Juenger, Ernst - Der Kampf als inneres Erlebnis
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iefen: "Nix, Camerade!", wenn flehende Arme sich ihnen<br />
entgegenstreckten. --Einen ganzen langen Sommer hatten wir in<br />
derselben kahlen Hügellandschaft des Artois gelegen, ein<br />
<strong>Kampf</strong>regiment, ein verlorener Haufe, dem Treiben der Städte<br />
längst entfremdet. Seit Monaten hatten wir kein Weib gesehen,<br />
kein Glockenläuten, keinen Pfiff der Fabriken gehört. Die<br />
verwucherte, zernarbte Wildnis, die zu Gleichförmigkeit<br />
erstumpften Gesichter der Kameraden, die tausend Geräusche<br />
eines verborgenen, unaufhörlich arbeitenden <strong>Kampf</strong>es, das<br />
Gewölk der Geschosse bei Tage und das Flimmern der<br />
Leuchtkugeln bei Nacht: Das alles war uns so vertraut<br />
geworden, daß wir es kaum noch bemerkten. Jede neunte Nacht<br />
marschierten wir aus den Gräben in ein verwahrlostes Nest<br />
zurück, um auszuschlafen und unsere Gewehre zu reinigen.<br />
Das Gefilde vor uns war Wüste. Wir betrachteten es Tag für<br />
Tag, lange und scharf durch die schmalen Schlitze unserer<br />
Schießscharten, ergriffen von jenem neugierigen Grauen, das ein<br />
unbekanntes Land umweht. In stillen Nächten trug der Wind<br />
Stimmen, Husten, Klopfen, Hämmern und ein fernes,<br />
verworrenes Räderrollen zu uns herüber. Dann erfüllte uns ein<br />
ganz eigenartig banges und gieriges Gefühl, wie es der Jäger<br />
empfinden mag, der in einer Urwaldlichtung ein ungeheures,<br />
rätselhaftes Tier belauert.<br />
Mittags hockten wir oft in einem Sonnenfleck des Grabens<br />
beisammen, rauchend und schweigend, denn wir kannten uns<br />
schon so lange, daß wir uns nichts mehr zu sagen hatten. Durch<br />
unerbittliche Verhältnisse zusammengeschmiedet wie<br />
Galeerensklaven, waren wir meist mürrisch und mochten uns<br />
kaum mehr sehen. Manchmal schritt einer von denen dahinten<br />
an uns vorüber, sehr eilig, geschäftig, in der Hand eine Karte,<br />
von roten und blauen Linien und Zeichen bedeckt. Sehr einfach,<br />
die blauen Striche waren wir und die roten der Feind. Wir sahen,<br />
daß er rasiert war, daß seine Stiefel glänzten, daß er für das, was<br />
uns ankotzte, Interesse hatte, und machten eine Reihe bitterer<br />
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