Final Report - KATER
Final Report - KATER
Final Report - KATER
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Universität Wien<br />
Diplomarbeit<br />
GEFÄHRDUNGSPOTENTIALE VON QUELL-<br />
SCHUTZGEBIETEN INFOLGE TOURISTISCHER<br />
NUTZUNG<br />
DARGESTELLT AM BEISPIEL RAX<br />
Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien<br />
Studienzweig Raumforschung und Raumordnung<br />
Betreuung: Ao. Univ.-Prof. Dr. Herbert Baumhackl<br />
Dipl.-Ing. Richard Artner<br />
Wien, November 2002
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
1 Einleitung .................................................................................................................6<br />
2 Problemstellung – Zielsetzung.................................................................................8<br />
3 Tourismus in Gebirgsregionen .................................................................................9<br />
3.1 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen ...................................................................9<br />
3.2 Entwicklung der Freizeitnutzungen in Bergregionen...............................................10<br />
3.3 Einflüsse von Freizeitaktivitäten auf die Umwelt.....................................................12<br />
3.4 Verteilung der Besucher .........................................................................................13<br />
3.4.1 Konzentration von Erholungssuchenden .........................................................14<br />
3.4.2 Großflächige Verteilung der Besucher.............................................................15<br />
3.5 Arten der Freizeitnutzungen und deren Auswirkungen...........................................17<br />
3.5.1 Wandern ..........................................................................................................18<br />
3.5.2 Bergsteigen/Klettern ........................................................................................19<br />
3.5.3 Skilauf..............................................................................................................21<br />
3.5.4 Mountainbiking.................................................................................................26<br />
3.5.5 Weitere Trendsportarten..................................................................................28<br />
3.5.6 Sonstige touristische Aktivitäten ......................................................................31<br />
3.6 Zusammenwirken von Freizeitnutzungen ...............................................................32<br />
3.7 Auswirkungen durch Infrastruktureinrichtungen......................................................33<br />
4 Methodik - Bewertung von Auswirkungen auf den Naturraum...............................35<br />
4.1 Problematik der Bewertung von Auswirkungen infolge touristischen Aktivitäten auf<br />
den Naturraum .......................................................................................................37<br />
5 Die Rax – Naturräumliche Grundlagen ..................................................................45<br />
5.1 Topographischer Überblick .....................................................................................45<br />
5.2 Geologie..................................................................................................................46<br />
5.3 Böden......................................................................................................................48<br />
5.4 Vegetation...............................................................................................................50<br />
5.5 Klima.......................................................................................................................54<br />
5.6 Wasserhaushalt – Karstproblematik .......................................................................59<br />
5.6.1 Vulnerabilität....................................................................................................61<br />
6 Wasser für Wien – Die Wiener Wasserwerke ........................................................64<br />
6.1 Wasserversorgung..................................................................................................64<br />
6.1.1 Die Wasserversorgung vor 1850 .....................................................................64<br />
6.1.2 Die Wiener Hochquellenleitungen ...................................................................64<br />
6.2 Die Quellen im Rax-Schneeberggebiet...................................................................67<br />
6.2.1 Die Stammquellen ...........................................................................................67<br />
6.2.2 Die Quellen im Schwarzatal.............................................................................68<br />
6.2.3 Die Quellen in Nasswald..................................................................................69<br />
6.3 Quellschutzgebiete .................................................................................................70<br />
6.4 Quellschutzmaßnahmen .........................................................................................71<br />
6.4.1 Bewirtschaftung der Wälder.............................................................................73<br />
6.4.2 Bewirtschaftung der Wildtiere ..........................................................................74<br />
6.4.3 Walderschließung ............................................................................................75<br />
7 Touristische Nutzung der Rax................................................................................77<br />
Seite 2
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
7.1 Historische Entwicklung des Tourismus auf der Rax..............................................77<br />
7.2 Touristische Infrastruktur ........................................................................................78<br />
7.2.1 Aufstiegshilfen .................................................................................................78<br />
7.3 Touristische Aktivitäten auf der Rax .......................................................................84<br />
7.3.1 Wandern/Erholung...........................................................................................84<br />
7.3.2 Bergsteigen/Klettern ........................................................................................84<br />
7.3.3 Pistenskilauf.....................................................................................................84<br />
7.3.4 Tourenskilauf ...................................................................................................85<br />
7.3.5 Trendsportarten ...............................................................................................85<br />
8 Gefährdungspotentiale durch touristische Aktivitäten auf der Rax ........................86<br />
8.1 Entsorgungssituation – Hüttenproblematik .............................................................86<br />
8.1.1 Müllproblematik................................................................................................87<br />
8.1.2 Müllentsorgung ................................................................................................88<br />
8.1.3 Abwasserentsorgung.......................................................................................90<br />
8.1.4 Ausblick ...........................................................................................................94<br />
9 Erosionsproblematik Wanderwege ........................................................................96<br />
9.1 Erosionsschäden im Rahmen des Wanderns.........................................................96<br />
9.1.1 Schadensursachen..........................................................................................98<br />
9.2 Wegekartierung Rax .............................................................................................101<br />
9.2.1 Vorgangsweise und Durchführung ................................................................101<br />
9.2.2 Wegekartierung Ergebnisse – Folgerungen ..................................................105<br />
9.2.3 Wegekartierung - Maßnahmen ......................................................................110<br />
10 Besucherverhalten auf der Rax............................................................................113<br />
10.1 Besucherbefragung...............................................................................................113<br />
10.2 Fragebogenaktion – Anforderungen und Zielsetzungen.......................................115<br />
10.2.1 Anforderungen...............................................................................................115<br />
10.2.2 Zielsetzungen – Aufbau des Fragebogens ....................................................116<br />
10.3 Befragungsaktion Rax – Durchführung und Ergebnisse.......................................120<br />
10.4 Besucherbefragung Rax - Fazit ............................................................................132<br />
10.5 Besucherlenkung ..................................................................................................135<br />
10.5.1 Wirkungsmechanismen der Besucherlenkung ..............................................136<br />
10.5.2 Lenkungsinstrumente ....................................................................................138<br />
11 Ausblick................................................................................................................142<br />
12 Literatur................................................................................................................143<br />
12.1 Daten und mündliche Mitteilungen........................................................................149<br />
12.2 Kartengrundlagen .................................................................................................149<br />
12.3 Verzeichnisse........................................................................................................150<br />
12.3.1 Abbildungsverzeichnis...................................................................................150<br />
12.3.2 Tabellenverzeichnis.......................................................................................151<br />
12.3.3 Kartenverzeichnis ..........................................................................................151<br />
13 Anhang.................................................................................................................152<br />
13.1 Wegekartierung Rax – Kartierungsergebnisse .....................................................152<br />
13.2 Besucherbefragung Rax – Persönliche Anmerkungen .........................................153<br />
Seite 3
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
VORWORT<br />
'Wien ist anders' – medienwirksam stechen sind diese Worte an den Stadteinfahrten jedem, der<br />
nach Wien kommt, ins Auge. Wien ist tatsächlich anders – in vielfacher Hinsicht.<br />
Besonders zutreffend ist dieser Slogan für das Wiener Trinkwasser. Die Bundeshauptstadt verfügt<br />
für seine Bewohner über Quellwasser von ausgezeichneter Qualität in ausreichenden Mengen und<br />
das, obwohl die Stadt weit entfernt von wasserreichen Berggegenden, am Rand einer<br />
ausgedehnten Beckenlandschaft liegt. Kaum eine Stadt dieser Größe kann Wien im Hinblick auf<br />
sein Trinkwasser im wahrsten Sinne des Wortes 'das Wasser reichen'.<br />
Als Verantwortliche für die Wasserversorgung der Stadt Wien sind die Wiener Wasserwerke<br />
gefordert, für die Bevölkerung Trinkwasser in bestmöglicher Qualität zur Verfügung zu stellen. In<br />
diesem Zusammenhang ist es von entscheidender Bedeutung, alle Vorkehrungen zu treffen, um<br />
mögliche Gefährdungen sowohl für die Qualität als auch die Quantität des Trinkwassers<br />
auszuschalten bzw. zu minimieren.<br />
Unter diesem Gesichtspunkt wurden von den Wiener Wasserwerken eine Reihe von Studien<br />
durchgeführt bzw. in Auftrag gegeben, mit dem Ziel, die Zusammenhänge und<br />
Wirkungsmechanismen zwischen dem oberflächlichen Niederschlag in den Quellgebieten und dem<br />
Austritt an den Entnahmestellen zu untersuchen und genauer zu erforschen. Erst die Kenntnis und<br />
Bewertung dieser Faktoren erlaubt es auch, die entsprechenden, zielgerichteten Maßnahmen zu<br />
setzen.<br />
In diesem Kontext ist auch die vorliegende Studie zu sehen, die sich die Untersuchung der<br />
Auswirkungen von touristischen Aktivitäten in den Quellschutzregionen – das Wiener<br />
Hochquellwasser stammt aus den touristisch stark frequentierten Gebirgsstöcken von Schneeberg,<br />
Rax, Schneealpe und Hochschwab – zum Ziel gesetzt hat.<br />
Für das Zustandekommen der vorliegende Arbeit möchte ich auf diesem Weg speziell Herrn Dr.<br />
Gerhard Kuschnig von den Wiener Wasserwerken, verantwortlich für die Karstforschung und den<br />
Quellschutz, meinen Dank aussprechen, im Besonderen für seine Hilfsbereitschaft in allen<br />
Bereichen. Des weiteren danke ich ihm von tiefstem Herzen für die Geduld, die er mir für die in<br />
meinem Bereich entstandenen Verzögerungen bei der Fertigstellung der Studie entgegengebracht<br />
hat.<br />
Weiters bedanken möchte ich mich bei Prof. Dr. Herbert Baumhackl und Dr. Karel Kriz vom Institut<br />
für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien für die Betreuung und fachliche<br />
Unterstützung im Rahmen des Projektes.<br />
Ein spezieller Dank gilt auch der Belegschaft der Betriebsleitung Hirschwang, im speziellen Herrn<br />
Ing. Hans Tobler und Herrn Josef Stanglauer für die vielen Informationen und die großartige<br />
Unterstützung, vor allem im Zuge der Feldarbeiten vor Ort.<br />
Auch den Hüttenwirten auf der Rax und den Betreibern der Raxseilbahn sei ein besonderer Dank<br />
für die vielfältige Hilfe ausgesprochen, speziell im Zuge der Fragebogenaktion. Nur durch deren<br />
tatkräftige Unterstützung konnte eine groß angelegte Besucherbefragung mit Erfolg durchgeführt<br />
werden.<br />
Seite 4
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Weiters möchte ich die Gelegenheit nutzen, Herrn Dr. Stefan Kollarits und Herrn DI Nik Widmann<br />
von der Firma Prisma-Solution für ihre Unterstützung im Rahmen des EU-Projektes '<strong>KATER</strong>',<br />
speziell in methodischen Belangen und für die Datengrundlagen zu danken.<br />
Meinem Vater gilt Dank für die große Hilfe bei der Dateneingabe der vielen Fragebögen im Rahmen<br />
der Befragungsaktion.<br />
Last but not least möchte ich einen ganz besonderen Dank an meine Partnerein Frau DI Sabine<br />
Tomasits aussprechen, im Speziellen für die Hilfe bei der Durchführung der Fragebogenaktion und<br />
bei der Korrektur der vorliegenden Arbeit.<br />
Wien im November 2002<br />
Richard Artner<br />
Seite 5
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
1 EINLEITUNG<br />
In den letzten Jahren und Jahrzehnten ist ein enormer Anstieg der Aktivitäten im Fremdenverkehr<br />
zu verzeichnen. Zunahme der Freizeit und des Einkommens, sowie eine stark gestiegene Mobilität<br />
sind nur einige Faktoren, die zu dieser Entwicklung geführt haben. Naturnahe und landschaftlich<br />
attraktive Gebiete werden bevorzugt angesteuert, mit dem Ziel ein intensives Naturerleben zu<br />
befriedigen (BEYER 1994).<br />
Die ständig wachsende 'Freizeit- und Erlebnisgesellschaft' nimmt die Natur in immer stärkerem<br />
Maße in Anspruch. Neben den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen haben auch Werbung und<br />
technologische Neuerungen dazu beigetragen, dass sich landschaftsbezogene Aktivitäten im<br />
Freizeitbereich geändert und weiter ausdifferenziert haben – man denke hier nur an die vielen<br />
neuen 'Trendsportarten' (STRASDAS 1994). In Regionen, die bereits über eine entsprechende<br />
Tourismus- und Freizeitinfrastruktur verfügen, wurde der Nutzungsdruck durch das gestiegene<br />
Besucheraufkommen weiter verstärkt. Dieser Trend führt sowohl zu einer erhöhten Belastung von<br />
bereits stark beanspruchten Naturlandschaften, als auch zu einer verstärkten Inanspruchnahme<br />
noch unberührter oder wenig frequentierter Landschaftsräume.<br />
Gebirgsregionen sind einerseits ökologisch besonders sensible Naturräume, andererseits auch sehr<br />
intensiv genutzte Tourismusgebiete. Auch hier sind in den letzten Jahrzehnten die Besucherzahlen<br />
stark angestiegen. Dem Wunsch der Menschen nach Erholung vom Berufsalltag in den Bergen,<br />
stehen der Schutz und die Erhaltung des Naturraumes, im besonderen Tier- und Pflanzenwelt mit<br />
ihren sensiblen Ökosystemen gegenüber. Gerade in diesem Überschneidungsbereich sind Konflikte<br />
vorprogrammiert.<br />
Vielerorts haben die Verantwortlichen erkannt, dass man hier nicht einseitig agieren kann. Wurde<br />
bis in die 70-er Jahre alles dem wirtschaftlichen Wachstum untergeordnet und viele Regionen<br />
durch übertriebene touristische Erschließung beinahe zerstört, so geht seit dieser Zeit der Trend in<br />
die andere Richtung. Man hat eingesehen, dass auch ein gemeinsames, ausgewogenes<br />
Nebeneinander sowohl von Natur und Landschaft wie auch von touristischer Nutzung möglich, ja<br />
sogar sinnvoll ist. Der (sanfte) Tourismus braucht eine möglichst intakte Natur ebenso, wie die<br />
Natur vielerorts erst durch die behutsame touristische Erschließung ihren Stellenwert gegenüber<br />
anderen Nutzungen, wie etwa Strassen, Siedlungen oder industrielle Einrichtungen (beispielsweise<br />
Bergbau) behaupten konnte. Schutzgebiete sind häufig erst durch das Bekanntwerden infolge<br />
touristischer Nutzung entstanden.<br />
Einen ganz besonderen Stellenwert haben Gebirgsregionen, wenn sie lebenswichtige Ressourcen,<br />
wie beispielsweise Trinkwasservorräte beherbergen. Die Stadt Wien bezieht fast den gesamten Teil<br />
der Trinkwasservorräte aus den Gebirgsstöcken von Rax, Schneeberg, Schneealpe und<br />
Hochschwab. Die Wiener Wasserwerke gewährleisten seit über 100 Jahren die Versorgung der<br />
Wiener Bevölkerung mit bestem Gebirgsquellwasser aus diesen Gebieten. Vorraussetzung für die<br />
einwandfreie Qualität des Wiener Wassers ist eine möglichst naturschonende Bewirtschaftung der<br />
Quellschutzgebiete und der größtmögliche Schutz vor potentiellen Verunreinigungen.<br />
Speziell Rax und Schneeberg sind aufgrund ihrer räumlichen Nähe zum Ballungsraum Wien sehr<br />
beliebte und stark frequentierte Ausflugsziele, nicht umsonst werden sie gerne als die 'Hausberge<br />
der Wiener' bezeichnet. Diese Tatsache macht die Aufgabe der Wiener Wasserwerke nicht einfach,<br />
Seite 6
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
kann es doch als Folge von touristischen Aktivitäten sehr leicht zu einer Beeinträchtigung der<br />
Trinkwasservorräte kommen.<br />
Die Besucher aus diesen Gebieten auszuschließen (der größte Teil sind Quellschutzgebiete),<br />
erscheint absurd und würde sich auch nur schwer durchsetzen lassen. Es sind in diesem<br />
Spannungsfeld Lösungen gefragt, wo beide Interessen – Nutzung der Landschaft für<br />
Freizeitaktivitäten und bestmöglicher Schutz der Quellwasservorkommen vor Beeinträchtigungen –<br />
neben einander bestehen können und mögliche negative Auswirkungen minimiert werden können.<br />
Seite 7
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
2 PROBLEMSTELLUNG – ZIELSETZUNG<br />
Die Gebirgsstöcke von Rax und Schneeberg haben eine lange Tradition als<br />
Fremdenverkehrsgebiete und sind daher touristisch gut erschlossen. Als landschaftlich sehr<br />
attraktive Gebiete im Nahbereich von Ballungszentren sind sie stark frequentiert. Dass auf der Rax<br />
die etwa 200.000 Besucher jährlich die Naturlandschaft und die ihr zugrunde liegenden<br />
Naturraumfaktoren nicht unbeeinflusst lassen, liegt auf der Hand. Touristische Einrichtungen wie<br />
beispielsweise Hütten, Wanderwege, Aufstiegshilfen und ähnliches stellen zum Teil erhebliche<br />
Eingriffe in den Naturraum dar. Speziell im Nahbereich solcher Einrichtungen sind<br />
Beeinträchtigungen deutlich zu erkennen.<br />
Durch die zeitweise sehr hohe Frequenz des Besucheraufkommens – an schönen Wochenenden<br />
halten sich bis zu 4.000 Leute auf dem Raxplateau auf – kommt es zu Auswirkungen im sensiblen<br />
Gebirgsökosystem. Dass sich diese Belastungen in irgendeiner Form auch auf die<br />
Trinkwasserreserven der Stadt Wien auswirken, ist anzunehmen.<br />
Inhalt dieser Studie soll es sein, die potentiellen Auswirkungen der touristischen Nutzung auf die<br />
äußerst sensiblen Quellregionen darzustellen und ihre Zusammenhänge und Wechselwirkungen<br />
aufzuzeigen.<br />
Der methodische Ansatz lässt sich anhand folgender Fragestellungen darstellen:<br />
• Welche touristischen Nutzungen/Aktivitäten können allgemein in Bergregionen/im<br />
Hochgebirge auftreten und wo sind sie räumlich anzutreffen?<br />
• Welche touristischen Nutzungen treten speziell in den Trinkwassereinzugsgebieten der<br />
Wiener Wasserwerke auf und in welchem Ausmaß?<br />
• Welche potentiellen Auswirkungen können diese Aktivitäten auf den Naturraum<br />
(Vegetation, Boden, Gestein) und auf die Karstwasservorkommen haben?<br />
• Kann man diese Auswirkungen quantifizieren bzw. qualifizieren und in welcher Form ist das<br />
möglich?<br />
• Was sind die Hauptprobleme bzw. Gefährdungsschwerpunkte dieser touristischen<br />
Nutzungen in den Quellschutzregionen?<br />
• Welche Maßnahmen bzw. Managementvorschläge können zu einer Verringerung der<br />
Gefährdungen zielführend umgesetzt werden?<br />
Ziel soll es sein, mögliche Beeinträchtigungen bereits im Ansatz, in der Entstehung, als solche zu<br />
erkennen und den entsprechenden Faktoren zuzuordnen, um geeignete Maßnahmen setzen zu<br />
können. Im Zusammenspiel mit den vielen anderen Untersuchungen betreffend die<br />
Quellschutzgebiete könnte somit in weiterer Folge eine Art 'Szenarienmanager' etabliert werden,<br />
der es erlaubt flexibel und rasch auf Gefährdungen reagieren zu können, um die einwandfreie<br />
Qualität des Wiener Trinkwassers sicherzustellen.<br />
Seite 8
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
3 TOURISMUS IN GEBIRGSREGIONEN<br />
3.1 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen<br />
Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr zu einer Freizeitgesellschaft<br />
entwickelt. Dazu haben eine Reihe von Faktoren maßgeblich beigetragen (TÖDTER 1992).<br />
Durch die kontinuierliche Reduktion der Arbeitszeit im Allgemeinen und der zunehmenden<br />
Flexibilisierung der Arbeitsabläufe (Gleitzeit, Blockarbeitszeitmodelle, Telearbeit u.ä.) im Speziellen<br />
steht den Menschen mehr Freizeit zur Verfügung. Die Freizeit wird immer häufiger geblockt oder in<br />
Form von Kurzurlauben konsumiert.<br />
Ein weiterer entscheidender Faktor ist der Wandel unserer Gesellschaft zur Freizeitgesellschaft. Der<br />
steigende Wohlstand infolge höherer Einkommen dient, über die Befriedigung der<br />
Lebensbedürfnisse hinaus, für die Erfüllung der steigenden Freizeitansprüche – dies trifft heute<br />
insbesondere auf breite Bevölkerungsschichten zu.<br />
Waren in früheren Jahrzehnten (speziell kostenintensive) Freizeitbetätigungen auf eine kleine<br />
Bevölkerungsgruppe beschränkt, so sind sie heute auch für die 'breite Masse' durchaus leistbar.<br />
Man betrachte nur das Beispiel 'Skifahren': Früher nur für einen kleinen, wohlhabenden Teil der<br />
Leute erschwinglich, ist es zu einem Massensport mit einem hohen gesellschaftlichen Stellenwert<br />
geworden, der quer durch alle Bevölkerungsschichten geht.<br />
Erkennbar ist diese Entwicklung beispielsweise auch an der starken Nachfrage nach gut<br />
erschlossenen Skigebieten – es gibt heute kaum mehr eine Region im alpinen Bereich, die es sich<br />
leisten kann, auf diesen Wirtschaftsfaktor zu verzichten.<br />
Hinzu kommen noch die höhere Mobilität und der technische Fortschritt in der Verkehrs- und<br />
Siedlungsinfrastruktur, der zu einer deutlichen Verkürzung der Wege und der Fahrtzeiten führt.<br />
Auch das abgelegenste Gebirgstal ist heute ohne Probleme und in relativ kurzer Zeit erreichbar.<br />
Sport und Freizeitaktivitäten haben sich auf der ganzen Welt zu wichtigen Wirtschaftsfaktoren von<br />
steigender Bedeutung entwickelt, auch in Österreich wird ein sehr bedeutender Teil des<br />
Bruttosozialproduktes durch den Tourismus erwirtschaftet.<br />
Darüber hinaus gibt es nach wie vor den Trend zum Wohnen im städtischen Bereich – v.a. an den<br />
Stadträndern bzw. in den Umlandregionen. Bei gleichzeitig mangelnder Attraktivität des Wohnbzw.<br />
Arbeitsumfeldes steigt die Nachfrage nach Bereichen und Regionen für die Erholung und für<br />
die Befriedigung von Freizeitbedürfnissen.<br />
Dieser gesellschaftliche Wandel, der in allen westlichen Industrieländern zu beobachten ist, führte<br />
(und führt immer noch) zu teils gravierenden Änderungen im Freizeitverhalten.<br />
Freizeit wird zunehmend als Ausgleich zum Berufsleben gesehen und bewusster erlebt –<br />
Freizeitaktivitäten haben einen großen Stellenwert beim Abbau von Stress und Hektik. Dabei<br />
spielen auch die zunehmende Tendenz zur Selbstverwirklichung (nicht nur im Beruf) sowie der<br />
Trend zu Wellness und aktiver Erholung eine entscheidende Rolle.<br />
Eine zunehmende Bedeutung gewinnt dabei die ältere Generation. Gehörte man früher nach der<br />
Pensionierung zum 'alten Eisen', so hat die steigende Lebenserwartung gepaart mit einem früheren<br />
Pensionsantritt hier eine zunehmend aktivere Altersgruppe mit einer stark steigenden Nachfrage an<br />
Freizeitangeboten entstehen lassen.<br />
Seite 9
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Die fortschreitende Globalisierung und die weltweite Vernetzung lassen eine Vielzahl neuer<br />
Freizeitbedürfnisse entstehen. So gibt es beispielsweise laufend neue Trendsportarten, die infolge<br />
der heutigen Kommunikationstechnologie auf der ganzen Welt Verbreitung finden. Verstärkt wird<br />
diese Entwicklung durch die Kommerzialisierung (Werbung) und Technisierung der Freizeit (vor<br />
allem im Sportbereich). Bei diesen neuen Freizeitaktivitäten handelt es sich überwiegend um<br />
landschaftsbezogene Tätigkeiten, die eine starke Nachfrage nach attraktiven Landschaftsräumen<br />
bewirken.<br />
Die Folgen dieser gesellschaftlichen Veränderungen wirken sich somit insbesondere auch auf den<br />
Naturraum aus.<br />
Es entwickelt sich ein verstärkter Druck auf die 'intakte Natur', speziell im Einzugsgebiet von<br />
städtischen Bereichen. Man begegnet dem Leistungsdruck im Beruf mit einer gezielten Flucht in<br />
andere Landschaftsräume – Beruf und Freizeit wird zunehmend räumlich getrennt gelebt.<br />
In bereits touristisch erschlossenen Gebieten steigt das Besucheraufkommen, in der Folge kommt<br />
es zu einem Ausbau der vorhandenen touristischen Infrastruktur bzw. zur Neuerrichtung von<br />
touristischen Infrastruktureinrichtungen.<br />
Auch auf touristisch bisher nicht erschlossene Regionen bzw. lediglich schwach erschlossene<br />
Gebieten wird ein verstärkter Nutzungsdruck ausgeübt. Es kommt zu einer verstärkten<br />
Kommerzialisierung von ländlichen Regionen, was vielerorts den Verlust der regionalen<br />
Eigenständigkeit und der gebietstypischen Besonderheiten bedeutet. Durch die steigende<br />
touristische Nutzung verliert die Landschaft ihren eigenständigen, unverwechselbaren Charakter.<br />
Selbst in ökologisch sensiblen Regionen kommt es infolge der steigenden Besucherzahlen zu einer<br />
zunehmenden Belastung des Naturraumes.<br />
3.2 Entwicklung der Freizeitnutzungen in Bergregionen<br />
Wie bereits angesprochen hat der Wandel zur Freizeitgesellschaft auch in sensiblen Bergregionen<br />
die Besucherzahlen und die Nutzungsintensität stark ansteigen lassen.<br />
In den Jahren von 1980–1990 hat sich die Zahl der Sportler überall zumindest verdoppelt (TÖDTER<br />
1992), dieser Trend setzt sich bis heute fort. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, haben<br />
viele Regionen ihr Angebot im touristischen Bereich z.T. sehr stark erweitert, was sich auch im<br />
Ausbau der Infrastruktureinrichtungen sowie des Beherbergungs- und Gastronomiesektors deutlich<br />
widerspiegelt.<br />
In Bergregionen dehnen sich Sportaktivitäten in immer entlegenere und sensiblere Gebiete aus.<br />
Hinzu kommt noch, dass zugleich mit der Ausweitung im Freizeitangebot die Besucherfrequenz in<br />
allen Bereichen sehr stark im Steigen begriffen ist. Hierbei ist vor allem die zeitliche und räumliche<br />
Präsenz des erholungssuchenden Menschen exponentiell gestiegen (TÖDTER 1992).<br />
Aufgrund der bereits angesprochenen Faktoren, speziell aufgrund der höheren Mobilität und der<br />
verbesserten Verkehrsinfrastruktur, kommen die Leute in größerer Zahl, sie kommen häufiger, sie<br />
kommen früher am Morgen und bleiben länger am Abend. Gleichzeitig haben sich die Aktionsradien<br />
am Erholungsort deutlich erhöht (TÖDTER 1992). Die touristische Infrastruktur in Bergregionen<br />
(z.B. Aufstiegshilfen, Mountainbike-Routen) erschließt immer größere Räume.<br />
Seite 10
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Infolge dieser stetig steigenden touristischen Beanspruchungen nehmen auch die<br />
Beeinträchtigungen in den Naturräumen stark zu. Die Regionen, in denen sich Fauna und Flora<br />
störungsfrei oder zumindest störungsarm entwickeln können, sind stark zurückgegangen (TÖDTER<br />
1992).<br />
Doch gerade der Nachfrage im Tourismusbereich nach der freien 'unberührten' Natur kommt eine<br />
steigende Bedeutung zu, bis zu 80% der touristischen Aktivitäten sind landschaftsbedingt (KAIL<br />
1998 nach BERNECKER 1975).<br />
Laut einer Mitte der 90-er Jahre in Deutschland durchgeführten Umfrage gaben über die Hälfte der<br />
Befragten 'Natur erleben' als primäres Reisemotiv an, wobei sich die Anzahl der Personen, die im<br />
Urlaub 'ursprüngliche Natur' erleben wollen von 1986 bis 1991 von ca. 40% auf 60% erhöht hat<br />
(WALLENTIN 2001 nach SCHARPF & REIN 1995).<br />
Diese naturnahen Landschaften spielen für den Besucher also eine primäre Rolle, sie gehören in<br />
der heutigen Zeit jedoch zu den immer knapper werdenden Ressourcen. So öffnet sich nun ein<br />
Kreislauf mit dem paradoxen Ende, dass die Besucher das zerstören, was sie am stärksten<br />
nachfragen: nämlich intakte Naturlandschaften. In der Folge ergibt sich ein Zielkonflikt zwischen<br />
dem Schutz der Natur und ihrer Nutzung für Freizeitaktivitäten und dem Fremdenverkehr (KAIL<br />
1998).<br />
Etwa 85% der Urlauber üben während ihres Aufenthaltes sportliche Tätigkeiten aus (MIGLBAUER<br />
1992), wobei das Bedürfnis nach Natur und Landschaft einen zentralen Stellenwert einnimmt.<br />
Haben sich in früheren Zeiten die Freizeitaktivitäten auf Skifahren (unpräparierte Hänge), Langlauf,<br />
Wandern und Bergsteigen beschränkt, so werden heute sowohl im Sommer wie auch im Winter<br />
eine Vielzahl von weiteren Aktivitäten im Gebirge ausgeübt (TÖDTER 1992). Speziell im sportlichen<br />
Bereich kommen immer wieder und in steigender Frequenz neue Trendsportarten dazu. Eine kleine<br />
Auflistung soll diese Entwicklung verdeutlichen:<br />
Langlauf (Loipe)<br />
Pistenskilauf (präpariert)<br />
Tourenskilauf<br />
Skitrekking<br />
Heliskiing<br />
Gletscherskilauf (Sommer!)<br />
Firngleiten<br />
Snowboarding<br />
Skibobfahren<br />
Schneeschuhwandern<br />
Grasskilauf<br />
Klettern<br />
Eisklettern<br />
Freeclimbing<br />
Paragliding<br />
Drachenfliegen<br />
Mountainbiking<br />
Joggen/Laufen<br />
Nordic Walking<br />
Canyoning<br />
Kanufahren<br />
Rafting<br />
Hydrospeed<br />
etc.<br />
Man kann den Freizeitsport als Produkt unserer Zeit ansehen, den es in dieser Form vor 20-30<br />
Jahren nicht gegeben hat. 2 Aspekte für die Freizeitsport-Umwelt-Problematik sind dabei von<br />
Bedeutung (STRASDAS 1994):<br />
Quantitativer Aspekt: Zunahme der in der Landschaft aktiven Freizeitsportler<br />
Neben einer für alle Freizeitbereiche typischen Erlebnis- und Konsumorientierung, führen v.a.<br />
einige Trends zu einem starken Anwachsen von sportbezogenen Freizeitaktivitäten. Neben einem<br />
Seite 11
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
gestiegenen Körper- und Gesundheitsbewusstsein und der damit verbundenen Verschiebung von<br />
passiver zu aktiver Freizeitgestaltung trägt ein wachsendes Bedürfnis nach Naturerlebnissen, d.h.<br />
eine Verlagerung der Freizeitaktivitäten von den Ballungsgebieten hinaus in die Landschaft,<br />
maßgeblich dazu bei. Verstärkt wird dieser Trend noch durch eine fortschreitende<br />
Individualisierung der sportlichen Betätigungen (weg von organisierten, infrastrukturgebundenen<br />
Mannschafts- und Vereinssportarten hin zu individuellen und spontanen Sportausübungen). Die<br />
Zahl der aktiven Freizeitsportler hat sich in den letzten Jahrzehnten in nahezu allen Bereichen<br />
deutlich erhöht (MIGLBAUER 1992; STRASDAS 1994).<br />
Qualitativer Aspekt: Erweiterung und Veräderung des Aktivitätsspektrums<br />
In den letzten Jahrzehnten hat ebenfalls eine starke Erweiterung und Änderung des<br />
Aktivitätsspektrums eingesetzt, die immer noch stattfindet. Diese Entwicklung lässt sich mit dem<br />
Begriff 'Ausdifferenzierung' umschreiben: Aus den wenigen alten, sozusagen 'ursprünglichen'<br />
Freizeitbetätigungen (z.B. Wandern, Klettern, Skifahren) haben sich eine Vielzahl von Variationen<br />
und neuen Aktivitäten entwickelt (siehe Auflistung neuer Trendsportarten oben). Vielfach sind<br />
diese erst auf Neuentwicklungen oder technologische Abwandlungen von bereits bestehenden<br />
Geräten zurückzuführen (z.B. Snowboards, Mountainbikes) (STRASDAS 1994).<br />
Betrachtet man den Umweltbereich, so beeinflussen diese technologischen Änderungen auch alle<br />
anderen direkten und indirekten Umwelteffekte. Die zur Anwendung kommende Technologie stellt<br />
somit einen zentralen Einflussfaktor der Freizeitaktivitäten auf die Umwelt dar, wobei diese<br />
Innovationen bei Geräten und Infrastruktureinrichtungen zwangsläufig nicht nur auf verbesserte<br />
Funktion, leichtere Handhabung oder neue Aktivitätsmöglichkeiten abzielen. Daneben können sie<br />
auch zum Ziel haben, negative Umweltauswirkungen zu reduzieren, etwa durch Energieeinsparung<br />
oder Ersatz von bestehenden Produkten durch biologisch unbedenklichere Stoffe (STRASDAS<br />
1994).<br />
3.3 Einflüsse von Freizeitaktivitäten auf die Umwelt<br />
Den überwiegenden Teil der Freizeitaktivitäten betreffen sportliche Betätigungen. Die<br />
Umweltbelastungen durch den Freizeitsport kann man sowohl von den Merkmalen der jeweiligen<br />
Freizeitaktivität wie auch von der Seite der betroffenen Ökosysteme her beschreiben. Die<br />
Umweltbelastungen gehen grundsätzlich von folgenden Aspekten aus (STRASDAS 1994 nach<br />
SCHEMEL/ERBGUTH 1992, TAUBE 1992):<br />
Eigenschaften der Aktivitäten: Spezifische Freizeitaktivitäten wirken sich sowohl zeitlich<br />
(bevorzugte Tages- und Jahreszeiten) als auch räumlich (bevorzugte Landschaftsräume) auf die<br />
Umwelt aus und werden von den Verhaltensmustern der Ausübenden und auch von den der<br />
Ausrüstung oder Geräte zugrundeliegenden Eigenschaften maßgeblich beeinflusst.<br />
Infrastruktur: Nahezu alle landschaftsbezogenen Freizeitaktivitäten benötigen meist eine gewisse<br />
Infrastrukturausstattung, wie beispielsweise Wanderwege, Skipisten, Klettersteige, Aufstiegshilfen,<br />
die sich in Bau und Betrieb auf die Landschaft auswirken.<br />
Seite 12
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
An- und Abreise: Auch hierfür ist eine gewisse Infrastruktur notwendig (Straßen, Parkplätze).<br />
Häufig wird für die An- und Abreise gleich viel oder noch mehr Zeit aufgewendet wie für die<br />
eigentliche Ausübung der Freizeitaktivität. Abgelegene Regionen oder eine umfangreiche<br />
Ausrüstung (z.B. Skifahren, Paragliding, etc.) fördern darüber hinaus auch die Benutzung von PKW<br />
und führen in der Folge zu einem Anstieg des Verkehrs.<br />
Folge- und Nebenaktivitäten: Darunter fallen etwa das Zuschauen bei sportlichen Veranstaltungen<br />
und die Verpflegung der Besucher. Beides erfordert weitere Infrastruktureinrichtung und<br />
verursacht zusätzlichen Verkehr.<br />
Geräte und Ausrüstungen: Neben dem Einsatz von Energie und Ressourcen bei der Herstellung<br />
(und damit häufig verbundenem Schadstoffausstoß) ergeben sich auch häufig bei der Benutzung<br />
Umweltbelastungen, etwa durch Öle und Treibstoffe oder durch Chemikalien (z.B. Skiwachs,<br />
Schneefestiger, Auftaumittel). Auch die 'nicht fachgerechte Entsorgung' von<br />
Ausrüstungsgegenständen und Verbrauchsmaterialien im Gelände kann eine Umweltbelastung<br />
darstellen.<br />
Soziale Konflikte: Nutzungskonflikte zwischen verschiedenen Aktivitäten (z.B. Mountainbiking und<br />
Wandern) und Überfüllungserscheinungen (Ausschöpfung bis an die Kapazitätsgrenze) in<br />
touristisch stark beanspruchten Räumen können zu einer Verdrängung und zum Ausweichen in<br />
bisher weniger genutzte und noch intaktere Naturräume führen, wo sie wiederum im Regelfall zu<br />
neuen Belastungen führen.<br />
In räumlicher und zeitlicher Betrachtungsweise sind v.a. zwei Belastungstypen von Bedeutung, die<br />
gegensätzlicher kaum sein können (siehe auch Kap. 'Verteilung der Besucher') (STRASDAS 1994<br />
nach SCHEMEL/ERBGUTH 1992):<br />
Die Konzentration von Erholungssuchenden<br />
Dieser Belastungstyp ist v.a. bei Aktivitäten, die auf eine gewisse infrastrukturelle Ausstattung (z.B.<br />
Aufstiegshilfen, Skipisten, Wanderwege) angewiesen sind, sowie in landschaftlich besonders<br />
attraktiven Gebieten zu beobachten. Hinzu kommt noch eine zeitliche Konzentration an<br />
Wochenenden, in Ferienzeiten sowie in Abhängigkeit vom vorherrschenden Wetter.<br />
Die Ausbreitung von Freizeitaktivitäten in zeitlicher und räumlicher Hinsicht<br />
Sie ist bedingt durch die Tendenz der zunehmenden Individualisierung und Naturorientierung der<br />
Erholungssuchenden. Typisch ist sie v.a. bei weitgehend infrastrukturungebundenen Aktivitäten.<br />
3.4 Verteilung der Besucher<br />
Die räumliche Verteilung der Besucher ist neben der Besucherfrequenz entscheidender Faktor für<br />
die Störanfälligkeit bzw. Beeinträchtigung eines Ökosystems. Von zentraler Bedeutung ist dabei,<br />
wie sich die Leute durch einen höchst sensiblen Naturraum, wie es z.B. die Quellschutzgebiete der<br />
Wiener Wasserwerke auf der Rax sind, bewegen und ob bzw. wo Konzentrationserscheinungen<br />
auftreten. Grundsätzlich gibt es 2 gegenteilige Ansätze für die Verteilung und Steuerung von<br />
Besucherströmen, die am Beispiel des Wandertourismus dargestellt werden.<br />
Seite 13
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
3.4.1 Konzentration von Erholungssuchenden<br />
Aufgrund von Geländegegebenheiten, aber auch bewusst gesteuert, konzentrieren sich die<br />
Besucher gezielt auf wenige Räume (z.B. ausgewiesene Wege, Hütten, etc.). Dabei werden einige<br />
bestimmte Flächen – in der Regel linear entlang von Wegen bzw. punktuell im Bereich von<br />
touristischen Einrichtungen oder Aussichtspunkten – sehr stark frequentiert und demnach auch<br />
belastet. Man lässt die Besucher gezielt einige Bereiche stärker beanspruchen und nimmt damit die<br />
Gefahr einer Zerstörung bewusst in Kauf, dadurch werden sie aber auf engem Raum gehalten und<br />
der überwiegende Teil des Gebietes geschützt.<br />
Vorteile einer Besucherkonzentration:<br />
• Durch die Konzentration auf bestimmte Wege, Routen und andere touristische<br />
Einrichtungen wird ein weit geringerer Raum beansprucht. Mögliche Zerstörungen sind auf<br />
relativ kleine und überschaubare Flächen beschränkt.<br />
• Mögliche Schäden beschränken sich nur auf die ausgewiesenen Routen bzw. Einrichtungen<br />
und sind somit sehr leicht und rasch lokalisierbar.<br />
• Durch die Benützung der vorhandenen Infrastruktur (Wege, Hütten, Aufstiegshilfen) ist die<br />
Behebung der Schäden viel einfacher und schneller durchführbar.<br />
• Es besteht ebenso die Möglichkeit einer zentralen Entsorgung. Die Entsorgung von Abfall<br />
mittels Sammelstellen (an Wegen bzw. bei Hütten) lässt sich leichter bei gleichzeitig<br />
geringeren Kosten durchführen. Für die Entsorgung von Fäkalien ist eine zentrale<br />
Sammlung und Reinigung bzw. Abführung aus dem Gebiet eine unabdingbare<br />
Voraussetzung.<br />
• Es gibt nur einige wenige (kontrollierbare) Zugänge zu dem betreffenden Gebiet. Bei<br />
möglichen Gefahren ist somit eine Absperrung bzw. Evakuierung von Menschen aus dem<br />
Gebiet viel leichter möglich.<br />
• Der Besucherstrom, das Besucheraufkommen und die Verteilung der Besucher ist leichter<br />
fassbar (Zählungen, Befragungen, etc.). Ebenso können Informationen über das Gebiet<br />
den Besuchern besser vermittelt werden (Infomaterial, Schautafeln, etc.).<br />
• Infolge des geringen Flächenverbrauchs für Erschließungseinrichtungen, hat die Tier- und<br />
Pflanzenwelt – sofern sich die Besucher an diese Routen halten – genügend natürliche<br />
Rückzugsgebiete zur Verfügung. Dadurch werden gleichzeitig sensible Bereiche<br />
weitgehend geschont.<br />
• Aufgrund eines gut ausgebauten und markierten Wanderwegenetzes ist selbst für<br />
unerfahrene Besucher eine gute Orientierung gegeben. Die Leute können durch eine<br />
entsprechende Wegeführung gezielt von gefährlichen Bereichen (Steilhänge,<br />
Abbruchkanten, ...) ferngehalten werden. Damit ist ein wesentlicher Beitrag zur Sicherheit<br />
gegeben.<br />
Seite 14
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Nachteile einer Besucherkonzentration:<br />
• Die Konzentration führt punktuell zu größeren Belastungen, speziell im Nahbereich von<br />
touristischen Einrichtungen (hier besonders hohe Besucherkonzentration) und kleinräumig<br />
zu einer Häufung von Schäden.<br />
• Höher ist auch der Grad der Schädigungen in diesen Bereichen: Sind beispielsweise<br />
Erosionsschäden an Vegetation oder Boden vorhanden, kommt es sehr rasch zu einer<br />
Verstärkung der Schäden. Um irreparable, nachhaltige Schäden zu vermeiden, ist in der<br />
Regel eine rasche Reparatur erforderlich.<br />
• Eine Besucherlenkung setzt eine gewisse Ausstattung einer Region mit touristischen<br />
Infrastruktureinrichtungen voraus, ebenso wie eine Logistik für die Lenkung und die<br />
zentrale Entsorgung was naturgemäß mit, zum Teil erheblichen, Kosten verbunden ist.<br />
3.4.2 Großflächige Verteilung der Besucher<br />
Wesen dieses Ansatzes ist es, die Besucher möglichst gleichmäßig (dispers) über das gesamte<br />
Gebiet zu verteilen unter folgendem Gesichtspunkt:<br />
Viele, möglichst gut verteilte Beeinträchtigungen des Naturraumes bzw. Einträge infolge<br />
touristischer Aktivitäten über die gesamte Fläche, führen kleinräumig zu einer geringen Belastung.<br />
Das bedeutet, dass die Gesamtbelastung in Summe durchaus höher sein kann, es aber räumlich<br />
betrachtet keine Konzentration der Einträge gibt.<br />
Vorteile einer großflächigen Besucherverteilung:<br />
• Eine Verteilung der Besucher über eine möglichst große Fläche bedeutet eine starke<br />
Streuung der gesamten Einträge über ein großes Gebiet und somit punktuell betrachtet<br />
eine geringe Konzentration der Belastungen.<br />
• Auch wenn die Summe der Schädigungen insgesamt nicht unwesentliche Ausmaße<br />
erreicht, wachsen die Einzelschäden infolge der geringen räumlichen Konzentration<br />
zumeist nur sehr langsam. Man hat genug Zeit rechtzeitig darauf zu reagieren, darüber<br />
hinaus kann hier – sofern die Belastung ein gewisses Maß nicht übersteigt – die natürliche<br />
Regenerationsfähigkeit der Vegetationsdecke zur Wirkung kommen.<br />
• Weiters kann die touristische Infrastruktur (Wege, Aufstiegshilfen) auf einem geringen<br />
Ausbaugrad belassen werden, da sich die Leute ohnehin weitgehend frei im gesamten<br />
Gebiet bewegen.<br />
• Auch eine Lenkungslogistik (Besucherleitsysteme) kann zum Großteil eingespart werden,<br />
wodurch sich eine beträchtliche Kostenersparnis ergeben kann.<br />
Seite 15
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Nachteile einer großflächigen Besucherverteilung:<br />
• Da davon auszugehen ist, dass nicht alle Besucher ihre Abfälle wieder mit ins Tal nehmen,<br />
ist aufgrund der starken räumlichen Verteilung der Besucher die Entsorgungssituation sehr<br />
schwierig und eine Lösung nur mit beträchtlichem Aufwand möglich. (Es müssen die über<br />
die gesamte Fläche verteilten Einträge (z.B. Abfälle) entsorgt werden. (Speziell eine<br />
Entsorgung von Fäkalien ist hier wahrscheinlich nicht bzw. nur mit hohem Aufwand<br />
möglich.)<br />
• Zur Erreichung einer möglichst großen räumlichen Verteilung der Belastungen sind viele<br />
Zugänge notwendig, was gerade in Hochgebirgsregionen aufgrund der z.T. extremen<br />
topographischen Gegebenheiten sehr schwierig bzw. unmöglich ist. (So gibt es auch auf<br />
der Rax nur einige wenige, dafür aber sehr stark frequentierte Aufstiege auf das<br />
Hochplateau.)<br />
• Aufgrund der Geländesituation ist auch bei einer Dispersion der Besucher die Gefahr einer<br />
Besucherkonzentration in bestimmten Bereichen sehr hoch. Im Gegensatz zu einer<br />
Zwangslenkung ist damit zu rechnen, dass viel mehr Bereiche betroffen sind und somit in<br />
Summe eine größere Fläche. Darüber hinaus muss man auch damit rechnen, dass sich die<br />
Routenführung sehr oft verlagert, besonders wenn Wege schlecht begehbar werden.<br />
• Wenn es zu Schäden kommt, ist aufgrund der starken räumlichen Verteilung die<br />
Beseitigung dieser Schäden sehr schwierig. Einerseits müsste man ständig das gesamte<br />
Gebiet abgehen, um die Schäden rechtzeitig zu erkennen und mit Maßnahmen darauf<br />
reagieren zu können. Andererseits ist für eine Behebung von Schäden eine gewisse<br />
Zugänglichkeit (z.B. Geräte) notwendig, was in bestimmten exponierten Lagen schwierig<br />
sein könnte.<br />
• Bei einem zu hohen Besucheraufkommen besteht natürlich auch die Gefahr einer flächigen<br />
Zerstörung der Natur. Besonders gravierend wirkt sich das in ökologisch sensiblen<br />
Gebieten aus.<br />
• Eine großflächige Verteilung der Besucher hat natürlich auch zur Folge, dass die Flächen,<br />
auf denen sich sowohl Flora als auch Fauna ungestört oder nahezu ungestört entwickeln<br />
können, stark zurückgehen. Weniger bzw. kleinere Räume müssen dann beispielsweise<br />
dieselbe Anzahl an Wildtieren aufnehmen, was logischerweise eine viel höhere Wilddichte<br />
bewirkt. Auf diesen verbleibenden Rückzugsflächen muss in der Folge mit erhöhten<br />
Verbissschäden gerechnet werden.<br />
• Die Tatsache, dass es keine bzw. nur wenige Hauptwege gibt, führt dazu, dass die<br />
Orientierung im Gelände schwieriger wird und somit der Aufenthalt mehr Gefahren mit sich<br />
bringt (z.B. Überwinden von Steilstufen und Geländekanten, Zugänglichkeit von<br />
Abbruchkanten, Bergungsproblematik, etc.)<br />
Welcher Form der Besucherführung der Vorzug gegeben oder ob eine Kombination aus beiden<br />
Ansätzen sinnvoll ist, hängt in erster Linie von der Art, Lage und Beschaffenheit des Gebietes und<br />
