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hochmeister zeitung - Evangelische Hochmeister-Kirchengemeinde

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D A S<br />

T H E M A<br />

G e m e i n d e k r a n k e n p f l e g e u n d m e h r<br />

Anfang Mai feierte die Diakoniestation Wilmersdorf ihr 20-jähriges Jubiläum.Die Geschichte dieses wichtigen Arbeitszweiges der Wilmersdorfer Gemeinden reicht zurück<br />

bis ins 19. Jahrhundert. Über hundert Jahre lang gab es in den einzelnen Gemeinden Schwestern, die sich der Kranken und Armen annahmen.<br />

Schon der erste Bericht der<br />

Diakonisse Selma Menge aus<br />

dem Jahr 1890 illustriert, wie es<br />

dabei von Anfang an um mehr ging als<br />

um bloße Krankenpflege, nämlich um<br />

die Anregung und Förderung von<br />

sozialen Netzen vor Ort: "Am 1. Okt.<br />

begann ich hier meine Arbeit.<br />

Unterstützt wurden 68 Familien.<br />

Krankheiten waren Schwindsucht,<br />

Wassersucht, Lungenentzündung und<br />

Diphtherie. Nachtwachen waren im<br />

Ganzen 24. Im Ganzen machte ich<br />

826 Besuche bei Kranken. Es wurden<br />

für Wein, Fleisch, Eier und Kacao für<br />

Kranke 50 Mrk verausgabt, welche ich<br />

von Wohlthätern erhielt. Seit dem 1.<br />

Februar eröffnete ich eine Strick- und<br />

Nähschule für Kinder in der z. Zeit 70<br />

Kinder unterrichtet werden. Einige<br />

Damen der Gemeinde helfen mir<br />

bereitwilligst darin."<br />

Neun Jahre später waren schon vier<br />

Schwestern in der <strong>Kirchengemeinde</strong><br />

tätig, die damals noch den ganzen<br />

Ortsteil Wilmersdorf umfasste.<br />

Seit dem Jahr 1934 wurden die Gemeindeschwestern<br />

vom <strong>Evangelische</strong>n<br />

Diakonieverein Berlin-Zehlendorf<br />

entsandt. Mit dem Ende des 2.<br />

Weltkriegs kamen neue Herausforderungen<br />

auf die Diakonieschwestern in<br />

den Gemeinden zu. Durch die Bombenschäden<br />

war die Arbeits- und<br />

Wohnungsnot groß. Es gab kaum<br />

Lebensmittel und Kleidung.<br />

Noch in den frühen 60er Jahren<br />

schreibt Wally Deppe: "Wir<br />

Schwestern wohnten zusammen im<br />

alten Gemeindehaus. Der Vormittag<br />

war mit kostenloser Krankenpflege in<br />

den Wohnhäusern ausgefüllt. Nachmittags<br />

machten wir Besuche in<br />

Krankenhäusern und Heimen.Abends<br />

gab es regelmäßig Patienten zu versorgen.<br />

Daneben hatte jede Schwester<br />

einmal wöchentlich einen Kinderbzw.<br />

Altenkreis zu leiten. Für uns<br />

waren die Teilnahme am Gottesdienst,<br />

an der Morgenandacht sowie die Mitarbeit<br />

beim Kindergottesdienst selbstverständlich.<br />

In der Gemeinde waren<br />

wir mit Fahrrädern unterwegs und<br />

durch unsere Schwestentracht im<br />

Wilmersdorfer Straßenbild bekannt,<br />

so dass manche kurze Sprechstunde<br />

auch auf den Bürgersteigen stattfand. "<br />

Wir lesen weiter: "Die Krankenpflege<br />

in den Wohnungen war mit<br />

vielen Schwierigkeiten verbunden. In<br />

meinem Bezirk in der Berliner Strasse<br />

gab es noch Häuser mit vier Hinterhöfen<br />

und Toilette auf halber Treppe<br />

für mehrere Mietparteien. Die Bäder<br />

gehörten nicht immer zum Standard,<br />

sondern nur ein Ständer mit Waschschüssel<br />

in der Küche, für die auch das<br />

Wasser erst auf dem Herd erwärmt<br />

werden musste. Ofenheizung war<br />

noch weit verbreitet. Fahrstühle gab es<br />

kaum, Spritzen und Instrumente mussten<br />

wir uns durch Auskochen selber<br />

"steril" machen.Trotz aller Schwierigkeiten<br />

war es eine wunderbare Arbeit<br />

gerade in ihrer Vielseitigkeit. "<br />

Anfang der 80er Jahre führten die<br />

Veränderungen im öffentlichen Gesundheitswesen<br />

zu einem tief greifenden<br />

Strukturwandel.<br />

Der Senat von<br />

Berlin wollte durch<br />

Sozialstationen<br />

flächendeckend die<br />

ambulante Krankenversorgung<br />

ausbauen,<br />

um der Kostenexplosion in<br />

Krankenhäusern und Heimen entgegenzuwirken.<br />

Zugleich fiel es aber auch den<br />

<strong>Kirchengemeinde</strong>n immer schwerer,<br />

eine so große Zahl von Schwestern<br />

aus Kirchensteuermitteln zu bezahlen.<br />

So empfahl die Kirchenleitung den<br />

Kirchenkreisen, selbst Diakonie-Sozialstationen<br />

aufzubauen. Die 17<br />

Schwestern der 1982 gegründete Diakoniestation<br />

Wilmersdorf blieben vorerst<br />

weiterhin in ihren Gemeindegebieten<br />

tätig, so dass sich für die Patienten<br />

kaum etwas änderte.<br />

In Wilmersdorf wurde bewusst daran<br />

festgehalten, dass die bisherigen<br />

Gemeindeschwestem neben ihrem<br />

Pflegedienst weiter gemeindlich tätig<br />

blieben mit Besuchsdienst, Leitung<br />

von Kreisen und Kindergottesdienst.<br />

Freilich konnten in der Folgezeit<br />

freiwerdende Stellen dieser Art in den<br />

Gemeinden überwiegend nicht wieder<br />

besetzt werden. In der <strong>Hochmeister</strong>gemeinde<br />

ist allerdings seit<br />

Februar diesen Jahres mit Frau Christa<br />

Stelzl wieder eine Gemeindeschwester<br />

tätig, die die Dienste der Diakonie-<br />

Station durch ausführliche Gespräche<br />

und seelsorgerische Begleitung ergänzt.Wir<br />

haben in vergangenen Ausgaben<br />

darüber berichtet.<br />

Diakonie-Station Wilmersdorf<br />

Wilhelmsaue 121<br />

10715 Berlin<br />

Telefon: 86 39 27-0<br />

Zusammengestellt aus Texten für die<br />

Festschrift zum Jubiläum der<br />

Diakoniestation (gekürzt)<br />

Der Artikel wird in der nächsten Ausgabe<br />

fortgesetzt.<br />

Seite 15

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