Demokratie kontra Diktatur - Bürger in Bewegung

Die zweite Entwicklung, die meine Hoffnung auf die
Bereitschaft der Parteien stützt, sich neuen Gedanken
vorurteilsfreier zu öffnen, besteht in Folgendem:
Das gesellschaftliche Leben selbst wird von Jahr zu
Jahr vielfältiger, komplizierter. Es entstehen ständig
neue Interessensbereiche, die von keiner Partei allein
erfasst werden können. Wer von den
Gründungsvätern konnte schon ahnen, welche
bedeutsamen gemeinsamen Interessen durch das
Automobil, das Internet, den Sport oder das
Fernsehen usw. erwachsen würden? Keine der
bestehenden Parteien orientiert sich voll auf diese
großen Interessentenpotenziale (oder jede zu wenig).
Das übernehmen mehr und mehr spezielle
nichtstaatliche Organisationen, wie der ADAC,
Sportvereine, Attac und viele andere. Eines dieser
neuerkannten Interessenbereiche hat sogar zur
Gründung einer Partei geführt: Der Umweltschutz!
Das Werben um Mitglieder und Wählerstimmen
zwingt unter diesen Umständen die Parteien in
Deutschland zu einem deutlich zu beobachtenden
Trend: Sie vermeiden in ihren Programmen möglichst
jede konkrete Zielstellung, um ja nicht irgend eine
Interessentengruppe vor den Kopf zu stoßen.
Stattdessen orientieren sie auf den kleinsten
gemeinsam annehmbaren Nenner und bleiben
deshalb bei durchaus ehrenwerten Forderungen wie
Kampf um den Frieden, Schutz der Umwelt, christliche
Ethik, soziale Gerechtigkeit, Gleichberechtigung der
Geschlechter und ähnlichen, leider aber
schwammigen, pflaumenweichen Formulierungen.
53