein ähnliches<br />
,,Verwirrspiel“ herrsche beispielsweise<br />
auch in <strong>der</strong> Balneo-Therapie<br />
(Bademedizin), in dem einerseits<br />
Therapeutika in diesem Bereich<br />
grundsätzlich ausgeschlossen wurden,<br />
an<strong>der</strong>erseits aber verordnungsfähig<br />
seien, wenn es sich zum Beispiel um<br />
Badezusätze als Arzneimittel zur<br />
Behandlung <strong>der</strong> Psoriasis handele.<br />
Insofern gab <strong>der</strong> HB-Vorstand seiner<br />
Überzeugung Ausdruck, daß die<br />
Arzneimittelrichtlinien im vorliegenden<br />
Entwurf nicht genehmigungsfähig<br />
sind“. Er appellierte an Bundesgesundheitsminister<br />
SEEHOFER, diesen<br />
Entwurf zurückzuweisen und eine patientengerechte<br />
Ausarbeitung ,,zwingend<br />
einzufor<strong>der</strong>n“. (HB)<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
ONKOLOGIE<br />
Fortschritte in <strong>der</strong> Krebstherapie<br />
Immer noch erkranken 340.000 Deutsche im Jahr an Krebs. Doch<br />
die neuesten klinischen Erfahrungen, insbeson<strong>der</strong>e mit den aus<br />
<strong>der</strong> Eibe gewonnenen Zellgiften aus <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Taxane,<br />
machen neue Hoffnung. Auch Fortschritte bei den Therapien, bessere<br />
und präzisere Bestrahlungsmethoden und „sanftere Chemie“<br />
erhöhen <strong>für</strong> die Zukunft die Heilungs- bzw. Überlebenschancen.<br />
Auf dem diesjährigen ASCO Review<br />
Symposium in München, an<br />
dem über 400 <strong>Ärzte</strong> und Wissenschaftler<br />
aus Deutschland und an<strong>der</strong>en<br />
Län<strong>der</strong>n teilnahmen, wurden einen<br />
Tag lang die errungenen Teilsiege und<br />
die Schattenseiten beim Kampf gegen<br />
den Krebs vorgestellt und diskutiert.<br />
Einige <strong>der</strong> vorgestellten Studienergebnisse<br />
haben neue Standards in<br />
<strong>der</strong> Therapie von soliden Tumoren,<br />
insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Behandlung von<br />
Eierstockkrebs gesetzt: Die Kombinationstherapie<br />
von dem aus <strong>der</strong> Eibe<br />
gewonnenen Wirkstoff Paclitaxel* mit<br />
platinhaltigen Arzneimitteln verlängert<br />
sowohl das progressionsfreie als<br />
auch das Gesamtüberleben <strong>der</strong> Patientinnen<br />
mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom<br />
im Vergleich zur bisherigen<br />
Standardtherapie mit Cyclophosphamid<br />
und Platin.<br />
* Taxol (Bristol Arzneimittel)<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Kongreßberichte<br />
Paclitaxel ist <strong>für</strong> die Primärbehandlung<br />
von Eierstockkrebs indiziert<br />
bei Patientinnen mit fortgeschrittenem<br />
Ovarialkarzinom o<strong>der</strong> einem Resttumor<br />
(> 1 cm) nach vorausgegangener<br />
Laparotomie in Kombination mit<br />
Cisplatin. Bei <strong>der</strong> Sekundärbehandlung<br />
ist <strong>der</strong> Wirkstoff <strong>für</strong> die Behandlung<br />
des metastasierenden Ovarialkarzinoms<br />
nach Versagen <strong>der</strong> Standardtherapie<br />
mit platinhaltigen Arzneimitteln<br />
indiziert.<br />
Ebenfalls Fortschritte beim<br />
metastasierten Mammakarzinom<br />
Insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> primären Kombinationstherapie<br />
mit Anthrazyklinen<br />
gibt es große Fortschritte in <strong>der</strong> Behandlung<br />
des metastasierten Mammakarzinoms.<br />
Paclitaxel gehört zu den<br />
bisher wirksamsten Substanzen in <strong>der</strong><br />
Elha<br />
727<br />
Therapie des metastasierten Mammakarzinoms<br />
und kann in Kombination<br />
mit Anthrazyklinen Gesamtüberlebensraten<br />
von 19 bis 22 Monaten bei<br />
multipel metastasierten Patientinnen<br />
erzielen. Auch speziell die Ergebnisse<br />
<strong>der</strong> dosisdichten Therapien lassen dar-<br />
über hinaus auf eine weitere Verbesserung<br />
bisheriger Therapien hoffen.<br />
Paclitaxel ist <strong>der</strong>zeit beim metastasierten<br />
Mammakarzinom indiziert bei<br />
Patientinnen nach Versagen einer anthracyklinhaltigen<br />
Standardtherapie<br />
o<strong>der</strong> bei Patientinnen, <strong>für</strong> die eine anthracyklinhaltige<br />
Therapie nicht angezeigt<br />
ist.
Paclitaxel in <strong>der</strong> Therapie<br />
an<strong>der</strong>er Tumorentitäten<br />
Außer beim Ovarial- und Mammakarzinom<br />
wird auch intensiv <strong>der</strong> Einsatz<br />
von Paclitaxel in <strong>der</strong> Therapie an<strong>der</strong>er<br />
Tumorentitäten wie z.B. bei<br />
Kopf-Hals-Tumoren, bei urologischen<br />
Tumoren sowie beim Bronchialkarzinom<br />
analysiert. Insbeson<strong>der</strong>e beim<br />
Bronchialkarzinom machen verschiedene,<br />
1998 in Deutschland begonnene,<br />
multizentrische Studien zur Thera-<br />
Kongreßberichte<br />
pie des metastasierten nicht-kleinzelligen<br />
Bronchialkarzinoms (NSCLC)<br />
bereits neue Hoffnung.<br />
Ob Paclitaxel auch bei an<strong>der</strong>en<br />
Tumorarten einen festen Stellenwert<br />
als Standard-Zytostatikum erhalten<br />
wird, bleibt weiteren randomisierten<br />
Studien in diesen Bereichen abzuwarten.<br />
ASCO Review Symposium, Bristol<br />
Arzneimittel GmbH, 27. Juni 1998,<br />
München<br />
Neue Perspektiven <strong>für</strong> Thymus-<br />
Peptide in <strong>der</strong> Immunologie<br />
Schon seit vielen Jahren sind Thymus-Peptide in <strong>der</strong> onkologischen<br />
Nachsorge etabliert, weil sie das durch Strahlen- und<br />
Chemotherapie angegriffene Immunsystem restaurieren. Neuen<br />
wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge spielen die immunmodulierenden<br />
Effekte <strong>der</strong> Thymus-Peptide jedoch auch in <strong>der</strong> Geriatrie<br />
und bei HIV-Infektionen eine entscheidende Rolle: Sie verringern<br />
die Infektanfälligkeit, steigern die Leistungsfähigkeit und damit die<br />
Lebensqualität.<br />
Mehr als 22 kontrollierte Studien<br />
mit mehr als 1600 Krebspatienten<br />
haben inzwischen die Bedeutung<br />
<strong>der</strong> Thymus-Peptide* in <strong>der</strong> onkologischen<br />
Nachsorge unterstrichen, äußerte<br />
Dr. E.-D. HAGER, Bad Bergzabern,<br />
auf dem Thymus-Symposium auf<br />
Guernsey. Thymus-Peptide verringern<br />
die Infektanfälligkeit nach Chemound<br />
Strahlentherapie, sie reduzieren<br />
die Schmerzen und die Nebenwirkungen<br />
<strong>der</strong> Tumortherapie – mit einem<br />
Wort ,,sie verbessern einfach die<br />
Lebensqualität“.<br />
,,Selbst wenn wir nicht in <strong>der</strong> Lage<br />
sind, die Überlebenszeit <strong>der</strong> Patienten<br />
zu verbessern, so hat es klinisch gesehen<br />
eine große Bedeutung <strong>für</strong> den Patienten,<br />
wenn wir seine Lebensqualität<br />
verbessern,“ betonte HAGER. Aktuelle<br />
Untersuchungen belegen, daß Krebs-<br />
* Thym-Uvocal ® , Strathmann<br />
Dr. E.-D. Hager, Bad Bergzabern<br />
patienten die ,,Lebensqualität“ sogar<br />
stärker bewerten als die Überlebenszeit;<br />
im Gegensatz zu gesunden Probanden,<br />
die die Lebensverlängerung<br />
an die erste Stelle setzten.<br />
Auch Prof G. MUSTACCI, Triest,<br />
bezeichnete die Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität<br />
als ein vorrangiges Ziel<br />
<strong>der</strong> Thymus-Therapie. Die Toxizität<br />
728<br />
<strong>der</strong> Standardtherapie wird durch die<br />
Kombination mit Thymus-Peptiden<br />
herabgesetzt und steigert den Prozentsatz<br />
an objektiven Respon<strong>der</strong>n.<br />
MUSTACCI for<strong>der</strong>te daher, mehr klinische<br />
Studien durchzuführen, die sich<br />
mit <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> Thymus-Peptide in<br />
<strong>der</strong> Krebstherapie befassen.<br />
Ein erster Schritt in die richtige<br />
Richtung zeichnet sich ab: Unter Leitung<br />
von Prof. E. KREUSER, Regensburg,<br />
soll jetzt in einer groß angelegten<br />
GCP-konformen Doppelblindstudie<br />
an 480 Colon-Karzinom-Patienten<br />
die therapeutische Wirksamkeit<br />
<strong>der</strong> Thymus-Peptide verifiziert<br />
werden.<br />
Mit Thymus-Peptiden gegen<br />
Altersbeschwerden<br />
In den letzten Jahren hat sich das Einsatzspektrum<br />
von Thymus-Peptiden<br />
erweitert. Ihre immunmodulierende<br />
Wirkung machen sich <strong>Ärzte</strong> heute<br />
nicht nur in <strong>der</strong> onkologischen Nachsorge<br />
zu Nutze, son<strong>der</strong>n auch in <strong>der</strong><br />
Geriatrie.<br />
Bis zum Jahr 2020 wird je<strong>der</strong> fünfte<br />
Bundesbürger älter als 65 sein. Mit<br />
steigen<strong>der</strong> Lebenserwartung nehmen<br />
aber auch die altersbedingten Erkrankungen,<br />
Multimorbidität und Infektanfälligkeit<br />
zu. Prof. J. SCHULZ, Berlin,<br />
bemerkte dazu: „Das liegt vor allem<br />
an <strong>der</strong> nachlassenden immunologischen<br />
Funktion <strong>der</strong> Thymusdrüse im<br />
Alter. Beson<strong>der</strong>s die T-Zell-abhängigen<br />
immunologischen Funktionen<br />
nehmen ab. Gleichzeitig überwiegen<br />
die Suppressor-Zellen.“ Thymus-Peptide<br />
gleichen dieses Immundefizit aus.<br />
Die konnte in einer aktuellen Pilotstudie<br />
