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Pressespiegel 02_13 vom 05.01. bis 11.01.2013.pdf - Evangelisch ...

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Bündner Tagblatt <strong>vom</strong> <strong>05.01.</strong>20<strong>13</strong>, Seite <strong>02</strong>.pdf<br />

ZuM SOnnTAG<br />

Gehalten<br />

E<br />

in symbolträchtiges Erlebnis der letzten<br />

Zeit gab mir den Anstoss für die guten<br />

Wünsche zum Jahr 20<strong>13</strong>. Ein schwerstbehindertes,<br />

achtjähriges Mädchen wurde behutsam<br />

und liebevoll von den Begleitpersonen getragen.<br />

Denn sie war nicht fähig, auf die eigenen<br />

Beine zu stehen, geschweige denn, selber zu<br />

laufen. Dieser total hilfsbedürftige Mitmensch<br />

fordert uns wortlos auf, was auch viele von uns<br />

so sehr bedürfen, nämlich: Auch wir wollen Behutsames<br />

und Liebevolles erleben. Auch wir<br />

wollen im Leben uns getragen fühlen durch<br />

Mitmenschen und letztlich durch Gott. Eine<br />

Kurzgeschichte illustriert dieses Getragensein<br />

auf anschauliche Weise. Der Titel lautet: «Auch<br />

in den Tiefen gehalten».<br />

Ein Maler bekam einmal von einem reichen<br />

Fabrikanten den Auftrag, das Leben darzustellen.<br />

Der Maler nahm diesen Auftrag an und versprach,<br />

sein diesbezügliches Werk binnen einer<br />

Woche zu malen. Als nach Ablauf der gesetzten<br />

Frist der Fabrikant sich wieder bei dem Künstler<br />

meldete, war er gespannt, was denn auf der<br />

Leinwand zu sehen sei. Vielleicht hatte der Maler<br />

einen Baum als Lebensbaum oder einen Weg<br />

als Lebensweg oder gar Wasser als Ursprung<br />

und Quelle allen Lebens gemalt. Der Künstler<br />

führte den Fabrikanten in sein Atelier. Auf der<br />

Staffelei stand ein Ölgemälde. Die Verwunderung<br />

des Auftraggebers über das Dargestellte<br />

war gross. Er starrte lange auf das Bild. Seine<br />

Augen schienen zu fragen: «Das soll Leben<br />

symbolisieren?» Der Künstler nickte und dann,<br />

als hätte er die Gedanken des Mannes erraten,<br />

erklärte er: «Ja, eine Schaukel! Sie versinnbildlicht<br />

für mich am besten das Leben!» und er<br />

zeigte auf eine Schaukel, die nicht starr nach<br />

unten hing, sondern Anlauf nahm zum Aufschwung.<br />

Er führte dann aus: «Sitzen Kinder<br />

oder Verliebte darauf, ist sie ständig in Bewegung<br />

– wie das Leben. Ihr Prinzip ist das Auf<br />

und Ab, gleich den Höhen und Tiefen, die in jedem<br />

Dasein vorkommen.» Nach einer Pause<br />

fügte er hinzu: «Wenn man es sehen will, hat<br />

das Leben mehr Höhen als Tiefen», dann<br />

schwieg er länger und meinte nach der Pause<br />

mit fester Stimme: «Aber auch wenn ich ein Tief<br />

durchmache, habe ich die Gewissheit, dass ich<br />

gehalten werde.» Silvio Deragisch,<br />

Behindertenseelsorger, Tomils<br />

<strong>Pressespiegel</strong> der <strong>Evangelisch</strong>-reformierten Landeskirche Graubünden

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