Völkerrechtliche Praxis der Bundesrepublik Deutschland im Jahre ...

76 Berichte und Urkunden - Deutsche Völkerrechtspraxis 1966
Beziehungen, weil sie ihr den staatlichen Charakter abspricht. Aus diesem Grund
sind schon die Bemühungen der SBZ um Zulassung zu den Sonderorganisationen
der Vereinten Nationen ergebnislos geblieben.
Zu den wichtigsten Grundsätzen der Vereinten Nationen gehört das Selbst-
bestimmungsrecht der Völker9). Der Antrag der SBZ verletzt diesen Grundsatz,
weil das deutsche Volk den Wunsch hat, nur durch einen das gesamte Volk
repräsentierenden Staat in den Vereinten Nationen vertreten zu sein.
Die Bundesregierung vertraut darauf, daß die Staaten der Welt, mit denen
sie freundschaftliche Beziehungen unterhält, auch diesen neuen Versuch, die
Spaltung Deutschlands zu vertiefen, zurückweisen werden 10).
Anerkennung
3. Im Jahre 1966 hat die BRD Botsuana 11) und Lesotho 12 anerkannt
11) Hierzu sowie zu der Frage, warum sich die BRD bisher nicht um die Aufnahme in
die UN bemüht hat, siehe den unten im Abschnitt Allgemeine Rechtsstellung der Staaten
Nr. 22 abgedruckten Kommentar des Bundesministers für gesamtdeutsche Fragen M e n d e
(Bull. 1966, S. 273 f.); vgl. auch die Erklärung Mendes im 5. BT, 41. Sitzung, Sten.Ber.,
S. 1834 D, sowie VRPr. 1963, ZaöRV Bd. 25, S. 305.
10) Die Ständigen Vertreter der USA, Großbritanniens und Frankreichs veröffentlichten
zunUchst am 3. 3. 1966 eine Erklirung (The Department of State Bulletin, Bd. 54 [1966],
S. 640, sowie AdG 1966, S. 12372 C/3), in der der sogenannten Deutschen Demokratischen
Republik die Staatsqualität abgesprochen wird. Am 16. 3. 1966 richteten die Drei Mächte
unter Hinweis auf die Viermächteverantwortung ein Schreiben an den Präsidenten des
Sicherheitsrates (UN Doc. S/7207). Zusammenfassend heißt es dann in einer Verbalnote
an den Generalsekretir:
"The Permanent Missions of France, the United Kingdom and the United States to the
United Nations present their compliments to the Secretary-General of the United Nations
and have the honour to refer to the note verbale dated 24 September 1966 (UN Doc.
S/7508) by which the Permanent Mission of the People's Republic of Bulgaria requested
the distribution of a memorandum of the so-called German Democratic Republic. That
document gives the impression that a Government other than that of the Federal Republic
of Germany is entitled to speak on behalf of the German people in international affairs.
That State or Government does not exist. The Permanent Missions of France, the
United Kingdom and the United States refer in particular to their letter of 16 March
1966 (UN Doc. S/7202) addressed to the President of the Security Council, and insist once
again that only the Government of the Federal Republic of Germany is entitled to speak
on behalf of the German people in international affairs. Ile so-called German Democratic
Republic cannot be eligible for membership in the United Nations, which, according to
Article 4 of the Charter, is open only to States. Attempts to establish it as a separate State
can only frustrate the implementation of the principle of self-determination in Germany,
and thus make more difficult a peaceful settlement in Europe.
The Permanent Missions of France, the United Kingdom and the United States request
that this note verbale be circulated as a Security Council document" (UN Doc. S/7580). -
Die Sowjetunion hat den Antrag unterstiitzt: vgl. die Briefe an den Prasidenten des Sicher-
heitsrats vom 7. 3. 1966 (UN Doc. S/7184), vom 20. 4. 1966 (UN Doc. S/7239) sowie die
Verbalnote an den Generalsekretar vom 28-11. 1966 (UN Doc. S/7599). Vgl. zu allem
B a c h, a. a. 0. oben Arim. 3, S. 118 ff.
11) Das britische Protektorat Betschuanaland wurde am 30. 9. 1966 als Republik Botsuana
ein unabhHngiger Staat innerhalb des Commonwealth (AdG 1966, S. 12729 E).
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© 1969, Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht