Juenger, Ernst - Der Kampf als inneres Erlebnis
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7. Mut<br />
<strong>Der</strong> Mannesmut ist doch das Köstlichste. In göttlichen Funken<br />
spritzt das Blut durch die Adern, wenn man zum <strong>Kampf</strong>e über<br />
die Felder klirrt im klaren Bewußtsein der eigenen Kühnheit.<br />
Unter dem Sturmschritt verwehen alle Werte der Welt wie<br />
herbstliche Blätter. Auf solchen Gipfeln der Persönlichkeit<br />
empfindet man Ehrfurcht vor sich selbst. Was könnte auch<br />
heiliger sein, <strong>als</strong> der kämpfende Mensch? Ein Gott? Weil wir an<br />
seiner Allmacht zerschellen müssen wie an einer geschliffenen<br />
Kugel? O, immer widmete sich das edelste Empfinden dem<br />
Schwachen, dem Einzelnen, der das Schwert noch in erkaltender<br />
Faust zum letzten Hiebe schwang. Klingt nicht auch aus unserm<br />
Lachen Rührung, wenn Tiere sich uns zur Wehr setzen, so<br />
winzig, daß wir sie mit einem Finger zerdrücken könnten?<br />
Mut ist der Wind, der zu fernen Küsten treibt, der Schlüssel<br />
zu allen Schätzen, der Hammer, der große Reiche schmiedete,<br />
der Schild, ohne den keine Kultur besteht. Mut ist der Einsatz<br />
der eigenen Person bis zur eisernsten Konsequenz, der Ansprung<br />
der Idee gegen die Materie, ohne Rücksicht, was daraus werden<br />
mag. Mut heißt, sich <strong>als</strong> einzelner ans Kreuz schlagen lassen für<br />
seine Sache, Mut heißt, im letzten Nervenzucken mit<br />
verlöschendem Atem noch den Gedanken bekennen, für den<br />
man stand und fiel. Zum Teufel mit einer Zeit, die uns den Mut<br />
und die Männer nehmen will!<br />
Es fühlt ja auch ein jeder und sei es noch so dumpf. <strong>Der</strong> Mut<br />
hat etwas Unwiderstehliches, das im Augenblicke der Tat von<br />
Herz zu Herzen springt. Dem Gefühl für das Heroische kann<br />
sich so leicht keiner entziehen, wenn er nicht einen ganz<br />
verkommenen und niederträchtigen Charakter besitzt. Gewiß<br />
wird der <strong>Kampf</strong> durch seine Sache geheiligt; mehr noch wird<br />
eine Sache durch <strong>Kampf</strong> geheiligt. Wie könnte man sonst einen<br />
Feind achten? Das kann aber nur der Tapfere ganz verstehen.<br />
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