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Die Presse Schaufenster

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Randerscheinung<br />

von Florian Asamer<br />

Ich glaube, wir haben das hier schon<br />

einmal besprochen. Gut, wir haben<br />

in den vergangenen Jahren bereits<br />

alles Mögliche besprochen, zum Teil<br />

sogar ausgiebig. Manche Dinge erledigen<br />

sich von selbst (Flugangst zum Beispiel,<br />

wenn man endlich erkannt hat,<br />

dass man eigentlich an Absturzangst<br />

leidet. Das wiederum ist so verbreitet,<br />

dass es sich nicht lohnt, darüber nachzudenken<br />

– geschweige denn, sich deswegen<br />

zu fürchten), andere eher nicht<br />

(wie alles unter einen Hut bringen, den<br />

man nicht einmal aufhat, sich dabei<br />

noch einigermaßen treu zu bleiben<br />

und – fast das Wichtigste – im Kern<br />

zuversichtlich). Aber das trägt uns zu<br />

weit weg, was kein Wunder ist, wenn<br />

man den ganzen Tag Blättern dabei<br />

zuschaut, wie sie vom Wind verblasen<br />

werden. Ich wollte darüber reden, wie<br />

es sich anfühlt, wenn man sich selbst<br />

das erste Mal Sachen sagen hört.<br />

Sachen wie: Mein Sohn macht den<br />

Führerschein. Oder mein Sohn ist bei<br />

der Nationalratswahl stimmberechtigt.<br />

Das hört sich aus meinem Munde<br />

ziemlich ungewohnt an. Gewöhnungsbedürftig,<br />

aber nicht schlecht. <strong>Die</strong><br />

meisten Dinge, die das Leben betreffen,<br />

könnte man längst wissen, hätte<br />

man zugehört, bevor man davon<br />

betroffen gewesen ist. Hat man aber<br />

nicht. Deshalb steht jeder Mensch wieder<br />

staunend und völlig unvorbereitet<br />

vor der gerade anstehenden Station<br />

des Lebens, als wäre er der Erste, der<br />

diesen Parcours jemals in Angriff<br />

genommen hat. Nur damit Sie nachher<br />

nicht sagen können, es hätte Ihnen<br />

niemand gesagt: Wenn sich aus den<br />

Kindern, die man früher an der Hand<br />

genommen hat, Menschen entwickelt<br />

haben, an die man sich im Bedarfsfall<br />

anlehnen kann, ist das schon ein<br />

sagenhaftes Gefühl. Und bevor das<br />

hier zu pathetisch wird, höre ich mich<br />

zum ersten Mal sagen: Gut, dass wir<br />

für heute schon am Ende sind. s<br />

„Schönheit ist auf<br />

den ersten Blick<br />

angenehm, doch<br />

wem fällt sie nach<br />

drei Tagen im<br />

Haus noch auf?“<br />

Ein relativierendes Wort zum Thema<br />

Ästhetik von George Bernard Shaw.<br />

Impressum<br />

Medieninhaber, Redaktion und Herausgeber:<br />

„<strong>Die</strong> <strong>Presse</strong>“ Verlags-Gesellschaft m.b.H. & Co KG, 1030 Wien, Hainburger Straße 33.<br />

Tel.: 01/514 14-Serie. E-Mail: schaufenster@diepresse.com vorname.name@diepresse.com<br />

Geschäftsführung: Dr. Michael Tillian (Vorsitz), Mag. Herwig Langanger.<br />

Chefredaktion: Rainer Nowak. Chefredaktion <strong>Schaufenster</strong>: Mag. Petra Percher.<br />

Stellvertretende Chefredaktion: Mag. Daniel Kalt. Chefin vom <strong>Die</strong>nst: Mag. Anna Burghardt.<br />

Mode/Kosmetik: Mag. Petra Percher, Mag. Daniel Kalt. Wohnen/Design: Mag. Norbert Philipp.<br />

