28.10.2013 Aufrufe

Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...

Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...

Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

EDITORIAL<br />

Dipl.-Biol. Jens Meyer-<br />

Wegener<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Die Würfel sind gefallen . . .<br />

Am 27.09.1998 haben sich die Bundesbürger<br />

<strong>für</strong> einen Wechsel in <strong>der</strong> politischen Landschaft<br />

entschieden. Die Erwartungen an die<br />

neue Regierung – voraussichtlich eine<br />

Koalition aus SPD und Bündnis 90/Die<br />

Grünen – sind hoch; und die politischen und<br />

gesellschaftlichen Probleme sind nicht gerade<br />

klein: Hohe Arbeitslosenzahlen, Atomenergie<br />

— ja o<strong>der</strong> nein, Steuerreform u.a.m.<br />

Mit beson<strong>der</strong>em Interesse durfte die<br />

Bevölkerung – und das heißt <strong>Ärzte</strong> und<br />

Patienten gleichermaßen – auch die Frage<br />

verfolgen: was wird aus dem Gesundheitssystem?<br />

Während Gesundheitsminister (a.D.)<br />

HORST SEEHOFER vor <strong>der</strong> Wahl noch von einer<br />

Fortführung <strong>der</strong> Gesundheitsreformen und einer<br />

Entlastung <strong>der</strong> Arbeitnehmer gesprochen<br />

hat, d.h. Einfrieren des Arbeitgeberanteils am<br />

Kassenbeitrag, hat sich die SPD nach Aussage<br />

ihres gesundheitspolitischen Sprechers KLAUS<br />

KISCHNER zum Ziel gesetzt, eine ganze Reihe<br />

<strong>der</strong> gesundheitspolitischen Entscheidungen<br />

<strong>der</strong> Koalition zurückzunehmen: Aufgehoben<br />

werden sollen z.B. die mit <strong>der</strong> 1. NOG eingeführte<br />

Kopplung von Beitragssatzerhöhungen<br />

und höheren Zuzahlungen bei Arzneimitteln,<br />

Krankenhausbehandlungen, Heilmitteln,<br />

Fahrkosten etc., sowie die mit <strong>der</strong> 2. NOG<br />

eingeführten Elemente <strong>der</strong> privaten Krankenversicherungen<br />

wie z.B. die Selbstbehalte und<br />

die Beitragsrückgewähr.<br />

Darüber hinaus will die SPD ein Globalbudget<br />

einführen. Das heißt die Kassen sollen<br />

wie<strong>der</strong> ein Budget vorgeschrieben bekommen.<br />

Als Grundlage sollen die <strong>Ausgabe</strong>n des<br />

Jahres 1995 hergenommen werden. Mit dieser<br />

,,Deckelung“ <strong>der</strong> Gesamtausgaben erhofft<br />

sich die SPD eine Kontrolle <strong>der</strong> <strong>Ausgabe</strong>nentwicklung<br />

im Gesundheitswesen.<br />

Der Hausarzt soll <strong>der</strong> „Pförtner“ des<br />

Gesundheitswesens werden. Patienten sollen<br />

erst vom Hausarzt untersucht und behandelt<br />

werden, bevor sie gegebenenfalls an einen<br />

Spezialisten überwiesen werden.<br />

Und last but not least: Die Positivliste soll<br />

her!<br />

Das Gesundheitssystem in Deutschland,<br />

an dem sich in den vergangenen Jahren drei<br />

Gesundheitsminister versucht haben, ist nach<br />

wie vor krank, weil so nicht mehr finanzier-<br />

665<br />

bar. Ob allerdings diese geplanten Maßnahmen<br />

<strong>der</strong> SPD die ,,Kuh vom Eis“ bringen<br />

werden, bleibt abzuwarten?<br />

Schon jetzt drängen sich bei näherer Betrachtung<br />

des SPD-Sofortprogramms einige<br />

kritische Fragen auf:<br />

Wird die Therapiefreiheit noch stärker<br />

eingeschränkt, was gerade im Bereich <strong>der</strong><br />

Naturheilverfahren einzelne Methoden in<br />

ihrer Existenz gefährden könnte?<br />

Wird nicht durch die ,,Deckelung“ des<br />

Budgets das Nebeneinan<strong>der</strong> verschiedener<br />

Methoden verhin<strong>der</strong>t und die billigste<br />

Medizin zur Standardmedizin erhoben?<br />

Kommt <strong>der</strong> Patient zu seinem Recht, seine<br />

Krankheit adäquat behandeln zu lassen,<br />

wobei die adäquate Behandlung nicht von<br />

<strong>der</strong> Politik o<strong>der</strong> dem medizinischen Dienst<br />

vorgeschrieben werden?!<br />

Wird <strong>der</strong> Bürokratismus, <strong>der</strong> das<br />

Medizinsystem jetzt schon verteuert, noch<br />

weiter um sich greifen?<br />

Gerade die Naturheilverfahren und die Verfahren<br />

<strong>der</strong> komplementären Medizin sind<br />

häufig zeitintensiv und können nicht delegiert<br />

werden, so daß sie in vielen Fällen teurer sind.<br />

Langfristig gesehen nutzen sie dem Patienten<br />

jedoch sicherlich mehr als manch eine schulmedizinische<br />

Behandlungsmethode.<br />

Die Zeichen <strong>der</strong> Zeit stehen wie<strong>der</strong> einmal<br />

auf Sturm. Nur eines steht <strong>der</strong>zeit fest: 80 %<br />

eben <strong>der</strong> Bevölkerung, die vor drei Wochen<br />

den ,,neuen Gesichtern“ einen Regierungsauftrag<br />

erteilt hat, ist von <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />

und Verträglichkeit von Naturheilverfahren<br />

überzeugt und würde – im Krankheitsfall – eine<br />

Behandlung mit pflanzlichen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

naturheilkundlich ausgerichteten Methoden<br />

einer rein schulmedizinischen Behandlung<br />

vorziehen. Es beleibt zu hoffen, daß ,,die neuen<br />

Herren“ in Berlin (und Bonn) dies nicht<br />

aus den Augen verlieren.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Ihr Jens Meyer-Wegener


672<br />

Pro und Contra pflanzliche<br />

Arzneimittel<br />

Der Stellenwert <strong>der</strong> Phytotherapie in <strong>der</strong> heutigen<br />

Medizin ist nach wie vor umstritten. Während einige<br />

Wissenschaftler pflanzliche Arzneimittel aufgrund eines<br />

angeblich mangelnden Wirksamkeitsnachweises<br />

aus <strong>der</strong> Erstattungspflicht <strong>der</strong> Krankenkassen ausgeschlossen<br />

sehen wollen, verweisen an<strong>der</strong>e Experten<br />

auf qualitativ hochwertige Phytopharmaka, <strong>für</strong> die in<br />

neuen experimentellen und klinischen Studien gute<br />

Wirksamkeit und Unbedenklichkeit nachgewiesen<br />

wurde. Dieser Aspekt darf nach Ansicht von Prof. Dr.<br />

Heinz Schilcher, 2. Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zulassungskommission<br />

E, neben <strong>der</strong> soliden geschichtlichen Grundlage,<br />

auf <strong>der</strong> die mo<strong>der</strong>nde Phytotherapie basiert, bei<br />

<strong>der</strong> Bewertung pflanzlicher Arzneimittel nicht außer<br />

Acht bleiben.<br />

685<br />

Mit Baldrian und Hopfen gegen<br />

Schlafstörungen<br />

Insomnien und psychovegetative Störungen lassen<br />

sich mit hochdosierten Baldrian-/Hopfen-Extraktzubereitungen<br />

wirkungsvoll behandeln. Mo<strong>der</strong>nen<br />

wissenschaftlichen Standards entsprechende tierexperimentell<br />

Untersuchungen und kontrollierte klinische<br />

Studien belegen die Effizienz einer Therapie mit<br />

pflanzlichen Sedativa auf Baldrian-Hopfen-Basis bei<br />

ausreichen<strong>der</strong> Dosierung. Im Gegensatz zu synthetisch-chemischen<br />

Arzneimitteln erzeugen pflanzliche<br />

Sedativa keine Toleranz- o<strong>der</strong> Abhängigkeitsphänomene<br />

bzw. Rebound-Insomnien.<br />

Inhalt<br />

Praxis<br />

Leserforum: Stellungnahme von Dr. Buchwald<br />

zu den Leserbriefen 668<br />

Leser fragen – Experten antworten 671<br />

Prof. H. Schilcher: Pflanzliche Arzneimittel –<br />

umstrittene Arzneimittel, zuwenig Qualitätskontrolle?<br />

672<br />

Ist Essig Heilkraft aus <strong>der</strong> Natur? 680<br />

Männer wissen zuwenig über Prostatakrebs 680<br />

SERIE ERNÄHRUNGSTHERAPIE<br />

Laktoseintoleranz und Verzehr von Milch und<br />

Milchprodukten 682<br />

INTERVIEW<br />

Dr. K. Maar: Komplementäre Verfahren in <strong>der</strong><br />

Onkologie 684<br />

Originalarbeiten<br />

TITELTHEMA<br />

M. Schmidt: Mit Baldrian und Hopfen gegen<br />

Schlafstörungen 685<br />

STUDIEN<br />

H. J. Koch , C. Raschka, W. Banzer:<br />

Psychoneuroimmunologie – Interdisziplinäre<br />

Wissenschaft zwischen Immunologie, Neurobiologie<br />

und Endokrinologie 698<br />

Kommentar von Dr. Olaf Kuhnke 705<br />

T. D. Petzold: Viagra o<strong>der</strong> eine Not-wendende<br />

Kultur(r)evolution im Gesundheitswesen? 706<br />

I. Loniewski, A. Put, H. D. Musial, Z. Mysliwiec,<br />

B. Czerny, M. Ceglecka: Essentielle Phospholipide<br />

(EPL) in <strong>der</strong> Prophylaxe bei chronischen<br />

Vergiftungen mit organischen Lösungsmitteln 717<br />

Der ZÄN vertritt die Methoden <strong>der</strong> Naturheilverfahren und die<br />

Verfahren seiner angeschlossenen Gesellschaften. In <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>zeitschrift<br />

<strong>für</strong> Naturheilverfahren stellt er darüber hinaus neue Verfahren<br />

vor bzw. Anschauungen und Meinungen zur Diskussion.<br />

666<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


Aus dem ZÄN<br />

Adventskongreß ärztlicher Naturheilverfahren 724<br />

8. Bad Meinberger Woche 726<br />

Gesundheitspolitik<br />

Hartmannbund: „Neue Arzneimittelrichtlinien sind<br />

nicht genehmigungsfähig“ 726<br />

Kongreßberichte<br />

Fortschritte in <strong>der</strong> Krebstherapie 727<br />

Neue Perspektiven <strong>für</strong> Thymus-Peptide in <strong>der</strong><br />

Immunologie 728<br />

Aus Industrie und Forschung<br />

KURZNACHRICHTEN 734<br />

THERAPIEREPORTE<br />

Zink und Immunsystem 738<br />

Mineralwasser senkt Cholesterin und<br />

Triglyceride 738<br />

Varia<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Inhalt<br />

Dr. Christoph Hartung (1779–1853) 740<br />

Dr. Walter Schultz-Friese feiert 90. Geburtstag 743<br />

Preisausschreiben 743<br />

Auflösung des Preisausschreibens aus Heft 8 743<br />

BUCHBESPRECHUNGEN 733<br />

KLEINANZEIGEN 741<br />

LESERUMFRAGE 744<br />

IMPRESSUM 745<br />

Dieses Heft enthält eine Beilage <strong>der</strong> Dr. Scheffler Nachf. GmbH,<br />

Bergisch-Gladbach. Wir bitten um Beachtung.<br />

667<br />

706<br />

Viagra – Modedroge o<strong>der</strong> ethisches<br />

Arzneimittel?<br />

Die Diskussion um das Potenzmittel Viagra ist zum<br />

Sinnbild <strong>für</strong> die Krise unseres Gesundheitssystems<br />

geworden. Das heutige medizinische Denken ist geprägt<br />

von <strong>der</strong> illusionären Vorstellung <strong>der</strong> käuflichen<br />

Gesundheit. Diese Einstellung erweist sich allerdings<br />

mehr und mehr als Hin<strong>der</strong>nis auf dem Weg zu einer<br />

gesundheitsbewußten Lebensweise. Eine entwicklungsorientierte<br />

Ganzheitsmedizin mit dem Menschen<br />

als selbstverantwortlichem Wesen im Mittelpunkt ist<br />

mehr denn je gefragt.<br />

724<br />

Adventskongreß<br />

ärztlicher Naturheilverfahren<br />

in Zusammenarbeit von ZÄN und BDABayern<br />

vom 4. bis 6. Dezember 1998 in München<br />

Schwerpunkte des Programmes: Akupunktur, Neuraltherapie,<br />

Applied Kinesiologie, Schmerztherapie,<br />

Umweltmedizin, Homöosiniatrie, Elektroakupunktur<br />

nach Voll, Regulationsthermographie, Ozontherapie,<br />

IGEL, Abrechnungsseminar


Vorbemerkungen<br />

Seit 50 Jahren gibt es in Deutschland den<br />

„Schutzverband <strong>für</strong> Impfgeschädigte<br />

e.V.“. Ein Zusammenschluß von Eltern,<br />

denen ein Kind durch eine Impfung geschädigt<br />

o<strong>der</strong> getötet wurde. Seit 40<br />

Jahren bin ich „Ärztlicher Berater“ dieses<br />

Verbandes. Ich habe Kenntnis von über<br />

1.000 Impfschadensfällen (<strong>der</strong>en Leidenszusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Impfung von <strong>der</strong><br />

Schulmedizin natürlich zunächst als „nicht<br />

bewiesen“ bzw. als „Zufall“ bezeichnet<br />

wird. Von diesen sind mir ca. 350 Fälle<br />

persönlich bekannt. In ca. 150 Fällen habe<br />

ich sachverständige Gutachten zu Impfschadensprozessen<br />

vor deutschen Sozialund<br />

Landessozialgerichten erstattet. In<br />

meinen Aktenschränken befinden sich die<br />

Unterlagen von über 50 gerichtlich anerkannten<br />

Impfschadensfällen sowie von ca.<br />

150 nach Impfungen aufgetretenen Leidenszuständen,<br />

<strong>der</strong>en gerichtliche Verfahren<br />

noch im Gange sind.<br />

Der durch Impfungen angerichtete Schaden<br />

ist viel größer, als sich das die<br />

Schreiber <strong>der</strong> Leserbriefe vorstellen können.<br />

Natürlich, wenn die Schulmedizin bei<br />

jedem nach einer Impfung auftretenden<br />

Schadensfall behauptet, das sei nur Zufall,<br />

es bestünde zwar ein „zeitlicher“, nicht<br />

aber ein „ursächlicher“ Zusammenhang,<br />

gelingt es durch solche Machenschaften,<br />

die Schadenszahlen zu vertuschen. Genau<br />

wie seinerzeit bei dem Contergan-Unglück.<br />

Auch damals behaupteten Schulmediziner,<br />

das Auftreten <strong>der</strong> Verstümmelungen<br />

habe nichts mit dem Medikament<br />

Contergan zu tun. Der Zusammenhang sei<br />

nur „zeitlich“, aber nicht „ursächlich“. Die<br />

gleichen Argumente wie bei Impfschäden:<br />

Alles nur Zufall, alles nicht bewiesen.<br />

Ist es <strong>für</strong> deutsche <strong>Ärzte</strong> nicht beschämend,<br />

daß es seit 50 Jahren eine Organisation<br />

gibt, in <strong>der</strong> sich Eltern <strong>der</strong> durch<br />

<strong>Ärzte</strong> um ihr Leben betrogenen Kin<strong>der</strong> zusammengeschlossen<br />

haben, um <strong>für</strong> die<br />

Kin<strong>der</strong> wenigstens die geringsten, im Gesetz<br />

festgelegten, materiellen Sicherungen<br />

durchzukämpfen? Ist es nicht eine Schande,<br />

daß ein solches Gesetz geschaffen werden<br />

mußte?<br />

Leserforum<br />

Stellungnahme von Dr. G. Buchwald zu Leserbriefen aus Heft 9/98<br />

„Der durch Impfungen angerichtete Schaden ist viel größer<br />

als sich das die Schreiber <strong>der</strong> Leserbriefe vorstellen können . . .“<br />

Zum Leserbrief Dr. Martin Adler,<br />

Siegen<br />

Wenn Kollege Adler schreibt: „ ... ist davon<br />

auszugehen, daß in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

im Jahre 1997 etwa 30.000 Masernerkrankungen<br />

aufgetreten sind“, darf ich<br />

daran erinnern, daß es sich bei dieser Zahl<br />

nur um die sattsam bekannten „genauen<br />

Schätzungen“ handeln kann. (Außerdem<br />

fragt man erstaunt: Nanu, bei einer fast<br />

vollständigen Durchimpfung unserer Kin<strong>der</strong>?)<br />

Masernerkrankungen sind nicht meldepflichtig,<br />

genaue Zahlen gibt es nicht<br />

und <strong>für</strong> 1997 wurden selbst die Zahlen <strong>für</strong><br />

die meldepflichtigen Masern-Todesfälle<br />

noch nicht veröffentlicht. Nur ein Prophet<br />

kann das voraussagen. Es gibt aber <strong>für</strong><br />

1995 genaue Zahlen über Masern-Todesfälle,<br />

sie sind aus meiner Tabelle Seite 535<br />

ersichtlich. Es hat in diesem Jahr in ganz<br />

Deutschland bei 82 Millionen Einwohnern<br />

ganze 5 Masern-Todesfälle gegeben. Dr.<br />

Adler aus Siegen weiß anscheinend in<br />

Sachsen gut Bescheid. Er schreibt: „ . . .<br />

und das z.B. im Land Sachsen von 38 gemeldeten<br />

erkrankten Patienten 24 keinen<br />

Impfschutz mehr aufweisen konnten“. Ich<br />

sehe das an<strong>der</strong>s: Im Land Sachsen waren<br />

von 38 gemeldeten Patienten 14 erkrankt,<br />

obwohl sie vollständig geimpft waren. Für<br />

mich beweist das eine ungenügende<br />

Wirksamkeit dieser Impfung!<br />

Gleiches gilt <strong>für</strong> die angebliche Steigerung<br />

bei Pertussis-Erkrankungen. Auch hier<br />

kann es sich nur um die „genauen<br />

Schätzungen“ handeln, denn Pertussis-<br />

Erkrankungen sind nicht meldepflichtig.<br />

Daher sind Zahlen reine Phantasie. (Ob<br />

sich die Statistiker nicht schämen, den<br />

Ausdruck „genaue Schätzungen“ zu verwenden?).<br />

Hingegen sind die Todesfall-<br />

Zahlen nach Keuchhusten meldepflichtig.<br />

Sie sind meiner Tabelle Seite 535 zu entnehmen.<br />

Es gab 1995 keinen Todesfall<br />

nach Pertussis.<br />

„Die Gefahr liegt klar auf <strong>der</strong> Hand“ (bei<br />

Keuchhusten, nach Dr. Adler). Eben nicht.<br />

Die Tabelle Seite 538 zeigt, welche<br />

„Gefahren“ in den 20 Jahren <strong>der</strong> Aussetzung<br />

<strong>der</strong> Keuchhustenimpfung aufgetreten<br />

sind. Keine! Auch ohne Impfung<br />

gingen die Keuchhusten-Todesfälle, genau<br />

wie vor <strong>der</strong> Aufhebung und auch wie nach<br />

<strong>der</strong> Aufhebung langsam aber stetig zurück.<br />

Das ist ja <strong>der</strong> Grund, weshalb die Keuch-<br />

668<br />

hustenimpfung wie<strong>der</strong> eingeführt wurde!<br />

Die Tabelle zeigt, daß Impfungen gegen<br />

Pertussis ohne jeden Einfluß auf die<br />

Anzahl <strong>der</strong> Todesfälle waren.<br />

Zum Leserbrief von<br />

Prof. Dr. G. Uhlenbruck, Köln<br />

Warum soviele Experimente, wenn Impfstoffe<br />

doch so gut sind? Wie lange wurde<br />

um die BCG-Impfung diskutiert. Der eine<br />

„Experte“ war da<strong>für</strong>, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e war dagegen.<br />

Ein Impfstoff, <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Rin<strong>der</strong>tuberkulose<br />

gewonnen wurde und daher,<br />

selbst bei Annahme einer Richtigkeit unserer<br />

heutigen Theorie, nicht wirken konnte.<br />

Jetzt wurde er endlich aus <strong>der</strong> Reihe <strong>der</strong><br />

„empfohlenen Impfungen“ gestrichen. Es<br />

ging wohl nicht an<strong>der</strong>s, es mußte zugegeben<br />

werden: „Der in Deutschland verwendete<br />

Impfstamm (Copenhagen 1331) erwies<br />

sich in einer großen, placebokontrollierten<br />

Studie <strong>der</strong> WHO als unwirksam“,<br />

(Kin<strong>der</strong>arzt 9/98, S. 966).<br />

Wie<strong>der</strong> wird vertuscht: Im geimpften<br />

Kollektiv traten in Indien erheblich mehr<br />

Tuberkulose-Fälle auf als in dem ungeimpft<br />

gebliebenen Kollektiv. D.h., auch<br />

diese Impfung „prädestiniert“.<br />

Zum Leserbrief von Dr. Christoph<br />

Heil, Groß-Zimmern<br />

Zu meinen angezweifelten Statistiken:<br />

Seit Jahren erhalte ich die Zeitreihe 2:<br />

„Meldepflichtige Krankheiten“ sowie<br />

Reihe 4: „Todesursachen in Deutschland“<br />

des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden<br />

im Abonnement. (Was ich Herrn<br />

Kollegen Heil nur empfehlen kann). Es<br />

handelt sich bei meinen Statistiken um<br />

amtliche Zahlen.<br />

Beim Zweifel an <strong>der</strong> nachgewiesenen<br />

Kausalität erlaube ich mir, wie<strong>der</strong> an die<br />

Contergan-Affäre zu erinnern. Hier war<br />

<strong>der</strong> Zusammenhang angeblich auch nicht<br />

bewiesen, die Verstümmelungen waren<br />

„reiner Zufall“. Aber kein Contergan –<br />

keine Verstümmelungen. Ist das ein Beweis<br />

o<strong>der</strong> ist das kein Beweis? Gehen wir<br />

davon aus, daß 1806 die erste Impfpflicht<br />

gegen Pocken eingeführt wurde, so hat die<br />

Schulmedizin bis 1925, also fast 125 Jahre<br />

lang, auf das heftigste bestritten, daß es<br />

nach dieser Impfung zu Schädigungen<br />

kommen kann. Erst als Folge <strong>der</strong><br />

Veröffentlichungen von Prof. Lucksch aus<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


Prag konnten impfbedingte Hirnverän<strong>der</strong>ungen nicht mehr abgestritten<br />

werden (vgl. Buchwald, G.: Postvakzinale Enzephalitis und<br />

postvakzinale Enzephalopathie. Med.Welt 22, 5.1697 (1971). Das<br />

Reichsgericht in Leipzig hat ausnahmslos alle Klagen verzweifelter<br />

Eltern, <strong>der</strong>en Kind durch die Pokkenimpfung zerstört wurde,<br />

abgewiesen. Hugo Wegener beschreibt in seinem Buch „Der<br />

Impffriedhof“ 36.000 Impfschäden nach dieser Impfung. Sein 1912<br />

erschienenes Buch fand lei<strong>der</strong> nicht die gebührende Aufmerksamkeit,<br />

wahrscheinlich weil 1914 das gewaltige Sterben im Ersten<br />

Weltkrieg begann.<br />

Zum Leserbrief von Dr. Olaf Kuhnke, Deggendorf<br />

Mein Gott, wie<strong>der</strong> die Geschichte mit den Störchen! Auch wenn in<br />

abgewandelter Form. Erstmals hörte ich sie beim Studium in<br />

Königsberg, bezogen auf ein Storchen-Dorf in Ostpreußen. In<br />

Danzig ereignete sie sich, im Danzinger Wer<strong>der</strong>. Beim Studium in<br />

Jena verlegte sie <strong>der</strong> Hygieniker nach Schleswig-Holstein. Auch<br />

Mecklenburg wurde genannt. Einmal wurde sogar ein bestimmtes<br />

Dorf (Das Storchen-Dorf in Schleswig-Holstein) bemüht. Kollege<br />

Kuhnke verlegt die amüsante, aber langsam langweilige Geschichte<br />

zur Abwechslung gar nach Schweden. Nun: „Ist sie auch<br />

nicht wahr, so ist sie doch schön anzuhören.“<br />

Zusammenfassung<br />

Alle zu Wort gekommenen Kollegen impfen und werden von <strong>der</strong><br />

Schulmedizin in den Glauben versetzt, den geimpften Kin<strong>der</strong>n in<br />

irgend einer Form etwas Gutes zu erweisen. Daher die Empörung.<br />

Die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> so vehement die Impfung verteidigenden<br />

Kollegen möchte ich auf die verschiedenen, in letzter Zeit erschienenen<br />

Artikel <strong>der</strong> Frau RA Bütikofer aus Nürnberg verweisen:<br />

Aufklärungspflicht aus juristischer Sicht. Deutsches <strong>Ärzte</strong>blatt<br />

94, Heft 26, 27. Juni 1997, S. C-1324<br />

Aufklärung vor Schutzimpfungen: Empfehlungen <strong>für</strong> die Praxis.<br />

Infektionsepidemiologische Forschung 1/98, März 1998, S. 1<br />

Aufklärungspflicht bei Schutzimpfungen aus juristischer Sicht.<br />

Monatsschr. Kin<strong>der</strong>heilk. 146, 1998, S. 1<br />

Die Juristen weisen darauf hin, daß vor je<strong>der</strong> Impfung eine Aufklärung<br />

zu erfolgen hat. Sie muß wahrheitsgemäß, umfassend und<br />

vollständig sein. Sonst sehen unsere Gerichte in je<strong>der</strong> Impfung eine<br />

Körperverletzung, die auf Antrag Strafverfolgung nach sich<br />

zieht. Eigentlich gehört zu einer vollständigen, juristisch einwandfreien<br />

Aufklärung <strong>der</strong> Hinweis, daß die geplante Impfung unwirksam<br />

sein kann. Bekanntlich kann man bei je<strong>der</strong> Impfung trotzdem<br />

an <strong>der</strong> Krankheit erkranken, gegen die sich die Impfung richtet. Es<br />

muß auch gesagt werden, daß die geplante Impfung schwere<br />

Schäden nach sich ziehen kann und sogar Todesfälle möglich sind.<br />

Nur dann ist es eine „umfassende und vollständige Aufklärung“.<br />

Kommt es zu einer Schädigung und zu einer Zivilgerichtsklage,<br />

dreht sich die Beweislast um: Der Arzt muß nachweisen, daß er<br />

„vollständig und umfassend“ aufgeklärt hat. Kann er diesen<br />

Beweis nicht führen, kommt es zur Verurteilung. Bei schweren<br />

Impfschäden geht das dann fällige Schmerzensgeld in die<br />

Hun<strong>der</strong>ttausende o<strong>der</strong> führt gar zum wirtschaftlichen Ruin.<br />

Nachzulesen bei Frau RA Bütikofer, die seit immerhin 1971 Impfschadensfälle<br />

bearbeitet.<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Die vollständige<br />

Stellungnahme von Dr. Buchwald kann angefor<strong>der</strong>t werden<br />

bei: Dipl.-Biol. Jens Meyer-Wegener, Fax 08851 / 1320.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Leserforum<br />

669<br />

Dr. Klein


LESERSERVICE<br />

An die<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren<br />

Dipl.-Biol. Jens Meyer-Wegener<br />

Wehrfeldweg 6<br />

82439 Großweil<br />

670<br />

Fax:<br />

08851<br />

1320<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

Liebe Leserinnen und Leser!<br />

Ein Arzneimittel kann nur dann wirken,<br />

wenn es vom Patienten auch eingenommen<br />

wird. Das gilt im übertragenen<br />

Sinne auch <strong>für</strong> eine Zeitschrift:<br />

Eine Zeitschrift kann nur dann ihren<br />

Zweck erfüllen, wenn sie gelesen<br />

wird. Aber ob die Zeitschrift gelesen<br />

wird beziehungsweise wie sie gelesen<br />

wird, erfahren wir nur durch ein entsprechendes<br />

„Feed-back“.<br />

Mit an<strong>der</strong>en Worten: Wir freuen<br />

uns über jeden Leserbrief! Bitte<br />

schreiben Sie uns, was Ihnen an <strong>der</strong><br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren<br />

gefällt, und natürlich auch, was<br />

Ihnen nicht gefällt. Machen Sie Vorschläge<br />

zu Themen, die Sie interessieren.<br />

Schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen.<br />

Zudem möchten wir Ihnen einen<br />

neuen Service anbieten:<br />

Sollten Sie Fragen zu naturheilkundlichen<br />

Themen haben, bitte<br />

schreiben Sie uns (Seite heraustrennen,<br />

beschreiben, faxen!). Wir werden<br />

Ihre Frage an einen Experten <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Fachrichtung beziehungsweise<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Naturheilmethode<br />

weiterleiten und Ihnen umgehend<br />

eine Antwort zusenden.<br />

Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!<br />

Ihre Redaktion <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>zeitschrift<br />

<strong>für</strong> Naturheilverfahren.<br />

Absen<strong>der</strong>:<br />

––––––––––––––––––––––––––––––<br />

Name<br />

––––––––––––––––––––––––––––––<br />

Straße<br />

––––––––––––––––––––––––––––––<br />

PLZ/Ort<br />

Praxisstempel<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


Leser fragen – Experten antworten<br />

Zur Anfrage von Dr. Thomas Körfgen, Freilassing:<br />

,,Sind Fischölkapseln toxisch<br />

belastet?“<br />

Daß es in den Weltmeeren belasteten Fisch gibt, steht außer Frage,<br />

ebenso das Faktum, daß diese Belastungen über die Nahrungskette<br />

weitergereicht und akkumuliert werden. Die Tatsache, daß es belasteten<br />

Fisch gibt, gestattet jedoch nicht die pauschale Übertragung<br />

von toxikologischen Aussagen auf alle Fischarten bzw. Fischprodukte,<br />

insbeson<strong>der</strong>e nicht auf Arzneimittel.<br />

Bei <strong>der</strong> Abschätzung des individuellen Risikos durch die Fischölpräparate<br />

des Handels kann es zu Unklarheiten bezüglich <strong>der</strong><br />

Zusammensetzung kommen. Generell ist bei Fischöl-Präparaten<br />

zwischen Tranprodukten und Omega-3-Fettsäurekonzentraten zu<br />

differenzieren. Beide Stoffgruppen unterscheiden sich in ihrer<br />

Zusammensetzung, und entsprechend in ihren Indikationsgebieten:<br />

Omega-3-Fettsäurekonzentrate enthalten im Gegensatz zu Lebertran<br />

keine nennenswerten Mengen an Vitamin A o<strong>der</strong> D, dagegen<br />

hochangereichert die essentiellen langkettigen, mehrfach ungesättigten<br />

Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure).<br />

Omega-3-Fettsäurekonzentrate sind aufgrund ihrer<br />

Zusammensetzung toxikologisch unbedenklich, Überdosierungen<br />

o<strong>der</strong> Hypervitaminosen sind nicht möglich.<br />

EPA und DHA kommen in größerer Menge vor allem in Fisch vor,<br />

bevorzugt in Kaltwasserfisch wie Lachs. Schon aus wirtschaftlichen<br />

Grunden erfolgt die Anreicherung von Omega-3-Fettsäuren<br />

(beispielsweise <strong>für</strong> das Präparat Ameu ®) ausschließlich aus norwegischem<br />

Lachs, <strong>der</strong> in unbelasteten Gewässern lebt. Auch das<br />

Destillationsverfahren würde eine Abtrennung evtl. vorhandener<br />

unerwünschter Stoffe sicherstellen. Einfacher ist es jedoch, darauf<br />

zu achten, daß die betreffenden Substanzen von vornherein nicht in<br />

den Fischen enthalten sind.<br />

Die physiologischen Funktionen von EPA und DHA sind vielfältig:<br />

die Supplementierung hat z.B. einen günstigen Effekt auf Blutflußeigenschaften,<br />

Blutlipidspiegel, den Verlauf von Entzündungsprozessen<br />

(u.a. rheumatische Beschwerden, Neuro<strong>der</strong>mitis, Multiple<br />

Sklerose) und Allergien. Auch die optimale Entwicklung von Hirn<br />

und Retina bei Neugeborenen ist abhängig vom Omega-3-Fettsäurestatus<br />

<strong>der</strong> Mütter, da diese Substanzen in <strong>der</strong> Muttermilch angereichert<br />

werden. Zur Deckung des Bedarfes an Omega-3-Fettsäuren<br />

empfiehlt die Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Ernährung (DGE)<br />

zwei Fischmahlzeiten pro Woche. In Deutschland wird diese Empfehlung<br />

von den wenigsten Menschen eingehalten.<br />

Abschließend sei gesagt: Arzneimittel unterliegen in Deutschland<br />

weitaus strengeren Kontrollen als Lebensmittel. Der Nachweis <strong>der</strong><br />

Freiheit von Giftstoffen wie Schwermetallen o<strong>der</strong> Pestiziden gehörte<br />

schon immer zu den routinemäßigen Nachweispflichten pharmazeutischer<br />

Hersteller. Eine Verordnung von Arzneimitteln aus<br />

Omega-3-Fettsäurekonzentraten kann daher aus toxikologischer<br />

Sicht bedenkenlos erfolgen.<br />

Dr. Mathias Schmidt<br />

Literatur<br />

Editorial: ,,Vitamin-Beratung: Jetzt erst recht!“ evi aktuell (1), 1-2<br />

(1998)<br />

,,Omega-3-LCPs“ evi aktuell (1, Son<strong>der</strong>thema) 1-2 (1998)<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

671<br />

biosyn


PFLANZLICHE ARZNEIMITTEL –<br />

umstrittene Arzneimittel,<br />

zuwenig Qualitätskontrollen?<br />

Praxis<br />

Ein Kommentar von Prof. Dr. Heinz Schilcher, München, dem 2. Vorsitzenden<br />

<strong>der</strong> Kommission E und <strong>der</strong> Kommission <strong>für</strong> traditionelle Arzneimittel<br />

(§ 109a AMG) beim Bundesinstitut <strong>für</strong> Arzneimittel und Medizinprodukte<br />

in Berlin, über die Stellung <strong>der</strong> pflanzlichen Arzneimittel in <strong>der</strong> heutigen<br />

Medizin und über die Frage <strong>der</strong> Kassenerstattung von Phytopharmaka<br />

(nach einem Vortrag im Süddeutschen Rundfunk, am 26. Juli 1998, <strong>der</strong><br />

bundesweit von weiteren Rundfunkanstalten ausgestrahlt wird),<br />

Seit <strong>der</strong> Existenz <strong>der</strong> chemisch-synthetischen<br />

Arzneimittel Ende des<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>ts werden pflanzliche<br />

Arzneimittel – in <strong>der</strong> Fachsprache als<br />

Phytopharmaka bezeichnet – ständig<br />

kontrovers diskutiert. Aufgrund <strong>der</strong><br />

Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen<br />

ist zur Zeit eine beson<strong>der</strong>s heftige<br />

Diskussion darüber entbrannt, ob<br />

pflanzliche Arzneimittel von den<br />

Prof Dr. Heinz Schilcher, München<br />

Krankenkassen erstattet werden sollen<br />

bzw. erstattet werden müssen.<br />

Das brisante Thema: „Phytotherapie<br />

– gemeint ist die Pflanzenheilkunde<br />

– in <strong>der</strong> vertragsärztlichen Versorgung:<br />

PRO und CONTRA“ war<br />

Gegenstand einer heißen Diskussion<br />

beim 47. Deutschen <strong>Ärzte</strong>kongreß in<br />

Berlin im Juni d. J. Dabei zeigte sich,<br />

daß einige wenige Wissenschaftler<br />

pflanzliche Arzneimittel aufgrund eines<br />

angeblich mangelnden Wirksamkeitsnachweises<br />

aus <strong>der</strong> Erstattungspflicht<br />

<strong>der</strong> Krankenkassen ausgeschlossen<br />

sehen wollen und Phytopharmaka<br />

gerade noch <strong>für</strong> die<br />

Selbstmedikation akzeptieren, wobei<br />

<strong>der</strong> Patient die pflanzlichen Arzneimittel<br />

eben selbst zu bezahlen hat.<br />

Gleich viele Wissenschaftler in <strong>der</strong><br />

Expertenrunde waren dagegen grundsätzlich<br />

an<strong>der</strong>er Meinung – und zwar<br />

nicht nur aufgrund des Wissens aus<br />

<strong>der</strong> Erfahrungsheilkunde, son<strong>der</strong>n insbeson<strong>der</strong>e<br />

aufgrund neuer experimenteller<br />

und klinischer Studien, und plädierten<br />

sehr wohl <strong>für</strong> die Erstattung<br />

von qualitativ hochwertigen Phytopharmaka.<br />

Auf die qualitativen Unterschiede<br />

wird im folgenden noch näher<br />

eingegangen. Lei<strong>der</strong> besitzen die relativ<br />

wenigen ablehnenden Wissenschaftler<br />

bei den Krankenkassen ein<br />

höheres Gewicht als die Be<strong>für</strong>worter<br />

<strong>der</strong> pflanzlichen Arzneimittel.<br />

PRO und CONTRA<br />

Phytotherapie<br />

Als erstes PRO-Argument ist zu nennen:<br />

die historische Bedeutung <strong>der</strong><br />

Pflanzenheilkunde, sprich die jahrtausendlange<br />

erfolgreiche Anwendung<br />

von Arzneipflanzen bzw. von Heilkräutern.<br />

Zahlreiche Heilpflanzen, die<br />

beispielsweise im Papyrus Ebers aufgenommen<br />

sind, werden heute noch<br />

verwendet. Das Werk wurde immerhin<br />

etwa 1.500 v. Chr. geschrieben<br />

und gibt einen Überblick über die damals<br />

in Ägypten verwendeten Arzneipflanzen<br />

und Gewürze. Das gleiche<br />

gilt <strong>für</strong> DIOSKURIDES, einem griechischen<br />

Arzt, <strong>der</strong> im l. Jahrhun<strong>der</strong>t v.<br />

Chr. lebte, <strong>für</strong> seine fünf Bücher mit<br />

dem Titel „De materia medica“ o<strong>der</strong><br />

schließlich <strong>für</strong> HIPPOKRATES, ebenfalls<br />

672<br />

einem griechischen Arzt, <strong>der</strong> um 400<br />

v. Chr. auf <strong>der</strong> Insel Kos lebte und <strong>der</strong><br />

in seinen über 600 überlieferten<br />

Schriften die meisten von uns heute<br />

verwendeten Arzneipflanzen beschrieb.<br />

Die im Altertum aufgezeichneten<br />

bzw. verwendeten Arzneipflanzen –<br />

<strong>der</strong> große Arzneischatz mit über 1000<br />

Heilkräutern <strong>der</strong> traditionellen chinesischen<br />

o<strong>der</strong> indischen Medizin kann<br />

nur am Rande erwähnt werden – wurden<br />

im Mittelalter von zahlreichen<br />

deutschsprachigen Kräuterbüchern erneut<br />

aufgegriffen und vor allem durch<br />

handgemalte Pflanzendarstellungen<br />

gut dokumentiert. Beispielhaft genannt<br />

seien die Werke von: LEONHARD<br />

FUCHS (1501-1566), beson<strong>der</strong>s sein<br />

„New Kreuterbuch“ o<strong>der</strong> „Gart <strong>der</strong><br />

Gesundheit“ von OTTO BRUNFELS<br />

(1485) bzw. die Arzneipflanzenbücher<br />

von HIERONYMUS BOCK, THEODOR<br />

TABERNAEMONTANUS, MATTHIOLUS,<br />

DODENAEUS, LOBELIUS, LONICER u. a.<br />

Charakteristisch <strong>für</strong> diese Zeit ist ein<br />

Ausspruch von PARACELSUS (1493-<br />

1541), <strong>der</strong> da lautete: „Alle Matten<br />

und Wäl<strong>der</strong>, Wiesen und Fel<strong>der</strong> sind<br />

Apotheken“, wobei er neben den Arzneipflanzen<br />

bereits viele chemische<br />

Substanzen, hauptsächlich metallische<br />

Verbindungen bzw. Arzneimittel mineralischen<br />

Ursprungs verwendete.<br />

Rückbesinnung auf die<br />

Heilkräfte <strong>der</strong> Natur<br />

Schließlich sei auch noch an die ausgeprägte<br />

sogenannte Kloster-Medizin<br />

im Mittelalter erinnert mit ihren beispielhaften<br />

Klosterkräutergärten. Die<br />

bekannteste Vertreterin dieser medizinischen<br />

Richtung war HILDEGARD VON<br />

BINGEN, die von 1098 bis 1179 lebte<br />

und im Kloster Rupertsberg bei Bingen<br />

ihre Kräuterbücher schrieb. Noch<br />

heute gibt es eine große „Hildegard-<br />

Medizin“-Anhängerschaft. Wenn man<br />

die Äbtissin HILDEGARD VON BINGEN<br />

heute als die erste deutsche Naturärztin<br />

bezeichnet, so ist damit nur <strong>der</strong><br />

naturheilkundliche Teil ihres umfang-<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


eichen Gesamtwerkes angesprochen.<br />

HILDEGARDs HEILKUNDE mahnt zur<br />

Rückbesinnung auf die Heilkräfte <strong>der</strong><br />

Natur, und sie stellt vor allem den<br />

Zusammenhang von KÖRPER und<br />

SEELE in den Vor<strong>der</strong>grund. Ihre<br />

ganzheitliche Sichtweise ist über 800<br />

Jahre nach ihrem Tod höchst aktuell<br />

und hat in den letzten Jahren zu einer<br />

Hildegard-Renaissance geführt. Die<br />

konkreten Arzneimittelempfehlungen<br />

<strong>der</strong> Hildegard-Medizin-Anhänger<br />

kann man allerdings nach dem heutigen<br />

Stand <strong>der</strong> Wissenschaften in mehreren<br />

Anwendungsgebieten nicht akzeptieren.<br />

Ebenso muß man auf das<br />

Schärfste die sogenannte „Edelstein-<br />

Therapie“ nach HILDEGARD VON BIN-<br />

GEN in Frage stellen bzw. ablehnen.<br />

In <strong>der</strong> Neuzeit waren es dann <strong>der</strong><br />

an <strong>der</strong> Berliner Charité arbeitende<br />

Medizinprofessor CHRISTOPH WIL-<br />

HELM VON HUFELAND (1762-1836),<br />

aber auch SEBASTIAN KNEIPP o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

im Jahre 1990 verstorbene Nestor <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen Phytotherapie Prof. RU-<br />

