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Schuler (1882) - Swiss Embroidery

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8<br />

Kaußente zu arbeiten, welche sich speciell mit dem V e~tr.i eb der Stickereien<br />

betas.ten, begannen diese scbwacben Producenten bel Jeder S~ockung,. des<br />

Absatzes .icb rascb zu llUterbieten, was vou den Käufern natürlich rasch zu<br />

einem nllgemeinen llerunterdrücken der Preise ausgebeutet wurde. Kam<br />

ahcr umgekehrt eine Periode, wo ihr Product hegehrt ,":ar, ~o liessen sie<br />

sich leicht dnrch etwas höhere Augebote hewegen, den bisherigen Anftraggebern<br />

untreu ZI1 werden; sie liessen sich vom momentanen Vortheil blenden<br />

und bedachten nicht, wie werthvoll der Anschlnss an ein grösseres, solides<br />

R,us sei, das sie anch in knapperen Zeiten mit Aufträgen ZI1 verseben im<br />

Stande war. Selbst wo Bestellungen auf bestimmte Lieferfl·jsten übernommen<br />

worden, kam das Mat.erial oft unbe"rbeitet vom wortbrücbigen Sticker<br />

zurück, der von anderer Seite um einige Proceute höheren Lobn erhalten<br />

batte.<br />

Diese Unzuverliissigkeit, die sich übrigeus anch hei den sächsiscben<br />

und anderen ausländiscben Sticl'ern fand, veranlasste manche Firmen zur<br />

Errichtung neuer Fabriken. Aber zugleich begünstigte sie das Emporkommen<br />

von Geschäftsleuten, die, unbekümmert um das Wohl oder Wehe ihrer Arbeiter,<br />

die hergebracbte solide Weise der bisherigen tonangehenden Stickereigeschäfte<br />

verschmähend, beute von Haus zu Haus eilten, Arbeiter gegen hohen Lohn<br />

und noch schönere Versprechungen ihren bisherigen Arbeitgebern abjagten,<br />

die es mit der Qualität des gelieferten Productes nicht genau nahmen,<br />

d.gegen den Arbeiter anspornten, zum grössten Schaden seiner eigenen<br />

~esundbeit und der seiner Angehörigen Tag ubd Nacht zn arbeiten, die<br />

lhn abcr nach wenigen Wochen oder l\10naten a>'beits- und hülflos sitzen<br />

]jessen.<br />

Dieses System des Raubbaues am Arbeiter fand immer mebr Aufnahme.<br />

In Zeiten drohender lÜisis, der sie sich nicht gewachsen füblten, begannen<br />

kluge Fab~lk"Dten slOb ihrer :Mascbinen zu entledigen, indem sie dieselben<br />

an Ibre Shcker selbst mit Creditgabe gegen Arbeitsverträge abtraten. Sie<br />

!ewa~nen s~ v~l'mehrt~8 Betriebscapital, minderten die Nothwendigkeit,<br />

neh .ln ~ngunBbger Zelt für Arbeit zu sorgen, und gewannen zugleich eine<br />

ArbeIter.cbart, die sich selbst durch gegenseitige Concurrenz den Lohn herunter<br />

drückte.<br />

. AUel'di.ngs machte mancher Fami.lienvater mit 8el' ner oder<br />

zwe ~'1. b I clOzlgen<br />

, 'fC men g änzende Geschäfte und gab d d . h d A<br />

Dutzende Andere l' h G . CI. Ul c cn Dstoss, dass<br />

f.lls Ein 1 h'· g elc . en ewtnnes theilbaftig zu werden hestrebt ebenzc<br />

m.sc lOen slCb anschafften W" h l' d '<br />

Stiel"r derselbe Ir'dl d . a ren< In er Fabrik derselbe<br />

das B.dürfniss<br />

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und durch<br />

une u e gezwuugen . t . A. b' .<br />

setzen, nimmt hier bald cl H 18 , semer. r BIt cHle Grenze zu<br />

Stickers eiD. Die T,\-' d er ausvater, bald die Mutter d.s Stüblcben des<br />

r 1D er werden ln . d f'<br />

halten I die Arbeit gpbt b' . . Je er rßlGn Stuncle zum Fädeln ange~<br />

T' , ., re>CbheheD Best 11 T<br />

t..;uuarmhel'zig werden Beh di 1"1 ' e \logen ag und Nacht fort.<br />

lichen Rube bHaubt. on e \.. emeu Zur Arueit genöthigt, der näcbt·<br />

So kanu nllerdinrrs mit· M<br />

1:'1 emer J: aschine . TI<br />

(eB~en 1 )lellfOe d~8 der F b ,'k t' 1 . em , -roduct erzielt werden,<br />

' 0 a 11 S lC unaschme weit .. b' .<br />

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kann. - Die Arbeitszeit wird verlängert, IlDd wie sollte man nicht da.<br />

