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Schuler (1882) - Swiss Embroidery

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m~ls ,.in .hhrz~hnt, bis die Stickerei in erheblichem Maasse der althergpbracbten<br />

Industrie Boden abzugewinnen vermochte. Ende .der ?Oer ull.d<br />

AnfAng der 70er hhre eroberte sie aber rasc~ d.ns gal~ze GebIet bl.s anf dIe<br />

Höhen von \Yildhnus, zu einem grossen Thell lU kleineren Etabhs86mcnts<br />

sich festsetzend.<br />

1m RheinthaI hatten früher nur die zwei Stiidtchen Rheineck nnd Altst.tten<br />

einigermaßssen Fabrikindustrie betrieben. In einigen Berggeländcu<br />

WI\\' Baul\1wo\ltuch gewoben, von Altstätten bis an den Bodeu~ee herunter<br />

anf Gl\ze nnd Mousseline gestickt worden. Die Cultnr von Wem uud Obst,<br />

Mais und Korn hatte die Ansl\ssen des wilclen, so oft seine verheerenden<br />

Fluthen durch die Dörfer wälzenden Rheins ärmlich genäh:·t .. Schon 1855<br />

und 1856 entstanden hier ein panI' grössere Stickfabnken, dIe SICh erst langsnm,<br />

ein Dutzend Jahre später aber reissend zu mehren begannen, dIe ganze<br />

Lebensweise der Bewohner sehr intensiv umgestaltend. ~nch der oberste<br />

Theil des St. Gallischen Rheingeländes, Werdenbel'g bIS hInauf nach Rag".z,<br />

nabm, spät zwar, erst mit den 70er Jahre~, an dies~r Umwälzung Anthel.l,<br />

welche binnen kurzer Zeit einen beträchthchen The.! der an harte ArbeIt<br />

in Feld nnd Wald nnd auf den Alpen gewöhnten, allel' Industne fremden<br />

Bevölkerung an den Stickstuhl bannte, während ihre Nach?ar~n lU Sargans<br />

bis herunter an die Gestade des Walensees mehr der Arbelt 1m Banmwol:­<br />

spinn- und Websaal sich zuwandten. ~m wenigst~n Boden vermoch~e dl:<br />

Stickerei bis heute in der vorzugsweise VIehzucht treIbenden Gegend zWische<br />

Walen- nnd Zürchersee Wurzel zu fassen.<br />

In Appenzell, auf dessen Schweizertrachten b~ldern seit h~ndert J "hre ~<br />

als unentbehrlicher Zubehör der Stickstock fignrute , fand dle lIiaschlJlen<br />

stickerei nur langsamen Eingang. War sie vel:basst, ~ls. todtbr\Ugelld~<br />

Nebenbuhlerin der Uandstickerei oder zog man dIe Beschaftlgung ~m Web<br />

stuhle vor, der fast in keinem Appenzeller Hause fehlen durfte - dIe Stlckmascbine<br />

die schon 1856 eine Stätte in Speicbel' gefunden, hatte es zehn<br />

, .' H d t b' ht Inner-<br />

Jahre späteI' noch nicht einmal bIS zum zwelten - un er . ge 1 ac ,I~ des<br />

rhoden ihren Einzug noch gar nicht gehalten, al.B mlt dem BeglDn e­<br />

achten Jahl'Zehllts auch hier die MaschlllenstlCkerel zn grosser Bluthe g<br />

~~ . . E~ -<br />

Im Thurgau standen die ersten Maschinen 1863 in emem klelDcn<br />

blissement in Arbon. Nur ganz gel;ng blieb die Zahl bis Ende der 60er<br />

Jahre. Die glänzenden Zeiten der ersten Hälfte des folgenden Jahrzeh?ts<br />

liessen sie zahI.·eicher erstehen, doch ohne da.ss einzelne G~genden. sl.ch<br />

durch besonders reichliche Verbreitung der Stickerei auszeicbneten. SIe "t<br />

hier nUT eingesprengt, wie auch die anderen Industrieen, ZWIschen den vo"·<br />

herrschend landwirthscbaftlicben Betrieb.<br />

u<br />

So hat die Stickerei das verscbiedenartigste Terrain eingenommod:<br />

bald an die Stelle alter, allverbreiteter lndustrieen, besonders der !Ia~u_<br />

stickerei uud llandweberei. tretend, eine seit der Ureltern Zeiten an JI~ IJ<br />