DOLF FRITZ WEISS, welche die Bedeutung<br />

pflanzlicher Arzneimittel innerhalb<br />

ihrer therapeutischen Strategie<br />

„ganz groß schrieben“. Heute sind es<br />

vor allem die nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzte</strong><br />

und unter ihnen im beson<strong>der</strong>en die<br />

<strong>Ärzte</strong> mit <strong>der</strong> „Zusatzbezeichnung<br />

Arzt Naturheilverfahren“, die pflanzliche<br />

Arzneimittel ständig verordnen.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Naturheilkunde zählt<br />

die Phytotherapie nämlich zum<br />

Grundrepertoire <strong>der</strong> klassischen Naturheilverfahren,<br />

so daß diese <strong>Ärzte</strong><br />

auf keinen Fall auf Phytopharmaka<br />

verzichten wollen und können.<br />

Heilpflanzenanwendungen<br />

im Sinne <strong>der</strong> Säftelehre . . .<br />

Dieser enorme geschichtliche Background<br />

hat aber auch gewisse<br />

„Schattenseiten“, wenn man die geschichtlichen<br />

Überlieferungen ohne<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> heutigen wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse kritiklos<br />

einfach übernimmt. Und damit bin ich<br />

auch schon bei einem CONTRA-<br />

Praxis<br />

Argument. Zum einen existierten im<br />

Altertum, im Mittelalter, aber auch bis<br />

Mitte unseres Jahrhun<strong>der</strong>ts noch nicht<br />

die Möglichkeiten <strong>der</strong> heutigen<br />

Differentialdiagnose. Viele Arzneipflanzenanwendungen,<br />

die auch heute<br />

noch genutzt werden, erfolgten im<br />

Sinne <strong>der</strong> sogenannten „Säftelehre“<br />

o<strong>der</strong> auch im Sinne <strong>der</strong> Signaturenlehre.<br />

Der Begriff „Säftelehre“ geht<br />

auf HIPPOKRATES zurück, wobei er die<br />

Körpersäfte in eine gelbe und eine<br />

schwarze Galle unterteilte. Er nahm<br />

an, daß beide Säfte Nebenprodukte<br />

<strong>der</strong> Blutbildung in <strong>der</strong> Leber sind. Erst<br />

sehr viel später, nämlich im Jahre<br />

1844, wurde von SCHWANN die tatsächliche<br />

Funktion <strong>der</strong> Galle bei <strong>der</strong><br />

Verdauung entdeckt. Die Signaturenlehre<br />

basiert auf <strong>der</strong> Annahme, daß<br />

Gott in Zeichen, Formen und Farben<br />

festlegte, was in <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Heilung<br />

des kranken Menschen dienen solle.<br />

So wurden beispielsweise Schöllkrautzubereitungen<br />

deshalb zur Behandlung<br />

<strong>der</strong> Gelbsucht verwendet,<br />

weil es gelbe Blüten besitzt. Zum an<strong>der</strong>en<br />

hatte man früher keine Kenntnisse<br />

über wirksamkeitsmitbestimmende<br />

Inhaltsstoffe sowie eine äußerst<br />

unzulängliche Kenntnis über<br />

Nebenwirkungen bzw. über ausgesprochen<br />

schädliche Inhaltsstoffe.<br />

Zum Beispiel wußte man bis vor rund<br />

30 Jahren nichts o<strong>der</strong> nur sehr wenig<br />

über die möglichen leberschädigenden<br />

Pyrrolizidinalkaloide im Kreuzkraut,<br />

Beinwellkraut o<strong>der</strong> in Huflattichblüten.<br />

Heute sollte man nur Huflattich<br />

verwenden, <strong>der</strong> aus einem speziellen<br />

Anbau stammt und diese<br />

schädlichen Pyrrolizidinalkaloide<br />

nicht enthält. Aristolochiakraut,<br />

deutsch Osterluzeikraut, wurde seit<br />

dem Altertum bis vor etwa 20 Jahren<br />

als beliebtes immunstimulierendes<br />

Arzneimittel eingenommen. Heute<br />

weiß man, daß Osterluzeiauszüge im<br />

Verdacht stehen, krebserregend zu<br />

sein. Auch ist in älteren Büchern über<br />

die allergene Potenz <strong>der</strong> Korbblütler,<br />

hierzu gehören Beifuß, Schafgarbe<br />

o<strong>der</strong> Arnika, nichts nachzulesen.<br />

674<br />

... sind mit neuen wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen<br />

nicht vereinbar<br />

Mit einem Satz vorab gesagt – vertiefende<br />

Erklärungen folgen anschließend<br />

–, die Konsequenzen sind die<br />

Anwendung qualitativ hochwertiger<br />

Phytopharmaka, wobei man unter<br />

Qualität mehr zu verstehen hat als nur<br />

die reine pharmazeutische Qualität.<br />

Zur echten Qualität zählt auch <strong>der</strong><br />

Nachweis <strong>der</strong> Unbedenklichkeit, d.h.<br />

das betreffende Arzneimittel sollte/<br />

darf keine o<strong>der</strong> nur geringe Nebenwirkungen<br />

aufweisen. Ferner sollte<br />

die Wirksamkeit durch kontrollierte<br />

klinische Studien o<strong>der</strong> zumindest<br />

durch offene Anwendungsbeobachtungen<br />

und Sammlungen von gut dokumentierten<br />

Einzelfallberichten belegt<br />

sein. Die traditionelle Anwendung<br />

allein reicht nach den heutigen<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

nicht aus, um ein pflanzliches Arzneimittel<br />

zu den qualitativ hochwertigen<br />

Phytopharmaka einzustufen.<br />

Salopp gesprochen: „Ehrwürdiges<br />

Alter allein ist noch keine Garantie <strong>für</strong><br />

Qualität.“ Das große Problem liegt zur<br />

Zeit in <strong>der</strong> äußerst unterschiedlichen<br />

Qualität <strong>der</strong> pflanzlichen Arzneimittel,<br />

die sich im Verkehr befinden,<br />

selbst wenn das Arzneimittelgesetz<br />

bestimmte qualitative Grundvoraussetzungen<br />

<strong>für</strong> alle Arzneimittel vorschreibt.<br />

Chaos auf dem Phyto-Markt<br />

Der Phytopharmaka-Markt ist <strong>der</strong>art<br />

unübersichtlich, so daß selbst <strong>der</strong> Arzneimittelfachmann,<br />

<strong>der</strong> Apotheker,<br />

auf Anhieb nicht immer eine eindeutige<br />

Auskunft geben kann:<br />

Hier sind zunächst einmal die traditionell<br />

angewendeten Arzneimittel<br />

zu nennen, die vorwiegend außerhalb<br />

<strong>der</strong> Apotheke, beispielsweise im Reformhaus<br />

o<strong>der</strong> in Drogeriemärkten,<br />

verkauft werden. Erste und wichtigste<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> diese Arzneimittelgruppe<br />

ist <strong>der</strong> Nachweis, daß sich das<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


etreffende Arzneimittel bereits vor<br />

September 1976 im Verkehr befand,<br />

also vor Inkrafttreten des zur Zeit gültigen<br />

2. Arzneimittelgesetzes. Das traditionelle<br />

Arzneimittel muß also nicht<br />

etwa seit PARACELSUS o<strong>der</strong> seit <strong>der</strong><br />

Kaiserlichen Verordnung aus dem<br />

Jahre 1901 im Verkehr gewesen sein.<br />

Die zweite Voraussetzung ist ihre risikofreie<br />

Anwendung. Die Kommission,<br />

welche über die Nachzulassung<br />

im Sinne des gültigen 2. Arzneimittelgesetzes<br />

entscheidet, prüft allerdings<br />

nicht, ob das betreffende pflanzliche<br />

Arzneimittel auch wirksam und seine<br />

pharmazeutische Qualität angemessen<br />

ist. Die Anwendungsgebiete sind<br />

dementsprechend recht niedrig gehalten.<br />

Diese Arzneimittelgruppe dient<br />

lediglich <strong>der</strong> Kräftigung, Stär-<br />

kung, Unterstützung etc. und<br />

nicht zur Heilung o<strong>der</strong> Lin<strong>der</strong>ung<br />

bestimmter Krankheiten.<br />

Es versteht sich von selbst, daß<br />

solche Arzneimittel von den<br />

Krankenkassen nicht erstattet<br />

und von Kritikern gerne als<br />

Negativbeispiele herangezogen<br />

werden. Fairerweise muß<br />

aber auch erwähnt werden, daß<br />

sich unter den traditionell angewendeten<br />

Phytopharmaka durchaus<br />

empfehlenswerte Produkte befinden,<br />

vor allem was die pharmazeutische<br />

Qualität betrifft. Diese Auskunft kann<br />

aber nur <strong>der</strong> Apotheker und eventuell<br />

auch <strong>der</strong> Reformhausfachverkäufer<br />

geben.<br />

Die zweite Qualitätsgruppe besteht<br />

aus pflanzlichen Arzneimitteln, die<br />

bis Ende 2004 im Verkehr bleiben<br />

dürfen und anschließend nicht mehr<br />

erhältlich sind. Es handelt sich mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger um eine „politische“<br />

Arzneimittelgruppe, die ganz beson<strong>der</strong>s<br />

im „Schußfeld“ <strong>der</strong> Kritiker liegt.<br />

Für diese Mittel wurde entwe<strong>der</strong> aus<br />

analytischen Gründen o<strong>der</strong> wegen<br />

fehlen<strong>der</strong> Wirksamkeitsnachweise die<br />

Nachzulassung im Sinne des 2. Arzneimittelgesetzes<br />

gar nicht erst beantragt.<br />

Auf <strong>der</strong> Verpackung o<strong>der</strong> dem<br />

Beipackzettel muß dies nicht dekla-<br />

Praxis<br />

riert werden, und es existiert auch keine<br />

offizielle Liste über jene Arzneimittel,<br />

welche die 2004-Regelung in<br />

Anspruch nehmen werden. Inoffiziell<br />

jedoch weiß man, daß eine Reihe von<br />

Kombinationspräparaten nur bis Ende<br />

2004 im Verkehr sein wird. Diese Arzneimittel<br />

müssen deshalb nicht unbedingt<br />

unwirksam sein! Der Hauptgrund<br />

liegt bei vielen Produkten in <strong>der</strong><br />

For<strong>der</strong>ung des Arzneimittelgesetzes,<br />

daß <strong>für</strong> jeden einzelnen Kombinationspartner<br />

nachgewiesen werden<br />

muß, daß er einen positiven Beitrag<br />

zur Wirksamkeit <strong>der</strong> Kombination leistet.<br />

Dieser Nachweis ist in <strong>der</strong> Regel<br />

nicht nur sehr aufwendig und kostenintensiv,<br />

son<strong>der</strong>n methodisch auch<br />

sehr schwierig durchzuführen. Mit<br />

Der Kommission E gehören seit 1978 ständig<br />

3 bis 5 Mitglie<strong>der</strong> des ZÄN an. Zur Zeit sind es:<br />

Dr. Fritz-Oelze als 1. Vorsitzen<strong>der</strong>,<br />

Prof. Dr. Heinz Schilcher als 1. Stellvertreten<strong>der</strong><br />

Vorsitzen<strong>der</strong> und<br />

Herr Boksch als 2. Stellvertreten<strong>der</strong><br />

Vorsitzen<strong>der</strong><br />

sowie Frau Dr. Weigel und Herr Dr. Wiesenauer.<br />

Sicherheit wird eine Reihe bewährter,<br />

d.h. wirksamer und unbedenklicher<br />

Phytopharmaka <strong>der</strong> Pflanzenheilkunde<br />

(Phytotherapie) verloren gehen.<br />

An ihre Stelle werden wenige von<br />

<strong>der</strong> Kommission E „abgesegnete“<br />

bzw. empfohlene fixe Kombinationen<br />

treten. Auf die Kommission E<br />

wird im folgenden gleich näher eingegangen<br />

werden. Unter fixer Kombination<br />

versteht man eine Mischung aus<br />

zwei bis drei Arzneipflanzen, wobei<br />

jede Droge einen positiven Beitrag zur<br />

Gesamtwirksamkeit leisten muß.<br />

Die dritte Gruppe <strong>der</strong> auf dem Markt<br />

befindlichen pflanzlichen Arzneimittel<br />

bilden die sogenannten monographiekonformen<br />

Produkte. In einer<br />

sogenannten MONOGRAPHIE ist<br />

das weltweit bekannte wissenschaftliche<br />

Erkenntnismaterial einer jeweiligen<br />

Arzneipflanze/Droge nie<strong>der</strong>ge-<br />

676<br />

legt. Dieses wissenschaftliche Erkenntnismaterial<br />

– manchmal über<br />

600 Literaturstellen – wurde von einer<br />

interdisziplinär zusammengesetzten<br />

Sachverständigenkommission, <strong>der</strong> sogenannten<br />

Kommission E, bewertet<br />

und im Bundesanzeiger veröffentlicht.<br />

Die nachzugelassenen monographiekonformen<br />

Arzneimittel sind mit<br />

einer Zulassungsnummer kenntlich<br />

gemacht. Zur Zeit besitzen erst rund<br />

650 Phytopharmaka diesen arzneimittelrechtlichen<br />

Status von insgesamt<br />

67.000 im Jahre 1990 im Verkehr befindlichen<br />

pflanzlichen Arzneimitteln.<br />

Wenn das betreffende Fertigarzneimittel<br />

den Nachzulassungsprozeß<br />

noch nicht durchlaufen bzw.<br />

abgeschlossen hat, dann sollte es wenigstens<br />

vorab monographie-<br />

konform sein. Dies bedeutet,<br />

daß es in den Anwendungsgebieten,<br />

in <strong>der</strong> Dosierung, den<br />

möglichen Zubereitungen sowie<br />

in den Angaben zu Gegenanzeigen,<br />

Neben- und Wechselwirkungen<br />

genau den<br />

Monographien <strong>der</strong> Sachverständigen-Kommission<br />

E entsprechen<br />

muß. Von diesem<br />

Arzneimitteltyp dürften sich<br />

rund 4.500 Präparate im Verkehr befinden,<br />

da <strong>für</strong> sie die Nachzulassung<br />

beantragt wurde. Die Kommission hat<br />

zudem auch 52 Muster <strong>für</strong> fixe Kombinationen<br />

verabschiedet. Der Verbraucher/Anwen<strong>der</strong><br />

sollte also den<br />

Arzneimittelfachmann befragen, ob<br />

<strong>für</strong> die jeweilige Arzneipflanze (fachsprachlich:<br />

Droge) eine positive Monographie<br />

<strong>der</strong> Kommission E vorliegt.<br />

Bei den Negativ-Monographien war<br />

entwe<strong>der</strong> das Risiko größer als <strong>der</strong><br />

Nutzen, o<strong>der</strong> aber die Wirksamkeit in<br />

dem vorliegenden Erkenntnismaterial<br />

war nicht ausreichend belegt. In den<br />

auf dem Markt befindlichen „Hausbüchern“<br />

o<strong>der</strong> auch in den meisten<br />

Lehr- und Handbüchern wird eine solche<br />

Unterscheidung nicht vorgenommen,<br />

und Kritik ist angebracht. Die<br />

Kritik bezieht sich vor allem auf überzogene<br />

Anwendungsgebiete sowie auf<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


Indikationen, <strong>für</strong> die unbedingt eine<br />

ärztliche Konsultation notwendig ist.<br />

Die vierte Gruppe kann man – salopp<br />

ausgedrückt – als die Super-Phytopharmaka<br />

bezeichnen. Es handelt<br />

sich hierbei um pflanzliche Arzneimittel,<br />

die nicht nur monographiekonform<br />

sind, son<strong>der</strong>n von denen zusätzliche,<br />

d.h. produktspezifische klinische,<br />

pharmakologische und toxikologische<br />

Studien vorliegen. Nach eigenen<br />

groben Schätzungen dürften etwa<br />

100 Phytopharmaka <strong>der</strong> Gruppe IV im<br />

Verkehr sein. Die entsprechenden Informationen<br />

darüber kann <strong>der</strong> Patient<br />

nur vom Apotheker erhalten, da das<br />

Heilmittelwerbegesetz nicht gestattet,<br />

mit klinischen Prüfungen etc. beim<br />

Laien zu werben. Die sogenannten<br />

Fachinformationen sind nur dem Arzt<br />

und Apotheker zugänglich.<br />

Diese Gruppe an Phytopharmaka<br />

kann sich hinsichtlich des Wirksamkeitsnachweises<br />

je<strong>der</strong>zeit mit chemisch-synthetischen<br />

Arzneimitteln<br />

messen. Allerdings müssen dann auch<br />

sogenannte Anwendungsbeobachtungen<br />

akzeptiert werden, wenn<br />

Planung und Durchführung wissenschaftlich<br />

nachvollziehbaren Kriterien<br />

entsprechen. Der von Puristen und<br />

Dogmatikern als alleinigen Wirksamkeitsnachweis<br />

akzeptierte randomisierte<br />

Doppelblindversuch gibt in<br />

vielen Fällen nicht die tatsächliche<br />

Gesamtwirksamkeit eines Arzneimittels<br />

wie<strong>der</strong>. Der Doppelblindversuch<br />

kann nicht „<strong>der</strong> Weisheit letzter<br />

Schluß sein“, da er in <strong>der</strong> Regel nur<br />

ein o<strong>der</strong> zwei therapeutische Effekte<br />

berücksichtigt. Phytopharmaka sind<br />

mit wenigen Ausnahmen nicht <strong>für</strong><br />

schwere akute Erkrankungen gedacht,<br />

son<strong>der</strong>n vielmehr <strong>für</strong> chronische<br />

Krankheitsverläufe und Befindlichkeitsstörungen.<br />

Beispielsweise ist es<br />

schwierig, bei einfachen Indikationen<br />

wie „grippalem Infekt“ o<strong>der</strong> „nervösen<br />

Angst-, Spannungs- und Unruhezustände“<br />

nur auf einen o<strong>der</strong> zwei<br />

Zielparameter zu prüfen. Die Randomisierung,<br />

d.h. eine zufällige Auswahl<br />

an Patienten sowohl in <strong>der</strong> Kontroll-<br />

Praxis<br />

bzw. Plazebogruppe als auch in <strong>der</strong><br />

Arzneimittel- bzw. Verumgruppe sollte<br />

allerdings auch bei den Beobachtungsstudien<br />

berücksichtigt werden.<br />

Vor überzogenen<br />

Anwendungsmöglichkeiten<br />

muß gewarnt werden<br />

Abschließend und zusammenfassend<br />

kann festgestellt werden, daß eine<br />

Reihe qualitativ hochwertiger<br />

pflanzlicher Arzneimittel im Verkehr<br />

sind, welche einen Vergleich mit chemisch-synthetischen<br />

Arzneimitteln<br />

auf Wirksamkeit und Unbedenklichkeit<br />

nicht scheuen müssen und daher<br />

von den Krankenkassen auch erstattet<br />

werden sollten. Es sei noch einmal<br />

ganz betont darauf hingewiesen, daß<br />

pflanzliche Arzneimittel in <strong>der</strong> Regel<br />

– mit wenigen Ausnahmen – nicht bei<br />

akuten Erkrankungen, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />

bei funktionell bedingten Beschwerden,<br />

chronischen Erkrankungen<br />

und allgemeinen Mißbefindlichkeiten<br />

angewendet werden sollten.<br />

Außerdem sollte vor überzogenen<br />

Anwendungsmöglichkeiten und nichtärztlichen<br />

Erfolgsmeldungen gewarnt<br />

werden, wie sie zur Zeit in zahlreichen<br />

Büchern und Broschüren nachzulesen<br />

sind. Beipielhaft seien die Bücher<br />

„Heilen mit Grapefruitkern-Extrakt“<br />

o<strong>der</strong> „Teebaumöl – Die 90 besten<br />

Rezepturen mit dem Öl des australischen<br />

Wun<strong>der</strong>baumes“ zu nennen.<br />

Auch wenn Arzneipflanzenzubereitungen<br />

zu den mehr o<strong>der</strong> weniger bekannten<br />

Hausmitteln zählen, sollte<br />

man sich vor allem bei „Mode-<br />

Drogen“, z.B. dem Teebaumöl, den<br />

Rat des Arzneimittelfachmannes einholen<br />

und den Büchern und Werbebroschüren<br />

von Nichtfachleuten eher<br />

kritisch gegenüberstehen. Schließlich<br />

sollte man von einem pflanzlichen<br />

Arzneimittel erwarten, daß es mindestens<br />

den Positiv-Monographien <strong>der</strong><br />

Kommission E entspricht. Und noch<br />

eine allerletzte Klarstellung: Mo<strong>der</strong>ne<br />

standardisierte pflanzliche Arznei-<br />

678<br />

mittel haben wenig bzw. gar nichts mit<br />

den Arzneimitteln <strong>der</strong> Hildegard-<br />

Medizin o<strong>der</strong> mit den 38 Bachblüten-<br />

Essenzen gemeinsam. Dies sollte vor<br />

allem von den eingangs erwähnten<br />

„Berliner-Kritikern“ zur Kenntnis genommen<br />

werden, da bei ihrer Ablehnung<br />

<strong>der</strong> Erstattung <strong>der</strong> Phytopharmaka<br />

durch die KVen die pflanzlichen<br />

Arzneimittel ohne Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> unterschiedlichen Qualität in einen<br />

„großen Topf“ geworfen werden.<br />

Nach meiner persönlichen Bewertung<br />

<strong>der</strong> pflanzlichen Arzneimittel als<br />

2. Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zulassungskommission<br />

E, aber auch nach Meinung<br />

des <strong>Zentralverband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong><br />

Naturheilverfahren, <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Phytotherapie und <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Arzneipflanzenforschung basiert<br />

mo<strong>der</strong>ne Phytotherapie zwar auf einer<br />

soliden geschichtlichen Grundlage,<br />

und sie kann auf eine sehr lange Erfahrung<br />

zurückgreifen. Sie stützt sich<br />

aber gleichzeitig (!) auf mo<strong>der</strong>ne und<br />

jüngere phytochemische, experimentelle<br />

und klinische Untersuchungen,<br />

die eindeutig die WIRKSAMKEIT<br />

beweisen. Mo<strong>der</strong>ne Phytotherapie ist<br />

Teil <strong>der</strong> Schulmedizin, auch wenn<br />

pflanzliche Arzneimittel arzneimittelrechtlich<br />

den sogenannten beson<strong>der</strong>en<br />

Therapierichtungen zugeordnet werden.<br />

Der von manchen Wissenschaftlern<br />

benutzte Begriff <strong>der</strong> sog. „umstrittenen“<br />

Arzneimittel <strong>für</strong> Phytopharmaka<br />

ist angesichts <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Fakten nicht nur arrogant, son<strong>der</strong>n<br />

insbeson<strong>der</strong>e auch unwissenschaftlich,<br />

zumal auch das Arzneimittelgesetz<br />

den Begriff des „umstrittenen<br />

Arzneimittels“ gar nicht kennt.<br />

Prof. Dr. Heinz Schilcher<br />

Alfred-Neumann-Anger 17<br />

81737 München<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


Ist Essig Heilkraft aus <strong>der</strong> Natur?<br />

DGE zweifelt an <strong>der</strong> Allround-Wirkung von Apfelessig<br />

Dieser Satz ist in letzter Zeit in<br />

Zeitschriften und Verbraucherratgebern<br />

immer häufiger zu lesen. Egal<br />

ob Apfel-, Obst- o<strong>der</strong> Weinessig: Eine<br />

Mischung aus zwei Teelöffeln Essig<br />

und Teelöffeln Honig auf ein Glas<br />

Wasser soll Besserung bei einer Vielzahl<br />

von Beschwerden liefern. Innerlich<br />

angewendet soll <strong>der</strong> Trunk desinfizieren,<br />

entgiften und entschlacken,<br />

äußerlich Heilung bei Akne, Schuppenflechte<br />

o<strong>der</strong> Hautverletzungen<br />

bringen. Damit nicht genug, das Essiggetränk<br />

soll auch zur gewünschten<br />

Gewichtsreduktion beitragen. Nach<br />

Angaben <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Ernährung e.V. (DGE) sind die<br />

versprochenen Wirkungen des Essigs<br />

mit Ausnahme <strong>der</strong> antibakteriellen<br />

Wirkung jedoch wissenschaftlich<br />

nicht belegt. Essig und Honig werden<br />

im Stoffwechsel letztlich zu Wasser<br />

und Kohlendioxid abgebaut, ohne beson<strong>der</strong>e<br />

Effekte im Körper auszulösen.<br />

Männer wissen zuwenig über<br />

Prostatakrebs<br />

Essig ist seit langer zeit als Hausmittel<br />

bekannt und wird gerne zur<br />

Lebensmittelkonservierung sowie als<br />

Entkalkungsmittel verwendet. In letzter<br />

zeit wird ihm häufig eine Heilwirkung<br />

zugeschrieben. Die in Apfelessig<br />

enthaltenen Stoffe wie Mineralstoffe,<br />

vor allem Kalium, Spurenelemente,<br />

Enzyme, Aminosäuren, Pektin<br />

und β-Carotin sollen krankheitslin<strong>der</strong>nde<br />

Wirkungen haben. Wie Analysen<br />

zeigen sind die Gehalte im Vergleich<br />

zum Apfel gering: 10 g Apfelessig<br />

(entsprechend zwei Teelöffel<br />

Essig) enthalten beispielsweise nur 10<br />

mg Kalium, 0,0001 mg β-Carotin und<br />

0,06 mg Eisen. Ein mittelgroßer Apfel<br />

liefert dagegen 187 mg Kalium, 0,034<br />

mg β-Carotin und 0,62 mg Eisen.<br />

Dr. HELMUT OBERRITTER, Wissenschaftlicher<br />

Leiter <strong>der</strong> DGE: „Ein<br />

mögliches Wohlbefinden nach dem<br />

Verzehr von Essig hat eher psychologische<br />

Ursachen. Die Überzeugung,<br />

Deutsche Gesundheits-Korrespondenz hält Information<br />

<strong>für</strong> verbesserungsbedürftig<br />

Was hatten <strong>der</strong> ehemalige französische<br />

Staatspräsident MITTE-<br />

RAND und <strong>der</strong> Rockmusiker FRANK<br />

ZAPPA gemeinsam? Die Antwort:<br />

Beide starben an Prostatakrebs, <strong>der</strong><br />

dritthäufigsten krebsbedinten Todesursache<br />

bei Männern. Daß dieser<br />

Krebs so häufig zum Tode führt, liegt<br />

unter an<strong>der</strong>em daran, daß nur wenige<br />

Männer die Chance einer Früherkennungsuntersuchung<br />

nutzen.<br />

Um so wichtiger ist es, die vorhandenen<br />

Informationslücken in <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

schnell zu schließen. Wie<br />

so etwas funktionieren kann, zeigte<br />

<strong>der</strong> Aktionstag zum Thema Prostata-<br />

Praxis<br />

erkrankungen, <strong>der</strong> am 29. August im<br />

Rathaus Schöneberg in Berlin stattfand.<br />

Neben verschiedenen Berliner<br />

Kliniken waren dort auch Selbsthilfeund<br />

Patientenorganisationen wie die<br />

Deutsche Krebshilfe o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Krebsinformationsdienst<br />

KID aus Heidelberg<br />

mit Infoständen vertreten. Schätzungsweise<br />

500 Besucher, darunter<br />

vorwiegend Männer im gefährdeten<br />

Alter, nahmen die Gelegenheit wahr,<br />

sich Rat direkt bei den Experten vor<br />

Ort zu holen.<br />

Ein Beispiel, das es Wert ist, Schule<br />

zu machen. Weitere Veranstaltungen<br />

dieser Art könnten dazu beitragen,<br />

680<br />

daß die Mischung aus Apfelessig und<br />

Honig eine positive Wirkung entfaltet,<br />

kann dazu führen, sich besser zu fühlen.<br />

Bei einem Mangel an Magensäure<br />

kann nach dem Essen ein Völlegefühl<br />

auftreten, das möglicherweise durch<br />

Aufnahme von Säure z.B. Essigsäure<br />

gemin<strong>der</strong>t wird. Bislang gibt es aber<br />

keine wissenschaftlichen Belege <strong>für</strong><br />

eine heilende Wirkung von Essig.“<br />

Auch eine Gewichtsreduktion ist<br />

eher auf eine Ernährungsumstellung<br />

zurückzuführen als auf das Apfelessiggetränk.<br />

In den Büchern zum<br />

Thema Essig werden meist Rezepte<br />

<strong>für</strong> eine energiereduzierte Kost veröffentlicht.<br />

„Wer sich danach ernährt,<br />

hat gute Chancen, auch ohne Essig<br />

Gewicht zu verlieren“, sagt Dr. OBER-<br />

RITTER. „Wer trotzdem Essig trinken<br />

möchte, kann dies ruhig tun, denn bei<br />

normalem Verzehr treten keine<br />

Unverträglichkeitserscheinungen auf.<br />

Jedoch sollten Menschen mit empfindlicher<br />

Haut o<strong>der</strong> Ekzemen auf eine<br />

äußerliche Anwendung verzichten,<br />

da die Säure die Haut reizen kann.“<br />

(DGE)<br />

daß mehr Männer rechtzeitig auf die<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Früherkennung des<br />

Prostatakrebses aufmerksam werden.<br />

Dann müßten sicher nicht mehr jedes<br />

Jahr 11.000 Patienten an den Folgen<br />

dieser heimtückischen Krankheit sterben.<br />

Dies sind immerhin mehr Opfer<br />

als pro Jahr bei Verkehrsunfällen zu<br />

beklagen sind.<br />

Wer von Ihren Patienten mehr zum<br />

Thema Prostatakrebs erfahren möchte,<br />

dem können Sie raten, beim<br />

Deutschen Grünen Kreuz eine kostenlose<br />

neue Patientenbroschüre mit dem<br />

Titel „Diagnose Prostatakrebs“ zu bestellen.<br />

Dazu muß ein mit DM 3,00<br />

frankierter und adressierter DIN-A5-<br />

Rückumschlag an das Deutsche Grüne<br />

Kreuz geschickt werden:<br />

Deutsches Grüne Kreuz<br />

Stichwort: „Diagnose Prostatakrebs“<br />

Postfach 1207<br />

35002 Marburg<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


Praxis<br />

Ernährungstherapie aus <strong>der</strong><br />

Reformhaus-Fachakademie<br />

Laktoseintoleranz und<br />

Verzehr von Milch und<br />

Milchprodukten<br />

Das Disaccharid Laktose ist Bestandteil in Milch und Milchprodukten.<br />

Laktose wird im menschlichen Körper durch das<br />

Enzym β-Galaktosidase in die Monosaccharide Glukose und<br />

Galaktose gespalten und in dieser Form aufgenommen. Die<br />

β-Galaktosidaseaktivität fällt bei vielen Menschen in <strong>der</strong><br />

Kindheit auf ein geringes Niveau ab. Dadurch kommt es zu<br />

einer vermin<strong>der</strong>ten Laktose-Spaltung und den daraus folgenden<br />

Symptomen wie Blähungen, Druckgefühl und wässerige,<br />

schäumende und säuerliche Durchfälle.<br />

Ob und in welchem Ausmaß unverdaute<br />

Laktose tatsächlich die obigen<br />

Symptome auslöst, hängt von <strong>der</strong><br />

verzehrten Laktosemenge, von <strong>der</strong><br />

individuellen Empfindlichkeit, vom<br />

zeitlichen Ablauf dieser Vorgänge sowie<br />

von <strong>der</strong> Zusammensetzung <strong>der</strong><br />

Dickdarmflora ab. Ein angeborener<br />

Laktasemangel wird vererbt und ist<br />

relativ selten.<br />

Weiterhin kann ein transistorischer<br />

Laktasemangel als Folge einer sekundären<br />

gastrointestinalen Erkrankung<br />

wie z.B. nicht behandelte Sprue, intestinale<br />

Parasitosen und Morbus Crohn<br />

auftreten. In Europa tritt die Laktosemalabsorption<br />

mit unterschiedlicher<br />

Häufigkeit auf. In Deutschland haben<br />

25-75 % <strong>der</strong> Erwachsenen einen Laktasemangel.<br />

Es scheint in <strong>der</strong> Ausprägung<br />

ein Nord-Süd-Gefälle zu geben.<br />

Laktose findet sich nur in Milch<br />

und Milchprodukten. Bei <strong>der</strong> Vergärung<br />

von Milchprodukten wird ein<br />

Teil <strong>der</strong> Laktose abgebaut.<br />

Bei Hartkäsen geht nach Entfer-<br />

682<br />

nung des Hauptteils <strong>der</strong> Laktose mit<br />

<strong>der</strong> Molke die Restlaktose bei Käsereifung<br />

vollständig in Glukose und<br />

Galaktose über, die ihrerseits dann zu<br />

Milchsäure abgebaut werden. Aufgrund<br />

des reduzierten Laktosegehaltes<br />

können laktoseintolerante Personen<br />

Hart- und Halbhartkäse und in den<br />

meisten Fällen auch Weichkäse ohne<br />

weitere Schwierigkeiten verzehren.<br />

Auch Joghurt und Kefir werden im<br />

Vergleich zur Milch häufig besser vertragen.<br />

Im Reformhaus erhalten die<br />

Patienten ein Laktaseprodukt in Pulverform,<br />

womit die Probleme in <strong>der</strong><br />

Regel beseitigt sind.<br />

LEBENSMITTELKUNDE<br />

Honig – das älteste<br />

Süßungsmittel <strong>der</strong> Welt<br />

Honig wird von Bienen aus Blütennektar<br />

o<strong>der</strong> dem sogenannten Honigtau<br />

hergestellt. Honigtau wird von<br />

Insekten produziert, die zuvor den<br />

Siebröhrensaft aus <strong>der</strong> Rinde von<br />

Nadel- und Laubholz durchstochen<br />

und ausgesaugt haben. Er durchläuft<br />

ihren Körper und wird in Form von<br />

Tröpfchen, dem Honigtau, wie<strong>der</strong><br />

ausgeschieden. Diese Tropfen werden<br />

von <strong>der</strong> Biene auf Blättern und Zweigen<br />

gesammelt. Der so entstandene<br />

Honig kommt als Waldhonig in den<br />

Handel und ist durch seinen Gehalt an<br />

Gerbstoffen und Harzen „würziger“<br />

im Geschmack und dunkler in <strong>der</strong><br />

Farbe.<br />

Schon während des Fluges zum<br />

Stock reichert die Biene den eingesammelten<br />

Saft mit eigenen Enzymen<br />

an, die den enthaltenen Zucker in<br />

Trauben- und Fruchtzucker spalten,<br />

dem sogenannten Invertzucker.<br />

Honig besteht in erster Linie aus<br />

Zucker (80 %) und enthält 180 verschiedene<br />

Inhaltsstoffe, zu denen auch<br />

unterschiedliche Enzyme, Hormone,<br />

Duftstoffe, Aminosäuren, organische<br />

Säuren, antibakterielle Stoffe (Inhibine)<br />

sowie Mineralstoffe und teilweise<br />

Vitamine gehören.<br />

Nennenswert ist beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong><br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


Rezepte<br />

Sauerkraut-Torte<br />

(6-8 Portionen)<br />

Zutaten 250 g Fertig-Blätterteig mit<br />

Vollkorn (tiefgekühlt), 500 g Frischkostsauerkraut,<br />

1 Zwiebel, 2 Knoblauchzehen,<br />

1 rote Paprikaschote, 2 EL kaltgepreßtes<br />

Sonnenblumenöl, 3 EL Wasser<br />

o<strong>der</strong> Gemüsebrühe, 2-3 Eier, 1<br />

Becher Crème fraîche, Meersalz,<br />

Pfeffer, 1 Prise Muskatnuß, Hefestreuwürze,<br />

50 g Walnüsse, grob gehackt,<br />

100 g geriebener Hartkäse<br />

Blätterteig auftauen und eine<br />

Springform damit belegen. Im vorgeheizten<br />

Backofen bei 220° C ca. 10<br />

Min. vorbacken. Sauerkraut<br />

ausdrücken.<br />

Zwiebel und Knoblauch<br />

fein würfeln,<br />

Paprika in dünne<br />

Scheiben schneiden.<br />

Alles in heißem<br />

Pflanzenöl anbraten<br />

und ca. 10 Min. dünsten.<br />

Flüssigkeit zugeben.<br />

Abkühlen lassen<br />

und auf dem vorgebackenenBlätterteig<br />

verteilen. Eier mit<br />

Crême fraîche, Meersalz,<br />

Pfeffer, Muskatnuß<br />

und Hefestreuwürze<br />

verrühren und<br />

über dem Sauerkraut verteilen. Mit Walnüssen<br />

und geriebenem Käse bestreuen.<br />

Bei 180°C ca. 40 Minuten backen.<br />

Pro Portion ca. 400 Kcal, 1.600 KJ.<br />

Reformhaus-Kochstudio<br />

recht hohe Chromgehalt des Honigs<br />

mit durchschnittlich 290 Mikrogramm/kg.<br />

Die Qualität eines Honigs hängt<br />

neben sensorischen Beson<strong>der</strong>heiten<br />

und äußerlichen Eigenschaften vom<br />

Grad <strong>der</strong> Wärmeschädigung ab (meßbar<br />

durch HMF-Wert und Saccharasezahl).<br />

Die weitere Qualität wird bestimmt<br />

durch den Gehalt an Schadstoffen<br />

und Rückständen, die durch<br />

das Anfliegen stark gespritzter Fel<strong>der</strong><br />

und den Einsatz von Bienenstockbehandlungsmitteln<br />

(Varroamilbe,<br />

Wachsmottenlarven) in den Honig gelangen<br />

können. Die Behandlung von<br />

Honig mit Ultraschall und Druck-<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Praxis<br />

filtration ist bei Reformhaushonigen<br />

verboten. Pestizide und Tierarzneimittel-Rückstände<br />

dürfen nicht nachweisbar<br />

sein. Die Einhaltung <strong>der</strong><br />

Richtlinien werden durch ein herstellerunabhängiges<br />

Labor kontrolliert.<br />

NAHRUNGSERGÄNZUNG<br />

Nahrungsergänzung<br />

im Alter<br />

Immer mehr Menschen werden immer<br />

älter, die Lebensqualität <strong>der</strong> Menschen<br />

sinkt jedoch mit steigendem<br />

Alter. Demzufolge kommt dem Erkennen<br />

von Risikofaktoren<br />

und dem Ausschalten<br />

<strong>der</strong> Risiken verstärkte<br />

Aufmerksamkeit<br />

zu. Da <strong>der</strong> Alterungsprozeß<br />

eng mit <strong>der</strong><br />

Aktivität freier Radikale<br />

verbunden ist, können<br />

Antioxidantien den Alterungsprozeß<br />

wirksam<br />

verlangsamen. Krankheiten<br />

in diesem Zusammenhang<br />

sind beson<strong>der</strong>s<br />

Diabetes mellitus,<br />

Arteriosklerose, Krebs,<br />

Osteoporose, M. Alzheimer und an<strong>der</strong>e<br />

degenerative Gehirnerkrankungen.<br />

Wichtige Antioxidantien sind die<br />

Vitamine C, E, Karotinoide und an<strong>der</strong>e<br />

sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe sowie<br />

das Spurenelement Selen. Natürliches<br />

Vitamin C entfaltet durch die<br />

Verbindung mit Flavonoiden gerade in<br />

höheren Dosierungen von 100-200<br />

mg/die eine bessere Wirksamkeit.<br />

Karotinpräparate, die neben β-Karotin<br />

auch Lycopin enthalten, machen sich<br />

das um den Faktor 20 höhere antioxidative<br />

Potential von Lycopin zunutze.<br />

Vitamin E und Selen runden die<br />

Wirkung <strong>der</strong> genannten Antioxidantien<br />

aufgrund ihrer wechselseitigen<br />

Regenerationseigenschaften ab. Fast<br />

alle älteren Menschen sind mit<br />

Vitamin D und Folsäure (Frauen) und<br />

Niacin (Männer und Frauen) schlecht<br />

versorgt. Abhilfe schaffen Tonika, wobei<br />

man durchaus auch die Palette <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>stärkungsmittel berücksichtigen<br />

sollte. Niacin und die übrigen B-<br />

Vitamine lassen sich schmackhaft als<br />

Hefeflocken ergänzen. Beson<strong>der</strong>s B12<br />

und Folsäure werden durch die nachlassende<br />

Leistungsfähigkeit des Pankreas<br />

ab 60 Jahre und das verringerte<br />

Organvolumen (auf die Hälfte bis zum<br />

80. Lebensjahr) schlechter aufgenommen.<br />

Hier kann leicht mit Kombipräparaten<br />

von B6, B12 und Folsäure<br />

<strong>der</strong> schlechten Resorption ein erhöhtes<br />

Angebot gegenübergestellt werden.<br />

Für B6 und Folsäure werden<br />

3mg bzw. 400 mg empfohlen. Kranke<br />

Senioren ernähren sich oft schlecht<br />

und unzureichend, so daß, intensiviert<br />

durch Medikamenteneinnahme, Rauchen<br />

und/o<strong>der</strong> Alkohol, Vitamindefizite<br />

entstehen. Hier sind schmackhafteMultivitamin-/Multimineralstoffpräparate<br />

auf <strong>der</strong> Basis natürlicher<br />

Grundstoffe die Ergänzungsmittel<br />

<strong>der</strong> Wahl.<br />

Seminare <strong>für</strong> gesundes Leben an <strong>der</strong> Reformhaus-Fachakademie<br />

Ausbildung <strong>für</strong> Arzthelferinnen zur Beginn: 07.11.1998<br />

Ernährungs- und Diätberaterin und 22.01.1999<br />

Anerkannt durch den ZÄN und den Berufsverband <strong>der</strong> Arzthelferinnen.<br />

Fortbildung <strong>für</strong> Pflegekräfte 30.11.1998<br />

Berater/in ganzheitliche Gesundheitspflege, Generalist/in in <strong>der</strong> Pflege<br />

und Spezialist/in <strong>für</strong> die klassische Naturheilkunde<br />

Genüsse <strong>für</strong> vegetarische Vollwertküche 27.-29.11.1998<br />

Neue Impulse <strong>für</strong> Ihre Küche. Mit vielen Rezepten.<br />

Weitere Informationen bei <strong>der</strong> Reformhaus-Fachakademie, Gotische Str. 15,<br />

