Juenger, Ernst - Der Kampf als inneres Erlebnis
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14. Vorm <strong>Kampf</strong><br />
Also übermorgen! Am 21. März 1918. Das ist der Tag der<br />
Entscheidung, an dem wir den ungeheuren Gang mit einem<br />
Faustschlage zu Ende führen, die eisernen Ketten sprengen und<br />
unsere Sturmkolonnen mit letztem Schwunge zum Meere stoßen<br />
werden. Die Welle nach Westen, vier Jahre lang vor feurigen<br />
Dämmen gestaut und zerschlagen, wird endlich zum Ziele<br />
schäumen. Die Stunde des großen Durchbruchs und seiner<br />
Auswertung ist gekommen, wir werden eine Bresche in das<br />
Bollwerk schlagen, die niemand stopfen kann. Wir werden das<br />
stählerne Netz zerreißen, damit die Massen, die hinter uns<br />
harren, seine Enden ergreifen, sich in die offenen Flanken<br />
fressen, um aufrollend, verfolgend und vernichtend durch den<br />
Sieg, den klaren und vollständigen Sieg unseren<br />
unerschütterlichen Glauben an ihn zu heiligen.<br />
Keiner ist in unserem Kreise, der daran zweifelte. Vier Jahre<br />
lang haben wir diese Überzeugung von Schlachtfeld zu<br />
Schlachtfeld getragen, sahen Tausende stürzen im Wettrennen<br />
zur großen Verheißung, wurden während kurzer Urlaubstage <strong>als</strong><br />
Vollstrecker heiliger Sendung gefeiert, haben Jugend und allen<br />
Schimmer der Welt in die dunkle Wagschale geworfen und so<br />
viel für unsere Ideale geopfert, daß ihr Untergang auch der<br />
unsere sein würde.<br />
Wir haben mit neun Jahren das dulce et decorum gelernt, zu<br />
Haus, in Schulen, Universitäten und Kasernen ist der Begriff<br />
"Vaterland" in die Nebelwelt unserer Anschauung <strong>als</strong> Mitte<br />
gesetzt wie die Sonne in das Planetensystem, wie der Kern in<br />
den Kraftwirbel eines Atoms. An den grauen Wänden der<br />
Kasernenflure kündeten goldene Lettern die Namen der in<br />
früheren Kriegen Gefallenen, und die Sprüche darunter mahnten<br />
uns, stets dieser Helden würdig zu sein. Die Denkmäler der<br />
Generale auf den Plätzen, das Studium der Geschichte, das uns<br />
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