an 16 geriatrischen Patienten<br />
bestätigt werden. Die Männer und<br />
Frauen erhielten über acht Wochen<br />
Thymus-Injektionen bzw. Dragees.<br />
Eine Chance bei HIV<br />
Dr. M. SCHREIBER, Hamburg, berichtete<br />
über experimentelle Ergebnisse<br />
zum Einfluß von Thymus-Peptiden<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
auf HIV-Replikationen. In-vitro-Versuche<br />
zeigen, daß CD8-T-Zellen<br />
Chemokine ausschütten, die das HIV-<br />
Virus hemmen können. Diese Chemokine<br />
sind sowohl in vitro als auch in<br />
vivo im Blut nachweisbar. In vitro<br />
können sie das HIV-Virus neutralisieren.<br />
Werden CD8-T-Zellen mit Thymus-Peptiden<br />
stimuliert, wird die<br />
Ausschüttung dieser Chemokine er-<br />
Prof. J. Schulz, Berlin<br />
höht. Bei einem Patientenisolat konnte<br />
eine Steigerung von bis zu 60 % beobachtet<br />
werden.<br />
In einer Pilotstudie behandelte<br />
Prof. R. BAUMGARTEN HIV-infizierte<br />
Patienten über einen Zeitraum von<br />
acht Wochen mit Thymus-Peptiden.<br />
Die Patienten befanden sich im klinischen<br />
Latenzstadium mit einer Viruslast<br />
< 50.000 Kop./µ und partieller<br />
bzw. totaler Anergie im Hauttest mit<br />
Recall-Antigenen. Die Effizienz <strong>der</strong><br />
Therapie soll am Abfall <strong>der</strong> Viruslast<br />
und an <strong>der</strong> Reaktion auf Recall-<br />
Antigene beurteilt werden. Erste Ergebnisse<br />
ermutigen dazu, die Wirksamkeit<br />
des Behandlungsprinzips auf<br />
die funktionelle Rekonstruktion des<br />
Immunsystems sowohl in <strong>der</strong> Frühphase<br />
<strong>der</strong> HIV-Infektion ohne Chemotherapie,<br />
aber auch in Kombination<br />
mit antiretroviralen Medikamenten in<br />
größeren Studien zu überprüfen. (EB)<br />
Thym-Uvocal-Expertengespräch,<br />
Guernsey, England, 4. bis 9. September<br />
1998<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Müller Göppingen<br />
729
DAG K -Nachrichten<br />
An dieser Stelle erscheinen in Zukunft in regelmäßigen Abständen<br />
Gesellschafts-Nachrichten <strong>der</strong> Deutschen <strong>Ärzte</strong>gesellschaft <strong>für</strong><br />
Applied Kinesiology<br />
Die <strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren hat sich zu unser aller Freude zu einem lebendigen Organ gemausert,<br />
und unsere (noch) relativ kleine Gesellschaft möchte als Vertreterin einer mo<strong>der</strong>nen, sich höchst dynamisch entwickelnden<br />
Methode an <strong>der</strong> sicht- und spürbaren Erneuerung des ZÄN mitwirken.<br />
Was ist Applied Kinesiology (AK)?<br />
(aus dem Programm <strong>der</strong> DÄGAK, anzufor<strong>der</strong>n bei DÄGAK,<br />
Ne<strong>der</strong>lingerstr. 35, 80638 München, Tel: 089 / 159 59 51, Fax: 089 / 159 61 61)<br />
Applied Kinesiology ist eine ganzheitliche Methode, die den manuellen Muskeltest diagnostisch benutzt, um durch<br />
effiziente Testprotokolle systemische Störungen wie allergisch-toxische Probleme, Her<strong>der</strong>krankungen, entzündliche<br />
Erkrankungen u.a. zu diagnostizieren und zu behandeln.<br />
Als originär manualmedizinische Methode ermöglicht sie differenzierte und effiziente chirotherapeutische und<br />
kraniosakrale Behandlungen. Die funktionellen Auswirkungen kieferorthopädischer Maßnahmen auf die Gesamtstruktur<br />
sind mit AK genau vorherbestimmbar. Daneben bietet sie psychosomatisch orientierte Therapiemöglichkeiten.<br />
Die DÄGAK wird ICAK-Chapter<br />
Das International College of Applied Kinesiology (ICAK) wurde 1974 von einer führenden Studiengruppe um<br />
George Goodheart, D.C., gegründet und ist heute <strong>für</strong> die Erhaltung und Weiterentwicklung <strong>der</strong> Standards von<br />
Lehre und Forschung in Applied Kinesiology verantwortlich.<br />
Die Deutsche <strong>Ärzte</strong>gesellschaft <strong>für</strong> Applied Kinesiology (DÄGAK) wurde 1996 gegründet, um die <strong>Ärzte</strong> und<br />
Zahnärzte, die Applied Kinesiology entsprechend den Standards des International College of Applied Kinesiology<br />
anwenden, gegenüber den berufsständischen Gremien <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>schaft zu vertreten und die Ausbildung in Applied<br />
Kinesiology in Deutschland nach diesen Standards zu regeln. Die DÄGAK arbeitet eng mit ICAK-International zusammen<br />
und hält sich streng an die Standards des ICAK.<br />
Die DÄGAK ist die einzige deutschsprachige AK-Gesellschaft, die die hohen Ausbildungstandards des ICAK einhält,<br />
und es lehren daher nur Diplomates ICAK das von ICAK anerkannte Ausbildungsprogramm.<br />
Das höchste Ziel <strong>der</strong> DÄGAK ist, die AK vom Ruch <strong>der</strong> Scharlatanerie zu befreien und in seriösen medizinischen<br />
Bereichen zur Anerkennung zu führen.<br />
Dies wurde von ICAK honoriert, indem die Aufnahme mit dem Status eines Chapters (Tochtergesellschaft) ermöglicht<br />
wurde. Dies vor allem auch im Blick auf nicht seriöse Mitbewerber.<br />
Die nächsten Einführungskurse:<br />
5./6.12.1998 in München Anmeldung: ZÄN; Tel.: 07441 / 2121; Fax: 07441 / 87830<br />
31.10.1998 in Baden-Baden Anmeldung: Erfahrungsheilkunde; Tel.: 06221 / 40620; Fax: 06221 / 400 727<br />
2./3.11.1998 auf Fuerteventura Anmeldung: VKM; Tel.: 089 / 159 59 51; Fax: 089 / 159 61 61<br />
4.2.1999 in Berlin Anmeldung: DÄGfA; Tel.: 089 / 710 05 11; Fax: 089 / 710 05 225<br />
Die DÄGAK steht nicht nur <strong>für</strong> Applied Kinesiology, son<strong>der</strong>n auch <strong>für</strong> die in <strong>der</strong> AK-Praxis notwendigen angrenzenden<br />
Gebiete, z.B.:<br />
NLP Practitioner Ausbildung<br />
ab 11.-13.12.1998 in München Info und Anmeldung: VKM; Tel.: 089 / 159 59 51; Fax: 089 / 159 61 61<br />
(Ed u. Maryann Reese [International NLP], Handrock, Carvalho-Garten)<br />
Orthomolekulare Medizin:<br />
6./7.2.1999 München: Entzündungsmediatoren und orthomolekulare Therapie Info und Anm.: jeweils VKM;<br />
5./6.6.1999 München: Orthomolekulare Therapie <strong>der</strong> Neurotransmitter Tel.: 089/ 159 59 51,<br />
Fax: 089/ 159 61 61<br />
Hotline Orthomolekulare Therapie<br />
Haben Sie Fragen zur orthomolekularen Therapie bzw. zu Problemfällen, rufen Sie an:<br />
mittwochs 18.00-19.00 Uhr, Tel.: 089 / 159 82 600, freitags 9.00-10.00 Uhr, Tel: 08152 / 40412<br />
730<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
Wörterbuch <strong>der</strong> Medizin<br />
Mit dem vorliegenden Buch ist ein Wörterbuch erschienen,<br />
das sich speziell <strong>der</strong> medizinischen Termini in französischer<br />
Sprache widmet. Auf rund 800 Seiten finden sich ca. 65.000<br />
Einträge. Weitestgehend alle Teilgebiete <strong>der</strong> Medizin wurden<br />
berücksichtigt, großer Wert wurde auch auf die medizinische<br />
Umgangssprache gelegt. Beson<strong>der</strong>s hervorzuheben<br />
ist, daß <strong>der</strong> Autor bemüht ist, dem Benutzer mehrere synonyme<br />
Übersetzungen zu bieten, aus denen er die <strong>für</strong> ihn<br />
passende auswählen kann. In einigen Fällen wurden zum<br />
besseren Verständnis auch kurze Erläuterungen beigefügt.<br />
Außerdem hervorzuheben ist <strong>der</strong> Anhang mit medizinischen<br />
Vor- und Nachsilben.<br />
Nöhring, F.-J.: Wörterbuch <strong>der</strong> Medizin. Band I Französisch-Deutsch.<br />
Ca. 65.000 Termini, 789 Seiten, 16 x 24<br />
cm, 1. Aufl., Brandstetter Verlag, Wiesbaden. DM 170,–,<br />
ISBN 3-87097-165-7<br />
Medizinische Rechtschreibhilfe<br />
Die gängigen Textverarbeitungsprogramme besitzen alle integrierte<br />
Module zur Rechtschreibprüfung. Der Nachteil: Die<br />
diesen Programmen zugrundeliegenden Wörterbücher enthalten<br />
meist keine medizinischen Begriffe, so daß das Programm<br />
bei einem medizinischen Fachtext dauernd stoppt.<br />
Die Fachbegriffe lassen sich nur durch manuelle Einträge ergänzen,<br />
was zeitraubend ist. Der Berliner Verlag Walter de<br />
Gruyter bietet nun Abhilfe: eine medizinische Rechtschreibhilfe<br />
mit Rote-Liste-Wortschatz auf CD-ROM. Die Software<br />
durchforstet Fachtexte in kürzester Zeit auf Fehler, sie läßt<br />
sich in Microsoft Word (ab 6.0) und Staroffice 4.0 (ab<br />
Servicepack 2) integrieren. – Systemvoraussetzungen: Ab<br />
486/50 MHz, 8 MB freier Arbeitsspeicher, 40 MB Festplattenkapazität,<br />
CD-ROM-Laufwerk.<br />
Pschyrembel: Medizinische Rechtschreibhilfe, ca. 1<br />
Million Stichwörter, Version 1.0, De Gruyter, Hamburg, DM<br />
198,–, ISBN 3110157810.<br />
Lehrbuch Evaluation<br />
Die Evaluation gewinnt auch in <strong>der</strong> Medizin immer mehr an<br />
Bedeutung – gelehrt wird diese allerdings an den medizinischen<br />
Hochschulen kaum. Das Lehrbuch von Wottawa und<br />
Thierau vermittelt ein fundiertes Verständnis <strong>für</strong> die<br />
Möglichkeiten und Grenzen <strong>der</strong> Evaluation bei Betroffenen,<br />
Entscheidungsträgern und potentiellen Evaluatoren.<br />
Zugeschnitten ist dieses Buch auf die Sozialwissenschaften,<br />
jedoch lassen sich die Inhalte auf viele Einsatzgebiete im<br />
Gesundheitswesen übertragen. Sehr empfehlenswert <strong>für</strong><br />
Forscher und Mediziner, die gesundheitspolitische Programme<br />