seiner naturräumlichen Ausstattung ab. Da sich in Bergregionen – wie bereits erwähnt – aufgrund<br />
der extremen topographischen Verhältnisse in gewissen Bereichen ohnehin eine Art<br />
Zwangsführung ergibt, wird in allen bekannten Studien einer Konzentration des Besucherstroms<br />
Seite 16
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
der Vorzug gegeben, auch weil dadurch eine zentrale Entsorgung in den sensiblen Gebirgsregionen<br />
erst möglich wird.<br />
Auch auf der Rax wird von der Stadt Wien aus diese Strategie verfolgt, da gerade in den<br />
Quellschutzbereichen für die Wiener Trinkwasserversorgung eine besondere Gefahr der<br />
Beeinträchtigung der Wasserreserven besteht. Ausschlaggebend sind dabei die<br />
Entsorgungssituation (zentrale Erfassung und Entsorgung der Abfälle und Abwässer), sowie das<br />
schnelle Erkennen von Schäden und die Möglichkeit zu einer raschen Reaktion auf mögliche<br />
Schadeinflüsse und eine Behebung derselben.<br />
3.5 Arten der Freizeitnutzungen und deren Auswirkungen<br />
Bei den Arten der Freizeitnutzungen in Gebirgsregionen handelt es sich ausschließlich um<br />
landschaftsbezogene oder landschaftsgebundene Aktivitäten. Im Gegensatz zu den<br />
landschaftsungebundenen Aktivitäten (wie beispielsweise Indoor-Sportarten oder Fußball) sind<br />
diese Betätigungen an gewisse Landschaftsräume bzw. Naturraumausstattungen gebunden. Zwar<br />
gibt es auch hier den Trend zur Verstädterung diverser sportlicher Betätigungen wie etwa die<br />
Errichtung von Kletterwänden in Sporthallen oder der von Skihallen im Nahgebiet von Städten (z.B.<br />
in Deutschland oder Japan), jedoch wird das für einen 'echten' Freizeitaktivisten nie einen<br />
gleichwertigen Ersatz bieten, geht es doch in erster Linie um das Erleben der Landschaft während<br />
der Ausübung.<br />
Zu unterscheiden sind infrastruktur- oder anlagengebundene Aktivitäten und jene, für deren<br />
Ausübung weitgehend keine eigenen infrastrukturellen Einrichtungen benötigt werden (STRASDAS<br />
1994). So sind etwa Wintersportarten wie Skifahren, Snowboarden u.ä. auf eine entsprechende<br />
Ausstattung mit Liftanlagen und Pisten angewiesen. Tourenskifahren, Wandern oder<br />
Gleitschirmfliegen können dagegen auch ohne speziell touristische Infrastruktureinrichtungen<br />
ausgeübt werden.<br />
In der Realität ist jedoch so, dass auch für diese Freizeitbetätigungen ein gewisser Grad an<br />
Infrastruktur bereitgestellt wird, geht es doch in den meisten Fremdenverkehrsregionen darum,<br />
eine gewisse Zahl an Gästen anzulocken. In diesem Sinne werden Wanderwege, Klettersteige oder<br />
Mountainbikerouten angelegt bzw. ausgewiesen. Daneben spielt noch die Anlage von begleitenden<br />
Infrastruktureinrichtungen eine bedeutende Rolle, welche die Landschaft zumeist mehr<br />
beeinflussen als die tatsächliche Ausübung selbst. Straßen, Zufahrtswege und Parkplätze bedeuten<br />
zumeist massive Eingriffe in den Naturraum, auch wenn in letzter Zeit danach getrachtet wird,<br />
diese Einrichtungen im Randbereich der Ausflugziele anzusiedeln, speziell in Regionen, die sich<br />
dem sanften Tourismus verschrieben haben. Auch Beherbergungs- und Verpflegungseinrichtungen,<br />
sowie diverse Geschäfte siedeln sich gerne im Bereich von touristisch stark frequentierten<br />
Bereichen an, vielfach auch auf ökologisch bedenklichen Plätzen. Abgesehen davon, dass solche<br />
Einrichtungen wiederum mehr Leute anziehen, ist hier die Entsorgungssituation (v.a. in<br />
abgelegenen, sensiblen Bereichen) mitunter ungeklärt (im wahrsten Sinne des Wortes) und oft nur<br />
unzufriedenstellend mit sehr großem Aufwand zu bewerkstelligen.<br />
Seite 17
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Daneben ist für die Auswirkungen auf die Natur noch interessant, ob die Aktivitäten überwiegend<br />
auf Erholung oder auf sportliche Tätigkeiten ausgerichtet sind und wann (im Jahreslauf betrachtet)<br />
diese Aktivitäten ausgeübt werden.<br />
Auf sportliche Betätigungen ausgerichtete Besucher beeinflussen den Naturraum in der Regel weit<br />
stärker als rein Erholungssuchende. So sind etwa die Beeinträchtigungen die vom Skifahren<br />
ausgehen – direkt (etwa durch Beschädigung der Vegetation mit den Skiern) oder indirekt (etwa<br />
durch die Pistenanlage und Präparierung) – meist schwerwiegender als jene die ein Wanderer<br />
üblicherweise verursacht. Natürlich kann das nicht pauschaliert werden, es kann ein Wanderer, der<br />
seinen Müll im Gelände verstreut, Pflanzen ausreißt oder Feuer macht – sich also nicht<br />
regelkonform verhält – auch mehr Schaden anrichten (das kann ein Skifahrer im übrigen auch<br />
genau so tun), doch ist die Beeinträchtigung bei richtigem Verhalten deutlich geringer.<br />
Nach der Jahreszeit unterscheidet man generell Sommer- und Wintersporttätigkeit, daneben gibt<br />
es noch solche, die das ganze Jahr über ausgeübt werden können (z.B. Joggen, Wandern). Im<br />
Gebirge sind diese sog. 'Ganzjahressportarten' jedoch durch das vorherrschende Wetter, v.a. aber<br />
durch die Schneelage sehr limitiert. Natürlich könnte man auch im Winter im Gebirge dem<br />
Gleitschirmfliegen nachgehen, allerdings macht das in Anbetracht der vorherrschenden kalten<br />
Temperaturen kaum Spaß – und gerade der 'Funfaktor' ist bei den Trendsportarten der<br />
entscheidende Anreiz für deren Ausübung.<br />
Es gibt daneben auch Sportarten, die ursprünglich reine Winter- bzw. Sommersportarten waren,<br />
heute aber durch technologische Neu- bzw. Weiterentwicklungen auch in der anderen Jahreszeit<br />
ausgeübt werden können, wenn auch andere Geräte und Ausrüstungsgegenstände notwendig sind<br />
(z.B. Wandern – Schneeschuhwandern oder Ski – Grasskilauf).<br />
Ein ganz wichtiger Faktor für die tatsächliche Belastung des Naturraumes ist die Anzahl bzw. die<br />
Frequenz der Aktiven. Frei nach dem Motto 'Die Dosis macht das Gift' hängt das Maß der<br />
potentiellen Schädigungen in erster Linie von diesem Faktor ab. Ein einzelner Mountainbiker kann<br />
mehr Schäden anrichten als ein erholungssuchender Wanderer, wenn aber da das Verhältnis von<br />
Mountainbikern zu Wanderern 1 : 1000 ist, erscheint es klar, dass in Summe vom Wandern die<br />
größeren Schäden zu erwarten sind.<br />
Im nachfolgenden werden Freizeitaktivitäten angesprochen, die besonders in Berggebieten<br />
anzutreffen sind und Auswirkungen auf den ihnen zugrund liegenden Landschaftsraum haben,<br />
wobei speziell solche Berücksichtigung finden, die auch im Bearbeitungsgebiet anzutreffen sind.<br />
3.5.1 Wandern<br />
Wandern ist eine der ältesten Freizeitbetätigungen in Berggebieten überhaupt. Bereits im 19.<br />
Jahrhunderts zählten Wanderungen zu den wenigen Aktivitäten (damals war der Begriff 'sportliche<br />
Betätigung' weit weniger gebräuchlich) im Gebirge. Auch im Rax-Schneeberggebiet, einem<br />
klassischen 'Sommerfrischegebiet' erfreute es sich überaus großer Beliebtheit (siehe Kap.<br />
'Touristische Erschließung der Rax'). Hatten die Leute nach dem Krieg andere Probleme zu<br />
bewältigen, so erfreut sich Wandern speziell seit den letzten Jahrzehnten einer steigenden<br />
Seite 18
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Beliebtheit. Auch im Zuge der Besucherbefragung auf der Rax wurde deutlich, dass der<br />
überwiegende Teil der Leute (über 80%) zum Wandern in das Gebiet kommt.<br />
Abgesehen von der Ausrüstung hat sich bei der Ausübung der Tätigkeit seit dieser Zeit nicht viel<br />
geändert. Wandern ist wahrscheinlich eine der am stärksten landschaftsbezogenen Aktivitäten,<br />
attraktive Landschaftsräume und hier v.a. Gebirgsgegenden wirken eine besonders starke<br />
Anziehung auf die Menschen aus. Interessant ist auch, dass eine deutliche Mehrheit an Leuten<br />
darin eher eine Erholung denn eine sportliche Betätigung sieht.<br />
Kennzeichnend dafür ist, dass Wandern auf relativ wenig Infrastruktur angewiesen ist, es<br />
sozusagen ohne viel Aufwand ausgeübt werden kann und dass es für alle Altergruppen eine<br />
interessante Betätigung darstellt. Darüber hinaus wird bei kaum einer anderen Freizeitaktivität das<br />
Naturempfinden so stark mit der aktiven Ausübung einer Tätigkeit verknüpft.<br />
Bereits seit der Hochblüte der Wanderbewegung um die Jahrhundertwende gibt es ein<br />
ausgedehntes Netz an Wanderwegen (zunächst in den Sommerfrischegebieten, später auch in<br />
anderen Gebirgsregionen Österreichs) das im Laufe dieses Jahrhunderts laufend ergänzt und in alle<br />
Regionen erweitert wurde. Diese zumeist gut ausgebauten und markierten Wege und Routen<br />
trugen unter anderem dazu bei, dass die Besucherzahlen in den meisten Regionen stark anstiegen<br />
(wofür natürlich auch die gestiegene Sicherheit durch die Markierungen maßgeblich beigetragen<br />
hat). In weiterer Folge entstanden an den Wegen oder in deren Nahbereich weitere touristische<br />
Einrichtungen (Hütten, etc.). Die Vielzahl an Wegen bewirkt aber auch, dass immer entlegenere<br />
Gebiete und zunehmend empfindlichere Naturräume erschlossen wurden.<br />
Die Auswirkungen des Wanderns auf die Natur müssen von zwei Seiten her betrachtet werden.<br />
Einerseits die Belastung durch die eigentliche Ausübung selbst - in Form von Trittschäden, sei es<br />
an Wegen oder auch an der umgebenden Vegetation durch Abkürzungen oder Umgehungen (KAIL<br />
1998, LABER 1993) und in weiterer Folge Erosionserscheinungen (siehe Kap. 'Wegekartierung').<br />
Auf der anderen Seite müssen auch Beeinträchtigungen, die nicht durch das Wandern selbst,<br />
sondern indirekt durch sekundäre touristische Einrichtungen, wie Aufstiegshilfen, Zufahrtsstraßen,<br />
Hütten und andere Beherbergungsbetriebe mit all ihren Problemen betreffend die Errichtung sowie<br />
die Versorgungssituation und Entsorgung von Müll und Abwässern (siehe Kap. 'Hüttenproblematik')<br />
berücksichtigt werden (GRINZINGER 1999; STREICHER 1998).<br />
Die Anfälligkeit für potentielle Schädigungen ist in erster Linie abhängig vom Naturraum selbst<br />
(vorhandene Vegetation, Hangneigung, Bodenaufbau, etc.), daneben aber auch in hohem Maße<br />
von der Wegeführung (Steilheit, Auflage). Maßgeblich für den Umfang der Schäden ist jedoch die<br />
Besucherfrequenz (das gilt im Übrigen auch für alle anderen Freizeitaktivitäten).<br />
3.5.2 Bergsteigen/Klettern<br />
Mit der Erschließung der Berge hat sich gemeinsam mit dem Wandern auch das Bergsteigen im<br />
Alpenraum entwickelt. Obwohl es eine lange Tradition hat, wird es im Gegensatz zu vielen anderen<br />
Sportarten nur von einer verhältnismäßig geringen Zahl von Aktiven ausgeübt.<br />
Seite 19
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Bergsteigen hat im Laufe der Zeit eine deutliche Änderung in der Ausübung der Aktivität erfahren.<br />
Galt es in früheren Zeiten vor allem unerforschte Gebirgsbereiche zu erkunden, unzugängliche bzw.<br />
nur schwer überwindbare Bergformationen zu bezwingen oder neue Gebiete zu erschließen, so<br />
steht heute der sportliche Aspekt im Vordergrund. Damit wurde auch der Wandel vom Bergsteigen<br />
zum Klettern vollzogen. Kennzeichnend für das ehemalige Bergsteigen waren Tages- oder<br />
Mehrtagestouren mit dem Ziel einen Gipfel zu erreichen und einen Berg zu bezwingen, heute<br />
beschränkt sich die Tätigkeit auf das Klettern selbst, was in der Regel das Bezwingen von steilen<br />
oder überhängenden Felsformationen bedeutet. Hauptverantwortlich für den Wandel (abgesehen<br />
davon, dass es in unseren Gebirgen heute keine unerforschten Gebiete mehr gibt) waren die<br />
Entwicklungen im technischen Bereich. Mittels neuer Materialien und gewaltiger Änderungen bei<br />
der Ausrüstung (Klettergurte, Spezialseile, Klemmhaken, Akkubohrer, etc.) wuchs die<br />
Herausforderung für die Bewältigung seinerzeit noch unbezwingbarer Steilwände und ähnlichem.<br />
Mehr noch als Wandern ist Bergsteigen/Klettern eine extrem landschaftsgebundene<br />
Freizeitaktivität, deren Ausübung sehr stark an einzelne Landschaftsformationen gebunden ist.<br />
Daneben ist Klettern eine typische Individualsportart, die relativ wenig Ausrüstung und praktisch<br />
keine Infrastruktur erfordert (STRASDAS 1994).<br />
Gemeinsam mit dem Klettern (das sich als Trendsportart zunehmender Beliebtheit erfreut), sind<br />
noch einige andere Trendsportarten entstanden.<br />
Während beim Alpin-Klettern technische Kletterhilfen Verwendung finden, wird Free-Climbing ohne<br />
diese technischen Hilfsmittel durchgeführt (lediglich ein Sicherungsseil für den Fall eines Absturzes<br />
wird verwendet). Weitere Ausdifferenzierungen dieser Sportart sind das Bouldern (Klettern auf<br />
kleinen Felsen) und das Gletscher- oder Eisfallklettern im Hochgebirge (STRASDAS 1994).<br />
Die direkten Auswirkungen des Kletterns auf den Naturhaushalt sind eher gering einzuschätzen. In<br />
Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei den Kletterpassagen selbst zumeist um vegetationslose<br />
Felsbereiche handelt, sind hier keine bzw. nur sehr geringe Folgeerscheinungen auf die Natur zu<br />
erwarten. Beeinträchtigungen durch Betreten können sich lediglich in den Ein- und<br />
Ausstiegsbereichen der Kletterrouten ergeben sowie an den Zugangswegen. Die potentiellen<br />
Schädigungen entsprechen hier denen des Wanderns.<br />
Da es sich beim Klettern – wie bereits angesprochen – um einen typischen Individualsport handelt<br />
ist mit Ausnahme der Zufahrtsstraßen und ev. Parkmöglichkeiten keine Infrastruktur notwendig,<br />
wodurch auch die indirekte Beeinflussung relativ gering ist.<br />
In den letzten Jahren wurde häufig über den Konflikt zwischen Kletterern und Naturschützern<br />
berichtet. Auslöser war zumeist der Vorbehalt, dass mitunter Kletterer die sehr sensiblen<br />
Felsbiotope mit ihren geschützten Pflanzen zerstören und dass felsbrütende Vögel gestört und<br />
vertrieben werden (RUCKRIEGEL 2000). Das mag aus Naturschutzsicht durchaus stimmen und ist<br />
sehr bedauerlich, dennoch sind die Auswirkungen des Kletterns auf die Naturraumfaktoren in<br />
Summe als relativ gering einzustufen.<br />
Seite 20
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
3.5.3 Skilauf<br />
3.5.3.1 Pistenskilauf/Snowboarding<br />
War das Skifahren Mitte des 20. Jahrhunderts lediglich auf die wohlhabendere Bevölkerungsschicht<br />
und auf einige wenige erschlossene Skigebiete beschränkt, so hat es sich ab diesem Zeitpunkt,<br />
speziell aber seit den 70-er Jahren zu einem Massenphänomen entwickelt. In kaum einer anderen<br />
Sportart hat sich die Zahl der Aktiven so stark erhöht, kaum eine andere Sportart hat durch den<br />
gestiegenen Wohlstand so stark profitiert. Durch die gestiegenen Einkommen ist es auch der<br />
breiten Masse der Bevölkerung möglich, sich einen vergleichsweise teuren Alpinskilauf bzw.<br />
Winterurlaub zu leisten (vielfach wird ein Skiurlaub ähnlich einem Auto als Statussymbol<br />
angesehen). Spätestens mit der Einführung der Schulskikurse in den 70-er Jahren ist – nahezu<br />
jeder der heute unter 40-jährigen ist mit dem Skifahren mehr oder weniger vertraut – ist das<br />
Skifahren zum Wirtschaftsfaktor Nummer eins im alpinen Tourismusbereich avanciert. Der<br />
touristische Aufschwung ist maßgeblich darauf zurückzuführen, der Skisport ist zur<br />
Haupteinnahmequelle in fast allen Berggebieten geworden und hat den Aufschwung und die<br />
Erschließung vieler Regionen erst möglich gemacht.<br />
Wie kaum eine andere landschaftsbezogene Sportart ist das Skifahren eine sehr stark<br />
infrastrukturgebundene Sportart. Ohne die Anlage von Pisten und ohne die entsprechenden<br />
Aufstiegshilfen ist ein Ausüben dieses Sports nach heutigen Wertmaßstäben nicht denkbar.<br />
Parallel zur stark gestiegenen Nachfrage, wurde deshalb auch massiv in den Ausbau von<br />
Skigebieten, hier vor allem in den Beherbergungssektor und in infrastrukturelle Maßnahmen (Lifte,<br />
Pisten, Straßen, etc.) investiert. In vielen Gegenden ist beinahe schon das Ausmaß des Erträglichen<br />
überschritten worden, viele Gebiete zeigen bereits Ansätze zur Übernutzung bzw.<br />
Überfüllungstendenzen. Mit dem Aufkommen des Naturschutzgedankens zu Beginn der 80-er Jahre<br />
wurden Neuanlagen und weitere Erschließungen eher restriktiv gehandhabt, die Betreiber setzen<br />
daher verstärkt durch Erhöhung der Kapazitäten durch die Erneuerung von Liftanlagen und auf<br />
Komfortverbesserung.<br />
Heute wird darüber hinaus verstärkt in Beschneiungsanlagen investiert, um eine Schneesicherheit<br />
gewährleisten zu können, was aber zum Teil gravierende ökologische Nachteile nach sich zieht.<br />
Hat es zu Beginn der 90-er Jahren einen kleinen Einbruch beim Skisport gegeben, zurückzuführen<br />
auf schneearme Winter und das Fehlen von neuen Entwicklungen im Materialbereich, so ist das<br />
Interesse seit damals wieder sehr stark gestiegen, nicht zuletzt durch technische<br />
Neuentwicklungen wie Snowboards oder Carvingski. Skifahren scheint heute beliebter denn je zu<br />
sein. Die Zahl der Alpinskifahrer unter 40 Jahren geht zwar aufgrund der schwachen<br />
Geburtenjahrgänge zurück, dies wird aber durch die ansteigende Aktivitätsrate der 40-60-jährigen<br />
überkompensiert (UITZ/BAUERNBERGER 2000).<br />
Ein weiterer Grund ist – wie bereits erwähnt – die Entwicklung von Carvingski und Snowboard. Die<br />
Entwicklung des Snowboards entstammt einer Kombination von Alpinski mit Geräteeigenschaften<br />
der Surf- und Skateboardtechnologie (STRASDAS 1994). Es ist damit gelungen eine neue<br />
Bevölkerungsschicht, die oftmals als 'Fungeneration' bezeichnete Jugend, der das herkömmliche<br />
Seite 21
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Skifahren zu bieder erschien, anzusprechen, die dieses Angebot auch bereitwillig angenommen<br />
hat.<br />
Da der Skisport einerseits ein hohes Maß an Infrastrukturbedarf und andererseits ein<br />
Massenphänomen ist, sind die Beeinträchtigungen, die von ihm ausgehen, auf mehreren Ebenen<br />
angesiedelt. Auf jeden Fall kann festgehalten werden, dass durch den Skisport in den<br />
Gebirgsregionen vom Umfang her die größten Schäden in den Naturraum ausgehen.<br />
Die direkten Schäden, die vom Skifahrer ausgehen sind – betrachtet man das potentielle<br />
Gesamtausmaß – relativ gering. Dazu zählen vor allem Schäden an der Grasnarbe durch<br />
Skikantenschliff (PRÖBSTL 1990) und das Befahren bzw. Betreten von aufgeaperten, weichen<br />
Flächen. Dadurch kommt es zur Vegetationszerstörung bzw. zu einer Bodenverdichtung (je<br />
nachdem ob der Boden gefroren ist oder nicht).<br />
Auch der Eintrag von diversen chemischen Verbindungen (Skiwachse, Öle, Sonnencreme, etc. )<br />
kann zu Änderungen in der Nährstoffzusammensetzung bzw. zu einer Beeinträchtigung der<br />
Vegetation führen, wenngleich diese Substanzen in sehr geringen Mengen anfallen und vom Boden<br />
normalerweise rasch wieder abgebaut werden.<br />
Weit massiver sind Schadeinwirkungen, die indirekt durch den Skitourismus entstehen.<br />
Zunächst einmal die Beeinträchtigungen, die infolge der Pistenpräparierung entstehen können. Das<br />
Wesen der Pistenpräparierung ist es zunächst, den Schnee zu komprimieren, um dem Skifahrer<br />
eine möglichst kompakte und ebene Schneeauflage zur Verfügung stellen zu können. Beim<br />
Präparieren kommt es zu einer Schneeverdichtung mit all ihren negativen Auswirkungen, die dem<br />
durchschnittlichen Skifahrer zumeist gar nicht bekannt sind. Das dürfte daran liegen, dass die<br />
eigentlichen Schäden infolge der wiederholten (meist täglichen) Präparierung nicht sofort, sondern<br />
erst im Frühjahr sichtbar sind (PRÖBSTL 1990).<br />
Durch das Komprimieren der Schneeauflage wir die Luft, die im Schnee enthalten ist und für die<br />
gute Isolierwirkung sorgt, herausgepresst. Das führt einerseits dazu, dass der Luftaustausch<br />
zwischen Boden und Umgebung unterbunden wird und es dadurch zu einem Schneeschimmelbefall<br />
an der Vegetationsdecke kommen kann, andererseits wird durch den Entfall der Isolationsschicht<br />
ein Durchfrieren des Bodens begünstigt, was in der Folge zu Frostschäden an den Pflanzen führen<br />
kann (BROGGI 1991, PRÖBSTL 1990).<br />
Das gilt in der Form auch für die maschinellen Beschneiungen, mit dem Unterschied, dass es sich<br />
beim sog. 'Kunstschnee' (wie er beiläufig bezeichnet wird – die Bezeichnung 'Maschinenschnee'<br />
wäre allerdings zutreffender), der nur aus gefrorenem Wasser besteht, um eine noch kompaktere<br />
Auflage handelt (was üblicherweise von den Betreibern durchaus begrüßt wird, da es eine<br />
Verlängerung der Skisaison in das Frühjahr hinein ermöglicht).<br />
Eine Folge des verlängerten Skivergnügens ist eine zeitlich veränderte Schneeschmelze und damit<br />
verbunden eine Verkürzung der Vegetationsperiode, was sich auf Jahre hinaus an einer<br />
Artenverschiebung in der Vegetationszusammensetzung, z.B. im Verlust wertvoller Futtergräser,<br />
äußern kann.<br />
Ist eine ungenügend hohe Schneeauflage vorhanden, so kann es auch zu massiven Schäden durch<br />
die Pistenpflegemaschinen kommen. Nicht selten kommt es vor, dass die Stahlketten der<br />
Pistenfahrzeuge oder die als sog. 'Eisaufreißer' bezeichneten Geräte an exponierten Stellen die<br />
Vegetationsnarbe aufreißen und den Boden freilegen. Abgesehen davon, dass dadurch auch<br />
Seite 22
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
indirekt Schäden durch Frosthebung entstehen können, sind diese Bereiche häufig Ausgangspunkte<br />
von Erosionserscheinungen (PRÖBSTL 1990).<br />
Abbildung 1: Schäden infolge der Pistenpräparierung<br />
Auf häufig befahrenen Stellen (z.B. Zufahrtswegen) können fallweise ebenfalls erhebliche Schäden<br />
an der Pflanzendecke festgestellt werden, da die Pistenraupen infolge der Schwingungen und des<br />
hohen Auflastdruckes den Boden stark verdichten (BEYER 1994).<br />
Werden im Zuge der Pistenpräparierung chemische Mittel verwendet, etwa Dünger, Präparate zur<br />
Schneefestigung, Abtaubeschleuniger oder ähnliches, so übertragen sich deren Auswirkungen<br />
natürlich auch auf die Vegetation und den Boden und in weiterer Folge auf den Wasserhaushalt.<br />
Die Folgen zeigen sich jedoch meist erst nach vielen Jahren.<br />
Auch potentielle Beeinträchtigungen, die indirekt aus der Errichtung und dem Betrieb der<br />
Infrastruktureinrichtungen entstehen, sind nicht zu unterschätzen. Vielfach überschreitet der<br />
Skisport die Grenzen der ökologischen Belastbarkeit eines Gebietes.<br />
Skipisten werden häufig nicht den vorliegenden Gegebenheiten angepasst, sondern künstlich<br />
geformt. Vielfach werden noch immer neue Schneisen in die Wälder geschlagen, sowie Flächen<br />
oder Hindernisse wegplaniert (PRÖBSTL 1990, BROGGI 1991). Auf den so entstandenen Flächen<br />
kann sich in der Regel keine natürliche Vegetation entwickeln – zumeist wird direkt auf die<br />
Rohplanie künstlich ausgesät – Erosionserscheinungen sind hier zumeist bereits vorprogrammiert.<br />
Desgleichen betrifft das auch Liftanlagen, deren Trassen sowie die dazugehörigen Bauwerke.<br />
Mitunter können dabei ganze Hänge destabilisiert oder wasserführende Schichten angeschnitten<br />
werden, von den Auswirkungen auf das Landschaftsbild und auf die Attraktivität der Landschaft<br />
ganz zu schweigen (wer geht schon gern im Sommer zwischen Liftstützen spazieren?)<br />
(HINTERSTOISSER 1988).<br />
Als eine weitere Folgeerscheinung im Zuge der Pistenpräparierung bzw. von Baumaßnahmen kann<br />
es zu Abflussänderungen und Verschiebungen im hydrologischen System kommen. Betroffen<br />
können hier alle hydrologischen Komponenten sein, d.h. etwa durch eine Erhöhung des<br />
Oberflächenabflusses und somit eine deutlich erhöhte Erosionsgefahr oder durch Änderungen in<br />
der Kapazität und Abflussrate des Hangwassers. Darüber hinaus kann auch das Bergwasserregime<br />
Seite 23
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
mit all seinen Auswirkungen auf die Quellwasserspeicherung beeinflusst werden (HINTERSTOISSER<br />
1988).<br />
Einen enormen Verbrauch an Ressourcen bringt auch die maschinelle Beschneiung mit sich. Neben<br />
dem hohen Energieeinsatz ist es vor allem der hohe Wasserverbrauch, der die Beschneiungen<br />
ökologisch bedenklich macht. Die starke Beeinträchtigung das Naturhaushaltes fußt besonders auf<br />
der Tatsache, dass dieser erhöhte Wasserbedarf in Mangelzeiten auftritt – der ohnehin geringe<br />
Niederschlag wird in Form von Schnee gebunden, das Wasser wird eigenen Speichern bzw. Bächen<br />
entnommen. Langfristig kann es dadurch ebenfalls zu Änderungen im Wasserhaushalt des Gebietes<br />
kommen (BROGGI 1991).<br />
Darüber hinaus wird durch das Eingraben der Zuleitung ebenfalls der Boden aufgegraben, was<br />
Ausgangspunkte für Erosionserscheinungen bewirken kann.<br />
Betrachtet man noch die anderen notwendigen Infrastruktureinrichtungen, die für einen<br />
reibungslosen Skibetrieb notwendig sind, wie Beherbergungsbetriebe, Restaurants, Parkplätze und<br />
Straßen und berücksichtigt man darüber hinaus auch die Ver- und Entsorgungssituation, so ist es<br />
ersichtlich, dass durch den anlagengebundenen Skisport (=Pistenskilauf) die massivsten Eingriffe in<br />
den Naturraum in den Bergregionen überhaupt zu erwarten sind.<br />
Das gilt natürlich in dieser Weise auch für das Snowboarding, das auf die selben<br />
Infrastruktureinrichtungen angewiesen ist, und dessen Ausübung ebenfalls zu den angesprochenen<br />
Schäden führt.<br />
3.5.3.2 Tourenskilauf/Freeboarding<br />
Tourenskilauf bzw. Freeboarding (Aufstieg mit Schneeschuhen oder kurzen Tourenski, neuerdings<br />
auch mit sog. 'Splitboards', Abfahrt auf mittransportiertem Snowboard) bedeutet das Befahren von<br />
Hängen abseits der ausgewiesenen Pisten, wobei hierbei keine Infrastruktureinrichtungen in<br />
Anspruch genommen werden.<br />
Es handelt sich hierbei um die ursprünglichste Art des Skifahrens, das zu einer Zeit betrieben<br />
wurde, in der es noch keine ausgewiesenen, präparierten Pisten gab. Im Gegensatz zum<br />
herkömmlichen Pistenskilauf liegt hier der Schwerpunkt – neben der sportlichen Betätigung – in<br />
einem intensiven Naturerlebnis.<br />
Durch den Verzicht auf Pisten und Liftanlagen sind die Auswirkungen auf den Naturraum als<br />
deutlich geringer einzustufen. Tourenskifahren wird zumeist bei ausreichender Schneelage auf<br />
freien Hängen, seltener im Wald, praktiziert. Typische Beeinträchtigungen, die beim<br />
Tourenskifahren auftreten können, sind Vegetationsschäden. Bei ungenügender Schneelage<br />
können mitunter Pflanzen (v.a. Latschen) mit den Stahlkanten der Skier oder Boards beschädigt<br />
werden, entweder durch das Abschälen der Rinde oder durch das Abbrechen von Zweigen oder<br />
Triebspitzen (MANGHABATI 1989).<br />
Da das Tourenskifahren nur von einem kleinen Teil der Bevölkerung ausgeübt wird, halten sich die<br />
dadurch entstandenen Schäden zumeist in Grenzen, wenngleich auch die Schäden auf stark<br />
frequentierten Abfahrten mitunter ein erhöhtes Ausmaß annehmen können.<br />
Seite 24
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Ferner ist in diesem Zusammenhang noch darauf hinzuweisen, dass von Tourenskifahrern häufig<br />
Lawinen oder Schneebretter im freien Gelände ausgelöst werden. Der Abgang dieser<br />
Schneemassen kann indirekt auch zur Zerstörung von Vegetation oder anderer Naturraumfaktoren<br />
führen.<br />
3.5.3.3 Langlaufen<br />
Langlaufen ist ebenfalls eine Sportart, die ein intensives Naturempfinden in den Vordergrund stellt.<br />
Diese Sportart erfreut sich in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit, weil sie nahezu<br />
unabhängig vom Alter betrieben werden kann, eine geringe Verletzungsgefahr birgt und ihr als<br />
sog. 'Ganzkörpersportart' ein hoher gesundheitlicher Stellenwert zugeschrieben wird.<br />
Mit Ausnahme von präparierten Loipen ist Langlaufen ebenfalls auf keine weitere infrastrukturelle<br />
Ausstattung angewiesen. Im Zuge der Loipenpräparierung werden zwar Maschinen eingesetzt, die<br />
jenen der Pistenpräparierung im alpinen Skilauf nachempfunden, aber weitaus kleiner und leichter<br />
sind. Darüber hinaus handelt es sich bei den Loipen um relativ schmale Pfade, die zumeist auf<br />
befestigten Forststraßen oder Waldwegen, seltener im freien Gelände, angelegt sind. In der Regel<br />
wird auch keine künstliche Beschneiung angewendet.<br />
Sind die Schneeverhältnisse nicht ausreichend, kann es auch im Zuge der Präparierung durchaus<br />
zu Schäden an der Vegetation kommen. Da es sich aber üblicherweise – wie schon erwähnt – um<br />
befestigte Wege in einem weitgehend ebenen Gelände handelt, sind mögliche Schäden, sowohl<br />
was die Vegetation als auch in der Folge eine mögliche Erosion betrifft, als gering einzuschätzen,<br />
wenngleich auch nicht gänzlich auszuschließen.<br />
Eine Variante des Langlaufens ist das Skiwandern abseits der gespurten Loipen (STRASDAS 1994).<br />
Da hierbei nicht auf Wegen, sondern querfeldein gewandert, bzw. gefahren wird, ist die Gefahr<br />
einer Beeinträchtigung der Vegetation durchaus gegeben (mehr als auf gespurten Loipen).<br />
3.5.3.4 Neue Trendsportarten im Skibereich<br />
Eine Abwandlung des Tourenskifahrens bzw. eine Kombination aus Touren- und Pistenskilauf ist<br />
das Variantenskifahren. Darunter ist ein Befahren von Hängen abseits der Pisten (meist jedoch im<br />
Nahbereich) mit Alpinskiern oder Snowboards zu verstehen, wobei zum Aufstieg die vorhandenen<br />
Liftanlagen in Anspruch genommen werden.<br />
Für die potentiellen Schadwirkungen in Ausübung dieser sportlichen Aktivitäten gelten die selben<br />
Aussagen, wie beim Alpinski- bzw. Tourenskifahren.<br />
Eine weitere Form des Alpinskifahrens ist das Heliskiing. Es handelt sich hierbei um das Skifahren<br />
im Hochgebirge auf freien Hängen, wobei ein Helikopter als 'Aufstiegshilfe' fungiert (STRASDAS<br />
1994). Aufgrund der restriktiven Handhabung von Fluggenehmigungen ist diese Form des<br />
Seite 25
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Skifahrens in Österreich kaum anzutreffen. Weiter verbreitet ist sie dagegen in abgelegenen<br />
Hochgebirgsgegenden, etwa in Kanada, Skandinavien oder auch in Frankreich.<br />
Da das Heliskiing ebenfalls nicht auf präparierte Pisten angewiesen ist, sind die Abfahrten – von<br />
den Einflüssen auf den Naturhaushalt aus betrachtet – mit dem Tourenskifahren vergleichbar,<br />
wenngleich im extremen Hochgebirge eventuelle Schäden durch den Skifahrer weit schwerer<br />
wiegen.<br />
Als äußerst bedenklich ist der Einsatz von Helikoptern zu bezeichnen. Nicht nur, dass es infolge des<br />
Schwebens in geringer Höhe im Zuge des Aussteigens Schadstoffe in das äußerst sensible Gefüge<br />
des Hochgebirgsökosystems eingebracht werden können, besteht etwa in Folge von technischen<br />
Problemen oder im Falle eines Absturzes auch die Gefahr einer großflächigen Zerstörung und<br />
Verseuchung der Natur.<br />
Eine andere Trendsportart im Skibereich, deren Ausübung allerdings auf den Sommer beschränkt<br />
ist, ist das Grasskifahren. Dafür werden Geräte benützt, die auf Rollen bzw. Rollenketten ähnlich<br />
eines Kettenbaggers basieren.<br />
Da diese Sportart in der Regel auf Almwiesen oder –weiden direkt auf der Vegetationsauflage<br />
durchgeführt wird, ist ein Aufreißen der Grasnarbe beim Aufkanten im Zuge einer<br />
Richtungsänderung nahezu vorprogrammiert (speziell auf weichem Boden.) Vom ökologischen<br />
Standpunkt her ist diese Sportart im Gelände abzulehnen und sollte sich nur auf befestigte Wege<br />
oder andere befestigte Flächen beschränken.<br />
Ein neuer Trend jüngeren Ursprungs ist das Geröllskifahren. Hierbei wird die Technik des alpinen<br />
Skifahrens mit normalen Skiern ebenfalls im Sommer auf Geröll- bzw. Schutthalden im Gebirge<br />
angewendet.<br />
Diese Abwandlung des Skifahrens ist im Hinblick auf die potentiellen Schäden auf die Natur<br />
ebenfalls strikt abzulehnen. Einerseits werden hier Pflanzen, die diese Schutthalden mit ihren<br />
ohnehin extrem schwierigen Standortbedingungen langsam zu besiedeln beginnen, zerstört,<br />
andererseits wird durch Steinschlag, die unter der Geröllhalde befindliche Vegetation auch stark in<br />
Mitleidenschaft gezogen.<br />
Der Vollständigkeit halber sei hier noch das Rodeln bzw. Skibobfahren angeführt. Von den<br />
Auswirkungen auf den Naturhaushalt sind beide in etwa mit dem Skifahren vergleichbar (speziell<br />
der Skibob), der Einsatz von Rodeln ist allerdings auf präparierten Pisten zumeist sogar verboten.<br />
3.5.4 Mountainbiking<br />
Eine Sportart die oft die Gemüter erregt und über die medial im Zuge mit der Beeinflussung der<br />
Natur bereits sehr viel verbreitet wurde, ist das Mountainbiking.<br />
Wie die meisten Trendsportarten kommt auch das Mountainbiking aus den USA. Es ist entstanden<br />
aus einer Weiterentwicklung des Fahrrades bzw. aus der Kombination mit Technologien aus dem<br />
Motorradbereich (v.a. Moto-Cross). Die wesentlichen Neuerungen waren Verbesserungen bei der<br />
Seite 26
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Schaltung (Spreizung der Gänge und damit bessere Übersetzung), die Verwendung von leichteren<br />
Materialien und v.a. die grobstollige Bereifung für bessere Bodengriffigkeit (STRASDAS 1994).<br />
Mittlerweile scheint die technologische Entwicklung dieser Sportgeräte weitgehend ausgereizt –<br />
Federungen gehören heute zum Standard, Scheibenbremsen und ähnliche technische<br />
Ausstattungen sind weit verbreitet.<br />
Seit Beginn der 90-er Jahre hat dieser Trend einen gewaltigen Boom, v.a. in der jüngeren<br />
Generation, erlebt. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 75% aller unter 40-jährigen ein<br />
Mountainbike oder zumindest ein mountainbikeähnliches Gerät (Trekking-, Citybike) besitzen. Auch<br />
wenn davon ausgegangen wird, dass nur etwa 10% aller Mountainbikes tatsächliche im Gelände<br />
abseits der asphaltierten Straßen zum Einsatz kommen (STRASDAS 1994), kann man erahnen<br />
welcher Nutzungsdruck auf die Landschaft hier entstehen kann.<br />
Über die Konflikte zwischen Radfahrern und Jägern bzw. Forstpersonal ist bereits viel geschrieben<br />
worden, allerdings beziehen sich die Auseinandersetzungen weniger auf Schäden an der<br />
Vegetation, als vielmehr auf die Benützung der Wege selbst, haftet doch der Wegerhalter (in der<br />
Regel Waldbesitzer oder Pächter) für den einwandfreien Zustand der Wege und für die – infolge<br />
unsachgemäßer oder unterlassener Wartung entstandenen – Schäden an Personen oder Geräten<br />
bei der Benützung dieser Wege. Laut Forstgesetz darf jedermann den Wald (inkl. Forststraßen und<br />
Wanderwege) zu Erholungszwecken betreten, nicht jedoch befahren, außer er verfügt über die<br />
ausdrückliche Zustimmung des Grundeigentümers (BENEDIKTER 1991, MIGLBAUER 1992).<br />
Keine einheitlichen gesetzlichen Grundlagen gibt es für Wanderwege außerhalb des Waldes, etwa<br />
oberhalb der Waldgrenze. Hier kommt im Normalfall die Naturschutzgesetzgebung zur Anwendung,<br />
die jedoch im Hoheitsbereich der Bundesländer liegt und daher jeweils anders geregelt ist<br />
(BENEDIKTER 1991).<br />
Generell wird das Mountainbiking als "umweltfreundlichste Fortbewegungsart nach dem Wandern"<br />
eingestuft (BENEDIKTER 1991), dennoch kann es durch die Betätigung zu Beeinträchtigungen der<br />
Umwelt kommen.<br />
Hierunter fallen – ähnlich wie beim Wandern – in erster Linie Schäden an der Vegetation durch die<br />
grobstolligen Reifen beim Befahren, vor allem beim Anfahren und beim Bremsen. Bremsspuren<br />
können mitunter tiefe Rillen ziehen, vor allem bei weichem Boden und die Vegetation inklusive des<br />
obersten Bodenhorizontes aufreißen und nachhaltig schädigen, sowie das Einsetzen von<br />
Erosionsvorgängen bewirken. Besonders anfällig ist hierbei die alpine Vegetation oberhalb der<br />
Waldgrenze (BENEDIKTER 1991, MIGLBAUER 1992, TÖDTER 1992).<br />
Eine größere Gefährdung des Naturraumes stellt das sog. 'Off-Road-Fahren' dar. Obwohl der<br />
Großteil der Radfahrer den Sport auf den Wegen ausübt, gibt es aber auch ein eine kleine<br />
Minderheit, Experten sprechen von etwa 5-10% der in den Berggebieten aktiven Mountainbiker<br />
(BENEDIKTER 1991, TÖDTER 1992), die den Sport abseits der Wege frei im Gelände ausüben. Hier<br />
ist die potentielle Schadanfälligkeit gegenüber einem 'Off-Road-Wanderer' als deutlich höher<br />
einzustufen.<br />
Noch problematischer ist das reine 'Downhill-Fahren' mit Mountainbikes zu bewerten. Hierbei wird<br />
das Rad (tw. modifiziert) nur für die Abfahrt verwendet, der Bergtransport erfolgt mittels Seilbahn<br />
oder Lift, sehr selten auch mittels Helikopter. Die Schäden, die an den Abfahrtsstrecken verursacht<br />
werden, sind mitunter erheblich. Darüber hinaus ist der Einsatz von Infrastruktureinrichtungen<br />
oder Helikoptern aus Bequemlichkeitsgründen entschieden abzulehnen (siehe 'Skifahren')<br />
(BENEDIKTER 1991).<br />
Seite 27
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Eine Beeinträchtigung des Naturraumes durch chemische Mittel (z.B. Schmierstoffe) ist zwar nicht<br />
gänzlich auszuschließen, aber in Anbetracht der möglichen anfallenden Menge absolut zu<br />
vernachlässigen (darüber hinaus werden zumeist biologisch abbaubare Substanzen verwendet).<br />
Bei den indirekten Schäden wird vor allem oft das Vertreiben von Wild angeführt. Durch das<br />
nahezu lautlose und schnelle Herannahen ('Raubtiereffekt') wird das Wild aufgeschreckt und<br />
flüchtet in geschützte Einstandsgebiete, wo es in der Folge zu verstärkten Verbissschäden kommen<br />
kann (BENEDIKTER 1991, MIGLBAUER 1992, TÖDTER 1992).<br />
Interessant zu untersuchen wäre in diesem Zusammenhang jedoch auch, wie sich das Befahren<br />
der Wege des Jagd-/Forstpersonals mit geländegängigen Fahrzeugen, die Jagd selbst oder das<br />
Auftreten von Dutzendschaften von Wanderern auf das Fluchtverhalten des Wildes auswirkt bzw.<br />
ob nicht ein zu hoher Wildbestand in den Revieren die primäre Ursache für die Verbissschäden ist.<br />
3.5.5 Weitere Trendsportarten<br />
3.5.5.1 Gleitschirmfliegen/Deltasegeln<br />
Das Gleitschirmfliegen und Deltasegeln hat im letzten Jahrzehnt ebenfalls einen enormen Boom<br />
erlebt. Es handelt sich, mehr noch als beim Klettern, um eine extrem landschaftsabhängige<br />
Freizeitaktivität, die ein hohes Maß an Ausrüstung (Transportproblem) erfordert. Aus diesen<br />
Gründen gibt es in den Berggebieten verhältnismäßig wenige Stellen, die zur Ausübung dieser<br />
Tätigkeit geeignet sind.<br />
Die Auswirkungen auf den Landschaftsraum betreffen in erster Linie die Startplätze. Auf den<br />
Abflugflächen kann es, wenn die Frequenz aufgrund der sehr limitierten Startstellen hoch ist, zu<br />
starken Trittschäden kommen, die in etwa jenen von stark frequentierten Wanderwegen<br />
entsprechen.<br />
Ein weiterer Punkt der oft angeführt wird, betrifft die indirekte Auswirkung auf den Wildbestand.<br />
Ähnlich wie beim Mountainbiking kann das Wild durch das geräuschlose Herannahen vertrieben<br />
werden, wobei ein Herannahen aus der Luft von den Tieren als schwerwiegender empfunden wird,<br />
als etwa im Falle eines Mountainbikers zur Erde. Untersuchungen weisen darauf hin, dass durch die<br />
Fluggeräte vor allem beim Schalenwild, wie beispielsweise den Gämsen, bereits "ein einmaliges<br />
Überfliegen ausreicht, damit offenes Gelände den ganzen Tag nicht mehr als Einstand benutzt<br />
wird" (TÖDTER 1992). Die Tiere fliehen oft kilometerweit in Wälder und Gehölzgruppen, wo es zu<br />
verstärkten Verbissschäden kommen kann). Neben dem Schalenwild werden vor allem auch<br />
Rauhfußhühner und felsbrütende Vögel gestört, wobei dies aber eine Auswirkung auf den<br />
Naturraum nicht erkennen lässt (BENEDIKTER 1991, MIGLBAUER 1992, TÖDTER 1992).<br />
Dasselbe gilt auch für das Segelfliegen, wenngleich es keine Freizeitbetätigung ist, die im Gebirge<br />
ausgeübt wird, sondern Gebirge im Zuge einer Flugroute angesteuert werden.<br />
Seite 28
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
3.5.5.2 Berglauf/Orientierungslauf<br />
Eine Sportart mit einer bereits längeren Tradition, die derzeit einen Aufschwung erlebt, ist das<br />
Laufen in den Bergen. Speziell mit dem gestiegenen Körperbewusstsein und der<br />
Wellnessbewegung erfreut sich Laufen (Jogging) steigender Beliebtheit und wird mittlerweile auch<br />
in Gebirgsgegenden im Wald, sowie fallweise auch oberhalb der Waldgrenze ausgeübt.<br />
Die potentiellen Beeinträchtigungen entsprechen denen des Wanderns, wenn auch die Zahl der<br />
Läufer nur einen Bruchteil der Wanderer ausmacht.<br />
Indirekt kann es, ähnlich dem Mountainbiking, auch zum Vertreiben von Wild aus den Revieren in<br />
andere Unterstandsgebiete kommen.<br />
3.5.5.3 Trekking/Schneeschuhwandern<br />
Beides sind Sportarten, die aus der Weiterentwicklung des Wanderns entstanden sind und v.a. in<br />
den nordischen Ländern, wie Skandinavien, aber auch Kanada und den USA ausgeübt werden.<br />
Unter Trekking werden mehrtägige Wanderungen, bevorzugt in unbewohnten Gebieten<br />
verstanden, wo auf keinerlei Infrastruktur zurückgegriffen wird, sondern die Teilnehmer alles<br />
benötigte selbst mitführen müssen.<br />
Die Auswirkungen auf den Naturraum sind mit denen des Wanderns vergleichbar, erweitert um<br />
den Aspekt des Biwakierens (siehe weiter unten).<br />
Das Schneeschuhwandern wird ebenfalls bevorzugt abseits der Wege in schneereichen Gegenden<br />
in Wäldern aber auch im Hochgebirge durchgeführt und erfreut sich auch in Österreich steigender<br />
Beliebtheit. Es kann als eine Form des 'Winterwanderns' in tief verschneiten Gebieten bezeichnet<br />
werden.<br />
Die potentiellen Beeinträchtigungen für die Natur sind als sehr gering anzusehen und beschränken<br />
sich lediglich auf kleinere Vegetationsschäden bei ungenügender Schneeauflage.<br />
3.5.5.4 Biwakieren<br />
Das Biwakieren ist meist im Zusammenhang mit anderen Sportarten, wie Wandern, Klettern,<br />
Trekking oder Tourenskifahren anzutreffen. In der Regel dient es der Übernachtung bei<br />
Mehrtagestouren.<br />
Die Gefährdung im Zuge des Biwakierens sind mehrschichtig.<br />
Zum einen sind im Bereich der Lagerplätze durch das intensive Betreten und das Aufstellen des<br />
Zeltes Schäden an der Vegetation (ev. auch am Boden) zu erwarten. Diese Schäden können<br />
speziell im Hochgebirge durchaus ein beachtliches Ausmaß erreichen, v.a. bei beliebten und häufig<br />
frequentierten Plätzen. Da für Lagerplätze meist ein möglichst ebenes, nicht exponiertes Gelände<br />
gewählt wird, ist die Gefahr einer flächigen Erosion geringer.<br />
Seite 29
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Weitere Beeinträchtigungen betreffen die menschlichen Ausscheidungen. Hier kann es zu Eintrag<br />
von Nährstoffen und Keimen in den Boden und bei ungenügender Bodenauflage auch in das<br />
Grundwasser kommen, außerdem können wiederholte Nährstoffeinträge über einen längeren<br />
Zeitraum zu einer Änderung in der Vegetationszusammensetzung kommen.<br />
Anmerkung: Dies gilt natürlich auch für 'unkontrollierte anthropogene Einträge' im<br />
Zusammenhang mit der Ausübung anderer Sportarten, bei denen keine Einrichtungen der<br />
Entsorgungsinfrastruktur in Anspruch genommen werden.<br />
Die größte potentielle Beeinträchtigung liegt in der Brandgefährdung. Im Zuge des Biwakierens<br />
wird oft leichtfertig ein Feuer gemacht (zum Aufbereiten von Speisen oder zum Wärmen). Hierbei<br />
besteht natürlich die große Gefahr, dass es – sofern es nicht gut beaufsichtigt oder gelöscht wird –<br />
auf die umliegenden Vegetationsbereiche übergreift und weite Flächen zerstören kann. Weiß man,<br />
wie lang die Vegetation in den Höhenlagen benötigt um Schäden zu reparieren, so kann man bei<br />
einem Flächenbrand gut und gerne von einer naturräumlichen Katastrophe sprechen.<br />
3.5.5.5 Canyoning<br />
Canyoning ist eine noch sehr junge Sportart in den heimischen Bergen. Sie ist eine Kombination<br />
aus Klettern, Wandern und Schwimmen in engen, unwegsamen und schwer zugänglichen<br />
wasserführenden Schluchtstrecken. Dabei werden als technische Hilfsmittel Seile, Gurte und<br />
Kletterhaken sowie aufgrund der meist niedrigen Temperaturen der Gebirgsbäche, Neoprenanzüge<br />
verwendet. Diese Strecken werden teils kletternd teils schwimmend überwunden (STRASDAS<br />
1994).<br />
Von den naturräumlichen Auswirkungen her sind die potentiellen Beeinträchtigungen dieser<br />
Sportart auf den Naturraum mit jenen des Kletterns zu vergleichen.<br />
3.5.5.6 Rafting und Hydrospeeds<br />
Nicht direkt im Hochgebirge, sondern eher in den unteren Höhenbereichen, wo Flüsse mit einer<br />
starken Wasserführung anzutreffen sind, ist das Rafting verbreitet.<br />
In einem großen Schlauchboot werden von den Teilnehmern dieser Gruppensportart, ausgerüstet<br />
mit Paddel, Helm, Schwimmweste und Neoprenanzügen, strömungsreiche Gebirgsflüsse befahren.<br />
Mögliche Schäden im Naturraum betreffen das Zerstören der Vegetation an den Ein- und<br />
Ausstiegsstellen im Uferbereich, sowie an der Ufervegetation während der Fahrt.<br />
Eine gänzlich neue Entwicklung sind Hydrospeeds, kurze, breite Kunststoffbretter ähnlich wie sie<br />
beim Wellensurfen zur Anwendung kommen (STRASDAS 1994). Auf ihnen liegend lässt man sich,<br />
ausgerüstet wie beim Rafting (mit Ausnahme des Paddels), einen Gebirgsfluss hinunter treiben.<br />
Die potentiellen Schadauswirkungen entsprechen jenen des Raftings, wenn sie auch – in<br />
Anbetracht dass es sich um einzelne Personen ohne großes Boot handelt – in der Regel weit<br />
geringer ausfallen.<br />
Seite 30
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
3.5.5.7 Sonstige Sportarten<br />
In diesem Zusammenhang sollen noch die Motorsportgeräte anführt werden.<br />
Einige davon, wie Geländemotorräder, kommen auch in Gebirgsgegenden zum Einsatz und sind<br />
angeblich auch schon im Hochgebirge oberhalb der Waldgrenze angetroffen worden, obwohl es<br />
dafür ein striktes Fahrverbot gibt.<br />
Auf die Beweggründe dieser Tätigkeiten soll hier nicht näher eingegangen werden, die potentiellen<br />
Schädigungen können aber sehr beträchtlich sein.<br />
Durch die meist starke Motorkraft und die grobstolligen Reifen kommt es in der Regel zu einer<br />
massiven Vegetationszerstörung (siehe Moto-Cross-Pisten), vor allem bei der Beschleunigung und<br />
beim Bergauffahren.<br />
Weiters kann es im Falle eines Unfalles durch den Austritt von Öl und Treibstoffen zu einer sehr<br />
starken Bodenverseuchung kommen, die aufgrund der geringmächtigen Vegetations- und<br />
Bodenauflage sehr rasch in das Grundwasser verfrachtet werden kann.<br />
Darüber hinaus wird durch den starken Lärm der Motoren das Wild viel stärker verschreckt als bei<br />
allen anderen Bergsportarten.<br />
Aus diesem Grund sind sämtliche Motorsportgeräte im Gebirge strikt abzulehnen!<br />
Das gilt in dieser Form im Übrigen auch für das Überfliegen von Wasserschutzgebieten mit<br />
Motorflugzeugen, bzw. für ein mögliches Treibstoffablassen bei Passagierflugzeugen.<br />
3.5.6 Sonstige touristische Aktivitäten<br />
Weitere freizeitbezogene Aktivitäten im Hochgebirge betreffen unter anderem das Sammeln von<br />
