22 <strong>Schaufenster</strong> „<strong>Die</strong> totale Liebe gibt es ganz sicher“ Audrey Tautou will keinesfalls mit der Schauspielerei aufhören, freut sich auf „Altersrollen“ und spricht über ihren neuen Film „Der Schaum der Tage“.
Audrey Tautou ist der erfolgreichste französische Schauspielexport der letzten Jahre. Mit dem märchenhaften Feel-Good-Drama „<strong>Die</strong> fabelhafte Welt der Amélie" traf sie 2001 mitten ins Herz der Zuschauer. Das war kein kurzes, heftiges Strohfeuer, sondern offenbar eine Liebe fürs Leben, sowohl für das Publikum als auch für Kritiker. 140 Millionen Dollar spielte der Film ein, davon 33 in den USA. Auch in Hollywood liebt man die Kombination von Schmollmund, niedlichen dunklen Kulleraugen und Intelligenz und besetzte sie zum Beispiel neben Tom Hanks in „The Da Vinci Code". Nun ist Tautou als Chloé in der Verfilmung von Boris Vians Klassiker „Der Schaum der Tage“ zu erleben. Der Roman, 1946 erschienen, wurde zum Kultbuch der Generation der 1960er- und 1970er-Jahre. Vian (1920–1959) war Schriftsteller, Jazz-Trompeter, Chansonnier, Schauspieler. Er beschrieb den gesellschaftlichen Umbruch der Nachkriegszeit. „Der Schaum der Tage“ galt als unverfilmbar. Aber mit Audrey Tautou ist alles möglich. Regisseur Michel Gondry stellt mit Liebe zum Detail Lebensgefühl und Ambiente nach. In der gegenwärtigen Wirtschaftskrise erlebt diese „freie“ Zeit ein Revival. Sie sind sehr wählerisch, suchen sich Ihre Projekte genau aus. Warum haben Sie sich nun ausgerechnet für das Werk „Der Schaum der Tage“ entschieden? Ich bin ein großer Bewunderer des Regisseurs Michel Gondry und liebe seine Filme. Ganz im Ernst, ich hätte mir nie träumen lassen, dass er mir einmal eine Rolle anbietet und ich mit ihm arbeiten werde. Als Teenager habe ich Boris Vians Buch „Der Schaum der Tage“ gelesen und war auf Anhieb fasziniert davon. Und das sind doch wohl zwei gute Gründe, um Ja zu diesem Projekt zu sagen. Wie hat sich Ihre Sicht als erwachsene Frau auf das Buch verändert? Das Buch hat mich umgehauen, als ich es zum ersten Mal gelesen habe. Besonders die Liebesgeschichte ist mir sehr nahegegangen, und mich berührten die poetischen Fantasien in der Geschichte. Als ich das Buch noch einmal vor Beginn der Dreharbeiten gelesen habe, war ich allerdings sehr erstaunt, wie stark diese Geschichte doch in der gesellschaftlichen Realität verankert ist. Denn das war mir beim ersten Lesen nicht aufgefallen. Und dieser Realitätsbezug hat eine größere Bedeutung als die Liebesgeschichte. Ich finde, diese beiden Aspekte des Buchs werden im Film gut ausbalanciert. Handgeknüpfte Unikate aus Südpersien. Aus handversponnener, pflanzlich gefärbter Hochlandwolle. Fair- Trade. Fordern Sie unsere aktuelle Broschüre an: Tel. 03152/4200 office@rohani.at „Ja! Ich fühle mich sehr wohl mit meinem Image als französische Ikone!“ Teppichausstellung Schloss Kornberg Nur noch bis 13. Okt. 2013! Di–So 10–18 Uhr Dörfl 2, 8330 Feldbach 03152/4200 | rohani.at Sie sind immer wieder überrascht, wenn ein bekannter und erfolgreicher Regisseur mit Ihnen arbeiten will. Sie kennen Ihren Marktwert doch bestimmt ganz genau. Warum also diese Bescheidenheit? Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht genau weiß, was ich eigentlich repräsentiere. Für mich ist das ziemlich verwischt. Deshalb bin ich sehr unsicher, zu welcher Art Kino ich mich zugehörig fühlen soll. Ich weiß noch nicht einmal, wohin ich passen könnte. Und das ist auch der Grund, warum ich jedes Mal sehr überrascht bin, wenn mich ein Regisseur auswählt. Ich bin wirklich aus tiefstem Herzen erstaunt, denn ich weiß selbst nicht, in welche Ecke ich mich stecken soll. Ich bin auch nicht sonderlich daran interessiert, herauszufinden, wofür ich nun stehe. Der Regisseur Michel Gondry hat erzählt, dass es zu Beginn der Dreharbeiten einen kleinen Kampf mit Ihnen gab, weil Sie alles kontrollieren wollen. Warum müssen Sie das letzte Wort haben? Es stimmt, dass ich in meiner Spielfreude das große Bedürfnis habe, eine Figur zu konstruieren, und dass ich jede noch so kleine Facette dieses Charakters kontrollieren will. Aber das verhindert nicht Spontaneität, Freiheit oder das Recht zu improvisieren. Denn diese Dinge halte ich für sehr wichtig. Aber es stimmt, dass Michel Gondry eine Art zu arbeiten hat, die sehr unorganisiert ist, doch am Ende kommt sie dem Schauspieler zugute. Denkt man an Frankreich, kommen einem sofort Rotwein, Baguette, Audrey Tautou in den Sinn. Wie lebt es sich als französische Ikone? Ob ich mich mit diesem Image wohlfühle? Ja, das tue ich. Mir ist gar nicht bewusst, was für ein Bild die Menschen von mir haben. Denn ich lese grundsätzlich nicht, was über mich in Zeitungen und Magazinen steht. Was meinen Sie denn, was die Menschen in Ihnen sehen? Ehrlich gesagt, ich habe keinen blassen Schimmer. Ich nehme es als Kompliment. Doch ich hoffe inständig, dass ich als Symbol für die positiven Seiten des Französischseins wahrgenommen werde. Denn wir sind ein Volk mit ziemlich vielen Mängeln. Ich versuche, diese Fehler gut zu verstecken, so professionell mir das als Schauspielerin eben gelingt. Was sind das denn für Fehler, die die Franzosen Ihrer Meinung nach haben? Wir reden gern und viel darüber, was für ein stolzes Volk wir sind. Wir lieben es, herumzuzicken und uns über alles rohani <strong>Schaufenster</strong> 23 »