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Final Report - KATER

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Universität Wien<br />

Diplomarbeit<br />

GEFÄHRDUNGSPOTENTIALE VON QUELL-<br />

SCHUTZGEBIETEN INFOLGE TOURISTISCHER<br />

NUTZUNG<br />

DARGESTELLT AM BEISPIEL RAX<br />

Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien<br />

Studienzweig Raumforschung und Raumordnung<br />

Betreuung: Ao. Univ.-Prof. Dr. Herbert Baumhackl<br />

Dipl.-Ing. Richard Artner<br />

Wien, November 2002


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

1 Einleitung .................................................................................................................6<br />

2 Problemstellung – Zielsetzung.................................................................................8<br />

3 Tourismus in Gebirgsregionen .................................................................................9<br />

3.1 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen ...................................................................9<br />

3.2 Entwicklung der Freizeitnutzungen in Bergregionen...............................................10<br />

3.3 Einflüsse von Freizeitaktivitäten auf die Umwelt.....................................................12<br />

3.4 Verteilung der Besucher .........................................................................................13<br />

3.4.1 Konzentration von Erholungssuchenden .........................................................14<br />

3.4.2 Großflächige Verteilung der Besucher.............................................................15<br />

3.5 Arten der Freizeitnutzungen und deren Auswirkungen...........................................17<br />

3.5.1 Wandern ..........................................................................................................18<br />

3.5.2 Bergsteigen/Klettern ........................................................................................19<br />

3.5.3 Skilauf..............................................................................................................21<br />

3.5.4 Mountainbiking.................................................................................................26<br />

3.5.5 Weitere Trendsportarten..................................................................................28<br />

3.5.6 Sonstige touristische Aktivitäten ......................................................................31<br />

3.6 Zusammenwirken von Freizeitnutzungen ...............................................................32<br />

3.7 Auswirkungen durch Infrastruktureinrichtungen......................................................33<br />

4 Methodik - Bewertung von Auswirkungen auf den Naturraum...............................35<br />

4.1 Problematik der Bewertung von Auswirkungen infolge touristischen Aktivitäten auf<br />

den Naturraum .......................................................................................................37<br />

5 Die Rax – Naturräumliche Grundlagen ..................................................................45<br />

5.1 Topographischer Überblick .....................................................................................45<br />

5.2 Geologie..................................................................................................................46<br />

5.3 Böden......................................................................................................................48<br />

5.4 Vegetation...............................................................................................................50<br />

5.5 Klima.......................................................................................................................54<br />

5.6 Wasserhaushalt – Karstproblematik .......................................................................59<br />

5.6.1 Vulnerabilität....................................................................................................61<br />

6 Wasser für Wien – Die Wiener Wasserwerke ........................................................64<br />

6.1 Wasserversorgung..................................................................................................64<br />

6.1.1 Die Wasserversorgung vor 1850 .....................................................................64<br />

6.1.2 Die Wiener Hochquellenleitungen ...................................................................64<br />

6.2 Die Quellen im Rax-Schneeberggebiet...................................................................67<br />

6.2.1 Die Stammquellen ...........................................................................................67<br />

6.2.2 Die Quellen im Schwarzatal.............................................................................68<br />

6.2.3 Die Quellen in Nasswald..................................................................................69<br />

6.3 Quellschutzgebiete .................................................................................................70<br />

6.4 Quellschutzmaßnahmen .........................................................................................71<br />

6.4.1 Bewirtschaftung der Wälder.............................................................................73<br />

6.4.2 Bewirtschaftung der Wildtiere ..........................................................................74<br />

6.4.3 Walderschließung ............................................................................................75<br />

7 Touristische Nutzung der Rax................................................................................77<br />

Seite 2


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

7.1 Historische Entwicklung des Tourismus auf der Rax..............................................77<br />

7.2 Touristische Infrastruktur ........................................................................................78<br />

7.2.1 Aufstiegshilfen .................................................................................................78<br />

7.3 Touristische Aktivitäten auf der Rax .......................................................................84<br />

7.3.1 Wandern/Erholung...........................................................................................84<br />

7.3.2 Bergsteigen/Klettern ........................................................................................84<br />

7.3.3 Pistenskilauf.....................................................................................................84<br />

7.3.4 Tourenskilauf ...................................................................................................85<br />

7.3.5 Trendsportarten ...............................................................................................85<br />

8 Gefährdungspotentiale durch touristische Aktivitäten auf der Rax ........................86<br />

8.1 Entsorgungssituation – Hüttenproblematik .............................................................86<br />

8.1.1 Müllproblematik................................................................................................87<br />

8.1.2 Müllentsorgung ................................................................................................88<br />

8.1.3 Abwasserentsorgung.......................................................................................90<br />

8.1.4 Ausblick ...........................................................................................................94<br />

9 Erosionsproblematik Wanderwege ........................................................................96<br />

9.1 Erosionsschäden im Rahmen des Wanderns.........................................................96<br />

9.1.1 Schadensursachen..........................................................................................98<br />

9.2 Wegekartierung Rax .............................................................................................101<br />

9.2.1 Vorgangsweise und Durchführung ................................................................101<br />

9.2.2 Wegekartierung Ergebnisse – Folgerungen ..................................................105<br />

9.2.3 Wegekartierung - Maßnahmen ......................................................................110<br />

10 Besucherverhalten auf der Rax............................................................................113<br />

10.1 Besucherbefragung...............................................................................................113<br />

10.2 Fragebogenaktion – Anforderungen und Zielsetzungen.......................................115<br />

10.2.1 Anforderungen...............................................................................................115<br />

10.2.2 Zielsetzungen – Aufbau des Fragebogens ....................................................116<br />

10.3 Befragungsaktion Rax – Durchführung und Ergebnisse.......................................120<br />

10.4 Besucherbefragung Rax - Fazit ............................................................................132<br />

10.5 Besucherlenkung ..................................................................................................135<br />

10.5.1 Wirkungsmechanismen der Besucherlenkung ..............................................136<br />

10.5.2 Lenkungsinstrumente ....................................................................................138<br />

11 Ausblick................................................................................................................142<br />

12 Literatur................................................................................................................143<br />

12.1 Daten und mündliche Mitteilungen........................................................................149<br />

12.2 Kartengrundlagen .................................................................................................149<br />

12.3 Verzeichnisse........................................................................................................150<br />

12.3.1 Abbildungsverzeichnis...................................................................................150<br />

12.3.2 Tabellenverzeichnis.......................................................................................151<br />

12.3.3 Kartenverzeichnis ..........................................................................................151<br />

13 Anhang.................................................................................................................152<br />

13.1 Wegekartierung Rax – Kartierungsergebnisse .....................................................152<br />

13.2 Besucherbefragung Rax – Persönliche Anmerkungen .........................................153<br />

Seite 3


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

VORWORT<br />

'Wien ist anders' – medienwirksam stechen sind diese Worte an den Stadteinfahrten jedem, der<br />

nach Wien kommt, ins Auge. Wien ist tatsächlich anders – in vielfacher Hinsicht.<br />

Besonders zutreffend ist dieser Slogan für das Wiener Trinkwasser. Die Bundeshauptstadt verfügt<br />

für seine Bewohner über Quellwasser von ausgezeichneter Qualität in ausreichenden Mengen und<br />

das, obwohl die Stadt weit entfernt von wasserreichen Berggegenden, am Rand einer<br />

ausgedehnten Beckenlandschaft liegt. Kaum eine Stadt dieser Größe kann Wien im Hinblick auf<br />

sein Trinkwasser im wahrsten Sinne des Wortes 'das Wasser reichen'.<br />

Als Verantwortliche für die Wasserversorgung der Stadt Wien sind die Wiener Wasserwerke<br />

gefordert, für die Bevölkerung Trinkwasser in bestmöglicher Qualität zur Verfügung zu stellen. In<br />

diesem Zusammenhang ist es von entscheidender Bedeutung, alle Vorkehrungen zu treffen, um<br />

mögliche Gefährdungen sowohl für die Qualität als auch die Quantität des Trinkwassers<br />

auszuschalten bzw. zu minimieren.<br />

Unter diesem Gesichtspunkt wurden von den Wiener Wasserwerken eine Reihe von Studien<br />

durchgeführt bzw. in Auftrag gegeben, mit dem Ziel, die Zusammenhänge und<br />

Wirkungsmechanismen zwischen dem oberflächlichen Niederschlag in den Quellgebieten und dem<br />

Austritt an den Entnahmestellen zu untersuchen und genauer zu erforschen. Erst die Kenntnis und<br />

Bewertung dieser Faktoren erlaubt es auch, die entsprechenden, zielgerichteten Maßnahmen zu<br />

setzen.<br />

In diesem Kontext ist auch die vorliegende Studie zu sehen, die sich die Untersuchung der<br />

Auswirkungen von touristischen Aktivitäten in den Quellschutzregionen – das Wiener<br />

Hochquellwasser stammt aus den touristisch stark frequentierten Gebirgsstöcken von Schneeberg,<br />

Rax, Schneealpe und Hochschwab – zum Ziel gesetzt hat.<br />

Für das Zustandekommen der vorliegende Arbeit möchte ich auf diesem Weg speziell Herrn Dr.<br />

Gerhard Kuschnig von den Wiener Wasserwerken, verantwortlich für die Karstforschung und den<br />

Quellschutz, meinen Dank aussprechen, im Besonderen für seine Hilfsbereitschaft in allen<br />

Bereichen. Des weiteren danke ich ihm von tiefstem Herzen für die Geduld, die er mir für die in<br />

meinem Bereich entstandenen Verzögerungen bei der Fertigstellung der Studie entgegengebracht<br />

hat.<br />

Weiters bedanken möchte ich mich bei Prof. Dr. Herbert Baumhackl und Dr. Karel Kriz vom Institut<br />

für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien für die Betreuung und fachliche<br />

Unterstützung im Rahmen des Projektes.<br />

Ein spezieller Dank gilt auch der Belegschaft der Betriebsleitung Hirschwang, im speziellen Herrn<br />

Ing. Hans Tobler und Herrn Josef Stanglauer für die vielen Informationen und die großartige<br />

Unterstützung, vor allem im Zuge der Feldarbeiten vor Ort.<br />

Auch den Hüttenwirten auf der Rax und den Betreibern der Raxseilbahn sei ein besonderer Dank<br />

für die vielfältige Hilfe ausgesprochen, speziell im Zuge der Fragebogenaktion. Nur durch deren<br />

tatkräftige Unterstützung konnte eine groß angelegte Besucherbefragung mit Erfolg durchgeführt<br />

werden.<br />

Seite 4


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Weiters möchte ich die Gelegenheit nutzen, Herrn Dr. Stefan Kollarits und Herrn DI Nik Widmann<br />

von der Firma Prisma-Solution für ihre Unterstützung im Rahmen des EU-Projektes '<strong>KATER</strong>',<br />

speziell in methodischen Belangen und für die Datengrundlagen zu danken.<br />

Meinem Vater gilt Dank für die große Hilfe bei der Dateneingabe der vielen Fragebögen im Rahmen<br />

der Befragungsaktion.<br />

Last but not least möchte ich einen ganz besonderen Dank an meine Partnerein Frau DI Sabine<br />

Tomasits aussprechen, im Speziellen für die Hilfe bei der Durchführung der Fragebogenaktion und<br />

bei der Korrektur der vorliegenden Arbeit.<br />

Wien im November 2002<br />

Richard Artner<br />

Seite 5


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

1 EINLEITUNG<br />

In den letzten Jahren und Jahrzehnten ist ein enormer Anstieg der Aktivitäten im Fremdenverkehr<br />

zu verzeichnen. Zunahme der Freizeit und des Einkommens, sowie eine stark gestiegene Mobilität<br />

sind nur einige Faktoren, die zu dieser Entwicklung geführt haben. Naturnahe und landschaftlich<br />

attraktive Gebiete werden bevorzugt angesteuert, mit dem Ziel ein intensives Naturerleben zu<br />

befriedigen (BEYER 1994).<br />

Die ständig wachsende 'Freizeit- und Erlebnisgesellschaft' nimmt die Natur in immer stärkerem<br />

Maße in Anspruch. Neben den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen haben auch Werbung und<br />

technologische Neuerungen dazu beigetragen, dass sich landschaftsbezogene Aktivitäten im<br />

Freizeitbereich geändert und weiter ausdifferenziert haben – man denke hier nur an die vielen<br />

neuen 'Trendsportarten' (STRASDAS 1994). In Regionen, die bereits über eine entsprechende<br />

Tourismus- und Freizeitinfrastruktur verfügen, wurde der Nutzungsdruck durch das gestiegene<br />

Besucheraufkommen weiter verstärkt. Dieser Trend führt sowohl zu einer erhöhten Belastung von<br />

bereits stark beanspruchten Naturlandschaften, als auch zu einer verstärkten Inanspruchnahme<br />

noch unberührter oder wenig frequentierter Landschaftsräume.<br />

Gebirgsregionen sind einerseits ökologisch besonders sensible Naturräume, andererseits auch sehr<br />

intensiv genutzte Tourismusgebiete. Auch hier sind in den letzten Jahrzehnten die Besucherzahlen<br />

stark angestiegen. Dem Wunsch der Menschen nach Erholung vom Berufsalltag in den Bergen,<br />

stehen der Schutz und die Erhaltung des Naturraumes, im besonderen Tier- und Pflanzenwelt mit<br />

ihren sensiblen Ökosystemen gegenüber. Gerade in diesem Überschneidungsbereich sind Konflikte<br />

vorprogrammiert.<br />

Vielerorts haben die Verantwortlichen erkannt, dass man hier nicht einseitig agieren kann. Wurde<br />

bis in die 70-er Jahre alles dem wirtschaftlichen Wachstum untergeordnet und viele Regionen<br />

durch übertriebene touristische Erschließung beinahe zerstört, so geht seit dieser Zeit der Trend in<br />

die andere Richtung. Man hat eingesehen, dass auch ein gemeinsames, ausgewogenes<br />

Nebeneinander sowohl von Natur und Landschaft wie auch von touristischer Nutzung möglich, ja<br />

sogar sinnvoll ist. Der (sanfte) Tourismus braucht eine möglichst intakte Natur ebenso, wie die<br />

Natur vielerorts erst durch die behutsame touristische Erschließung ihren Stellenwert gegenüber<br />

anderen Nutzungen, wie etwa Strassen, Siedlungen oder industrielle Einrichtungen (beispielsweise<br />

Bergbau) behaupten konnte. Schutzgebiete sind häufig erst durch das Bekanntwerden infolge<br />

touristischer Nutzung entstanden.<br />

Einen ganz besonderen Stellenwert haben Gebirgsregionen, wenn sie lebenswichtige Ressourcen,<br />

wie beispielsweise Trinkwasservorräte beherbergen. Die Stadt Wien bezieht fast den gesamten Teil<br />

der Trinkwasservorräte aus den Gebirgsstöcken von Rax, Schneeberg, Schneealpe und<br />

Hochschwab. Die Wiener Wasserwerke gewährleisten seit über 100 Jahren die Versorgung der<br />

Wiener Bevölkerung mit bestem Gebirgsquellwasser aus diesen Gebieten. Vorraussetzung für die<br />

einwandfreie Qualität des Wiener Wassers ist eine möglichst naturschonende Bewirtschaftung der<br />

Quellschutzgebiete und der größtmögliche Schutz vor potentiellen Verunreinigungen.<br />

Speziell Rax und Schneeberg sind aufgrund ihrer räumlichen Nähe zum Ballungsraum Wien sehr<br />

beliebte und stark frequentierte Ausflugsziele, nicht umsonst werden sie gerne als die 'Hausberge<br />

der Wiener' bezeichnet. Diese Tatsache macht die Aufgabe der Wiener Wasserwerke nicht einfach,<br />

Seite 6


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

kann es doch als Folge von touristischen Aktivitäten sehr leicht zu einer Beeinträchtigung der<br />

Trinkwasservorräte kommen.<br />

Die Besucher aus diesen Gebieten auszuschließen (der größte Teil sind Quellschutzgebiete),<br />

erscheint absurd und würde sich auch nur schwer durchsetzen lassen. Es sind in diesem<br />

Spannungsfeld Lösungen gefragt, wo beide Interessen – Nutzung der Landschaft für<br />

Freizeitaktivitäten und bestmöglicher Schutz der Quellwasservorkommen vor Beeinträchtigungen –<br />

neben einander bestehen können und mögliche negative Auswirkungen minimiert werden können.<br />

Seite 7


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

2 PROBLEMSTELLUNG – ZIELSETZUNG<br />

Die Gebirgsstöcke von Rax und Schneeberg haben eine lange Tradition als<br />

Fremdenverkehrsgebiete und sind daher touristisch gut erschlossen. Als landschaftlich sehr<br />

attraktive Gebiete im Nahbereich von Ballungszentren sind sie stark frequentiert. Dass auf der Rax<br />

die etwa 200.000 Besucher jährlich die Naturlandschaft und die ihr zugrunde liegenden<br />

Naturraumfaktoren nicht unbeeinflusst lassen, liegt auf der Hand. Touristische Einrichtungen wie<br />

beispielsweise Hütten, Wanderwege, Aufstiegshilfen und ähnliches stellen zum Teil erhebliche<br />

Eingriffe in den Naturraum dar. Speziell im Nahbereich solcher Einrichtungen sind<br />

Beeinträchtigungen deutlich zu erkennen.<br />

Durch die zeitweise sehr hohe Frequenz des Besucheraufkommens – an schönen Wochenenden<br />

halten sich bis zu 4.000 Leute auf dem Raxplateau auf – kommt es zu Auswirkungen im sensiblen<br />

Gebirgsökosystem. Dass sich diese Belastungen in irgendeiner Form auch auf die<br />

Trinkwasserreserven der Stadt Wien auswirken, ist anzunehmen.<br />

Inhalt dieser Studie soll es sein, die potentiellen Auswirkungen der touristischen Nutzung auf die<br />

äußerst sensiblen Quellregionen darzustellen und ihre Zusammenhänge und Wechselwirkungen<br />

aufzuzeigen.<br />

Der methodische Ansatz lässt sich anhand folgender Fragestellungen darstellen:<br />

• Welche touristischen Nutzungen/Aktivitäten können allgemein in Bergregionen/im<br />

Hochgebirge auftreten und wo sind sie räumlich anzutreffen?<br />

• Welche touristischen Nutzungen treten speziell in den Trinkwassereinzugsgebieten der<br />

Wiener Wasserwerke auf und in welchem Ausmaß?<br />

• Welche potentiellen Auswirkungen können diese Aktivitäten auf den Naturraum<br />

(Vegetation, Boden, Gestein) und auf die Karstwasservorkommen haben?<br />

• Kann man diese Auswirkungen quantifizieren bzw. qualifizieren und in welcher Form ist das<br />

möglich?<br />

• Was sind die Hauptprobleme bzw. Gefährdungsschwerpunkte dieser touristischen<br />

Nutzungen in den Quellschutzregionen?<br />

• Welche Maßnahmen bzw. Managementvorschläge können zu einer Verringerung der<br />

Gefährdungen zielführend umgesetzt werden?<br />

Ziel soll es sein, mögliche Beeinträchtigungen bereits im Ansatz, in der Entstehung, als solche zu<br />

erkennen und den entsprechenden Faktoren zuzuordnen, um geeignete Maßnahmen setzen zu<br />

können. Im Zusammenspiel mit den vielen anderen Untersuchungen betreffend die<br />

Quellschutzgebiete könnte somit in weiterer Folge eine Art 'Szenarienmanager' etabliert werden,<br />

der es erlaubt flexibel und rasch auf Gefährdungen reagieren zu können, um die einwandfreie<br />

Qualität des Wiener Trinkwassers sicherzustellen.<br />

Seite 8


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

3 TOURISMUS IN GEBIRGSREGIONEN<br />

3.1 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen<br />

Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr zu einer Freizeitgesellschaft<br />

entwickelt. Dazu haben eine Reihe von Faktoren maßgeblich beigetragen (TÖDTER 1992).<br />

Durch die kontinuierliche Reduktion der Arbeitszeit im Allgemeinen und der zunehmenden<br />

Flexibilisierung der Arbeitsabläufe (Gleitzeit, Blockarbeitszeitmodelle, Telearbeit u.ä.) im Speziellen<br />

steht den Menschen mehr Freizeit zur Verfügung. Die Freizeit wird immer häufiger geblockt oder in<br />

Form von Kurzurlauben konsumiert.<br />

Ein weiterer entscheidender Faktor ist der Wandel unserer Gesellschaft zur Freizeitgesellschaft. Der<br />

steigende Wohlstand infolge höherer Einkommen dient, über die Befriedigung der<br />

Lebensbedürfnisse hinaus, für die Erfüllung der steigenden Freizeitansprüche – dies trifft heute<br />

insbesondere auf breite Bevölkerungsschichten zu.<br />

Waren in früheren Jahrzehnten (speziell kostenintensive) Freizeitbetätigungen auf eine kleine<br />

Bevölkerungsgruppe beschränkt, so sind sie heute auch für die 'breite Masse' durchaus leistbar.<br />

Man betrachte nur das Beispiel 'Skifahren': Früher nur für einen kleinen, wohlhabenden Teil der<br />

Leute erschwinglich, ist es zu einem Massensport mit einem hohen gesellschaftlichen Stellenwert<br />

geworden, der quer durch alle Bevölkerungsschichten geht.<br />

Erkennbar ist diese Entwicklung beispielsweise auch an der starken Nachfrage nach gut<br />

erschlossenen Skigebieten – es gibt heute kaum mehr eine Region im alpinen Bereich, die es sich<br />

leisten kann, auf diesen Wirtschaftsfaktor zu verzichten.<br />

Hinzu kommen noch die höhere Mobilität und der technische Fortschritt in der Verkehrs- und<br />

Siedlungsinfrastruktur, der zu einer deutlichen Verkürzung der Wege und der Fahrtzeiten führt.<br />

Auch das abgelegenste Gebirgstal ist heute ohne Probleme und in relativ kurzer Zeit erreichbar.<br />

Sport und Freizeitaktivitäten haben sich auf der ganzen Welt zu wichtigen Wirtschaftsfaktoren von<br />

steigender Bedeutung entwickelt, auch in Österreich wird ein sehr bedeutender Teil des<br />

Bruttosozialproduktes durch den Tourismus erwirtschaftet.<br />

Darüber hinaus gibt es nach wie vor den Trend zum Wohnen im städtischen Bereich – v.a. an den<br />

Stadträndern bzw. in den Umlandregionen. Bei gleichzeitig mangelnder Attraktivität des Wohnbzw.<br />

Arbeitsumfeldes steigt die Nachfrage nach Bereichen und Regionen für die Erholung und für<br />

die Befriedigung von Freizeitbedürfnissen.<br />

Dieser gesellschaftliche Wandel, der in allen westlichen Industrieländern zu beobachten ist, führte<br />

(und führt immer noch) zu teils gravierenden Änderungen im Freizeitverhalten.<br />

Freizeit wird zunehmend als Ausgleich zum Berufsleben gesehen und bewusster erlebt –<br />

Freizeitaktivitäten haben einen großen Stellenwert beim Abbau von Stress und Hektik. Dabei<br />

spielen auch die zunehmende Tendenz zur Selbstverwirklichung (nicht nur im Beruf) sowie der<br />

Trend zu Wellness und aktiver Erholung eine entscheidende Rolle.<br />

Eine zunehmende Bedeutung gewinnt dabei die ältere Generation. Gehörte man früher nach der<br />

Pensionierung zum 'alten Eisen', so hat die steigende Lebenserwartung gepaart mit einem früheren<br />

Pensionsantritt hier eine zunehmend aktivere Altersgruppe mit einer stark steigenden Nachfrage an<br />

Freizeitangeboten entstehen lassen.<br />

Seite 9


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Die fortschreitende Globalisierung und die weltweite Vernetzung lassen eine Vielzahl neuer<br />

Freizeitbedürfnisse entstehen. So gibt es beispielsweise laufend neue Trendsportarten, die infolge<br />

der heutigen Kommunikationstechnologie auf der ganzen Welt Verbreitung finden. Verstärkt wird<br />

diese Entwicklung durch die Kommerzialisierung (Werbung) und Technisierung der Freizeit (vor<br />

allem im Sportbereich). Bei diesen neuen Freizeitaktivitäten handelt es sich überwiegend um<br />

landschaftsbezogene Tätigkeiten, die eine starke Nachfrage nach attraktiven Landschaftsräumen<br />

bewirken.<br />

Die Folgen dieser gesellschaftlichen Veränderungen wirken sich somit insbesondere auch auf den<br />

Naturraum aus.<br />

Es entwickelt sich ein verstärkter Druck auf die 'intakte Natur', speziell im Einzugsgebiet von<br />

städtischen Bereichen. Man begegnet dem Leistungsdruck im Beruf mit einer gezielten Flucht in<br />

andere Landschaftsräume – Beruf und Freizeit wird zunehmend räumlich getrennt gelebt.<br />

In bereits touristisch erschlossenen Gebieten steigt das Besucheraufkommen, in der Folge kommt<br />

es zu einem Ausbau der vorhandenen touristischen Infrastruktur bzw. zur Neuerrichtung von<br />

touristischen Infrastruktureinrichtungen.<br />

Auch auf touristisch bisher nicht erschlossene Regionen bzw. lediglich schwach erschlossene<br />

Gebieten wird ein verstärkter Nutzungsdruck ausgeübt. Es kommt zu einer verstärkten<br />

Kommerzialisierung von ländlichen Regionen, was vielerorts den Verlust der regionalen<br />

Eigenständigkeit und der gebietstypischen Besonderheiten bedeutet. Durch die steigende<br />

touristische Nutzung verliert die Landschaft ihren eigenständigen, unverwechselbaren Charakter.<br />

Selbst in ökologisch sensiblen Regionen kommt es infolge der steigenden Besucherzahlen zu einer<br />

zunehmenden Belastung des Naturraumes.<br />

3.2 Entwicklung der Freizeitnutzungen in Bergregionen<br />

Wie bereits angesprochen hat der Wandel zur Freizeitgesellschaft auch in sensiblen Bergregionen<br />

die Besucherzahlen und die Nutzungsintensität stark ansteigen lassen.<br />

In den Jahren von 1980–1990 hat sich die Zahl der Sportler überall zumindest verdoppelt (TÖDTER<br />

1992), dieser Trend setzt sich bis heute fort. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, haben<br />

viele Regionen ihr Angebot im touristischen Bereich z.T. sehr stark erweitert, was sich auch im<br />

Ausbau der Infrastruktureinrichtungen sowie des Beherbergungs- und Gastronomiesektors deutlich<br />

widerspiegelt.<br />

In Bergregionen dehnen sich Sportaktivitäten in immer entlegenere und sensiblere Gebiete aus.<br />

Hinzu kommt noch, dass zugleich mit der Ausweitung im Freizeitangebot die Besucherfrequenz in<br />

allen Bereichen sehr stark im Steigen begriffen ist. Hierbei ist vor allem die zeitliche und räumliche<br />

Präsenz des erholungssuchenden Menschen exponentiell gestiegen (TÖDTER 1992).<br />

Aufgrund der bereits angesprochenen Faktoren, speziell aufgrund der höheren Mobilität und der<br />

verbesserten Verkehrsinfrastruktur, kommen die Leute in größerer Zahl, sie kommen häufiger, sie<br />

kommen früher am Morgen und bleiben länger am Abend. Gleichzeitig haben sich die Aktionsradien<br />

am Erholungsort deutlich erhöht (TÖDTER 1992). Die touristische Infrastruktur in Bergregionen<br />

(z.B. Aufstiegshilfen, Mountainbike-Routen) erschließt immer größere Räume.<br />

Seite 10


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Infolge dieser stetig steigenden touristischen Beanspruchungen nehmen auch die<br />

Beeinträchtigungen in den Naturräumen stark zu. Die Regionen, in denen sich Fauna und Flora<br />

störungsfrei oder zumindest störungsarm entwickeln können, sind stark zurückgegangen (TÖDTER<br />

1992).<br />

Doch gerade der Nachfrage im Tourismusbereich nach der freien 'unberührten' Natur kommt eine<br />

steigende Bedeutung zu, bis zu 80% der touristischen Aktivitäten sind landschaftsbedingt (KAIL<br />

1998 nach BERNECKER 1975).<br />

Laut einer Mitte der 90-er Jahre in Deutschland durchgeführten Umfrage gaben über die Hälfte der<br />

Befragten 'Natur erleben' als primäres Reisemotiv an, wobei sich die Anzahl der Personen, die im<br />

Urlaub 'ursprüngliche Natur' erleben wollen von 1986 bis 1991 von ca. 40% auf 60% erhöht hat<br />

(WALLENTIN 2001 nach SCHARPF & REIN 1995).<br />

Diese naturnahen Landschaften spielen für den Besucher also eine primäre Rolle, sie gehören in<br />

der heutigen Zeit jedoch zu den immer knapper werdenden Ressourcen. So öffnet sich nun ein<br />

Kreislauf mit dem paradoxen Ende, dass die Besucher das zerstören, was sie am stärksten<br />

nachfragen: nämlich intakte Naturlandschaften. In der Folge ergibt sich ein Zielkonflikt zwischen<br />

dem Schutz der Natur und ihrer Nutzung für Freizeitaktivitäten und dem Fremdenverkehr (KAIL<br />

1998).<br />

Etwa 85% der Urlauber üben während ihres Aufenthaltes sportliche Tätigkeiten aus (MIGLBAUER<br />

1992), wobei das Bedürfnis nach Natur und Landschaft einen zentralen Stellenwert einnimmt.<br />

Haben sich in früheren Zeiten die Freizeitaktivitäten auf Skifahren (unpräparierte Hänge), Langlauf,<br />

Wandern und Bergsteigen beschränkt, so werden heute sowohl im Sommer wie auch im Winter<br />

eine Vielzahl von weiteren Aktivitäten im Gebirge ausgeübt (TÖDTER 1992). Speziell im sportlichen<br />

Bereich kommen immer wieder und in steigender Frequenz neue Trendsportarten dazu. Eine kleine<br />

Auflistung soll diese Entwicklung verdeutlichen:<br />

Langlauf (Loipe)<br />

Pistenskilauf (präpariert)<br />

Tourenskilauf<br />

Skitrekking<br />

Heliskiing<br />

Gletscherskilauf (Sommer!)<br />

Firngleiten<br />

Snowboarding<br />

Skibobfahren<br />

Schneeschuhwandern<br />

Grasskilauf<br />

Klettern<br />

Eisklettern<br />

Freeclimbing<br />

Paragliding<br />

Drachenfliegen<br />

Mountainbiking<br />

Joggen/Laufen<br />

Nordic Walking<br />

Canyoning<br />

Kanufahren<br />

Rafting<br />

Hydrospeed<br />

etc.<br />

Man kann den Freizeitsport als Produkt unserer Zeit ansehen, den es in dieser Form vor 20-30<br />

Jahren nicht gegeben hat. 2 Aspekte für die Freizeitsport-Umwelt-Problematik sind dabei von<br />

Bedeutung (STRASDAS 1994):<br />

Quantitativer Aspekt: Zunahme der in der Landschaft aktiven Freizeitsportler<br />

Neben einer für alle Freizeitbereiche typischen Erlebnis- und Konsumorientierung, führen v.a.<br />

einige Trends zu einem starken Anwachsen von sportbezogenen Freizeitaktivitäten. Neben einem<br />

Seite 11


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

gestiegenen Körper- und Gesundheitsbewusstsein und der damit verbundenen Verschiebung von<br />

passiver zu aktiver Freizeitgestaltung trägt ein wachsendes Bedürfnis nach Naturerlebnissen, d.h.<br />

eine Verlagerung der Freizeitaktivitäten von den Ballungsgebieten hinaus in die Landschaft,<br />

maßgeblich dazu bei. Verstärkt wird dieser Trend noch durch eine fortschreitende<br />

Individualisierung der sportlichen Betätigungen (weg von organisierten, infrastrukturgebundenen<br />

Mannschafts- und Vereinssportarten hin zu individuellen und spontanen Sportausübungen). Die<br />

Zahl der aktiven Freizeitsportler hat sich in den letzten Jahrzehnten in nahezu allen Bereichen<br />

deutlich erhöht (MIGLBAUER 1992; STRASDAS 1994).<br />

Qualitativer Aspekt: Erweiterung und Veräderung des Aktivitätsspektrums<br />

In den letzten Jahrzehnten hat ebenfalls eine starke Erweiterung und Änderung des<br />

Aktivitätsspektrums eingesetzt, die immer noch stattfindet. Diese Entwicklung lässt sich mit dem<br />

Begriff 'Ausdifferenzierung' umschreiben: Aus den wenigen alten, sozusagen 'ursprünglichen'<br />

Freizeitbetätigungen (z.B. Wandern, Klettern, Skifahren) haben sich eine Vielzahl von Variationen<br />

und neuen Aktivitäten entwickelt (siehe Auflistung neuer Trendsportarten oben). Vielfach sind<br />

diese erst auf Neuentwicklungen oder technologische Abwandlungen von bereits bestehenden<br />

Geräten zurückzuführen (z.B. Snowboards, Mountainbikes) (STRASDAS 1994).<br />

Betrachtet man den Umweltbereich, so beeinflussen diese technologischen Änderungen auch alle<br />

anderen direkten und indirekten Umwelteffekte. Die zur Anwendung kommende Technologie stellt<br />

somit einen zentralen Einflussfaktor der Freizeitaktivitäten auf die Umwelt dar, wobei diese<br />

Innovationen bei Geräten und Infrastruktureinrichtungen zwangsläufig nicht nur auf verbesserte<br />

Funktion, leichtere Handhabung oder neue Aktivitätsmöglichkeiten abzielen. Daneben können sie<br />

auch zum Ziel haben, negative Umweltauswirkungen zu reduzieren, etwa durch Energieeinsparung<br />

oder Ersatz von bestehenden Produkten durch biologisch unbedenklichere Stoffe (STRASDAS<br />

1994).<br />

3.3 Einflüsse von Freizeitaktivitäten auf die Umwelt<br />

Den überwiegenden Teil der Freizeitaktivitäten betreffen sportliche Betätigungen. Die<br />

Umweltbelastungen durch den Freizeitsport kann man sowohl von den Merkmalen der jeweiligen<br />

Freizeitaktivität wie auch von der Seite der betroffenen Ökosysteme her beschreiben. Die<br />

Umweltbelastungen gehen grundsätzlich von folgenden Aspekten aus (STRASDAS 1994 nach<br />

SCHEMEL/ERBGUTH 1992, TAUBE 1992):<br />

Eigenschaften der Aktivitäten: Spezifische Freizeitaktivitäten wirken sich sowohl zeitlich<br />

(bevorzugte Tages- und Jahreszeiten) als auch räumlich (bevorzugte Landschaftsräume) auf die<br />

Umwelt aus und werden von den Verhaltensmustern der Ausübenden und auch von den der<br />

Ausrüstung oder Geräte zugrundeliegenden Eigenschaften maßgeblich beeinflusst.<br />

Infrastruktur: Nahezu alle landschaftsbezogenen Freizeitaktivitäten benötigen meist eine gewisse<br />

Infrastrukturausstattung, wie beispielsweise Wanderwege, Skipisten, Klettersteige, Aufstiegshilfen,<br />

die sich in Bau und Betrieb auf die Landschaft auswirken.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

An- und Abreise: Auch hierfür ist eine gewisse Infrastruktur notwendig (Straßen, Parkplätze).<br />

Häufig wird für die An- und Abreise gleich viel oder noch mehr Zeit aufgewendet wie für die<br />

eigentliche Ausübung der Freizeitaktivität. Abgelegene Regionen oder eine umfangreiche<br />

Ausrüstung (z.B. Skifahren, Paragliding, etc.) fördern darüber hinaus auch die Benutzung von PKW<br />

und führen in der Folge zu einem Anstieg des Verkehrs.<br />

Folge- und Nebenaktivitäten: Darunter fallen etwa das Zuschauen bei sportlichen Veranstaltungen<br />

und die Verpflegung der Besucher. Beides erfordert weitere Infrastruktureinrichtung und<br />

verursacht zusätzlichen Verkehr.<br />

Geräte und Ausrüstungen: Neben dem Einsatz von Energie und Ressourcen bei der Herstellung<br />

(und damit häufig verbundenem Schadstoffausstoß) ergeben sich auch häufig bei der Benutzung<br />

Umweltbelastungen, etwa durch Öle und Treibstoffe oder durch Chemikalien (z.B. Skiwachs,<br />

Schneefestiger, Auftaumittel). Auch die 'nicht fachgerechte Entsorgung' von<br />

Ausrüstungsgegenständen und Verbrauchsmaterialien im Gelände kann eine Umweltbelastung<br />

darstellen.<br />

Soziale Konflikte: Nutzungskonflikte zwischen verschiedenen Aktivitäten (z.B. Mountainbiking und<br />

Wandern) und Überfüllungserscheinungen (Ausschöpfung bis an die Kapazitätsgrenze) in<br />

touristisch stark beanspruchten Räumen können zu einer Verdrängung und zum Ausweichen in<br />

bisher weniger genutzte und noch intaktere Naturräume führen, wo sie wiederum im Regelfall zu<br />

neuen Belastungen führen.<br />

In räumlicher und zeitlicher Betrachtungsweise sind v.a. zwei Belastungstypen von Bedeutung, die<br />

gegensätzlicher kaum sein können (siehe auch Kap. 'Verteilung der Besucher') (STRASDAS 1994<br />

nach SCHEMEL/ERBGUTH 1992):<br />

Die Konzentration von Erholungssuchenden<br />

Dieser Belastungstyp ist v.a. bei Aktivitäten, die auf eine gewisse infrastrukturelle Ausstattung (z.B.<br />

Aufstiegshilfen, Skipisten, Wanderwege) angewiesen sind, sowie in landschaftlich besonders<br />

attraktiven Gebieten zu beobachten. Hinzu kommt noch eine zeitliche Konzentration an<br />

Wochenenden, in Ferienzeiten sowie in Abhängigkeit vom vorherrschenden Wetter.<br />

Die Ausbreitung von Freizeitaktivitäten in zeitlicher und räumlicher Hinsicht<br />

Sie ist bedingt durch die Tendenz der zunehmenden Individualisierung und Naturorientierung der<br />

Erholungssuchenden. Typisch ist sie v.a. bei weitgehend infrastrukturungebundenen Aktivitäten.<br />

3.4 Verteilung der Besucher<br />

Die räumliche Verteilung der Besucher ist neben der Besucherfrequenz entscheidender Faktor für<br />

die Störanfälligkeit bzw. Beeinträchtigung eines Ökosystems. Von zentraler Bedeutung ist dabei,<br />

wie sich die Leute durch einen höchst sensiblen Naturraum, wie es z.B. die Quellschutzgebiete der<br />

Wiener Wasserwerke auf der Rax sind, bewegen und ob bzw. wo Konzentrationserscheinungen<br />

auftreten. Grundsätzlich gibt es 2 gegenteilige Ansätze für die Verteilung und Steuerung von<br />

Besucherströmen, die am Beispiel des Wandertourismus dargestellt werden.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

3.4.1 Konzentration von Erholungssuchenden<br />

Aufgrund von Geländegegebenheiten, aber auch bewusst gesteuert, konzentrieren sich die<br />

Besucher gezielt auf wenige Räume (z.B. ausgewiesene Wege, Hütten, etc.). Dabei werden einige<br />

bestimmte Flächen – in der Regel linear entlang von Wegen bzw. punktuell im Bereich von<br />

touristischen Einrichtungen oder Aussichtspunkten – sehr stark frequentiert und demnach auch<br />

belastet. Man lässt die Besucher gezielt einige Bereiche stärker beanspruchen und nimmt damit die<br />

Gefahr einer Zerstörung bewusst in Kauf, dadurch werden sie aber auf engem Raum gehalten und<br />

der überwiegende Teil des Gebietes geschützt.<br />

Vorteile einer Besucherkonzentration:<br />

• Durch die Konzentration auf bestimmte Wege, Routen und andere touristische<br />

Einrichtungen wird ein weit geringerer Raum beansprucht. Mögliche Zerstörungen sind auf<br />

relativ kleine und überschaubare Flächen beschränkt.<br />

• Mögliche Schäden beschränken sich nur auf die ausgewiesenen Routen bzw. Einrichtungen<br />

und sind somit sehr leicht und rasch lokalisierbar.<br />

• Durch die Benützung der vorhandenen Infrastruktur (Wege, Hütten, Aufstiegshilfen) ist die<br />

Behebung der Schäden viel einfacher und schneller durchführbar.<br />

• Es besteht ebenso die Möglichkeit einer zentralen Entsorgung. Die Entsorgung von Abfall<br />

mittels Sammelstellen (an Wegen bzw. bei Hütten) lässt sich leichter bei gleichzeitig<br />

geringeren Kosten durchführen. Für die Entsorgung von Fäkalien ist eine zentrale<br />

Sammlung und Reinigung bzw. Abführung aus dem Gebiet eine unabdingbare<br />

Voraussetzung.<br />

• Es gibt nur einige wenige (kontrollierbare) Zugänge zu dem betreffenden Gebiet. Bei<br />

möglichen Gefahren ist somit eine Absperrung bzw. Evakuierung von Menschen aus dem<br />

Gebiet viel leichter möglich.<br />

• Der Besucherstrom, das Besucheraufkommen und die Verteilung der Besucher ist leichter<br />

fassbar (Zählungen, Befragungen, etc.). Ebenso können Informationen über das Gebiet<br />

den Besuchern besser vermittelt werden (Infomaterial, Schautafeln, etc.).<br />

• Infolge des geringen Flächenverbrauchs für Erschließungseinrichtungen, hat die Tier- und<br />

Pflanzenwelt – sofern sich die Besucher an diese Routen halten – genügend natürliche<br />

Rückzugsgebiete zur Verfügung. Dadurch werden gleichzeitig sensible Bereiche<br />

weitgehend geschont.<br />

• Aufgrund eines gut ausgebauten und markierten Wanderwegenetzes ist selbst für<br />

unerfahrene Besucher eine gute Orientierung gegeben. Die Leute können durch eine<br />

entsprechende Wegeführung gezielt von gefährlichen Bereichen (Steilhänge,<br />

Abbruchkanten, ...) ferngehalten werden. Damit ist ein wesentlicher Beitrag zur Sicherheit<br />

gegeben.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Nachteile einer Besucherkonzentration:<br />

• Die Konzentration führt punktuell zu größeren Belastungen, speziell im Nahbereich von<br />

touristischen Einrichtungen (hier besonders hohe Besucherkonzentration) und kleinräumig<br />

zu einer Häufung von Schäden.<br />

• Höher ist auch der Grad der Schädigungen in diesen Bereichen: Sind beispielsweise<br />

Erosionsschäden an Vegetation oder Boden vorhanden, kommt es sehr rasch zu einer<br />

Verstärkung der Schäden. Um irreparable, nachhaltige Schäden zu vermeiden, ist in der<br />

Regel eine rasche Reparatur erforderlich.<br />

• Eine Besucherlenkung setzt eine gewisse Ausstattung einer Region mit touristischen<br />

Infrastruktureinrichtungen voraus, ebenso wie eine Logistik für die Lenkung und die<br />

zentrale Entsorgung was naturgemäß mit, zum Teil erheblichen, Kosten verbunden ist.<br />

3.4.2 Großflächige Verteilung der Besucher<br />

Wesen dieses Ansatzes ist es, die Besucher möglichst gleichmäßig (dispers) über das gesamte<br />

Gebiet zu verteilen unter folgendem Gesichtspunkt:<br />

Viele, möglichst gut verteilte Beeinträchtigungen des Naturraumes bzw. Einträge infolge<br />

touristischer Aktivitäten über die gesamte Fläche, führen kleinräumig zu einer geringen Belastung.<br />

Das bedeutet, dass die Gesamtbelastung in Summe durchaus höher sein kann, es aber räumlich<br />

betrachtet keine Konzentration der Einträge gibt.<br />

Vorteile einer großflächigen Besucherverteilung:<br />

• Eine Verteilung der Besucher über eine möglichst große Fläche bedeutet eine starke<br />

Streuung der gesamten Einträge über ein großes Gebiet und somit punktuell betrachtet<br />

eine geringe Konzentration der Belastungen.<br />

• Auch wenn die Summe der Schädigungen insgesamt nicht unwesentliche Ausmaße<br />

erreicht, wachsen die Einzelschäden infolge der geringen räumlichen Konzentration<br />

zumeist nur sehr langsam. Man hat genug Zeit rechtzeitig darauf zu reagieren, darüber<br />

hinaus kann hier – sofern die Belastung ein gewisses Maß nicht übersteigt – die natürliche<br />

Regenerationsfähigkeit der Vegetationsdecke zur Wirkung kommen.<br />

• Weiters kann die touristische Infrastruktur (Wege, Aufstiegshilfen) auf einem geringen<br />

Ausbaugrad belassen werden, da sich die Leute ohnehin weitgehend frei im gesamten<br />

Gebiet bewegen.<br />

• Auch eine Lenkungslogistik (Besucherleitsysteme) kann zum Großteil eingespart werden,<br />

wodurch sich eine beträchtliche Kostenersparnis ergeben kann.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Nachteile einer großflächigen Besucherverteilung:<br />

• Da davon auszugehen ist, dass nicht alle Besucher ihre Abfälle wieder mit ins Tal nehmen,<br />

ist aufgrund der starken räumlichen Verteilung der Besucher die Entsorgungssituation sehr<br />

schwierig und eine Lösung nur mit beträchtlichem Aufwand möglich. (Es müssen die über<br />

die gesamte Fläche verteilten Einträge (z.B. Abfälle) entsorgt werden. (Speziell eine<br />

Entsorgung von Fäkalien ist hier wahrscheinlich nicht bzw. nur mit hohem Aufwand<br />

möglich.)<br />

• Zur Erreichung einer möglichst großen räumlichen Verteilung der Belastungen sind viele<br />

Zugänge notwendig, was gerade in Hochgebirgsregionen aufgrund der z.T. extremen<br />

topographischen Gegebenheiten sehr schwierig bzw. unmöglich ist. (So gibt es auch auf<br />

der Rax nur einige wenige, dafür aber sehr stark frequentierte Aufstiege auf das<br />

Hochplateau.)<br />

• Aufgrund der Geländesituation ist auch bei einer Dispersion der Besucher die Gefahr einer<br />

Besucherkonzentration in bestimmten Bereichen sehr hoch. Im Gegensatz zu einer<br />

Zwangslenkung ist damit zu rechnen, dass viel mehr Bereiche betroffen sind und somit in<br />

Summe eine größere Fläche. Darüber hinaus muss man auch damit rechnen, dass sich die<br />

Routenführung sehr oft verlagert, besonders wenn Wege schlecht begehbar werden.<br />

• Wenn es zu Schäden kommt, ist aufgrund der starken räumlichen Verteilung die<br />

Beseitigung dieser Schäden sehr schwierig. Einerseits müsste man ständig das gesamte<br />

Gebiet abgehen, um die Schäden rechtzeitig zu erkennen und mit Maßnahmen darauf<br />

reagieren zu können. Andererseits ist für eine Behebung von Schäden eine gewisse<br />

Zugänglichkeit (z.B. Geräte) notwendig, was in bestimmten exponierten Lagen schwierig<br />

sein könnte.<br />

• Bei einem zu hohen Besucheraufkommen besteht natürlich auch die Gefahr einer flächigen<br />

Zerstörung der Natur. Besonders gravierend wirkt sich das in ökologisch sensiblen<br />

Gebieten aus.<br />

• Eine großflächige Verteilung der Besucher hat natürlich auch zur Folge, dass die Flächen,<br />

auf denen sich sowohl Flora als auch Fauna ungestört oder nahezu ungestört entwickeln<br />

können, stark zurückgehen. Weniger bzw. kleinere Räume müssen dann beispielsweise<br />

dieselbe Anzahl an Wildtieren aufnehmen, was logischerweise eine viel höhere Wilddichte<br />

bewirkt. Auf diesen verbleibenden Rückzugsflächen muss in der Folge mit erhöhten<br />

Verbissschäden gerechnet werden.<br />

• Die Tatsache, dass es keine bzw. nur wenige Hauptwege gibt, führt dazu, dass die<br />

Orientierung im Gelände schwieriger wird und somit der Aufenthalt mehr Gefahren mit sich<br />

bringt (z.B. Überwinden von Steilstufen und Geländekanten, Zugänglichkeit von<br />

Abbruchkanten, Bergungsproblematik, etc.)<br />

Welcher Form der Besucherführung der Vorzug gegeben oder ob eine Kombination aus beiden<br />

Ansätzen sinnvoll ist, hängt in erster Linie von der Art, Lage und Beschaffenheit des Gebietes und<br />

seiner naturräumlichen Ausstattung ab. Da sich in Bergregionen – wie bereits erwähnt – aufgrund<br />

der extremen topographischen Verhältnisse in gewissen Bereichen ohnehin eine Art<br />

Zwangsführung ergibt, wird in allen bekannten Studien einer Konzentration des Besucherstroms<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

der Vorzug gegeben, auch weil dadurch eine zentrale Entsorgung in den sensiblen Gebirgsregionen<br />

erst möglich wird.<br />

Auch auf der Rax wird von der Stadt Wien aus diese Strategie verfolgt, da gerade in den<br />

Quellschutzbereichen für die Wiener Trinkwasserversorgung eine besondere Gefahr der<br />

Beeinträchtigung der Wasserreserven besteht. Ausschlaggebend sind dabei die<br />

Entsorgungssituation (zentrale Erfassung und Entsorgung der Abfälle und Abwässer), sowie das<br />

schnelle Erkennen von Schäden und die Möglichkeit zu einer raschen Reaktion auf mögliche<br />

Schadeinflüsse und eine Behebung derselben.<br />

3.5 Arten der Freizeitnutzungen und deren Auswirkungen<br />

Bei den Arten der Freizeitnutzungen in Gebirgsregionen handelt es sich ausschließlich um<br />

landschaftsbezogene oder landschaftsgebundene Aktivitäten. Im Gegensatz zu den<br />

landschaftsungebundenen Aktivitäten (wie beispielsweise Indoor-Sportarten oder Fußball) sind<br />

diese Betätigungen an gewisse Landschaftsräume bzw. Naturraumausstattungen gebunden. Zwar<br />

gibt es auch hier den Trend zur Verstädterung diverser sportlicher Betätigungen wie etwa die<br />

Errichtung von Kletterwänden in Sporthallen oder der von Skihallen im Nahgebiet von Städten (z.B.<br />

in Deutschland oder Japan), jedoch wird das für einen 'echten' Freizeitaktivisten nie einen<br />

gleichwertigen Ersatz bieten, geht es doch in erster Linie um das Erleben der Landschaft während<br />

der Ausübung.<br />

Zu unterscheiden sind infrastruktur- oder anlagengebundene Aktivitäten und jene, für deren<br />

Ausübung weitgehend keine eigenen infrastrukturellen Einrichtungen benötigt werden (STRASDAS<br />

1994). So sind etwa Wintersportarten wie Skifahren, Snowboarden u.ä. auf eine entsprechende<br />

Ausstattung mit Liftanlagen und Pisten angewiesen. Tourenskifahren, Wandern oder<br />

