März 2007 - Verband der Ernährungswissenschafter Österreichs
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neues vom ifew<br />
Ernährungskampagnen unter <strong>der</strong> Lupe<br />
Department für Ernährungswissenschaften<br />
Univ.-Ass. Dr. Petra Rust, Rafaela Wieser<br />
Gesundheitsför<strong>der</strong>ung in aller Munde<br />
Die Notwendigkeit gesundheitsför<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Maßnahmen im Bereich<br />
Ernährung liegt in <strong>der</strong> Bedeutung falscher Ernährungsgewohnheiten<br />
als Risikofaktoren für ernährungsassoziierte Erkrankungen.<br />
Dennoch werden nur 5 % <strong>der</strong> Mittel, die in Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />
fließen, für ernährungsrelevante Kampagnen<br />
verwendet.<br />
Ziel einer Arbeit am Department für Ernährungswissenschaften<br />
war die Evaluierung von fünf ausgewählten, langfristigen Ernährungskampagnen<br />
für Erwachsene in Ostösterreich („ISCH“, „Die<br />
Ernährungspyramide baut auf“, „Nicht vergessen – Gemüse<br />
essen!“, „tut gut“, „5 am Tag“).<br />
Die Untersuchung erfolgte mittels Fragebogen in den Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
Wien, Nie<strong>der</strong>österreich und Burgenland von Jänner bis<br />
<strong>März</strong> 2006. Sie sollte Ergebnisse über die Effektivität und Effizienz<br />
<strong>der</strong> Ernährungskampagnen sowie die grundsätzliche Einstellung<br />
österreichischer Erwachsener zum Thema Gesundheitsinformation<br />
und -verhalten liefern.<br />
Bekanntheitsgrad <strong>der</strong> Ernährungskampagnen<br />
313 österreichische Erwachsene wurden zur Bekanntheit,<br />
Medienpräsenz und über Angebote o<strong>der</strong> Zielsetzung von fünf<br />
ausgewählten Ernährungskampagnen befragt.<br />
Als bekannteste Kampagne stellte sich die Initiative „Die Ernährungspyramide<br />
baut auf!“ (37,3 %) heraus. Ein Drittel <strong>der</strong> befragten<br />
Erwachsenen kennt die Kampagne „Nicht vergessen –<br />
Gemüse essen!“ und mehr als ein Viertel des Kollektivs weiß über<br />
die „tut gut“ und „5 am Tag“-Kampagnen Bescheid. Am wenigsten<br />
bekannt ist die Initiative „ISCH“, jedoch ist zu beachten, dass<br />
diese die älteste unter den fünf Kampagnen ist. Dies zeigt, dass<br />
die Bevölkerung immer wie<strong>der</strong> aufs Neue mit <strong>der</strong> gewünschten<br />
Information konfrontiert werden muss. Nur so kann dem Präventivgedanken<br />
Rechnung getragen und dauerhafte Erfolge<br />
erzielt werden.<br />
Alle Kampagnen mit Ausnahme des Projektes „tut gut“ sind<br />
Frauen signifikant häufiger bekannt als Männern. Dies zeigt deutlich,<br />
dass gesunde Ernährung Frauen wichtiger ist als Männern.<br />
Die 313 befragten Erwachsenen wurden auf alle fünf Kampagnen<br />
primär durchs Fernsehen, gefolgt von Radio und Tageszeitung,<br />
aufmerksam gemacht.<br />
Diese Ergebnisse spiegeln das allgemeine Medienverhalten <strong>der</strong><br />
österreichischen Erwachsenen wi<strong>der</strong>. Durch Massenmedien wie<br />
Fernsehen, Radio und Tageszeitungen sind breite Bevölkerungsschichten<br />
zu erreichen.<br />
Effizienz <strong>der</strong> Ernährungskampagnen<br />
Obwohl die Kampagne „Die Ernährungspyramide baut auf!“ in<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung am stärksten präsent ist, sind <strong>der</strong>en Angebote<br />
mehr als <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> befragten Erwachsenen unbekannt. Am<br />
bekanntesten sind <strong>der</strong> Kurzfol<strong>der</strong>, die Gratisbroschüre und die<br />
Aktionstage, während die angebotene Ernährungshotline und<br />
die Blindverkostungen am wenigsten bekannt sind und dementsprechend<br />
wenig genutzt werden.<br />
Die Mehrheit <strong>der</strong> Erwachsenen (80 %), welche die Kampagne<br />
kennen, assoziiert mit dem Slogan „Nicht vergessen – Gemüse<br />
essen!“ die Firma Iglo und je<strong>der</strong> Zweite den ehemaligen Schifahrer<br />
Stephan Eberharter. Nur je<strong>der</strong> Fünfte verbindet diesen<br />
Slogan mit dem österreichischen Gemüsetag.<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> Kampagne „tut gut“ sind das Magazin „Gesund +<br />
Leben“ und <strong>der</strong> Rezepteordner, welcher von einem Viertel <strong>der</strong><br />
Erwachsenen auch tatsächlich im Alltag verwendet wird, am<br />
bekanntesten. Die restlichen Angebote, wie z. B. <strong>der</strong> Bewegungsordner<br />
und die Ernährungshotline, kennt und nutzt <strong>der</strong><br />
Großteil <strong>der</strong> untersuchten Erwachsenen nicht.<br />
Die Mehrheit <strong>der</strong> Befragten (86,4 %), welche die Kampagne „5<br />
am Tag“ kennen, assoziiert mit dem Slogan, 5-mal am Tag Obst<br />
und Gemüse zu essen.<br />
Der Großteil <strong>der</strong> Erwachsenen, welche die „ISCH“-Kampagne<br />
kennen, weiß über die Grundziele des Schwerpunktes Ernährung<br />
Bescheid. Weniger bekannt ist <strong>der</strong> „Raucher-ISCH“.<br />
Leichte Verständlichkeit und Praxisorientierung sind für die<br />
Attraktivität und Nutzung <strong>der</strong> Kampagnen von beson<strong>der</strong>er<br />
Bedeutung. Für viele sind die Kampagnen zu unauffällig.<br />
Damit Ernährungsbotschaften die VerbraucherInnen erreichen<br />
und tatsächlich in <strong>der</strong> Praxis umgesetzt werden, müssen sie kurz,<br />
prägnant und praxisbezogen formuliert werden. Zudem wäre<br />
eine zielgruppenorientierte Ernährungskommunikation wünschenswert.<br />
Ziel <strong>der</strong> Ernährungskampagnen muss sein, ihren Bekanntheitsgrad<br />
zu vergrößern und eine einfache Umsetzbarkeit zu gewährleisten.<br />
Auch informationspassivere Gruppen, wie Männer und<br />
wenig gesundheitsbewusste MischköstlerInnen, sollten die Empfehlungen<br />
<strong>der</strong> Kampagnen erreichen und zu einer gesün<strong>der</strong>en<br />
Lebensweise ermutigen.<br />
einblicke 01/07. Zeitschrift des <strong>Verband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ernährungswissenschafter</strong> <strong>Österreichs</strong> 14