und Maßnahmen bewerten wollen.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Buchbesprechungen<br />
733<br />
Ökologie <strong>der</strong> Allergene<br />
Prof. Dr. Martin Scharter, Inhaber des Lehrstuhls <strong>für</strong> Umweltmedizin<br />
und experimentelle Allergologie an <strong>der</strong> Universität<br />
Witten/Herdecke, hat mit <strong>der</strong> vorliegenden CD-ROM-Datenbank<br />
eine ausführliche Beschreibung von mehr als 300<br />
Allergenen aus den Bereichen Milben, Schimmelpilze, Pollen<br />
und Nahrungsmittel vorgelegt. Die Allergene sind taxonomisch<br />
erfaßt und nach ihrer Verbreitung, Verwendung, ökologischen<br />
Parametern und ihrer allergologischen Bedeutung<br />
beschrieben. Mit Hilfe einer Volltextrecherche kann <strong>der</strong> gesamte<br />
Datenbestand schnell durchsucht werden.<br />
Hervorzuheben ist, daß alle Werkzeuge vorhanden sind, um<br />
direkt per Internet mit Partnern auf <strong>der</strong> ganzen Welt in Verbindung<br />
zu treten. So werden in Zukunft die Buchinhalte unmittelbar<br />
über eine Netzverbindung aktualisiert werden können.<br />
Außerdem hat <strong>der</strong> Nutzer Zugang zu einer Reihe von<br />
Diätplänen: Milch- und eiweißfreie Kost, sojafreie Kost, guarfreie<br />
Kost usw., die er ausdrucken und seinen Patienten aushändigen<br />
kann. Das Loseblattwerk kostet 285 DM, die CD-<br />
ROM-Datenbank erfreulicherweise nur DM 137,50.<br />
Scharter, M.: Ökologie <strong>der</strong> Allergene, CD-ROM-Datenbank,<br />
Achberger Verlag & Bencard, Achberg. DM 137,50, ISBN<br />
3-88013-034-4<br />
Wottawa, Heinrich und Thierau, Heike: Lehrbuch<br />
Evaluation. 2., vollständig überarbeitete Auflage. 176<br />
Seiten. DM 59,–. Hans Huber: Bern und an<strong>der</strong>e 1998.<br />
ISBN 3-456-82989-2<br />
Praktische Berg- und Trekkingmedizin<br />
Nach <strong>der</strong> Veröffentlichung<br />
unseres Beitrages über Bergwan<strong>der</strong>n<br />
und den Einsatz<br />
von Gehstöcken erreichte<br />
uns ein Buch, das dieses<br />
Thema ideal ergänzt und daher<br />
nicht unerwähnt bleiben<br />
sollte: Praktische Berg- und<br />
Trekkingmedizin. Das 107<br />
Seiten umfassende Buch<br />
vermittelt kurz aber umfassend<br />
alles Wichtige zum<br />
Thema Höhenkrankheiten,<br />
sonstigen höheninduzierten<br />
Problemen, Gefahren durch<br />
Hitze, Kälte und ultraviolet-<br />
te Strahlung. Auch Themen<br />
wie „Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Höhe“<br />
und „Schwangerschaft und<br />
Kontrazeption in <strong>der</strong> Höhe“<br />
sind neben weiteren, interessanten<br />
Themen enthalten.<br />
Interessant wird dieses mit<br />
DM 48,– preiswerte Buch<br />
durch ein kleines Taschenbuch<br />
gleichen Inhalts, das<br />
auf jede Bergtour mitgenommen<br />
werden kann. Diese<br />
Two-in-one-edition des<br />
Ullstein-Medical-Verlages<br />
kann somit zum wirklichen<br />
Reisebegleiter werden.<br />
Pollard, Andrew J. und Murdoch, David R.: Praktische<br />
Berg- und Trekkingmedizin. Two-in-one-edition, zusammen<br />
ca. 200 Seiten, ca. 20 Abbildungen, Format 17 x 24<br />
cm und 10 x 14 cm, Softcover, DM 48,–. Wiesbaden:<br />
Ullstein Medical, 1998. ISBN 3-86126-170-7.
Basenpulver-<br />
PASCOE®<br />
Aus Industrie und Forschung<br />
Kurznachrichten<br />
Das unter dieser Rubrik zur Veröffentlichung kommende Material wird von den Firmen zur Verfügung gestellt.<br />
Deshalb erscheinen diese Meldungen außerhalb <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> Schriftleitung.<br />
Basenpulver-Pascoe ® ist<br />
eine Nahrungsergänzung,<br />
die nach den Verzehrsempfehlungen<br />
des Basenpulvers<br />
nach SANDER zusammengestellt<br />
wurde.<br />
Das Pulver wurde ergänzt<br />
durch basisches Magnesiumcarbonat<br />
im physiologischen<br />
Bedarfsverhältnis<br />
von Kalzium zu Magnesium.<br />
Dieses diätetische<br />
Lebensmittel hilft, eine<br />
ausreichende Versorgung<br />
mit Mineralien und Basen<br />
sicherzustellen.<br />
Bei gesun<strong>der</strong> Ernährung<br />
liegen im Körper ausreichende<br />
Depots zur Neutralisation<br />
von kurzzeitigem<br />
Säure- o<strong>der</strong> Basenüberschuß<br />
vor. Bei unausgewogener<br />
Ernährung (zuviel<br />
Fleisch, Zucker, Käse,<br />
Kaffee, zuwenig Salat, Gemüse,<br />
Obst) kann sich das<br />
Pufferreservoir von Basen<br />
erschöpfen. Dann kann mit<br />
einem gezielten Verzehr<br />
von basischen Lebensmitteln<br />
o<strong>der</strong> Nahrungsergänzungen<br />
ein balancierterSäure-Basen-Haushalt<br />
aufrechterhalten werden.<br />
Zusammensetzung: Natrium<br />
phosphoricum 10,0<br />
g, Kalium bicarbonicum<br />
10,0 g, Calcium carbonicum<br />
100,0 g, Natrium bicarbonicum<br />
80,0 g, Magnesium<br />
carbonicum 58,0 g.<br />
Das Pulver ist zuckerfrei<br />
und enthält keine Aromen,<br />
Farb- o<strong>der</strong> Konservierungsstoffe.<br />
Verwendung: 2-3x täglich<br />
einen Teelöffel voll<br />
Pulver in etwas Flüssigkeit<br />
einrühren und trinken. Die<br />
Menge des Verzehrs kann<br />
dem Ausmaß des Mineralstoff-<br />
bzw. Basenbedarfs<br />
angepaßt werden.<br />
Pascoe<br />
Postfach 100 755<br />
35337 Gießen<br />
Echinacin ® Saft ohne<br />
Alkohol<br />
Das Sortiment des Marktführers<br />
<strong>für</strong> Immunmodulatoren<br />
wurde Mitte September<br />
1998 um eine neue<br />
Spezialität erweitert: Echinacin<br />
® Saft ist zuckerfrei<br />
und wurde speziell auf die<br />
Bedürfnisse von Personen<br />
abgestimmt, die Wert auf<br />
alkoholfreie Zubereitungen<br />
legen. Der gebrauchsfertige<br />
Saft eignet sich aufgrund<br />
seines angenehmen Geschmacks<br />
(Orange) und <strong>der</strong><br />
methatec<br />
734<br />
Form <strong>der</strong> Anwendung beson<strong>der</strong>s<br />
<strong>für</strong> den Einsatz bei<br />
Kin<strong>der</strong>n.<br />
Echinacin ® Saft wird<br />
ausschließlich aus dem frischen<br />
und anschließend getrockneten<br />
Preßsaft <strong>der</strong><br />
Echinacea purpurea hergestellt.<br />
Die therapeutische<br />
Heilkraft dieser Pflanze<br />
wird auf diese Weise optimal<br />
genutzt. Die körpereigene<br />
Abwehr wird gestärkt<br />
und die Anzahl rezidivieren<strong>der</strong><br />
Infekte im Bereich<br />
<strong>der</strong> Atemwege verringert.<br />
Kin<strong>der</strong> und ältere Menschen<br />
sind beson<strong>der</strong>s infektanfällig.<br />
Auch wenn es<br />
sich in den meisten Fällen<br />
um banale Viruserkrankun-<br />
gen handelt, so leiden die<br />
Patienten oft unter lästigen<br />
Symptomen wie Husten,<br />
Schnupfen und Heiserkeit.<br />
Der rein pflanzliche Echinacin<br />
® Saft bietet einen<br />
wirksamen und vor allem<br />
gut verträglichen Schutz.<br />
Die Einnahme kann auch<br />
therapeutisch<br />
empfohlen<br />
werden und<br />
sollte bei den<br />
ersten Anzeichen<br />
eines<br />
Infektes erfolgen.<br />
Laut HerstellernehmenErwachsene<br />
dreimal<br />
täglich einen<br />
Meßlöffel<br />
(entsprechend<br />
5 ml), Kin<strong>der</strong><br />
zwischen<br />
zwei und fünf<br />
Jahren dreimal<br />
täglich einen halben<br />
Meßlöffel (2,5 ml) und<br />
Kin<strong>der</strong> zwischen sechs und<br />
zwölf Jahren zweimal täglich<br />
einen Meßlöffel (5 ml)<br />
ein.<br />
Echinacin ® Saft Originalpackung<br />
mit 100 ml<br />
Lösung.<br />
Madaus AG<br />
Ostmerheimerstr. 198<br />
51109 Köln<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
Magentee aus Peru<br />
Der Name Anguraté<br />
stammt von dem Wort ,,anhuaraté“.<br />
So nennen die<br />
peruanischen Indios eine in<br />
den Anden wachsende Heilpflanze,<br />
die die botanische<br />
Bezeichnung Mentzelia<br />
cordifolia Dombey trägt<br />
und zur seltenen Familie<br />
<strong>der</strong> Loasaceen (Blumennesselgewächse)<br />
gehört. Es<br />
handelt sich um einen halbmeterhohen,<br />
gelborange<br />
blühenden Strauch, <strong>der</strong> an<br />
den trockenen, temperierten<br />
Gebirgshängen und in<br />
den Tälern vorkommt. Die<br />
Pflanze enthält als Wirkstoffeentzündungshemmende<br />
Flavonoide, die<br />
gleichzeitig krampflösend<br />
wirken und das Wachstum<br />
von Bakterien stoppen.<br />
Darüber hinaus normalisieren<br />
die pflanzlichen Substanzen<br />
ein gestörtes Säuregleichgewicht<br />
des Magens,<br />
das an den funktionellen<br />
Oberbauchbeschwerden<br />
häufig beteiligt ist, und beruhigen<br />
die gereizte Magenschleimhaut.<br />
Völlegefühl, Schmerzen<br />
im Epigastrum, Blähungen,<br />
Aufstoßen und Sodbrennen<br />
sind weit verbreitete,<br />
meist funktionell bedingte<br />
Symptome. Die<br />
Diagnose dieser als Nonulcer-dyspepsiabezeichneten<br />
funktionellen Oberbauchbeschwerden<br />
kann<br />
erst nach Ausschluß organischer<br />
Erkrankungen des<br />
Magen-Darm-Traktes ge-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Aus Industrie und Forschung<br />
Kurznachrichten<br />
stellt werden. Im Mittelpunkt<br />
<strong>der</strong> therapeutischen<br />
Bemühungen steht neben<br />
<strong>der</strong> Spasmolyse und Entzündungshemmung<br />
die<br />
Normalisierung <strong>der</strong> intestinalen<br />
Säureverhältnisse.<br />
Während <strong>für</strong> die Anregung<br />