Gleitschirmfliegen können dagegen auch ohne speziell touristische Infrastruktureinrichtungen<br />

ausgeübt werden.<br />

In der Realität ist jedoch so, dass auch für diese Freizeitbetätigungen ein gewisser Grad an<br />

Infrastruktur bereitgestellt wird, geht es doch in den meisten Fremdenverkehrsregionen darum,<br />

eine gewisse Zahl an Gästen anzulocken. In diesem Sinne werden Wanderwege, Klettersteige oder<br />

Mountainbikerouten angelegt bzw. ausgewiesen. Daneben spielt noch die Anlage von begleitenden<br />

Infrastruktureinrichtungen eine bedeutende Rolle, welche die Landschaft zumeist mehr<br />

beeinflussen als die tatsächliche Ausübung selbst. Straßen, Zufahrtswege und Parkplätze bedeuten<br />

zumeist massive Eingriffe in den Naturraum, auch wenn in letzter Zeit danach getrachtet wird,<br />

diese Einrichtungen im Randbereich der Ausflugziele anzusiedeln, speziell in Regionen, die sich<br />

dem sanften Tourismus verschrieben haben. Auch Beherbergungs- und Verpflegungseinrichtungen,<br />

sowie diverse Geschäfte siedeln sich gerne im Bereich von touristisch stark frequentierten<br />

Bereichen an, vielfach auch auf ökologisch bedenklichen Plätzen. Abgesehen davon, dass solche<br />

Einrichtungen wiederum mehr Leute anziehen, ist hier die Entsorgungssituation (v.a. in<br />

abgelegenen, sensiblen Bereichen) mitunter ungeklärt (im wahrsten Sinne des Wortes) und oft nur<br />

unzufriedenstellend mit sehr großem Aufwand zu bewerkstelligen.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Daneben ist für die Auswirkungen auf die Natur noch interessant, ob die Aktivitäten überwiegend<br />

auf Erholung oder auf sportliche Tätigkeiten ausgerichtet sind und wann (im Jahreslauf betrachtet)<br />

diese Aktivitäten ausgeübt werden.<br />

Auf sportliche Betätigungen ausgerichtete Besucher beeinflussen den Naturraum in der Regel weit<br />

stärker als rein Erholungssuchende. So sind etwa die Beeinträchtigungen die vom Skifahren<br />

ausgehen – direkt (etwa durch Beschädigung der Vegetation mit den Skiern) oder indirekt (etwa<br />

durch die Pistenanlage und Präparierung) – meist schwerwiegender als jene die ein Wanderer<br />

üblicherweise verursacht. Natürlich kann das nicht pauschaliert werden, es kann ein Wanderer, der<br />

seinen Müll im Gelände verstreut, Pflanzen ausreißt oder Feuer macht – sich also nicht<br />

regelkonform verhält – auch mehr Schaden anrichten (das kann ein Skifahrer im übrigen auch<br />

genau so tun), doch ist die Beeinträchtigung bei richtigem Verhalten deutlich geringer.<br />

Nach der Jahreszeit unterscheidet man generell Sommer- und Wintersporttätigkeit, daneben gibt<br />

es noch solche, die das ganze Jahr über ausgeübt werden können (z.B. Joggen, Wandern). Im<br />

Gebirge sind diese sog. 'Ganzjahressportarten' jedoch durch das vorherrschende Wetter, v.a. aber<br />

durch die Schneelage sehr limitiert. Natürlich könnte man auch im Winter im Gebirge dem<br />

Gleitschirmfliegen nachgehen, allerdings macht das in Anbetracht der vorherrschenden kalten<br />

Temperaturen kaum Spaß – und gerade der 'Funfaktor' ist bei den Trendsportarten der<br />

entscheidende Anreiz für deren Ausübung.<br />

Es gibt daneben auch Sportarten, die ursprünglich reine Winter- bzw. Sommersportarten waren,<br />

heute aber durch technologische Neu- bzw. Weiterentwicklungen auch in der anderen Jahreszeit<br />

ausgeübt werden können, wenn auch andere Geräte und Ausrüstungsgegenstände notwendig sind<br />

(z.B. Wandern – Schneeschuhwandern oder Ski – Grasskilauf).<br />

Ein ganz wichtiger Faktor für die tatsächliche Belastung des Naturraumes ist die Anzahl bzw. die<br />

Frequenz der Aktiven. Frei nach dem Motto 'Die Dosis macht das Gift' hängt das Maß der<br />

potentiellen Schädigungen in erster Linie von diesem Faktor ab. Ein einzelner Mountainbiker kann<br />

mehr Schäden anrichten als ein erholungssuchender Wanderer, wenn aber da das Verhältnis von<br />

Mountainbikern zu Wanderern 1 : 1000 ist, erscheint es klar, dass in Summe vom Wandern die<br />

größeren Schäden zu erwarten sind.<br />

Im nachfolgenden werden Freizeitaktivitäten angesprochen, die besonders in Berggebieten<br />

anzutreffen sind und Auswirkungen auf den ihnen zugrund liegenden Landschaftsraum haben,<br />

wobei speziell solche Berücksichtigung finden, die auch im Bearbeitungsgebiet anzutreffen sind.<br />

3.5.1 Wandern<br />

Wandern ist eine der ältesten Freizeitbetätigungen in Berggebieten überhaupt. Bereits im 19.<br />

Jahrhunderts zählten Wanderungen zu den wenigen Aktivitäten (damals war der Begriff 'sportliche<br />

Betätigung' weit weniger gebräuchlich) im Gebirge. Auch im Rax-Schneeberggebiet, einem<br />

klassischen 'Sommerfrischegebiet' erfreute es sich überaus großer Beliebtheit (siehe Kap.<br />

'Touristische Erschließung der Rax'). Hatten die Leute nach dem Krieg andere Probleme zu<br />

bewältigen, so erfreut sich Wandern speziell seit den letzten Jahrzehnten einer steigenden<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Beliebtheit. Auch im Zuge der Besucherbefragung auf der Rax wurde deutlich, dass der<br />

überwiegende Teil der Leute (über 80%) zum Wandern in das Gebiet kommt.<br />

Abgesehen von der Ausrüstung hat sich bei der Ausübung der Tätigkeit seit dieser Zeit nicht viel<br />

geändert. Wandern ist wahrscheinlich eine der am stärksten landschaftsbezogenen Aktivitäten,<br />

attraktive Landschaftsräume und hier v.a. Gebirgsgegenden wirken eine besonders starke<br />

Anziehung auf die Menschen aus. Interessant ist auch, dass eine deutliche Mehrheit an Leuten<br />

darin eher eine Erholung denn eine sportliche Betätigung sieht.<br />

Kennzeichnend dafür ist, dass Wandern auf relativ wenig Infrastruktur angewiesen ist, es<br />

sozusagen ohne viel Aufwand ausgeübt werden kann und dass es für alle Altergruppen eine<br />

interessante Betätigung darstellt. Darüber hinaus wird bei kaum einer anderen Freizeitaktivität das<br />

Naturempfinden so stark mit der aktiven Ausübung einer Tätigkeit verknüpft.<br />

Bereits seit der Hochblüte der Wanderbewegung um die Jahrhundertwende gibt es ein<br />

ausgedehntes Netz an Wanderwegen (zunächst in den Sommerfrischegebieten, später auch in<br />

anderen Gebirgsregionen Österreichs) das im Laufe dieses Jahrhunderts laufend ergänzt und in alle<br />

Regionen erweitert wurde. Diese zumeist gut ausgebauten und markierten Wege und Routen<br />

trugen unter anderem dazu bei, dass die Besucherzahlen in den meisten Regionen stark anstiegen<br />

(wofür natürlich auch die gestiegene Sicherheit durch die Markierungen maßgeblich beigetragen<br />

hat). In weiterer Folge entstanden an den Wegen oder in deren Nahbereich weitere touristische<br />

Einrichtungen (Hütten, etc.). Die Vielzahl an Wegen bewirkt aber auch, dass immer entlegenere<br />

Gebiete und zunehmend empfindlichere Naturräume erschlossen wurden.<br />

Die Auswirkungen des Wanderns auf die Natur müssen von zwei Seiten her betrachtet werden.<br />

Einerseits die Belastung durch die eigentliche Ausübung selbst - in Form von Trittschäden, sei es<br />

an Wegen oder auch an der umgebenden Vegetation durch Abkürzungen oder Umgehungen (KAIL<br />

1998, LABER 1993) und in weiterer Folge Erosionserscheinungen (siehe Kap. 'Wegekartierung').<br />

Auf der anderen Seite müssen auch Beeinträchtigungen, die nicht durch das Wandern selbst,<br />

sondern indirekt durch sekundäre touristische Einrichtungen, wie Aufstiegshilfen, Zufahrtsstraßen,<br />

Hütten und andere Beherbergungsbetriebe mit all ihren Problemen betreffend die Errichtung sowie<br />

die Versorgungssituation und Entsorgung von Müll und Abwässern (siehe Kap. 'Hüttenproblematik')<br />

berücksichtigt werden (GRINZINGER 1999; STREICHER 1998).<br />

Die Anfälligkeit für potentielle Schädigungen ist in erster Linie abhängig vom Naturraum selbst<br />

(vorhandene Vegetation, Hangneigung, Bodenaufbau, etc.), daneben aber auch in hohem Maße<br />

von der Wegeführung (Steilheit, Auflage). Maßgeblich für den Umfang der Schäden ist jedoch die<br />

Besucherfrequenz (das gilt im Übrigen auch für alle anderen Freizeitaktivitäten).<br />

3.5.2 Bergsteigen/Klettern<br />

Mit der Erschließung der Berge hat sich gemeinsam mit dem Wandern auch das Bergsteigen im<br />

Alpenraum entwickelt. Obwohl es eine lange Tradition hat, wird es im Gegensatz zu vielen anderen<br />

Sportarten nur von einer verhältnismäßig geringen Zahl von Aktiven ausgeübt.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Bergsteigen hat im Laufe der Zeit eine deutliche Änderung in der Ausübung der Aktivität erfahren.<br />

Galt es in früheren Zeiten vor allem unerforschte Gebirgsbereiche zu erkunden, unzugängliche bzw.<br />

nur schwer überwindbare Bergformationen zu bezwingen oder neue Gebiete zu erschließen, so<br />

steht heute der sportliche Aspekt im Vordergrund. Damit wurde auch der Wandel vom Bergsteigen<br />

zum Klettern vollzogen. Kennzeichnend für das ehemalige Bergsteigen waren Tages- oder<br />

Mehrtagestouren mit dem Ziel einen Gipfel zu erreichen und einen Berg zu bezwingen, heute<br />

beschränkt sich die Tätigkeit auf das Klettern selbst, was in der Regel das Bezwingen von steilen<br />

oder überhängenden Felsformationen bedeutet. Hauptverantwortlich für den Wandel (abgesehen<br />

davon, dass es in unseren Gebirgen heute keine unerforschten Gebiete mehr gibt) waren die<br />

Entwicklungen im technischen Bereich. Mittels neuer Materialien und gewaltiger Änderungen bei<br />

der Ausrüstung (Klettergurte, Spezialseile, Klemmhaken, Akkubohrer, etc.) wuchs die<br />

Herausforderung für die Bewältigung seinerzeit noch unbezwingbarer Steilwände und ähnlichem.<br />

Mehr noch als Wandern ist Bergsteigen/Klettern eine extrem landschaftsgebundene<br />

Freizeitaktivität, deren Ausübung sehr stark an einzelne Landschaftsformationen gebunden ist.<br />

Daneben ist Klettern eine typische Individualsportart, die relativ wenig Ausrüstung und praktisch<br />

keine Infrastruktur erfordert (STRASDAS 1994).<br />

Gemeinsam mit dem Klettern (das sich als Trendsportart zunehmender Beliebtheit erfreut), sind<br />

noch einige andere Trendsportarten entstanden.<br />

Während beim Alpin-Klettern technische Kletterhilfen Verwendung finden, wird Free-Climbing ohne<br />

diese technischen Hilfsmittel durchgeführt (lediglich ein Sicherungsseil für den Fall eines Absturzes<br />

wird verwendet). Weitere Ausdifferenzierungen dieser Sportart sind das Bouldern (Klettern auf<br />

kleinen Felsen) und das Gletscher- oder Eisfallklettern im Hochgebirge (STRASDAS 1994).<br />

Die direkten Auswirkungen des Kletterns auf den Naturhaushalt sind eher gering einzuschätzen. In<br />

Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei den Kletterpassagen selbst zumeist um vegetationslose<br />

Felsbereiche handelt, sind hier keine bzw. nur sehr geringe Folgeerscheinungen auf die Natur zu<br />

erwarten. Beeinträchtigungen durch Betreten können sich lediglich in den Ein- und<br />

Ausstiegsbereichen der Kletterrouten ergeben sowie an den Zugangswegen. Die potentiellen<br />

Schädigungen entsprechen hier denen des Wanderns.<br />

Da es sich beim Klettern – wie bereits angesprochen – um einen typischen Individualsport handelt<br />

ist mit Ausnahme der Zufahrtsstraßen und ev. Parkmöglichkeiten keine Infrastruktur notwendig,<br />

wodurch auch die indirekte Beeinflussung relativ gering ist.<br />

In den letzten Jahren wurde häufig über den Konflikt zwischen Kletterern und Naturschützern<br />

berichtet. Auslöser war zumeist der Vorbehalt, dass mitunter Kletterer die sehr sensiblen<br />

Felsbiotope mit ihren geschützten Pflanzen zerstören und dass felsbrütende Vögel gestört und<br />

vertrieben werden (RUCKRIEGEL 2000). Das mag aus Naturschutzsicht durchaus stimmen und ist<br />

sehr bedauerlich, dennoch sind die Auswirkungen des Kletterns auf die Naturraumfaktoren in<br />

Summe als relativ gering einzustufen.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

3.5.3 Skilauf<br />

3.5.3.1 Pistenskilauf/Snowboarding<br />

War das Skifahren Mitte des 20. Jahrhunderts lediglich auf die wohlhabendere Bevölkerungsschicht<br />

und auf einige wenige erschlossene Skigebiete beschränkt, so hat es sich ab diesem Zeitpunkt,<br />

speziell aber seit den 70-er Jahren zu einem Massenphänomen entwickelt. In kaum einer anderen<br />

Sportart hat sich die Zahl der Aktiven so stark erhöht, kaum eine andere Sportart hat durch den<br />

gestiegenen Wohlstand so stark profitiert. Durch die gestiegenen Einkommen ist es auch der<br />

breiten Masse der Bevölkerung möglich, sich einen vergleichsweise teuren Alpinskilauf bzw.<br />

Winterurlaub zu leisten (vielfach wird ein Skiurlaub ähnlich einem Auto als Statussymbol<br />

angesehen). Spätestens mit der Einführung der Schulskikurse in den 70-er Jahren ist – nahezu<br />

jeder der heute unter 40-jährigen ist mit dem Skifahren mehr oder weniger vertraut – ist das<br />

Skifahren zum Wirtschaftsfaktor Nummer eins im alpinen Tourismusbereich avanciert. Der<br />

touristische Aufschwung ist maßgeblich darauf zurückzuführen, der Skisport ist zur<br />

Haupteinnahmequelle in fast allen Berggebieten geworden und hat den Aufschwung und die<br />

Erschließung vieler Regionen erst möglich gemacht.<br />

Wie kaum eine andere landschaftsbezogene Sportart ist das Skifahren eine sehr stark<br />

infrastrukturgebundene Sportart. Ohne die Anlage von Pisten und ohne die entsprechenden<br />

Aufstiegshilfen ist ein Ausüben dieses Sports nach heutigen Wertmaßstäben nicht denkbar.<br />

Parallel zur stark gestiegenen Nachfrage, wurde deshalb auch massiv in den Ausbau von<br />

Skigebieten, hier vor allem in den Beherbergungssektor und in infrastrukturelle Maßnahmen (Lifte,<br />

Pisten, Straßen, etc.) investiert. In vielen Gegenden ist beinahe schon das Ausmaß des Erträglichen<br />

überschritten worden, viele Gebiete zeigen bereits Ansätze zur Übernutzung bzw.<br />

Überfüllungstendenzen. Mit dem Aufkommen des Naturschutzgedankens zu Beginn der 80-er Jahre<br />

wurden Neuanlagen und weitere Erschließungen eher restriktiv gehandhabt, die Betreiber setzen<br />

daher verstärkt durch Erhöhung der Kapazitäten durch die Erneuerung von Liftanlagen und auf<br />

Komfortverbesserung.<br />

Heute wird darüber hinaus verstärkt in Beschneiungsanlagen investiert, um eine Schneesicherheit<br />

gewährleisten zu können, was aber zum Teil gravierende ökologische Nachteile nach sich zieht.<br />

Hat es zu Beginn der 90-er Jahren einen kleinen Einbruch beim Skisport gegeben, zurückzuführen<br />

auf schneearme Winter und das Fehlen von neuen Entwicklungen im Materialbereich, so ist das<br />

Interesse seit damals wieder sehr stark gestiegen, nicht zuletzt durch technische<br />

Neuentwicklungen wie Snowboards oder Carvingski. Skifahren scheint heute beliebter denn je zu<br />

sein. Die Zahl der Alpinskifahrer unter 40 Jahren geht zwar aufgrund der schwachen<br />

Geburtenjahrgänge zurück, dies wird aber durch die ansteigende Aktivitätsrate der 40-60-jährigen<br />

überkompensiert (UITZ/BAUERNBERGER 2000).<br />

Ein weiterer Grund ist – wie bereits erwähnt – die Entwicklung von Carvingski und Snowboard. Die<br />

Entwicklung des Snowboards entstammt einer Kombination von Alpinski mit Geräteeigenschaften<br />

der Surf- und Skateboardtechnologie (STRASDAS 1994). Es ist damit gelungen eine neue<br />

Bevölkerungsschicht, die oftmals als 'Fungeneration' bezeichnete Jugend, der das herkömmliche<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Skifahren zu bieder erschien, anzusprechen, die dieses Angebot auch bereitwillig angenommen<br />

hat.<br />

Da der Skisport einerseits ein hohes Maß an Infrastrukturbedarf und andererseits ein<br />

Massenphänomen ist, sind die Beeinträchtigungen, die von ihm ausgehen, auf mehreren Ebenen<br />

angesiedelt. Auf jeden Fall kann festgehalten werden, dass durch den Skisport in den<br />

Gebirgsregionen vom Umfang her die größten Schäden in den Naturraum ausgehen.<br />

Die direkten Schäden, die vom Skifahrer ausgehen sind – betrachtet man das potentielle<br />

Gesamtausmaß – relativ gering. Dazu zählen vor allem Schäden an der Grasnarbe durch<br />

Skikantenschliff (PRÖBSTL 1990) und das Befahren bzw. Betreten von aufgeaperten, weichen<br />

Flächen. Dadurch kommt es zur Vegetationszerstörung bzw. zu einer Bodenverdichtung (je<br />

nachdem ob der Boden gefroren ist oder nicht).<br />

Auch der Eintrag von diversen chemischen Verbindungen (Skiwachse, Öle, Sonnencreme, etc. )<br />

kann zu Änderungen in der Nährstoffzusammensetzung bzw. zu einer Beeinträchtigung der<br />

Vegetation führen, wenngleich diese Substanzen in sehr geringen Mengen anfallen und vom Boden<br />

normalerweise rasch wieder abgebaut werden.<br />

Weit massiver sind Schadeinwirkungen, die indirekt durch den Skitourismus entstehen.<br />

Zunächst einmal die Beeinträchtigungen, die infolge der Pistenpräparierung entstehen können. Das<br />

Wesen der Pistenpräparierung ist es zunächst, den Schnee zu komprimieren, um dem Skifahrer<br />

eine möglichst kompakte und ebene Schneeauflage zur Verfügung stellen zu können. Beim<br />

Präparieren kommt es zu einer Schneeverdichtung mit all ihren negativen Auswirkungen, die dem<br />

durchschnittlichen Skifahrer zumeist gar nicht bekannt sind. Das dürfte daran liegen, dass die<br />

eigentlichen Schäden infolge der wiederholten (meist täglichen) Präparierung nicht sofort, sondern<br />

erst im Frühjahr sichtbar sind (PRÖBSTL 1990).<br />

Durch das Komprimieren der Schneeauflage wir die Luft, die im Schnee enthalten ist und für die<br />

gute Isolierwirkung sorgt, herausgepresst. Das führt einerseits dazu, dass der Luftaustausch<br />

zwischen Boden und Umgebung unterbunden wird und es dadurch zu einem Schneeschimmelbefall<br />

an der Vegetationsdecke kommen kann, andererseits wird durch den Entfall der Isolationsschicht<br />

ein Durchfrieren des Bodens begünstigt, was in der Folge zu Frostschäden an den Pflanzen führen<br />

kann (BROGGI 1991, PRÖBSTL 1990).<br />

Das gilt in der Form auch für die maschinellen Beschneiungen, mit dem Unterschied, dass es sich<br />

beim sog. 'Kunstschnee' (wie er beiläufig bezeichnet wird – die Bezeichnung 'Maschinenschnee'<br />

wäre allerdings zutreffender), der nur aus gefrorenem Wasser besteht, um eine noch kompaktere<br />

Auflage handelt (was üblicherweise von den Betreibern durchaus begrüßt wird, da es eine<br />

Verlängerung der Skisaison in das Frühjahr hinein ermöglicht).<br />

Eine Folge des verlängerten Skivergnügens ist eine zeitlich veränderte Schneeschmelze und damit<br />

verbunden eine Verkürzung der Vegetationsperiode, was sich auf Jahre hinaus an einer<br />

Artenverschiebung in der Vegetationszusammensetzung, z.B. im Verlust wertvoller Futtergräser,<br />

äußern kann.<br />

Ist eine ungenügend hohe Schneeauflage vorhanden, so kann es auch zu massiven Schäden durch<br />

die Pistenpflegemaschinen kommen. Nicht selten kommt es vor, dass die Stahlketten der<br />

Pistenfahrzeuge oder die als sog. 'Eisaufreißer' bezeichneten Geräte an exponierten Stellen die<br />

Vegetationsnarbe aufreißen und den Boden freilegen. Abgesehen davon, dass dadurch auch<br />

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indirekt Schäden durch Frosthebung entstehen können, sind diese Bereiche häufig Ausgangspunkte<br />

von Erosionserscheinungen (PRÖBSTL 1990).<br />

Abbildung 1: Schäden infolge der Pistenpräparierung<br />

Auf häufig befahrenen Stellen (z.B. Zufahrtswegen) können fallweise ebenfalls erhebliche Schäden<br />

an der Pflanzendecke festgestellt werden, da die Pistenraupen infolge der Schwingungen und des<br />

hohen Auflastdruckes den Boden stark verdichten (BEYER 1994).<br />

Werden im Zuge der Pistenpräparierung chemische Mittel verwendet, etwa Dünger, Präparate zur<br />

Schneefestigung, Abtaubeschleuniger oder ähnliches, so übertragen sich deren Auswirkungen<br />

natürlich auch auf die Vegetation und den Boden und in weiterer Folge auf den Wasserhaushalt.<br />

Die Folgen zeigen sich jedoch meist erst nach vielen Jahren.<br />

Auch potentielle Beeinträchtigungen, die indirekt aus der Errichtung und dem Betrieb der<br />

Infrastruktureinrichtungen entstehen, sind nicht zu unterschätzen. Vielfach überschreitet der<br />

Skisport die Grenzen der ökologischen Belastbarkeit eines Gebietes.<br />

Skipisten werden häufig nicht den vorliegenden Gegebenheiten angepasst, sondern künstlich<br />

geformt. Vielfach werden noch immer neue Schneisen in die Wälder geschlagen, sowie Flächen<br />

oder Hindernisse wegplaniert (PRÖBSTL 1990, BROGGI 1991). Auf den so entstandenen Flächen<br />

kann sich in der Regel keine natürliche Vegetation entwickeln – zumeist wird direkt auf die<br />

Rohplanie künstlich ausgesät – Erosionserscheinungen sind hier zumeist bereits vorprogrammiert.<br />

Desgleichen betrifft das auch Liftanlagen, deren Trassen sowie die dazugehörigen Bauwerke.<br />

Mitunter können dabei ganze Hänge destabilisiert oder wasserführende Schichten angeschnitten<br />

werden, von den Auswirkungen auf das Landschaftsbild und auf die Attraktivität der Landschaft<br />

ganz zu schweigen (wer geht schon gern im Sommer zwischen Liftstützen spazieren?)<br />

(HINTERSTOISSER 1988).<br />

Als eine weitere Folgeerscheinung im Zuge der Pistenpräparierung bzw. von Baumaßnahmen kann<br />

es zu Abflussänderungen und Verschiebungen im hydrologischen System kommen. Betroffen<br />

können hier alle hydrologischen Komponenten sein, d.h. etwa durch eine Erhöhung des<br />

Oberflächenabflusses und somit eine deutlich erhöhte Erosionsgefahr oder durch Änderungen in<br />

der Kapazität und Abflussrate des Hangwassers. Darüber hinaus kann auch das Bergwasserregime<br />

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mit all seinen Auswirkungen auf die Quellwasserspeicherung beeinflusst werden (HINTERSTOISSER<br />

1988).<br />

Einen enormen Verbrauch an Ressourcen bringt auch die maschinelle Beschneiung mit sich. Neben<br />

dem hohen Energieeinsatz ist es vor allem der hohe Wasserverbrauch, der die Beschneiungen<br />

ökologisch bedenklich macht. Die starke Beeinträchtigung das Naturhaushaltes fußt besonders auf<br />

der Tatsache, dass dieser erhöhte Wasserbedarf in Mangelzeiten auftritt – der ohnehin geringe<br />

Niederschlag wird in Form von Schnee gebunden, das Wasser wird eigenen Speichern bzw. Bächen<br />

entnommen. Langfristig kann es dadurch ebenfalls zu Änderungen im Wasserhaushalt des Gebietes<br />

kommen (BROGGI 1991).<br />

Darüber hinaus wird durch das Eingraben der Zuleitung ebenfalls der Boden aufgegraben, was<br />

Ausgangspunkte für Erosionserscheinungen bewirken kann.<br />

Betrachtet man noch die anderen notwendigen Infrastruktureinrichtungen, die für einen<br />

reibungslosen Skibetrieb notwendig sind, wie Beherbergungsbetriebe, Restaurants, Parkplätze und<br />

Straßen und berücksichtigt man darüber hinaus auch die Ver- und Entsorgungssituation, so ist es<br />

ersichtlich, dass durch den anlagengebundenen Skisport (=Pistenskilauf) die massivsten Eingriffe in<br />

den Naturraum in den Bergregionen überhaupt zu erwarten sind.<br />

Das gilt natürlich in dieser Weise auch für das Snowboarding, das auf die selben<br />

Infrastruktureinrichtungen angewiesen ist, und dessen Ausübung ebenfalls zu den angesprochenen<br />

Schäden führt.<br />

3.5.3.2 Tourenskilauf/Freeboarding<br />

Tourenskilauf bzw. Freeboarding (Aufstieg mit Schneeschuhen oder kurzen Tourenski, neuerdings<br />

auch mit sog. 'Splitboards', Abfahrt auf mittransportiertem Snowboard) bedeutet das Befahren von<br />

Hängen abseits der ausgewiesenen Pisten, wobei hierbei keine Infrastruktureinrichtungen in<br />

Anspruch genommen werden.<br />

Es handelt sich hierbei um die ursprünglichste Art des Skifahrens, das zu einer Zeit betrieben<br />

wurde, in der es noch keine ausgewiesenen, präparierten Pisten gab. Im Gegensatz zum<br />

herkömmlichen Pistenskilauf liegt hier der Schwerpunkt – neben der sportlichen Betätigung – in<br />

einem intensiven Naturerlebnis.<br />

Durch den Verzicht auf Pisten und Liftanlagen sind die Auswirkungen auf den Naturraum als<br />

deutlich geringer einzustufen. Tourenskifahren wird zumeist bei ausreichender Schneelage auf<br />

freien Hängen, seltener im Wald, praktiziert. Typische Beeinträchtigungen, die beim<br />

Tourenskifahren auftreten können, sind Vegetationsschäden. Bei ungenügender Schneelage<br />

können mitunter Pflanzen (v.a. Latschen) mit den Stahlkanten der Skier oder Boards beschädigt<br />

werden, entweder durch das Abschälen der Rinde oder durch das Abbrechen von Zweigen oder<br />

Triebspitzen (MANGHABATI 1989).<br />

Da das Tourenskifahren nur von einem kleinen Teil der Bevölkerung ausgeübt wird, halten sich die<br />

dadurch entstandenen Schäden zumeist in Grenzen, wenngleich auch die Schäden auf stark<br />

frequentierten Abfahrten mitunter ein erhöhtes Ausmaß annehmen können.<br />

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Ferner ist in diesem Zusammenhang noch darauf hinzuweisen, dass von Tourenskifahrern häufig<br />

Lawinen oder Schneebretter im freien Gelände ausgelöst werden. Der Abgang dieser<br />

Schneemassen kann indirekt auch zur Zerstörung von Vegetation oder anderer Naturraumfaktoren<br />

führen.<br />

3.5.3.3 Langlaufen<br />

Langlaufen ist ebenfalls eine Sportart, die ein intensives Naturempfinden in den Vordergrund stellt.<br />

Diese Sportart erfreut sich in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit, weil sie nahezu<br />

unabhängig vom Alter betrieben werden kann, eine geringe Verletzungsgefahr birgt und ihr als<br />

sog. 'Ganzkörpersportart' ein hoher gesundheitlicher Stellenwert zugeschrieben wird.<br />

Mit Ausnahme von präparierten Loipen ist Langlaufen ebenfalls auf keine weitere infrastrukturelle<br />

Ausstattung angewiesen. Im Zuge der Loipenpräparierung werden zwar Maschinen eingesetzt, die<br />

jenen der Pistenpräparierung im alpinen Skilauf nachempfunden, aber weitaus kleiner und leichter<br />

sind. Darüber hinaus handelt es sich bei den Loipen um relativ schmale Pfade, die zumeist auf<br />

befestigten Forststraßen oder Waldwegen, seltener im freien Gelände, angelegt sind. In der Regel<br />

wird auch keine künstliche Beschneiung angewendet.<br />

Sind die Schneeverhältnisse nicht ausreichend, kann es auch im Zuge der Präparierung durchaus<br />

zu Schäden an der Vegetation kommen. Da es sich aber üblicherweise – wie schon erwähnt – um<br />

befestigte Wege in einem weitgehend ebenen Gelände handelt, sind mögliche Schäden, sowohl<br />

was die Vegetation als auch in der Folge eine mögliche Erosion betrifft, als gering einzuschätzen,<br />

wenngleich auch nicht gänzlich auszuschließen.<br />

Eine Variante des Langlaufens ist das Skiwandern abseits der gespurten Loipen (STRASDAS 1994).<br />

Da hierbei nicht auf Wegen, sondern querfeldein gewandert, bzw. gefahren wird, ist die Gefahr<br />

einer Beeinträchtigung der Vegetation durchaus gegeben (mehr als auf gespurten Loipen).<br />

3.5.3.4 Neue Trendsportarten im Skibereich<br />

Eine Abwandlung des Tourenskifahrens bzw. eine Kombination aus Touren- und Pistenskilauf ist<br />

das Variantenskifahren. Darunter ist ein Befahren von Hängen abseits der Pisten (meist jedoch im<br />

Nahbereich) mit Alpinskiern oder Snowboards zu verstehen, wobei zum Aufstieg die vorhandenen<br />

Liftanlagen in Anspruch genommen werden.<br />

Für die potentiellen Schadwirkungen in Ausübung dieser sportlichen Aktivitäten gelten die selben<br />

Aussagen, wie beim Alpinski- bzw. Tourenskifahren.<br />

Eine weitere Form des Alpinskifahrens ist das Heliskiing. Es handelt sich hierbei um das Skifahren<br />

im Hochgebirge auf freien Hängen, wobei ein Helikopter als 'Aufstiegshilfe' fungiert (STRASDAS<br />

1994). Aufgrund der restriktiven Handhabung von Fluggenehmigungen ist diese Form des<br />

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Skifahrens in Österreich kaum anzutreffen. Weiter verbreitet ist sie dagegen in abgelegenen<br />

Hochgebirgsgegenden, etwa in Kanada, Skandinavien oder auch in Frankreich.<br />

Da das Heliskiing ebenfalls nicht auf präparierte Pisten angewiesen ist, sind die Abfahrten – von<br />

den Einflüssen auf den Naturhaushalt aus betrachtet – mit dem Tourenskifahren vergleichbar,<br />

wenngleich im extremen Hochgebirge eventuelle Schäden durch den Skifahrer weit schwerer<br />

wiegen.<br />

Als äußerst bedenklich ist der Einsatz von Helikoptern zu bezeichnen. Nicht nur, dass es infolge des<br />

Schwebens in geringer Höhe im Zuge des Aussteigens Schadstoffe in das äußerst sensible Gefüge<br />

des Hochgebirgsökosystems eingebracht werden können, besteht etwa in Folge von technischen<br />

Problemen oder im Falle eines Absturzes auch die Gefahr einer großflächigen Zerstörung und<br />

Verseuchung der Natur.<br />

Eine andere Trendsportart im Skibereich, deren Ausübung allerdings auf den Sommer beschränkt<br />

ist, ist das Grasskifahren. Dafür werden Geräte benützt, die auf Rollen bzw. Rollenketten ähnlich<br />

eines Kettenbaggers basieren.<br />

Da diese Sportart in der Regel auf Almwiesen oder –weiden direkt auf der Vegetationsauflage<br />

durchgeführt wird, ist ein Aufreißen der Grasnarbe beim Aufkanten im Zuge einer<br />

Richtungsänderung nahezu vorprogrammiert (speziell auf weichem Boden.) Vom ökologischen<br />

Standpunkt her ist diese Sportart im Gelände abzulehnen und sollte sich nur auf befestigte Wege<br />

oder andere befestigte Flächen beschränken.<br />

Ein neuer Trend jüngeren Ursprungs ist das Geröllskifahren. Hierbei wird die Technik des alpinen<br />

Skifahrens mit normalen Skiern ebenfalls im Sommer auf Geröll- bzw. Schutthalden im Gebirge<br />

angewendet.<br />

Diese Abwandlung des Skifahrens ist im Hinblick auf die potentiellen Schäden auf die Natur<br />

ebenfalls strikt abzulehnen. Einerseits werden hier Pflanzen, die diese Schutthalden mit ihren<br />

ohnehin extrem schwierigen Standortbedingungen langsam zu besiedeln beginnen, zerstört,<br />

andererseits wird durch Steinschlag, die unter der Geröllhalde befindliche Vegetation auch stark in<br />

Mitleidenschaft gezogen.<br />

Der Vollständigkeit halber sei hier noch das Rodeln bzw. Skibobfahren angeführt. Von den<br />

Auswirkungen auf den Naturhaushalt sind beide in etwa mit dem Skifahren vergleichbar (speziell<br />

der Skibob), der Einsatz von Rodeln ist allerdings auf präparierten Pisten zumeist sogar verboten.<br />

3.5.4 Mountainbiking<br />

Eine Sportart die oft die Gemüter erregt und über die medial im Zuge mit der Beeinflussung der<br />

Natur bereits sehr viel verbreitet wurde, ist das Mountainbiking.<br />

Wie die meisten Trendsportarten kommt auch das Mountainbiking aus den USA. Es ist entstanden<br />

aus einer Weiterentwicklung des Fahrrades bzw. aus der Kombination mit Technologien aus dem<br />

Motorradbereich (v.a. Moto-Cross). Die wesentlichen Neuerungen waren Verbesserungen bei der<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Schaltung (Spreizung der Gänge und damit bessere Übersetzung), die Verwendung von leichteren<br />

Materialien und v.a. die grobstollige Bereifung für bessere Bodengriffigkeit (STRASDAS 1994).<br />

Mittlerweile scheint die technologische Entwicklung dieser Sportgeräte weitgehend ausgereizt –<br />

Federungen gehören heute zum Standard, Scheibenbremsen und ähnliche technische<br />

Ausstattungen sind weit verbreitet.<br />

Seit Beginn der 90-er Jahre hat dieser Trend einen gewaltigen Boom, v.a. in der jüngeren<br />

Generation, erlebt. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 75% aller unter 40-jährigen ein<br />

Mountainbike oder zumindest ein mountainbikeähnliches Gerät (Trekking-, Citybike) besitzen. Auch<br />

wenn davon ausgegangen wird, dass nur etwa 10% aller Mountainbikes tatsächliche im Gelände<br />

abseits der asphaltierten Straßen zum Einsatz kommen (STRASDAS 1994), kann man erahnen<br />

welcher Nutzungsdruck auf die Landschaft hier entstehen kann.<br />

Über die Konflikte zwischen Radfahrern und Jägern bzw. Forstpersonal ist bereits viel geschrieben<br />

worden, allerdings beziehen sich die Auseinandersetzungen weniger auf Schäden an der<br />

Vegetation, als vielmehr auf die Benützung der Wege selbst, haftet doch der Wegerhalter (in der<br />

Regel Waldbesitzer oder Pächter) für den einwandfreien Zustand der Wege und für die – infolge<br />

unsachgemäßer oder unterlassener Wartung entstandenen – Schäden an Personen oder Geräten<br />

bei der Benützung dieser Wege. Laut Forstgesetz darf jedermann den Wald (inkl. Forststraßen und<br />

Wanderwege) zu Erholungszwecken betreten, nicht jedoch befahren, außer er verfügt über die<br />

ausdrückliche Zustimmung des Grundeigentümers (BENEDIKTER 1991, MIGLBAUER 1992).<br />

Keine einheitlichen gesetzlichen Grundlagen gibt es für Wanderwege außerhalb des Waldes, etwa<br />

oberhalb der Waldgrenze. Hier kommt im Normalfall die Naturschutzgesetzgebung zur Anwendung,<br />

die jedoch im Hoheitsbereich der Bundesländer liegt und daher jeweils anders geregelt ist<br />

(BENEDIKTER 1991).<br />

Generell wird das Mountainbiking als "umweltfreundlichste Fortbewegungsart nach dem Wandern"<br />

eingestuft (BENEDIKTER 1991), dennoch kann es durch die Betätigung zu Beeinträchtigungen der<br />

Umwelt kommen.<br />

Hierunter fallen – ähnlich wie beim Wandern – in erster Linie Schäden an der Vegetation durch die<br />

grobstolligen Reifen beim Befahren, vor allem beim Anfahren und beim Bremsen. Bremsspuren<br />

können mitunter tiefe Rillen ziehen, vor allem bei weichem Boden und die Vegetation inklusive des<br />

obersten Bodenhorizontes aufreißen und nachhaltig schädigen, sowie das Einsetzen von<br />

Erosionsvorgängen bewirken. Besonders anfällig ist hierbei die alpine Vegetation oberhalb der<br />

Waldgrenze (BENEDIKTER 1991, MIGLBAUER 1992, TÖDTER 1992).<br />

Eine größere Gefährdung des Naturraumes stellt das sog. 'Off-Road-Fahren' dar. Obwohl der<br />

Großteil der Radfahrer den Sport auf den Wegen ausübt, gibt es aber auch ein eine kleine<br />

Minderheit, Experten sprechen von etwa 5-10% der in den Berggebieten aktiven Mountainbiker<br />

(BENEDIKTER 1991, TÖDTER 1992), die den Sport abseits der Wege frei im Gelände ausüben. Hier<br />

ist die potentielle Schadanfälligkeit gegenüber einem 'Off-Road-Wanderer' als deutlich höher<br />

einzustufen.<br />

Noch problematischer ist das reine 'Downhill-Fahren' mit Mountainbikes zu bewerten. Hierbei wird<br />

das Rad (tw. modifiziert) nur für die Abfahrt verwendet, der Bergtransport erfolgt mittels Seilbahn<br />

oder Lift, sehr selten auch mittels Helikopter. Die Schäden, die an den Abfahrtsstrecken verursacht<br />

werden, sind mitunter erheblich. Darüber hinaus ist der Einsatz von Infrastruktureinrichtungen<br />

oder Helikoptern aus Bequemlichkeitsgründen entschieden abzulehnen (siehe 'Skifahren')<br />

(BENEDIKTER 1991).<br />

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Eine Beeinträchtigung des Naturraumes durch chemische Mittel (z.B. Schmierstoffe) ist zwar nicht<br />

gänzlich auszuschließen, aber in Anbetracht der möglichen anfallenden Menge absolut zu<br />

vernachlässigen (darüber hinaus werden zumeist biologisch abbaubare Substanzen verwendet).<br />

Bei den indirekten Schäden wird vor allem oft das Vertreiben von Wild angeführt. Durch das<br />

nahezu lautlose und schnelle Herannahen ('Raubtiereffekt') wird das Wild aufgeschreckt und<br />

flüchtet in geschützte Einstandsgebiete, wo es in der Folge zu verstärkten Verbissschäden kommen<br />

kann (BENEDIKTER 1991, MIGLBAUER 1992, TÖDTER 1992).<br />

Interessant zu untersuchen wäre in diesem Zusammenhang jedoch auch, wie sich das Befahren<br />

der Wege des Jagd-/Forstpersonals mit geländegängigen Fahrzeugen, die Jagd selbst oder das<br />

Auftreten von Dutzendschaften von Wanderern auf das Fluchtverhalten des Wildes auswirkt bzw.<br />

ob nicht ein zu hoher Wildbestand in den Revieren die primäre Ursache für die Verbissschäden ist.<br />

3.5.5 Weitere Trendsportarten<br />

3.5.5.1 Gleitschirmfliegen/Deltasegeln<br />

Das Gleitschirmfliegen und Deltasegeln hat im letzten Jahrzehnt ebenfalls einen enormen Boom<br />

erlebt. Es handelt sich, mehr noch als beim Klettern, um eine extrem landschaftsabhängige<br />

Freizeitaktivität, die ein hohes Maß an Ausrüstung (Transportproblem) erfordert. Aus diesen<br />

Gründen gibt es in den Berggebieten verhältnismäßig wenige Stellen, die zur Ausübung dieser<br />

Tätigkeit geeignet sind.<br />

Die Auswirkungen auf den Landschaftsraum betreffen in erster Linie die Startplätze. Auf den<br />

Abflugflächen kann es, wenn die Frequenz aufgrund der sehr limitierten Startstellen hoch ist, zu<br />

starken Trittschäden kommen, die in etwa jenen von stark frequentierten Wanderwegen<br />

entsprechen.<br />

Ein weiterer Punkt der oft angeführt wird, betrifft die indirekte Auswirkung auf den Wildbestand.<br />

Ähnlich wie beim Mountainbiking kann das Wild durch das geräuschlose Herannahen vertrieben<br />

werden, wobei ein Herannahen aus der Luft von den Tieren als schwerwiegender empfunden wird,<br />

als etwa im Falle eines Mountainbikers zur Erde. Untersuchungen weisen darauf hin, dass durch die<br />

Fluggeräte vor allem beim Schalenwild, wie beispielsweise den Gämsen, bereits "ein einmaliges<br />

Überfliegen ausreicht, damit offenes Gelände den ganzen Tag nicht mehr als Einstand benutzt<br />

wird" (TÖDTER 1992). Die Tiere fliehen oft kilometerweit in Wälder und Gehölzgruppen, wo es zu<br />

verstärkten Verbissschäden kommen kann). Neben dem Schalenwild werden vor allem auch<br />

Rauhfußhühner und felsbrütende Vögel gestört, wobei dies aber eine Auswirkung auf den<br />

Naturraum nicht erkennen lässt (BENEDIKTER 1991, MIGLBAUER 1992, TÖDTER 1992).<br />

Dasselbe gilt auch für das Segelfliegen, wenngleich es keine Freizeitbetätigung ist, die im Gebirge<br />

ausgeübt wird, sondern Gebirge im Zuge einer Flugroute angesteuert werden.<br />

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3.5.5.2 Berglauf/Orientierungslauf<br />

Eine Sportart mit einer bereits längeren Tradition, die derzeit einen Aufschwung erlebt, ist das<br />

Laufen in den Bergen. Speziell mit dem gestiegenen Körperbewusstsein und der<br />

Wellnessbewegung erfreut sich Laufen (Jogging) steigender Beliebtheit und wird mittlerweile auch<br />

in Gebirgsgegenden im Wald, sowie fallweise auch oberhalb der Waldgrenze ausgeübt.<br />

Die potentiellen Beeinträchtigungen entsprechen denen des Wanderns, wenn auch die Zahl der<br />

Läufer nur einen Bruchteil der Wanderer ausmacht.<br />

Indirekt kann es, ähnlich dem Mountainbiking, auch zum Vertreiben von Wild aus den Revieren in<br />

andere Unterstandsgebiete kommen.<br />

3.5.5.3 Trekking/Schneeschuhwandern<br />

Beides sind Sportarten, die aus der Weiterentwicklung des Wanderns entstanden sind und v.a. in<br />

den nordischen Ländern, wie Skandinavien, aber auch Kanada und den USA ausgeübt werden.<br />

Unter Trekking werden mehrtägige Wanderungen, bevorzugt in unbewohnten Gebieten<br />

verstanden, wo auf keinerlei Infrastruktur zurückgegriffen wird, sondern die Teilnehmer alles<br />

benötigte selbst mitführen müssen.<br />

Die Auswirkungen auf den Naturraum sind mit denen des Wanderns vergleichbar, erweitert um<br />

den Aspekt des Biwakierens (siehe weiter unten).<br />

Das Schneeschuhwandern wird ebenfalls bevorzugt abseits der Wege in schneereichen Gegenden<br />

in Wäldern aber auch im Hochgebirge durchgeführt und erfreut sich auch in Österreich steigender<br />

Beliebtheit. Es kann als eine Form des 'Winterwanderns' in tief verschneiten Gebieten bezeichnet<br />

werden.<br />

Die potentiellen Beeinträchtigungen für die Natur sind als sehr gering anzusehen und beschränken<br />

sich lediglich auf kleinere Vegetationsschäden bei ungenügender Schneeauflage.<br />

3.5.5.4 Biwakieren<br />

Das Biwakieren ist meist im Zusammenhang mit anderen Sportarten, wie Wandern, Klettern,<br />

Trekking oder Tourenskifahren anzutreffen. In der Regel dient es der Übernachtung bei<br />

Mehrtagestouren.<br />

Die Gefährdung im Zuge des Biwakierens sind mehrschichtig.<br />

Zum einen sind im Bereich der Lagerplätze durch das intensive Betreten und das Aufstellen des<br />

Zeltes Schäden an der Vegetation (ev. auch am Boden) zu erwarten. Diese Schäden können<br />

speziell im Hochgebirge durchaus ein beachtliches Ausmaß erreichen, v.a. bei beliebten und häufig<br />

frequentierten Plätzen. Da für Lagerplätze meist ein möglichst ebenes, nicht exponiertes Gelände<br />

gewählt wird, ist die Gefahr einer flächigen Erosion geringer.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Weitere Beeinträchtigungen betreffen die menschlichen Ausscheidungen. Hier kann es zu Eintrag<br />

von Nährstoffen und Keimen in den Boden und bei ungenügender Bodenauflage auch in das<br />

Grundwasser kommen, außerdem können wiederholte Nährstoffeinträge über einen längeren<br />

Zeitraum zu einer Änderung in der Vegetationszusammensetzung kommen.<br />

Anmerkung: Dies gilt natürlich auch für 'unkontrollierte anthropogene Einträge' im<br />

Zusammenhang mit der Ausübung anderer Sportarten, bei denen keine Einrichtungen der<br />

Entsorgungsinfrastruktur in Anspruch genommen werden.<br />

Die größte potentielle Beeinträchtigung liegt in der Brandgefährdung. Im Zuge des Biwakierens<br />

wird oft leichtfertig ein Feuer gemacht (zum Aufbereiten von Speisen oder zum Wärmen). Hierbei<br />

besteht natürlich die große Gefahr, dass es – sofern es nicht gut beaufsichtigt oder gelöscht wird –<br />

auf die umliegenden Vegetationsbereiche übergreift und weite Flächen zerstören kann. Weiß man,<br />

wie lang die Vegetation in den Höhenlagen benötigt um Schäden zu reparieren, so kann man bei<br />

einem Flächenbrand gut und gerne von einer naturräumlichen Katastrophe sprechen.<br />

3.5.5.5 Canyoning<br />

Canyoning ist eine noch sehr junge Sportart in den heimischen Bergen. Sie ist eine Kombination<br />

aus Klettern, Wandern und Schwimmen in engen, unwegsamen und schwer zugänglichen<br />

wasserführenden Schluchtstrecken. Dabei werden als technische Hilfsmittel Seile, Gurte und<br />

Kletterhaken sowie aufgrund der meist niedrigen Temperaturen der Gebirgsbäche, Neoprenanzüge<br />

verwendet. Diese Strecken werden teils kletternd teils schwimmend überwunden (STRASDAS<br />

1994).<br />

Von den naturräumlichen Auswirkungen her sind die potentiellen Beeinträchtigungen dieser<br />

Sportart auf den Naturraum mit jenen des Kletterns zu vergleichen.<br />

3.5.5.6 Rafting und Hydrospeeds<br />

Nicht direkt im Hochgebirge, sondern eher in den unteren Höhenbereichen, wo Flüsse mit einer<br />

starken Wasserführung anzutreffen sind, ist das Rafting verbreitet.<br />

In einem großen Schlauchboot werden von den Teilnehmern dieser Gruppensportart, ausgerüstet<br />

mit Paddel, Helm, Schwimmweste und Neoprenanzügen, strömungsreiche Gebirgsflüsse befahren.<br />

Mögliche Schäden im Naturraum betreffen das Zerstören der Vegetation an den Ein- und<br />

Ausstiegsstellen im Uferbereich, sowie an der Ufervegetation während der Fahrt.<br />

Eine gänzlich neue Entwicklung sind Hydrospeeds, kurze, breite Kunststoffbretter ähnlich wie sie<br />

beim Wellensurfen zur Anwendung kommen (STRASDAS 1994). Auf ihnen liegend lässt man sich,<br />

ausgerüstet wie beim Rafting (mit Ausnahme des Paddels), einen Gebirgsfluss hinunter treiben.<br />

Die potentiellen Schadauswirkungen entsprechen jenen des Raftings, wenn sie auch – in<br />

Anbetracht dass es sich um einzelne Personen ohne großes Boot handelt – in der Regel weit<br />

geringer ausfallen.<br />

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3.5.5.7 Sonstige Sportarten<br />

In diesem Zusammenhang sollen noch die Motorsportgeräte anführt werden.<br />

Einige davon, wie Geländemotorräder, kommen auch in Gebirgsgegenden zum Einsatz und sind<br />

angeblich auch schon im Hochgebirge oberhalb der Waldgrenze angetroffen worden, obwohl es<br />

dafür ein striktes Fahrverbot gibt.<br />

Auf die Beweggründe dieser Tätigkeiten soll hier nicht näher eingegangen werden, die potentiellen<br />

Schädigungen können aber sehr beträchtlich sein.<br />

Durch die meist starke Motorkraft und die grobstolligen Reifen kommt es in der Regel zu einer<br />

massiven Vegetationszerstörung (siehe Moto-Cross-Pisten), vor allem bei der Beschleunigung und<br />

beim Bergauffahren.<br />

Weiters kann es im Falle eines Unfalles durch den Austritt von Öl und Treibstoffen zu einer sehr<br />

starken Bodenverseuchung kommen, die aufgrund der geringmächtigen Vegetations- und<br />

