Randerscheinung von Florian Asamer Ich glaube, wir haben das hier schon einmal besprochen. Gut, wir haben in den vergangenen Jahren bereits alles Mögliche besprochen, zum Teil sogar ausgiebig. Manche Dinge erledigen sich von selbst (Flugangst zum Beispiel, wenn man endlich erkannt hat, dass man eigentlich an Absturzangst leidet. Das wiederum ist so verbreitet, dass es sich nicht lohnt, darüber nachzudenken – geschweige denn, sich deswegen zu fürchten), andere eher nicht (wie alles unter einen Hut bringen, den man nicht einmal aufhat, sich dabei noch einigermaßen treu zu bleiben und – fast das Wichtigste – im Kern zuversichtlich). Aber das trägt uns zu weit weg, was kein Wunder ist, wenn man den ganzen Tag Blättern dabei zuschaut, wie sie vom Wind verblasen werden. Ich wollte darüber reden, wie es sich anfühlt, wenn man sich selbst das erste Mal Sachen sagen hört. Sachen wie: Mein Sohn macht den Führerschein. Oder mein Sohn ist bei der Nationalratswahl stimmberechtigt. Das hört sich aus meinem Munde ziemlich ungewohnt an. Gewöhnungsbedürftig, aber nicht schlecht. <strong>Die</strong> meisten Dinge, die das Leben betreffen, könnte man längst wissen, hätte man zugehört, bevor man davon betroffen gewesen ist. Hat man aber nicht. Deshalb steht jeder Mensch wieder staunend und völlig unvorbereitet vor der gerade anstehenden Station des Lebens, als wäre er der Erste, der diesen Parcours jemals in Angriff genommen hat. Nur damit Sie nachher nicht sagen können, es hätte Ihnen niemand gesagt: Wenn sich aus den Kindern, die man früher an der Hand genommen hat, Menschen entwickelt haben, an die man sich im Bedarfsfall anlehnen kann, ist das schon ein sagenhaftes Gefühl. Und bevor das hier zu pathetisch wird, höre ich mich zum ersten Mal sagen: Gut, dass wir für heute schon am Ende sind. s „Schönheit ist auf den ersten Blick angenehm, doch wem fällt sie nach drei Tagen im Haus noch auf?“ Ein relativierendes Wort zum Thema Ästhetik von George Bernard Shaw. Impressum Medieninhaber, Redaktion und Herausgeber: „<strong>Die</strong> <strong>Presse</strong>“ Verlags-Gesellschaft m.b.H. & Co KG, 1030 Wien, Hainburger Straße 33. Tel.: 01/514 14-Serie. E-Mail: schaufenster@diepresse.com vorname.name@diepresse.com Geschäftsführung: Dr. Michael Tillian (Vorsitz), Mag. Herwig Langanger. Chefredaktion: Rainer Nowak. Chefredaktion <strong>Schaufenster</strong>: Mag. Petra Percher. Stellvertretende Chefredaktion: Mag. Daniel Kalt. Chefin vom <strong>Die</strong>nst: Mag. Anna Burghardt. Mode/Kosmetik: Mag. Petra Percher, Mag. Daniel Kalt. Wohnen/Design: Mag. Norbert Philipp. Essen/Trinken: Mag. Anna Burghardt. Kultur: Barbara Petsch mit Feuilleton-Redaktion. Fotoredaktion: Mag. Christine Pichler. Mode/Beauty/Foto: Mag. Barbara Zach. Programm: Magdalena Mayer. Reise: Michael Reichel. Produktion und Grafik: M.S.C. Medien Service GmbH. Art Direction: Matthias Eberhart. Bildbearbeitung, Grafik: Christian Stutzig, Patricia Varga. Anzeigen: „<strong>Die</strong> <strong>Presse</strong>“ Media GmbH & Co KG. Geschäftsführer: Peter Syrch. Art Copyright: VBK/Wien. Hersteller: Niederösterreichisches <strong>Presse</strong>haus, Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., 3100 St. Pölten, Gutenbergstraße 12. <strong>Die</strong> in dieser Ausgabe vorgestellten Produkte wurden der Redaktion zum Teil zu Testzwecken zur Verfügung gestellt. von Annemarie Wenn man frisch verliebt ist, stört einen bekanntlich gar nichts. Auch nicht das klitzekleine Atemgeräusch beim Schlafen. Im Gegenteil. Man findet es höchstens süß, dass so ein fehlerloses Geschöpf so tut, als wäre es ein ganz normaler Mensch. Nach ein paar Wochen, wenn man zum ersten Mal in Betracht zieht, nachts zu schlafen, stellt man fest, dass einen das leise Säuseln doch eigentlich ziemlich wach hält. Und nach weiteren Wochen verliebtem Schnarchgeräusch-Zuhörens denkt man vielleicht: Wenn ich beim morgigen Chefmeeting schon wieder einnicke, bin ich womöglich die Nächste, die den Rationalisierungsmaßnahmen zum Opfer fällt. Also steht man auf und stopft sich heimlich Ohropax in die Ohren. Er merkt es eh nicht. Denn ER schläft ja. Aber es hilft nicht. Also probiert man es mit autogenem Training. Doch statt sich auf die innere Stille zu konzentrieren, konzentriert man sich auf die Nichtstille im Nichtinneren. Waaa, ist das laut! Man fragt sich, ob so ein unGLAUBlich lautes Sägen eigentlich noch in dem für Wohngebiete zulässigen Dezibelbereich liegt. Kein Wunder, dass ihn seine Frau verlassen hat! Vermutlich waren ihre Nerven schon vollkommen zerrüttet. Wahrscheinlich hat sie ihn angefleht, sich einmal im Schlaflabor untersuchen zu lassen, aber er hat sicher behauptet, das bildet sie sich nur ein. So ein rücksichtsloser Kerl! Mit so jemandem will ich nicht unter einer Decke stecken! Nicht einmal im selben Zimmer schlafen! Ich wecke ihn auf. „Ich möchte, dass du ins Wohnzimmer übersiedelst!!“ Er lächelt schlaftrunken: „Ist okay!“ Und dann: „Weiß du, manchmal schnarchst du nämlich ein bisschen!“ So eine Frechheit! Ich habe noch nie geschnarcht! Ich schlafe nicht einmal. s <strong>Schaufenster</strong>.<strong>Die</strong><strong>Presse</strong>.com/Randerscheinung <strong>Schaufenster</strong>.<strong>Die</strong><strong>Presse</strong>.com/<strong>Die</strong>IchPleite 66 <strong>Schaufenster</strong> S c H l u S S <strong>Die</strong> Ich-Pleite Illustration: Nina Ober
Rug CoutuRe | Jan Kath bei Rahimi SpiegelgaSSe 6 | 1010 Wien | WWW.rahimi.at