61440 Oberursel (Tel: 06172 / 3009-822 bzw. Fax: 06172 / 3009-819)<br />

683


Interview<br />

Komplementäre Verfahren<br />

in <strong>der</strong> Onkologie<br />

?<br />

Der Stand <strong>der</strong> Onkologie<br />

stellt sich heute wie folgt<br />

dar: Operation, Chemotherapie<br />

und Bestrahlung<br />

„bringen“ etwa in 20-30 Prozent<br />

<strong>der</strong> Fälle Heilung. Die Chemotherapie<br />

allgemeingenommen manchmal<br />

in nur 4 Prozent. Bezüglich <strong>der</strong><br />

Gentherapie stehen wir noch ganz<br />

am Anfang.<br />

Die komplementäre Onkologie, speziell<br />

meine „bioelementare Kombinationstherapie“<br />

geht davon aus, daß<br />

man dem Tumorgeschehen nicht<br />

punktuell („bißchen Thymus, bißchen<br />

Mistel, bißchen Wärme“) beikommen<br />

kann, son<strong>der</strong>n über eine längere Zeit,<br />

hoch dosiert und alle Kräfte und Möglichkeiten<br />

bündelnd, vorgeht. Später<br />

werden auch kürzere Intervalltherapien<br />

(drei- bis viermal pro Jahr) mit<br />

dem Patienten vereinbart.<br />

?<br />

Dr. Klaus Maar<br />

Düsseldorf<br />

Wo liegen Ihrer Überzeugung<br />

nach die Möglichkeiten<br />

und die Grenzen<br />

<strong>der</strong> sogenannte komplementären<br />

Krebstherapie?<br />

Die Grenzen <strong>der</strong> Komplementärtherapie<br />

liegen oft darin, daß Patienten<br />

zu spät kommen. Der Arzt soll dann<br />

Wun<strong>der</strong> vollbringen.<br />

Die Grenzen liegen auch darin,<br />

daß die Komplementärtherapie nicht<br />

lange genug, nicht hoch dosiert genug<br />

und nicht alle Möglichkeiten ausschöpfend<br />

durchgeführt und noch dazu<br />

oft von Unkundigen versucht wird.<br />

Die Möglichkeiten ergeben sich<br />

aus <strong>der</strong> richtigen Anwendungsweise<br />

und in einem engmaschigen Immunmonitoring<br />

sowie auch in <strong>der</strong> sich an<br />

die Intensivphase anschließenden<br />

Intervallphase, die zu einer weiteren<br />

Steigerung <strong>der</strong> Effektivität beiträgt.<br />

?<br />

Eine Schwächung des Immunsystems<br />

als Ursache<br />

von Krebs?! Diese These<br />

wird heute auch von<br />

Schulmedizinern nicht mehr von<br />

Grund auf abgelehnt. Welche Bedeutung<br />

hat Ihrer Ansicht nach das<br />

Immunsystem bei <strong>der</strong> Entstehung<br />

und bei <strong>der</strong> Therapie von Tumorerkrankungen?<br />

Das Immunsystem spielt bei <strong>der</strong><br />

Tumorbekämpfung eine große Rolle;<br />

allerdings stehen wir hier erst am<br />

Anfang <strong>der</strong> Möglichkeiten! Es ist, wie<br />

wenn man ein Schloß durch ein<br />

Schlüsselloch besichtigen wollte.<br />

Macht man aber ein konsequentes<br />

Immunmonitoring, dann können wir<br />

schon heute wertvolle Informationen<br />

<strong>für</strong> unsere Therapie gewinnen.<br />

?<br />

Welche Therapieverfahren<br />

nutzen Sie in <strong>der</strong> Praxis,<br />

um den Tumor gezielt<br />

zu bekämpfen und gleichzeitig<br />

den Organismus des Patienten<br />

zu stärken?<br />

684<br />

Folgende Verfahren kommen während<br />

einer drei- bis vierwöchigen Therapiephase<br />

zur Anwendung:<br />

Mistelinfusionen (hoch dosiert<br />

und nicht subkutan!)<br />

die Gabe von Selen, Enzymen,<br />

Thymus-Peptiden, Vitamin A und<br />

E u.ä.<br />

Ozontherapie (Ozon-Einläufe, Ozon-<br />

Instilationen u.a., je nach Tumorart)<br />

die Tiefen- und Ganzkörperhyperthermie<br />

die Colon-Hydro-Therapie<br />

die Neuraltherapie und<br />

die Psychoonkologie<br />

?<br />

Werden diese Verfahren<br />

von den Krankenkassen<br />

erstattet? Wie teuer ist eine<br />

komplementäre Tumortherapie<br />

im Vergleich zu einer<br />

schulmedizinischen Tumortherapie?<br />

Diese Verfahren werden auf Antrag<br />

von den Kassen erstattet, wobei eine<br />

Kostenerstattung eher vorgenommen<br />

wird, wenn <strong>der</strong> behandelnde Arzt<br />

Vertragsarzt ist, d.h. die Kassenzulassung<br />

hat. Bei reinen Privatärzten ist<br />

eine Erstattung schon schwieriger, es<br />

sei denn, eine entsprechende Spezialisierung<br />

liegt vor.<br />

Sehr geehrter Herr Dr. MAAR, wir<br />

danken Ihnen <strong>für</strong> das Gespräch.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


Ein ideales Sedativum sollte<br />

mehrere For<strong>der</strong>ungen abdecken:<br />

gute Wirksamkeit<br />

bei gleichzeitig niedriger<br />

Nebenwirkungsrate, keine<br />

negative Beeinflussung <strong>der</strong><br />

Schlafarchitektur, fehlende<br />

Hang-over-Effekte, keine<br />

Sucht- und Gewöhnungsproblematik.<br />

In <strong>der</strong> Behandlung<br />

<strong>der</strong> Insomnien<br />

kommt das Wirkspektrum<br />

von Baldrian-/Hopfen-<br />

Extraktzubereitungen diesem<br />

Idealbild recht nahe.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Titelthema<br />

Mit Baldrian und Hopfen gegen<br />

Schlafstörungen<br />

Vorteil hochdosierter pflanzlicher<br />

Sedativa auf Baldrian-<br />

Hopfen-Basis ist eine Reduktion<br />

emotionaler Belastungen<br />

tagsüber ohne Beeinträchtigung <strong>der</strong><br />

Vigilanz.<br />

Schlafstörungen:<br />

Klassifikation und<br />

Epidemiologie<br />

Schlafstörungen sind weit verbreitet:<br />

Etwa ein Drittel <strong>der</strong> erwachsenen Bevölkerung<br />

in Deutschland leidet an<br />

Ein- und Durchschlafstörungen. Die<br />

Hälfte dieser Fälle gilt als behandlungsbedürftig.<br />

Statistiken zufolge<br />

nehmen ca. 1,6 % <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung<br />

Deutschlands ständig Schlafmittel<br />

ein. Mit dem Alter steigt auch<br />

die Einnahmehäufigkeit von Sedativa/<br />

Hypnotika: In den USA greifen ca.<br />

8% <strong>der</strong> über 70jährigen Männer oft<br />

bis regelmäßig zu medikamentösen<br />

Maßnahmen.<br />

Nicht jede episodisch auftretende<br />

Abweichung vom normalen Schlaf<br />

verdient die Bezeichnung „Schlafstörung“.<br />

Statistische Erhebungen zu<br />

diesem Thema beruhen in <strong>der</strong> Regel<br />

685<br />

auf subjektiven Angaben <strong>der</strong> Betroffenen.<br />

Befunde, die nicht <strong>der</strong> heute<br />

gültigen Klassifikation von Schlafstörungen<br />

<strong>der</strong> „American Sleep Disor<strong>der</strong><br />

Association“ und <strong>der</strong> „International<br />

Classification of Diseases“<br />

(ICD-10) entsprechen, sind demnach<br />

kritisch zu bewerten.<br />

Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen<br />

leiden häufiger unter<br />

Schlafstörungen als „psychisch gesunde“<br />

Menschen. Frauen sind in <strong>der</strong><br />

Regel eher betroffen als Männer, zudem<br />

nimmt das Auftreten von Schlafbeschwerden<br />

mit ansteigendem Lebensalter<br />

zu. In 80 % <strong>der</strong> Fälle entfällt<br />

die Diagnose „Schlafstörungen“ auf<br />

ältere Menschen.<br />

Gerade letztere leiden häufig unter<br />

therapiebedürftigen Begleiterkrankungen<br />

(Multimorbidität), die eine<br />

Verschlechterung <strong>der</strong> Schlafqualität<br />

mit sich bringen können. An<strong>der</strong>erseits<br />

sind auch gegenseitige Beeinflussungen<br />

<strong>der</strong> eingesetzten Hypnotika/<br />

Sedativa mit an<strong>der</strong>en Arzneimitteln<br />

nicht selten. Gerade <strong>für</strong> ältere Patienten<br />

ist daher die Auswahl eines<br />

Arzneimittels mit einem möglichst geringen<br />

Interaktionspotential von ausschlaggeben<strong>der</strong><br />

Bedeutung.


Tab. 1: Klassifikation von Schlafstörungen<br />

nach ICD-10<br />

Die häufigsten Formen <strong>der</strong> Schlafstörungen<br />

in <strong>der</strong> hausärztlichen und<br />

klinischen Medizin sind sogenannte<br />

Titelthema<br />

Schlafstörungen Schlafstörungen<br />

nichtorganischer Ursache organischer Ursache<br />

Dyssomnie Dyssomnie<br />

ohne körperliche bei körperlichen<br />

Erkrankung Erkrankungen<br />

(primäre Dyssomnie) (sekundäre Dyssomnie)<br />

Insomnie<br />

Ein- o<strong>der</strong> Durchschlafstörungen o<strong>der</strong> schlechte<br />

Schlafqualität<br />

Hypersomnie<br />

übermäßige Schlafneigung während des Tages,<br />

Schlafanfälle, verlängerter Übergang zum Wachzustand<br />

Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus<br />

Insomnie während <strong>der</strong> Schlaf-, Hypersomnie während<br />

<strong>der</strong> Wachperiode<br />

Parasomnie<br />

Somnambulismus Narkolepsie<br />

(Schlafwandeln)<br />

Pavor nocturnus Kleine-Levin-Syndrom<br />

(Nachtangst)<br />

Alpträume Schlafapnoe<br />

(Angstträume)<br />

Restless-leg-Syndrom<br />

Klagen über Ein- und Durchschlafstörungen o<strong>der</strong> schlechte Schlafqualität<br />

– mindestens 3mal pro Woche<br />

– in einem Zeitraum von 3 Monaten<br />

– Einschlafdauer mindestens 30 Minuten<br />

– nächtliche Wachzeiten von mehr als 30 Minuten<br />

– keine somatische o<strong>der</strong> psychische Erkrankung<br />

– keine medikamentös bedingte Schlafstörung<br />

starke emotionale Beschäftigung mit den Beschwerden<br />

übertriebene Sorge von Folgeschäden<br />

deutlicher Leidensdruck<br />

Tagesmüdigkeit<br />

negative Einflüsse auf soziale und berufliche Leistungsfähigkeit<br />

Tab. 2: Definition <strong>der</strong> Insomnie nach ICD-10<br />

„Insomnien“ (siehe Tab. 1). Insomnien<br />

sind ein klassischer Bereich <strong>der</strong><br />

Selbstmedikation, dennoch befinden<br />

686<br />

sich 65 % <strong>der</strong> Patienten in hausärztlicher<br />

Behandlung.<br />

Nicht jede schlechte Nacht ist mit<br />

einer Insomnie gleichzusetzen: Die<br />

Voraussetzungen <strong>für</strong> das Stellen <strong>der</strong><br />

Diagnose und die typischen Begleitumstände<br />

gibt Tabelle 2 wie<strong>der</strong>.<br />

Nichtmedikamentöse<br />

Behandlung von Insomnien<br />

An erster Stelle jedes Therapiekonzeptes<br />

muß grundsätzlich die Beseitigung<br />

schlafhemmen<strong>der</strong> Einflüsse<br />

und Noxen stehen. Insbeson<strong>der</strong>e bei<br />

Patienten mit nichtorganisch bedingten<br />

Schlafstörungen führt eine sorgfältige<br />

Abklärung und Beseitigung <strong>der</strong><br />

Ursachen (soweit möglich) nicht selten<br />

zur Besserung des Krankheitsbildes.<br />

Viele Patienten können zum<br />

Beispiel aus Tagesproblemen resultierende<br />

Unruhe, Nervosität und Anspannung<br />

nach Feierabend nicht kompensieren.<br />

Hinzu kommt mit <strong>der</strong><br />

Sorge vor dem „Nicht-einschlafenkönnen“<br />

eine erhebliche emotionale<br />

Belastung.<br />

Neben <strong>der</strong> exakten Diagnosestellung<br />

sind vor einer Verordnung von<br />

Sedativa/Hypnotika o<strong>der</strong> begleitend<br />

zu einer Pharmakotherapie nichtmedikamentöse<br />

Maßnahmen einzusetzen.<br />

Diese Maßnahmen umfassen unter an<strong>der</strong>em<br />

die in Tabelle 3 genannten<br />

Punkte.<br />

Medikamentöse Behandlung<br />

von Insomnien: Der Einsatz<br />

von Benzodiazepinen<br />

In <strong>der</strong> medikamentösen Behandlung<br />

von Schlafstörungen dominiert die<br />

ärztliche Verordnung von Benzodiazepinen.<br />

1987 wurden in Deutschland<br />

630 Millionen Einzeldosen an<br />

Benzodiazepinen verordnet, wobei<br />

diese Zahlenangabe auch an<strong>der</strong>e Indikationsgebiete<br />

dieser Arzneistoffklasse<br />

umfaßt.<br />

Benzodiazepine sind zuverlässig<br />

wirksame Hypnotika und weisen eine<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


große therapeutische Breite auf. Auch<br />

in sehr hoher, prätoxischer Dosis sind<br />

lebensbedrohliche Zustände wie<br />

Atemdepression, Herz-Kreislauf-Versagen<br />

und Areflexie im Vergleich zu<br />

den Barbituraten sehr selten. Wie letztere<br />

verän<strong>der</strong>n in geringem Umfang<br />

auch die Benzodiazepine die Schlafarchitektur:<br />

Festzustellen ist ein Einfluß<br />

auf den REM-Schlaf sowie eine<br />

Verkürzung des Stadiums 4 (o<strong>der</strong> D)<br />

des NREM-Schlafes, d.h. eine Abnahme<br />

<strong>der</strong> Tiefschlafphase. Auch bei<br />

sachgemäßer Anwendung von Benzodiazepinen<br />

sind Toleranzphänomene<br />

und das Auftreten von Rebound-Insomnien<br />

nach dem Absetzen nicht<br />

auszuschließen. Benzodiazepine weisen<br />

ein nicht unerhebliches Abhängigkeitspotential<br />

auf. Solche Effekte lassen<br />

sich durch Ausschleichen über einen<br />

genügend langen Zeitraum vermeiden.<br />

In <strong>der</strong> Praxis ist dieses Vorgehen<br />

jedoch eher die Ausnahme.<br />

Bei älteren Menschen kann unter<br />

<strong>der</strong> Medikation mit Benzodiazepinen<br />

die Vigilanzregulation zusammenbrechen<br />

und als Folge ein Syndrom mit<br />

pathologisch erhöhter Schlafneigung<br />

auftreten. Auch paradoxe Reaktionen<br />

sind bekannt.<br />

Die Metabolisierung <strong>der</strong> meisten<br />

Benzodiazepine erfolgt über gleichfalls<br />

hypnotisch wirksame Metaboliten.<br />

Dies schlägt sich in <strong>der</strong> Wirkdauer<br />

<strong>der</strong> Arzneimittel nie<strong>der</strong> und ist<br />

gegebenenfalls zu berücksichtigen. Zu<br />

Titelthema<br />

Aufklärung über individuelles Schlafbedürfnis<br />

regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus<br />

geeignete Umgebungsbedingungen im Schlafzimmer<br />

ausreichend körperliche Aktivität<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ernährungsgewohnheiten (Zeiten, Mengen, Zusammensetzung)<br />

„Einschlafrituale“<br />

Entspannungstechniken (z.B. autogenes Training, progressive Muskelentspannung,<br />

konzentrative Bewegungstherapie)<br />

Tab. 3: Nichtmedikamentöse Begleitmaßnahmen <strong>der</strong> Arzneimittelverordnung<br />

bei Insomnien<br />

beachten ist auch eine gegenseitige<br />

Potenzierung durch an<strong>der</strong>e zentral<br />

dämpfende Arzneimittel und Alkohol.<br />

Eine Beeinträchtigung <strong>der</strong> Straßenverkehrstauglichkeit<br />

liegt selbst nach<br />

Einnahme relativ schwach sedierend<br />

wirksamer Benzodiazepine auf <strong>der</strong><br />

Hand, zumal auch Vigilanzmin<strong>der</strong>ungen<br />

nach nur einmaliger Gabe bekannt<br />

sind.<br />

keine Toleranz o<strong>der</strong> Abhängigkeit<br />

auch in hoher Dosis keine narkotische Wirkung<br />

keine Beeinflussung des REM-Schlafes<br />

kein Hang-over<br />

keine Rebound-Insomnien<br />

geringes Interaktionspotential<br />

Tab. 4: Vorteile pflanzlicher Sedativa<br />

Alternative medikamentöse<br />

Behandlung von Insomnien:<br />

Pflanzliche Sedativa<br />

Angesichts <strong>der</strong> <strong>für</strong> Benzodiazepine<br />

bekannten Nachteile und Gefahren<br />

könnten Phytopharmaka <strong>für</strong> die medikamentöse<br />

Behandlung von Schlafstörungen<br />

eine echte Alternative darstellen<br />

(siehe Tab. 4).<br />

Hinsichtlich ihrer Effizienz sind<br />

Phytopharmaka allerdings nicht unumstritten.<br />

Zweifel an <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />

betreffen vor allem das Fehlen<br />

tierexperimenteller Untersuchungen<br />

und kontrollierter klinischer Studien.<br />

Wirksame Inhaltstoffe und – so beschrieben<br />

– <strong>der</strong>en Mechanismen sind<br />

oftmals unbekannt. Beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong><br />

Vergangenheit waren Fertigarzneimittel<br />

nach heutigen Erkenntnissen<br />

zudem deutlich unterdosiert.<br />

Den Arzneipflanzen Baldrian und<br />

Hopfen wurde von <strong>der</strong> Kommission E<br />

des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes<br />

aufgrund des wissenschaftlichen<br />

Datenmateriales in Mono-<br />

Arznei- Drogen- Monographierte Monographierte<br />

pflanze bezeichnung Tagesdosis Tagesdosis<br />

bei Einzelgabe in Kombination<br />

Baldrian Valerianae radix 2-3 g Ø 1,25 – 1,88 g<br />

Hopfen Lupuli strobulus 0,5 g Ø 0,25 – 0,375 g<br />

Tab. 5: Monographierte wirksame Tagesdosen <strong>für</strong> Baldrian und<br />

Hopfen<br />

688<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


graphien eine positive Wirkung zugeschrieben.<br />

Mit den Angaben <strong>der</strong><br />

Monographie zu den arzneilich verwendeten<br />

Pflanzenteilen und den üblichen<br />

Herstellungsverfahren legte die<br />

Kommission auch eine wirksame<br />

Mindestmenge als Tagesdosis fest<br />

(siehe Tab. 5).<br />

Nur selten ist <strong>der</strong> Deklaration eines<br />

pflanzlichen Fertigarzneimittels<br />

<strong>der</strong> Gehalt an eingesetztem Drogenmaterial<br />

direkt zu entnehmen. Aus <strong>der</strong><br />

Kenntnis <strong>der</strong> eingesetzten Extraktmenge<br />

und des „Droge-Extrakt-Verhältnisses“<br />

(das DEV gibt an, aus wieviel<br />

Gramm Droge ein Gramm Extrakt<br />

gewonnen wurde) läßt sich die<br />

eingesetzte Drogenmenge leicht berechnen.<br />

Tabelle 6 zeigt beispielhaft<br />

die berechnete Dosierung verschiedener<br />

Baldrian-Hopfen-Zubereitungen.<br />

Bei ausreichend hoher Dosierung<br />

ist es möglich, mittels mo<strong>der</strong>ner wissenschaftlicher<br />

Methoden und anerkannter<br />

humanpharmakologischer<br />

Studiendesigns Wirknachweise zur<br />

Behandlung funktioneller Insomnien<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Titelthema<br />

Valerianae radix Lupuli strobuli<br />

Trocken- DEV 1)<br />

Droge Trocken- DEV Droge<br />

extrakt pro extrakt pro<br />

pro Dragee Dragee pro Dragee Dragee<br />

100 mg a)<br />

95 mg b)<br />

250 mg c)<br />

75 mg d)<br />

225 mg e)<br />

100 mg f)<br />

1) DEV = Droge-Extrakt-Verhältnis<br />

4–6,7:1 535 mg 24 mg 4,3–7,7:1 144 mg<br />

6–7,4:1 637 mg 15 mg 7,7–9,5:1 129 mg<br />

5:1 1250 mg 60 mg 6:1 360 mg<br />

5,3–6,6:1 446 mg 70 mg 7,7–9,5:1 602 mg<br />

6,7:1 1507 mg 30 mg 12,3:1 369 mg<br />

4–6,7:1 535 mg 24 mg 4,3–7,7:1 144 mg<br />

a) Baldrian Dispert Nacht d) Luvased<br />

b) Baldriparan Entspannungsdragees e) Selon<br />

c) Ivel f) Valdispert comp.<br />

Tab. 6: Beispiele <strong>für</strong> Kombinationspräparate mit Extrakten aus<br />

Baldrianwurzel und Hopfenzapfen<br />

zu führen. Zu <strong>Gesamte</strong>xtrakten aus<br />

Baldrian und Hopfen liegen eine Vielzahl<br />

tierexperimenteller und humanpharmakologischer<br />

Untersuchungen<br />

vor.<br />

Tierexperimentelle Untersuchungen<br />

zu den Wirkungen<br />

von Baldrian, Hopfen<br />

und ihrer Kombination<br />

Ältere Ergebnisse zu den Wirkungen<br />

von Sedativa auf das ZNS, wie z.B.<br />

die Senkung <strong>der</strong> lokomotorischen<br />

Aktivität (Spontanmotilität) und die<br />

Verlängerung <strong>der</strong> Schlafzeit nach Injektion<br />

des Narkotikums Thiopental,<br />

wurden in den letzten Jahren durch<br />

gezielte Untersuchungen mit mo<strong>der</strong>nen<br />

Methoden ergänzt.<br />

SOKOLOFF entwickelte die 2-Desoxyglukose-Technik:<br />

Die Aufnahme<br />

und Utilisation des Zuckers 2-Desoxyglukose<br />

in Nervenzellen spiegelt<br />

<strong>der</strong>en funktionelle Aktivität wi<strong>der</strong>.<br />

GRUSLA et al. untersuchten mit dieser<br />

693<br />

Technik den Aktivitätszustand von<br />

Neuronen im Rattenhirn. Nach oraler<br />

Verabreichung von Baldrianextrakt<br />

war die neuronale Aktivität deutlich<br />

vermin<strong>der</strong>t.<br />

Radioligand-Bindungsuntersuchungen<br />

sollten Rückschlüsse auf den<br />

molekularen Angriffspunkt von Baldrianextrakten<br />

zulassen. Die dabei<br />

entdeckte Affinität von Baldrianextrakt<br />

zu Benzodiazepinrezeptoren<br />

legt als Mechanismus eine Verstärkung<br />

<strong>der</strong> Wirkung des inhibitorischen<br />

Transmitters GABA (γ-Aminobuttersäure)<br />

nahe.<br />

BALDUINI und CATTABENI wiesen<br />

zudem eine Bindung an Adenosin-A1-<br />

Rezeptoren nach.<br />

Nach neueren Erkenntnissen wirkt<br />

Adenosin in ähnlicher Weise wie<br />

GABA inhibitorisch auf die Funktionen<br />

von Nervenzellen.<br />

Ein weiterer, durch Radioligand-<br />

Bindungstechniken festgestellter<br />

Wirkansatz könnte in einem Angriff<br />

an Dopamin-D1-Rezeptoren und bestimmten<br />

Subtypen von Serotonin-<br />

Rezeptoren (5-HT 1A-Rezeptor) bestehen<br />

(zitiert bei HÖLZ). Auch diese<br />

Rezeptoren sorgen über eine Hyperpolarisation<br />

und Hemmung <strong>der</strong> Entladungsfrequenz<br />

<strong>für</strong> eine Herabsetzung<br />

des Aktivitätszustandes von<br />

Nervenzellen (siehe Abb. 1).<br />

Baldrian könnte auch das GABA-<br />

Überträgersystem selbst beeinflussen:<br />

CAVADAS et al. fanden eine Wirkung<br />

an GABA-Rezeptoren. SANTOS et al.<br />

beobachteten eine Steigerung <strong>der</strong><br />

Freisetzung von GABA aus den<br />

Nervenendigungen des Rattenhirns,<br />

begleitet von einer Hemmung <strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>aufnahme. Dadurch erhöhte<br />

sich die Neurotransmitterkonzentration<br />

im synaptischen Spalt, die<br />

Effizienz <strong>der</strong> inhibitorischen synaptischen<br />

Übertragung wurde verstärkt<br />

(siehe Abb. 1).<br />

Das in den USA als Schlafmittel<br />

verwendete Neurohormon Melatonin<br />

unterliegt einer zirkadianen Periodik.<br />

Nach FAUTECK et al. besetzt Baldrianextrakt<br />

den Melatonin-Rezeptor,<br />

nachweisbar durch Autoradiographie


an Schnitten des menschlichen<br />

Kleinhirns post mortem. Parallel<br />

durchgeführte Radioligand-Bindungsuntersuchungen<br />

an Membranpräparationen<br />

bestätigten dieses Ergebnis<br />

(siehe Abb. 1).<br />

Zu Wirkungen von Hopfenextrakt<br />

auf das Gehirn liegen weit weniger<br />

tierexperimentelle Befunde vor. Über<br />

sedierende Effekte des Hopfeninhaltstoffes<br />

2-Methyl-3-buten-2-ol<br />

wurde wie<strong>der</strong>holt berichtet. Es ist jedoch<br />

fraglich, ob dieser nur in sehr geringen<br />

Mengen im Hopfenextrakt vorkommende<br />

ungesättigte Alkohol <strong>für</strong><br />

die schlafvermittelnde Wirkung eine<br />

Rolle spielt. LEE et al. registrierten an<br />

Rezeptor<br />

Adenosin-A-<br />

Rezeptor<br />

5-HT 1-Rezeptor<br />

Freisetzung<br />

von GABA<br />

Titelthema<br />

Mäusen nach Applikation von Hopfenextrakt<br />

eine Reduktion <strong>der</strong> spontanen<br />

lokomotorischen Aktivität, eine<br />

Verringerung des Haltevermögens am<br />

Drehstab sowie eine Verlängerung <strong>der</strong><br />

Schlafzeit nach Gabe von Pentobarbital.<br />

BLÄTTER und SCHOCH wiesen eine<br />

schwache Bindungsaktivität am<br />

Benzodiazepin-Rezeptor nach.<br />

Zur pharmakodynamischen Charakterisierung<br />

einer Kombination aus<br />

Baldrian und Hopfen sind in erster<br />

Linie die Untersuchungen von<br />

DIMPFEL und BRATTSTRÖM zu nennen:<br />

An frei beweglichen Ratten mit dauerhaft<br />

implantierten Elektroden wurde<br />

das EEG-Frequenzmuster registriert<br />

Wie<strong>der</strong>aufnahme<br />

von GABA<br />

GABA-Rezeptor Benzodiazepin<br />

Hyperpolarisation<br />

<strong>der</strong><br />

Nervenzellmembran<br />

Herabsetzung<br />

<strong>der</strong> Erregbarkeit <strong>der</strong><br />

Nervenzellen<br />

Sedation<br />

Melatonin-<br />

Rezeptor<br />

Abb. 1: Mögliche Angriffspunkte von Baldrian-Extrakt auf die physiologischen<br />

Vorgänge bei <strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> Sedation<br />

?<br />

694<br />

und mittels computergestützter Analyse<br />

ein Muster <strong>der</strong> spektralen Leistungsdichte<br />

erstellt. Nach oraler<br />

Applikation eines Baldrian-Hopfen-<br />

Extraktgemisches nahm die Leistungsdichte<br />

in den Frequenzbereichen<br />

Alpha, Beta und Theta dosis- und<br />

zeitabhängig zu.<br />

Humanpharmakologische<br />

Untersuchungen zu den<br />

Wirkungen von Baldrian,<br />

Hopfen und ihrer<br />

Kombination<br />

Neben zahlreichen Erfahrungsberichten<br />

und Anwendungsbeobachtungen<br />

zu Wirksamkeit und Unbedenklichkeit<br />

von Baldrian und Hopfen liegen auch<br />

diverse Doppelblindstudien sowohl an<br />

freiwilligen Probanden als auch an<br />

Patienten mit Schlafstörungen vor.<br />

BALDERER und BORBELY erkannten<br />

bei jungen Probanden nach Verabreichung<br />

von 450 bzw. 900 mg<br />

Baldrianextrakt eine Verkürzung <strong>der</strong><br />

Schlaflatenz und <strong>der</strong> nächtlichen<br />

Wachzeiten. Die Arbeitsgruppe um<br />

LEATHWOOD prüfte über einen Zeitraum<br />

von 9 Tagen an 128 Testpersonen<br />

400 mg Baldrianextrakt gegen<br />

Plazebo und erfaßte mittels Schlaffragebogen<br />

Einschlaflatenz, Schlafqualität,<br />

nächtliches Erwachen und<br />

Tagesmüdigkeit. Baldrianextrakt verkürzte<br />

gegenüber Plazebo signifikant<br />

die Einschlaflatenz. BLAHA und VOLZ<br />

wiesen in einer plazebokontrollierten<br />

Doppelblindstudie an nicht näher<br />

klassifizierten schlafgestörten Patienten<br />

nach vierwöchiger Therapie eine<br />

Normalisierung des gestörten<br />

Schlafes und eine Verbesserung <strong>der</strong><br />

Tagesbefindlichkeit nach.<br />

In einer multizentrischen randomisierten<br />

Doppelblindstudie bei Patienten<br />

mit nicht organisch bedingten<br />

Insomnien prüften VORBACH und<br />

ARNOLD 600 mg Baldriantrockenextrakt<br />

(61 Patienten) über einen<br />

Zeitraum von vier Wochen gegen<br />

Plazebo (60 Patienten). Sie dokumentierten<br />

den klinischen <strong>Gesamte</strong>in-<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


druck, Schlafratings und die Befindlichkeit.<br />

In allen untersuchten Punkten<br />

wies die Baldriangruppe verglichen<br />

mit <strong>der</strong> Plazebogruppe signifikant<br />

bessere Werte auf. Am Ende <strong>der</strong> Therapie<br />

ergab die Beurteilung <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />

durch Arzt und Patient eine<br />

gute Übereinstimmung. Ähnliche Befunde<br />

über die Wirkungen von Baldrianextrakt<br />

teilten SCHMIDT-VOIGT<br />

sowie KAMM-KOHL et al. mit.<br />

Schlafför<strong>der</strong>nde Wirkungen wurden<br />

<strong>für</strong> Baldrian auch in elektroenzephalographisch<br />

bzw. polysomnographisch<br />

kontrollierten Untersuchungen<br />

nachgewiesen. So beobachteten<br />

DONATH und ROOTS in einer plazebokontrollierten<br />

Doppelblindanordnung<br />

an gesunden Probanden nach einmaliger<br />

Gabe von 1200 mg Baldriantrockenextrakt<br />

eine Zunahme <strong>der</strong><br />

Delta-Aktivität im EEG. Der in <strong>der</strong><br />

Plazebogruppe zu verzeichnende<br />

Anstieg im Alpha-1-Frequenzbereich<br />

trat unter Verum nicht auf. Nach 14tägiger<br />

Applikation von 600 mg Extrakt<br />

pro die fanden sich vor erneuter<br />

Verabreichung zwischen Plazebo- und<br />

Verumgruppe keine Unterschiede im<br />

EEG. Nach <strong>der</strong> erneuten Gabe von<br />

600 mg Baldriantrockenextrakt nahm<br />

die Aktivität im Alpha-2-Frequenzbereich<br />

ab und im Theta-Bereich zu.<br />

In einer gleichfalls plazebokontrollierten<br />

Doppelblindanordnung fand man<br />

bei Patienten mit Insomnie eine Verkürzung<br />

<strong>der</strong> Schlaflatenz nach 14tägiger<br />

Einnahme von 600 mg Extrakt pro<br />

die.<br />

Über ähnliche Ergebnisse berichteten<br />

auch SCHULZ und JOBERT, die bei<br />

Frauen mit subjektiv empfundenen<br />

Schlafstörungen Diazepam und Baldrian<br />

gegen Plazebo prüften. Zwei<br />

Stunden nach <strong>der</strong> Applikation <strong>der</strong><br />

Testsubstanzen war bei den Patientinnen<br />

subjektiv ein Gefühl <strong>der</strong> Müdigkeit<br />

zu verzeichnen, das mittels einer<br />

visuellen Analogskala quantitativ<br />

beurteilt wurde. Objektiv kam es im<br />

EEG nach 10 mg Diazepam zu einer<br />

Zunahme <strong>der</strong> Beta- und Delta-Aktivität,<br />

nach Gabe von 1200 mg Baldriantrockenextrakt<br />

zur Steigerung <strong>der</strong><br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Titelthema<br />

Aktivität in den Frequenzbereichen<br />

Alpha, Delta und Theta sowie zu einer<br />

Abnahme im Beta-Bereich. Die Effekte<br />

des Phytotherapeutikums unterscheiden<br />

sich demnach deutlich von<br />

denen des Diazepams. Die Verän<strong>der</strong>ungen<br />

im EEG ließen sich durch<br />

Koffein aufheben. SCHULZ et al. sahen<br />

in einer ebenfalls plazebokontrollierten<br />

Studie mit polysomnographischer<br />

Methodik nach Baldrian eine<br />

Zunahme des Tiefschlafs, während<br />

<strong>der</strong> REM-Schlaf unbeeinflußt blieb.<br />

Ebensowenig wurden Schlaflatenz<br />

und nächtliche Wachzeiten verän<strong>der</strong>t.<br />

Zu Hopfenextrakt liegt neben dem<br />

Erfahrungswissen lediglich eine randomisierte<br />

plazebokontrollierte Doppelblindstudie<br />

vor, in <strong>der</strong> Hopfenextrakt-Bä<strong>der</strong><br />

(100 ml einprozentigeHopfenextraktlösung<br />

auf 100 Liter Badvolumen)<br />

bei Patientinnen<br />

mit nervösen Befindlichkeits-<br />

und Schlafstörungen<br />

geprüft wurden. Mittels eines<br />

standardisierten Erfassungsbogens<br />

befragt, beurteilten<br />

die Probandinnen<br />

die Schlafqualität nach<br />

Hopfen als signifikant besser.<br />

Die literaturbekannten<br />

Untersuchungen von Kombinationen<br />

aus Baldrianund<br />

Hopfenextrakten erfolgten<br />

sowohl mit subjektiven<br />

Methoden als auch mit objektivierbaren<br />

Verfahren wie dem quantifizierten<br />

Pharmako-EEG und <strong>der</strong> Polysomnographie.<br />

Verglichen mit den<br />

Einzelextrakten erzielt man auch mit<br />

<strong>der</strong> Kombination vergleichbare Ergebnisse<br />

bei gesunden Probanden und<br />

bei Patienten mit Schlafstörungen.<br />

SCHELLENBERG und PIETZKO registrierten<br />

an gesunden Probanden das<br />

quantifizierte Pharmako-EEG nach<br />

Applikation einer Baldrian-Hopfen-<br />

Kombination. Sie beobachteten zwei<br />

Stunden nach Einnahme eine Abnahme<br />

<strong>der</strong> spektralen Leistungsdichte<br />

in den Alpha-1- und Alpha-2-Frequenzbanden.<br />

Ein Einfluß auf das<br />

695<br />

Konzentrations- und Leistungsvermögen<br />

war nicht festzustellen.<br />

SCHELLENBERG stellte auch bei<br />

Patienten mit psychovegetativen Störungen,<br />

die im EEG Zeichen einer<br />

zentralen Hyperreaktivität aufwiesen,<br />

unter Therapie Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Leistungsdichte im Alpha-Frequenzbereich<br />

fest. Nach 14tägiger Applikation<br />

waren diese Verän<strong>der</strong>ungen<br />

deutlich ausgeprägt. Die an den Patienten<br />

erhobenen Angst- und Depressionsindizes<br />

nahmen ab.<br />

FÜSSEL und WOLF beobachteten im<br />

Schlaflabor bei Patienten mit Insomnien<br />

während <strong>der</strong> 14tägigen Verabreichung<br />

einer Baldrian-Hopfen-<br />

Kombination eine Verkürzung <strong>der</strong><br />

Einschlafzeit und <strong>der</strong> REM-Schlaf-<br />

Abb. 2: Humulus lupulus L. Arzneiliche Verwendung<br />

finden die bitteren „Hopfenzapfen“.<br />

latenz sowie eine Zunahme <strong>der</strong><br />

Schlafdauer und <strong>der</strong> Tiefschlafanteile.<br />

In einer Anwendungsbeobachtung<br />

an 3447 Patienten mit nicht näher differenzierten<br />

Schlafstörungen prüften<br />

LATASTER und BRATTSTRÖM die Wirkung<br />

<strong>der</strong> Baldrian-Hopfen-Kombination<br />

auf die Häufigkeit des nächtlichen<br />

Erwachens und die morgendliche<br />

subjektive Befindlichkeit. Bei etwa<br />

50 % <strong>der</strong> Patienten bestanden die<br />

Beschwerden bereits länger als vier<br />

Wochen und waren häufig mit Benzodiazepinen,<br />

Barbituraten, Neuroleptika,<br />

Antidepressiva und auch Phytopharmaka<br />

vorbehandelt. Der Anteil<br />

<strong>der</strong> Patienten ohne o<strong>der</strong> mit nur ein-


maligem nächtlichen Erwachen stieg<br />

von 25 auf 75 % an. Die Patienten<br />

fühlten sich am Morgen ausgeruht und<br />

leistungsfähig. Die Erfolgsquote umfaßte<br />

auch vorbehandelte Patienten.<br />

Mit entsprechen<strong>der</strong> Vorsicht ließe<br />

sich daraus folgern, daß <strong>der</strong> Ersatz<br />

chemisch-synthetischer Präparate<br />

durch Phytopharmaka auch während<br />

einer laufenden medikamentösen<br />

Behandlung durchaus möglich ist.<br />

Abb. 3: Valeriana officinalis L. Der Wurzelstock enthält<br />

u.a. Sesquiterpene und ätherisches Öl mit charakteristischem<br />

Geruch.<br />

Beachtenswert sind die ersten<br />

Ergebnisse einer Anwendungsbeobachtung<br />

(WEGENER 1997) mit einer<br />

Hopfen-Baldrian-Kombination, einem<br />

Fertigarzneimittel, das bereits bei Einmalapplikation<br />

eines Dragees die in<br />

<strong>der</strong> Monographie <strong>der</strong> Kommission E<br />

festgelegte Tagesdosis bereitstellt.*<br />

Ziel dieser Studie war die Dokumentation<br />

und Auswertung von Therapieergebnissen<br />

<strong>der</strong> unbeeinflußten therapeutischen<br />

Intervention bei Patienten<br />

mit Schlafstörungen und Unruhezuständen<br />

in <strong>der</strong> allgemeinärztlichen<br />

Praxis. Erste Ergebnisse beruhen auf<br />

<strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Daten von 100<br />

therapierten Patienten.<br />

Die durchschnittliche Anwendungsdauer<br />

betrug 23 Tage. Charak-<br />

* Selon ® , Sertürner. – Ein Dragee enthält:<br />

225 mg Wurzelextrakt aus europäischem<br />

Baldrian (Valeriana officinalis) 6,7:1, entsprechend<br />

1507 mg Baldrianwurzel, und 30<br />

mg Hopfenzapfenextrakt (Humulus lupulus)<br />

12,3:1, entsprechend 369 mg Hopfenzapfen.<br />

Titelthema<br />

teristisch <strong>für</strong> Phytopharmaka war die<br />

Beobachtung erster Effekte nach 5<br />

Tagen (gemittelt). Am Ende <strong>der</strong> Beobachtungsphase<br />

reduzierte sich bei<br />

Patienten mit Schlafstörungen die Beschwerdesymptomatik<br />

<strong>für</strong> die Symptome<br />

„gestörtes Einschlafen“ und<br />

„gestörtes Wie<strong>der</strong>einschlafen“ um ca.<br />

60 % gegenüber den Ausgangswerten.<br />

Bei Patienten mit psychovegetativen<br />

Beschwerden verbesserten sich die<br />

Symptome Nervosität,<br />

Herzklopfen und Reizbarkeit<br />

im Bereich zwischen<br />

50 und 60 %. Auch<br />

Allgemeinbefinden und<br />

Leistungsfähigkeit wurden<br />

in dieser Größenordnung<br />

verbessert.<br />

Die globale Abschlußbewertung<br />

ergab <strong>für</strong> ca. 90<br />

% <strong>der</strong> Patienten eine ausgezeichnete<br />

o<strong>der</strong> gute Bewertung<br />

<strong>der</strong> Wirksamkeit<br />

sowie das Urteil einer ausgezeichneten<br />

o<strong>der</strong> guten<br />

Verträglichkeit. Unerwünschte<br />

Ereignisse wurden<br />

zum gegenwärtigen<br />

Stand <strong>der</strong> Untersuchung nicht berichtet.<br />

Bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />

von Baldrian-Hopfen-Kombinationen<br />

sollten auch die Ergebnisse<br />

weiterer baldrianhaltiger Phytopharmaka<br />

herangezogen werden.<br />

In einer Anwendungsbeobachtung<br />

<strong>für</strong> ein pflanzliches Kombinationspräparat<br />

auf <strong>der</strong> Basis von Baldrian<br />

und Passionsblume beurteilte MOLLEN-<br />

HAUER die Effekte auf das Schlafverhalten<br />

von 70 Patienten mit nicht näher<br />

klassifizierten Schlafstörungen<br />

mittels skalierter Symptom- und Befun<strong>der</strong>hebung<br />

sowie globaler Beurteilung.<br />

Die Patienten waren zu 61 %<br />

mit an<strong>der</strong>en Hypnotika vorbehandelt.<br />

Die tägliche Einnahme <strong>der</strong> Valeriana-<br />

/Passiflora-Kombination bewirkte<br />

nach einer mittleren Einnahmedauer<br />

von 11 Tagen eine Verbesserung des<br />

gestörten Ein- und Durchschlafens sowie<br />

eine Erleichterung des Wie<strong>der</strong>einschlafens.<br />

Tendenziell war die<br />

696<br />

Schlaflatenz verkürzt und die Zahl<br />

nächtlicher Aufwachphasen reduziert.<br />

Die Patienten fühlten sich unter <strong>der</strong><br />

Behandlung ausgeruht und erfrischt.<br />

Arzt und Patienten beurteilten die globale<br />

Wirksamkeit gleichermaßen gut<br />

(86 vs. 87 %). Auch in dieser Untersuchung<br />

war eine Wirksamkeit des<br />

Phytotherapeutikums nach Vorbehandlung<br />

mit chemisch-synthetischen<br />

Mitteln festzustellen.<br />

Ähnlich gute Ergebnisse erzielten<br />

WEYERS und PERIAT mit einem Baldrian-Passionsblumen-Kombinationspräparat<br />

an 182 Patienten mit leichten<br />

bis mittelschweren Schlafstörungen.<br />

Über 80 % <strong>der</strong> Patienten gaben eine<br />

deutliche Besserung an. Die Wirkung<br />

einer solchen Kombination läßt sich<br />

auch mit elektroenzephalographischen<br />

Methoden erfassen: SCHELLENBERG et<br />

al. fanden bei Patienten mit psychovegetativen<br />

Störungen, leichter depressiver<br />

Verstimmung und nervös bedingten<br />

Einschlafstörungen unter einer<br />

sechswöchigen Behandlung Verän<strong>der</strong>ungen<br />

im Alpha-Frequenzbereich<br />

und somit eine Abnahme <strong>der</strong><br />

zentralen Hyperreaktivität, begleitet<br />

von einer subjektiv ermittelten Abnahme<br />

<strong>der</strong> Angst- und Depressionsindizes.<br />

LINDAHL und LINDWALL prüften<br />

bei 27 Patienten mit Schlafstörungen<br />

eine Kombination aus Baldrianwurzel,<br />

Hopfenzapfen und Melissenkraut<br />

im Doppelblindversuch gegen<br />

Plazebo. 78 % <strong>der</strong> Patienten gaben<br />

nach Einnahme des Phytotherapeutikums<br />

einen perfekten o<strong>der</strong> deutlich<br />

gebesserten Schlaf an.<br />

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen<br />

von Baldrian,<br />

Hopfen und ihrer<br />

Kombination<br />

Trotz jahrzehntelanger Anwendungserfahrung<br />

<strong>für</strong> Baldrian- und Hopfenextrakte<br />

findet sich in <strong>der</strong> Fachliteratur<br />

keinerlei Hinweis auf unerwünschte<br />

Arzneimittelwirkungen.<br />

Vielmehr sind dort wie<strong>der</strong>holt die<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