Bodenauflage sehr rasch in das Grundwasser verfrachtet werden kann.<br />

Darüber hinaus wird durch den starken Lärm der Motoren das Wild viel stärker verschreckt als bei<br />

allen anderen Bergsportarten.<br />

Aus diesem Grund sind sämtliche Motorsportgeräte im Gebirge strikt abzulehnen!<br />

Das gilt in dieser Form im Übrigen auch für das Überfliegen von Wasserschutzgebieten mit<br />

Motorflugzeugen, bzw. für ein mögliches Treibstoffablassen bei Passagierflugzeugen.<br />

3.5.6 Sonstige touristische Aktivitäten<br />

Weitere freizeitbezogene Aktivitäten im Hochgebirge betreffen unter anderem das Sammeln von<br />

Pflanzen oder Früchten und werden in erster Linie gemeinsam mit dem Wandern ausgeübt. Sofern<br />

es sich dabei nicht um Massenphänomene handelt, entsprechen die potentiellen<br />

Beeinträchtigungen jenen des Wanderns und sind somit in der Regel in Bezug auf ihre<br />

Umweltauswirkungen zu vernachlässigen.<br />

Seite 31


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

3.6 Zusammenwirken von Freizeitnutzungen<br />

Kann eine einzelne Nutzung allein schon erhebliche Beeinträchtigungen für den Naturraum<br />

bewirken, so können sich beim Zusammenwirken bzw. bei der Kombination mehrerer Faktoren die<br />

möglichen Gefährdungen verstärken, abschwächen oder es können vollkommen neue<br />

Gefährdungspotentiale hinzukommen. Das Beispiel Skilauf und Wandern soll dies zunächst einmal<br />

veranschaulichen.<br />

Die Auswirkungen des Skilaufs im Winter und die des Wanderns im Sommer wurden bereits<br />

dargestellt. Die Frage, die sich nun stellt, ist: Was passiert, wenn die Aktivitäten Skifahren und<br />

Wandern auf denselben Flächen ausgeübt werden, sozusagen in einer unmittelbaren räumlichen<br />

und zeitlichen Abfolge aufeinander stehen?<br />

Um die Problematik dieser Situation darzustellen, sollte man sich kurz die Aspekte der potentiellen<br />

Auswirkungen vor Augen führen:<br />

1. Durch das Skifahren kann es zu einer Beschädigung der Vegetation durch Pistengeräte und<br />

durch die Stahlkanten der Skier kommen<br />

2. Im Zuge der Pistenpräparierung erfolgt eine Verdichtung der Schneedecke, wodurch sich<br />

die Abschmelzrate deutlich verringert (längere Haltbarkeit der Schneedecke)<br />

3. Eine länger anhaltende Schneedecke bewirkt eine Verkürzung der Vegetationszeit und<br />

somit eine Verschiebung der Regenerationszeit weiter in das Frühjahr bzw. in den<br />

Frühsommer<br />

Folgt nun direkt auf die Belastung der Vegetation durch das Skifahren im Winter eine erneute<br />

Belastung durch das Wandern im Sommer verstärkt sich das Schadausmaß:<br />

4. Durch die Trittbelastung durch Wanderer kann eine weitere Schädigung der bereits stark in<br />

Mitleidenschaft gezogenen Grasnarbe bzw. der Vegetationsauflage erfolgen<br />

5. Die Vegetation hat somit keine Zeit, die durch den Wintertourismus entstandenen Schäden<br />

zu "reparieren" und wird so nachhaltig geschädigt<br />

6. Dieser Schädigungsprozess wird durch eine erneute Beanspruchung im Winter fortgeführt,<br />

bis es zur totalen Zerstörung der Vegetation und des Bodens kommt<br />

Durch die jährlich steigende Anzahl von Erholungssuchenden wird diese Beeinträchtigung in den<br />

meisten Fällen noch verstärkt. Das bedeutet, die Natur ist einer Erhöhung der Besucherfrequenz<br />

bei gleichzeitiger Verkürzung der Vegetations- und Regenerationszeit ausgesetzt.<br />

Im Ausmaß von Schäden durch das Zusammenwirken von mehreren Faktoren muss allerdings<br />

zwischen rein anthropogenen Schadwirkungen und Auswirkungen durch andere Beeinflussungen<br />

unterschieden werden. So verhält es sich ein wenig anders, wenn man beispielsweise die<br />

gegenseitige Beeinflussung von Boden/Vegetation und Weidevieh betrachtet.<br />

Seite 32


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Das Weidevieh scheidet einerseits Stoffe aus, die für den Boden eine bestimmte Belastung an<br />

organischem Material darstellen, außerdem bewirkt der Viehtritt in gewissen Bereichen (v.a. in<br />

Hanglagen mit geringmächtiger Bodenauflage) Erosionserscheinungen.<br />

Andererseits trägt das Vieh durch die Beweidung (= Pflege der Vegetationsdecke) und<br />

Ausscheidungen (= Düngung der Vegetationsdecke) dazu bei, dass sich eine dichte und stabile<br />

Vegetation entwickelt. Somit kann sich auch ein gutes Bodengefüge entwickeln, was in der Folge<br />

zu einer Verbesserung der Filterwirkung und der Wasseraufnahmefähigkeit führt, bei gleichzeitiger<br />

Verringerung des oberirdischen Abflusses.<br />

Von entscheidender Bedeutung, ob es dadurch zu einer Schädigung oder zu einem Ausgleich<br />

kommt, ist das Verhältnis der beiden angeführten Wirkungskreisläufe zueinander.<br />

Zu hoher Viehbestand führt zu verstärkter Vegetationszerstörung (Überweidung, Trittschäden), in<br />

der Folge zu verstärkter Überdüngung und somit zu einem erhöhten Eintrag von Nährstoffen in das<br />

Grundwasser. Darüber hinaus kann es zu einer zunehmenden Eutrophierung des Standortes<br />

kommen.<br />

Zuwenig (oder kein Viehbestand) bzw. keine Mahd kann aber auch negative Auswirkungen haben.<br />

Die langen Halme legen sich um, dadurch wird der oberirdische Abfluss bescheunigt<br />

('Strohdacheffekt'), was in anderen Bereichen wiederum zu einer verstärkten Erosion und somit zu<br />

einer Bodenzerstörung führen kann.<br />

Eine wichtige Voraussetzung ist auch, dass die 'Belastung' der Landschaft angepasst wird. So ist es<br />

im Falle einer Beweidung sehr wichtig, dass diese in einem Gelände stattfindet, wo möglichst<br />

wenige Trittschäden entstehen können (nicht zu steiles Gelände mit einem genügend großen<br />

Bodenhorizont).<br />

Anmerkung: Bei der Gefährdung bzw. Schädigung von Vegetation und Boden (und in der Folge möglicherweise auch<br />

Beeinträchtigung des Trinkwassers) durch die Nutzung der naturräumlichen Gegebenheiten, besteht ein großer von<br />

Unterschied zwischen Weidevieh und Mensch:<br />

Das Weidevieh erzeugt einen geschlossenen Kreislauf: Was vor Ort aufgenommen wird, wird auch vor Ort wieder<br />

ausgeschieden.<br />

Der Mensch befindet sich dagegen in einem offenen Kreislauf, in dem fremde Substanzen in ein Ökosystem eingebracht<br />

werden können (z.B. Chemikalien, Keime).<br />

3.7 Auswirkungen durch Infrastruktureinrichtungen<br />

Hierzu zählen vor allem Straßen, Parkplätze, Aufstiegshilfen, Beherbergungsbetriebe sowie Anlagen<br />

zur Ver- und Entsorgung, aber auch Skipisten, Wanderwege und Klettersteige.<br />

Infrastruktureinrichtungen bewirken in den meisten Fällen größere Schäden für den Naturhaushalt,<br />

als die Ausübung der Sportarten selbst, auch wenn es sich dabei um Massensportarten handelt.<br />

Allerdings ist das zur Verfügung Stellen von bestimmten Einrichtungen eine notwendige<br />

Voraussetzung für die Durchführung der Sportart, wobei man zwischen der primären<br />

Sportinfrastruktur, also jener die für die Ausübung der Tätigkeit selbst benötigt wird, wie Pisten,<br />

Seite 33


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Lifte, etc., und den sekundären Infrastruktureinrichtungen, wie Straßen, Parkplätze,<br />

Beherbergungsbetriebe, Geschäfte, die zu einer besseren Erreichbarkeit, zur Komfortverbesserung<br />

und zu einer Abrundung des Angebotes entstehen, unterscheiden muss.<br />

Die jeweils benötigte Infrastruktur ist in hohem Maße von der Sportart selbst abhängig, für manche<br />

Betätigungen ist keine oder nahezu keine notwendig, für andere sind große Investitionen<br />

notwendig. In der Regel hängt das auch sehr stark mit der Menge der Ausübenden zusammen,<br />

was aber nicht zwangsläufig so sein muss (auch wenn der Vergleich ein wenig hinkt: z.B. im<br />

Motorsport werden sehr hohe Investitionen für eine sehr geringe Anzahl von Ausübenden getätigt).<br />

Die Auswirkungen von Infrastruktureinrichtungen auf die Landschaft und den Naturhaushalt sind<br />

allgemein bekannt und wurden bereits bei den einzelnen Sportarten angesprochen (siehe z.B.<br />

'Skilauf').<br />

Selbst in Gebieten, die sich dem sanften Tourismus verschrieben haben, ist ein gewisses Maß an<br />

touristischer Grundinfrastruktur notwendig und meist auch vorhanden. Auch die Quellgebiete der<br />

Wiener Wasserwerke zählen zu diesen Gebieten. Zumeist beschränkt sich dieses Angebot, im<br />

Gegensatz zu Regionen des Massentourismus, auf Wanderwege und Hütten.<br />

Grundsätzlich sollte danach getrachtet werden, nur unbedingt notwendige Einrichtungen entstehen<br />

zu lassen, wobei aber gerade hier ökologischen Interessen auf wirtschaftliche Vorgaben treffen.<br />

Obwohl in Österreich in den Gebirgsregionen die Ökologie einen hohen Stellenwert hat, ziehen in<br />

diesem Konfliktfeld ökologische Argumente (leider) zu oft den kürzeren.<br />

Sollte ein Eingriff in die Natur unvermeidbar sein, so sollten ökologisch sensible Bereiche<br />

weitgehend ausgespart werden. Ein weiterer Vorteil wäre es, Bauwerke und andere<br />

infrastrukturelle Einrichtungen in den Randbereich von wertvollen Biotopen zu legen oder direkt im<br />

Anschluss an bereits bestehende Projekte zu errichten, vor allem auch im Hinblick auf das<br />

Landschaftsbild.<br />

Unumgänglich bei Eingriffen in die Landschaft ist es, auch die Auswirkungen an die angrenzenden<br />

Bereiche zu berücksichtigen, eventuell im Rahmen einer Umweltverträglichkeitsprüfung, wie sie<br />

heute bei vielen Projekten bereits durchgeführt wird.<br />

Seite 34


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

4 METHODIK - BEWERTUNG VON AUSWIRKUNGEN AUF DEN<br />

NATURRAUM<br />

In einem komplexen ökologischen System, wie es die Gebirgsregionen der Alpen in der Regel sind,<br />

ergeben sich infolge von touristischen Aktivitäten vielfältige Auswirkungen auf den Naturraum.<br />

Für eine Einschätzung der Auswirkungen von Freizeitaktivitäten auf Naturraumfaktoren und in<br />

weiterer Folge auf den Wasserhaushalt gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, in welcher Form die<br />

Auswirkungen auftreten können.<br />

Abbildung 2: Auswirkungen von touristischen Aktivitäten<br />

Nach der Art: qualitativ – quantitativ<br />

Manche Faktoren wirken sich in erster Linie qualitativ (z.B. chemische Inhaltsstoffe von Abwässern)<br />

auf den Naturraum aus, andere – qualitativ nicht so schwerwiegende Faktoren – oft nur über den<br />

Umfang der Einträge.<br />

Nach der Wirkungsweise: direkt – indirekt<br />

Hierbei ist zu unterscheiden, ob die potentiellen Schäden direkt, infolge der Ausübung der<br />

Betätigung oder indirekt, etwa durch sekundäre Erscheinungen von Freizeitaktivitäten entstanden<br />

sind, beispielsweise durch infrastrukturelle Einrichtungen wie Straßen, Parkplätze, Liftanlagen<br />

(BEYER 1994). Sekundäre Schäden können aber auch z.B. durch die Belastung der Luft mit<br />

Schadstoffen entstehen wodurch in weiterer Folge Auswirkungen auf die Umwelt zu erwarten sind.<br />

Andererseits können auch die oben angesprochenen direkten Schäden, die durch die Ausübung der<br />

Tätigkeit selbst entstehen, sich auf andere Faktoren direkt oder indirekt auswirken. So kann sich<br />

eine zu hohe Trittbelastung direkt auf die Vegetation auswirken, etwa durch das Zerstören von<br />

Seite 35


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Pflanzenteilen, indirekt aber auch über eine mögliche Bodenverdichtung auf die Infiltrationsrate<br />

oder den Wasserabfluss.<br />

Nach der Intensität: hoch – gering<br />

Das Ausmaß der potentiellen Beeinträchtigung hängt sehr entscheidend mit der Stärke und Dauer<br />

der Einwirkung zusammen. Im Blickpunkt auf das Schadausmaß macht es einen großen<br />

Unterschied, ob etwa ein Wanderweg nur sporadisch von Wanderern begangen wird, oder ob er<br />

als Zufahrt für ein Pistepflegegerät genutzt wird.<br />

Nach der räumlichen Dimension: lokal – regional<br />

Beeinträchtigungen können sowohl kleinräumig auftreten, als auch große Bereiche oder sogar<br />

ganze Gebiete betreffen. So kann sich etwa der Eintrag von Chemikalien lokal auf das Absterben<br />

von bestimmten Pflanzen oder Vegetationseinheiten auswirken, gelangen diese Substanzen aber<br />

über den Boden in das Grund- oder Quellwasser, so reichen die Auswirkungen dieses Eintrages<br />

weit über die Eintragstelle hinaus und gefährden möglicherweise eine ganze Region.<br />

Nach der zeitli<br />

chen Dimension: kurzfristig – langfristig<br />

Zu unterscheiden ist, ob eine Einwirkung auf das System sehr rasch Auswirkungen auf das System<br />

zeigt, oder es nur langfristig zu Änderungen im Naturraum kommt. Bei der Auswirkung der<br />

potentiellen Beeinträchtigung kann es beispielsweise im Zuge der Pistenpräparierung kurzfristig zu<br />

einem Absterben von Pflanzen oder zu einer Quetschung von Pflanzenteilen kommen, langfristig<br />

kann sich aber auch aufgrund dieser kurzfristigen Störungen die Artenzusammensetzung ändern.<br />

Neben der Tatsache, dass diese Faktoren auch in beiden Ausprägungen bei ein und demselben<br />

Problem auftreten können – z.B. können Trittschäden an der Vegetation sowohl kurzfristig direkt<br />

auf die Vegetation (etwa durch das Ausreißen von Pflanzenteilen) wirken, wie auch langfristig über<br />

eine Reihe weiterer Faktoren zum langsamen Absterben der ganze Pflanze führen – ergeben sich<br />

hier vielfältige Rückkopplungen untereinander. Dadurch kann es über einen Input an einer Stelle<br />

des Systems zu einer Verschiebung von Faktoren, bzw. zu einer Änderung in der Gewichtung der<br />

Faktoren kommen, die wiederum das Gesamtsystem bzw. in weiterer Folge andere Faktoren<br />

beeinflussen, die ursprünglich nicht unmittelbar miteinander im Zusammenhang standen.<br />

So schreibt auch BEYER (1994) in ihrer Studie über Landschaftsveränderungen durch Freizeit- und<br />

Erholungsnutzung am Beispiel der Wasserkuppe (Rhön) dass "die Bewertung von Belastung ein<br />

nahezu unmögliches Unterfangen ist, da Erholungsnutzung auf komplexe Systeme (Ökosysteme)<br />

wirkt, bei dem alle Faktoren in einem Zusammenhang stehen, daher die Auswirkungen der<br />

Erholungsnutzung niemals nur einen Bestandteil tangieren. Dass einige Faktoren stärker betroffen<br />

sind, liegt an der positiven oder negativen Beeinflussung der Faktoren untereinander" (BEYER<br />

1994).<br />

Bereits in den 70-er Jahren wurde versucht, mittels Nutzwertanalyse Landschaftsbewertungen<br />

durchzuführen, wie etwa im Rahmen der sog. 'Sauerlandanalyse', in der die Eignung der<br />

Landschaft für die Erholungsnutzung untersucht und bewertet wurde.<br />

Seite 36


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Seit dieser Zeit bemühte man sich, mit Hilfe verschiedener mathematischer und statistischer<br />

Verfahren, Bewertungen in Ökosystemen durchzuführen. Das Prinzip beruht bei allen dieser<br />

Bewertungsversuche auf der Annahme, dass komplexe Wirkungszusammenhänge in einfache<br />

Teilaspekte zerlegt werden. Diese Teilaspekte sollen zunächst einzeln bewertet werden und<br />

schließlich wieder zusammengefasst und zu einer umfassenden Bewertungsaussage (= dem<br />

Nutzwert) übergeführt werden (HANISCH 2002).<br />

Das Problem dabei ist, dass man basierend auf einem Wertesystem die zu bewertenden<br />

Objekteigenschaften, Bewertungskriterien und Bewertungsmaßstäbe festlegen muss. Auf dieser<br />

Ebene gibt es die größten Unsicherheiten, da es sehr problematisch und nahezu unmöglich ist, ein<br />

dynamisches Ökosystem in seine Bestandteile zu zerlegen und die Faktoren einzeln – quasi statisch<br />

– zu bewerten, ohne die Dynamik, Wechselwirkungen und Rückkoppelungen auch nur<br />

einigermaßen umfassend zu berücksichtigen.<br />

Weiters stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien man die Faktoren einordnet, bewertet und<br />

gewichtet. Wie lässt sich beispielsweise das Absterben von Pflanzenteilen bewerten und gewichten,<br />

wie können dabei Faktoren, wie Art der Vegetation, Pflanzengesellschaften, Höhenlage, Exposition,<br />

Hangneigung, Besonnungsverhältnisse, Bodentiefe einbezogen werden? Speziell im Hochgebirge,<br />

wo auf kleinstem Raum eine Vielzahl von Biotopen auf unterschiedlichsten Standorten und<br />

Bodenverhältnissen angesiedelt ist, erscheint eine solche Vorgangsweise nahezu unmöglich (siehe<br />

BEYER 1994).<br />

Die ganze Problematik könnte eventuell in Form von verschiedenen Szenarien bzw. Teilszenarien<br />

mit Hilfe einer Computerbasierenden Simulation durchgespielt werden (ev. in Form einer<br />

mehrdimensionalen Matrix), diese Aufgabe würde aber den Inhalt dieser Studie bei weitem<br />

übersteigen.<br />

4.1 Problematik der Bewertung von Auswirkungen infolge touristischen<br />

Aktivitäten auf den Naturraum<br />

Im nachfolgenden soll ein Versuch dargestellt werden, wo anhand einiger ausgewählter Faktoren<br />

die Ursachen und Wirkungszusammenhänge von potentiellen Auswirkungen aufgezeigt und am<br />

Beispiel 'Wandern' (das auf der Rax die bedeutendste Rolle spielt) exemplarisch auf einfache Art<br />

und Weise in Form einer Matrix bewertet werden.<br />

Betrachtet man die Fragestellung der potentiellen Auswirkungen von touristischen Aktivitäten auf<br />

das Karstwassersystem und somit auf die Trinkwasservorräte der Wiener Wasserwerke, so kann<br />

man im Allgemeinen davon ausgehen, dass dieses Wirkungssystem grob in 3 Ebenen aufgebaut ist<br />

(siehe nachfolgende Abbildung).<br />

• Ganz oben auf der sog. 'Basisebene' kann es infolge von Freizeitaktivitäten<br />

unterschiedlichster Art zu Inputs in das System kommen<br />

• Ganz unten auf der sog. 'Zielebene' können diese Inputs Verschiebungen und somit<br />

Auswirkungen auf den Karstwasserhaushalt bedeuten<br />

Seite 37


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

• In der Ebene dazwischen, der sog. 'Effektebene' kommt es zu Beeinflussungen,<br />

Verschiebungen und Rückkoppelungen innerhalb dieser Faktoren (Effekte), welche die<br />

Auswirkungen von der oberen Basisebene in irgendeiner Form an die Zielebene<br />

weitergeben.<br />

Wirkungsschema allgemein<br />

Touristische Aktivitäten und deren Auswirkungen<br />

Basis Ebene Input 1 Input 2 Input 3 Input ...<br />

Ebene 1<br />

Effekt 1 Effekt 2 Effekt 3<br />

Effekt ...<br />

Ebene 2<br />

Effekt 5 Effekt 6 Effekt 7 Effekt ...<br />

Ebene …<br />

Effekt...<br />

Ziel Ebene<br />

Auswirkungen auf das Karstwassersystem<br />

Abbildung 3: Wirkungsschema von Aktivitäten allgemein<br />

Die nächste Abbildung zeigt die Wirkungskreisläufe der Auswirkungen des Wanderns<br />

Seite 38


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Wirkungskreisläufe - Wandern<br />

Basisebene<br />

mechanische Einwirkung<br />

- Trittbelastung<br />

Erschließungs- und<br />

Entsorgungsinfrastruktur<br />

Abfälle und organische<br />

Einträge<br />

Effekte<br />

Änderung der<br />

Nährstoffversorgung<br />

Vegetationszerstörung/Absterben<br />

von Pflanzenteilen<br />

Gefährdung<br />

Vegetationsentwicklung/<br />

Pflanzenverdrängung<br />

mechanische<br />

Bodenzerstörung<br />

Änderung der Bodenstruktur<br />

Bodenverdichtung<br />

Reduktion der<br />

Filterwirkung<br />

Änderungen der<br />

Durchwurzelung<br />

Verringerung der<br />

Infiltration<br />

verstärkter<br />

Oberflächenabfluß<br />

erhöhte<br />

Erosionsgefahr<br />

Zielebene<br />

Auswirkungen im Karstwassersystem<br />

Abbildung 4: Wirkungskreisläufe Wandern<br />

Anhand der Grafik kann man bereits erkennen, welche Effekte miteinander in Verbindung stehen<br />

und wie vielfältig die Beeinflussung der Auswirkungen untereinander ist. Es fällt nicht leicht,<br />

Aussagen über die Zusammenhänge und gegenseitige Beeinflussungen zu treffen.<br />

In der nächsten Abbildung wurde versucht, den Bereich der unterschiedlichen Effekte zu ordnen<br />

und die Effekte einzelnen Ebenen zuzuordnen. Daraus ergibt sich für jeden Naturraumfaktor<br />

(Vegetation, Boden, Wasser, etc.) eine Ebene, in der die Auswirkungen jedes Faktors aufgelistet<br />

sind (= Effektebene). Die Auswirkungen werden somit in ihre einzelnen Ebenen zerlegt und diese<br />

wiederum in ihre einzelnen Effekte.<br />

Seite 39


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Effekte Grundtabelle - Wandern<br />

Basisebene<br />

Input<br />

mechanische Einwirkung<br />

- Trittbelastung<br />

Erschließungs- und<br />

Entsorgungsinfrastruktur<br />

Abfälle und<br />

organische Einträge<br />

Effekte Eb1<br />

Vegetation<br />

Vegetationszerstörung/Absterben<br />

von Pflanzenteilen<br />

Änderung der<br />

Nährstoffversorgung<br />

Gefährdung<br />

Vegetationsentwicklung<br />

/Pflanzenverdrängung<br />

Änderungen der<br />

Wurzelmasse<br />

Effekte Eb2<br />

Boden<br />

Bodenverdichtung<br />

Reduktion der<br />

Filterwirkung<br />

Änderung der<br />

Bodenstruktur/<br />

Bodenverdichtung<br />

Änderungen der<br />

Durchwurzelung<br />

Effekte Eb3<br />

Wasser<br />

Verringerung<br />

der Infiltration<br />

verstärkter<br />

Oberflächenabfluß<br />

erhöhte<br />

Erosionsgefahr<br />

Auswirkungen im Karstwassersystem<br />

Abbildung 5: Grundtabelle Effekte Wandern<br />

Die Auswirkungen des Skilaufs in Bezug auf den Naturhaushalt sind von den Effekten her sehr<br />

ähnlich gestaltet, mit dem Unterschied, dass hier noch eine zusätzliche Ebene (Schnee) vorhanden<br />

ist (siehe nachfolgende Abbildung).<br />

Seite 40


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Effekte Grundtabelle - Pistenskilauf<br />

Basisebene<br />

Input<br />

Physikalische Einwirkung<br />

- Präparierung<br />

Physikalische Einwirkung<br />

- Skifahrer<br />

Einsatz von<br />

Kunstschnee<br />

Chemikalien<br />

Dünger, Stabilisatoren<br />

Effekte Eb1<br />

Schnee<br />

Schneeverdichtung/<br />

Gefahr des<br />

Gefrierens<br />

Verringerung der<br />

Isolationswirkung<br />

Bodenfrost<br />

Sauerstoffdefizite/<br />

Fäulnisprozesse<br />

Auftreten von<br />

Schneeschimmel<br />

Effekte Eb2<br />

Vegetation<br />

Vegetationszerstörung/Absterben<br />

von Pflanzenteilen<br />

Verkürzung der<br />

Veg.-Periode<br />

Gefährdung<br />

Vegetationsentwicklung/<br />

Pflanzenverdrängung<br />

Änderungen der<br />

Durchwurzelung<br />

Effekte Eb3<br />

Boden<br />

Bodenverdichtung<br />

Änderung der<br />

Bodenstruktur<br />

Änderung der<br />

Nährstoffversorgung<br />

Effekte Eb4<br />

Wasser<br />

Verringerung<br />

der Infiltration<br />

Reduktion der<br />

Filterwirkung<br />

verstärkter<br />

Oberflächenabfluß<br />

erhöhte<br />

Erosionsgefahr<br />

Auswirkungen im Karstwassersystem<br />

Abbildung 6: Grundtabelle Effekte Pistenskilauf<br />

In der Folge kann man nun die einzelnen Auswirkungen zueinander in Beziehung bringen,<br />

beispielsweise in Form einer Matrix, und versuchen die Wechselwirkungen untereinander<br />

zuzuordnen und zu bewerten. Im nächsten Beispiel wurden nur 3 Auswirkungsparameter<br />

(Wirkungsweise, Intensität und zeitliche Dimension) für die Bewertung herangezogen, da alle 5<br />

bereits an die Grenzen des räumlichen Vorstellungsvermögens gehen würden.<br />

In den folgenden Abbildungen ist der Versuch einer Bewertung der Auswirkungen der Basisebene<br />

auf die unterschiedlichen Effektebenen dargestellt.<br />

Seite 41


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Bewertung von Effekten - Wandern<br />

Effekte<br />

Vegetation<br />

mechanische Einwirkung<br />

- Trittbelastung<br />

Erschließungs- und<br />

Entsorgungsinfrastruktur<br />

Abfälle und organische<br />

Einträge<br />

Vegetationszerstörung/<br />

Absterben von<br />

Pflanzenteilen<br />

hoch<br />

dir<br />

kurz<br />

ger<br />

dir<br />

hoch<br />

kurz<br />

hoch<br />

indir<br />

lang<br />

ger<br />

Änderung der<br />

Nährstoffversorgung<br />

indir<br />

ger<br />

lang<br />

kurz<br />

dir<br />

hoch<br />

lang<br />

Gefährdung der<br />

Vegetationsentwicklung/<br />

Pflanzenverdrängung<br />

hoch<br />

indir<br />

lang<br />

ger<br />

hoch<br />

indir<br />

lang<br />

ger<br />

dir<br />

hoch<br />

lang<br />

indir<br />

Änderungen der<br />

Durchwurzelung<br />

indir<br />

ger<br />

lang<br />

indir<br />

ger<br />

lang<br />

indir<br />

ger<br />

lang<br />

Abbildung 7: Bewertung der Auswirkungen von Wandern auf die Vegetation<br />

Bewertung von Effekten - Wandern<br />

Effekte<br />

Boden<br />

mechanische Einwirkung<br />

- Trittbelastung<br />

Erschließungs- und<br />

Entsorgungsinfrastruktur<br />

Abfälle und organische<br />

Einträge<br />

mechanische<br />

Bodenzerstörung<br />

dir<br />

hoch<br />

kurz<br />

dir<br />

hoch<br />

kurz<br />

hoch<br />

indir<br />

lang<br />

ger<br />

Bodenverdichtung/<br />

Änderung der<br />

Bodenstruktur<br />

kurz<br />

dir<br />

hoch<br />

lang<br />

dir<br />

kurz<br />

hoch<br />

indir<br />

lang<br />

hoch<br />

indir<br />

lang<br />

ger<br />

Reduktion der<br />

Filterwirkung<br />

kurz<br />

dir<br />

hoch<br />

lang<br />

dir<br />

ger<br />

lang<br />

indir<br />

indir<br />

ger<br />

lang<br />

Änderungen der<br />

Durchwurzelung<br />

hoch<br />

indir<br />

lang<br />

ger<br />

indir<br />

ger<br />

lang<br />

indir<br />

ger<br />

lang<br />

Abbildung 8: Bewertung der Auswirkungen von Wandern auf den Boden<br />

Seite 42


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Bewertung von Effekten - Wandern<br />

Effekte<br />

Wasser<br />

mechanische Einwirkung<br />

- Trittbelastung<br />

Erschließungs- und<br />

Entsorgungsinfrastruktur<br />

Abfälle und organische<br />

Einträge<br />

Verringerung der<br />

Infiltration<br />

hoch<br />

dir<br />

lang<br />

ger<br />

dir<br />

hoch<br />

kurz<br />

indir<br />

ger<br />

lang<br />

indir<br />

ger<br />

lang<br />

verstärkter<br />

Oberflächenabfluss<br />

indir<br />

hoch<br />

lang<br />

kurz<br />

dir<br />

hoch<br />

lang<br />

erhöhte<br />

Erosionsgefahr<br />

indir<br />

hoch<br />

lang<br />

kurz<br />

dir<br />

hoch<br />

lang<br />

Abbildung 9: Bewertung der Auswirkungen von Wandern auf das Wasser<br />

Man kann anhand der Abbildungen erkennen, dass die Beziehungen sehr unterschiedliche<br />

Auswirkungen zueinander zeigen bzw. dass es zwischen manchen Effekten offensichtlich keine<br />

Zusammenhänge gibt. Darüber hinaus ist noch festzuhalten, dass bei manchen Parametern beide<br />

Ausprägungen möglich sind. Im Falle einer computergestützten Simulation muss das eine<br />

entsprechende Berücksichtigung finden.<br />

Neben diesen Auswirkungen der Basisebene auf die einzelnen Effektebenen, die noch<br />

verhältnismäßig leicht zuzuordnen sind, gibt es natürlich auch Beziehungen der einzelnen Effekte<br />

zueinander. In der nächsten Abbildung wurden einige davon ausgewählt und in ihrer Beziehung<br />

zueinander bewertet.<br />

Seite 43


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Bewertung von Effekten - Wandern<br />

Effekte-<br />

Effekte<br />

Vegetationszerstörung/<br />

Absterben von<br />

Pflanzenteilen<br />

Änderungen<br />

der<br />

Durchwurzelung<br />

Bodenverdichtung/<br />

Änderung der<br />

Bodenstruktur<br />

Änderung der<br />

Nährstoffversorgung<br />

Verringerung der<br />

Infiltration<br />

hoch<br />

dir<br />

kurz<br />

ger<br />

indir<br />

ger<br />

lang<br />

dir<br />

hoch<br />

kurz<br />

indir<br />

ger<br />

lang<br />

verstärkter<br />

Oberflächenabfluss<br />

kurz<br />

dir<br />

hoch<br />

lang<br />

hoch<br />

indir<br />

lang<br />

ger<br />

dir<br />

hoch<br />

kurz<br />

erhöhte<br />

Erosionsgefahr<br />

hoch<br />

indir<br />

lang<br />

ger<br />

dir<br />

hoch<br />

lang<br />

indir<br />

ger<br />

hoch<br />

indir<br />

lang<br />

ger<br />

indir<br />

ger<br />

lang<br />

Abbildung 10: Bewertung der Effekte zueinander<br />

Für die Bewertung des gesamten Ökosystems müsste man nun eine Art multidimensionale Matrix<br />

heranziehen, die das menschliche Vorstellungsvermögen bei weitem übersteigt. Man könnte sich<br />

dies etwa in folgender Form vorstellen:<br />

Die in den einzelnen Abbildungen dargestellten Beziehungen der Effektebenen mit der Basisebene<br />

liegen übereinander angeordnet, doch statt der 3 Bewertungsparameter werden weit mehr<br />

einbezogen. Zwischen diesen Ebenen gibt es in alle Raumrichtungen Beziehungen<br />

(=Auswirkungen) zueinander mit einer multidimensionalen Parameterausbildung. Darüber hinaus<br />

sind rund um diese multidimensionale Matrizen noch weitere Faktoren, wie Temperatur,<br />

Sonnenscheindauer, Hangneigung, Himmelsrichtung, etc. angeordnet, welche das komplexe, in<br />

sich geschlossene, System noch von außen beeinflussen.<br />

Aus diesen Ausführungen kann man ersehen, dass es – wie bereits zu Beginn des Kapitels erwähnt<br />

– sehr schwierig ist, die Auswirkungen von touristischen Aktivitäten auf ein komplexes Ökosystem<br />

darzustellen und nahezu unmöglich, sie mit herkömmlichen Methoden zu bewerten.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

5 DIE RAX – NATURRÄUMLICHE GRUNDLAGEN<br />

5.1 Topographischer Überblick<br />

Die Rax wird häufig, gemeinsam mit dem Schneeberg, aufgrund ihrer Nähe zu Wien als der<br />

'Hausberg der Wiener' bezeichnet.<br />

Sie liegt etwa 90 km südwestlich von Wien an der Grenze zwischen Niederösterreich und der<br />

Steiermark und ist von der Bundeshauptstadt in etwa eineinviertel Stunden bequem mit dem Auto<br />

über die Südautobahn (A2) bzw. Semmeringschnellstrasse (S6) zu erreichen. Auch mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln (Südbahn ab Wien bis Reichenau und in weiterer Folge Bus bis Hirschwang) ist sie<br />

von Wien aus gut angebunden.<br />

Am Fuße der Rax befinden sich 3 größere Siedlungen: Hirschwang im Osten, Prein an der Rax im<br />

Süden und Hinternaßwald im Westen.<br />

Vom Schneeberg ist die Rax durch das Höllental, das die Schwarza in das Gestein erodiert hat,<br />

getrennt.<br />

Die Rax ist ein Hochplateau mit zum Teil sehr steilen, felsigen Bergflanken. Die Hochfläche ist eine<br />

durch Kuppen und Rücken gegliederte Landschaft in einer Seehöhe zwischen ca. 1500 und 2000<br />

Metern; die höchste Erhebung ist die Heukuppe auf der südwestlichen Rax mit 2007 Metern.<br />

Infolge der starken touristischen Frequentierung verfügt die Rax über ein ausgedehntes Netz an<br />

Wanderwegen und eine Reihe von Berghütten. Für den Aufstieg vom Tal auf die Hochfläche gibt es<br />

von Hirschwang aus eine Seilbahn, welche die ca. 1000 Höhenmeter in wenigen Minuten<br />

überwindet. Weitere häufig benutzte Aufstiegsrouten gibt es noch im Süden, ausgehend vom<br />

Preiner Gscheid und von Hinternaßwald über den Kaisersteig.<br />

Das gesamte Hochplateau ist als Quellschutzgebiet ausgewiesen, dieser Bereich reicht im Süden<br />

(Gebiet Prein) bis etwa zur 1000-Meter Höhenlinie, an den anderen drei Flanken bis ins Tal bzw.<br />

darüber hinaus auf den Schneeberg und auf die Schneealpe.<br />

Die nachfolgende Karte zeigt einen topographischen Überblick über das Raxgebiet.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Karte 1: Topographischer Überblick<br />

5.2 Geologie<br />

Die Rax gehört geologisch gesehen zu den Ostausläufern der nördlichen Kalkalpen. Sie ist ein aus<br />

verkarstungsfähigen Gesteinen aufgebauter Gebirgsstock vom Typus eines Kalkhochplateaus<br />

(ebenso wie Schneeberg, Schneealpe und Hochschwab).<br />

Von der Geomorphologie her handelt es sich hier um eine in sich mehrfach abgetreppte Altfläche,<br />

die von H. RIEDL (1977) als "Raxlandschaft" bezeichnet wird. Die Höhenintervalle dieser<br />

Flächensysteme betragen etwa 150-200 Meter.<br />

Wie diese treppenartige Landschaft tatsächlich entstanden ist, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.<br />

Ein Ansatz geht davon aus, dass die Raxlandschaft bei der Hebung im Zuge der Gebirgsbildung<br />

infolge der Bruchtektonik in einzelne Schollen zerbrochen ist (einphasige Entwicklung). Es ist aber<br />

auch möglich, dass die Entstehung einem mehrphasigen Hebungsvorgang (mit Senkungsphasen)<br />

zugrunde liegt (RIEDL 1977).<br />

Aufgebaut ist die Rax zum überwiegenden Teil aus Kalken und Dolomiten. Daneben gibt es noch<br />

ganz vereinzelt andere Gesteine, wie etwa Porphyroid, Grünschiefer, Quarzite oder<br />

Kalkglimmerschiefer, die allerdings lokal sehr begrenzt sind – oft in Form von Stufen, Rippen oder<br />

kleinen Kuppen.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Den Hauptbestandteil der Rax bildet Wettersteinkalk (Mitteltrias), die Hochfläche ist fast zur Gänze<br />

daraus aufgebaut, die Steilränder zum überwiegenden Teil. Der Wettersteinkalk ist ein massiges, in<br />

dichten Bänken geschichtetes Gestein von heller, zumeist lichtgrauer Färbung. Zum Teil gibt es<br />

auch dünklere Partien (z.B. Bärental, Scheibenwaldhöhe), vereinzelt tritt er auch in hellroter<br />

Färbung auf (CORNELIUS 1936). Es handelt sich hierbei um ein sehr reines karbonatisches<br />

Gestein. Auffällig sind stellenweise Einlagerungen von gelb bis rot gefärbten Mergeln,<br />

dunkelgrauen bis gelben Schiefern und dunkelroten tonig-eisenhaltigen Ablagerungen<br />

(FRANZ/SOLAR 1964).<br />

Abbildung 11: Kalkfelsen im Bereich der Lechnermäuern<br />

Ein weiteres felsbildendes Gestein neben dem Wettersteinkalk ist der Wettersteindolomit, vielfach<br />

geht der Kalk in den Dolomit über, so beispielsweise im Bereich des Reißtales oder unterhalb des<br />

Jakobskogels. Einen Übergangsbereich von Wettersteinkalk (oben) zu Wettersteindolomit (unten)<br />

markiert auch z.B. der Bismarksteig, vereinzelt tritt der Dolomit auch auf dem Raxplateau an die<br />

Oberfläche (z.B. oberhalb der Looswand). Gegenüber dem Wettersteinkalk ist der<br />

Wettersteindolomit viel brüchiger, seine Felsen sind meist weniger steil und rauer. Charakteristisch<br />

ist auch der Zerfall in eckigen Grus (CORNELIUS 1936).<br />

Unter diesen Gesteinen sind häufig Gutensteiner Kalke und Dolomite zu finden, die nur an wenigen<br />

Stellen (Steilabhänge) an die Oberfläche treten, wie beispielsweise bei den Raxenmäuern am<br />

Südabfall der Heukuppe. Es handelt sich hierbei um schwarze bis dunkelgraue Gesteine, oft mit<br />

ziegelroten (Kalk) oder grauen (Dolomit) Kluftbelägen. Kennzeichnend sind das Vorkommen in<br />

zumeist dünnen Schichten und die geringe Verwitterungsbeständigkeit (CORNELIUS 1936).<br />

Kennzeichnend für alle Kalk- und Dolomitgesteine ist die starke Klüftigkeit, die eine entscheidende<br />

Rolle für die Wasserdurchlässigkeit spielt (siehe Kap. 'Wasserhaushalt – Karstproblematiik').<br />

Die unterste Ebene des Raxgebirges bilden die Werfener Schichten (Trias). Diese vollkommen<br />

wasserundurchlässigen Gesteine bestehen aus leicht verwitternden Tonschiefern und<br />

Quarzsandsteinen und bilden so einen Stauhorizont für die Karstwässer.<br />

Interessant ist auch das Auftreten von sog. 'Augensteingeröllen' auf der Hochfläche. Es handelt<br />

sich hierbei um gelbliche, runde, wenige Zentimeter große (in Form und Größe an Augen<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

erinnernde), überwiegend aus Quarz (daneben auch vereinzelt Gneis) bestehende Gerölle auf der<br />

Raxhochfläche. Zumeist sind sie in an Stellen anzutreffen, wo Terra fusca in größeren Mengen<br />

zusammengeschwemmt wurde.<br />

Woher diese Augensteine stammen und wie sie genau entstanden sind bzw. wie sie auf die zur<br />

Gänze aus Kalken aufgebaute Hochfläche gekommen sind, steht bis heute nicht fest. Es könnte<br />

sich um Reste einer Schotterdecke handeln, die vor der Hebungsphase des Gebirges über den<br />

heutigen Gipfeln abgelagert wurde. Erst durch mehrfache Umlagerungen könnte das Material (das<br />

keinesfalls aus den Kalkalpen stammen kann, sondern nur von weiter südlich her verfrachtet<br />

worden sein kann) auf die Raxhochfläche gelangt sein, was eine grundlegende Umgestaltung der<br />

Gefällsverhältnisse im Zuge der Gebirgsbildung bedeuten würde (CORNELIUS 1936).<br />

5.3 Böden<br />

Aufgrund der Höhenlage und in Ermangelung an bodenbildendem Ausgangsmaterial sind die<br />

Böden auf der Rax zumeist nur von geringer Mächtigkeit. In steilen, felsigen Bereichen fehlen sie<br />

sehr oft zur Gänze oder sind nur auf Spalten und Rillen oder spärlich in Kalkschutt oder Kalkgrus<br />

eingemengte Reste beschränkt.<br />

Auf flach geneigten oder ebenen Stellen bzw. in Senken oder Mulden, wo Feinmaterial<br />

eingeschwemmt und abgelagert wird, können sich auch Böden größerer Mächtigkeit bilden.<br />

Im Wesentlichen beschränken sich die auf der Rax vorkommenden Böden auf 3 Bodenarten<br />

(FRANZ/SOLAR 1964):<br />

• Rendsinen<br />

• Terra fusca<br />

• Rotlehme<br />

Die Rendsinen des Raxplateaus gehören zur Gruppe der Hochgebirgsrendsinen, die sich in der<br />

überwiegenden Mehrzahl durch einen außerordentlich hohen Humusgehalt auszeichnen. Rendsinen<br />

können nur dort entstehen, wo Kalk oberflächlich lagert. Die ständige Nachlieferung von Kalk an<br />

die Bodenlösung bestimmt nicht nur den Biochemismus, sondern beeinflusst auch den Kreislauf an<br />

organischer Substanz maßgeblich (FRANZ/SOLAR 1964).<br />

Nach H. PALLMANN und W. KUBIENA (nach FRANZ/SOLAR 1964) werden diese Rendsinen auf<br />

Kalkgestein als 'Eurendsinen' bezeichnet, die sich aufgrund ihres Humusgehalts noch in einzelne<br />

Varietäten unterscheiden lassen.<br />

Die alpine Moderrendsina bedeckt den anstehenden Fels in sehr geringer Mächtigkeit (selten mehr<br />

als 10 cm), wobei die Spalten und Rillen des kalkhältigen Ausgangsgesteins ebenfalls mit humosem<br />

Bodenmaterial ausgefüllt sind. Die alpine Pechrendsina (Humusform Pechmoder) ist homogen und<br />

feinporig mit kolloidalem Charakter. Besonders auffällig ist die intensive schwarze Färbung. Die<br />

alpine Polsterrendsina findet sich schließlich unter alpinen Polsterpflanzen (FRANZ/SOLAR 1964).<br />

Im Gegensatz zu den kalkhältigen Gebirgsrendsinen sind die Terra fusca Böden kalkfrei. (Die<br />

Bezeichnung 'Braunlehme', die in der Literatur als Synonym für die Terra fusca ebenfalls<br />

Verwendung findet, beinhaltet auch Böden aus kalkhältigem Ausgangsmaterial und trifft somit für<br />

eine Terra fusca nicht zu.) Dieses nicht karbonatische Material kann auf einem ausschließlich aus<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Kalk aufgebautem Hochplateau nur durch Windverfrachtung aus einem aus silikatischen Gesteinen<br />

bestehendem Gebiet (höchstwahrscheinlich aus dem benachbarten ostalpinen Kristallin)<br />

eingebracht worden sein (FRANZ/SOLAR 1964). Auch die Terra fusca (auch als Roterde<br />

bezeichnet) tritt auf der Rax in 3 Subformen auf.<br />

Die typische Terra fusca (Humusform Feinmoder) besteht aus wenig verändertem Terra fusca<br />

Sediment, an der Profilbasis liegen stets Wettersteinkalkschutt- und –grusmassen. Der Boden hat<br />

zumeist eine dunkelgraue Färbung und ist v.a. in flachen Mulden und Tälern bis ins flachhängige<br />

Gelände anzutreffen. Die podsolige pseudovergleyte Terra fusca ist stockwerkartig (3-5 Lagen)<br />

aufgebaut, indem Terra fusca Sedimentrelikte auf älteren Terra fusca Sedimenten und diese wieder<br />

auf Solifluktionsschutt und/oder Rotlehmpackungen liegen. Diese Bodenart findet sich v.a. in Lagen<br />

mit reliefbedingtem Tagwasserstau, z.B. in flachen Dolinen, auf schwachgeneigten, kleinwellig<br />

reliefierten Flächen und am flachen Hangfuß. Die gedunkelte Terra fusca mit einer dünnen Streuund<br />

Humusauflageschicht (Moder) entsteht durch Humuseinwaschung an ökologisch frischen<br />

Standorten. Sie ist auf kleine Flächen mit guter Wasserversorgung bzw. auf Standorte, an denen<br />

kein starker Abtrag von Reliktsedimenten stattgefunden hat, beschränkt (FRANZ/SOLAR 1964).<br />

Bei den Rotlehmen handelt es sich um "rote, plastische, dichte, schlämmstoff- und<br />

sesquioxidreiche Böden" (FRANZ/SOLAR 1964) von verschiedenem Alter. Einerseits gibt es<br />

vereinzelt und kleinräumig 'Rotleme in situ', die teils als Reliktböden noch die heutige Bodendecke<br />

bilden, teils als fossile Böden unter Terra fusca begraben liegen. Daneben gibt es noch<br />

(wahrscheinlich mehrmals umgelagerte) Rotlehmsedimente. Auf der Rax am weitesten verbreitet<br />

sind jedoch spärliche in Kalkschutt bzw. –grus eingemengte Reste von<br />

Rotlehmerosionssedimenten, sowie mit Rotlehm gefüllte Spalten und Risse im Karbonatgestein<br />

(FRANZ/SOLAR, 1964).<br />

Die Böden der Rax sind starken exogenen Kräften ausgesetzt, besonders Erosionsvorgänge und<br />

Bodenfrost spielen bei der Entwicklung eine große Rolle. Die größte Bedeutung hat dabei die<br />

Hangabspülung, besonders an Hängen über 30° Neigung. Ist die Vegetationsdecke bereits<br />

aufgebrochen, entweder natürlich durch anstehenden Fels und Steine oder infolge von<br />

Trittschäden durch Weidevieh oder die Besucher, kommt es sehr rasch zur Zerstörung der<br />

Bodendecke. Infolge von Rillenerosion kommt es zunächst zur Zerschneidung und in weiterer Folge<br />

zur Unterspülung der Vegetationseinheiten bis auf das nackte Gestein. Beschleunigt wird dieser<br />

Vorgang noch durch die Kammeisbildung im Winter (FRANZ/SOLAR 1964).<br />

In ebenem oder leicht geneigtem Gelände (speziell an Wegen), wo infolge hoher Besucherfrequenz<br />

die Vegetation zerstört ist, ist die Erosion durch den Aufprall der Regentropfen ein entscheidender<br />

Faktor (v.a. bei Terra fusca). Durch diesen Vorgang werden Bodenteilchen aus dem Gefüge<br />

gerissen und in nächster Nähe auf ebenen Flächen oder in leichten Mulden in Form eines<br />

schwachen Schwemmkegels abgelagert (gut erkennbar am Poa annua-Bewuchs). Die<br />

Erodierbarkeit ist abhängig von der Zusammensetzung – sandreichere Terra fusca wird leichter<br />

erodiert, tonreichere hält der Erosion besser stand (FRANZ/SOLAR 1964).<br />

Auch der Bodenfrost spielt bei den Erosionsvorgängen eine bedeutende Rolle (speziell bei<br />

Pechrendsinen). Durch die Frostwirkung wird das Bodengefüge gesprengt bzw. große Bestandteile<br />

(z.B. Grobschutt) an die Oberfläche gehoben, was nach dem Auftauen der Böden die<br />

Erosionsanfälligkeit erhöht (FRANZ/SOLAR 1964).<br />

Seite 49


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Demgegenüber geht eine Neubildung von Böden sehr langsam vor sich. Das liegt einerseits an der<br />

– durch die Höhenlage des Gebietes bedingte – relativ kurze Vegetationsperiode, andererseits am<br />

spärlichen Vorhandensein von zersetzbarem organischem Material. Ein weiterer entscheidender<br />

Faktor ist die Beanspruchung infolge der touristischen Nutzung, v.a. an Wegen, wo durch die<br />

Bodenneubildung durch die stetige Trittbelastung sofort wieder zerstört wird.<br />

Abbildung 12: Schäden infolge Trittbelastung<br />

5.4 Vegetation<br />

Die Vegetation in den Quelleinzugsgebieten hat einen entscheidenden Einfluss speziell auf die<br />

Qualität (aber auch auf die Quantität) des Trinkwassers. Die Zusammensetzung und Verteilung der<br />

Vegetation wird neben der Höhenlage auch maßgeblich von Klima, Geologie und Boden bestimmt.<br />

Die forst- und almwirtschaftliche Nutzung haben die Vegetationsverhältnisse im Laufe der Zeit<br />

teilweise massiv verändert (GRABHERR 2000).<br />

Die Hänge unterhalb des Raxplateaus sind (mit Ausnahme der Felspartien im Bereich der<br />

Steilhänge) in der Regel bewaldet.<br />

In den unteren Hangbereichen sind im naturnahen Zustand laubholzreiche Mischwälder<br />

vorherrschend. Hierbei handelt es sich um buchenreiche Wälder (Carici albae-Fagetum), teilweise<br />

mit anderen Laubholzarten (Bergahorn, Esche), sowie mit Fichten und Tannen. Weiter<br />

hangaufwärts werden die Laubhölzer seltener, die Buche tritt zurück. Fichten-/Tannen-<br />