<strong>der</strong> Magensaftsekretion eine<br />
Vielzahl zumeist bitterstoffhaltiger<br />
Drogen zur<br />
Verfügung steht, gibt es<br />
nur wenige Pflanzen, die<br />
einen dämpfenden Einfluß<br />
auf eine zu hohe Säureproduktion<br />
haben. „Anguraté<br />
Magentee aus Peru“<br />
wirkt regulierend auf die<br />
gastralen Drüsen sowohl<br />
bei Hyper- als auch bei<br />
Subacidität und bietet damit<br />
eine interessante Bereicherung<br />
<strong>der</strong> einheimischen<br />
Magen-Darm-Mittel.<br />
Anguraté ist ein in <strong>der</strong><br />
südamerikanischen Volksmedizin<br />
traditionell verwendetes<br />
Magenheilmittel.<br />
Für den europäischen<br />
Markt entdeckt wurde das<br />
Phytotherapeutikum in den<br />
50er Jahren von dem deutschen<br />
Pianisten Emmeran<br />
Graf von Lerchenfeld, <strong>der</strong><br />
unter Magengeschwüren<br />
litt. Wilhelm E. Ronneburg,<br />
Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> ALSI-<br />
TAN Naturheilmittel<br />
GmbH, importierte die<br />
Pflanze nach Deutschland,<br />
wo sie seit 1956 unter dem<br />
Handelsnamen ,Anguraté<br />
Magentee aus Peru“ erhältlich<br />
ist.<br />
Damit steht zur Behandlung<br />
von funktionellenOberbauchbeschwerden<br />
nun auch ein erwiesenermaßen<br />
wirkungsvolles<br />
und sicheres Heilmittel aus<br />
<strong>der</strong> Natur zur Verfügung.<br />
ALSITAN GmbH<br />
Am Bühl 16-18<br />
86926 Greifenberg<br />
735<br />
Repha<br />
+<br />
Pellengahr
Natürliches hochdosiertes Vitamin E aus<br />
Pflanzenölen: E-Wied ® 600<br />
Vitamin E (RRR-α-Tocopherol) hat sich schon seit einigen<br />
Jahren, neben <strong>der</strong> reinen Substitution bei Vitamin-E-<br />
Mangelzuständen, u. a. als antioxidatives Schutzvitamin<br />
bei entzündlichen rheumatischen Gelenkerkrankungen<br />
bewährt.<br />
Eine an<strong>der</strong>e Einsatzmöglichkeit von Vitamin E zeigt sich<br />
in <strong>der</strong> kardioprotektiven Wirkung, die auch ihre Bestätigung<br />
in umfangreichen<br />
Studien fand. Neben seiner<br />
vielfältigen Wirkweise zeichnet<br />
Vitamin E eine sehr gute<br />
Verträglichkeit aus – auch in<br />
hoher Dosierung.<br />
Eine biologisch sehr wirksame<br />
Form von Vitamin E ist<br />
das natürliche RRR (D)-α-<br />
Tocopherol, das hochdosiert<br />
(600 I.E.) in dem von<br />
Wiedemann Pharma zum 1.9.98 eingeführten E-Wied®<br />
600 enthalten ist. Eine Dosierung von täglich einer<br />
Kapsel E-Wied® 600 zur Prävention o<strong>der</strong> Therapie ist<br />
deshalb in vielen Fällen ausreichend.<br />
E-Wied® 600 gibt es in 3 Packungsgrößen mit 30 (N2),<br />
60 (N3) und 100 (N3) Weichkapseln.<br />
Wiedemann Pharma GmbH, Pilotyweg 14<br />
82541 Münsing-Ambach<br />
Einheitliches Packungsdesign<br />
Nach den oralen Formen<br />
<strong>der</strong> Pflüger-Präparate erhielten<br />
jetzt auch die<br />
Parenteralia ein neues Gesicht.<br />
Die gesamte Pflüger-Palette<br />
präsentiert sich<br />
somit einheitlich in einer<br />
Aufmachung, <strong>der</strong>en natür-<br />
Aus Industrie und Forschung<br />
Kurznachrichten<br />
liche Symbolik und Farbgebung<br />
gleichermaßen ansprechend<br />
auf Therapeuten<br />
und Patienten wirken.<br />
Pflüger GmbH & Co. KG<br />
Bielefel<strong>der</strong> Str. 17<br />
33378 Rheda-Wiedenbrück<br />
Alsitan<br />
736<br />
Orthomolekularer<br />
Spurenelementekomplex<br />
Hypo-A stellt in <strong>der</strong> Reihe <strong>der</strong> Nahrungsergänzungen<br />
einen neuen hypoallergenen orthomolekularen Spurenelementekomplex<br />
vor. Im Rahmen <strong>der</strong> Supplementierung<br />
orthomolekularer Substanzen bietet sich<br />
zur Basistherapie ein Komplex an, um über gefüllte<br />
Mineralstoffspeicher die Regulationsfähigkeit des<br />
Organismus zu optimieren.<br />
Aus diesem Grunde hat Hypo-A die Elemente<br />
Chrom (100 µg), Mangan (4,5 mg), Zink (23,5 mg)<br />
und Selen (30 µg) als Komplex ohne Zusatzstoffe in<br />
farbloser, hypoallergener Kapsel dosiert. Chrom ist<br />
vor allem <strong>für</strong> den Zuckerstoffwechsel und bei Altersdiabetes<br />
wichtig. Mangan wird sowohl bei <strong>der</strong> neurologischen<br />
Steuerung als auch z.B. zur Geweberegeneration<br />
und zum Wachstum benötigt. Zink ist inzwischen<br />
als Katalysator in mehr als 200 Enzymsystemen<br />
entschlüsselt und hilft u.a. bei Wundheilungsstörungen<br />
o<strong>der</strong> Fruchtbarkeitsstörungen. Selen ist zur<br />
Neutralisation von Schwermetallbelastungen durch<br />
Cadmium o<strong>der</strong> Amalgam-Quecksilber unerläßlich.<br />
Packungsgröße 100 Stück, Preis 48,50 DM<br />
Hypo-A GmbH, Kücknitzer Hauptstr. 53,<br />
23569 Lübeck<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
iosyn stellt sich neuen<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
Um sich den neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
des Marktes<br />
zu stellen, wurde eine<br />
Verschmelzung von biosyn<br />
mit Schwesterunternehmen<br />
G.N.PHARM und medisculab<br />
durchgeführt. biosyn<br />
entwickelte in <strong>der</strong> Onkologie<br />
das „integrative<br />
Konzept“, das komplementäre<br />
Onkologika in Standardtherapieschemata<br />
synergistisch integriert.<br />
Dieses exklusiv von biosyn<br />
angebotene Konzept spiegelt<br />
die Realität des<br />
Tumorpatienten wie<strong>der</strong>,<br />
<strong>der</strong> sich heute in bis zu 70<br />
% neben <strong>der</strong> konventionellen<br />
Therapie mit komplementärmedizinischen<br />
Maßnahmen versorgen<br />
läßt.<br />
Bestandteile des integrativen<br />
Konzeptes sind<br />
das in-vivo immundiagnostikum<br />
Multitest immignost<br />
®, die komplementäre<br />
Onkologika FACTOH AF2<br />
und Eurixor ®, das Selenpräparat<br />
selenase ® sowie<br />
konventionelle Zytostatika<br />
wie 5 Fluorouracil-biosyn,<br />
Metholrexat biosyn, Vincristin-biosyn<br />
sowie Bio-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Aus Industrie und Forschung<br />
Kurznachrichten<br />
modulatoren wie Calciumfolinat-biosyn.<br />
Bisher wurden<br />
diese Präparate von<br />
den verschiedenen Unternehmen<br />
<strong>der</strong> biosyn-Gruppe<br />
separat angeboten. Es war<br />
deshalb konsequent, mit<br />
<strong>der</strong> Verschmelzung <strong>der</strong><br />
Schwesterunternehmen auf<br />
die biosyn Arzneimittel<br />
GmbH, auch innerhalb <strong>der</strong><br />
Firmenstruktur diese Integration<br />
umzusetzen.<br />
Die zukünftigen Wachstumspotentiale<br />
von biosyn<br />
liegen in <strong>der</strong> Vermarktung<br />
<strong>der</strong> biotechnologischen Innovationen.<br />
Nach einer dynamischen<br />
Aufbauphase,<br />
beginnend im Technologiezentrum<br />
Stuttgart 1986,<br />
mit Umzug 1991 in ein eigenständigesPharmaforschungszentrum<br />
in Fellbach,<br />
steht biosyn jetzt vor<br />
<strong>der</strong> Markteinführung ihrer<br />
Innovationen. biosyn ist eines<br />
<strong>der</strong> ersten deutschen<br />
Biotechnologieunternehmen,<br />
dem es gelungen ist,<br />
innovative Krebstherapeutika<br />
bis zur Phase III <strong>der</strong><br />
klinischen Prüfung (Galasyn-Metastasenhemmer<br />
bei gastrointestinalen Tumoren)<br />
bzw. zur Zulassung<br />
(Immunothel ® bei Blasenkarzinom,<br />
zugelassen in<br />
Hypo-A<br />
737<br />
den Nie<strong>der</strong>landen seit<br />
1997) zu entwickeln. Die<br />
jetzt erfolgte Straffung <strong>der</strong><br />
Organisation und klare<br />
Konturierung <strong>der</strong> biosyn<br />
gegenüber ihren Zielgruppen<br />
ist ohne wesentliche<br />
Voraussetzung <strong>für</strong> die erfolgreiche<br />
Vermarktung<br />
dieser Innovation.<br />
biosyn, eines <strong>der</strong> wenigen<br />
unabhängigen mittelständischenPharmaunternehmen<br />
Deutschlands mit<br />
Nie<strong>der</strong>lassungen sowie<br />
Betriebsstätten in USA<br />
(biosyn Inc.), <strong>der</strong> Schweiz<br />
(Intersyn AG) und Büros in<br />
Österreich (Wien) steht mit<br />
einem Umsatz von über 20<br />
Mio. DM (1997) gefestigt<br />
im Markt. Durch die effiziente<br />
weitere Vermarktung<br />
seines integrativen<br />
Konzeptes, einer ethischen<br />
Palette an Selenpräparaten,<br />
seinem umweltmedizinischen<br />
Angebot sowie durch<br />
Lizenzierung <strong>der</strong> Entwicklungsprojekte<br />
Immunothel<br />
und Galasyn kann biosyn<br />
genügend Mittel <strong>für</strong> ein<br />
weiteres gesundes Wachstum<br />
realisieren.<br />
biosyn Arzneimittel<br />
GmbH<br />
Schorndorfer Str. 32<br />
Neues<br />
Phytotherapeutikum<br />
Zum 15. August führte die<br />
STADApharm GmbH ein<br />
pflanzliches Mittel zur Behandlung<br />
von Symptomen<br />
ein, die mit dem Klimakterium<br />
<strong>der</strong> Frau zusammenhängen.<br />
Der Extrakt zur Herstellung<br />
von Cimicifuga<br />
STADA ® wird aus dem<br />
Wurzelstock <strong>der</strong> Traubensilberkerze<br />
(Cimicifuga racemosa)<br />
gewonnen. Die<br />
Inhaltsstoffe dieses Extraktes,<br />
Triterpenglykoside, besitzen<br />
hormonähnliche<br />
Wirkungen. Somit kann<br />
Cimicifuga STADA ® als<br />
Alternative zur Östrogenbehandlung<br />
eingesetzt<br />
werden. Die Therapie soll<br />
in <strong>der</strong> Regel einschleichend<br />
