Fachtagung 25 Jahre Wildwasser
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<strong>Wildwasser</strong> e.V.<br />
In Deutschland setzte ich meine Therapie fort und nahm an einer Selbsthilfegruppe von<br />
<strong>Wildwasser</strong> e.V. in Berlin teil und suchte gleichzeitig die Finanzierung für ein mehrmonatiges<br />
Fortbildungsprojekt zum Thema integrale Begleitung von Opfern und Überlebenden sexuellen<br />
Missbrauchs. Außerdem übersetzte ich den Leitfaden für Selbsthilfegruppen. Die „Rohfassung“ der<br />
Übersetzung stand seit 2005 im Internet zur Verfügung, und schon damals machten einige Zentren<br />
den Versuch, Gruppen mit diesem Leitfaden einzurichten.<br />
Seit 2004 habe bei meinen jährlichen Besuchen in Nicaragua vor unterschiedlichen Gruppen im<br />
ganzen Land über meinen Aufarbeitungsprozess und über die Arbeit von <strong>Wildwasser</strong><br />
gesprochen. Seit ich meine Therapie und die Teilnahme an einer Gruppe beendet habe, arbeite<br />
ich ehrenamtlich im Selbsthilfebereich.<br />
In der nicaraguanischen Zeitschrift „ENVIO“ vom Mai 2005 in dem Artikel „Palabras de<br />
Sobrevivientes“ (Worte von Überlebenden) hat die Autorin María López Vigíl nicht nur die<br />
Arbeitsweise der Selbsthilfegruppen von <strong>Wildwasser</strong> beschrieben, sondern auch ihre Nützlichkeit<br />
und die wenigen (finanziellen) Mittel erwähnt, die betroffene Frauen benötigen, um sie zu nutzen.<br />
Nach jener Vollversammlung im Red 2006 stand fest, dass ich im Frühjahr 2007 zurückkehren<br />
würde, um Workshops über die Nutzung des <strong>Wildwasser</strong>leitfadens zu realisieren.<br />
In mehrmonatiger Arbeit haben ab Oktober 2006 Frauen vom Frauennetzwerk gegen Gewalt<br />
(RED), von PUNTOS de ENCUENTRO (ein Bildungszentrum für Frauen, wo auch eine nationale<br />
Frauenzeitung - die Boletina – herausgegeben wird) und ich diesen Leitfaden an die besonderen<br />
Verhältnisse des Landes angepasst, ihn sozusagen „nicaraguanisiert“.<br />
Ende März 2007, einen Monat nach meiner Einreise, haben wir dann - das Team, mit dem ich in<br />
Nicaragua die Workshops durchführte - mit der vorletzten Version den ersten Workshop realisiert,<br />
um ggf. Änderungsvorschläge, die in dem Workshop gemacht wurden, noch mit einarbeiten zu<br />
können. Danach gingen 14.000 Exemplare in Druck. Der Nicaraguanische Leitfaden trägt den Titel<br />
„Todo Camino comienza con un primer paso“(Jeder Weg beginnt mit einem ersten Schritt).<br />
Im Februar 2007 kehrte ich also nach Nicaragua zurück. Der „Senioren Experten Service“ (SES)<br />
hatte mich mit meiner Geschichtsaufarbeitung als „Expertin für Selbsthilfegruppen in Nicaragua“<br />
anerkannt und hat mir, nachdem mich das Frauennetzwerk gegen Gewalt zur Durchführung dieser<br />
Arbeit eingeladen hat, mein Flugticket bezahlt.<br />
Gleich nach meiner Ankunft erklärten sich zwei Frauen (Betroffene) zur Mitarbeit bereit. Beide<br />
hatten an der oben erwähnten mehrmonatigen Fortbildung teilgenommen. Sie waren stark daran<br />
interessiert, sich den Leitfaden zu nutze zu machen und mit anderen Missbrauchsüberlebenden zu<br />
teilen. Außerdem wollten sie beide in die erste Selbsthilfegruppe, die sich in den nächsten<br />
Monaten gründen würde.<br />
Wir haben gemeinsam die Methode erarbeitet, wie wir die Workshops durchführen würden. An<br />
einem Tag würden wir die Teilnehmerinnen in Gruppen den INHALT erarbeiten lassen und über<br />
die besondere Bedeutung des Gruppengründungstreffens sprechen, wo betroffene Frauen zum 1.<br />
Mal mit anderen Betroffenen zusammentreffen würden. Am 2. Tag würden die Teilnehmerinnen<br />
dann in zwei Gruppen das Soziogramm eines Gruppengründungstreffens darstellen müssen und<br />
sich jeweils in die Fußstapfen entweder Betroffener Frauen oder der Mitarbeiterinnen des<br />
Frauenzentrums begeben müssen, wo die Gruppengründung stattfindet.<br />
Ende März begannen wir dann unser Fortbildungsprogramm mit den Frauenzentren, die im RED<br />
organisiert sind, und diese wiederum luden Teilnehmerinnen von anderen Organisationen ein, mit<br />
denen Arbeitszusammenhänge bestehen oder eine Allianz gegen sexuellen Missbrauch. Am Ende<br />
der insgesamt 12 Workshops mit über 200 Teilnehmerinnen, die wir durchgeführt haben, erklärten<br />
etliche teilnehmende Frauen, eine Selbsthilfegruppe gründen zu wollen bzw. ihren Klientinnen die<br />
Gründung einer Gruppe anzubieten. Die Teilnehmerinnen der Fortbildungen waren überwiegend<br />
Psychologinnen, Sozialarbeiterinnen, Ärztinnen und Multiplikatorinnen, die in Frauenzentren,<br />
anderen Organisationenarbeiten oder in Ministerien arbeiten.<br />
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