/Buchenbestände (z.B. Asperulo-Abieti-Fagetum) bzw. Fichten-/Tannenbestände (Adenostylo<br />

glabrae-Abietum) weiter oben herrschen vor, vereinzelt sind auch Lärchen anzutreffen. Mit<br />

zunehmender Seehöhe geht auch die Tanne zurück, in den Randbereichen zum Raxplateau sind<br />

subalpine Fichtenwälder (Adenostylo glabrae-Piceetum und Adenostylo alliariae-Piceetum)<br />

vorherrschend (MAYER 1974, DIRNBÖCK/GREIMLER 1996).<br />

Seite 50


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

In den vergangenen Jahrhunderten wurde mitunter extremer Raubbau an den Wäldern, v.a. im<br />

Zuge der Brennholznutzung, betrieben, naturnahe Wälder konnten sich nur auf wenigen, zumeist<br />

sehr exponierten und schlecht zugänglichen Standorten halten. Es entstanden in der Folge stark<br />

vereinheitlichte, zumeist gleichaltrige Wälder in denen die Fichte eine vorherrschende Stellung<br />

einnahm. Erst als man in den 60er- und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts die große Bedeutung<br />

von reich strukturierten Wäldern für den Quellschutz erkannte, begann man diese Wälder in<br />

naturnahe Mischbestände umzubauen. Den Hauptanteil dieser Bestände bilden die Baumarten<br />

Fichte, Lärche, Tanne, Buche, Ahorn und Esche (DIRNBÖCK 1998).<br />

Besonders intensiviert wurden diese Anstrengungen nach den verheerenden Sturmschäden im<br />

Jänner 1976. Damals wurden weite Teile der Waldflächen, zum Großteil reine Fichtenbestände,<br />

durch Windwurf vernichtet – neben dem Kuhschneeberg war auch die Rax sehr stark betroffen. Zu<br />

den Bereichen mit den größten Schäden zählten Reißtal, Höllental (hier wurde der gesamte<br />

Bestand zwischen Weichtal und Hochstegbrücke vernichtet), Wachthüttelkamm und<br />

Schütterboden. Allein die Forstverwaltung Nasswald hatte einen Schaden von etwa 100.000<br />

Festmeter zu beklagen. Mit der Forcierung der Mischbestände in Folge der Sturmkatastrophe<br />

konnten sich stabile Bestände bilden, die heute einen wesentlichen Beitrag zum Quellschutz leisten.<br />

Ein prägendes Element der Vegetation auf der Rax sind die ausgedehnten Latschenbestände. Sie<br />

sind auf vielfältigen Standorten in großen Bereichen der Rax anzutreffen, wie etwa auf den<br />

Plateauflächen, in Schutthalden und auf steilen Felsen. An seiner Untergrenze ist der<br />

Latschengürtel mit den subalpinen Fichtenwäldern vielschichtig verzahnt. Die Latschen haben auch<br />

durch ihr weitreichendes Wurzelwerk eine wichtige Funktion zur Stabilisierung des Bodens und als<br />

Wasserspeicher. Im Geäst der Latschen werden beträchtliche Schneemengen gespeichert, die<br />

während der Schneeschmelze langsam in den Untergrund sickern. Durch die zumeist sehr dichten<br />

Bestände ist auch die Verdunstung bedeutend niedriger als auf offenen Flächen (DIRNBÖCK 1998,<br />

KÖCK/HOLTERMANN/HOCHBICHLER 1998).<br />

Abbildung 13: Ausgedehnte Latschenbestände im Bereich des Habsburghauses<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Die Raxhochfläche gliedert sich in 2 Plateaus unterschiedlicher Höhe. Der tiefer gelegene<br />

Plateaubereich, der 'Grünschacher' ist v.a. durch großflächige Latschenbestände und alte gerodete<br />

Almflächen geprägt. Nach der Auflassung der Beweidung verbrachen diese Flächen zusehends mit<br />

Latschen. An den nicht mit Latschen bewachsenen Stellen sind auf den ehemaligen Almflächen<br />

typisch ausgebildete Milchkrautweiden, Rasenschmielenbestände und Bürstlingsrasen vorzufinden.<br />

(DIRNBÖCK/GREIMLER 1996).<br />

Eine solche sehr ausgedehnte Fläche befindet sich etwa auf den ehemaligen Almweiden im Bereich<br />

Hofhalt – Wolfgang-Dirnbacher-Hütte (Grünschacher) oder bei der Gloggnitzer Hütte. Auch in den<br />

rezent beweideten Flächen finden sich diese Pflanzengesellschaften, so bei der Taupentalalm,<br />

Grasbodenalm und in der Umgebung der Ochsenhalthütte. Hier treten zu den bereits<br />

angesprochenen Pflanzengesellschaften noch häufig infolge der Beweidung<br />

Weiderasengesellschaften und Alpenampferfluren (Stickstoffzeiger) hinzu. Auch das vordere<br />

Raxplateau, in der Nähe der Bergstation, wird großteils von diesen Pflanzengesellschaften<br />

bewachsen, was hier aber nicht auf die Beweidung sondern vielmehr auf die intensive touristische<br />

Nutzung (rege Wandertätigkeit, Skipiste) zurückzuführen ist.<br />

Im Randbereich von Weideflächen (eher an steileren Stellen) treten mitunter auch<br />

Rostseggenrasen bzw. Blaugras-Horstseggenfluren auf.<br />

In feuchten Senken und Dolinen sind Gesellschaften von Blaueisenhut (oft mit Alpenampfer) und<br />

Bürstlingsrasen/-weiden anzutreffen. Hochstaudenfluren sind ebenfalls kleinflächig ausgebildet –<br />

etwa in Rinnen oder in Komplexen mit Blaueisenhut oder Frauenmantel (DIRNBÖCK/GREIMLER<br />

1996).<br />

Abbildung 14: Blaueisenhutbestand<br />

Das höhere Plateauniveau mit seinem sehr stark gegliederten Relief bedingt eine große Vielzahl<br />

von unterschiedlichsten Standorten, die eine große Fülle von Vegetationstypen bedingen.<br />

In den sehr steilen, durch Fels und Felsschutt geprägten Abhängen, die diese Hochfläche umgeben<br />

(z.B. Raxenmäuern, Kahlmäuern, Preinerwand, Lechnermauern) und keine oder nur eine sehr<br />

eingeschränkte Bodenbildung zulassen, sind nur sehr wenige, speziell an diese schwierigen<br />

Bedingungen angepasste Pflanzengesellschaften vorhanden. Felsspalten-, Schutt und<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Abwitterungsgesellschaften, Kalk- und Schneebödengesellschaften, sowie Buntschwingelrasen<br />

besiedeln hier einzelne Teilbereiche.<br />

In den höchstgelegenen Flächen der Rax, an den (zumeist windexponierten) Kuppen und Kanten<br />

von Heukuppe, Scheibwaldhöhe, Trinksteinboden und Preinerwand werden große Flächen von<br />

Polsterseggenrasen (Caricetum firmae) und Felsenseggenrasen (Carex rupestris-Gesellschaften)<br />

bewachsen. Auf versauerten Standorten ist mitunter Gemsheide (Loiseleuria procumbens) in die<br />

Polsterseggenrasen integriert.<br />

Auf Verebnungen zwischen Latschen bilden sich häufig Kurzgrasmatten mit Agrostis alpina<br />

(Alpenstraußgras) aus. Auch Kalkmagerrasen (Sesleria-Gesellschaften) sind häufig in<br />

Latschenlichtungen (auch in Gräben und Einhängen zwischen den Latschen) zu finden.<br />

Blaugras-Horstseggenhalden oder Staudenhafer-Horstseggenhalden (weiter unten, beispielsweise<br />

an der Südostflanke stellenweise bis zur Plateaukante) bedecken, vielfach im Komplex mit<br />

Rostseggenfluen (Caricetum ferrugineae), große Bereich des Hochplateaus (DIRNBÖCK/GREIMLER<br />

1996).<br />

DIRNBÖCK/GREIMLER (1996) konnten im Rahmen ihrer Vegetationsuntersuchungen eine<br />

Konzentration von Schäden an der Vegetation lediglich im Bereich der Hauptwege von der<br />

Bergstation über Ottohaus bis zur Seehütte und über das Preiner Gscheid zum Karl-Ludwig-Haus,<br />

sowie im Nahbereich der Hütten feststellen. Am stärksten betroffen ist der Bereich in der<br />

Umgebung der Bergstation, wo durch die hohe Frequentierung sowohl im Sommer<br />

(Wandertätigkeit) wie auch im Winter (Skipiste, Präparierung) eine starke oberflächliche<br />

Verdichtung gepaart mit Oberflächenerosion gegeben ist. Auf diesen Flächen kommt es auch zur<br />

Ausbildung von Trittfluren, die aus verschiedenen Ausgangsgesellschaften entstehen können.<br />

Weniger durch den anthropogenen Einfluss, als vielmehr durch Winderosion bilden sich an ebenen,<br />

exponierten Flächen (z.B. Heukuppe, Trinksteinsattel, Scheibwaldhöhe) sog. 'Umtriebslückenrasen'<br />

aus. Infolge des luvseitigen Absterbens von älteren Rasenzonen und anschließender Winderosion<br />

entstehen offene Stellen (sog. 'Umtriebslücken'), die ein typisches Mosaik aus alpinen Rasen<br />

ergeben. Das fortschreitende Ausblasen der offenen Stellen und die sukzessive Wiederbesiedlung<br />

dieser Flächen mit Rohbodenkeimern (z.B. Poa alpina, Saxifraga aizoides) und Zwergsträuchern<br />

(Dryas octopetala, Salix alpina) lässt diese Umtriebslücken quasi über den Standort 'wandern', so<br />

dass es zu einer ständigen Abfolge von Absterben und Neubesiedlung kommt (siehe Foto nächste<br />

Seite).<br />

Kommt in Hanglagen noch der Einfluss der Solifluktion dazu, so entstehen sog. 'Strukturrasen'<br />

(treppenartig ausgebildete Polsterseggenrasen), wie sie für weite Teile des Raxplateaus<br />

charakteristisch sind (DIRNBÖCK/GREIMLER 1996).<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Abbildung 15: Umtriebslückenrasen in der Nähe des Trinksteinsattels<br />

5.5 Klima<br />

Das Rax-Schneeberggebiet, einer der letzten Ausläufer der nördlichen Kalkalpen, befindet sich im<br />

östlichen Randbereich des alpinen/subalpinen Klimas mit Einflüssen des im östlichen Flachland<br />

vorherrschenden illyrischen bzw. pannonischen Klimas. Aufgrund der Topographie sind die<br />

klimatischen Verhältnisse des Gebietes sehr inhomogen.<br />

Geprägt wird das Klima überwiegend von Westwetterlagen, die feuchte Luft aus den Alpen<br />

bringen. Die Niederschläge nehmen von Westen nach Osten deutlich ab, die Temperaturen<br />

hingegen zu.<br />

Das West-Ost-Gefälle der Niederschläge ist sehr gut anhand der Werte der Messstationen im Rax-<br />

Schneeberggebiet zu erkennen.<br />

Messstation<br />

Nasswald-Wasseralm (705 m Seehöhe)<br />

Nasswald (620 m)<br />

Schwarzau im Geb. (612 m)<br />

Kaiserbrunn (540m)<br />

Puchberg am Schneeberg (584m)<br />

Reichenau an der Rax (486m)<br />

Jahresniederschlag<br />

1.331 mm<br />

1.151 mm<br />

1.234 mm<br />

1.167 mm<br />

901 mm<br />

817 mm<br />

Tabelle 1: Niederschlagssummen ausgewählter Messstationen (Reihe 1961-1990 bzw. 1981-1990 (Nasswald-Wasseralm);<br />

Quelle ZAMG, 2003)<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Die Stationen im Westen und Norden des Gebietes haben die höchsten Niederschlagswerte,<br />

während in den östlichen und südlichen Bereichen (Puchberg, Reichenau) deutlich weniger<br />

Niederschläge fallen. Die feuchten, zumeist aus Nordwesten kommenden, Luftmassen lassen einen<br />

Großteil der Niederschläge an Rax und Schneeberg niedergehen, das östliche Flachland erreichen<br />

sie teilweise nicht mehr.<br />

Neben diesem West-Ost-Gradienten gibt es bei den Niederschlägen auch einen Höhengradienten,<br />

der allerdings den Messwerten nach weniger stark ausgeprägt ist. Gut dokumentierbar ist das<br />

anhand der Stationen Kaiserbrunn und Puchberg. Obwohl Kaiserbrunn eine geringere Seehöhe hat<br />

als Puchberg (siehe Tabelle), fallen dort im Jahresmittel um über 250 mm mehr Niederschlag.<br />

Auch die Werte der Messstation der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik auf dem Rax-<br />

Plateau (1.554m Seehöhe) in der Nähe der Bergstation zeigen dieses Bild. Da es für diese Station<br />

es erst ab dem Jahr 1995 Werte gibt, ist ein Vergleich mit den langjährigen Reihen der anderen<br />

Stationen nicht möglich. Allerdings sind die mittleren Jahresniederschläge dieser Station im<br />

Zeitraum 1995-2001 (1.418 mm) geringer als jene in Schwarzau am Gebirge im selben Zeitraum<br />

(1.502 mm), was auch im nachfolgenden Diagramm dargestellt ist (ZAMG 2003).<br />

Niederschlag [mm]<br />

220<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

Schwarzau am Gebirge<br />

Rax-Bergstation<br />

Puchberg am Schneeberg<br />

Reichenau a. d. Rax<br />

Abbildung 16: Niederschlag ausgewählter Stationen (Reihe 1995-2001); Quelle ZAMG, 2003<br />

Auch auf dem Raxplateau gibt laut Beobachtungen von Ortskundigen ein West-Ost-Gefälle in der<br />

Niederschlagsverteilung. Es gibt zwar auch im westlichen Teil der Rax seit 1998 3<br />

Klimamessstationen (Scheibenwaldhöhe und in der Nähe des Habsburghauses zwischen 1.700m<br />

und 1.950m Seehöhe) von universitären Einrichtungen (Universität für Bodenkultur und Universität<br />

Seite 55


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Wien – Biozentrum), allerdings kommt es hier infolge der exponierten Lage häufig zu<br />

Datenausfällen. Durch das Fehlen von durchgehenden, aussagekräftigen Werten können die<br />

angesprochenen Beobachtungen deshalb nicht wissenschaftlich belegt werden.<br />

Von weitaus größerer Bedeutung für die Vegetation und den Wasserhaushalt des Gebietes ist die<br />

jährliche Verteilung der Niederschläge (siehe nachfolgende Abbildung).<br />

Nassw ald-Wasseralm<br />

Nassw ald<br />

16 0<br />

16 0<br />

14 0<br />

14 0<br />

12 0<br />

12 0<br />

10 0<br />

10 0<br />

80<br />

80<br />

60<br />

60<br />

40<br />

40<br />

20<br />

20<br />

0<br />

Jan Feb M ar Apr M ai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

0<br />

Jan Feb M ar Apr M ai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

Schwarzau im Gebirge<br />

Kaiserbrunn<br />

16 0<br />

16 0<br />

14 0<br />

14 0<br />

12 0<br />

12 0<br />

10 0<br />

10 0<br />

80<br />

80<br />

60<br />

60<br />

40<br />

40<br />

20<br />

20<br />

0<br />

Jan Feb M ar Apr M ai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

0<br />

Jan Feb M ar Apr M ai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

Puchberg am Schneeberg<br />

Reichenau an der Rax<br />

16 0<br />

16 0<br />

14 0<br />

14 0<br />

12 0<br />

12 0<br />

10 0<br />

10 0<br />

80<br />

80<br />

60<br />

60<br />

40<br />

40<br />

20<br />

20<br />

0<br />

Jan Feb M ar Apr M ai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

0<br />

Jan Feb M ar Apr M ai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

Abbildung 17: Niederschlagssummen ausgewählter Messstationen in mm Niederschlag (Reihe 1961-1990 bzw. 1981-1990<br />

(Nasswald-Wasseralm); Quelle ZAMG 2003<br />

Seite 56


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Die meisten Niederschläge fallen bei allen Stationen im Gebiet in den Sommermonaten (Mai bis<br />

August), was für die Trinkwassergewinnung ein großer Vorteil ist, da die sommerlichen<br />

Verbrauchsspitzen besser abgedeckt werden können. Daneben gibt es aber auch in der jährlichen<br />

Verteilung einen Unterschied zwischen dem westlichen und dem östlichen Teil des<br />

Untersuchungsgebietes. In den östlichen Bereichen ist der Niederschlag, mit Ausnahme der<br />

Sommermonate, sehr homogen über das ganze Jahr verteilt, an der westlichen Rax gibt es jedoch<br />

noch ein zweites Niederschlagsmaximum im Winter. Dieser Niederschlag in den Wintermonaten ist<br />

ebenfalls ein wichtiger Faktor für die Trinkwasserversorgung, da das Wasser (v.a. in den<br />

höhergelegenen Bereichen) bis in das Frühjahr in Form von Schnee gespeichert wird und somit<br />

eine Reserve für die niederschlagsärmere Zeit zu Frühjahrsbeginn darstellt.<br />

Das lässt sich auch sehr gut anhand der Quellschüttungen dokumentieren. Beträgt beispielsweise<br />

die Schüttung der Kaiserbrunnquelle in den Monaten Dezember und Jänner im Schnitt ca. 700-<br />

800m³/Monat, so steigt sie im Frühjahr (Schneeschmelze) stetig an und liegt im Mai bei ca.<br />

3.000m³.<br />

Die durchschnittlichen Lufttemperaturwerte steigen im Allgemeinen von Westen Richtung Südosten<br />

an, sie werden jedoch im Gegensatz zu den Niederschlagsmengen sehr stark von der jeweiligen<br />

Höhenlage bestimmt.<br />

Die höchsten Jahresdurchschnittstemperaturen zeigen die Stationen in Puchberg (584m) und<br />

Reichenau (486m) mit 8,6°C bzw. 8,8°C, in Schwarzau am Gebirge (612 m) liegt der<br />

Jahresdurchschnitt um 2°C niedriger. Deutlich kälter ist es in Anbetracht der Höhenlage am<br />

Raxplateau in 1.554m Seehöhe. Hier beträgt das Jahresmittel der Lufttemperatur lediglich 3,5°C.<br />

Mehr Aussagekraft als der jährliche Temperaturdurchschnitt hat für die Vegetationsperiode und das<br />

Karstwasserregime die monatliche Temperaturverteilung (siehe nächste Abbildung). Während in<br />

Puchberg und Reichenau die Monatsmittel nur im Dezember und Jänner leicht unter der 0°C-<br />

Grenze (ca. –1°C) liegen, liegen sie am Raxplateau von November bis März zumeist sehr deutlich<br />

darunter. Selbst im April beträgt die monatliche Durchschnittstemperatur lediglich +1,3°C<br />

(Reichenau und Puchberg 8-9°C). Man kann hieraus sehr deutlich erkennen, dass auf der Rax die<br />

Temperatur den limitierenden Faktor für die Vegetation, speziell für die Dauer der<br />

Vegetationsperiode darstellt. Da auch im Sommer die durchschnittlichen Monatstemperaturen 12°C<br />

nicht erreichen (Reichenau und Puchberg ca. 18°C), kann auf der Rax nur eine speziell an diese<br />

Verhältnisse angepasste Vegetation auf Dauer bestehen (siehe Kap. 'Vegetation') (ZAMG 2003).<br />

Die Temperaturkurve ist in der nachfolgenden Abbildung dargestellt.<br />

Seite 57


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Temperatur [°C]<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

Schw arzau am Gebirge<br />

Rax-Bergstation<br />

Puchberg am Schneeberg<br />

Reichenau a. d. Rax<br />

Abbildung 18: Jahrestemperaturkurve ausgewählter Stationen (Reihe 1995-2001); Quelle ZAMG 2003<br />

Die Schneebedeckung ist im Hochgebirge einer der wichtigsten Umweltfaktoren. Die Dauer und<br />

Mächtigkeit der Schneedecke hat für die Vegetation, aber auch für den Wasserhaushalt einen sehr<br />

bedeutenden Einfluss. Für die Quellschüttungen ist v.a. das Schnee-Wasser-Äquivalent und das<br />

Abschmelzverhalten sowohl in quantitativer (Schneeschmelzabfuß, Schneerücklage) als auch in<br />

qualitativer Hinsicht (Inhaltsstoffe, Trübung, etc.) eine wichtige Kenngröße.<br />

Auf dem Raxplateau ist – mit Ausnahme von windexponierten und sehr steilen Bereichen – der<br />

Boden durchschnittlich zumindest von Mitte November bis Anfang Mai schneebedeckt, von<br />

Dezember bis April ist im Normalfall eine durchgehende Schneedecke ausgebildet.<br />

In Anbetracht der klimatisch gesehen sehr kurzen Vegetationsperiode, bleibt der Vegetation somit<br />

sehr wenig Zeit für die Entwicklung und somit nur eine sehr reduzierte Zeitspanne, mögliche<br />

Schäden infolge der touristischen Nutzung zu reparieren (ZAMG 2003).<br />

Eine wichtige Rolle für die Verteilung und Entwicklung der Vegetation spielen mikroklimatische<br />

Einflüsse. Aufgrund der starken Reliefierung bewirken neben der Seehöhe auch Exposition,<br />

Hangneigung und Vegetationsbedeckung speziell im Gebirge unterschiedliche, kleinräumige<br />

Klimaverhältnisse und lassen ein sog. 'Mosaikklima' entstehen (DIRNBÖCK 1996). Dieses<br />

Mikroklima hat auf die Art und Zusammensetzung der Vegetation einen maßgeblichen Einfluß und<br />

wirkt daher stark vegetationsdifferenzierend. In Abhängigkeit davon entwickeln sich jeweils speziell<br />

an die mikroklimatischen Bedingungen angepasste Vegetationseinheiten (beispielsweise<br />

Schneetälchengesellschaften (siehe Kapitel 'Vegetation')).<br />

Seite 58


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

5.6 Wasserhaushalt – Karstproblematik<br />

Durch den Aufbau aus verkarstungsfähigen Gesteinen (Kalk und Dolomit, siehe Kap. 'Geologie') ist<br />

die Oberfläche der Rax (ebenso wie Schneeberg, Schneealpe und Hochschwab) von einem dichten<br />

Netz an Klüften und Rissen überzogen. Diese Systeme aus Klüften und Schichtfugen reichen tief in<br />

das Berginnere hinein und durchziehen den gesamten Gebirgsstock, wobei die Größe von kleinen<br />

Fugen bis zu ausgedehnten Höhlensystemen reichen kann.<br />

Im Gegensatz zu den meisten Gebieten mit kristallinem Untergrund, wo ein Großteil des Abflusses<br />

oberirdisch erfolgt, sickert das Wasser im Karst sehr rasch in den Untergrund. (Dies erklärt auch,<br />

warum es auf der Rax keinerlei Oberflächengewässer gibt und warum auf der Hochfläche trotz der<br />

Höhenlage und einer Niederschlagsmenge von ca. 2.000 mm im Jahr akuter Wassermangel<br />

herrscht). Das mit CO 2 angereicherte Wasser löst das Gestein mit den darin enthaltenen<br />

Mineralien, durchfließt die vadose Zone (ungesättigte Zone), bis es sich über einer<br />

wasserstauenden Schicht (hier Werfener Schichten, siehe Kap. 'Geologie') ansammelt; die<br />

wassergesättigte Zone wird auch phreatische Zone genannt.<br />

Wird diese wassergesättigte Schicht irgendwo von einem Tal angeschnitten, treten die Karstwässer<br />

in Form von (meist einigen wenigen) Quellen wieder an die Oberfläche. Da die Werfener Schichten<br />

von Süden nach Norden hin abfallen, sind die meisten bzw. ergiebigsten Quellen im Nordwesten<br />

bzw. Nordosten der Rax vorzufinden. Im Süden dagegen findet man nur einige kümmerliche<br />

Wasseraustritte (z.B. Reißtalerquelle) bzw. Schuttquellen, wenn sich das Wasser unter dem<br />

aufgelagerten Schutt bzw. oberflächlich aufgelockertem Gestein über einem nicht oder nur schwer<br />

durchlässigen Horizont sammelt, wie die Emmaquelle am Preiner Gscheid (CORNELIUS, 1936).<br />

Die Verweildauer des Wassers im Gestein (d.h. die Dauer vom Einsickern an der Oberfläche bis<br />

zum Quellaustritt) ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von wenigen Stunden bis zu vielen Jahren,<br />

wobei es natürlich auch gesteinsabhängige Unterschiede gibt. Auch die Schüttungsverhältnisse<br />

werden sehr stark von den anstehenden Gesteinen bestimmt. Die Verweildauer ist darüber hinaus<br />

auch von folgenden Faktoren abhängig:<br />

• Klüftigkeit<br />

• Mächtigkeit des anstehenden Gesteins<br />

• Boden (Art, Zusammensetzung und Mächtigkeit)<br />

• Vegetationsauflage (Art, Dichte, Durchwurzelungsintensität und Höhe)<br />

So ist Kalk eher grob geklüftet, mit einem überwiegend senkrecht ausgerichteten Kluftsystem. Das<br />

Wasser fließt relativ rasch durch das Gestein, Kalkquellen reagieren auf Niederschlagsereignisse<br />

zumeist sehr kurzfristig, sie 'springen' sehr rasch an und ebben auch relativ rasch wieder ab.<br />

Dolomit dagegen ist feiner geklüftet und hat demnach nicht so eine starke Wassergängigkeit wie<br />

Kalkgestein. Insgesamt ist aber das Speichervermögen in der Regel aber größer, das Wasser fließt<br />

ständig und viel gleichmäßiger.<br />

Ein Beispiel:<br />

• Die Kläfferquelle (Kalk) hat in Spitzenzeiten eine Schüttung von bis zu 10.000 m 3 /Sekunde,<br />

in Trockenperioden sinkt die Schüttungsmenge auf ca. 600 m 3 /Sekunde. Das Verhältnis<br />

Maximal- zu Minimalschüttung beträgt ca. 16:1.<br />

Seite 59


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

• Die Pfannbauernquelle (Dolomit) hat in Regenperioden eine Maximalschüttung von 380 –<br />

600 m 3 /Sekunde, die Minimalschüttung beträgt 180 m 3 /Sekunde. Das Schüttungsverhältnis<br />

beträgt hier ca. 2:1<br />

Daneben gibt es auch sog. 'gemischte Quellen' (Kalk und Dolomit) wie etwa die<br />

Kaiserbrunnenquelle im Höllental zwischen Schneeberg und Rax.<br />

In Anbetracht des Gesteinsuntergrundes könnte man annehmen, dass Quellen aus Karstgebieten<br />

eine hohe Wasserhärte haben. Die Karstwässer aus den Quellgebieten der Stadt Wien haben eine<br />

jedoch nur eine geringe Härte (zwischen 6° und 12°, im Mittel ca. 7-8° dH) und eine beständige<br />

Temperatur von etwa 5-7° C. Die Wasserhärte ist maßgeblich abhängig von der Konzentration der<br />

im Wasser gelösten Calcium- und Magnesiumsalze. Die Kalk- und Dolomitgesteine der<br />

Einzugsgebiete sind fast zur Gänze aus diesen Mineralien aufgebaut, doch da das Wasser im<br />

Normalfall sehr schnell das Kluftsystem der Kalkgesteine passiert, bleibt wenig Zeit Mineralien (Ca,<br />

Mg) zu lösen – das ist der wesentliche Grund, warum das Wiener Wasser eine geringe Wasserhärte<br />

hat.<br />

Wässer aus dolomitischen Einzugsgebiet haben eine etwas höhere Härte als jene aus Kalkgebieten.<br />

Dolomit ist zwar insgesamt schlechter löslich als Kalk, durch die längere Verweildauer im Gestein<br />

kann jedoch mehr gelöst werden als bei Kalk.<br />

Der tatsächliche Weg des Wassers vom Einsickern bis zum Austritt an der Quelle ist nur sehr<br />

schwer nachvollziehbar, da es ein weit verzweigtes, nicht einsehbares Kluftsystem passiert.<br />

Außerdem können die Wasserwege mitunter häufigen Änderungen innerhalb des Kluftsystems<br />

unterworfen sein, wenn etwa durch Lösungsvorgänge im Gestein neue Verbindungswege<br />

entstehen. Meist sind auch nicht alle Hohlräume miteinander verbunden, häufig gibt es mehrere<br />

von einander unabhängige Kluftwassersysteme mit verschiedenen Wasserspiegeln.<br />

Das macht es so schwierig, Einzugsgebiete von Karstquellen eindeutig abzugrenzen. Hinzu kommt<br />

noch, dass durch unterirdisch vernetze Kluftsysteme mitunter auch Wasserscheiden überbrückt<br />

werden können.<br />

Eine Aussage über die Herkunft des Wassers an der Quelle kann mithilfe von Markierversuchen<br />

(Triftmethoden) einigermaßen getroffen werden. Dabei werden Substanzen (Tracer) an der<br />

Oberfläche eingebracht und der Ort des Austritts (Quelle) sowie die Zeit bestimmt. Hierbei gibt es<br />

unterschiedliche Möglichkeiten:<br />

• Färbemethoden: Die Markierung erfolgt hier mittels unbedenklicher Farbstoffe (z.B. Uranin<br />

(grünlich) oder Rodanin (rot)), über Fluoreszenzmethoden können sogar minimalste<br />

Konzentrationen festgestellt werden. Der Vorteil dieser Färbemethoden besteht darin, dass<br />

man an verschiedenen Eingangsstellen unterschiedliche Farben verwenden kann und somit<br />

genauere Aussagen über die Wege des Wassers erlangen kann<br />

• Pflanzensporen: So werden etwa Bärlappsporen eingebracht und an den Quellen mit<br />

Planktonnetzen aufgefangen<br />

• Salzlösungen: Hier erfolgt die Bestimmung über die Messung der Leitfähigkeit<br />

• Isotopenmethode: Beispielsweise Deuterium oder das Sauerstoffisotop 018 können mittels<br />

Massenspektrometer nachgewiesen werden<br />

Seite 60


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Diese Tracer können sich normalerweise sehr lang halten und sind somit auch noch nach Jahren<br />

feststellbar. Diese Eigenschaft kann jedoch auch zum Nachteil werden, da dadurch spätere<br />

Messungen verfälscht werden können.<br />

5.6.1 Vulnerabilität<br />

Vulnerabilität beschreibt die Anfälligkeit (Verletzlichkeit) von Grund- bzw. Karstwassersystemen<br />

gegenüber schädlichen Einträgen.<br />

CICHOCKI/ZOJER definieren Vulnerabilität folgendermaßen:<br />

"Vulnerabilität ist jener Begriff, der verwendet wird, um die wesentlichen geologischen und<br />

hydrologischen Eigenschaften , welche die Sensitivität des Grundwassers gegenüber<br />

Verschmutzung durch anthropogene Aktivitäten bestimmen, darzustellen". (CICHOCKI/ZOJER 1999<br />

nach DALY/WARREN 1994)<br />

Karstwassersysteme sind sehr offene Systeme und demnach auch sehr anfällig für<br />

Verunreinigungen. Ist eine Verunreinigung erst einmal in das Karstwassersystem gelangt, so findet<br />

sie sich auch meist sehr rasch an den Quellaustritten wieder. Einmal ins Berginnere verfrachtet,<br />

gibt es kaum mehr eine Möglichkeit, allfällige Schadstoffe wieder herauszufiltern. Verschärft wird<br />

diese Situation noch durch die kurze Durchgangszeit. Oft ist der Eintrag schon wenige Stunden<br />

später im Quellwasser zu finden – für die Einleitung geeigneter Maßnahmen bleibt nur eine sehr<br />

kurze Reaktionszeit.<br />

Auf der anderen Seite können Teile des infiltrierten Niederschlags und somit auch mögliche<br />

Schadstoffe auch in tiefere Bereiche des Karstwasserkörpers eindringen, wo eine langfristige<br />

Speicherung erfolgt. Dies hat zur Folge, dass der Nachweis von Schadstoffen im Wasser oft erst<br />

lange Zeit nach Beendigung der Schadstoffeinbringung möglich ist. Es kann also auch ein sehr<br />

kurzfristiger Schadstoffeintrag eine langfristige qualitative Beeinträchtigung des Quellwassers nach<br />

sich ziehen.<br />

Besonders wichtig ist daher der Schutz von Karstwasservorkommen vor qualitativen<br />

Beeinträchtigungen durch Verhinderung bzw. Reduzierung von Schadstoffeinträgen im<br />

Infiltrationsgebiet.<br />

Der einzige Filter für Schadstoffe ist die Vegetation bzw. der Boden (siehe nachfolgende<br />

Abbildung). Neben der Vermeidung von schädlichen Einträgen muss daher die Erhaltung einer<br />

standortgerechten Vegetation bzw. eines stabilen Bodenaufbaues das vorrangige Ziel für den<br />

Quellschutz sein.<br />

Seite 61


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Komponenten von Karstwassersystemen<br />

• Vegetation<br />

Typ, Höhe, Dichte, räumliche Verteilung, ...<br />

• Boden<br />

Typ, Struktur, Dichte, Mächtigkeit,<br />

Durchwurzelung...<br />

Erhaltung von<br />

Vegetation und Boden<br />

als Hauptfaktoren für<br />

die Vulnerabilität von<br />

Karstwassersystemen<br />

• Gesteinsuntergrund<br />

Gestein, Struktur, Porensystem,<br />

Wasserdurchlassigkeit, ...<br />

• Karstwasserhorizont<br />

vadose und phreatische Zone<br />

Abbildung 19: Komponenten von Karstwassersystemen<br />

Besonders wichtig ist die Bodenbedeckung bei Dolinen und Karrenfeldern. Dolinen sind<br />

trichterförmige Vertiefungen im Boden, an deren Grund in der Regel Ponore ('Schlucklöcher')<br />

anzutreffen sind. Sie haben (ebenso wie Karrenfelder) eine direkte Verbindung zum unterirdischen<br />

Karstwassersystem. Aus Unwissenheit wurden Dolinen früher zur Ablagerung von Abfällen<br />

verwendet, heute werden sie (auch auf der Rax) teilweise mit Geotextil und/oder Lehm<br />

verschlossen, um eine bessere Filterwirkung des einsickernden Niederschlages zu gewährleisten.<br />

Abbildung 20: Dolinenfeld in der Nähe des Otto-Schutzhauses<br />

Seite 62


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Das entscheidende Kriterium beim Boden ist die Feldkapazität, die die Wasserrückhaltefähigkeit<br />

eines Bodens beschreibt und somit ein Maß für die Fähigkeit eines Bodens ist, "die Verlagerung von<br />

Stoffen in den Untergrund zu verhindern" (CICHOCKI/ZOJER 1999). Die Infiltrationsrate ist somit<br />

der zentrale Faktor für die Beurteilung der Vulnerabilität, da ein direkter Zusammenhang zwischen<br />

der Menge der Infiltration und der Vulnerabilität eines bestimmten Gebietes besteht<br />

(CICHOCKI/ZOJER 1999).<br />

Ein weiteres Kriterium für die Vulnerabilität von Karstsystemen im Rahmen des österreichischen<br />

Konzeptes für den Hochgebirgskarst ist – neben Boden und Vegetation – beispielsweise die<br />

Hangneigung (vgl. CICHOCKI/ZOJER 1999). Je steiler eine Fläche ist, desto größer ist der<br />

oberirdische Abfluss und desto mehr mögliche Schadstoffe werden abgeschwemmt und können<br />

nicht in das Grundwasser infiltrieren. Das bedeutet, dass speziell auf Flächen, auf denen sich das<br />

Wasser sammelt, eine ausreichende Boden- und Vegetationsbedeckung vorhanden sein muss.<br />

Abbildung 21: Aufbau eines Karstsystems<br />

Seite 63


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

6 WASSER FÜR WIEN – DIE WIENER WASSERWERKE<br />

6.1 Wasserversorgung<br />

6.1.1 Die Wasserversorgung vor 1850<br />

Bereits zur Römerzeit gab es im damaligen Lager Vindobona funktionierende<br />

Wasserleitungsanlagen. Im Zuge der Völkerwanderungen wurden diese Anlagen jedoch zerstört<br />

und zunächst einzelne Hausbrunnen, später auch öffentliche Brunnen für die Versorgung mit<br />

Wasser verwendet. Die ersten Wasserleitungen wurden nach 1550 (Siebenbrunner<br />

Hofwasserleitung 1553, Hernalser Wasserleitung 1565) in den Vororten errichtet und versorgten<br />

zunächst die kaiserliche Hofburg und andere wichtige Gebäude in der Stadt, die Häuser wurden<br />

nach wie vor durch Brunnen versorgt. Bis 1724 gab es in der Stadt keine Kanäle, Schmutzwasser,<br />

Unrat, usw. verseuchten viele Brunnen. In der Folge gab es häufig Seuchen und Epidemien wie<br />

Pest, Typhus und Cholera. Man erkannte, dass diese Krankheiten vor allem auf die schlechte<br />

Qualität des Trinkwassers zurückzuführen waren und begann neben einer Kanalisation auch<br />

vermehrt wieder Wasserleitungen zu bauen, v.a. aus den Vororten und aus dem Wienerwald,<br />

wobei es sich zumeist um gefällebedingte Rohrleitungen handelte (DONNER, keine Jahresangabe).<br />

Infolge der starken Bevölkerungszunahme (Wien hatte 1830 bereits 318.000 Einwohner) wurde die<br />

Wassernot aber immer größer, die vorhandenen Anlagen konnten den Bedarf nicht mehr<br />

abdecken. Man behalf sich zunächst durch den Einsatz von sog. 'Wasserwagen', die von Haus zu<br />

Haus zogen und Wasser aus einem großen Fass zum Verkauf anboten, was sich sogar zu einem<br />

eigenen Geschäftszweig entwickelte. 'Wassermänner' und 'Wasserweiber', die den Leuten gegen<br />

Entgelt Wasser in Butten zu den Wohnungen trugen, gehörten zum damaligen Straßenbild.<br />

Durch die fortschreitende Verbauung der Stadt und das stete Anwachsen der Bevölkerung<br />

entschied Kaiser Ferdinand I. eine, das gesamte Stadtgebiet umspannende, Wasserleitung (die<br />

sog. 'Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung') bauen zu lassen, die schließlich 1846 eröffnet werden<br />

konnte. Das Wasser wurde in Heiligenstadt am Ufer des Donaukanals dem Grundwasserstrom<br />

entnommen und mittels Dampfmaschinen in 3 Reservoirs geschöpft, von wo es über ein Rohrnetz<br />

verteilt wurde. Die Anlage wurde in den folgenden Jahren erweitert, um den steigenden<br />

Wasserbedarf zu decken. Wien erfuhr als Zentrum der Monarchie in dieser Zeit eine regelrechte<br />

Bevölkerungsexplosion. Von 1830 bis 1870 hatte sich die Zahl der Einwohner auf 635.000 Personen<br />

verdoppelt, das Rohrnetz erreichte in diesen Jahren bereits eine Länge von 90 Kilometern. Der<br />

erhöhte Bedarf – neben der steigenden Einwohnerzahl trug auch die rege Bautätigkeit massiv dazu<br />

bei – wurde durch gefiltertes Donauwasser von extrem schlechter Qualität gedeckt,<br />

dementsprechend nahm die Seuchengefahr rapide zu (DONNER, keine Jahresangabe).<br />

6.1.2 Die Wiener Hochquellenleitungen<br />

Um 1850 wurden bereits erste Überlegungen angestellt, wie man die Wasserversorgung von Wien<br />

für die Zukunft sicherstellen könnte. 1961 wurden von der Stadt Wien alle namhaften Ingenieure<br />

Seite 64


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

eingeladen, dem Gemeinderat Lösungsmöglichkeiten für die Trinkwasserversorgung darzulegen,<br />

wobei der Grundsatz lautete, dass "zum menschlichen Genuss das reinste erreichbare Wasser<br />

unter Überwindung aller Schwierigkeiten beschafft werden soll" (DONNER, keine Jahresangabe).<br />

Es wurden eine Reihe von Projekten eingereicht, die etwa die Verwendung der Fischa-Dagitz-<br />

Quellen, die Nutzung der Grundwasservorkommen bei Urschendorf oder auch eine<br />

Donauwasseraufbereitungs- und versorgungsanlage vorsahen, jedoch konnte vorerst kein Projekt<br />

überzeugen. Da sich auch namhafte Vertreter der Ärzteschaft aus gesundheitlichen Gründen gegen<br />

eine Versorgung mit Grundwasser aus dem Donaubereich und für die Hereinleitung einer<br />

Hochquelle aussprachen, konzentrierte sich die Aufmerksamkeit immer mehr auf die Quellen aus<br />

dem Rax-Schneeberggebiet (DONNER, keine Jahresangabe).<br />

Schließlich beauftragte der Wiener Gemeinderat den Geologen und Paläontologen Prof. Eduard<br />

Suess mit der Erstellung von Vorstudien für ein solches Projekt. Suess holte einige der besten<br />

Leute auf diesem Gebiet in sein Projektteam, unter anderem auch den Zivilingenieur Karl Junker,<br />

der bereits unter Alois Negrelli an den Nivellementarbeiten beim Bau des Suez-Kanals beteiligt war<br />

und für die Planung der Wasserleitungstrasse verantwortlich zeichnete. Eine projektierte<br />

Wassermenge von 138.000 m 3 (!) (gegenüber 10.000m 3 der alten Kaiser-Ferdinands-<br />

Wasserleitung) sollte aus der Kaiserbrunnquelle und der Stixensteinquelle entnommen und im<br />

freien Gefälle nach Wien geleitet werden (DONNER, keine Jahresangabe).<br />

Nach einigen Diskussionen gab der Gemeinderat schließlich 1866 seine Zustimmung zu dem<br />

Projekt und unter der Leitung von Prof. Suess wurde mit der Detailplanung begonnen.<br />

Der Kaiserbrunnen (den bereits Kaiser Karl VI. 1736 auf einer Jagd entdeckte und von dem fortan<br />

eigene Wasserreiter das vorzügliche Wasser an den Hof nach Wien brachten) wurde vom Kaiser<br />

der Stadt Wien für die Wasserversorgung unentgeltlich überlassen, die Stixensteinquelle überließ<br />

Graf Hoyos-Spritzenstein unter bestimmten Bedingungen ebenfalls der Stadt. Junker zeichnete die<br />

Trasse so geschickt entlang der Höhenlinien, dass lediglich einige wenige Aquädukte (z.B. in<br />

Leobersdorf, Baden, Mödling, Liesing, Mauer, Speising) zur Überbrückung von Tälern notwendig<br />

waren.<br />

Die Arbeiten wurden 1969 unter der Bauleitung von Antonio Gabrielli begonnen, eröffnet wurde die<br />

1. Hochquellenwasserleitung zur Weltausstellung 1873.<br />

Als reine Gravitationsleitung (ohne Pumpwerk) fließt das Wasser von der Kaiserbrunnquelle auf 521<br />

Metern Seehöhe bis zum Zentralreservoir in Wien am Rosenhügel (245 m). Die Leitungstrasse hat<br />

somit einen Höhenunterschied von 280 m auf einer Länge von 89,3 km. Die Gefällsverhältnisse<br />

wurden dem Gelände angepasst und betragen im oberen Bereich 6%, im unteren Teil zwischen<br />

Mödling und Wien schließlich nur mehr 0,44% .Die Wasserleitung besteht aus einem gemauerten<br />

Kanal von ca. 1,6m Breite und 2m Höhe, die Fließzeit des Wassers von Kaiserbrunn bis Wien<br />

beträgt 24 Stunden (DONNER, keine Jahresangabe).<br />

Das Wasser wird vom Zentralspeicher am Rosenhügel ebenfalls über reine Gravitationsleitungen<br />

auf die Wasserbehälter auf der Schmelz, auf dem Wienerberg und auf dem Laaerberg geleitet.<br />

Schon bald nach der Inbetriebnahme der 1. Hochquellenleitung gab es Probleme mit der<br />

Wassermenge. Die beiden Quellen zeigten starke Schwankungen, vor allem in den Wintermonaten<br />

sank die Wassermenge weit unter das berechnete Minimum von 65.000 m 3 , sodass zeitweilig<br />

weniger als 30.000 m 3 zur Verfügung standen. Dazu kam noch, dass die 4 Wasserreservoire in<br />

Wien mit einem Gesamtfassungsraum von 26.000 Kubikmetern nicht einmal einen Tagesbedarf<br />

speichern konnten.<br />

Seite 65


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Für eine Erhöhung der Kapazitäten fasste man in erster Linie die oberhalb von Kaiserbrunn<br />

gelegenen Quellen ins Auge. Da zunächst mit den Wasserberechtigten keine Einigung erzielt<br />

werden konnte, entschloss sich die Stadt Wien für den Bau eines Schöpfwerkes bei Pottschach<br />

(1878), wo Grundwasser von einer sehr guten Qualität in die Hochquellenleitung gepumpt wurde.<br />

Die ursprüngliche Menge von 16.800 m 3 konnte durch weitere Ausbaumaßnahmen auf 34.000 m 3<br />

gesteigert werden. Gleichzeitig wurde die Kapazität der Wiener Wasserbehälter durch<br />

Ausbaumaßnahmen auf fast 100.000 m 3 vergrößert. Nach Jahren der Verhandlungen konnten<br />

schließlich auch die oberhalb von Kaiserbrunn gelegenen Quellen (Reißtalquelle, Wasseralmquelle,<br />

Fuchspassquelle, Höllentalquelle und einige kleinere Quellen) mit einem Wasserquantum von<br />

36.400 m 3 an die 1. Hochquellenleitung angeschlossen werden (DONNER, keine Jahresangabe).<br />

Als infolge der 2. Stadterweiterung 1890/91 die Vororte eingemeindet wurden, erhöhte sich die<br />

Zahl der zu versorgenden Menschen schlagartig von 817.000 auf fast 1,4 Millionen. Ein Ausbau des<br />

Rohrnetzes sowie ein weiterer Ausbau bzw. die Neuerrichtung der Speicher in Wien wurden nun<br />

notwendig. Aus diesem Grund wurden ein Wasserhebewerk in Breitensee (zur Versorgung der<br />

höhergelegenen westlichen Bezirke) mit Speichern in Breitensee und am Schafberg sowie ein<br />

Wasserturm mit Pumpwerk am Wienerberg (für die höhergelegenen Teile des 10. Bezirks)<br />

geschaffen. Gleichzeitig wurde das Entnahmequantum der neuen Quellen um 15.000 m 3 erhöht<br />

(DONNER, keine Jahresangabe).<br />

Trotz der vielen Ausbaumaßnahmen und der großen Kapazität der 1. Wiener Hochquellenleitung<br />

erkannte man, dass – infolge des stetigen Ansteigens der Bevölkerungszahlen – diese eine Leitung<br />

für die zukünftige Wasserversorgung nicht ausreichen werde. Bereits im Jahr 1893 beschloss der<br />

Wiener Gemeinderat Studien über die zukünftige Wasserversorgungsfrage in Auftrag zu geben,<br />

wobei hier nach 4 Richtungen geforscht werden sollte:<br />

• Aufbereitung des Grundwassers an beiden Donauuferseiten für Nutzwasserzwecke<br />

• Prüfung der Möglichkeit einer Tiefenquellenleitung aus dem Raum Wiener Neustadt<br />

• Ausbaumöglichkeiten der 1. Hochquellenleitung<br />

• Studien über die Errichtung einer eigenständigen neuen Hochquellenleitung<br />

Nach Vorlage dieser Studien entschied man sich für die Fassung der Quellen im steirischen<br />

Salzagebiet, da diese in ihrer Beschaffenheit dem Wasser aus dem Rax-Schneeberggebiet sehr<br />

ähnlich sind und für den Bau einer 2. Hochquellenleitung für Wien. Entscheidend für die<br />

Durchsetzung dieser Lösung war der Einsatz des damaligen Wiener Bürgermeisters Dr. Karl Lueger,<br />

der dieses Vorhaben persönlich in die Hand nahm und die Umsetzung mit großer Vehemenz<br />

verfolgte. Die Arbeiten an der Trasse wurden 1900 begonnen, nach 10 Jahren Arbeit konnte die<br />

neue Hochquellenleitung schließlich 1910 eröffnet werden (DONNER, keine Jahresangabe).<br />

Die II. Wiener Hochquellenleitung ist ebenso wie die I. eine reine Gravitationsleitung, die allerdings<br />

eine wesentlich größere Menge, nämlich 234.000 m 3 Wasser, in ca. 36 Stunden aus dem<br />

steirischen Hochschwabgebiet nach Wien transportiert. Die Quellen liegen am linken Ufer der<br />

Salza, am Nordabhang der Zeller Staritzen. Es sind dies Quellen, aus denen sehr große<br />

Wassermengen hervor treten. So betragen die Mindestergiebigkeiten der Brunngrabenquellen<br />

20.000 Kubikmeter/Tag oder die der Höllbachquellen 24.000 m 3 /Tag. Die Siebenseequellen liefern<br />

gar im Minimum 40.000 m 3 /Tag, die ergiebigsten sind die Kläfferquellen mit 50.000 m 3 /Tag<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

(Minimum), in niederschlagsreichen Perioden kann die Schüttung hier bis zu 600.000 m 3 /Tag (!)<br />

betragen (DONNER, keine Jahresangabe).<br />

Da die seinerzeit sehr großzügig dimensionierte I. Hochquellenleitung auch nach dem Anschluss<br />

der Quellen oberhalb von Kaiserbrunn nicht vollständig ausgelastet war und es im Rax-<br />

Schneeberggebiet keine weiteren ergiebigen Quellen gab, wurde 1965-1969 ein rund 10 km langer<br />

Stollen durch die Schneealpe errichtet, durch den die 'Sieben Quellen' an der Südwestseite der<br />

Schneealpe in die I. Wiener Hochquellenleitung eingeleitet wurden.<br />

Zwischen 1986 und 1989 wurde schließlich noch die bereits 1958 erworbene 'Pfannbauernquelle'<br />

über eine 22 km lange Leitung in die I. Hochquellenleitung eingespeist. Durch diese zusätzlichen<br />

Quellen konnte die Kapazität der I. Hochquellenleitung von ursprünglich 138.000 m 3 /Tag auf<br />

nunmehr über 220.000 m 3 /Tag gesteigert werden. Zusammen mit der II. Hochquellenleitung<br />

stehen Wien somit täglich über 400.000 m 3 bestes Gebirgsquellwasser pro Tag zur Verfügung<br />

(DONNER, keine Jahresangabe).<br />

Darüber hinaus besitzt Wien in der Lobau bzw. in Moosbrunn in der Mitterndorfer Senke 2<br />

Grundwasserwerke, die bei Verbrauchsspitzen ebenfalls in das Wiener Wasserversorgungsnetz<br />

eingespeist werden können.<br />

6.2 Die Quellen im Rax-Schneeberggebiet<br />

6.2.1 Die Stammquellen<br />

Die ersten Quellen der I. Wiener Hochquellenleitung waren die Kaiserbrunnquelle und die<br />

Stixensteinquelle (siehe Kap. 4 'Wasser für Wien – Die Wiener Wasserwerke'), wobei die<br />