begonnen werden.<br />
Cimicifuga STADA ®<br />
ist ein Langzeittherapeutikum<br />
und gut verträglich.<br />
Gelegentlich können jedoch<br />
Magenschmerzen<br />
auftreten. Das Präparat ist<br />
als Filmtablette in den Größen<br />
30 Stück (N1), 60 (N2)<br />
und 100 (N3) im Handel.<br />
STADApharm GmbH<br />
Stadastraße 2-18<br />
61118 Bad Vilbel
Zink und<br />
Immunsystem<br />
Neue Studie mit Kin<strong>der</strong>n bestätigt<br />
erneut die Abwehrsteigerung durch<br />
das Spurenelement!<br />
In den Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> dritten Welt sterben<br />
jährlich im Schnitt vier Millionen<br />
Kin<strong>der</strong> an den Folgen von akuten<br />
Atemwegsinfektionen. Die Bemühungen,<br />
dieser Mortalitätsrate mit<br />
Hilfe von Arzneimitteln entgegenzuwirken,<br />
waren bislang nur teilweise<br />
erfolgreich: Mit Hilfe von Antibiotika<br />
konnte die hohe Sterblichkeitsrate lediglich<br />
um 50 % reduziert werden.<br />
Untersuchungen haben ergeben, daß<br />
eine Unter- bzw. Fehlernährung die<br />
Inzidenz und die Schwere von Lungenerkrankungen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e Lungenentzündungen,<br />
erhöht. Aufgrund<br />
seiner Bedeutung <strong>für</strong> das Immunsystem<br />
ist in diesem Zusammenhang<br />
beson<strong>der</strong>s das Spurenelement Zink<br />
Gegenstand medizinischer Forschung.<br />
Zink greift in eine ganze Reihe<br />
von Abwehrleistungen ein und kann<br />
hierbei durch keinen an<strong>der</strong>en Wirkstoff<br />
ersetzt werden. Es ist beispielsweise<br />
erfor<strong>der</strong>lich <strong>für</strong> die Lymphozytenproliferation<br />
und die Induzierung<br />
<strong>der</strong> Blastogenese von B-Zellen<br />
und damit sowohl <strong>für</strong> die zelluläre als<br />
auch die humorale Abwehrleistung<br />
unabdingbar. Zink ist Cofaktor des<br />
Thymulins, einem Peptidhormon <strong>der</strong><br />
Thymusepithelzellen, welches an <strong>der</strong><br />
Aus Industrie und Forschung<br />
Therapiereporte<br />
Reifung <strong>der</strong> T-Zellen beteiligt ist.<br />
Auch die Phagozytose, die Komplementaktivierung<br />
und die Zytokinproduktion<br />
werden durch Zink positiv<br />
beeinflußt. Schließlich spielt dieser<br />
Mikronährstoff auch aufgrund seiner<br />
antiviralen Aktivität (z.B. Schnupfen-,<br />
Herpesviren) bei <strong>der</strong> Infektabwehr eine<br />
nicht zu unterschätzende Rolle. Ein<br />
Mangel an Zink kann Störungen auf<br />
allen Ebenen <strong>der</strong> Immunabwehr zur<br />
Folge haben und weitreichende, ausgeprägte<br />
Immundefizienzen verursachen.<br />
Umgekehrt ist es möglich, solche<br />
Immunstörungen durch eine Zinksupplementierung<br />
zu korrigieren und<br />
damit die Infektanfälligkeit zu reduzieren.<br />
Vor wenigen Wochen wurden die<br />
Ergebnisse einer indischen Untersuchung<br />
veröffentlicht, welche die<br />
Senkung <strong>der</strong> Infektanfälligkeit durch<br />
Zink erneut bestätigen. An dieser doppelblinden,<br />
randomisierten Studie<br />
nahmen 609 Kin<strong>der</strong> teil, von denen<br />
die Hälfte über einen Zeitraum von 6<br />
Monaten mit Zink substituiert wurden.<br />
Die Ausgangszinkspiegel <strong>der</strong><br />
Kontroll- und <strong>der</strong> Verumgruppe waren<br />
vergleichbar, allerdings zeigten die<br />
Plasmazinkspiegel <strong>der</strong> Verumprobanden<br />
bereits nach 120 Tagen, im<br />
Vergleich zum Ausgangswert, eine<br />
deutliche Verbesserung, während die<br />
Zinkkonzentrationen <strong>der</strong> Kontrollpersonen<br />
weiter abfielen. Im Verlauf<br />
<strong>der</strong> Studie nahm die Inzidenz von<br />
Atemwegsinfekten bei den zinksubstituierten<br />
Kin<strong>der</strong>n signifikant ab: Im<br />
Vergleich zur Kontrollgruppe war eine<br />
Reduktion um 45 % zu verzeichnen.<br />
Positive Nebeneffekte durch Zink<br />
zeigten sich in dieser Untersuchung<br />
auch bezüglich <strong>der</strong> Wachstumsrate<br />
und Magen-Darm-Infektionen (Diarrhöe)<br />
<strong>der</strong> Verumprobanden.<br />
Zink ist ein essentielles Mineral,<br />
welches via Nahrung aufgenommen<br />
werden muß. Der tägliche empfohlene<br />
Bedarf liegt bei 8 bis 12 mg Zink<br />
(Kin<strong>der</strong> zwischen 1 und 12 Jahren)<br />
bzw. 15 mg Zink (Jugendliche, Erwachsene).<br />
Zinkreiche Nahrungsmittel<br />
sind beispielsweise Fleisch,<br />
738<br />
Fisch und Vollwertgetreide. Die Resorption<br />
des Zinks in Lebensmitteln<br />
wird allerdings durch mehrere Faktoren<br />
negativ beeinflußt. Calcium,<br />
Phosphate und insbeson<strong>der</strong>e die in<br />
Getreide enthaltenen Phytinsäuren beeinträchtigen<br />
die Verwertbarkeit des<br />
Zinks. Letztere bilden bei den im<br />
Dünndarm herrschenden pH-Werten<br />
mit Zink schwerlösliche Komplexe,<br />
die vom Verdauungstrakt kaum aufgeschlossen<br />
werden können. Die Versorgung<br />
mit diesem wichtigen Spurenelement<br />
ist daher, in erster Linie auch<br />
bei fleischloser (Vollwert)Kost, als<br />
problematisch einzustufen. Eine Substitution<br />
mit einem gut bioverfügbaren<br />
Zinkpräparat (z.B. mit ,,Unizink ®<br />
50“, Köhler Pharma, Alsbach-Hähnlein)<br />
empfiehlt sich beson<strong>der</strong>s in diesen<br />
Fällen. Nicht nur rezidivierende<br />
Infekte, son<strong>der</strong>n auch an<strong>der</strong>e bestehende<br />
Erkrankungen (z.B. Nieren-,<br />
Leber-, entzündliche Darmerkrankungen,<br />
Diabetes mellitus, Entzündungen)<br />
bedingen einen erhöhten Zinkbedarf,<br />
welcher über die Nahrung<br />
kaum gedeckt werden kann.<br />
Sunil Sazawal et al.: Zink supplementation reduces<br />
the incidence of acute lower respiratory<br />
infection in infants and preschool children: A<br />
double blind controlled trial. Petriatics, Vol.<br />
102, No. 1, July 1998<br />
Mineralwasser<br />
senkt Cholesterin<br />
und Triglyceride<br />
Ein zu hoher Cholesterin-Spiegel<br />
liegt sehr häufig an <strong>der</strong> mangelnden<br />
Compliance <strong>der</strong> Betroffenen. Denn<br />
trotz Diagnose und Medikation:<br />
Nicht Arzneimittel allein, son<strong>der</strong>n<br />
tätige Einsicht – z.B. bei <strong>der</strong> Ernährungsumstellung<br />
– senken auf Dauer<br />
das Risiko von Arteriosklerose und<br />
Herzinfarkt.<br />
Aus Patientensicht ist es ein Genußverzicht,<br />
den Verzehr an<br />
,,Cholesterintreibern“ einzuschrän-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
ken, denn sie sind ihnen in <strong>der</strong> Regel<br />
gut bekannt. Weniger bekannt dagegen<br />
sind die ,,Cholesterin-freundlichen“<br />
Lebensmittel, die den Genußverzicht<br />
etwas erleichtern helfen: Der<br />
Pectin-haltige Apfel und die Passionsfrucht<br />
mit ihrem hohen Niacin-<br />
Anteil verbinden die Gaumenfreude<br />
mit diesem dämpfenden Effekt. Die<br />
Artischocke regt indirekt die Gallensäure-Produktion<br />
an und entzieht so<br />
dem Körper überschüssiges Cholesterin.<br />
Auch Heilbutt, Kabeljau o<strong>der</strong><br />
Lachs verringern durch die enthaltenen<br />
Omega-3-Fettsäuren die Cholesterin-Konzentration.<br />
Nun wurde bei einem sulfatreichen<br />
Mineralwasser (Sulfatgehalt<br />
1640 mg/L., RANGAUER life“, eine<br />
Quelle aus Bad Windsheim) ein günstiger<br />
Einfluß auf die Lipoprotein-<br />
Werte festgestellt. Dieses Ergebnis ergab<br />
eine aktuell vorgelegte Studie. Sie<br />
bestätigte erneut den positiven Einfluß<br />
des calcium- und sulfatreichen Mineralwassers<br />
auf den Cholesterinspiegel<br />
und die Blutfettwerte. Die Wirkung<br />
des calcium- und sulfatreichen Mineralwassers<br />
wurde bereits in einer<br />
Monographie <strong>für</strong> eine Reihe von Indikationen<br />
festgestellt. Die neue Bad<br />
Windsheimer Studie erbrachte jetzt ergänzende<br />
Aspekte.<br />
In <strong>der</strong> randomisierten Doppelblind-Studie<br />
trank ein Patienten-<br />
Kollektiv über den Zeitraum von vier<br />
Wochen täglich 1,4 Liter des sulfatund<br />
calciumreichen Mineralwassers.<br />
Die Referenz-Gruppe erhielt demgegenüber<br />
ein sulfat- und calciumarmes<br />
Mineralwasser. Beide Gruppen<br />
nahmen eine isokalorische, fettarme<br />
und kohlenhydratreiche Kost zu sich.<br />
Bei dem Ergebnis-Vergleich <strong>der</strong><br />
Gruppen ergab sich ein Unterschied<br />
vor allem bei den Triglyceriden:<br />
Deren Absenkung fiel beim calciumund<br />
sulfatreichen Mineralwasser mit<br />
zusätzlichen 20,9 mg/dl deutlich höher<br />
aus. Der Vergleich <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Cholesterinwerte zeigte deutliche<br />
Trends: Gesamt-Cholesterin und<br />
LDL-Cholesterin reduzierten sich unter<br />
dem calcium- und sulfatreichen<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
Aus Industrie und Forschung<br />
Therapiereporte<br />
Mineralwasser um zusätzliche 3 mg/dl<br />
bzw. 7,6 mg/dl im Vergleich zu den<br />
Werten <strong>der</strong> Referenzgruppe.<br />
Zusammenfassend ist festzustellen,<br />
daß in beiden Patientengruppen<br />
die Serumlipide signifikant gesenkt<br />
wurden. Bei dem calcium- und sulfat-<br />
739<br />
Madaus<br />
4c<br />
reichen Mineralwasser aus Bad<br />
