Die Presse Schaufenster
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Spannweite. Ein Betontisch, in dem<br />
man sich spiegeln kann: Graulicht<br />
bringt dem Beton Eleganz bei. BAUEN MIT<br />
die Entsorgung. Betonmöbel zwingen zu langfristiger<br />
Planung. Das etwas schmutzige Image,<br />
die Klobigkeit, die rohe Anmutung, die visuelle<br />
Schwere – all das versuchen Zallmann und Luis<br />
dem Beton zu nehmen. Das Gewicht bleibt.<br />
Gut, wenn man gute Freunde hat. Zwölf davon brauchten<br />
sie schon, als sie ihre Möbel kürzlich quer durch die<br />
Stadt bewegten. Hubwägen und Rollen halfen mit, die<br />
Objekte auf die Schwedenbrücke zu stellen, auf die<br />
Kärntner Straße, den Stephansplatz. Und die Mariahilfer<br />
Straße. Das war irgendwie naheliegend, meint Zallmann:<br />
„In der ganzen Diskussion um die Begegnungszone wollten<br />
wir die Möbel einfach hinstellen und schauen, was<br />
passiert.“ Wie man Kindern einen Ball hinlegt. <strong>Die</strong> Menschen<br />
haben sich in kurzer Zeit die Möbel erobert. Entdeckt,<br />
besetzt, angeeignet. „<strong>Die</strong> Leute haben ausprobiert,<br />
wie man darauf liegen und sitzen kann“, erzählt<br />
Luis.<br />
Betonmischer. „Wenn man sich nichts traut, kommen<br />
meist irgendwelche rechteckigen Dinger raus“, meint<br />
Luis. Das meiste Stadtmobiliar sei gar nicht gemütlich.<br />
Dabei könnten Designer doch ganz andere Dinge hervorrufen,<br />
als den Wunsch, nur bald wieder aufzustehen.<br />
Möbel beeinflussen die Körperhaltung. „Sie ist Teil der<br />
Körpersprache, mit der man auch kommunziert“, sagt<br />
Zallmann. Da muss man gar nicht viel miteinander reden<br />
im öffentlichen Raum. Es kommt einfach auch da rauf an,<br />
wie man zueinander sitzt. Eine Haltungsfrage eben.<br />
Zement, Sand, Wasser, das sind die<br />
Grundessenzen von Beton. Was noch<br />
hineinkommt, daran tüfteln Experten in<br />
ihren Betonlabors. Fast jede Baustelle<br />
hat schon eines. Auch Graulicht versuchte,<br />
dem Material neue Eigenschaften<br />
beizubringen.<br />
Oder neue Farben beizumischen, mit<br />
Eisenoxid-Pulver. Wie bei den Tischplatten,<br />
die sie für die Wunder-Bar in der<br />
Schönlaterngasse gegossen haben. „Im<br />
Grunde verarbeiten wir Flüssigkeit.<br />
Beton ist im Prinzip ein weiches und<br />
geschmeidiges Material“, sagt Zallmann.<br />
So hinnehmen, wie er ist, wollte man den Beton noch<br />
nie. „Wir wollten ihn verfeinern, eleganter machen“,<br />
erzählt Luis. Und salonfähig für Wohnungseinrichtung.<br />
Dazu mussten sie das Material schon ein wenig herausfordern.<br />
„Wir wollten seine Normen hinterfragen“, sagt<br />
Luis. Und auch das, was ihnen Statiker und Tragwerksplaner<br />
regelmäßig erzählten. So dünn wie möglich und<br />
große Spannweiten, das war das Ziel. Für die Veranda<br />
von Wolf Prix haben sie einen Tisch gegossen, mit einer<br />
drei Zentimeter dünnen Betontischplatte. „Anfangs<br />
waren unsere Tische sehr monolithisch“, erzählt Zallmann.<br />
Wie glatte Altare, mit Glasschalung gemacht. „<strong>Die</strong><br />
wahre Kunst ist immer die Schalung zu formen“, sagt<br />
Zallmann. s<br />
Design im<br />
öffentlichen<br />
Raum ist<br />
auch eine<br />
Haltungsfrage.