Stixensteinquelle nicht mehr unmittelbar dem Rax-Schneeberg-Einzugsgebiet zuzurechnen ist. Sie<br />

befindet sich in der Nähe von Schloss Stixenstein, oberhalb von Sieding am Ostabhang der letzten<br />

Ausläufer des Gahns. Die Einleitung der Stixensteinquelle in die Trasse der Hochquellenleitung<br />

erfolgt über eine 6,8 km lange Zuleitung in Ternitz.<br />

Die Kaiserbrunnquelle liegt im Höllental, im engen Taleinschnitt zwischen Rax und Schneeberg,<br />

etwas oberhalb der Schwarza und ist die größte Quelle im Rax-Schneeberggebiet. Bereits im 18.<br />

Jahrhundert dem Kaiserhaus bekannt, wurde sie im Zuge des Baus der I. Wiener<br />

Hochquellenleitung als Wasserschloss gefasst. 1930 wurde bei der Kaiserbrunnquelle ein<br />

Umleitungsstollen mit einer Zumesskammer, sowie ein Ablassgerinne in die Schwarza errichtet, um<br />

eine separate Ausleitung der Quellwässer aus der Hochquellenleitung im Fall einer Verschmutzung<br />

zu ermöglichen (DRENNIG 1973).<br />

Nach Fertigstellung der Hochquellenleitung aus dem Rax-Schneeberggebiet wurden infolge der<br />

starken Unregelmäßigkeiten in den Quellschüttungen und dem daraus resultierenden<br />

Wassermangel in Wien nach und nach Quellen oberhalb des Kaiserbrunnens ('Obere Quellen')<br />

gefasst und in die Wasserversorgung mit einbezogen.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Abbildung 22: Wasserschloss Kaiserbrunn<br />

6.2.2 Die Quellen im Schwarzatal<br />

Bei den Höllentalquellen handelt es sich um eine Reihe von mehr oder minder großen Quellen, die<br />

am raxseitigen Ufer der Schwarza, unmittelbar am Ausgang des großen Höllentales liegen. Diese<br />

ursprünglich am Schwarzaufer, bzw. auch schon weiter oben austretenden Quellen wurden mittels<br />

Sammelstollen (insgesamt über 200m) gefasst und in einem ca. 1,5m hohen Stollen zum<br />

Kaiserbrunnen geleitet, wobei in einem Bereich die Schwarza mit einem Aqädukt überfahren<br />

werden musste.<br />

Am Fuße des Kuhschneeberges, in der Nähe der Nassbacheinmündung, tritt die Fuchspassquelle<br />

auf etwa 573m Seehöhe in mehreren Quellästen aus. Diese Quellen wurden als Wasserschloss<br />

gefasst und in einer Rohrleitung mit einem Düker unter der Schwarza in den Leitungsstollen der<br />

Hochquellentrasse geleitet. Die Fuchspassquelle weist beträchtliche Schwankungen in der<br />

Ergiebigkeit auf, das Schüttungsminimum beträgt ca. 3.000m³ pro Tag (DRENNIG 1973).<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

6.2.3 Die Quellen in Nasswald<br />

Die Reißtalquelle befindet sich am Ausgang des Reißtales, eines engen, von Süden nach Norden<br />

verlaufenden Tales am Fuße der Kahlmäuern. Die Quellfassung, ein kleines, schachtartiges<br />

Wasserschloss liegt auf einer Seehöhe von 725m, zur Erfassung der am Talgrund auftretenden<br />

Zuflüsse wurde zusätzlich ein Sammelkanal in ca. 6,5m Tiefe errichtet. Die Reißtalquelle hat –<br />

sowohl nach Niederschlagsereignissen wie auch in Trockenzeiten – eine sehr konstante Schüttung<br />

zwischen 7.000 und 8.000 m³ pro Tag (DRENNIG 1973).<br />

Die Wasseralmquelle entspringt am Nordfuß der Schneealpe, am Übergangsbereich zwischen<br />

ansteigendem Fels und Schuttkegel. Sie bestand ursprünglich aus 3, in unterschiedlichen Höhen<br />

austretenden Quellen. Mittels Stollen mit einer Länge von über 250m wurden die wasserführenden<br />

Spalten angefahren und in einer aus dem Fels gesprengten Quellkammer gesammelt. Mit 801m ist<br />

sie eine der höchstgelegenen Quellen der I. Wiener Hochquellenleitung (DRENNIG 1973).<br />

Im Bereich Hinternaßwald gibt es noch eine Reihe kleinerer Quellen, die in den Jahren 1894-1897<br />

gefasst und in die Hochquellenleitung miteinbezogen wurden.<br />

Die Lettingquelle entspringt als höchstgelegene Quelle in 944m Seehöhe am Südhang des<br />

Sonnleitensteins, über dem Tal des Ameiswiesbaches mit einer Minimalergiebigkeit von 900m³ pro<br />

Tag. Hier verläuft eine Grenzlinie zwischen dem Kalkstein der Sonnleiten und den darunter<br />

liegenden Tonschiefern. Die Quellen treten hier in mit Geröllen gefüllten Erosionsrinnen, welche die<br />

Lehm- und Tonablagerungen in den unteren Teilen der Talhänge unterbrechen, zu Tage.<br />

Ebenfalls am Südhang des Sonnleitsteins in 850 m Seehöhe entspringt die Sonnleitenquelle. Sie<br />

tritt, aufgestaut durch Lehm- und Tonablagerungen, an mehreren Stellen aus dem Gehängeschutt.<br />

Das Wasser fließt hier einem 4m tiefen Schlitz zu und wird dann in einer kleinen Brunnenstube<br />

gesammelt.<br />

Gegenüber der Lettingquelle, am rechten Talufer des Ameiswiesenbaches, entspringt die<br />

Schiffauerquelle (788 m). Die Fassung erfolgt durch einen Brunnenschacht mit anschließender<br />

Sickerdohle. Die Ergiebigkeit der beiden letztgenannten Quellen ist eher unbedeutend (DRENNIG<br />

1973).<br />

Wesentlich bedeutender von der Schüttung her ist die Schütterlehnenquelle nahe der Siedlung<br />

Hinternaßwald, am südlichen Abhang der Kudelmauer. Man konnte in diesem Bereich beobachten,<br />

dass der Nassbach bereits kurz vor der Einmündung des Reißbaches bedeutend mehr Wasser<br />

führt, was auf eine unterirdische Quellspeisung hinwies. So wurde am Hangfuß, quer über den<br />

Talboden ein Sickerschlitz gegraben, um die Quellzuflüsse vor dem Nassbach abzufangen. In 4<br />

Meter Tiefe wurden in einer wasserführenden Geröllschicht gelochte Steinzeugrohre verlegt,<br />

zunächst mit Schotter und weiter oben mit Tegel überdeckt. Das solcherart gesammelte Wasser<br />

mündet in einer Brunnenstube und wird dann weiter in den Reißtalrohrstrang geleitet. Die<br />

Schüttung der Quelle betrug nach der Fassung ca. 2.000 m³ pro Tag, hat aber in der Folge stark<br />

nachgelassen (DRENNIG 1973).<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Die Albertwies Quelle liegt am rechten Ufer des Nassbaches auf 679m Seehöhe und tritt am Fuß<br />

einer der Scheibwaldmauern vorgelagerten Schuttfläche in mehreren Quellästen zu Tage. Das<br />

Wasser wird in einer Sammelgalerie, die in Form eines Kanals mit bergseitig angeordneten<br />

Mauerschlitzen ausgeführt ist, gefasst (DRENNIG 1973).<br />

Ebenfalls am rechten Ufer des Nassbaches bildet das Übeltal einen kurzen tiefen Kessel, in dem<br />

sich die schluchtartigen Rinnen des Scheibwaldes vereinigen und in großen Schutthalden enden.<br />

Das am Haldenfuß austretende Wasser der Übeltal Quelle wird in einem 63m langen Kanal<br />

gesammelt und mündet in einen Brunnenschacht, von wo aus eine Rohrleitung nach<br />

Unterdükerung des Nassbaches in die Haupttrasse auf der gegenüberliegenden Seite führt<br />

(DRENNIG 1973).<br />

Die Einzugsgebiete der Quellen sind – wie bereits im Kapitel 'Wasserhaushalt – Karstproblematik'<br />

angeführt – in vielen Fällen nicht genau festlegbar. Sind bei kleineren Quellen die Einzugsgebiete<br />

noch einigermaßen räumlich fassbar, so gibt es bei Quellen mit stärkerer Schüttung sehr große<br />

Unsicherheiten. Nach CORNELIUS (1936) liegen im Höllental die wasserstauenden Werfener<br />

Schichten in unbekannter Tiefe unter der Talsohle der Schwarza. Da es hier etwa mit dem<br />

Kaiserbrunnen dennoch ergiebige Quellen gibt, kann davon ausgegangen werden, dass das<br />

Bergwasser alle unterirdischen Klüfte bis zu den Werfener Schichte ausfüllt – quasi in der Form<br />

eines ständig wassergefüllten Hohlraumsystems. In diesem Fall ist es durchaus möglich (ja sogar<br />

wahrscheinlich), dass auch Wässer aus dem Einzugsgebiet der Rax auf der anderen Seite der<br />

Schwarza in der Kaiserbrunnquelle zu Tage treten.<br />

Im Jahresverlauf betrachtet ist die Schüttung der Quellen allgemein in den Wintermonaten am<br />

niedrigsten, da der Niederschlag in den Quellgebieten in Form von Schnee gespeichert wird – das<br />

Minimum der Quellschüttung liegt im Spätwinter (siehe auch Kapitel 'Klima').<br />

Mit dem Beginn der Schneeschmelze steigt die Wassermenge kontinuierlich an und hat ihren<br />

Höhepunkt zumeist im Juni, wobei es aber durchaus witterungsbedingt zu zeitlichen<br />

Verschiebungen im Bereich von einigen Wochen kommen kann.<br />

Zwischenzeitlich kann es zu Spitzen in der Quellschüttung kommen, etwa nach heftigen<br />

Niederschlagsereignissen oder wenn plötzliche Warmlufteinbrüche im Winter einen Teil der<br />

Schneemassen abtauen (SUCHOMEL 1993).<br />

6.3 Quellschutzgebiete<br />

Ein zentrales Anliegen der Wiener Wasserwerke ist es, das Wasser in bestmöglicher Qualität an die<br />

Verbraucher zu liefern. Da die Einzugsgebiete der Quellen nicht in unbesiedeltem, sondern – ganz<br />

im Gegenteil – in einem touristisch gut erschlossenen, sehr stark frequentierten Gebiet liegen, ist<br />

die Gefahr einer Verunreinigung des Wassers naturgemäß gegeben (besonders in Karstgebieten).<br />

Einen besonderen Stellenwert für die Qualität des Wiener Trinkwassers hat die Bewirtschaftung<br />

dieser Quellschutzgebiete. Die Zusammenhänge zwischen dem Eintrag an der Oberfläche und<br />

möglichen Schadstoffen im Wasser an der Quelle waren bereits zu Beginn dieses Jahrhunderts<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Gegenstand von Forschungsarbeiten. So wurde mit dem starken Ansteigen des Wander- und<br />

Ausflugstourismus im Jahr 1927 eine Studie im Auftrag der damals bereits bestehenden<br />

Quellenschutzkommission erstellt, die diese Zusammenhänge aufzeigt (DRENNIG, 1973).<br />

Mit dem Bewusstsein dieser Zusammenhänge verfolgt die Stadt Wien seit jeher das Ziel, schädliche<br />

Einträge bereits an der Oberfläche so weit wie möglich zu verhindern (sofern sich diese nicht<br />

gänzlich ausschalten lassen). Das hat sowohl den Vorteil, dass bereits das in das Gestein<br />

einsickernde Wasser die größtmögliche Reinheit hat und andererseits (sehr teure) nachträgliche<br />

Filterungen gar nicht mehr notwendig sind. Das primäre Anliegen ist es somit, potentiellen<br />

Beeinträchtigungen vorzubeugen und die Verunreinigungsanfälligkeit so gering wie möglich zu<br />

halten. Dass dieser Anspruch natürlich mit einer speziellen und sehr aufwändigen Bewirtschaftung<br />

der Quellschutzgebiete verbunden ist, liegt auf der Hand.<br />

Um diese bestmöglich gewährleisten zu können, ist die Stadt Wien seit Errichtung der<br />

Hochquellenleitungen bestrebt, Flächen in den Quellschutzgebieten in ihren Besitz zu bringen.<br />

Man begann bereits mit der Errichtung der Hochquellenleitung "primäre Voraussetzungen für einen<br />

Quellenschutz" zu setzen (DRENNIG 1973). Dazu gehörte das Bestreben zum Erwerb von<br />

Grundflächen im Einzugsgebiet der Quellen, um eine entsprechende walderhaltende<br />

Bewirtschaftung des Bodens und einen bergbaulichen Schutzrayon (Verbot von Bergbautätigkeiten)<br />

durchsetzen zu können. Betrug der Grundbesitz der Stadt Wien 1870 lediglich 10 ha, so konnten<br />

im Laufe der Zeit ständig neue Flächen dazugekauft werden. 1900 waren fast 5.000 Hektar im<br />

städtischen Besitz, 1940 bereits über 10.000 ha. Heute ist die Stadt Wien der mit Abstand größte<br />

Grundeigentümer im Bereich von Rax und Schneeberg, der Grundbesitz beträgt ca. 18.000 Hektar<br />

und wird von den Forstverwaltungen Nasswald (8.115 Hektar) und Hirschwang (9.860 Hektar)<br />

betreut (DRENNIG, 1973, Forstverwaltungen Nasswald und Hirschwang, 2002).<br />

Die Quellschutzgebiete der Rax befinden sich zur Gänze im Besitz der Stadt Wien, auch am<br />

Schneeberg gehören fast alle Flächen, mit Ausnahme eines schmalen, ca. 1.000 m breiten Streifen<br />

entlang des Voisbaches und eines Bereiches am Südhang des Gahns östlich von Reichenau, der<br />

Stadt Wien.<br />

6.4 Quellschutzmaßnahmen<br />

Dass die Stadt Wien dem Schutz der Quelleneinzugsgebiete von Beginn an einen hohen Stellenwert<br />

zugemessen hat, ist vielfach dokumentiert. Da durch den Bau einer Seilbahn auf das Raxplateau<br />

mit einer deutlichen Zunahme der Besucherzahlen zu rechnen war, hat die Stadt Wien ihre<br />

"Zustimmung zur Errichtung einer Seilschwebebahn auf die Rax" im Jahr 1925 nur bei Annahme<br />

von strengen Bedingungen gegeben (DRENNIG 1973).<br />

So wurde etwa vereinbart, dass die Bauten nur auf die für das Projekt unbedingt notwendigen<br />

Anlagen zu beschränken sind, dass nur unbedingt notwendiges Personal auf der Rax nächtigen<br />

darf und sämtliche Abwässer zu sammeln, zu desinfizieren und ins Tal abzutransportieren sind<br />

(sowohl von der Bergstation wie auch von den Hütten). Weiters wurde durchgesetzt, dass bei den<br />

Betriebsgebäuden keine Tiere gehalten werden und dass für die Durchführung des Projektes<br />

Vertreter der Stadt Wien beigezogen werden müssen und diese im Zuge von Überprüfungs- und<br />

Kontrollarbeiten Zugang zu allen Anlagen haben müssen. Ausgestattet mit diesen Befugnissen<br />

konnten so im Zuge der Bauarbeiten arge Verschmutzungen aufgezeigt werden (es wurde sogar<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Anzeige erstattet), vom Bundesministerium wurde daraufhin für die Fertigstellung des Kanals eine<br />

Frist gesetzt (DRENNIG 1973).<br />

Mit dem Ansteigen der Besucherzahlen nach dem Krieg und der besseren Kenntnis über die<br />

Zusammenhänge zwischen den Quellen und deren Beeinflussung durch die Vorgänge auf den<br />

Berggebieten wurden strengere Bestimmungen für den Quellschutz aufgestellt. Die 'Richtlinien für<br />

den Quellschutz' aus dieser Zeit beinhalten unter anderem folgende Punkte (DRENNIG 1973):<br />

• Abzäunung von besonders gefährdeten Stellen, insbesondere von Dolinen und<br />

Taleinschnitten<br />

• Lenkung des Besucherverkehrs, durch Anlage bzw. Verlegung von Wegen und Steigen<br />

bzw. durch die Situierung von Schutzhütten<br />

• Maßnahmen für die Reinhaltung der Unterkünfte und ihrer Umgebung durch<br />

entsprechende hygienische und sanitäre Maßnahmen, wie etwa Beseitigung von Abfällen<br />

und Abwässern, (dichte) Senkgruben, Desinfektion und unschädliche Ablagerung oder<br />

Abfuhr von deren Inhalten.<br />

• Einflussnahme auf die Bewirtschaftung der Forst-, Alm- und Weideflächen, mit Maßnahmen<br />

wie Abzäunungen oder Einschränkung von Weideflächen<br />

• Verhinderung einer weiteren touristischen Erschließung der Rax<br />

In den darauffolgenden Jahren wurden so die Weideflächen auf der Rax schrittweise reduziert,<br />

anstelle von großen extensiven Weideflächen wurde getrachtet, eine intensivere Bewirtschaftung<br />

kleinerer Flächen mit besseren Bodenbedingungen (tiefgründige Lehmböden) zu ermöglichen.<br />

Im Zuge der Umsetzung von Maßnahmen im Bereich der Besucherlenkung wurde unter anderem<br />

auch die Seehütte, die früher direkt am Verbindungsweg Otto-Haus – hintere Rax oberhalb einer<br />

Doline stand, etwa 1km weiter südöstlich in einen Latschenbereich mit tiefgründigerem Boden<br />

verlegt (sicherlich nicht zum Nachteil der Hüttenbetreiber). Auch wurden bei allen Hütten – mit<br />

finanzieller Unterstützung der Stadt Wien – die sanitären Anlagen erneuert. Bei den<br />

betriebseigenen Objekten der Stadt Wien und bei Wohnhäusern im Nahbereich von Quellen<br />

wurden ebenfalls entsprechende Maßnahmen gesetzt (DRENNIG, 1973).<br />

Im Rahmen der Waldbewirtschaftung wurden die Bewirtschaftungsformen auf eine naturnahe<br />

Waldentwicklung umgestellt, mit der Aufgabe, eine Erhaltung bzw. Ausweitung eines gesunden<br />

Mischwaldes sicherzustellen (siehe auch Kap. 'Vegetation').<br />

Ein wichtiger Punkt ist auch, dass bei allen geplanten Eingriffen im gesamten Gebiet Vertretern der<br />

Stadt Wien Parteienstellung und Mitspracherecht zugesichert ist.<br />

Seit Mitte der 50-er Jahre werden von den Wiener Wasserwerken sog. 'Quellschutzbegehungen'<br />

gemeinsam mit den Forstorganen durchgeführt. Es werden vor allem die Hütten kontrolliert<br />

(hauptsächlich in Bezug auf die sanitären Einrichtungen) sowie stark frequentierte Wege<br />

abgegangen und inklusive ihrer Umgebung auf Schäden, Ablagerungen von Unrat, Feuerstellen,<br />

etc. begutachtet (DRENNIG, 1973).<br />

Die Aufgaben für den Quellschutz wurden im Laufe der Jahre ständig erweitert (z.B.<br />

Wildbewirtschaftung) und neueren fachlichen und wissenschaftlichen Erkenntnissen angepasst. Im<br />

Jahr 2001 wurden die überarbeiteten Ziele und Maßnahmen gemeinsam von den Wiener<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Wasserwerken und dem Forstamt der Stadt Wien als 'Grundsätze zur Bewirtschaftung der<br />

Quellenschutzwälder der Stadt Wien' zusammengefasst.<br />

Durch diese Grundsätze werden wichtige Prinzipien der Bewirtschaftung festgelegt und somit deren<br />

Qualität gesichert, darüber hinaus erleichtern die darin enthaltenen Handlungsanweisungen die<br />

Umsetzung der Bewirtschaftungsmaßnahmen.<br />

Eine wichtige Grundposition besteht darin, dass die Stadt Wien nach wie vor bestrebt ist, Flächen<br />

in den Wasserschutz- und Schongebieten zu erwerben, um diese im Sinne des Quellschutzes<br />

eigenständig bewirtschaften zu können. Nur dadurch können die Ziele, die Sicherung und<br />

Verbesserung der Vegetationsdecke und des Bodens als Filter für das Wasser durch eine möglichst<br />

naturnahe und schonende Bewirtschaftung der Flächen in den Quellschutzgebieten, erreicht<br />

werden (siehe auch Kap. 'Vulnerabilität'). Alle Eingriffe sind daher möglichst schonend für die<br />

Pflanzendecke und das Bodengefüge auszuführen.<br />

6.4.1 Bewirtschaftung der Wälder<br />

Die besondere Bedeutung der Wälder in bezug auf die Wasserversorgung beinhaltet insbesondere<br />

die folgenden Punkte (SUCHOMEL 1994):<br />

• Sicherung der Humusdecke<br />

• Verbesserung der Filterwirkung des Bodens<br />

• Rückhalt des Niederschlagsabflusses zur Verbesserung der Einsickerung in den Boden<br />

• Beeinflussung des lokalen Klimas zur Förderung der Niederschlagstätigkeit<br />

• Verbesserung der Taubildung<br />

• Entschärfung der Außen- und Innenerosion im Karst<br />

Der Aufbau und die räumliche Verteilung der Baumarten haben einen wesentlichen Einfluss auf den<br />

Niederschlag. Nadelbäume halten sehr viel Niederschlag in der Krone zurück, unter Laubbäumen<br />

dagegen erreichen größere Mengen an Schnee oder Regen den Boden. Eine ausgewogene<br />

Strauchschicht vermindert den oberflächlichen Abfluss und hält das Wasser durch das Wurzelwerk<br />

länger im Boden zurück; anzustreben sind aus diesem Grund gemischte Wälder.<br />

Kommt es infolge des Fehlens einer Vegetationsdecke zu einem starken oberflächlichen Abfluss, so<br />

kann durch den Abtrag von Bodenstoffen eine Trübung und Verunreinigung des Wassers erfolgen.<br />

Durch höhere Temperaturen in ungeschützten Bereichen werden verstärkt Bestandteile abgebaut,<br />

die durch das abfließende Wasser in das Grundwasser verfrachtet wurden können, wodurch es zu<br />

Beeinträchtigungen der Qualität kommen kann.<br />

Für den Schutz der Quellen sind möglichst naturnahe Bestände und gesunde Wälder die beste<br />

Voraussetzung. Zum Erreichen eines solchen Waldzustandes ist eine aktive Waldbewirtschaftung<br />

notwendig. Es gilt in den Quellschutzgebieten ein Verbot für Kahlschlag und flächige Räumungen,<br />

die Bewirtschaftung der Wälder erfolgt durch Einzelbaumentnahme, Rodung einzelner<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Baumgruppen oder kleinflächige Räumungen. Die Maßnahmen werden unter dem Gesichtspunkt<br />

des Bodenschutzes und der Ökologie durchgeführt, die Holzproduktion ist zweitrangig.<br />

Um gesunde Mischbestände auf Dauer zu erhalten, wird spezielles Augenmerk auf die richtige<br />

Jungwaldpflege gelegt. Das geschieht einerseits durch einen Sicherungsschutz und ergänzende<br />

Pflanzungen, andererseits durch negative Auslese von beschädigten, kranken und unerwünschten<br />

Bäumen. Auch durch entsprechende Durchforstungen wird erwünschten Bäumen oder<br />

Baumgruppen mehr Platz verschafft, die in der Folge bessere Bedingungen für die weitere<br />

Entwicklung vorfinden können. Standfeste gesunde Bäume sind weniger anfällig gegen<br />

Umwelteinflüsse und Krankheiten und bilden mehr Samen für die Naturverjüngung.<br />

Da die Schutzwirkung mit zunehmendem Baumalter nachlässt, ist es sehr wichtig, Wälder aktiv und<br />

vorausschauend zu verjüngen. Bevorzugt wird eine kleinflächige Waldregulierung, wobei der<br />

Naturverjüngung eindeutig der Vorzug geben wird. Nur wo die Naturverjüngung nicht ausreicht,<br />

soll eine künstliche Verjüngung nachhelfen, etwa durch Ergänzung von Pflanzungen in Fehlstellen,<br />

oder durch Anreicherung von seltenen Mischbäumen.<br />

Eine weitere Vorgabe ist es, unnatürliche, einförmige Monokulturen durch einen nachhaltigen<br />

Waldumbau langsam und planmäßig in reich strukturierte naturnahe Wälder überzuführen, rasche<br />

Umwandlungen durch flächige Räumungen sind zu unterlassen. Die Intensität des Waldbaus richtet<br />

sich nach der Standfestigkeit der Bestände beziehungsweise nach deren Standort.<br />

Sofern Quellenschutz, Forstschutz und Arbeitstechnik nicht dagegen sprechen, werden Äste,<br />

Kronen- und Stammteile im Wald zu belassen um sie einem natürlichen Abbauprozess zuzuführen.<br />

Selbstverständlich gilt ein striktes Chemieverbot in den Quellenschutzwäldern, das neben<br />

Insektiziden, Fungiziden auch jegliche Arten von Kunstdünger verbietet.<br />

Wichtig ist, dass im Zuge einer 'Zehn-Jahresplanung' mittel- und langfristige Ziele in der<br />

Waldbewirtschaftung festgelegt werden. Waldzieltypen beschreiben den idealen Waldaufbau für<br />

den jeweiligen Standort ohne Rücksicht auf die jetzige Zusammensetzung und sind ein wichtiges<br />

Leitbild für die nachhaltige Bewirtschaftung. Weiters wird für jede konkrete Waldfläche ein<br />

Bestockungsziel festgelegt, welches den anzustrebenden Waldaufbau in der kommenden<br />

Altersphase auf Basis des jetzigen Zustandes und der Zusammensetzung beschreibt. Dieses Ziel<br />

gilt als Vorgabe und soll durch aktive Maßnahmen auch gewährleistet werden.<br />

Ob die vorgegebenen Ziele auch erreicht werden, wird durch die Messung der Veränderungen des<br />

Waldzustandes in Form von Stichprobeninventuren oder Sonderinventuren beurteilt, wobei es<br />

wichtig ist, auch zukünftige Entwicklungen zu berücksichtigen.<br />

Alle Maßnahmen werden so gestaltet, dass sämtliche Arbeits- und Bringungsverfahren für die<br />

Bestände so schonend wie möglich erfolgen.<br />

6.4.2 Bewirtschaftung der Wildtiere<br />

Die Lebensräume von Wildtieren wurden durch die fortschreitende Besiedlung entfernter ländlicher<br />

Gebiete und durch die verstärkte Einflussnahme des Menschen stark verändert. Durch den Verlust<br />

von Rückzugsgebieten infolge intensiver touristischer Nutzung und stetiger Erschließung neuer<br />

Bereiche steigen die Schäden in den noch verbleibenden Gebieten teilweise dramatisch an.<br />

Überhöhte Wildbestände bedeuten eine dauerhafte Gefahr für die Quellschutzwälder, da die<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Bestände durch Verbiss, Verfegen oder Schälen nachhaltig geschädigt werden. Die richtige<br />

Bewirtschaftung der in den Quellschutzgebieten frei lebenden Wildtiere, insbesondere die Größe<br />

der Bestände leistet einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Ziele für den Quellschutz. Dabei ist<br />

darauf zu achten, dass eine nachhaltige natürliche Waldverjüngung mit Mischbaumarten ohne<br />

künstlichen Schutz erreicht werden kann und Schälschäden an den Bäumen in einem erträglichen<br />

Ausmaß bleiben.<br />

In Anbetracht einer Regulierung durch jagdliche Eingriffe ist jedoch darauf zu achten, dass<br />

ausreichende Populationen im Sinne des Artenschutzes erhalten bleiben, da sie ein wesentlicher<br />

Bestandteil eines intakten Ökosystems sind. Die Bewirtschaftung der Wildtiere erfolgt grundsätzlich<br />

durch geschultes eigenes Personal, Käufer dürfen den Abschuss nur in Begleitung und auf<br />

Anweisung des betriebseigenen Personals tätigen. Fütterungen werden nur nach Bedarf in Zeiten,<br />

in den Wildtiere zu wenig natürliche Nahrung finden, durchgeführt. Um Schälschäden unter<br />

Kontrolle zu bekommen werden für Rotwild so genannte Wintergatter als temporäre Einrichtungen<br />

errichtet.<br />

Ebenso wie bei der Waldbewirtschaftung gibt es auch für die Wildtiere eine<br />

Bewirtschaftungsplanung. Für alle Jagdgebietsflächen werden Abschusspläne und<br />

Abschlussnachweise erstellt, die genauere Angaben über Höhe, Struktur und Stückzahl der zu<br />

erlegenden Wildtiere beinhalten. Auf jeden Fall hat der Schutz der Quellenschutzfelder Vorrang<br />

gegenüber den Einnahmen aus der Erlegung von Wildtieren. Ob diese Ziele erreicht werden, wird<br />

durch Stichprobeninventuren (Schälschäden, etc.), Verjüngungsbeobachtungen oder Sichtkontrolle<br />

in den Revieren überprüft.<br />

6.4.3 Walderschließung<br />

Für die Bewirtschaftung von Wäldern sind Erschließungsanlagen, wie Forststraßen, Rückewege und<br />

andere Anlagen für die Holzbringung notwendig. Für die Errichtung solcher Anlagen muss auf<br />

sensible Bereiche im Sinne des Quellschutzes, wie Steilhänge, Böschungen, Gräben, Gerinne, sowie<br />

auf den Oberflächenabfluss besonders geachtet werden – jede Planung setzt eine<br />

quellschutztechnische Bedarfsprüfung voraus.<br />

Der Bau von Forststraßen soll grundsätzlich nach den quellschutztechnisch schonendsten Methoden<br />

erfolgen. Sprengungen sollen möglichst vermieden werden, während der Bautätigkeiten ist auf<br />

eine mögliche Verunreinigung des Bodens durch Treibstoffe oder Öle der Maschinen besonderes<br />

Augenmerk zu richten; gegebenenfalls sind Vorkehrungen zu treffen.<br />

Das abgetragene Material muss entweder abgeführt oder an anderer Stelle wieder sorgfältig<br />

eingebaut werden, rutsch- oder erosionsgefährdete Bereiche, angeschnittene Hangböschungen<br />

und Anschüttungen sind entsprechend zu sichern und zu begrünen, freigelegte Spalten und Klüfte<br />

nach Möglichkeit wieder zu verschließen. Oberflächengewässer müssen in geeigneter Form<br />

umgeleitet werden, wobei insbesondere auf mögliche Folgeerosionen besonderes Augenmerk<br />

gelegt werden muss.<br />

Seite 75


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Forststraßen sind für den öffentlichen Verkehr gesperrt und werden durch das Forstpersonal<br />

laufend (besonders nach Unwettern) auf ihren Zustand überprüft. Sollten Schäden auftreten so<br />

sind diese so rasch wie möglich im Sinne des Quellschutzgedankens zu beseitigen.<br />

Bei der Bringung von Holz ist auf eine möglichst schonende Verfahrensweise zum Schutz des<br />

Bodens und der Vegetation zu achten. Als Entscheidungshilfe für die Wahl der Bringungsart<br />

wurden Zonenkarten in Abhängigkeit von Neigung, Standort (Bodentyp, Wasserhaushalt,<br />

Waldgesellschaft) und Hydrogeologie erstellt.<br />

In der roten Zone, die besonders sensible Bereiche kennzeichnet, erfolgt die Bringung im<br />

Normalfall mittels Tagseiltechnik oder Seilbahn. Die gelbe Zone kennzeichnet Bereiche, in denen<br />

der Boden nur in trockenem oder gefrorenem Zustand entlang strikt vorgegebener Bringungslinien<br />

befahren werden darf, die in Planung und Ausführung vom Bewirtschafter vorgegeben werden. In<br />

der grünen Zone kann der Boden in trockenem oder gefrorenem Zustand auch abseits der<br />

Bringungswege und Bringungslinien befahren werden, aber nur nach ausdrücklicher Anweisung<br />

durch den Bewirtschafter. Auf jeden Fall muss der Boden beim Einsatz von Maschinen möglichst<br />

geschützt werden (Reisig, Äste, Dünnholz), die Geräte müssen den Erfordernissen des<br />

Bodenschutzes entsprechen. Verantwortlich für Planung, Durchführung und Erfolgskontrolle vor Ort<br />

ist der Bewirtschafter, als Grundsatz gilt: "Geeignetes Bringungsmittel verwenden, dieses aber<br />

auch richtig einsetzen!"<br />

Prinzipiell werden nur jene Forstwege und Bringungsanlagen errichtet, die für die<br />

Waldbewirtschaftung unbedingt notwendig sind - auch hier gilt das Prinzip: "Möglichst wenig<br />

Eingriffe und bestmögliche Schonung des Bodens und der Vegetation".<br />

Ein ebenso wichtiger Faktor für Maßnahmen im Bereich des Quellschutzes, wie eine möglichst gute<br />

Ausbildung und fortlaufende Schulung des betriebseigenen Fachpersonals, ist die Auswahl der<br />

Ausrüstung und der Betriebsmitteln. Dabei wird getrachtet, möglichst umweltschonende Produkte<br />

und Maschinen einzusetzen – so kommt beispielsweise bei den Treibstoffen für die Fahrzeuge in<br />

den Quellschutzgebieten nach Möglichkeit nur Biodiesel zum Einsatz, ebenso wird nur biologisch<br />

abbaubares Sägekettenöl verwendet.<br />

Seite 76


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

7 TOURISTISCHE NUTZUNG DER RAX<br />

7.1 Historische Entwicklung des Tourismus auf der Rax<br />

Die Rax ist – v.a. aufgrund ihrer Nähe zum Ballungsraum Wien – ein Ausflugsgebiet mit einer<br />

langen Tradition. Bereits in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts war es ein beliebtes<br />

Fremdenverkehrsgebiet. Ende des 19. Jahrhundertes bzw. zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebte<br />

der Fremdenverkehr in dieser Region einen gewaltigen Aufschwung. Als 'Sommerfrische-Gebiet'<br />

diente es nicht nur dem Kaiserhaus (neben Bad Ischl) als Sommersitz, auch viele Adelige ließen<br />

sich in den sich rasch entwickelnden Fremdenverkehrsorten Payerbach, Reichenau oder<br />

Semmering nieder (GALAS 1972). (Eine Reihe von Villen aus dieser Zeit zeigt auch heute noch<br />

diese Entwicklung).<br />

Aufgewertet wurde die Region auch noch durch seine Bedeutung als Kurgebiet, etwa durch die<br />

Kureinrichtungen in Reichenau-Edlach. In der Folge begann das Gebiet seine Exklusivität zu<br />

verlieren, zunehmend kamen mehr und mehr Leute aus anderen Bevölkerungsschichten, um ihren<br />

Urlaub hier zu verbringen. Die fortschreitende Entwicklung in der Verkehrsinfrastruktur (v.a. der<br />

Eisenbahnbau) hatte einen regen Ausflugsverkehr zur Folge, der sich bis in die 30-er Jahre<br />

steigerte – noch dazu erlebten Wandern und Bergsteigen damals ihren Höhepunkt (GALAS 1972).<br />

Die Rax selbst (und auch der Schneeberg) erfuhren bereits Mitte des 19. Jahrhunderts mit der<br />

Eröffnung der Bahnstrecke Wien-Gloggnitz (1842) und der Semmeringbahn (1854) einen ersten<br />

bedeutenden touristischen Aufschwung, wobei zunächst der Schneeberg für Wanderer, aber vor<br />

allem für Bergsteiger das interessantere Gebiet war. Bereits 1839 wurde das Baumgartnerhaus auf<br />

dem Krummbachsattel errichtet, bis zum Ende des 19. Jahrhunderts kamen noch eine Reihe<br />

weiterer Hütten hinzu. Gleichzeitig entstand ein Netz an gut markierten Wanderwegen, was zu<br />

einer weiteren Zunahme an Besuchern führte. Mit der Eröffnung der Zahnradbahn 1897 stiegen<br />

schließlich die Besucherzahlen sprunghaft an (GALAS 1972).<br />

Bei der Rax setzte die touristische Entwicklung später ein als beim benachbarten Schneeberg. Erst<br />

von 1860 an wurde die Rax häufiger von Touristen besucht. 1875 wurde schließlich als erstes das<br />

Karl-Ludwig-Haus in nächster Nähe zur Heukuppe gebaut, die damals das vorrangige Ausflugziel<br />

war. Erst mit dem Bau des Otto-Hauses (1893) wurden Plateauwanderungen interessant. Ende des<br />

19. Jahrhunderts begannen Bergsteiger die Rax mehr und mehr für sich zu entdecken und<br />

vielerorts Klettersteige zu errichten, speziell im großen Höllental, im Reißtal und in den<br />

Kahlmäuern. 1899 wurde das Habsburghaus errichtet und nach und nach wurden im Zuge der<br />

touristischen Erschließung immer mehr Hütten gebaut – 1911 gab es auf der Rax bereits 11<br />

bewirtschaftete Hütten (gegenüber 6 heute).<br />

Auch die Betriebe im Tal, speziell im Preiner Tal, profitierten von der rasanten Entwicklung. Der Ruf<br />

nach einer Aufstiegshilfe nach dem Vorbild der Zahnradbahn auf den Schneeberg wurde laut. Nach<br />

langem Überlegen und vielen Projektvorschlägen, entschied man sich schließlich zum Bau einer<br />

Seilbahn von Hirschwang aus auf das Raxplateau. Die Seilbahn wurde 1926 in Betrieb genommen<br />

und führte dazu, dass die Besucherzahlen stark anstiegen. Durch die Seilbahn wurde die Rax auch<br />

für den aufstrebenden Wintersport interessant und das obwohl die Rax kein ideales Skigelände<br />

besitzt. Doch die Nähe zu Wien und die gute verkehrsmäßige Anbindung führten zu einem regen<br />

Besucheraufkommen (GALAS 1972, DRENNIG 1973).<br />

Seite 77


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Infolge der Wirtschaftskrise in den 30-er Jahren und des nachfolgenden Krieges erlebte der<br />

Tourismus – nicht nur in dieser Region – einen massiven Einbruch. Die Region konnte in den<br />

folgenden Jahrzehnten nicht mehr an die Bedeutung, die sie zur Jahrhundertwende hatte,<br />

anknüpfen, wenngleich die Besucherzahlen in den nachfolgenden Jahrzehnten stark zugenommen<br />

haben.<br />

Heute ist die Rax – v.a. aufgrund der ausgezeichneten verkehrsmäßigen Anbindung – nach wie vor<br />

ein beliebtes Ausflugsziel für Tagestouristen aus dem Raum Wien, die vor allem zum Wandern und<br />

zur Erholung dieses Berggebiet besuchen.<br />

7.2 Touristische Infrastruktur<br />

Da die Rax ein Quellschutzgebiet ist und sich nie dem Massentourismus verschrieben hat, gibt es<br />

hier nur sehr wenige Infrastruktureinrichtungen – gerade soviel, wie zu einer Aufrechterhaltung<br />

des Ausflugstourismus notwendig erscheint. Das mag auch der Hauptgrund sein, warum sich die<br />

Rax trotz der Nähe zu Wien und trotz des verhältnismäßig hohen Besucheraufkommens ihre<br />

landschaftlichen Reize erhalten konnte.<br />

7.2.1 Aufstiegshilfen<br />

7.2.1.1 Raxseilbahn<br />

1926 wurde die Seilbahn auf die Rax errichtet. Die Talstation befindet sich in 528m Seehöhe am<br />

hinteren Ortsende von Hirschwang, am Beginn des Höllentales. Sie überbrückt einen<br />

Höhenunterschied von 1.017m bis zur Bergstation auf 1.545m und hat eine Länge von 2.151m,<br />

wobei die mittlere Neigung der Trasse 54% beträgt.<br />

Die 2 Seilbahnkabinen können je 40 Fahrgäste bzw. 3.200 kg Nutzlast befördern und benötigen für<br />

die Strecke ca. 6 Minuten, was einer Förderleistung von 350 Personen/Stunde entspricht.<br />

Die Raxseilbahn befindet sich als eine der wenigen in Österreich noch in Privatbesitz und gehört<br />

der Familie Scharfegger. Der Betrieb erfolgt ganzjährlich von 9–16:30 Uhr, in den Sommermonaten<br />

von 8-17:30 Uhr.<br />

Befördert werden zurzeit im Jahr ca. 120.000 Personen (Berg- und Talfahrten), wobei das<br />

Verhältnis Berg- zu Talfahrten ca. 60:40 beträgt.<br />

Die Beförderungszahlen der Raxseilbahn spiegeln auch die wechselvollen Jahrzehnte der<br />

österreichischen Geschichte wider (Quelle: GALAS 1972, DRENNIG 1973, Fam. SCHARFEGGER<br />

2002).<br />

Seite 78


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

1927 146.906 davon etwa 66% Talfahrten<br />

1936 56.736<br />

1939/1940 140.000<br />

1943 1 247.720 (!) Rekordjahr in der Geschichte der Seilbahn<br />

1945 45.998<br />

1950 139.000<br />

1960 182.237<br />

1970 173.231 (Anm. Schlechte Witterung, v.a. im Frühjahr)<br />

1971 213.434 (!) davon ca. 84% Talfahrten (Anm. herrlicher Sommer)<br />

1980 136.875<br />

1990 130.032<br />

2000 124.514<br />

2001 111.378 davon etwa 66% Talfahrten<br />

Tabelle 2: Beförderungszahlen Raxseilbahn<br />

1) Anmerkung: Die hohe Beförderungszahl im Jahr 1943 ist auf die starke Frequenz von Militärpersonen zurückzuführen,<br />

speziell im Zuge der Stellungsbauten für die Luftabwehr auf der Rax (DRENNIG 1973).<br />

Dass die Anzahl der Besucher nicht alleine von der wirtschaftlichen Entwicklung und vom<br />

Wohlstand abhängen, sondern in erster Linie vom Wetter, liegt auf der Hand. Je nach<br />

vorherrschendem Wetter gibt es auch tageweise sehr große Unterschiede in den Besucherzahlen.<br />

So gibt es an regnerischen Tagen oft gar keine Personentransporte per Seilbahn, während an sehr<br />

schönen Tagen, v.a. an Wochenenden, durchaus über 3.000 Personen pro Tag befördert werden<br />

(Spitzenwert im Jahr 2001: So 14. Oktober: 3.125 Personen (1.632 Bergfahrten, 1493 Talfahrten)).<br />

7.2.1.2 Schlepplifte<br />

Auf der Rax gibt es 2 Schlepplifte. Einer befindet sich auf der vorderen Rax im Bereich der<br />

Bergstation (Betreiber Fam. Scharfegger), einen weiteren gibt es am Preiner Gscheid (Betreiber Hr.<br />

Stoier).<br />

Beide haben eine Trassenlänge von etwa 600-700 Metern.<br />

Da auf der Rax keine künstliche Beschneiung erlaubt ist (und auf Grund des Wassermangels auf<br />

dem Plateau auch sehr schwierig wäre), erfolgt der Betrieb je nach Schneelage.<br />

Schlepplift Raxplateau:<br />

Die Beförderungszahl liegt im Durchschnitt bei etwa 80.000–90.000 Fahrten pro Saison, wobei die<br />

Schwankungen von Saison zu Saison in Abhängigkeit von Schneelage und Wetter teilweise enorm<br />

sind:<br />

Seite 79


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Saison 1999/2000: knapp 90.000<br />

Saison 2000/2001: ca. 17.000 (!) sehr schlechtes Jahr<br />

Saison 2001/2002: ca. 86.000<br />

Zum Befahren gibt es lediglich eine Piste neben bzw. in unmittelbarer Nähe der Lifttrasse, die<br />

Präparierung der Piste erfolgt durch ein Pistenpflegegerät.<br />

Abbildung 23: Schlepplift Raxplateau<br />

Schlepplift Preiner Gscheid<br />

Dieser Schlepplift besteht seit 1980 und ist nur sporadisch in Betrieb – bei ausreichender<br />

Schneelage an Wochenenden, sowie in den Weihnachts- und Semesterferien. In der Saison<br />

2000/2001 war er überhaupt nie in Betrieb, es gibt auch keine Aufzeichnungen über<br />

Beförderungszahlen.<br />

7.2.1.3 Hütten<br />

Hat es zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf der Rax noch 11 bewirtschaftete Berghütten gegeben,<br />

so sind es jetzt (inklusive der Bergstation) nur mehr 6, die regelmäßig bewirtschaftet werden.<br />

Mit Ausnahme des Wachsriegelhauses liegen die Hütten durchwegs auf dem Raxplateau.<br />

Hinsichtlich der Größe der Hütten, der Ausstattung und der Besucherfrequenz gibt es erhebliche<br />

Unterschiede. In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten Kenndaten der Hütten<br />

zusammengestellt.<br />

Seite 80


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Bezeichnung Seehöhe Eigentümer Pächter Betten Lagerplätze<br />

Bergstation 1547m ÖAV - Sektion Reichenau<br />

Otto-Haus 1736m ÖAV - Sektion Reichenau<br />

Seehütte<br />

Karl-Ludwig Haus<br />

Habsburghaus<br />

Waxriegelhaus<br />

1643m<br />

1804m<br />

1786m<br />

1361m<br />

ÖTK - Österreichischer<br />

Touristenklub<br />

ÖTK - Österreichischer<br />

Touristenklub<br />

ÖAV - Sektion Österr.<br />

Gebirgsverein<br />

Naturfreunde TVN<br />

Mürzzuschlag<br />

Fam.<br />

Scharfegger<br />

Fam.<br />

Scharfegger<br />

62 0<br />

25 40<br />

Franz Eggl 0 0<br />

Willi<br />

Newerkla<br />

dzt. kein<br />

Pächter<br />

Christian<br />

Hein<br />

74 44<br />

28 80<br />

30 40<br />

Tabelle 3: Kenndaten der Hütten (Quelle: Tourismusinformation Rax)<br />

Abbildung 24: Bergstation<br />

Abbildung 25: Otto-Haus<br />

Abbildung 26: Seehütte<br />

Abbildung 27: Habsburghaus<br />

Seite 81


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Abbildung 28: Karl-Ludwig Haus<br />

Abbildung 29: Waxriegelhaus<br />

Habsburghaus<br />

Bergstation<br />

Otto-Haus<br />

Seehütte<br />

Karl-Ludwig Haus<br />

Waxriegelhaus<br />

Karte 2: Verteilung der Hütten im Raxgebiet<br />

7.2.1.4 Wanderwege<br />

Da die Rax eine sehr lange Tradition als Wandergebiet hat, gibt es hier auch ein ausgedehntes<br />

Netz an gut ausgebauten und markierten Wanderwegen, darüber hinaus noch eine Reihe von<br />

ausgewiesenen Klettersteigen (siehe SZEPFALUSI/KRIZ 2002, HÖDL 1999).<br />

Seite 82


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Das Wanderwegenetz hat eine Gesamtlänge von über 300km (Quelle Internet:<br />

www.wanderprofi.at), davon befindet sich ein großer Teil auf dem Raxplateau. (Die Wanderwege<br />

werden näher im Kap. 'Wegekartierung' behandelt).<br />

7.2.1.5 Parkplätze<br />

Parkplätze für die Besucher finden sich im Bereich der Hauptaufstiege im Tal an folgenden Plätzen:<br />

• Raxseilbahn Talstation<br />

• Preiner Gscheid<br />

• Hinternasswald<br />

• Kaiserbrunn<br />

7.2.1.6 Lagerplätze<br />

Mit dem Ziel die Besucher zumindest während der Nacht von den Quellschutzgebieten auf dem<br />

Raxplateau fernzuhalten, wurde vor einigen Jahren im Tal auf einer Wiese in Kaiserbrunn ein<br />

Lagerplätze zum Biwakieren geschaffen. Durch die Ausstattung mit sanitären Einrichtungen wird er<br />

von den Leuten sehr gern angenommen und ist zumeist recht stark frequentiert.<br />

Darüber hinaus gibt es den Plan, in Zukunft einen weiteren Lagerplatz in Hinternasswald<br />

anzulegen.<br />

Abbildung 30: Lagerwiese Kaiserbrunn<br />

Seite 83


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

7.3 Touristische Aktivitäten auf der Rax<br />

7.3.1 Wandern/Erholung<br />

Aufgrund der Geländebeschaffenheit ist das Raxplateau ein ideales Wandergebiet. Bereits seit über<br />

100 Jahren, mit der Hochblüte der Sommerfrische, wird auf der Rax gewandert (siehe Kap.<br />

'Historische Entwicklung des Tourismus auf der Rax'); Wandern und Erholung stellen auch heute<br />

sicherlich den Hauptschwerpunkt der touristischen Aktivitäten dar – nach Erkenntnissen aus der<br />

Besucherbefragung kommen fast 90% der befragten Personen aus diesem Grund auf die Rax.<br />

Durch die Nähe zur Bundeshauptstadt und infolge des umfangreichen und gut ausgebauten Netzes<br />

an Wanderwegen zieht das Wandern auf der Rax, speziell in den Sommermonaten, eine große<br />

Anzahl an Besuchern an.<br />

7.3.2 Bergsteigen/Klettern<br />

Neben dem Wandern ist die Rax auch ein sehr beliebtes Klettergebiet. Laut Besucherbefragung<br />

nutzen etwa 10-20% der befragten Personen die Klettersteige und Kletterrouten. Diese finden sich<br />

schwerpunktmäßig im Großen Höllental, sowie in den Bereichen Preinerwand, Raxenmäuer und<br />

Kahlmäuer.<br />

Abbildung 31: Kletterregion Preinerwand<br />

7.3.3 Pistenskilauf<br />

Der Pistenskilauf spielt auf der Rax im Gegensatz zu anderen Berggebieten eine sehr<br />

untergeordnete Rolle. Die topographischen Gegebenheiten bieten kein ideales Gelände für die<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Anlage von Skipisten – die plateauartige Hochfläche ist in den meisten Bereichen zu flach und in<br />

den steilen felsigen Gebieten gibt es kaum eine Möglichkeit zu einer Abfahrt ins Tal.<br />

Darüber hinaus wird ein Ausbau der bestehenden touristischen Infrastruktur aus Gründen des<br />

Quellschutzes sehr restriktiv gehandhabt. Skipisten gibt es auf der Rax nur an 2 Stellen: Auf der<br />

vorderen Rax im Bereich der Bergstation und beim Preiner Gscheid (beides Schlepplifte).<br />

So befindet sich die eine Skipiste zur Gänze auf dem Raxplateau (Schlepplift nur mittels<br />

Raxseilbahn erreichbar), während die andere am Preiner Gscheid am Fuß der Rax angelegt ist und<br />

nicht einmal bis zum Waxriegelhaus reicht (siehe Kap. 'Touristische Infrastruktur').<br />

Die Pisten (zumindest jene auf dem Plateau) werden zwar präpariert falls die Schneelage<br />

ausreichend ist, jedoch ist die Auswirkung auf die Quellwasservorräte in Anbetracht der geringen<br />

Fläche und der relativ kurzen Saisondauer (Beschneiungsanlagen werden nicht verwendet) als<br />

relativ gering einzustufen.<br />

Das erklärt auch, warum sich die Rax als Skigebiet nicht mit Gegenden wie Semmering oder<br />