Windsheim fiel diese Senkung jedoch<br />
deutlicher aus, insbeson<strong>der</strong>e bei den<br />
Triglyceriden.<br />
Karoff, Toellner: Bad Windsheimer Mineralwasser<br />
senkt LDL-Cholesterin. Der Deutsche<br />
Apotheker, (1998) 5, 126-128
Varia<br />
Eröffnung einer Ausstellung am 11. Juli 1998 in Römhild/Thüringen<br />
Dr. Christoph Hartung<br />
(1779 – 1853)<br />
Die Stadt Römhild ehrt einen ihrer bedeutendsten Söhne<br />
CHRISTOPH HARTUNG entstammte<br />
einer alteingesessenen Handwerksfamilie<br />
und wan<strong>der</strong>te nach Erlernen<br />
des Ba<strong>der</strong>handwerks vor 200<br />
Jahren nach Wien, um dort seine erstaunliche<br />
Laufbahn als Militärmedicus<br />
zu beginnen. Zunächst mit<br />
einem Medizinalunterricht im Josefinum,<br />
dann als Unterarzt bzw. später<br />
Oberarzt auf vielen Kriegsschauplätzen<br />
Europas. Seine Befähigung<br />
fiel auf, so daß er 31jährig zum Medizinstudium<br />
an die militärärztliche<br />
Akademie Josefinum abgeordnet wurde<br />
mit abschließen<strong>der</strong> öffentlicher<br />
Promotion. Danach war Dr. HARTUNG<br />
Regimentsarzt, später Stabsfeldarzt<br />
und leitete verschiedene Militärkrankenhäuser,<br />
unter an<strong>der</strong>em auch eines<br />
in Bad Gastein. Bleibende Verdienste<br />
erwarb er sich als leiten<strong>der</strong> Stabsfeldarzt<br />
bei <strong>der</strong> Armee in Italien mit<br />
Sitz in Mailand, wo er nicht nur alle<br />
militärärztlichen Einrichtungen unter<br />
sich hatte, son<strong>der</strong>n auch eine ausgedehnte<br />
Privatpraxis ausübte.<br />
Erste Kontakte zur Homöopathie<br />
datieren von 1819, wahrscheinlich<br />
durch M. MARENZELLER. Das Verbot<br />
<strong>der</strong> Homöopathie in Österreich weckte<br />
HARTUNGs Neugierde und er studierte<br />
alle erreichbare Literatur. Ab<br />
1826 praktizierte er dann auch die<br />
Homöopathie und erlebte gerade bei<br />
schwersten Erkrankungen mit infausten<br />
Prognosen, z.B. bei offenen<br />
Bauchverletzungen, Typhus, Cholera,<br />
seine Erfolge, die allerdings nicht nur<br />
<strong>der</strong> Homöopathie zuzuschreiben sind,<br />
son<strong>der</strong>n auch seine Bemühungen um<br />
Hygiene und Ernährung zeigen die<br />
Statistiken über die Sterblichkeit in<br />
den Militärhospitälern unter seiner<br />
Leitung, die von 1833 bis 1841 um<br />
zwei Drittel reduziert werden konnte.<br />
Für Furore sorgte die Behandlung<br />
des Grafen RADETZKY, Feldmarschall<br />
und Oberbefehlshaber <strong>der</strong> österreichischen<br />
Armee in Oberitalien. HARTUNG<br />
hatte RADETZKY seit 1835 wie<strong>der</strong>holt<br />
homöopathisch mit Erfolg behandelt,<br />
so auch 1836 bei einer Rippenserienfraktur<br />
mit Anspießung <strong>der</strong> Lunge<br />
und daraus resultierendem Lungenabszeß<br />
sowie im Herbst 1840 bei einer<br />
Hirnhautentzündung. Im Dezember<br />
1840 erkrankte <strong>der</strong> Feldmarschall an<br />
einer Wucherung in <strong>der</strong> rechten<br />
Augenhöhle, die als bösartig diagnostiziert<br />
wurde (Scirrus). Die sogenannten<br />
Kapazitäten hielten diese Erkrankung<br />
<strong>für</strong> unheilbar und die Situation<br />
<strong>für</strong> trostlos. Der Feldmarschall<br />
Mirr<br />
740<br />
war dienstunfähig. Er setzte nun letzte<br />
Hoffnung auf eine homöopathische<br />
Kur durch Dr. HARTUNG, <strong>der</strong> binnen<br />
drei Monaten den Tumor zur Abheilung<br />
brachte (mit Thuja und Carbo<br />
animalis). Diese Heilung brachte ihm<br />
hohe Ehren seitens des Kaisers ein,<br />
auch HAHNEMANN zollte ihm Dank<br />
und Anerkennung <strong>für</strong> den großen<br />
Dienst, den HARTUNG <strong>der</strong> Homöopathie<br />
erwiesen hatte, durch Übersendung<br />
seines in Karniol geschnittenen<br />
Portraits und später durch eine große<br />
Büste HAHNEMANNs. Die Stadt Mailand<br />
ehrte ihn durch eine Portraitmedaille<br />
in Gold.<br />
Dr. CHRISTOPH HARTUNG gehört zu<br />
den bedeutendsten Wegbereitern <strong>der</strong><br />
Homöopathie, sowohl in Österreich<br />
als auch in Oberitalien. Er ist <strong>der</strong><br />
Ahnherr einer weitverzweigten Medizinerfamilie.<br />
Sein Sohn ERHARD HAR-<br />
TUNG, ebenfalls bekannter Wiener<br />
Arzt und Homöopath, wurde ob seiner<br />
eigenen und ob <strong>der</strong> medizinischen<br />
Verdienste seines Vaters 1867 vom<br />
österreichischen Kaiser in den erblichen<br />
Adelsstand erhoben.<br />
Die kleine Ausstellung im Schloß<br />
Römhild zeigt neben <strong>der</strong> Hahnemann-<br />
Büste und dem Karniol-Portrait die<br />
homöopathische Reiseapotheke und<br />
Urkunden aus <strong>der</strong> Familie HARTUNG.<br />
Die Ausstellung lief bis September<br />
und war außer montags täglich am<br />
Nachmittag geöffnet.<br />
Die Ausstellungseröffnung war<br />
sehr gut besucht, Familie HARTUNG<br />
hatte dies als Gelegenheit eines<br />
Familientreffens genutzt. Der DZVhÄ<br />
war durch mich vertreten.<br />
H. Kuhn<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
PREISAUSSCHREIBEN<br />
Hätten Sie’s gewußt?<br />
„Naturheilverfahren“, unkonventionelle medizinische<br />
Richtungen“, „biologische o<strong>der</strong> alternative<br />
Therapiemethoden“. Die Naturheilkunde ist –<br />
nicht nur begrifflich – ein weites Feld. Um so mehr<br />
Sorgfalt und Mühe (und finanzielle Mittel) wurden<br />
in den letzten Jahren <strong>für</strong> die wissenschaftliche<br />
Begründung <strong>der</strong> verschiedenen Methoden aufgebracht.<br />
Eine weitere wichtige Voraussetzung <strong>für</strong><br />
die allgemeine Anerkennung <strong>der</strong> Naturheilmethoden<br />
ist jedoch die Fort- und Weiterbildung.<br />
Frage 1:<br />
Nach dem Auffinden eines myofaszialen<br />
Triggerpunktes in einem<br />
Skelettmuskel sollte die<br />
Suche nach weiteren Triggerpunkten<br />
im Bereich dieses<br />
Muskels beendet werden, weil<br />
in jedem Skelettmuskel physiologischerweise<br />
nur ein einziger<br />
Triggerpunkt vorhanden ist.<br />
(A) Aussage 1 ist richtig, Aussage<br />
2 ist richtig, Verknüpfung<br />
ist richtig<br />
(B) Aussage 1 ist richtig, Aussage<br />
2 ist richtig, Verknüpfung<br />
ist falsch<br />
(C) Aussage 1 ist richtig, Aussage<br />
2 ist falsch<br />
(D) Aussage 1 ist falsch, Aussage<br />
2 ist richtig<br />
(E) Aussage 1 ist falsch, Aussage<br />
2 ist falsch<br />
Meine Lösung lautet:<br />
Frage 1:<br />
Frage 2:<br />
Frage 3:<br />
ÄN 10/98<br />
Absen<strong>der</strong>:<br />
Frage 2:<br />
––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
Name<br />
––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
Straße<br />
––––––––––––––––––––––––––––––––-<br />
PLZ, Ort<br />
––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
Datum, Unterschrift<br />
742<br />
„Hätten Sie´s gewußt?“ In unserem Preisausschreiben<br />
können Sie prüfen, wie gut Sie ausgesuchte<br />
Fragen (Original-Prüfungsfragen, Gegenstandskatalog<br />
3) beantworten können. Machen<br />
Sie mit!<br />
Unter den richtigen Einsendungen wird die<br />
Präparate-Liste <strong>der</strong> Naturheilkunde 1999 mit<br />
eingelegter CD-ROM, herausgegeben vom<br />
Urban & Schwarzenberg Verlag, verlost.<br />
Auszüge aus Chelidonium<br />
majus (Schöllkraut) werden<br />
vor allem verwendet<br />
bei:<br />
(A) chronisch rezidivieren<strong>der</strong><br />
Bronchitis<br />
(B) funktionellen Störungen<br />
im Bereich <strong>der</strong> Gallenwege<br />
(C) Störungen <strong>der</strong> orthostatischenBlutdruckregulation<br />
(D) Magenulkus<br />
(E) atopischem Ekzem<br />
Frage 3:<br />
Heilfasten beruht auf einem<br />
freiwilligen Nahrungsverzicht<br />
und vermittelt einen<br />
starken Impuls <strong>für</strong> einen<br />
gesün<strong>der</strong>en Lebensstil.<br />
Folgende Kontraindikationen<br />
sind unbedingt<br />
zu beachten: (1)<br />
metastasiertes Karzinom,<br />
(2) Marasmus, (3) akute<br />
Psychose<br />
(A) nur 1 ist richtig<br />
(B) nur 2 ist richtig<br />
(C) nur 1 und 2 sind richtig<br />
(D) nur 2 und 3 sind richtig<br />
(E) 1 bis 3 sind richtig<br />
Senden Sie Ihre Antworten<br />
an:<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong><br />
Naturheilverfahren<br />
Chefredaktion<br />
Wehrfeldweg 6<br />
82439 Großweil<br />
Fax 08851 / 1320<br />
Einsendeschluß ist <strong>der</strong><br />
15. November 1998.<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
Dr. Walter Schultz-Friese<br />
feierte seinen<br />
90. Geburtstag<br />
Am 11. August 1998 feierte <strong>der</strong> bekannte Naturheilarzt und<br />
Träger des Bundesverdienstkreuzes Dr. WALTER SCHULTZ-<br />
FRIESE seinen 90. Geburtstag. SCHULTZ-FRIESE wurde bei<br />
Schwerin in Mecklenburg geboren. Er studierte Medizin in<br />
Freiburg, Rostock, Wien und Hamburg. Darüber hinaus wid-<br />
Preisausschreiben Heft 8/98<br />
Richtig sind die Lösungen:<br />
Frage 1: A<br />
Frage 2: C<br />
Frage 3: C<br />
Zu Frage 1:<br />
Asthma bronchiale, orthostatische<br />
Regulationsstörungen,<br />
chronische Bronchitis und<br />
Neuro<strong>der</strong>mitis sprechen positiv<br />
auf eine Kurbehandlung an <strong>der</strong><br />
Nordsee an, da das Küstenund<br />
