Juenger, Ernst - Der Kampf als inneres Erlebnis
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Es gibt nur eine Masse, die nicht lächerlich wirkt: das Heer.<br />
<strong>Der</strong> Bourgeois machte auch noch das Heer lächerlich. Es gibt<br />
nur zwei Soldaten: den Söldner und den Freiwilligen..<strong>Der</strong><br />
Landsknecht war beides zugleich. Er <strong>als</strong> Sohn des Krieges<br />
wurde auch nicht von jener Erbitterung befallen, die mehr und<br />
mehr den Körper der Heere zersetzte, und deren Ausdruck man<br />
zuletzt von den Bretterwänden jeder Feldlatrine lesen konnte. Er<br />
war zum Kriege geboren und hatte in ihm den Zustand<br />
gefunden, in dem allein er sich auszuleben vermochte.<br />
Trotzdem verkörperte der Landsknecht durchaus nicht das<br />
Heroenideal seiner Zeit. Er "machte sich keine Gedanken". Das<br />
war vielmehr der bewußte Kämpfer, der sich bemühte, seine<br />
Aufgabe zu durchdringen, <strong>als</strong>o auch ein vollendeter Typ, dessen<br />
äußere und innere Welt in Harmonie stehen sollten. <strong>Der</strong> wurde<br />
mit dem allgemeinen Ermatten der <strong>Kampf</strong>sittlichkeit immer<br />
seltener. Es ist auch fraglich, ob sich der Lebenswille eines<br />
Volkes klarer ausspricht durch eine Schicht von Kämpfern, die<br />
Recht und Unrecht zu unterscheiden streben, oder durch eine<br />
gesunde, kräftige Rasse, die den <strong>Kampf</strong> um des <strong>Kampf</strong>es willen<br />
liebt, oder mit Hegel ausgedrückt, ob der Weltgeist sich durch<br />
ein bewußtes oder durch ein unbewußtes Werkzeug am<br />
wuchtigsten vertritt. Jedenfalls blieb nur der Landsknecht sich<br />
immer gleich, in seiner ersten Schlacht wie in der letzten.<br />
"Alarm! Heute nacht 2 Uhr steht das Regiment verladebereit.<br />
Nach Flandern!" Die müden Gesichter wurden noch bleicher,<br />
das Gespräch verstummte, die Pfeifen erloschen. Irgendwo, von<br />
Träumen umflossen, schimmerte ein Dörfchen, eine<br />
unerreichbare Insel der Seligen. Schon wieder! Und eben noch<br />
dem brüllenden Rachen entronnen. Sich krank melden,<br />
desertieren! Nein. Kein Entrinnen, die Lappen sind gestellt, das<br />
neue Treiben beginnt. Mutter, ein Frauenlächeln, Wärme! Und<br />
mittags ein weißgedeckter Tisch. Leben, und sei es auf der<br />
kleinsten Scholle: Leben! Oder wenigstens schlafen,<br />
hindämmern wie ein Tier und manchmal zufrieden erwachen.<br />
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