Hochkar messen kann.<br />

7.3.4 Tourenskilauf<br />

Der Tourenskilauf spielt auf der Rax ebenfalls kaum eine Rolle. Kennzeichnend für die Ausübung<br />

dieser Sportart auf der Rax ist die relativ geringe Frequenz und die weiträumige Verteilung der<br />

Aktiven, weshalb nachhaltige Beeinträchtigungen infolge der Ausübung dieser<br />

Freizeitbeschäftigung nicht zu erwarten sind.<br />

7.3.5 Trendsportarten<br />

Auch die sogenannten Trendsportarten spielen auf der Rax eine stark untergeordnete Rolle (ca. 1-<br />

2 % der Befragten geben an, derartigen Aktivitäten nachzugehen).<br />

Paragliding und Drachenfliegen werden vereinzelt am Südabfall der Rax (v.a. im Bereich der<br />

Preinerwand) ausgeübt, wobei sich die Abflüge auf einige wenige schöne Tage mit guter Thermik<br />

beschränken.<br />

Mountainbiking und Berglaufen sind durch ihre sehr geringe Frequenz ebenfalls zu<br />

vernachlässigen. Für diese beiden Freizeitaktivitäten kommt eigentlich nur die Forststraße auf der<br />

Nordseite der Rax (Kleines Höllental, Kesselboden, Scheibwaldhöhe) in Frage, wo allerdings das<br />

Mountainbiken verboten ist. Die anderen Aufstiegsrouten eignen sich aufgrund ihrer Steilheit weder<br />

zum Mountainbiken noch zum Laufen.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

8 GEFÄHRDUNGSPOTENTIALE DURCH TOURISTISCHE AKTIVITÄTEN<br />

AUF DER RAX<br />

Da neben dem Wandern andere Freizeitbetätigungen auf der Rax recht unbedeutend sind,<br />

beschränken sich die potentiellen Beeinträchtigungen auf den Naturhaushalt und in weiterer Folge<br />

auf die Quellgebiete auf diese Tätigkeit wobei 3 Teilaspekte näher zu untersuchen sind:<br />

• Die Entsorgungsproblematik im Bereich der Hütten<br />

• Erosionserscheinungen an den Wanderwegen infolge der hohen<br />

Besucherfrequenz<br />

• Verhalten der Besucher in den Quellschutzgebieten<br />

8.1 Entsorgungssituation – Hüttenproblematik<br />

Durch die Lage im Hochgebirge ist sowohl die Ver- als auch Entsorgungssituation von Schutzhütten<br />

sehr schwierig. Speziell die große Höhenlage, die Witterung, die oftmals abgeschiedene Lage und<br />

die weiten Distanzen (auch höhenmäßig) bringen eine Reihe von Problemen mit sich und verlangen<br />

nach speziellen Konzepten und Lösungen. Auch die Schutzhütten auf der Rax zeigen diese<br />

Problematik.<br />

Aufgrund der hohen Besucherfrequenz fallen auf der Rax eine nicht zu unterschätzende Menge an<br />

Abfällen und Abwässern an.<br />

Um die Quellschutzgebiete sauber und frei von anderen Einträgen zu halten, verfolgen die Wiener<br />

Wasserwerke als Verwalter der Flächen die Strategie, die Besucherströme linear auf den Wegen<br />

und punktuell im Bereich der Hütten zu konzentrieren um im gesamten Gebiet eine gezielte und<br />

umfangreiche Entsorgung durchführen zu können.<br />

Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, gibt es in einem Quellschutzgebiet, wie es die Rax ist,<br />

andere – weit strengere – Auflagen in Bezug auf die Entsorgungssituation (siehe Kap.<br />

'Quellschutzmaßnahmen').<br />

Die Wiener Wasserwerke haben zum Schutz der Quellwasserreserven bereits in der Vergangenheit<br />

stets danach getrachtet, eine möglichst vollständige, umfassende Abfall- und Abwasserentsorgung<br />

zu gewährleisten.<br />

Bereits in den 50-er und 60-er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden die sanitären Anlagen der<br />

Hütten mit finanzieller Unterstützung der Wiener Wasserwerke saniert. In diesem Sinne wurden<br />

WC-Anlagen auf den neuesten Stand gebracht und entsprechend große und dichte Senkgruben<br />

errichtet (DRENNIG 1973) (siehe auch Kap. 'Quellschutzmaßnahmen').<br />

Damit eine umfassende und funktionierende Entsorgung der Hütten gewährleistet ist, übernehmen<br />

die Wiener Wasserwerke fast zur Gänze die Kosten für die Entsorgung der Abwässer und des Mülls<br />

in ihren Quellschutzgebieten. Darüber hinaus werden laufend Kontrollen der Anlagen in Bezug auf<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

ihre Funktionsfähigkeit, Dichtheit und regelmäßige Entleerung durchgeführt, zumeist im<br />

Zusammenhang mit den Quellschutzbegehungen.<br />

8.1.1 Müllproblematik<br />

Da sich die Hütten in einem sensiblen Gebirgsökosystem, zum Teil in Extremlagen, befinden, steht<br />

eine möglichst ökologische Bewirtschaftung im Vordergrund. Durch die sehr eingeschränkten<br />

Transportmöglichkeiten wird danach getrachtet, den Anfall von Müll so gering wie möglich zu<br />

halten. Durch die umweltschonende Bewirtschaftung fallen auf den Hütten auch sehr geringe<br />

Mengen an gefährlichen Abfällen an (z.B. Chemikalien, Fette, etc.).<br />

Der Müllanfall und die Müllzusammensetzung einer Hütte hängen von mehreren Faktoren ab. Ein<br />

wesentlicher Faktor, neben dem Umweltbewusstsein der Hüttenbetreiber und der Gäste, ist das<br />

Einkaufsverhalten der Wirte und das gastronomische Angebot. Weitere wichtige Faktoren sind die<br />

Größe und Art der Hütte, sowie das Besucheraufkommen.<br />

Einen bedeutenden Einfluss auf die Müllsituation haben die Besucher selbst, sowie die Anzahl der<br />

aufgestellten Müllbehälter im Hüttenbereich. Im Rahmen mehrerer Untersuchungen betreffend die<br />

Müllproblematik auf Hütten konnte festgestellt werden, dass ein größeres Angebot an<br />

Müllbehältern eine größere Abfallmenge zur Folge hat (GRINZINGER 1999 nach OLSACHER 1990).<br />

Dabei spielen die Lage der Hütte und die Personengruppe der Besucher selbst eine große Rolle.<br />

Wird die Hütte überwiegend von Ausflugstouristen angesteuert, so ist in der Regel ein höheres<br />

Müllaufkommen zu erwarten, als wenn es sich um 'echte' Wanderer oder Bergsteiger handelt. Das<br />

gilt im Besonderen für Hütten, die an für jedermann leicht zugänglichen Stellen, etwa in der Nähe<br />

von Straßen oder Aufstiegshilfen, liegen. (In diesem Zusammenhang muss jedoch auch erwähnt<br />

werden, dass hier die Entsorgungsmaßnahmen wiederum viel leichter durchzuführen sind). Auch<br />

auf der Rax ist zu beobachten, dass das Umweltbewusstsein der Besucher viel stärker ausgeprägt<br />

ist, je weiter man sich von der Seilbahn entfernt.<br />

Eine Reduktion oder eine gänzliche Entfernung der Abfallbehälter kann allerdings zu ganz anderen<br />

Problemen führen, nämlich dass in der Folge der Abfall verstärkt in der Landschaft 'entsorgt' wird.<br />

Auch wenn es Beispiele gibt, dass durch eine Entfernung der Behälter der Müll dennoch nicht im<br />

Gelände verstreut wird und die Abfallmenge geringer geworden ist (GRINZINGER 1999 nach<br />

OLSACHER 1990), so ist diese Problematik sicherlich von Gebiet zu Gebiet anders zu beurteilen.<br />

Gerade, wenn es sich überwiegend um Ausflugstouristen handelt, ist es nicht anzunehmen, dass<br />

alle Leute ihren Müll wieder mit ins Tal nehmen. Es darf aber andererseits beim Gast nicht der<br />

Eindruck erweckt werden, dass die Hütte für die Beseitigung der mitgebrachten<br />

Verpackungsmaterialien gerüstet wäre (GRINZINGER 1999 nach OLSACHER 1990, MORELLE<br />

1999).<br />

Wichtig sind Abfallbehälter auf jeden Fall im Toilettenbereich, da sonst die Gefahr besteht, dass<br />

Hygieneartikel oder ähnliches über die Toilette entsorgt werden.<br />

Der Müllanteil der Hüttenbesucher ist sehr schwierig abzuschätzen und in starkem Maße von der<br />

Lage der Hütte und der Personengruppe der Besucher abhängig (siehe oben). Studien gehen<br />

davon aus, dass der Anteil zwischen 20% und über 50% betragen kann.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Wichtig ist hier in hohem Maße die Vorbildwirkung der Hüttenbetreiber (z.B. Verzicht auf separat<br />

verpackte Kleinmengen oder Einwegverpackungen), sowie eine Bewusstseinsbildung unter den<br />

Bergtouristen (GRINZINGER 1999).<br />

Der größte Teil des Mülls, der in den Hütten selbst anfällt und sich kaum vermeiden lässt, betrifft<br />

biogene Abfälle (bis zu 60%). Aufgrund der anteilmäßig großen Menge ist hier eine getrennte<br />

Sammlung auf jeden Fall zu empfehlen.<br />

In Anbetracht des Entsorgungsaufwandes und der Entsorgungskosten ist eine Kompostierung vor<br />

Ort auf jeden Fall ins Auge zu fassen. Wurde noch in den 80-er Jahren davon ausgegangen, dass<br />

eine biologische Abfallverwertung aufgrund der klimatischen Bedingungen nicht funktioniert, so ist<br />

mittlerweile bewiesen, dass sie selbst in extremen Hochgebirgslagen – auch mit herkömmlichen<br />

Kompostbehältern – möglich ist. (Wichtig ist in diesem Fall der Standort der Kompostiereinrichtung,<br />

da die Mikroorganismen auf eine bestimmte 'Betriebstemperatur' angewiesen sind.) Auf die<br />

verschiedenen Methoden der Kompostierung soll hier nicht näher eingegangen, es sei in diesem<br />

Zusammenhang auf spezifische Fachliteratur verwiesen (vgl. GRINZINGER 1999, STREICHER 1998,<br />

MORELLE 1999).<br />

Nach GRINZINGER (1999) sollte bei den anderen Abfällen aus ökologischen Gesichtpunkten nach<br />

Möglichkeit eine Trennung in Restmüll, wiederverwertbare Stoffe und gefährliche Abfälle<br />

vorgenommen und diese einem Recycling zugeführt werden. Papier und Kartonagen können<br />

darüber hinaus – falls es sich um eine überschaubare Menge handelt – auch zur Feuerung in Öfen<br />

(zum Anheizen) verwendet werden.<br />

Andere Studien stellen dagegen in Frage, ob eine Trennung der Fraktionen sinnvoll ist. Anfallende<br />

Menge, Platzbedarf und Lagermöglichkeit (ohne Geruchsbelästigung) sowie die Transportlogistik<br />

sollten die Grundlagen für die Entscheidung bilden (STREICHER 1998).<br />

In einem Quellschutzgebiet ist jedoch davon auszugehen, dass eine Trennung des Mülls und ein<br />

Abtransport ins Tal auf jeden Fall bevorzugt zu behandeln sind.<br />

8.1.2 Müllentsorgung<br />

Die oberste Priorität beim Müll sollte die Vermeidung sein. Müll, der erst gar nicht entseht, muss<br />

auch nicht aufwändig getrennt und kostenintensiv entsorgt werden. Von Seiten der Hütten erfolgt<br />

die Müllvermeidung im Wesentlichen durch einfache Bewirtschaftung, bescheidene Ausstattung<br />

und vernünftigen bzw. umweltbewussten Wareneinkauf (GRINZINGER 1999). Durch diese<br />

Einstellung wird auch dem Besucher eine Vorbildwirkung signalisiert.<br />

Eine Entsorgung der anfallenden Abfälle kann auf mehrere Arten erfolgen. Strikt abzulehnen ist –<br />

speziell in Quell- und Wasserschutzgebieten – eine Verfeuerung der Abfälle in Einzelöfen (z.B.<br />

Küche), wie sie früher weit verbreitet war. Durch die zu geringe Verbrennungstemperatur kommt<br />

es zu schädlichen Emissionen, je nach Art des verbrennenden Materials können hochgiftige<br />

Substanzen entstehen (GRINZINGER 1999). Auch andere Formen der thermischen Entsorgung im<br />

Hochgebirge sind auf Grund ihrer möglichen schädlichen Auswirkungen auf das sensible<br />

Gebirgsökosystem abzulehnen.<br />

Seite 88


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Die einzige vernünftige Müllentsorgung kann nur in einer Trennung und in der weiteren Folge im<br />

Abtransport ins Tal liegen, unabhängig von der Erreichbarkeit und von den<br />

Transportschwierigkeiten, die sich dadurch unter Umständen ergeben (STREICHER 1998).<br />

Der Abtransport ins Tal erfolgt meist mittels Fahrzeugen oder Seilbahnen, seltener auch mit Tieren<br />

(Pferd, Esel).<br />

Die Entsorgungssituation der Hütten auf der Rax ist in der folgendenden Übersicht<br />

zusammengestellt.<br />

Otto-Haus<br />

Bergstation<br />

Seehütte<br />

Der Müll wird mittels Fahrzeug von der Seehüttte und vom Otto-Haus zur<br />

Bergstation gebracht und mit der Seilbahn ins Tal transportiert. Die<br />

Container werden bei der Talstation der Seilbahn von einer privaten<br />

Firma abgeholt.<br />

Es gibt keine genauen Aufzeichnungen über die Menge – laut<br />

Schätzungen dürften ca. 30m³ pro Jahr anfallen.<br />

Die Entsorgung zahlt die Stadt Wien<br />

Habsburghaus<br />

Der Müll wird mit der Materialseilbahn zum Parkplatz ins Tal befördert,<br />

die Abholung erfolgt dort ebenfalls über eine Firma.<br />

Anfall pro Jahr: ca. 10m³<br />

Die Entsorgung zahlt auch hier die Stadt Wien.<br />

Karl-Ludwig-Haus<br />

Hier wird der Müll ebenfalls mit der Materialseilbahn zum Parkplatz im<br />

Tal gebracht, die Entsorgung wird von der Gemeinde Kapellen<br />

durchgeführt.<br />

Es gibt hier keine Aufzeichnungen über die Menge, sie dürfte aber<br />

Schätzungen zufolge im Bereich der Menge des Habsburghauses oder ein<br />

wenig darüber liegen.<br />

Waxriegelhaus<br />

Hier erfolgt die Entsorgung direkt per LKW und wird von den<br />

Hüttenbetreibern bezahlt.<br />

Stadt Wien übernimmt hier die Entsorgung der gefährlichen Abfälle (z.B.<br />

Öldosen) – ca. 1,5to/Jahr<br />

Hier gibt es ebenfalls keine Aufzeichnungen, die Menge dürfte aber auch<br />

im Bereich jener des Habsburghauses oder ein wenig darunter liegen.<br />

Tabelle 4: Abfallentsorgung der Hütten<br />

Seite 89


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

8.1.3 Abwasserentsorgung<br />

Generell betrachtet bereitet die Abwasserentsorgung von Objekten in alpinen Lagen weit größere<br />

Schwierigkeiten als in Tallagen. Die sensiblen und störanfälligen Ökosysteme im Gebirge und die<br />

großen Entfernungen von bestehenden Entsorgungsnetzen stellen die Verantwortlichen vor die<br />

schwierige Situation, hier Lösungen zu finden, die sowohl den ökologischen als auch den<br />

wirtschaftlichen Anforderungen gerecht werden.<br />

Gibt es bereits in 'normalen' Gebirgsregionen hohe Anforderungen im Hinblick auf die<br />

Abwasserentsorgung, so sind in einem Quellschutzgebiet wie dem der Rax noch strengere<br />

Maßstäbe anzulegen, um mögliche Beeinträchtigungen weitgehend ausschließen zu können oder<br />

zumindest zu minimieren.<br />

International betrachtet nimmt Österreich bei der Abwasserentsorgung im Gebirge eine<br />

Vorreiterrolle ein; die gesetzlichen Regelungen sind nirgendwo so streng wie hier (CORDT 1998).<br />

Grob gesehen setzen sich die Abwässer aus 2 Komponenten zusammen. Die als sogenannte<br />

'Grauwässer' bezeichneten Anteile entstehen im Küchen- und Haushaltsbereich, sowie durch das<br />

Wäschewaschen und die Körperpflege. Die andere Fraktion beinhaltet die Abwässer aus dem<br />

Toilettenbereich und wird üblicherweise als 'Fäkalabwasser' bezeichnet.<br />

Kennzeichnend für die Abwässer von Hütten ist, dass es aufgrund der limitierten Wassermenge<br />

automatisch zu einer Erhöhung der Konzentration von Substanzen im Abwasser kommt – speziell in<br />

Karstlandschaften, wie dem vorliegenden Gebiet, wo zumeist kein bis sehr wenig<br />

Oberflächenwasser vorhanden ist (CORDT 1998).<br />

Anmerkung: Auf der Rax herrscht trotz der Höhenlage extremer Wassermangel, der Wasserbedarf der Hütten<br />

(Brauchwasser) wird fast ausschließlich aus aufgefangenem Regenwasser gedeckt (siehe auch Kap. 'Wasserhaushalt –<br />

Karstproblematik).<br />

Für die Quellschutzgebiete ist es von besonderer Wichtigkeit, dass kein verunreinigtes Wasser in<br />

den Karstwasserkörper eindringen kann, da kaum eine Möglichkeit besteht, diese Verunreinigungen<br />

vor der Einspeisung in das Trinkwassernetz herauszufiltern. Ein besonderes Gefahrenpotential<br />

stellen hier mögliche Verkeimungen dar (FARNLEITNER 2001).<br />

Eine Patentlösung für die Entsorgung der Abwässer von Hütten im Hochgebirge gibt es nicht, die<br />

lokalen Verhältnissen machen eine individuelle Betrachtungsweise notwendig.<br />

Für die Abwasserentsorgung gibt es grundsätzlich eine Reihe von Möglichkeiten sowie gewisse<br />

Prinzipien.<br />

8.1.3.1 Vermeidung<br />

Gleich gelagert wie bei der Müllproblematik sollte auch hier das Vermeidungsprinzip oberste<br />

Priorität haben.<br />

Eine Verringerung der Abwassermenge bedeutet in jedem Fall einen Gewinn für die Umwelt (und<br />

auch für den Hüttenbetreiber – v.a. aus finanzieller Sicht). Die Möglichkeiten einer<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Abwasservermeidung sind vielfältig und sollen hier nur ansatzweise erwähnt werden, darüber<br />

hinaus ist jeder betroffene Hüttenwirt selbst gefordert im Sinne einer möglichst ökologischen<br />

Hüttenbewirtschaftung hier entsprechende Maßnahmen zu setzen. Potentiale bestehen neben<br />

einem sparsamen Umgang mit Wasser beispielsweise in der Verwendung von wassersparenden<br />

Geräten und Durchflußbegrenzern. Neben den rein quantitativen Maßnahmen sollte auch auf die<br />

Qualität – d.h. auf eine möglichst geringe Verschmutzung, etwa durch belastende<br />

Reinigungsmittel, Chemikalien, etc., besonders geachtet werden (STREICHER 1998).<br />

Maßnahmen, die zwar nicht unmittelbar die einzelnen Hütten betreffen, aber in Summe positive<br />

Auswirkungen auf den Naturraum haben, bestehen etwa darin, dass man eine übermäßige<br />

touristische Erschließung des Gebietes unterbindet. Das kann entweder dadurch geschehen, dass<br />

die Neuerrichtung bzw. die Erweiterung der Infrastruktur restriktiv gehandhabt wird (wie<br />

beispielsweise auch auf der Rax) oder indem man gewisse Einrichtungen ins Tal verlegt, wie es die<br />

Wiener Wasserwerke am Beispiel des Lagerplatzes in Kaiserbrunn bereits vorgezeigt haben.<br />

In der Regel wird man mit einer Vermeidung und Minimierung der Abwassermengen alleine das<br />

Entsorgungsproblem nicht lösen können. Für die Entsorgung der Abwässer bieten sich mehrere<br />

Möglichkeiten an.<br />

8.1.3.2 Entsorgung in geschlossenen Systemen<br />

Darunter ist die Fassung der Abwässer bereits am Entstehungsort, d.h. direkt in den Hütten und<br />

eine Ableitung mittels Kanal ins Tal zu verstehen.<br />

Diese Lösung stellt auch im Gebirge – die volle Funktionstüchtigkeit vorausgesetzt (z.B. Gefahr des<br />

Gefrierens) – prinzipiell die beste und sauberste Lösung dar, sofern eine Anlage technisch möglich<br />

und wirtschaftlich sinnvoll ist (CORDT 1998). Aufgrund der hohen Investitionskosten ist sie aber im<br />

Normalfall auch die teuerste, was jedoch durch die niedrigen Wartungskosten und fehlenden<br />

Betriebskosten auf lange Sicht gesehen ein wenig gemildert wird.<br />

Wichtig für einen störungsfreien Betrieb ist, dass das Kanalsystem technisch einwandfrei errichtet<br />

wird. Dazu zählt vor allem eine frostsichere Verlegung der Rohre sowie Vorkehrungen, um<br />

Setzungserscheinungen zu verhindern. Weiters ist darauf zu achten, dass es im Zuge der<br />

Errichtung zu möglichst geringen Beeinträchtigungen des Naturraumes kommt, da sich sonst die<br />

Vorteile eines geschlossenen Kanals relativieren.<br />

8.1.3.3 Entsorgung in halboffenen Systemen<br />

Ist eine direkte Einleitung in einen Kanal technisch nicht möglich oder aus wirtschaftlichen Gründen<br />

nicht vertretbar, so müssen die Abwässer zunächst in Tanks oder anderen Behältern gesammelt<br />

werden. In gewissen Zeitabständen müssen diese Behälter ausgepumpt und der Inhalt mittels<br />

Tankwagen abtransportiert werden. Wichtig dabei ist, dass die Dichtheit der Behälter gewährleistet<br />

ist und dass die Entleerung in regelmäßigen Abständen erfolgt.<br />

Seite 91


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Dies kann einerseits dadurch geschehen (so wie auf der Rax), dass der Inhalt zu einem bereits<br />

vorhandenen Kanal (in diesem Fall bei der Bergstation) gebracht wird und von dort aus in das Tal<br />

abgeleitet wird. Steht kein Kanal zur Verfügung so müssen die Abwässer entweder in Tankwägen<br />

oder per Seilbahn direkt ins Tal gebracht und dort einer entsprechenden Entsorgung zugeführt<br />

werden.<br />

Abbildung 32: Tankwagen zur Abwasserentsorgung<br />

8.1.3.4 Entsorgung vor Ort mittels Abwasserreinigung<br />

Wo es keine Möglichkeit zum Abtransport ins Tal gibt, können die anfallenden Abwässer in einer<br />

mechanischen bzw. biologischen Abwasserreinigungsanlage behandelt werden.<br />

Wurde früher bezweifelt, dass solche Anlagen eine ausreichende Reinigung des anfallenden<br />

Abwassers bewerkstelligen können, so gibt es heute bereits eine Reihe von Beispielen die diese<br />

Meinung widerlegen (CORDT 1998, GRINZINGER 1999, STREICHER 1998).<br />

Die zur Anwendung infrage kommende Technik richtet sich sehr stark nach den örtlichen<br />

Gegebenheiten (Platzangebot, Exposition, Höhenlage, etc.) und muss den jeweiligen<br />

Anforderungen angepasst werden. Die Palette des Möglichen reicht hier von<br />

Belebtschlammanlagen über Tauch-, Tropfkörper-, Pflanzen- und Kiesbeetanlagen bis hin zu Rieselbzw.<br />

Filtergräben und belüfteten oder auch unbelüfteten Abwasserteichen. (siehe CORDT 1998,<br />

GRINZINGER 1999).<br />

Prinzipiell erfolgt die Reinigung der Abwässer in folgenden Teilschritten (CORDT 1998):<br />

• mechanische Vorreinigung<br />

• biologische Reinigungsstufe<br />

• Nachklärung<br />

• Entkeimung, Schönung (falls erforderlich)<br />

Seite 92


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Da im Hochgebirge extreme Bedingungen v.a. bezüglich Temperatur vorherrschen, sind an<br />

Abwasserreinigungsanlagen in diesen Bereichen hohe Anforderungen gestellt (CORDT 1998,<br />

GRINZINGER 1999, STREICHER 1998).<br />

• Zum einen müssen die besonderen, teilweise extremen Bedingungen bezüglich der<br />

Höhenlage, Geländeverhältnisse und vor allem der klimatischen Verhältnisse<br />

Berücksichtigung finden, d.h. die Anlage muss unter allen vorherrschenden Verhältnissen<br />

einwandfrei funktionieren. Hier stellt vor allem die Temperatur einen limitierenden Faktor<br />

dar, da die Mikroorganismen auf eine bestimmte 'Betriebstemperatur' angewiesen sind.<br />

In diesem Zusammenhang wirkt sich die früher einmal als sinnvoll erachtete Philosophie,<br />

auf Hütten kein Warmwasser anzubieten, durch die in der Folge geringen<br />

Abwassertemperaturen negativ auf die Reinigungsleistung aus. In manchen Fällen kann<br />

demnach auch eine Erwärmung des Abwassers mit alternativen Energiequellen oder durch<br />

effiziente Nutzung der Wärmeenergie der Hütte (z.B. mittels Wärmerückgewinnung)<br />

notwendig sein.<br />

• Die Anlage muss so aufgebaut und dimensioniert sein, dass auch langfristig eine hohe<br />

Reinigungsleistung garantiert ist.<br />

• Da der Abwasseranfall je nach Menge (Besucherspitzen) und Beschaffenheit mitunter<br />

beträchtlichen Schwankungen unterworfen ist, muss die Anlage auch in der Lage sein,<br />

stoßweise Belastungen zu bewältigen. Die Kapazität der Anlage ist daher auf die<br />

Spitzenbelastung auszulegen. (Die sich auf Mikroorganismen ungünstig auswirkende<br />

stoßweise Belastung kann ev. auch durch eine Zwischenspeicherung des Abwassers und<br />

eine kontinuierliche Abgabe während belastungsärmerer Zeiten ausgeglichen werden).<br />

• Betrieb und Wartung müssen einfach und rasch durchführbar sein und auch ohne spezielle<br />

Ausbildung bewerkstelligt werden können.<br />

• Die Anlage sollte, wenn möglich, nicht auf den Einsatz von Fremdenergie angewiesen sein;<br />

ist das nicht der Fall, so sollten zumindest alternative Energien (Sonnenkollektoren,<br />

Photovoltaik) eingesetzt werden.<br />

• Von Vorteil ist auch ein stufenweiser Aufbau, der einen problemlosen Ausbau möglich<br />

macht, sowie – aus Transportgründen – eine Verwendung von leichten Anlageteilen.<br />

8.1.3.5 Entsorgung vor Ort durch Desinfektion und flächige Aufbringung<br />

Wo es keine anderen Möglichkeiten der Abwasserentsorgung gibt, ist eine Aufbringung vor Ort die<br />

letzte Möglichkeit.<br />

Vorraussetzung hierfür ist, dass vor der Aufbringung eine Desinfektion der Abwässer durchgeführt<br />

wird (in der Regel mittels Chlorkalk) und das die Aufbringung möglich großflächig und gleichmäßig<br />

erfolgt. Weiters ist darauf zu achten, dass die Flächen über eine ausreichende Vegetations- und<br />

Bodenauflage für einen raschen Abbau der Substanzen verfügen und sie sich nicht unmittelbar im<br />

Einzugsbereich von Quellen befinden.<br />

Seite 93


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

8.1.3.6 Entsorgungssituation der Hütten auf der Rax<br />

Die Abwasserbehandlung der Hütten auf der Rax wird in unterschiedlicher Weise gehandhabt.<br />

Bis jetzt erfolgte lediglich die Entsorgung der Bergstation direkt über einen Kanal ins Tal, eine<br />

Verlängerung zum Ottohaus ist derzeit aber bereits in Bau. Der Abtransport erfolgt über eine<br />

stoßweise Beschickung des Kanals, ein Tank mit einem Fassungsvermögen von ca. 70m³ dient als<br />

Zwischenspeicher.<br />

Die Abwasserentsorgung der Seehütte erfolgt über einen Tankwagen (siehe Foto), mit dem die<br />

Abwässer zum Kanal bei der Bergstation gebracht werden.<br />

Das Ottohaus wurde bis jetzt ebenfalls nach dieser Methode entsorgt, derzeit wird aber ein Kanal<br />

errichtet, der die Abwässer direkt zur Bergstation transportieren soll.<br />

Das Waxriegelhaus verfügt über eine mechanische Abwasserreinigungsanlage, die geklärten<br />

Abwässer werden in der Folge in den Vorfluter geleitet.<br />

Da es für das Karl-Ludwig-Haus und das Habsburghaus keinen Kanal und auch keine Möglichkeit<br />

des Abtransports ins Tal gibt, sind sie auf eine Entsorgung vor Ort angewiesen. In beiden Fällen<br />

wird das anfallende Abwasser desinfiziert und flächig aufgebracht.<br />

In der nachfolgenden Tabelle ist die Situation der Abwasserentsorgung noch einmal<br />

überblicksmäßig aufgelistet. Da es bei den meisten Hütten keine Mengenaufzeichnungen gibt,<br />

beruhen die Werte auf Schätzungen der Wiener Wasserwerke (die Kosten für die Entsorgung der<br />

Abwässer und Fäkalien werden von der Stadt Wien zur Gänze übernommen).<br />

Hütte geschätzte Menge Entsorgung<br />

Bergstation ca. 200m³ Kanal mit stoßweiser Beschickung<br />

Ottohaus ca. 90-100m³ derzeit Kanal in Bau, bis jetzt mittels Tankwagen<br />

zur Bergstation<br />

Seehütte ca. 20m³ mittels Tankwagen zur Bergstation<br />

Karl-Ludwig-Haus ca. 20m³ Desinfektion und flächige Aufbringung<br />

Habsburghaus ca. 20m³ Desinfektion und flächige Aufbringung<br />

Waxriegelhaus ? mechanische Klärung und Einleitung in den<br />

Vorfluter<br />

8.1.4 Ausblick<br />

Da es sich im Falle der Rax um ein Quellschutzgebiet handelt, wird auf die Abwasserentsorgung<br />

von Seiten der Wiener Wasserwerke im Hinblick auf eine potentielle Verunreinigung ein sehr<br />

großes Augenmerk gelegt.<br />

Unter diesem Gesichtspunkt ist eine Ableitung der Abwässer ins Tal, sei es mittels Kanal oder durch<br />

Tankbehälter, die bevorzugte Variante, denn auch eine noch so gute (biologische)<br />

Seite 94


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Abwasseraufbereitung vor Ort vermag es nicht, alle Stoffe vollständig herauszufiltern oder<br />

abzubauen – eine Gefahr der Verkeimung ist auch hier nicht vollständig auszuschließen.<br />

Im Falle des Waxriegelhauses, das sich nicht unmittelbar in einem direkten Quelleinzugsbereich<br />

befindet, kann eine mögliche Beeinträchtigung als eher gering, wenn auch nicht gänzlich<br />

ausgeschlossen, angesehen werden. Obwohl die mechanische Reinigung der Abwässer als<br />

ausreichend betrachtet wird, sollten dennoch Überlegungen angestellt werden, ob nicht etwa im<br />

Zuge einer Modernisierung der Anlage auch eine biologische Reinigungsstufe zugeschaltet werden<br />

sollte.<br />

Beim Habsburghaus wurde von Seiten der Wiener Wasserwerke bereits geplant, einen Kanal von<br />

der Hütte bis zur Zikafahnlalm zu errichten und von dort einen Abtransport mittels Tankwagen ins<br />

Tal durchzuführen, jedoch stehen dem ein hoher finanzieller und technischer Aufwand entgegen.<br />

Sowohl hier, wie auch im Falle des Karl-Ludwig-Hauses wäre es wünschenswert, anstelle der<br />

ungeklärten Aufbringung der Abwässer im Gelände, eine biologische Reinigungsanlage zu errichten<br />

(oder zumindest eine biologische Reinigungsstufe einzusetzen), wobei zu prüfen wäre, ob in diesen<br />

Bereichen die Voraussetzungen für die Errichtung und den Betrieb einer solchen Anlage gegeben<br />

sind.<br />

Selbst wenn biologische Abwasserreinigungsanlagen nicht in der Lage sein sollten, eine<br />

hundertprozentige Reinigung des Abwassers zu gewährleisten, würde diese Maßnahme dennoch<br />

eine wesentliche Verbesserung der derzeitigen Situation bedeuten.<br />

Seite 95


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

9 EROSIONSPROBLEMATIK WANDERWEGE<br />

Nicht zuletzt wegen ihres landschaftlichen Reizes zieht die Rax viele Besucher an, die meisten von<br />

ihnen kommen zum Wandern in dieses Gebiet. Dementsprechend verfügt die Rax über ein<br />

ausgedehntes, gut markiertes Wanderwegenetz. Die meisten dieser Wege befinden sich auf dem<br />

Raxplateau, das aufgrund seiner Geländebeschaffenheit (relativ geringe Steigungen) sehr zum<br />

Wandern einlädt. Für den Aufstieg vom Tal zum Plateau gibt es nur einige wenige Wege, die<br />

zumeist sehr steil sind. Ein großer Anziehungspunkt für die Besucher ist die Seilbahn, mit der man<br />

innerhalb weniger Minuten auf die Hochfläche gelangen kann.<br />

Das Wandern gilt gemeinhin als die klassische Form des sanften Tourismus und damit als äußerst<br />

umweltverträglich. Andererseits werden in stark frequentierten Erholungs- und Wandergebieten<br />

auch die negativen Auswirkungen dieser Freizeitaktivität deutlich.<br />

Vor allem an Wochenenden ist die Besucherfrequenz sehr hoch – sie konzentriert sich in erster<br />

Linie auf die Hauptwege, die Umgebung der Hütten sowie die Seilbahn. Diese Bereiche sind<br />

starken Trittbelastungen ausgesetzt.<br />

Deren Auswirkungen können eine große Belastung für den Naturhaushalt darstellen, da sie die<br />

Vegetation und den Boden nachhaltig schädigen können.<br />

9.1 Erosionsschäden im Rahmen des Wanderns<br />

Im Zuge des Wanderns wird – vom Menschen unbeabsichtigt – sog. 'Trittenergie' freigesetzt, die in<br />

vertikale Verdichtungs- und horizontale Verlagerungsenergie umgewandelt wird (KAIL 1998 nach<br />

ROBENS/BLACEK 1990). Durch die Tatsache, dass der Mensch Schuhe trägt, vergrößert sich die<br />

Kontaktfläche des Fußes mit der Vegetation, die verhältnismäßig grobe Sohle von Wanderschuhen<br />

und die relativ harten Kanten vergrößern die Reibwirkung auf den Untergrund. Dadurch wird ein<br />

Schädigungsprozess in Gang gesetzt, der die Natur nachhaltig beeinträchtigen kann.<br />

Die Schädigungen durch häufiges Betreten können in direkter oder indirekter Weise auf Vegetation<br />

und Boden wirken. Direkt beispielsweise durch die Beschädigung des Sprosses an Pflanzen oder<br />

durch mechanische Umlagerungen im Boden. Indirekte Wirkungen wären etwa Auswirkungen auf<br />

den Wasserhaushalt über eine Veränderung des Bodenluftvolumens durch Kompression, einer in<br />

der Folge geringeren Durchwurzelungsrate und schließlich einer sich daraus ergebenden<br />

Herabsetzung der Infiltrationskapazität. (siehe Kap. 'Bewertung von Auswirkungen auf den<br />

Naturraum).<br />

Der Schadensprozess läuft immer in mehreren Phasen ab (KAIL 1998, ROBENS/BLACEK 1991):<br />

1. Ein Wanderer betritt eine Vegetationsfläche neben einem Weg<br />

Der Tritt wirkt direkt und indirekt, über die Veränderung der Standortfaktoren, auf die<br />

Pflanzen indem Bewegungsenergie freigesetzt wird, durch welche die Pflanzendecke<br />

mechanisch beschädigt, der Oberboden verdichtet, sein Porenvolumen und folglich seine<br />

Durchwurzelbarkeit und Wasseraufnahmefähigkeit verringert wird.<br />

2. Den veränderten Standortbedingungen sind nur trittverträgliche Pflanzen gewachsen,<br />

welche die ursprüngliche Vegetation verdrängen.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

3. Wird die Belastung zu hoch, löst sich auch dieser 'Trittrasen' auf, vegetationslose Lücken<br />

entstehen, an denen Erosion in Form von oberflächlichem Abtrag ansetzt.<br />

4. Durch weitere Belastungen schreitet die Erosion von den Lücken ausgehend sowohl in<br />

horizontaler wie auch in vertikaler Richtung fort, es kommt zu einer großflächigen<br />

Zerstörung von Vegetation und Boden.<br />

Die Erosion wird durch verschiedene Faktoren hervorgerufen (ROBENS/BLACEK 1991):<br />

• Wanderer: Durch die Trittwirkung werden Bodenteilchen gelockert und aus dem Gefüge<br />

gelöst. Andererseits verdichten sie den Boden, sodass der Niederschlag vermehrt<br />

oberflächlich abfließt.<br />

• Regen: Wassertropfen lockern feinkörniges Material, das vom herabfließenden Wasser<br />

mitgenommen wird. Große Wassermengen (bei starkem Regen und undurchlässigem<br />

Boden) fuhren zu flächenhaften Ausspülungen. Eine Konzentration von Abflusswässern in<br />

Geländeeintiefungen erzeugt kleinste Rinnen bzw. Ansätze tiefer Erosionsrinnen<br />

(ROBENS/BLACEK 1991 nach BUNZA 1982).<br />

• Schnee: Schmelzwasser wirkt ähnlich wie Regen. Schneeschub und -schurf können<br />

Vegetationsstreifen zwischen Haupt- und Parallelweg heraushebeln (ROBENS/BLACEK 1991<br />

nach KARL 1961).<br />

Durch diese Entwicklung entsteht in den ersten beiden Phasen ein Parallelweg, der weitere Verlauf<br />

der Entwicklung in bezug auf das Erscheinungsbild ist nun von der weiteren Belastung abhängig.<br />

Bei anhaltender Belastung kann neben einem bereits erodierten Weg ein neuer Trampelpfad<br />

entstehen und der Prozess von neuem beginnen. Die einzelnen Parallelwege können durch<br />

Vegetationsstreifen voneinander getrennt sein oder bilden ein in sich verzweigtes System von<br />

Wegen. Wenn sich infolge weiterer hoher Belastungen die Vegetationsstreifen auflösen, 'wachsen'<br />

die Wege zusammen – der ursprüngliche Weg wird breiter. Ebenso ist eine Erosion des Weges<br />

ohne Entstehung von Parallelwegen möglich (ROBENS/BLACEK 1991).<br />

Bei nachlassender Belastung oder deren Stillstand kann sich der Weg regenerieren oder<br />

stabilisieren, sofern der Schädigungsgrad dies noch zulässt bzw. Maßnahmen zur<br />

Erosionsbekämpfung ergriffen werden. Das Ausmaß der Schädigung der Vegetation wird also in<br />

erster Linie durch die Besucherfrequenz bestimmt (KAIL 1998).<br />

Man kann daraus sehr gut erkennen, dass es sich bei dieser Art von Schadensabfolge um ein<br />

dynamisches System handelt, wobei zumeist Kombinationen oder Übergangsformen zwischen den<br />

einzelnen Schadensstadien anzutreffen sind (ROBENS/BLACEK 1991).<br />

Das Ausmaß der Schäden ist in der Regel nicht auf eine bestimmte Schädigung zurückzuführen,<br />

sondern ergibt sich zumeist durch das Zusammenspiel mehrerer Schadensursachen wobei man<br />

mehrere Arten von Ursachen unterscheiden kann (nach KAIL 1998, ROBENS/BLACEK 1991).<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

9.1.1 Schadensursachen<br />

9.1.1.1 Gebietsbezogene Schadensursachen<br />

Hierbei handelt es sich nicht um Ursachen direkt, sondern vielmehr um gebietsbezogene<br />

Rahmenbedingungen (vgl. KAIL 1998, ROBENS/BLACEK 1991).<br />

Niederschlag<br />

Die Menge des Niederschlages bzw. die Intensität ist ein entscheidender Faktor für mögliche<br />

Schäden im Bereich von Wegen.<br />

Große in kurzer Zeit anfallende Wassermengen, wie sie besonders bei den sommerlichen<br />

Starkregenereignissen oder bei der Schneeschmelze anfallen, vermag der Boden nicht<br />

aufzunehmen, sodass es zu einem oberflächlichen Abfluss kommt. Dieser ist umso größer, je<br />

weniger Vegetation den Boden bedeckt. Eine lange Durchfeuchtung des Bodens macht ihn<br />

trittempfindlicher (ROBENS/BLACEK 1991).<br />

Geologie und Boden<br />

Die Anfälligkeit des Bodens gegenüber Trittbelastung ist neben dem bereits erwähnten<br />

Wasseranteil vor allem von der Bodenart und dem Skelettanteil abhängig. Lehmige und tonige<br />

Böden sind, wenn sie infolge von Niederschlägen wassergesättigt sind, leicht verformbar und<br />

neigen daher zur Verdichtung. Böden mit einem hohen Anteil an Sand oder Steinen sind weniger<br />

verdichtungsanfällig, dafür bricht aber durch die geringe Bindigkeit leicht das Gefüge auf.<br />

Vegetation<br />

Im Hochgebirge gibt es auf engstem Raum eine Vielzahl von unterschiedlichen, zum Teil sehr<br />

extremen Standorten. Da die Pflanzen in diesem Naturraum sehr limitierende Bedingungen<br />

vorfinden, sind ihre Belastungsgrenzen ohnehin eng bemessen. Schon geringe Belastungen können<br />

zu irreparablen Schädigungen führen.<br />

Seehöhe<br />

Mit zunehmender Seehöhe werden die Bedingungen in den heimischen Bergen für Pflanzen immer<br />

extremer, die Anfälligkeit der Pflanzen gegenüber Schadeinwirkungen nimmt stark zu. Infolge der<br />

sehr kurzen Vegetationszeit können Beeinträchtigungen nur sehr schwer wieder 'repariert' werden.<br />

Beispielsweise wachsen die Wurzelsprossen von Krummseggen nur ca. 0,9mm pro Jahr. Ein<br />

Trampelpfad von 25cm Breite würde erst wieder in etwa 100 Jahren zugewachsen sein (LANGER<br />

1998 nach GÄRTNER 1989 und RINGLER 1983).<br />

Landnutzung<br />

Ein weiterer entscheidender Faktor ist eine eventuelle Zweitnutzung der Fläche<br />

So kann beispielsweise die Nutzung durch Wintersport oder Almwirtschaft an<br />

Überschneidungsstellen mit Wanderwegen die Schadensintensität erhöhen. (Der<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Oberflächenabfluss auf durch Skisport genutzten Flächen ist in der Regel wesentlich höher als auf<br />

unberührten Flächen, wodurch die folglich auch der Bodenabtrag erhöhen kann.<br />

Auch von Weidevieh beanspruchte Wegbereiche sind besonders gefährdet: Durch das herabsteigen<br />

des Viehs werden häufig Grassoden aus dem Vegetationsverband gelöst, sodass eine<br />

Destabilisierung der Böschung die Folge ist. 'Zertretene' Bereiche provozieren darüber hinaus<br />

Wanderer zum Verlassen der Wege.<br />

9.1.1.2 Wegspezifische Schadensursachen (vgl. KAIL 1998, ROBENS/BLACEK 1991)<br />

Neigung des Weges<br />

Die Geländebeschaffenheit bzw. die Hangneigung ist vor allem dann von Bedeutung, wenn es um<br />

die Wirkung der Trittbelastung geht. Auf ebenen bis schwach geneigten Geländepartien wirkt sich<br />

die Trittbelastung vor allem auf die Bodenverdichtung aus. Mit zunehmender Neigung erhöht sich<br />

die Trittenergie und wandelt sich zusehends von der vertikalen Verdichtungsenergie in horizontale<br />

Verlagerungsenergie um, der Hangabtrieb und damit der Bodenabtrag steigen in der Folge. Durch<br />

den Tritt wird zunächst feines Material gelöst und die Wegoberfläche wird rauher. Da die Wanderer<br />

vermehrt ausweichen entsteht ein Trampelpfad und die Erosions- und Transportkraft des Wassers<br />

nimmt noch mehr zu.<br />

Besonders anfällig sind Wege oder Abschneider, die nahezu in Falllinie verlaufen. Infolge<br />

Vegetationsschäden kann hier die Transportkraft des Wassers tiefe Gräben erodieren. Mit<br />

zunehmender Neigung oder Tiefenerosion erhöht sich das Problem durch den beschleunigten<br />

Oberflächenabfluss.<br />

Wegepflege<br />

Wird ein Weg nicht gepflegt, fehlt etwa eine gezielte Wasserableitung oder sind die Böschungen<br />

nicht gegen Abtrag gesichert, dann können die bereits erwähnten Faktoren Wasser und Schnee<br />

ungehindert auf den Weg einwirken. Dieser wird allmählich nicht mehr begehbar und der<br />

Wanderer weicht in die Vegetation aus, wo der Kreislauf wieder von neuem beginnt.<br />

Randbegrenzung<br />

Randbegrenzungen sind Hindernisse am Wegrand, die den Wanderer vom Verlassen des Weges<br />

abhalten. Man unterscheidet natürliche (steile Böschungen, Gratabfall) und künstliche<br />

Begrenzungen (Zaun, Holzvorleger). Wo Randbegrenzungen fehlen, finden sich häufig starke<br />

Schäden an der umgebenden Vegetation.<br />

Besser als die Verwendung von Randbegrenzungen ist gleich eine richtige Anlage bzw. das<br />

Verlegen von Wegen.<br />

Besucherfrequenz<br />

Hohe Besucherzahlen lassen generell höhere Schäden erwarten, hohe Besucherfrequenzen führen<br />

besonders an ursprünglich schmalen Wegen zu Gegenverkehrssituationen, wobei einer der sich<br />

Begegnenden in die Vegetation ausweicht – mit den bekannten Folgen.<br />

Seite 99


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Es muss in diesem Zusammenhang jedoch angemerkt werden, dass eine gleich starke<br />

Frequentierung nicht unbedingt zu einer gleich starken Schadensausprägung führen muss. Dies<br />

liegt an der unterschiedlichen Ausprägung anderer Schadfaktoren.<br />

Besucherverhalten<br />

Schäden können Ausdruck eines bestimmten Verhaltens sein: Eine höhere Wegebreite könnte<br />

aufgrund hoher Besucherfrequenzen vorteilhaft sein – sie bildet sich durch Entstehung von<br />

Parallelwegen zwangsläufig.<br />

Als weitere Schadensursache kann man etwa das Nebeneinandergehen anführen. Auch ein<br />

unbequemer Weg oder eine schlechte Wegeführung kann zum Verlassen desselben führen. Das<br />

kann man mitunter auch bei einem rutschigem oder grobschottrigen Wegbelag, sowie an Stellen<br />

mit stehendem Wasser beobachten. Ebenso können sich solche Schäden an Wegen zeigen, die zu<br />

schmalen Rinnen erodieren.<br />

Das Paradoxe an einer solchen Situation ist, dass besonders an größeren erodierten Stellen der<br />

Schaden selbst zur Ursache von weiteren Schäden werden kann.<br />

Psychologische Wegeführung<br />

Man kann im Verhalten von Wanderern immer wiederkehrende Muster finden, die aus einem<br />

Bedürfnis nach Information, Orientierung und Sicherheit entstehen. So benötigen Wanderer,<br />

solange deren Blick auf den Boden gerichtet ist, sogenannte 'Nahmerkpunkte', wie etwa<br />

Wegebegrenzungen und beim Aufblicken zur Orientierung 'Fernmerkpunkten'. Ein Wanderer kann<br />

beispielsweise in einen inneren Konflikt geraten, wenn er sein Ziel vor Augen hat (Fernmerkpunkt)<br />

und es in direkter Linie erreichbar ist, der Weg aber offenbar (Nahmerkpunkt) in eine andere<br />

Richtung fuhrt. Wegabschneider sind eine häufige Folge von solchen Fällen.<br />

Im Zusammenhang mit einer psychologischen Wegeführung ebenfalls zu berücksichtigen ist die<br />

menschliche Neugier. So wollen die Leute z.B. über Abbruchkanten hinabsehen und gehen deshalb<br />

an diese heran – einen Weg einige Meter von einer Abbruchkante wegzuverlegen ist deshalb ein<br />

sinnloses Unterfangen.<br />

9.1.1.3 Sonstige Faktoren<br />

Zeitpunkt<br />

Ein wichtiger Faktor für das Ausmaß der Schädigung ist der Zeitpunkt der Belastung. Manche<br />

Pflanzen, speziell die weniger trittresistenten, sind in der Phase der Triebentwicklung anfälliger<br />

gegenüber Belastungen. Werden sie im Frühjahr bzw. Frühsommer gleich nach der<br />

Schneeschmelze beschädigt, so sind die nachhaltigen Beeinträchtigungen in der Regel größer, als<br />

nach dem Ausreifen (Verholzen) der Triebe.<br />

Seite 100


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

9.2 Wegekartierung Rax<br />

9.2.1 Vorgangsweise und Durchführung<br />

Um einen Überblick über den Zustand der Wanderwege sowie über potentielle Erosionsschäden zu<br />

erhalten, wurde im Rahmen dieser Arbeit eine Wegekartierung auf der Rax durchgeführt.<br />

Insgesamt wurden 51,7 km Wanderwege im Zeitraum September bis November 2001 kartiert.<br />

Untersucht wurden dabei die wichtigsten und am meisten frequentierten Wege, die Auswahl wurde<br />

im Absprache mit den Quellschutzverantwortlichen der Wiener Wasserwerke festgelegt. Auf dem<br />

Raxplateau wurden nahezu alle Wege kartiert (siehe Karte 'Zustand der Wanderwege'),<br />

einschließlich der Zufahrtswege zur Grasboden- und Taupentalalm.<br />

Im Zuge der Kartierung wurden neben dem Zustand der Wege noch eine Reihe von weiteren<br />

Faktoren erhoben, dafür wurde ein eigener Bewertungsschlüssel erstellt.<br />

Neben dem Zustand der Wanderwege, wo zu den 5 Klassen aufgrund einer besseren Zuordnung<br />

noch Zwischenklassen gebildet wurden, wurde auch noch die Neigung und das Auflagematerial des<br />

Weges erhoben. Weiters wurde noch festgehalten, ob es im betreffenden Abschnitt Abschneider<br />

gibt und ob bereits Erosionsschäden festgestellt werden konnten. Daneben konnten zu jedem<br />

Abschnitt noch Beschreibungen zu den einzelnen Kartierungsparametern oder Besonderheiten<br />

vermerkt werden, etwa Breitenangaben oder die Dimension von Parallel- oder Umgehungswegen.<br />