Pflanzen oder Früchten und werden in erster Linie gemeinsam mit dem Wandern ausgeübt. Sofern<br />
es sich dabei nicht um Massenphänomene handelt, entsprechen die potentiellen<br />
Beeinträchtigungen jenen des Wanderns und sind somit in der Regel in Bezug auf ihre<br />
Umweltauswirkungen zu vernachlässigen.<br />
Seite 31
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
3.6 Zusammenwirken von Freizeitnutzungen<br />
Kann eine einzelne Nutzung allein schon erhebliche Beeinträchtigungen für den Naturraum<br />
bewirken, so können sich beim Zusammenwirken bzw. bei der Kombination mehrerer Faktoren die<br />
möglichen Gefährdungen verstärken, abschwächen oder es können vollkommen neue<br />
Gefährdungspotentiale hinzukommen. Das Beispiel Skilauf und Wandern soll dies zunächst einmal<br />
veranschaulichen.<br />
Die Auswirkungen des Skilaufs im Winter und die des Wanderns im Sommer wurden bereits<br />
dargestellt. Die Frage, die sich nun stellt, ist: Was passiert, wenn die Aktivitäten Skifahren und<br />
Wandern auf denselben Flächen ausgeübt werden, sozusagen in einer unmittelbaren räumlichen<br />
und zeitlichen Abfolge aufeinander stehen?<br />
Um die Problematik dieser Situation darzustellen, sollte man sich kurz die Aspekte der potentiellen<br />
Auswirkungen vor Augen führen:<br />
1. Durch das Skifahren kann es zu einer Beschädigung der Vegetation durch Pistengeräte und<br />
durch die Stahlkanten der Skier kommen<br />
2. Im Zuge der Pistenpräparierung erfolgt eine Verdichtung der Schneedecke, wodurch sich<br />
die Abschmelzrate deutlich verringert (längere Haltbarkeit der Schneedecke)<br />
3. Eine länger anhaltende Schneedecke bewirkt eine Verkürzung der Vegetationszeit und<br />
somit eine Verschiebung der Regenerationszeit weiter in das Frühjahr bzw. in den<br />
Frühsommer<br />
Folgt nun direkt auf die Belastung der Vegetation durch das Skifahren im Winter eine erneute<br />
Belastung durch das Wandern im Sommer verstärkt sich das Schadausmaß:<br />
4. Durch die Trittbelastung durch Wanderer kann eine weitere Schädigung der bereits stark in<br />
Mitleidenschaft gezogenen Grasnarbe bzw. der Vegetationsauflage erfolgen<br />
5. Die Vegetation hat somit keine Zeit, die durch den Wintertourismus entstandenen Schäden<br />
zu "reparieren" und wird so nachhaltig geschädigt<br />
6. Dieser Schädigungsprozess wird durch eine erneute Beanspruchung im Winter fortgeführt,<br />
bis es zur totalen Zerstörung der Vegetation und des Bodens kommt<br />
Durch die jährlich steigende Anzahl von Erholungssuchenden wird diese Beeinträchtigung in den<br />
meisten Fällen noch verstärkt. Das bedeutet, die Natur ist einer Erhöhung der Besucherfrequenz<br />
bei gleichzeitiger Verkürzung der Vegetations- und Regenerationszeit ausgesetzt.<br />
Im Ausmaß von Schäden durch das Zusammenwirken von mehreren Faktoren muss allerdings<br />
zwischen rein anthropogenen Schadwirkungen und Auswirkungen durch andere Beeinflussungen<br />
unterschieden werden. So verhält es sich ein wenig anders, wenn man beispielsweise die<br />
gegenseitige Beeinflussung von Boden/Vegetation und Weidevieh betrachtet.<br />
Seite 32
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Das Weidevieh scheidet einerseits Stoffe aus, die für den Boden eine bestimmte Belastung an<br />
organischem Material darstellen, außerdem bewirkt der Viehtritt in gewissen Bereichen (v.a. in<br />
Hanglagen mit geringmächtiger Bodenauflage) Erosionserscheinungen.<br />
Andererseits trägt das Vieh durch die Beweidung (= Pflege der Vegetationsdecke) und<br />
Ausscheidungen (= Düngung der Vegetationsdecke) dazu bei, dass sich eine dichte und stabile<br />
Vegetation entwickelt. Somit kann sich auch ein gutes Bodengefüge entwickeln, was in der Folge<br />
zu einer Verbesserung der Filterwirkung und der Wasseraufnahmefähigkeit führt, bei gleichzeitiger<br />
Verringerung des oberirdischen Abflusses.<br />
Von entscheidender Bedeutung, ob es dadurch zu einer Schädigung oder zu einem Ausgleich<br />
kommt, ist das Verhältnis der beiden angeführten Wirkungskreisläufe zueinander.<br />
Zu hoher Viehbestand führt zu verstärkter Vegetationszerstörung (Überweidung, Trittschäden), in<br />
der Folge zu verstärkter Überdüngung und somit zu einem erhöhten Eintrag von Nährstoffen in das<br />
Grundwasser. Darüber hinaus kann es zu einer zunehmenden Eutrophierung des Standortes<br />
kommen.<br />
Zuwenig (oder kein Viehbestand) bzw. keine Mahd kann aber auch negative Auswirkungen haben.<br />
Die langen Halme legen sich um, dadurch wird der oberirdische Abfluss bescheunigt<br />
('Strohdacheffekt'), was in anderen Bereichen wiederum zu einer verstärkten Erosion und somit zu<br />
einer Bodenzerstörung führen kann.<br />
Eine wichtige Voraussetzung ist auch, dass die 'Belastung' der Landschaft angepasst wird. So ist es<br />
im Falle einer Beweidung sehr wichtig, dass diese in einem Gelände stattfindet, wo möglichst<br />
wenige Trittschäden entstehen können (nicht zu steiles Gelände mit einem genügend großen<br />
Bodenhorizont).<br />
Anmerkung: Bei der Gefährdung bzw. Schädigung von Vegetation und Boden (und in der Folge möglicherweise auch<br />
Beeinträchtigung des Trinkwassers) durch die Nutzung der naturräumlichen Gegebenheiten, besteht ein großer von<br />
Unterschied zwischen Weidevieh und Mensch:<br />
Das Weidevieh erzeugt einen geschlossenen Kreislauf: Was vor Ort aufgenommen wird, wird auch vor Ort wieder<br />
ausgeschieden.<br />
Der Mensch befindet sich dagegen in einem offenen Kreislauf, in dem fremde Substanzen in ein Ökosystem eingebracht<br />
werden können (z.B. Chemikalien, Keime).<br />
3.7 Auswirkungen durch Infrastruktureinrichtungen<br />
Hierzu zählen vor allem Straßen, Parkplätze, Aufstiegshilfen, Beherbergungsbetriebe sowie Anlagen<br />
zur Ver- und Entsorgung, aber auch Skipisten, Wanderwege und Klettersteige.<br />
Infrastruktureinrichtungen bewirken in den meisten Fällen größere Schäden für den Naturhaushalt,<br />
als die Ausübung der Sportarten selbst, auch wenn es sich dabei um Massensportarten handelt.<br />
Allerdings ist das zur Verfügung Stellen von bestimmten Einrichtungen eine notwendige<br />
Voraussetzung für die Durchführung der Sportart, wobei man zwischen der primären<br />
Sportinfrastruktur, also jener die für die Ausübung der Tätigkeit selbst benötigt wird, wie Pisten,<br />
Seite 33
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Lifte, etc., und den sekundären Infrastruktureinrichtungen, wie Straßen, Parkplätze,<br />
Beherbergungsbetriebe, Geschäfte, die zu einer besseren Erreichbarkeit, zur Komfortverbesserung<br />
und zu einer Abrundung des Angebotes entstehen, unterscheiden muss.<br />
Die jeweils benötigte Infrastruktur ist in hohem Maße von der Sportart selbst abhängig, für manche<br />
Betätigungen ist keine oder nahezu keine notwendig, für andere sind große Investitionen<br />
notwendig. In der Regel hängt das auch sehr stark mit der Menge der Ausübenden zusammen,<br />
was aber nicht zwangsläufig so sein muss (auch wenn der Vergleich ein wenig hinkt: z.B. im<br />
Motorsport werden sehr hohe Investitionen für eine sehr geringe Anzahl von Ausübenden getätigt).<br />
Die Auswirkungen von Infrastruktureinrichtungen auf die Landschaft und den Naturhaushalt sind<br />
allgemein bekannt und wurden bereits bei den einzelnen Sportarten angesprochen (siehe z.B.<br />
'Skilauf').<br />
Selbst in Gebieten, die sich dem sanften Tourismus verschrieben haben, ist ein gewisses Maß an<br />
touristischer Grundinfrastruktur notwendig und meist auch vorhanden. Auch die Quellgebiete der<br />
Wiener Wasserwerke zählen zu diesen Gebieten. Zumeist beschränkt sich dieses Angebot, im<br />
Gegensatz zu Regionen des Massentourismus, auf Wanderwege und Hütten.<br />
Grundsätzlich sollte danach getrachtet werden, nur unbedingt notwendige Einrichtungen entstehen<br />
zu lassen, wobei aber gerade hier ökologischen Interessen auf wirtschaftliche Vorgaben treffen.<br />
Obwohl in Österreich in den Gebirgsregionen die Ökologie einen hohen Stellenwert hat, ziehen in<br />
diesem Konfliktfeld ökologische Argumente (leider) zu oft den kürzeren.<br />
Sollte ein Eingriff in die Natur unvermeidbar sein, so sollten ökologisch sensible Bereiche<br />
weitgehend ausgespart werden. Ein weiterer Vorteil wäre es, Bauwerke und andere<br />
infrastrukturelle Einrichtungen in den Randbereich von wertvollen Biotopen zu legen oder direkt im<br />
Anschluss an bereits bestehende Projekte zu errichten, vor allem auch im Hinblick auf das<br />
Landschaftsbild.<br />
Unumgänglich bei Eingriffen in die Landschaft ist es, auch die Auswirkungen an die angrenzenden<br />
Bereiche zu berücksichtigen, eventuell im Rahmen einer Umweltverträglichkeitsprüfung, wie sie<br />
heute bei vielen Projekten bereits durchgeführt wird.<br />
Seite 34
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
4 METHODIK - BEWERTUNG VON AUSWIRKUNGEN AUF DEN<br />
NATURRAUM<br />
In einem komplexen ökologischen System, wie es die Gebirgsregionen der Alpen in der Regel sind,<br />
ergeben sich infolge von touristischen Aktivitäten vielfältige Auswirkungen auf den Naturraum.<br />
Für eine Einschätzung der Auswirkungen von Freizeitaktivitäten auf Naturraumfaktoren und in<br />
weiterer Folge auf den Wasserhaushalt gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, in welcher Form die<br />
Auswirkungen auftreten können.<br />
Abbildung 2: Auswirkungen von touristischen Aktivitäten<br />
Nach der Art: qualitativ – quantitativ<br />
Manche Faktoren wirken sich in erster Linie qualitativ (z.B. chemische Inhaltsstoffe von Abwässern)<br />
auf den Naturraum aus, andere – qualitativ nicht so schwerwiegende Faktoren – oft nur über den<br />
Umfang der Einträge.<br />
Nach der Wirkungsweise: direkt – indirekt<br />
Hierbei ist zu unterscheiden, ob die potentiellen Schäden direkt, infolge der Ausübung der<br />
Betätigung oder indirekt, etwa durch sekundäre Erscheinungen von Freizeitaktivitäten entstanden<br />
sind, beispielsweise durch infrastrukturelle Einrichtungen wie Straßen, Parkplätze, Liftanlagen<br />
(BEYER 1994). Sekundäre Schäden können aber auch z.B. durch die Belastung der Luft mit<br />
Schadstoffen entstehen wodurch in weiterer Folge Auswirkungen auf die Umwelt zu erwarten sind.<br />
Andererseits können auch die oben angesprochenen direkten Schäden, die durch die Ausübung der<br />
Tätigkeit selbst entstehen, sich auf andere Faktoren direkt oder indirekt auswirken. So kann sich<br />
eine zu hohe Trittbelastung direkt auf die Vegetation auswirken, etwa durch das Zerstören von<br />
Seite 35
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Pflanzenteilen, indirekt aber auch über eine mögliche Bodenverdichtung auf die Infiltrationsrate<br />
oder den Wasserabfluss.<br />
Nach der Intensität: hoch – gering<br />
Das Ausmaß der potentiellen Beeinträchtigung hängt sehr entscheidend mit der Stärke und Dauer<br />
der Einwirkung zusammen. Im Blickpunkt auf das Schadausmaß macht es einen großen<br />
Unterschied, ob etwa ein Wanderweg nur sporadisch von Wanderern begangen wird, oder ob er<br />
als Zufahrt für ein Pistepflegegerät genutzt wird.<br />
Nach der räumlichen Dimension: lokal – regional<br />
Beeinträchtigungen können sowohl kleinräumig auftreten, als auch große Bereiche oder sogar<br />
ganze Gebiete betreffen. So kann sich etwa der Eintrag von Chemikalien lokal auf das Absterben<br />
von bestimmten Pflanzen oder Vegetationseinheiten auswirken, gelangen diese Substanzen aber<br />
über den Boden in das Grund- oder Quellwasser, so reichen die Auswirkungen dieses Eintrages<br />
weit über die Eintragstelle hinaus und gefährden möglicherweise eine ganze Region.<br />
Nach der zeitli<br />
chen Dimension: kurzfristig – langfristig<br />
Zu unterscheiden ist, ob eine Einwirkung auf das System sehr rasch Auswirkungen auf das System<br />
zeigt, oder es nur langfristig zu Änderungen im Naturraum kommt. Bei der Auswirkung der<br />
potentiellen Beeinträchtigung kann es beispielsweise im Zuge der Pistenpräparierung kurzfristig zu<br />
einem Absterben von Pflanzen oder zu einer Quetschung von Pflanzenteilen kommen, langfristig<br />
kann sich aber auch aufgrund dieser kurzfristigen Störungen die Artenzusammensetzung ändern.<br />
Neben der Tatsache, dass diese Faktoren auch in beiden Ausprägungen bei ein und demselben<br />
Problem auftreten können – z.B. können Trittschäden an der Vegetation sowohl kurzfristig direkt<br />
auf die Vegetation (etwa durch das Ausreißen von Pflanzenteilen) wirken, wie auch langfristig über<br />
eine Reihe weiterer Faktoren zum langsamen Absterben der ganze Pflanze führen – ergeben sich<br />
hier vielfältige Rückkopplungen untereinander. Dadurch kann es über einen Input an einer Stelle<br />
des Systems zu einer Verschiebung von Faktoren, bzw. zu einer Änderung in der Gewichtung der<br />
Faktoren kommen, die wiederum das Gesamtsystem bzw. in weiterer Folge andere Faktoren<br />
beeinflussen, die ursprünglich nicht unmittelbar miteinander im Zusammenhang standen.<br />
So schreibt auch BEYER (1994) in ihrer Studie über Landschaftsveränderungen durch Freizeit- und<br />
Erholungsnutzung am Beispiel der Wasserkuppe (Rhön) dass "die Bewertung von Belastung ein<br />
nahezu unmögliches Unterfangen ist, da Erholungsnutzung auf komplexe Systeme (Ökosysteme)<br />
wirkt, bei dem alle Faktoren in einem Zusammenhang stehen, daher die Auswirkungen der<br />
Erholungsnutzung niemals nur einen Bestandteil tangieren. Dass einige Faktoren stärker betroffen<br />
sind, liegt an der positiven oder negativen Beeinflussung der Faktoren untereinander" (BEYER<br />
1994).<br />
Bereits in den 70-er Jahren wurde versucht, mittels Nutzwertanalyse Landschaftsbewertungen<br />
durchzuführen, wie etwa im Rahmen der sog. 'Sauerlandanalyse', in der die Eignung der<br />
Landschaft für die Erholungsnutzung untersucht und bewertet wurde.<br />
Seite 36
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Seit dieser Zeit bemühte man sich, mit Hilfe verschiedener mathematischer und statistischer<br />
Verfahren, Bewertungen in Ökosystemen durchzuführen. Das Prinzip beruht bei allen dieser<br />
Bewertungsversuche auf der Annahme, dass komplexe Wirkungszusammenhänge in einfache<br />
Teilaspekte zerlegt werden. Diese Teilaspekte sollen zunächst einzeln bewertet werden und<br />
schließlich wieder zusammengefasst und zu einer umfassenden Bewertungsaussage (= dem<br />
Nutzwert) übergeführt werden (HANISCH 2002).<br />
Das Problem dabei ist, dass man basierend auf einem Wertesystem die zu bewertenden<br />
Objekteigenschaften, Bewertungskriterien und Bewertungsmaßstäbe festlegen muss. Auf dieser<br />
Ebene gibt es die größten Unsicherheiten, da es sehr problematisch und nahezu unmöglich ist, ein<br />
dynamisches Ökosystem in seine Bestandteile zu zerlegen und die Faktoren einzeln – quasi statisch<br />
– zu bewerten, ohne die Dynamik, Wechselwirkungen und Rückkoppelungen auch nur<br />
einigermaßen umfassend zu berücksichtigen.<br />
Weiters stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien man die Faktoren einordnet, bewertet und<br />
gewichtet. Wie lässt sich beispielsweise das Absterben von Pflanzenteilen bewerten und gewichten,<br />
wie können dabei Faktoren, wie Art der Vegetation, Pflanzengesellschaften, Höhenlage, Exposition,<br />
Hangneigung, Besonnungsverhältnisse, Bodentiefe einbezogen werden? Speziell im Hochgebirge,<br />
wo auf kleinstem Raum eine Vielzahl von Biotopen auf unterschiedlichsten Standorten und<br />
Bodenverhältnissen angesiedelt ist, erscheint eine solche Vorgangsweise nahezu unmöglich (siehe<br />
BEYER 1994).<br />
Die ganze Problematik könnte eventuell in Form von verschiedenen Szenarien bzw. Teilszenarien<br />
mit Hilfe einer Computerbasierenden Simulation durchgespielt werden (ev. in Form einer<br />
mehrdimensionalen Matrix), diese Aufgabe würde aber den Inhalt dieser Studie bei weitem<br />
übersteigen.<br />
4.1 Problematik der Bewertung von Auswirkungen infolge touristischen<br />
Aktivitäten auf den Naturraum<br />
Im nachfolgenden soll ein Versuch dargestellt werden, wo anhand einiger ausgewählter Faktoren<br />
die Ursachen und Wirkungszusammenhänge von potentiellen Auswirkungen aufgezeigt und am<br />
Beispiel 'Wandern' (das auf der Rax die bedeutendste Rolle spielt) exemplarisch auf einfache Art<br />
und Weise in Form einer Matrix bewertet werden.<br />
Betrachtet man die Fragestellung der potentiellen Auswirkungen von touristischen Aktivitäten auf<br />
das Karstwassersystem und somit auf die Trinkwasservorräte der Wiener Wasserwerke, so kann<br />
man im Allgemeinen davon ausgehen, dass dieses Wirkungssystem grob in 3 Ebenen aufgebaut ist<br />
(siehe nachfolgende Abbildung).<br />
• Ganz oben auf der sog. 'Basisebene' kann es infolge von Freizeitaktivitäten<br />
unterschiedlichster Art zu Inputs in das System kommen<br />
• Ganz unten auf der sog. 'Zielebene' können diese Inputs Verschiebungen und somit<br />
Auswirkungen auf den Karstwasserhaushalt bedeuten<br />
Seite 37
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
• In der Ebene dazwischen, der sog. 'Effektebene' kommt es zu Beeinflussungen,<br />
Verschiebungen und Rückkoppelungen innerhalb dieser Faktoren (Effekte), welche die<br />
Auswirkungen von der oberen Basisebene in irgendeiner Form an die Zielebene<br />
weitergeben.<br />
Wirkungsschema allgemein<br />
Touristische Aktivitäten und deren Auswirkungen<br />
Basis Ebene Input 1 Input 2 Input 3 Input ...<br />
Ebene 1<br />
Effekt 1 Effekt 2 Effekt 3<br />
Effekt ...<br />
Ebene 2<br />
Effekt 5 Effekt 6 Effekt 7 Effekt ...<br />
Ebene …<br />
Effekt...<br />
Ziel Ebene<br />
Auswirkungen auf das Karstwassersystem<br />
Abbildung 3: Wirkungsschema von Aktivitäten allgemein<br />
Die nächste Abbildung zeigt die Wirkungskreisläufe der Auswirkungen des Wanderns<br />
Seite 38
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Wirkungskreisläufe - Wandern<br />
Basisebene<br />
mechanische Einwirkung<br />
- Trittbelastung<br />
Erschließungs- und<br />
Entsorgungsinfrastruktur<br />
Abfälle und organische<br />
Einträge<br />
Effekte<br />
Änderung der<br />
Nährstoffversorgung<br />
Vegetationszerstörung/Absterben<br />
von Pflanzenteilen<br />
Gefährdung<br />
Vegetationsentwicklung/<br />
Pflanzenverdrängung<br />
mechanische<br />
Bodenzerstörung<br />
Änderung der Bodenstruktur<br />
Bodenverdichtung<br />
Reduktion der<br />
Filterwirkung<br />
Änderungen der<br />
Durchwurzelung<br />
Verringerung der<br />
Infiltration<br />
verstärkter<br />
Oberflächenabfluß<br />
erhöhte<br />
Erosionsgefahr<br />
Zielebene<br />
Auswirkungen im Karstwassersystem<br />
Abbildung 4: Wirkungskreisläufe Wandern<br />
Anhand der Grafik kann man bereits erkennen, welche Effekte miteinander in Verbindung stehen<br />
und wie vielfältig die Beeinflussung der Auswirkungen untereinander ist. Es fällt nicht leicht,<br />
Aussagen über die Zusammenhänge und gegenseitige Beeinflussungen zu treffen.<br />
In der nächsten Abbildung wurde versucht, den Bereich der unterschiedlichen Effekte zu ordnen<br />
und die Effekte einzelnen Ebenen zuzuordnen. Daraus ergibt sich für jeden Naturraumfaktor<br />
(Vegetation, Boden, Wasser, etc.) eine Ebene, in der die Auswirkungen jedes Faktors aufgelistet<br />
sind (= Effektebene). Die Auswirkungen werden somit in ihre einzelnen Ebenen zerlegt und diese<br />
wiederum in ihre einzelnen Effekte.<br />
Seite 39
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Effekte Grundtabelle - Wandern<br />
Basisebene<br />
Input<br />
mechanische Einwirkung<br />
- Trittbelastung<br />
Erschließungs- und<br />
Entsorgungsinfrastruktur<br />
Abfälle und<br />
organische Einträge<br />
Effekte Eb1<br />
Vegetation<br />
Vegetationszerstörung/Absterben<br />
von Pflanzenteilen<br />
Änderung der<br />
Nährstoffversorgung<br />
Gefährdung<br />
Vegetationsentwicklung<br />
/Pflanzenverdrängung<br />
Änderungen der<br />
Wurzelmasse<br />
Effekte Eb2<br />
Boden<br />
Bodenverdichtung<br />
Reduktion der<br />
Filterwirkung<br />
Änderung der<br />
Bodenstruktur/<br />
Bodenverdichtung<br />
Änderungen der<br />
Durchwurzelung<br />
Effekte Eb3<br />
Wasser<br />
Verringerung<br />
der Infiltration<br />
verstärkter<br />
Oberflächenabfluß<br />
erhöhte<br />
Erosionsgefahr<br />
Auswirkungen im Karstwassersystem<br />
Abbildung 5: Grundtabelle Effekte Wandern<br />
Die Auswirkungen des Skilaufs in Bezug auf den Naturhaushalt sind von den Effekten her sehr<br />
ähnlich gestaltet, mit dem Unterschied, dass hier noch eine zusätzliche Ebene (Schnee) vorhanden<br />
ist (siehe nachfolgende Abbildung).<br />
Seite 40
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Effekte Grundtabelle - Pistenskilauf<br />
Basisebene<br />
Input<br />
Physikalische Einwirkung<br />
- Präparierung<br />
Physikalische Einwirkung<br />
- Skifahrer<br />
Einsatz von<br />
Kunstschnee<br />
Chemikalien<br />
Dünger, Stabilisatoren<br />
Effekte Eb1<br />
Schnee<br />
Schneeverdichtung/<br />
Gefahr des<br />
Gefrierens<br />
Verringerung der<br />
Isolationswirkung<br />
Bodenfrost<br />
Sauerstoffdefizite/<br />
Fäulnisprozesse<br />
Auftreten von<br />
Schneeschimmel<br />
Effekte Eb2<br />
Vegetation<br />
Vegetationszerstörung/Absterben<br />
von Pflanzenteilen<br />
Verkürzung der<br />
Veg.-Periode<br />
Gefährdung<br />
Vegetationsentwicklung/<br />
Pflanzenverdrängung<br />
Änderungen der<br />
Durchwurzelung<br />
Effekte Eb3<br />
Boden<br />
Bodenverdichtung<br />
Änderung der<br />
Bodenstruktur<br />
Änderung der<br />
Nährstoffversorgung<br />
Effekte Eb4<br />
Wasser<br />
Verringerung<br />
der Infiltration<br />
Reduktion der<br />
Filterwirkung<br />
verstärkter<br />
Oberflächenabfluß<br />
erhöhte<br />
Erosionsgefahr<br />
Auswirkungen im Karstwassersystem<br />
Abbildung 6: Grundtabelle Effekte Pistenskilauf<br />
In der Folge kann man nun die einzelnen Auswirkungen zueinander in Beziehung bringen,<br />
beispielsweise in Form einer Matrix, und versuchen die Wechselwirkungen untereinander<br />
zuzuordnen und zu bewerten. Im nächsten Beispiel wurden nur 3 Auswirkungsparameter<br />
(Wirkungsweise, Intensität und zeitliche Dimension) für die Bewertung herangezogen, da alle 5<br />
bereits an die Grenzen des räumlichen Vorstellungsvermögens gehen würden.<br />
In den folgenden Abbildungen ist der Versuch einer Bewertung der Auswirkungen der Basisebene<br />
auf die unterschiedlichen Effektebenen dargestellt.<br />
Seite 41
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Bewertung von Effekten - Wandern<br />
Effekte<br />
Vegetation<br />
mechanische Einwirkung<br />
- Trittbelastung<br />
Erschließungs- und<br />
Entsorgungsinfrastruktur<br />
Abfälle und organische<br />
Einträge<br />
Vegetationszerstörung/<br />
Absterben von<br />
Pflanzenteilen<br />
hoch<br />
dir<br />
kurz<br />
ger<br />
dir<br />
hoch<br />
kurz<br />
hoch<br />
indir<br />
lang<br />
ger<br />
Änderung der<br />
Nährstoffversorgung<br />
indir<br />
ger<br />
lang<br />
kurz<br />
dir<br />
hoch<br />
lang<br />
Gefährdung der<br />
Vegetationsentwicklung/<br />
Pflanzenverdrängung<br />
hoch<br />
indir<br />
lang<br />
ger<br />
hoch<br />
indir<br />
lang<br />
ger<br />
dir<br />
hoch<br />
lang<br />
indir<br />
Änderungen der<br />
Durchwurzelung<br />
indir<br />
ger<br />
lang<br />
indir<br />
ger<br />
lang<br />
indir<br />
ger<br />
lang<br />
Abbildung 7: Bewertung der Auswirkungen von Wandern auf die Vegetation<br />
Bewertung von Effekten - Wandern<br />
Effekte<br />
Boden<br />
mechanische Einwirkung<br />
- Trittbelastung<br />
Erschließungs- und<br />
Entsorgungsinfrastruktur<br />
Abfälle und organische<br />
Einträge<br />
mechanische<br />
Bodenzerstörung<br />
dir<br />
hoch<br />
kurz<br />
dir<br />
hoch<br />
kurz<br />
hoch<br />
indir<br />
lang<br />
ger<br />
Bodenverdichtung/<br />
Änderung der<br />
Bodenstruktur<br />
kurz<br />
dir<br />
hoch<br />
lang<br />
dir<br />
kurz<br />
hoch<br />
indir<br />
lang<br />
hoch<br />
indir<br />
lang<br />
ger<br />
Reduktion der<br />
Filterwirkung<br />
kurz<br />
dir<br />
hoch<br />
lang<br />
dir<br />
ger<br />
lang<br />
indir<br />
indir<br />
ger<br />
lang<br />
Änderungen der<br />
Durchwurzelung<br />
hoch<br />
indir<br />
lang<br />
ger<br />
indir<br />
ger<br />
lang<br />
indir<br />
ger<br />
lang<br />
Abbildung 8: Bewertung der Auswirkungen von Wandern auf den Boden<br />
Seite 42
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Bewertung von Effekten - Wandern<br />
Effekte<br />
Wasser<br />
mechanische Einwirkung<br />
- Trittbelastung<br />
Erschließungs- und<br />
Entsorgungsinfrastruktur<br />
Abfälle und organische<br />
Einträge<br />
Verringerung der<br />
Infiltration<br />
hoch<br />
dir<br />
lang<br />
ger<br />
dir<br />
hoch<br />
kurz<br />
indir<br />
ger<br />
lang<br />
indir<br />
ger<br />
lang<br />
verstärkter<br />
Oberflächenabfluss<br />
indir<br />
hoch<br />
lang<br />
kurz<br />
dir<br />
hoch<br />
lang<br />
erhöhte<br />
Erosionsgefahr<br />
indir<br />
hoch<br />
lang<br />
kurz<br />
dir<br />
hoch<br />
lang<br />
Abbildung 9: Bewertung der Auswirkungen von Wandern auf das Wasser<br />
Man kann anhand der Abbildungen erkennen, dass die Beziehungen sehr unterschiedliche<br />
Auswirkungen zueinander zeigen bzw. dass es zwischen manchen Effekten offensichtlich keine<br />
Zusammenhänge gibt. Darüber hinaus ist noch festzuhalten, dass bei manchen Parametern beide<br />
Ausprägungen möglich sind. Im Falle einer computergestützten Simulation muss das eine<br />
entsprechende Berücksichtigung finden.<br />
Neben diesen Auswirkungen der Basisebene auf die einzelnen Effektebenen, die noch<br />
verhältnismäßig leicht zuzuordnen sind, gibt es natürlich auch Beziehungen der einzelnen Effekte<br />
zueinander. In der nächsten Abbildung wurden einige davon ausgewählt und in ihrer Beziehung<br />
zueinander bewertet.<br />
Seite 43
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Bewertung von Effekten - Wandern<br />
Effekte-<br />
Effekte<br />
Vegetationszerstörung/<br />
Absterben von<br />
Pflanzenteilen<br />
Änderungen<br />
der<br />
Durchwurzelung<br />
Bodenverdichtung/<br />
Änderung der<br />
Bodenstruktur<br />
Änderung der<br />
Nährstoffversorgung<br />
Verringerung der<br />
Infiltration<br />
hoch<br />
dir<br />
kurz<br />
ger<br />
indir<br />
ger<br />
lang<br />
dir<br />
hoch<br />
kurz<br />
indir<br />
ger<br />
lang<br />
verstärkter<br />
Oberflächenabfluss<br />
kurz<br />
dir<br />
hoch<br />
lang<br />
hoch<br />
indir<br />
lang<br />
ger<br />
dir<br />
hoch<br />
kurz<br />
erhöhte<br />
Erosionsgefahr<br />
hoch<br />
indir<br />
lang<br />
ger<br />
dir<br />
hoch<br />
lang<br />
indir<br />
ger<br />
hoch<br />
indir<br />
lang<br />
ger<br />
indir<br />
ger<br />
lang<br />
Abbildung 10: Bewertung der Effekte zueinander<br />
Für die Bewertung des gesamten Ökosystems müsste man nun eine Art multidimensionale Matrix<br />
heranziehen, die das menschliche Vorstellungsvermögen bei weitem übersteigt. Man könnte sich<br />
dies etwa in folgender Form vorstellen:<br />
Die in den einzelnen Abbildungen dargestellten Beziehungen der Effektebenen mit der Basisebene<br />
liegen übereinander angeordnet, doch statt der 3 Bewertungsparameter werden weit mehr<br />
einbezogen. Zwischen diesen Ebenen gibt es in alle Raumrichtungen Beziehungen<br />
(=Auswirkungen) zueinander mit einer multidimensionalen Parameterausbildung. Darüber hinaus<br />
sind rund um diese multidimensionale Matrizen noch weitere Faktoren, wie Temperatur,<br />
Sonnenscheindauer, Hangneigung, Himmelsrichtung, etc. angeordnet, welche das komplexe, in<br />
sich geschlossene, System noch von außen beeinflussen.<br />
Aus diesen Ausführungen kann man ersehen, dass es – wie bereits zu Beginn des Kapitels erwähnt<br />
– sehr schwierig ist, die Auswirkungen von touristischen Aktivitäten auf ein komplexes Ökosystem<br />
darzustellen und nahezu unmöglich, sie mit herkömmlichen Methoden zu bewerten.<br />
Seite 44
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
5 DIE RAX – NATURRÄUMLICHE GRUNDLAGEN<br />
5.1 Topographischer Überblick<br />
Die Rax wird häufig, gemeinsam mit dem Schneeberg, aufgrund ihrer Nähe zu Wien als der<br />
'Hausberg der Wiener' bezeichnet.<br />
Sie liegt etwa 90 km südwestlich von Wien an der Grenze zwischen Niederösterreich und der<br />
Steiermark und ist von der Bundeshauptstadt in etwa eineinviertel Stunden bequem mit dem Auto<br />
über die Südautobahn (A2) bzw. Semmeringschnellstrasse (S6) zu erreichen. Auch mit öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln (Südbahn ab Wien bis Reichenau und in weiterer Folge Bus bis Hirschwang) ist sie<br />
von Wien aus gut angebunden.<br />
Am Fuße der Rax befinden sich 3 größere Siedlungen: Hirschwang im Osten, Prein an der Rax im<br />
Süden und Hinternaßwald im Westen.<br />
Vom Schneeberg ist die Rax durch das Höllental, das die Schwarza in das Gestein erodiert hat,<br />
getrennt.<br />
Die Rax ist ein Hochplateau mit zum Teil sehr steilen, felsigen Bergflanken. Die Hochfläche ist eine<br />
durch Kuppen und Rücken gegliederte Landschaft in einer Seehöhe zwischen ca. 1500 und 2000<br />
Metern; die höchste Erhebung ist die Heukuppe auf der südwestlichen Rax mit 2007 Metern.<br />
Infolge der starken touristischen Frequentierung verfügt die Rax über ein ausgedehntes Netz an<br />
Wanderwegen und eine Reihe von Berghütten. Für den Aufstieg vom Tal auf die Hochfläche gibt es<br />
von Hirschwang aus eine Seilbahn, welche die ca. 1000 Höhenmeter in wenigen Minuten<br />
überwindet. Weitere häufig benutzte Aufstiegsrouten gibt es noch im Süden, ausgehend vom<br />
Preiner Gscheid und von Hinternaßwald über den Kaisersteig.<br />
Das gesamte Hochplateau ist als Quellschutzgebiet ausgewiesen, dieser Bereich reicht im Süden<br />
(Gebiet Prein) bis etwa zur 1000-Meter Höhenlinie, an den anderen drei Flanken bis ins Tal bzw.<br />
darüber hinaus auf den Schneeberg und auf die Schneealpe.<br />
Die nachfolgende Karte zeigt einen topographischen Überblick über das Raxgebiet.<br />
Seite 45
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Karte 1: Topographischer Überblick<br />
5.2 Geologie<br />
Die Rax gehört geologisch gesehen zu den Ostausläufern der nördlichen Kalkalpen. Sie ist ein aus<br />
verkarstungsfähigen Gesteinen aufgebauter Gebirgsstock vom Typus eines Kalkhochplateaus<br />
(ebenso wie Schneeberg, Schneealpe und Hochschwab).<br />
Von der Geomorphologie her handelt es sich hier um eine in sich mehrfach abgetreppte Altfläche,<br />
die von H. RIEDL (1977) als "Raxlandschaft" bezeichnet wird. Die Höhenintervalle dieser<br />
Flächensysteme betragen etwa 150-200 Meter.<br />
Wie diese treppenartige Landschaft tatsächlich entstanden ist, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.<br />
Ein Ansatz geht davon aus, dass die Raxlandschaft bei der Hebung im Zuge der Gebirgsbildung<br />
infolge der Bruchtektonik in einzelne Schollen zerbrochen ist (einphasige Entwicklung). Es ist aber<br />
auch möglich, dass die Entstehung einem mehrphasigen Hebungsvorgang (mit Senkungsphasen)<br />
zugrunde liegt (RIEDL 1977).<br />
Aufgebaut ist die Rax zum überwiegenden Teil aus Kalken und Dolomiten. Daneben gibt es noch<br />
ganz vereinzelt andere Gesteine, wie etwa Porphyroid, Grünschiefer, Quarzite oder<br />
Kalkglimmerschiefer, die allerdings lokal sehr begrenzt sind – oft in Form von Stufen, Rippen oder<br />
kleinen Kuppen.<br />
Seite 46
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Den Hauptbestandteil der Rax bildet Wettersteinkalk (Mitteltrias), die Hochfläche ist fast zur Gänze<br />
daraus aufgebaut, die Steilränder zum überwiegenden Teil. Der Wettersteinkalk ist ein massiges, in<br />
dichten Bänken geschichtetes Gestein von heller, zumeist lichtgrauer Färbung. Zum Teil gibt es<br />
auch dünklere Partien (z.B. Bärental, Scheibenwaldhöhe), vereinzelt tritt er auch in hellroter<br />
Färbung auf (CORNELIUS 1936). Es handelt sich hierbei um ein sehr reines karbonatisches<br />
Gestein. Auffällig sind stellenweise Einlagerungen von gelb bis rot gefärbten Mergeln,<br />
dunkelgrauen bis gelben Schiefern und dunkelroten tonig-eisenhaltigen Ablagerungen<br />
(FRANZ/SOLAR 1964).<br />
Abbildung 11: Kalkfelsen im Bereich der Lechnermäuern<br />
Ein weiteres felsbildendes Gestein neben dem Wettersteinkalk ist der Wettersteindolomit, vielfach<br />
geht der Kalk in den Dolomit über, so beispielsweise im Bereich des Reißtales oder unterhalb des<br />
Jakobskogels. Einen Übergangsbereich von Wettersteinkalk (oben) zu Wettersteindolomit (unten)<br />
markiert auch z.B. der Bismarksteig, vereinzelt tritt der Dolomit auch auf dem Raxplateau an die<br />
Oberfläche (z.B. oberhalb der Looswand). Gegenüber dem Wettersteinkalk ist der<br />
Wettersteindolomit viel brüchiger, seine Felsen sind meist weniger steil und rauer. Charakteristisch<br />
ist auch der Zerfall in eckigen Grus (CORNELIUS 1936).<br />
Unter diesen Gesteinen sind häufig Gutensteiner Kalke und Dolomite zu finden, die nur an wenigen<br />
Stellen (Steilabhänge) an die Oberfläche treten, wie beispielsweise bei den Raxenmäuern am<br />
Südabfall der Heukuppe. Es handelt sich hierbei um schwarze bis dunkelgraue Gesteine, oft mit<br />
ziegelroten (Kalk) oder grauen (Dolomit) Kluftbelägen. Kennzeichnend sind das Vorkommen in<br />
zumeist dünnen Schichten und die geringe Verwitterungsbeständigkeit (CORNELIUS 1936).<br />
Kennzeichnend für alle Kalk- und Dolomitgesteine ist die starke Klüftigkeit, die eine entscheidende<br />
Rolle für die Wasserdurchlässigkeit spielt (siehe Kap. 'Wasserhaushalt – Karstproblematiik').<br />
Die unterste Ebene des Raxgebirges bilden die Werfener Schichten (Trias). Diese vollkommen<br />
wasserundurchlässigen Gesteine bestehen aus leicht verwitternden Tonschiefern und<br />
Quarzsandsteinen und bilden so einen Stauhorizont für die Karstwässer.<br />
Interessant ist auch das Auftreten von sog. 'Augensteingeröllen' auf der Hochfläche. Es handelt<br />
sich hierbei um gelbliche, runde, wenige Zentimeter große (in Form und Größe an Augen<br />
Seite 47
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
erinnernde), überwiegend aus Quarz (daneben auch vereinzelt Gneis) bestehende Gerölle auf der<br />
Raxhochfläche. Zumeist sind sie in an Stellen anzutreffen, wo Terra fusca in größeren Mengen<br />
zusammengeschwemmt wurde.<br />
Woher diese Augensteine stammen und wie sie genau entstanden sind bzw. wie sie auf die zur<br />
Gänze aus Kalken aufgebaute Hochfläche gekommen sind, steht bis heute nicht fest. Es könnte<br />
sich um Reste einer Schotterdecke handeln, die vor der Hebungsphase des Gebirges über den<br />
heutigen Gipfeln abgelagert wurde. Erst durch mehrfache Umlagerungen könnte das Material (das<br />
keinesfalls aus den Kalkalpen stammen kann, sondern nur von weiter südlich her verfrachtet<br />
worden sein kann) auf die Raxhochfläche gelangt sein, was eine grundlegende Umgestaltung der<br />
Gefällsverhältnisse im Zuge der Gebirgsbildung bedeuten würde (CORNELIUS 1936).<br />
5.3 Böden<br />
Aufgrund der Höhenlage und in Ermangelung an bodenbildendem Ausgangsmaterial sind die<br />
Böden auf der Rax zumeist nur von geringer Mächtigkeit. In steilen, felsigen Bereichen fehlen sie<br />
sehr oft zur Gänze oder sind nur auf Spalten und Rillen oder spärlich in Kalkschutt oder Kalkgrus<br />
eingemengte Reste beschränkt.<br />
Auf flach geneigten oder ebenen Stellen bzw. in Senken oder Mulden, wo Feinmaterial<br />
eingeschwemmt und abgelagert wird, können sich auch Böden größerer Mächtigkeit bilden.<br />
Im Wesentlichen beschränken sich die auf der Rax vorkommenden Böden auf 3 Bodenarten<br />
(FRANZ/SOLAR 1964):<br />
• Rendsinen<br />
• Terra fusca<br />
• Rotlehme<br />
Die Rendsinen des Raxplateaus gehören zur Gruppe der Hochgebirgsrendsinen, die sich in der<br />
überwiegenden Mehrzahl durch einen außerordentlich hohen Humusgehalt auszeichnen. Rendsinen<br />
können nur dort entstehen, wo Kalk oberflächlich lagert. Die ständige Nachlieferung von Kalk an<br />
die Bodenlösung bestimmt nicht nur den Biochemismus, sondern beeinflusst auch den Kreislauf an<br />
organischer Substanz maßgeblich (FRANZ/SOLAR 1964).<br />
Nach H. PALLMANN und W. KUBIENA (nach FRANZ/SOLAR 1964) werden diese Rendsinen auf<br />
Kalkgestein als 'Eurendsinen' bezeichnet, die sich aufgrund ihres Humusgehalts noch in einzelne<br />
Varietäten unterscheiden lassen.<br />
Die alpine Moderrendsina bedeckt den anstehenden Fels in sehr geringer Mächtigkeit (selten mehr<br />
als 10 cm), wobei die Spalten und Rillen des kalkhältigen Ausgangsgesteins ebenfalls mit humosem<br />
Bodenmaterial ausgefüllt sind. Die alpine Pechrendsina (Humusform Pechmoder) ist homogen und<br />
feinporig mit kolloidalem Charakter. Besonders auffällig ist die intensive schwarze Färbung. Die<br />
alpine Polsterrendsina findet sich schließlich unter alpinen Polsterpflanzen (FRANZ/SOLAR 1964).<br />
Im Gegensatz zu den kalkhältigen Gebirgsrendsinen sind die Terra fusca Böden kalkfrei. (Die<br />
Bezeichnung 'Braunlehme', die in der Literatur als Synonym für die Terra fusca ebenfalls<br />
Verwendung findet, beinhaltet auch Böden aus kalkhältigem Ausgangsmaterial und trifft somit für<br />
eine Terra fusca nicht zu.) Dieses nicht karbonatische Material kann auf einem ausschließlich aus<br />
Seite 48
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Kalk aufgebautem Hochplateau nur durch Windverfrachtung aus einem aus silikatischen Gesteinen<br />
bestehendem Gebiet (höchstwahrscheinlich aus dem benachbarten ostalpinen Kristallin)<br />
eingebracht worden sein (FRANZ/SOLAR 1964). Auch die Terra fusca (auch als Roterde<br />
bezeichnet) tritt auf der Rax in 3 Subformen auf.<br />
Die typische Terra fusca (Humusform Feinmoder) besteht aus wenig verändertem Terra fusca<br />
Sediment, an der Profilbasis liegen stets Wettersteinkalkschutt- und –grusmassen. Der Boden hat<br />
zumeist eine dunkelgraue Färbung und ist v.a. in flachen Mulden und Tälern bis ins flachhängige<br />
Gelände anzutreffen. Die podsolige pseudovergleyte Terra fusca ist stockwerkartig (3-5 Lagen)<br />
aufgebaut, indem Terra fusca Sedimentrelikte auf älteren Terra fusca Sedimenten und diese wieder<br />
auf Solifluktionsschutt und/oder Rotlehmpackungen liegen. Diese Bodenart findet sich v.a. in Lagen<br />
mit reliefbedingtem Tagwasserstau, z.B. in flachen Dolinen, auf schwachgeneigten, kleinwellig<br />
reliefierten Flächen und am flachen Hangfuß. Die gedunkelte Terra fusca mit einer dünnen Streuund<br />
Humusauflageschicht (Moder) entsteht durch Humuseinwaschung an ökologisch frischen<br />
Standorten. Sie ist auf kleine Flächen mit guter Wasserversorgung bzw. auf Standorte, an denen<br />
kein starker Abtrag von Reliktsedimenten stattgefunden hat, beschränkt (FRANZ/SOLAR 1964).<br />
Bei den Rotlehmen handelt es sich um "rote, plastische, dichte, schlämmstoff- und<br />
sesquioxidreiche Böden" (FRANZ/SOLAR 1964) von verschiedenem Alter. Einerseits gibt es<br />
vereinzelt und kleinräumig 'Rotleme in situ', die teils als Reliktböden noch die heutige Bodendecke<br />
bilden, teils als fossile Böden unter Terra fusca begraben liegen. Daneben gibt es noch<br />
(wahrscheinlich mehrmals umgelagerte) Rotlehmsedimente. Auf der Rax am weitesten verbreitet<br />
sind jedoch spärliche in Kalkschutt bzw. –grus eingemengte Reste von<br />
Rotlehmerosionssedimenten, sowie mit Rotlehm gefüllte Spalten und Risse im Karbonatgestein<br />
(FRANZ/SOLAR, 1964).<br />
Die Böden der Rax sind starken exogenen Kräften ausgesetzt, besonders Erosionsvorgänge und<br />
Bodenfrost spielen bei der Entwicklung eine große Rolle. Die größte Bedeutung hat dabei die<br />
Hangabspülung, besonders an Hängen über 30° Neigung. Ist die Vegetationsdecke bereits<br />
aufgebrochen, entweder natürlich durch anstehenden Fels und Steine oder infolge von<br />
Trittschäden durch Weidevieh oder die Besucher, kommt es sehr rasch zur Zerstörung der<br />
Bodendecke. Infolge von Rillenerosion kommt es zunächst zur Zerschneidung und in weiterer Folge<br />
zur Unterspülung der Vegetationseinheiten bis auf das nackte Gestein. Beschleunigt wird dieser<br />
Vorgang noch durch die Kammeisbildung im Winter (FRANZ/SOLAR 1964).<br />
In ebenem oder leicht geneigtem Gelände (speziell an Wegen), wo infolge hoher Besucherfrequenz<br />
die Vegetation zerstört ist, ist die Erosion durch den Aufprall der Regentropfen ein entscheidender<br />
Faktor (v.a. bei Terra fusca). Durch diesen Vorgang werden Bodenteilchen aus dem Gefüge<br />
gerissen und in nächster Nähe auf ebenen Flächen oder in leichten Mulden in Form eines<br />
schwachen Schwemmkegels abgelagert (gut erkennbar am Poa annua-Bewuchs). Die<br />
Erodierbarkeit ist abhängig von der Zusammensetzung – sandreichere Terra fusca wird leichter<br />
erodiert, tonreichere hält der Erosion besser stand (FRANZ/SOLAR 1964).<br />
Auch der Bodenfrost spielt bei den Erosionsvorgängen eine bedeutende Rolle (speziell bei<br />
Pechrendsinen). Durch die Frostwirkung wird das Bodengefüge gesprengt bzw. große Bestandteile<br />
(z.B. Grobschutt) an die Oberfläche gehoben, was nach dem Auftauen der Böden die<br />
Erosionsanfälligkeit erhöht (FRANZ/SOLAR 1964).<br />
Seite 49
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Demgegenüber geht eine Neubildung von Böden sehr langsam vor sich. Das liegt einerseits an der<br />
– durch die Höhenlage des Gebietes bedingte – relativ kurze Vegetationsperiode, andererseits am<br />
spärlichen Vorhandensein von zersetzbarem organischem Material. Ein weiterer entscheidender<br />
Faktor ist die Beanspruchung infolge der touristischen Nutzung, v.a. an Wegen, wo durch die<br />
Bodenneubildung durch die stetige Trittbelastung sofort wieder zerstört wird.<br />
Abbildung 12: Schäden infolge Trittbelastung<br />
5.4 Vegetation<br />
Die Vegetation in den Quelleinzugsgebieten hat einen entscheidenden Einfluss speziell auf die<br />
Qualität (aber auch auf die Quantität) des Trinkwassers. Die Zusammensetzung und Verteilung der<br />
Vegetation wird neben der Höhenlage auch maßgeblich von Klima, Geologie und Boden bestimmt.<br />
Die forst- und almwirtschaftliche Nutzung haben die Vegetationsverhältnisse im Laufe der Zeit<br />
teilweise massiv verändert (GRABHERR 2000).<br />
Die Hänge unterhalb des Raxplateaus sind (mit Ausnahme der Felspartien im Bereich der<br />
Steilhänge) in der Regel bewaldet.<br />
In den unteren Hangbereichen sind im naturnahen Zustand laubholzreiche Mischwälder<br />
vorherrschend. Hierbei handelt es sich um buchenreiche Wälder (Carici albae-Fagetum), teilweise<br />
mit anderen Laubholzarten (Bergahorn, Esche), sowie mit Fichten und Tannen. Weiter<br />
hangaufwärts werden die Laubhölzer seltener, die Buche tritt zurück. Fichten-/Tannen-<br />
/Buchenbestände (z.B. Asperulo-Abieti-Fagetum) bzw. Fichten-/Tannenbestände (Adenostylo<br />
glabrae-Abietum) weiter oben herrschen vor, vereinzelt sind auch Lärchen anzutreffen. Mit<br />
zunehmender Seehöhe geht auch die Tanne zurück, in den Randbereichen zum Raxplateau sind<br />
subalpine Fichtenwälder (Adenostylo glabrae-Piceetum und Adenostylo alliariae-Piceetum)<br />
vorherrschend (MAYER 1974, DIRNBÖCK/GREIMLER 1996).<br />
Seite 50
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
In den vergangenen Jahrhunderten wurde mitunter extremer Raubbau an den Wäldern, v.a. im<br />
Zuge der Brennholznutzung, betrieben, naturnahe Wälder konnten sich nur auf wenigen, zumeist<br />
sehr exponierten und schlecht zugänglichen Standorten halten. Es entstanden in der Folge stark<br />
vereinheitlichte, zumeist gleichaltrige Wälder in denen die Fichte eine vorherrschende Stellung<br />
einnahm. Erst als man in den 60er- und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts die große Bedeutung<br />
von reich strukturierten Wäldern für den Quellschutz erkannte, begann man diese Wälder in<br />
naturnahe Mischbestände umzubauen. Den Hauptanteil dieser Bestände bilden die Baumarten<br />
Fichte, Lärche, Tanne, Buche, Ahorn und Esche (DIRNBÖCK 1998).<br />
Besonders intensiviert wurden diese Anstrengungen nach den verheerenden Sturmschäden im<br />
Jänner 1976. Damals wurden weite Teile der Waldflächen, zum Großteil reine Fichtenbestände,<br />
durch Windwurf vernichtet – neben dem Kuhschneeberg war auch die Rax sehr stark betroffen. Zu<br />
den Bereichen mit den größten Schäden zählten Reißtal, Höllental (hier wurde der gesamte<br />
Bestand zwischen Weichtal und Hochstegbrücke vernichtet), Wachthüttelkamm und<br />
Schütterboden. Allein die Forstverwaltung Nasswald hatte einen Schaden von etwa 100.000<br />
Festmeter zu beklagen. Mit der Forcierung der Mischbestände in Folge der Sturmkatastrophe<br />
konnten sich stabile Bestände bilden, die heute einen wesentlichen Beitrag zum Quellschutz leisten.<br />
Ein prägendes Element der Vegetation auf der Rax sind die ausgedehnten Latschenbestände. Sie<br />
sind auf vielfältigen Standorten in großen Bereichen der Rax anzutreffen, wie etwa auf den<br />
Plateauflächen, in Schutthalden und auf steilen Felsen. An seiner Untergrenze ist der<br />
Latschengürtel mit den subalpinen Fichtenwäldern vielschichtig verzahnt. Die Latschen haben auch<br />
durch ihr weitreichendes Wurzelwerk eine wichtige Funktion zur Stabilisierung des Bodens und als<br />
Wasserspeicher. Im Geäst der Latschen werden beträchtliche Schneemengen gespeichert, die<br />
während der Schneeschmelze langsam in den Untergrund sickern. Durch die zumeist sehr dichten<br />
Bestände ist auch die Verdunstung bedeutend niedriger als auf offenen Flächen (DIRNBÖCK 1998,<br />
KÖCK/HOLTERMANN/HOCHBICHLER 1998).<br />
Abbildung 13: Ausgedehnte Latschenbestände im Bereich des Habsburghauses<br />
Seite 51
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Die Raxhochfläche gliedert sich in 2 Plateaus unterschiedlicher Höhe. Der tiefer gelegene<br />
Plateaubereich, der 'Grünschacher' ist v.a. durch großflächige Latschenbestände und alte gerodete<br />
Almflächen geprägt. Nach der Auflassung der Beweidung verbrachen diese Flächen zusehends mit<br />
Latschen. An den nicht mit Latschen bewachsenen Stellen sind auf den ehemaligen Almflächen<br />
typisch ausgebildete Milchkrautweiden, Rasenschmielenbestände und Bürstlingsrasen vorzufinden.<br />
(DIRNBÖCK/GREIMLER 1996).<br />
Eine solche sehr ausgedehnte Fläche befindet sich etwa auf den ehemaligen Almweiden im Bereich<br />
Hofhalt – Wolfgang-Dirnbacher-Hütte (Grünschacher) oder bei der Gloggnitzer Hütte. Auch in den<br />
rezent beweideten Flächen finden sich diese Pflanzengesellschaften, so bei der Taupentalalm,<br />
Grasbodenalm und in der Umgebung der Ochsenhalthütte. Hier treten zu den bereits<br />
angesprochenen Pflanzengesellschaften noch häufig infolge der Beweidung<br />
Weiderasengesellschaften und Alpenampferfluren (Stickstoffzeiger) hinzu. Auch das vordere<br />
Raxplateau, in der Nähe der Bergstation, wird großteils von diesen Pflanzengesellschaften<br />
bewachsen, was hier aber nicht auf die Beweidung sondern vielmehr auf die intensive touristische<br />
Nutzung (rege Wandertätigkeit, Skipiste) zurückzuführen ist.<br />
Im Randbereich von Weideflächen (eher an steileren Stellen) treten mitunter auch<br />
Rostseggenrasen bzw. Blaugras-Horstseggenfluren auf.<br />
In feuchten Senken und Dolinen sind Gesellschaften von Blaueisenhut (oft mit Alpenampfer) und<br />