shie gewöhnte ßevölkt.!ruug uun auf einen anderen Z\'leig üb~rfubl'cnd: b"<br />

I t bhc eil.<br />

Gebiete erobernd, die bisher von allen Industrieen nnberü 11' ge rch<br />

Sie bat dadurch die Möglichkeit zu interessanten Vergleichungen be."~g ~.u<br />

der Art geboten, wie s,e auf die allgemeinen und speciell gesnndbelt IC<br />

Verhiiltnu;se dieser Bevölkerung einwil·kte.<br />

15<br />

Die Stickmaschine, ihr Bau und ihre JIandhabung.<br />

Es sei DUD versncht, in Kürze eine Schilderung der JIIlaschine zu geben,<br />

die so vielen Tausenden ihren Erwerb verschafft.<br />

Man denke sich zwei eiserne Pfosten von etwa 180 bis 200 cm Böhe<br />

und in einem Abstande von 4'8 m fest auf den Fnssboden aufgescbraubt<br />

oder in denselben eingelassen. Ein zweites gleiches Pfostenpaar hefindet<br />

sich circa 25 cm weiter nach rückwärts. Zwischen beiden stellen eiserne<br />

Querstücke eine kräftige Verbindung her. Im Zwischenraume zwischen den<br />

vier Pfosten ist ein grosser Rahmen von circa 4'3 m Breite und 1'3 In Böhe,<br />

"das Gatter", aufgehängt uncl dazn bestimmt, die zu bestickenden Stoffe<br />

aufzunehmen. Er ist so angebracht, dass eine Verschiebung sowohl nach<br />

seitwärts als nach oben und unten leicht stattfinden kann. - Im rechten<br />

Winkel auf die Gatterebene fügt sich rechts nnd links an die Pfosten, nach<br />

vorn beim vorderen, nach hinten beim zweiten Paare gerichtet, ein solider<br />

Eisenrabmen von 0'9 m ITöhe und 1'4 m Tiefe, auf der Bodenfläche aufruhend,<br />

an die Pfosten an. Diese Rahmen tragen auf ihl'em oheren Horizoutalstück<br />

schmale eiserne Schienen, welche ihrerseits wieder zum Tragen der<br />

" Wagen", des vorderen und des hinteren, hestimmt sind. Diese Wagen bestehen<br />

ans einem hohlen eisernen Cylinder, welcher auf Rollen auf dem<br />

Schienengeleise hin und hergleitet und an anf- oder ahwilrtsgehenden Armen<br />

je zwei feste Qnerstäbe trägt (zuweilen a.uch drei), von denen jeder der Trüger<br />

einer Reihe von federnden Klammern, meist 104 an der Zahl, ist, die<br />

als Baltel' für eben so viel Sticknadeln dienen, welche in Distanzen von gewöhnlich<br />

1 1 /. , zuweilen aber auch 1 oder 'I. Zoll angebracht sind. DM<br />

Gewicht der beiden Wagen beträgt ca. 4 Ctr. Links aussen am Pfostenpaar<br />

sind die Mechanismen angebracht, welche die Be\vegungen des Rahmens<br />

für die Gewebe, die Vor- und Rückwärtsbeweguug des Wagens, das OefFneu<br />

nnd Schliesscn der NadelkJammern bewirken. Durch Fusstl'itte werden die<br />

letztgenannten Bewegungen vermittelt; eine vom Slicker mit seiner rechten<br />

Hand gedrehte, ein System von gezahnten Rädern in Gang setzeude Kurbel<br />

bildet den Motor für die Wagen; ei n Iflnger liebel endlich wird hin - und<br />

her geschoben, um die gewünschte Verschiebung des Zengrahmcns znwegezubringen.<br />

Dieser lIebel endet in einen Stift, dessen Bewegungen durch<br />

eine sechsfach vergl'össerte MusterzeichDllog vorgezeichnet werden I welche<br />

auf einem links neben den Pfosten übel' den FU8stritk.,. und der vom Arbeiter<br />

zu drehenden Kurbel in vertiealer Ricbtung angebrachten Brette<br />

aufgeheftet iat.<br />

Der ganze Vorgang beim Sticken ist nun ungefähr folgender: Nachdem<br />

der zn bestickende Stoff aufgespannt ist, werden die Nadelklammern<br />

mit kurzen auf beiden Seiten spitzen, in der J\litte mit eiuem Oeln' .. ersehenen<br />

Nadeln bew"ffnet, dnrch die ziemlioh lange Niidling. durchgezogen<br />

\V~rdon. Die Drehung der Kurbel durch deu Sticker schiebt die Nad'"<br />

relheo, d. h. den vorderen Wagen, bis dicht au dan Stoff heran, ÜlI<br />

:urchbehreo. In dieaem Moment öffnet der dnrch die Fas.e d ..<br />

ewegte 1tlechaDisJUus nun die Klammern, IÜ8st also die Nadeln<br />

Von den Nadelklammern des binteron Wagens .rfu.t .... ~ ..

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