Die einzelnen Wegabschnitte wurden auch noch fotografiert um den derzeitigen Zustand bildlich zu<br />

dokumentieren und in späterer Folge Vergleichsmöglichkeiten zu haben. So wurden etwa Schäden<br />

oder spezifische Besonderheiten festgehalten – insgesamt wurden über 500 Fotos gemacht, die<br />

digital archiviert wurden.<br />

Auch punktuelle Einrichtungen im Bereich der Wege, wie Rastplätze, Wegeweiser, Informationsoder<br />

Hinweistafeln wurden im Zuge der Kartierung miterhoben.<br />

In der nachfolgenden Tabellen sind die Erhebungsparameter aufgelistet.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Neigung 1 flach<br />

2 mäßig steil<br />

3 steil<br />

4 sehr steil<br />

Zustand 1 sehr gut<br />

2 gut<br />

3 mäßig<br />

4 schlecht<br />

5 sehr schlecht<br />

Auflage/Material 1 Vegetationsbestand<br />

2 Feinmaterial<br />

3 Grobmaterial<br />

4 Fels<br />

Abschneider 0 keine<br />

1 wenig<br />

2 mäßig<br />

3 viel<br />

Erosionsschäden 0 keine<br />

1 teilweise<br />

2 deutlich<br />

Anmerkung Text nähere Beschreibung, Besonderheiten<br />

Punktinformationen R Rastplatz<br />

I Information<br />

W Wegweiser<br />

H Hinweistafel<br />

Hinweis: Ausgewiesen werden nur Strecken mit einer Mindestlänge von 25m!<br />

Tabelle 5: Wegekartierung Rax – Kartierungsparameter<br />

Im Zuge der Kartierung wurden die ausgewählten Wanderwege 1x begangen und in einzelne,<br />

möglichst homogene Abschnitte eingeteilt. Diese wurden anhand der in der Tabelle aufgelisteten<br />

Faktoren bewertet, wobei die Mindestlänge eines Abschnittes mit 25m festgelegt wurde.<br />

Im Hinblick auf eine bessere Objektivität wäre es sicherlich von Vorteil gewesen alle Wege von<br />

beiden Seiten abzugehen, da es für die Wahrnehmung sicherlich einen Unterschied macht, ob man<br />

einen Weg bergab oder bergauf begeht (v.a. in Bezug auf die Neigung), aus zeitlichen Gründen<br />

war des jedoch nicht möglich.<br />

Seite 102


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Insgesamt wurden auf diese Weise 173 Einzelabschnitte ausgewiesen, wobei die durchschnittliche<br />

Abschnittslänge bei ca. 300m liegt. Der überwiegende Teil der Abschnitte (95) hatte eine Länge<br />

zwischen 100 und 300 Metern, 25 Abschnitte waren kürzer als 100 Meter. Der längste Abschnitt<br />

war beinahe 2.400 m lang.<br />

Die kartierten Parameter wurden im Gelände in eine Tabelle eingetragen und in der Folge in eine<br />

Datenbank übertragen.<br />

Die nachfolgende Tabelle zeigt ein Beispiel eines vollständig ausgefülltes Kartierungsblatt der<br />

Wegekartierung, die gesamten Ergebnisse sind im Anhang der Studie beigefügt.<br />

Route<br />

Bergstation - Otto-<br />

Haus<br />

Otto-Haus -<br />

Seehütte<br />

Abschn-<br />

Nr.<br />

Neigung Zustand Auflage/ Abschneider/U<br />

Material mgehungen<br />

Erosionsschäden<br />

Foto-Nr.<br />

Anmerkung<br />

1 1 2 2/3 1 1 1 Grob- + Feinmaterial gemischt, feste Auflage<br />

2 2 4 3 3 1 2-7<br />

grober Schotter + lose Steine, kaum Feinmaterial, viele<br />

Parallelwege und Abschneider, Skipiste quertz den Weg<br />

(keine Latschen), schlecht zu gehen<br />

3 1 2 2/3 1 0 8,9 Latschenbestand, keine Abschneider<br />

4 1 2 2/3 2 0<br />

10 (alte lange Abschneider beiderseits --> Direktverbindung,<br />

Fotos) (noch) keine Erosionsschäden<br />

5 2 3 3 2 1 12<br />

Aufstieg zum Otto-Haus; schlecht zu gehen (grober,<br />

lockerer Schotter), wird großräumig umgangen<br />

6 2 3 (2)3 1 1 1 steilerer Hang, tw. Feinerde, wenig Abschneider<br />

7 1(2) 2 2/3 1 1 2<br />

Feinkiesauflage, tw. gemischt mit Grobkies (lose) auf<br />

kurzen Stücken, tw. kleine Felsrücken<br />

8 1 1 1/2 1 1 (Fahrspuren) 3 ebener Weg durch Wiese<br />

9 2 2/3 2(3) 1 1 (Fahrspuren) 4<br />

Erosionsrinnen durch Fahrspuren, tw. sehr grober<br />

Schotter aber fest<br />

10 1 1 1/2 0 1 altes Foto Weg durch Wiese, leichte Erosion nur durch Fahrspuren<br />

11 3 4/5 3/4 1 2 5<br />

steiler Bereich, überwiegend große lockere Steine + Fels,<br />

am Hangfuß weicher Boden<br />

12 1 1 2 1 0 6<br />

Feinmaterial, sehr fest, sehr gut zu gehen, Umgeher nur<br />

bei Lacken<br />

13 2 3 3 1 1 (Fahrspuren) 7 etwas steiler; grober Schotter<br />

14 1/2 2 2(3) 1 1 (Fahrspuren) 8<br />

meist flach bis mäßig steil, überwiegend Feinmaterial,<br />

kurze Stücke mit grobem Schotter<br />

15 2 3 3 0 1 (Fahrspuren) 9 grobes, lockeres Material<br />

16 1 1 2 0 0 10<br />

Weg leicht bergab-bergauf; überwiegend festes<br />

Feinmaterial<br />

17 3 4 3 1 1 (Fahrspuren) 11<br />

nur grober, lockerer Schotter; sehr schlecht zu gehen;<br />

vereinzelt Abschneider am seitl. Rand<br />

18 1/2 2 2 1 1 (Fahrspuren) 12<br />

meist nur festes Feinmaterial, dazw. auch kurze Stücke<br />

mit gröberem Schotter, auch vegetationsbedeckte<br />

Bereiche, Fahrspuren deutl. sichtbar<br />

19 2 3 2/3 0 1 (Fahrspuren) 13,14 tw. grober Schotter, locker<br />

20 1 1 2 0 1 (Fahrspuren) 15 festes Feinmaterial, sehr schön zu begehen<br />

21 2 4 3(4) 0 1 (Feinmaterial) 16<br />

sehr großer, lockerer Schotter, kein Feinmaterial,<br />

schlechter Halt<br />

22 2 2/3 2/3 0 1 (Feinmaterial) gröberer Schotter mit genug Feinmaterial, - fest<br />

Tabelle 6: Datenblatt Wegekartierung<br />

Auf Grundlage der im Zuge der Kartierung gewonnen Daten wurde die Wege bzw. die einzelnen<br />

Abschnitte digitalisiert und ein GIS (Geographisches Informationssystem) generiert. Über dieses<br />

GIS können alle Daten der Wege abgefragt, räumlich dargestellt und mit anderen relevanten Daten<br />

verknüpft werden. Mit Hilfe dieses Systems ist es möglich sehr rasch (quasi 'auf Knopfdruck')<br />

Informationen zu erhalten und Zusammenhänge aufzuzeigen. Werden in dieses System auch<br />

andere Daten implementiert, so ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, etwa das 'Durchspielen' von<br />

Szenarien.<br />

Die Ergebnisse der Wegekartierung sind in der folgenden Karte graphisch dargestellt.<br />

Seite 103


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Karte Zustand Wanderwege<br />

Karte 3: Zustand der Wanderwege<br />

Seite 104


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

9.2.2 Wegekartierung Ergebnisse – Folgerungen<br />

• Generell ist festzuhalten, dass die Wanderwege auf der Rax im Vergleich zu anderen<br />

Gebieten mit ähnlichen Problemstellungen (z.B. Hochobir, Kärnten) in einem recht guten<br />

Zustand sind.<br />

Darüber hinaus konnte auch festgestellt werden, dass auch Wartung und Wegesanierung<br />

keine leeren Schlagworte sind. So wurde beispielsweise der Göbl-Kühn-Steig vor kurzem<br />

vorbildhaft saniert, wo unter anderem auch Abschneider geschlossen wurden.<br />

Abbildung 33: 'Frisch sanierter' Göbl-Kühn-Steig<br />

• Diese Maßnahmen können jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass es in einigen<br />

Bereichen dennoch einen Bedarf an Wegesanierungsarbeiten gibt.<br />

So ist beispielsweise der Waxriegelweg in einem sehr schlechten Zustand. Tiefe<br />

Erosionsrinnen, die mitunter kaum mehr begehbar sind überziehen weite Teile (speziell<br />

oberhalb des Waxriegelhauses). Die Tatsache, dass dieser Weg über weite Strecken direkt<br />

in Falllinie verläuft, ist sicherlich maßgeblich dafür verantwortlich. Ohne baldige Sanierung<br />

findet die Erosion hier immer bessere Ansatzpunkte.<br />

Seite 105


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Abbildung 34: Erosion am Waxriegelsteig<br />

• Es gibt je nach Auflage starke Unterschiede in der Begehbarkeit von Wegen:<br />

Grober loser Schotter wie beispielsweise im Bereich der Skipiste oder am Verbindungsweg<br />

Zufahrtsweg-Grasbodenalm – Predigtstuhl wird am unangenehmsten in der Begehung<br />

empfunden und in der Folge häufig umgangen.<br />

Abbildung 35: Schlecht begehbare Schotterauflage<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Abbildung 36: Ausweichen in die umliegende Vegetation bei schlecht begehbaren Wegen<br />

• Bei gut gewarteten Wegen gibt es so gut wie keine Abschneider.<br />

Am Beispiel des Göbl-Kühn-Steiges kann man erkennen, dass Wege, die gut gewartet bzw.<br />

saniert werden, von den Leuten auch sehr gut angenommen werden und sehr stark<br />

frequentiert sind. Auch wird durch eine gute Wartung die Erosionsanfälligkeit deutlich<br />

herabgesetzt.<br />

• Im steilen Gelände gibt es die stärksten Erosionserscheinungen, das betrifft vor allem die<br />

Erosion des Feinmaterials. In der Folge tritt der blanke zerklüftete Fels bzw. grober<br />

Schotter an die Oberfläche – die Wege sind sehr schlecht begehbar. Wenn es das Gelände<br />

zulässt sind hier Abschneider quasi vorgezeichnet.<br />

Abbildung 37: Erosionserscheinungen am Schlangenweg<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

• Prinzipiell wird stets der kürzeste Weg gewählt. Ist der Wegeverlauf 'unlogisch' oder nicht<br />

ökonomisch bzw. unnötigerweise in Kehren geführt, so entstehen hier immer wieder<br />

Abschneider. Sehr gut ist das am Schlangenweg erkennbar, wo trotz der doch recht<br />

beträchtlichen Neigung die Leute den kürzeren Weg suchen (und auch finden).<br />

Abbildung 38: Abschneider<br />

• Abschneider und Umgehungen treten am häufigsten im mittelsteilen Gelände auf. Das<br />

dürfte einerseits mit dem häufigen Auftreten von grobem Schotter als Wegauflage<br />

zusammenhängen, andererseits mit der Tatsache, dass es in steilem bzw. sehr steilen<br />

Gelände zuwenig Ausweichmöglichkeiten gibt.<br />

• In Latschenbeständen gibt es so gut wie keine Abschneider. Durch die zumeist sehr<br />

dichten Bestände beiderseits des Weges entsteht eine Art Zwangsführung, die ein<br />

Ausweichen in die Umgebung nicht zulässt. Darüber hinaus gibt es in diesen Bereichen in<br />

der Regel auch kaum nennenswerte Erosionserscheinungen, da das üppige und dichte<br />

Wurzelwerk einen guten Schutz bietet.<br />

Seite 108


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Abbildung 39: 'Zwangsführung' in Latschenbeständen<br />

• Bei nicht eindeutig erkennbarem Wegverlauf entstehen zunehmend Wegvarianten (z.B.<br />

Anstieg zur Heukuppe) – und zwar weitgehend unabhängig vom Gelände. So sind<br />

derartige Wegvarianten auch in flachem Gelände anzutreffen, wenn beiderseits<br />

ausreichend Platz ist.<br />

Abbildung 40: Wegvarianten am Aufstieg zur Heukuppe<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

• Vernässte oder weiche Bereiche werden verstärkt gemieden. Hier sind nahezu überall<br />

Umgehungswege anzutreffen.<br />

Abbildung 41: Nasse Bereiche<br />

9.2.3 Wegekartierung - Maßnahmen<br />

Wartung und Sanierung<br />

Untersuchungen haben gezeigt, das die regelmäßige Pflege und die rasche Sanierung von<br />

Erosionserscheinungen zu den wichtigsten aller Maßnahmen zählen. Hierzu gehören das Reinigen<br />

von Wasserauskehren und die Rückführung von abgeschwemmtem Wegmaterial auf die<br />

Wegoberfläche, das Auswechseln von beschädigten Einrichtungen (Schwellen, Steinsetzungen)<br />

oder das Befestigen von abgebrochenen Rasensoden an Böschungen. Schäden können so<br />

frühzeitig erkannt und mit noch verhältnismäßig geringem Aufwand behoben werden. Wird zu<br />

lange zugewartet, dann erfordert die Behebung der Schäden zumeist einen sehr hohen Aufwand.<br />

In vielen Fällen sind in der Zwischenzeit bereits Umgehungen oder neue Parallelwege entstanden,<br />

die ebenfalls saniert werden müssen.<br />

Da Wege mit grobem, losem Schotter oder Steinen bevorzugt gemieden werden, ist das Einbringen<br />

von bindigem Feinmaterial besonders wichtig. Damit es nicht wieder zum raschen Auswaschen<br />

dieses Materials kommen kann, sollten geeignete Maßnahmen zur Wasserableitung<br />

mitberücksichtigt werden.<br />

Eine weitere Möglichkeit besteht auch darin, Wege wieder zu begrünen, beispielsweise mit<br />

Ansaaten. Da Begrünungsmaßnahmen im Gebirge generell schwierig sind und Pflanzen meist eine<br />

längere Zeit zum Anwachsen benötigen, ist diese Maßnahme nur als sinnvoll zu erachten, wenn der<br />

Weg zumindest für eine Saison gesperrt wird oder man die sanierten Bereiche großräumig<br />

umgehen kann.<br />

Seite 110


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Es wäre eventuell überlegenswert, eigene Wegewarte zu installieren, die für bestimmte<br />

Wegabschnitte zuständig sind oder auch die Wegeproblematik im Zuge der Quellschutzbegehungen<br />

verstärkt zu berücksichtigen.<br />

Auflassung von Wegen<br />

Zeigen sich keine Anzeichen einer 'natürlichen Erschließung' durch wilde Pfade, ist ein Ausbau des<br />

Wegnetzes nicht nötig. In diesem Fall könnte man eine Auflassung von Wegen, speziell in<br />

ökologisch sensiblen Bereichen ins Auge fassen. Es muss dabei allerdings sichergestellt sein, dass<br />

dort keine neuen, wilden Pfade entstehen, da ansonsten das Problem wieder von vorne beginnt.<br />

Verlegung von Wegen<br />

Sind Abschneider oder Varianten ohne erkennbare äußere Beeinträchtigung (z.B. Vernässung, etc.)<br />

vorhanden, so ist das meist eine Reaktion auf eine schlechte Wegeführung. Das muss nicht<br />

unbedingt auf eine falsche Wegeführung seit jeher zurückzuführen sein, es können sich auch die<br />

Rahmenbedingungen im Laufe der Zeit geändert haben. Das kann beispielsweise auch auf<br />

geänderte Attraktionen, neue Aussichtspunkte oder auch neue Infrastruktureinrichtungen<br />

zurückzuführen sein. Auf jeden Fall sollte man den jetzigen Wegeverlauf analysieren und eine<br />

mögliche Verlegung in Abhängigkeit von der Störanfälligkeit des Ökosystems in Betracht ziehen.<br />

Ebenso könnte man Überlegungen anstellen, Wege, die in Falllinie verlaufen, wie etwa den Weg<br />

über den Waxriegel, zu verlegen, da selbst eine Sanierung wohl nur kurzfristige Verbesserungen<br />

bringen würde. Durch den Einbau von Kehren etwa könnte man den Weg in größeren Bereichen<br />

zunehmend hangparallel führen. Da der Weg ohnehin nur sehr wenig frequentiert wird, wäre auch<br />

eine gänzliche Auflassung ins Auge zu fassen.<br />

Unklare Wegführung/fehlende Markierung<br />

Das Verlassen von Wegen kann auch auf einen dieser beiden Punkte zurückzuführen sein. Eine<br />

eindeutige Wegeführung bzw. Markierung mit Übereinstimmung von 'Fern- und Nahmerkpunkten'<br />

und einer Beachtung anderer Besucherbedürfnisse (siehe Abbruchkante) kann ein Verlassen des<br />

Weges verhindern.<br />

Wasserableitung<br />

Vernässte Bereiche werden nachweislich nicht betreten. Wasserauskehren oder Drainagen können<br />

hier möglicherweise einfache Abhilfe schaffen.<br />

Wegeauflage<br />

Rauhe und grobschottrige Wege werden gerne verlassen. Daher sollte bereits im Ansatz einer<br />

Entmischung des Wegebelages durch erosionshemmende Maßnahmen (z.B. Auskehren, Stufen)<br />

vorgebeugt und mit der Zuführung von bindenden Schuttmaterial entgegengewirkt werden.<br />

Wegbreite<br />

Die Notwendigkeit von bestimmten Wegbreiten ist, unter Berücksichtigung aller Faktoren<br />

(Frequentierung, Randbegrenzung...), zu überprüfen. Sollte sie sich nach näherer Untersuchung als<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

zu klein herausstellen, so macht es wahrscheinlich mehr Sinn, den Weg 'geordnet' zu verbreitern<br />

als im Nachhinein Schäden von vielen Einzelwegen zu sanieren.<br />

Dementsprechend sollten aber auch überdurchschnittlich breite Wegabschnitte zurückgebaut<br />

werden.<br />

Absperrungen<br />

In gewissen Bereichen können sich Absperrungen von Wegen, Wegvarianten oder gefährlichen<br />

Stellen (etwa durch Bäume oder Latschen) als sinnvoll erweisen. In diesem Zusammenhang<br />

wurden am Göbl-Kühn-Steig viele Abkürzungen verschlossen.<br />

Auch ein Heranführen von Weidezäunen an Wege ist als besonders positiv anzusehen, da damit<br />

zwei Probleme in einem gelöst werden (Lenkungsfunktion für die Wandere und Fernhalten des<br />

Viehs von den Wegen) ohne den Eindruck einer Einschränkung der Wanderer zu erwecken. Laut<br />

ROBENS/BLACEK (1991) konnte im Rahmen einer Untersuchungen über die Wirksamkeit<br />

verschiedener Absperrungen bei dieser Maßnahmen ein fast lOO%-iger Erfolg festgestellt werden.<br />

Entflechtung von Nutzungen<br />

In diesem Sinne ist eine Doppelnutzung von bestimmten (sensiblen) Bereichen kritisch zu<br />

hinterfragen und Doppelnutzungen, eventuell durch das Verlegen einer Nutzung, aufzulösen.<br />

Schwenden von Latschenbeständen<br />

Latschenbestände sollten nur in jenem Ausmaß im Bereich von Wegen geschwendet werden, um<br />

ein komfortables Begehen eines Weges zu ermöglichen. In allen übrigen Fällen sollte man sie<br />

unmittelbar an den Wegflanken belassen, da dadurch ein Ausweichen in die umliegende Vegetation<br />

verhindert werden kann.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

10 BESUCHERVERHALTEN AUF DER RAX<br />

Wie bereits mehrfach erwähnt, beeinträchtigt eine intensive touristische Nutzung ein sensibles<br />

Gebirgsökosystem nachhaltig. Die Intensität der Beeinträchtigungen und die daraus resultierenden<br />

Schäden sind neben der räumlichen Verteilung und Frequenz der Besucher ganz maßgeblich vom<br />

Verhalten der Leute gegenüber dem Naturraum abhängig.<br />

Um einen Überblick über diese Problematik zu erhalten, war es notwendig, eine Beobachtung bzw.<br />

Analyse des Verhaltens der Besucher auf der Rax durchzuführen.<br />

Ausgehend von Erkenntnissen im Rahmen anderer Studien (z.B. Nationalpark Bayrischer Wald,<br />

MANGHABATI 1989; Entwicklungskonzept Hochobir, HAUSHERR/JUNGMEIER 1998, etc.) erschien<br />

eine Befragung der Besucher als die geeignetste Methode, Anhaltspunkte über die<br />

Zusammensetzung und das Verhalten der Besucher auf der Rax zu erlangen. Um die Ergebnisse<br />

besser deuten zu können, wurde die Befragung noch durch Beobachtungen über das tatsächliche<br />

Besucherverhalten ergänzt.<br />

10.1 Besucherbefragung<br />

Eine Befragung der Besucher in offenen Gebirgsregionen ist in der Regel mit einer Reihe von<br />

Problemen behaftet. Das ausgedehnte und weitläufige Wanderwegenetz bewirkt eine starke<br />

Verteilung der Leute im Landschaftsraum, dazu kommt noch, dass es kaum sog. 'Zwangspunkte'<br />

gibt, d.h. bestimmte Punkte, die fast alle Leute passieren müssen – das ist auf der Rax nicht<br />

anders.<br />

Die Rax hat durch ihren geologischen Aufbau zwar relativ beschränkte Zugänge zum Plateau,<br />

dennoch sind die Aufstiege rund um den Berg verteilt, was eine vollständige und repräsentative<br />

Erfassung und Befragung der Leute nur mit einem sehr hohen organisatorischen Aufwand möglich<br />

macht. Auch die Seilbahn, die einen starken touristischen Anziehungspunkt darstellt, lässt keine<br />

aussagekräftigen Ergebnisse zu, da sie von bestimmten Personengruppen verstärkt genutzt wird<br />

(Senioren, Familien mit Kleinkindern, Spaziergängern, etc.) bzw. von anderen Personen gar nicht<br />

angenommen wird ("ein richtiger Wanderer fährt mit keiner Seilbahn auf den Berg" – Zitat im<br />

Rahmen der Befragung).<br />

Ein weiteres Problem im Rahmen einer Befragungsaktion besteht darin, dass es einer gewissen Zeit<br />

bedarf, die gestellten Fragen zu beantworten. Gerade am Beginn einer Tour, an den Aufstiegen,<br />

bevor sich die Leute in der Landschaft verteilen, ist die Bereitschaft Fragen zu beantworten sehr<br />

gering.<br />

In Anbetracht der vorliegenden Rahmenbedingungen und unter Zugrundelegung eines möglichst<br />

geringen organisatorischen Aufwandes wurde einer schriftlichen Befragung der Besucher mittels<br />

Fragebögen der Vorzug gegeben.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Bezüglich der Aussagekraft solcher Untersuchungen ist folgendes zu sagen:<br />

Bei einer Befragung im Gebirge ist der Anspruch einer repräsentativen Stichprobe nahezu<br />

unmöglich. Zu viele äußere Faktoren beeinflussen die räumliche und zeitliche Verteilung der<br />

Besucher im Projektgebiet. Halten sich an Schlechtwettertagen nur wenige Leute auf der Rax auf,<br />

ist an schönen, sonnigen Tagen ein regelrechter Besucheransturm zu verzeichnen. Ebenso ist das<br />

Besucheraufkommen an Wochenenden wesentlich höher als an Werktagen.<br />

Bezüglich der räumlichen Verteilung ist anzumerken, dass der vordere Teil der Rax durch das<br />

Vorhandensein der Seilbahn verstärkt von Ausflüglern und Spaziergängern besucht wird, welche<br />

die hintere Rax meist gar nicht erreichen.<br />

Eine Befragungsaktion auf der Rax kann somit keinen Anspruch auf Vollständigkeit bzw.<br />

repräsentative, statistisch haltbare Ergebnisse erheben, sondern lediglich dazu dienen, Richtwerte<br />

bzw. Tendenzen über das Besucherverhalten zu erhalten.<br />

Um dennoch möglichst aussagekräftige Daten zu erhalten, ist es notwendig, eine möglichst große<br />

Zahl von Besuchern in allen Teilen des Gebietes zu erreichen, was generell betrachtet gewisse<br />

Schwierigkeiten auftreten lässt. Aber die Gegebenheit, dass die Rax über eine gut ausgebaute<br />

touristische Infrastruktur (Wanderwege, Hütten, Seilbahn) verfügt, erwies sich als sehr hilfreich für<br />

die Durchführung der Befragungsaktion.<br />

Gerade die Hütten auf der Rax sind beliebte Ausflugsziele und darüber hinaus auch noch<br />

Knotenpunkte an den Wanderwegen. Abgesehen von der Tatsache, dass der überwiegende Teil<br />

der Besucher zumindest einmal am Tag eine Hütte aufsucht, findet er auch dort die erforderliche<br />

Zeit, einen Fragebogen auszufüllen. So wurden an allen Hütten und darüber hinaus auch noch an<br />

der Berg- und Talstation der Seilbahn (Überbrückung der Wartezeit) Entnahme- und Einwurfboxen<br />

für die Fragebögen angebracht und mit einem entsprechenden Plakat auf die Fragebogenaktion<br />

hingewiesen. Es stand somit jedem frei, nach Belieben einen Fragebogen zu entnehmen und<br />

auszufüllen.<br />

Ein weiterer Vorteil der Einwurf- und Entnahmeboxen war, dass man einen Fragebogen an einer<br />

Stelle entnehmen und nach dem Ausfüllen unterwegs an anderer Stelle wieder einwerfen konnte.<br />

Darüber hinaus war es noch möglich den Fragebogen nach Hause mitzunehmen und anschließend<br />

per Post zu retournieren (siehe Fragebogen Abb. 35, 36).<br />

Um den Leuten einen Anreiz zum Ausfüllen des Bogens zu geben, wurde die Fragebogenaktion in<br />

Form eines Gewinnspiels durchgeführt. Als Preise wurden von den Verantwortlichen der Wiener<br />

Wasserwerke 10 Preise, unter anderem ein Wochenende auf der Rax für 2 Personen, ein<br />

Bergwanderrucksack, oder Gratisfahrten mit der Zahnradbahn oder Raxseilbahn, zur Verfügung<br />

gestellt (siehe Abb. Fragebogen).<br />

Seite 114


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

10.2 Fragebogenaktion – Anforderungen und Zielsetzungen<br />

10.2.1 Anforderungen<br />

Neben den bereits erwähnten Anforderungen – Minimierung des organisatorischen Aufwandes und<br />

der Möglichkeit einer Rücksendung per Post – wurden bei der Erstellung des Fragebogens noch<br />

eine Reihe weiterer Kriterien berücksichtigt.<br />

• Allgemeine Information über den Zweck der Befragungsaktion<br />

Um an einer Fragebogenaktion mitzumachen, muss den Betroffenen klar sein, worin der<br />

Gegenstand bzw. Schwerpunkt der Untersuchung liegt. Weiters haben sich allgemeine<br />

Informationen zur organisatorischen Durchführung und zum Ablauf der Fragebogenaktion<br />

als sehr zielführend herausgestellt.<br />

• Übersichtlicher und verständlicher Aufbau<br />

Die Fragen sollten möglichst kurz und einfach (ohne große Erklärungen) sein, um<br />

Verwirrungen vorzubeugen. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist ein chronologischer, für<br />

alle nachvollziehbarer Aufbau – von allgemeinen Daten bis hin zu speziellen<br />

Fragestellungen und ein übersichtliches Layout, damit keine Fragen übersehen werden.<br />

• Rasches Ausfüllen<br />

Untersuchungen zeigen, dass Fragebögen nur dann ausgefüllt werden, wenn sie innerhalb<br />

kurzer Zeit ausgefüllt werden können. Als Richtwert kann hier von ca. 2 bis max. 5 Minuten<br />

ausgegangen werden. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, die Hauptantwortmöglichkeiten<br />

zum Ankreuzen vorzugeben, wobei es dennoch notwendig ist, Antwortmöglichkeiten offen<br />

zu lassen.<br />

• Möglichkeiten für persönliche Anmerkungen<br />

Neben den vorgegeben Fragen erschien es auch sehr sinnvoll einen Platz für persönliche<br />

Anmerkungen frei zu lassen, der bei Bedarf ausgefüllt werden kann.<br />

• Gewährleistung der Anonymität bei der Auswertung<br />

Die Daten dürfen nur anonymisiert in die Datenbank eingegeben werden – so wurde auch<br />

vor der Dateneingabe der Abschnitt mit den persönlichen Daten (für die Verlosung)<br />

abgetrennt, wodurch eine anonymisierte Eingabe gewährleistet war.<br />

Seite 115


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

10.2.2 Zielsetzungen – Aufbau des Fragebogens<br />

Ziel der Befragungsaktion war es, nähere Informationen über die Besucher und deren Verhalten im<br />

Gebiet zu erlangen – nach diesen Zielen wurde auch der Fragebogen aufgebaut (siehe Abb.<br />

Fragebogen).<br />

Der Fragebogen bestand aus 4 Seiten (beidseitig bedrucktes und gefaltetes A3-Blatt), wobei die<br />

erste Seite eine Information über den Zweck und das Ziel der Befragung sowie einen Hinweis auf<br />

das Gewinnspiel und Angaben über den Urheber des Fragebogens enthielt.<br />

Die restlichen 3 Seiten enthielten die Fragen, die nach folgenden Kriterien und Zielsetzungen<br />

zusammengestellt wurden:<br />

• Besucherstruktur allgemein<br />

Dabei handelt es sich um allgemeine Angaben, wie Alter, Geschlecht oder Beruf.<br />

Interessant ist hier die Frage, ob sich einzelne Bevölkerungsgruppen unterschiedlich<br />

verhalten. Auch eine weitere Frage sollte dadurch geklärt werden: Gibt es den typischen<br />

Raxbesucher?<br />

• Herkunft und Anreise<br />

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist, woher die Besucher kommen und welches<br />

Verkehrsmittel sie für die Anreise in Anspruch nehmen.<br />

• Häufigkeit des Besuches<br />

Mit dieser Frage sollte geklärt werden, ob das Verhalten und die Sensibilität gegenüber<br />

dem Naturraum abhängig ist von der Häufigkeit des Besuches.<br />

• Bevorzugte Routen und Ziele des Besuches<br />

Diese Punkte sollten Erkenntnisse einerseits über die Verteilung und Schwerpunkte der<br />

Besucher auf der Rax bringen und andererseits Anhaltspunkte über bevorzugte touristische<br />

Aktivitäten liefern.<br />

• Wissen über den Naturraum<br />

Interessant erscheint auch die Frage über den Status des Gebietes und ob die Kenntnis<br />

darüber mit anderen Faktoren korreliert.<br />

• Verhalten im Gebiet<br />

Hier ging es vor allem um die Anhaltspunkte wie es mit der Wegedisziplin bestellt ist und<br />

welche Gründe für ein Verlassen der Wege ausschlaggebend sind.<br />

Seite 116


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

• Sensibilität gegenüber Landschaft und Naturraum<br />

Dieser Fragenkomplex sollte interessante Aussagen liefern, wie der Naturraum von den<br />

Besuchern selbst gesehen wird und wie es mit der Entsorgung des eigenen Abfalls bestellt<br />

ist.<br />

• Zufriedenheit mit dem touristischen Angebot<br />

Die letzten Fragen betreffen die Einschätzung der touristischen Ausstattung der Rax in den<br />

Augen der Besucher.<br />

• Persönliche Anmerkungen<br />

Obwohl offene Fragepunkte einen beträchtlichen Mehraufwand bei der Eingabe und<br />

Auswertung der Daten bedeuten, erschien es dennoch sinnvoll und wichtig, den Befragten<br />

die Möglichkeit einzuräumen, persönliche Eindrücke und Anmerkungen in den<br />

Befragungsbogen einzutragen. Gerade diese, quasi zwischen den Zeilen verfassten,<br />

Anmerkungen enthalten oft sehr wichtige Aussagen, die man durch die standardisierten<br />

Fragen nie erhalten kann. Ein beträchtlicher Teil der Befragten hat von dieser Möglichkeit<br />

auch Gebrauch gemacht. Die einzelnen Anmerkungen sind im Anhang zusammengefasst.<br />

Zusätzlich zu den Fragebögen wurden im Rahmen der Untersuchungen viele persönliche Gespräche<br />

mit den Besuchern geführt, einerseits um die Ergebnisse der Befragung besser bewerten zu<br />

können, andererseits wurden im Rahmen dieser Gespräche immer wieder interessante Details<br />

angesprochen, die eine andere Sicht auf die Situation eröffneten.<br />

Zusätzlich zu den Gesprächen wurden auch zahlreiche Beobachtungen über das tatsächliche<br />

Verhalten der Besucher durchgeführt.<br />

Der Fragebogen ist den nachfolgenden Abbildungen dargestellt.<br />

Seite 117


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Abbildung 42: Fragebogen Rax Seite 1 und 2<br />

Seite 118


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Abbildung 43: Fragebogen Rax Seite 3 und 4<br />

Seite 119


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

10.3 Befragungsaktion Rax – Durchführung und Ergebnisse<br />

Wie bereits erwähnt, wurde die Befragungsaktion in Form eines Gewinnspiels durchgeführt, wobei<br />

die Fragebögen an den Hütten und bei der Seilbahn aufgelegen sind. In diesem Zusammenhang<br />

sei noch einmal ein ganz besonderer Dank an die Hüttenwirte und ihre Crew, sowie an die<br />

Belegschaft der Raxseilbahn ausgesprochen, die diese Aktion überhaupt erst ermöglicht haben und<br />

durch ihre Mithilfe zu einem großen Erfolg werden ließen.<br />

Gestartet wurde die Fragebogenaktion am 29. August 2001 zu Beginn der Hauptwanderzeit im<br />

Herbst, Endtermin war der 15. Oktober 2001, wobei natürlich auch Bögen, die später per Post<br />

eingetroffen sind, ausgewertet wurden.<br />

Insgesamt wurden an den 7 Standorten (5 Hütten + Seilbahn Berg- und Talstation) 850<br />

Fragebögen aufgelegt.<br />

Das Echo auf diese Befragungsaktion war enorm und hat alle sehr überrascht. Nicht weniger als<br />

547 Fragebögen wurden wieder abgegeben bzw. per Post zugesandt (48 Stück), was einer<br />

sensationell hohen Rücklaufquote von 64% (!) entspricht (gerechnet wurde mit ca. 20 bis max.<br />

35% wie es bei anderen Befragungen oft der Fall war). Die meisten Leute wollten beim<br />

Gewinnspiel mitmachen und haben den Abschnitt für die Verlosung ausgefüllt, lediglich 51 haben<br />

keine Angaben zu ihrer Person gemacht.<br />

Hinweis: In diesem Zusammenhang sei nochmals darauf hingewiesen, dass es sich bei der<br />

Befragung nicht um eine repräsentative statistische Untersuchung handelt, sondern um eine<br />

freiwillige Aktion der Besucher, die lediglich Anhaltspunkte bietet und Tendenzen ablesen lässt. Die<br />

im Zuge der Auswertung erhaltenen Werte sind demnach keine statistischen Größen, sondern<br />

bilden nur Richtwerte über die Struktur und Verhalten der Besucher.<br />

Im Datum der abgegebenen Fragebögen spiegelt sich – zeitlich betrachtet – sehr stark das<br />

jeweilige Besucheraufkommen bzw. das vorherrschende Wetter. An schönen Tagen und<br />

Wochenenden ist die Rücklaufquote deutlich höher als an anderen Tagen, so wurden an manchen<br />

Tagen mehr als 40 Bögen ausgefüllt, während es an Regentagen oft kein einziger war. Ebenfalls an<br />

der Rücklaufquote deutlich zu erkennen ist der verregnete September, gegenüber einem sehr<br />

schönen Oktober.<br />

Seite 120


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

25.10.2001<br />

23.10.2001<br />

20.10.2001<br />

19.10.2001<br />

18.10.2001<br />

17.10.2001<br />

16.10.2001<br />

15.10.2001<br />

14.10.2001<br />

13.10.2001<br />

12.10.2001<br />

11.10.2001<br />

10.10.2001<br />

09.10.2001<br />

08.10.2001<br />

07.10.2001<br />

06.10.2001<br />

05.10.2001<br />

04.10.2001<br />

03.10.2001<br />

02.10.2001<br />

01.10.2001<br />

30.09.2001<br />

29.09.2001<br />

28.09.2001<br />

27.09.2001<br />

26.09.2001<br />

25.09.2001<br />

24.09.2001<br />

23.09.2001<br />

22.09.2001<br />

21.09.2001<br />

20.09.2001<br />

19.09.2001<br />

18.09.2001<br />

17.09.2001<br />

16.09.2001<br />

15.09.2001<br />

14.09.2001<br />

13.09.2001<br />

12.09.2001<br />

11.09.2001<br />

10.09.2001<br />

09.09.2001<br />

08.09.2001<br />

07.09.2001<br />

06.09.2001<br />

05.09.2001<br />

04.09.2001<br />

03.09.2001<br />

02.09.2001<br />

01.09.2001<br />

31.08.2001<br />

30.08.2001<br />

29.08.2001<br />

Abbildung 44: Datum der Abgabe<br />

Beim Geschlecht der Besucher zeigt sich eine sehr homogene Aufteilung der Besucher, ziemlich<br />

genau die Hälfte der ausgefüllten Fragebögen wurde jeweils von Männern bzw. Frauen abgegeben.<br />

Auch beim Alter der Besucher zeigt sich eine sehr schöne Verteilung auf die einzelnen<br />

Altersklassen, wobei die meisten Besucher der Altersklasse 25-45 Jahre angehören.<br />

Alter der Besucher<br />

300<br />

250<br />

200<br />

228<br />

186<br />

150<br />

100<br />

50<br />

49<br />

84<br />

0<br />

bis 25 Jahre 25-45 Jahre 45-60 Jahre über 60 Jahre<br />

Abbildung 45: Alter der Besucher<br />

Seite 121


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Bezüglich des Berufes ist zu erkennen, dass sich auf der Rax alle Berufsgruppen aufhalten,<br />

wenngleich die Angestellten und Pensionisten stärker vertreten sind (siehe nachfolgende<br />

Abbildung).<br />

Damit lässt sich eine Frage sehr eindeutig beantworten: Den typischen Raxbesucher gibt es nicht,<br />

der Bergtourismus (im Speziellen das Wandern) geht quer durch alle Bevölkerungs- und<br />

Berufsgruppen.<br />

Beruf<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Arbeiter/in<br />

Angesteltte/r<br />

Beamter/in<br />

Pensionist/in<br />

Selbständige/r<br />

Student/in,<br />

Schüler/in<br />

Sonstige<br />

Abbildung 46: Beruf<br />

Interessant ist die Zusammensetzung der Besucher nach ihrer Herkunft. Etwa die Hälfte der<br />

Besucher kommt aus Wien, rechnet man die Umlandbezirke noch dazu, so stammen über 60% der<br />

Raxbesucher aus dem Großraum Wien – die Bezeichnung 'Hausberg der Wiener' hat somit volle<br />

Berechtigung.<br />

Aus der näheren Umgebung der Rax kommen ca. 10-15% der Befragten, die restlichen 25%<br />

beinhalten Besucher aus den unterschiedlichsten Gegenden Österreichs. Auch aus den<br />

Nachbarländern kommen etliche Besucher auf die Rax. Bei der Befragung sind die Deutschen<br />

überrepräsentiert, was sicherlich an der Sprache des Fragebogens liegt. Nicht zu unterschätzen<br />

sind Besucher aus den ehemaligen Ostblockstaaten wie Ungarn, Slowakei oder Tschechien, wie<br />

man an den häufig anzutreffenden Kennzeichen auf den Parkplätzen erkennen kann, jedoch war<br />

hier die Sprachbarriere zum Ausfüllen des Fragebogens zu groß (dennoch wurden 2 Fragebögen<br />

von ungarischen Gästen und einer von einem Besucher aus der Slowakei abgegeben).<br />

Seite 122


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Herkunft der Besucher<br />

Sonstige<br />

Keine Angabe<br />

Deutschland<br />

Amstetten<br />

Wien<br />

Wien<br />

Umgebung<br />

Mödling<br />

Wr. Neustadt<br />

Baden<br />

Neunkirchen<br />

Abbildung 47: Herkunft<br />

Wie nicht anders zu erwarten war, reist der Großteil der Besucher mit dem eigenen Pkw an, der<br />

Anteil liegt hier bei über 80%. Neben der Bequemlichkeit ist sicherlich die zum Teil schlechte<br />

Anbindung an den öffentlichen Verkehr hauptausschlaggebend. Lediglich 82 (ca. 15%) der 547<br />

Befragten kommt per Bahn und/oder Bus in das Gebiet.<br />

Interessant sind noch die Angaben bei den sonstigen Anreisemöglichkeiten, kommen doch<br />

immerhin ein paar Leute zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur körperlichen Betätigung auf die Rax,<br />

darüberhinaus gibt es noch Einzelfälle, die mit dem Taxi oder per LKW anreisen.<br />

Bei der Frage nach der Anzahl der Besuche haben jeweils ca. ¼ der Befragten angegeben noch<br />

nie, 1-2 mal, 3-5 mal bzw. öfter in den letzten 3 Jahren die Rax besucht zu haben. Auch diese<br />

Verteilung unterstreicht, dass man mit der Befragung eine relativ breit gestreute Personengruppe<br />

erreicht hat, die einen einigermaßen repräsentativen Querschnitt darstellen sollte.<br />

Bei der Auf- bzw. Abstiegsrouten haben die beiden Hauptrouten Raxseilbahn und Preiner Gscheid<br />

erwartungsgemäß den größten Teil der Besucherströme zu bewältigen, ca. 90% aller Befragten<br />

benutzen diese beiden Zugänge. Das Verhältnis von etwa 50:40% (Raxseilbahn – Preiner Gscheid)<br />

überrascht auf den ersten Blick ein wenig, sind doch rein optisch betrachtet an schönen<br />

Wochenenden wesentlich mehr Besucher mit der Seilbahn unterwegs. Diese ein wenig verzerrte<br />

Sicht dürfte wohl mit dem stoßweisen Auftreten bei den Seilbahnfahrten zusammenhängen,<br />

während am Preiner Gscheid ein kontinuierlicher Besucherstrom die Wege zum Raxplateau hinauf<br />

(bzw. hinab) strebt.<br />

Seite 123


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Die Werte decken sich aber sehr gut mit den Schätzungen der Verantwortlichen der Wiener<br />

Wasserwerke bzw. Forstabteilung sowie den Hüttenwirten, die ebenfalls von einem Verhältnis in<br />

einer ähnlichen Größenordnung ausgegangen waren.<br />

Die anderen Aufstiegsrouten werden lediglich von 10% der Besucher benützt, allen voran das<br />

Höllental und der Zugang von Hinternaßwald aus, daneben gibt es noch eine Vielzahl von<br />

unterschiedlichsten Routen rund um den gesamten Berg verteilt.<br />

In der Regel erfolgt der Abstieg wieder an der selben Route bzw. über eine Route im unmittelbaren<br />

Nahbereich, was in erster Linie mit der Tatsache zusammenhängt, dass aufgrund der fehlenden<br />

bzw. sehr schlechten öffentlichen Verkehrsanbindung eine Rundwanderung auf der Rax nur mit<br />

großen Schwierigkeiten verbunden ist. Diese Tatsache wurde auch immer wieder in persönlichen<br />

Gesprächen angesprochen sowie bei den schriftlichen Anmerkungen angeführt.<br />

Aufstiegsroute Rax<br />

Abstiegsroute Rax<br />

300<br />

300<br />

250<br />

250<br />

200<br />

200<br />

150<br />

150<br />

100<br />

100<br />

50<br />

50<br />

0<br />

Rax s eilbahn<br />

Preiner<br />

Gscheid<br />

Hinternaßwald<br />

Höllental<br />

Sonstiges<br />

0<br />

Raxseilbahn<br />

Preiner<br />

Gscheid<br />

Hinternaßwald<br />

Höllental<br />

Sonstiges<br />

Abbildung 48: Aufstiegs- bzw. Abstiegsroute<br />

Ganz eindeutig zu beantworten ist die Frage nach den Aktivitäten auf der Rax. Die Rax ist das<br />

klassische Wandergebiet schlechthin, der überwiegende Teil der Leute (471 von 547) besucht die<br />

Rax zum Wandern und zur Erholung.<br />

Auch das Klettern und Bergsteigen ist sehr beliebt, immerhin 119 Befragte (Mehrfachantworten<br />

möglich) gaben an, aus diesem Grund in das Gebiet zu kommen. Sonstige sportliche Aktivitäten<br />

werden nur von einem verschwindend kleinen Teil der befragten Besucher (19) ausgeübt. Unter<br />

den weiteren angegebenen Aktivitäten finden sich noch etwa Skitouren, Paragleiten,<br />

Schneeschuhwandern sowie Klausuren/Seminare.<br />

Seite 124


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Aktivitäten auf der Rax<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Wandern/<br />

Ausflug<br />

Bergsteigen/<br />

Klettern<br />

Sportliche<br />

Aktivitäten<br />

Aktivitäten<br />

Sonstiges<br />

Abbildung 49: Zweck des Besuches<br />

Als Ausflugsziele geben die Leute zum überwiegenden Teil die Hütten sowie die Heukuppe an –<br />

Berggipfel dürften von ihrer Anziehungskraft nicht viel verloren haben, auch wenn sie, wie die<br />

Heukuppe, relativ unspektakulär sind.<br />

Bei den Hütten wurde am häufigsten die Seehütte angegeben, was sicherlich an ihrer zentralen<br />

Lage am Raxplateau liegt, ist sie doch von allen Seiten her gut zu erreichen.<br />

Neben den bereits angeführten Zielen wurden auch noch die Höllentalaussicht sowie die Preiner<br />

Wand mit dem Preiner Wand Kreuz von einigen Besuchern als Ziele angeführt.<br />

Die Frage nach der Übernachtung auf der Rax wurde von über einem Viertel der Befragten mit 'ja'<br />

beantwortet. Laut eigenen Beobachtungen und nach Aussage der Hüttenwirten ist dieser Wert<br />

eindeutig zu hoch. Diese Angaben resultieren sicherlich aus der Tatsache, dass sich<br />

Übernachtungsgäste am Abend eher die Zeit zum Ausfüllen eines Bogens nehmen, als Tagesgäste.<br />

Der tatsächliche Anteil der Gäste, die auf der Rax übernachten, dürfte Schätzungen zufolge bei<br />

etwa 10% (oder noch darunter) liegen.<br />

Bei der Frage nach der Gruppengröße der Wanderer ist das Spektrum sehr breit gestreut. Die<br />

Mehrheit der Befragten sind zu zweit bzw. in Gruppen von mehr als 4 Personen im Gebiet<br />

unterwegs, wobei der hohe Anteil der Gruppen von mehr als 4 Personen durchaus auch aus einer<br />

Gruppendynamik beim Ausfüllen der Fragebögen resultieren könnte.<br />

Seite 125


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Anzahl der Personen<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

alleine 1 Person 2 Pers 3-4 Pers mehr als<br />

4 Pers.<br />

Abbildung 50: Anzahl der Personen<br />

Die Frage über den Status des Gebietes sollte Auskunft darüber geben, wie gut die Leute über das<br />

Gebiet, das sie besuchen, informiert sind und ob es signifikante Unterschiede im Wissen um die Art<br />

des Gebietes zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen gibt.<br />

Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass die meisten Leute über den Status des Gebietes sehr<br />

gut Bescheid wissen, immerhin konnten 460 der 547 Befragten angeben, dass sie sich in einem<br />

Quellen-/Wasserschutzgebiet befinden. Auch dass die Rax ein Landschaftsschutzgebiet ist, war<br />

über 300 Besuchern geläufig. Die korrekte Antwort, dass es sich beim betreffenden Gebiet um ein<br />

Quellen/Wasserschutz- und Landschaftsschutzgebiet handelt, hatten demnach auch ca. 40% der<br />

Befragten richtig angegeben (siehe nachfolgende Abbildung).<br />

Hierbei gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen Leuten, die zum ersten Mal die Rax<br />

besuchen und jenen die sich hier öfter aufhalten. Ebenso gibt es keine nennenswerten<br />

Unterschiede zwischen den Personen, die mittels Seilbahn die Rax besuchen und den anderen<br />

Wanderern. Es scheint so, dass es hier bloß zwei große Gruppen von Besuchern gibt, jene die sich<br />

für ein Gebiet interessieren, egal ob sie zum ersten Mal hier sind oder nicht und jenen, für die<br />

solche Informationen lässlich sind, unabhängig vom Gebiet oder von der Anzahl der Besuche.<br />

Die einzige Auswertung, die einen leichten Unterschied zwischen einzelnen Gruppen zeigt, ist die<br />

Verknüpfung mit dem Wohnort. Tatsächlich wissen die Wiener, die immerhin aus diesem Gebiet<br />

den Großteil ihres Trinkwassers beziehen, ein wenig besser über den Schutzgebietsstatus Bescheid<br />

als Leute aus den anderen Regionen.<br />

Große Defizite gibt es allerdings im Wissen um die Bedeutung dieses Schutzstatus. Obwohl die<br />

meisten Leute wussten, dass sie sich in einem Schutzgebiet befinden, konnten nur die wenigsten<br />

angeben, was das konkret für das Verhalten bedeutet.<br />

Seite 126


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Art des Gebietes<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Nationalpark<br />

Naturpark<br />

Landschaftsschutzgebiet<br />

Quellen-<br />

/Wasserschutzgebiet<br />

kein<br />

Schutzgebiet<br />

Abbildung 51: Art des Gebietes<br />

Interessante Auskünfte über die Wegedisziplin (siehe auch Kapitel 'Wegekartierung') sollte die<br />

Frage nach dem Verlassen der Wanderwege geben.<br />

Insgesamt gaben fast 98% der befragten Besucher (533 Personen) an, die Wanderwege nie (309<br />

Personen) bzw. nur fallweise (224 Personen) zu verlassen. Lediglich 13 Personen gaben zu, die<br />

Wege häufig zu verlassen.<br />

Diese Angaben decken sich in keiner Weise mit den tatsächlichen Beobachtungen. Auch die<br />

Gebietsverantwortlichen der Stadt Wien, sowie die Hüttenwirte können das in keiner Weise<br />

verifizieren. Zum einen dürften die Angaben auf der Tatsache beruhen, dass man von Natur aus<br />

eher dazu neigt, das eigene Verhalten besser darzustellen als es tatsächlich ist. Auf der anderen<br />

Seite ist es den Leuten häufig nicht bewusst, dass ein Abschneider kein Wanderweg ist. Durch<br />

Beobachtungen und nachträgliche Befragungen der Leute wurde klar, dass die meisten die<br />

Benutzung von Abschneidern bzw. Umgehungen nicht als Verlassen der Wanderwege werten. Ein<br />