Bürstlingsrasen/-weiden anzutreffen. Hochstaudenfluren sind ebenfalls kleinflächig ausgebildet –<br />
etwa in Rinnen oder in Komplexen mit Blaueisenhut oder Frauenmantel (DIRNBÖCK/GREIMLER<br />
1996).<br />
Abbildung 14: Blaueisenhutbestand<br />
Das höhere Plateauniveau mit seinem sehr stark gegliederten Relief bedingt eine große Vielzahl<br />
von unterschiedlichsten Standorten, die eine große Fülle von Vegetationstypen bedingen.<br />
In den sehr steilen, durch Fels und Felsschutt geprägten Abhängen, die diese Hochfläche umgeben<br />
(z.B. Raxenmäuern, Kahlmäuern, Preinerwand, Lechnermauern) und keine oder nur eine sehr<br />
eingeschränkte Bodenbildung zulassen, sind nur sehr wenige, speziell an diese schwierigen<br />
Bedingungen angepasste Pflanzengesellschaften vorhanden. Felsspalten-, Schutt und<br />
Seite 52
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Abwitterungsgesellschaften, Kalk- und Schneebödengesellschaften, sowie Buntschwingelrasen<br />
besiedeln hier einzelne Teilbereiche.<br />
In den höchstgelegenen Flächen der Rax, an den (zumeist windexponierten) Kuppen und Kanten<br />
von Heukuppe, Scheibwaldhöhe, Trinksteinboden und Preinerwand werden große Flächen von<br />
Polsterseggenrasen (Caricetum firmae) und Felsenseggenrasen (Carex rupestris-Gesellschaften)<br />
bewachsen. Auf versauerten Standorten ist mitunter Gemsheide (Loiseleuria procumbens) in die<br />
Polsterseggenrasen integriert.<br />
Auf Verebnungen zwischen Latschen bilden sich häufig Kurzgrasmatten mit Agrostis alpina<br />
(Alpenstraußgras) aus. Auch Kalkmagerrasen (Sesleria-Gesellschaften) sind häufig in<br />
Latschenlichtungen (auch in Gräben und Einhängen zwischen den Latschen) zu finden.<br />
Blaugras-Horstseggenhalden oder Staudenhafer-Horstseggenhalden (weiter unten, beispielsweise<br />
an der Südostflanke stellenweise bis zur Plateaukante) bedecken, vielfach im Komplex mit<br />
Rostseggenfluen (Caricetum ferrugineae), große Bereich des Hochplateaus (DIRNBÖCK/GREIMLER<br />
1996).<br />
DIRNBÖCK/GREIMLER (1996) konnten im Rahmen ihrer Vegetationsuntersuchungen eine<br />
Konzentration von Schäden an der Vegetation lediglich im Bereich der Hauptwege von der<br />
Bergstation über Ottohaus bis zur Seehütte und über das Preiner Gscheid zum Karl-Ludwig-Haus,<br />
sowie im Nahbereich der Hütten feststellen. Am stärksten betroffen ist der Bereich in der<br />
Umgebung der Bergstation, wo durch die hohe Frequentierung sowohl im Sommer<br />
(Wandertätigkeit) wie auch im Winter (Skipiste, Präparierung) eine starke oberflächliche<br />
Verdichtung gepaart mit Oberflächenerosion gegeben ist. Auf diesen Flächen kommt es auch zur<br />
Ausbildung von Trittfluren, die aus verschiedenen Ausgangsgesellschaften entstehen können.<br />
Weniger durch den anthropogenen Einfluss, als vielmehr durch Winderosion bilden sich an ebenen,<br />
exponierten Flächen (z.B. Heukuppe, Trinksteinsattel, Scheibwaldhöhe) sog. 'Umtriebslückenrasen'<br />
aus. Infolge des luvseitigen Absterbens von älteren Rasenzonen und anschließender Winderosion<br />
entstehen offene Stellen (sog. 'Umtriebslücken'), die ein typisches Mosaik aus alpinen Rasen<br />
ergeben. Das fortschreitende Ausblasen der offenen Stellen und die sukzessive Wiederbesiedlung<br />
dieser Flächen mit Rohbodenkeimern (z.B. Poa alpina, Saxifraga aizoides) und Zwergsträuchern<br />
(Dryas octopetala, Salix alpina) lässt diese Umtriebslücken quasi über den Standort 'wandern', so<br />
dass es zu einer ständigen Abfolge von Absterben und Neubesiedlung kommt (siehe Foto nächste<br />
Seite).<br />
Kommt in Hanglagen noch der Einfluss der Solifluktion dazu, so entstehen sog. 'Strukturrasen'<br />
(treppenartig ausgebildete Polsterseggenrasen), wie sie für weite Teile des Raxplateaus<br />
charakteristisch sind (DIRNBÖCK/GREIMLER 1996).<br />
Seite 53
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Abbildung 15: Umtriebslückenrasen in der Nähe des Trinksteinsattels<br />
5.5 Klima<br />
Das Rax-Schneeberggebiet, einer der letzten Ausläufer der nördlichen Kalkalpen, befindet sich im<br />
östlichen Randbereich des alpinen/subalpinen Klimas mit Einflüssen des im östlichen Flachland<br />
vorherrschenden illyrischen bzw. pannonischen Klimas. Aufgrund der Topographie sind die<br />
klimatischen Verhältnisse des Gebietes sehr inhomogen.<br />
Geprägt wird das Klima überwiegend von Westwetterlagen, die feuchte Luft aus den Alpen<br />
bringen. Die Niederschläge nehmen von Westen nach Osten deutlich ab, die Temperaturen<br />
hingegen zu.<br />
Das West-Ost-Gefälle der Niederschläge ist sehr gut anhand der Werte der Messstationen im Rax-<br />
Schneeberggebiet zu erkennen.<br />
Messstation<br />
Nasswald-Wasseralm (705 m Seehöhe)<br />
Nasswald (620 m)<br />
Schwarzau im Geb. (612 m)<br />
Kaiserbrunn (540m)<br />
Puchberg am Schneeberg (584m)<br />
Reichenau an der Rax (486m)<br />
Jahresniederschlag<br />
1.331 mm<br />
1.151 mm<br />
1.234 mm<br />
1.167 mm<br />
901 mm<br />
817 mm<br />
Tabelle 1: Niederschlagssummen ausgewählter Messstationen (Reihe 1961-1990 bzw. 1981-1990 (Nasswald-Wasseralm);<br />
Quelle ZAMG, 2003)<br />
Seite 54
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Die Stationen im Westen und Norden des Gebietes haben die höchsten Niederschlagswerte,<br />
während in den östlichen und südlichen Bereichen (Puchberg, Reichenau) deutlich weniger<br />
Niederschläge fallen. Die feuchten, zumeist aus Nordwesten kommenden, Luftmassen lassen einen<br />
Großteil der Niederschläge an Rax und Schneeberg niedergehen, das östliche Flachland erreichen<br />
sie teilweise nicht mehr.<br />
Neben diesem West-Ost-Gradienten gibt es bei den Niederschlägen auch einen Höhengradienten,<br />
der allerdings den Messwerten nach weniger stark ausgeprägt ist. Gut dokumentierbar ist das<br />
anhand der Stationen Kaiserbrunn und Puchberg. Obwohl Kaiserbrunn eine geringere Seehöhe hat<br />
als Puchberg (siehe Tabelle), fallen dort im Jahresmittel um über 250 mm mehr Niederschlag.<br />
Auch die Werte der Messstation der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik auf dem Rax-<br />
Plateau (1.554m Seehöhe) in der Nähe der Bergstation zeigen dieses Bild. Da es für diese Station<br />
es erst ab dem Jahr 1995 Werte gibt, ist ein Vergleich mit den langjährigen Reihen der anderen<br />
Stationen nicht möglich. Allerdings sind die mittleren Jahresniederschläge dieser Station im<br />
Zeitraum 1995-2001 (1.418 mm) geringer als jene in Schwarzau am Gebirge im selben Zeitraum<br />
(1.502 mm), was auch im nachfolgenden Diagramm dargestellt ist (ZAMG 2003).<br />
Niederschlag [mm]<br />
220<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
Schwarzau am Gebirge<br />
Rax-Bergstation<br />
Puchberg am Schneeberg<br />
Reichenau a. d. Rax<br />
Abbildung 16: Niederschlag ausgewählter Stationen (Reihe 1995-2001); Quelle ZAMG, 2003<br />
Auch auf dem Raxplateau gibt laut Beobachtungen von Ortskundigen ein West-Ost-Gefälle in der<br />
Niederschlagsverteilung. Es gibt zwar auch im westlichen Teil der Rax seit 1998 3<br />
Klimamessstationen (Scheibenwaldhöhe und in der Nähe des Habsburghauses zwischen 1.700m<br />
und 1.950m Seehöhe) von universitären Einrichtungen (Universität für Bodenkultur und Universität<br />
Seite 55
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Wien – Biozentrum), allerdings kommt es hier infolge der exponierten Lage häufig zu<br />
Datenausfällen. Durch das Fehlen von durchgehenden, aussagekräftigen Werten können die<br />
angesprochenen Beobachtungen deshalb nicht wissenschaftlich belegt werden.<br />
Von weitaus größerer Bedeutung für die Vegetation und den Wasserhaushalt des Gebietes ist die<br />
jährliche Verteilung der Niederschläge (siehe nachfolgende Abbildung).<br />
Nassw ald-Wasseralm<br />
Nassw ald<br />
16 0<br />
16 0<br />
14 0<br />
14 0<br />
12 0<br />
12 0<br />
10 0<br />
10 0<br />
80<br />
80<br />
60<br />
60<br />
40<br />
40<br />
20<br />
20<br />
0<br />
Jan Feb M ar Apr M ai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
0<br />
Jan Feb M ar Apr M ai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
Schwarzau im Gebirge<br />
Kaiserbrunn<br />
16 0<br />
16 0<br />
14 0<br />
14 0<br />
12 0<br />
12 0<br />
10 0<br />
10 0<br />
80<br />
80<br />
60<br />
60<br />
40<br />
40<br />
20<br />
20<br />
0<br />
Jan Feb M ar Apr M ai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
0<br />
Jan Feb M ar Apr M ai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
Puchberg am Schneeberg<br />
Reichenau an der Rax<br />
16 0<br />
16 0<br />
14 0<br />
14 0<br />
12 0<br />
12 0<br />
10 0<br />
10 0<br />
80<br />
80<br />
60<br />
60<br />
40<br />
40<br />
20<br />
20<br />
0<br />
Jan Feb M ar Apr M ai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
0<br />
Jan Feb M ar Apr M ai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
Abbildung 17: Niederschlagssummen ausgewählter Messstationen in mm Niederschlag (Reihe 1961-1990 bzw. 1981-1990<br />
(Nasswald-Wasseralm); Quelle ZAMG 2003<br />
Seite 56
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Die meisten Niederschläge fallen bei allen Stationen im Gebiet in den Sommermonaten (Mai bis<br />
August), was für die Trinkwassergewinnung ein großer Vorteil ist, da die sommerlichen<br />
Verbrauchsspitzen besser abgedeckt werden können. Daneben gibt es aber auch in der jährlichen<br />
Verteilung einen Unterschied zwischen dem westlichen und dem östlichen Teil des<br />
Untersuchungsgebietes. In den östlichen Bereichen ist der Niederschlag, mit Ausnahme der<br />
Sommermonate, sehr homogen über das ganze Jahr verteilt, an der westlichen Rax gibt es jedoch<br />
noch ein zweites Niederschlagsmaximum im Winter. Dieser Niederschlag in den Wintermonaten ist<br />
ebenfalls ein wichtiger Faktor für die Trinkwasserversorgung, da das Wasser (v.a. in den<br />
höhergelegenen Bereichen) bis in das Frühjahr in Form von Schnee gespeichert wird und somit<br />
eine Reserve für die niederschlagsärmere Zeit zu Frühjahrsbeginn darstellt.<br />
Das lässt sich auch sehr gut anhand der Quellschüttungen dokumentieren. Beträgt beispielsweise<br />
die Schüttung der Kaiserbrunnquelle in den Monaten Dezember und Jänner im Schnitt ca. 700-<br />
800m³/Monat, so steigt sie im Frühjahr (Schneeschmelze) stetig an und liegt im Mai bei ca.<br />
3.000m³.<br />
Die durchschnittlichen Lufttemperaturwerte steigen im Allgemeinen von Westen Richtung Südosten<br />
an, sie werden jedoch im Gegensatz zu den Niederschlagsmengen sehr stark von der jeweiligen<br />
Höhenlage bestimmt.<br />
Die höchsten Jahresdurchschnittstemperaturen zeigen die Stationen in Puchberg (584m) und<br />
Reichenau (486m) mit 8,6°C bzw. 8,8°C, in Schwarzau am Gebirge (612 m) liegt der<br />
Jahresdurchschnitt um 2°C niedriger. Deutlich kälter ist es in Anbetracht der Höhenlage am<br />
Raxplateau in 1.554m Seehöhe. Hier beträgt das Jahresmittel der Lufttemperatur lediglich 3,5°C.<br />
Mehr Aussagekraft als der jährliche Temperaturdurchschnitt hat für die Vegetationsperiode und das<br />
Karstwasserregime die monatliche Temperaturverteilung (siehe nächste Abbildung). Während in<br />
Puchberg und Reichenau die Monatsmittel nur im Dezember und Jänner leicht unter der 0°C-<br />
Grenze (ca. –1°C) liegen, liegen sie am Raxplateau von November bis März zumeist sehr deutlich<br />
darunter. Selbst im April beträgt die monatliche Durchschnittstemperatur lediglich +1,3°C<br />
(Reichenau und Puchberg 8-9°C). Man kann hieraus sehr deutlich erkennen, dass auf der Rax die<br />
Temperatur den limitierenden Faktor für die Vegetation, speziell für die Dauer der<br />
Vegetationsperiode darstellt. Da auch im Sommer die durchschnittlichen Monatstemperaturen 12°C<br />
nicht erreichen (Reichenau und Puchberg ca. 18°C), kann auf der Rax nur eine speziell an diese<br />
Verhältnisse angepasste Vegetation auf Dauer bestehen (siehe Kap. 'Vegetation') (ZAMG 2003).<br />
Die Temperaturkurve ist in der nachfolgenden Abbildung dargestellt.<br />
Seite 57
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Temperatur [°C]<br />
20<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
-2<br />
-4<br />
-6<br />
Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
Schw arzau am Gebirge<br />
Rax-Bergstation<br />
Puchberg am Schneeberg<br />
Reichenau a. d. Rax<br />
Abbildung 18: Jahrestemperaturkurve ausgewählter Stationen (Reihe 1995-2001); Quelle ZAMG 2003<br />
Die Schneebedeckung ist im Hochgebirge einer der wichtigsten Umweltfaktoren. Die Dauer und<br />
Mächtigkeit der Schneedecke hat für die Vegetation, aber auch für den Wasserhaushalt einen sehr<br />
bedeutenden Einfluss. Für die Quellschüttungen ist v.a. das Schnee-Wasser-Äquivalent und das<br />
Abschmelzverhalten sowohl in quantitativer (Schneeschmelzabfuß, Schneerücklage) als auch in<br />
qualitativer Hinsicht (Inhaltsstoffe, Trübung, etc.) eine wichtige Kenngröße.<br />
Auf dem Raxplateau ist – mit Ausnahme von windexponierten und sehr steilen Bereichen – der<br />
Boden durchschnittlich zumindest von Mitte November bis Anfang Mai schneebedeckt, von<br />
Dezember bis April ist im Normalfall eine durchgehende Schneedecke ausgebildet.<br />
In Anbetracht der klimatisch gesehen sehr kurzen Vegetationsperiode, bleibt der Vegetation somit<br />
sehr wenig Zeit für die Entwicklung und somit nur eine sehr reduzierte Zeitspanne, mögliche<br />
Schäden infolge der touristischen Nutzung zu reparieren (ZAMG 2003).<br />
Eine wichtige Rolle für die Verteilung und Entwicklung der Vegetation spielen mikroklimatische<br />
Einflüsse. Aufgrund der starken Reliefierung bewirken neben der Seehöhe auch Exposition,<br />
Hangneigung und Vegetationsbedeckung speziell im Gebirge unterschiedliche, kleinräumige<br />
Klimaverhältnisse und lassen ein sog. 'Mosaikklima' entstehen (DIRNBÖCK 1996). Dieses<br />
Mikroklima hat auf die Art und Zusammensetzung der Vegetation einen maßgeblichen Einfluß und<br />
wirkt daher stark vegetationsdifferenzierend. In Abhängigkeit davon entwickeln sich jeweils speziell<br />
an die mikroklimatischen Bedingungen angepasste Vegetationseinheiten (beispielsweise<br />
Schneetälchengesellschaften (siehe Kapitel 'Vegetation')).<br />
Seite 58
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
5.6 Wasserhaushalt – Karstproblematik<br />
Durch den Aufbau aus verkarstungsfähigen Gesteinen (Kalk und Dolomit, siehe Kap. 'Geologie') ist<br />
die Oberfläche der Rax (ebenso wie Schneeberg, Schneealpe und Hochschwab) von einem dichten<br />
Netz an Klüften und Rissen überzogen. Diese Systeme aus Klüften und Schichtfugen reichen tief in<br />
das Berginnere hinein und durchziehen den gesamten Gebirgsstock, wobei die Größe von kleinen<br />
Fugen bis zu ausgedehnten Höhlensystemen reichen kann.<br />
Im Gegensatz zu den meisten Gebieten mit kristallinem Untergrund, wo ein Großteil des Abflusses<br />
oberirdisch erfolgt, sickert das Wasser im Karst sehr rasch in den Untergrund. (Dies erklärt auch,<br />
warum es auf der Rax keinerlei Oberflächengewässer gibt und warum auf der Hochfläche trotz der<br />
Höhenlage und einer Niederschlagsmenge von ca. 2.000 mm im Jahr akuter Wassermangel<br />
herrscht). Das mit CO 2 angereicherte Wasser löst das Gestein mit den darin enthaltenen<br />
Mineralien, durchfließt die vadose Zone (ungesättigte Zone), bis es sich über einer<br />
wasserstauenden Schicht (hier Werfener Schichten, siehe Kap. 'Geologie') ansammelt; die<br />
wassergesättigte Zone wird auch phreatische Zone genannt.<br />
Wird diese wassergesättigte Schicht irgendwo von einem Tal angeschnitten, treten die Karstwässer<br />
in Form von (meist einigen wenigen) Quellen wieder an die Oberfläche. Da die Werfener Schichten<br />
von Süden nach Norden hin abfallen, sind die meisten bzw. ergiebigsten Quellen im Nordwesten<br />
bzw. Nordosten der Rax vorzufinden. Im Süden dagegen findet man nur einige kümmerliche<br />
Wasseraustritte (z.B. Reißtalerquelle) bzw. Schuttquellen, wenn sich das Wasser unter dem<br />
aufgelagerten Schutt bzw. oberflächlich aufgelockertem Gestein über einem nicht oder nur schwer<br />
durchlässigen Horizont sammelt, wie die Emmaquelle am Preiner Gscheid (CORNELIUS, 1936).<br />
Die Verweildauer des Wassers im Gestein (d.h. die Dauer vom Einsickern an der Oberfläche bis<br />
zum Quellaustritt) ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von wenigen Stunden bis zu vielen Jahren,<br />
wobei es natürlich auch gesteinsabhängige Unterschiede gibt. Auch die Schüttungsverhältnisse<br />
werden sehr stark von den anstehenden Gesteinen bestimmt. Die Verweildauer ist darüber hinaus<br />
auch von folgenden Faktoren abhängig:<br />
• Klüftigkeit<br />
• Mächtigkeit des anstehenden Gesteins<br />
• Boden (Art, Zusammensetzung und Mächtigkeit)<br />
• Vegetationsauflage (Art, Dichte, Durchwurzelungsintensität und Höhe)<br />
So ist Kalk eher grob geklüftet, mit einem überwiegend senkrecht ausgerichteten Kluftsystem. Das<br />
Wasser fließt relativ rasch durch das Gestein, Kalkquellen reagieren auf Niederschlagsereignisse<br />
zumeist sehr kurzfristig, sie 'springen' sehr rasch an und ebben auch relativ rasch wieder ab.<br />
Dolomit dagegen ist feiner geklüftet und hat demnach nicht so eine starke Wassergängigkeit wie<br />
Kalkgestein. Insgesamt ist aber das Speichervermögen in der Regel aber größer, das Wasser fließt<br />
ständig und viel gleichmäßiger.<br />
Ein Beispiel:<br />
• Die Kläfferquelle (Kalk) hat in Spitzenzeiten eine Schüttung von bis zu 10.000 m 3 /Sekunde,<br />
in Trockenperioden sinkt die Schüttungsmenge auf ca. 600 m 3 /Sekunde. Das Verhältnis<br />
Maximal- zu Minimalschüttung beträgt ca. 16:1.<br />
Seite 59
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
• Die Pfannbauernquelle (Dolomit) hat in Regenperioden eine Maximalschüttung von 380 –<br />
600 m 3 /Sekunde, die Minimalschüttung beträgt 180 m 3 /Sekunde. Das Schüttungsverhältnis<br />
beträgt hier ca. 2:1<br />
Daneben gibt es auch sog. 'gemischte Quellen' (Kalk und Dolomit) wie etwa die<br />
Kaiserbrunnenquelle im Höllental zwischen Schneeberg und Rax.<br />
In Anbetracht des Gesteinsuntergrundes könnte man annehmen, dass Quellen aus Karstgebieten<br />
eine hohe Wasserhärte haben. Die Karstwässer aus den Quellgebieten der Stadt Wien haben eine<br />
jedoch nur eine geringe Härte (zwischen 6° und 12°, im Mittel ca. 7-8° dH) und eine beständige<br />
Temperatur von etwa 5-7° C. Die Wasserhärte ist maßgeblich abhängig von der Konzentration der<br />
im Wasser gelösten Calcium- und Magnesiumsalze. Die Kalk- und Dolomitgesteine der<br />
Einzugsgebiete sind fast zur Gänze aus diesen Mineralien aufgebaut, doch da das Wasser im<br />
Normalfall sehr schnell das Kluftsystem der Kalkgesteine passiert, bleibt wenig Zeit Mineralien (Ca,<br />
Mg) zu lösen – das ist der wesentliche Grund, warum das Wiener Wasser eine geringe Wasserhärte<br />
hat.<br />
Wässer aus dolomitischen Einzugsgebiet haben eine etwas höhere Härte als jene aus Kalkgebieten.<br />
Dolomit ist zwar insgesamt schlechter löslich als Kalk, durch die längere Verweildauer im Gestein<br />
kann jedoch mehr gelöst werden als bei Kalk.<br />
Der tatsächliche Weg des Wassers vom Einsickern bis zum Austritt an der Quelle ist nur sehr<br />
schwer nachvollziehbar, da es ein weit verzweigtes, nicht einsehbares Kluftsystem passiert.<br />
Außerdem können die Wasserwege mitunter häufigen Änderungen innerhalb des Kluftsystems<br />
unterworfen sein, wenn etwa durch Lösungsvorgänge im Gestein neue Verbindungswege<br />
entstehen. Meist sind auch nicht alle Hohlräume miteinander verbunden, häufig gibt es mehrere<br />
von einander unabhängige Kluftwassersysteme mit verschiedenen Wasserspiegeln.<br />
Das macht es so schwierig, Einzugsgebiete von Karstquellen eindeutig abzugrenzen. Hinzu kommt<br />
noch, dass durch unterirdisch vernetze Kluftsysteme mitunter auch Wasserscheiden überbrückt<br />
werden können.<br />
Eine Aussage über die Herkunft des Wassers an der Quelle kann mithilfe von Markierversuchen<br />
(Triftmethoden) einigermaßen getroffen werden. Dabei werden Substanzen (Tracer) an der<br />
Oberfläche eingebracht und der Ort des Austritts (Quelle) sowie die Zeit bestimmt. Hierbei gibt es<br />
unterschiedliche Möglichkeiten:<br />
• Färbemethoden: Die Markierung erfolgt hier mittels unbedenklicher Farbstoffe (z.B. Uranin<br />
(grünlich) oder Rodanin (rot)), über Fluoreszenzmethoden können sogar minimalste<br />
Konzentrationen festgestellt werden. Der Vorteil dieser Färbemethoden besteht darin, dass<br />
man an verschiedenen Eingangsstellen unterschiedliche Farben verwenden kann und somit<br />
genauere Aussagen über die Wege des Wassers erlangen kann<br />
• Pflanzensporen: So werden etwa Bärlappsporen eingebracht und an den Quellen mit<br />
Planktonnetzen aufgefangen<br />
• Salzlösungen: Hier erfolgt die Bestimmung über die Messung der Leitfähigkeit<br />
• Isotopenmethode: Beispielsweise Deuterium oder das Sauerstoffisotop 018 können mittels<br />
Massenspektrometer nachgewiesen werden<br />
Seite 60
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Diese Tracer können sich normalerweise sehr lang halten und sind somit auch noch nach Jahren<br />
feststellbar. Diese Eigenschaft kann jedoch auch zum Nachteil werden, da dadurch spätere<br />
Messungen verfälscht werden können.<br />
5.6.1 Vulnerabilität<br />
Vulnerabilität beschreibt die Anfälligkeit (Verletzlichkeit) von Grund- bzw. Karstwassersystemen<br />
gegenüber schädlichen Einträgen.<br />
CICHOCKI/ZOJER definieren Vulnerabilität folgendermaßen:<br />
"Vulnerabilität ist jener Begriff, der verwendet wird, um die wesentlichen geologischen und<br />
hydrologischen Eigenschaften , welche die Sensitivität des Grundwassers gegenüber<br />
Verschmutzung durch anthropogene Aktivitäten bestimmen, darzustellen". (CICHOCKI/ZOJER 1999<br />
nach DALY/WARREN 1994)<br />
Karstwassersysteme sind sehr offene Systeme und demnach auch sehr anfällig für<br />
Verunreinigungen. Ist eine Verunreinigung erst einmal in das Karstwassersystem gelangt, so findet<br />
sie sich auch meist sehr rasch an den Quellaustritten wieder. Einmal ins Berginnere verfrachtet,<br />
gibt es kaum mehr eine Möglichkeit, allfällige Schadstoffe wieder herauszufiltern. Verschärft wird<br />
diese Situation noch durch die kurze Durchgangszeit. Oft ist der Eintrag schon wenige Stunden<br />
später im Quellwasser zu finden – für die Einleitung geeigneter Maßnahmen bleibt nur eine sehr<br />
kurze Reaktionszeit.<br />
Auf der anderen Seite können Teile des infiltrierten Niederschlags und somit auch mögliche<br />
Schadstoffe auch in tiefere Bereiche des Karstwasserkörpers eindringen, wo eine langfristige<br />
Speicherung erfolgt. Dies hat zur Folge, dass der Nachweis von Schadstoffen im Wasser oft erst<br />
lange Zeit nach Beendigung der Schadstoffeinbringung möglich ist. Es kann also auch ein sehr<br />
kurzfristiger Schadstoffeintrag eine langfristige qualitative Beeinträchtigung des Quellwassers nach<br />
sich ziehen.<br />
Besonders wichtig ist daher der Schutz von Karstwasservorkommen vor qualitativen<br />
Beeinträchtigungen durch Verhinderung bzw. Reduzierung von Schadstoffeinträgen im<br />
Infiltrationsgebiet.<br />
Der einzige Filter für Schadstoffe ist die Vegetation bzw. der Boden (siehe nachfolgende<br />
Abbildung). Neben der Vermeidung von schädlichen Einträgen muss daher die Erhaltung einer<br />
standortgerechten Vegetation bzw. eines stabilen Bodenaufbaues das vorrangige Ziel für den<br />
Quellschutz sein.<br />
Seite 61
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Komponenten von Karstwassersystemen<br />
• Vegetation<br />
Typ, Höhe, Dichte, räumliche Verteilung, ...<br />
• Boden<br />
Typ, Struktur, Dichte, Mächtigkeit,<br />
Durchwurzelung...<br />
Erhaltung von<br />
Vegetation und Boden<br />
als Hauptfaktoren für<br />
die Vulnerabilität von<br />
Karstwassersystemen<br />
• Gesteinsuntergrund<br />
Gestein, Struktur, Porensystem,<br />
Wasserdurchlassigkeit, ...<br />
• Karstwasserhorizont<br />
vadose und phreatische Zone<br />
Abbildung 19: Komponenten von Karstwassersystemen<br />
Besonders wichtig ist die Bodenbedeckung bei Dolinen und Karrenfeldern. Dolinen sind<br />
trichterförmige Vertiefungen im Boden, an deren Grund in der Regel Ponore ('Schlucklöcher')<br />
anzutreffen sind. Sie haben (ebenso wie Karrenfelder) eine direkte Verbindung zum unterirdischen<br />
Karstwassersystem. Aus Unwissenheit wurden Dolinen früher zur Ablagerung von Abfällen<br />
verwendet, heute werden sie (auch auf der Rax) teilweise mit Geotextil und/oder Lehm<br />
verschlossen, um eine bessere Filterwirkung des einsickernden Niederschlages zu gewährleisten.<br />
Abbildung 20: Dolinenfeld in der Nähe des Otto-Schutzhauses<br />
Seite 62
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Das entscheidende Kriterium beim Boden ist die Feldkapazität, die die Wasserrückhaltefähigkeit<br />
eines Bodens beschreibt und somit ein Maß für die Fähigkeit eines Bodens ist, "die Verlagerung von<br />
Stoffen in den Untergrund zu verhindern" (CICHOCKI/ZOJER 1999). Die Infiltrationsrate ist somit<br />
der zentrale Faktor für die Beurteilung der Vulnerabilität, da ein direkter Zusammenhang zwischen<br />
der Menge der Infiltration und der Vulnerabilität eines bestimmten Gebietes besteht<br />
(CICHOCKI/ZOJER 1999).<br />
Ein weiteres Kriterium für die Vulnerabilität von Karstsystemen im Rahmen des österreichischen<br />
Konzeptes für den Hochgebirgskarst ist – neben Boden und Vegetation – beispielsweise die<br />
Hangneigung (vgl. CICHOCKI/ZOJER 1999). Je steiler eine Fläche ist, desto größer ist der<br />
oberirdische Abfluss und desto mehr mögliche Schadstoffe werden abgeschwemmt und können<br />
nicht in das Grundwasser infiltrieren. Das bedeutet, dass speziell auf Flächen, auf denen sich das<br />
Wasser sammelt, eine ausreichende Boden- und Vegetationsbedeckung vorhanden sein muss.<br />
Abbildung 21: Aufbau eines Karstsystems<br />
Seite 63
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
6 WASSER FÜR WIEN – DIE WIENER WASSERWERKE<br />
6.1 Wasserversorgung<br />
6.1.1 Die Wasserversorgung vor 1850<br />
Bereits zur Römerzeit gab es im damaligen Lager Vindobona funktionierende<br />
Wasserleitungsanlagen. Im Zuge der Völkerwanderungen wurden diese Anlagen jedoch zerstört<br />
und zunächst einzelne Hausbrunnen, später auch öffentliche Brunnen für die Versorgung mit<br />
Wasser verwendet. Die ersten Wasserleitungen wurden nach 1550 (Siebenbrunner<br />
Hofwasserleitung 1553, Hernalser Wasserleitung 1565) in den Vororten errichtet und versorgten<br />
zunächst die kaiserliche Hofburg und andere wichtige Gebäude in der Stadt, die Häuser wurden<br />
nach wie vor durch Brunnen versorgt. Bis 1724 gab es in der Stadt keine Kanäle, Schmutzwasser,<br />
Unrat, usw. verseuchten viele Brunnen. In der Folge gab es häufig Seuchen und Epidemien wie<br />
Pest, Typhus und Cholera. Man erkannte, dass diese Krankheiten vor allem auf die schlechte<br />
Qualität des Trinkwassers zurückzuführen waren und begann neben einer Kanalisation auch<br />
vermehrt wieder Wasserleitungen zu bauen, v.a. aus den Vororten und aus dem Wienerwald,<br />
wobei es sich zumeist um gefällebedingte Rohrleitungen handelte (DONNER, keine Jahresangabe).<br />
Infolge der starken Bevölkerungszunahme (Wien hatte 1830 bereits 318.000 Einwohner) wurde die<br />
Wassernot aber immer größer, die vorhandenen Anlagen konnten den Bedarf nicht mehr<br />
abdecken. Man behalf sich zunächst durch den Einsatz von sog. 'Wasserwagen', die von Haus zu<br />
Haus zogen und Wasser aus einem großen Fass zum Verkauf anboten, was sich sogar zu einem<br />
eigenen Geschäftszweig entwickelte. 'Wassermänner' und 'Wasserweiber', die den Leuten gegen<br />
Entgelt Wasser in Butten zu den Wohnungen trugen, gehörten zum damaligen Straßenbild.<br />
Durch die fortschreitende Verbauung der Stadt und das stete Anwachsen der Bevölkerung<br />
entschied Kaiser Ferdinand I. eine, das gesamte Stadtgebiet umspannende, Wasserleitung (die<br />
sog. 'Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung') bauen zu lassen, die schließlich 1846 eröffnet werden<br />
konnte. Das Wasser wurde in Heiligenstadt am Ufer des Donaukanals dem Grundwasserstrom<br />
entnommen und mittels Dampfmaschinen in 3 Reservoirs geschöpft, von wo es über ein Rohrnetz<br />
verteilt wurde. Die Anlage wurde in den folgenden Jahren erweitert, um den steigenden<br />
Wasserbedarf zu decken. Wien erfuhr als Zentrum der Monarchie in dieser Zeit eine regelrechte<br />
Bevölkerungsexplosion. Von 1830 bis 1870 hatte sich die Zahl der Einwohner auf 635.000 Personen<br />
verdoppelt, das Rohrnetz erreichte in diesen Jahren bereits eine Länge von 90 Kilometern. Der<br />
erhöhte Bedarf – neben der steigenden Einwohnerzahl trug auch die rege Bautätigkeit massiv dazu<br />
bei – wurde durch gefiltertes Donauwasser von extrem schlechter Qualität gedeckt,<br />
dementsprechend nahm die Seuchengefahr rapide zu (DONNER, keine Jahresangabe).<br />
6.1.2 Die Wiener Hochquellenleitungen<br />
Um 1850 wurden bereits erste Überlegungen angestellt, wie man die Wasserversorgung von Wien<br />
für die Zukunft sicherstellen könnte. 1961 wurden von der Stadt Wien alle namhaften Ingenieure<br />
Seite 64
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
eingeladen, dem Gemeinderat Lösungsmöglichkeiten für die Trinkwasserversorgung darzulegen,<br />
wobei der Grundsatz lautete, dass "zum menschlichen Genuss das reinste erreichbare Wasser<br />
unter Überwindung aller Schwierigkeiten beschafft werden soll" (DONNER, keine Jahresangabe).<br />
Es wurden eine Reihe von Projekten eingereicht, die etwa die Verwendung der Fischa-Dagitz-<br />
Quellen, die Nutzung der Grundwasservorkommen bei Urschendorf oder auch eine<br />
Donauwasseraufbereitungs- und versorgungsanlage vorsahen, jedoch konnte vorerst kein Projekt<br />
überzeugen. Da sich auch namhafte Vertreter der Ärzteschaft aus gesundheitlichen Gründen gegen<br />
eine Versorgung mit Grundwasser aus dem Donaubereich und für die Hereinleitung einer<br />
Hochquelle aussprachen, konzentrierte sich die Aufmerksamkeit immer mehr auf die Quellen aus<br />
dem Rax-Schneeberggebiet (DONNER, keine Jahresangabe).<br />
Schließlich beauftragte der Wiener Gemeinderat den Geologen und Paläontologen Prof. Eduard<br />
Suess mit der Erstellung von Vorstudien für ein solches Projekt. Suess holte einige der besten<br />
Leute auf diesem Gebiet in sein Projektteam, unter anderem auch den Zivilingenieur Karl Junker,<br />
der bereits unter Alois Negrelli an den Nivellementarbeiten beim Bau des Suez-Kanals beteiligt war<br />
und für die Planung der Wasserleitungstrasse verantwortlich zeichnete. Eine projektierte<br />
Wassermenge von 138.000 m 3 (!) (gegenüber 10.000m 3 der alten Kaiser-Ferdinands-<br />
Wasserleitung) sollte aus der Kaiserbrunnquelle und der Stixensteinquelle entnommen und im<br />
freien Gefälle nach Wien geleitet werden (DONNER, keine Jahresangabe).<br />
Nach einigen Diskussionen gab der Gemeinderat schließlich 1866 seine Zustimmung zu dem<br />
Projekt und unter der Leitung von Prof. Suess wurde mit der Detailplanung begonnen.<br />
Der Kaiserbrunnen (den bereits Kaiser Karl VI. 1736 auf einer Jagd entdeckte und von dem fortan<br />
eigene Wasserreiter das vorzügliche Wasser an den Hof nach Wien brachten) wurde vom Kaiser<br />
der Stadt Wien für die Wasserversorgung unentgeltlich überlassen, die Stixensteinquelle überließ<br />
Graf Hoyos-Spritzenstein unter bestimmten Bedingungen ebenfalls der Stadt. Junker zeichnete die<br />
Trasse so geschickt entlang der Höhenlinien, dass lediglich einige wenige Aquädukte (z.B. in<br />
Leobersdorf, Baden, Mödling, Liesing, Mauer, Speising) zur Überbrückung von Tälern notwendig<br />
waren.<br />
Die Arbeiten wurden 1969 unter der Bauleitung von Antonio Gabrielli begonnen, eröffnet wurde die<br />
1. Hochquellenwasserleitung zur Weltausstellung 1873.<br />
Als reine Gravitationsleitung (ohne Pumpwerk) fließt das Wasser von der Kaiserbrunnquelle auf 521<br />
Metern Seehöhe bis zum Zentralreservoir in Wien am Rosenhügel (245 m). Die Leitungstrasse hat<br />
somit einen Höhenunterschied von 280 m auf einer Länge von 89,3 km. Die Gefällsverhältnisse<br />
wurden dem Gelände angepasst und betragen im oberen Bereich 6%, im unteren Teil zwischen<br />
Mödling und Wien schließlich nur mehr 0,44% .Die Wasserleitung besteht aus einem gemauerten<br />
Kanal von ca. 1,6m Breite und 2m Höhe, die Fließzeit des Wassers von Kaiserbrunn bis Wien<br />
beträgt 24 Stunden (DONNER, keine Jahresangabe).<br />
Das Wasser wird vom Zentralspeicher am Rosenhügel ebenfalls über reine Gravitationsleitungen<br />
auf die Wasserbehälter auf der Schmelz, auf dem Wienerberg und auf dem Laaerberg geleitet.<br />
Schon bald nach der Inbetriebnahme der 1. Hochquellenleitung gab es Probleme mit der<br />
Wassermenge. Die beiden Quellen zeigten starke Schwankungen, vor allem in den Wintermonaten<br />
sank die Wassermenge weit unter das berechnete Minimum von 65.000 m 3 , sodass zeitweilig<br />
weniger als 30.000 m 3 zur Verfügung standen. Dazu kam noch, dass die 4 Wasserreservoire in<br />
Wien mit einem Gesamtfassungsraum von 26.000 Kubikmetern nicht einmal einen Tagesbedarf<br />
speichern konnten.<br />
Seite 65
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Für eine Erhöhung der Kapazitäten fasste man in erster Linie die oberhalb von Kaiserbrunn<br />
gelegenen Quellen ins Auge. Da zunächst mit den Wasserberechtigten keine Einigung erzielt<br />
werden konnte, entschloss sich die Stadt Wien für den Bau eines Schöpfwerkes bei Pottschach<br />
(1878), wo Grundwasser von einer sehr guten Qualität in die Hochquellenleitung gepumpt wurde.<br />
Die ursprüngliche Menge von 16.800 m 3 konnte durch weitere Ausbaumaßnahmen auf 34.000 m 3<br />
gesteigert werden. Gleichzeitig wurde die Kapazität der Wiener Wasserbehälter durch<br />
Ausbaumaßnahmen auf fast 100.000 m 3 vergrößert. Nach Jahren der Verhandlungen konnten<br />
schließlich auch die oberhalb von Kaiserbrunn gelegenen Quellen (Reißtalquelle, Wasseralmquelle,<br />
Fuchspassquelle, Höllentalquelle und einige kleinere Quellen) mit einem Wasserquantum von<br />
36.400 m 3 an die 1. Hochquellenleitung angeschlossen werden (DONNER, keine Jahresangabe).<br />
Als infolge der 2. Stadterweiterung 1890/91 die Vororte eingemeindet wurden, erhöhte sich die<br />
Zahl der zu versorgenden Menschen schlagartig von 817.000 auf fast 1,4 Millionen. Ein Ausbau des<br />
Rohrnetzes sowie ein weiterer Ausbau bzw. die Neuerrichtung der Speicher in Wien wurden nun<br />
notwendig. Aus diesem Grund wurden ein Wasserhebewerk in Breitensee (zur Versorgung der<br />
höhergelegenen westlichen Bezirke) mit Speichern in Breitensee und am Schafberg sowie ein<br />
Wasserturm mit Pumpwerk am Wienerberg (für die höhergelegenen Teile des 10. Bezirks)<br />
geschaffen. Gleichzeitig wurde das Entnahmequantum der neuen Quellen um 15.000 m 3 erhöht<br />
(DONNER, keine Jahresangabe).<br />
Trotz der vielen Ausbaumaßnahmen und der großen Kapazität der 1. Wiener Hochquellenleitung<br />
erkannte man, dass – infolge des stetigen Ansteigens der Bevölkerungszahlen – diese eine Leitung<br />
für die zukünftige Wasserversorgung nicht ausreichen werde. Bereits im Jahr 1893 beschloss der<br />
Wiener Gemeinderat Studien über die zukünftige Wasserversorgungsfrage in Auftrag zu geben,<br />
wobei hier nach 4 Richtungen geforscht werden sollte:<br />
• Aufbereitung des Grundwassers an beiden Donauuferseiten für Nutzwasserzwecke<br />
• Prüfung der Möglichkeit einer Tiefenquellenleitung aus dem Raum Wiener Neustadt<br />
• Ausbaumöglichkeiten der 1. Hochquellenleitung<br />
• Studien über die Errichtung einer eigenständigen neuen Hochquellenleitung<br />
Nach Vorlage dieser Studien entschied man sich für die Fassung der Quellen im steirischen<br />
Salzagebiet, da diese in ihrer Beschaffenheit dem Wasser aus dem Rax-Schneeberggebiet sehr<br />
ähnlich sind und für den Bau einer 2. Hochquellenleitung für Wien. Entscheidend für die<br />
Durchsetzung dieser Lösung war der Einsatz des damaligen Wiener Bürgermeisters Dr. Karl Lueger,<br />
der dieses Vorhaben persönlich in die Hand nahm und die Umsetzung mit großer Vehemenz<br />
verfolgte. Die Arbeiten an der Trasse wurden 1900 begonnen, nach 10 Jahren Arbeit konnte die<br />
neue Hochquellenleitung schließlich 1910 eröffnet werden (DONNER, keine Jahresangabe).<br />
Die II. Wiener Hochquellenleitung ist ebenso wie die I. eine reine Gravitationsleitung, die allerdings<br />
eine wesentlich größere Menge, nämlich 234.000 m 3 Wasser, in ca. 36 Stunden aus dem<br />
steirischen Hochschwabgebiet nach Wien transportiert. Die Quellen liegen am linken Ufer der<br />
Salza, am Nordabhang der Zeller Staritzen. Es sind dies Quellen, aus denen sehr große<br />
Wassermengen hervor treten. So betragen die Mindestergiebigkeiten der Brunngrabenquellen<br />
20.000 Kubikmeter/Tag oder die der Höllbachquellen 24.000 m 3 /Tag. Die Siebenseequellen liefern<br />
gar im Minimum 40.000 m 3 /Tag, die ergiebigsten sind die Kläfferquellen mit 50.000 m 3 /Tag<br />
Seite 66
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
(Minimum), in niederschlagsreichen Perioden kann die Schüttung hier bis zu 600.000 m 3 /Tag (!)<br />
betragen (DONNER, keine Jahresangabe).<br />
Da die seinerzeit sehr großzügig dimensionierte I. Hochquellenleitung auch nach dem Anschluss<br />
der Quellen oberhalb von Kaiserbrunn nicht vollständig ausgelastet war und es im Rax-<br />
Schneeberggebiet keine weiteren ergiebigen Quellen gab, wurde 1965-1969 ein rund 10 km langer<br />
Stollen durch die Schneealpe errichtet, durch den die 'Sieben Quellen' an der Südwestseite der<br />
Schneealpe in die I. Wiener Hochquellenleitung eingeleitet wurden.<br />
Zwischen 1986 und 1989 wurde schließlich noch die bereits 1958 erworbene 'Pfannbauernquelle'<br />
über eine 22 km lange Leitung in die I. Hochquellenleitung eingespeist. Durch diese zusätzlichen<br />
Quellen konnte die Kapazität der I. Hochquellenleitung von ursprünglich 138.000 m 3 /Tag auf<br />
nunmehr über 220.000 m 3 /Tag gesteigert werden. Zusammen mit der II. Hochquellenleitung<br />
stehen Wien somit täglich über 400.000 m 3 bestes Gebirgsquellwasser pro Tag zur Verfügung<br />
(DONNER, keine Jahresangabe).<br />
Darüber hinaus besitzt Wien in der Lobau bzw. in Moosbrunn in der Mitterndorfer Senke 2<br />
Grundwasserwerke, die bei Verbrauchsspitzen ebenfalls in das Wiener Wasserversorgungsnetz<br />
eingespeist werden können.<br />
6.2 Die Quellen im Rax-Schneeberggebiet<br />
6.2.1 Die Stammquellen<br />
Die ersten Quellen der I. Wiener Hochquellenleitung waren die Kaiserbrunnquelle und die<br />
Stixensteinquelle (siehe Kap. 4 'Wasser für Wien – Die Wiener Wasserwerke'), wobei die<br />
Stixensteinquelle nicht mehr unmittelbar dem Rax-Schneeberg-Einzugsgebiet zuzurechnen ist. Sie<br />
befindet sich in der Nähe von Schloss Stixenstein, oberhalb von Sieding am Ostabhang der letzten<br />
Ausläufer des Gahns. Die Einleitung der Stixensteinquelle in die Trasse der Hochquellenleitung<br />
erfolgt über eine 6,8 km lange Zuleitung in Ternitz.<br />
Die Kaiserbrunnquelle liegt im Höllental, im engen Taleinschnitt zwischen Rax und Schneeberg,<br />
etwas oberhalb der Schwarza und ist die größte Quelle im Rax-Schneeberggebiet. Bereits im 18.<br />
Jahrhundert dem Kaiserhaus bekannt, wurde sie im Zuge des Baus der I. Wiener<br />
Hochquellenleitung als Wasserschloss gefasst. 1930 wurde bei der Kaiserbrunnquelle ein<br />
Umleitungsstollen mit einer Zumesskammer, sowie ein Ablassgerinne in die Schwarza errichtet, um<br />
eine separate Ausleitung der Quellwässer aus der Hochquellenleitung im Fall einer Verschmutzung<br />
zu ermöglichen (DRENNIG 1973).<br />
Nach Fertigstellung der Hochquellenleitung aus dem Rax-Schneeberggebiet wurden infolge der<br />
starken Unregelmäßigkeiten in den Quellschüttungen und dem daraus resultierenden<br />
Wassermangel in Wien nach und nach Quellen oberhalb des Kaiserbrunnens ('Obere Quellen')<br />
gefasst und in die Wasserversorgung mit einbezogen.<br />
Seite 67
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Abbildung 22: Wasserschloss Kaiserbrunn<br />
6.2.2 Die Quellen im Schwarzatal<br />
Bei den Höllentalquellen handelt es sich um eine Reihe von mehr oder minder großen Quellen, die<br />
am raxseitigen Ufer der Schwarza, unmittelbar am Ausgang des großen Höllentales liegen. Diese<br />
ursprünglich am Schwarzaufer, bzw. auch schon weiter oben austretenden Quellen wurden mittels<br />
Sammelstollen (insgesamt über 200m) gefasst und in einem ca. 1,5m hohen Stollen zum<br />
Kaiserbrunnen geleitet, wobei in einem Bereich die Schwarza mit einem Aqädukt überfahren<br />
werden musste.<br />
Am Fuße des Kuhschneeberges, in der Nähe der Nassbacheinmündung, tritt die Fuchspassquelle<br />
auf etwa 573m Seehöhe in mehreren Quellästen aus. Diese Quellen wurden als Wasserschloss<br />
gefasst und in einer Rohrleitung mit einem Düker unter der Schwarza in den Leitungsstollen der<br />
Hochquellentrasse geleitet. Die Fuchspassquelle weist beträchtliche Schwankungen in der<br />
Ergiebigkeit auf, das Schüttungsminimum beträgt ca. 3.000m³ pro Tag (DRENNIG 1973).<br />
Seite 68
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
6.2.3 Die Quellen in Nasswald<br />
Die Reißtalquelle befindet sich am Ausgang des Reißtales, eines engen, von Süden nach Norden<br />
verlaufenden Tales am Fuße der Kahlmäuern. Die Quellfassung, ein kleines, schachtartiges<br />
Wasserschloss liegt auf einer Seehöhe von 725m, zur Erfassung der am Talgrund auftretenden<br />
Zuflüsse wurde zusätzlich ein Sammelkanal in ca. 6,5m Tiefe errichtet. Die Reißtalquelle hat –<br />
sowohl nach Niederschlagsereignissen wie auch in Trockenzeiten – eine sehr konstante Schüttung<br />
zwischen 7.000 und 8.000 m³ pro Tag (DRENNIG 1973).<br />
Die Wasseralmquelle entspringt am Nordfuß der Schneealpe, am Übergangsbereich zwischen<br />
ansteigendem Fels und Schuttkegel. Sie bestand ursprünglich aus 3, in unterschiedlichen Höhen<br />
austretenden Quellen. Mittels Stollen mit einer Länge von über 250m wurden die wasserführenden<br />
Spalten angefahren und in einer aus dem Fels gesprengten Quellkammer gesammelt. Mit 801m ist<br />
sie eine der höchstgelegenen Quellen der I. Wiener Hochquellenleitung (DRENNIG 1973).<br />
Im Bereich Hinternaßwald gibt es noch eine Reihe kleinerer Quellen, die in den Jahren 1894-1897<br />
gefasst und in die Hochquellenleitung miteinbezogen wurden.<br />
Die Lettingquelle entspringt als höchstgelegene Quelle in 944m Seehöhe am Südhang des<br />
Sonnleitensteins, über dem Tal des Ameiswiesbaches mit einer Minimalergiebigkeit von 900m³ pro<br />
Tag. Hier verläuft eine Grenzlinie zwischen dem Kalkstein der Sonnleiten und den darunter<br />
liegenden Tonschiefern. Die Quellen treten hier in mit Geröllen gefüllten Erosionsrinnen, welche die<br />
Lehm- und Tonablagerungen in den unteren Teilen der Talhänge unterbrechen, zu Tage.<br />
Ebenfalls am Südhang des Sonnleitsteins in 850 m Seehöhe entspringt die Sonnleitenquelle. Sie<br />
tritt, aufgestaut durch Lehm- und Tonablagerungen, an mehreren Stellen aus dem Gehängeschutt.<br />
Das Wasser fließt hier einem 4m tiefen Schlitz zu und wird dann in einer kleinen Brunnenstube<br />
gesammelt.<br />
Gegenüber der Lettingquelle, am rechten Talufer des Ameiswiesenbaches, entspringt die<br />
Schiffauerquelle (788 m). Die Fassung erfolgt durch einen Brunnenschacht mit anschließender<br />
Sickerdohle. Die Ergiebigkeit der beiden letztgenannten Quellen ist eher unbedeutend (DRENNIG<br />
1973).<br />
Wesentlich bedeutender von der Schüttung her ist die Schütterlehnenquelle nahe der Siedlung<br />
Hinternaßwald, am südlichen Abhang der Kudelmauer. Man konnte in diesem Bereich beobachten,<br />
dass der Nassbach bereits kurz vor der Einmündung des Reißbaches bedeutend mehr Wasser<br />
führt, was auf eine unterirdische Quellspeisung hinwies. So wurde am Hangfuß, quer über den<br />
Talboden ein Sickerschlitz gegraben, um die Quellzuflüsse vor dem Nassbach abzufangen. In 4<br />
Meter Tiefe wurden in einer wasserführenden Geröllschicht gelochte Steinzeugrohre verlegt,<br />
zunächst mit Schotter und weiter oben mit Tegel überdeckt. Das solcherart gesammelte Wasser<br />
mündet in einer Brunnenstube und wird dann weiter in den Reißtalrohrstrang geleitet. Die<br />
Schüttung der Quelle betrug nach der Fassung ca. 2.000 m³ pro Tag, hat aber in der Folge stark<br />
nachgelassen (DRENNIG 1973).<br />
Seite 69
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Die Albertwies Quelle liegt am rechten Ufer des Nassbaches auf 679m Seehöhe und tritt am Fuß<br />
einer der Scheibwaldmauern vorgelagerten Schuttfläche in mehreren Quellästen zu Tage. Das<br />
Wasser wird in einer Sammelgalerie, die in Form eines Kanals mit bergseitig angeordneten<br />
Mauerschlitzen ausgeführt ist, gefasst (DRENNIG 1973).<br />
Ebenfalls am rechten Ufer des Nassbaches bildet das Übeltal einen kurzen tiefen Kessel, in dem<br />
sich die schluchtartigen Rinnen des Scheibwaldes vereinigen und in großen Schutthalden enden.<br />
Das am Haldenfuß austretende Wasser der Übeltal Quelle wird in einem 63m langen Kanal<br />
gesammelt und mündet in einen Brunnenschacht, von wo aus eine Rohrleitung nach<br />
Unterdükerung des Nassbaches in die Haupttrasse auf der gegenüberliegenden Seite führt<br />
(DRENNIG 1973).<br />
Die Einzugsgebiete der Quellen sind – wie bereits im Kapitel 'Wasserhaushalt – Karstproblematik'<br />
angeführt – in vielen Fällen nicht genau festlegbar. Sind bei kleineren Quellen die Einzugsgebiete<br />
noch einigermaßen räumlich fassbar, so gibt es bei Quellen mit stärkerer Schüttung sehr große<br />
Unsicherheiten. Nach CORNELIUS (1936) liegen im Höllental die wasserstauenden Werfener<br />
Schichten in unbekannter Tiefe unter der Talsohle der Schwarza. Da es hier etwa mit dem<br />
Kaiserbrunnen dennoch ergiebige Quellen gibt, kann davon ausgegangen werden, dass das<br />
Bergwasser alle unterirdischen Klüfte bis zu den Werfener Schichte ausfüllt – quasi in der Form<br />
eines ständig wassergefüllten Hohlraumsystems. In diesem Fall ist es durchaus möglich (ja sogar<br />
wahrscheinlich), dass auch Wässer aus dem Einzugsgebiet der Rax auf der anderen Seite der<br />
Schwarza in der Kaiserbrunnquelle zu Tage treten.<br />
Im Jahresverlauf betrachtet ist die Schüttung der Quellen allgemein in den Wintermonaten am<br />
niedrigsten, da der Niederschlag in den Quellgebieten in Form von Schnee gespeichert wird – das<br />
Minimum der Quellschüttung liegt im Spätwinter (siehe auch Kapitel 'Klima').<br />
Mit dem Beginn der Schneeschmelze steigt die Wassermenge kontinuierlich an und hat ihren<br />
Höhepunkt zumeist im Juni, wobei es aber durchaus witterungsbedingt zu zeitlichen<br />
Verschiebungen im Bereich von einigen Wochen kommen kann.<br />
Zwischenzeitlich kann es zu Spitzen in der Quellschüttung kommen, etwa nach heftigen<br />
Niederschlagsereignissen oder wenn plötzliche Warmlufteinbrüche im Winter einen Teil der<br />
Schneemassen abtauen (SUCHOMEL 1993).<br />
6.3 Quellschutzgebiete<br />
Ein zentrales Anliegen der Wiener Wasserwerke ist es, das Wasser in bestmöglicher Qualität an die<br />
Verbraucher zu liefern. Da die Einzugsgebiete der Quellen nicht in unbesiedeltem, sondern – ganz<br />
im Gegenteil – in einem touristisch gut erschlossenen, sehr stark frequentierten Gebiet liegen, ist<br />
