03.11.2013 Aufrufe

Juenger, Ernst - Der Kampf als inneres Erlebnis

Juenger, Ernst - Der Kampf als inneres Erlebnis

Juenger, Ernst - Der Kampf als inneres Erlebnis

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ich schneide mir eine dicke Scheibe Brot und fahre mit<br />

meinem Taschenmesser in eine schmierige Konservendose, um<br />

sie mit breiigen Rindfleischfasern zu belegen. Meine Hände sind<br />

schmutzig und kalt, in meinem Schädel brennt das Feuer einer<br />

durchwachten Nacht. Das Hirn arbeitet matt und widerwillig<br />

und gebiert eine Reihe schattenhafter, wüster und quälender<br />

Bilder. Dann werfe ich mich auf die Pritsche neben die andern.<br />

Gegen Morgen wird mein Halbschlummer von klappernden<br />

Kochgeschirren und Spatenschlägen zerschnitten. Die<br />

Ordonnanzen kommen vom Kaffeeholen und beschäftigen sich<br />

mit dem winzigen Blechofen. Anscheinend haben Sie unterwegs<br />

Feuer bekommen.<br />

"Junge, das war wieder 'ne Tour; mein Kochgeschirr ist fast<br />

leer. Den Hohlweg hat der Tommy besonders gefressen, jeden<br />

Morgen gibts da eiserne Portion. Das eine Ding hat mir'n<br />

Erdklumpen in' Hintern gepfeffert, daß ich doch aus'n<br />

Gleichschritt gekommen bin. 's war wieder dichte bei!"<br />

Er hat ganz recht. 's war wieder dichte bei. Es ist eigentlich<br />

immer dichte bei. Daran gewöhnt man sich schließlich. Da<br />

sitzen die beiden auf ihrer Handgranatenkiste wie immer, nur<br />

ein bißchen außer Atem. Wenn sie nun nicht zurückgekommen<br />

wären? Ausgeweidet im Hohlweg lägen, die großen<br />

Röhrenknochen wie Strohhalme geknickt, versengt und<br />

zerrissen?<br />

Wir würden es schon morgen vergessen haben. Wir sind reine<br />

Vergeß-Maschinen. Allerdings, wenn man vor einem solchen<br />

Kapriccio nackter Zerstörung steht, durchfährt das Grauen <strong>als</strong><br />

langsamer, kalter Messerschnitt die Seele. Dann sieht man weg<br />

und macht eine seltsame Anstrengung, die ich wohl einem<br />

Klimmzuge oder dem krampfhaften Schlucken, mit dem man<br />

ein Erbrechen zurückdämmen will, vergleichen möchte. Es ist<br />

das Aufbäumen gegen die Knochenfaust des Wahnsinns, deren<br />

Druck schon schwer und dunkel das Gehirn umspannt. Beim<br />

Weiterschreiten meint man, es wäre wohl nicht so schlimm<br />

-79-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!