Seiten aus Anästhesiologie_21EL_Inhal_DruckdatentX1a.pdf
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3.2.1.1 Allgemeiner Teil Pharmakologie<br />
nahme der Drehrichtung von linear polarisiertem<br />
Licht in ihren physikalischen und<br />
chemischen Eigenschaften übereinstimmen.<br />
Hinsichtlich ihrer pharmakologischen<br />
Wirkung hat sich jedoch gezeigt, dass Enantiomere<br />
sowohl pharmakodynamische<br />
als auch pharmakokinetische Unterschiede<br />
aufweisen können. Dies erklärt sich dar<strong>aus</strong>,<br />
dass die unterschiedliche räumliche Anordnung<br />
der Moleküle zu verschiedenen<br />
Affinitäten und intrinsischen Aktivitäten an<br />
Rezeptoren führen kann. Unterschiede in<br />
Resorption, Verteilung, Metabolismus und<br />
Ausscheidung können die Folge sein. Bis<br />
vor wenigen Jahren war Ketamin nur als razemisches<br />
Gemisch in äquimolarer Dosis<br />
erhältlich. Seit 1997 ist das rechtsdrehende<br />
S(+)-Ketamin in Deutschland klinisch verfügbar<br />
[12, 13].<br />
Ketamin blockiert nichtkompetitiv den<br />
N-Methyl-D-Aspartat(NMDA)-Rezeptor der<br />
exzitatorischen Aminosäure Glutamat. Ketamin<br />
verschließt zeit-, konzentrations-,<br />
und stimulationsabhängig die Kanalöffnung<br />
durch Bindung an die Phenylzyklin(PCP)-Stelle,<br />
die in der ersten Proteinuntereinheit<br />
des Rezeptors lokalisiert ist [14,<br />
15].<br />
Merke: Die klinische Potenz des S(+)-<br />
und R(-)-Isomers korreliert mit der Affinität<br />
zur PCP-Bindung: S(+)-Ketamin<br />
hat eine 4-fach höhere Affinität als R(-)-<br />
Ketamin und ist mindestens 3-fach<br />
stärker analgetisch und anästhetisch<br />
wirksam.<br />
2.5.2 Pharmakokinetik: Aufnahme und<br />
Verteilung<br />
Bei einmaliger intravenöser Gabe erreicht<br />
Ketamin innerhalb 1 Minute maximale<br />
Plasmakonzentrationen mit einer Bioverfügbarkeit<br />
von 95 %, nach intramuskulärer<br />
Injektion liegt es innerhalb von 4 Minuten<br />
im Plasma mit einer Bioverfügbarkeit vor.<br />
Ketamin hat eine hohe Lipidlöslichkeit und<br />
geringe Plasmaproteinbindung.<br />
Tab. 4: Pharmakokinetische Daten: Ketamin-<br />
Razemat/S(+)-Ketamin (mod. nach [14, 15])<br />
Verteilungshalbwertszeit<br />
(min)<br />
Eliminationshalbwertszeit<br />
(min)<br />
zentrales Verteilungsvolumen<br />
(l/kg)<br />
Clearance (ml/min/<br />
kg)<br />
Ketamin-<br />
Razemat<br />
2.5.3 Pharmakodynamik<br />
2,8 2,6<br />
200 160<br />
0,23 0,34<br />
16 21<br />
S(+)-<br />
Ketamin<br />
2.5.3.1 Wirkungen am zentralen Nervensystem<br />
Ketamin besitzt dosisabhängig sowohl<br />
eine analgetische als auch eine schwächere<br />
hypnotische Wirkung. Der klinische Effekt<br />
wird als dissoziative Anästhesie bezeichnet,<br />
da die Patienten weniger schlafend<br />
erscheinen, als vielmehr in einem kataleptischen<br />
Zustand.<br />
• Ketamin erhöht grundsätzlich den zerebralen<br />
Sauerstoffverbrauch, den CBF<br />
und damit auch den ICP<br />
• Da die CO 2 -Reaktivität der Hirngefäße<br />
erhalten bleibt, kann der ICP-Anstieg<br />
durch kontrollierte Beatmung vermieden<br />
werden. Dies gilt auch für Patienten<br />
mit Schädel-Hirn-Trauma<br />
Eckart • Jaeger • Möllhoff – <strong>Anästhesiologie</strong> – 21. Erg.-Lfg. 2/11 11<br />
7 Gefäßchirurgie 6 Anästhesieverfahren 5 Begleiterkrankungen 4 Neurochirurgie 3 Pharmakologie 16 Schmerztherapie 15 Urologie<br />
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