Untitled - Abruzzo Promozione Turismo
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ABRUZZO ITALIA 9<br />
LA CAMOSCIARA<br />
Für viele Besucher schlägt das Herz des Nationalparks Abruzzens in<br />
Pescasseroli, der kleinen „Hauptstadt“ des Naturschutzgebiets; für andere<br />
trifft der Höhepunkt des Besuchs mit der Ankunft am Passo Cavuto<br />
überein, den man über einem steilen Pfad von Alfedena aus erreicht und<br />
wo sich der Hauptbestandteil der Park-Gämsen befindet. Wenn man aber<br />
die Geschichte des Nationalparks bedenkt, so ist die Camosciara ohne<br />
weiteres das Herzstück des ersten Schutzgebietes des Apennins. In dieser<br />
wilden Gegend leben Bären, Gämsen, Wölfe, Luchse und Hirsche. Vor<br />
allem hat die unwegsame Natur zu ihrem Überleben beigetragen: ihre<br />
dichten Wälder und die steilen Berghänge, die von talabschließenden<br />
Felssprüngen unterbrochen werden, haben eine Entwaldung zugunsten von<br />
Weiden nicht zugelassen. Um die Camosciara von Opi oder von Barrea<br />
aus zu erreichen, fährt man am besten auf der Nationalstraße Marsicana<br />
83 bis zum „Casone Antonucci“, ein altes Steingebäude, das heute vom<br />
Erziehungsdienst als Stützpunkt für das Projekt für ehrenamtliche Arbeit<br />
im Park genutzt wird. Hier beginnt die asphaltierte Straße der Camosciara,<br />
die nach einem Kilometer mit einer Schranke versperrt ist. Nachdem man<br />
das Auto verlassen hat, folgt man zu Fuß oder mit dem Fahrrad der<br />
asphaltierten Straße, die erst leicht abfällt, aber dann ansteigt, bis man das<br />
gleichnamige, von prächtigen Buchenwäldern umgebene Hochland auf<br />
1100 m Höhe erreicht. Von hier aus überwindet ein kurzer Naturpfad mit<br />
einer Brücke den Bach und führt in wenigen Minuten direkt vor den<br />
Wasserfall Cascata delle Ninfe. Ein anderer,<br />
steilerer Waldpfad führt oberhalb des<br />
Wasserfalls, von wo man darauf blicken und<br />
ihn bewundern kann; von hier aus kann man<br />
auch in einer Stunde die in 1440 m Höhe<br />
liegende Berghütte Belvedere della Liscia<br />
erreichen. Für Hin- und Rückweg von der<br />
Schranke aus bis zum Hochland braucht man<br />
etwa eine Stunde zu Fuß und natürlich viel<br />
weniger mit dem Fahrrad.<br />
Links: Blüte der Feuerlilie.<br />
DAS TAL VAL FONDILLO UND DIE GÄMSEN<br />
Unter den meist besuchten Ausflugszielen gehört das Val Fondillo, ein Tal,<br />
das reizvolle Wanderwege bietet, ob zu Fuß, mit dem Mountain-Bike<br />
oder Skilanglauf.<br />
Der Spaziergang in der Talsenke ist für alle geeignet (auch mit<br />
Kinderwagen), während die schwierigeren Wege zum „Passaggio<br />
dell’Orso” (Bären-Pass) und zu den Bergkämmen des Monte Amaro von<br />
Opi führen. Die Schotterstraße verläuft von seiner Einmündung aus nach<br />
einem Kilometer zu einer Lichtung, direkt vor der Grotte Fondillo, wo<br />
man eine über dem Wildbach Scerto gebaute Holzbrücke überqueren<br />
kann und so zu wundervollen Wiesen, einem Picknick-Platz und dem<br />
Beginn des Pfades zum Monte Amaro von Opi gelangt. Folgt man diesem<br />
leicht abfallenden Weg einige Hundert Meter lang, dort wo die<br />
Wegmarkierungen zur Bergspitze<br />
zu steigen anfangen, kommt man zu<br />
einem Bach mit reizvollen, kleinen<br />
Wasserfällen. Der Schotterweg der<br />
Talsenke setzt abwechselnd mal<br />
steigend, mal eben fort, überwindet<br />
die bis zur Wasserscheide zwischen<br />
Val Fondillo und Camosciara<br />
steigende Taleinmündung des Valle<br />
Cacciagrande, durchquert einen<br />
kleinen Nadelholzwald und gelangt<br />
schließlich zu einer Lichtung auf<br />
1201 m Höhe und einer kleinen,<br />
einst nur von Schäfern benutzten<br />
Berghütte. Seitlich der Berghütte<br />
beginnt rechts ein Pfad, der sich<br />
durch einen prachtvollen<br />
Buchenwald bis zur Serra delle<br />
Gravare auf 1960 m Höhe vordringt. Kurz danach geht dieser<br />
Schotterweg in einen steilen und steinigen Saumpfad über, der durch<br />
einen Nadelholzwald weiter über einen dichten Buchenwald bis zum<br />
Bären-Pass auf 1672 m Höhe führt. Nach diesem, vollkommen mit Wald<br />
umgebenen Pass, kann man zum Tal Val Canneto und Settrati, der zu der<br />
Region Latium gehört, hinabsteigen. Abgesehen von dieser Route - dafür<br />
ist ein Fahrzeug für die Rückfahrt zur Ausgangsstelle erforderlich - wäre<br />
die in Richtung Tre Confini (die drei Grenzen), Forca Resuni, Valle di Rose<br />
und Civitella Alfedena empfehlenswert. Es handelt sich um einen langen<br />
und faszinierenden Wanderweg, auf welchem man drei der schönsten<br />
Täler des Naturschutzgebietes bewundern und weidende Gämsen in der<br />
Nähe des Passo Cavuto und der Talmulde des alta Valdirose beobachten<br />
kann. Weiteren Gämsen kann der Ausflügler des Val Fondillo-Tals auf den<br />
hohen Bergkämmen des Monte Amaro von Opi begegnen, einem elegantanmutenden<br />
Berg, dessen Gipfel stolze 1862 m erreicht; von hier aus kann<br />
man den Blick über das Val Fondillo-Tal, die Camosciara, das Tal des Sangro<br />
und die Talsenke mit den malerischen Dörfern Pescasseroli und Opi, aber<br />
auch über den größten Teil der höchsten Berggipfel des Naturparks, wie<br />
den Monte Marsicano und den Monte Petroso, schweifen lassen.<br />
Die Apennin-Gämse, die „Gipfel-Herrin“ der abruzzesischen Parks,<br />
verschwand Ende des 19. Jh. aus allen Bergen des Apennins, mit<br />
Ausnahme der des Abruzzen-Nationalparks, wo sie ihren letzten<br />
Zufluchtsort fanden. Heute steigt die Zahl dieser Spezies wieder an und<br />
sie wird schon seit geraumer Zeit auch in den anderen abruzzesischen<br />
Parks eingeführt. Im Sommer ist die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung<br />
größer- solange man sich ruhig verhält und mit etwas Glück - da die<br />
Herden mit ihren im Spätfrühling geborenen Kleinen bis zu den höheren<br />
Weiden steigen, kann man ihnen auch ganz nah beim Weiden auf den<br />
Wiesen oder beim Ausruhen auf den Felsenvorsprüngen zuschauen.<br />
Auf der Nebenseite, das Tal Val Fondillo; links, Gämsen.