Essen/Trinken: Mag. Anna Burghardt. Kultur: Barbara Petsch mit Feuilleton-Redaktion.<br />

Fotoredaktion: Mag. Christine Pichler. Mode/Beauty/Foto: Mag. Barbara Zach. Programm:<br />

Magdalena Mayer. Reise: Michael Reichel. Produktion und Grafik: M.S.C. Medien Service GmbH.<br />

Art Direction: Matthias Eberhart. Bildbearbeitung, Grafik: Christian Stutzig, Patricia Varga.<br />

Anzeigen: „<strong>Die</strong> <strong>Presse</strong>“ Media GmbH & Co KG. Geschäftsführer: Peter Syrch.<br />

Art Copyright: VBK/Wien. Hersteller: Niederösterreichisches <strong>Presse</strong>haus, Druck- und<br />

Verlagsgesellschaft m.b.H., 3100 St. Pölten, Gutenbergstraße 12.<br />

<strong>Die</strong> in dieser Ausgabe vorgestellten Produkte wurden der Redaktion zum Teil zu Testzwecken zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

von Annemarie<br />

Wenn man frisch verliebt ist, stört<br />

einen bekanntlich gar nichts.<br />

Auch nicht das klitzekleine Atemgeräusch<br />

beim Schlafen. Im Gegenteil.<br />

Man findet es höchstens süß, dass so<br />

ein fehlerloses Geschöpf so tut, als<br />

wäre es ein ganz normaler Mensch.<br />

Nach ein paar Wochen, wenn man<br />

zum ersten Mal in Betracht zieht,<br />

nachts zu schlafen, stellt man fest,<br />

dass einen das leise Säuseln doch<br />

eigentlich ziemlich wach hält. Und<br />

nach weiteren Wochen verliebtem<br />

Schnarchgeräusch-Zuhörens denkt<br />

man vielleicht: Wenn ich beim morgigen<br />

Chefmeeting schon wieder einnicke,<br />

bin ich womöglich die Nächste,<br />

die den Rationalisierungsmaßnahmen<br />

zum Opfer fällt. Also steht man<br />

auf und stopft sich heimlich Ohropax<br />

in die Ohren. Er merkt es eh nicht.<br />

Denn ER schläft ja. Aber es hilft nicht.<br />

Also probiert man es mit autogenem<br />

Training. Doch statt sich auf die<br />

innere Stille zu konzentrieren, konzentriert<br />

man sich auf die Nichtstille<br />

im Nichtinneren. Waaa, ist das laut!<br />

Man fragt sich, ob so ein unGLAUBlich<br />

lautes Sägen eigentlich noch in dem<br />

für Wohngebiete zulässigen Dezibelbereich<br />

liegt. Kein Wunder, dass ihn<br />

seine Frau verlassen hat! Vermutlich<br />

waren ihre Nerven schon vollkommen<br />

zerrüttet. Wahrscheinlich hat sie<br />

ihn angefleht, sich einmal im Schlaflabor<br />

untersuchen zu lassen, aber er<br />

hat sicher behauptet, das bildet sie<br />

sich nur ein. So ein rücksichtsloser<br />

Kerl! Mit so jemandem will ich nicht<br />

unter einer Decke stecken! Nicht einmal<br />

im selben Zimmer schlafen! Ich<br />

wecke ihn auf. „Ich möchte, dass du<br />

ins Wohnzimmer übersiedelst!!“ Er<br />

lächelt schlaftrunken: „Ist okay!“ Und<br />

dann: „Weiß du, manchmal<br />

schnarchst du nämlich ein bisschen!“<br />

So eine Frechheit! Ich habe noch nie<br />

geschnarcht! Ich schlafe nicht einmal.<br />

s<br />

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66 <strong>Schaufenster</strong><br />

S c H l u S S<br />

<strong>Die</strong> Ich-Pleite<br />

Illustration: Nina Ober

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