Die Presse Schaufenster
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Mechanisch. Jukka<br />
Isotalo arbeitet<br />
mit kalten Techniken,<br />
also Schneiden<br />
und Sandstrahlen.<br />
Bearbeitet. <strong>Die</strong> Farbpalette der Objekte<br />
ist beschränkt – was Weinflaschen<br />
eben hergeben.<br />
Hitze. Jan Torstensson verformt alte<br />
Weinflaschen durch Erwärmen und<br />
Anschmelzen.<br />
»<br />
von Iittala, Keramik von Arabia oder Textilien von Marimekko“,<br />
erzählt Uta Laurén. „Man weiß, dass man da<br />
nichts falsch machen kann.“<br />
Begründet wurde die Popularität von Glasdesign durch<br />
die großen Erfolge finnischer Designer in den 1950erund<br />
60er-Jahren. Damals räumten Gestalter wie Tapio<br />
Wirkkala, Timo Sarpaneva und Kaj Franck für ihre Glasobjekte<br />
Goldmedaillen auf den Triennalen von Mailand<br />
ab. „Im Finnland der 1950er war es angesehener, ein<br />
Designer und vor allen Dingen ein Glasdesigner<br />
zu sein als ein Komponist oder Kunstmaler,“<br />
sagt Uta Laurén über diese Zeit.<br />
Der Grundstein für die Qualität finnischer<br />
Glasproduktion wurde freilich schon früher<br />
gelegt: Eingebettet in die Tradition der Glashütten<br />
entstanden in Finnland Ende des 19.<br />
Jahrhunderts vermehrt Glasfabriken, die sich anfänglich<br />
auf Industrieglas konzentrierten. Der Wandel von der<br />
Industrie- zur Designglasproduktion begann, als die<br />
Firma Iittala Anfang der 1930er-Jahre Designer einstellte.<br />
1937 entwarf Alvar Aalto für Iittala die Aalto-Vase, die bis<br />
heute der Inbegriff finnischen Glasdesigns geblieben ist<br />
und nach wie vor produziert wird. Und Iittala ist heute<br />
eine der bekanntesten Glasdesignmarken überhaupt.<br />
Ausstellungskuratorin Laurén kann auch beim Künstler<br />
Jan Torstensson Parallelen zu den alten „Meistern“ finnischen<br />
Designs entdecken, nämlich was das Umfunktioniren<br />
von Gebrauchsgegenständen zu künstlerischen<br />
26 <strong>Schaufenster</strong><br />
Der Grundstein für die<br />
finnische Glasproduktion<br />
wurde früh gelegt.<br />
Objekten betrifft: „Es gab 1954 und 1957 sowohl bei Sarpaneva<br />
als auch bei Wirkkala einige Objekte, die eigentlich<br />
schon Kleinskulpturen waren. <strong>Die</strong>se waren zwar als<br />
Vasen deklariert, man bekam aber in Wirklichkeit höchstens<br />
eine einzelne Orchideenblüte hinein und kaum<br />
Wasser.“<br />
Ökologisch produziert. Bei Jan Torstensson sind es alte<br />
Weinflaschen und Einmachgläser, die durch Erwärmen<br />
und Anschmelzen oft zu künstlerisch anmutenden<br />
Schalen und Skulpturen werden.<br />
Charakteristisch für die Objekte des gelernten<br />
Maschinenbauers, der eine zweite Ausbildung<br />
als Glasbläser absolvierte, sind weiche,<br />
geschwungene Formen, bedingt dadurch,<br />
dass Torstensson das Glas zum Verformen<br />
nur so viel erwärmt wie nötig. <strong>Die</strong>se Vorgangsweise soll<br />
eine ökologische Produktionsweise ermöglichen. Torstensson<br />
entwickelte auch spezielle energiesparende<br />
Öfen und Geräte zur Glasproduktion, und selbst seine<br />
Arbeitsstätte ist „upcycled“: Der Designer baute eine ehemals<br />
leerstehende Tankstelle gemeinsam mit seiner Frau<br />
zum Glasstudio mit angeschlossenem Café um. <br />
<br />
„Second Life. Upcycling Glasdesign aus Finnland“ Noch bis 8.<br />
November 2013, Wagner:Werk Museum Postsparkasse. Georg-<br />
Coch-Platz 2, 1010 Wien.<br />
Fotos: Christian Schindler(2), beigestellt