Vorteile pflanzlicher Sedativa gegenüber<br />

chemisch-synthetischen Präparaten<br />

herausgestellt. Toleranz- und<br />

Kumulationsphänomene, psychische<br />

und physische Abhängigkeiten und<br />

Wechselwirkungen mit an<strong>der</strong>en Arzneimitteln<br />

treten nach <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen<br />

Datenlage bei Baldrian und Hopfen<br />

nicht auf. SCHELLENBERG et al. sowie<br />

an<strong>der</strong>e Autoren wiesen explizit auf die<br />

Nebenwirkungsfreiheit <strong>der</strong> von ihnen<br />

geprüften Phytopharmaka hin.<br />

Gelegentlich findet sich eine Warnung<br />

vor <strong>der</strong> gleichzeitigen Einnahme<br />

von Ethylalkohol. FAUST weist darauf<br />

hin, daß „Phytopharmaka mit schlafför<strong>der</strong>n<strong>der</strong><br />

Wirkung je nach individueller<br />

Disposition das Reaktionsvermögen<br />

soweit verän<strong>der</strong>n, daß die<br />

Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am<br />

Straßenverkehr o<strong>der</strong> zum Bedienen<br />

von Maschinen beeinträchtigt werden<br />

kann“. Dies gelte in verstärktem Maß<br />

im Zusammenwirken mit Alkohol.<br />

Neuere Untersuchungen wi<strong>der</strong>legen<br />

jedoch die postulierte Beeinflussung<br />

<strong>der</strong> Vigilanz: KAMMERER et al.<br />

untersuchten in einer randomisierten,<br />

plazebokontrollierten Doppelblindstudie<br />

an gesunden Probanden unter<br />

an<strong>der</strong>em auch den Parameter Alkohol<br />

auf die Wirkung einer Baldrian-<br />

Hopfen-Kombination. Über einen<br />

Medikationszeitraum von 21 Tagen<br />

führten die Autoren psychometrische<br />

Leistungstests durch. In die Messung<br />

gingen sicherheitsrelevante leistungsbestimmende<br />

Parameter wie Reaktionssicherheit<br />

und -schnelligkeit, optische<br />

Orientierung, Dauerkonzentrationsfähigkeit<br />

und motorische Koordination<br />

ein. Auch nach wie<strong>der</strong>holter<br />

Applikation des Phytotherapeutikums<br />

waren Streßtoleranz und Vigilanz unter<br />

„Monotoniebedingungen“ verbessert.<br />

Hang-over-Effekte, wie sie bei<br />

einigen Hypnotika zu beobachten<br />

sind, ließen sich somit ausschließen.<br />

Bei <strong>der</strong> letzten Applikation wurde<br />

schließlich die Kombination des<br />

Phytosedativums mit Ethylalkohol<br />

(Blutalkoholkonzentration 0,5 ‰) geprüft.<br />

Eine Verstärkung <strong>der</strong> Ethanoleffekte<br />

war dabei nicht festzustellen.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Titelthema<br />

In einer Anwendungsbeobachtung<br />

an 3447 Patienten registrierten<br />

LATASTER und BRATTSTRÖM nach fünfwöchiger<br />

täglicher Verabreichung einer<br />

Hopfen-Baldrian-Kombination in<br />

nur 19 Fällen (0,6 %) unerwünschte<br />

Arzneimittelwirkungen. Keine dieser<br />

UAWs war gravierend o<strong>der</strong> bedurfte<br />

einer therapeutischen Intervention.<br />

VORBACH und ARNOLD geben als<br />

Ergebnis ihrer Untersuchung eine<br />

Nebenwirkungsrate von 3,3 % (2 Fälle<br />

von 61) an, identisch mit <strong>der</strong> Größenordnung<br />

in <strong>der</strong> Plazebogruppe (3,3 %,<br />

entsprechend 2 Fälle von 60).<br />

Auch bei monographiekonformer<br />

Hochdosierung fand WEGENER, wie<br />

bereits oben dargestellt, eine ausgezeichnete<br />

Verträglichkeit <strong>der</strong> Kombination<br />

von Trockenextrakten aus<br />

Hopfenzapfen und Baldrianwurzel.<br />

Zusammenfassung und<br />

Wertung<br />

Angesichts <strong>der</strong> Häufigkeit von Schlafstörungen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e funktionellen<br />

Insomnien in hochentwickelten Industrielän<strong>der</strong>n<br />

ist <strong>der</strong> Wunsch des verordnenden<br />

Arztes und des Patienten<br />

nach wirksamen und zugleich risikoarmen<br />

schlafför<strong>der</strong>nden bzw. schlafvermittelnden<br />

Präparaten mehr als<br />

verständlich.<br />

In <strong>der</strong> medikamentösen Behandlung<br />

von Schlafstörungen gelten Phytotherapeutika<br />

als risikoarm. Die<br />

Nachteile chemisch-synthetischer Präparate,<br />

wie Toleranz- und Abhängigkeitsphänomene,<br />

narkotische Effekte<br />

in hoher Dosierung, Beeinflussung<br />

des REM-Schlafes und <strong>der</strong> Schlafarchitektur,<br />

morgendliche Hang-over-<br />

Phänomene und Rebound-Insomnien,<br />

sind <strong>für</strong> Phytosedativa unbekannt. Sie<br />

besitzen ein geringes Interaktionspotential<br />

– nicht unwesentlich angesichts<br />

<strong>der</strong> Zunahme von Schlafstörungen<br />

multimorbi<strong>der</strong> Patienten höheren<br />

Lebensalters.<br />

Zweifel bestanden und bestehen<br />

jedoch an ihrer Effizienz. Mit mo<strong>der</strong>nen<br />

wissenschaftlichen Methoden ge-<br />

697<br />

wonnenes Erkenntnismaterial aus tierexperimentellen<br />

Untersuchungen und<br />

kontrollierten klinischen Studien belegt<br />

demgegenüber die Wirksamkeit<br />

bei ausreichen<strong>der</strong> Dosierung. Vorteilhaft<br />

ist ferner, daß sich mit <strong>der</strong> Applikation<br />

von Baldrian und Hopfen tagsüber<br />

nervöse Unruhezustände ohne<br />

nennenswerte Vigilanzbeeinträchtigung<br />

erfolgreich therapieren lassen.<br />

Dies reduziert emotionale Belastungen<br />

und schafft eine günstige Ausgangssituation<br />

<strong>für</strong> den Wirkungseintritt<br />

<strong>der</strong> vor dem Zubettgehen applizierten<br />

Dosis.<br />

Untersuchungen zum zellulär-molekularen<br />

Angriffspunkt lassen Interaktionen<br />

mit inhibitorischen Transmittersystemen<br />

im Gehirn als vermutlichen<br />

Wirkmechanismus erscheinen.<br />

Zu beachten ist die ausreichende<br />

Dosierung, die mit einigen Präparaten<br />

komfortabel mit einem Dragee erreicht<br />

werden kann. Die Wirkung <strong>der</strong><br />

Arzneipflanzen Hopfen und Baldrian<br />

wurde sowohl mit Methoden subjektiver<br />

Beurteilung als auch mittels mo<strong>der</strong>ner<br />

Polysomnographie bei Probanden<br />

und schlafgestörten Patienten<br />

nachgewiesen. Hochdosierte Baldrian-Hopfen-Kombinationen<br />

stellen<br />

daher nicht nur eine Alternative zu<br />

chemisch-synthetischen Mitteln dar,<br />

son<strong>der</strong>n sollten vielmehr als erste<br />

Wahl in Betracht gezogen werden.<br />

Literatur beim Verfasser<br />

Dr. rer. nat. Mathias Schmidt<br />

Im Westfeld 29<br />

33428 Greffen<br />

Dr. med. Edgar Kammerer


Zusammenfassung<br />

Summary<br />

Resumen<br />

Originalarbeit<br />

Psychoneuroimmunologie – Interdisziplinäre<br />

Wissenschaft zwischen Immunologie,<br />

Neurobiologie und Endokrinologie<br />

H. J. Koch, C. Raschka, W. Banzer<br />

Neuronen und Immunzellen sind nicht nur phylogenetisch eng verwandt,<br />

mittlerweile gibt es auch eine Vielzahl von Belegen <strong>für</strong> eine unmittelbaren<br />

physiologischen Wechselwirkung zwischen den beiden Zellsystemen.<br />

Psychische, neuronale und hormonelle Verän<strong>der</strong>ungen im Körper haben<br />

eine Wirkung auf den Immunstatus. Umgekehrt können aber auch<br />

Immunzellen Einfluß auf das Zentralnervensystem nehmen. Wird zum<br />

Beispiel das Immunsystem aktiviert, steigt die Aktivität ventromedialer<br />

Neurone des Hypothalamus. Die Umsetzung <strong>der</strong> Psychoneuroimmunologie<br />

in <strong>der</strong> Praxis ist bislang allerdings nur in Ansätzen möglich.<br />

Schlüsselwörter: Psychoneuroimmunologie, Immunsystem, Zentralnervensystem<br />

Neurons and immune cells are not only closely related in a phylogenetic<br />

sense, there is now also consi<strong>der</strong>able evidence of a direct physiological<br />

interaction between the two cellular systems. Psychological, neuronal and<br />

hormonal changes in the body all have an effect on immune status. On<br />

the other hand, immune cells can also influence the central nervous system.<br />

For example, if the immune system is activated, the activity of ventromedial<br />

neurons in the hypothalamus increases. Applications of psychoneuroimmunological<br />

knowledge in medical practice are, however, just beginning<br />

to emerge.<br />

Key words: Psychoneuroimmunology, immune system, central nervous<br />

system<br />

Los neuronas y las células inmunocompetentes no sólo son filogénicamente<br />

muy afines, sino que mientras tanto existe gran cantidad de pruebas<br />

para una acción recíproca inmediata entre los dos sistemas de células.<br />

Las modificaciones psí-quicas, neuronales y hormonales en el cuerpo<br />

tienen una repercusión sobre el estado de inmunidad. A la inve rsa, las<br />

células inmunocompetentes pueden también influir en el sis-tema nervioso<br />

central. Cuando se activa, por ejemplo, el sistema de inmunidad, aumenta<br />

la actividad de las neuronas ventromediales del hipotálamo. Hasta<br />

la fecha, sin embargo, la puesta de la psiconeuroinmunología es posibl e<br />

sólo de modo naciente.<br />

Términos claves: Psiconeuroinmunología, sistema de inmunidad, sistema<br />

nervioso central<br />

698<br />

Einfluß des ZNS auf das<br />

Immunsystem<br />

Das Nervensystem und das Immunsystem<br />

können sowohl über neurale<br />

Verbindungen als auch über hormonale<br />

Signale kommunizieren. Erstere<br />

Wechselwirkung ist über die sympathische<br />

noradrenerge Innervierung<br />

von Lymphknoten möglich. Darüber<br />

hinaus bestehen pepti<strong>der</strong>ge Afferenzen<br />

<strong>für</strong> immunologisch wichtige<br />

Organe wie Milz, Thymus, Knochenmark<br />

o<strong>der</strong> lokale lymphatische Gewebe.<br />

Die neuroendokrine Wechselwirkung<br />

wird vor allem von <strong>der</strong><br />

Hypophyse gesteuert, wobei dem<br />

Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden<br />

(HHN)-System eine<br />

wesentliche Bedeutung zukommt.<br />

Immunologische Gewebe und Zellen<br />

besitzen entsprechende Rezeptoren,<br />

um mit Neurotransmittern und<br />

Hormonen zu interagieren. In <strong>der</strong><br />

Tabelle 1 sind in einer Übersicht -<br />

Immunzellen mit dazugehörigen<br />

Rezeptoren zusammengestellt, die bis<br />

heute experimentell nachgewiesen<br />

wurden. Lymphozyten im Thymus<br />

können über Beta-Rezeptoren (Neurotransmitter:<br />

Noradrenalin) Thymozyten<br />

hemmen und erleichtern auf<br />

diese Weise die Bildung von Oberflächenantigenen.<br />

Generell för<strong>der</strong>t Noradrenalin<br />

über spezifische Rezeptoren<br />

die IgM-Antwort, die experimentell<br />

durch Beta-Blocker gehemmt werden<br />

kann. Desweiteren wurde im Tierversuch<br />

gezeigt, daß eine Sympathektomie<br />

die Immunantwort hemmt<br />

und die allergische Spätreaktion vermin<strong>der</strong>t.<br />

An<strong>der</strong>erseits wurde beobachtet,<br />

daß die Zahl <strong>der</strong> Natürlichen<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


Killerzellen (natural killer cells) nach Sympathikolyse ansteigt.<br />

Über Substanz-P-Rezeptoren wird die Migration von<br />

Lymphozyten in entzündete Gewebsbereiche erleichtert und<br />

<strong>der</strong>en Immunantwort einschließlich Chemotaxis und Antikörperproduktion<br />

verbessert (Anmerkung: Substanz-P- und<br />

Substanz-K-Rezeptoren gehören zur Gruppe <strong>der</strong> Tachykininrezeptoren<br />

und werden auch als NK1 bzw. NK2 bezeichnet).<br />

Es gibt Hinweise darauf, daß die Freisetzung von<br />

Neurotransmittern wie Substanz P die Gelenkentzündungen<br />

bei rheumatoi<strong>der</strong> Arthritis bzw. die Entzündungsreaktion bei<br />

Viruserkrankungen (z.B. Herpes zoster) mitbedingt. Läsionen<br />

im vor<strong>der</strong>en Hypothalamus (preoptische Region) verringern<br />

die Anzahl an Thymozyten und Splenozyten und supprimieren<br />

die Immunantwort. Die selektive Zerstörung <strong>der</strong><br />

linken Hemisphäre unterdrückt bei Mäusen die T-Zellfunktion,<br />

läßt aber die Funktion von Makrophagen und B-<br />

Zellen intakt.<br />

Alpha-2-Rezeptoren haben eine Bedeutung <strong>für</strong> die Antikörperproduktion.<br />

Werden sie aktiviert, werden weniger humorale<br />

Antikörper gebildet, wobei dieser Effekt mit<br />

Phentolamin blockiert werden kann. Serotonin hat in einigen<br />

Versuchen ebenfalls die humorale Immunantwort gehemmt,<br />

wobei z.T. wi<strong>der</strong>sprüchliche Ergebnisse gefunden wurden.<br />

In bezug auf das Dopamin liegen ebenfalls keine einheitlichen<br />

Befunde vor, wobei es zumindest die Lymphozytentransformation<br />

hemmen soll.<br />

Ein klassisches Beispiel <strong>für</strong> den Einfluß des ZNS auf das<br />

Immunsystem ist die Möglichkeit, Immunantworten entsprechend<br />

den Pawlowschen Konditionierungsexperimenten<br />

zu modulieren. Hierbei können im Tierexperiment bitteres<br />

Trinkwasser als bedingter Reiz und ein Immunsuppressivum<br />

(Cylophosphamid) als unbedingter Reiz fungieren. Nach<br />

entsprechenden „Lernschritten“ kann durch das Trinkwasser<br />

eine Immunsuppression hervorgerufen werden. Dieses<br />

Experiment wurde inzwischen vielfach variiert und auch im<br />

klinischen Versuch mit Adrenalin bzw. Kochsalzlösung und<br />

NKs (natural killer cells) bestätigt. Wenn auch korrespondierende<br />

klinische Befunde z.B. in <strong>der</strong> Psychoonkologie<br />

wi<strong>der</strong>sprüchlich sind, belegen diese Versuche, daß rein<br />

psychologische Faktoren das Immunsystem nachhaltig modulieren<br />

können.<br />

Wirkung von Hormonen auf das<br />

Immunsystem<br />

Prolaktin stimuliert das zelluläre und humorale Immunsystem,<br />

was sich experimentell mit dopaminantagonistisch<br />

wirkenden Substanzen (z.B. Neuroleptika) nutzen läßt. Es<br />

gibt Hinweise, daß Cyclosporin A auch vermittels Prolaktin<br />

immunsuppressiv wirkt. Lymphozyten besitzen Rezeptoren<br />

<strong>für</strong> Corticoliberin (CRF, ACTH-RH), Corticotropin (ACTH)<br />

sowie endogene Opiatanaloga (Endorphine, Enkephaline,<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Originalarbeit<br />

699<br />

Cefak<br />

Cefasel


Blutzellen-Subpopulation Rezeptor<br />

Originalarbeit<br />

Lymphozyten Opiatrezeptor<br />

Insulinrezeptor<br />

TSH-Rezeptor<br />

Calcitoninrezeptor<br />

Human-Growth-Hormone-Rezeptor<br />

Androgenrezeptor<br />

Östrogenrezeptor<br />

Acetylcholinrezeptor (Muscarin)<br />

Substanz-P-Rezeptor<br />

Vaso-Intestinal-Peptide-Rezeptor<br />

Somatostatin-Rezeptor<br />

ACTH-RH (CRF)-Rezeptor<br />

ACTH-Rezeptor<br />

Dopamin-Rezeptor<br />

Tachykininrezeptor (Substanz K)<br />

Prolaktinrezeptor<br />

Mastzellen (Basophile) Histaminrezeptor (H2)<br />

Opiatrezeptor<br />

Natural Killer Cells (NK) Betarezeptor<br />

Neutrophile Prostaglandinrezeptor (PGE, PGI)<br />

Benzodiazepinrezeptor<br />

B-Zellen Serotoninrezeptor<br />

Monozyten (Makrophagen) Opiatrezeptor<br />

Beta-Rezeptor<br />

Acetylcholinrezeptor (Muscarin)<br />

Benzodiazepinrezeptor<br />

Substanz-P-Rezeptor<br />

Vaso-Intestinal-Peptide-Rezeptor<br />

Somatostatin-Rezeptor<br />

ACTH-Rezeptor<br />

Human-Growth-Hormone-Rezeptor<br />

Leukozyten (Immunzellen) Kortikoidrezeptor<br />

Thymozyten Human-Growth-Hormone-Rezeptor<br />

Tab. 1: Experimentell nachgewiesene Rezeptoren auf immunkompetenten<br />

Zellen, über die sowohl das Nervensystem als auch<br />

das Endokrinium die Immunantwort modulieren können.<br />

siehe Tab. 1). Diese Abhängigkeit des<br />

Differentialblutbildes vom Kortisol<br />

kann man z.B. über Beziehungen zwischen<br />

den Blutzellpopulationen (Beispiel:<br />

Neutrophile) und dem zirkadianen<br />

Kortisolspiegel zeigen. Seit langem<br />

ist auch bekannt, daß Kortikoide<br />

die Zahl <strong>der</strong> Neutrophilen erhöhen<br />

und die Zahl <strong>der</strong> Lymphozyten erniedrigen.<br />

In Einklang mit dieser Erfahrung<br />

stehen Beobachtungen, daß<br />

Leukozyten bei depressiven Erkrankungen,<br />

die mit erhöhten Kortisolkonzentrationen<br />

einhergehen, im<br />

Liquor und peripher vermehrt sind.<br />

Die Gesamtwirkung <strong>der</strong> Kortikoide<br />

700<br />

auf das Immunsystem hängt von <strong>der</strong><br />

Menge und dem Zustand des Immunsystems<br />

und vor allem vom zeitlichen<br />

Ablauf <strong>der</strong> Reaktion ab. So sind sie<br />

<strong>für</strong> eine intakte Immunantwort notwendig,<br />

können auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />

aber eine überschießende Immunantwort<br />

kupieren. Chronisch erhöhte<br />

Kortisolkonzentrationen, wie sie im<br />

Rahmen von „Distress“ beobachtet<br />

werden, hemmen die Immunabwehr.<br />

Wie Kortikoide schwächen Sexualhormone<br />

die Immunantwort eher ab,<br />

während das Wachstumshormon,<br />

Insulin und die Schilddrüsenhormone<br />

die Immunantwort verstärken. Ergänzend<br />

sei erwähnt, daß das Plazebophänomen<br />

in direktem Zusammenhang<br />

mit den oben genannten endogenen<br />

Opiaten steht, da die Plazebowirkung<br />

durch Opiatantagonisten aufgehoben<br />

werden kann und <strong>der</strong> Plazeboeffekt<br />

weitere Eigenschaften <strong>der</strong><br />

Opiatwirkung zeigt (z.B. Toleranzentwicklung,<br />

zirkadiane Rhythmik).<br />

Plazebo-induzierte Analgesie spielt<br />

<strong>für</strong> die Immunreaktion auf Schmerzreize<br />

sehr wahrscheinlich eine Rolle.<br />

Wichtig ist die Tatsache, daß sich sowohl<br />

endogene Opiate als auch ACTH<br />

von Proopiomelanocortin (Präcursor)<br />

ableiten. Einige Untersuchungen deuten<br />

darauf hin, daß Opiate die humorale<br />

Abwehr hemmen.<br />

Einfluß des Immunsystems<br />

auf das Nervensystem<br />

Wird das Immunsystem aktiviert,<br />

steigt die Aktivität ventromedialer<br />

Neurone des Hypothalamus. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

virale Infekte gehen mit einer<br />

Zunahme von ACTH und Kortisolspiegeln<br />

im Blut einher. Sehr komplex<br />

sind die Wirkungen von Zytokinen auf<br />

das ZNS. In <strong>der</strong> Regel wird die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-<br />

Achse aktiviert. Diese Wirkung spiegelt<br />

sich auch in den diversen Nebenwirkungen,<br />

z.B. von Tumornekrosefaktor<br />

auf Schlaf, Körpertemperatur<br />

o<strong>der</strong> Verhalten, wie<strong>der</strong>. Zentrale Neurone<br />

besitzen z.T. auch Rezeptoren <strong>für</strong><br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


Interleukine (z.B. Interleukin 1 = Pyrogen<br />

= Lymphozyten-Aktivierungsfaktor).<br />

IL 1 steigert die Umsatzrate<br />

von Noradrenalin im ZNS und för<strong>der</strong>t<br />

die Sekretion von Corticotropin-RH<br />

(CRF) und Somatostatin. Interessant<br />

ist die Beobachtung, daß IL 1 die Zahl<br />

<strong>der</strong> Opiatbindungsstellen im ZNS erhöht.<br />

Es verän<strong>der</strong>t das Schlafprofil<br />

und das EEG. Umgekehrt weiß man<br />

heute, daß auch Zellen des ZNS<br />

(Mikroglia, Astrozyten) IL 1 sezernieren<br />

können. IL 2 (T-cell-growth-factor)<br />

steigert ähnlich wie IL 1 die Freisetzung<br />

von ACTH und Kortisol.<br />

Interferone scheinen direkt kortikale<br />

und hippokampale Neurone zu aktivieren.<br />

Aktivierte Immunzellen sind in<br />

<strong>der</strong> Lage, Neuropeptide freizusetzen,<br />

und haben damit einen direkten Einfluß<br />

auf die Nervenaktivität. In diesem<br />

Zusammenhang ist insbeson<strong>der</strong>e das<br />

Neuropeptid Y (NPY) zu nennen (Ko-<br />

Transmitter bei Katecholaminen), da<br />

Leptin („Sättigungshormon“) einen<br />

Teil seiner Wirkung über dieses Hormon<br />

vermittelt. Steigt die Leptinkonzentration,<br />

sinkt NPY und es kommt<br />

zu einer Abnahme des Energieverbrauchs<br />

bei gesteigerter Nahrungsaufnahme.<br />

Hier sind offensichtlich<br />

Querverbindungen zu Erkrankungen<br />

wie Adipositas o<strong>der</strong> Anorexie, beides<br />

Krankheiten mit somatischer und psychischer<br />

Komponente. Das Thymus-<br />

Hormon Thymosin, physiologischer<br />

Aktivator <strong>der</strong> zellulären Abwehr, bewirkt<br />

einen Anstieg von ACTH und<br />

Endorphinen und beeinflußt somit direkt<br />

das Endokrinium und indirekt das<br />

Nervensystem.<br />

Psychiatrische Krankheitsbil<strong>der</strong><br />

und Immunfunktionen<br />

Während depressiver Phasen endogener<br />

Psychosen beobachtet man eine<br />

erhöhte Zahl von Neutrophilen und im<br />

Gegensatz dazu eine verringerte Zahl<br />

an NKs (natural killer cells) und Tbzw.<br />

B-Zellen. Auffallend ist auch die<br />

Beobachtung, daß während depressi-<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Originalarbeit<br />

Zusammenhang zwischen Disstreß und<br />

Infektanfälligkeit<br />

ver Phasen die lokalen Herpesinfektionen<br />

häufiger reaktiviert werden,<br />

wobei im Vergleich zu gesunden<br />

Populationen höhere Antikörperkonzentrationen<br />

gefunden werden. Einige<br />

Untersuchungen lassen auch vermuten,<br />

daß sich depressive Erkrankungen<br />

negativ auf den Verlauf von Tumorerkrankungen<br />

auswirken. Bornaviren<br />

und das Epstein-Barr-Virus werden<br />

häufig in Zusammenhang mit Psychosen<br />

in <strong>der</strong> Literatur genannt, wobei<br />

703<br />

keine eindeutigen Aussagen möglich<br />

sind. Aktuelle Studien lassen vermuten,<br />

daß Bornaviren mit <strong>der</strong> Ausbildung<br />

von Negativsymptomen assoziiert<br />

sind (Anmerkung: Der Begriff<br />

„Negativsymptom“ steht <strong>für</strong> den Wegfall<br />

von aktiven Eigenschaften wie<br />

z.B. Sprachverarmung, Affektflachheit,<br />

sozialer Rückzug o<strong>der</strong> Konzentrationsmangel).<br />

Während Situationen, die wie<br />

Examina mit großer Belastung einher-


gehen, werden vermin<strong>der</strong>te Immunantworten<br />

von NKs (natural killer<br />

cells) beobachtet. Darüber hinaus<br />

sinkt die Zahl <strong>der</strong> T-Helfer-Zellen und<br />

die Sekretion von Interferonen. Einschneidende<br />

Lebensereignisse, die<br />

z.B. wie Scheidungen o<strong>der</strong> Naturkatastrophen<br />

mit depressiven Reaktionen<br />

assoziiert sein können, sind dadurch<br />

gekennzeichnet, daß höhere<br />

Antikörperkonzentrationen gegen<br />

Epstein-Barr-Viren, Herpesviren o<strong>der</strong><br />

Zytomegalieviren gefunden werden.<br />

Allerdings ist es <strong>der</strong>zeit nicht möglich,<br />

aus exogenem Streß und den entsprechenden<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

HHN-(Hypothalamus-Hypophysen-<br />

Nebennieren-)Achse auf bestimmte<br />

immunologische Folgen zu schließen.<br />

Therapeutische Ansätze und<br />

Ausblick<br />

Bis heute existieren nur erste Ansätze,<br />

die psychoneuroimmunologischen Zusammenhänge<br />

<strong>für</strong> die Therapie nutzbar<br />

zu machen. Sie spielen aber sicherlich<br />

nicht nur bei verschiedenen<br />

pharmakologischen Behandlungen eine<br />

Rolle, son<strong>der</strong>n könnten auch bei<br />

psychotherapeutischen Interventionen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e den Verfahren, die<br />

auf den Pawlowschen Versuchen o<strong>der</strong><br />

den Lerntheorien aufbauen, von Bedeutung<br />

sein, wobei eindeutige experimentelle<br />

Belege noch ausstehen.<br />

Neuroleptika, o<strong>der</strong> allgemeiner<br />

dopaminantagonistische Pharmaka,<br />

erhöhen die Prolaktinkonzentration,<br />

die sich günstig auf die Immunantwort<br />

auswirkt. Bevor man hierin eine thera-<br />

Originalarbeit<br />

peutische Alternative sehen kann,<br />

muß das Risiko schwerwiegen<strong>der</strong><br />

Nebenwirkungen, vor allem <strong>der</strong> Spätdyskinesien<br />

o<strong>der</strong> Agranulozytosen,<br />

gegen den potentiellen Nutzen abgewogen<br />

werden. Möglicherweise bieten<br />

die mo<strong>der</strong>nen Neuroleptika wie<br />

z.B. Olanzapin o<strong>der</strong> Risperdal hier<br />

neue Optionen. Im Gegensatz dazu<br />

können Dopaminantgonisten, z.B.<br />

Parkinsontherapeutika wie Bromocriptin,<br />

die Immunantwort hemmen<br />

und könnten bei Allergien und Autoimmunerkrankungen<br />

hilfreich sein.<br />

Lithium hat sich experimentell als<br />

Stimulans des Immunsystems erwiesen.<br />

In diesem Zusammenhang ist die<br />

Beobachtung interessant, daß Chlorpromazin<br />

in schlafinduzieren<strong>der</strong> Dosis<br />

die bakterielle Phagozytose blokkiert,<br />

also die zelluläre Immunantwort<br />

eher hemmt. Benzodiazepine können<br />

über Monozyten durch eine verbesserte<br />

Chemotaxis das Tumorwachstum<br />

im experimentellen Setting hemmen,<br />

wobei auch hier praktische Probleme<br />

wie die Abhängigkeit im Moment einer<br />

klinischen Prüfung im Wege stehen.<br />

Ähnliche Bedenken bestehen<br />

auch gegen die Anwendung von<br />

Morphin<strong>der</strong>ivaten bei überschießen<strong>der</strong><br />

humoraler Immunantwort.<br />

Wird die Substanz-P-Wirkung<br />

blockiert, vermin<strong>der</strong>n sich die Symptome<br />

von Herpes zoster o<strong>der</strong> rheumatoi<strong>der</strong><br />

Arthritis. Die selektive Modulation<br />

<strong>der</strong> Substanz-P-Freisetzung<br />

könnte therapeutisch bei entzündlichen<br />

Erkrankungen genutzt werden.<br />

Denkbar ist auch <strong>der</strong> Einsatz von<br />

Beta-Blockern, um noradrenalinvermittelte<br />

Reaktionen (z.B. auf Thymo-<br />

704<br />

zyten, IgM-Produktion) zu inhibieren.<br />

Umgekehrt würden diese Reaktionen<br />

durch Beta-Mimetika (z.B. Asthmatherapeutika<br />

wie Salbutamol) gesteigert.<br />

Sicher ist es verfrüht, die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Psychoneuroimmunologie<br />

<strong>für</strong> die praktische Therapie zu beurteilen.<br />

Zu verwirrend sind oft die Zusammenhänge<br />

und zu wi<strong>der</strong>sprüchlich<br />

ein Teil <strong>der</strong> Befunde. Erst prospektive<br />

klinische Studien können die experimentellen<br />

Befunde <strong>für</strong> die Praxis im<br />

Sinne einer „evidence-based medicine“<br />

zugänglich machen. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite ist es faszinierend, zu verfolgen<br />

und immer besser zu verstehen,<br />

wie Immunsystem, Endokrinium und<br />

Nervensystem sich gegenseitig beeinflussen.<br />

Hier liegen nicht nur Chancen<br />

<strong>für</strong> Diagnostik und Therapie, son<strong>der</strong>n<br />

auch <strong>für</strong> neue Ansätze, die Pathogenese<br />

von Erkrankungen zwischen Psyche<br />

und Soma besser zu verstehen.<br />

Für die Verfasser:<br />

Dr. mult. C. Raschka<br />

Edith-Stein-Str. 34<br />

36100 Petersberg<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


Die Psychoneuroimmunologie<br />

kann einen wichtigen<br />

Beitrag <strong>für</strong> die wissenschaftliche<br />

Begründung<br />

<strong>der</strong> Regulationstherapien<br />

leisten<br />

Kommentar zur Originalarbeit von<br />

Raschka et al. von Dr. Olaf Kuhnke<br />

Die Psychoneuroimmunologie ist in den vergangenen<br />

Jahren immer weiter in den Vor<strong>der</strong>grund getreten<br />

und Gegenstand breiten wissenschaftlichen<br />

aber auch öffentlichen Interesses geworden. Dies ist<br />

hilfreich und nützlich <strong>für</strong> die Patienten und <strong>Ärzte</strong>,<br />

untermauert diese Forschungsrichtung doch die alte<br />

Erkenntnis vom Zusammenspiel zwischen „Seele,<br />

Geist und Körper“. Eine allzu praktische Etikettierung<br />

von Beschwerden als „psychisch“ o<strong>der</strong> „psychosomatisch“<br />

wird zunehmend seltener werden müssen.<br />

RASCHKA und Mitarbeiter zeigen in dem geradezu<br />

spannenden Beitrag nicht nur eine Auswahl von Wirkmechanismen,<br />

son<strong>der</strong>n indirekt auch die Begründung<br />

<strong>für</strong> die Wirksamkeit <strong>der</strong> verschiedenen Regulationstherapien<br />

wie z.B. <strong>der</strong> Neuraltherapie, wenn auf den<br />

Anstieg <strong>der</strong> NK-Zellen nach Sympathikolyse hingewiesen<br />

wird. Aber auch <strong>Ärzte</strong>, die Organotherapeutika/potenzierte<br />

Organpräparate anwenden, werden<br />

sich durch die Ergebnisse ermutigt fühlen dürfen.<br />

Ebenso jene, die (wie HANZL) schon seit Jahren nicht<br />

nur „psychosomatische“, son<strong>der</strong>n auch „somatopsycho-somatische“<br />

Regulationen und Fehlregulationen<br />

postulieren. Die Notwendigkeit <strong>der</strong> Aktivierung<br />

des Abwehrsystems gegen virale Erreger mit<br />

Hilfe von Nosoden (wie Herpes, EBV u.a.) speziell bei<br />

Tumorpatienten ist vielen Regulationstherapeuten<br />

durch die Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Elektroakupunktur n.<br />

VOLL bekannt. Bei einer zunehmenden Zahl von <strong>Ärzte</strong>n<br />

und Zahnärzten ist hier die Unterstützung des Regelkreises<br />

„Hypothalamus-Hypophyse-Nebenniere“<br />

(nach den Erkenntnissen von BEISCH, HUF u.a.) sogar<br />

zentraler Bestandteil von Diagnostik und Therapie.<br />

Auf künftige Veröffentlichungen des Autorenteams<br />

darf man sich freuen, da dieser Wissenschaftszweig<br />

neben einer weiteren Stärkung <strong>der</strong><br />

Regulationstherapien nicht nur intellektuell Ansprechendes,<br />

son<strong>der</strong>n auch praktisch Verwertbares erbringen<br />

wird.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Originalarbeit<br />

705<br />

Cefak<br />

Cefalektin


Zusammenfassung<br />

Summary<br />

Resumen<br />

Originalarbeit<br />

Viagra o<strong>der</strong> eine Not-wendende<br />

Kultur(r)evolution im Gesundheitswesen?<br />

T. D. Petzold<br />

Ist <strong>der</strong> Behandlungswunsch <strong>der</strong> erektilen Impotenz mit Viagra eine Folge<br />

eines leistungs- und konsumorientierten Männerbildes? Durch die Behandlung<br />

mit Viagra wird möglicherweise die Gefahr chronischer Ängste<br />

und Erkrankungen erhöht. Es gilt, das medizinische Denken von <strong>der</strong> Illusion<br />

einer käuflichen „Gesundheit“ zu lösen und das statisch-materialistische<br />

Menschenbild durch ein dynamisch-systemisches und entwicklungsorientiertes<br />

zu ersetzen. Ein ganzheitlich integratives Menschenbild<br />

wird thesenhaft vorgestellt und exemplarisch zur Lösung des<br />

„Impotenzproblems“ herangezogen.<br />

Schlüsselwörter: Viagra, Impotenz, erektile Dysfunktion, Männlichkeitswahn<br />

Does the wish to be treated for erectile impotent with Viagra result from<br />

our image of a man as a performance and consumption-oriented being<br />

merely? Treatment with Viagra may even raise the risk of chronic fears<br />

and diseases. It is important that we get away from the illusory concept<br />

that medicine can offer us „health for sale“ and replace the prevalent static<br />

and materialistic image of human beings with a dynamic and systemic<br />

one, which change in awareness must be accompanied by developmentoriented<br />

thinking. A holistic and integrative human image is presented as<br />

a thesis, from which a solution to the „impotence problem“ is <strong>der</strong>ived.<br />

Key words: Viagra, impotence, erectile dysfunction, virility mania<br />

El deseo de tratamiento de la impotencia eréctil con viagra, ¿será una<br />

consecuencia de una imagen del hombre orientado de manera individualista<br />

en el rendimiento y el consumo? Mediante el tratamiento con viagra<br />

posiblemente aumentará el riesgo de temores y padecimientos crónicos.<br />

Es necesario apartar el pensamiento médico de una ilusoria „salud“ comprable<br />

y substituir la imagen estáticamente materialista de los hombres<br />

por otra que sea dinámica-sistémica y orientada en el desarrollo. En forma<br />

de tesis se presenta una imagen integral e integrativa de los hombres,<br />

a la cual se recurre a manera de ejemplo para la solución del „problema<br />

de la impotencia“.<br />

Términos claves: Viagra, impotencia, disfunción eréctil, machismo<br />

706<br />

Viagra –<br />

vorrangig ein ökonomisches,<br />

juristisches o<strong>der</strong> ein<br />

gesundheitliches Problem?<br />

Durch die bisherigen Veröffentlichungen<br />

zu diesem Thema im Deutschen<br />

<strong>Ärzte</strong>blatt könnte man <strong>der</strong> Meinung<br />

sein, es sei medizinisch wünschenswert,<br />

daß 7,5 Millionen Männer in<br />

Deutschland allwöchentlich 1-2mal<br />

die Erektionspille schlucken; dies aber<br />

– bedauerlicherweise – die finanziellen<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Krankenkassen<br />

übersteigen würde: 7,5-15 Millionen<br />

Erektionen pro Woche sind zu teuer.<br />

Vom juristischen Standpunkt aus betrachtet<br />

dürften die ökonomischen<br />

Gegebenheiten jedoch Männer nicht<br />

vom Glück erektiler „Gesundheit“<br />

ausschließen. Die GKV und ein Bundesausschuß<br />

haben nun versucht, das<br />

Problem <strong>der</strong> erektilen Impotenz administrativ<br />

zu lösen.<br />

Als Arzt wünsche ich mir allerdings<br />

eine medizinische Diskussion<br />

dieses Themas und möchte Sie – den<br />

Leser – bitten, sich einmal <strong>für</strong> kritische<br />

Fragen zu den zugrundeliegenden<br />

Annahmen unserer Medizin zu<br />

öffnen. Bitte widmen Sie Ihre Aufmerksamkeit<br />

einigen Gedanken, die<br />

als Grundlage <strong>für</strong> eine tiefer gehende<br />

Diskussion im heutigen Gesundheitswesen<br />

dienen können.<br />

THURE VON UEXKÜLL und WOLF-<br />

GANG WESIACK zitieren in ihrem Buch<br />

„Theorie <strong>der</strong> Humanmedizin“ ASVALL<br />

von <strong>der</strong> WHO: „Unter diesen Umständen<br />

ist es kein Wun<strong>der</strong>, daß man<br />

beginnt, die Durchschlagkraft des<br />

Systems unserer Gesundheit<strong>für</strong>sorge<br />

in Zweifel zu ziehen. Zweifel an <strong>der</strong><br />

Effektivität unserer medizinischen<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


Versorgung führen folgerichtig zu<br />

Zweifeln an <strong>der</strong> Rationalität <strong>der</strong><br />

Fundamente unserer Heilkunde, <strong>der</strong><br />

wissenschaftlichen Theorien und<br />

Konzepte <strong>der</strong> ärztlichen Berufe sowie<br />

<strong>der</strong> Regierungen, von denen das<br />

System <strong>der</strong> Gesundheits<strong>für</strong>sorge abhängt<br />

... Es ist dringend zu wünschen,<br />

daß alle, die mit Problemen <strong>der</strong><br />

Gesundheit befaßt sind, die Arbeit des<br />

Systems und die Annahmen und Voraussetzungen,<br />

auf denen es basiert,<br />

kritisch überprüfen.“(1)<br />

Angesichts des „Viagra-Problems“<br />

o<strong>der</strong> treffen<strong>der</strong> des „Impotenz-Pro-<br />

blems“ drängen sich zwei grundlegende<br />

Fragen auf, die sich ähnlich sind:<br />

Hat die erektile Impotenz bei 7,5<br />

Millionen deutschen Männern einen<br />

eigenen „Krankheitwert“, o<strong>der</strong> ist sie<br />

meistens ein Symptom einer dahinterliegenden<br />

an<strong>der</strong>en Erkrankung, die<br />

behandelt werden könnte bzw. müßte?<br />

Brauchen die Männer einen Steifmacher<br />

o<strong>der</strong> die Lösung an<strong>der</strong>er Probleme?<br />

Welche Bedeutung <strong>für</strong> das<br />

„Impotenzproblem“ hat das stark sexuell<br />

leistungs- und konsumorientierte<br />

Männerbild unserer Zivilisation?<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Originalarbeit<br />