Verlassen wird in der Regel erst als solches wahrgenommen, wenn sich die betreffende Person<br />

eine bestimmte Distanz vom Weg entfernt.<br />

Seite 127


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Verlassen der Wanderwege<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

nie fallweise häufig<br />

Abbildung 52: Verlassen der Wanderwege<br />

Als Gründe für das Verlassen der Wanderwege wurden in erster Linie Aussicht und<br />

Naturbeobachtung angeführt, anscheinend dürften einige Wege an den naheliegenden<br />

Aussichtspunkten vorbeiführen, hier wären ev. weiterreichende Untersuchungen anzustellen.<br />

Weiters wurde von ca. 10% der befragten Personen eine schlechte Wegeführung bzw. der<br />

schlechte Zustand der Wege angeführt. Verglichen mit der Gesamtheit der Befragten und im<br />

Vergleich mit anderen Studien aus anderen vergleichbaren Gebieten (z.B. Entwicklungskonzept<br />

Hochobir, HAUSHERR/JUNGMEIER 1998) sind das eher geringe Werte, welche aber dennoch nicht<br />

unberücksichtigt bleiben sollten, gibt es doch in einigen Abschnitten des Gebietes Probleme in<br />

diesem Bereich. Als weitere Gründe für das Verlassen wurden noch der Zugang zu Klettersteigen<br />

genannt, weiters Skitouren und Pilze sammeln. Einige Personen bemängelten auch die ihrer<br />

Ansicht nach unzureichenden Markierungen.<br />

Grund des Verlassens<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Schlechter<br />

Zustand<br />

Schlechte<br />

Wegeführung<br />

Aussicht/<br />

Naturbeobachtung<br />

Klettern<br />

Sonstiges<br />

Abbildung 53: Verlassen der Wanderwege<br />

Seite 128


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Die Sauberkeit im Gebiet wurde vom überwiegenden Teil der befragten Besucher als sehr gut bzw.<br />

gut bewertet, lediglich 8 Personen beurteilten sie als mäßig (schlecht 0%).<br />

Sauberkeit in der Landschaft<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

sehr gut gut mäßig schlecht<br />

Abbildung 54: Sauberkeit in der Landschaft<br />

Bei der Abfallentsorgung könnte man annehmen, dass es auf der Rax nur umweltbewusste<br />

Besucher gibt. Dem zufolge nehmen ca. 90% der Besucher ihren Abfall wieder mit nach Hause<br />

bzw. entsorgen ihn ordnungsgemäß im Tal. Nur 10% lassen ihren Müll auf den Hütten zurück (im<br />

Gelände entsorgt ihn den Antworten zufolge überhaupt niemand).<br />

Findet man im Gelände den Angaben entsprechend wirklich nur sehr vereinzelt Abfall, so liegt der<br />

Wert bei den Hütten laut Beobachtungen um einiges höher als angegeben. Auf diese Situation<br />

angesprochen, konnten auch die Hüttenwirte bestätigen, dass ihrem Müllaufkommen nach<br />

wesentlich mehr Wanderer den Abfall auf den Hütten zurücklassen.<br />

Bei einer Kombination der Fragenstellung mit dem Alter der Besucher gibt es keine signifikanten<br />

Unterschiede.<br />

Abfallentsorgung<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

im Gelände<br />

auf den<br />

Hütten<br />

im Tal/zu<br />

Hause<br />

sonstiges<br />

Abbildung 55: Abfallentsorgung<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Obwohl, wie bereits mehrfach erwähnt und auch von den Besuchern bestätigt, die Rax ökologisch<br />

betrachtet allgemein in einem sehr guten Zustand ist, wurden im Zuge der Befragung im Gebiet<br />

ökologische Schäden festgestellt. Hier zeigt sich auch, dass ein Teil der Besucher (ca. 16%) sehr<br />

aufmerksam die Natur beobachtet.<br />

Das zeigt sich an der Tatsache, dass etwa 40 Personen Baumschäden bzw. Schäden an den<br />

Latschen aufgefallen sind. Tatsächlich zeigen viele Latschen auf der Hochfläche braune,<br />

abgestorbene Zweige, die von einem Hagelschlag Jahre zuvor herrühren.<br />

Daneben beziehen sich die beobachteten Schäden vor allem auf die Wegerosion bzw. auf<br />

Trittschäden an der Vegetation. Ebenfalls einer annähernd gleichen Anzahl von Personen sind<br />

derartige Schäden aufgefallen – das bedeutet auch, dass zumindest einem Teil der Leute die<br />

Erosionsproblematik durchaus bewusst ist.<br />

Weiters wurden noch Schäden beanstandet, die durch die Anlage von Forststraßen herrühren bzw.<br />

durch den Wintersport (hier v.a. durch die Pistenpräparierung) verursacht wurden.<br />

Ökologische Schäden<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Baumschäden<br />

Erosionsschäden<br />

(Wege)<br />

Trittschäden<br />

Forststraße<br />

Wintersportschäden<br />

Abbildung 56: Ökologische Schäden<br />

Mit den touristischen Einrichtungen sind die Raxbesucher weitgehend zufrieden. Die Verteilung der<br />

Hütten und der Wanderwege, sowie die Aufstiegshilfen werden vom überwiegenden Teil der Leute<br />

als 'sehr gut' beurteilt. Ein klein weniger Zufriedenheit herrscht bei der Ausstattung der Hütten und<br />

beim Zustand der Wanderwege. Die nachfolgende Abbildung zeigt die Ergebnisse im Detail.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Verteilung der Hütten<br />

Ausstattung der Hütten<br />

400<br />

400<br />

300<br />

300<br />

200<br />

200<br />

100<br />

100<br />

0<br />

sehr gut gut mäßig schlecht<br />

0<br />

sehr gut gut mäßig schlecht<br />

Wanderwege (Routen,<br />

Markierung)<br />

Zustand der Wanderwege<br />

400<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

sehr gut gut mäßig schlecht<br />

0<br />

sehr gut gut mäßig schlecht<br />

Aufstiegshilfen (Seilbahn, Lift)<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

sehr gut gut mäßig schlecht<br />

Abbildung 57: Touristische Einrichtungen<br />

Die interessantesten Erkenntnisse über die Situation im Gebiet ergeben sich durch die Auswertung<br />

der persönlichen Anmerkungen der Besucher. Ca. 160 Leute haben von diesem Angebot Gebrauch<br />

gemacht, das ist nahezu jeder 3. Raxbesucher.<br />

Die meisten Anmerkungen beziehen sich auf das Gebiet selbst und zwar im Hervorstreichen der<br />

landschaftlichen Schönheit als Wandergebiet ("wunderschönes Erholungs- und Landschaftsgebiet",<br />

"herrliches Wandergebiet", etc.).<br />

Bezüglich Tourismus und Erschließung halten die meisten Leute die Rax für ausreichend<br />

erschlossen und wünschen sich keine weiteren touristischen Einrichtungen. Die Seilbahn wird zwar<br />

gerne als Aufstiegshilfe in Anspruch genommen, etliche Leute stoßen sich jedoch am – ihrer<br />

Meinung nach – ungerechtfertigt hohen Preis der Fahrten.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Der einzige weitere Wunsch in Bezug auf eine weitere Erschließung liegt in einer<br />

Zufahrtsmöglichkeit von Hinternasswald zum Kaisersteig.<br />

Kritisiert wird von vielen Besuchern die schlechte Anbindung an den öffentlichen Verkehr, hier vor<br />

allem die Verbindung zum Preiner Gscheid bzw. zu anderen Aufstiegen. Besonders schade finden<br />

es die Leute, dass aufgrund der schlechten Busanbindung keine Rundwanderungen möglich sind.<br />

Weiters erregt auch die Gestaltung der Fahrpläne häufigen Unmut unter den Raxbesuchern.<br />

Bei den Wanderwegen gehen die Meinungen auseinander. Findet eine Besuchergruppe die Wege<br />

bezüglich Zustand und Beschilderung ausreichend bis sehr gut, so sehen andere Raxtouristen<br />

Mängel in diesem Bereich. Dabei wurde eine schlechte Markierung und das Fehlen von<br />

Zeitangaben angesprochen.<br />

Dass die Beurteilung der Hütten eine sehr persönliche Angelegenheit ist, war zu erwarten. Hier<br />

gehen die Meinungen weit auseinander – ist eine Person von der Hütte bzw. der Hüttencrew<br />

hellauf begeistert, so tut eine andere ihren Unmut über dieselbe offen kund. Dieser bezieht sich<br />

vorwiegend auf das Speiseangebot, die Preise und die Freundlichkeit der Hüttenwirte.<br />

Alle persönlichen Anmerkungen sind im Detail im Anhang der Studie beigefügt.<br />

10.4 Besucherbefragung Rax - Fazit<br />

• Das Auffallendste an der Fragebogenaktion war zunächst einmal die hohe Rücklaufquote,<br />

die alle überrascht hat. Ein entscheidender Faktor dafür war sicherlich die Verbindung mit<br />

einem Gewinnspiel. Bietet man den Leuten einen Anreiz zum Mitmachen, so wird das auch<br />

gerne angenommen – auch wenn die Preise, wie im vorliegenden Fall, nicht sonderlich<br />

spektakulär sind.<br />

Diese Tatsache sollte auch bei zukünftigen Befragungsaktion berücksichtigt werden, v.a.<br />

da auch der organisatorische Aufwand bei dieser Art von Befragung relativ gering war.<br />

• Als sehr wichtig für die Bewertung und Interpretation der Ergebnisse haben sich<br />

persönliche Gespräche mit den Besuchern und Beobachtungen des Besucherverhaltens<br />

erwiesen. So decken sich gewisse Angaben nicht ganz mit den tatsächlichen<br />

Beobachtungen (etwa im Bereich der Wegedisziplin oder der Müllproblematik) und oftmals<br />

kommen erst in persönlichen Gesprächen die Beweggründe für bestimmte<br />

Verhaltensweisen heraus bzw. werden neue in der Art und Weise bisher nicht<br />

wahrgenommene Probleme angesprochen, die einem eine etwas andere Sicht auf die<br />

Dinge eröffnen.<br />

• Sehr deutlich kam auch zum Ausdruck, das es den 'typischen Raxtouristen' nicht gibt, das<br />

Besucherprofil geht quer durch alle Alters-, Bildungs- und Berufsgruppen – das gilt mit<br />

hoher Wahrscheinlichkeit für die Bergtouristen insgesamt.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

• Was dagegen sehr eindrucksvoll bestätigt wurde, ist die Tatsache, dass die Rax (und<br />

sicherlich auch der Schneeberg) vollkommen zu Recht als 'Hausberg der Wiener'<br />

bezeichnet wird, kommt den Ergebnissen der Befragungsaktion zufolge doch der größte<br />

Teil der Besucher aus Wien bzw. seiner unmittelbaren Umgebung.<br />

• Ziele der Wanderungen sind die Hütten bzw. die Gipfel, was höchstwahrscheinlich auch für<br />

alle anderen Berge in Österreich gilt.<br />

• Die Mehrzahl der Leute ist der Meinung, dass die Rax ausreichend touristisch erschlossen<br />

ist. Hier spielt vor allem die Angst, dass durch einen weiteren Ausbau die Schönheit und<br />

der landschaftliche Reiz des Gebietes eine nachhaltige Beeinträchtigung erfahren könnte,<br />

eine zentrale Rolle.<br />

Sind jedoch beispielsweise Aufstiegshilfen oder Zufahrtsmöglichkeiten vorhanden, so<br />

werden sie dennoch gerne angenommen und sehr häufig frequentiert.<br />

• Bemängelt wird in diesem Zusammenhang nur die – zweifelsohne – schlechte Anbindung<br />

an den öffentlichen Verkehr, die viele Leute zwingt, mit dem PKW zu kommen. Darüber<br />

hinaus sind Rundwanderungen nahezu unmöglich, da man kaum eine Möglichkeit hat, mit<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln wieder zum Ausgangspunkt (in der Regel zum eigenen PKW)<br />

zu gelangen.<br />

Hier sollte man sicherlich Überlegungen anstellen, auch um eine bessere Verteilung der<br />

Besucher auf der Rax zu ermöglichen. Wichtige erscheint in diesem Zusammenhang auch<br />

eine Überarbeitung bzw. Anpassung der Fahrpläne, oder beispielsweise eine<br />

Neuorganisation des öffentlichen Verkehrs beispielsweise mit Ruf- oder Shuttlebussen.<br />

• Auffallend ist auch, dass es auf der Rax sehr viele naturbewusste Besucher gibt, die sich<br />

um den Zustand der Natur Gedanken machen. Dieses Wissen korreliert sehr stark mit der<br />

Entfernung von der Seilbahn als Massenaufstiegsmittel. Je weiter entfernt sich die Leute<br />

von der Seilbahn aufhalten, desto besser ist im Allgemeinen das Wissen über Natur und<br />

Landschaft, v.a. was die ökologischen Zusammenhänge betrifft. Diese Leute erleben die<br />

Natur viel bewusster als die reinen Ausflugstouristen auf der vorderen Rax im Nahbereich<br />

der Seilbahn.<br />

• Da die Leute als Grund für das Verlassen von Wanderwegen 'Aussicht und<br />

Naturbeobachtung' angeben, macht es keinen Sinn, sie an diesen Betätigungen zu hindern.<br />

Daher sollte man an Stellen, wo aus diesen Gründen häufig vom Weg abgewichen wird,<br />

die Wegeführung analysieren und ev. Maßnahmen treffen (siehe auch Kap.<br />

'Wegekartierung Rax').<br />

• Obwohl die Leute über den Status des Gebietes als Quellen- und Wasserschutz bescheid<br />

wissen, gibt es große Defizite beim Wissen über die Karstproblematik und dem Verhalten<br />

im Gebiet. Hierbei fehlen den Leuten v.a. Informationen über den Zusammenhang mit dem<br />

Wiener Hochquellenwasser.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

• Im Rahmen der Karstproblematik ist nur einem sehr kleinen Teil der Leute der akute<br />

Wassermangel auf dem Raxplateau bewusst, nimmt man doch allgemein an, dass es in<br />

den Bergen immer reichlich Wasser gibt. Auch die Hüttenwirte können über das<br />

Unverständnis vieler Leute berichten, wenn sie ihnen außer Mineralwasser kein anderes<br />

Wasser geben (können). In diesem Zusammenhang sei kurz eine Gegebenheit vor Ort<br />

bezüglich dieser Problematik angeführt:<br />

Im Rahmen der Wegekartierung konnte ich ein Gespräch zwischen einem Lehrer und<br />

seiner Schulklasse mithören, wo ein Schüler in der Nähe des 'Pratersterns' in Richtung<br />

Ottohaus – Thörlweg seinen Lehrer fragte, warum man dort in dem Einschnitt nicht einen<br />

Staudamm errichtet um Energie zu erzeugen, würde sich der Platz doch perfekt dazu<br />

anbieten. Als der Lehrer erwiderte, dass dies aus Naturschutzgründen bzw. aus dem<br />

Blickpunkt der landschaftlichen Schönheit nicht möglich wäre, entwickelte sich innerhalb<br />

der Gruppe eine rege Diskussion mit allen Vor- und Nachteilen bzw. Möglichkeiten und<br />

Ausschleißungsgründen eines solchen Vorhabens. Nach einer Weile des Zuhörens schaltete<br />

ich mich in die Diskussion ein und sagte, dass es nur einen – noch nicht genannten Grund<br />

– für die Nichterrichtung eines Staudammes gibt. Verwundert wurde ich angesehen mit der<br />

Frage, was denn das für ein Grund sein sollte, der noch nicht besprochen wurde. Auf<br />

meine Fragen, "womit sollte man den Staudamm füllen?" und "sieht man hier irgendwo<br />

Wasser, das man dazu verwenden könnte?" hinterließ ich nur ratlose Gesichte in de r<br />

Runde.<br />

Alleine diese Situation zeigt deutlich, dass die Zusammenhänge und die Funktion eines<br />

Karstökosystems nur den wenigsten Leuten bekannt ist.<br />

• Das Wasserleitungsmuseum in Kaiserbrunn und die Freizeitbetätigungen auf der Rax<br />

sprechen nur sehr bedingt die selbe Bevölkerungsgruppe an. Aus diesem Grund sollte die<br />

Information verstärkt am Berg – dort wo sich die Leute auch aufhalten – stattfinden und<br />

zwar direkt an Ort und Stelle wo Probleme auftreten bzw. Gefahrenpotentiale entstehen.<br />

Eine Erklärung beispielsweise über das Wesen und die Funktion einer Doline oder die<br />

Problematik der Wegeerosion wird am besten verstanden und ist auch am einprägsamsten,<br />

wenn man direkt davor steht und die Situation mit eigenen Augen erkennt. Wichtig ist<br />

dabei, dass dem Erholungssuchenden die Problematik in Form einer Information und nicht<br />

als Belehrung (quasi mit dem erhobenen Zeigefinger) übermittelt wird.<br />

Zusammenfassend kann man sagen, dass für das entsprechende Verhalten der Leute mehr<br />

Information über den Naturraum und die Karstproblematik notwendig ist, denn nur ein gut<br />

informierter Tourist ist ein umweltschonender Tourist.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

10.5 Besucherlenkung<br />

Durch die immer stärkere Anziehungskraft von unberührten bzw. intakten Landschaften auf die<br />

Menschen und der in der Folge stärkeren Nutzung des Naturraumes durch den Tourismus, kommt<br />

es in bestimmten Bereichen zu Übernutzungen und zu einer Zerstörung von Natur und Landschaft.<br />

Um die touristische Beanspruchung infolge der Nutzung einerseits und die ökologischen<br />

Erfordernisse des Naturraumes andererseits aufeinander abzustimmen, ist es notwendig,<br />

entsprechende Maßnahmen zu setzen. Eine dieser Maßnahmen ist die Besucherlenkung (SEISER<br />

1994, WALLENTIN 2001).<br />

Unter Besucherlenkung werden "Maßnahmen zur Beeinflussung von Besuchern bezogen auf ihre<br />

räumliche und quantitative Verteilung sowie auf ihre Verhaltensweisen dem besuchten Objekt<br />

gegenüber" verstanden (WALLENTIN 2001 nach ÖSTERREICHISCHE BUNDESREGIERUNG 1995).<br />

Ziel einer Besucherlenkung muss es sein, die Besucherströme so zu steuern, dass die Grenzen der<br />

ökologischen Belastbarkeit eines bestimmten Gebietes nicht erreicht bzw. überschritten werden.<br />

Beeinträchtigungen in den Natur- und Landschaftsraum beruhen in der Regel auf 3 Ursachen<br />

(ASSMANN/WERNHART 1994):<br />

• Strukturelle Probleme: Hierunter fallen alle Probleme, die sich infolge von falsch angelegter<br />

touristischer Infrastruktur oder Nichteinhaltung von üblichen Standards ergeben, wie<br />

beispielsweise schlecht oder falsch angelegte Wege oder Zufahrten oder fehlende<br />

Entsorgungssysteme von Schutzhütten bzw. veraltete Anlagen, die nicht mehr dem Stand<br />

der Technik entsprechen.<br />

• Falsches, natur- und landschaftsschädigendes Verhalten der Touristen: Dazu zählt zum<br />

Beispiel das Verlassen der Wanderwege in ökologisch sensiblen mit all seinen<br />

Folgewirkungen (siehe Kap. 'Erosionsproblematik Wanderwege'), das Zurücklassen von<br />

Müll und anderen Abfällen in der Landschaft oder etwa das bewusste (oder auch<br />

unbewusste) Zerstören von Biotopen.<br />

• Besucherfrequenz: Ein entscheidender Faktor für das Ausmaß der Beeinträchtigungen ist<br />

die Anzahl der Besucher und hier v.a. die räumliche und zeitliche Konzentration der<br />

Erholungssuchenden (siehe auch Kap. 'Einflüsse von Freizeitaktivitäten auf die Umwelt').<br />

Besonders gefährdet sind in diesem Zusammenhang landschaftlich besonders attraktive<br />

bzw. exponierte Bereiche.<br />

Da die Ansprüche im Tourismusbereich ständigen Veränderungen unterworfen sind (z.B.<br />

Trendsportarten, etc.), handelt es sich bei der Besucherlenkung nicht um ein statisches Konzept,<br />

sondern um ein dynamisches Modell. In diesem Sinne muss ein rasches Reagieren auf<br />

Veränderungen (Besucherverhalten, Einflüsse auf den Naturraum) möglich sein. Ebenso ist bei<br />

einem Besucherlenkungskonzept ein begleitendes Monitoring wichtig und notwendig, um den<br />

Erfolg der gesetzten Maßnahmen überprüfen bzw. diese entsprechend anpassen zu können<br />

(WALLENTIN 2001).<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Ausschlaggebende Kriterien hierfür sind einerseits die Art (Qualität) und das Ausmaß (Quantität)<br />

der touristischen Nutzung und andererseits die Empfindlichkeit bzw. Belastungsfähigkeit des<br />

Gebietes (SEISER 1994, WALLENTIN 2001).<br />

Die Grundlage für ein Konzept im Rahmen der Besucherlenkung ist eine genaue Kenntnis der<br />

naturräumlichen Ausstattung eines Gebietes auf der einen Seite und die Art und Art und Intensität<br />

der Erholungsnutzung auf der anderen Seiten (Situationsanalyse) (KREMSER 1992, WALLENTIN<br />

2001).<br />

10.5.1 Wirkungsmechanismen der Besucherlenkung<br />

Um Mithilfe der Besucherlenkung einen entsprechenden Erfolg zu erzielen, gibt es eine Reihe von<br />

unterschiedlichen Lenkungsmaßnahmen, die auf bestimmten Wirkungsmechanismen beruhen<br />

(SEISER 1994):<br />

Bekanntheit der Norm<br />

Die Bekanntheit der Norm ist die grundlegendeste aller Wirkungsmechanismen, da nur eine Norm,<br />

die bekannt ist, befolgt werden kann. Dabei kann es sich sowohl um Gesetze, Verordnungen oder<br />

Vorschriften, wie auch gesellschaftliche Normen, Angebote oder Anreize handeln.<br />

Der zentrale Punkt hierbei ist die Information für den Erholungssuchenden, erst wenn sie<br />

erfolgreich den Besucher erreicht hat, kann ein entsprechendes Verhalten ausgelöst werden. Wie<br />

und in welchem Umfang die Information dem Besucher zuteil wird, hängt in erster Linie von der<br />

Situation und vom gewünschten Verhalten ab. Die Möglichkeiten reichen hier von Broschüren,<br />

Zeitungsinseraten, Karten, Schautafeln, über Diavorträge, Filme bis hin zu interaktiven Medien.<br />

Auch persönliche Informationen, z.B. im Rahmen einer geführten Tour oder einer<br />

Informationsveranstaltung, sind möglich.<br />

Anwendbarkeit der Norm<br />

Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine grundlegende Norm. Um ein falsches Verhalten zu<br />

unterbinden, müssen die Besucher an Ort und Stelle erkennen, welches Verhalten in der<br />

vorliegenden der Situation gefragt ist. Das betrifft in erster Linie Verhaltensregeln (Ver- und<br />

Gebote), bzw. Einsicht in die Verletzlichkeit der Natur. Wichtig für den richtigen Einsatz dieses<br />

Wirkungsmechanismus ist die Kenntnis des Informations- und Bildungsstandes bzw. der<br />

Interessensschwerpunkte der Besucher.<br />

Lenkung durch soziale Kontrolle<br />

Soziale Kontrolle wird nicht durch die Verwaltung, sondern durch die Gesellschaft ausgeübt. Sie<br />

beruht im Wesentlichen auf der Kenntnis allgemeiner gesellschaftlicher Normen und<br />

Verhaltensregeln ("so etwas tut man nicht"). Der sozialen Kontrolle zugrundeliegend ist die<br />

Tatsache, dass sie nicht generell gültig ist, d.h. auf Personen unterschiedlich wirkt – manche fühlen<br />

sich davon angesprochen, andere weniger. Soziale Kontrolle kann aktiv (z.B. durch Zurechtweisen<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

von anderen Leuten) oder passiv (kommentarlose Missbilligung des Verhaltens anderer Personen)<br />

erfolgen.<br />

Lenkung durch Steuerung von Seiten der Verwaltung<br />

Dieser Wirkungsmechanismus besteht aus Gesetzen, Vorschriften und Normen, Träger sind die<br />

Organe der Verwaltung. Der Vorteil von Gesetzen, Vorschriften und Normen liegt darin, dass sie<br />

allgemein bekannt sind (bzw. bekannt sein sollten) und dass sie für jedermann in gleichem Maße<br />

gelten.<br />

Ein Problem besteht darin, dass sie von den Leuten in unterschiedlichem Ausmaß akzeptiert<br />

werden (Stichwort 'Kavaliersdelikt'). Die Gründe hierfür liegen v.a. in den Erfahrungen bzw. im<br />

Umgang mit den Behörden.<br />

Lenkung durch Einsicht in die Selbstgefährdung<br />

Einsicht in die Selbstgefährdung dient in erster Linie für die Sensibilisierung auf Gefahren in die<br />

eigene Sicherheit bzw. in die Sicherheit anderer Leute. Dies trifft v.a. auf Gebirgsregionen, wo<br />

immer wieder Gefahren auftreten können, in hohem Maße zu (etwa beim Betreten eines Hanges<br />

und der damit verbundenen Steinschlaggefahr).<br />

Für die Einsicht in die Selbstgefährdung ist sowohl die Selbsteinschätzung der Leute wie auch die<br />

richtige Einschätzung möglicher Gefahren von Bedeutung.<br />

Lenkung durch Einsicht in die Umweltgefährdung<br />

Dieser Wirkungsmechanismus sollte in ökologisch sensiblen Gebieten vorrangig sein, im idealen<br />

Fall sollte dadurch das gesamte Verhalten der Besucher im Sinne des Natur- und<br />

Landschaftsschutzes geregelt werden. In der Realität funktioniert das aber (leider zu oft) nicht<br />

nach Wunsch. Daher ist es notwendig, das Umweltbewusstsein der Leute und ihre Einstellung zur<br />

Landschaft zu kennen (Stichwort 'Besucherstruktur') und den Erfolg der eingeleiteten Maßnahmen<br />

zu prüfen (Monitoring).<br />

Lenkung durch spezielle Attraktionen<br />

Das ist einer der stärksten und wichtigsten Mechanismen bei der Besucherlenkung, die Steuerung<br />

erfolgt durch ein gezieltes Lenken der Leute in andere Bereiche.<br />

Hierbei gibt es viele Möglichkeiten – der Vorteil dieser Lenkungsmaßnahme liegt in der Tatsache,<br />

dass sie in der Regel ohne Vorschriften auskommt, es geht nur darum, den Leuten etwas<br />

Interessantes und Attraktives anzubieten, das sie auch gerne annehmen. Durch gezielte Werbung<br />

bzw. Kampagnen versucht man, jene Aktionen, die sowohl im Einklang mit der Natur stehen, wie<br />

auch die Erwartungen der Besucher befriedigen, hervorzuheben mit dem Ziel, dass die Leute – in<br />

der Angst etwas Wichtiges zu versäumen – gar nicht auf Gedanken kommen, etwas anderes zu<br />

unternehmen.<br />

Lenkung durch physische Hindernisse<br />

Dieser Lenkungsmechanismus tritt am deutlichsten in der Landschaft in Erscheinung, wenngleich<br />

es sich eher um einen schwachen Mechanismus handelt. Häufig ist eine Abgrenzung (zumeist<br />

Einzäunung) nicht einfach, müssten dabei doch mitunter alte Wege oder Zugänge abgesperrt<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

werden, was sowohl den Unmut der Besucher wie auch der Einheimischen erregt. Kommt es allzu<br />

häufig zu Absperrungen, so lösen diese oftmals Aggressionen aus, speziell wenn kein<br />

offensichtlicher Grund für die Absperrung erkennbar ist. In diesen Fällen werden Zäune oder<br />

andere Abschrankungen überklettert oder sogar zerstört, darüber hinaus werden sie meist als<br />

empfindliche Störungen im Landschaftsbild wahrgenommen.<br />

Bei der Errichtung von physischen Barrieren ist es wichtig, dass eine gute Integration in die<br />

Landschaft erfolgt und dass die Besucher mit Informationstafeln oder ähnlichem über den Grund<br />

der Absperrung informiert werden – das ist eine wesentliche Voraussetzung für ein entsprechendes<br />

Verhalten. Das Ziel sollte demnach nicht der Bau von möglichst großen unüberwindbaren Barrieren<br />

sein, sondern im Schaffen von landschaftlichen Strukturen bestehen, welche die<br />

Erholungssuchenden sanft leiten, sodass gar keiner auf den Gedanken kommt, sie zu überwinden.<br />

10.5.2 Lenkungsinstrumente<br />

Die angeführten Wirkungsmechanismen bilden die Grundlage für die Besucherlenkung, sie zeigen<br />

an, in welchen Bereichen Maßnahmen gesetzt werden können, bzw. welche der Maßnahmen Erfolg<br />

haben könnten.<br />

Im Normalfall wird eine Besucherlenkung im Gebirge nicht durch einen der angesprochenen<br />

Wirkungsmechanismen, sondern durch ein Bündel von Einzelmaßnahmen bzw. durch eine<br />

Kombination von unterschiedlichen Maßnahmen bewerkstelligt werden. Welche Maßnahmen in<br />

welcher Form und an welchem Ort zum Einsatz kommen, richtet sich nach der jeweiligen Situation<br />

und nach dem Ziel der Steuerung.<br />

Die wichtigsten Lenkungsinstrumente sind im folgenden kurz dargestellt (nach SEISER 1994).<br />

Zonierung<br />

Die Zonierung ist das klassische Mittel einer Besucherlenkung, sie kommt vor allem in<br />

Nationalparks zum Einsatz. Hierbei werden verschiedene Zone von unterschiedlicher<br />

Nutzungsintensität (z.B. Wildniszone, Naturzone, Bewahrungszone, Fremdenverkehrszone, etc.)<br />

ausgewiesen, in denen die Zugangsbedingungen genau festgelegt sind. Einzelne Zonen sind der<br />

Natur vorbehalten und dürfen nicht bzw. nur an bestimmten Wegen betreten werden, andere sind<br />

den Touristen vorbehalten, die sich dort frei im Gelände bewegen dürfen.<br />

Rückbau von Wegen (siehe auch Kap. 'Erosionsproblematik von Wanderwegen')<br />

Auch diese Methode wurde schon erfolgreich in vielen Gebieten eingesetzt (z.B. Nationalpark<br />

Bayrischer Wald). Durch das Auflassen von Wegen kommt es zu einer Beruhigung der durch sie<br />

erschlossenen Gebiete. Dabei ist es wichtig, den Anreiz zur Benutzung des Weges zu nehmen, das<br />

kann beispielsweise durch eine Bepflanzung oder Absperrung erfolgen. Das Hindernis sollte sich<br />

bereits am Beginn des Weges befinden, damit man erst gar nicht auf die Idee einer Benützung<br />

kommt, sondern gleich eine andere Route wählt.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Besucherregelungen<br />

Hierbei handelt es sich zumeist um Ver- oder Gebote, die von einer Verwaltungsbehörde festgelegt<br />

werden und an die sich die Besucher zu halten haben. Dabei kann es sich um lokale Verbote bzw.<br />

räumliche und/oder zeitliche Beschränkungen handeln. Ausschlaggebend für das Funktionieren<br />

einer Besucherregelung ist die Bekanntheit und Anwendbarkeit der Normen (siehe Kap.<br />

'Wirkungsmechanismen der Besucherlenkung').<br />

Ob und in welcher Form diese Regelungen entsprechend befolgt werden, hängt in erster Linie von<br />

verschiedenen anderen Wirkungsmechanismen ab. Dabei kann es sich um soziale Kontrollen,<br />

Verwaltungssanktionen oder auch um die Einsicht in die Selbstgefährdung bzw. in die<br />

Verletzlichkeit der Natur handeln.<br />

Informationsmaterial<br />

Dies ist wohl eines der wichtigsten Steuerinstrumente (wenn nicht das wichtigste). Informationen<br />

können, wie bereits im vorigen Kaptitel erwähnt, in unterschiedlicher Form an die Besucher heran<br />

gebracht werden. Wichtig ist dabei, dass der Informationsgehalt überschaubar und rasch<br />

aufnehmbar und für die Zielgruppe entsprechend aufbereitet ist.<br />

Erst durch gezielte Informationsarbeit werden dem Besucher die Ansprüche und Eigenheiten der<br />

Natur, wie auch sein Fehlverhalten ihr gegenüber bewusst. Die richtige Information ist sicherlich<br />

der Schlüssel für ein umweltgerechtes Verhalten der Besucher.<br />

Karten<br />

Eines der ältesten Lenkungsinstrumente sind Karten. Sie erleichtern einerseits das Zurechtfinden in<br />

der Landschaft, andererseits kann man über Karten den Besuchern auch Informationen über die<br />

Schutzwürdigkeit eines Gebietes oder besonders sensible Bereiche zukommen lassen, sodass<br />

bereits bei der Routenplanung gewisse Bereiche ausgeschlossen werden.<br />

Wegmarkierungen, Hinweistafeln<br />

Sie helfen einerseits bei der Orientierung, einerseits kann man dadurch die Besucher direkt an Ort<br />

und Stelle auf gewisse Probleme aufmerksam machen. Hinweistafeln, beispielsweise als Lehrpfad<br />

angeordnet, bieten ein sehr gutes Mittel der Besucherlenkung.<br />

Veranstaltungen<br />

Veranstaltungen werden von unterschiedlichen Organisationen zumeist in Verbindung mit einem<br />

bestimmten Thema angeboten. Dabei kann es sich etwa um Kurse, Workshops oder auch um<br />

Exkursionen, geführte Wanderungen oder ähnliches handeln. Solche Veranstaltungen sind ein<br />

wichtiges Mittel zur Information und zur Besuchersteuerung, nicht zuletzt, da sie sich meist sehr<br />

intensiv mit gewissen Problematiken auseinandersetzen und sehr einprägsam sind. Darüber hinaus<br />

ist auch die persönliche Kontaktaufnahme mit den Vortragenden (Möglichkeit von Fragen bei<br />

Unklarheiten) und ein direkter, intensiver Bezug mit der Landschaft gegeben.<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Gebühren<br />

Eine weitere Möglichkeit, den Besucherstrom zu reduzieren bzw. in eine bestimmte Richtung zu<br />

kanalisieren, ist die Einhebung von Gebühren. Seitens des Tourismus her sind Gebühren in der<br />

freien Landschaft zumeist nicht sehr gern gesehen, doch kann es manchmal infolge hoher<br />

Besucherfrequenzen notwendig werden, gewissen Teile der Landschaft dadurch zu schützen.<br />

Untersuchungen haben gezeigt, dass es bereits durch das Einheben eines geringen Beitrages zu<br />

Verlagerungserscheinungen des Besucherstromes kommt.<br />

Absperrungen<br />

Absperrungen sollten aus den bereits im Kapitel 'Wirkungsmechanismen der Besucherlenkung'<br />

beschriebenen Gründen nur sehr eingeschränkt zum Einsatz kommen, da sie für viele Leute –<br />

speziell wenn sie nicht nachvollziehbar sind – ein Ärgernis darstellen. Sinnvoll können sie dagegen<br />

sehr wohl an gefährlichen Stellen, wie Abbruchkanten oder Geländestufen bzw. bei sehr sensiblen<br />

Ökosystemen sein. Wichtig ist es dabei, dass den Leuten der Grund für die Absperrung in einer<br />

geeigneten Weise mitgeteilt wird.<br />

Verkehrsleitsysteme<br />

Da die meisten Leute im Gebirge mit dem eigenen PKW angereist kommen, können bereits im<br />

Vorfeld bei der Anreise entsprechende Steuerungsmechanismen zum Einsatz kommen. Das kann<br />

einerseits eine Verlegung bzw. Sperre von Parkplätzen in sensiblen Bereichen sein, andererseits<br />

können auch Zufahrtsbeschränkungen auferlegt oder der Verkehr in andere – weniger anfällige<br />

Bereiche – umgeleitet werden.<br />

Eine andere Möglichkeit besteht auch in der Bevorzugung des öffentlichen Verkehrs, wenn etwa<br />

eine Straße für PKW gesperrt ist, Busse aber direkt zufahren können.<br />

Verhalten der Aufsichtsorgane<br />

Eine nicht zu unterschätzende Komponente ist die Vorbildwirkung der Aufsichtsorgane bzw. der<br />

Arbeiter im betreffenden Gebiet. Diese sollten sich ebenfalls an die Vorgaben und Beschränkungen<br />

halten. So macht es durchaus einen Unterschied, ob ein Wanderer oder Mountainbiker von einem<br />

Aufsichtsorgan abgemahnt wird, das mit einem Geländewagen auf einem schmalen Waldweg oder<br />

in der offenen Landschaft unterwegs ist, oder zu Fuß – quasi auf gleicher Ebene – ein<br />

Fehlverhalten rügt.<br />

In manchen Situationen kann es erforderlich sein, strenge Maßnahmen, wie etwa Verbote oder<br />

Abgrenzungen, zu setzen, um der Natur den benötigten Schutz gewährleisten zu können.<br />

Andererseits genügen manchmal kleine Eingriffe und sanfte Maßnahmen, um die entsprechende<br />

Wirkung zu erreichen, die der Besucher oftmals gar nicht bemerkt. Gerade hier eröffnet die<br />

Besucherlenkung die Möglichkeit, den Menschen eine intensiv erlebte Naturerfahrung zu bieten, sie<br />

aber auch gleichzeitig auf rationalem Weg zu einem umweltgerechten Handeln zu bringen.<br />

Ein erfolgreich gelenkter Besucher ist demnach einer, der die schöne Landschaft genießen und die<br />

Natur erleben kann, ohne dabei negative Auswirkungen auf die Umwelt zu verursachen. Wichtig ist<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

in diesem Zusammenhang, dass er sich durch die Lenkung (sofern er sich dieser überhaupt<br />

bewusst geworden ist) in keiner Weise eingeschränkt fühlt (WALLENTIN 2001).<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass der Schlüssel für ein möglichst umweltgerechtes<br />

Verhalten der Besucher auf jeden Fall in einer entsprechenden Informations- und Aufklärungsarbeit<br />

liegt.<br />

So gute Erfolge auch durch eine Besucherlenkung erzielt werden können, gibt es hierbei auch<br />

Grenzen. Diese liegen vor allem in einer starken mengenmäßigen Zunahme der<br />

Erholungssuchenden – bei einem starken, stetigen Anstieg der Besucherfrequenz in einem<br />

traditionellen Landschaftsraum wird auch eine noch so perfekt geplante Besucherlenkung einmal<br />

an ihre Grenzen stoßen.<br />

Seite 141


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

11 AUSBLICK<br />

Die im Rahmen der Studie durchgeführten Untersuchungen, haben gezeigt, dass die Rax (und das<br />

gilt gleichermaßen auch für den Schneeberg) ein beliebtes und stark frequentiertes Ausflugsziel<br />

(vorwiegend der Wiener) ist. Die gleichzeitige Funktion als Quelleinzugsgebiet für die Wiener<br />

Trinkwasserversorgung verlangt auch in Zukunft nach einer verstärkten Aufmerksamkeit der<br />

Karstwasserreserven vor möglichen Verunreinigungen.<br />

Die Wiener Wasserwerke haben es in der Vergangenheit sehr gut verstanden, diesem sensiblen<br />

Gebirgsökosystem den bestmöglichen Schutz zukommen zu lassen. Mit der vorliegenden Studie<br />

und weiteren, im Rahmen der Karstforschung durchgeführten Projekten, sollte es möglich, durch<br />

die neuen Erkenntnisse die Vorgänge, Zusammenhänge und Wirkungsweisen in den<br />

Karstökosystemen besser zu verstehen. Dies ist eine wichtige Grundlage um in der Zukunft<br />

entsprechende Maßnahmen für die Sicherung der Wiener Trinkwasserqualität setzen zu können.<br />

Die Problematik bei Karstökosystemen ist sicherlich darin begründet, dass die Einzugsgebiete der<br />

Quellen nicht genau abzugrenzen sind und man dadurch keine direkten Zusammenhänge zwischen<br />

Einträgen an der Oberfläche und Verunreinigungen an den Quellen herstellen kann. Umso mehr ist<br />

ein umfassender, großflächiger Schutz der gesamten Quelleinzugsgebiete notwendig. Die starke<br />

touristische Nutzung der Berggebiete macht diese Aufgabe ungleich schwieriger, gilt es doch die<br />

bestmögliche Trinkwasserqualität sicherzustellen ohne den Tourismus, der in der Region sicherlich<br />

einen beträchtlichen Teil der regionalen Wertschöpfung, zu sehr zu beeinträchtigen.<br />

Hier sind Maßnahmen und Lösungen gefordert, welche die in der Studie aufgezeigten möglichen<br />

Gefährdungspotentiale weitgehend ausschalten oder möglichst gering halten. Dazu zählt v.a. das<br />

rechtzeitige Erkennen der Gefahren und ein rasches und richtiges Reagieren. Die vorliegende<br />

Studie soll dazu dienen, den Verantwortlichen diese Aufgabe zu erleichtern und eine<br />

entsprechende Hilfestellung in diesem Zusammenhang bieten, v.a. was die Bewirtschaftung der<br />

Quellschutzgebiete betrifft.<br />

Seite 142


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

12 LITERATUR<br />

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Seite 143


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

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Seite 147


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

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Geodynamik Jahrgang 2000, Wien 2002<br />

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Klimadaten von Österreich 1951-1980 (Temperatur, relative Feuchte, Niederschlag und<br />

Sonnenschein, Wien 1988<br />

Seite 148


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

12.1 Daten und mündliche Mitteilungen<br />

MA 49, Forstverwaltung Nasswald: Flächenzusammenstellung der Quellenschutzgebiete, 2002<br />

MA 49, Forstverwaltung Hirschwang: Flächenzusammenstellung der Quellenschutzgebiete, 2002<br />

MA 31 Betriebsleitung Hirschwang: Quellergiebigkeiten der 1. Hochquellleitung, 2002<br />

MA 31 Betriebsleitung Hirschwang: Zusammenstellung der Niederschlagsmengen im Quellgebiet,<br />

2002<br />

MA 31 Betriebsleitung Hirschwang: Wetterlage, Niederschläge im Untersuchungsgebiet<br />

Fischer, H.: Mündliche Ausführungen im Rahmen der Exkursion "Rax", 2000<br />

Betriebsleitung Rax-Seilbahn: Beförderungszahlen Seilbahn und Schlepplift, 2002<br />

Dirnböck, Thomas: Mündliche Ausführungen im Rahmen der Studienpräsentation 'Kalkalpine<br />

Vegetation und das Wiener Trinkwasser', 2001<br />

ZAMG: Nicht publizierte Klimadaten für das Rax-Schneeberg-Gebiet 1995-2002<br />

12.2 Kartengrundlagen<br />

MA 31 Wiener Wasserwerke: 1. Wiener Hochquellenwasserleitung - Quellschutzgebiet, keine<br />

Jahresangabe<br />

Geologische Bundesanstalt: Geologische Karte der Republik Österreich 1:50.000, Blatt 104, Wien<br />

2001<br />

Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (Landesaufnahme): Österreichische Karte 1:50.000,<br />

Blatt 74, 75, 104, 105, Wien<br />

Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (Landesaufnahme): Schneeberg und Rax,<br />

Topographische Karte 1:25.000<br />

Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (Landesaufnahme): Austrian Map, Wien 2001<br />

Seite 149


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

12.3 Verzeichnisse<br />

12.3.1 Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Schäden infolge der Pistenpräparierung..................................................................... 23<br />

Abbildung 2: Auswirkungen von touristischen Aktivitäten................................................................ 35<br />

Abbildung 3: Wirkungsschema von Aktivitäten allgemein................................................................ 38<br />

Abbildung 4: Wirkungskreisläufe Wandern ...................................................................................... 39<br />

Abbildung 5: Grundtabelle Effekte Wandern.................................................................................... 40<br />

Abbildung 6: Grundtabelle Effekte Pistenskilauf .............................................................................. 41<br />

Abbildung 7: Bewertung der Auswirkungen von Wandern auf die Vegetation ................................ 42<br />

Abbildung 8: Bewertung der Auswirkungen von Wandern auf den Boden ...................................... 42<br />

Abbildung 9: Bewertung der Auswirkungen von Wandern auf das Wasser .................................... 43<br />

Abbildung 10: Bewertung der Effekte zueinander............................................................................ 44<br />

Abbildung 11: Kalkfelsen im Bereich der Lechnermäuern ............................................................... 47<br />

Abbildung 12: Schäden infolge Trittbelastung.................................................................................. 50<br />

Abbildung 13: Ausgedehnte Latschenbestände im Bereich des Habsburghauses ......................... 51<br />

Abbildung 14: Blaueisenhutbestand................................................................................................. 52<br />

Abbildung 15: Umtriebslückenrasen in der Nähe des Trinksteinsattels........................................... 54<br />

Abbildung 16: Niederschlag ausgewählter Stationen (Reihe 1995-2001); Quelle ZAMG, 2003 ..... 55<br />

Abbildung 17: Niederschlagssummen ausgewählter Messstationen in mm Niederschlag (Reihe<br />

1961-1990 bzw. 1981-1990 (Nasswald-Wasseralm); Quelle ZAMG 2003 .............................. 56<br />

Abbildung 18: Jahrestemperaturkurve ausgewählter Stationen (Reihe 1995-2001); Quelle ZAMG<br />

2003.......................................................................................................................................... 58<br />

Abbildung 19: Komponenten von Karstwassersystemen................................................................. 62<br />

Abbildung 20: Dolinenfeld in der Nähe des Otto-Schutzhauses ...................................................... 62<br />

Abbildung 21: Aufbau eines Karstsystems....................................................................................... 63<br />

Abbildung 22: Wasserschloss Kaiserbrunn...................................................................................... 68<br />

Abbildung 23: Schlepplift Raxplateau .............................................................................................. 80<br />

Abbildung 24: Bergstation Abbildung 25: Otto-Haus .................................................................... 81<br />

Abbildung 26: Seehütte Abbildung 27: Habsburghaus ................................................................. 81<br />

Abbildung 28: Karl-Ludwig Haus Abbildung 29: Waxriegelhaus ................................................. 82<br />

Abbildung 30: Lagerwiese Kaiserbrunn ........................................................................................... 83<br />

Abbildung 31: Kletterregion Preinerwand......................................................................................... 84<br />

Abbildung 32: Tankwagen zur Abwasserentsorgung....................................................................... 92<br />

Abbildung 33: 'Frisch sanierter' Göbl-Kühn-Steig .......................................................................... 105<br />

Abbildung 34: Erosion am Waxriegelsteig ..................................................................................... 106<br />

Abbildung 35: Schlecht begehbare Schotterauflage...................................................................... 106<br />

Abbildung 36: Ausweichen in die umliegende Vegetation bei schlecht begehbaren Wegen ........ 107<br />

Abbildung 37: Erosionserscheinungen am Schlangenweg............................................................ 107<br />

Abbildung 38: Abschneider ............................................................................................................ 108<br />

Abbildung 39: 'Zwangsführung' in Latschenbeständen.................................................................. 109<br />

Abbildung 40: Wegvarianten am Aufstieg zur Heukuppe .............................................................. 109<br />

Abbildung 41: Nasse Bereiche....................................................................................................... 110<br />

Seite 150


Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

Abbildung 42: Fragebogen Rax Seite 1 und 2 ............................................................................... 118<br />

Abbildung 43: Fragebogen Rax Seite 3 und 4 ............................................................................... 119<br />

Abbildung 44: Datum der Abgabe .................................................................................................. 121<br />

Abbildung 45: Alter der Besucher................................................................................................... 121<br />

Abbildung 46: Beruf........................................................................................................................ 122<br />

Abbildung 47: Herkunft................................................................................................................... 123<br />

Abbildung 48: Aufstiegs- bzw. Abstiegsroute................................................................................. 124<br />

Abbildung 49: Zweck des Besuches .............................................................................................. 125<br />

Abbildung 50: Anzahl der Personen............................................................................................... 126<br />

Abbildung 51: Art des Gebietes...................................................................................................... 127<br />

Abbildung 52: Verlassen der Wanderwege.................................................................................... 128<br />

Abbildung 53: Verlassen der Wanderwege.................................................................................... 128<br />

Abbildung 54: Sauberkeit in der Landschaft .................................................................................. 129<br />

Abbildung 55: Abfallentsorgung ..................................................................................................... 129<br />

Abbildung 56: Ökologische Schäden ............................................................................................. 130<br />

Abbildung 57: Touristische Einrichtungen...................................................................................... 131<br />

12.3.2 Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Niederschlagssummen ausgewählter Messstationen (Reihe 1961-1990 bzw. 1981-1990<br />

(Nasswald-Wasseralm); Quelle ZAMG, 2003) ......................................................................... 54<br />

Tabelle 2: Beförderungszahlen Raxseilbahn ................................................................................... 79<br />

Tabelle 3: Kenndaten der Hütten (Quelle: Tourismusinformation Rax) ........................................... 81<br />

Tabelle 4: Abfallentsorgung der Hütten............................................................................................ 89<br />

Tabelle 5: Wegekartierung Rax – Kartierungsparameter............................................................... 102<br />

Tabelle 6: Datenblatt Wegekartierung............................................................................................ 103<br />

12.3.3 Kartenverzeichnis<br />

Karte 1: Topographischer Überblick................................................................................................. 46<br />

Karte 2: Verteilung der Hütten im Raxgebiet.................................................................................... 82<br />

Karte 3: Zustand der Wanderwege ................................................................................................ 104<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

13 ANHANG<br />

13.1 Wegekartierung Rax – Kartierungsergebnisse<br />

Erklärung zu den Kartierungsparametern:<br />

Neigung 1 flach<br />

2 mäßig steil<br />

3 steil<br />

4 sehr steil<br />

Zustand 1 sehr gut<br />

2 gut<br />

3 mäßig<br />

4 schlecht<br />

5 sehr schlecht<br />

Auflage/Material 1 Vegetationsbestand<br />

2 Feinmaterial<br />

3 Grobmaterial<br />

4 Fels<br />

Abschneider 0 keine<br />

1 wenig<br />

2 mäßig<br />

3 viel<br />

Erosionsschäden 0 keine<br />

1 teilweise<br />

2 deutlich<br />

Anmerkung Text nähere Beschreibung, Besonderheiten<br />

Punktinformationen R Rastplatz<br />

I Information<br />

W Wegweiser<br />

H Hinweistafel<br />

Hinweis: Ausgewiesen werden nur Strecken mit einer Mindestlänge von 25m!<br />

Anmerkungen:<br />

2/3 bezeichnen Zwischenklassen; .B. bei der Materialauflage wechseln sich Feinmaterial und<br />

grober Schotter ab, bzw. Feinmaterialauflage mit grobem Schotter dazwischen – der erste<br />

Wert kennzeichnet den größeren Anteil<br />

3(4) bezeichnet bereichsweise Einstreuungen von z.B. anderem Material; überwiegend<br />

Grobschotter mit vereinzelten Felspartien<br />

genauere Erklärungen sind ohnehin bei den Anmerkungen angeführt<br />

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Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />

13.2 Besucherbefragung Rax – Persönliche Anmerkungen<br />

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