Seeklima sich durch allergienarme<br />
Luft, tages- und jahreszeitlich<br />
ausgeglichene thermische<br />
Verhältnisse, ausgeprägte<br />
UV-Strahlung und starke<br />
Winde auszeichnet. Die allergienarme<br />
Luft und weitere<br />
Wirkungen im Sinne einer vegetativen<br />
Umstellung sind<br />
wahrscheinlich die Ursache <strong>für</strong><br />
die positiven Wirkungen auf<br />
Asthma. Körperliche Aktivitäten<br />
und Kaltreize sind wahrscheinlich<br />
wichtige Wirkfaktoren<br />
bei hypotoner Regulationsstörung.<br />
Bei Neuro<strong>der</strong>mitis<br />
und chronischer Bronchitis<br />
entstehen die günstigen Wirkungen<br />
wahrscheinlich durch<br />
eine Abhärtung und Umstimmung,<br />
bei <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis<br />
ist sicherlich auch das UV-<br />
Licht von Bedeutung. Bei rezidivierendenHarnwegsinfektionen<br />
haben sich Klimakuren<br />
an <strong>der</strong> See dagegen nicht be-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />
währt. Eine Abhärtung mit<br />
Hydrotherapie kann sinnvoll<br />
sein. Trinkkuren, Wärmebehandlungen<br />
und Phytotherapeutika<br />
zählen zu dem naturheilkundlichenBehandlungsrepertoire<br />
bei Harnwegsinfektionen.<br />
Zu Frage 2:<br />
Temperaturansteigende Armbä<strong>der</strong><br />
nach Schwenninger-<br />
Hauffe führen zu einer Gefäßerweiterung<br />
an den Armen und<br />
einer reflektorischen Gefäßerweiterung<br />
an den Beinen.<br />
Denn Wärmebehandlungen<br />
an<strong>der</strong>er Extremitäten führen<br />
normalerweise zu gleichsinnig<br />
gerichteten Reaktionen. Daher<br />
kommt es nicht zu einer reflektorischen<br />
Gefäßverengung an<br />
den Beinen. Durch die Öffnung<br />
des peripheren Gefäßsystems<br />
bleibt ein Blutdruckanstieg in<br />
<strong>der</strong> Regel aus, es kann sogar<br />
zu einem Abfall des diastolischen<br />
Druckes kommen.<br />
Zu Frage 3:<br />
Bei einer Herzinsuffizienz im<br />
Stadium I sind klinische Symptome<br />
noch nicht erkennbar.<br />
Eine Reihe von Phytopharmaka<br />
bieten sich in diesem<br />
Stadium, aber auch im Stadium<br />
II, an, z. B. Weißdorn, <strong>der</strong><br />
positiv inotrop und vasodilatierend<br />
wirkt.<br />
Varia<br />
NAM<br />
743<br />
mete er sich schon sehr früh <strong>für</strong> Naturheilverfahren. Noch<br />
vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges baute er das erste<br />
Naturheilsanatorium im norddeutschen Raum auf.<br />
Nach dem Krieg lebte und arbeite SCHULTZ-FRIESE erst in<br />
Ost-Berlin und Dresden, bis er 1960 mit seiner Familie in<br />
den Westen flüchtete. 1961 wurde er Mitglied im <strong>Zentralverband</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren. Weitere Stationen<br />
seines Wirkens sind: Boppard am Rhein, Bad Salzuflen,<br />
Meersburg und schließlich ab 1965 Überlingen.<br />
1989 erhielt SCHULTZ-FRIESE <strong>für</strong> seine außergewöhnlichen<br />
Leistungen, „neue Wege zu beschreiten und über den<br />
Rand <strong>der</strong> Schulmedizin hinauszublicken“, so Landrat SIEG-<br />
FRIED TANN in seiner Laudatio, das Verdienstkreuz des Verdienstordens<br />
<strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland. 1993 wurde<br />
er vom <strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren mit<br />
<strong>der</strong> Ehrennadel in Gold ausgezeichnet.<br />
Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Magnesiumforschung<br />
e.V. feiert 20. Jubiläum<br />
Am 25. bis 26. September 1998 beging die<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Magnesiumforschung e.V. mit dem<br />
20. Magnesium-Symposium ihr 20jähriges Bestehen. Der<br />
Kongreß fand statt im Städtischen Klinikum in Fulda,<br />
dem Sitz des Präsidenten <strong>der</strong> Gesellschaft, Herrn Prof.<br />
Dr. Ludwig Spätling. Neben Kurzvorträgen aus allen<br />
Bereichen <strong>der</strong> Magnesiumforschung gab es ein Roundtable-Gespräch<br />
zum Thema Zufuhrempfehlungen <strong>für</strong><br />
Magnesium sowie eine Podiumsdiskussion zur Diagnostik<br />
von Magnesiummangel.<br />
Der zweite Teil des Symposiums am Samstag, dem<br />
26.9.1998, war als ärztliche Fortbildung konzipiert, die<br />
von <strong>der</strong> Landesärztekammer Hessen empfohlen wurde.<br />
Thema: ,,Die Rolle des Magnesiums in Frauenheilkunde,<br />
Geburtshilfe, Pädiatrie, Innerer Medizin“. Tagungsort war<br />
<strong>der</strong> Hörsaalbereich des Städtischen Klinikums Fulda,<br />
Pacelliallee 4, 36043 Fulda.<br />
Die Gewinnerin <strong>der</strong> Präparate-Liste <strong>der</strong> Naturheilkunde<br />
1999 mit eingelegter CD-ROM (Verlag Urban &<br />
Schwarzenberg) ist Frau Dr. Susanne Kuschnarew,<br />
Erlangen. Wir gratulieren!
LESERUMFRAGE<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
das neue Konzept <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren<br />
(ÄN) ist mittlerweile schon wie<strong>der</strong> einige Monate alt – Anlaß<br />
<strong>für</strong> uns, Sie nach Ihrer Meinung und Ihren Wünschen zu fragen,<br />
damit wir unsere Zeitschrift auf Ihre Bedürfnisse ausrichten<br />
können.<br />
Die Auswertung <strong>der</strong> Fragebögen erfolgt anonym. Eine Nennung<br />
Ihres Namens und Ihrer Adresse auf dem unteren<br />
Abschnitt des Fragebogens ist freiwillig.<br />
1 Wie viele Fachzeitschriften lesen Sie <strong>für</strong> Ihre beruflichen<br />
Zwecke?<br />
keine 1-4 5-9 mehr als 10<br />
2 Welchen Stellenwert nimmt die ÄN unter diesen<br />
Zeitschriften ein? Sie ist <strong>für</strong> mich:<br />
wesentlich wichtiger wichtiger<br />
gleich wichtig vergleichsweise unwichtig<br />
3 Wieviel Zeit verwenden Sie durchschnittlich auf die<br />
Lektüre <strong>der</strong> ÄN?<br />
unter 30 Minuten 30 - 60 Minuten<br />
1- 2 Stunden mehr als 2 Stunden<br />
4 Welche Rubriken lesen Sie bevorzugt in <strong>der</strong> ÄN? Bitte<br />
kreuzen Sie an, wie wichtig Ihnen diese Rubriken sind.<br />
Originalarbeiten Editorial<br />
Beiträge aus <strong>der</strong> Praxis <strong>für</strong> die Praxis (Praxis)<br />
ZÄN-Verbandsnachrichten Leserbriefe<br />
Varia (Reiseberichte, Öko-Tips, Buchbesprechungen<br />
etc.)<br />
Industrieinformationen Kongreßberichte<br />
5<br />
Serien (Serie Ernährung, Serie Phytotherapie)<br />
Wovon sollte die <strong>Ärzte</strong>zeitschrift mehr bzw. weniger<br />
bringen?<br />
Kongreßberichte aktuelle Informationen aus den<br />
Berufsverbänden<br />
Kongreßberichte aktuelle Informationen aus dem<br />
Bereich Gesundheitspolitik<br />
Kongreßberichte Beiträge über Grundlagenforschung<br />
Kongreßberichte Klinische Studien<br />
Kongreßberichte Erfahrungen aus <strong>der</strong> Praxis<br />
(Kasuistiken)<br />
Kongreßberichte Leserforen, in denen Fachleute<br />
diskutieren<br />
Kongreßberichte Basiswissen: Naturheilverfahren/<br />
unkonventionellen medizinischen Richtungen<br />
Kongreßberichte Fort- und Weiterbildung, also<br />
Behandlung spezifischer, ggf. komplizierter<br />
6<br />
Themen aus dem Bereich NHV/unkonventionell<br />
Kongreßberichte Beratung im Bereich Praxisführung<br />
(wirtschaftliche und juristische Aspekte)<br />
Buchtips<br />
Öko-Tips<br />
Kongreßberichte<br />
Seit Mai 1998 hat die ÄN ein neues Konzept. Wie<br />
beurteilen Sie Inhalt und Äußeres (Gestaltung, Layout)<br />
<strong>der</strong> neuen ÄN? (Zutreffendes bitte ankreuzen)<br />
Inhaltlich ist die neue ÄN<br />
wesentlich besser besser<br />
genauso gut<br />
deutlich schlechter<br />
schlechter<br />
744<br />
7<br />
Die Gestaltung und Layout <strong>der</strong> neuen ÄN ist<br />
wesentlich besser besser<br />
genauso gut schlechter<br />
deutlich schlechter<br />
Wie bewerten Sie die neue ÄN im Vergleich zu den<br />
an<strong>der</strong>en Zeitschriften, die sich mit dem Thema Naturheilverfahren/unkonventionelle<br />
medizinische Richtungen<br />
beschäftigen (Erfahrungsheilkunde, natura<br />
med, Gesundes Leben, Report Naturheilkunde etc.)?<br />
Die ÄN ist im Vergleich zu den an<strong>der</strong>en Titeln<br />
wesentlich besser besser<br />
genauso gut schlechter<br />
deutlich schlechter<br />
Jetzt würden wir gerne auch noch etwas über Ihre ärztliche<br />
Tätigkeit wissen. Auch diese Angaben werden selbstverständlich<br />
vertraulich behandelt und dienen nur <strong>für</strong> eine neutrale statistische<br />
Auswertung.<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
Sind Sie als Arzt nie<strong>der</strong>gelassen? Wenn ja, seit wann<br />
Wie groß ist Ihre Praxis? (Krankenscheine/Quartal)<br />
Sagen Sie uns bitte, wie alt Sie sind?<br />
Alter Geschlecht: männl. weibl.<br />
Wie häufig wenden Sie die verschiedenen Naturheilverfahren<br />
bzw. unkonventionelle Therapierichtung<br />
in Ihrer Praxis an?<br />
sehr häufig gelegent- selten nie<br />
häufig lich<br />
Phytotherapie<br />
Homöopathie<br />
Anthroposophie<br />
TCM<br />
Akupunktur<br />
Ernährungstherapie<br />
Ordnungstherapie<br />
EAV<br />
Organotherapie<br />
Sauerstofftherapie<br />
Neuraltherapie<br />
Eigenbluttherapie<br />
Sonstiges<br />
Bitte schicken Sie uns den Fragebogen ausgefüllt bis zum<br />
30. Oktober 1998 an die Schriftleitung<br />
Prof. Dr. med. Martin Hörning, Arminiusstraße 9<br />
