Untitled - swissroots-za.ch
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PIONIERZEIT<br />
Ob unter den ersten Weissen, die das Land als Goldsu<strong>ch</strong>er, Jäger, Händler und<br />
Abenteurer dur<strong>ch</strong>zogen, au<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>weizer waren, wissen wir ni<strong>ch</strong>t. Interpretieren wir<br />
unsere Landesgrezen etwas “grosszügig”, so können wir den Lie<strong>ch</strong>tensteiner Bruder<br />
Theodor Nigg als ersten nennen. Er kam 1879 mit den Jesuiten-Missionaren na<strong>ch</strong><br />
Bulawayo, also vierzehn Jahre bevor Lobenguela von dort vertrieben wurde, und<br />
zwanzig Jahre na<strong>ch</strong>dem Dr. Robert Moffat von der Londoner Mission hundert<br />
Kilometer nördli<strong>ch</strong> von Bulawayo die erste europäis<strong>ch</strong>e Ansiedlung in Rhodesien<br />
gegründet hatte.<br />
Für dieses Land gilt in besonders hohem Masse die au<strong>ch</strong> anderswo zu ma<strong>ch</strong>ende<br />
Beoba<strong>ch</strong>tung, dass Missionare es waren, die als erste Europäer si<strong>ch</strong> niederliessen, um<br />
den Eingborenen neben dem Christentum au<strong>ch</strong> unsere Zivilisation zu vermitteln. Gar oft<br />
waren sie es, die S<strong>ch</strong>utz dur<strong>ch</strong> europäis<strong>ch</strong>e Verwaltung und Truppe drängten und so<br />
au<strong>ch</strong> den Na<strong>ch</strong>zug von Siedlern erst ri<strong>ch</strong>tig ermögli<strong>ch</strong>ten.<br />
Was die ersten Pioniere an Strapazen und Widerwärtigkeiten auf si<strong>ch</strong> nehmen mussten,<br />
davon kann man si<strong>ch</strong> heute kaum mehr einen Begriff ma<strong>ch</strong>en. Erinnern wir nur an die<br />
S<strong>ch</strong>wierigkeiten, die zu überwinden waren, um überhaupt ins Land zu gelangen: Bis zur<br />
Eröffnung der ersten Bahnlinien um die Jahrhundertwende war der O<strong>ch</strong>senwagen das<br />
einzige Verkehrsmittel. Es gab allerdings au<strong>ch</strong> Unentwegte, wel<strong>ch</strong>e die über tausend<br />
Kilometer lange Reise von Johannesburg oder Kimberely aus mit dem Fahrrad oder<br />
sogar zu Fuss bewältigten.<br />
Auf den grossen “Treks” wurden die mä<strong>ch</strong>tigen Wagen meist dur<strong>ch</strong> ein Gespann von<br />
se<strong>ch</strong>zehn O<strong>ch</strong>sen gezogen, denen ein “Voorloper” (Vorläufer), oft ein Kind, voranging.<br />
Es gab über se<strong>ch</strong>s Meter lange Wagen, in Paarl oder Worcester im Kapgebiet gebaut,<br />
und das Gespann wies mit den O<strong>ch</strong>sen zusammen oft eine Länge von über dreissig<br />
Metern auf. Sol<strong>ch</strong> ein Wagentrek verlangte eine gute Organisation, Voraussi<strong>ch</strong>t und<br />
ni<strong>ch</strong>t unbeträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Mittel. Die Reisenden würden ja für die nä<strong>ch</strong>sten paar Monate<br />
kaum irgendwo einer Versorgungsmögli<strong>ch</strong>keit oder überhaupt einer Spur von<br />
Zivilisation begegnen. Vorerst wurden auf dem Boden des Wagens die<br />
Nahrungsmittelvorräte und andere Güter verstaut: Mehl, Säcke voll Salz, Decken aus<br />
Fellen und Wolle, Kleider und Ges<strong>ch</strong>irr, Kessel und Kübel sowie ein grosses Fass<br />
fris<strong>ch</strong>es Trinkwasser aus einer reinen Quelle. Vom Chassis baumelte ein Korb mit<br />
Hühnern, damit die Reisenden immer über fris<strong>ch</strong>e Eier verfügten. Lange Stangen und<br />
Bündel von Grasmatten wurden von aussen an den Tragbalken befestigt, sodass für die<br />
Na<strong>ch</strong>t eine Unterkunft an der Seite des Wagens erstellt werden konnte.<br />
Auf einigermassen gutem Terrain konnte ein O<strong>ch</strong>senwagen im Stundenmittel bis zu 5<br />
km errei<strong>ch</strong>en. Bei kühlem Wetter wurde beim Morgengrauen aufgebro<strong>ch</strong>en und, mit<br />
Pausen na<strong>ch</strong> jeweils 10 – 12 km, bis Donnenuntergang gefahren. Während der heissen<br />
Zeit dagegen fuhr man von Sonnenungtergang bis etwa elf Uhr na<strong>ch</strong>ts und na<strong>ch</strong> einer<br />
Rast no<strong>ch</strong>mals ein paar Stunden. Mit einer Portion Glück fand man Wasser für die<br />
Tiere; wenn nötig, kamen sie au<strong>ch</strong> einmal einen Tag lang ohne aus. War das Terrain<br />
s<strong>ch</strong>wierig und das Wasser rar, wurden die Tiere zum nä<strong>ch</strong>sten Wasserlo<strong>ch</strong><br />
vorausgetrieben, wo sie si<strong>ch</strong> volltrinken und in der Na<strong>ch</strong>t zum Wagen zurückkehren<br />
konnten. Natürli<strong>ch</strong> gab es Unfälle: Männer gerieten unter die Räder und wurden getötet.<br />
A<strong>ch</strong>sen und Dei<strong>ch</strong>sel bra<strong>ch</strong>en. Wagen kippten um und streuten ihre Ladung über das<br />
Feld. Bus<strong>ch</strong>- und Steppenbrände bildeten eine ni<strong>ch</strong>t zu unters<strong>ch</strong>ätzende Gefahr. Na<strong>ch</strong><br />
Regen blieben die Wagen oft im S<strong>ch</strong>lamm stecken, mussten entladen und mit viel Mühe<br />
wieder flott gema<strong>ch</strong>t werden. Und waren die Pioniere endli<strong>ch</strong> glückli<strong>ch</strong> am<br />
Bestimmungsort angelangt, so fingen die Strapazen meist erst wirkli<strong>ch</strong> an.