die Gefahr einer Verunreinigung des Wassers naturgemäß gegeben (besonders in Karstgebieten).<br />
Einen besonderen Stellenwert für die Qualität des Wiener Trinkwassers hat die Bewirtschaftung<br />
dieser Quellschutzgebiete. Die Zusammenhänge zwischen dem Eintrag an der Oberfläche und<br />
möglichen Schadstoffen im Wasser an der Quelle waren bereits zu Beginn dieses Jahrhunderts<br />
Seite 70
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Gegenstand von Forschungsarbeiten. So wurde mit dem starken Ansteigen des Wander- und<br />
Ausflugstourismus im Jahr 1927 eine Studie im Auftrag der damals bereits bestehenden<br />
Quellenschutzkommission erstellt, die diese Zusammenhänge aufzeigt (DRENNIG, 1973).<br />
Mit dem Bewusstsein dieser Zusammenhänge verfolgt die Stadt Wien seit jeher das Ziel, schädliche<br />
Einträge bereits an der Oberfläche so weit wie möglich zu verhindern (sofern sich diese nicht<br />
gänzlich ausschalten lassen). Das hat sowohl den Vorteil, dass bereits das in das Gestein<br />
einsickernde Wasser die größtmögliche Reinheit hat und andererseits (sehr teure) nachträgliche<br />
Filterungen gar nicht mehr notwendig sind. Das primäre Anliegen ist es somit, potentiellen<br />
Beeinträchtigungen vorzubeugen und die Verunreinigungsanfälligkeit so gering wie möglich zu<br />
halten. Dass dieser Anspruch natürlich mit einer speziellen und sehr aufwändigen Bewirtschaftung<br />
der Quellschutzgebiete verbunden ist, liegt auf der Hand.<br />
Um diese bestmöglich gewährleisten zu können, ist die Stadt Wien seit Errichtung der<br />
Hochquellenleitungen bestrebt, Flächen in den Quellschutzgebieten in ihren Besitz zu bringen.<br />
Man begann bereits mit der Errichtung der Hochquellenleitung "primäre Voraussetzungen für einen<br />
Quellenschutz" zu setzen (DRENNIG 1973). Dazu gehörte das Bestreben zum Erwerb von<br />
Grundflächen im Einzugsgebiet der Quellen, um eine entsprechende walderhaltende<br />
Bewirtschaftung des Bodens und einen bergbaulichen Schutzrayon (Verbot von Bergbautätigkeiten)<br />
durchsetzen zu können. Betrug der Grundbesitz der Stadt Wien 1870 lediglich 10 ha, so konnten<br />
im Laufe der Zeit ständig neue Flächen dazugekauft werden. 1900 waren fast 5.000 Hektar im<br />
städtischen Besitz, 1940 bereits über 10.000 ha. Heute ist die Stadt Wien der mit Abstand größte<br />
Grundeigentümer im Bereich von Rax und Schneeberg, der Grundbesitz beträgt ca. 18.000 Hektar<br />
und wird von den Forstverwaltungen Nasswald (8.115 Hektar) und Hirschwang (9.860 Hektar)<br />
betreut (DRENNIG, 1973, Forstverwaltungen Nasswald und Hirschwang, 2002).<br />
Die Quellschutzgebiete der Rax befinden sich zur Gänze im Besitz der Stadt Wien, auch am<br />
Schneeberg gehören fast alle Flächen, mit Ausnahme eines schmalen, ca. 1.000 m breiten Streifen<br />
entlang des Voisbaches und eines Bereiches am Südhang des Gahns östlich von Reichenau, der<br />
Stadt Wien.<br />
6.4 Quellschutzmaßnahmen<br />
Dass die Stadt Wien dem Schutz der Quelleneinzugsgebiete von Beginn an einen hohen Stellenwert<br />
zugemessen hat, ist vielfach dokumentiert. Da durch den Bau einer Seilbahn auf das Raxplateau<br />
mit einer deutlichen Zunahme der Besucherzahlen zu rechnen war, hat die Stadt Wien ihre<br />
"Zustimmung zur Errichtung einer Seilschwebebahn auf die Rax" im Jahr 1925 nur bei Annahme<br />
von strengen Bedingungen gegeben (DRENNIG 1973).<br />
So wurde etwa vereinbart, dass die Bauten nur auf die für das Projekt unbedingt notwendigen<br />
Anlagen zu beschränken sind, dass nur unbedingt notwendiges Personal auf der Rax nächtigen<br />
darf und sämtliche Abwässer zu sammeln, zu desinfizieren und ins Tal abzutransportieren sind<br />
(sowohl von der Bergstation wie auch von den Hütten). Weiters wurde durchgesetzt, dass bei den<br />
Betriebsgebäuden keine Tiere gehalten werden und dass für die Durchführung des Projektes<br />
Vertreter der Stadt Wien beigezogen werden müssen und diese im Zuge von Überprüfungs- und<br />
Kontrollarbeiten Zugang zu allen Anlagen haben müssen. Ausgestattet mit diesen Befugnissen<br />
konnten so im Zuge der Bauarbeiten arge Verschmutzungen aufgezeigt werden (es wurde sogar<br />
Seite 71
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Anzeige erstattet), vom Bundesministerium wurde daraufhin für die Fertigstellung des Kanals eine<br />
Frist gesetzt (DRENNIG 1973).<br />
Mit dem Ansteigen der Besucherzahlen nach dem Krieg und der besseren Kenntnis über die<br />
Zusammenhänge zwischen den Quellen und deren Beeinflussung durch die Vorgänge auf den<br />
Berggebieten wurden strengere Bestimmungen für den Quellschutz aufgestellt. Die 'Richtlinien für<br />
den Quellschutz' aus dieser Zeit beinhalten unter anderem folgende Punkte (DRENNIG 1973):<br />
• Abzäunung von besonders gefährdeten Stellen, insbesondere von Dolinen und<br />
Taleinschnitten<br />
• Lenkung des Besucherverkehrs, durch Anlage bzw. Verlegung von Wegen und Steigen<br />
bzw. durch die Situierung von Schutzhütten<br />
• Maßnahmen für die Reinhaltung der Unterkünfte und ihrer Umgebung durch<br />
entsprechende hygienische und sanitäre Maßnahmen, wie etwa Beseitigung von Abfällen<br />
und Abwässern, (dichte) Senkgruben, Desinfektion und unschädliche Ablagerung oder<br />
Abfuhr von deren Inhalten.<br />
• Einflussnahme auf die Bewirtschaftung der Forst-, Alm- und Weideflächen, mit Maßnahmen<br />
wie Abzäunungen oder Einschränkung von Weideflächen<br />
• Verhinderung einer weiteren touristischen Erschließung der Rax<br />
In den darauffolgenden Jahren wurden so die Weideflächen auf der Rax schrittweise reduziert,<br />
anstelle von großen extensiven Weideflächen wurde getrachtet, eine intensivere Bewirtschaftung<br />
kleinerer Flächen mit besseren Bodenbedingungen (tiefgründige Lehmböden) zu ermöglichen.<br />
Im Zuge der Umsetzung von Maßnahmen im Bereich der Besucherlenkung wurde unter anderem<br />
auch die Seehütte, die früher direkt am Verbindungsweg Otto-Haus – hintere Rax oberhalb einer<br />
Doline stand, etwa 1km weiter südöstlich in einen Latschenbereich mit tiefgründigerem Boden<br />
verlegt (sicherlich nicht zum Nachteil der Hüttenbetreiber). Auch wurden bei allen Hütten – mit<br />
finanzieller Unterstützung der Stadt Wien – die sanitären Anlagen erneuert. Bei den<br />
betriebseigenen Objekten der Stadt Wien und bei Wohnhäusern im Nahbereich von Quellen<br />
wurden ebenfalls entsprechende Maßnahmen gesetzt (DRENNIG, 1973).<br />
Im Rahmen der Waldbewirtschaftung wurden die Bewirtschaftungsformen auf eine naturnahe<br />
Waldentwicklung umgestellt, mit der Aufgabe, eine Erhaltung bzw. Ausweitung eines gesunden<br />
Mischwaldes sicherzustellen (siehe auch Kap. 'Vegetation').<br />
Ein wichtiger Punkt ist auch, dass bei allen geplanten Eingriffen im gesamten Gebiet Vertretern der<br />
Stadt Wien Parteienstellung und Mitspracherecht zugesichert ist.<br />
Seit Mitte der 50-er Jahre werden von den Wiener Wasserwerken sog. 'Quellschutzbegehungen'<br />
gemeinsam mit den Forstorganen durchgeführt. Es werden vor allem die Hütten kontrolliert<br />
(hauptsächlich in Bezug auf die sanitären Einrichtungen) sowie stark frequentierte Wege<br />
abgegangen und inklusive ihrer Umgebung auf Schäden, Ablagerungen von Unrat, Feuerstellen,<br />
etc. begutachtet (DRENNIG, 1973).<br />
Die Aufgaben für den Quellschutz wurden im Laufe der Jahre ständig erweitert (z.B.<br />
Wildbewirtschaftung) und neueren fachlichen und wissenschaftlichen Erkenntnissen angepasst. Im<br />
Jahr 2001 wurden die überarbeiteten Ziele und Maßnahmen gemeinsam von den Wiener<br />
Seite 72
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Wasserwerken und dem Forstamt der Stadt Wien als 'Grundsätze zur Bewirtschaftung der<br />
Quellenschutzwälder der Stadt Wien' zusammengefasst.<br />
Durch diese Grundsätze werden wichtige Prinzipien der Bewirtschaftung festgelegt und somit deren<br />
Qualität gesichert, darüber hinaus erleichtern die darin enthaltenen Handlungsanweisungen die<br />
Umsetzung der Bewirtschaftungsmaßnahmen.<br />
Eine wichtige Grundposition besteht darin, dass die Stadt Wien nach wie vor bestrebt ist, Flächen<br />
in den Wasserschutz- und Schongebieten zu erwerben, um diese im Sinne des Quellschutzes<br />
eigenständig bewirtschaften zu können. Nur dadurch können die Ziele, die Sicherung und<br />
Verbesserung der Vegetationsdecke und des Bodens als Filter für das Wasser durch eine möglichst<br />
naturnahe und schonende Bewirtschaftung der Flächen in den Quellschutzgebieten, erreicht<br />
werden (siehe auch Kap. 'Vulnerabilität'). Alle Eingriffe sind daher möglichst schonend für die<br />
Pflanzendecke und das Bodengefüge auszuführen.<br />
6.4.1 Bewirtschaftung der Wälder<br />
Die besondere Bedeutung der Wälder in bezug auf die Wasserversorgung beinhaltet insbesondere<br />
die folgenden Punkte (SUCHOMEL 1994):<br />
• Sicherung der Humusdecke<br />
• Verbesserung der Filterwirkung des Bodens<br />
• Rückhalt des Niederschlagsabflusses zur Verbesserung der Einsickerung in den Boden<br />
• Beeinflussung des lokalen Klimas zur Förderung der Niederschlagstätigkeit<br />
• Verbesserung der Taubildung<br />
• Entschärfung der Außen- und Innenerosion im Karst<br />
Der Aufbau und die räumliche Verteilung der Baumarten haben einen wesentlichen Einfluss auf den<br />
Niederschlag. Nadelbäume halten sehr viel Niederschlag in der Krone zurück, unter Laubbäumen<br />
dagegen erreichen größere Mengen an Schnee oder Regen den Boden. Eine ausgewogene<br />
Strauchschicht vermindert den oberflächlichen Abfluss und hält das Wasser durch das Wurzelwerk<br />
länger im Boden zurück; anzustreben sind aus diesem Grund gemischte Wälder.<br />
Kommt es infolge des Fehlens einer Vegetationsdecke zu einem starken oberflächlichen Abfluss, so<br />
kann durch den Abtrag von Bodenstoffen eine Trübung und Verunreinigung des Wassers erfolgen.<br />
Durch höhere Temperaturen in ungeschützten Bereichen werden verstärkt Bestandteile abgebaut,<br />
die durch das abfließende Wasser in das Grundwasser verfrachtet wurden können, wodurch es zu<br />
Beeinträchtigungen der Qualität kommen kann.<br />
Für den Schutz der Quellen sind möglichst naturnahe Bestände und gesunde Wälder die beste<br />
Voraussetzung. Zum Erreichen eines solchen Waldzustandes ist eine aktive Waldbewirtschaftung<br />
notwendig. Es gilt in den Quellschutzgebieten ein Verbot für Kahlschlag und flächige Räumungen,<br />
die Bewirtschaftung der Wälder erfolgt durch Einzelbaumentnahme, Rodung einzelner<br />
Seite 73
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Baumgruppen oder kleinflächige Räumungen. Die Maßnahmen werden unter dem Gesichtspunkt<br />
des Bodenschutzes und der Ökologie durchgeführt, die Holzproduktion ist zweitrangig.<br />
Um gesunde Mischbestände auf Dauer zu erhalten, wird spezielles Augenmerk auf die richtige<br />
Jungwaldpflege gelegt. Das geschieht einerseits durch einen Sicherungsschutz und ergänzende<br />
Pflanzungen, andererseits durch negative Auslese von beschädigten, kranken und unerwünschten<br />
Bäumen. Auch durch entsprechende Durchforstungen wird erwünschten Bäumen oder<br />
Baumgruppen mehr Platz verschafft, die in der Folge bessere Bedingungen für die weitere<br />
Entwicklung vorfinden können. Standfeste gesunde Bäume sind weniger anfällig gegen<br />
Umwelteinflüsse und Krankheiten und bilden mehr Samen für die Naturverjüngung.<br />
Da die Schutzwirkung mit zunehmendem Baumalter nachlässt, ist es sehr wichtig, Wälder aktiv und<br />
vorausschauend zu verjüngen. Bevorzugt wird eine kleinflächige Waldregulierung, wobei der<br />
Naturverjüngung eindeutig der Vorzug geben wird. Nur wo die Naturverjüngung nicht ausreicht,<br />
soll eine künstliche Verjüngung nachhelfen, etwa durch Ergänzung von Pflanzungen in Fehlstellen,<br />
oder durch Anreicherung von seltenen Mischbäumen.<br />
Eine weitere Vorgabe ist es, unnatürliche, einförmige Monokulturen durch einen nachhaltigen<br />
Waldumbau langsam und planmäßig in reich strukturierte naturnahe Wälder überzuführen, rasche<br />
Umwandlungen durch flächige Räumungen sind zu unterlassen. Die Intensität des Waldbaus richtet<br />
sich nach der Standfestigkeit der Bestände beziehungsweise nach deren Standort.<br />
Sofern Quellenschutz, Forstschutz und Arbeitstechnik nicht dagegen sprechen, werden Äste,<br />
Kronen- und Stammteile im Wald zu belassen um sie einem natürlichen Abbauprozess zuzuführen.<br />
Selbstverständlich gilt ein striktes Chemieverbot in den Quellenschutzwäldern, das neben<br />
Insektiziden, Fungiziden auch jegliche Arten von Kunstdünger verbietet.<br />
Wichtig ist, dass im Zuge einer 'Zehn-Jahresplanung' mittel- und langfristige Ziele in der<br />
Waldbewirtschaftung festgelegt werden. Waldzieltypen beschreiben den idealen Waldaufbau für<br />
den jeweiligen Standort ohne Rücksicht auf die jetzige Zusammensetzung und sind ein wichtiges<br />
Leitbild für die nachhaltige Bewirtschaftung. Weiters wird für jede konkrete Waldfläche ein<br />
Bestockungsziel festgelegt, welches den anzustrebenden Waldaufbau in der kommenden<br />
Altersphase auf Basis des jetzigen Zustandes und der Zusammensetzung beschreibt. Dieses Ziel<br />
gilt als Vorgabe und soll durch aktive Maßnahmen auch gewährleistet werden.<br />
Ob die vorgegebenen Ziele auch erreicht werden, wird durch die Messung der Veränderungen des<br />
Waldzustandes in Form von Stichprobeninventuren oder Sonderinventuren beurteilt, wobei es<br />
wichtig ist, auch zukünftige Entwicklungen zu berücksichtigen.<br />
Alle Maßnahmen werden so gestaltet, dass sämtliche Arbeits- und Bringungsverfahren für die<br />
Bestände so schonend wie möglich erfolgen.<br />
6.4.2 Bewirtschaftung der Wildtiere<br />
Die Lebensräume von Wildtieren wurden durch die fortschreitende Besiedlung entfernter ländlicher<br />
Gebiete und durch die verstärkte Einflussnahme des Menschen stark verändert. Durch den Verlust<br />
von Rückzugsgebieten infolge intensiver touristischer Nutzung und stetiger Erschließung neuer<br />
Bereiche steigen die Schäden in den noch verbleibenden Gebieten teilweise dramatisch an.<br />
Überhöhte Wildbestände bedeuten eine dauerhafte Gefahr für die Quellschutzwälder, da die<br />
Seite 74
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Bestände durch Verbiss, Verfegen oder Schälen nachhaltig geschädigt werden. Die richtige<br />
Bewirtschaftung der in den Quellschutzgebieten frei lebenden Wildtiere, insbesondere die Größe<br />
der Bestände leistet einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Ziele für den Quellschutz. Dabei ist<br />
darauf zu achten, dass eine nachhaltige natürliche Waldverjüngung mit Mischbaumarten ohne<br />
künstlichen Schutz erreicht werden kann und Schälschäden an den Bäumen in einem erträglichen<br />
Ausmaß bleiben.<br />
In Anbetracht einer Regulierung durch jagdliche Eingriffe ist jedoch darauf zu achten, dass<br />
ausreichende Populationen im Sinne des Artenschutzes erhalten bleiben, da sie ein wesentlicher<br />
Bestandteil eines intakten Ökosystems sind. Die Bewirtschaftung der Wildtiere erfolgt grundsätzlich<br />
durch geschultes eigenes Personal, Käufer dürfen den Abschuss nur in Begleitung und auf<br />
Anweisung des betriebseigenen Personals tätigen. Fütterungen werden nur nach Bedarf in Zeiten,<br />
in den Wildtiere zu wenig natürliche Nahrung finden, durchgeführt. Um Schälschäden unter<br />
Kontrolle zu bekommen werden für Rotwild so genannte Wintergatter als temporäre Einrichtungen<br />
errichtet.<br />
Ebenso wie bei der Waldbewirtschaftung gibt es auch für die Wildtiere eine<br />
Bewirtschaftungsplanung. Für alle Jagdgebietsflächen werden Abschusspläne und<br />
Abschlussnachweise erstellt, die genauere Angaben über Höhe, Struktur und Stückzahl der zu<br />
erlegenden Wildtiere beinhalten. Auf jeden Fall hat der Schutz der Quellenschutzfelder Vorrang<br />
gegenüber den Einnahmen aus der Erlegung von Wildtieren. Ob diese Ziele erreicht werden, wird<br />
durch Stichprobeninventuren (Schälschäden, etc.), Verjüngungsbeobachtungen oder Sichtkontrolle<br />
in den Revieren überprüft.<br />
6.4.3 Walderschließung<br />
Für die Bewirtschaftung von Wäldern sind Erschließungsanlagen, wie Forststraßen, Rückewege und<br />
andere Anlagen für die Holzbringung notwendig. Für die Errichtung solcher Anlagen muss auf<br />
sensible Bereiche im Sinne des Quellschutzes, wie Steilhänge, Böschungen, Gräben, Gerinne, sowie<br />
auf den Oberflächenabfluss besonders geachtet werden – jede Planung setzt eine<br />
quellschutztechnische Bedarfsprüfung voraus.<br />
Der Bau von Forststraßen soll grundsätzlich nach den quellschutztechnisch schonendsten Methoden<br />
erfolgen. Sprengungen sollen möglichst vermieden werden, während der Bautätigkeiten ist auf<br />
eine mögliche Verunreinigung des Bodens durch Treibstoffe oder Öle der Maschinen besonderes<br />
Augenmerk zu richten; gegebenenfalls sind Vorkehrungen zu treffen.<br />
Das abgetragene Material muss entweder abgeführt oder an anderer Stelle wieder sorgfältig<br />
eingebaut werden, rutsch- oder erosionsgefährdete Bereiche, angeschnittene Hangböschungen<br />
und Anschüttungen sind entsprechend zu sichern und zu begrünen, freigelegte Spalten und Klüfte<br />
nach Möglichkeit wieder zu verschließen. Oberflächengewässer müssen in geeigneter Form<br />
umgeleitet werden, wobei insbesondere auf mögliche Folgeerosionen besonderes Augenmerk<br />
gelegt werden muss.<br />
Seite 75
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Forststraßen sind für den öffentlichen Verkehr gesperrt und werden durch das Forstpersonal<br />
laufend (besonders nach Unwettern) auf ihren Zustand überprüft. Sollten Schäden auftreten so<br />
sind diese so rasch wie möglich im Sinne des Quellschutzgedankens zu beseitigen.<br />
Bei der Bringung von Holz ist auf eine möglichst schonende Verfahrensweise zum Schutz des<br />
Bodens und der Vegetation zu achten. Als Entscheidungshilfe für die Wahl der Bringungsart<br />
wurden Zonenkarten in Abhängigkeit von Neigung, Standort (Bodentyp, Wasserhaushalt,<br />
Waldgesellschaft) und Hydrogeologie erstellt.<br />
In der roten Zone, die besonders sensible Bereiche kennzeichnet, erfolgt die Bringung im<br />
Normalfall mittels Tagseiltechnik oder Seilbahn. Die gelbe Zone kennzeichnet Bereiche, in denen<br />
der Boden nur in trockenem oder gefrorenem Zustand entlang strikt vorgegebener Bringungslinien<br />
befahren werden darf, die in Planung und Ausführung vom Bewirtschafter vorgegeben werden. In<br />
der grünen Zone kann der Boden in trockenem oder gefrorenem Zustand auch abseits der<br />
Bringungswege und Bringungslinien befahren werden, aber nur nach ausdrücklicher Anweisung<br />
durch den Bewirtschafter. Auf jeden Fall muss der Boden beim Einsatz von Maschinen möglichst<br />
geschützt werden (Reisig, Äste, Dünnholz), die Geräte müssen den Erfordernissen des<br />
Bodenschutzes entsprechen. Verantwortlich für Planung, Durchführung und Erfolgskontrolle vor Ort<br />
ist der Bewirtschafter, als Grundsatz gilt: "Geeignetes Bringungsmittel verwenden, dieses aber<br />
auch richtig einsetzen!"<br />
Prinzipiell werden nur jene Forstwege und Bringungsanlagen errichtet, die für die<br />
Waldbewirtschaftung unbedingt notwendig sind - auch hier gilt das Prinzip: "Möglichst wenig<br />
Eingriffe und bestmögliche Schonung des Bodens und der Vegetation".<br />
Ein ebenso wichtiger Faktor für Maßnahmen im Bereich des Quellschutzes, wie eine möglichst gute<br />
Ausbildung und fortlaufende Schulung des betriebseigenen Fachpersonals, ist die Auswahl der<br />
Ausrüstung und der Betriebsmitteln. Dabei wird getrachtet, möglichst umweltschonende Produkte<br />
und Maschinen einzusetzen – so kommt beispielsweise bei den Treibstoffen für die Fahrzeuge in<br />
den Quellschutzgebieten nach Möglichkeit nur Biodiesel zum Einsatz, ebenso wird nur biologisch<br />
abbaubares Sägekettenöl verwendet.<br />
Seite 76
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
7 TOURISTISCHE NUTZUNG DER RAX<br />
7.1 Historische Entwicklung des Tourismus auf der Rax<br />
Die Rax ist – v.a. aufgrund ihrer Nähe zum Ballungsraum Wien – ein Ausflugsgebiet mit einer<br />
langen Tradition. Bereits in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts war es ein beliebtes<br />
Fremdenverkehrsgebiet. Ende des 19. Jahrhundertes bzw. zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebte<br />
der Fremdenverkehr in dieser Region einen gewaltigen Aufschwung. Als 'Sommerfrische-Gebiet'<br />
diente es nicht nur dem Kaiserhaus (neben Bad Ischl) als Sommersitz, auch viele Adelige ließen<br />
sich in den sich rasch entwickelnden Fremdenverkehrsorten Payerbach, Reichenau oder<br />
Semmering nieder (GALAS 1972). (Eine Reihe von Villen aus dieser Zeit zeigt auch heute noch<br />
diese Entwicklung).<br />
Aufgewertet wurde die Region auch noch durch seine Bedeutung als Kurgebiet, etwa durch die<br />
Kureinrichtungen in Reichenau-Edlach. In der Folge begann das Gebiet seine Exklusivität zu<br />
verlieren, zunehmend kamen mehr und mehr Leute aus anderen Bevölkerungsschichten, um ihren<br />
Urlaub hier zu verbringen. Die fortschreitende Entwicklung in der Verkehrsinfrastruktur (v.a. der<br />
Eisenbahnbau) hatte einen regen Ausflugsverkehr zur Folge, der sich bis in die 30-er Jahre<br />
steigerte – noch dazu erlebten Wandern und Bergsteigen damals ihren Höhepunkt (GALAS 1972).<br />
Die Rax selbst (und auch der Schneeberg) erfuhren bereits Mitte des 19. Jahrhunderts mit der<br />
Eröffnung der Bahnstrecke Wien-Gloggnitz (1842) und der Semmeringbahn (1854) einen ersten<br />
bedeutenden touristischen Aufschwung, wobei zunächst der Schneeberg für Wanderer, aber vor<br />
allem für Bergsteiger das interessantere Gebiet war. Bereits 1839 wurde das Baumgartnerhaus auf<br />
dem Krummbachsattel errichtet, bis zum Ende des 19. Jahrhunderts kamen noch eine Reihe<br />
weiterer Hütten hinzu. Gleichzeitig entstand ein Netz an gut markierten Wanderwegen, was zu<br />
einer weiteren Zunahme an Besuchern führte. Mit der Eröffnung der Zahnradbahn 1897 stiegen<br />
schließlich die Besucherzahlen sprunghaft an (GALAS 1972).<br />
Bei der Rax setzte die touristische Entwicklung später ein als beim benachbarten Schneeberg. Erst<br />
von 1860 an wurde die Rax häufiger von Touristen besucht. 1875 wurde schließlich als erstes das<br />
Karl-Ludwig-Haus in nächster Nähe zur Heukuppe gebaut, die damals das vorrangige Ausflugziel<br />
war. Erst mit dem Bau des Otto-Hauses (1893) wurden Plateauwanderungen interessant. Ende des<br />
19. Jahrhunderts begannen Bergsteiger die Rax mehr und mehr für sich zu entdecken und<br />
vielerorts Klettersteige zu errichten, speziell im großen Höllental, im Reißtal und in den<br />
Kahlmäuern. 1899 wurde das Habsburghaus errichtet und nach und nach wurden im Zuge der<br />
touristischen Erschließung immer mehr Hütten gebaut – 1911 gab es auf der Rax bereits 11<br />
bewirtschaftete Hütten (gegenüber 6 heute).<br />
Auch die Betriebe im Tal, speziell im Preiner Tal, profitierten von der rasanten Entwicklung. Der Ruf<br />
nach einer Aufstiegshilfe nach dem Vorbild der Zahnradbahn auf den Schneeberg wurde laut. Nach<br />
langem Überlegen und vielen Projektvorschlägen, entschied man sich schließlich zum Bau einer<br />
Seilbahn von Hirschwang aus auf das Raxplateau. Die Seilbahn wurde 1926 in Betrieb genommen<br />
und führte dazu, dass die Besucherzahlen stark anstiegen. Durch die Seilbahn wurde die Rax auch<br />
für den aufstrebenden Wintersport interessant und das obwohl die Rax kein ideales Skigelände<br />
besitzt. Doch die Nähe zu Wien und die gute verkehrsmäßige Anbindung führten zu einem regen<br />
Besucheraufkommen (GALAS 1972, DRENNIG 1973).<br />
Seite 77
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Infolge der Wirtschaftskrise in den 30-er Jahren und des nachfolgenden Krieges erlebte der<br />
Tourismus – nicht nur in dieser Region – einen massiven Einbruch. Die Region konnte in den<br />
folgenden Jahrzehnten nicht mehr an die Bedeutung, die sie zur Jahrhundertwende hatte,<br />
anknüpfen, wenngleich die Besucherzahlen in den nachfolgenden Jahrzehnten stark zugenommen<br />
haben.<br />
Heute ist die Rax – v.a. aufgrund der ausgezeichneten verkehrsmäßigen Anbindung – nach wie vor<br />
ein beliebtes Ausflugsziel für Tagestouristen aus dem Raum Wien, die vor allem zum Wandern und<br />
zur Erholung dieses Berggebiet besuchen.<br />
7.2 Touristische Infrastruktur<br />
Da die Rax ein Quellschutzgebiet ist und sich nie dem Massentourismus verschrieben hat, gibt es<br />
hier nur sehr wenige Infrastruktureinrichtungen – gerade soviel, wie zu einer Aufrechterhaltung<br />
des Ausflugstourismus notwendig erscheint. Das mag auch der Hauptgrund sein, warum sich die<br />
Rax trotz der Nähe zu Wien und trotz des verhältnismäßig hohen Besucheraufkommens ihre<br />
landschaftlichen Reize erhalten konnte.<br />
7.2.1 Aufstiegshilfen<br />
7.2.1.1 Raxseilbahn<br />
1926 wurde die Seilbahn auf die Rax errichtet. Die Talstation befindet sich in 528m Seehöhe am<br />
hinteren Ortsende von Hirschwang, am Beginn des Höllentales. Sie überbrückt einen<br />
Höhenunterschied von 1.017m bis zur Bergstation auf 1.545m und hat eine Länge von 2.151m,<br />
wobei die mittlere Neigung der Trasse 54% beträgt.<br />
Die 2 Seilbahnkabinen können je 40 Fahrgäste bzw. 3.200 kg Nutzlast befördern und benötigen für<br />
die Strecke ca. 6 Minuten, was einer Förderleistung von 350 Personen/Stunde entspricht.<br />
Die Raxseilbahn befindet sich als eine der wenigen in Österreich noch in Privatbesitz und gehört<br />
der Familie Scharfegger. Der Betrieb erfolgt ganzjährlich von 9–16:30 Uhr, in den Sommermonaten<br />
von 8-17:30 Uhr.<br />
Befördert werden zurzeit im Jahr ca. 120.000 Personen (Berg- und Talfahrten), wobei das<br />
Verhältnis Berg- zu Talfahrten ca. 60:40 beträgt.<br />
Die Beförderungszahlen der Raxseilbahn spiegeln auch die wechselvollen Jahrzehnte der<br />
österreichischen Geschichte wider (Quelle: GALAS 1972, DRENNIG 1973, Fam. SCHARFEGGER<br />
2002).<br />
Seite 78
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
1927 146.906 davon etwa 66% Talfahrten<br />
1936 56.736<br />
1939/1940 140.000<br />
1943 1 247.720 (!) Rekordjahr in der Geschichte der Seilbahn<br />
1945 45.998<br />
1950 139.000<br />
1960 182.237<br />
1970 173.231 (Anm. Schlechte Witterung, v.a. im Frühjahr)<br />
1971 213.434 (!) davon ca. 84% Talfahrten (Anm. herrlicher Sommer)<br />
1980 136.875<br />
1990 130.032<br />
2000 124.514<br />
2001 111.378 davon etwa 66% Talfahrten<br />
Tabelle 2: Beförderungszahlen Raxseilbahn<br />
1) Anmerkung: Die hohe Beförderungszahl im Jahr 1943 ist auf die starke Frequenz von Militärpersonen zurückzuführen,<br />
speziell im Zuge der Stellungsbauten für die Luftabwehr auf der Rax (DRENNIG 1973).<br />
Dass die Anzahl der Besucher nicht alleine von der wirtschaftlichen Entwicklung und vom<br />
Wohlstand abhängen, sondern in erster Linie vom Wetter, liegt auf der Hand. Je nach<br />
vorherrschendem Wetter gibt es auch tageweise sehr große Unterschiede in den Besucherzahlen.<br />
So gibt es an regnerischen Tagen oft gar keine Personentransporte per Seilbahn, während an sehr<br />
schönen Tagen, v.a. an Wochenenden, durchaus über 3.000 Personen pro Tag befördert werden<br />
(Spitzenwert im Jahr 2001: So 14. Oktober: 3.125 Personen (1.632 Bergfahrten, 1493 Talfahrten)).<br />
7.2.1.2 Schlepplifte<br />
Auf der Rax gibt es 2 Schlepplifte. Einer befindet sich auf der vorderen Rax im Bereich der<br />
Bergstation (Betreiber Fam. Scharfegger), einen weiteren gibt es am Preiner Gscheid (Betreiber Hr.<br />
Stoier).<br />
Beide haben eine Trassenlänge von etwa 600-700 Metern.<br />
Da auf der Rax keine künstliche Beschneiung erlaubt ist (und auf Grund des Wassermangels auf<br />
dem Plateau auch sehr schwierig wäre), erfolgt der Betrieb je nach Schneelage.<br />
Schlepplift Raxplateau:<br />
Die Beförderungszahl liegt im Durchschnitt bei etwa 80.000–90.000 Fahrten pro Saison, wobei die<br />
Schwankungen von Saison zu Saison in Abhängigkeit von Schneelage und Wetter teilweise enorm<br />
sind:<br />
Seite 79
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Saison 1999/2000: knapp 90.000<br />
Saison 2000/2001: ca. 17.000 (!) sehr schlechtes Jahr<br />
Saison 2001/2002: ca. 86.000<br />
Zum Befahren gibt es lediglich eine Piste neben bzw. in unmittelbarer Nähe der Lifttrasse, die<br />
Präparierung der Piste erfolgt durch ein Pistenpflegegerät.<br />
Abbildung 23: Schlepplift Raxplateau<br />
Schlepplift Preiner Gscheid<br />
Dieser Schlepplift besteht seit 1980 und ist nur sporadisch in Betrieb – bei ausreichender<br />
Schneelage an Wochenenden, sowie in den Weihnachts- und Semesterferien. In der Saison<br />
2000/2001 war er überhaupt nie in Betrieb, es gibt auch keine Aufzeichnungen über<br />
Beförderungszahlen.<br />
7.2.1.3 Hütten<br />
Hat es zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf der Rax noch 11 bewirtschaftete Berghütten gegeben,<br />
so sind es jetzt (inklusive der Bergstation) nur mehr 6, die regelmäßig bewirtschaftet werden.<br />
Mit Ausnahme des Wachsriegelhauses liegen die Hütten durchwegs auf dem Raxplateau.<br />
Hinsichtlich der Größe der Hütten, der Ausstattung und der Besucherfrequenz gibt es erhebliche<br />
Unterschiede. In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten Kenndaten der Hütten<br />
zusammengestellt.<br />
Seite 80
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Bezeichnung Seehöhe Eigentümer Pächter Betten Lagerplätze<br />
Bergstation 1547m ÖAV - Sektion Reichenau<br />
Otto-Haus 1736m ÖAV - Sektion Reichenau<br />
Seehütte<br />
Karl-Ludwig Haus<br />
Habsburghaus<br />
Waxriegelhaus<br />
1643m<br />
1804m<br />
1786m<br />
1361m<br />
ÖTK - Österreichischer<br />
Touristenklub<br />
ÖTK - Österreichischer<br />
Touristenklub<br />
ÖAV - Sektion Österr.<br />
Gebirgsverein<br />
Naturfreunde TVN<br />
Mürzzuschlag<br />
Fam.<br />
Scharfegger<br />
Fam.<br />
Scharfegger<br />
62 0<br />
25 40<br />
Franz Eggl 0 0<br />
Willi<br />
Newerkla<br />
dzt. kein<br />
Pächter<br />
Christian<br />
Hein<br />
74 44<br />
28 80<br />
30 40<br />
Tabelle 3: Kenndaten der Hütten (Quelle: Tourismusinformation Rax)<br />
Abbildung 24: Bergstation<br />
Abbildung 25: Otto-Haus<br />
Abbildung 26: Seehütte<br />
Abbildung 27: Habsburghaus<br />
Seite 81
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Abbildung 28: Karl-Ludwig Haus<br />
Abbildung 29: Waxriegelhaus<br />
Habsburghaus<br />
Bergstation<br />
Otto-Haus<br />
Seehütte<br />
Karl-Ludwig Haus<br />
Waxriegelhaus<br />
Karte 2: Verteilung der Hütten im Raxgebiet<br />
7.2.1.4 Wanderwege<br />
Da die Rax eine sehr lange Tradition als Wandergebiet hat, gibt es hier auch ein ausgedehntes<br />
Netz an gut ausgebauten und markierten Wanderwegen, darüber hinaus noch eine Reihe von<br />
ausgewiesenen Klettersteigen (siehe SZEPFALUSI/KRIZ 2002, HÖDL 1999).<br />
Seite 82
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Das Wanderwegenetz hat eine Gesamtlänge von über 300km (Quelle Internet:<br />
www.wanderprofi.at), davon befindet sich ein großer Teil auf dem Raxplateau. (Die Wanderwege<br />
werden näher im Kap. 'Wegekartierung' behandelt).<br />
7.2.1.5 Parkplätze<br />
Parkplätze für die Besucher finden sich im Bereich der Hauptaufstiege im Tal an folgenden Plätzen:<br />
• Raxseilbahn Talstation<br />
• Preiner Gscheid<br />
• Hinternasswald<br />
• Kaiserbrunn<br />
7.2.1.6 Lagerplätze<br />
Mit dem Ziel die Besucher zumindest während der Nacht von den Quellschutzgebieten auf dem<br />
Raxplateau fernzuhalten, wurde vor einigen Jahren im Tal auf einer Wiese in Kaiserbrunn ein<br />
Lagerplätze zum Biwakieren geschaffen. Durch die Ausstattung mit sanitären Einrichtungen wird er<br />
von den Leuten sehr gern angenommen und ist zumeist recht stark frequentiert.<br />
Darüber hinaus gibt es den Plan, in Zukunft einen weiteren Lagerplatz in Hinternasswald<br />
anzulegen.<br />
Abbildung 30: Lagerwiese Kaiserbrunn<br />
Seite 83
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
7.3 Touristische Aktivitäten auf der Rax<br />
7.3.1 Wandern/Erholung<br />
Aufgrund der Geländebeschaffenheit ist das Raxplateau ein ideales Wandergebiet. Bereits seit über<br />
100 Jahren, mit der Hochblüte der Sommerfrische, wird auf der Rax gewandert (siehe Kap.<br />
'Historische Entwicklung des Tourismus auf der Rax'); Wandern und Erholung stellen auch heute<br />
sicherlich den Hauptschwerpunkt der touristischen Aktivitäten dar – nach Erkenntnissen aus der<br />
Besucherbefragung kommen fast 90% der befragten Personen aus diesem Grund auf die Rax.<br />
Durch die Nähe zur Bundeshauptstadt und infolge des umfangreichen und gut ausgebauten Netzes<br />
an Wanderwegen zieht das Wandern auf der Rax, speziell in den Sommermonaten, eine große<br />
Anzahl an Besuchern an.<br />
7.3.2 Bergsteigen/Klettern<br />
Neben dem Wandern ist die Rax auch ein sehr beliebtes Klettergebiet. Laut Besucherbefragung<br />
nutzen etwa 10-20% der befragten Personen die Klettersteige und Kletterrouten. Diese finden sich<br />
schwerpunktmäßig im Großen Höllental, sowie in den Bereichen Preinerwand, Raxenmäuer und<br />
Kahlmäuer.<br />
Abbildung 31: Kletterregion Preinerwand<br />
7.3.3 Pistenskilauf<br />
Der Pistenskilauf spielt auf der Rax im Gegensatz zu anderen Berggebieten eine sehr<br />
untergeordnete Rolle. Die topographischen Gegebenheiten bieten kein ideales Gelände für die<br />
Seite 84
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Anlage von Skipisten – die plateauartige Hochfläche ist in den meisten Bereichen zu flach und in<br />
den steilen felsigen Gebieten gibt es kaum eine Möglichkeit zu einer Abfahrt ins Tal.<br />
Darüber hinaus wird ein Ausbau der bestehenden touristischen Infrastruktur aus Gründen des<br />
Quellschutzes sehr restriktiv gehandhabt. Skipisten gibt es auf der Rax nur an 2 Stellen: Auf der<br />
vorderen Rax im Bereich der Bergstation und beim Preiner Gscheid (beides Schlepplifte).<br />
So befindet sich die eine Skipiste zur Gänze auf dem Raxplateau (Schlepplift nur mittels<br />
Raxseilbahn erreichbar), während die andere am Preiner Gscheid am Fuß der Rax angelegt ist und<br />
nicht einmal bis zum Waxriegelhaus reicht (siehe Kap. 'Touristische Infrastruktur').<br />
Die Pisten (zumindest jene auf dem Plateau) werden zwar präpariert falls die Schneelage<br />
ausreichend ist, jedoch ist die Auswirkung auf die Quellwasservorräte in Anbetracht der geringen<br />
Fläche und der relativ kurzen Saisondauer (Beschneiungsanlagen werden nicht verwendet) als<br />
relativ gering einzustufen.<br />
Das erklärt auch, warum sich die Rax als Skigebiet nicht mit Gegenden wie Semmering oder<br />
Hochkar messen kann.<br />
7.3.4 Tourenskilauf<br />
Der Tourenskilauf spielt auf der Rax ebenfalls kaum eine Rolle. Kennzeichnend für die Ausübung<br />
dieser Sportart auf der Rax ist die relativ geringe Frequenz und die weiträumige Verteilung der<br />
Aktiven, weshalb nachhaltige Beeinträchtigungen infolge der Ausübung dieser<br />
Freizeitbeschäftigung nicht zu erwarten sind.<br />
7.3.5 Trendsportarten<br />
Auch die sogenannten Trendsportarten spielen auf der Rax eine stark untergeordnete Rolle (ca. 1-<br />
2 % der Befragten geben an, derartigen Aktivitäten nachzugehen).<br />
Paragliding und Drachenfliegen werden vereinzelt am Südabfall der Rax (v.a. im Bereich der<br />
Preinerwand) ausgeübt, wobei sich die Abflüge auf einige wenige schöne Tage mit guter Thermik<br />
beschränken.<br />
Mountainbiking und Berglaufen sind durch ihre sehr geringe Frequenz ebenfalls zu<br />
vernachlässigen. Für diese beiden Freizeitaktivitäten kommt eigentlich nur die Forststraße auf der<br />
Nordseite der Rax (Kleines Höllental, Kesselboden, Scheibwaldhöhe) in Frage, wo allerdings das<br />
Mountainbiken verboten ist. Die anderen Aufstiegsrouten eignen sich aufgrund ihrer Steilheit weder<br />
zum Mountainbiken noch zum Laufen.<br />
Seite 85
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
8 GEFÄHRDUNGSPOTENTIALE DURCH TOURISTISCHE AKTIVITÄTEN<br />
AUF DER RAX<br />
Da neben dem Wandern andere Freizeitbetätigungen auf der Rax recht unbedeutend sind,<br />
beschränken sich die potentiellen Beeinträchtigungen auf den Naturhaushalt und in weiterer Folge<br />
auf die Quellgebiete auf diese Tätigkeit wobei 3 Teilaspekte näher zu untersuchen sind:<br />
• Die Entsorgungsproblematik im Bereich der Hütten<br />
• Erosionserscheinungen an den Wanderwegen infolge der hohen<br />
Besucherfrequenz<br />
• Verhalten der Besucher in den Quellschutzgebieten<br />
8.1 Entsorgungssituation – Hüttenproblematik<br />
Durch die Lage im Hochgebirge ist sowohl die Ver- als auch Entsorgungssituation von Schutzhütten<br />
sehr schwierig. Speziell die große Höhenlage, die Witterung, die oftmals abgeschiedene Lage und<br />
die weiten Distanzen (auch höhenmäßig) bringen eine Reihe von Problemen mit sich und verlangen<br />
nach speziellen Konzepten und Lösungen. Auch die Schutzhütten auf der Rax zeigen diese<br />
Problematik.<br />
Aufgrund der hohen Besucherfrequenz fallen auf der Rax eine nicht zu unterschätzende Menge an<br />
Abfällen und Abwässern an.<br />
Um die Quellschutzgebiete sauber und frei von anderen Einträgen zu halten, verfolgen die Wiener<br />
Wasserwerke als Verwalter der Flächen die Strategie, die Besucherströme linear auf den Wegen<br />
und punktuell im Bereich der Hütten zu konzentrieren um im gesamten Gebiet eine gezielte und<br />
umfangreiche Entsorgung durchführen zu können.<br />
Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, gibt es in einem Quellschutzgebiet, wie es die Rax ist,<br />
andere – weit strengere – Auflagen in Bezug auf die Entsorgungssituation (siehe Kap.<br />
'Quellschutzmaßnahmen').<br />
Die Wiener Wasserwerke haben zum Schutz der Quellwasserreserven bereits in der Vergangenheit<br />
stets danach getrachtet, eine möglichst vollständige, umfassende Abfall- und Abwasserentsorgung<br />
zu gewährleisten.<br />
Bereits in den 50-er und 60-er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden die sanitären Anlagen der<br />
Hütten mit finanzieller Unterstützung der Wiener Wasserwerke saniert. In diesem Sinne wurden<br />
WC-Anlagen auf den neuesten Stand gebracht und entsprechend große und dichte Senkgruben<br />
errichtet (DRENNIG 1973) (siehe auch Kap. 'Quellschutzmaßnahmen').<br />
Damit eine umfassende und funktionierende Entsorgung der Hütten gewährleistet ist, übernehmen<br />
die Wiener Wasserwerke fast zur Gänze die Kosten für die Entsorgung der Abwässer und des Mülls<br />
in ihren Quellschutzgebieten. Darüber hinaus werden laufend Kontrollen der Anlagen in Bezug auf<br />
Seite 86
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
ihre Funktionsfähigkeit, Dichtheit und regelmäßige Entleerung durchgeführt, zumeist im<br />
Zusammenhang mit den Quellschutzbegehungen.<br />
8.1.1 Müllproblematik<br />
Da sich die Hütten in einem sensiblen Gebirgsökosystem, zum Teil in Extremlagen, befinden, steht<br />
eine möglichst ökologische Bewirtschaftung im Vordergrund. Durch die sehr eingeschränkten<br />
Transportmöglichkeiten wird danach getrachtet, den Anfall von Müll so gering wie möglich zu<br />
halten. Durch die umweltschonende Bewirtschaftung fallen auf den Hütten auch sehr geringe<br />
Mengen an gefährlichen Abfällen an (z.B. Chemikalien, Fette, etc.).<br />
Der Müllanfall und die Müllzusammensetzung einer Hütte hängen von mehreren Faktoren ab. Ein<br />
wesentlicher Faktor, neben dem Umweltbewusstsein der Hüttenbetreiber und der Gäste, ist das<br />
Einkaufsverhalten der Wirte und das gastronomische Angebot. Weitere wichtige Faktoren sind die<br />
Größe und Art der Hütte, sowie das Besucheraufkommen.<br />
Einen bedeutenden Einfluss auf die Müllsituation haben die Besucher selbst, sowie die Anzahl der<br />
aufgestellten Müllbehälter im Hüttenbereich. Im Rahmen mehrerer Untersuchungen betreffend die<br />
Müllproblematik auf Hütten konnte festgestellt werden, dass ein größeres Angebot an<br />
Müllbehältern eine größere Abfallmenge zur Folge hat (GRINZINGER 1999 nach OLSACHER 1990).<br />
Dabei spielen die Lage der Hütte und die Personengruppe der Besucher selbst eine große Rolle.<br />
Wird die Hütte überwiegend von Ausflugstouristen angesteuert, so ist in der Regel ein höheres<br />
Müllaufkommen zu erwarten, als wenn es sich um 'echte' Wanderer oder Bergsteiger handelt. Das<br />
gilt im Besonderen für Hütten, die an für jedermann leicht zugänglichen Stellen, etwa in der Nähe<br />
von Straßen oder Aufstiegshilfen, liegen. (In diesem Zusammenhang muss jedoch auch erwähnt<br />
werden, dass hier die Entsorgungsmaßnahmen wiederum viel leichter durchzuführen sind). Auch<br />
auf der Rax ist zu beobachten, dass das Umweltbewusstsein der Besucher viel stärker ausgeprägt<br />
ist, je weiter man sich von der Seilbahn entfernt.<br />
Eine Reduktion oder eine gänzliche Entfernung der Abfallbehälter kann allerdings zu ganz anderen<br />
Problemen führen, nämlich dass in der Folge der Abfall verstärkt in der Landschaft 'entsorgt' wird.<br />
Auch wenn es Beispiele gibt, dass durch eine Entfernung der Behälter der Müll dennoch nicht im<br />
Gelände verstreut wird und die Abfallmenge geringer geworden ist (GRINZINGER 1999 nach<br />
OLSACHER 1990), so ist diese Problematik sicherlich von Gebiet zu Gebiet anders zu beurteilen.<br />
Gerade, wenn es sich überwiegend um Ausflugstouristen handelt, ist es nicht anzunehmen, dass<br />
alle Leute ihren Müll wieder mit ins Tal nehmen. Es darf aber andererseits beim Gast nicht der<br />
Eindruck erweckt werden, dass die Hütte für die Beseitigung der mitgebrachten<br />
Verpackungsmaterialien gerüstet wäre (GRINZINGER 1999 nach OLSACHER 1990, MORELLE<br />
1999).<br />
Wichtig sind Abfallbehälter auf jeden Fall im Toilettenbereich, da sonst die Gefahr besteht, dass<br />
Hygieneartikel oder ähnliches über die Toilette entsorgt werden.<br />
Der Müllanteil der Hüttenbesucher ist sehr schwierig abzuschätzen und in starkem Maße von der<br />
Lage der Hütte und der Personengruppe der Besucher abhängig (siehe oben). Studien gehen<br />
davon aus, dass der Anteil zwischen 20% und über 50% betragen kann.<br />
Seite 87
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Wichtig ist hier in hohem Maße die Vorbildwirkung der Hüttenbetreiber (z.B. Verzicht auf separat<br />
verpackte Kleinmengen oder Einwegverpackungen), sowie eine Bewusstseinsbildung unter den<br />
Bergtouristen (GRINZINGER 1999).<br />
Der größte Teil des Mülls, der in den Hütten selbst anfällt und sich kaum vermeiden lässt, betrifft<br />
biogene Abfälle (bis zu 60%). Aufgrund der anteilmäßig großen Menge ist hier eine getrennte<br />
Sammlung auf jeden Fall zu empfehlen.<br />
In Anbetracht des Entsorgungsaufwandes und der Entsorgungskosten ist eine Kompostierung vor<br />
Ort auf jeden Fall ins Auge zu fassen. Wurde noch in den 80-er Jahren davon ausgegangen, dass<br />
eine biologische Abfallverwertung aufgrund der klimatischen Bedingungen nicht funktioniert, so ist<br />
mittlerweile bewiesen, dass sie selbst in extremen Hochgebirgslagen – auch mit herkömmlichen<br />
Kompostbehältern – möglich ist. (Wichtig ist in diesem Fall der Standort der Kompostiereinrichtung,<br />
da die Mikroorganismen auf eine bestimmte 'Betriebstemperatur' angewiesen sind.) Auf die<br />
verschiedenen Methoden der Kompostierung soll hier nicht näher eingegangen, es sei in diesem<br />
Zusammenhang auf spezifische Fachliteratur verwiesen (vgl. GRINZINGER 1999, STREICHER 1998,<br />
MORELLE 1999).<br />
Nach GRINZINGER (1999) sollte bei den anderen Abfällen aus ökologischen Gesichtpunkten nach<br />
Möglichkeit eine Trennung in Restmüll, wiederverwertbare Stoffe und gefährliche Abfälle<br />
vorgenommen und diese einem Recycling zugeführt werden. Papier und Kartonagen können<br />
darüber hinaus – falls es sich um eine überschaubare Menge handelt – auch zur Feuerung in Öfen<br />
(zum Anheizen) verwendet werden.<br />
Andere Studien stellen dagegen in Frage, ob eine Trennung der Fraktionen sinnvoll ist. Anfallende<br />
Menge, Platzbedarf und Lagermöglichkeit (ohne Geruchsbelästigung) sowie die Transportlogistik<br />
sollten die Grundlagen für die Entscheidung bilden (STREICHER 1998).<br />
In einem Quellschutzgebiet ist jedoch davon auszugehen, dass eine Trennung des Mülls und ein<br />
Abtransport ins Tal auf jeden Fall bevorzugt zu behandeln sind.<br />
8.1.2 Müllentsorgung<br />
Die oberste Priorität beim Müll sollte die Vermeidung sein. Müll, der erst gar nicht entseht, muss<br />
auch nicht aufwändig getrennt und kostenintensiv entsorgt werden. Von Seiten der Hütten erfolgt<br />
die Müllvermeidung im Wesentlichen durch einfache Bewirtschaftung, bescheidene Ausstattung<br />
und vernünftigen bzw. umweltbewussten Wareneinkauf (GRINZINGER 1999). Durch diese<br />
Einstellung wird auch dem Besucher eine Vorbildwirkung signalisiert.<br />
Eine Entsorgung der anfallenden Abfälle kann auf mehrere Arten erfolgen. Strikt abzulehnen ist –<br />
speziell in Quell- und Wasserschutzgebieten – eine Verfeuerung der Abfälle in Einzelöfen (z.B.<br />
Küche), wie sie früher weit verbreitet war. Durch die zu geringe Verbrennungstemperatur kommt<br />
es zu schädlichen Emissionen, je nach Art des verbrennenden Materials können hochgiftige<br />
Substanzen entstehen (GRINZINGER 1999). Auch andere Formen der thermischen Entsorgung im<br />
Hochgebirge sind auf Grund ihrer möglichen schädlichen Auswirkungen auf das sensible<br />
Gebirgsökosystem abzulehnen.<br />
Seite 88
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Die einzige vernünftige Müllentsorgung kann nur in einer Trennung und in der weiteren Folge im<br />
Abtransport ins Tal liegen, unabhängig von der Erreichbarkeit und von den<br />
Transportschwierigkeiten, die sich dadurch unter Umständen ergeben (STREICHER 1998).<br />
Der Abtransport ins Tal erfolgt meist mittels Fahrzeugen oder Seilbahnen, seltener auch mit Tieren<br />
(Pferd, Esel).<br />
Die Entsorgungssituation der Hütten auf der Rax ist in der folgendenden Übersicht<br />
zusammengestellt.<br />
Otto-Haus<br />
Bergstation<br />
Seehütte<br />
Der Müll wird mittels Fahrzeug von der Seehüttte und vom Otto-Haus zur<br />
Bergstation gebracht und mit der Seilbahn ins Tal transportiert. Die<br />
Container werden bei der Talstation der Seilbahn von einer privaten<br />
Firma abgeholt.<br />
Es gibt keine genauen Aufzeichnungen über die Menge – laut<br />
Schätzungen dürften ca. 30m³ pro Jahr anfallen.<br />
Die Entsorgung zahlt die Stadt Wien<br />
Habsburghaus<br />
Der Müll wird mit der Materialseilbahn zum Parkplatz ins Tal befördert,<br />
die Abholung erfolgt dort ebenfalls über eine Firma.<br />
Anfall pro Jahr: ca. 10m³<br />
Die Entsorgung zahlt auch hier die Stadt Wien.<br />
Karl-Ludwig-Haus<br />
Hier wird der Müll ebenfalls mit der Materialseilbahn zum Parkplatz im<br />
Tal gebracht, die Entsorgung wird von der Gemeinde Kapellen<br />
durchgeführt.<br />
Es gibt hier keine Aufzeichnungen über die Menge, sie dürfte aber<br />
Schätzungen zufolge im Bereich der Menge des Habsburghauses oder ein<br />
wenig darüber liegen.<br />
Waxriegelhaus<br />
Hier erfolgt die Entsorgung direkt per LKW und wird von den<br />
Hüttenbetreibern bezahlt.<br />
Stadt Wien übernimmt hier die Entsorgung der gefährlichen Abfälle (z.B.<br />
Öldosen) – ca. 1,5to/Jahr<br />