Hat die monetäre Impotenz des<br />

Gesundheitswesens, die uns seit einigen<br />

Jahren bedrückt, selbst Krankheitswert,<br />

o<strong>der</strong> ist sie nur ein Symptom<br />

einer tiefer liegenden Erkrankung?<br />

Braucht also das Gesundheitswesen<br />

einen Arzt o<strong>der</strong> mehr<br />

Geld? Geht das Gesundheitswesen<br />

selbst vielleicht von einem unklaren<br />

Gesundheits- und Krankheitsbegriff<br />

und von einem unzutreffenden und<br />

ungesunden Menschenbild aus, das<br />

weitgehend materialistisch („Maschinenparadigma“)<br />

und konsumorientiert<br />

ist?<br />

> Da die Medizin es versäumt<br />

hat, ein integriertes Modell <strong>für</strong><br />

Heilen zu entwickeln, scheint die<br />

Theorie <strong>der</strong> Medizin selbst heilungsbedürftig<br />

zu sein – o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>s formuliert –, <strong>der</strong> Mangel<br />

einer medizinischen Theorie <strong>für</strong><br />

Heilen zwingt uns vor allem an<strong>der</strong>en,<br />

uns um eine Heilung <strong>der</strong><br />

Theorie <strong>der</strong> Medizin zu bemühen.<<br />

Eugen Baer (1980) nach Thure<br />

v. Uexküll u. Wolfgang Wesiack (1991)<br />

707<br />

Das Selbstwertgefühl des<br />

Mannes und seine<br />

Symptome<br />

Welches Männerbild liegt dem<br />

Wunsch zugrunde, daß alle Männer<br />

mit erektiler Dysfunktion einen Steifmacher<br />

schlucken sollen? Sind wir<br />

Männer und unser Selbstwertgefühl<br />

wirklich so stark von einer Schwellung<br />

unseres Gliedes abhängig, wie es<br />

in den Veröffentlichungen berichtet<br />

wird? Ich würde mich als Mann ziemlich<br />

armselig im wahrsten Sinne des<br />

Wortes „armselig“ fühlen, wenn Mann<br />

o<strong>der</strong> Frau meinen Wert an dem<br />

Schwellungszustand meines Gliedes<br />

messen würde. Welche Kultur setzt<br />

solche Wertmaßstäbe? Handelt es<br />

sich hierbei um eine somatisch-genitale<br />

Fixierung psychischer Probleme in<br />

großem soziokulturellem Ausmaß?<br />

Wo <strong>der</strong> Mangel an Sinnhaftigkeit des<br />

Lebens in unserer Zivilisation in einen<br />

Mangel an Schwellung des männlichen<br />

Gliedes projiziert wird? Wo die<br />

Angst, <strong>für</strong> seine Gefühle und Ansichten<br />

geradezustehen und seinen eigenen<br />

Weg zu gehen, erst dann auf-


fällt, wenn „er“ nicht mehr so stehen<br />

will? Der soziale Ursprung <strong>der</strong> Angst<br />

wird vergessen.<br />

> Problematische Normen,<br />

Werte und Mythen . . . Veröffentlichungen<br />

über „normale“<br />

Häufigkeit“ sind wichtigste und<br />

häufigste Ursachen <strong>für</strong> psychische<br />

Blockaden <strong>der</strong> Sexualität.<<br />

Steffen Friegel in Psychologie Heute<br />

(9/98)<br />

Ist ein positives Selbstwertgefühl<br />

nicht vielmehr verbunden mit Liebe,<br />

mit positiver psychosozialer und soziokultureller<br />

Rückmeldung und Integration?<br />

Sinnlichkeit und Sexualität<br />

sind ein Schauplatz und Ausdruck <strong>für</strong><br />

zwischenmenschliche Beziehungen.<br />

Wo die Liebe ein gutes Selbstwertgefühl<br />

keimen läßt, da kann auch sexuelle<br />

Potenz wachsen.<br />

Für einen großen Teil dieser 7,5<br />

Millionen Männer gilt wahrscheinlich,<br />

daß ihre erektile Dysfunktion eine<br />

ganz gesunde Reaktion (wie etwa<br />

ein Streik) ihrer Genitalien ist, die nur<br />

deshalb „krank“ erscheint, weil <strong>der</strong><br />

Anspruch an die sexuelle Leistungsfähigkeit<br />

zu hoch ist und/o<strong>der</strong> ohne<br />

den sozialen Beziehungskontext betrachtet<br />

wird.<br />

Das Symptom als<br />

Warnlampe<br />

Bei wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en ist ein psychoanalytisches<br />

Verständnis angebracht. Bei<br />

ihnen erscheint die erektile Dysfunktion<br />

als eine psychovegetative<br />

Reaktion, welche aus den inneren<br />

Beziehungsmustern versteh- und einfühlbar<br />

wird. Diese Beziehungsmuster<br />

sind meist in <strong>der</strong> frühen Kindheit, z.B.<br />

zwischen Sohn und Mutter entstanden.<br />

Das Symptom <strong>der</strong> erektilen Impotenz<br />

ist nicht Ursache, son<strong>der</strong>n Ausdruck<br />

eines mangelnden Selbstwertgefühls<br />

und hat im Zusammenhang<br />

des Entwicklungsprozesses die Bedeutung<br />

des roten Warnlämpchens,<br />

Originalarbeit<br />

wie es in technischen kybernetischen<br />

Anlagen üblich ist, wenn eine Funktion<br />

eingeschränkt ist, nicht mehr genug<br />

Öl im Motor ist o.ä.<br />

Die <strong>Ärzte</strong>, die das Symptom beseitigen,<br />

gleichen Monteuren, die das rote<br />

Lämpchen ausschalten, ohne die<br />

Ursache <strong>für</strong> dessen Aufleuchten zu reparieren.<br />

Eine Chronifizierung <strong>der</strong><br />

Störung ist das Resultat. Ähnlich wie<br />

bei an<strong>der</strong>en Behandlungsmethoden,<br />

wo das Symptom (die Warnlampe!)<br />

ausgeschaltet wird, ohne nach dessen<br />

Bedeutung <strong>für</strong> die Entwicklung des<br />

Menschen zu fragen (z.B. in <strong>der</strong><br />

Schmerztherapie, medikamentösen<br />

Angsttherapie u.a.m.).<br />

Ist Gesundheit käuflich?<br />

Die herrschende Medizin geht offenbar<br />

– meist unausgesprochen – davon<br />

aus, daß Gesundheit käuflich ist. Wie<br />

(fast) alles in unserer zivilisierten Gesellschaft.<br />

Schließlich sind viele z.T.<br />

lebensrettende Mittel bzw. Eingriffe<br />

wie Antibiotika, Antidiabetika,<br />

Schilddrüsenhormone, chirurgische<br />

und intensivmedizinische Eingriffe<br />

käuflich. Im Vergleich mit den armen<br />

Län<strong>der</strong>n und <strong>der</strong> Zeit vor dem Weltkrieg<br />

war und ist diese durch die<br />

Konzentration des Kapitals mögliche<br />

und käufliche Medizin die Lösung<br />

vieler medizinischer Probleme.<br />

> Begriffe wie Gesundheit sind<br />

Idealbegriffe, die den Weg zu einem<br />

Ziel weisen. Das Ziel selbst<br />

kann nie vollständig erreicht<br />

werden.<<br />

Uexküll u. Wesiack (1991) S. 611<br />

Aber: Wenn Gesundheit käuflich<br />

ist, kann ein Gesundheitssystem nie<br />

genug Geld haben, denn Gesundheit<br />

ist gleichzeitig ein Idealzustand, den<br />

kein Mensch in seinem Leben vollkommen<br />

erreichen kann (3). An dieser<br />

Dualität zwischen Ideal und materieller<br />

Realität hat sich die Krise des Gesundheitssystems<br />

entwickelt. Es hat<br />

einerseits das Ideal, allen Menschen<br />

708<br />

Gesundheit zu bringen, und an<strong>der</strong>erseits<br />

die Überzeugung, daß dies durch<br />

käufliche Gaben zu erreichen ist. Das,<br />

was seit ca. 100 Jahren als Lösung <strong>für</strong><br />

die medizinischen Probleme galt, ist<br />

heute zum Problem <strong>für</strong> die Medizin<br />

geworden: Die Pillen <strong>für</strong> alles und jedes,<br />

die technische Lebensverlängerung<br />

u.a.m. Die materialistisch – als<br />

„wissenschaftlich“ deklariert (4) –<br />

ausgerichtete Medizin ist an ihre<br />

Grenzen gestoßen und selbst zum<br />

Gesundheitsproblem geworden.<br />

Wenn die Lösung zum<br />

Problem geworden ist . . .<br />

Heute erscheint sicher: Die Lösung<br />

dieser Krise des Gesundheitssystems<br />

ist nicht käuflich. Und nicht auf<br />

Rezept erhältlich. Die Lösung bedarf<br />

<strong>der</strong> Mitarbeit aller gutwilligen Beteiligten.<br />

Ein Umdenken, ein Lösen von <strong>der</strong><br />

alten Lösung, <strong>der</strong> käuflichen, erscheint<br />

jetzt not-wendig. Dazu müssen<br />

wir uns ehrliche Antworten auf<br />

kritische Fragen geben: War es wirklich<br />

Gesundheit, die gekauft werden<br />

konnte? O<strong>der</strong> waren es (evtl. wichtige)<br />

Hilfsmittel und Lebensverlängerung,<br />

Schmerzfreiheit, Bewußtlosigkeit<br />

von Angst und Traurigkeit, Abhängigkeiten<br />

und Süchte, die man<br />

kaufen konnte? Waren es auf <strong>der</strong> einen<br />

Seite Lebenserleichterungen und auf<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite (oft unerwünschte)<br />

Lebensverlängerungen, die käuflich<br />

waren?<br />

Noch keine Genesung ist eingetreten<br />

ohne die selbstheilenden Kräfte<br />

<strong>der</strong> Selbstorganisation des Menschen<br />

– und diese sind nicht käuflich. Nicht<br />

die kleinste chirurgisch versorgte<br />

Wunde würde ohne diese Selbstheilungskräfte<br />

heilen. Heute entpuppt<br />

sich <strong>der</strong> Glaube an eine käufliche<br />

Gesundheit als fataler Aberglaube <strong>der</strong><br />

materialistischen Wissenschaft.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


Die Anerkennung <strong>der</strong> inneren<br />

Selbstheilungskräfte ist heilsam<br />

und wissenschaftlich<br />

begründet.<<br />

Das medizinisch-wissenschaftliche<br />

Paradigma einer im Materiellen<br />

liegenden Ursache ist noch fixer<br />

Bestandteil unserer Kultur und damit<br />

des Denkens <strong>der</strong> meisten Menschen.<br />

Wenn die Ursache immer im Materiellen<br />

liegen muß, muß folgerichtig<br />

auch eine ursächliche Behandlung<br />

materiell sein. Und diese ist in Geld<br />

abzuwägen. Dieses Denken erweist<br />

sich in <strong>der</strong> ärztlichen Praxis zunehmend<br />

als Therapiehin<strong>der</strong>nis, z.B.<br />

wenn Patienten auf den Konsum von<br />

(meist materiellen) Leistungen fixiert<br />

sind und nicht ihre ungesunden<br />

Lebensgewohnheiten umstellen. Das<br />

materialistische Konsumparadigma<br />

erweist sich als Hin<strong>der</strong>nis auf dem<br />

Weg zu einem gesunden Leben in gesunden<br />

Beziehungen. So ist <strong>der</strong> neuzeitliche<br />

materialistische Lösungsansatz<br />

<strong>der</strong> Gesundheitsprobleme heute<br />

zum Problem <strong>der</strong> Gesundheit geworden.<br />

„Alles Leben ist Problemlösen“<br />

(5) o<strong>der</strong>:<br />

Das Problem ist die suboptimale<br />

Lösung<br />

Es soll nicht vergessen sein, daß die<br />

mo<strong>der</strong>ne Schulmedizin in <strong>der</strong> Notfallund<br />

Intensivmedizin, in <strong>der</strong> Chirurgie<br />

und auch vielen an<strong>der</strong>en Disziplinen<br />

erstaunliche Dinge leistet, auf die wir<br />

heute nicht verzichten mögen und die<br />

uns eine Sicherheit geben, neue Wege<br />

zu gehen. So kann ich im Praxisalltag<br />

z.B. in aller Ruhe bei vielen Infekten<br />

abwarten, ob <strong>der</strong> Organismus die Heilung<br />

selber schafft, weil ich weiß, daß<br />

ich <strong>für</strong> den Notfall noch potente Antibiotika<br />

habe.<br />

Viele wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

bilden ein Teil <strong>der</strong> Basis <strong>für</strong> unsere<br />

neuen Gedanken. Wir müssen<br />

feststellen, daß die heutige Medizin<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Originalarbeit<br />

noch nicht die optimale Lösung ist.<br />

Suchterkrankungen, nicht selten iatrogen<br />

mit Psychopharmaka produziert,<br />

und chronische Erkrankungen nahmen<br />

immer mehr zu, insbeson<strong>der</strong>e noch<br />

degenerative, allergische und autoaggressive<br />

Erkankungen. Besteht ein<br />

Zusammenhang zwischen den soziokulturellen<br />

Bedingungen, zu denen<br />

auch die Schulmedizin gehört, und<br />

dem vermehrten Auftreten dieser Erkrankungen?<br />

Womöglich auf einer höheren<br />

Ebene <strong>der</strong> sozialen Organisation,<br />

nämlich im herrschenden Weltund<br />

Menschenbild?<br />

Es geht mir hier und jetzt darum,<br />

eine Möglichkeit aufzuzeigen, wie die<br />

Medizin diese Probleme zu einer optimalen<br />

Lösung führen kann, wenn sie<br />

ein gesundes Menschenbild entwickelt<br />

und die Kultur damit befruchtet.<br />

Angst vor dem Leben und<br />

Sterben<br />

In <strong>der</strong> Schulmedizin herrscht ein weitgehend<br />

statisches Menschenbild, wo<br />

<strong>der</strong> Mensch bzw. das Behandlungsziel<br />

<strong>der</strong> Mediziner in Maßeinheiten normiert<br />

ist. Wenn z.B. die Laborwerte<br />

eines Menschen wie<strong>der</strong> normal sind<br />

(o<strong>der</strong> ein Mann ein- o<strong>der</strong> zweimal die<br />

Woche beischläft), wird dieser als gesund<br />

bezeichnet. Der Mensch wird reduziert<br />

auf seine physische Funktion.<br />

UEXKÜLL und WESIACK nennen es das<br />

„Maschinenbild“ des Menschen. Es<br />

ist verbunden mit einer Angst vor einem<br />

unberechenbar innerlich bewegten<br />

Leben, einer Lebendigkeit, die das<br />

Risiko des Sterbens mit einschließt.<br />

Die innere Bewegtheit „E-motion“,<br />

die Gefühlswelt, eine Seele o<strong>der</strong> ein<br />

Geist und eine innere Entwicklung haben<br />

ähnlich wie <strong>der</strong> Tod keinen eigenständigen<br />

Platz im Menschenbild <strong>der</strong><br />

Medizin dieses Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Die mo<strong>der</strong>nsten wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse <strong>der</strong> Psychoneuroimmunologie<br />

und -endokrinologie haben<br />

die Wirksamkeit unsichtbarer<br />

komplexer Beziehungen zwischen den<br />

Menschen und den Menschen zu ihrer<br />

709<br />

Umwelt auf seinen Organismus festgestellt.<br />

Diese Erkenntnisse (wie auch<br />

viele an<strong>der</strong>e) <strong>der</strong> psychosomatischen<br />

Medizin erfor<strong>der</strong>n jetzt ein Menschenbild,<br />

das „biologische, psychosoziale<br />

und kulturelle Konzepte integriert,<br />

denn menschliche Wirklichkeit<br />

besteht aus verschiedenartigen, interdependenten<br />

Bereichen.“ (6)<br />

Ein neues Verständnis vom<br />

Menschen<br />

Die mo<strong>der</strong>nen Wissenschaftszweige<br />

<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Physik, Kybernetik,<br />

Systemtheorie, Evolutionstheorie,<br />

Chaostheorie und Psychoneuroimmunologie<br />

und -endokrinologie geben<br />

uns die naturwissenschaftlichen Vorstellungen<br />

und Begriffe, mit denen wir<br />

ein neues Menschenbild wissenschaftlich<br />

beschreiben können. Die Erfahrungen<br />

mo<strong>der</strong>ner ganzheitlicher Therapieansätze<br />

wie z.B. <strong>der</strong> von DEAN<br />

ORNISH in <strong>der</strong> Herztherapie und verschiedener<br />

psychotherapeutischer<br />

Verfahren geben uns die therapeutische<br />

Praxis, die zusätzlich zur Schulmedizin<br />

und an<strong>der</strong>en traditionellen<br />

Medizinrichtungen (TCM, Naturheilverfahren<br />

u.a.) zu einem integrierten<br />

Menschenbild führt.<br />

Dieses integrative Menschenbild<br />

sei hier kurz thesenhaft skizziert:<br />

1. Der Mensch ist ein dynamisches<br />

System (Wesen), eine Einzelheit,<br />

welches sein ganzes Leben lang einen<br />

psycho-organismischen Entwicklungsprozeß<br />

durchläuft.<br />

2. Diese psycho-organismische Entwicklung<br />

ist über vielfältige Beziehungen<br />

verbunden mit vielen<br />

an<strong>der</strong>en Systemen, die hierarchisch<br />

geglie<strong>der</strong>t sind, wie auch<br />

<strong>der</strong> Mensch selbst hierarchisch organisiert<br />

ist. Er ist in Kommunikation:<br />

a) Auf <strong>der</strong> materiellen Ebene<br />

mit <strong>der</strong> physikalisch-chemischen<br />

Umwelt. Die Beziehung auf dieser<br />

Ebene ist durch die Gesetze <strong>der</strong><br />

Physik und Chemie ausreichend<br />

beschrieben.


Originalarbeit<br />

Skizze des selbstregulierenden Organismus<br />

Idealbild von Gesundheit<br />

(Steuergröße)<br />

Kulturelle<br />

Werte<br />

S<br />

S<br />

S = Stellglie<strong>der</strong><br />

Informationen<br />

Seele<br />

Bewußtsein<br />

Innere Bil<strong>der</strong><br />

Sollwerte<br />

Energie<br />

S S<br />

Emotionale<br />

Beziehungen<br />

b) Auf einer vegetativen Ebene<br />

(die <strong>der</strong> 1. Stufe <strong>der</strong> autopoietischen<br />

Organisation nach H.<br />

MATURANA und F. VARELA entspricht)<br />

(7), wo <strong>der</strong> Organismus<br />

zwischen innen und außen, eigen<br />

und fremd unterscheidet und geeignete<br />

Teile <strong>der</strong> Umwelt verstoffwechselt.<br />

Die Information – die<br />

u.a. in den Genen gespeichert ist –<br />

baut mit den Stoffen <strong>der</strong> materiellen<br />

Ebene eine komplexere Ord-<br />

S<br />

S<br />

Körper<br />

Gefühl<br />

nung, eine lebendig organisierte<br />

Form auf.<br />

c) Auf einer psychosozialen<br />

bzw. emotionalen Ebene (bei UEX-<br />

KÜLL auch „animalisch“ genannt).<br />

Auf dieser Ebene hat <strong>der</strong> Organismus<br />

eine Beziehung zu an<strong>der</strong>en<br />

Organismen und findet instinktiv<br />

seine Rolle und Funktion in <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft. Sexuelle Fortpflanzung<br />

ist biologische Grundlage<br />

und Ausdruck dieser Ebene (8).<br />

710<br />

Organe<br />

Gedanken<br />

Kommunikationsebene<br />

Emotionen sind die individuelle<br />

Resonanz auf soziale Beziehungen.<br />

d) Auf einer soziokulturellen,<br />

mentalen Ebene ist <strong>der</strong> Mensch<br />

mit <strong>der</strong> Kultur verbunden, die ihn<br />

zum Denken anregt. Gedanken<br />

und Vorstellungen sind meist<br />

Resonanzen des Individuums auf<br />

die Kultur.<br />

e) Auf noch weiteren Ebenen<br />

kann <strong>der</strong> Mensch reflektive Beziehungen<br />

gegenüber sich selbst und<br />

seiner Kultur haben und ist auf<br />

diesen geistigen Ebenen möglicherweise<br />

intuitiv verbunden mit<br />

Idealen, wie z.B. dem oft unbewußten<br />

Gesundheitsideal, Ideen,<br />

spirituellen Wesen, Gottheiten<br />

usw.<br />

3. Der Mensch strebt nach Gesundheit,<br />

welches ein innewohnendes<br />

Idealbild („Entelechie“, „kollektiver<br />

Archetyp“) ist und als Steuerungsgröße<br />

<strong>für</strong> den dynamischen<br />

Entwicklungsprozeß des Systems<br />

(=Evolution) tätig ist. Konkretere<br />

Abbil<strong>der</strong> dieses Idealbildes, gewissermaßen<br />

Etappenziele, finden<br />

sich als „innere Bil<strong>der</strong>“ im Zentrum<br />

<strong>der</strong> Regulation.<br />

4. Da diese Entwicklung in vielfältigen<br />

Bezügen zur Umwelt stattfindet,<br />

können viele Störungen entstehen.<br />

Diese Störungen auf dem<br />

Weg zur Gesundheit werden<br />

Krankheit o<strong>der</strong> Erkrankung genannt.<br />

Im Laufe des Lebens findet<br />

eine Entwicklung von einer materiellen<br />

Gebundenheit (<strong>der</strong> untersten<br />

Ebene seiner Organisation)<br />

hin zu einer eher geistigen Verbindung<br />

(den höheren Ebenen) <strong>der</strong><br />

Menschen statt. Daher gehört es<br />

zum gesunden Entwicklungsprozeß,<br />

daß im Alter die Energie des<br />

Menschen mehr auf <strong>der</strong> geistigen<br />

Ebene zu finden ist, was dazu<br />

führt, daß die physische Ebene<br />

schwächer wird und im Tod ganz<br />

verlassen wird.<br />

5. Heilung besteht darin, daß <strong>der</strong> betreffende<br />

Organismus wie<strong>der</strong> in<br />

seine gesunde Dynamik zurückfin-<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


det, die sich auf den Weg Richtung<br />

idealer Gesundheit macht.<br />

Männer, Sex und<br />

Beziehung<br />

In <strong>der</strong> erwachsen werdenden Jugend<br />

entwickelt sich allmählich ein neues<br />

männliches Selbstverständnis (9), was<br />

selbst in solchen Zeitschriften wie<br />

„Bravo“ zum Ausdruck kommt, wo<br />

ein junger Mann (<strong>für</strong> viele) berichtete,<br />

daß es ihm beim Sex vielmehr auf den<br />

spannenden Genuß des sinnlichen<br />

Miteinan<strong>der</strong> als auf die Spannungsabfuhr<br />

durch den Orgasmus ankomme.<br />

Nicht mehr die Freudsche individuelle<br />

(meist männliche) Triebabfuhr<br />

o<strong>der</strong> Reichsche Sexualökonomie stehen<br />

im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> Sexualität,<br />

son<strong>der</strong>n die lustvolle sinnliche Beziehung<br />

und Kommunikation zwischen<br />

den Geschlechtspartnern (10): Sinnlichkeit<br />

auf dem Weg von <strong>der</strong> Sexualökonomie<br />

zur Sexualökologie. Dies<br />

würde auch <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung BALINTs<br />

nach einer Beziehungs-Psychologie<br />

als synthetische Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Individualpsychoanalyse entgegenkommen.<br />

Dieses sich entwickelnde Männerbild<br />

entspricht den Folgerungen aus<br />

dem oben skizzierten Menschenbild.<br />

Der Mann und Mensch ist auf <strong>der</strong> untersten<br />

Ebene den physiko-chemischen<br />

Einflüssen ausgesetzt. Auch auf<br />

<strong>der</strong> „vegetativen“ Ebene ist <strong>der</strong> Mann<br />

noch nicht wesentlich von an<strong>der</strong>en<br />

Menschen (Frauen und Kin<strong>der</strong>n) unterschieden.<br />

Erst auf <strong>der</strong> emotionalen,<br />

sozialpsychischen Ebene, die allerdings<br />

stark mit <strong>der</strong> vegetativen rückgekoppelt<br />

ist und auf diese stark einwirkt,<br />

steht er mit <strong>der</strong> Frau in einer polaren<br />

geschlechtlichen Beziehung.<br />

Diese Partnerbeziehung ist weitgehend<br />

geprägt durch seine soziale<br />

Rolle, die er im soziokulturellen Kontext<br />

erfüllen soll. Die soziokulturellen<br />

Rollen wie<strong>der</strong>um sind stark geprägt<br />

durch die herrschende Religion bzw.<br />

den Glauben des Volkes. Diese Ebene<br />

ist in <strong>der</strong> Hierarchie <strong>der</strong> sozialen Or-<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Originalarbeit<br />

ganisation am höchsten und heute<br />

durch den Glauben an die Wissenschaft<br />

geprägt.<br />

Im Laufe seines Lebens entwickelt<br />

sich <strong>der</strong> Mann, wenn er gesund ist, mit<br />

seiner Aufmerksamkeit und seinem<br />

Bewußtsein durch diese Ebenen hindurch,<br />

wobei er immer die untere<br />

Ebene und <strong>der</strong>en Erfor<strong>der</strong>nisse in die<br />

höhere integrieren muß, sie in Übereinstimmung<br />

bringen muß. Das wird<br />

erlebt als Lernprozeß, Entwicklung<br />

von Bewußtsein über Beziehungen<br />

und als Freiheit von alten Beziehungsmustern.<br />

Das ist sein psycho-organismischer<br />

Entwicklungsprozeß.<br />

Wo die Entwicklung<br />

gestört ist<br />

In Bezug zur männlichen Sexualität<br />

geht es darum, den männlichen Drang<br />

nach sexuellem Kontakt und evtl.<br />

713<br />

Vereinigung mit <strong>der</strong> Frau zu integrieren<br />

in die Partnerbeziehung, in die soziale<br />

Aufgabe, die <strong>der</strong> betreffende<br />

Mann übernehmen will und weiter in<br />

seine Weltanschauung bzw. seinen<br />

Glauben. (11)<br />

Durch das oben thesenhaft skizzierte<br />

Schichtenmodell <strong>der</strong> hierarchischen<br />

Organisation des Menschen<br />

wird deutlich, daß eine Störung auf einer<br />

höheren Ebene Störungen auf einer<br />

untergeordneten Ebene nach sich<br />

ziehen kann, sog. Symptome. Eine<br />

Behandlung sollte immer auch die<br />

höchste primär gestörte Ebene mit<br />

einbeziehen, da sonst über kurz o<strong>der</strong><br />

lang wie<strong>der</strong> Symptome, eventuell an<strong>der</strong>e<br />

– im Sinne einer Symptomverschiebung<br />

– auftreten.<br />

Als Beispiel wie<strong>der</strong> die männliche<br />

Sexualität. Die sexuelle Erregung ist<br />

nicht abhängig von <strong>der</strong> Gegenwart einer<br />

weiblichen Partnerin – wie es auf<br />

<strong>der</strong> vegetativen Reiz-Reaktionsebene<br />

Modellbild einer Systemhierarchie<br />

Mögliche Informationen<br />

Mögliche geistige Steuerebenen<br />

Archetypische Ebene; Seele<br />

Kulturelle, mentale Vorstellungswelt<br />

Psychosoziale, emotionale Gefühlswelt<br />

Vegetative, somatische Körper- und Organsysteme<br />

Physikalische und chemische Ebene


erfor<strong>der</strong>lich wäre. Sie ist vielmehr abhängig<br />

von sozialen Beziehungen, wie<br />

z.B. Beschützer/Opfer, Verführer/Verführte,<br />

Mama/Sohn und viele an<strong>der</strong>e,<br />

die alle als Liebesbeziehungen bezeichnet<br />

werden. Die sexuelle Erregung<br />

beim Mann wird stark von Vorstellungen<br />

und von Phantasien gelenkt.<br />

Das Vorstellungsvermögen ist<br />

in <strong>der</strong> Hierarchie <strong>der</strong> menschlichen<br />

Organisation recht weit oben und es<br />

ist weitgehend maßgeblich <strong>für</strong> die sexuelle<br />

Erregung. Eine innere Vorstellungsebene,<br />

die unbewußte Verhaltensmuster<br />

und Programme einschließt<br />

(„Innere Bil<strong>der</strong>“), entscheidet<br />

beim Menschen darüber, welche<br />

Reize, Gefühle und Bil<strong>der</strong> zur Erregung<br />

führen können. Und die Vorstellungen<br />

des Menschen werden vorwiegend<br />

durch soziokulturelle Einflüsse,<br />

heute also ganz wesentlich<br />

durch die Medien geprägt. Auf diese<br />

Tatsache <strong>der</strong> menschlichen Organisation<br />

baut die Werbung auf.<br />

Wenn eine Störung <strong>der</strong> gesunden<br />

Dynamik, z.B. auf <strong>der</strong> Vorstellungsebene,<br />

vorliegt, würde eine Behandlung<br />

auf <strong>der</strong> emotionalen Ebene<br />

bestenfalls kurzfristige Erfolge bringen,<br />

da <strong>der</strong> Gesamtorganismus längerfristig<br />

durch die in <strong>der</strong> hierarchischen<br />

Organisation höher liegenden Ebene<br />

gesteuert wird. Deshalb ist es heute<br />

unerläßlich, auf <strong>der</strong> mentalen Ebene<br />

<strong>der</strong> Überzeugungen und Vorstellungen<br />

also auch im soziokulturellen Bereich<br />

medizinisch zu arbeiten, die Überzeugungen<br />

sinnvoll zu gestalten. (12)<br />

Wenn eine Störung im emotionalen<br />

Beziehungsmuster sich in einem<br />

physischen Symptom zeigt, kann <strong>der</strong><br />

Körper nicht gesund werden, wenn die<br />

Störung auf <strong>der</strong> Beziehungsebene<br />

nicht geheilt wird. Es obliegt jetzt unserer<br />

ärztlichen Kunst, herauszufinden,<br />

auf welcher Ebene <strong>der</strong> hierarchischen<br />

Organisation des Organismus<br />

die Störung ihren Anfang genommen<br />

hat, um sie auch dort zu behandeln.<br />

Originalarbeit<br />

Und zurück zu Viagra<br />

Wenn wir mit diesem dynamischen<br />

systemischen Menschen- und Mannesbild<br />

die Behandlung eines Mannes<br />

mit erektiler Dysfunktion vornehmen<br />

wollen, müssen wir zunächst nach <strong>der</strong><br />

gestörten Ebene fragen und welche<br />

Bedeutung die erektile Dysfunktion<br />

im Lebensprozeß des Mannes hat. Es<br />

wird immer <strong>der</strong> Mensch behandelt<br />

und nicht nur das Symptom (das oft<br />

Krankheit genannt wird). Für einen<br />

Mann mit erektiler Dysfunktion kann<br />

diese Dysfunktion <strong>für</strong> ihn sehr sinnvoll<br />

und schützend sein, wenn er<br />

gleichzeitig noch eine KHK o<strong>der</strong><br />

Herzinsuffizienz o.dgl.m. hat. Denn in<br />

diesen Fällen könnte eine volle sexuelle<br />

Erregung zum Herzversagen<br />

führen, wie es unter Viagra ja inzwischen<br />

in den USA schon häufiger geschehen<br />

ist. Auch in an<strong>der</strong>en Fällen<br />

kann die erektile Schwäche ein Schutz<br />

sein vor einer physischen und auch<br />

psychischen Verausgabung.<br />

Die Erektionspille erscheint also<br />

bei den weitaus meisten <strong>der</strong> 7,5 Millionen<br />

Männer mit erektiler Dysfunktion<br />

kontraindiziert (13). Wie<br />

aber könnte die Lösung des Impotenzproblems<br />

aussehen? Individuelle Psychotherapie?<br />

Sexualtherapeutische<br />

Beratungen? In Einzelfällen sicher.<br />

Selbsthilfegruppen, evtl. mit kompetenter<br />

Anleitung? Das wäre sicher <strong>für</strong><br />

viele sinnvoll, um einen Weg heraus<br />

aus alten Überzeugungen und Beziehungsmustern<br />

hin zu einer lebendigen<br />

partnerschaftlichen Beziehung zu finden,<br />

in <strong>der</strong> lustvoll-sinnlicher Kontakt<br />

eine angemessene Rolle spielt.<br />

> Vorstellungsbil<strong>der</strong> können als<br />

Bindeglie<strong>der</strong> zwischen bewußter<br />

Informatinsverarbeitung und<br />

physiologischer Verän<strong>der</strong>ung<br />

betrachtet werden.<<br />

Prof. Dr. med. Jeane Achterberg<br />

„Heilung durch Gedankenkraft“ (1985,<br />

1989) S.160<br />

714<br />

„Eine neue Art zu denken ist<br />

notwendig, wenn die Menschheit<br />

weiterbestehen will.“<br />

[Albert Einstein]<br />

Der Anfang allerdings sollte jetzt im<br />

Denken <strong>der</strong> im Gesundheitswesen<br />

führenden und tätigen Persönlichkeiten<br />

stattfinden. Ein Denken, welches<br />

den Menschen als ein sich lebenslang<br />

entwickelndes Wesen anerkennt<br />

und versteht (14). Als Wesen,<br />

die <strong>für</strong> ihre Entwicklung weitgehend<br />

und zunehmend selbst die Verantwortung<br />

übernehmen, wohl evtl. unter<br />

Anleitung und Hilfe beson<strong>der</strong>s qualifizierter<br />

Menschen und gesellschaftlicher<br />

Institutionen, letztendlich aber<br />

selbstverantwortlich. Als Arzt können<br />

wir helfen, den Menschen gesunde<br />

Rahmenbedingungen, einen heilenden<br />

Raum zu schaffen, in dem sich die<br />

Selbstheilungskräfte optimal entfalten<br />

können.<br />

Diese Entwicklung des Individuums<br />

ist eingebettet in eine soziale<br />

Evolution und ist nicht käuflich. So ist<br />

die zur Zeit übliche Zuzahlung <strong>der</strong><br />

Patienten bei Medikamenten und physikalischer<br />

Therapie nicht die Selbstverantwortung,<br />

die ich meine. Die<br />

Zuzahlung verstärkt bei den Patienten<br />

Konsumverhalten und die Erwartungshaltung<br />

bezüglich des Bezahlten.<br />

Mir geht es um die Verantwortung, die<br />

je<strong>der</strong> <strong>für</strong> die Gestaltung seines Lebens,<br />

seiner Beziehungen, seiner<br />

Schlaf- und Eßgewohnheiten übernehmen<br />

soll. Das erfor<strong>der</strong>t Aktivität <strong>der</strong><br />

Patienten und bewußte Mitarbeit.<br />

In einem Gesundheitssystem, das<br />

auf die weitgehende Eigenverantwortung<br />

<strong>der</strong> Menschen <strong>für</strong> ihre Gesundheit<br />

aufbaut – soweit es das gesunde<br />

Verhalten angeht –, würde sich<br />

eine Leistung des Gesundheitssystems<br />

eventuell an Bedingungen knüpfen.<br />

Z.B. würde die medikamentöse o<strong>der</strong><br />

invasive Behandlung einer KHK an<br />

die Bedingung geknüpft, an einer<br />

Raucherentwöhnung, einer Ernährungsberatung<br />

und/o<strong>der</strong> einem Kursprogramm<br />

à la DEAN ORNISH teilzunehmen<br />

(15). Die Erfolge dieser z.T.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


ganzheitlichen Gruppenbehandlungen<br />

sind sowohl therapeutisch als auch<br />

vorbeugend eindrucksvoll nachgewiesen.<br />

Es würde <strong>der</strong> deutschen <strong>Ärzte</strong>schaft<br />

gut anstehen, wenn sie sich mit<br />

Überzeugung und einer guten Theorie<br />

an die Spitze <strong>der</strong> Selbsthilfegruppenund<br />

Gesundheitsbewegung stellen<br />

würde und Gesundheitsför<strong>der</strong>ungsprogramme,<br />

wie sie von den Krankenkassen<br />

schon initiiert waren, anleiten<br />

und för<strong>der</strong>n würden. (16) Mit solchen<br />

Methoden auf dem Hintergrund einer<br />

gesundheits- und entwicklungsbewußten<br />

Kultur, wie sie jetzt am Entstehen<br />

ist (17), könnte man mittelfristig<br />

über die Hälfte <strong>der</strong> Koronartherapeutika,<br />

Antihypertonika, Antidiabetika,<br />

Schmerzmittel und auch<br />

große Mengen von Antirheumatika,<br />

Antibiotika, Krebsbehandlungsmittel<br />

u.a.m. einsparen (18). Das Hauptarbeitsinstrument<br />

des Arztes wäre<br />

dann nicht mehr sein Kugelschreiber<br />

bzw. <strong>der</strong> PC und <strong>der</strong> Rezeptblock,<br />

son<strong>der</strong>n gefragt wäre sein bewußter<br />

und vorbildlicher persönlicher Einsatz<br />

<strong>für</strong> Gesundheit.<br />

> Heute besteht ein großes Maß<br />

an Übereinstimmung, . . . daß<br />

<strong>der</strong> Strom unserer Erkenntisse<br />

sich in Richtung einer nichtmechanischen<br />

Wirklichkeit bewegt;<br />

das Universum beginnt<br />

mehr wie ein großer Gedanke<br />

denn wie eine große Maschine<br />

auszusehen.<<br />

James Jeans (Mathematiker und<br />

Astrophysiker 1930)<br />

Der ärztliche Einsatz wirkt<br />

gleichermaßen heilend und<br />

vorbeugend<br />

Insbeson<strong>der</strong>e würde die <strong>Ärzte</strong>schaft<br />

durch solch eine Wende in ihrer<br />

Medizin nicht mehr das süchtige<br />

Konsumverhalten <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

und damit viele Erkrankungen för<strong>der</strong>n,<br />

son<strong>der</strong>n durch die Betonung und<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Müller Göppingen<br />

Escarol<br />

715


För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbstverantwortung<br />

und aktiven Selbsthilfe und geistigen<br />

Entwicklung eine deutliche Haltung<br />

zur Vorbeugung und Heilung von Abhängigkeiten<br />

einnehmen. Zur Zeit und<br />

<strong>für</strong> die absehbare Zukunft liegt im<br />

Suchtverhalten <strong>der</strong> Menschen in den<br />

höher zivilisierten Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> größte<br />

Krankheitsfaktor. Das Suchtverhalten<br />

in bezug auf Nikotin, Alkohol, Süßigkeiten,<br />

Fastfood und auch Sex erhöht<br />

in großem Ausmaß die Erkrankungsrate<br />

an AVK, KHK, Diabetes, Hypertonie,<br />

Karzinomen, Impotenz und<br />

AIDS.<br />

So liegt in einer klaren Abkehr <strong>der</strong><br />

Medizin von <strong>der</strong> materialistischen<br />

Konsumideologie und einer Hinwendung<br />

zu einer entwicklungsorientierten<br />

Ganzheitsmedizin <strong>der</strong> wesentlichste<br />

Beitrag zur Gesundung <strong>der</strong> Menschen.<br />

Vorbeugen soll besser sein als<br />

Heilen. In dem hier aufgezeigten Weg<br />

geht es nicht um entwe<strong>der</strong> vorbeugen<br />

o<strong>der</strong> heilen, son<strong>der</strong>n hierbei entspringen<br />

Vorbeugen und Heilen ein und<br />

<strong>der</strong>selben Betrachtungsweise und Haltung.<br />

Die Methoden zur Vorbeugung<br />

wären in vielem die gleichen wie die<br />

zur Heilung.<br />

> Die Medizin kann mit einem<br />

gesunden Menschenbild die<br />

Kultur befruchten.<<br />

Literatur<br />

Originalarbeit<br />

1. Asvall, in: Scientific approaches to health<br />

and health care, WHO, (1986), zitiert nach<br />

Uexküll u. Wesiack (Theorie <strong>der</strong> Humanmedizin<br />

1991).<br />

2. Uexküll, Th. v. und W. Wesiack (1991)<br />

Theorie <strong>der</strong> Humanmedizin<br />

3. Uexküll, Th. v. u. W. Wesiack (1991) S. 611<br />

4. Ich setze wissenschaftlich deshalb in<br />

Klammern, da diese Art von wissenschaftlicher<br />

Medizin schon länger nicht mehr den<br />

mo<strong>der</strong>nen Wissenschaften entspricht, son<strong>der</strong>n<br />

an den Wissenschaftsparadigmen des<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>ts ausgerichtet ist.<br />

5. Buchtitel von Karl R. Popper (1994), Piper/<br />

München<br />

6. Uexküll u. Wesiack (1991) Theorie <strong>der</strong><br />

Humanmedizin (Urban und Schwarzenberg)<br />

S.VII zitieren hier Kleinmann (1978)<br />

7. Humberto Maturana und Francisco Varela<br />

Baum <strong>der</strong> Erkenntnis (1987) Scherz Verlag<br />

8. Sie bildet nach Marurana und Varela die<br />

zweite Stufe <strong>der</strong> Selbstorganisation.<br />

9. Vergl. „Jugendsexualität – Verän<strong>der</strong>ungen<br />

in den letzten Jahrzehnten“ von Volkmar<br />

Sigusch im Dtsch. <strong>Ärzte</strong>blatt 95, Heft<br />

20/98, S. A-1241<br />

10. S.a. Th. D. Petzold: Sexualität – auf dem<br />

Weg von <strong>der</strong> Triebabfuhr zur selbstbewußten<br />

und spannenden Kommunikation,<br />

im Forum <strong>der</strong> Bioenergetischen Analyse<br />

2/96, S. 37ff<br />

11. Historisch gesehen war eine bewußte Neuentdeckung<br />

<strong>der</strong> Sexualität in Deutschland<br />

(Freud und Reich) offenbar erfor<strong>der</strong>lich als<br />

Gegenbewegung zu den damals herrschenden<br />

unterdrückenden Moralvorstellungen.<br />

Heute allerdings sind wir schon ein Stück<br />

weiter mit <strong>der</strong> Integration <strong>der</strong> Sexualität.<br />

12. In diesem Sinne hat auch Carl Simonton an<br />

<strong>der</strong> Überzeugung <strong>der</strong> Menschen gearbeitet,<br />

daß nämlich Krebs heilen kann – damit dieser<br />

besser heilen kann.<br />

716<br />

13. Siehe auch oben: Das Selbstwertgefühl des<br />

Mannes . . .<br />

14. Im Bewußtsein einer menschlichen Evolution,<br />

die wesentlich durch die geschlechtliche<br />

Reproduktion ermöglicht wird, erscheint<br />

das Klonen von Menschen als lächerlich<br />

konservativ und bestenfalls experimentell<br />

interessant.<br />

15. Dean Ornish: Revolution in <strong>der</strong> Herztherapie<br />

(1992) Kreuz Verlag Stuttgart<br />

16. Dazu gehören auch die aus den USA kommenden<br />

Lifestyle- und Wellnessbewegungen,<br />

nur sollte man den Konsumanteil<br />

in diesen Bewegungen reduzieren.<br />

17. So sprechen Soziologen von einer<br />

„Medikalisierung“ <strong>der</strong> Gesellschaft (Jost<br />

Bauch: Gesundheit als sozialer Code<br />

(1996), Juventa-Verlag Weinheim und<br />

München), und Ökonomen beschreiben<br />

den aufstrebenden Wirtschaftssektor als<br />

„Gesundheitswesen“.<br />

18. Was wahrscheinlich auf den Wi<strong>der</strong>stand einiger<br />

Interessengruppen stößt.<br />

Theodor Dierk Petzold<br />

Arzt <strong>für</strong> Allgemeinmedizin und<br />

Naturheilverfahren<br />

Methfesselstr. 4<br />

37581 Bad Gan<strong>der</strong>sheim<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


Zusammenfassung<br />

Summary<br />

Resumen<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Originalarbeit<br />

Essentielle Phospholipide (EPL) in <strong>der</strong><br />

Prophylaxe bei chronischen Vergiftungen<br />

mit organischen Lösungsmitteln<br />

I. Loniewski, A. Put, H. D. Musial, Z. Mysliwiec, B. Czerny, M. Ceglecka<br />

In <strong>der</strong> Untersuchung wurde <strong>der</strong> Einfluß von essentiellen Phospholipiden<br />

(EPL) auf eine chronische Intixikation mit organischen Lösungsmitteln bei<br />

Ratten geprüft. Als Parameter <strong>der</strong> Leberschädigung wurden bestimmt:<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Enzymaktivitäten, Bilirubinkonzentration sowie die Fähigkeit<br />

<strong>der</strong> Leber zur Synthese eines Hauptmetaboliten von Lidocain-Monoäthylglycyloxylidid<br />

(MEGX). Bei den Ratten <strong>der</strong> Kontrollgruppe (ohne<br />

EPL) wurden biochemische und metabolische Störungen im Lebergewebe<br />

beobachtet. Durch die Gabe von essentiellen Pospholipiden<br />

(EPL) konnte die hepatotoxische Wirkung <strong>der</strong> organischen Lösungsmittel<br />

deutlich verringert werden.<br />

Schlüsselwörter: Leberintoxikationen, essentialle Phospholipide (EPL),<br />

organische Lösungsmittel, Lidocainmetabolismus, MEGX-Test<br />

The influence of essential phospholipids (EPL) on a chronic intoxication<br />

with organic solvents is tested in rats. The following liver damage parameters<br />

were determined: Change in enzyme activities, bilirubin concentration<br />

and the ability of the liver to synthesize a main metabolite from lidocaine<br />

monoethylglycyloxylidide (MEGX). In the control group rats (without<br />

EPL), biochemical and metabolic disturbances were observed in the<br />

liver tissue. Administration of essential phospholipids (EPL) clearly reduced<br />

the hepatotoxic effects of the organic solvents.<br />

Key words: Hepatointoxication, essential phospholipids (EPL), organic<br />

solvents, lidocaine metabolism, MEGX test<br />

En la investigación se examinó la influencia de fosfolípidos esenciales<br />

(EPL) sobre una intoxicación crónica con disolventes orgánicos en el caso<br />

de ratas. Se establecieron como parámetros de la afección del hígado:<br />

modificación de las actividades de encimas, concentración de bilirubina<br />

así como la capacidad del hígado para la síntes is de un metabolito<br />

principal de glicooxilidida monoetílica de lidocaina (MEGX). En las ratas<br />

del grupo de control (sin EPL) se observaron perturbaciones bioquímicas<br />

y netabólicas en el tejido del hígado. A través de la administración de fosfolípidos<br />

esen-ciales fue posible una clara reducción del efecto hepatotóxico<br />

de los disolventes orgánicos.<br />

Términos claves: Intoxicaciones del hígado, fosfolípidos esenciales<br />

(EPL), disolventes orgánicos, metabolismo de lidocaina, prueba de MEGX<br />

717<br />

Einführung<br />

Die konventionellen statistischen<br />

Tests, die in <strong>der</strong> Diagnostik <strong>der</strong><br />

Leberschädigung verwendet werden,<br />

weisen nicht genügende Spezifität bei<br />

<strong>der</strong> Voraussage des Schadensgrades<br />

dieses Organs auf (2). Es wurde erwiesen,<br />

daß <strong>der</strong> Substanzmetabolismus<br />

ein sehr empfindlicher Indikator<br />

<strong>der</strong> Leberfunktion ist.<br />

Die in vielen Industriezweigen allgemein<br />

verwendeten organischen Lösungsmittel<br />

bilden eine große Gefährdung<br />

<strong>für</strong> die Arbeiter, da sie leicht<br />

durch Atemwege eindringen. Das Ziel<br />

unserer Arbeit war die Feststellung, ob<br />

und in welchem Maße die essentiellen<br />

Phospholipide (<strong>der</strong> Firma Rhone-<br />

Poulenc-Rorer) negative Folgen <strong>der</strong><br />

Wirkung von organischen Lösungsmitteln<br />

mil<strong>der</strong>n. Diese Substanzen<br />

stellen einen wichtigen Reparaturfaktor<br />

bei den mit <strong>der</strong> Leberschädigung<br />

verlaufenden Erkrankungen dar.<br />

Material und Methodik<br />

Die Untersuchung wurde an Wistar-<br />

Ratten-Männchen mit anfänglichen<br />

Körpermassen von 250-350 g durchgeführt,<br />

die in 6 Gruppen (10 Tiere in<br />

je<strong>der</strong> Gruppe) eingeteilt wurden:<br />

Gruppe I – Kontrollgruppe<br />

Gruppe II – die Versuchsgruppe, die<br />

<strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> organischen Lösungsmitteldämpfe<br />

ausgesetzt wurde<br />

(im folgenden als OL bezeichnet). Die<br />

Mischung <strong>der</strong> organischen Lösungsmittel<br />

bestand aus Kresol (5 mg/m 3<br />

Luft), Benzol (30 mg/m 3 Luft), Toluol<br />

(100 mg/m 3 Luft), Benzin (500<br />

mg/m3 Luft).


