BOLD THE MAGAZINE No.08
ELEGANZ FASHION SPECIAL: THE SHADOW REMAINED & CONQUEST OF PARADISE | HOTEL BOSSA NOVA | CON TEMPORARY ART RUHR | ARIZONA: LAN D DER CAN YONS | FLORIDA: STRÄNDE DER WESTKÜSTE
ELEGANZ
FASHION SPECIAL: THE SHADOW REMAINED & CONQUEST OF PARADISE | HOTEL BOSSA NOVA | CON TEMPORARY ART RUHR | ARIZONA: LAN D DER CAN YONS | FLORIDA: STRÄNDE DER WESTKÜSTE
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Kunst & Kultur | Im Gespräch<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 57<br />
Im Gespräch<br />
Hotel<br />
Bossa Nova<br />
Autor: F. Reip<br />
Karlsuhe Mitte März. Ein grauer Schleier<br />
liegt über der als eine der sonnigsten<br />
Städte Deutschlands bekannten Fächerstadt,<br />
die ihren so ungewöhnlichen wie<br />
hübschen Spitznamen ihrem Gründer<br />
verdankt: Markgraf Karl Wilhelm schuf mit<br />
seinem Schlossneubau im Jahre 1715 ein<br />
Zentrum, von dem die Straßen strahlenförmig<br />
ausgehen und so einzelne „Fächer“<br />
schaffen.<br />
Die melancholische Stimmung über der<br />
Stadt schafft ein gelungenes Ambiente<br />
für das Gespräch mit Hotel Bossa Nova.<br />
Die in Wiesbaden beheimatete Band<br />
hat vor wenigen Wochen ihr viertes,<br />
wehmutdurchwehtes Album „Na Meia<br />
Luz“ („Dämmerung“) veröffentlicht. Im<br />
Backstage-Bereich des Clubs, in dem die<br />
Band später am Abend ein begeisterndes<br />
Konzert spielen wird, sprechen die portugiesisch-indische<br />
Sängerin Liza da Costa<br />
und Gitarrist Tilmann Höhn über Melancholie,<br />
Eleganz ...<br />
Empfindet Ihr Eure Musik als melancholisch?<br />
jeder versteht ja etwas anderes darunter.<br />
Für mich ist sie kein ästhetisches Kriterium,<br />
ich kann aber verstehen, wenn Menschen<br />
unsere Musik so empfinden.<br />
Wir haben diesmal bewusst ein Album<br />
aufgenommen, bei dem die Grundstimmung<br />
eher gleichförmig und ruhig bleibt.<br />
Früher waren Alben ja vor allem beliebt,<br />
wenn sie sehr vielseitig waren; in der<br />
heutigen Zeit individueller Playlists wollten<br />
wir lieber für eine ganz bestimmte Stimmung<br />
stehen und dem Hörer sagen: Wenn<br />
das für dich jetzt gerade das Richtige ist,<br />
kannst du bei uns bleiben.<br />
Liza da Costa: Ich bin ja eher der emotionale<br />
Typ, wenn es um Musik geht, und finde<br />
unsere Musik teilweise sehr herzzerreißend.<br />
Es ist schade, dass das bislang niemandem<br />
so richtig aufgefallen ist.<br />
Das mag auch daran liegen, dass die<br />
Lyrics Eurer Songs portugiesisch sind und<br />
diese Sprache weniger weit verbreitet ist<br />
als Englisch. Daher: Was thematisieren<br />
Eure Texte?<br />
zunächst die Melodie, die dann ein Gefühl<br />
oder Bild provoziert, manchmal auch<br />
nur ein Wort, das mich fasziniert. Daraus<br />
entsteht dann eine kleine Geschichte. Oft<br />
verwende ich Augenblicke, eine Zeitlupe. Ein<br />
Beispiel: In „Senhores E Senhoras“ geht es<br />
um einen Mann und eine Frau im 19. Jahrhundert.<br />
Sie reden viel, aber sagen nichts,<br />
bleiben in den Konventionen verfangen.<br />
Auch die Stimmung in der Musik ist ein<br />
bisschen maniriert und gespreizt.<br />
Tilmann Höhn: Da ich kein Wort Portugiesisch<br />
verstehe, kenne ich die Geschichten,<br />
von denen Lisa singt, nur aus ihren knappen<br />
Erzählungen. Ich finde das sehr gut und will<br />
auch gar nicht genauer wissen, worum es<br />
geht. Für mich bleibt die Sprache so reiner<br />
Klang. Dabei muss ich auch an früher<br />
denken, als ich noch kein Englisch konnte<br />
und Popmusik trotzdem cool fand. Man<br />
konnte fantasieren, was der Text vielleicht<br />
sagt, und hat so seine eigenen Geschichten<br />
entwickelt.<br />
Reflektiert Ihr bewusst Elemente portugiesischer<br />
Kultur?<br />
Tilmann Höhn: In der Musik ist Melancholie<br />
ein relativ unbestimmter Terminus,<br />
Liza da Costa: Sie sind fast nie autobiografisch.<br />
Beim Schreiben der Songs entsteht<br />
Liza da Costa: Es ist immer ein wenig Fado<br />
in unserer Musik, manchmal aber auch