Hier gibt es ebenfalls keine Aufzeichnungen, die Menge dürfte aber auch<br />
im Bereich jener des Habsburghauses oder ein wenig darunter liegen.<br />
Tabelle 4: Abfallentsorgung der Hütten<br />
Seite 89
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
8.1.3 Abwasserentsorgung<br />
Generell betrachtet bereitet die Abwasserentsorgung von Objekten in alpinen Lagen weit größere<br />
Schwierigkeiten als in Tallagen. Die sensiblen und störanfälligen Ökosysteme im Gebirge und die<br />
großen Entfernungen von bestehenden Entsorgungsnetzen stellen die Verantwortlichen vor die<br />
schwierige Situation, hier Lösungen zu finden, die sowohl den ökologischen als auch den<br />
wirtschaftlichen Anforderungen gerecht werden.<br />
Gibt es bereits in 'normalen' Gebirgsregionen hohe Anforderungen im Hinblick auf die<br />
Abwasserentsorgung, so sind in einem Quellschutzgebiet wie dem der Rax noch strengere<br />
Maßstäbe anzulegen, um mögliche Beeinträchtigungen weitgehend ausschließen zu können oder<br />
zumindest zu minimieren.<br />
International betrachtet nimmt Österreich bei der Abwasserentsorgung im Gebirge eine<br />
Vorreiterrolle ein; die gesetzlichen Regelungen sind nirgendwo so streng wie hier (CORDT 1998).<br />
Grob gesehen setzen sich die Abwässer aus 2 Komponenten zusammen. Die als sogenannte<br />
'Grauwässer' bezeichneten Anteile entstehen im Küchen- und Haushaltsbereich, sowie durch das<br />
Wäschewaschen und die Körperpflege. Die andere Fraktion beinhaltet die Abwässer aus dem<br />
Toilettenbereich und wird üblicherweise als 'Fäkalabwasser' bezeichnet.<br />
Kennzeichnend für die Abwässer von Hütten ist, dass es aufgrund der limitierten Wassermenge<br />
automatisch zu einer Erhöhung der Konzentration von Substanzen im Abwasser kommt – speziell in<br />
Karstlandschaften, wie dem vorliegenden Gebiet, wo zumeist kein bis sehr wenig<br />
Oberflächenwasser vorhanden ist (CORDT 1998).<br />
Anmerkung: Auf der Rax herrscht trotz der Höhenlage extremer Wassermangel, der Wasserbedarf der Hütten<br />
(Brauchwasser) wird fast ausschließlich aus aufgefangenem Regenwasser gedeckt (siehe auch Kap. 'Wasserhaushalt –<br />
Karstproblematik).<br />
Für die Quellschutzgebiete ist es von besonderer Wichtigkeit, dass kein verunreinigtes Wasser in<br />
den Karstwasserkörper eindringen kann, da kaum eine Möglichkeit besteht, diese Verunreinigungen<br />
vor der Einspeisung in das Trinkwassernetz herauszufiltern. Ein besonderes Gefahrenpotential<br />
stellen hier mögliche Verkeimungen dar (FARNLEITNER 2001).<br />
Eine Patentlösung für die Entsorgung der Abwässer von Hütten im Hochgebirge gibt es nicht, die<br />
lokalen Verhältnissen machen eine individuelle Betrachtungsweise notwendig.<br />
Für die Abwasserentsorgung gibt es grundsätzlich eine Reihe von Möglichkeiten sowie gewisse<br />
Prinzipien.<br />
8.1.3.1 Vermeidung<br />
Gleich gelagert wie bei der Müllproblematik sollte auch hier das Vermeidungsprinzip oberste<br />
Priorität haben.<br />
Eine Verringerung der Abwassermenge bedeutet in jedem Fall einen Gewinn für die Umwelt (und<br />
auch für den Hüttenbetreiber – v.a. aus finanzieller Sicht). Die Möglichkeiten einer<br />
Seite 90
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Abwasservermeidung sind vielfältig und sollen hier nur ansatzweise erwähnt werden, darüber<br />
hinaus ist jeder betroffene Hüttenwirt selbst gefordert im Sinne einer möglichst ökologischen<br />
Hüttenbewirtschaftung hier entsprechende Maßnahmen zu setzen. Potentiale bestehen neben<br />
einem sparsamen Umgang mit Wasser beispielsweise in der Verwendung von wassersparenden<br />
Geräten und Durchflußbegrenzern. Neben den rein quantitativen Maßnahmen sollte auch auf die<br />
Qualität – d.h. auf eine möglichst geringe Verschmutzung, etwa durch belastende<br />
Reinigungsmittel, Chemikalien, etc., besonders geachtet werden (STREICHER 1998).<br />
Maßnahmen, die zwar nicht unmittelbar die einzelnen Hütten betreffen, aber in Summe positive<br />
Auswirkungen auf den Naturraum haben, bestehen etwa darin, dass man eine übermäßige<br />
touristische Erschließung des Gebietes unterbindet. Das kann entweder dadurch geschehen, dass<br />
die Neuerrichtung bzw. die Erweiterung der Infrastruktur restriktiv gehandhabt wird (wie<br />
beispielsweise auch auf der Rax) oder indem man gewisse Einrichtungen ins Tal verlegt, wie es die<br />
Wiener Wasserwerke am Beispiel des Lagerplatzes in Kaiserbrunn bereits vorgezeigt haben.<br />
In der Regel wird man mit einer Vermeidung und Minimierung der Abwassermengen alleine das<br />
Entsorgungsproblem nicht lösen können. Für die Entsorgung der Abwässer bieten sich mehrere<br />
Möglichkeiten an.<br />
8.1.3.2 Entsorgung in geschlossenen Systemen<br />
Darunter ist die Fassung der Abwässer bereits am Entstehungsort, d.h. direkt in den Hütten und<br />
eine Ableitung mittels Kanal ins Tal zu verstehen.<br />
Diese Lösung stellt auch im Gebirge – die volle Funktionstüchtigkeit vorausgesetzt (z.B. Gefahr des<br />
Gefrierens) – prinzipiell die beste und sauberste Lösung dar, sofern eine Anlage technisch möglich<br />
und wirtschaftlich sinnvoll ist (CORDT 1998). Aufgrund der hohen Investitionskosten ist sie aber im<br />
Normalfall auch die teuerste, was jedoch durch die niedrigen Wartungskosten und fehlenden<br />
Betriebskosten auf lange Sicht gesehen ein wenig gemildert wird.<br />
Wichtig für einen störungsfreien Betrieb ist, dass das Kanalsystem technisch einwandfrei errichtet<br />
wird. Dazu zählt vor allem eine frostsichere Verlegung der Rohre sowie Vorkehrungen, um<br />
Setzungserscheinungen zu verhindern. Weiters ist darauf zu achten, dass es im Zuge der<br />
Errichtung zu möglichst geringen Beeinträchtigungen des Naturraumes kommt, da sich sonst die<br />
Vorteile eines geschlossenen Kanals relativieren.<br />
8.1.3.3 Entsorgung in halboffenen Systemen<br />
Ist eine direkte Einleitung in einen Kanal technisch nicht möglich oder aus wirtschaftlichen Gründen<br />
nicht vertretbar, so müssen die Abwässer zunächst in Tanks oder anderen Behältern gesammelt<br />
werden. In gewissen Zeitabständen müssen diese Behälter ausgepumpt und der Inhalt mittels<br />
Tankwagen abtransportiert werden. Wichtig dabei ist, dass die Dichtheit der Behälter gewährleistet<br />
ist und dass die Entleerung in regelmäßigen Abständen erfolgt.<br />
Seite 91
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Dies kann einerseits dadurch geschehen (so wie auf der Rax), dass der Inhalt zu einem bereits<br />
vorhandenen Kanal (in diesem Fall bei der Bergstation) gebracht wird und von dort aus in das Tal<br />
abgeleitet wird. Steht kein Kanal zur Verfügung so müssen die Abwässer entweder in Tankwägen<br />
oder per Seilbahn direkt ins Tal gebracht und dort einer entsprechenden Entsorgung zugeführt<br />
werden.<br />
Abbildung 32: Tankwagen zur Abwasserentsorgung<br />
8.1.3.4 Entsorgung vor Ort mittels Abwasserreinigung<br />
Wo es keine Möglichkeit zum Abtransport ins Tal gibt, können die anfallenden Abwässer in einer<br />
mechanischen bzw. biologischen Abwasserreinigungsanlage behandelt werden.<br />
Wurde früher bezweifelt, dass solche Anlagen eine ausreichende Reinigung des anfallenden<br />
Abwassers bewerkstelligen können, so gibt es heute bereits eine Reihe von Beispielen die diese<br />
Meinung widerlegen (CORDT 1998, GRINZINGER 1999, STREICHER 1998).<br />
Die zur Anwendung infrage kommende Technik richtet sich sehr stark nach den örtlichen<br />
Gegebenheiten (Platzangebot, Exposition, Höhenlage, etc.) und muss den jeweiligen<br />
Anforderungen angepasst werden. Die Palette des Möglichen reicht hier von<br />
Belebtschlammanlagen über Tauch-, Tropfkörper-, Pflanzen- und Kiesbeetanlagen bis hin zu Rieselbzw.<br />
Filtergräben und belüfteten oder auch unbelüfteten Abwasserteichen. (siehe CORDT 1998,<br />
GRINZINGER 1999).<br />
Prinzipiell erfolgt die Reinigung der Abwässer in folgenden Teilschritten (CORDT 1998):<br />
• mechanische Vorreinigung<br />
• biologische Reinigungsstufe<br />
• Nachklärung<br />
• Entkeimung, Schönung (falls erforderlich)<br />
Seite 92
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Da im Hochgebirge extreme Bedingungen v.a. bezüglich Temperatur vorherrschen, sind an<br />
Abwasserreinigungsanlagen in diesen Bereichen hohe Anforderungen gestellt (CORDT 1998,<br />
GRINZINGER 1999, STREICHER 1998).<br />
• Zum einen müssen die besonderen, teilweise extremen Bedingungen bezüglich der<br />
Höhenlage, Geländeverhältnisse und vor allem der klimatischen Verhältnisse<br />
Berücksichtigung finden, d.h. die Anlage muss unter allen vorherrschenden Verhältnissen<br />
einwandfrei funktionieren. Hier stellt vor allem die Temperatur einen limitierenden Faktor<br />
dar, da die Mikroorganismen auf eine bestimmte 'Betriebstemperatur' angewiesen sind.<br />
In diesem Zusammenhang wirkt sich die früher einmal als sinnvoll erachtete Philosophie,<br />
auf Hütten kein Warmwasser anzubieten, durch die in der Folge geringen<br />
Abwassertemperaturen negativ auf die Reinigungsleistung aus. In manchen Fällen kann<br />
demnach auch eine Erwärmung des Abwassers mit alternativen Energiequellen oder durch<br />
effiziente Nutzung der Wärmeenergie der Hütte (z.B. mittels Wärmerückgewinnung)<br />
notwendig sein.<br />
• Die Anlage muss so aufgebaut und dimensioniert sein, dass auch langfristig eine hohe<br />
Reinigungsleistung garantiert ist.<br />
• Da der Abwasseranfall je nach Menge (Besucherspitzen) und Beschaffenheit mitunter<br />
beträchtlichen Schwankungen unterworfen ist, muss die Anlage auch in der Lage sein,<br />
stoßweise Belastungen zu bewältigen. Die Kapazität der Anlage ist daher auf die<br />
Spitzenbelastung auszulegen. (Die sich auf Mikroorganismen ungünstig auswirkende<br />
stoßweise Belastung kann ev. auch durch eine Zwischenspeicherung des Abwassers und<br />
eine kontinuierliche Abgabe während belastungsärmerer Zeiten ausgeglichen werden).<br />
• Betrieb und Wartung müssen einfach und rasch durchführbar sein und auch ohne spezielle<br />
Ausbildung bewerkstelligt werden können.<br />
• Die Anlage sollte, wenn möglich, nicht auf den Einsatz von Fremdenergie angewiesen sein;<br />
ist das nicht der Fall, so sollten zumindest alternative Energien (Sonnenkollektoren,<br />
Photovoltaik) eingesetzt werden.<br />
• Von Vorteil ist auch ein stufenweiser Aufbau, der einen problemlosen Ausbau möglich<br />
macht, sowie – aus Transportgründen – eine Verwendung von leichten Anlageteilen.<br />
8.1.3.5 Entsorgung vor Ort durch Desinfektion und flächige Aufbringung<br />
Wo es keine anderen Möglichkeiten der Abwasserentsorgung gibt, ist eine Aufbringung vor Ort die<br />
letzte Möglichkeit.<br />
Vorraussetzung hierfür ist, dass vor der Aufbringung eine Desinfektion der Abwässer durchgeführt<br />
wird (in der Regel mittels Chlorkalk) und das die Aufbringung möglich großflächig und gleichmäßig<br />
erfolgt. Weiters ist darauf zu achten, dass die Flächen über eine ausreichende Vegetations- und<br />
Bodenauflage für einen raschen Abbau der Substanzen verfügen und sie sich nicht unmittelbar im<br />
Einzugsbereich von Quellen befinden.<br />
Seite 93
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
8.1.3.6 Entsorgungssituation der Hütten auf der Rax<br />
Die Abwasserbehandlung der Hütten auf der Rax wird in unterschiedlicher Weise gehandhabt.<br />
Bis jetzt erfolgte lediglich die Entsorgung der Bergstation direkt über einen Kanal ins Tal, eine<br />
Verlängerung zum Ottohaus ist derzeit aber bereits in Bau. Der Abtransport erfolgt über eine<br />
stoßweise Beschickung des Kanals, ein Tank mit einem Fassungsvermögen von ca. 70m³ dient als<br />
Zwischenspeicher.<br />
Die Abwasserentsorgung der Seehütte erfolgt über einen Tankwagen (siehe Foto), mit dem die<br />
Abwässer zum Kanal bei der Bergstation gebracht werden.<br />
Das Ottohaus wurde bis jetzt ebenfalls nach dieser Methode entsorgt, derzeit wird aber ein Kanal<br />
errichtet, der die Abwässer direkt zur Bergstation transportieren soll.<br />
Das Waxriegelhaus verfügt über eine mechanische Abwasserreinigungsanlage, die geklärten<br />
Abwässer werden in der Folge in den Vorfluter geleitet.<br />
Da es für das Karl-Ludwig-Haus und das Habsburghaus keinen Kanal und auch keine Möglichkeit<br />
des Abtransports ins Tal gibt, sind sie auf eine Entsorgung vor Ort angewiesen. In beiden Fällen<br />
wird das anfallende Abwasser desinfiziert und flächig aufgebracht.<br />
In der nachfolgenden Tabelle ist die Situation der Abwasserentsorgung noch einmal<br />
überblicksmäßig aufgelistet. Da es bei den meisten Hütten keine Mengenaufzeichnungen gibt,<br />
beruhen die Werte auf Schätzungen der Wiener Wasserwerke (die Kosten für die Entsorgung der<br />
Abwässer und Fäkalien werden von der Stadt Wien zur Gänze übernommen).<br />
Hütte geschätzte Menge Entsorgung<br />
Bergstation ca. 200m³ Kanal mit stoßweiser Beschickung<br />
Ottohaus ca. 90-100m³ derzeit Kanal in Bau, bis jetzt mittels Tankwagen<br />
zur Bergstation<br />
Seehütte ca. 20m³ mittels Tankwagen zur Bergstation<br />
Karl-Ludwig-Haus ca. 20m³ Desinfektion und flächige Aufbringung<br />
Habsburghaus ca. 20m³ Desinfektion und flächige Aufbringung<br />
Waxriegelhaus ? mechanische Klärung und Einleitung in den<br />
Vorfluter<br />
8.1.4 Ausblick<br />
Da es sich im Falle der Rax um ein Quellschutzgebiet handelt, wird auf die Abwasserentsorgung<br />
von Seiten der Wiener Wasserwerke im Hinblick auf eine potentielle Verunreinigung ein sehr<br />
großes Augenmerk gelegt.<br />
Unter diesem Gesichtspunkt ist eine Ableitung der Abwässer ins Tal, sei es mittels Kanal oder durch<br />
Tankbehälter, die bevorzugte Variante, denn auch eine noch so gute (biologische)<br />
Seite 94
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Abwasseraufbereitung vor Ort vermag es nicht, alle Stoffe vollständig herauszufiltern oder<br />
abzubauen – eine Gefahr der Verkeimung ist auch hier nicht vollständig auszuschließen.<br />
Im Falle des Waxriegelhauses, das sich nicht unmittelbar in einem direkten Quelleinzugsbereich<br />
befindet, kann eine mögliche Beeinträchtigung als eher gering, wenn auch nicht gänzlich<br />
ausgeschlossen, angesehen werden. Obwohl die mechanische Reinigung der Abwässer als<br />
ausreichend betrachtet wird, sollten dennoch Überlegungen angestellt werden, ob nicht etwa im<br />
Zuge einer Modernisierung der Anlage auch eine biologische Reinigungsstufe zugeschaltet werden<br />
sollte.<br />
Beim Habsburghaus wurde von Seiten der Wiener Wasserwerke bereits geplant, einen Kanal von<br />
der Hütte bis zur Zikafahnlalm zu errichten und von dort einen Abtransport mittels Tankwagen ins<br />
Tal durchzuführen, jedoch stehen dem ein hoher finanzieller und technischer Aufwand entgegen.<br />
Sowohl hier, wie auch im Falle des Karl-Ludwig-Hauses wäre es wünschenswert, anstelle der<br />
ungeklärten Aufbringung der Abwässer im Gelände, eine biologische Reinigungsanlage zu errichten<br />
(oder zumindest eine biologische Reinigungsstufe einzusetzen), wobei zu prüfen wäre, ob in diesen<br />
Bereichen die Voraussetzungen für die Errichtung und den Betrieb einer solchen Anlage gegeben<br />
sind.<br />
Selbst wenn biologische Abwasserreinigungsanlagen nicht in der Lage sein sollten, eine<br />
hundertprozentige Reinigung des Abwassers zu gewährleisten, würde diese Maßnahme dennoch<br />
eine wesentliche Verbesserung der derzeitigen Situation bedeuten.<br />
Seite 95
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
9 EROSIONSPROBLEMATIK WANDERWEGE<br />
Nicht zuletzt wegen ihres landschaftlichen Reizes zieht die Rax viele Besucher an, die meisten von<br />
ihnen kommen zum Wandern in dieses Gebiet. Dementsprechend verfügt die Rax über ein<br />
ausgedehntes, gut markiertes Wanderwegenetz. Die meisten dieser Wege befinden sich auf dem<br />
Raxplateau, das aufgrund seiner Geländebeschaffenheit (relativ geringe Steigungen) sehr zum<br />
Wandern einlädt. Für den Aufstieg vom Tal zum Plateau gibt es nur einige wenige Wege, die<br />
zumeist sehr steil sind. Ein großer Anziehungspunkt für die Besucher ist die Seilbahn, mit der man<br />
innerhalb weniger Minuten auf die Hochfläche gelangen kann.<br />
Das Wandern gilt gemeinhin als die klassische Form des sanften Tourismus und damit als äußerst<br />
umweltverträglich. Andererseits werden in stark frequentierten Erholungs- und Wandergebieten<br />
auch die negativen Auswirkungen dieser Freizeitaktivität deutlich.<br />
Vor allem an Wochenenden ist die Besucherfrequenz sehr hoch – sie konzentriert sich in erster<br />
Linie auf die Hauptwege, die Umgebung der Hütten sowie die Seilbahn. Diese Bereiche sind<br />
starken Trittbelastungen ausgesetzt.<br />
Deren Auswirkungen können eine große Belastung für den Naturhaushalt darstellen, da sie die<br />
Vegetation und den Boden nachhaltig schädigen können.<br />
9.1 Erosionsschäden im Rahmen des Wanderns<br />
Im Zuge des Wanderns wird – vom Menschen unbeabsichtigt – sog. 'Trittenergie' freigesetzt, die in<br />
vertikale Verdichtungs- und horizontale Verlagerungsenergie umgewandelt wird (KAIL 1998 nach<br />
ROBENS/BLACEK 1990). Durch die Tatsache, dass der Mensch Schuhe trägt, vergrößert sich die<br />
Kontaktfläche des Fußes mit der Vegetation, die verhältnismäßig grobe Sohle von Wanderschuhen<br />
und die relativ harten Kanten vergrößern die Reibwirkung auf den Untergrund. Dadurch wird ein<br />
Schädigungsprozess in Gang gesetzt, der die Natur nachhaltig beeinträchtigen kann.<br />
Die Schädigungen durch häufiges Betreten können in direkter oder indirekter Weise auf Vegetation<br />
und Boden wirken. Direkt beispielsweise durch die Beschädigung des Sprosses an Pflanzen oder<br />
durch mechanische Umlagerungen im Boden. Indirekte Wirkungen wären etwa Auswirkungen auf<br />
den Wasserhaushalt über eine Veränderung des Bodenluftvolumens durch Kompression, einer in<br />
der Folge geringeren Durchwurzelungsrate und schließlich einer sich daraus ergebenden<br />
Herabsetzung der Infiltrationskapazität. (siehe Kap. 'Bewertung von Auswirkungen auf den<br />
Naturraum).<br />
Der Schadensprozess läuft immer in mehreren Phasen ab (KAIL 1998, ROBENS/BLACEK 1991):<br />
1. Ein Wanderer betritt eine Vegetationsfläche neben einem Weg<br />
Der Tritt wirkt direkt und indirekt, über die Veränderung der Standortfaktoren, auf die<br />
Pflanzen indem Bewegungsenergie freigesetzt wird, durch welche die Pflanzendecke<br />
mechanisch beschädigt, der Oberboden verdichtet, sein Porenvolumen und folglich seine<br />
Durchwurzelbarkeit und Wasseraufnahmefähigkeit verringert wird.<br />
2. Den veränderten Standortbedingungen sind nur trittverträgliche Pflanzen gewachsen,<br />
welche die ursprüngliche Vegetation verdrängen.<br />
Seite 96
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
3. Wird die Belastung zu hoch, löst sich auch dieser 'Trittrasen' auf, vegetationslose Lücken<br />
entstehen, an denen Erosion in Form von oberflächlichem Abtrag ansetzt.<br />
4. Durch weitere Belastungen schreitet die Erosion von den Lücken ausgehend sowohl in<br />
horizontaler wie auch in vertikaler Richtung fort, es kommt zu einer großflächigen<br />
Zerstörung von Vegetation und Boden.<br />
Die Erosion wird durch verschiedene Faktoren hervorgerufen (ROBENS/BLACEK 1991):<br />
• Wanderer: Durch die Trittwirkung werden Bodenteilchen gelockert und aus dem Gefüge<br />
gelöst. Andererseits verdichten sie den Boden, sodass der Niederschlag vermehrt<br />
oberflächlich abfließt.<br />
• Regen: Wassertropfen lockern feinkörniges Material, das vom herabfließenden Wasser<br />
mitgenommen wird. Große Wassermengen (bei starkem Regen und undurchlässigem<br />
Boden) fuhren zu flächenhaften Ausspülungen. Eine Konzentration von Abflusswässern in<br />
Geländeeintiefungen erzeugt kleinste Rinnen bzw. Ansätze tiefer Erosionsrinnen<br />
(ROBENS/BLACEK 1991 nach BUNZA 1982).<br />
• Schnee: Schmelzwasser wirkt ähnlich wie Regen. Schneeschub und -schurf können<br />
Vegetationsstreifen zwischen Haupt- und Parallelweg heraushebeln (ROBENS/BLACEK 1991<br />
nach KARL 1961).<br />
Durch diese Entwicklung entsteht in den ersten beiden Phasen ein Parallelweg, der weitere Verlauf<br />
der Entwicklung in bezug auf das Erscheinungsbild ist nun von der weiteren Belastung abhängig.<br />
Bei anhaltender Belastung kann neben einem bereits erodierten Weg ein neuer Trampelpfad<br />
entstehen und der Prozess von neuem beginnen. Die einzelnen Parallelwege können durch<br />
Vegetationsstreifen voneinander getrennt sein oder bilden ein in sich verzweigtes System von<br />
Wegen. Wenn sich infolge weiterer hoher Belastungen die Vegetationsstreifen auflösen, 'wachsen'<br />
die Wege zusammen – der ursprüngliche Weg wird breiter. Ebenso ist eine Erosion des Weges<br />
ohne Entstehung von Parallelwegen möglich (ROBENS/BLACEK 1991).<br />
Bei nachlassender Belastung oder deren Stillstand kann sich der Weg regenerieren oder<br />
stabilisieren, sofern der Schädigungsgrad dies noch zulässt bzw. Maßnahmen zur<br />
Erosionsbekämpfung ergriffen werden. Das Ausmaß der Schädigung der Vegetation wird also in<br />
erster Linie durch die Besucherfrequenz bestimmt (KAIL 1998).<br />
Man kann daraus sehr gut erkennen, dass es sich bei dieser Art von Schadensabfolge um ein<br />
dynamisches System handelt, wobei zumeist Kombinationen oder Übergangsformen zwischen den<br />
einzelnen Schadensstadien anzutreffen sind (ROBENS/BLACEK 1991).<br />
Das Ausmaß der Schäden ist in der Regel nicht auf eine bestimmte Schädigung zurückzuführen,<br />
sondern ergibt sich zumeist durch das Zusammenspiel mehrerer Schadensursachen wobei man<br />
mehrere Arten von Ursachen unterscheiden kann (nach KAIL 1998, ROBENS/BLACEK 1991).<br />
Seite 97
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
9.1.1 Schadensursachen<br />
9.1.1.1 Gebietsbezogene Schadensursachen<br />
Hierbei handelt es sich nicht um Ursachen direkt, sondern vielmehr um gebietsbezogene<br />
Rahmenbedingungen (vgl. KAIL 1998, ROBENS/BLACEK 1991).<br />
Niederschlag<br />
Die Menge des Niederschlages bzw. die Intensität ist ein entscheidender Faktor für mögliche<br />
Schäden im Bereich von Wegen.<br />
Große in kurzer Zeit anfallende Wassermengen, wie sie besonders bei den sommerlichen<br />
Starkregenereignissen oder bei der Schneeschmelze anfallen, vermag der Boden nicht<br />
aufzunehmen, sodass es zu einem oberflächlichen Abfluss kommt. Dieser ist umso größer, je<br />
weniger Vegetation den Boden bedeckt. Eine lange Durchfeuchtung des Bodens macht ihn<br />
trittempfindlicher (ROBENS/BLACEK 1991).<br />
Geologie und Boden<br />
Die Anfälligkeit des Bodens gegenüber Trittbelastung ist neben dem bereits erwähnten<br />
Wasseranteil vor allem von der Bodenart und dem Skelettanteil abhängig. Lehmige und tonige<br />
Böden sind, wenn sie infolge von Niederschlägen wassergesättigt sind, leicht verformbar und<br />
neigen daher zur Verdichtung. Böden mit einem hohen Anteil an Sand oder Steinen sind weniger<br />
verdichtungsanfällig, dafür bricht aber durch die geringe Bindigkeit leicht das Gefüge auf.<br />
Vegetation<br />
Im Hochgebirge gibt es auf engstem Raum eine Vielzahl von unterschiedlichen, zum Teil sehr<br />
extremen Standorten. Da die Pflanzen in diesem Naturraum sehr limitierende Bedingungen<br />
vorfinden, sind ihre Belastungsgrenzen ohnehin eng bemessen. Schon geringe Belastungen können<br />
zu irreparablen Schädigungen führen.<br />
Seehöhe<br />
Mit zunehmender Seehöhe werden die Bedingungen in den heimischen Bergen für Pflanzen immer<br />
extremer, die Anfälligkeit der Pflanzen gegenüber Schadeinwirkungen nimmt stark zu. Infolge der<br />
sehr kurzen Vegetationszeit können Beeinträchtigungen nur sehr schwer wieder 'repariert' werden.<br />
Beispielsweise wachsen die Wurzelsprossen von Krummseggen nur ca. 0,9mm pro Jahr. Ein<br />
Trampelpfad von 25cm Breite würde erst wieder in etwa 100 Jahren zugewachsen sein (LANGER<br />
1998 nach GÄRTNER 1989 und RINGLER 1983).<br />
Landnutzung<br />
Ein weiterer entscheidender Faktor ist eine eventuelle Zweitnutzung der Fläche<br />
So kann beispielsweise die Nutzung durch Wintersport oder Almwirtschaft an<br />
Überschneidungsstellen mit Wanderwegen die Schadensintensität erhöhen. (Der<br />
Seite 98
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Oberflächenabfluss auf durch Skisport genutzten Flächen ist in der Regel wesentlich höher als auf<br />
unberührten Flächen, wodurch die folglich auch der Bodenabtrag erhöhen kann.<br />
Auch von Weidevieh beanspruchte Wegbereiche sind besonders gefährdet: Durch das herabsteigen<br />
des Viehs werden häufig Grassoden aus dem Vegetationsverband gelöst, sodass eine<br />
Destabilisierung der Böschung die Folge ist. 'Zertretene' Bereiche provozieren darüber hinaus<br />
Wanderer zum Verlassen der Wege.<br />
9.1.1.2 Wegspezifische Schadensursachen (vgl. KAIL 1998, ROBENS/BLACEK 1991)<br />
Neigung des Weges<br />
Die Geländebeschaffenheit bzw. die Hangneigung ist vor allem dann von Bedeutung, wenn es um<br />
die Wirkung der Trittbelastung geht. Auf ebenen bis schwach geneigten Geländepartien wirkt sich<br />
die Trittbelastung vor allem auf die Bodenverdichtung aus. Mit zunehmender Neigung erhöht sich<br />
die Trittenergie und wandelt sich zusehends von der vertikalen Verdichtungsenergie in horizontale<br />
Verlagerungsenergie um, der Hangabtrieb und damit der Bodenabtrag steigen in der Folge. Durch<br />
den Tritt wird zunächst feines Material gelöst und die Wegoberfläche wird rauher. Da die Wanderer<br />
vermehrt ausweichen entsteht ein Trampelpfad und die Erosions- und Transportkraft des Wassers<br />
nimmt noch mehr zu.<br />
Besonders anfällig sind Wege oder Abschneider, die nahezu in Falllinie verlaufen. Infolge<br />
Vegetationsschäden kann hier die Transportkraft des Wassers tiefe Gräben erodieren. Mit<br />
zunehmender Neigung oder Tiefenerosion erhöht sich das Problem durch den beschleunigten<br />
Oberflächenabfluss.<br />
Wegepflege<br />
Wird ein Weg nicht gepflegt, fehlt etwa eine gezielte Wasserableitung oder sind die Böschungen<br />
nicht gegen Abtrag gesichert, dann können die bereits erwähnten Faktoren Wasser und Schnee<br />
ungehindert auf den Weg einwirken. Dieser wird allmählich nicht mehr begehbar und der<br />
Wanderer weicht in die Vegetation aus, wo der Kreislauf wieder von neuem beginnt.<br />
Randbegrenzung<br />
Randbegrenzungen sind Hindernisse am Wegrand, die den Wanderer vom Verlassen des Weges<br />
abhalten. Man unterscheidet natürliche (steile Böschungen, Gratabfall) und künstliche<br />
Begrenzungen (Zaun, Holzvorleger). Wo Randbegrenzungen fehlen, finden sich häufig starke<br />
Schäden an der umgebenden Vegetation.<br />
Besser als die Verwendung von Randbegrenzungen ist gleich eine richtige Anlage bzw. das<br />
Verlegen von Wegen.<br />
Besucherfrequenz<br />
Hohe Besucherzahlen lassen generell höhere Schäden erwarten, hohe Besucherfrequenzen führen<br />
besonders an ursprünglich schmalen Wegen zu Gegenverkehrssituationen, wobei einer der sich<br />
Begegnenden in die Vegetation ausweicht – mit den bekannten Folgen.<br />
Seite 99
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Es muss in diesem Zusammenhang jedoch angemerkt werden, dass eine gleich starke<br />
Frequentierung nicht unbedingt zu einer gleich starken Schadensausprägung führen muss. Dies<br />
liegt an der unterschiedlichen Ausprägung anderer Schadfaktoren.<br />
Besucherverhalten<br />
Schäden können Ausdruck eines bestimmten Verhaltens sein: Eine höhere Wegebreite könnte<br />
aufgrund hoher Besucherfrequenzen vorteilhaft sein – sie bildet sich durch Entstehung von<br />
Parallelwegen zwangsläufig.<br />
Als weitere Schadensursache kann man etwa das Nebeneinandergehen anführen. Auch ein<br />
unbequemer Weg oder eine schlechte Wegeführung kann zum Verlassen desselben führen. Das<br />
kann man mitunter auch bei einem rutschigem oder grobschottrigen Wegbelag, sowie an Stellen<br />
mit stehendem Wasser beobachten. Ebenso können sich solche Schäden an Wegen zeigen, die zu<br />
schmalen Rinnen erodieren.<br />
Das Paradoxe an einer solchen Situation ist, dass besonders an größeren erodierten Stellen der<br />
Schaden selbst zur Ursache von weiteren Schäden werden kann.<br />
Psychologische Wegeführung<br />
Man kann im Verhalten von Wanderern immer wiederkehrende Muster finden, die aus einem<br />
Bedürfnis nach Information, Orientierung und Sicherheit entstehen. So benötigen Wanderer,<br />
solange deren Blick auf den Boden gerichtet ist, sogenannte 'Nahmerkpunkte', wie etwa<br />
Wegebegrenzungen und beim Aufblicken zur Orientierung 'Fernmerkpunkten'. Ein Wanderer kann<br />
beispielsweise in einen inneren Konflikt geraten, wenn er sein Ziel vor Augen hat (Fernmerkpunkt)<br />
und es in direkter Linie erreichbar ist, der Weg aber offenbar (Nahmerkpunkt) in eine andere<br />
Richtung fuhrt. Wegabschneider sind eine häufige Folge von solchen Fällen.<br />
Im Zusammenhang mit einer psychologischen Wegeführung ebenfalls zu berücksichtigen ist die<br />
menschliche Neugier. So wollen die Leute z.B. über Abbruchkanten hinabsehen und gehen deshalb<br />
an diese heran – einen Weg einige Meter von einer Abbruchkante wegzuverlegen ist deshalb ein<br />
sinnloses Unterfangen.<br />
9.1.1.3 Sonstige Faktoren<br />
Zeitpunkt<br />
Ein wichtiger Faktor für das Ausmaß der Schädigung ist der Zeitpunkt der Belastung. Manche<br />
Pflanzen, speziell die weniger trittresistenten, sind in der Phase der Triebentwicklung anfälliger<br />
gegenüber Belastungen. Werden sie im Frühjahr bzw. Frühsommer gleich nach der<br />
Schneeschmelze beschädigt, so sind die nachhaltigen Beeinträchtigungen in der Regel größer, als<br />
nach dem Ausreifen (Verholzen) der Triebe.<br />
Seite 100
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
9.2 Wegekartierung Rax<br />
9.2.1 Vorgangsweise und Durchführung<br />
Um einen Überblick über den Zustand der Wanderwege sowie über potentielle Erosionsschäden zu<br />
erhalten, wurde im Rahmen dieser Arbeit eine Wegekartierung auf der Rax durchgeführt.<br />
Insgesamt wurden 51,7 km Wanderwege im Zeitraum September bis November 2001 kartiert.<br />
Untersucht wurden dabei die wichtigsten und am meisten frequentierten Wege, die Auswahl wurde<br />
im Absprache mit den Quellschutzverantwortlichen der Wiener Wasserwerke festgelegt. Auf dem<br />
Raxplateau wurden nahezu alle Wege kartiert (siehe Karte 'Zustand der Wanderwege'),<br />
einschließlich der Zufahrtswege zur Grasboden- und Taupentalalm.<br />
Im Zuge der Kartierung wurden neben dem Zustand der Wege noch eine Reihe von weiteren<br />
Faktoren erhoben, dafür wurde ein eigener Bewertungsschlüssel erstellt.<br />
Neben dem Zustand der Wanderwege, wo zu den 5 Klassen aufgrund einer besseren Zuordnung<br />
noch Zwischenklassen gebildet wurden, wurde auch noch die Neigung und das Auflagematerial des<br />
Weges erhoben. Weiters wurde noch festgehalten, ob es im betreffenden Abschnitt Abschneider<br />
gibt und ob bereits Erosionsschäden festgestellt werden konnten. Daneben konnten zu jedem<br />
Abschnitt noch Beschreibungen zu den einzelnen Kartierungsparametern oder Besonderheiten<br />
vermerkt werden, etwa Breitenangaben oder die Dimension von Parallel- oder Umgehungswegen.<br />
Die einzelnen Wegabschnitte wurden auch noch fotografiert um den derzeitigen Zustand bildlich zu<br />
dokumentieren und in späterer Folge Vergleichsmöglichkeiten zu haben. So wurden etwa Schäden<br />
oder spezifische Besonderheiten festgehalten – insgesamt wurden über 500 Fotos gemacht, die<br />
digital archiviert wurden.<br />
Auch punktuelle Einrichtungen im Bereich der Wege, wie Rastplätze, Wegeweiser, Informationsoder<br />
Hinweistafeln wurden im Zuge der Kartierung miterhoben.<br />
In der nachfolgenden Tabellen sind die Erhebungsparameter aufgelistet.<br />
Seite 101
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Neigung 1 flach<br />
2 mäßig steil<br />
3 steil<br />
4 sehr steil<br />
Zustand 1 sehr gut<br />
2 gut<br />
3 mäßig<br />
4 schlecht<br />
5 sehr schlecht<br />
Auflage/Material 1 Vegetationsbestand<br />
2 Feinmaterial<br />
3 Grobmaterial<br />
4 Fels<br />
Abschneider 0 keine<br />
1 wenig<br />
2 mäßig<br />
3 viel<br />
Erosionsschäden 0 keine<br />
1 teilweise<br />
2 deutlich<br />
Anmerkung Text nähere Beschreibung, Besonderheiten<br />
Punktinformationen R Rastplatz<br />
I Information<br />
W Wegweiser<br />
H Hinweistafel<br />
Hinweis: Ausgewiesen werden nur Strecken mit einer Mindestlänge von 25m!<br />
Tabelle 5: Wegekartierung Rax – Kartierungsparameter<br />
Im Zuge der Kartierung wurden die ausgewählten Wanderwege 1x begangen und in einzelne,<br />
möglichst homogene Abschnitte eingeteilt. Diese wurden anhand der in der Tabelle aufgelisteten<br />
Faktoren bewertet, wobei die Mindestlänge eines Abschnittes mit 25m festgelegt wurde.<br />
Im Hinblick auf eine bessere Objektivität wäre es sicherlich von Vorteil gewesen alle Wege von<br />
beiden Seiten abzugehen, da es für die Wahrnehmung sicherlich einen Unterschied macht, ob man<br />
einen Weg bergab oder bergauf begeht (v.a. in Bezug auf die Neigung), aus zeitlichen Gründen<br />
war des jedoch nicht möglich.<br />
Seite 102
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Insgesamt wurden auf diese Weise 173 Einzelabschnitte ausgewiesen, wobei die durchschnittliche<br />
Abschnittslänge bei ca. 300m liegt. Der überwiegende Teil der Abschnitte (95) hatte eine Länge<br />
zwischen 100 und 300 Metern, 25 Abschnitte waren kürzer als 100 Meter. Der längste Abschnitt<br />
war beinahe 2.400 m lang.<br />
Die kartierten Parameter wurden im Gelände in eine Tabelle eingetragen und in der Folge in eine<br />
Datenbank übertragen.<br />
Die nachfolgende Tabelle zeigt ein Beispiel eines vollständig ausgefülltes Kartierungsblatt der<br />
Wegekartierung, die gesamten Ergebnisse sind im Anhang der Studie beigefügt.<br />
Route<br />
Bergstation - Otto-<br />
Haus<br />
Otto-Haus -<br />
Seehütte<br />
Abschn-<br />
Nr.<br />
Neigung Zustand Auflage/ Abschneider/U<br />
Material mgehungen<br />
Erosionsschäden<br />
Foto-Nr.<br />
Anmerkung<br />
1 1 2 2/3 1 1 1 Grob- + Feinmaterial gemischt, feste Auflage<br />
2 2 4 3 3 1 2-7<br />
grober Schotter + lose Steine, kaum Feinmaterial, viele<br />
Parallelwege und Abschneider, Skipiste quertz den Weg<br />
(keine Latschen), schlecht zu gehen<br />
3 1 2 2/3 1 0 8,9 Latschenbestand, keine Abschneider<br />
4 1 2 2/3 2 0<br />
10 (alte lange Abschneider beiderseits --> Direktverbindung,<br />
Fotos) (noch) keine Erosionsschäden<br />
5 2 3 3 2 1 12<br />
Aufstieg zum Otto-Haus; schlecht zu gehen (grober,<br />
lockerer Schotter), wird großräumig umgangen<br />
6 2 3 (2)3 1 1 1 steilerer Hang, tw. Feinerde, wenig Abschneider<br />
7 1(2) 2 2/3 1 1 2<br />
Feinkiesauflage, tw. gemischt mit Grobkies (lose) auf<br />
kurzen Stücken, tw. kleine Felsrücken<br />
8 1 1 1/2 1 1 (Fahrspuren) 3 ebener Weg durch Wiese<br />
9 2 2/3 2(3) 1 1 (Fahrspuren) 4<br />
Erosionsrinnen durch Fahrspuren, tw. sehr grober<br />
Schotter aber fest<br />
10 1 1 1/2 0 1 altes Foto Weg durch Wiese, leichte Erosion nur durch Fahrspuren<br />
11 3 4/5 3/4 1 2 5<br />
steiler Bereich, überwiegend große lockere Steine + Fels,<br />
am Hangfuß weicher Boden<br />
12 1 1 2 1 0 6<br />
Feinmaterial, sehr fest, sehr gut zu gehen, Umgeher nur<br />
bei Lacken<br />
13 2 3 3 1 1 (Fahrspuren) 7 etwas steiler; grober Schotter<br />
14 1/2 2 2(3) 1 1 (Fahrspuren) 8<br />
meist flach bis mäßig steil, überwiegend Feinmaterial,<br />
kurze Stücke mit grobem Schotter<br />
15 2 3 3 0 1 (Fahrspuren) 9 grobes, lockeres Material<br />
16 1 1 2 0 0 10<br />
Weg leicht bergab-bergauf; überwiegend festes<br />
Feinmaterial<br />
17 3 4 3 1 1 (Fahrspuren) 11<br />
nur grober, lockerer Schotter; sehr schlecht zu gehen;<br />
vereinzelt Abschneider am seitl. Rand<br />
18 1/2 2 2 1 1 (Fahrspuren) 12<br />
meist nur festes Feinmaterial, dazw. auch kurze Stücke<br />
mit gröberem Schotter, auch vegetationsbedeckte<br />
Bereiche, Fahrspuren deutl. sichtbar<br />
19 2 3 2/3 0 1 (Fahrspuren) 13,14 tw. grober Schotter, locker<br />
20 1 1 2 0 1 (Fahrspuren) 15 festes Feinmaterial, sehr schön zu begehen<br />
21 2 4 3(4) 0 1 (Feinmaterial) 16<br />
sehr großer, lockerer Schotter, kein Feinmaterial,<br />
schlechter Halt<br />
22 2 2/3 2/3 0 1 (Feinmaterial) gröberer Schotter mit genug Feinmaterial, - fest<br />
Tabelle 6: Datenblatt Wegekartierung<br />
Auf Grundlage der im Zuge der Kartierung gewonnen Daten wurde die Wege bzw. die einzelnen<br />
Abschnitte digitalisiert und ein GIS (Geographisches Informationssystem) generiert. Über dieses<br />
GIS können alle Daten der Wege abgefragt, räumlich dargestellt und mit anderen relevanten Daten<br />
verknüpft werden. Mit Hilfe dieses Systems ist es möglich sehr rasch (quasi 'auf Knopfdruck')<br />
Informationen zu erhalten und Zusammenhänge aufzuzeigen. Werden in dieses System auch<br />
andere Daten implementiert, so ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, etwa das 'Durchspielen' von<br />
Szenarien.<br />
Die Ergebnisse der Wegekartierung sind in der folgenden Karte graphisch dargestellt.<br />
Seite 103
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Karte Zustand Wanderwege<br />
Karte 3: Zustand der Wanderwege<br />
Seite 104
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
9.2.2 Wegekartierung Ergebnisse – Folgerungen<br />
• Generell ist festzuhalten, dass die Wanderwege auf der Rax im Vergleich zu anderen<br />
Gebieten mit ähnlichen Problemstellungen (z.B. Hochobir, Kärnten) in einem recht guten<br />
Zustand sind.<br />
Darüber hinaus konnte auch festgestellt werden, dass auch Wartung und Wegesanierung<br />
keine leeren Schlagworte sind. So wurde beispielsweise der Göbl-Kühn-Steig vor kurzem<br />
vorbildhaft saniert, wo unter anderem auch Abschneider geschlossen wurden.<br />
Abbildung 33: 'Frisch sanierter' Göbl-Kühn-Steig<br />
• Diese Maßnahmen können jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass es in einigen<br />
Bereichen dennoch einen Bedarf an Wegesanierungsarbeiten gibt.<br />
So ist beispielsweise der Waxriegelweg in einem sehr schlechten Zustand. Tiefe<br />
Erosionsrinnen, die mitunter kaum mehr begehbar sind überziehen weite Teile (speziell<br />
oberhalb des Waxriegelhauses). Die Tatsache, dass dieser Weg über weite Strecken direkt<br />
in Falllinie verläuft, ist sicherlich maßgeblich dafür verantwortlich. Ohne baldige Sanierung<br />
findet die Erosion hier immer bessere Ansatzpunkte.<br />
Seite 105
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Abbildung 34: Erosion am Waxriegelsteig<br />
• Es gibt je nach Auflage starke Unterschiede in der Begehbarkeit von Wegen:<br />
Grober loser Schotter wie beispielsweise im Bereich der Skipiste oder am Verbindungsweg<br />
Zufahrtsweg-Grasbodenalm – Predigtstuhl wird am unangenehmsten in der Begehung<br />
empfunden und in der Folge häufig umgangen.<br />
Abbildung 35: Schlecht begehbare Schotterauflage<br />
Seite 106
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Abbildung 36: Ausweichen in die umliegende Vegetation bei schlecht begehbaren Wegen<br />
• Bei gut gewarteten Wegen gibt es so gut wie keine Abschneider.<br />
Am Beispiel des Göbl-Kühn-Steiges kann man erkennen, dass Wege, die gut gewartet bzw.<br />
saniert werden, von den Leuten auch sehr gut angenommen werden und sehr stark<br />
frequentiert sind. Auch wird durch eine gute Wartung die Erosionsanfälligkeit deutlich<br />
herabgesetzt.<br />
• Im steilen Gelände gibt es die stärksten Erosionserscheinungen, das betrifft vor allem die<br />
Erosion des Feinmaterials. In der Folge tritt der blanke zerklüftete Fels bzw. grober<br />
Schotter an die Oberfläche – die Wege sind sehr schlecht begehbar. Wenn es das Gelände<br />
zulässt sind hier Abschneider quasi vorgezeichnet.<br />
Abbildung 37: Erosionserscheinungen am Schlangenweg<br />
Seite 107
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
• Prinzipiell wird stets der kürzeste Weg gewählt. Ist der Wegeverlauf 'unlogisch' oder nicht<br />
ökonomisch bzw. unnötigerweise in Kehren geführt, so entstehen hier immer wieder<br />
Abschneider. Sehr gut ist das am Schlangenweg erkennbar, wo trotz der doch recht<br />
beträchtlichen Neigung die Leute den kürzeren Weg suchen (und auch finden).<br />
Abbildung 38: Abschneider<br />
• Abschneider und Umgehungen treten am häufigsten im mittelsteilen Gelände auf. Das<br />
dürfte einerseits mit dem häufigen Auftreten von grobem Schotter als Wegauflage<br />
zusammenhängen, andererseits mit der Tatsache, dass es in steilem bzw. sehr steilen<br />
Gelände zuwenig Ausweichmöglichkeiten gibt.<br />
• In Latschenbeständen gibt es so gut wie keine Abschneider. Durch die zumeist sehr<br />
dichten Bestände beiderseits des Weges entsteht eine Art Zwangsführung, die ein<br />
Ausweichen in die Umgebung nicht zulässt. Darüber hinaus gibt es in diesen Bereichen in<br />
der Regel auch kaum nennenswerte Erosionserscheinungen, da das üppige und dichte<br />
Wurzelwerk einen guten Schutz bietet.<br />
Seite 108
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Abbildung 39: 'Zwangsführung' in Latschenbeständen<br />
• Bei nicht eindeutig erkennbarem Wegverlauf entstehen zunehmend Wegvarianten (z.B.<br />
Anstieg zur Heukuppe) – und zwar weitgehend unabhängig vom Gelände. So sind<br />
derartige Wegvarianten auch in flachem Gelände anzutreffen, wenn beiderseits<br />
ausreichend Platz ist.<br />
Abbildung 40: Wegvarianten am Aufstieg zur Heukuppe<br />
Seite 109
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
• Vernässte oder weiche Bereiche werden verstärkt gemieden. Hier sind nahezu überall<br />
Umgehungswege anzutreffen.<br />
Abbildung 41: Nasse Bereiche<br />
9.2.3 Wegekartierung - Maßnahmen<br />
Wartung und Sanierung<br />
Untersuchungen haben gezeigt, das die regelmäßige Pflege und die rasche Sanierung von<br />
Erosionserscheinungen zu den wichtigsten aller Maßnahmen zählen. Hierzu gehören das Reinigen<br />
von Wasserauskehren und die Rückführung von abgeschwemmtem Wegmaterial auf die<br />
Wegoberfläche, das Auswechseln von beschädigten Einrichtungen (Schwellen, Steinsetzungen)<br />
oder das Befestigen von abgebrochenen Rasensoden an Böschungen. Schäden können so<br />
frühzeitig erkannt und mit noch verhältnismäßig geringem Aufwand behoben werden. Wird zu<br />
lange zugewartet, dann erfordert die Behebung der Schäden zumeist einen sehr hohen Aufwand.<br />
In vielen Fällen sind in der Zwischenzeit bereits Umgehungen oder neue Parallelwege entstanden,<br />
die ebenfalls saniert werden müssen.<br />
Da Wege mit grobem, losem Schotter oder Steinen bevorzugt gemieden werden, ist das Einbringen<br />
von bindigem Feinmaterial besonders wichtig. Damit es nicht wieder zum raschen Auswaschen<br />
dieses Materials kommen kann, sollten geeignete Maßnahmen zur Wasserableitung<br />
mitberücksichtigt werden.<br />
Eine weitere Möglichkeit besteht auch darin, Wege wieder zu begrünen, beispielsweise mit<br />
Ansaaten. Da Begrünungsmaßnahmen im Gebirge generell schwierig sind und Pflanzen meist eine<br />
längere Zeit zum Anwachsen benötigen, ist diese Maßnahme nur als sinnvoll zu erachten, wenn der<br />
Weg zumindest für eine Saison gesperrt wird oder man die sanierten Bereiche großräumig<br />
umgehen kann.<br />
Seite 110
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Es wäre eventuell überlegenswert, eigene Wegewarte zu installieren, die für bestimmte<br />
Wegabschnitte zuständig sind oder auch die Wegeproblematik im Zuge der Quellschutzbegehungen<br />
verstärkt zu berücksichtigen.<br />
Auflassung von Wegen<br />
Zeigen sich keine Anzeichen einer 'natürlichen Erschließung' durch wilde Pfade, ist ein Ausbau des<br />
Wegnetzes nicht nötig. In diesem Fall könnte man eine Auflassung von Wegen, speziell in<br />
ökologisch sensiblen Bereichen ins Auge fassen. Es muss dabei allerdings sichergestellt sein, dass<br />
dort keine neuen, wilden Pfade entstehen, da ansonsten das Problem wieder von vorne beginnt.<br />
Verlegung von Wegen<br />
Sind Abschneider oder Varianten ohne erkennbare äußere Beeinträchtigung (z.B. Vernässung, etc.)<br />
vorhanden, so ist das meist eine Reaktion auf eine schlechte Wegeführung. Das muss nicht<br />
unbedingt auf eine falsche Wegeführung seit jeher zurückzuführen sein, es können sich auch die<br />
Rahmenbedingungen im Laufe der Zeit geändert haben. Das kann beispielsweise auch auf<br />
geänderte Attraktionen, neue Aussichtspunkte oder auch neue Infrastruktureinrichtungen<br />
zurückzuführen sein. Auf jeden Fall sollte man den jetzigen Wegeverlauf analysieren und eine<br />
mögliche Verlegung in Abhängigkeit von der Störanfälligkeit des Ökosystems in Betracht ziehen.<br />
Ebenso könnte man Überlegungen anstellen, Wege, die in Falllinie verlaufen, wie etwa den Weg<br />
über den Waxriegel, zu verlegen, da selbst eine Sanierung wohl nur kurzfristige Verbesserungen<br />
bringen würde. Durch den Einbau von Kehren etwa könnte man den Weg in größeren Bereichen<br />
zunehmend hangparallel führen. Da der Weg ohnehin nur sehr wenig frequentiert wird, wäre auch<br />
eine gänzliche Auflassung ins Auge zu fassen.<br />
Unklare Wegführung/fehlende Markierung<br />
Das Verlassen von Wegen kann auch auf einen dieser beiden Punkte zurückzuführen sein. Eine<br />
eindeutige Wegeführung bzw. Markierung mit Übereinstimmung von 'Fern- und Nahmerkpunkten'<br />
und einer Beachtung anderer Besucherbedürfnisse (siehe Abbruchkante) kann ein Verlassen des<br />
Weges verhindern.<br />
Wasserableitung<br />
Vernässte Bereiche werden nachweislich nicht betreten. Wasserauskehren oder Drainagen können<br />
hier möglicherweise einfache Abhilfe schaffen.<br />
Wegeauflage<br />
Rauhe und grobschottrige Wege werden gerne verlassen. Daher sollte bereits im Ansatz einer<br />
Entmischung des Wegebelages durch erosionshemmende Maßnahmen (z.B. Auskehren, Stufen)<br />
vorgebeugt und mit der Zuführung von bindenden Schuttmaterial entgegengewirkt werden.<br />
Wegbreite<br />
Die Notwendigkeit von bestimmten Wegbreiten ist, unter Berücksichtigung aller Faktoren<br />
(Frequentierung, Randbegrenzung...), zu überprüfen. Sollte sie sich nach näherer Untersuchung als<br />
Seite 111
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
zu klein herausstellen, so macht es wahrscheinlich mehr Sinn, den Weg 'geordnet' zu verbreitern<br />
als im Nachhinein Schäden von vielen Einzelwegen zu sanieren.<br />
Dementsprechend sollten aber auch überdurchschnittlich breite Wegabschnitte zurückgebaut<br />
werden.<br />
Absperrungen<br />
In gewissen Bereichen können sich Absperrungen von Wegen, Wegvarianten oder gefährlichen<br />
Stellen (etwa durch Bäume oder Latschen) als sinnvoll erweisen. In diesem Zusammenhang<br />
wurden am Göbl-Kühn-Steig viele Abkürzungen verschlossen.<br />
Auch ein Heranführen von Weidezäunen an Wege ist als besonders positiv anzusehen, da damit<br />
zwei Probleme in einem gelöst werden (Lenkungsfunktion für die Wandere und Fernhalten des<br />
Viehs von den Wegen) ohne den Eindruck einer Einschränkung der Wanderer zu erwecken. Laut<br />
ROBENS/BLACEK (1991) konnte im Rahmen einer Untersuchungen über die Wirksamkeit<br />
verschiedener Absperrungen bei dieser Maßnahmen ein fast lOO%-iger Erfolg festgestellt werden.<br />
Entflechtung von Nutzungen<br />
In diesem Sinne ist eine Doppelnutzung von bestimmten (sensiblen) Bereichen kritisch zu<br />