Gruppe III – die Versuchsgruppe,<br />

die zusätzlich EPL in <strong>der</strong> Dosis von 30<br />

mg/kg KM/24 h bekam (im folgenden<br />

als EPL-30 bezeichnet).<br />

Gruppe IV – die Versuchsgruppe,<br />

die zusätzlich EPL in <strong>der</strong> Dosis von<br />

100 mg/kg KM/24 h bekam (im folgenden<br />

als EPL-100 bezeichnet).<br />

Gruppe V – die Versuchsgruppe, die<br />

<strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> Lösungsmitteldämpfe<br />

ausgesetzt wurde und zusätzlich<br />

EPL in <strong>der</strong> Dosis von 30 mg/kg<br />

KM/24 h bekam (im folgenden als OL<br />

+ EPL-30 bezeichnet).<br />

Gruppe VI – die Versuchsgruppe,<br />

die <strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> Lösungsmitteldämpfe<br />

ausgesetzt wurde und zusätzlich<br />

EPL in <strong>der</strong> Dosis von 100 mg/kg<br />

KM/24 h bekam (im folgenden als OL<br />

+ EPL-100 bezeichnet).<br />

Das Präparat wurde dem Standardfutter<br />

zugesetzt und in Form von<br />

Kügelchen den Tieren gegeben. Während<br />

<strong>der</strong> Versuchsdauer hatten die<br />

Tiere freien Zugang zu Standardfutter<br />

und Wasser. In zweiwöchigen Abständen<br />

wurde die Zunahme <strong>der</strong> Körpermasse<br />

bestimmt.<br />

Die Ratten wurden den Dämpfen<br />

<strong>der</strong> organischen Lösungsmittel in einer<br />

toxikologischen Kammer mit konstanter<br />

Luftfeuchtigkeit, Temperatur<br />

und Luftdurchströmung an 5 Tagen in<br />

<strong>der</strong> Woche <strong>für</strong> jeweils 6 Stunden ausgesetzt.<br />

Der Luftdurchsatz in <strong>der</strong><br />

Kammer betrug 10 m 3/h, die Luftfeuchtigkeit<br />

und die Temperatur während<br />

<strong>der</strong> Versuchsdauer entsprachen<br />

den Werten im Tierraum.<br />

Nach 6 Monaten <strong>der</strong> Versuchsdauer<br />

wurde von einem Teil <strong>der</strong><br />

Ratten das Blut zur Durchführung <strong>der</strong><br />

biochemischen Bestimmungen entnommen.<br />

Von dem zweiten Teil <strong>der</strong><br />

Ratten wurde eine Perfusion <strong>der</strong> isolierten<br />

Leber zur Bestimmung des<br />

Lidocainmetabolismus durchgeführt.<br />

Die Bestimmungen umfaßten:<br />

1. Im Blutserum:<br />

Fermentaktivitäten: Alanyltransaminase<br />

(AlAT), Aspartattransaminase<br />

(AspAT) und das Bilirubinniveau<br />

Originalarbeit<br />

2. Pharmakokinetische Parameter<br />

<strong>der</strong> Lidocain in <strong>der</strong> isolierten perfundierten<br />

Rattenleber:<br />

a) Die Fähigkeit <strong>der</strong> Leber zur<br />

Bildung <strong>der</strong> Monoäthylglycyloxylide<br />

<strong>der</strong> Lidocain (MEGX)<br />

b) Auf Basis <strong>der</strong> Lidocainkonzentration<br />

in <strong>der</strong> Perfusionsflüssigkeit<br />

vor dem Durchgang durch die<br />

Leber (cin), <strong>der</strong> Konzentration <strong>der</strong><br />

Perfusionsflüssigkeit nach dem<br />

Durchgang durch die Leber und<br />

des Hepatodurchflusses Q = 8<br />

ml/min wurden folgende pharmakokinetische<br />

Parameter bestimmt:<br />

ER (extraction ratio)<br />

ER = (C in – C out) / C in<br />

CL (hepatic clearance)<br />

CL = ER x Q<br />

A(Availability)<br />

A= C out / C in<br />

V(Velocity of elimination)<br />

V= Q (C in – C out)<br />

Die AspAT- und AlAT-Aktivitäten<br />

wurden nach <strong>der</strong> modifizierten Methode<br />

von REITMANN und FRANKL, das<br />

Bilirubinniveau nach JENDRASSIK-<br />

GROFF (10) bestimmt.<br />

Die MEGX- und Lidocainkonzentration<br />

wurde nach <strong>der</strong> Methode <strong>der</strong><br />

Immunofluorenzpolarisation mit Hilfe<br />

des TDX-Systems mit dem Apparat<br />

<strong>der</strong> Firma Abbott bestimmt.<br />

Es wurden die Methode <strong>der</strong> Perfusion<br />

<strong>der</strong> isolierten Rattenleber und die<br />

von MORTIMORE beschriebene Apparatur<br />

verwendet (9). Die Untersuchungen<br />

wurden mit Hilfe des Apparates<br />

eigener Konstruktion durchgeführt<br />

(Abb. 1). Das Operationsverfahren<br />

wurde nach <strong>der</strong> Methode von PANG<br />

durchgeführt (13).<br />

Es wurde die Perfusionsflüssigkeit<br />

mit <strong>der</strong> folgenden Zusammensetzung<br />

verwendet:<br />

Rattenblut (gleich nach <strong>der</strong><br />

Entnahme) 50 ml<br />

Heparin 5000 I.E.<br />

Glukose 50 mg<br />

Ringerflüssigkeit zu 100 ml<br />

718<br />

Abb. 1: Schema <strong>der</strong> Apparatur zur<br />

Perfusion <strong>der</strong> Rattenleber in situ<br />

Der Ringerflüssigkeit wurden 25 µl<br />

2%iger Lidocain (21,2 mg/ml, Lidocaine<br />

Hydrochl., Astra, Schweden)<br />

zugesetzt.<br />

Die Perfusion dauerte 8 Minuten;<br />

in dieser Zeit wurde die konstante<br />

Flüssigkeitsdurchströmung durch die<br />

Leber gehalten (sie wurde durch die<br />

Druckmessung in dem System, welches<br />

das Perfusat in die Pforta<strong>der</strong> för<strong>der</strong>t,<br />

geschätzt), ebenso konstante<br />

Flüssigkeitstemperatur und die konstante<br />

Temperatur in <strong>der</strong> Thermostat-<br />

Kammer.<br />

Am Anfang <strong>der</strong> Untersuchung<br />

wurde 1 ml <strong>der</strong> Flüssigkeit aus dem<br />

Reservoir und nach 7 Minuten <strong>der</strong><br />

Perfusion <strong>der</strong> die Leber verlassende<br />

Flüssigkeit entnommen. Die Perfusionsflüssigkeit<br />

wurde durch Polyäthylendraine<br />

strömen gelassen und<br />

ähnlich dem Blut aus dem Herz in<br />

Reagenzgläsern aus Polyäthylen gesammelt.<br />

Die statistische Analyse <strong>der</strong> ermittelten<br />

Werte wurde mit dem t-Test<br />

nach STUDENT <strong>für</strong> nicht verbundene<br />

Gruppen bearbeitet. Die Mittelwerte<br />

und <strong>der</strong> mittlere Fehler des arithmetischen<br />

Mittels wurden berechnet. Die<br />

statistische Sicherheit wurde mit<br />

p


Ergebnisse<br />

Biochemische Untersuchungen<br />

Bei den Ratten, die EPL in beiden<br />

Dosen bekamen, wurde eine Senkung<br />

<strong>der</strong> AspAT- und AlAT-Aktivitäten sowie<br />

des Bilirubinniveaus gegenüber<br />

<strong>der</strong> Kontrolle beobachtet.<br />

Die Exposition auf die organischen<br />

Lösungsmittel verursachte eine<br />

Erhöhung <strong>der</strong> AspAT- und AlAT-<br />

Aktivitäten und des Bilirubinniveaus<br />

gegenüber den Tieren in <strong>der</strong> Kontrollgruppe.<br />

Der Einsatz von EPL in <strong>der</strong> Dosis<br />

30 mg/kg KM bei den lösungsmittelexponierten<br />

Ratten verursachte eine<br />

Senkung <strong>der</strong> AspAT- und AlAT-Aktivitäten<br />

und <strong>der</strong> Bilirubinkonzentration<br />

gegenüber den lösungsmittelexponierten<br />

Tieren <strong>der</strong> Gruppe II (OL).<br />

Bei den <strong>der</strong> Wirkung von organischen<br />

Lösungsmitteln ausgesetzten<br />

und gleichzeitig mit EPL in <strong>der</strong> Dosis<br />

100 mg/kg KM geschützten Ratten<br />

wurde eine Senkung <strong>der</strong> Bilirubinkonzentration,<br />

eine Erhöhung <strong>der</strong><br />

AlAT- und AspAT-Aktivitäten im<br />

Vergleich mit <strong>der</strong> Gruppe, die <strong>der</strong><br />

Einwirkung von Dämpfen <strong>der</strong> organischen<br />

Lösungsmittel ausgesetzt wurde,<br />

beobachtet (Abb. 2, 3, 4).<br />

Die Untersuchungen des Lidocainmetabolismus<br />

zwischen den untersuchten<br />

Gruppen zeigten keine wesentlichen<br />

Differenzen bei <strong>der</strong> Fähigkeit<br />

<strong>der</strong> Leber zur MEGX-Bildung<br />

(Abb. 5).<br />

Bei den lösungsmittelexponierten<br />

Tieren wurde eine Erhöhung <strong>der</strong><br />

Clearance (Cl), des Extraktionsindexes<br />

(E) und eine Verringerung des<br />

Biozugänglichkeitsindexes (A) beobachtet<br />

(Abb. 6).<br />

Bei den mit EPL in <strong>der</strong> Dosis von<br />

100 mg/kg KM/24 h geschützten<br />

Tieren wurde ein Anstieg des Extraktionsindexes<br />

und <strong>der</strong> Clearance beobachtet<br />

(Abb. 6).<br />

Bei den lösungsmittelexponierten<br />

und mit EPL in <strong>der</strong> Dosis von 30<br />

mg/kg KM/24 h verabreichten Tieren<br />

wurde ebenfalls ein Anstieg des Ex-<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Originalarbeit<br />

traktionsindexes und <strong>der</strong><br />

Clearance beobachtet (Abb.6).<br />

In dieser Gruppe wurde<br />

auch ein Anstieg des Bioverfügbarkeitsindexes<br />

beobachtet.<br />

In den an<strong>der</strong>en Gruppen wurden<br />

keine wesentlichen Än<strong>der</strong>ungen<br />

des Lidocainmetabolismus<br />

festgestellt.<br />

Besprechung <strong>der</strong><br />

Ergebnisse<br />

Aromatische Kohlenwasserstoffe<br />

werden vor allem in <strong>der</strong><br />

Leber gesammelt. Das Bestimmungsorgan,<br />

in dem Benzol<br />

metabolisiert wird, ist die<br />

Leber (10).<br />

Der Anstieg <strong>der</strong> AspATund<br />

AlAT-Aktivitäten beweist<br />

meistens eine Leberschädigung.<br />

In dem Schrifttum wurde<br />

eine Steigerung <strong>der</strong> beiden<br />

Aminotransferasen im Falle<br />

von akuten o<strong>der</strong> chronischen<br />

Vergiftungen mit organischen<br />

Lösungsmitteln beschrieben<br />

(10, 11).<br />

Eine Steigerung des Bilirubinspiegels<br />

tritt auch bei toxischer<br />

Leberschädigung auf<br />

(10).<br />

Essentielle Phospholipide<br />

(EPL) sind die Bestandteile<br />

<strong>der</strong> Zellenmembranen. In vielen<br />

klinischen und experimentellen<br />

Untersuchungen wurde<br />

eine hepatoprotektive Wirkung<br />

dieser Verbindungen nachgewiesen<br />

(12). Aus den erreichten<br />

Ergebnissen geht hervor,<br />

daß EPL – beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong><br />

kleineren Dosis – <strong>der</strong> Leberschädigung<br />

durch die organischen<br />

Lösungsmittel vorbeugen.<br />

Der Wirkungsmechanismus von<br />

EPL ist vielseitig. Er besteht in <strong>der</strong><br />

Normalisierung <strong>der</strong> Struktur und<br />

Funktion <strong>der</strong> Zellenmembranen von<br />

Hepatozyten, Beschränkung <strong>der</strong> Verfettung<br />

und Nekrose <strong>der</strong> Leberzellen,<br />

719<br />

Abb. 2: Der Einfluß von organischen Lösungsmitteln<br />

und EPL auf die Aktivität <strong>der</strong><br />

Alanylaminotransferase im Blutserum von<br />

Ratten<br />

Abb. 3: Der Einfluß von organischen Lösungsmitteln<br />

und EPL auf die Aktivität <strong>der</strong><br />

Aspartattransaminase im Blutserum von<br />

Ratten<br />

Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lipidperoxidation,<br />

Vergrößerung <strong>der</strong> Eiweißsynthese,<br />

Begrenzung <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> Bindegewebe<br />

(12).<br />

Die dynamischen Tests, die den<br />

Schadensgrad <strong>der</strong> Leber auf Basis <strong>der</strong>


Abb. 4: Der Einfluß von organischen Lösungsmitteln<br />

und EPL auf die Bilirubinkonzentration<br />

im Blutserum von Ratten<br />

Fähigkeit dieses Organs zum Arzneimetabolismus<br />

bewerten, bilden eine<br />

wichtige Alternative im Vergleich zu<br />

traditionellen Untersuchungen (1, 2,<br />

3). Eine von den jetzt zur Bewertung<br />

<strong>der</strong> Leberfunktion verwendeten Substanzen<br />

ist Lidocain (4). Im Metabolismus<br />

dieser Arznei nehmen zwei<br />

konkurrierende Reaktionen teil, die<br />

unter <strong>der</strong> Mitwirkung des Monooxy-<br />

Originalarbeit<br />

genasesystems mit gemischter Funktion<br />

vorgehen: aromatische Hydroxylierung,<br />

wobei 3- und 4-Hydroxylidocain<br />

entsteht und N-Diäthylation,<br />

das den Lidocainmonoäthylglycinoxylidyd<br />

– MEGX – ergibt (Abb. 7).<br />

Die Fähigkeit <strong>der</strong> Leber zur Lidocainmetabolisierung<br />

und MEGX-<br />

Bildung wird zur Auswertung <strong>der</strong><br />

Lebertätigkeit in den experimentellen<br />

Abb. 6: Kinetische Parameter von Lidocain, umgerechnet auf 1 g<br />

<strong>der</strong> Lebermasse<br />

720<br />

Abb. 5: Bildung von MEGX, umgerechnet auf<br />

1g <strong>der</strong> Lebermasse<br />

und klinischen Untersuchungen benutzt.<br />

Es wurde eine deutliche Erniedrigung<br />

des Leberstoffwechsels<br />

von Lidocain bei den auf CCl 4 und<br />

Galaktosamin gefährdeten Tieren und<br />

bei den Menschen mit <strong>der</strong> Leberzirrhose<br />

beobachtet. Der Lidocaintest<br />

wird auch zum Prognostizieren <strong>der</strong><br />

Überlebensdauer von Patienten nach<br />

<strong>der</strong> Lebertransplantation verwendet.<br />

Die Hauptbeschränkung <strong>für</strong> die<br />

Verwendung <strong>der</strong> Lidocainmetabolismusuntersuchungen<br />

zur Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Leberfunktion ist die Gefahr, daß<br />

einige exo- und endogene Substanzen<br />

die Funktion des Monooxygenasesystems<br />

mit gemischter Funktion beeinflussen<br />

können (8).<br />

Es kann sein, daß die leberschädigende<br />

Substanz gleichzeitig das<br />

monoenzymatische und <strong>für</strong> den Lidocainmetabolismus<br />

verantwortliche<br />

System stimuliert, was die richtige<br />

Interpretation des Lidocaintestes<br />

außerstand setzt.<br />

Eine von diesen Substanzen ist<br />

Benzol, das das Monooxygenasesystem<br />

mit gemischter Funktion induziert,<br />

indem es die Synthese <strong>der</strong> mikrosomalen<br />

Proteine vergrößert (10).<br />

Bei den auf organische Lösungsmittel<br />

gefährdeten Tiere wurden eine<br />

Steigerung <strong>der</strong> Clearance von Lido-<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


Abb. 7: Schema des Lidocainmetabolismus<br />

cain und eine Verkleinerung <strong>der</strong> Bioverfügbarkeit<br />

beobachtet, was die<br />

Steigerung des Lidocainmetabolismus<br />

bestätigt.<br />

Auf Grund dieser Beobachtungen<br />

kann man indirekt die oben erwähnten<br />

Eigenschaften des Benzols bestätigen.<br />

Nach <strong>der</strong> Gabe von EPL in <strong>der</strong><br />

Dosis 100 mg/kg KM/24 h wurde<br />

auch eine Verstärkung des Lidocainmetabolismus<br />

beobachtet. Das kann<br />

einen Zusammenhang mit <strong>der</strong> Vergrößerung<br />

des Gehaltes von Zytochrom<br />

P-450 haben, was nach <strong>der</strong> Verabreichung<br />

von EPL beobachtet wurde<br />

(12).<br />

Die Verwendung von EPL bei den<br />

lösungsmittelexponierten Tieren hat<br />

keinen wesentlichen und eindeutigen<br />

Einfluß auf den Lidocainmetabolismus.<br />

Das kann auf Grund des vielseitigen<br />

Einflusses <strong>der</strong> organischen Lösungsmittel<br />

und EPL auf den Metabolismus<br />

dieser Arznei auftreten.<br />

Über den Grad <strong>der</strong> Leberschädigung<br />

durch die Substanzen, die die<br />

Tätigkeit des Monooxygenasesystems<br />

mit gemischter Funktion beeinflussen,<br />

kann man erst auf Grund <strong>der</strong> komplexen<br />

biochemischen, metabolischen<br />

und histologischen Untersuchungen<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Originalarbeit<br />

aussagen. Der Lidocaintest hat in solchen<br />

Fällen eine begrenzte Anwendungsmöglichkeit.<br />

Schlußfolgerungen<br />

1. Eine Exposition gegenüber organischen<br />

Lösungsmitteln verursacht<br />

biochemische und metabolische<br />

Störungen in <strong>der</strong> Rattenleber.<br />

2. Die Verwendung <strong>der</strong> essentiellen<br />

Phospholipide mil<strong>der</strong>t die hepatotoxische<br />

Wirkung <strong>der</strong> organischen<br />

Lösungsmittel.<br />

3. Organische Lösungsmittel und<br />

EPL weisen einen vielseitigen und<br />

komplexen Einfluß auf den metabolischen<br />

Stoffwechsel in <strong>der</strong><br />

Rattenleber auf.<br />

Literatur<br />

1. Brauch R.A.: Drugs as indicators of hepatic<br />

function. Hepatology, 1982, 2, 97.<br />

2. Howden C.W., Birnie G.G., Brodie M.J.:<br />

Drug metabolism in liver disease.<br />

Pharmacol. Ther. 1989, 40, 439.<br />

3 Renner E., Wietholz H., Huguenin P.,<br />

Arnold M.J., Presig R.: Coffeine: A model<br />

compound for measuring liver function.<br />

Hepatology 1984, 4, 38.<br />

4. Oellerich M., Roude E., Burdelski M.:<br />

Monoethylglycinexylidide formation kine-<br />

723<br />

tics: A novel approach to assessment of<br />

liver function. J. Clin. Chem. Clin. Biochem.<br />

1987, 19, 845.<br />

5. Pang S.K., Terell J.A., Nelson S.D., Fever<br />

K.F., Clements M.-L. and Eudrenyl L.: An<br />

enzymedistributed system for lidocaine<br />

metabolism in the perfused rat liver preparation.<br />

J. Pharmacokin. Biopharm. 1986, 14<br />

(z), 107.<br />

6. Oellerich M., Burdelski M., Lautz H.-U.:<br />

Lidocaine metabolite formation as a measure<br />

of liver function in patient with cirrhosis.<br />

Therapeutic Drug Monitoring 1990, 12,<br />

219.<br />

7. Gawronska-Szklarz B., Wojcicki J., Droidzik<br />

M. et al.: Lidocaine metabolits formation<br />

as a measure of liver function in patients<br />

with cirrhosis. Polish Journal of<br />

Pharmacology and Pharmacy, 1992, 44,<br />

130.<br />

8. Loniewski I.: Wplyw wyciagow z pylkow<br />

kwiatowych na czynnosc metaboliczna<br />

wyosobnionej watroby szczura. Praca doktorska<br />

PAM, 1993.<br />

9. Mortimore C.E.: Effect of insulin on potassium<br />

transfer in isolated rat liver. Am. J.<br />

Physiol. 1961, 200, 1315.<br />

10. Ceglecka M.: Wplyw wyciagow z pylkow<br />

kwiatowych (preparat Cernitin) na przebieg<br />

zatrucia rozpuszczalnikami organicznymi<br />

(analiza biochemiczia). Annales Academiae<br />

Medicae Stetinensis 1992, XXXVIII.<br />

11. Andrzejewski S. i in: Analiza metody oceny<br />

narazenia zawodowego na benzen i fenol<br />

pracowniköow przemyslu petrochemicznego.<br />

Med. Pracy, 1981, 2, 91.<br />

12. Gun<strong>der</strong>mann K.-J: The ,,essential“ phospholipide<br />

as membrane therapeutic.<br />

Polbiopharm Reports, 1992, 30.<br />

13. Pang K.S.: Liver perfusion studies in drug<br />

metabolism and drug toxicity. Drug Metabolism<br />

and Drug Toxicity. ed. by J.R.<br />

Mitchell and G. Horning, Raven Press,<br />

New York 1984.<br />

Für die Autoren:<br />

Igor Loniewski<br />

Chair of Pharmacology and Toxicology<br />

Pomeranian Medical Academy<br />

Powstancow Wlkp.72<br />

70-111 Szczecin, Poland


ZÄN Termine und Informationen ZÄN Termine und Informationen<br />

Adventskongreß<br />

ärztlicher<br />

Naturheilverfahren<br />

4. bis 6. Dezember 1998 in<br />

München, Forum <strong>der</strong> Technik,<br />

Museumsinsel 1<br />

Aus dem ZÄN<br />

Adventskongreß<br />

ärztlicher Naturheilverfahren<br />

in Zusammenarbeit von ZÄN und BDA Bayern<br />

4. bis 6. Dezember 1998 in München<br />

Wir laden Sie ein zu<br />

Akupunktur • Neuraltherapie • Applied Kinesiologie • Schmerztherapie •<br />

Umweltmedizin • Homöosiniatrie • Elektroakupunktur nach Voll •<br />

Regulationsthermographie • Ozontherapie • IGEL • Abrechnungsseminar<br />

Fortbildung bei <strong>der</strong> ärztlichen Fachgesellschaft<br />

Sehr geehrte Frau Kollegin,<br />

sehr geehrter Herr Kollege,<br />

wir laden Sie ein am<br />

Freitag, 4.12.1998 von 20.00 bis 21.30 Uhr<br />

freier Eintritt zur Vortragsveranstaltung<br />

Naturheilverfahren/Komplementärmedizin<br />

Ausbildungsmodalitäten, Vergütung, IGEL<br />

Samstag, 5.12.1998 von 9.00 bis 12.30 Uhr<br />

Abrechnungsseminar mit Dr. H.-A. Massing<br />

Ärztliche Leistung hat ihren Preis<br />

724<br />

Samstag, 5.12.1998 von 9.00 bis 17.30 Uhr und<br />

Sonntag, 6.12.1998 von 9.00 bis 12.30 Uhr<br />

Ohrakupunktur 2<br />

Kurs im Rahmen <strong>der</strong> DÄGfA-Ausbildung<br />

Applied Kinesiologie Grundkurs 1<br />

Der manuelle Muskeltest zur funktionellen Diagnostik und<br />

Therapie<br />

Samstag, 5.12. bis Sonntag, 6.12.1998<br />

Sonnabend, 5.12.1998 von 14.00 bis 17.30 Uhr<br />

Umweltmedizin<br />

EIektrostreß als Krankheitsfaktor<br />

Schmerztherapie mit Naturheilverfahren<br />

Die Behandlung des Kopfschmerzes<br />

Samstag, 5.12.1998 von 14.00 bis 11.30 Uhr und<br />

Sonntag, 6.12.1998 von 9.00 bis 17.30 Uhr<br />

Neuraltherapie nach Huneke<br />

Einführung, Störfeld- und Segmenttherapie<br />

Sonntag, 6.12.1998 von 9.00 bis 12.30 Uhr<br />

Regulationsthermographie<br />

Diagnostik aus dem Reaktionspunkt<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


Sonntag, 6.12.1998 von 9.00 bis 17.30 Uhr<br />

Umweltmedizin<br />

Entgiftungsstrategien bei Umweltbelastung<br />

Sonntag, 6.12.1998 von 14.00 bis 17.30 Uhr<br />

Homöosiniatrie<br />

Homöopathieinjektion in Reaktionspunkte bei Schmerzen<br />

des Bewegungsapparates<br />

Einführung in die Elektroakupunktur nach Voll<br />

Elektromedizinische Diagnostik und Therapie<br />

Ozontherapie <strong>für</strong> die Praxis<br />

Immunmodulation und Durchblutungssteigerung<br />

– Än<strong>der</strong>ungen vorbehalten –<br />

Adventskongreß<br />

ärztlicher Naturheilverfahren<br />

4. bis 6. Dezember 1998<br />

in München, Forum <strong>der</strong> Technik, Museumsinsel 1<br />

ZÄN-Geschäftsstelle, 72250 Freudenstadt, Alfredstr. 21<br />

Tel.: 07741 / 21 21 (9-15 Uhr), Fax: 07741 / 878 30<br />

http:www.zaen.org<br />

E-Mail: ZAEN-Freudenstadt@t-online.de<br />

– Än<strong>der</strong>ungen vorbehalten –<br />

Anmeldung und<br />

Kursgebühren<br />

Teilnahme nur <strong>für</strong> <strong>Ärzte</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong> des ZÄN und des BDA erhalten auf Mitgliedsnachweis<br />

eine ermäßigte Kursgebühr.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Aus dem ZÄN<br />

Mitglie<strong>der</strong> / NichtmitgIie<strong>der</strong><br />

Halbtageskurs: 80,– DM / 120,– DM<br />

Ganztageskurs: 160,– DM / 240,– DM<br />

12-Stunden-Kurs: 280,– DM / 380,– DM<br />

Anmeldung zu den Kursen im Kongreßbüro o<strong>der</strong> besser<br />

Voranmeldung bei <strong>der</strong><br />

ZÄN-Geschäftsstelle<br />

72250 Freudenstadt, Alfredstraße 21<br />

Tel.: 07441 / 21 21 (9-15 Uhr), Fax: 07441 / 878 30<br />

http: www.zaen.org<br />

E-Mail: ZAEN-Freudenstadt@t-online.de<br />

Vorauskasse<br />

Konto-Nr. 188757 Kreissparkasse Freudenstadt<br />

BLZ 624 510 60<br />

Ein guter Grund –<br />

am 2. Advent nach<br />

München zu reisen<br />

Naturheilverfahren, Regulationsmedizin, Komplementärmedizin,<br />

Begriffe <strong>für</strong> eine an<strong>der</strong>e Art <strong>der</strong> Medizin. Zielrichtung<br />

dieser Methoden ist es, über körpereigene Autoregulationsmechanismen<br />

die Selbstheilungsprozesse zu<br />

initiieren – und das mit möglichst natürlichen Mitteln.<br />

Funktionelle Diagnostik und Therapie ist die sinnvolle<br />

Ergänzung zur primär morphologisch ausgerichteten<br />

Hochschulmedizin.<br />

Gerade in <strong>der</strong> ärztlichen Praxis stellen Patienten mit chronischen<br />

Krankheiten und Störungen beson<strong>der</strong>e diagnostische<br />

und therapeutische Anfor<strong>der</strong>ungen an den Arzt – so<br />

ist die Zusammenarbeit mit dem BDA ein sinnvolles<br />

Konzept <strong>für</strong> die Erweiterung ärztLicher Leistungen.<br />

Der ZÄN als ärztliche Fachgesellschaft lehrt und vertritt<br />

diese Methoden seit 1951 als seriöse ärztliche Verfahren.<br />

Dozenten dieses Kongesses sind: Drs. Bettina Arnold,<br />

Thomas Dobler, Uta FaIk, Jeff Farkas, Laszlo Fodor,<br />

Werner Frase, Günther S. Hanzl, Holger Huneke, Lothar<br />

Metzger, Horst Massing, Antonius Pollmann, Naschmil<br />

Pollmann, Heidi Rausch, Jürgen Reh<strong>der</strong>, Wolfgang<br />

Schmitz-Harbauer.<br />

ZÄN-Kongresse 1999<br />

Fort- und Weiterbildung in ärztlichen Naturheilverfahren<br />

11.-17. März 1999 96. ZÄN-Kongreß in Freudenstadt<br />

Vortragsveranstaltungen und Spezialistenkurse zu den<br />

Leitthemen<br />

Potenzstörungen und Fertilitätsstörungen<br />

Schmerz und Psyche<br />

7.-13. Oktober 1999 97. ZAN-Kongreß in Freudenstadt<br />

Vortragsveranstaltungen und Spezialistenkurse zu den<br />

Leitthemen<br />

Multiresistente Keime – naturheilkundliche<br />

Konzepte<br />

Volkskrankheit Kopfschmerz<br />

3.-5. Dezember 1999 Adventskongreß in München<br />

725<br />

ZÄN Termine und Informationen ZÄN Termine und Informationen


Gesundheitspolitik<br />

Hartmannbund: ,,Neue Arzneimittelrichtlinien<br />

sind nicht genehmigungsfähig“<br />

Humane Patientenversorgung bleibt auf <strong>der</strong> Strecke<br />

„Der vom Bundesausschuß <strong>Ärzte</strong>/<br />

Krankenkassen vorgelegte Entwurf<br />

<strong>der</strong> neuen Arzneimittelrichtlinien ist<br />

allein von wirtschaftlichen Überlegungen<br />

diktiert und läßt jeglichen<br />

Ansatz <strong>für</strong> eine von <strong>der</strong> Sozialgesetzgebung<br />

ausdrücklich gefor<strong>der</strong>te humane<br />

und bedarfsdeckende Patientenversorgung<br />

vermissen!“ Der Gesamtvorstand<br />

des Hartmannbundes<br />

8. Bad Meinberger Woche<br />

vom 18. bis 21.November 1998<br />

Veranstalter: Internationale medizinische Gesellschaft <strong>für</strong> Neuraltherapie<br />

nach Huneke – Regulationstherapie - e.V.<br />

Tagungsort: Kurhotel Parkblick, 32805 Bad Meinberg<br />

Unterkunft: Tel. 05234 / 9090, Fax: 05234 / 90915<br />

Auskunft: Geschäftsstelle, Alfredstraße 21, 72250 Freudenstadt<br />

Tel. 07441 / 2121, Fax: 07441 / 87830<br />

Leitung: Dr. med. Jürgen Huneke, Bad Meinberg<br />

Programmvorschau<br />

Anreisetag 19.30 Uhr – Begrüßungsabend im Tagungshotel<br />

Mittwoch, 18.11.98<br />

Donnerstag, 19.11.98 vormittags, jeweils 9.00 - 12.00 Uhr<br />

bis Freitag, 20.11.98 Neuraltherapie nach Huneke<br />

Theorie und Grundlagen mit Patientenvorstellung<br />

und Therapiedarstellung<br />

Sonnabend, 21.11.98 vormittags, 9.00 - 12.00 Uhr<br />

Seminar mit praktischen neuraltherapeutischen<br />

Übungen unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung des<br />

Zahnstörfeldes – anschließend Diskussion –<br />

Donnerstag, 19.11.98 nachmittags, 14.30 - 18.00 Uhr<br />

Manuelle Diagnostik und Therapie<br />

Dr. med. Holger Badtke, Röbel<br />

Freitag, 20.11.98 nachmittags, 14.30 - 18.00 Uhr<br />

Übungen <strong>der</strong> Injektionstechniken<br />

Referenten: Ulrike Aldag, Ärztin, Dr. Holger Badtke, Dr. Lorenz<br />

Fischer, Dr. Holger Huneke, Dr. Jürgen Huneke,<br />

Dr. Volkart Kieper, Dr. Jürgen Reh<strong>der</strong>, Dr. Gerd<br />

Droß, Dr. Stefan Weinschenk<br />

Teilnehmergebühren: Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft und Mitglie<strong>der</strong> im ZÄN<br />

DM 440,–<br />

Teilnehmer ohne Mitgliedschaft DM 520,–<br />

Mit Eingang <strong>der</strong> jeweiligen Kursgebühr in Form eines Verrechnungsschecks<br />

an die Geschäftsstelle erhält die Anmeldung erst Gültigkeit. Bei Stornierung<br />

erlauben wir uns eine Bearbeitungsgebühr von 15 % einzubehalten.<br />

Dieses Intensivseminar entspricht zwei Kursen <strong>für</strong> den Erwerb des<br />

Zertifikats „Neuraltherapie nach Huneke“.<br />

726<br />

äußerte sich in Bonn empört aber die<br />

Tatsache, daß bei dem jetzt vorgelegten<br />

Entwurf ärztlich-medizinische<br />

Erfor<strong>der</strong>nisse, insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong><br />

hausärztlichen Versorgung „lediglich<br />

zweitrangig berücksichtigt worden<br />

sind“<br />

Die Tendenz zu vorrangig wirtschaftlichen<br />

Überlegungen in dem<br />

neuen Richtlinien-Entwurf wird nach<br />

Auffassung des HB-Vorstandes dadurch<br />

beson<strong>der</strong>s deutlich, daß <strong>der</strong> bisherige<br />

Grundsatz ,,Für die Verordnung<br />

von Arzneimitteln ist <strong>der</strong> therapeutische<br />

Nutzen gewichtiger als die<br />

Kosten“ nicht mehr festgeschrieben<br />

ist. Auch die früher gültige Formel,<br />

daß ,,nach ärztlichem Ermessen auch<br />

teurere Medikamente im Hinblick auf<br />

die Art <strong>der</strong> Erkrankung und die<br />

Umstände des Krankheitsfalls erfor<strong>der</strong>lich<br />

sein können,“ werde rücksichtslos<br />

über Bord geworfen.<br />

Scharfe Kritik übte <strong>der</strong> HB-<br />

Vorstand auch an <strong>der</strong> Tatsache, daß die<br />

Richtlinien in „bürokratischem Übereifer“<br />

den logischen Aufbau vermissen<br />

ließen. Während zum Beispiel in<br />

einem Teil <strong>der</strong> Richtlinien Mittel gegen<br />

Durchfallerkrankungen als ,,nicht<br />

verordnungsfähig“ deklariert würden,<br />

konnten dieselben Mittel nach einer<br />

weiteren Auflistung dieser Richtlinien<br />

unter bestimmten Voraussetzungen<br />

doch verordnet werden. Ein ähnliches<br />

,,Verwirrspiel“ herrsche beispielsweise<br />

auch in <strong>der</strong> Balneo-Therapie<br />

(Bademedizin), in dem einerseits<br />

Therapeutika in diesem Bereich<br />

grundsätzlich ausgeschlossen wurden,<br />

an<strong>der</strong>erseits aber verordnungsfähig<br />

seien, wenn es sich zum Beispiel um<br />

Badezusätze als Arzneimittel zur<br />

Behandlung <strong>der</strong> Psoriasis handele.<br />

Insofern gab <strong>der</strong> HB-Vorstand seiner<br />

Überzeugung Ausdruck, daß die<br />

Arzneimittelrichtlinien im vorliegenden<br />

Entwurf nicht genehmigungsfähig<br />

sind“. Er appellierte an Bundesgesundheitsminister<br />

SEEHOFER, diesen<br />

Entwurf zurückzuweisen und eine patientengerechte<br />

Ausarbeitung ,,zwingend<br />

einzufor<strong>der</strong>n“. (HB)<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


ONKOLOGIE<br />

Fortschritte in <strong>der</strong> Krebstherapie<br />

Immer noch erkranken 340.000 Deutsche im Jahr an Krebs. Doch<br />

die neuesten klinischen Erfahrungen, insbeson<strong>der</strong>e mit den aus<br />

<strong>der</strong> Eibe gewonnenen Zellgiften aus <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Taxane,<br />

machen neue Hoffnung. Auch Fortschritte bei den Therapien, bessere<br />

und präzisere Bestrahlungsmethoden und „sanftere Chemie“<br />

erhöhen <strong>für</strong> die Zukunft die Heilungs- bzw. Überlebenschancen.<br />

Auf dem diesjährigen ASCO Review<br />

Symposium in München, an<br />

dem über 400 <strong>Ärzte</strong> und Wissenschaftler<br />

aus Deutschland und an<strong>der</strong>en<br />

Län<strong>der</strong>n teilnahmen, wurden einen<br />

Tag lang die errungenen Teilsiege und<br />

die Schattenseiten beim Kampf gegen<br />

den Krebs vorgestellt und diskutiert.<br />

Einige <strong>der</strong> vorgestellten Studienergebnisse<br />

haben neue Standards in<br />

<strong>der</strong> Therapie von soliden Tumoren,<br />

insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Behandlung von<br />

Eierstockkrebs gesetzt: Die Kombinationstherapie<br />

von dem aus <strong>der</strong> Eibe<br />

gewonnenen Wirkstoff Paclitaxel* mit<br />

platinhaltigen Arzneimitteln verlängert<br />

sowohl das progressionsfreie als<br />

auch das Gesamtüberleben <strong>der</strong> Patientinnen<br />

mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom<br />

im Vergleich zur bisherigen<br />

Standardtherapie mit Cyclophosphamid<br />

und Platin.<br />

* Taxol (Bristol Arzneimittel)<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Kongreßberichte<br />

Paclitaxel ist <strong>für</strong> die Primärbehandlung<br />

von Eierstockkrebs indiziert<br />

bei Patientinnen mit fortgeschrittenem<br />

Ovarialkarzinom o<strong>der</strong> einem Resttumor<br />

(> 1 cm) nach vorausgegangener<br />

Laparotomie in Kombination mit<br />

Cisplatin. Bei <strong>der</strong> Sekundärbehandlung<br />

ist <strong>der</strong> Wirkstoff <strong>für</strong> die Behandlung<br />

des metastasierenden Ovarialkarzinoms<br />

nach Versagen <strong>der</strong> Standardtherapie<br />

mit platinhaltigen Arzneimitteln<br />

indiziert.<br />

Ebenfalls Fortschritte beim<br />

metastasierten Mammakarzinom<br />

Insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> primären Kombinationstherapie<br />

mit Anthrazyklinen<br />

gibt es große Fortschritte in <strong>der</strong> Behandlung<br />

des metastasierten Mammakarzinoms.<br />

Paclitaxel gehört zu den<br />

bisher wirksamsten Substanzen in <strong>der</strong><br />

Elha<br />

727<br />

Therapie des metastasierten Mammakarzinoms<br />

und kann in Kombination<br />

mit Anthrazyklinen Gesamtüberlebensraten<br />

von 19 bis 22 Monaten bei<br />

multipel metastasierten Patientinnen<br />

erzielen. Auch speziell die Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> dosisdichten Therapien lassen dar-<br />

über hinaus auf eine weitere Verbesserung<br />

bisheriger Therapien hoffen.<br />

Paclitaxel ist <strong>der</strong>zeit beim metastasierten<br />

Mammakarzinom indiziert bei<br />

Patientinnen nach Versagen einer anthracyklinhaltigen<br />

Standardtherapie<br />

o<strong>der</strong> bei Patientinnen, <strong>für</strong> die eine anthracyklinhaltige<br />

Therapie nicht angezeigt<br />

ist.