32839 Steinheim, Fax 05233 / 956 112<br />
Absen<strong>der</strong>:<br />
Name, Vorname<br />
Straße<br />
PLZ, Ort<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)
Verlag:<br />
Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH<br />
Postfach 1151/1152, D-29501 Uelzen, Tel. 0581 / 808 -150 (Verlagsleitung),<br />
808-151 (Buch- und Abo-Service/Buchhaltung), 808-152 (Anzeigen/Buchhaltung),<br />
808-154 (Lektorat/Rezensionen), Fax 0581 / 808-158<br />
e-Mail: ML.Verlag.Uelzen@t-online.de http://www.MLVerlag.de<br />
Druck:<br />
Druckerei Buchheister KG, Postfach 1204, 21302 Lüneburg<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren e.V. Sitz Stuttgart<br />
Geschäftsstelle: Alfredstraße 21, 72250 Freudenstadt<br />
Tel. 07441 / 2151 und 2121, Fax 07441 / 8 78 30<br />
Chefredaktion:<br />
Dipl.-Biologe Jens Meyer-Wegener, Wehrfeldweg 6, 82439 Großweil<br />
Tel.: 08851 / 1368, Fax: 08851 / 1320, e-Mail: meyer-wegener@t-online.de.<br />
Redaktion:<br />
Dr. med. H. P. Legal, Auslandskorrespondent, Kongreßberichterstatter<br />
Grafische Gestaltung:<br />
daedalus design Stefan Oestreich, Manzingerweg 8, 81241 München<br />
Schriftleitung:<br />
Prof. Dr. med. Martin Hörning, Arminiusstr. 9, 32839 Steinheim<br />
Tel.: 05233 / 956 131, Fax: 05233 / 956 112,<br />
e-Mail: Martin.Hoerning@t-online.de.<br />
Dr. med. Antonius Pollmann, Lichtentaler Str. 3, 76530 Baden-Baden<br />
Tel.: 07221 / 38 684, Fax: 07221 / 38 685<br />
Impressum / Hinweise <strong>für</strong> die Autoren<br />
Wissenschaftlicher Beirat:<br />
Dr. med. K. Ch. Schimmel, Batzerstr. 11, 81375 München<br />
(Vorsitzen<strong>der</strong> des Wissenschaftlichen Beirats)<br />
Dr. med. W. Schmitz-Harbauer, Bismarckstr. 114, 47799 Krefeld<br />
(Mo<strong>der</strong>ne Naturheilverfahren)<br />
Dr. med. M. Adler, Rathausstraße 2, 57078 Siegen-Geisweid<br />
(Weiterbildung Naturheilverfahren)<br />
Dr. med. M. Thyson, Kaiserlauterner Str. 16, 67098 Bad Dürkheim<br />
(Internationale Medizinische Gesellschaft <strong>für</strong> Elektroakupunktur nach Voll e.V.)<br />
Dr. med. H. Huneke, Erwin-v.-Witzleben-Straße 17, 40474 Düsseldorf-Nord<br />
(Internationale Medizinische Gesellschaft <strong>für</strong> Neuraltherapie nach Huneke –<br />
Regulationstherapie e.V.)<br />
Dr. med. R. H. Croon, Auf <strong>der</strong> Steinkaut 48-50, 61352 Bad Homburg<br />
(Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Elektroneuraldiagnostik und -therapie<br />
nach Croon e.V.)<br />
Dr. med. Franz-Anselm Graf von Ingelheim, Bischof-Blum-Platz 10<br />
65366 Geisenheim<br />
(Internationale Gesellschaft <strong>für</strong> Homotoxikologie und antihomotoxische<br />
Therapie e.V.)<br />
Dr. med. R. Stange, Krankenhaus Moabit, Turmstr. 21, 10559 Berlin<br />
(<strong>Ärzte</strong>gesellschaft <strong>für</strong> Naturheilverfahren (Physiotherapie), Berlin-<br />
Brandenburg e.V.)<br />
Dr. med. K. Buxbaum, Am Lachgraben 22, 63303 Dreieich<br />
(Internationale <strong>Ärzte</strong>gesellschaft <strong>für</strong> Sauerstofftherapie und Forschung e.V.)<br />
Prof. Dr. med. R. Berz, Einöde 2, 88416 Bellamont<br />
(Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Thermographie e.V.)<br />
Dr. med. J. Beck, Wer<strong>der</strong>str. 80A, 74899 Sinsheim<br />
(Internationale Ärztliche Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> Ultraviolettbestrahlung des<br />
Blutes HOT und UVB e.V.)<br />
Dr. med. C. Dandekar, Hemigkofener Str. 17, 88079 Kressbronn<br />
(Ayoga-International e.V.)<br />
Prof. Dr. H. Schilcher, Harthauserstr. 54, 81545 München<br />
(Phytotherapie)<br />
Originalien und Mitteilung:<br />
Zuschriften mit Originalien (wissenschaftlichen Beiträgen). Referate, redaktionelle<br />
Nachrichten und Verbandsangelegenheiten werden an das Redaktionssekretariat<br />
<strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren erbeten.<br />
(Anschrift siehe oben)<br />
Die Schriftleitung behält sich den Zeitpunkt <strong>der</strong> Veröffentlichung vor. Grundsätzlich<br />
werden nur Erstveröffentlichungen angenommen. Grundsätzlich werden<br />
nur solche Arbeiten angenommen, die vorher we<strong>der</strong> im Inland noch im<br />
Ausland veröffentlicht worden sind. Die Manuskripte dürfen auch nicht<br />
gleichzeitig an<strong>der</strong>en Blättern zum Abdruck angeboten werden. – Mit <strong>der</strong> An-<br />
nahme des Manuskriptes erwirbt <strong>der</strong> Verlag <strong>für</strong> die Dauer <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Schutzfrist die ausschließliche Befugnis zur Wahrnehmung <strong>der</strong> Verwertungsrechte<br />
im Sinne des § 15 f. des Urheberrechtsgesetzes. – Übersetzung,<br />
Nachdruck – auch von Abbildungen –-, Vervielfältigungen auf fotomechanischem<br />
o<strong>der</strong> ähnlichem Wege o<strong>der</strong> in Magnetton-Verfahren, Vortrag, Funkund<br />
Fernsehsendungen sowie Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen –<br />
auch auszugsweise – sind nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlages gestattet.<br />
–- Für den persönlichen Gebrauch dürfen von Beiträgen o<strong>der</strong> Teilen<br />
von diesen einzelne Kopien hergestellt werden.<br />
Wichtige Hinweise <strong>für</strong> Autoren:<br />
– Jede Arbeit soll eine Zusammenfassung enthalten, die beim Abdruck dem.<br />
Text vorgeschaltet wird. Diese wäre von Ihnen selbst zu verfassen. Sie<br />
sollte aber 15 Druckzeilen nicht überschreiten.<br />
– Die Arbeit sollte von den Charakteristika des mündlichen Vortrages befreit<br />
und noch vom Autor so bearbeitet werden, daß sie druckreif vorliegt<br />
(wenn möglich auf Diskette).<br />
– In <strong>der</strong> Regel gilt als maximale Länge <strong>für</strong> jede Arbeit 3 - 4 Schreibmaschinenseiten<br />
(1zeilig, 70 Anschläge pro Zeile).<br />
– Pro Arbeit sollten max. 5 Abbildungen zur Publikation vorgelegt werden.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Verantwortung übernommen,<br />
Rücksendung erfolgt nur, wenn Rückporto beigefügt ist. Editorials<br />
drücken die persönliche Meinung des Autors, jedoch nicht unbedingt die von<br />
Herausgeber o<strong>der</strong> Schriftleitung aus.<br />
Alle Manuskripte werden von <strong>der</strong> Schriftleitung nach medizinisch-wissenschaftlichen<br />
und vom Lektor des Verlages nach stilistisch-sprachlichen Gesichtspunkten<br />
redigiert. Die Nennung von Markenbzeichnungen läßt keinerlei<br />
Rückschlüsse zu, ob es sich um geschützte Zeichen handelt.<br />
Bei Leserzuschriften behalten wir uns die Veröffentlichung o<strong>der</strong> Kürzung aus<br />
redaktionellen Gründen vor.<br />
Son<strong>der</strong>drucke:<br />
Von Originalbeiträgen erhalten die Verfasser auf Verlangen 10 Hefte kostenlos.<br />
Dies muß jedoch mit den Einreichen des Manuskriptes ausdrücklich vermerkt<br />
werden. Wird eine höhere Stückzahl gewünscht, so erfolgt <strong>für</strong> diese<br />
eine Berechnung.<br />
Nachdruck:<br />
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdruckes, <strong>der</strong> fotomechanischen<br />
Wie<strong>der</strong>gabe und <strong>der</strong> Übersetzung bleiben dem Verband nach Maßgabe<br />
<strong>der</strong> gesetzlichen Bestimmungen vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise,<br />
ist nur mit genauer Quellenangabe gestattet und bedarf bei<br />
Originalbeiträgen <strong>der</strong> schriftlichen Genehmigung des Verbandes.<br />
Anzeigenpreisliste:<br />
Zur Zeit gilt die Liste Nr. 35.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand Uelzen.<br />
Erscheinungsweise:<br />
monatlich<br />
Bezugsbedingungen:<br />
Der Bezugspreis beträgt jährlich 98,- DM einschl. UST. Studentenpreis 73,50<br />
DM. Preise jeweils zuzüglich Versandkosten. Einzelhefte werden zum Preis<br />
von je 12,- DM abgegeben. Abonnementsgebühren sind nach Rechnungserhalt<br />
fällig o<strong>der</strong> zahlbar netto Kasse.<br />
Im Falle höherer Gewalt o<strong>der</strong> bei Störungen des Arbeitsfriedens besteht kein<br />
Anspruch auf Kürzung bzw. Rückzahlung des Bezugsgeldes.<br />
Die Kündigung des Jahresabonnements kann nur schriftlich mit einer Frist<br />
von 6 Wochen zum Jahresende beim Verlag erfolgen; nach diesem Termin<br />
eingehende Abbestellungen werden <strong>für</strong> das nächste Jahr vorgemerkt.<br />
Für die Bearbeitung aller Zuschriften bitte die Lesernummer angeben.<br />
Haftung:<br />
Sämtliche Angaben in diesem Heft sind nach bestem wissenschaftlichen Können<br />
<strong>der</strong> einzelnen Autoren gemacht. Eine Gewähr wird <strong>für</strong> diese Beiträge<br />
nicht übernommen. Im Einzelfall bleibt es dem Leser überlassen, diese Aussagen<br />
einer eigenen Prüfung zu unterziehen. Die Arzneimittel- und Gerätehersteller<br />
haften selbst <strong>für</strong> ihre in den Anzeigen gemachten Angaben. Ebenfalls<br />
übernimmt <strong>der</strong> Verlag keine Haftung <strong>für</strong> Schäden, die durch fehlerhafte<br />
o<strong>der</strong> unterbliebene Ausführungen im Text o<strong>der</strong> in den Anzeigen entstehen.<br />
Zahlungen:<br />
Postbank Hamburg, Kto.-Nr. 2 392 16-201 BLZ 200 100 20;<br />
Sparkasse Uelzen, Kto.-Nr. 5 405, BLZ 258 501 10.<br />
Gerichtsstand Uelzen.