hinterfragen und Doppelnutzungen, eventuell durch das Verlegen einer Nutzung, aufzulösen.<br />
Schwenden von Latschenbeständen<br />
Latschenbestände sollten nur in jenem Ausmaß im Bereich von Wegen geschwendet werden, um<br />
ein komfortables Begehen eines Weges zu ermöglichen. In allen übrigen Fällen sollte man sie<br />
unmittelbar an den Wegflanken belassen, da dadurch ein Ausweichen in die umliegende Vegetation<br />
verhindert werden kann.<br />
Seite 112
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
10 BESUCHERVERHALTEN AUF DER RAX<br />
Wie bereits mehrfach erwähnt, beeinträchtigt eine intensive touristische Nutzung ein sensibles<br />
Gebirgsökosystem nachhaltig. Die Intensität der Beeinträchtigungen und die daraus resultierenden<br />
Schäden sind neben der räumlichen Verteilung und Frequenz der Besucher ganz maßgeblich vom<br />
Verhalten der Leute gegenüber dem Naturraum abhängig.<br />
Um einen Überblick über diese Problematik zu erhalten, war es notwendig, eine Beobachtung bzw.<br />
Analyse des Verhaltens der Besucher auf der Rax durchzuführen.<br />
Ausgehend von Erkenntnissen im Rahmen anderer Studien (z.B. Nationalpark Bayrischer Wald,<br />
MANGHABATI 1989; Entwicklungskonzept Hochobir, HAUSHERR/JUNGMEIER 1998, etc.) erschien<br />
eine Befragung der Besucher als die geeignetste Methode, Anhaltspunkte über die<br />
Zusammensetzung und das Verhalten der Besucher auf der Rax zu erlangen. Um die Ergebnisse<br />
besser deuten zu können, wurde die Befragung noch durch Beobachtungen über das tatsächliche<br />
Besucherverhalten ergänzt.<br />
10.1 Besucherbefragung<br />
Eine Befragung der Besucher in offenen Gebirgsregionen ist in der Regel mit einer Reihe von<br />
Problemen behaftet. Das ausgedehnte und weitläufige Wanderwegenetz bewirkt eine starke<br />
Verteilung der Leute im Landschaftsraum, dazu kommt noch, dass es kaum sog. 'Zwangspunkte'<br />
gibt, d.h. bestimmte Punkte, die fast alle Leute passieren müssen – das ist auf der Rax nicht<br />
anders.<br />
Die Rax hat durch ihren geologischen Aufbau zwar relativ beschränkte Zugänge zum Plateau,<br />
dennoch sind die Aufstiege rund um den Berg verteilt, was eine vollständige und repräsentative<br />
Erfassung und Befragung der Leute nur mit einem sehr hohen organisatorischen Aufwand möglich<br />
macht. Auch die Seilbahn, die einen starken touristischen Anziehungspunkt darstellt, lässt keine<br />
aussagekräftigen Ergebnisse zu, da sie von bestimmten Personengruppen verstärkt genutzt wird<br />
(Senioren, Familien mit Kleinkindern, Spaziergängern, etc.) bzw. von anderen Personen gar nicht<br />
angenommen wird ("ein richtiger Wanderer fährt mit keiner Seilbahn auf den Berg" – Zitat im<br />
Rahmen der Befragung).<br />
Ein weiteres Problem im Rahmen einer Befragungsaktion besteht darin, dass es einer gewissen Zeit<br />
bedarf, die gestellten Fragen zu beantworten. Gerade am Beginn einer Tour, an den Aufstiegen,<br />
bevor sich die Leute in der Landschaft verteilen, ist die Bereitschaft Fragen zu beantworten sehr<br />
gering.<br />
In Anbetracht der vorliegenden Rahmenbedingungen und unter Zugrundelegung eines möglichst<br />
geringen organisatorischen Aufwandes wurde einer schriftlichen Befragung der Besucher mittels<br />
Fragebögen der Vorzug gegeben.<br />
Seite 113
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Bezüglich der Aussagekraft solcher Untersuchungen ist folgendes zu sagen:<br />
Bei einer Befragung im Gebirge ist der Anspruch einer repräsentativen Stichprobe nahezu<br />
unmöglich. Zu viele äußere Faktoren beeinflussen die räumliche und zeitliche Verteilung der<br />
Besucher im Projektgebiet. Halten sich an Schlechtwettertagen nur wenige Leute auf der Rax auf,<br />
ist an schönen, sonnigen Tagen ein regelrechter Besucheransturm zu verzeichnen. Ebenso ist das<br />
Besucheraufkommen an Wochenenden wesentlich höher als an Werktagen.<br />
Bezüglich der räumlichen Verteilung ist anzumerken, dass der vordere Teil der Rax durch das<br />
Vorhandensein der Seilbahn verstärkt von Ausflüglern und Spaziergängern besucht wird, welche<br />
die hintere Rax meist gar nicht erreichen.<br />
Eine Befragungsaktion auf der Rax kann somit keinen Anspruch auf Vollständigkeit bzw.<br />
repräsentative, statistisch haltbare Ergebnisse erheben, sondern lediglich dazu dienen, Richtwerte<br />
bzw. Tendenzen über das Besucherverhalten zu erhalten.<br />
Um dennoch möglichst aussagekräftige Daten zu erhalten, ist es notwendig, eine möglichst große<br />
Zahl von Besuchern in allen Teilen des Gebietes zu erreichen, was generell betrachtet gewisse<br />
Schwierigkeiten auftreten lässt. Aber die Gegebenheit, dass die Rax über eine gut ausgebaute<br />
touristische Infrastruktur (Wanderwege, Hütten, Seilbahn) verfügt, erwies sich als sehr hilfreich für<br />
die Durchführung der Befragungsaktion.<br />
Gerade die Hütten auf der Rax sind beliebte Ausflugsziele und darüber hinaus auch noch<br />
Knotenpunkte an den Wanderwegen. Abgesehen von der Tatsache, dass der überwiegende Teil<br />
der Besucher zumindest einmal am Tag eine Hütte aufsucht, findet er auch dort die erforderliche<br />
Zeit, einen Fragebogen auszufüllen. So wurden an allen Hütten und darüber hinaus auch noch an<br />
der Berg- und Talstation der Seilbahn (Überbrückung der Wartezeit) Entnahme- und Einwurfboxen<br />
für die Fragebögen angebracht und mit einem entsprechenden Plakat auf die Fragebogenaktion<br />
hingewiesen. Es stand somit jedem frei, nach Belieben einen Fragebogen zu entnehmen und<br />
auszufüllen.<br />
Ein weiterer Vorteil der Einwurf- und Entnahmeboxen war, dass man einen Fragebogen an einer<br />
Stelle entnehmen und nach dem Ausfüllen unterwegs an anderer Stelle wieder einwerfen konnte.<br />
Darüber hinaus war es noch möglich den Fragebogen nach Hause mitzunehmen und anschließend<br />
per Post zu retournieren (siehe Fragebogen Abb. 35, 36).<br />
Um den Leuten einen Anreiz zum Ausfüllen des Bogens zu geben, wurde die Fragebogenaktion in<br />
Form eines Gewinnspiels durchgeführt. Als Preise wurden von den Verantwortlichen der Wiener<br />
Wasserwerke 10 Preise, unter anderem ein Wochenende auf der Rax für 2 Personen, ein<br />
Bergwanderrucksack, oder Gratisfahrten mit der Zahnradbahn oder Raxseilbahn, zur Verfügung<br />
gestellt (siehe Abb. Fragebogen).<br />
Seite 114
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
10.2 Fragebogenaktion – Anforderungen und Zielsetzungen<br />
10.2.1 Anforderungen<br />
Neben den bereits erwähnten Anforderungen – Minimierung des organisatorischen Aufwandes und<br />
der Möglichkeit einer Rücksendung per Post – wurden bei der Erstellung des Fragebogens noch<br />
eine Reihe weiterer Kriterien berücksichtigt.<br />
• Allgemeine Information über den Zweck der Befragungsaktion<br />
Um an einer Fragebogenaktion mitzumachen, muss den Betroffenen klar sein, worin der<br />
Gegenstand bzw. Schwerpunkt der Untersuchung liegt. Weiters haben sich allgemeine<br />
Informationen zur organisatorischen Durchführung und zum Ablauf der Fragebogenaktion<br />
als sehr zielführend herausgestellt.<br />
• Übersichtlicher und verständlicher Aufbau<br />
Die Fragen sollten möglichst kurz und einfach (ohne große Erklärungen) sein, um<br />
Verwirrungen vorzubeugen. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist ein chronologischer, für<br />
alle nachvollziehbarer Aufbau – von allgemeinen Daten bis hin zu speziellen<br />
Fragestellungen und ein übersichtliches Layout, damit keine Fragen übersehen werden.<br />
• Rasches Ausfüllen<br />
Untersuchungen zeigen, dass Fragebögen nur dann ausgefüllt werden, wenn sie innerhalb<br />
kurzer Zeit ausgefüllt werden können. Als Richtwert kann hier von ca. 2 bis max. 5 Minuten<br />
ausgegangen werden. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, die Hauptantwortmöglichkeiten<br />
zum Ankreuzen vorzugeben, wobei es dennoch notwendig ist, Antwortmöglichkeiten offen<br />
zu lassen.<br />
• Möglichkeiten für persönliche Anmerkungen<br />
Neben den vorgegeben Fragen erschien es auch sehr sinnvoll einen Platz für persönliche<br />
Anmerkungen frei zu lassen, der bei Bedarf ausgefüllt werden kann.<br />
• Gewährleistung der Anonymität bei der Auswertung<br />
Die Daten dürfen nur anonymisiert in die Datenbank eingegeben werden – so wurde auch<br />
vor der Dateneingabe der Abschnitt mit den persönlichen Daten (für die Verlosung)<br />
abgetrennt, wodurch eine anonymisierte Eingabe gewährleistet war.<br />
Seite 115
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
10.2.2 Zielsetzungen – Aufbau des Fragebogens<br />
Ziel der Befragungsaktion war es, nähere Informationen über die Besucher und deren Verhalten im<br />
Gebiet zu erlangen – nach diesen Zielen wurde auch der Fragebogen aufgebaut (siehe Abb.<br />
Fragebogen).<br />
Der Fragebogen bestand aus 4 Seiten (beidseitig bedrucktes und gefaltetes A3-Blatt), wobei die<br />
erste Seite eine Information über den Zweck und das Ziel der Befragung sowie einen Hinweis auf<br />
das Gewinnspiel und Angaben über den Urheber des Fragebogens enthielt.<br />
Die restlichen 3 Seiten enthielten die Fragen, die nach folgenden Kriterien und Zielsetzungen<br />
zusammengestellt wurden:<br />
• Besucherstruktur allgemein<br />
Dabei handelt es sich um allgemeine Angaben, wie Alter, Geschlecht oder Beruf.<br />
Interessant ist hier die Frage, ob sich einzelne Bevölkerungsgruppen unterschiedlich<br />
verhalten. Auch eine weitere Frage sollte dadurch geklärt werden: Gibt es den typischen<br />
Raxbesucher?<br />
• Herkunft und Anreise<br />
Ein weiteres wichtiges Kriterium ist, woher die Besucher kommen und welches<br />
Verkehrsmittel sie für die Anreise in Anspruch nehmen.<br />
• Häufigkeit des Besuches<br />
Mit dieser Frage sollte geklärt werden, ob das Verhalten und die Sensibilität gegenüber<br />
dem Naturraum abhängig ist von der Häufigkeit des Besuches.<br />
• Bevorzugte Routen und Ziele des Besuches<br />
Diese Punkte sollten Erkenntnisse einerseits über die Verteilung und Schwerpunkte der<br />
Besucher auf der Rax bringen und andererseits Anhaltspunkte über bevorzugte touristische<br />
Aktivitäten liefern.<br />
• Wissen über den Naturraum<br />
Interessant erscheint auch die Frage über den Status des Gebietes und ob die Kenntnis<br />
darüber mit anderen Faktoren korreliert.<br />
• Verhalten im Gebiet<br />
Hier ging es vor allem um die Anhaltspunkte wie es mit der Wegedisziplin bestellt ist und<br />
welche Gründe für ein Verlassen der Wege ausschlaggebend sind.<br />
Seite 116
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
• Sensibilität gegenüber Landschaft und Naturraum<br />
Dieser Fragenkomplex sollte interessante Aussagen liefern, wie der Naturraum von den<br />
Besuchern selbst gesehen wird und wie es mit der Entsorgung des eigenen Abfalls bestellt<br />
ist.<br />
• Zufriedenheit mit dem touristischen Angebot<br />
Die letzten Fragen betreffen die Einschätzung der touristischen Ausstattung der Rax in den<br />
Augen der Besucher.<br />
• Persönliche Anmerkungen<br />
Obwohl offene Fragepunkte einen beträchtlichen Mehraufwand bei der Eingabe und<br />
Auswertung der Daten bedeuten, erschien es dennoch sinnvoll und wichtig, den Befragten<br />
die Möglichkeit einzuräumen, persönliche Eindrücke und Anmerkungen in den<br />
Befragungsbogen einzutragen. Gerade diese, quasi zwischen den Zeilen verfassten,<br />
Anmerkungen enthalten oft sehr wichtige Aussagen, die man durch die standardisierten<br />
Fragen nie erhalten kann. Ein beträchtlicher Teil der Befragten hat von dieser Möglichkeit<br />
auch Gebrauch gemacht. Die einzelnen Anmerkungen sind im Anhang zusammengefasst.<br />
Zusätzlich zu den Fragebögen wurden im Rahmen der Untersuchungen viele persönliche Gespräche<br />
mit den Besuchern geführt, einerseits um die Ergebnisse der Befragung besser bewerten zu<br />
können, andererseits wurden im Rahmen dieser Gespräche immer wieder interessante Details<br />
angesprochen, die eine andere Sicht auf die Situation eröffneten.<br />
Zusätzlich zu den Gesprächen wurden auch zahlreiche Beobachtungen über das tatsächliche<br />
Verhalten der Besucher durchgeführt.<br />
Der Fragebogen ist den nachfolgenden Abbildungen dargestellt.<br />
Seite 117
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Abbildung 42: Fragebogen Rax Seite 1 und 2<br />
Seite 118
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Abbildung 43: Fragebogen Rax Seite 3 und 4<br />
Seite 119
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
10.3 Befragungsaktion Rax – Durchführung und Ergebnisse<br />
Wie bereits erwähnt, wurde die Befragungsaktion in Form eines Gewinnspiels durchgeführt, wobei<br />
die Fragebögen an den Hütten und bei der Seilbahn aufgelegen sind. In diesem Zusammenhang<br />
sei noch einmal ein ganz besonderer Dank an die Hüttenwirte und ihre Crew, sowie an die<br />
Belegschaft der Raxseilbahn ausgesprochen, die diese Aktion überhaupt erst ermöglicht haben und<br />
durch ihre Mithilfe zu einem großen Erfolg werden ließen.<br />
Gestartet wurde die Fragebogenaktion am 29. August 2001 zu Beginn der Hauptwanderzeit im<br />
Herbst, Endtermin war der 15. Oktober 2001, wobei natürlich auch Bögen, die später per Post<br />
eingetroffen sind, ausgewertet wurden.<br />
Insgesamt wurden an den 7 Standorten (5 Hütten + Seilbahn Berg- und Talstation) 850<br />
Fragebögen aufgelegt.<br />
Das Echo auf diese Befragungsaktion war enorm und hat alle sehr überrascht. Nicht weniger als<br />
547 Fragebögen wurden wieder abgegeben bzw. per Post zugesandt (48 Stück), was einer<br />
sensationell hohen Rücklaufquote von 64% (!) entspricht (gerechnet wurde mit ca. 20 bis max.<br />
35% wie es bei anderen Befragungen oft der Fall war). Die meisten Leute wollten beim<br />
Gewinnspiel mitmachen und haben den Abschnitt für die Verlosung ausgefüllt, lediglich 51 haben<br />
keine Angaben zu ihrer Person gemacht.<br />
Hinweis: In diesem Zusammenhang sei nochmals darauf hingewiesen, dass es sich bei der<br />
Befragung nicht um eine repräsentative statistische Untersuchung handelt, sondern um eine<br />
freiwillige Aktion der Besucher, die lediglich Anhaltspunkte bietet und Tendenzen ablesen lässt. Die<br />
im Zuge der Auswertung erhaltenen Werte sind demnach keine statistischen Größen, sondern<br />
bilden nur Richtwerte über die Struktur und Verhalten der Besucher.<br />
Im Datum der abgegebenen Fragebögen spiegelt sich – zeitlich betrachtet – sehr stark das<br />
jeweilige Besucheraufkommen bzw. das vorherrschende Wetter. An schönen Tagen und<br />
Wochenenden ist die Rücklaufquote deutlich höher als an anderen Tagen, so wurden an manchen<br />
Tagen mehr als 40 Bögen ausgefüllt, während es an Regentagen oft kein einziger war. Ebenfalls an<br />
der Rücklaufquote deutlich zu erkennen ist der verregnete September, gegenüber einem sehr<br />
schönen Oktober.<br />
Seite 120
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
25.10.2001<br />
23.10.2001<br />
20.10.2001<br />
19.10.2001<br />
18.10.2001<br />
17.10.2001<br />
16.10.2001<br />
15.10.2001<br />
14.10.2001<br />
13.10.2001<br />
12.10.2001<br />
11.10.2001<br />
10.10.2001<br />
09.10.2001<br />
08.10.2001<br />
07.10.2001<br />
06.10.2001<br />
05.10.2001<br />
04.10.2001<br />
03.10.2001<br />
02.10.2001<br />
01.10.2001<br />
30.09.2001<br />
29.09.2001<br />
28.09.2001<br />
27.09.2001<br />
26.09.2001<br />
25.09.2001<br />
24.09.2001<br />
23.09.2001<br />
22.09.2001<br />
21.09.2001<br />
20.09.2001<br />
19.09.2001<br />
18.09.2001<br />
17.09.2001<br />
16.09.2001<br />
15.09.2001<br />
14.09.2001<br />
13.09.2001<br />
12.09.2001<br />
11.09.2001<br />
10.09.2001<br />
09.09.2001<br />
08.09.2001<br />
07.09.2001<br />
06.09.2001<br />
05.09.2001<br />
04.09.2001<br />
03.09.2001<br />
02.09.2001<br />
01.09.2001<br />
31.08.2001<br />
30.08.2001<br />
29.08.2001<br />
Abbildung 44: Datum der Abgabe<br />
Beim Geschlecht der Besucher zeigt sich eine sehr homogene Aufteilung der Besucher, ziemlich<br />
genau die Hälfte der ausgefüllten Fragebögen wurde jeweils von Männern bzw. Frauen abgegeben.<br />
Auch beim Alter der Besucher zeigt sich eine sehr schöne Verteilung auf die einzelnen<br />
Altersklassen, wobei die meisten Besucher der Altersklasse 25-45 Jahre angehören.<br />
Alter der Besucher<br />
300<br />
250<br />
200<br />
228<br />
186<br />
150<br />
100<br />
50<br />
49<br />
84<br />
0<br />
bis 25 Jahre 25-45 Jahre 45-60 Jahre über 60 Jahre<br />
Abbildung 45: Alter der Besucher<br />
Seite 121
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Bezüglich des Berufes ist zu erkennen, dass sich auf der Rax alle Berufsgruppen aufhalten,<br />
wenngleich die Angestellten und Pensionisten stärker vertreten sind (siehe nachfolgende<br />
Abbildung).<br />
Damit lässt sich eine Frage sehr eindeutig beantworten: Den typischen Raxbesucher gibt es nicht,<br />
der Bergtourismus (im Speziellen das Wandern) geht quer durch alle Bevölkerungs- und<br />
Berufsgruppen.<br />
Beruf<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Arbeiter/in<br />
Angesteltte/r<br />
Beamter/in<br />
Pensionist/in<br />
Selbständige/r<br />
Student/in,<br />
Schüler/in<br />
Sonstige<br />
Abbildung 46: Beruf<br />
Interessant ist die Zusammensetzung der Besucher nach ihrer Herkunft. Etwa die Hälfte der<br />
Besucher kommt aus Wien, rechnet man die Umlandbezirke noch dazu, so stammen über 60% der<br />
Raxbesucher aus dem Großraum Wien – die Bezeichnung 'Hausberg der Wiener' hat somit volle<br />
Berechtigung.<br />
Aus der näheren Umgebung der Rax kommen ca. 10-15% der Befragten, die restlichen 25%<br />
beinhalten Besucher aus den unterschiedlichsten Gegenden Österreichs. Auch aus den<br />
Nachbarländern kommen etliche Besucher auf die Rax. Bei der Befragung sind die Deutschen<br />
überrepräsentiert, was sicherlich an der Sprache des Fragebogens liegt. Nicht zu unterschätzen<br />
sind Besucher aus den ehemaligen Ostblockstaaten wie Ungarn, Slowakei oder Tschechien, wie<br />
man an den häufig anzutreffenden Kennzeichen auf den Parkplätzen erkennen kann, jedoch war<br />
hier die Sprachbarriere zum Ausfüllen des Fragebogens zu groß (dennoch wurden 2 Fragebögen<br />
von ungarischen Gästen und einer von einem Besucher aus der Slowakei abgegeben).<br />
Seite 122
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Herkunft der Besucher<br />
Sonstige<br />
Keine Angabe<br />
Deutschland<br />
Amstetten<br />
Wien<br />
Wien<br />
Umgebung<br />
Mödling<br />
Wr. Neustadt<br />
Baden<br />
Neunkirchen<br />
Abbildung 47: Herkunft<br />
Wie nicht anders zu erwarten war, reist der Großteil der Besucher mit dem eigenen Pkw an, der<br />
Anteil liegt hier bei über 80%. Neben der Bequemlichkeit ist sicherlich die zum Teil schlechte<br />
Anbindung an den öffentlichen Verkehr hauptausschlaggebend. Lediglich 82 (ca. 15%) der 547<br />
Befragten kommt per Bahn und/oder Bus in das Gebiet.<br />
Interessant sind noch die Angaben bei den sonstigen Anreisemöglichkeiten, kommen doch<br />
immerhin ein paar Leute zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur körperlichen Betätigung auf die Rax,<br />
darüberhinaus gibt es noch Einzelfälle, die mit dem Taxi oder per LKW anreisen.<br />
Bei der Frage nach der Anzahl der Besuche haben jeweils ca. ¼ der Befragten angegeben noch<br />
nie, 1-2 mal, 3-5 mal bzw. öfter in den letzten 3 Jahren die Rax besucht zu haben. Auch diese<br />
Verteilung unterstreicht, dass man mit der Befragung eine relativ breit gestreute Personengruppe<br />
erreicht hat, die einen einigermaßen repräsentativen Querschnitt darstellen sollte.<br />
Bei der Auf- bzw. Abstiegsrouten haben die beiden Hauptrouten Raxseilbahn und Preiner Gscheid<br />
erwartungsgemäß den größten Teil der Besucherströme zu bewältigen, ca. 90% aller Befragten<br />
benutzen diese beiden Zugänge. Das Verhältnis von etwa 50:40% (Raxseilbahn – Preiner Gscheid)<br />
überrascht auf den ersten Blick ein wenig, sind doch rein optisch betrachtet an schönen<br />
Wochenenden wesentlich mehr Besucher mit der Seilbahn unterwegs. Diese ein wenig verzerrte<br />
Sicht dürfte wohl mit dem stoßweisen Auftreten bei den Seilbahnfahrten zusammenhängen,<br />
während am Preiner Gscheid ein kontinuierlicher Besucherstrom die Wege zum Raxplateau hinauf<br />
(bzw. hinab) strebt.<br />
Seite 123
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Die Werte decken sich aber sehr gut mit den Schätzungen der Verantwortlichen der Wiener<br />
Wasserwerke bzw. Forstabteilung sowie den Hüttenwirten, die ebenfalls von einem Verhältnis in<br />
einer ähnlichen Größenordnung ausgegangen waren.<br />
Die anderen Aufstiegsrouten werden lediglich von 10% der Besucher benützt, allen voran das<br />
Höllental und der Zugang von Hinternaßwald aus, daneben gibt es noch eine Vielzahl von<br />
unterschiedlichsten Routen rund um den gesamten Berg verteilt.<br />
In der Regel erfolgt der Abstieg wieder an der selben Route bzw. über eine Route im unmittelbaren<br />
Nahbereich, was in erster Linie mit der Tatsache zusammenhängt, dass aufgrund der fehlenden<br />
bzw. sehr schlechten öffentlichen Verkehrsanbindung eine Rundwanderung auf der Rax nur mit<br />
großen Schwierigkeiten verbunden ist. Diese Tatsache wurde auch immer wieder in persönlichen<br />
Gesprächen angesprochen sowie bei den schriftlichen Anmerkungen angeführt.<br />
Aufstiegsroute Rax<br />
Abstiegsroute Rax<br />
300<br />
300<br />
250<br />
250<br />
200<br />
200<br />
150<br />
150<br />
100<br />
100<br />
50<br />
50<br />
0<br />
Rax s eilbahn<br />
Preiner<br />
Gscheid<br />
Hinternaßwald<br />
Höllental<br />
Sonstiges<br />
0<br />
Raxseilbahn<br />
Preiner<br />
Gscheid<br />
Hinternaßwald<br />
Höllental<br />
Sonstiges<br />
Abbildung 48: Aufstiegs- bzw. Abstiegsroute<br />
Ganz eindeutig zu beantworten ist die Frage nach den Aktivitäten auf der Rax. Die Rax ist das<br />
klassische Wandergebiet schlechthin, der überwiegende Teil der Leute (471 von 547) besucht die<br />
Rax zum Wandern und zur Erholung.<br />
Auch das Klettern und Bergsteigen ist sehr beliebt, immerhin 119 Befragte (Mehrfachantworten<br />
möglich) gaben an, aus diesem Grund in das Gebiet zu kommen. Sonstige sportliche Aktivitäten<br />
werden nur von einem verschwindend kleinen Teil der befragten Besucher (19) ausgeübt. Unter<br />
den weiteren angegebenen Aktivitäten finden sich noch etwa Skitouren, Paragleiten,<br />
Schneeschuhwandern sowie Klausuren/Seminare.<br />
Seite 124
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Aktivitäten auf der Rax<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Wandern/<br />
Ausflug<br />
Bergsteigen/<br />
Klettern<br />
Sportliche<br />
Aktivitäten<br />
Aktivitäten<br />
Sonstiges<br />
Abbildung 49: Zweck des Besuches<br />
Als Ausflugsziele geben die Leute zum überwiegenden Teil die Hütten sowie die Heukuppe an –<br />
Berggipfel dürften von ihrer Anziehungskraft nicht viel verloren haben, auch wenn sie, wie die<br />
Heukuppe, relativ unspektakulär sind.<br />
Bei den Hütten wurde am häufigsten die Seehütte angegeben, was sicherlich an ihrer zentralen<br />
Lage am Raxplateau liegt, ist sie doch von allen Seiten her gut zu erreichen.<br />
Neben den bereits angeführten Zielen wurden auch noch die Höllentalaussicht sowie die Preiner<br />
Wand mit dem Preiner Wand Kreuz von einigen Besuchern als Ziele angeführt.<br />
Die Frage nach der Übernachtung auf der Rax wurde von über einem Viertel der Befragten mit 'ja'<br />
beantwortet. Laut eigenen Beobachtungen und nach Aussage der Hüttenwirten ist dieser Wert<br />
eindeutig zu hoch. Diese Angaben resultieren sicherlich aus der Tatsache, dass sich<br />
Übernachtungsgäste am Abend eher die Zeit zum Ausfüllen eines Bogens nehmen, als Tagesgäste.<br />
Der tatsächliche Anteil der Gäste, die auf der Rax übernachten, dürfte Schätzungen zufolge bei<br />
etwa 10% (oder noch darunter) liegen.<br />
Bei der Frage nach der Gruppengröße der Wanderer ist das Spektrum sehr breit gestreut. Die<br />
Mehrheit der Befragten sind zu zweit bzw. in Gruppen von mehr als 4 Personen im Gebiet<br />
unterwegs, wobei der hohe Anteil der Gruppen von mehr als 4 Personen durchaus auch aus einer<br />
Gruppendynamik beim Ausfüllen der Fragebögen resultieren könnte.<br />
Seite 125
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Anzahl der Personen<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
alleine 1 Person 2 Pers 3-4 Pers mehr als<br />
4 Pers.<br />
Abbildung 50: Anzahl der Personen<br />
Die Frage über den Status des Gebietes sollte Auskunft darüber geben, wie gut die Leute über das<br />
Gebiet, das sie besuchen, informiert sind und ob es signifikante Unterschiede im Wissen um die Art<br />
des Gebietes zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen gibt.<br />
Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass die meisten Leute über den Status des Gebietes sehr<br />
gut Bescheid wissen, immerhin konnten 460 der 547 Befragten angeben, dass sie sich in einem<br />
Quellen-/Wasserschutzgebiet befinden. Auch dass die Rax ein Landschaftsschutzgebiet ist, war<br />
über 300 Besuchern geläufig. Die korrekte Antwort, dass es sich beim betreffenden Gebiet um ein<br />
Quellen/Wasserschutz- und Landschaftsschutzgebiet handelt, hatten demnach auch ca. 40% der<br />
Befragten richtig angegeben (siehe nachfolgende Abbildung).<br />
Hierbei gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen Leuten, die zum ersten Mal die Rax<br />
besuchen und jenen die sich hier öfter aufhalten. Ebenso gibt es keine nennenswerten<br />
Unterschiede zwischen den Personen, die mittels Seilbahn die Rax besuchen und den anderen<br />
Wanderern. Es scheint so, dass es hier bloß zwei große Gruppen von Besuchern gibt, jene die sich<br />
für ein Gebiet interessieren, egal ob sie zum ersten Mal hier sind oder nicht und jenen, für die<br />
solche Informationen lässlich sind, unabhängig vom Gebiet oder von der Anzahl der Besuche.<br />
Die einzige Auswertung, die einen leichten Unterschied zwischen einzelnen Gruppen zeigt, ist die<br />
Verknüpfung mit dem Wohnort. Tatsächlich wissen die Wiener, die immerhin aus diesem Gebiet<br />
den Großteil ihres Trinkwassers beziehen, ein wenig besser über den Schutzgebietsstatus Bescheid<br />
als Leute aus den anderen Regionen.<br />
Große Defizite gibt es allerdings im Wissen um die Bedeutung dieses Schutzstatus. Obwohl die<br />
meisten Leute wussten, dass sie sich in einem Schutzgebiet befinden, konnten nur die wenigsten<br />
angeben, was das konkret für das Verhalten bedeutet.<br />
Seite 126
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Art des Gebietes<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Nationalpark<br />
Naturpark<br />
Landschaftsschutzgebiet<br />
Quellen-<br />
/Wasserschutzgebiet<br />
kein<br />
Schutzgebiet<br />
Abbildung 51: Art des Gebietes<br />
Interessante Auskünfte über die Wegedisziplin (siehe auch Kapitel 'Wegekartierung') sollte die<br />
Frage nach dem Verlassen der Wanderwege geben.<br />
Insgesamt gaben fast 98% der befragten Besucher (533 Personen) an, die Wanderwege nie (309<br />
Personen) bzw. nur fallweise (224 Personen) zu verlassen. Lediglich 13 Personen gaben zu, die<br />
Wege häufig zu verlassen.<br />
Diese Angaben decken sich in keiner Weise mit den tatsächlichen Beobachtungen. Auch die<br />
Gebietsverantwortlichen der Stadt Wien, sowie die Hüttenwirte können das in keiner Weise<br />
verifizieren. Zum einen dürften die Angaben auf der Tatsache beruhen, dass man von Natur aus<br />
eher dazu neigt, das eigene Verhalten besser darzustellen als es tatsächlich ist. Auf der anderen<br />
Seite ist es den Leuten häufig nicht bewusst, dass ein Abschneider kein Wanderweg ist. Durch<br />
Beobachtungen und nachträgliche Befragungen der Leute wurde klar, dass die meisten die<br />
Benutzung von Abschneidern bzw. Umgehungen nicht als Verlassen der Wanderwege werten. Ein<br />
Verlassen wird in der Regel erst als solches wahrgenommen, wenn sich die betreffende Person<br />
eine bestimmte Distanz vom Weg entfernt.<br />
Seite 127
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Verlassen der Wanderwege<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
nie fallweise häufig<br />
Abbildung 52: Verlassen der Wanderwege<br />
Als Gründe für das Verlassen der Wanderwege wurden in erster Linie Aussicht und<br />
Naturbeobachtung angeführt, anscheinend dürften einige Wege an den naheliegenden<br />
Aussichtspunkten vorbeiführen, hier wären ev. weiterreichende Untersuchungen anzustellen.<br />
Weiters wurde von ca. 10% der befragten Personen eine schlechte Wegeführung bzw. der<br />
schlechte Zustand der Wege angeführt. Verglichen mit der Gesamtheit der Befragten und im<br />
Vergleich mit anderen Studien aus anderen vergleichbaren Gebieten (z.B. Entwicklungskonzept<br />
Hochobir, HAUSHERR/JUNGMEIER 1998) sind das eher geringe Werte, welche aber dennoch nicht<br />
unberücksichtigt bleiben sollten, gibt es doch in einigen Abschnitten des Gebietes Probleme in<br />
diesem Bereich. Als weitere Gründe für das Verlassen wurden noch der Zugang zu Klettersteigen<br />
genannt, weiters Skitouren und Pilze sammeln. Einige Personen bemängelten auch die ihrer<br />
Ansicht nach unzureichenden Markierungen.<br />
Grund des Verlassens<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Schlechter<br />
Zustand<br />
Schlechte<br />
Wegeführung<br />
Aussicht/<br />
Naturbeobachtung<br />
Klettern<br />
Sonstiges<br />
Abbildung 53: Verlassen der Wanderwege<br />
Seite 128
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Die Sauberkeit im Gebiet wurde vom überwiegenden Teil der befragten Besucher als sehr gut bzw.<br />
gut bewertet, lediglich 8 Personen beurteilten sie als mäßig (schlecht 0%).<br />
Sauberkeit in der Landschaft<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
sehr gut gut mäßig schlecht<br />
Abbildung 54: Sauberkeit in der Landschaft<br />
Bei der Abfallentsorgung könnte man annehmen, dass es auf der Rax nur umweltbewusste<br />
Besucher gibt. Dem zufolge nehmen ca. 90% der Besucher ihren Abfall wieder mit nach Hause<br />
bzw. entsorgen ihn ordnungsgemäß im Tal. Nur 10% lassen ihren Müll auf den Hütten zurück (im<br />
Gelände entsorgt ihn den Antworten zufolge überhaupt niemand).<br />
Findet man im Gelände den Angaben entsprechend wirklich nur sehr vereinzelt Abfall, so liegt der<br />
Wert bei den Hütten laut Beobachtungen um einiges höher als angegeben. Auf diese Situation<br />
angesprochen, konnten auch die Hüttenwirte bestätigen, dass ihrem Müllaufkommen nach<br />
wesentlich mehr Wanderer den Abfall auf den Hütten zurücklassen.<br />
Bei einer Kombination der Fragenstellung mit dem Alter der Besucher gibt es keine signifikanten<br />
Unterschiede.<br />
Abfallentsorgung<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
im Gelände<br />
auf den<br />
Hütten<br />
im Tal/zu<br />
Hause<br />
sonstiges<br />
Abbildung 55: Abfallentsorgung<br />
Seite 129
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Obwohl, wie bereits mehrfach erwähnt und auch von den Besuchern bestätigt, die Rax ökologisch<br />
betrachtet allgemein in einem sehr guten Zustand ist, wurden im Zuge der Befragung im Gebiet<br />
ökologische Schäden festgestellt. Hier zeigt sich auch, dass ein Teil der Besucher (ca. 16%) sehr<br />
aufmerksam die Natur beobachtet.<br />
Das zeigt sich an der Tatsache, dass etwa 40 Personen Baumschäden bzw. Schäden an den<br />
Latschen aufgefallen sind. Tatsächlich zeigen viele Latschen auf der Hochfläche braune,<br />
abgestorbene Zweige, die von einem Hagelschlag Jahre zuvor herrühren.<br />
Daneben beziehen sich die beobachteten Schäden vor allem auf die Wegerosion bzw. auf<br />
Trittschäden an der Vegetation. Ebenfalls einer annähernd gleichen Anzahl von Personen sind<br />
derartige Schäden aufgefallen – das bedeutet auch, dass zumindest einem Teil der Leute die<br />
Erosionsproblematik durchaus bewusst ist.<br />
Weiters wurden noch Schäden beanstandet, die durch die Anlage von Forststraßen herrühren bzw.<br />
durch den Wintersport (hier v.a. durch die Pistenpräparierung) verursacht wurden.<br />
Ökologische Schäden<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Baumschäden<br />
Erosionsschäden<br />
(Wege)<br />
Trittschäden<br />
Forststraße<br />
Wintersportschäden<br />
Abbildung 56: Ökologische Schäden<br />
Mit den touristischen Einrichtungen sind die Raxbesucher weitgehend zufrieden. Die Verteilung der<br />
Hütten und der Wanderwege, sowie die Aufstiegshilfen werden vom überwiegenden Teil der Leute<br />
als 'sehr gut' beurteilt. Ein klein weniger Zufriedenheit herrscht bei der Ausstattung der Hütten und<br />
beim Zustand der Wanderwege. Die nachfolgende Abbildung zeigt die Ergebnisse im Detail.<br />
Seite 130
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Verteilung der Hütten<br />
Ausstattung der Hütten<br />
400<br />
400<br />
300<br />
300<br />
200<br />
200<br />
100<br />
100<br />
0<br />
sehr gut gut mäßig schlecht<br />
0<br />
sehr gut gut mäßig schlecht<br />
Wanderwege (Routen,<br />
Markierung)<br />
Zustand der Wanderwege<br />
400<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
sehr gut gut mäßig schlecht<br />
0<br />
sehr gut gut mäßig schlecht<br />
Aufstiegshilfen (Seilbahn, Lift)<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
sehr gut gut mäßig schlecht<br />
Abbildung 57: Touristische Einrichtungen<br />
Die interessantesten Erkenntnisse über die Situation im Gebiet ergeben sich durch die Auswertung<br />
der persönlichen Anmerkungen der Besucher. Ca. 160 Leute haben von diesem Angebot Gebrauch<br />
gemacht, das ist nahezu jeder 3. Raxbesucher.<br />
Die meisten Anmerkungen beziehen sich auf das Gebiet selbst und zwar im Hervorstreichen der<br />
landschaftlichen Schönheit als Wandergebiet ("wunderschönes Erholungs- und Landschaftsgebiet",<br />
"herrliches Wandergebiet", etc.).<br />
Bezüglich Tourismus und Erschließung halten die meisten Leute die Rax für ausreichend<br />
erschlossen und wünschen sich keine weiteren touristischen Einrichtungen. Die Seilbahn wird zwar<br />
gerne als Aufstiegshilfe in Anspruch genommen, etliche Leute stoßen sich jedoch am – ihrer<br />
Meinung nach – ungerechtfertigt hohen Preis der Fahrten.<br />
Seite 131
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Der einzige weitere Wunsch in Bezug auf eine weitere Erschließung liegt in einer<br />
Zufahrtsmöglichkeit von Hinternasswald zum Kaisersteig.<br />
Kritisiert wird von vielen Besuchern die schlechte Anbindung an den öffentlichen Verkehr, hier vor<br />
allem die Verbindung zum Preiner Gscheid bzw. zu anderen Aufstiegen. Besonders schade finden<br />
es die Leute, dass aufgrund der schlechten Busanbindung keine Rundwanderungen möglich sind.<br />
Weiters erregt auch die Gestaltung der Fahrpläne häufigen Unmut unter den Raxbesuchern.<br />
Bei den Wanderwegen gehen die Meinungen auseinander. Findet eine Besuchergruppe die Wege<br />
bezüglich Zustand und Beschilderung ausreichend bis sehr gut, so sehen andere Raxtouristen<br />
Mängel in diesem Bereich. Dabei wurde eine schlechte Markierung und das Fehlen von<br />
Zeitangaben angesprochen.<br />
Dass die Beurteilung der Hütten eine sehr persönliche Angelegenheit ist, war zu erwarten. Hier<br />
gehen die Meinungen weit auseinander – ist eine Person von der Hütte bzw. der Hüttencrew<br />
hellauf begeistert, so tut eine andere ihren Unmut über dieselbe offen kund. Dieser bezieht sich<br />
vorwiegend auf das Speiseangebot, die Preise und die Freundlichkeit der Hüttenwirte.<br />
Alle persönlichen Anmerkungen sind im Detail im Anhang der Studie beigefügt.<br />
10.4 Besucherbefragung Rax - Fazit<br />
• Das Auffallendste an der Fragebogenaktion war zunächst einmal die hohe Rücklaufquote,<br />
die alle überrascht hat. Ein entscheidender Faktor dafür war sicherlich die Verbindung mit<br />
einem Gewinnspiel. Bietet man den Leuten einen Anreiz zum Mitmachen, so wird das auch<br />
gerne angenommen – auch wenn die Preise, wie im vorliegenden Fall, nicht sonderlich<br />
spektakulär sind.<br />
Diese Tatsache sollte auch bei zukünftigen Befragungsaktion berücksichtigt werden, v.a.<br />
da auch der organisatorische Aufwand bei dieser Art von Befragung relativ gering war.<br />
• Als sehr wichtig für die Bewertung und Interpretation der Ergebnisse haben sich<br />
persönliche Gespräche mit den Besuchern und Beobachtungen des Besucherverhaltens<br />
erwiesen. So decken sich gewisse Angaben nicht ganz mit den tatsächlichen<br />
Beobachtungen (etwa im Bereich der Wegedisziplin oder der Müllproblematik) und oftmals<br />
kommen erst in persönlichen Gesprächen die Beweggründe für bestimmte<br />
Verhaltensweisen heraus bzw. werden neue in der Art und Weise bisher nicht<br />
wahrgenommene Probleme angesprochen, die einem eine etwas andere Sicht auf die<br />
Dinge eröffnen.<br />
• Sehr deutlich kam auch zum Ausdruck, das es den 'typischen Raxtouristen' nicht gibt, das<br />
Besucherprofil geht quer durch alle Alters-, Bildungs- und Berufsgruppen – das gilt mit<br />
hoher Wahrscheinlichkeit für die Bergtouristen insgesamt.<br />
Seite 132
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
• Was dagegen sehr eindrucksvoll bestätigt wurde, ist die Tatsache, dass die Rax (und<br />
sicherlich auch der Schneeberg) vollkommen zu Recht als 'Hausberg der Wiener'<br />
bezeichnet wird, kommt den Ergebnissen der Befragungsaktion zufolge doch der größte<br />
Teil der Besucher aus Wien bzw. seiner unmittelbaren Umgebung.<br />
• Ziele der Wanderungen sind die Hütten bzw. die Gipfel, was höchstwahrscheinlich auch für<br />
alle anderen Berge in Österreich gilt.<br />
• Die Mehrzahl der Leute ist der Meinung, dass die Rax ausreichend touristisch erschlossen<br />
ist. Hier spielt vor allem die Angst, dass durch einen weiteren Ausbau die Schönheit und<br />
der landschaftliche Reiz des Gebietes eine nachhaltige Beeinträchtigung erfahren könnte,<br />
eine zentrale Rolle.<br />
Sind jedoch beispielsweise Aufstiegshilfen oder Zufahrtsmöglichkeiten vorhanden, so<br />
werden sie dennoch gerne angenommen und sehr häufig frequentiert.<br />
• Bemängelt wird in diesem Zusammenhang nur die – zweifelsohne – schlechte Anbindung<br />
an den öffentlichen Verkehr, die viele Leute zwingt, mit dem PKW zu kommen. Darüber<br />
hinaus sind Rundwanderungen nahezu unmöglich, da man kaum eine Möglichkeit hat, mit<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln wieder zum Ausgangspunkt (in der Regel zum eigenen PKW)<br />
zu gelangen.<br />
Hier sollte man sicherlich Überlegungen anstellen, auch um eine bessere Verteilung der<br />
Besucher auf der Rax zu ermöglichen. Wichtige erscheint in diesem Zusammenhang auch<br />
eine Überarbeitung bzw. Anpassung der Fahrpläne, oder beispielsweise eine<br />
Neuorganisation des öffentlichen Verkehrs beispielsweise mit Ruf- oder Shuttlebussen.<br />
• Auffallend ist auch, dass es auf der Rax sehr viele naturbewusste Besucher gibt, die sich<br />
um den Zustand der Natur Gedanken machen. Dieses Wissen korreliert sehr stark mit der<br />
Entfernung von der Seilbahn als Massenaufstiegsmittel. Je weiter entfernt sich die Leute<br />
von der Seilbahn aufhalten, desto besser ist im Allgemeinen das Wissen über Natur und<br />
Landschaft, v.a. was die ökologischen Zusammenhänge betrifft. Diese Leute erleben die<br />
Natur viel bewusster als die reinen Ausflugstouristen auf der vorderen Rax im Nahbereich<br />
der Seilbahn.<br />
• Da die Leute als Grund für das Verlassen von Wanderwegen 'Aussicht und<br />
Naturbeobachtung' angeben, macht es keinen Sinn, sie an diesen Betätigungen zu hindern.<br />
Daher sollte man an Stellen, wo aus diesen Gründen häufig vom Weg abgewichen wird,<br />
die Wegeführung analysieren und ev. Maßnahmen treffen (siehe auch Kap.<br />
'Wegekartierung Rax').<br />
• Obwohl die Leute über den Status des Gebietes als Quellen- und Wasserschutz bescheid<br />
wissen, gibt es große Defizite beim Wissen über die Karstproblematik und dem Verhalten<br />
im Gebiet. Hierbei fehlen den Leuten v.a. Informationen über den Zusammenhang mit dem<br />
Wiener Hochquellenwasser.<br />
Seite 133
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
• Im Rahmen der Karstproblematik ist nur einem sehr kleinen Teil der Leute der akute<br />
Wassermangel auf dem Raxplateau bewusst, nimmt man doch allgemein an, dass es in<br />
den Bergen immer reichlich Wasser gibt. Auch die Hüttenwirte können über das<br />
Unverständnis vieler Leute berichten, wenn sie ihnen außer Mineralwasser kein anderes<br />
Wasser geben (können). In diesem Zusammenhang sei kurz eine Gegebenheit vor Ort<br />
bezüglich dieser Problematik angeführt:<br />
Im Rahmen der Wegekartierung konnte ich ein Gespräch zwischen einem Lehrer und<br />
seiner Schulklasse mithören, wo ein Schüler in der Nähe des 'Pratersterns' in Richtung<br />
Ottohaus – Thörlweg seinen Lehrer fragte, warum man dort in dem Einschnitt nicht einen<br />
Staudamm errichtet um Energie zu erzeugen, würde sich der Platz doch perfekt dazu<br />
anbieten. Als der Lehrer erwiderte, dass dies aus Naturschutzgründen bzw. aus dem<br />
Blickpunkt der landschaftlichen Schönheit nicht möglich wäre, entwickelte sich innerhalb<br />
der Gruppe eine rege Diskussion mit allen Vor- und Nachteilen bzw. Möglichkeiten und<br />
Ausschleißungsgründen eines solchen Vorhabens. Nach einer Weile des Zuhörens schaltete<br />
ich mich in die Diskussion ein und sagte, dass es nur einen – noch nicht genannten Grund<br />
– für die Nichterrichtung eines Staudammes gibt. Verwundert wurde ich angesehen mit der<br />
Frage, was denn das für ein Grund sein sollte, der noch nicht besprochen wurde. Auf<br />
meine Fragen, "womit sollte man den Staudamm füllen?" und "sieht man hier irgendwo<br />
Wasser, das man dazu verwenden könnte?" hinterließ ich nur ratlose Gesichte in de r<br />
Runde.<br />
Alleine diese Situation zeigt deutlich, dass die Zusammenhänge und die Funktion eines<br />
Karstökosystems nur den wenigsten Leuten bekannt ist.<br />
• Das Wasserleitungsmuseum in Kaiserbrunn und die Freizeitbetätigungen auf der Rax<br />
sprechen nur sehr bedingt die selbe Bevölkerungsgruppe an. Aus diesem Grund sollte die<br />
Information verstärkt am Berg – dort wo sich die Leute auch aufhalten – stattfinden und<br />
zwar direkt an Ort und Stelle wo Probleme auftreten bzw. Gefahrenpotentiale entstehen.<br />
Eine Erklärung beispielsweise über das Wesen und die Funktion einer Doline oder die<br />
Problematik der Wegeerosion wird am besten verstanden und ist auch am einprägsamsten,<br />
wenn man direkt davor steht und die Situation mit eigenen Augen erkennt. Wichtig ist<br />
dabei, dass dem Erholungssuchenden die Problematik in Form einer Information und nicht<br />
als Belehrung (quasi mit dem erhobenen Zeigefinger) übermittelt wird.<br />
Zusammenfassend kann man sagen, dass für das entsprechende Verhalten der Leute mehr<br />
Information über den Naturraum und die Karstproblematik notwendig ist, denn nur ein gut<br />
informierter Tourist ist ein umweltschonender Tourist.<br />
Seite 134
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
10.5 Besucherlenkung<br />
Durch die immer stärkere Anziehungskraft von unberührten bzw. intakten Landschaften auf die<br />
Menschen und der in der Folge stärkeren Nutzung des Naturraumes durch den Tourismus, kommt<br />
es in bestimmten Bereichen zu Übernutzungen und zu einer Zerstörung von Natur und Landschaft.<br />
Um die touristische Beanspruchung infolge der Nutzung einerseits und die ökologischen<br />
Erfordernisse des Naturraumes andererseits aufeinander abzustimmen, ist es notwendig,<br />
entsprechende Maßnahmen zu setzen. Eine dieser Maßnahmen ist die Besucherlenkung (SEISER<br />
1994, WALLENTIN 2001).<br />
Unter Besucherlenkung werden "Maßnahmen zur Beeinflussung von Besuchern bezogen auf ihre<br />
räumliche und quantitative Verteilung sowie auf ihre Verhaltensweisen dem besuchten Objekt<br />
gegenüber" verstanden (WALLENTIN 2001 nach ÖSTERREICHISCHE BUNDESREGIERUNG 1995).<br />
Ziel einer Besucherlenkung muss es sein, die Besucherströme so zu steuern, dass die Grenzen der<br />
ökologischen Belastbarkeit eines bestimmten Gebietes nicht erreicht bzw. überschritten werden.<br />
Beeinträchtigungen in den Natur- und Landschaftsraum beruhen in der Regel auf 3 Ursachen<br />
(ASSMANN/WERNHART 1994):<br />
• Strukturelle Probleme: Hierunter fallen alle Probleme, die sich infolge von falsch angelegter<br />
touristischer Infrastruktur oder Nichteinhaltung von üblichen Standards ergeben, wie<br />
beispielsweise schlecht oder falsch angelegte Wege oder Zufahrten oder fehlende<br />
Entsorgungssysteme von Schutzhütten bzw. veraltete Anlagen, die nicht mehr dem Stand<br />
der Technik entsprechen.<br />
• Falsches, natur- und landschaftsschädigendes Verhalten der Touristen: Dazu zählt zum<br />
Beispiel das Verlassen der Wanderwege in ökologisch sensiblen mit all seinen<br />
Folgewirkungen (siehe Kap. 'Erosionsproblematik Wanderwege'), das Zurücklassen von<br />
Müll und anderen Abfällen in der Landschaft oder etwa das bewusste (oder auch<br />
unbewusste) Zerstören von Biotopen.<br />
• Besucherfrequenz: Ein entscheidender Faktor für das Ausmaß der Beeinträchtigungen ist<br />
die Anzahl der Besucher und hier v.a. die räumliche und zeitliche Konzentration der<br />
Erholungssuchenden (siehe auch Kap. 'Einflüsse von Freizeitaktivitäten auf die Umwelt').<br />
Besonders gefährdet sind in diesem Zusammenhang landschaftlich besonders attraktive<br />
bzw. exponierte Bereiche.<br />
Da die Ansprüche im Tourismusbereich ständigen Veränderungen unterworfen sind (z.B.<br />
Trendsportarten, etc.), handelt es sich bei der Besucherlenkung nicht um ein statisches Konzept,<br />
sondern um ein dynamisches Modell. In diesem Sinne muss ein rasches Reagieren auf<br />
Veränderungen (Besucherverhalten, Einflüsse auf den Naturraum) möglich sein. Ebenso ist bei<br />
einem Besucherlenkungskonzept ein begleitendes Monitoring wichtig und notwendig, um den<br />
Erfolg der gesetzten Maßnahmen überprüfen bzw. diese entsprechend anpassen zu können<br />
(WALLENTIN 2001).<br />
Seite 135
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Ausschlaggebende Kriterien hierfür sind einerseits die Art (Qualität) und das Ausmaß (Quantität)<br />
der touristischen Nutzung und andererseits die Empfindlichkeit bzw. Belastungsfähigkeit des<br />
Gebietes (SEISER 1994, WALLENTIN 2001).<br />
Die Grundlage für ein Konzept im Rahmen der Besucherlenkung ist eine genaue Kenntnis der<br />
naturräumlichen Ausstattung eines Gebietes auf der einen Seite und die Art und Art und Intensität<br />
der Erholungsnutzung auf der anderen Seiten (Situationsanalyse) (KREMSER 1992, WALLENTIN<br />
2001).<br />
10.5.1 Wirkungsmechanismen der Besucherlenkung<br />
Um Mithilfe der Besucherlenkung einen entsprechenden Erfolg zu erzielen, gibt es eine Reihe von<br />
unterschiedlichen Lenkungsmaßnahmen, die auf bestimmten Wirkungsmechanismen beruhen<br />
(SEISER 1994):<br />
Bekanntheit der Norm<br />
Die Bekanntheit der Norm ist die grundlegendeste aller Wirkungsmechanismen, da nur eine Norm,<br />
die bekannt ist, befolgt werden kann. Dabei kann es sich sowohl um Gesetze, Verordnungen oder<br />
Vorschriften, wie auch gesellschaftliche Normen, Angebote oder Anreize handeln.<br />
Der zentrale Punkt hierbei ist die Information für den Erholungssuchenden, erst wenn sie<br />