Paclitaxel in <strong>der</strong> Therapie<br />

an<strong>der</strong>er Tumorentitäten<br />

Außer beim Ovarial- und Mammakarzinom<br />

wird auch intensiv <strong>der</strong> Einsatz<br />

von Paclitaxel in <strong>der</strong> Therapie an<strong>der</strong>er<br />

Tumorentitäten wie z.B. bei<br />

Kopf-Hals-Tumoren, bei urologischen<br />

Tumoren sowie beim Bronchialkarzinom<br />

analysiert. Insbeson<strong>der</strong>e beim<br />

Bronchialkarzinom machen verschiedene,<br />

1998 in Deutschland begonnene,<br />

multizentrische Studien zur Thera-<br />

Kongreßberichte<br />

pie des metastasierten nicht-kleinzelligen<br />

Bronchialkarzinoms (NSCLC)<br />

bereits neue Hoffnung.<br />

Ob Paclitaxel auch bei an<strong>der</strong>en<br />

Tumorarten einen festen Stellenwert<br />

als Standard-Zytostatikum erhalten<br />

wird, bleibt weiteren randomisierten<br />

Studien in diesen Bereichen abzuwarten.<br />

ASCO Review Symposium, Bristol<br />

Arzneimittel GmbH, 27. Juni 1998,<br />

München<br />

Neue Perspektiven <strong>für</strong> Thymus-<br />

Peptide in <strong>der</strong> Immunologie<br />

Schon seit vielen Jahren sind Thymus-Peptide in <strong>der</strong> onkologischen<br />

Nachsorge etabliert, weil sie das durch Strahlen- und<br />

Chemotherapie angegriffene Immunsystem restaurieren. Neuen<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge spielen die immunmodulierenden<br />

Effekte <strong>der</strong> Thymus-Peptide jedoch auch in <strong>der</strong> Geriatrie<br />

und bei HIV-Infektionen eine entscheidende Rolle: Sie verringern<br />

die Infektanfälligkeit, steigern die Leistungsfähigkeit und damit die<br />

Lebensqualität.<br />

Mehr als 22 kontrollierte Studien<br />

mit mehr als 1600 Krebspatienten<br />

haben inzwischen die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Thymus-Peptide* in <strong>der</strong> onkologischen<br />

Nachsorge unterstrichen, äußerte<br />

Dr. E.-D. HAGER, Bad Bergzabern,<br />

auf dem Thymus-Symposium auf<br />

Guernsey. Thymus-Peptide verringern<br />

die Infektanfälligkeit nach Chemound<br />

Strahlentherapie, sie reduzieren<br />

die Schmerzen und die Nebenwirkungen<br />

<strong>der</strong> Tumortherapie – mit einem<br />

Wort ,,sie verbessern einfach die<br />

Lebensqualität“.<br />

,,Selbst wenn wir nicht in <strong>der</strong> Lage<br />

sind, die Überlebenszeit <strong>der</strong> Patienten<br />

zu verbessern, so hat es klinisch gesehen<br />

eine große Bedeutung <strong>für</strong> den Patienten,<br />

wenn wir seine Lebensqualität<br />

verbessern,“ betonte HAGER. Aktuelle<br />

Untersuchungen belegen, daß Krebs-<br />

* Thym-Uvocal ® , Strathmann<br />

Dr. E.-D. Hager, Bad Bergzabern<br />

patienten die ,,Lebensqualität“ sogar<br />

stärker bewerten als die Überlebenszeit;<br />

im Gegensatz zu gesunden Probanden,<br />

die die Lebensverlängerung<br />

an die erste Stelle setzten.<br />

Auch Prof G. MUSTACCI, Triest,<br />

bezeichnete die Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität<br />

als ein vorrangiges Ziel<br />

<strong>der</strong> Thymus-Therapie. Die Toxizität<br />

728<br />

<strong>der</strong> Standardtherapie wird durch die<br />

Kombination mit Thymus-Peptiden<br />

herabgesetzt und steigert den Prozentsatz<br />

an objektiven Respon<strong>der</strong>n.<br />

MUSTACCI for<strong>der</strong>te daher, mehr klinische<br />

Studien durchzuführen, die sich<br />

mit <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> Thymus-Peptide in<br />

<strong>der</strong> Krebstherapie befassen.<br />

Ein erster Schritt in die richtige<br />

Richtung zeichnet sich ab: Unter Leitung<br />

von Prof. E. KREUSER, Regensburg,<br />

soll jetzt in einer groß angelegten<br />

GCP-konformen Doppelblindstudie<br />

an 480 Colon-Karzinom-Patienten<br />

die therapeutische Wirksamkeit<br />

<strong>der</strong> Thymus-Peptide verifiziert<br />

werden.<br />

Mit Thymus-Peptiden gegen<br />

Altersbeschwerden<br />

In den letzten Jahren hat sich das Einsatzspektrum<br />

von Thymus-Peptiden<br />

erweitert. Ihre immunmodulierende<br />

Wirkung machen sich <strong>Ärzte</strong> heute<br />

nicht nur in <strong>der</strong> onkologischen Nachsorge<br />

zu Nutze, son<strong>der</strong>n auch in <strong>der</strong><br />

Geriatrie.<br />

Bis zum Jahr 2020 wird je<strong>der</strong> fünfte<br />

Bundesbürger älter als 65 sein. Mit<br />

steigen<strong>der</strong> Lebenserwartung nehmen<br />

aber auch die altersbedingten Erkrankungen,<br />

Multimorbidität und Infektanfälligkeit<br />

zu. Prof. J. SCHULZ, Berlin,<br />

bemerkte dazu: „Das liegt vor allem<br />

an <strong>der</strong> nachlassenden immunologischen<br />

Funktion <strong>der</strong> Thymusdrüse im<br />

Alter. Beson<strong>der</strong>s die T-Zell-abhängigen<br />

immunologischen Funktionen<br />

nehmen ab. Gleichzeitig überwiegen<br />

die Suppressor-Zellen.“ Thymus-Peptide<br />

gleichen dieses Immundefizit aus.<br />

Die konnte in einer aktuellen Pilotstudie<br />

an 16 geriatrischen Patienten<br />

bestätigt werden. Die Männer und<br />

Frauen erhielten über acht Wochen<br />

Thymus-Injektionen bzw. Dragees.<br />

Eine Chance bei HIV<br />

Dr. M. SCHREIBER, Hamburg, berichtete<br />

über experimentelle Ergebnisse<br />

zum Einfluß von Thymus-Peptiden<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


auf HIV-Replikationen. In-vitro-Versuche<br />

zeigen, daß CD8-T-Zellen<br />

Chemokine ausschütten, die das HIV-<br />

Virus hemmen können. Diese Chemokine<br />

sind sowohl in vitro als auch in<br />

vivo im Blut nachweisbar. In vitro<br />

können sie das HIV-Virus neutralisieren.<br />

Werden CD8-T-Zellen mit Thymus-Peptiden<br />

stimuliert, wird die<br />

Ausschüttung dieser Chemokine er-<br />

Prof. J. Schulz, Berlin<br />

höht. Bei einem Patientenisolat konnte<br />

eine Steigerung von bis zu 60 % beobachtet<br />

werden.<br />

In einer Pilotstudie behandelte<br />

Prof. R. BAUMGARTEN HIV-infizierte<br />

Patienten über einen Zeitraum von<br />

acht Wochen mit Thymus-Peptiden.<br />

Die Patienten befanden sich im klinischen<br />

Latenzstadium mit einer Viruslast<br />

< 50.000 Kop./µ und partieller<br />

bzw. totaler Anergie im Hauttest mit<br />

Recall-Antigenen. Die Effizienz <strong>der</strong><br />

Therapie soll am Abfall <strong>der</strong> Viruslast<br />

und an <strong>der</strong> Reaktion auf Recall-<br />

Antigene beurteilt werden. Erste Ergebnisse<br />

ermutigen dazu, die Wirksamkeit<br />

des Behandlungsprinzips auf<br />

die funktionelle Rekonstruktion des<br />

Immunsystems sowohl in <strong>der</strong> Frühphase<br />

<strong>der</strong> HIV-Infektion ohne Chemotherapie,<br />

aber auch in Kombination<br />

mit antiretroviralen Medikamenten in<br />

größeren Studien zu überprüfen. (EB)<br />

Thym-Uvocal-Expertengespräch,<br />

Guernsey, England, 4. bis 9. September<br />

1998<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Müller Göppingen<br />

729


DAG K -Nachrichten<br />

An dieser Stelle erscheinen in Zukunft in regelmäßigen Abständen<br />

Gesellschafts-Nachrichten <strong>der</strong> Deutschen <strong>Ärzte</strong>gesellschaft <strong>für</strong><br />

Applied Kinesiology<br />

Die <strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren hat sich zu unser aller Freude zu einem lebendigen Organ gemausert,<br />

und unsere (noch) relativ kleine Gesellschaft möchte als Vertreterin einer mo<strong>der</strong>nen, sich höchst dynamisch entwickelnden<br />

Methode an <strong>der</strong> sicht- und spürbaren Erneuerung des ZÄN mitwirken.<br />

Was ist Applied Kinesiology (AK)?<br />

(aus dem Programm <strong>der</strong> DÄGAK, anzufor<strong>der</strong>n bei DÄGAK,<br />

Ne<strong>der</strong>lingerstr. 35, 80638 München, Tel: 089 / 159 59 51, Fax: 089 / 159 61 61)<br />

Applied Kinesiology ist eine ganzheitliche Methode, die den manuellen Muskeltest diagnostisch benutzt, um durch<br />

effiziente Testprotokolle systemische Störungen wie allergisch-toxische Probleme, Her<strong>der</strong>krankungen, entzündliche<br />

Erkrankungen u.a. zu diagnostizieren und zu behandeln.<br />

Als originär manualmedizinische Methode ermöglicht sie differenzierte und effiziente chirotherapeutische und<br />

kraniosakrale Behandlungen. Die funktionellen Auswirkungen kieferorthopädischer Maßnahmen auf die Gesamtstruktur<br />

sind mit AK genau vorherbestimmbar. Daneben bietet sie psychosomatisch orientierte Therapiemöglichkeiten.<br />

Die DÄGAK wird ICAK-Chapter<br />

Das International College of Applied Kinesiology (ICAK) wurde 1974 von einer führenden Studiengruppe um<br />

George Goodheart, D.C., gegründet und ist heute <strong>für</strong> die Erhaltung und Weiterentwicklung <strong>der</strong> Standards von<br />

Lehre und Forschung in Applied Kinesiology verantwortlich.<br />

Die Deutsche <strong>Ärzte</strong>gesellschaft <strong>für</strong> Applied Kinesiology (DÄGAK) wurde 1996 gegründet, um die <strong>Ärzte</strong> und<br />

Zahnärzte, die Applied Kinesiology entsprechend den Standards des International College of Applied Kinesiology<br />

anwenden, gegenüber den berufsständischen Gremien <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>schaft zu vertreten und die Ausbildung in Applied<br />

Kinesiology in Deutschland nach diesen Standards zu regeln. Die DÄGAK arbeitet eng mit ICAK-International zusammen<br />

und hält sich streng an die Standards des ICAK.<br />

Die DÄGAK ist die einzige deutschsprachige AK-Gesellschaft, die die hohen Ausbildungstandards des ICAK einhält,<br />

und es lehren daher nur Diplomates ICAK das von ICAK anerkannte Ausbildungsprogramm.<br />

Das höchste Ziel <strong>der</strong> DÄGAK ist, die AK vom Ruch <strong>der</strong> Scharlatanerie zu befreien und in seriösen medizinischen<br />

Bereichen zur Anerkennung zu führen.<br />

Dies wurde von ICAK honoriert, indem die Aufnahme mit dem Status eines Chapters (Tochtergesellschaft) ermöglicht<br />

wurde. Dies vor allem auch im Blick auf nicht seriöse Mitbewerber.<br />

Die nächsten Einführungskurse:<br />

5./6.12.1998 in München Anmeldung: ZÄN; Tel.: 07441 / 2121; Fax: 07441 / 87830<br />

31.10.1998 in Baden-Baden Anmeldung: Erfahrungsheilkunde; Tel.: 06221 / 40620; Fax: 06221 / 400 727<br />

2./3.11.1998 auf Fuerteventura Anmeldung: VKM; Tel.: 089 / 159 59 51; Fax: 089 / 159 61 61<br />

4.2.1999 in Berlin Anmeldung: DÄGfA; Tel.: 089 / 710 05 11; Fax: 089 / 710 05 225<br />

Die DÄGAK steht nicht nur <strong>für</strong> Applied Kinesiology, son<strong>der</strong>n auch <strong>für</strong> die in <strong>der</strong> AK-Praxis notwendigen angrenzenden<br />

Gebiete, z.B.:<br />

NLP Practitioner Ausbildung<br />

ab 11.-13.12.1998 in München Info und Anmeldung: VKM; Tel.: 089 / 159 59 51; Fax: 089 / 159 61 61<br />

(Ed u. Maryann Reese [International NLP], Handrock, Carvalho-Garten)<br />

Orthomolekulare Medizin:<br />

6./7.2.1999 München: Entzündungsmediatoren und orthomolekulare Therapie Info und Anm.: jeweils VKM;<br />

5./6.6.1999 München: Orthomolekulare Therapie <strong>der</strong> Neurotransmitter Tel.: 089/ 159 59 51,<br />

Fax: 089/ 159 61 61<br />

Hotline Orthomolekulare Therapie<br />

Haben Sie Fragen zur orthomolekularen Therapie bzw. zu Problemfällen, rufen Sie an:<br />

mittwochs 18.00-19.00 Uhr, Tel.: 089 / 159 82 600, freitags 9.00-10.00 Uhr, Tel: 08152 / 40412<br />

730<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


Wörterbuch <strong>der</strong> Medizin<br />

Mit dem vorliegenden Buch ist ein Wörterbuch erschienen,<br />

das sich speziell <strong>der</strong> medizinischen Termini in französischer<br />

Sprache widmet. Auf rund 800 Seiten finden sich ca. 65.000<br />

Einträge. Weitestgehend alle Teilgebiete <strong>der</strong> Medizin wurden<br />

berücksichtigt, großer Wert wurde auch auf die medizinische<br />

Umgangssprache gelegt. Beson<strong>der</strong>s hervorzuheben<br />

ist, daß <strong>der</strong> Autor bemüht ist, dem Benutzer mehrere synonyme<br />

Übersetzungen zu bieten, aus denen er die <strong>für</strong> ihn<br />

passende auswählen kann. In einigen Fällen wurden zum<br />

besseren Verständnis auch kurze Erläuterungen beigefügt.<br />

Außerdem hervorzuheben ist <strong>der</strong> Anhang mit medizinischen<br />

Vor- und Nachsilben.<br />

Nöhring, F.-J.: Wörterbuch <strong>der</strong> Medizin. Band I Französisch-Deutsch.<br />

Ca. 65.000 Termini, 789 Seiten, 16 x 24<br />

cm, 1. Aufl., Brandstetter Verlag, Wiesbaden. DM 170,–,<br />

ISBN 3-87097-165-7<br />

Medizinische Rechtschreibhilfe<br />

Die gängigen Textverarbeitungsprogramme besitzen alle integrierte<br />

Module zur Rechtschreibprüfung. Der Nachteil: Die<br />

diesen Programmen zugrundeliegenden Wörterbücher enthalten<br />

meist keine medizinischen Begriffe, so daß das Programm<br />

bei einem medizinischen Fachtext dauernd stoppt.<br />

Die Fachbegriffe lassen sich nur durch manuelle Einträge ergänzen,<br />

was zeitraubend ist. Der Berliner Verlag Walter de<br />

Gruyter bietet nun Abhilfe: eine medizinische Rechtschreibhilfe<br />

mit Rote-Liste-Wortschatz auf CD-ROM. Die Software<br />

durchforstet Fachtexte in kürzester Zeit auf Fehler, sie läßt<br />

sich in Microsoft Word (ab 6.0) und Staroffice 4.0 (ab<br />

Servicepack 2) integrieren. – Systemvoraussetzungen: Ab<br />

486/50 MHz, 8 MB freier Arbeitsspeicher, 40 MB Festplattenkapazität,<br />

CD-ROM-Laufwerk.<br />

Pschyrembel: Medizinische Rechtschreibhilfe, ca. 1<br />

Million Stichwörter, Version 1.0, De Gruyter, Hamburg, DM<br />

198,–, ISBN 3110157810.<br />

Lehrbuch Evaluation<br />

Die Evaluation gewinnt auch in <strong>der</strong> Medizin immer mehr an<br />

Bedeutung – gelehrt wird diese allerdings an den medizinischen<br />

Hochschulen kaum. Das Lehrbuch von Wottawa und<br />

Thierau vermittelt ein fundiertes Verständnis <strong>für</strong> die<br />

Möglichkeiten und Grenzen <strong>der</strong> Evaluation bei Betroffenen,<br />

Entscheidungsträgern und potentiellen Evaluatoren.<br />

Zugeschnitten ist dieses Buch auf die Sozialwissenschaften,<br />

jedoch lassen sich die Inhalte auf viele Einsatzgebiete im<br />

Gesundheitswesen übertragen. Sehr empfehlenswert <strong>für</strong><br />

Forscher und Mediziner, die gesundheitspolitische Programme<br />

und Maßnahmen bewerten wollen.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Buchbesprechungen<br />

733<br />

Ökologie <strong>der</strong> Allergene<br />

Prof. Dr. Martin Scharter, Inhaber des Lehrstuhls <strong>für</strong> Umweltmedizin<br />

und experimentelle Allergologie an <strong>der</strong> Universität<br />

Witten/Herdecke, hat mit <strong>der</strong> vorliegenden CD-ROM-Datenbank<br />

eine ausführliche Beschreibung von mehr als 300<br />

Allergenen aus den Bereichen Milben, Schimmelpilze, Pollen<br />

und Nahrungsmittel vorgelegt. Die Allergene sind taxonomisch<br />

erfaßt und nach ihrer Verbreitung, Verwendung, ökologischen<br />

Parametern und ihrer allergologischen Bedeutung<br />

beschrieben. Mit Hilfe einer Volltextrecherche kann <strong>der</strong> gesamte<br />

Datenbestand schnell durchsucht werden.<br />

Hervorzuheben ist, daß alle Werkzeuge vorhanden sind, um<br />

direkt per Internet mit Partnern auf <strong>der</strong> ganzen Welt in Verbindung<br />

zu treten. So werden in Zukunft die Buchinhalte unmittelbar<br />

über eine Netzverbindung aktualisiert werden können.<br />

Außerdem hat <strong>der</strong> Nutzer Zugang zu einer Reihe von<br />

Diätplänen: Milch- und eiweißfreie Kost, sojafreie Kost, guarfreie<br />

Kost usw., die er ausdrucken und seinen Patienten aushändigen<br />

kann. Das Loseblattwerk kostet 285 DM, die CD-<br />

ROM-Datenbank erfreulicherweise nur DM 137,50.<br />

Scharter, M.: Ökologie <strong>der</strong> Allergene, CD-ROM-Datenbank,<br />

Achberger Verlag & Bencard, Achberg. DM 137,50, ISBN<br />

3-88013-034-4<br />

Wottawa, Heinrich und Thierau, Heike: Lehrbuch<br />

Evaluation. 2., vollständig überarbeitete Auflage. 176<br />

Seiten. DM 59,–. Hans Huber: Bern und an<strong>der</strong>e 1998.<br />

ISBN 3-456-82989-2<br />

Praktische Berg- und Trekkingmedizin<br />

Nach <strong>der</strong> Veröffentlichung<br />

unseres Beitrages über Bergwan<strong>der</strong>n<br />

und den Einsatz<br />

von Gehstöcken erreichte<br />

uns ein Buch, das dieses<br />

Thema ideal ergänzt und daher<br />

nicht unerwähnt bleiben<br />

sollte: Praktische Berg- und<br />

Trekkingmedizin. Das 107<br />

Seiten umfassende Buch<br />

vermittelt kurz aber umfassend<br />

alles Wichtige zum<br />

Thema Höhenkrankheiten,<br />

sonstigen höheninduzierten<br />

Problemen, Gefahren durch<br />

Hitze, Kälte und ultraviolet-<br />

te Strahlung. Auch Themen<br />

wie „Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Höhe“<br />

und „Schwangerschaft und<br />

Kontrazeption in <strong>der</strong> Höhe“<br />

sind neben weiteren, interessanten<br />

Themen enthalten.<br />

Interessant wird dieses mit<br />

DM 48,– preiswerte Buch<br />

durch ein kleines Taschenbuch<br />

gleichen Inhalts, das<br />

auf jede Bergtour mitgenommen<br />

werden kann. Diese<br />

Two-in-one-edition des<br />

Ullstein-Medical-Verlages<br />

kann somit zum wirklichen<br />

Reisebegleiter werden.<br />

Pollard, Andrew J. und Murdoch, David R.: Praktische<br />

Berg- und Trekkingmedizin. Two-in-one-edition, zusammen<br />

ca. 200 Seiten, ca. 20 Abbildungen, Format 17 x 24<br />

cm und 10 x 14 cm, Softcover, DM 48,–. Wiesbaden:<br />

Ullstein Medical, 1998. ISBN 3-86126-170-7.


Basenpulver-<br />

PASCOE®<br />

Aus Industrie und Forschung<br />

Kurznachrichten<br />

Das unter dieser Rubrik zur Veröffentlichung kommende Material wird von den Firmen zur Verfügung gestellt.<br />

Deshalb erscheinen diese Meldungen außerhalb <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> Schriftleitung.<br />

Basenpulver-Pascoe ® ist<br />

eine Nahrungsergänzung,<br />

die nach den Verzehrsempfehlungen<br />

des Basenpulvers<br />

nach SANDER zusammengestellt<br />

wurde.<br />

Das Pulver wurde ergänzt<br />

durch basisches Magnesiumcarbonat<br />

im physiologischen<br />

Bedarfsverhältnis<br />

von Kalzium zu Magnesium.<br />

Dieses diätetische<br />

Lebensmittel hilft, eine<br />

ausreichende Versorgung<br />

mit Mineralien und Basen<br />

sicherzustellen.<br />

Bei gesun<strong>der</strong> Ernährung<br />

liegen im Körper ausreichende<br />

Depots zur Neutralisation<br />

von kurzzeitigem<br />

Säure- o<strong>der</strong> Basenüberschuß<br />

vor. Bei unausgewogener<br />

Ernährung (zuviel<br />

Fleisch, Zucker, Käse,<br />

Kaffee, zuwenig Salat, Gemüse,<br />

Obst) kann sich das<br />

Pufferreservoir von Basen<br />

erschöpfen. Dann kann mit<br />

einem gezielten Verzehr<br />

von basischen Lebensmitteln<br />

o<strong>der</strong> Nahrungsergänzungen<br />

ein balancierterSäure-Basen-Haushalt<br />

aufrechterhalten werden.<br />

Zusammensetzung: Natrium<br />

phosphoricum 10,0<br />

g, Kalium bicarbonicum<br />

10,0 g, Calcium carbonicum<br />

100,0 g, Natrium bicarbonicum<br />

80,0 g, Magnesium<br />

carbonicum 58,0 g.<br />

Das Pulver ist zuckerfrei<br />

und enthält keine Aromen,<br />

Farb- o<strong>der</strong> Konservierungsstoffe.<br />

Verwendung: 2-3x täglich<br />

einen Teelöffel voll<br />

Pulver in etwas Flüssigkeit<br />

einrühren und trinken. Die<br />

Menge des Verzehrs kann<br />

dem Ausmaß des Mineralstoff-<br />

bzw. Basenbedarfs<br />

angepaßt werden.<br />

Pascoe<br />

Postfach 100 755<br />

35337 Gießen<br />

Echinacin ® Saft ohne<br />

Alkohol<br />

Das Sortiment des Marktführers<br />

<strong>für</strong> Immunmodulatoren<br />

wurde Mitte September<br />

1998 um eine neue<br />

Spezialität erweitert: Echinacin<br />

® Saft ist zuckerfrei<br />

und wurde speziell auf die<br />

Bedürfnisse von Personen<br />

abgestimmt, die Wert auf<br />

alkoholfreie Zubereitungen<br />

legen. Der gebrauchsfertige<br />

Saft eignet sich aufgrund<br />

seines angenehmen Geschmacks<br />

(Orange) und <strong>der</strong><br />

methatec<br />

734<br />

Form <strong>der</strong> Anwendung beson<strong>der</strong>s<br />

<strong>für</strong> den Einsatz bei<br />

Kin<strong>der</strong>n.<br />

Echinacin ® Saft wird<br />

ausschließlich aus dem frischen<br />

und anschließend getrockneten<br />

Preßsaft <strong>der</strong><br />

Echinacea purpurea hergestellt.<br />

Die therapeutische<br />

Heilkraft dieser Pflanze<br />

wird auf diese Weise optimal<br />

genutzt. Die körpereigene<br />

Abwehr wird gestärkt<br />

und die Anzahl rezidivieren<strong>der</strong><br />

Infekte im Bereich<br />

<strong>der</strong> Atemwege verringert.<br />

Kin<strong>der</strong> und ältere Menschen<br />

sind beson<strong>der</strong>s infektanfällig.<br />

Auch wenn es<br />

sich in den meisten Fällen<br />

um banale Viruserkrankun-<br />

gen handelt, so leiden die<br />

Patienten oft unter lästigen<br />

Symptomen wie Husten,<br />

Schnupfen und Heiserkeit.<br />

Der rein pflanzliche Echinacin<br />

® Saft bietet einen<br />

wirksamen und vor allem<br />

gut verträglichen Schutz.<br />

Die Einnahme kann auch<br />

therapeutisch<br />

empfohlen<br />

werden und<br />

sollte bei den<br />

ersten Anzeichen<br />

eines<br />

Infektes erfolgen.<br />

Laut HerstellernehmenErwachsene<br />

dreimal<br />

täglich einen<br />

Meßlöffel<br />

(entsprechend<br />

5 ml), Kin<strong>der</strong><br />

zwischen<br />

zwei und fünf<br />

Jahren dreimal<br />

täglich einen halben<br />

Meßlöffel (2,5 ml) und<br />

Kin<strong>der</strong> zwischen sechs und<br />

zwölf Jahren zweimal täglich<br />

einen Meßlöffel (5 ml)<br />

ein.<br />

Echinacin ® Saft Originalpackung<br />

mit 100 ml<br />

Lösung.<br />

Madaus AG<br />

Ostmerheimerstr. 198<br />

51109 Köln<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


Magentee aus Peru<br />

Der Name Anguraté<br />

stammt von dem Wort ,,anhuaraté“.<br />

So nennen die<br />

peruanischen Indios eine in<br />

den Anden wachsende Heilpflanze,<br />

die die botanische<br />

Bezeichnung Mentzelia<br />

cordifolia Dombey trägt<br />

und zur seltenen Familie<br />

<strong>der</strong> Loasaceen (Blumennesselgewächse)<br />

gehört. Es<br />

handelt sich um einen halbmeterhohen,<br />

gelborange<br />

blühenden Strauch, <strong>der</strong> an<br />

den trockenen, temperierten<br />

Gebirgshängen und in<br />

den Tälern vorkommt. Die<br />

Pflanze enthält als Wirkstoffeentzündungshemmende<br />

Flavonoide, die<br />

gleichzeitig krampflösend<br />

wirken und das Wachstum<br />

von Bakterien stoppen.<br />

Darüber hinaus normalisieren<br />

die pflanzlichen Substanzen<br />

ein gestörtes Säuregleichgewicht<br />

des Magens,<br />

das an den funktionellen<br />

Oberbauchbeschwerden<br />

häufig beteiligt ist, und beruhigen<br />

die gereizte Magenschleimhaut.<br />

Völlegefühl, Schmerzen<br />

im Epigastrum, Blähungen,<br />

Aufstoßen und Sodbrennen<br />

sind weit verbreitete,<br />

meist funktionell bedingte<br />

Symptome. Die<br />

Diagnose dieser als Nonulcer-dyspepsiabezeichneten<br />

funktionellen Oberbauchbeschwerden<br />

kann<br />

erst nach Ausschluß organischer<br />

Erkrankungen des<br />

Magen-Darm-Traktes ge-<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Aus Industrie und Forschung<br />

Kurznachrichten<br />

stellt werden. Im Mittelpunkt<br />

<strong>der</strong> therapeutischen<br />

Bemühungen steht neben<br />

<strong>der</strong> Spasmolyse und Entzündungshemmung<br />

die<br />

Normalisierung <strong>der</strong> intestinalen<br />

Säureverhältnisse.<br />

Während <strong>für</strong> die Anregung<br />

<strong>der</strong> Magensaftsekretion eine<br />

Vielzahl zumeist bitterstoffhaltiger<br />

Drogen zur<br />

Verfügung steht, gibt es<br />

nur wenige Pflanzen, die<br />

einen dämpfenden Einfluß<br />

auf eine zu hohe Säureproduktion<br />

haben. „Anguraté<br />

Magentee aus Peru“<br />

wirkt regulierend auf die<br />

gastralen Drüsen sowohl<br />

bei Hyper- als auch bei<br />

Subacidität und bietet damit<br />

eine interessante Bereicherung<br />

<strong>der</strong> einheimischen<br />

Magen-Darm-Mittel.<br />

Anguraté ist ein in <strong>der</strong><br />

südamerikanischen Volksmedizin<br />

traditionell verwendetes<br />

Magenheilmittel.<br />

Für den europäischen<br />

Markt entdeckt wurde das<br />

Phytotherapeutikum in den<br />

50er Jahren von dem deutschen<br />

Pianisten Emmeran<br />

Graf von Lerchenfeld, <strong>der</strong><br />

unter Magengeschwüren<br />

litt. Wilhelm E. Ronneburg,<br />

Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> ALSI-<br />

TAN Naturheilmittel<br />

GmbH, importierte die<br />

Pflanze nach Deutschland,<br />

wo sie seit 1956 unter dem<br />

Handelsnamen ,Anguraté<br />

Magentee aus Peru“ erhältlich<br />

ist.<br />

Damit steht zur Behandlung<br />

von funktionellenOberbauchbeschwerden<br />

nun auch ein erwiesenermaßen<br />

wirkungsvolles<br />

und sicheres Heilmittel aus<br />

<strong>der</strong> Natur zur Verfügung.<br />

ALSITAN GmbH<br />

Am Bühl 16-18<br />

86926 Greifenberg<br />

735<br />

Repha<br />

+<br />

Pellengahr


Natürliches hochdosiertes Vitamin E aus<br />

Pflanzenölen: E-Wied ® 600<br />

Vitamin E (RRR-α-Tocopherol) hat sich schon seit einigen<br />

Jahren, neben <strong>der</strong> reinen Substitution bei Vitamin-E-<br />

Mangelzuständen, u. a. als antioxidatives Schutzvitamin<br />

bei entzündlichen rheumatischen Gelenkerkrankungen<br />

bewährt.<br />

Eine an<strong>der</strong>e Einsatzmöglichkeit von Vitamin E zeigt sich<br />

in <strong>der</strong> kardioprotektiven Wirkung, die auch ihre Bestätigung<br />

in umfangreichen<br />

Studien fand. Neben seiner<br />

vielfältigen Wirkweise zeichnet<br />

Vitamin E eine sehr gute<br />

Verträglichkeit aus – auch in<br />

hoher Dosierung.<br />

Eine biologisch sehr wirksame<br />

Form von Vitamin E ist<br />

das natürliche RRR (D)-α-<br />

Tocopherol, das hochdosiert<br />

(600 I.E.) in dem von<br />

Wiedemann Pharma zum 1.9.98 eingeführten E-Wied®<br />

600 enthalten ist. Eine Dosierung von täglich einer<br />

Kapsel E-Wied® 600 zur Prävention o<strong>der</strong> Therapie ist<br />

deshalb in vielen Fällen ausreichend.<br />

E-Wied® 600 gibt es in 3 Packungsgrößen mit 30 (N2),<br />

60 (N3) und 100 (N3) Weichkapseln.<br />

Wiedemann Pharma GmbH, Pilotyweg 14<br />

82541 Münsing-Ambach<br />

Einheitliches Packungsdesign<br />

Nach den oralen Formen<br />

<strong>der</strong> Pflüger-Präparate erhielten<br />

jetzt auch die<br />

Parenteralia ein neues Gesicht.<br />

Die gesamte Pflüger-Palette<br />

präsentiert sich<br />

somit einheitlich in einer<br />

Aufmachung, <strong>der</strong>en natür-<br />

Aus Industrie und Forschung<br />

Kurznachrichten<br />

liche Symbolik und Farbgebung<br />

gleichermaßen ansprechend<br />

auf Therapeuten<br />

und Patienten wirken.<br />

Pflüger GmbH & Co. KG<br />

Bielefel<strong>der</strong> Str. 17<br />

33378 Rheda-Wiedenbrück<br />

Alsitan<br />

736<br />

Orthomolekularer<br />

Spurenelementekomplex<br />

Hypo-A stellt in <strong>der</strong> Reihe <strong>der</strong> Nahrungsergänzungen<br />

einen neuen hypoallergenen orthomolekularen Spurenelementekomplex<br />

vor. Im Rahmen <strong>der</strong> Supplementierung<br />

orthomolekularer Substanzen bietet sich<br />

zur Basistherapie ein Komplex an, um über gefüllte<br />

Mineralstoffspeicher die Regulationsfähigkeit des<br />

Organismus zu optimieren.<br />

Aus diesem Grunde hat Hypo-A die Elemente<br />

Chrom (100 µg), Mangan (4,5 mg), Zink (23,5 mg)<br />

und Selen (30 µg) als Komplex ohne Zusatzstoffe in<br />

farbloser, hypoallergener Kapsel dosiert. Chrom ist<br />

vor allem <strong>für</strong> den Zuckerstoffwechsel und bei Altersdiabetes<br />

wichtig. Mangan wird sowohl bei <strong>der</strong> neurologischen<br />

Steuerung als auch z.B. zur Geweberegeneration<br />

und zum Wachstum benötigt. Zink ist inzwischen<br />

als Katalysator in mehr als 200 Enzymsystemen<br />

entschlüsselt und hilft u.a. bei Wundheilungsstörungen<br />

o<strong>der</strong> Fruchtbarkeitsstörungen. Selen ist zur<br />

Neutralisation von Schwermetallbelastungen durch<br />

Cadmium o<strong>der</strong> Amalgam-Quecksilber unerläßlich.<br />

Packungsgröße 100 Stück, Preis 48,50 DM<br />

Hypo-A GmbH, Kücknitzer Hauptstr. 53,<br />

23569 Lübeck<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


iosyn stellt sich neuen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

Um sich den neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

des Marktes<br />

zu stellen, wurde eine<br />

Verschmelzung von biosyn<br />

mit Schwesterunternehmen<br />

G.N.PHARM und medisculab<br />

durchgeführt. biosyn<br />

entwickelte in <strong>der</strong> Onkologie<br />

das „integrative<br />

Konzept“, das komplementäre<br />

Onkologika in Standardtherapieschemata<br />

synergistisch integriert.<br />

Dieses exklusiv von biosyn<br />

angebotene Konzept spiegelt<br />

die Realität des<br />

Tumorpatienten wie<strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong> sich heute in bis zu 70<br />

% neben <strong>der</strong> konventionellen<br />

Therapie mit komplementärmedizinischen<br />

Maßnahmen versorgen<br />

läßt.<br />

Bestandteile des integrativen<br />

Konzeptes sind<br />

das in-vivo immundiagnostikum<br />

Multitest immignost<br />

®, die komplementäre<br />

Onkologika FACTOH AF2<br />

und Eurixor ®, das Selenpräparat<br />

selenase ® sowie<br />

konventionelle Zytostatika<br />

wie 5 Fluorouracil-biosyn,<br />

Metholrexat biosyn, Vincristin-biosyn<br />

sowie Bio-<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Aus Industrie und Forschung<br />

Kurznachrichten<br />

modulatoren wie Calciumfolinat-biosyn.<br />

Bisher wurden<br />

diese Präparate von<br />

den verschiedenen Unternehmen<br />

<strong>der</strong> biosyn-Gruppe<br />

separat angeboten. Es war<br />

deshalb konsequent, mit<br />

<strong>der</strong> Verschmelzung <strong>der</strong><br />

Schwesterunternehmen auf<br />

die biosyn Arzneimittel<br />

GmbH, auch innerhalb <strong>der</strong><br />

Firmenstruktur diese Integration<br />

umzusetzen.<br />

Die zukünftigen Wachstumspotentiale<br />

von biosyn<br />

liegen in <strong>der</strong> Vermarktung<br />

<strong>der</strong> biotechnologischen Innovationen.<br />

Nach einer dynamischen<br />

Aufbauphase,<br />

beginnend im Technologiezentrum<br />

Stuttgart 1986,<br />

mit Umzug 1991 in ein eigenständigesPharmaforschungszentrum<br />

in Fellbach,<br />

steht biosyn jetzt vor<br />

<strong>der</strong> Markteinführung ihrer<br />

Innovationen. biosyn ist eines<br />

<strong>der</strong> ersten deutschen<br />

Biotechnologieunternehmen,<br />

dem es gelungen ist,<br />

innovative Krebstherapeutika<br />

bis zur Phase III <strong>der</strong><br />

klinischen Prüfung (Galasyn-Metastasenhemmer<br />

bei gastrointestinalen Tumoren)<br />

bzw. zur Zulassung<br />

(Immunothel ® bei Blasenkarzinom,<br />

zugelassen in<br />

Hypo-A<br />

737<br />

den Nie<strong>der</strong>landen seit<br />

1997) zu entwickeln. Die<br />

jetzt erfolgte Straffung <strong>der</strong><br />

Organisation und klare<br />

Konturierung <strong>der</strong> biosyn<br />

gegenüber ihren Zielgruppen<br />

ist ohne wesentliche<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> die erfolgreiche<br />