Aensserste leisten: die ganze Ersparniss saurer Jahre steckt ja in der Stickmaschine,<br />

im kleinen Ban, der für ihre Aufstellung erstellt worden. Xntzlos<br />

liegt das Ersparte da und darum werden die letzten Kräfte angespannt,<br />

beim armseligsten Lehn den nötbigen Erwerb für die Familie herauszuschlagen.<br />

Der !\lann, der freier zu werden hoffte, welln er auf eigene Rechnung<br />

arbeite, ist der Sclave schlau speculirender Geschäftsleute geworden.<br />

Im Jahre 1875 machten sich allmiilig Anzeicben von einer Ueberfüllung<br />

des Marktes geltend. Man klagte über Pfuscherei in der Arbeit immer<br />

allgemeiner; die säcbsische Stickindustrie, durch die St. Gallischen Aufträge<br />

geschult, fing an, concurrenzfiihiger zu werden. Man sann auf imlDer neue<br />

Artikel, stickte auf Seide, Leinen, Wolle, aber nichts frucbtete. Alle Lager<br />

waren überfüllt, die Preise gingen zurück. Kaufmännische Behörden warnten<br />

vor dem üblich gewerdenen Consigniren, das zu einem cbronischen Kranksein<br />

des Geschäft. führen müsse, aber umsonst. Die Verhältnisse wurden<br />

so schlecbt, dass 1876 ein Viertheil aller Maschinen still stand. Die Preise<br />

der \Vaaren stanuen nocb 1877 in Amerika nur balb 80 bocb als in früheren<br />

Jahren. Sie sind auch, seither nie mehr .uf die alte IIöhe gestiegen;<br />

der Fabrikant kommt theilweise kaum mehr auf seine Kosten.<br />

Trotzdem nahm die Production bald wieder grosse Dimensionen an.<br />

Schon 1877 mussten wieder sächsische Sticker für SI. Gallische llünser beschäftigt<br />

werden. Auch ins Vorarlberg wurde die Stickerei verpflanzt,<br />

dessen arme Bevölkerung mit lIifen zahlreichen EiozeJmaschinen gewaltig<br />

die Arbeitslöhne der Sticker herunterdrückt. A ucb heute hat sich der Consum<br />

der Stickereifabrikate auf einer erstaunlichen IJöbe erLalten. Es bat<br />

sich namentlicb der Absatz der besseren Artikel o.ch den Vereinigten Staaten<br />

gemehrt, über deren stets steigenden COl1SUlD nachfolgende Zilfern beigebracht<br />

sein mögen. Es betrug der Exportwertb der aus der Schweiz<br />

n.ch der Nordamerikaniscben Uuion ausgeführten Stickoreien:<br />

1873 10 8H8 86G Frfloca<br />

1874 16103:3 14<br />

"<br />

1875 15 892599<br />

"<br />

1876 14 573 153 n<br />

1877 1619018R<br />

"<br />

Hl78 17 ,,51l 0114<br />

"<br />

187!J 18 .33!) 339<br />

"<br />

1880 21 O;JÜ 859<br />

"<br />

Aher trotz der ZIllH>hme des ALsatze. besteht kaum m.hr die Aus.icbt, daBII<br />

derselbe Schritt balte mit der Znnahme der Maschinen, und so ist aucb<br />

kaum auf ein Wiederaoatcigen dar Löhne zu lockenuer flöhe zu hoffeo.<br />

Bereits haben sicb manche Arbeiter von dar Stickerei ah und ihrem früheren<br />

Berufe wieder zugewende.t. Viele hIS8Cbiuen stebuD still. Immerhin<br />

aber bildet die Maschinenfltick('roi riuen luuustriezweig, der von höchster<br />

Bcdautllog für die ganze O.!ocbwei. iat uuu hoffentlich noch IBDge bleibtm<br />

wil'u.<br />

Naohhtehande Tabelle mag als Beleg hierzu dienen und eiIL lWIJjaJ<br />

nllmtüigeu Entwickelung der Stickerei BBwähren.

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