erfolgreich den Besucher erreicht hat, kann ein entsprechendes Verhalten ausgelöst werden. Wie<br />
und in welchem Umfang die Information dem Besucher zuteil wird, hängt in erster Linie von der<br />
Situation und vom gewünschten Verhalten ab. Die Möglichkeiten reichen hier von Broschüren,<br />
Zeitungsinseraten, Karten, Schautafeln, über Diavorträge, Filme bis hin zu interaktiven Medien.<br />
Auch persönliche Informationen, z.B. im Rahmen einer geführten Tour oder einer<br />
Informationsveranstaltung, sind möglich.<br />
Anwendbarkeit der Norm<br />
Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine grundlegende Norm. Um ein falsches Verhalten zu<br />
unterbinden, müssen die Besucher an Ort und Stelle erkennen, welches Verhalten in der<br />
vorliegenden der Situation gefragt ist. Das betrifft in erster Linie Verhaltensregeln (Ver- und<br />
Gebote), bzw. Einsicht in die Verletzlichkeit der Natur. Wichtig für den richtigen Einsatz dieses<br />
Wirkungsmechanismus ist die Kenntnis des Informations- und Bildungsstandes bzw. der<br />
Interessensschwerpunkte der Besucher.<br />
Lenkung durch soziale Kontrolle<br />
Soziale Kontrolle wird nicht durch die Verwaltung, sondern durch die Gesellschaft ausgeübt. Sie<br />
beruht im Wesentlichen auf der Kenntnis allgemeiner gesellschaftlicher Normen und<br />
Verhaltensregeln ("so etwas tut man nicht"). Der sozialen Kontrolle zugrundeliegend ist die<br />
Tatsache, dass sie nicht generell gültig ist, d.h. auf Personen unterschiedlich wirkt – manche fühlen<br />
sich davon angesprochen, andere weniger. Soziale Kontrolle kann aktiv (z.B. durch Zurechtweisen<br />
Seite 136
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
von anderen Leuten) oder passiv (kommentarlose Missbilligung des Verhaltens anderer Personen)<br />
erfolgen.<br />
Lenkung durch Steuerung von Seiten der Verwaltung<br />
Dieser Wirkungsmechanismus besteht aus Gesetzen, Vorschriften und Normen, Träger sind die<br />
Organe der Verwaltung. Der Vorteil von Gesetzen, Vorschriften und Normen liegt darin, dass sie<br />
allgemein bekannt sind (bzw. bekannt sein sollten) und dass sie für jedermann in gleichem Maße<br />
gelten.<br />
Ein Problem besteht darin, dass sie von den Leuten in unterschiedlichem Ausmaß akzeptiert<br />
werden (Stichwort 'Kavaliersdelikt'). Die Gründe hierfür liegen v.a. in den Erfahrungen bzw. im<br />
Umgang mit den Behörden.<br />
Lenkung durch Einsicht in die Selbstgefährdung<br />
Einsicht in die Selbstgefährdung dient in erster Linie für die Sensibilisierung auf Gefahren in die<br />
eigene Sicherheit bzw. in die Sicherheit anderer Leute. Dies trifft v.a. auf Gebirgsregionen, wo<br />
immer wieder Gefahren auftreten können, in hohem Maße zu (etwa beim Betreten eines Hanges<br />
und der damit verbundenen Steinschlaggefahr).<br />
Für die Einsicht in die Selbstgefährdung ist sowohl die Selbsteinschätzung der Leute wie auch die<br />
richtige Einschätzung möglicher Gefahren von Bedeutung.<br />
Lenkung durch Einsicht in die Umweltgefährdung<br />
Dieser Wirkungsmechanismus sollte in ökologisch sensiblen Gebieten vorrangig sein, im idealen<br />
Fall sollte dadurch das gesamte Verhalten der Besucher im Sinne des Natur- und<br />
Landschaftsschutzes geregelt werden. In der Realität funktioniert das aber (leider zu oft) nicht<br />
nach Wunsch. Daher ist es notwendig, das Umweltbewusstsein der Leute und ihre Einstellung zur<br />
Landschaft zu kennen (Stichwort 'Besucherstruktur') und den Erfolg der eingeleiteten Maßnahmen<br />
zu prüfen (Monitoring).<br />
Lenkung durch spezielle Attraktionen<br />
Das ist einer der stärksten und wichtigsten Mechanismen bei der Besucherlenkung, die Steuerung<br />
erfolgt durch ein gezieltes Lenken der Leute in andere Bereiche.<br />
Hierbei gibt es viele Möglichkeiten – der Vorteil dieser Lenkungsmaßnahme liegt in der Tatsache,<br />
dass sie in der Regel ohne Vorschriften auskommt, es geht nur darum, den Leuten etwas<br />
Interessantes und Attraktives anzubieten, das sie auch gerne annehmen. Durch gezielte Werbung<br />
bzw. Kampagnen versucht man, jene Aktionen, die sowohl im Einklang mit der Natur stehen, wie<br />
auch die Erwartungen der Besucher befriedigen, hervorzuheben mit dem Ziel, dass die Leute – in<br />
der Angst etwas Wichtiges zu versäumen – gar nicht auf Gedanken kommen, etwas anderes zu<br />
unternehmen.<br />
Lenkung durch physische Hindernisse<br />
Dieser Lenkungsmechanismus tritt am deutlichsten in der Landschaft in Erscheinung, wenngleich<br />
es sich eher um einen schwachen Mechanismus handelt. Häufig ist eine Abgrenzung (zumeist<br />
Einzäunung) nicht einfach, müssten dabei doch mitunter alte Wege oder Zugänge abgesperrt<br />
Seite 137
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
werden, was sowohl den Unmut der Besucher wie auch der Einheimischen erregt. Kommt es allzu<br />
häufig zu Absperrungen, so lösen diese oftmals Aggressionen aus, speziell wenn kein<br />
offensichtlicher Grund für die Absperrung erkennbar ist. In diesen Fällen werden Zäune oder<br />
andere Abschrankungen überklettert oder sogar zerstört, darüber hinaus werden sie meist als<br />
empfindliche Störungen im Landschaftsbild wahrgenommen.<br />
Bei der Errichtung von physischen Barrieren ist es wichtig, dass eine gute Integration in die<br />
Landschaft erfolgt und dass die Besucher mit Informationstafeln oder ähnlichem über den Grund<br />
der Absperrung informiert werden – das ist eine wesentliche Voraussetzung für ein entsprechendes<br />
Verhalten. Das Ziel sollte demnach nicht der Bau von möglichst großen unüberwindbaren Barrieren<br />
sein, sondern im Schaffen von landschaftlichen Strukturen bestehen, welche die<br />
Erholungssuchenden sanft leiten, sodass gar keiner auf den Gedanken kommt, sie zu überwinden.<br />
10.5.2 Lenkungsinstrumente<br />
Die angeführten Wirkungsmechanismen bilden die Grundlage für die Besucherlenkung, sie zeigen<br />
an, in welchen Bereichen Maßnahmen gesetzt werden können, bzw. welche der Maßnahmen Erfolg<br />
haben könnten.<br />
Im Normalfall wird eine Besucherlenkung im Gebirge nicht durch einen der angesprochenen<br />
Wirkungsmechanismen, sondern durch ein Bündel von Einzelmaßnahmen bzw. durch eine<br />
Kombination von unterschiedlichen Maßnahmen bewerkstelligt werden. Welche Maßnahmen in<br />
welcher Form und an welchem Ort zum Einsatz kommen, richtet sich nach der jeweiligen Situation<br />
und nach dem Ziel der Steuerung.<br />
Die wichtigsten Lenkungsinstrumente sind im folgenden kurz dargestellt (nach SEISER 1994).<br />
Zonierung<br />
Die Zonierung ist das klassische Mittel einer Besucherlenkung, sie kommt vor allem in<br />
Nationalparks zum Einsatz. Hierbei werden verschiedene Zone von unterschiedlicher<br />
Nutzungsintensität (z.B. Wildniszone, Naturzone, Bewahrungszone, Fremdenverkehrszone, etc.)<br />
ausgewiesen, in denen die Zugangsbedingungen genau festgelegt sind. Einzelne Zonen sind der<br />
Natur vorbehalten und dürfen nicht bzw. nur an bestimmten Wegen betreten werden, andere sind<br />
den Touristen vorbehalten, die sich dort frei im Gelände bewegen dürfen.<br />
Rückbau von Wegen (siehe auch Kap. 'Erosionsproblematik von Wanderwegen')<br />
Auch diese Methode wurde schon erfolgreich in vielen Gebieten eingesetzt (z.B. Nationalpark<br />
Bayrischer Wald). Durch das Auflassen von Wegen kommt es zu einer Beruhigung der durch sie<br />
erschlossenen Gebiete. Dabei ist es wichtig, den Anreiz zur Benutzung des Weges zu nehmen, das<br />
kann beispielsweise durch eine Bepflanzung oder Absperrung erfolgen. Das Hindernis sollte sich<br />
bereits am Beginn des Weges befinden, damit man erst gar nicht auf die Idee einer Benützung<br />
kommt, sondern gleich eine andere Route wählt.<br />
Seite 138
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Besucherregelungen<br />
Hierbei handelt es sich zumeist um Ver- oder Gebote, die von einer Verwaltungsbehörde festgelegt<br />
werden und an die sich die Besucher zu halten haben. Dabei kann es sich um lokale Verbote bzw.<br />
räumliche und/oder zeitliche Beschränkungen handeln. Ausschlaggebend für das Funktionieren<br />
einer Besucherregelung ist die Bekanntheit und Anwendbarkeit der Normen (siehe Kap.<br />
'Wirkungsmechanismen der Besucherlenkung').<br />
Ob und in welcher Form diese Regelungen entsprechend befolgt werden, hängt in erster Linie von<br />
verschiedenen anderen Wirkungsmechanismen ab. Dabei kann es sich um soziale Kontrollen,<br />
Verwaltungssanktionen oder auch um die Einsicht in die Selbstgefährdung bzw. in die<br />
Verletzlichkeit der Natur handeln.<br />
Informationsmaterial<br />
Dies ist wohl eines der wichtigsten Steuerinstrumente (wenn nicht das wichtigste). Informationen<br />
können, wie bereits im vorigen Kaptitel erwähnt, in unterschiedlicher Form an die Besucher heran<br />
gebracht werden. Wichtig ist dabei, dass der Informationsgehalt überschaubar und rasch<br />
aufnehmbar und für die Zielgruppe entsprechend aufbereitet ist.<br />
Erst durch gezielte Informationsarbeit werden dem Besucher die Ansprüche und Eigenheiten der<br />
Natur, wie auch sein Fehlverhalten ihr gegenüber bewusst. Die richtige Information ist sicherlich<br />
der Schlüssel für ein umweltgerechtes Verhalten der Besucher.<br />
Karten<br />
Eines der ältesten Lenkungsinstrumente sind Karten. Sie erleichtern einerseits das Zurechtfinden in<br />
der Landschaft, andererseits kann man über Karten den Besuchern auch Informationen über die<br />
Schutzwürdigkeit eines Gebietes oder besonders sensible Bereiche zukommen lassen, sodass<br />
bereits bei der Routenplanung gewisse Bereiche ausgeschlossen werden.<br />
Wegmarkierungen, Hinweistafeln<br />
Sie helfen einerseits bei der Orientierung, einerseits kann man dadurch die Besucher direkt an Ort<br />
und Stelle auf gewisse Probleme aufmerksam machen. Hinweistafeln, beispielsweise als Lehrpfad<br />
angeordnet, bieten ein sehr gutes Mittel der Besucherlenkung.<br />
Veranstaltungen<br />
Veranstaltungen werden von unterschiedlichen Organisationen zumeist in Verbindung mit einem<br />
bestimmten Thema angeboten. Dabei kann es sich etwa um Kurse, Workshops oder auch um<br />
Exkursionen, geführte Wanderungen oder ähnliches handeln. Solche Veranstaltungen sind ein<br />
wichtiges Mittel zur Information und zur Besuchersteuerung, nicht zuletzt, da sie sich meist sehr<br />
intensiv mit gewissen Problematiken auseinandersetzen und sehr einprägsam sind. Darüber hinaus<br />
ist auch die persönliche Kontaktaufnahme mit den Vortragenden (Möglichkeit von Fragen bei<br />
Unklarheiten) und ein direkter, intensiver Bezug mit der Landschaft gegeben.<br />
Seite 139
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Gebühren<br />
Eine weitere Möglichkeit, den Besucherstrom zu reduzieren bzw. in eine bestimmte Richtung zu<br />
kanalisieren, ist die Einhebung von Gebühren. Seitens des Tourismus her sind Gebühren in der<br />
freien Landschaft zumeist nicht sehr gern gesehen, doch kann es manchmal infolge hoher<br />
Besucherfrequenzen notwendig werden, gewissen Teile der Landschaft dadurch zu schützen.<br />
Untersuchungen haben gezeigt, dass es bereits durch das Einheben eines geringen Beitrages zu<br />
Verlagerungserscheinungen des Besucherstromes kommt.<br />
Absperrungen<br />
Absperrungen sollten aus den bereits im Kapitel 'Wirkungsmechanismen der Besucherlenkung'<br />
beschriebenen Gründen nur sehr eingeschränkt zum Einsatz kommen, da sie für viele Leute –<br />
speziell wenn sie nicht nachvollziehbar sind – ein Ärgernis darstellen. Sinnvoll können sie dagegen<br />
sehr wohl an gefährlichen Stellen, wie Abbruchkanten oder Geländestufen bzw. bei sehr sensiblen<br />
Ökosystemen sein. Wichtig ist es dabei, dass den Leuten der Grund für die Absperrung in einer<br />
geeigneten Weise mitgeteilt wird.<br />
Verkehrsleitsysteme<br />
Da die meisten Leute im Gebirge mit dem eigenen PKW angereist kommen, können bereits im<br />
Vorfeld bei der Anreise entsprechende Steuerungsmechanismen zum Einsatz kommen. Das kann<br />
einerseits eine Verlegung bzw. Sperre von Parkplätzen in sensiblen Bereichen sein, andererseits<br />
können auch Zufahrtsbeschränkungen auferlegt oder der Verkehr in andere – weniger anfällige<br />
Bereiche – umgeleitet werden.<br />
Eine andere Möglichkeit besteht auch in der Bevorzugung des öffentlichen Verkehrs, wenn etwa<br />
eine Straße für PKW gesperrt ist, Busse aber direkt zufahren können.<br />
Verhalten der Aufsichtsorgane<br />
Eine nicht zu unterschätzende Komponente ist die Vorbildwirkung der Aufsichtsorgane bzw. der<br />
Arbeiter im betreffenden Gebiet. Diese sollten sich ebenfalls an die Vorgaben und Beschränkungen<br />
halten. So macht es durchaus einen Unterschied, ob ein Wanderer oder Mountainbiker von einem<br />
Aufsichtsorgan abgemahnt wird, das mit einem Geländewagen auf einem schmalen Waldweg oder<br />
in der offenen Landschaft unterwegs ist, oder zu Fuß – quasi auf gleicher Ebene – ein<br />
Fehlverhalten rügt.<br />
In manchen Situationen kann es erforderlich sein, strenge Maßnahmen, wie etwa Verbote oder<br />
Abgrenzungen, zu setzen, um der Natur den benötigten Schutz gewährleisten zu können.<br />
Andererseits genügen manchmal kleine Eingriffe und sanfte Maßnahmen, um die entsprechende<br />
Wirkung zu erreichen, die der Besucher oftmals gar nicht bemerkt. Gerade hier eröffnet die<br />
Besucherlenkung die Möglichkeit, den Menschen eine intensiv erlebte Naturerfahrung zu bieten, sie<br />
aber auch gleichzeitig auf rationalem Weg zu einem umweltgerechten Handeln zu bringen.<br />
Ein erfolgreich gelenkter Besucher ist demnach einer, der die schöne Landschaft genießen und die<br />
Natur erleben kann, ohne dabei negative Auswirkungen auf die Umwelt zu verursachen. Wichtig ist<br />
Seite 140
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
in diesem Zusammenhang, dass er sich durch die Lenkung (sofern er sich dieser überhaupt<br />
bewusst geworden ist) in keiner Weise eingeschränkt fühlt (WALLENTIN 2001).<br />
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass der Schlüssel für ein möglichst umweltgerechtes<br />
Verhalten der Besucher auf jeden Fall in einer entsprechenden Informations- und Aufklärungsarbeit<br />
liegt.<br />
So gute Erfolge auch durch eine Besucherlenkung erzielt werden können, gibt es hierbei auch<br />
Grenzen. Diese liegen vor allem in einer starken mengenmäßigen Zunahme der<br />
Erholungssuchenden – bei einem starken, stetigen Anstieg der Besucherfrequenz in einem<br />
traditionellen Landschaftsraum wird auch eine noch so perfekt geplante Besucherlenkung einmal<br />
an ihre Grenzen stoßen.<br />
Seite 141
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
11 AUSBLICK<br />
Die im Rahmen der Studie durchgeführten Untersuchungen, haben gezeigt, dass die Rax (und das<br />
gilt gleichermaßen auch für den Schneeberg) ein beliebtes und stark frequentiertes Ausflugsziel<br />
(vorwiegend der Wiener) ist. Die gleichzeitige Funktion als Quelleinzugsgebiet für die Wiener<br />
Trinkwasserversorgung verlangt auch in Zukunft nach einer verstärkten Aufmerksamkeit der<br />
Karstwasserreserven vor möglichen Verunreinigungen.<br />
Die Wiener Wasserwerke haben es in der Vergangenheit sehr gut verstanden, diesem sensiblen<br />
Gebirgsökosystem den bestmöglichen Schutz zukommen zu lassen. Mit der vorliegenden Studie<br />
und weiteren, im Rahmen der Karstforschung durchgeführten Projekten, sollte es möglich, durch<br />
die neuen Erkenntnisse die Vorgänge, Zusammenhänge und Wirkungsweisen in den<br />
Karstökosystemen besser zu verstehen. Dies ist eine wichtige Grundlage um in der Zukunft<br />
entsprechende Maßnahmen für die Sicherung der Wiener Trinkwasserqualität setzen zu können.<br />
Die Problematik bei Karstökosystemen ist sicherlich darin begründet, dass die Einzugsgebiete der<br />
Quellen nicht genau abzugrenzen sind und man dadurch keine direkten Zusammenhänge zwischen<br />
Einträgen an der Oberfläche und Verunreinigungen an den Quellen herstellen kann. Umso mehr ist<br />
ein umfassender, großflächiger Schutz der gesamten Quelleinzugsgebiete notwendig. Die starke<br />
touristische Nutzung der Berggebiete macht diese Aufgabe ungleich schwieriger, gilt es doch die<br />
bestmögliche Trinkwasserqualität sicherzustellen ohne den Tourismus, der in der Region sicherlich<br />
einen beträchtlichen Teil der regionalen Wertschöpfung, zu sehr zu beeinträchtigen.<br />
Hier sind Maßnahmen und Lösungen gefordert, welche die in der Studie aufgezeigten möglichen<br />
Gefährdungspotentiale weitgehend ausschalten oder möglichst gering halten. Dazu zählt v.a. das<br />
rechtzeitige Erkennen der Gefahren und ein rasches und richtiges Reagieren. Die vorliegende<br />
Studie soll dazu dienen, den Verantwortlichen diese Aufgabe zu erleichtern und eine<br />
entsprechende Hilfestellung in diesem Zusammenhang bieten, v.a. was die Bewirtschaftung der<br />
Quellschutzgebiete betrifft.<br />
Seite 142
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
12 LITERATUR<br />
Alpenforschungsinstitut gemeinnützige GmbH: Tourismus und Umwelt in Europa – Eine Einführung<br />
mit ausgewählten europäischen Tourismusprojekten, Luxemburg 1995<br />
Arnberger, A./Brandenburg, C./Muhar, A.: Monitoring and Management of Visitor Flows in<br />
Recreational and Protected Areas, Conference Proceedings, Wien 2002<br />
Assmann, Martin/Wernhart, Helmut: Besucherlenkung – Einschränkung der Wegefreiheit, Arbeit im<br />
Rahmen der "Übung zum funktionellen Raumordnungsrecht", Technische Universität Wien,<br />
1994<br />
Baedecker, Dietrich: Zur Morphologie der Gruppe der Schneebergalpen, Wien 1922<br />
Bätzig, Werner: Die Alpen – Entstehung und Gefährdung einer europäischen Kulturlandschaft,<br />
Verlag C.H. Beck, München 1991<br />
Benedikter, Gerold: Trendsportarten im Zwielicht? Freizeit im Wandel; Erschienen in: Haßlacher,<br />
Peter: Die Alpen im Mittelpunkt , Hrsg.: Österreichsicher Alpenverein, Innsbruck 1991<br />
Beyer, Anja: Landschaftsveränderungen durch Freizeit- und Erholungsnutzung: das Beispiel der<br />
Wasserkuppe (Rhön) und ihres näheren Umfeldes; Frankfurt/Main 1994<br />
Broggi, M.: Auswirkungen des technischen Wintersports auf unsere Natur, Erschienen in:<br />
Haßlacher, Peter: Die Alpen im Mittelpunkt , Hrsg.: Österreichsicher Alpenverein, Innsbruck<br />
1991<br />
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft: Abwasserentsorgung von Einzelobjekten in<br />
alpiner Lage – Qualitative und quantitative Erhebung des Grauwasseranfalles von Objekten<br />
in alpiner Streulage und Untersuchung der Möglichkeiten der biologischen Reinigung vor Ort<br />
in Kleinkläranlagen, Wien 1995<br />
Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr: Nachhaltige Nutzung von Wasservorkommen in<br />
Österreich, Wien 1997<br />
Cichocki, Georg/Zojer, Hartmut: Die Entwicklung einer Methode zur Vulnerabilitätskartierung im<br />
Hochgebirgskarst (österreichische Methode), Institut für Hydrogeologie und Geothermie,<br />
Joanneum Research, interne Arbeitsunterlagen, Graz<br />
CIPRA Österreich und Naturschutzbund Österreich: Drei Täler geben Antwort – Strategien für einen<br />
Tourismus mit Zukunft im Alpenraum, Salzburg/Wien 2000<br />
CIPRA Österreich: Karstlandschaftsschutz – Die Karstlandschaften der österreichischen Alpen, der<br />
Schutz ihres Naturraumes und die nachhaltige Nutzung ihrer natürlichen Ressourcen, Wien<br />
1998<br />
CIPRA Österreich: Trinkwasser aus den Alpen, Wien 1994<br />
Cordt, G.: Abwasserentsorgung von Schutzhütten – Fallbeispiele nach dem Stand der Technik,<br />
Hrsg. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Wien 1998<br />
Cornelius, H. P.: Erläuterungen zur geologischen Karte des Raxgebietes, Hrsg.: Geologische<br />
Bundesanstalt, Wien 1936<br />
Dirnböck, Thomas/Greimler, Josef: Sie subalpine und alpine Vegetation des Wiener Schneeberges<br />
– Erläuterungen zur Vegetationskarte des Wiener Schneeberges, Abteilung für<br />
Vegetationsökologie und Naturschutzforschung, Pflanzenphysiologisches Institut der<br />
Universität Wien, im Auftrag der Stadt Wien, Magistratsabteilung 22, Wien 1994<br />
Seite 143
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Dirnböck, Thomas/Greimler, Josef: Sie subalpine und alpine Vegetation des Rax-Plateaus –<br />
Erläuterungen zur Vegetationskarte des Rax-Plateaus, Abteilung für Vegetationsökologie und<br />
Naturschutzforschung, Pflanzenphysiologisches Institut der Universität Wien, im Auftrag der<br />
Stadt Wien, Magistratsabteilung 31, Wien 1996<br />
Dirnböck, Thomas: "Plötzlich ist man eine Blume" oder "Von der Rolle der Pflanzen für das Wiener<br />
Wasser", erschienen in : MA 22 Umweltschutz: Wasserspuren – nachhaltige Zukunftspfade,<br />
Gedanken zum Thema nachhaltige Raumnutzung im Zusammenhang mit dem Jubiläum "125<br />
Jahre 1. Wiener Hochquellenleitung", Wien 1998<br />
Donner, Josef: Dich zu erquicken, mein geliebtes Wien – Geschichte der Wasserversorgung von<br />
den Anfängen bis 1910, Norka Verlag, Klosterneuburg<br />
Drennig, Alfred: Die I. Wiener Hochquellenwasserleitung – Festschrift herausgegeben vom<br />
Magistrat der Stadt Wien Abteilung 31 – Wasserwerke, Wien 1973<br />
Ehlers, Laura J.: Making Watershed; Erschienen in: Enviromental Science and Technology, 2000<br />
Emmert, Martin/Reichelt, Helmut: Ein Ölunfall auf der Autobahn A8 und seine Folgen für die<br />
Wasserwirtschaft, Erschienen in: Wasserwirtschaft 89 (1999)<br />
Farnleitner, Andreas: Status Quo und Machbarkeit von Differenzierungen und Herkunftsnachweisen<br />
bakteriologischer Beeinträchtigungen in Karbonatgewässern, Unveröffentlichte<br />
Arbeitsunterlagen, Eisenstadt 2001<br />
Forstner, Gerda: Natur- und Landschaftsschutzgebiete, Seminarabeit im Rahmen des Seminars<br />
"Alpine Raumordnung in Österreich" am Institut für Geographie und Regionalforschung der<br />
Universität Wien, Wien 1998<br />
Franz, H./Solar, F.: Zur Kenntnis der Böden auf dem Raxplateau, Mitteilungen der Österreichischen<br />
Bodenkundlichen Gesellschaft, Nr.8, Wien 1964<br />
Galas, Herbert: Die Entwicklung des Fremdenverkehrs im Schneeberg-Rax-Gebiet seit der<br />
Jahrhundertwende, Hausarbeit am Institut für Geographie der Universität Wien, Wien 1972<br />
Gogu, R.C./Dassargues, A.: Sensitivity analysis for the EPIK method of vulnerability assessmant in<br />
a small karstic aquifer, southern Belgium; Erschienen in: Hydrogeology Journal (2000) 8<br />
Grabherr, Georg: Vegetationskartierung in den Einzugsgebieten der Wiener<br />
Hochquellenwasserleitungen, Projekt am Institut für Ökologie und Naturschutz der<br />
Universität Wien, Kurzbericht, Wien 2000<br />
Grinzinger, Uwe: Die umweltgerechte Schutzhütte, Standortbestimmung und Tätigkeitsbericht,<br />
Hrsg.: Verband alpiner Vereine Österreichs (VAVÖ), Wien 1999<br />
Günter, Thomas: Natur- und Landschaftsschutz als Element der Qualitativen<br />
Fremdenverkehrsentwicklung, Fachbeiträge zur Schweizerischen MAB-Information Nr. 26,<br />
Bern 1987<br />
Haßlacher, Peter: Die Alpen im Mittelpunkt , Hrsg.: Österreichsicher Alpenverein, Innsbruck 1991<br />
Haßlacher, Peter: Sanfter Tourismus, Theorie und Praxis – Markierungen für die weitere<br />
Diskussion, Hrsg.: Österreichsicher Alpenverein, Innsbruck 1989<br />
Hausherr, Hannes/Jungmeier, Michael: Integriertes Entwicklungskonzept Hochobir – Ökologischer<br />
Teil, Klagenfurt 1998<br />
Hausherr, Hannes: Ökologisch sensible Bereiche als Entscheidungsgrundlage für den Naturschutz<br />
(Methodendiskussion am Beispiel des Hochobirs in Kärnten), Erschienen in:<br />
Seite 144
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Strobl,J./Dollinger, F.: Angewandte Geographische Informationsverarbeitung, Beiträge zum<br />
AGIT-Symposium 1998, Wichmann Verlag, Heidelberg 1998<br />
Held, Michael: Nationalpark und Tourismus – Erfahrungen aus dem Nationalpark Bayrischer Wald;<br />
Laufener Seminarbeiträge 3/92, Laufen/Salzburg 1992<br />
Hanisch, Jochen (nach Bechmann, Arnim): Die Nutzwertanalyse, Texte und Materialien zur<br />
Vorlesung 'Wissenschafts-, Planungs- und Entscheidungstheorie und –methodik', Hamburg<br />
2002<br />
Hinterstoisser, Hermann: Naturschutz und Erschließung in der Region, Erschienen in:<br />
"Naturkatastrophen – schlägt die Natur zurück? Die Erschließung der Alpen und ihre<br />
Auswirkungen, Bericht zur Tagung 1988<br />
Hödl, Hans: Wandererlebnis Wiener Hausberge: Gutensteiner Alpen, Schneeberg, Rax, Schneealpe,<br />
Semmering; NP-Buchverlag, Wien 1999<br />
Höller, Wilfried: Erschließung – Notwendigkeit für den Fremdenverkehr?, Erschienen in:<br />
"Naturkatastrophen – schlägt die Natur zurück? Die Erschließung der Alpen und ihre<br />
Auswirkungen, Bericht zur Tagung 1988<br />
Hüfing, Gerda: Projekt Wasseralm – Forstverwaltung Nasswald MA 49, Dokumentation der<br />
Maßnahmen 2001; Maßnahmenkatalog 2002, Institut für Landschaftsplanung und<br />
Ingenieurbiologie der Universität für Bodenkultur, Wien 2002<br />
Hydrographisches Zentralbüro: Die Niederschläge, Schneeverhältnisse und Lufttemperaturen in<br />
Österreich im Zeitraum1981-1990, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Wien<br />
1994<br />
Hydrographisches Zentralbüro: Hydrographisches Jahrbuch von Österreich 1999 (107. Band),<br />
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft – Abteilung Wasserhaushalt, Wien 2002<br />
Kacaroglu, Fikret: Review of Groundwater Pollution and Protection in Karst Areas; Erschienen in:<br />
Water, Air and Soil Pollution Nr. 113, Netherlands 1999<br />
Kail, Jaques-Yves: Auswirkungen der Trittbelastung auf die Vegetation und den Boden infolge von<br />
Freizeit- und Ausflugstourismus, Diplomarbeit am Institut für Botanik der Universität für<br />
Bodenkultur; Wien 1998<br />
Kammer für Arbeiter und Angestellte Salzburg: Outdoorsport – Belastungen im Naturraum, Versuch<br />
einer Gewichtung, Salzburg 2000<br />
Kanatschnig, D./Weber, G.: Nachhaltige Raumentwicklung in Österreich, Hrsg.: Österreichisches<br />
Institut für nachhaltige Entwicklung, Wien 1998<br />
Kettl, Wolfgang: Veränderungen im Abflussregime, Erschienen in: "Naturkatastrophen – schlägt die<br />
Natur zurück? Die Erschließung der Alpen und ihre Auswirkungen, Bericht zur Tagung 1988<br />
Köhn, Jörg: Tourismus und Umwelt, Analytica-Verlag-Gesellschaft, Berlin 1997<br />
Köck, R./Holtermann, C./Hochbichler, E.: Bericht Projekt "Wald und Wasser" über die zweite<br />
Forschungsperiode Winter 1999 – Herbst 1999/Winter 2000, im Auftrag der MA31 und MA49<br />
der Stadt Wien, Wien 2000<br />
Kollarits, S./Widmann, N.: <strong>KATER</strong> (Karst Water Research Program) Workshop W11, <strong>Report</strong>,<br />
Unveröffentlichte Arbeitsunterlagen, Mödling 2000<br />
Kremser, Harald: Naturschonender Bildungs- und Erlebnistourismus, Hrsg.: Akademie für<br />
Naturschutz und Landschaftspflege, 1992<br />
Seite 145
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Laber, Achim: Erosion durch Tourismus, Schäden im Naturschutzgebiet Feldberg – Rekultivierung –<br />
Sanierung; Erschienen in: Landschaftsarchitektur Nr. 5/93, Thalacker Verlag, Braunschweig<br />
1993<br />
Langer, Markus: Wegebau und Wegeerosion, Seminarabeit im Rahmen des Seminars "Alpine<br />
Raumordnung in Österreich" am Institut für Geographie und Regionalforschung der<br />
Universität Wien, Wien 1998<br />
Leibundgut, Ch.: Hydroökologische Untersuchungen in einem alpinen Einzugsgebiet (Testgebiet<br />
Grindelwald), Schlussberichte zum Schweizerischen MAB-Programm Nr. 30, Bern 1987<br />
MA 22 Umweltschutz: Wasserspuren – nachhaltige Zukunftspfade, Gedanken zum Thema<br />
nachhaltige Raumnutzung im Zusammenhang mit dem Jubiläum "125 Jahre 1. Wiener<br />
Hochquellenleitung", Wien 1998<br />
MA 31 Wiener Wasserwerke: 1. Wiener Wasserleitungswanderweg, Wien 2002<br />
MA 31 Wiener Wasserwerke: Betriebsleitung Wildalpen – Quellengebiet der II. Wiener<br />
Hochquellenleitung, Wien 1998<br />
MA 31 Wiener Wasserwerke: Brief Annual Statistics - Figures, data, information, Wien 2002<br />
MA 31 Wiener Wasserwerke: Museumsinsel Wildalpen – Kurzführer, keine Jahresangabe<br />
MA 31 Wiener Wasserwerke: Trinkwasser für Wien, Wien 1996<br />
MA 31 Wiener Wasserwerke: Trinkwasser für Wien, Wien 2001<br />
MA 31 Wiener Wasserwerke: Wasserleitungsmuseum Kaiserbrunn, Wien 1999<br />
MA 31 Wiener Wasserwerke, MA 49 Forstamt und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien:<br />
Grundsätze zur Bewirtschaftung der Quellenschutzwälder der Stadt Wien, Wien 2001<br />
Manghabati, Ahmad: Einfluß des Tourismus auf die Hochgebirgslandschaft am Beispiel des<br />
Nationalparks Berchtesgaden, Nationalparkverwaltung Berchtesgaden, Berchtesgaden 1989<br />
Miglbauer, Ernst: Neue Sommer-Trendsportarten – Konflikte und Lösungsansätze, Erschienen in:<br />
Pillmann, W./Predl, S.: Strategies for Reduction the Enviromental Impact of Tourism,<br />
Proceedings Envirotour Vienna 1992, Wien 1992<br />
Morelle, Nathalie: Hütten der Alpen, Wanderstudie über 123 Schutzhütten in den 7 Alpenstaaten,<br />
Hrsg.: SOS Dolomites, München 1999<br />
ÖGNU Umweltdachverband: Nationalpark und Nachhaltigkeit – Musterregion Phyrn-Eisenwurzen,<br />
Wien 1997<br />
Österreichische Bundesregierung, Bundesministerium für Umwelt: NUP – Nationaler Umweltplan,<br />
Wien 1995<br />
Österreichischer Alpenverein, Sektion Austria: Bau und Bildung von Schneeberg und Rax,<br />
Erschienen in "Austria Nachrichten", Wien 1952<br />
Österreichischer Alpenverein: Schutzgebietsbetreuung – Eine Chance für Natur, Kultur und<br />
Tourismus, Innsbruck 1997<br />
Österreichisches Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum: Das Wasser und Du – Natur und<br />
Großstadt am Beispiel Wien, Wien 2002<br />
Pfandlsteiner, Friederike: Die Anforderungen des Sporttourismus an das Grünland in den<br />
Alpenregionen Österreichs, Diplomarbeit am Institut für Agrarökonomik der Universität für<br />
Bodenkultur; Wien 1999<br />
Seite 146
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Pillmann, W./Predl, S.: Strategies for Reduction the Enviromental Impact of Tourism, Proceedings<br />
Envirotour Vienna 1992, Wien 1992<br />
Podlipnig, Christine/Stock, Wolfgang: Wegefreiheit im Wald – Umwelt im Interessenskonflikt,<br />
Erschienen in: "Informationen zur Umweltpolitik (Nr. 131)", Hrsg.: Bundeskammer für<br />
Arbeiter und Angestellte, Wien 1998<br />
Pröbstl, Ulrike: Skisport und Vegetation: Die Auswirkungen des Skisports auf die Vegetation ????<br />
Reischel, Robert: Beobachtung der Quellen der 1. Wiener Hochquellenleitung und Beurteilung der<br />
Zusammenhänge von Schüttung und Qualität, Diplomarbeit an der Universität für<br />
Bodenkultur, Wien 1983<br />
Republik Österreich: Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich, 353. Verordnung: Schutz des<br />
Wasservorkommens im Schneeberg-, Rax- und Schneealpengebiet, Wien 1965<br />
Riedl, H.: Die Problematik der Altflächen am Ostsporn der Alpen, ein Beitrag zur Frage der<br />
Reliefgenerationen; Erschienen in: Büdel, J.: Beiträge zur Reliefgenese in verschiedenen<br />
Klimazonen, Erschienen in "Würzburger Geographische Arbeiten – Mitteilungen der<br />
Geographischen Gesellschaft Würzburg", Würzburg 1977<br />
Robens, Raphaela/ Blacek Markus: Untersuchungen zur Entstehung und Vermeidung von<br />
Trittschäden entlang von Wanderwegen touristisch hoch frequentierter Gebiete in den Alpen.<br />
Dargestellt an der Wege- und Informationsplanung des Fellhorns, Diplomarbeit am Lehrstuhl<br />
für Landschaftstechnik der Forstwissenschaftlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-<br />
Universität München; München 1991<br />
Ruckriegel, Jörg: Überholte Feindbilder – Kletterer und Naturschützer in Deutschlands<br />
Mittelgebirgen, Erschienen in: DAV Panorama Nr. 3/2000, Deutscher Alpenverein, 2000<br />
Schacht, Hermann: Nationalparks aus der Sicht der Landschaftsplanung, Vorlesungsunterlagen WS<br />
1999, Diplomarbeit am Institut für Freiraumgestaltung und Landschaftspflege der Universität<br />
für Bodenkultur; Wien 1999<br />
Schiess, Heinrich: Wildtiere in der Kulturlandschaft Grindelwalds, Schlussberichte zum<br />
Schweizerischen MAB-Programm Nr. 35, Bern 1988<br />
Schreff, D./Echterbruch, A./Wilderer, P.A.: A case study on the performance of trickling filter plants<br />
in alpine regions: influence of seasonal variations, Water Science and Technology Vol. 41,<br />
No.1, 2000<br />
Sternig, Heinz: Trinkwasser aus dem Dobratsch, Erschienen in: "Perlik, Manfred/Kübler, Anton.:<br />
Das Städtische und die Alpenkonvention", Villach 1998<br />
Strasdas, Wolfgang: Auswirkungen neuer Freizeittrends auf die Umwelt, Forschungsbericht der<br />
Technischen Universität Berlin – Institut für Landschafts- und Freiraumplanung, Meyer &<br />
Meyer Verlag, Aachen 1994<br />
Suchomel, Peter: Die Wasserversorgung Wiens – ein Überblick; Erschienen in: "Trinkwasser aus<br />
den Alpen", Jahresfachtagung CIPRA Österreich, Wien 1994<br />
Streicher, Gudrun: Eingriffe in das alpine Ökosystem durch Schutzhütten und Wanderwege,<br />
Seminarabeit im Rahmen des Seminars "Alpine Raumordnung in Österreich" am Institut für<br />
Geographie und Regionalforschung der Universität Wien, Wien 1998<br />
Swoboda, Hans G.: Tourismus, Landschaft, Umwelt – Ein Leitfaden zur Erhaltung des Erholungsund<br />
Erlebniswertes der touristischen Landschaft, Hrsg.: Österreichischer Gemeindebund,<br />
Wien 1995<br />
Seite 147
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Szépfalusi, Csaba / Kriz, Karel: Bergerlebnis Schneeberg + Rax – Die schönsten Bergwanderungen<br />
und Klettersteige, Styria Verlag, Graz-Wien-Köln 2002<br />
Tödter, Ulf: Auswirkungen neuer Sportarten und Freizeitnutzungen auf Landschaft und<br />
Naturhaushalt im Alpenraum; Laufener Seminarbeiträge 3/92, Laufen/Salzburg 1992<br />
Üblagger, Gustav: Spezielle Auswirkungen des Skipistenbaus auf das Abflussregime, Erschienen in:<br />
"Naturkatastrophen – schlägt die Natur zurück? Die Erschließung der Alpen und ihre<br />
Auswirkungen", Bericht zur Tagung 1988<br />
UIAA, World Mountaineering and Climbing: Access Rights – a Worldwide Challenge, UIAA, Nr.<br />
2/2000<br />
Uitz, Martin / Bauernberger Leo: Tourismus und Outdoorsport; Erschienen in: Kammer für Arbeiter<br />
und Angestellte Salzburg: Outdoorsport – Belastungen im Naturraum, Versuch einer<br />
Gewichtung, Salzburg 2000<br />
Wallentin, Gudrun: Besucherlenkung als Teil der Landschaftsplanung – dargestellt am Beispiel des<br />
Obernberger Sees, Diplomarbeit an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Leopold<br />
Franzens Universität in Innsbruck, Innsbruck 2001<br />
Weiermair, Klaus: Internationales Landschaftsmanagement-Seminar – Informationsunterlagen,<br />
Institut für Tourismus und Dienstleistungswirtschaft der Leopold-Franzens-Universität<br />
Innsbruck, Innsbruck 1995<br />
Wiesmann, Urs: Wirtschaftliche, gesellschaftliche und räumliche Bedeutung des Fremdenverkehrs<br />
in Grindelwald – Schlussberichte zum Schweizerischen MAB-Programm Nr. 24, Bern 1986<br />
Wild, Andreas: Untersuchungen von Begrünungsmethoden oberhalb der Waldgrenze<br />
(Südtirol/Pfannhorn), Diplomarbeit am Institut für Landschaftsplanung und Ingenieurbiologie<br />
der Universität für Bodenkultur; Wien 1998<br />
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik: Jahrbuch der Zentralanstalt für Meteorologie und<br />
Geodynamik Jahrgang 2000, Wien 2002<br />
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik/Österreichische Gesellschaft für Meteorologie:<br />
Klimadaten von Österreich 1951-1980 (Temperatur, relative Feuchte, Niederschlag und<br />
Sonnenschein, Wien 1988<br />
Seite 148
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
12.1 Daten und mündliche Mitteilungen<br />
MA 49, Forstverwaltung Nasswald: Flächenzusammenstellung der Quellenschutzgebiete, 2002<br />
MA 49, Forstverwaltung Hirschwang: Flächenzusammenstellung der Quellenschutzgebiete, 2002<br />
MA 31 Betriebsleitung Hirschwang: Quellergiebigkeiten der 1. Hochquellleitung, 2002<br />
MA 31 Betriebsleitung Hirschwang: Zusammenstellung der Niederschlagsmengen im Quellgebiet,<br />
2002<br />
MA 31 Betriebsleitung Hirschwang: Wetterlage, Niederschläge im Untersuchungsgebiet<br />
Fischer, H.: Mündliche Ausführungen im Rahmen der Exkursion "Rax", 2000<br />
Betriebsleitung Rax-Seilbahn: Beförderungszahlen Seilbahn und Schlepplift, 2002<br />
Dirnböck, Thomas: Mündliche Ausführungen im Rahmen der Studienpräsentation 'Kalkalpine<br />
Vegetation und das Wiener Trinkwasser', 2001<br />
ZAMG: Nicht publizierte Klimadaten für das Rax-Schneeberg-Gebiet 1995-2002<br />
12.2 Kartengrundlagen<br />
MA 31 Wiener Wasserwerke: 1. Wiener Hochquellenwasserleitung - Quellschutzgebiet, keine<br />
Jahresangabe<br />
Geologische Bundesanstalt: Geologische Karte der Republik Österreich 1:50.000, Blatt 104, Wien<br />
2001<br />
Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (Landesaufnahme): Österreichische Karte 1:50.000,<br />
Blatt 74, 75, 104, 105, Wien<br />
Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (Landesaufnahme): Schneeberg und Rax,<br />
Topographische Karte 1:25.000<br />
Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (Landesaufnahme): Austrian Map, Wien 2001<br />
Seite 149
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
12.3 Verzeichnisse<br />
12.3.1 Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Schäden infolge der Pistenpräparierung..................................................................... 23<br />
Abbildung 2: Auswirkungen von touristischen Aktivitäten................................................................ 35<br />
Abbildung 3: Wirkungsschema von Aktivitäten allgemein................................................................ 38<br />
Abbildung 4: Wirkungskreisläufe Wandern ...................................................................................... 39<br />
Abbildung 5: Grundtabelle Effekte Wandern.................................................................................... 40<br />
Abbildung 6: Grundtabelle Effekte Pistenskilauf .............................................................................. 41<br />
Abbildung 7: Bewertung der Auswirkungen von Wandern auf die Vegetation ................................ 42<br />
Abbildung 8: Bewertung der Auswirkungen von Wandern auf den Boden ...................................... 42<br />
Abbildung 9: Bewertung der Auswirkungen von Wandern auf das Wasser .................................... 43<br />
Abbildung 10: Bewertung der Effekte zueinander............................................................................ 44<br />
Abbildung 11: Kalkfelsen im Bereich der Lechnermäuern ............................................................... 47<br />
Abbildung 12: Schäden infolge Trittbelastung.................................................................................. 50<br />
Abbildung 13: Ausgedehnte Latschenbestände im Bereich des Habsburghauses ......................... 51<br />
Abbildung 14: Blaueisenhutbestand................................................................................................. 52<br />
Abbildung 15: Umtriebslückenrasen in der Nähe des Trinksteinsattels........................................... 54<br />
Abbildung 16: Niederschlag ausgewählter Stationen (Reihe 1995-2001); Quelle ZAMG, 2003 ..... 55<br />
Abbildung 17: Niederschlagssummen ausgewählter Messstationen in mm Niederschlag (Reihe<br />
1961-1990 bzw. 1981-1990 (Nasswald-Wasseralm); Quelle ZAMG 2003 .............................. 56<br />
Abbildung 18: Jahrestemperaturkurve ausgewählter Stationen (Reihe 1995-2001); Quelle ZAMG<br />
2003.......................................................................................................................................... 58<br />
Abbildung 19: Komponenten von Karstwassersystemen................................................................. 62<br />
Abbildung 20: Dolinenfeld in der Nähe des Otto-Schutzhauses ...................................................... 62<br />
Abbildung 21: Aufbau eines Karstsystems....................................................................................... 63<br />
Abbildung 22: Wasserschloss Kaiserbrunn...................................................................................... 68<br />
Abbildung 23: Schlepplift Raxplateau .............................................................................................. 80<br />
Abbildung 24: Bergstation Abbildung 25: Otto-Haus .................................................................... 81<br />
Abbildung 26: Seehütte Abbildung 27: Habsburghaus ................................................................. 81<br />
Abbildung 28: Karl-Ludwig Haus Abbildung 29: Waxriegelhaus ................................................. 82<br />
Abbildung 30: Lagerwiese Kaiserbrunn ........................................................................................... 83<br />
Abbildung 31: Kletterregion Preinerwand......................................................................................... 84<br />
Abbildung 32: Tankwagen zur Abwasserentsorgung....................................................................... 92<br />
Abbildung 33: 'Frisch sanierter' Göbl-Kühn-Steig .......................................................................... 105<br />
Abbildung 34: Erosion am Waxriegelsteig ..................................................................................... 106<br />
Abbildung 35: Schlecht begehbare Schotterauflage...................................................................... 106<br />
Abbildung 36: Ausweichen in die umliegende Vegetation bei schlecht begehbaren Wegen ........ 107<br />
Abbildung 37: Erosionserscheinungen am Schlangenweg............................................................ 107<br />
Abbildung 38: Abschneider ............................................................................................................ 108<br />
Abbildung 39: 'Zwangsführung' in Latschenbeständen.................................................................. 109<br />
Abbildung 40: Wegvarianten am Aufstieg zur Heukuppe .............................................................. 109<br />
Abbildung 41: Nasse Bereiche....................................................................................................... 110<br />
Seite 150
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
Abbildung 42: Fragebogen Rax Seite 1 und 2 ............................................................................... 118<br />
Abbildung 43: Fragebogen Rax Seite 3 und 4 ............................................................................... 119<br />
Abbildung 44: Datum der Abgabe .................................................................................................. 121<br />
Abbildung 45: Alter der Besucher................................................................................................... 121<br />
Abbildung 46: Beruf........................................................................................................................ 122<br />
Abbildung 47: Herkunft................................................................................................................... 123<br />
Abbildung 48: Aufstiegs- bzw. Abstiegsroute................................................................................. 124<br />
Abbildung 49: Zweck des Besuches .............................................................................................. 125<br />
Abbildung 50: Anzahl der Personen............................................................................................... 126<br />
Abbildung 51: Art des Gebietes...................................................................................................... 127<br />
Abbildung 52: Verlassen der Wanderwege.................................................................................... 128<br />
Abbildung 53: Verlassen der Wanderwege.................................................................................... 128<br />
Abbildung 54: Sauberkeit in der Landschaft .................................................................................. 129<br />
Abbildung 55: Abfallentsorgung ..................................................................................................... 129<br />
Abbildung 56: Ökologische Schäden ............................................................................................. 130<br />
Abbildung 57: Touristische Einrichtungen...................................................................................... 131<br />
12.3.2 Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 1: Niederschlagssummen ausgewählter Messstationen (Reihe 1961-1990 bzw. 1981-1990<br />
(Nasswald-Wasseralm); Quelle ZAMG, 2003) ......................................................................... 54<br />
Tabelle 2: Beförderungszahlen Raxseilbahn ................................................................................... 79<br />
Tabelle 3: Kenndaten der Hütten (Quelle: Tourismusinformation Rax) ........................................... 81<br />
Tabelle 4: Abfallentsorgung der Hütten............................................................................................ 89<br />
Tabelle 5: Wegekartierung Rax – Kartierungsparameter............................................................... 102<br />
Tabelle 6: Datenblatt Wegekartierung............................................................................................ 103<br />
12.3.3 Kartenverzeichnis<br />
Karte 1: Topographischer Überblick................................................................................................. 46<br />
Karte 2: Verteilung der Hütten im Raxgebiet.................................................................................... 82<br />
Karte 3: Zustand der Wanderwege ................................................................................................ 104<br />
Seite 151
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
13 ANHANG<br />
13.1 Wegekartierung Rax – Kartierungsergebnisse<br />
Erklärung zu den Kartierungsparametern:<br />
Neigung 1 flach<br />
2 mäßig steil<br />
3 steil<br />
4 sehr steil<br />
Zustand 1 sehr gut<br />
2 gut<br />
3 mäßig<br />
4 schlecht<br />
5 sehr schlecht<br />
Auflage/Material 1 Vegetationsbestand<br />
2 Feinmaterial<br />
3 Grobmaterial<br />
4 Fels<br />
Abschneider 0 keine<br />
1 wenig<br />
2 mäßig<br />
3 viel<br />
Erosionsschäden 0 keine<br />
1 teilweise<br />
2 deutlich<br />
Anmerkung Text nähere Beschreibung, Besonderheiten<br />
Punktinformationen R Rastplatz<br />
I Information<br />
W Wegweiser<br />
H Hinweistafel<br />
Hinweis: Ausgewiesen werden nur Strecken mit einer Mindestlänge von 25m!<br />
Anmerkungen:<br />
2/3 bezeichnen Zwischenklassen; .B. bei der Materialauflage wechseln sich Feinmaterial und<br />
grober Schotter ab, bzw. Feinmaterialauflage mit grobem Schotter dazwischen – der erste<br />
Wert kennzeichnet den größeren Anteil<br />
3(4) bezeichnet bereichsweise Einstreuungen von z.B. anderem Material; überwiegend<br />
Grobschotter mit vereinzelten Felspartien<br />
genauere Erklärungen sind ohnehin bei den Anmerkungen angeführt<br />
Seite 152
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
13.2 Besucherbefragung Rax – Persönliche Anmerkungen<br />
Seite 153