Die Presse Schaufenster
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Victor Rogy. Beeinflusst von der Ästhetik<br />
der Wiener Gruppe lässt Victor Rogy<br />
(1924–2004) in Kürzestgedichten und<br />
Wortbildern die Aura und Magie der Wörter<br />
und Dinge mitschwingen.<br />
Heimo Zobernig. <strong>Die</strong> „Apokalypse“ des<br />
Johannes ist textlicher Ausgangspunkt<br />
für Zobernigs lakonisch aus Druckbögen<br />
komponiertes Kompendium „<strong>Die</strong><br />
Kunst der Enzyklopädie“ (1981).<br />
„Nebelland hab ich gesehen / Nebelherz hab ich gegessen.“<br />
INGEBORG BACHMANN<br />
» Ein Nahverhältnis zur Literatur im weitesten Sinn liegt<br />
auch Eva Schlegels milchig-verschwommenen, bewusst<br />
unscharf gehaltenen Schriftarbeiten auf Glastafeln oder<br />
anderen Trägermaterialien zugrunde, an denen sie seit<br />
zwanzig Jahren arbeitet. „Ich lese viel und sehr gern“,<br />
sagt sie. „<strong>Die</strong> Texte, die ich für meine Arbeiten aussuche,<br />
sind daher immer auch Texte, die mich umgeben – literarische<br />
ebenso wie wissenschaftliche –, wobei mich<br />
besonders Aspekte wie Typografie oder Struktur interessieren.“<br />
In Klagenfurt treten ihre Arbeiten in aktiven Dialog<br />
mit eigens verfassten Gedichten, u. a. von Rosa Pock.<br />
Außerdem wurde der Schriftsteller und Theoretiker Ferdinand<br />
Schmatz vom Museum beauftragt, zu Schlegels<br />
Werken einen Text zu schreiben. Er hat ihn als szenischen<br />
Dialog angelegt, der während der Dauer der Ausstellung<br />
von der Gruppe „wenn es soweit ist“ wiederholt<br />
vor Schlegels Schriftarbeiten aufgeführt wird.<br />
Kärnten so wichtigen Aspekt des Aufeinandertreffens<br />
zweier Sprachen – Slowenisch und Deutsch – bringen<br />
Angelika Kaufmann und der doppelbegabte Gustav Januš<br />
mit ihren Werken ins Spiel. Maria Bussmanns frühe<br />
Zeichnungsserie „Das Fliegenpapier“ wiederum ist ein<br />
eindringlicher Kommentar zu Robert Musils gleichnamigem,<br />
knapp vor dem Massensterben des Ersten Weltkriegs<br />
entstandenem und daher oft als prophetisch<br />
gedeutetem Prosatext über den Todeskampf einer Fliege.<br />
Abenteuer und Apokalypse. Im Zentrum von Hans Schabus’<br />
berührender Installation steht ein als Kind von ihm<br />
an die Eltern geschriebener Brief mit einer Zeichnung<br />
aus dem Krankenhaus. <strong>Die</strong> Körperlichkeit des Schreibaktes<br />
vermittelt Josef Dabernig mit der eigenhändigen<br />
Abschrift eines Essays des italienischen Architekten Vittorio<br />
Gregotti. Ausgangspunkt für die Multimediaarbeiten<br />
von Nicol Six/Paul Petritsch und Ines Doujak sind<br />
Kunstwerke mit Bezug zur Literatur. „Der Fokus“, sagt<br />
Kurator Andreas Krištof, der die Ausstellung gemeinsam<br />
mit Museumsdirektorin Christine Wetzlinger-Grundnig<br />
konzipierte, „richtet sich auf Kunstwerke, die einen<br />
Bezug zur Literatur haben oder auf literarische Quellen<br />
Bezug nehmen. Umsetzung und Übersetzung fallen<br />
dabei auf die unterschiedlichste Weise unliterarisch aus.<br />
Zudem haben wir mit Falkner und Ferdinand Schmatz<br />
eine Literatin und einen Literaten eingeladen, deren<br />
Texte einen Gegenblick auf die Kunst aus Richtung der<br />
Literatur auftun.“<br />
Insgesamt versammelt die Ausstellung 16 Positionen. <strong>Die</strong><br />
Konzeptarbeiten von Bela Ban & Viktor Rogy verweisen<br />
auf den Einfluss der Wiener Gruppe. Den gerade für<br />
Vorlagen aus den Bereichen Reise- und Abenteuerliteratur.<br />
Mit der Bibel als Urtext setzen sich Werner Hofmeister<br />
und Heimo Zobernig auseinander – der eine in monumentaler<br />
Wort-Bild-Reflexion mit der Genesis, der<br />
andere mit der Apokalypse in Form eines Kompendiums<br />
aus Texten und Fotografien auf Druckbögen. Und Julius<br />
Deučbauer lenkt mit seinem partizipatorischen Projekt<br />
der „Bibliothek der ungelesenen Bücher“ das Augenmerk<br />
auf die Frage der Rezeption von Literatur sowie<br />
deren Kanonisierung. <br />
<br />
Museum moderner Kunst Kärnten: „Nebelland hab ich gesehen“<br />
14. 11.2013–16. 2. 2014 www.mmkk.at<br />
Fotos: Bella Ban, beigestellt<br />
22 <strong>Schaufenster</strong>