03.11.2013 Aufrufe

Juenger, Ernst - Der Kampf als inneres Erlebnis

Juenger, Ernst - Der Kampf als inneres Erlebnis

Juenger, Ernst - Der Kampf als inneres Erlebnis

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

man im Grunde an Menschen und Dingen vorübergeschritten ist.<br />

<strong>Der</strong> große Abend, Lösung, Vergessen, Untergehen und<br />

Rückkehr aus der Zeit in die Ewigkeit, aus dem Raum in das<br />

Unendliche, aus der Persönlichkeit in jenes Große, das alles im<br />

Schoße trägt.<br />

Ja, der Soldat in seinem Verhältnis zum Tode, in der Aufgabe<br />

der Persönlichkeit für eine Idee, weiß wenig von den<br />

Philosophen und ihren Werten. Aber in ihm und seiner Tat<br />

äußert sich das Leben ergreifender und tiefer, <strong>als</strong> je ein Buch es<br />

vermöchte. Und immer wieder, trotz allem Widersinn und<br />

Wahnsinn des äußeren Geschehens, bleibt ihm eine strahlende<br />

Wahrheit: <strong>Der</strong> Tod für eine Überzeugung ist das höchste<br />

Vollbringen. Er ist Bekenntnis, Tat, Erfüllung, Glaube, Liebe,<br />

Hoffnung und Ziel; er ist auf dieser unvollkommenen Welt ein<br />

Vollkommenes und die Vollendung schlechthin. Dabei ist die<br />

Sache nichts und die Überzeugung alles. Mag einer sterben, in<br />

einen zweifellosen Irrtum verbohrt; er hat sein Größtes geleistet.<br />

Mag der Flieger des Barbusse tief unter sich zwei gerüstete<br />

Heere zu einem Gott um den Sieg ihrer gerechten Sache beten<br />

sehen, so heftet sicher eins, wahrscheinlich beide einen Irrtum<br />

an seine Fahnen; und doch wird Gott beide zugleich in seinem<br />

Wesen umfassen. <strong>Der</strong> Wahn und die Welt sind eins, und wer für<br />

einen Irrtum starb, bleibt doch ein Held.<br />

Ich habe vom Lärm und Wein einen heißen Kopf bekommen.<br />

Seit zum ersten Male der leichte Rausch des Weines mich trug,<br />

habe ich immer wieder das Empfinden einer Befreiung. Vielen<br />

werden Farben, Töne und Erleben greller, wesentlicher, mir<br />

verschwimmen sie ins Bedeutungslose und treten angenehm und<br />

matt in einen weiten Hintergrund zurück, der mich und die<br />

lebendig werdenden Gedanken <strong>als</strong> Mittelpunkt umschließt.<br />

Dann sitze ich gern allein, um der Unterhaltung, die<br />

sprunghafter und lärmender die Runde zu einem geistigen<br />

Körper verbindet, in dem alle dasselbe fühlen und doch jeder<br />

nur sich allein hört, zu entgehen. Deshalb stehe ich auf und setze<br />

-102-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!