Vermarktung<br />

dieser Innovation.<br />

biosyn, eines <strong>der</strong> wenigen<br />

unabhängigen mittelständischenPharmaunternehmen<br />

Deutschlands mit<br />

Nie<strong>der</strong>lassungen sowie<br />

Betriebsstätten in USA<br />

(biosyn Inc.), <strong>der</strong> Schweiz<br />

(Intersyn AG) und Büros in<br />

Österreich (Wien) steht mit<br />

einem Umsatz von über 20<br />

Mio. DM (1997) gefestigt<br />

im Markt. Durch die effiziente<br />

weitere Vermarktung<br />

seines integrativen<br />

Konzeptes, einer ethischen<br />

Palette an Selenpräparaten,<br />

seinem umweltmedizinischen<br />

Angebot sowie durch<br />

Lizenzierung <strong>der</strong> Entwicklungsprojekte<br />

Immunothel<br />

und Galasyn kann biosyn<br />

genügend Mittel <strong>für</strong> ein<br />

weiteres gesundes Wachstum<br />

realisieren.<br />

biosyn Arzneimittel<br />

GmbH<br />

Schorndorfer Str. 32<br />

Neues<br />

Phytotherapeutikum<br />

Zum 15. August führte die<br />

STADApharm GmbH ein<br />

pflanzliches Mittel zur Behandlung<br />

von Symptomen<br />

ein, die mit dem Klimakterium<br />

<strong>der</strong> Frau zusammenhängen.<br />

Der Extrakt zur Herstellung<br />

von Cimicifuga<br />

STADA ® wird aus dem<br />

Wurzelstock <strong>der</strong> Traubensilberkerze<br />

(Cimicifuga racemosa)<br />

gewonnen. Die<br />

Inhaltsstoffe dieses Extraktes,<br />

Triterpenglykoside, besitzen<br />

hormonähnliche<br />

Wirkungen. Somit kann<br />

Cimicifuga STADA ® als<br />

Alternative zur Östrogenbehandlung<br />

eingesetzt<br />

werden. Die Therapie soll<br />

in <strong>der</strong> Regel einschleichend<br />

begonnen werden.<br />

Cimicifuga STADA ®<br />

ist ein Langzeittherapeutikum<br />

und gut verträglich.<br />

Gelegentlich können jedoch<br />

Magenschmerzen<br />

auftreten. Das Präparat ist<br />

als Filmtablette in den Größen<br />

30 Stück (N1), 60 (N2)<br />

und 100 (N3) im Handel.<br />

STADApharm GmbH<br />

Stadastraße 2-18<br />

61118 Bad Vilbel


Zink und<br />

Immunsystem<br />

Neue Studie mit Kin<strong>der</strong>n bestätigt<br />

erneut die Abwehrsteigerung durch<br />

das Spurenelement!<br />

In den Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> dritten Welt sterben<br />

jährlich im Schnitt vier Millionen<br />

Kin<strong>der</strong> an den Folgen von akuten<br />

Atemwegsinfektionen. Die Bemühungen,<br />

dieser Mortalitätsrate mit<br />

Hilfe von Arzneimitteln entgegenzuwirken,<br />

waren bislang nur teilweise<br />

erfolgreich: Mit Hilfe von Antibiotika<br />

konnte die hohe Sterblichkeitsrate lediglich<br />

um 50 % reduziert werden.<br />

Untersuchungen haben ergeben, daß<br />

eine Unter- bzw. Fehlernährung die<br />

Inzidenz und die Schwere von Lungenerkrankungen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e Lungenentzündungen,<br />

erhöht. Aufgrund<br />

seiner Bedeutung <strong>für</strong> das Immunsystem<br />

ist in diesem Zusammenhang<br />

beson<strong>der</strong>s das Spurenelement Zink<br />

Gegenstand medizinischer Forschung.<br />

Zink greift in eine ganze Reihe<br />

von Abwehrleistungen ein und kann<br />

hierbei durch keinen an<strong>der</strong>en Wirkstoff<br />

ersetzt werden. Es ist beispielsweise<br />

erfor<strong>der</strong>lich <strong>für</strong> die Lymphozytenproliferation<br />

und die Induzierung<br />

<strong>der</strong> Blastogenese von B-Zellen<br />

und damit sowohl <strong>für</strong> die zelluläre als<br />

auch die humorale Abwehrleistung<br />

unabdingbar. Zink ist Cofaktor des<br />

Thymulins, einem Peptidhormon <strong>der</strong><br />

Thymusepithelzellen, welches an <strong>der</strong><br />

Aus Industrie und Forschung<br />

Therapiereporte<br />

Reifung <strong>der</strong> T-Zellen beteiligt ist.<br />

Auch die Phagozytose, die Komplementaktivierung<br />

und die Zytokinproduktion<br />

werden durch Zink positiv<br />

beeinflußt. Schließlich spielt dieser<br />

Mikronährstoff auch aufgrund seiner<br />

antiviralen Aktivität (z.B. Schnupfen-,<br />

Herpesviren) bei <strong>der</strong> Infektabwehr eine<br />

nicht zu unterschätzende Rolle. Ein<br />

Mangel an Zink kann Störungen auf<br />

allen Ebenen <strong>der</strong> Immunabwehr zur<br />

Folge haben und weitreichende, ausgeprägte<br />

Immundefizienzen verursachen.<br />

Umgekehrt ist es möglich, solche<br />

Immunstörungen durch eine Zinksupplementierung<br />

zu korrigieren und<br />

damit die Infektanfälligkeit zu reduzieren.<br />

Vor wenigen Wochen wurden die<br />

Ergebnisse einer indischen Untersuchung<br />

veröffentlicht, welche die<br />

Senkung <strong>der</strong> Infektanfälligkeit durch<br />

Zink erneut bestätigen. An dieser doppelblinden,<br />

randomisierten Studie<br />

nahmen 609 Kin<strong>der</strong> teil, von denen<br />

die Hälfte über einen Zeitraum von 6<br />

Monaten mit Zink substituiert wurden.<br />

Die Ausgangszinkspiegel <strong>der</strong><br />

Kontroll- und <strong>der</strong> Verumgruppe waren<br />

vergleichbar, allerdings zeigten die<br />

Plasmazinkspiegel <strong>der</strong> Verumprobanden<br />

bereits nach 120 Tagen, im<br />

Vergleich zum Ausgangswert, eine<br />

deutliche Verbesserung, während die<br />

Zinkkonzentrationen <strong>der</strong> Kontrollpersonen<br />

weiter abfielen. Im Verlauf<br />

<strong>der</strong> Studie nahm die Inzidenz von<br />

Atemwegsinfekten bei den zinksubstituierten<br />

Kin<strong>der</strong>n signifikant ab: Im<br />

Vergleich zur Kontrollgruppe war eine<br />

Reduktion um 45 % zu verzeichnen.<br />

Positive Nebeneffekte durch Zink<br />

zeigten sich in dieser Untersuchung<br />

auch bezüglich <strong>der</strong> Wachstumsrate<br />

und Magen-Darm-Infektionen (Diarrhöe)<br />

<strong>der</strong> Verumprobanden.<br />

Zink ist ein essentielles Mineral,<br />

welches via Nahrung aufgenommen<br />

werden muß. Der tägliche empfohlene<br />

Bedarf liegt bei 8 bis 12 mg Zink<br />

(Kin<strong>der</strong> zwischen 1 und 12 Jahren)<br />

bzw. 15 mg Zink (Jugendliche, Erwachsene).<br />

Zinkreiche Nahrungsmittel<br />

sind beispielsweise Fleisch,<br />

738<br />

Fisch und Vollwertgetreide. Die Resorption<br />

des Zinks in Lebensmitteln<br />

wird allerdings durch mehrere Faktoren<br />

negativ beeinflußt. Calcium,<br />

Phosphate und insbeson<strong>der</strong>e die in<br />

Getreide enthaltenen Phytinsäuren beeinträchtigen<br />

die Verwertbarkeit des<br />

Zinks. Letztere bilden bei den im<br />

Dünndarm herrschenden pH-Werten<br />

mit Zink schwerlösliche Komplexe,<br />

die vom Verdauungstrakt kaum aufgeschlossen<br />

werden können. Die Versorgung<br />

mit diesem wichtigen Spurenelement<br />

ist daher, in erster Linie auch<br />

bei fleischloser (Vollwert)Kost, als<br />

problematisch einzustufen. Eine Substitution<br />

mit einem gut bioverfügbaren<br />

Zinkpräparat (z.B. mit ,,Unizink ®<br />

50“, Köhler Pharma, Alsbach-Hähnlein)<br />

empfiehlt sich beson<strong>der</strong>s in diesen<br />

Fällen. Nicht nur rezidivierende<br />

Infekte, son<strong>der</strong>n auch an<strong>der</strong>e bestehende<br />

Erkrankungen (z.B. Nieren-,<br />

Leber-, entzündliche Darmerkrankungen,<br />

Diabetes mellitus, Entzündungen)<br />

bedingen einen erhöhten Zinkbedarf,<br />

welcher über die Nahrung<br />

kaum gedeckt werden kann.<br />

Sunil Sazawal et al.: Zink supplementation reduces<br />

the incidence of acute lower respiratory<br />

infection in infants and preschool children: A<br />

double blind controlled trial. Petriatics, Vol.<br />

102, No. 1, July 1998<br />

Mineralwasser<br />

senkt Cholesterin<br />

und Triglyceride<br />

Ein zu hoher Cholesterin-Spiegel<br />

liegt sehr häufig an <strong>der</strong> mangelnden<br />

Compliance <strong>der</strong> Betroffenen. Denn<br />

trotz Diagnose und Medikation:<br />

Nicht Arzneimittel allein, son<strong>der</strong>n<br />

tätige Einsicht – z.B. bei <strong>der</strong> Ernährungsumstellung<br />

– senken auf Dauer<br />

das Risiko von Arteriosklerose und<br />

Herzinfarkt.<br />

Aus Patientensicht ist es ein Genußverzicht,<br />

den Verzehr an<br />

,,Cholesterintreibern“ einzuschrän-<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


ken, denn sie sind ihnen in <strong>der</strong> Regel<br />

gut bekannt. Weniger bekannt dagegen<br />

sind die ,,Cholesterin-freundlichen“<br />

Lebensmittel, die den Genußverzicht<br />

etwas erleichtern helfen: Der<br />

Pectin-haltige Apfel und die Passionsfrucht<br />

mit ihrem hohen Niacin-<br />

Anteil verbinden die Gaumenfreude<br />

mit diesem dämpfenden Effekt. Die<br />

Artischocke regt indirekt die Gallensäure-Produktion<br />

an und entzieht so<br />

dem Körper überschüssiges Cholesterin.<br />

Auch Heilbutt, Kabeljau o<strong>der</strong><br />

Lachs verringern durch die enthaltenen<br />

Omega-3-Fettsäuren die Cholesterin-Konzentration.<br />

Nun wurde bei einem sulfatreichen<br />

Mineralwasser (Sulfatgehalt<br />

1640 mg/L., RANGAUER life“, eine<br />

Quelle aus Bad Windsheim) ein günstiger<br />

Einfluß auf die Lipoprotein-<br />

Werte festgestellt. Dieses Ergebnis ergab<br />

eine aktuell vorgelegte Studie. Sie<br />

bestätigte erneut den positiven Einfluß<br />

des calcium- und sulfatreichen Mineralwassers<br />

auf den Cholesterinspiegel<br />

und die Blutfettwerte. Die Wirkung<br />

des calcium- und sulfatreichen Mineralwassers<br />

wurde bereits in einer<br />

Monographie <strong>für</strong> eine Reihe von Indikationen<br />

festgestellt. Die neue Bad<br />

Windsheimer Studie erbrachte jetzt ergänzende<br />

Aspekte.<br />

In <strong>der</strong> randomisierten Doppelblind-Studie<br />

trank ein Patienten-<br />

Kollektiv über den Zeitraum von vier<br />

Wochen täglich 1,4 Liter des sulfatund<br />

calciumreichen Mineralwassers.<br />

Die Referenz-Gruppe erhielt demgegenüber<br />

ein sulfat- und calciumarmes<br />

Mineralwasser. Beide Gruppen<br />

nahmen eine isokalorische, fettarme<br />

und kohlenhydratreiche Kost zu sich.<br />

Bei dem Ergebnis-Vergleich <strong>der</strong><br />

Gruppen ergab sich ein Unterschied<br />

vor allem bei den Triglyceriden:<br />

Deren Absenkung fiel beim calciumund<br />

sulfatreichen Mineralwasser mit<br />

zusätzlichen 20,9 mg/dl deutlich höher<br />

aus. Der Vergleich <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Cholesterinwerte zeigte deutliche<br />

Trends: Gesamt-Cholesterin und<br />

LDL-Cholesterin reduzierten sich unter<br />

dem calcium- und sulfatreichen<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

Aus Industrie und Forschung<br />

Therapiereporte<br />

Mineralwasser um zusätzliche 3 mg/dl<br />

bzw. 7,6 mg/dl im Vergleich zu den<br />

Werten <strong>der</strong> Referenzgruppe.<br />

Zusammenfassend ist festzustellen,<br />

daß in beiden Patientengruppen<br />

die Serumlipide signifikant gesenkt<br />

wurden. Bei dem calcium- und sulfat-<br />

739<br />

Madaus<br />

4c<br />

reichen Mineralwasser aus Bad<br />

Windsheim fiel diese Senkung jedoch<br />

deutlicher aus, insbeson<strong>der</strong>e bei den<br />

Triglyceriden.<br />

Karoff, Toellner: Bad Windsheimer Mineralwasser<br />

senkt LDL-Cholesterin. Der Deutsche<br />

Apotheker, (1998) 5, 126-128


Varia<br />

Eröffnung einer Ausstellung am 11. Juli 1998 in Römhild/Thüringen<br />

Dr. Christoph Hartung<br />

(1779 – 1853)<br />

Die Stadt Römhild ehrt einen ihrer bedeutendsten Söhne<br />

CHRISTOPH HARTUNG entstammte<br />

einer alteingesessenen Handwerksfamilie<br />

und wan<strong>der</strong>te nach Erlernen<br />

des Ba<strong>der</strong>handwerks vor 200<br />

Jahren nach Wien, um dort seine erstaunliche<br />

Laufbahn als Militärmedicus<br />

zu beginnen. Zunächst mit<br />

einem Medizinalunterricht im Josefinum,<br />

dann als Unterarzt bzw. später<br />

Oberarzt auf vielen Kriegsschauplätzen<br />

Europas. Seine Befähigung<br />

fiel auf, so daß er 31jährig zum Medizinstudium<br />

an die militärärztliche<br />

Akademie Josefinum abgeordnet wurde<br />

mit abschließen<strong>der</strong> öffentlicher<br />

Promotion. Danach war Dr. HARTUNG<br />

Regimentsarzt, später Stabsfeldarzt<br />

und leitete verschiedene Militärkrankenhäuser,<br />

unter an<strong>der</strong>em auch eines<br />

in Bad Gastein. Bleibende Verdienste<br />

erwarb er sich als leiten<strong>der</strong> Stabsfeldarzt<br />

bei <strong>der</strong> Armee in Italien mit<br />

Sitz in Mailand, wo er nicht nur alle<br />

militärärztlichen Einrichtungen unter<br />

sich hatte, son<strong>der</strong>n auch eine ausgedehnte<br />

Privatpraxis ausübte.<br />

Erste Kontakte zur Homöopathie<br />

datieren von 1819, wahrscheinlich<br />

durch M. MARENZELLER. Das Verbot<br />

<strong>der</strong> Homöopathie in Österreich weckte<br />

HARTUNGs Neugierde und er studierte<br />

alle erreichbare Literatur. Ab<br />

1826 praktizierte er dann auch die<br />

Homöopathie und erlebte gerade bei<br />

schwersten Erkrankungen mit infausten<br />

Prognosen, z.B. bei offenen<br />

Bauchverletzungen, Typhus, Cholera,<br />

seine Erfolge, die allerdings nicht nur<br />

<strong>der</strong> Homöopathie zuzuschreiben sind,<br />

son<strong>der</strong>n auch seine Bemühungen um<br />

Hygiene und Ernährung zeigen die<br />

Statistiken über die Sterblichkeit in<br />

den Militärhospitälern unter seiner<br />

Leitung, die von 1833 bis 1841 um<br />

zwei Drittel reduziert werden konnte.<br />

Für Furore sorgte die Behandlung<br />

des Grafen RADETZKY, Feldmarschall<br />

und Oberbefehlshaber <strong>der</strong> österreichischen<br />

Armee in Oberitalien. HARTUNG<br />

hatte RADETZKY seit 1835 wie<strong>der</strong>holt<br />

homöopathisch mit Erfolg behandelt,<br />

so auch 1836 bei einer Rippenserienfraktur<br />

mit Anspießung <strong>der</strong> Lunge<br />

und daraus resultierendem Lungenabszeß<br />

sowie im Herbst 1840 bei einer<br />

Hirnhautentzündung. Im Dezember<br />

1840 erkrankte <strong>der</strong> Feldmarschall an<br />

einer Wucherung in <strong>der</strong> rechten<br />

Augenhöhle, die als bösartig diagnostiziert<br />

wurde (Scirrus). Die sogenannten<br />

Kapazitäten hielten diese Erkrankung<br />

<strong>für</strong> unheilbar und die Situation<br />

<strong>für</strong> trostlos. Der Feldmarschall<br />

Mirr<br />

740<br />

war dienstunfähig. Er setzte nun letzte<br />

Hoffnung auf eine homöopathische<br />

Kur durch Dr. HARTUNG, <strong>der</strong> binnen<br />

drei Monaten den Tumor zur Abheilung<br />

brachte (mit Thuja und Carbo<br />

animalis). Diese Heilung brachte ihm<br />

hohe Ehren seitens des Kaisers ein,<br />

auch HAHNEMANN zollte ihm Dank<br />

und Anerkennung <strong>für</strong> den großen<br />

Dienst, den HARTUNG <strong>der</strong> Homöopathie<br />

erwiesen hatte, durch Übersendung<br />

seines in Karniol geschnittenen<br />

Portraits und später durch eine große<br />

Büste HAHNEMANNs. Die Stadt Mailand<br />

ehrte ihn durch eine Portraitmedaille<br />

in Gold.<br />

Dr. CHRISTOPH HARTUNG gehört zu<br />

den bedeutendsten Wegbereitern <strong>der</strong><br />

Homöopathie, sowohl in Österreich<br />

als auch in Oberitalien. Er ist <strong>der</strong><br />

Ahnherr einer weitverzweigten Medizinerfamilie.<br />

Sein Sohn ERHARD HAR-<br />

TUNG, ebenfalls bekannter Wiener<br />

Arzt und Homöopath, wurde ob seiner<br />

eigenen und ob <strong>der</strong> medizinischen<br />

Verdienste seines Vaters 1867 vom<br />

österreichischen Kaiser in den erblichen<br />

Adelsstand erhoben.<br />

Die kleine Ausstellung im Schloß<br />

Römhild zeigt neben <strong>der</strong> Hahnemann-<br />

Büste und dem Karniol-Portrait die<br />

homöopathische Reiseapotheke und<br />

Urkunden aus <strong>der</strong> Familie HARTUNG.<br />

Die Ausstellung lief bis September<br />

und war außer montags täglich am<br />

Nachmittag geöffnet.<br />

Die Ausstellungseröffnung war<br />

sehr gut besucht, Familie HARTUNG<br />

hatte dies als Gelegenheit eines<br />

Familientreffens genutzt. Der DZVhÄ<br />

war durch mich vertreten.<br />

H. Kuhn<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


PREISAUSSCHREIBEN<br />

Hätten Sie’s gewußt?<br />

„Naturheilverfahren“, unkonventionelle medizinische<br />

Richtungen“, „biologische o<strong>der</strong> alternative<br />

Therapiemethoden“. Die Naturheilkunde ist –<br />

nicht nur begrifflich – ein weites Feld. Um so mehr<br />

Sorgfalt und Mühe (und finanzielle Mittel) wurden<br />

in den letzten Jahren <strong>für</strong> die wissenschaftliche<br />

Begründung <strong>der</strong> verschiedenen Methoden aufgebracht.<br />

Eine weitere wichtige Voraussetzung <strong>für</strong><br />

die allgemeine Anerkennung <strong>der</strong> Naturheilmethoden<br />

ist jedoch die Fort- und Weiterbildung.<br />

Frage 1:<br />

Nach dem Auffinden eines myofaszialen<br />

Triggerpunktes in einem<br />

Skelettmuskel sollte die<br />

Suche nach weiteren Triggerpunkten<br />

im Bereich dieses<br />

Muskels beendet werden, weil<br />

in jedem Skelettmuskel physiologischerweise<br />

nur ein einziger<br />

Triggerpunkt vorhanden ist.<br />

(A) Aussage 1 ist richtig, Aussage<br />

2 ist richtig, Verknüpfung<br />

ist richtig<br />

(B) Aussage 1 ist richtig, Aussage<br />

2 ist richtig, Verknüpfung<br />

ist falsch<br />

(C) Aussage 1 ist richtig, Aussage<br />

2 ist falsch<br />

(D) Aussage 1 ist falsch, Aussage<br />

2 ist richtig<br />

(E) Aussage 1 ist falsch, Aussage<br />

2 ist falsch<br />

Meine Lösung lautet:<br />

Frage 1:<br />

Frage 2:<br />

Frage 3:<br />

ÄN 10/98<br />

Absen<strong>der</strong>:<br />

Frage 2:<br />

––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

Name<br />

––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

Straße<br />

––––––––––––––––––––––––––––––––-<br />

PLZ, Ort<br />

––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

Datum, Unterschrift<br />

742<br />

„Hätten Sie´s gewußt?“ In unserem Preisausschreiben<br />

können Sie prüfen, wie gut Sie ausgesuchte<br />

Fragen (Original-Prüfungsfragen, Gegenstandskatalog<br />

3) beantworten können. Machen<br />

Sie mit!<br />

Unter den richtigen Einsendungen wird die<br />

Präparate-Liste <strong>der</strong> Naturheilkunde 1999 mit<br />

eingelegter CD-ROM, herausgegeben vom<br />

Urban & Schwarzenberg Verlag, verlost.<br />

Auszüge aus Chelidonium<br />

majus (Schöllkraut) werden<br />

vor allem verwendet<br />

bei:<br />

(A) chronisch rezidivieren<strong>der</strong><br />

Bronchitis<br />

(B) funktionellen Störungen<br />

im Bereich <strong>der</strong> Gallenwege<br />

(C) Störungen <strong>der</strong> orthostatischenBlutdruckregulation<br />

(D) Magenulkus<br />

(E) atopischem Ekzem<br />

Frage 3:<br />

Heilfasten beruht auf einem<br />

freiwilligen Nahrungsverzicht<br />

und vermittelt einen<br />

starken Impuls <strong>für</strong> einen<br />

gesün<strong>der</strong>en Lebensstil.<br />

Folgende Kontraindikationen<br />

sind unbedingt<br />

zu beachten: (1)<br />

metastasiertes Karzinom,<br />

(2) Marasmus, (3) akute<br />

Psychose<br />

(A) nur 1 ist richtig<br />

(B) nur 2 ist richtig<br />

(C) nur 1 und 2 sind richtig<br />

(D) nur 2 und 3 sind richtig<br />

(E) 1 bis 3 sind richtig<br />

Senden Sie Ihre Antworten<br />

an:<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong><br />

Naturheilverfahren<br />

Chefredaktion<br />

Wehrfeldweg 6<br />

82439 Großweil<br />

Fax 08851 / 1320<br />

Einsendeschluß ist <strong>der</strong><br />

15. November 1998.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


Dr. Walter Schultz-Friese<br />

feierte seinen<br />

90. Geburtstag<br />

Am 11. August 1998 feierte <strong>der</strong> bekannte Naturheilarzt und<br />

Träger des Bundesverdienstkreuzes Dr. WALTER SCHULTZ-<br />

FRIESE seinen 90. Geburtstag. SCHULTZ-FRIESE wurde bei<br />

Schwerin in Mecklenburg geboren. Er studierte Medizin in<br />

Freiburg, Rostock, Wien und Hamburg. Darüber hinaus wid-<br />

Preisausschreiben Heft 8/98<br />

Richtig sind die Lösungen:<br />

Frage 1: A<br />

Frage 2: C<br />

Frage 3: C<br />

Zu Frage 1:<br />

Asthma bronchiale, orthostatische<br />

Regulationsstörungen,<br />

chronische Bronchitis und<br />

Neuro<strong>der</strong>mitis sprechen positiv<br />

auf eine Kurbehandlung an <strong>der</strong><br />

Nordsee an, da das Küstenund<br />

Seeklima sich durch allergienarme<br />

Luft, tages- und jahreszeitlich<br />

ausgeglichene thermische<br />

Verhältnisse, ausgeprägte<br />

UV-Strahlung und starke<br />

Winde auszeichnet. Die allergienarme<br />

Luft und weitere<br />

Wirkungen im Sinne einer vegetativen<br />

Umstellung sind<br />

wahrscheinlich die Ursache <strong>für</strong><br />

die positiven Wirkungen auf<br />

Asthma. Körperliche Aktivitäten<br />

und Kaltreize sind wahrscheinlich<br />

wichtige Wirkfaktoren<br />

bei hypotoner Regulationsstörung.<br />

Bei Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

und chronischer Bronchitis<br />

entstehen die günstigen Wirkungen<br />

wahrscheinlich durch<br />

eine Abhärtung und Umstimmung,<br />

bei <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

ist sicherlich auch das UV-<br />

Licht von Bedeutung. Bei rezidivierendenHarnwegsinfektionen<br />

haben sich Klimakuren<br />

an <strong>der</strong> See dagegen nicht be-<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)<br />

währt. Eine Abhärtung mit<br />

Hydrotherapie kann sinnvoll<br />

sein. Trinkkuren, Wärmebehandlungen<br />

und Phytotherapeutika<br />

zählen zu dem naturheilkundlichenBehandlungsrepertoire<br />

bei Harnwegsinfektionen.<br />

Zu Frage 2:<br />

Temperaturansteigende Armbä<strong>der</strong><br />

nach Schwenninger-<br />

Hauffe führen zu einer Gefäßerweiterung<br />

an den Armen und<br />

einer reflektorischen Gefäßerweiterung<br />

an den Beinen.<br />

Denn Wärmebehandlungen<br />

an<strong>der</strong>er Extremitäten führen<br />

normalerweise zu gleichsinnig<br />

gerichteten Reaktionen. Daher<br />

kommt es nicht zu einer reflektorischen<br />

Gefäßverengung an<br />

den Beinen. Durch die Öffnung<br />

des peripheren Gefäßsystems<br />

bleibt ein Blutdruckanstieg in<br />

<strong>der</strong> Regel aus, es kann sogar<br />

zu einem Abfall des diastolischen<br />

Druckes kommen.<br />

Zu Frage 3:<br />

Bei einer Herzinsuffizienz im<br />

Stadium I sind klinische Symptome<br />

noch nicht erkennbar.<br />

Eine Reihe von Phytopharmaka<br />

bieten sich in diesem<br />

Stadium, aber auch im Stadium<br />

II, an, z. B. Weißdorn, <strong>der</strong><br />

positiv inotrop und vasodilatierend<br />

wirkt.<br />

Varia<br />

NAM<br />

743<br />

mete er sich schon sehr früh <strong>für</strong> Naturheilverfahren. Noch<br />

vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges baute er das erste<br />

Naturheilsanatorium im norddeutschen Raum auf.<br />

Nach dem Krieg lebte und arbeite SCHULTZ-FRIESE erst in<br />

Ost-Berlin und Dresden, bis er 1960 mit seiner Familie in<br />

den Westen flüchtete. 1961 wurde er Mitglied im <strong>Zentralverband</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren. Weitere Stationen<br />

seines Wirkens sind: Boppard am Rhein, Bad Salzuflen,<br />

Meersburg und schließlich ab 1965 Überlingen.<br />

1989 erhielt SCHULTZ-FRIESE <strong>für</strong> seine außergewöhnlichen<br />

Leistungen, „neue Wege zu beschreiten und über den<br />

Rand <strong>der</strong> Schulmedizin hinauszublicken“, so Landrat SIEG-<br />

FRIED TANN in seiner Laudatio, das Verdienstkreuz des Verdienstordens<br />

<strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland. 1993 wurde<br />

er vom <strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren mit<br />

<strong>der</strong> Ehrennadel in Gold ausgezeichnet.<br />

Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Magnesiumforschung<br />

e.V. feiert 20. Jubiläum<br />

Am 25. bis 26. September 1998 beging die<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Magnesiumforschung e.V. mit dem<br />

20. Magnesium-Symposium ihr 20jähriges Bestehen. Der<br />

Kongreß fand statt im Städtischen Klinikum in Fulda,<br />

dem Sitz des Präsidenten <strong>der</strong> Gesellschaft, Herrn Prof.<br />

Dr. Ludwig Spätling. Neben Kurzvorträgen aus allen<br />

Bereichen <strong>der</strong> Magnesiumforschung gab es ein Roundtable-Gespräch<br />

zum Thema Zufuhrempfehlungen <strong>für</strong><br />

Magnesium sowie eine Podiumsdiskussion zur Diagnostik<br />

von Magnesiummangel.<br />

Der zweite Teil des Symposiums am Samstag, dem<br />

26.9.1998, war als ärztliche Fortbildung konzipiert, die<br />

von <strong>der</strong> Landesärztekammer Hessen empfohlen wurde.<br />

Thema: ,,Die Rolle des Magnesiums in Frauenheilkunde,<br />

Geburtshilfe, Pädiatrie, Innerer Medizin“. Tagungsort war<br />

<strong>der</strong> Hörsaalbereich des Städtischen Klinikums Fulda,<br />

Pacelliallee 4, 36043 Fulda.<br />

Die Gewinnerin <strong>der</strong> Präparate-Liste <strong>der</strong> Naturheilkunde<br />

1999 mit eingelegter CD-ROM (Verlag Urban &<br />

Schwarzenberg) ist Frau Dr. Susanne Kuschnarew,<br />

Erlangen. Wir gratulieren!


LESERUMFRAGE<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

das neue Konzept <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren<br />

(ÄN) ist mittlerweile schon wie<strong>der</strong> einige Monate alt – Anlaß<br />

<strong>für</strong> uns, Sie nach Ihrer Meinung und Ihren Wünschen zu fragen,<br />

damit wir unsere Zeitschrift auf Ihre Bedürfnisse ausrichten<br />

können.<br />

Die Auswertung <strong>der</strong> Fragebögen erfolgt anonym. Eine Nennung<br />

Ihres Namens und Ihrer Adresse auf dem unteren<br />

Abschnitt des Fragebogens ist freiwillig.<br />

1 Wie viele Fachzeitschriften lesen Sie <strong>für</strong> Ihre beruflichen<br />

Zwecke?<br />

keine 1-4 5-9 mehr als 10<br />

2 Welchen Stellenwert nimmt die ÄN unter diesen<br />

Zeitschriften ein? Sie ist <strong>für</strong> mich:<br />

wesentlich wichtiger wichtiger<br />

gleich wichtig vergleichsweise unwichtig<br />

3 Wieviel Zeit verwenden Sie durchschnittlich auf die<br />

Lektüre <strong>der</strong> ÄN?<br />

unter 30 Minuten 30 - 60 Minuten<br />

1- 2 Stunden mehr als 2 Stunden<br />

4 Welche Rubriken lesen Sie bevorzugt in <strong>der</strong> ÄN? Bitte<br />

kreuzen Sie an, wie wichtig Ihnen diese Rubriken sind.<br />

Originalarbeiten Editorial<br />

Beiträge aus <strong>der</strong> Praxis <strong>für</strong> die Praxis (Praxis)<br />

ZÄN-Verbandsnachrichten Leserbriefe<br />

Varia (Reiseberichte, Öko-Tips, Buchbesprechungen<br />

etc.)<br />

Industrieinformationen Kongreßberichte<br />

5<br />

Serien (Serie Ernährung, Serie Phytotherapie)<br />

Wovon sollte die <strong>Ärzte</strong>zeitschrift mehr bzw. weniger<br />

bringen?<br />

Kongreßberichte aktuelle Informationen aus den<br />

Berufsverbänden<br />

Kongreßberichte aktuelle Informationen aus dem<br />

Bereich Gesundheitspolitik<br />

Kongreßberichte Beiträge über Grundlagenforschung<br />

Kongreßberichte Klinische Studien<br />

Kongreßberichte Erfahrungen aus <strong>der</strong> Praxis<br />

(Kasuistiken)<br />

Kongreßberichte Leserforen, in denen Fachleute<br />

diskutieren<br />

Kongreßberichte Basiswissen: Naturheilverfahren/<br />

unkonventionellen medizinischen Richtungen<br />

Kongreßberichte Fort- und Weiterbildung, also<br />

Behandlung spezifischer, ggf. komplizierter<br />

6<br />

Themen aus dem Bereich NHV/unkonventionell<br />

Kongreßberichte Beratung im Bereich Praxisführung<br />

(wirtschaftliche und juristische Aspekte)<br />

Buchtips<br />

Öko-Tips<br />

Kongreßberichte<br />

Seit Mai 1998 hat die ÄN ein neues Konzept. Wie<br />

beurteilen Sie Inhalt und Äußeres (Gestaltung, Layout)<br />

<strong>der</strong> neuen ÄN? (Zutreffendes bitte ankreuzen)<br />

Inhaltlich ist die neue ÄN<br />

wesentlich besser besser<br />

genauso gut<br />

deutlich schlechter<br />

schlechter<br />

744<br />

7<br />

Die Gestaltung und Layout <strong>der</strong> neuen ÄN ist<br />

wesentlich besser besser<br />

genauso gut schlechter<br />

deutlich schlechter<br />

Wie bewerten Sie die neue ÄN im Vergleich zu den<br />

an<strong>der</strong>en Zeitschriften, die sich mit dem Thema Naturheilverfahren/unkonventionelle<br />

medizinische Richtungen<br />

beschäftigen (Erfahrungsheilkunde, natura<br />

med, Gesundes Leben, Report Naturheilkunde etc.)?<br />

Die ÄN ist im Vergleich zu den an<strong>der</strong>en Titeln<br />

wesentlich besser besser<br />

genauso gut schlechter<br />

deutlich schlechter<br />

Jetzt würden wir gerne auch noch etwas über Ihre ärztliche<br />

Tätigkeit wissen. Auch diese Angaben werden selbstverständlich<br />

vertraulich behandelt und dienen nur <strong>für</strong> eine neutrale statistische<br />

Auswertung.<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

Sind Sie als Arzt nie<strong>der</strong>gelassen? Wenn ja, seit wann<br />

Wie groß ist Ihre Praxis? (Krankenscheine/Quartal)<br />

Sagen Sie uns bitte, wie alt Sie sind?<br />

Alter Geschlecht: männl. weibl.<br />

Wie häufig wenden Sie die verschiedenen Naturheilverfahren<br />

bzw. unkonventionelle Therapierichtung<br />

in Ihrer Praxis an?<br />

sehr häufig gelegent- selten nie<br />

häufig lich<br />

Phytotherapie<br />

Homöopathie<br />

Anthroposophie<br />

TCM<br />

Akupunktur<br />

Ernährungstherapie<br />

Ordnungstherapie<br />

EAV<br />

Organotherapie<br />

Sauerstofftherapie<br />

Neuraltherapie<br />

Eigenbluttherapie<br />

Sonstiges<br />

Bitte schicken Sie uns den Fragebogen ausgefüllt bis zum<br />

30. Oktober 1998 an die Schriftleitung<br />

Prof. Dr. med. Martin Hörning, Arminiusstraße 9<br />

32839 Steinheim, Fax 05233 / 956 112<br />

Absen<strong>der</strong>:<br />

Name, Vorname<br />

Straße<br />

PLZ, Ort<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 39, 10 (1998)


Verlag:<br />

Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH<br />

Postfach 1151/1152, D-29501 Uelzen, Tel. 0581 / 808 -150 (Verlagsleitung),<br />

808-151 (Buch- und Abo-Service/Buchhaltung), 808-152 (Anzeigen/Buchhaltung),<br />

808-154 (Lektorat/Rezensionen), Fax 0581 / 808-158<br />

e-Mail: ML.Verlag.Uelzen@t-online.de http://www.MLVerlag.de<br />

Druck:<br />

Druckerei Buchheister KG, Postfach 1204, 21302 Lüneburg<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren e.V. Sitz Stuttgart<br />

Geschäftsstelle: Alfredstraße 21, 72250 Freudenstadt<br />

Tel. 07441 / 2151 und 2121, Fax 07441 / 8 78 30<br />

Chefredaktion:<br />

Dipl.-Biologe Jens Meyer-Wegener, Wehrfeldweg 6, 82439 Großweil<br />

Tel.: 08851 / 1368, Fax: 08851 / 1320, e-Mail: meyer-wegener@t-online.de.<br />

Redaktion:<br />

Dr. med. H. P. Legal, Auslandskorrespondent, Kongreßberichterstatter<br />

Grafische Gestaltung:<br />

daedalus design Stefan Oestreich, Manzingerweg 8, 81241 München<br />

Schriftleitung:<br />

Prof. Dr. med. Martin Hörning, Arminiusstr. 9, 32839 Steinheim<br />

Tel.: 05233 / 956 131, Fax: 05233 / 956 112,<br />

e-Mail: Martin.Hoerning@t-online.de.<br />

Dr. med. Antonius Pollmann, Lichtentaler Str. 3, 76530 Baden-Baden<br />

Tel.: 07221 / 38 684, Fax: 07221 / 38 685<br />

Impressum / Hinweise <strong>für</strong> die Autoren<br />

Wissenschaftlicher Beirat:<br />

Dr. med. K. Ch. Schimmel, Batzerstr. 11, 81375 München<br />

(Vorsitzen<strong>der</strong> des Wissenschaftlichen Beirats)<br />

Dr. med. W. Schmitz-Harbauer, Bismarckstr. 114, 47799 Krefeld<br />

(Mo<strong>der</strong>ne Naturheilverfahren)<br />

Dr. med. M. Adler, Rathausstraße 2, 57078 Siegen-Geisweid<br />

(Weiterbildung Naturheilverfahren)<br />

Dr. med. M. Thyson, Kaiserlauterner Str. 16, 67098 Bad Dürkheim<br />

(Internationale Medizinische Gesellschaft <strong>für</strong> Elektroakupunktur nach Voll e.V.)<br />

Dr. med. H. Huneke, Erwin-v.-Witzleben-Straße 17, 40474 Düsseldorf-Nord<br />

(Internationale Medizinische Gesellschaft <strong>für</strong> Neuraltherapie nach Huneke –<br />

Regulationstherapie e.V.)<br />

Dr. med. R. H. Croon, Auf <strong>der</strong> Steinkaut 48-50, 61352 Bad Homburg<br />

(Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Elektroneuraldiagnostik und -therapie<br />

nach Croon e.V.)<br />

Dr. med. Franz-Anselm Graf von Ingelheim, Bischof-Blum-Platz 10<br />

65366 Geisenheim<br />

(Internationale Gesellschaft <strong>für</strong> Homotoxikologie und antihomotoxische<br />

Therapie e.V.)<br />

Dr. med. R. Stange, Krankenhaus Moabit, Turmstr. 21, 10559 Berlin<br />

(<strong>Ärzte</strong>gesellschaft <strong>für</strong> Naturheilverfahren (Physiotherapie), Berlin-<br />

Brandenburg e.V.)<br />

Dr. med. K. Buxbaum, Am Lachgraben 22, 63303 Dreieich<br />

(Internationale <strong>Ärzte</strong>gesellschaft <strong>für</strong> Sauerstofftherapie und Forschung e.V.)<br />

Prof. Dr. med. R. Berz, Einöde 2, 88416 Bellamont<br />

(Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Thermographie e.V.)<br />

Dr. med. J. Beck, Wer<strong>der</strong>str. 80A, 74899 Sinsheim<br />

(Internationale Ärztliche Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> Ultraviolettbestrahlung des<br />

Blutes HOT und UVB e.V.)<br />

Dr. med. C. Dandekar, Hemigkofener Str. 17, 88079 Kressbronn<br />

(Ayoga-International e.V.)<br />

Prof. Dr. H. Schilcher, Harthauserstr. 54, 81545 München<br />

(Phytotherapie)<br />

Originalien und Mitteilung:<br />

Zuschriften mit Originalien (wissenschaftlichen Beiträgen). Referate, redaktionelle<br />

Nachrichten und Verbandsangelegenheiten werden an das Redaktionssekretariat<br />

<strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren erbeten.<br />

(Anschrift siehe oben)<br />

Die Schriftleitung behält sich den Zeitpunkt <strong>der</strong> Veröffentlichung vor. Grundsätzlich<br />

werden nur Erstveröffentlichungen angenommen. Grundsätzlich werden<br />

nur solche Arbeiten angenommen, die vorher we<strong>der</strong> im Inland noch im<br />

Ausland veröffentlicht worden sind. Die Manuskripte dürfen auch nicht<br />

gleichzeitig an<strong>der</strong>en Blättern zum Abdruck angeboten werden. – Mit <strong>der</strong> An-<br />

nahme des Manuskriptes erwirbt <strong>der</strong> Verlag <strong>für</strong> die Dauer <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Schutzfrist die ausschließliche Befugnis zur Wahrnehmung <strong>der</strong> Verwertungsrechte<br />

im Sinne des § 15 f. des Urheberrechtsgesetzes. – Übersetzung,<br />

Nachdruck – auch von Abbildungen –-, Vervielfältigungen auf fotomechanischem<br />

o<strong>der</strong> ähnlichem Wege o<strong>der</strong> in Magnetton-Verfahren, Vortrag, Funkund<br />

Fernsehsendungen sowie Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen –<br />

auch auszugsweise – sind nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlages gestattet.<br />

–- Für den persönlichen Gebrauch dürfen von Beiträgen o<strong>der</strong> Teilen<br />

von diesen einzelne Kopien hergestellt werden.<br />

Wichtige Hinweise <strong>für</strong> Autoren:<br />

– Jede Arbeit soll eine Zusammenfassung enthalten, die beim Abdruck dem.<br />

Text vorgeschaltet wird. Diese wäre von Ihnen selbst zu verfassen. Sie<br />

sollte aber 15 Druckzeilen nicht überschreiten.<br />

– Die Arbeit sollte von den Charakteristika des mündlichen Vortrages befreit<br />

und noch vom Autor so bearbeitet werden, daß sie druckreif vorliegt<br />

(wenn möglich auf Diskette).<br />

– In <strong>der</strong> Regel gilt als maximale Länge <strong>für</strong> jede Arbeit 3 - 4 Schreibmaschinenseiten<br />

(1zeilig, 70 Anschläge pro Zeile).<br />

– Pro Arbeit sollten max. 5 Abbildungen zur Publikation vorgelegt werden.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Verantwortung übernommen,<br />

Rücksendung erfolgt nur, wenn Rückporto beigefügt ist. Editorials<br />

drücken die persönliche Meinung des Autors, jedoch nicht unbedingt die von<br />

Herausgeber o<strong>der</strong> Schriftleitung aus.<br />

Alle Manuskripte werden von <strong>der</strong> Schriftleitung nach medizinisch-wissenschaftlichen<br />

und vom Lektor des Verlages nach stilistisch-sprachlichen Gesichtspunkten<br />

redigiert. Die Nennung von Markenbzeichnungen läßt keinerlei<br />

Rückschlüsse zu, ob es sich um geschützte Zeichen handelt.<br />

Bei Leserzuschriften behalten wir uns die Veröffentlichung o<strong>der</strong> Kürzung aus<br />

redaktionellen Gründen vor.<br />

Son<strong>der</strong>drucke:<br />

Von Originalbeiträgen erhalten die Verfasser auf Verlangen 10 Hefte kostenlos.<br />

Dies muß jedoch mit den Einreichen des Manuskriptes ausdrücklich vermerkt<br />

werden. Wird eine höhere Stückzahl gewünscht, so erfolgt <strong>für</strong> diese<br />

eine Berechnung.<br />

Nachdruck:<br />

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdruckes, <strong>der</strong> fotomechanischen<br />

Wie<strong>der</strong>gabe und <strong>der</strong> Übersetzung bleiben dem Verband nach Maßgabe<br />

<strong>der</strong> gesetzlichen Bestimmungen vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise,<br />

ist nur mit genauer Quellenangabe gestattet und bedarf bei<br />

Originalbeiträgen <strong>der</strong> schriftlichen Genehmigung des Verbandes.<br />

Anzeigenpreisliste:<br />

Zur Zeit gilt die Liste Nr. 35.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand Uelzen.<br />

Erscheinungsweise:<br />

monatlich<br />

Bezugsbedingungen:<br />

Der Bezugspreis beträgt jährlich 98,- DM einschl. UST. Studentenpreis 73,50<br />

DM. Preise jeweils zuzüglich Versandkosten. Einzelhefte werden zum Preis<br />

von je 12,- DM abgegeben. Abonnementsgebühren sind nach Rechnungserhalt<br />

fällig o<strong>der</strong> zahlbar netto Kasse.<br />

Im Falle höherer Gewalt o<strong>der</strong> bei Störungen des Arbeitsfriedens besteht kein<br />

Anspruch auf Kürzung bzw. Rückzahlung des Bezugsgeldes.<br />

Die Kündigung des Jahresabonnements kann nur schriftlich mit einer Frist<br />

von 6 Wochen zum Jahresende beim Verlag erfolgen; nach diesem Termin<br />

eingehende Abbestellungen werden <strong>für</strong> das nächste Jahr vorgemerkt.<br />

Für die Bearbeitung aller Zuschriften bitte die Lesernummer angeben.<br />

Haftung:<br />

Sämtliche Angaben in diesem Heft sind nach bestem wissenschaftlichen Können<br />

<strong>der</strong> einzelnen Autoren gemacht. Eine Gewähr wird <strong>für</strong> diese Beiträge<br />

nicht übernommen. Im Einzelfall bleibt es dem Leser überlassen, diese Aussagen<br />

einer eigenen Prüfung zu unterziehen. Die Arzneimittel- und Gerätehersteller<br />

haften selbst <strong>für</strong> ihre in den Anzeigen gemachten Angaben. Ebenfalls<br />

übernimmt <strong>der</strong> Verlag keine Haftung <strong>für</strong> Schäden, die durch fehlerhafte<br />

o<strong>der</strong> unterbliebene Ausführungen im Text o<strong>der</strong> in den Anzeigen entstehen.<br />

Zahlungen:<br />

Postbank Hamburg, Kto.-Nr. 2 392 16-201 BLZ 200 100 20;<br />

Sparkasse Uelzen, Kto.-Nr. 5 405, BLZ 258 501 10.<br />

Gerichtsstand Uelzen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!