Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung
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te gegenüber den angrenzenden Fluren durch Zäune,<br />
Gräben <strong>und</strong> Mauern abgegrenzt werden. Zu dieser Zeit<br />
entstanden viele der Waldwiesen um Darm stadt, deren<br />
typische Gestaltung mit ge schwungenen Waldrändern<br />
angelegt wurden. Die Wildwiesen dienten dem Hochwild<br />
als Nahrung, sollten aber auch gleichzeitig das Wild besser<br />
be obachtbar machen, um sich einfacher einen Überblick<br />
über den Wildbestand verschaffen zu können. Im Dreißigjährigen<br />
Krieg (1618−1648) wurde der Wildpark zerstört.<br />
Doch bereits 1649 ließ Landgräfin Sophie Eleonore gegen<br />
den Willen der Bürger <strong>und</strong> des Stadtrates von Darmstadt<br />
den dritten Wildpark errichten. Zwischen 1661 <strong>und</strong> 1662<br />
wurde der Park durch eine hohe Mauer begrenzt. Der<br />
damals bereits schwelende Streit mit der Stadt Darmstadt<br />
sollte bis ins 19. Jahrh<strong>und</strong>ert andauern.<br />
In seiner Flächenausdehnung war der Wildpark<br />
Kranich stein verschiedenen politischen Strömungen <strong>und</strong><br />
persönlichen Neigungen der Landgrafen unter worfen.<br />
Weitz (1998) stellt dazu fest, dass der Kranichsteiner<br />
Wildpark zu keiner Zeit größer als 3.500 ha war. Roßmäßler<br />
(1969) nennt bis 1945 eine Flächengröße von ca.<br />
2.500 ha. In den Jahren 19451947 wurde der den Wildpark<br />
um gebende hölzerne Bohlenzaun in den Öfen der<br />
Ortschaften um Darmstadt verfeuert. Der Wildbestand<br />
verteilte sich in den Wäldern um Darmstadt. Der Lebensraum<br />
hatte sich inzwischen stark verändert. Bereits 1925<br />
wurde mit der Planung der Autobahn Frankfurt-Basel<br />
begonnen, <strong>und</strong> 1935 war das erste Trassenstück Frankfurt–Darmstadt<br />
quer durch die ehemalige Wildbann<br />
Dreieich fertiggestellt. Weitere Verkehrswege zwischen<br />
Darmstadt <strong>und</strong> umliegenden Städten wurden nach 1945<br />
ausgebaut <strong>und</strong> erweitert.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Hessen die<br />
gesetzliche Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die Zusammen fassung von<br />
Jagdrevieren zu Rotwildgebieten gemäß §15 der Durchführungs<br />
verordnung zum Hessischen Aus führungs gesetz<br />
zum B<strong>und</strong>es jagd gesetz vom 08.04.1953 geschaffen. In<br />
Hessen wurden 21 Rotwildgebiete mit einer Gesamtflächengröße<br />
von 666.540 ha abge grenzt. 992 Jagdreviere gab<br />
es damals in den 21 Rotwildgebieten. In den Staatsforsten<br />
umfasste ein durch schnittliches Rotwildrevier 1.560 ha, in<br />
den Nichtstaatsforsten 560 ha (Roßmäßler 1969).<br />
Neben Kranichstein existierte nach 1945 noch eine<br />
zweite Tieflandpopulation an Rotwild in Hessen im „Lorscher<br />
Wald“. Die Population erstreckte sich über 7.000 ha<br />
<strong>und</strong> stand nach 1945 noch in Kontakt zur Odenwaldpopulation<br />
(Roßmäßler 1969). Dieses letzte Rotwildvorkommen<br />
„Lorscher Wald“ in der Rheinebene wurde mit der<br />
Durchführungsverordnung von 1953 aufgegeben <strong>und</strong> der<br />
Bestand eliminiert.<br />
Das Rotwildgebiet Kranichstein umfasste 1953 ca.<br />
9.500 ha, davon 6.500 ha Wald. Wurde der Wildbestand<br />
vor dem Zweiten Weltkrieg auf 200250 Stück Rotwild<br />
geschätzt, wurden 1953 noch 25 Stück Rotwild gezählt<br />
(Roßmäßler 1969). Erhebliche Klagen über Schwarzwildschäden,<br />
die einhergingen mit hohen Abschussforderungen<br />
beim Rotwild, führten zu erheblichen Kon flikten im<br />
Raum Darmstadt. Das Rotwildgebiet Kranichstein wurde<br />
daraufhin kurz nach seiner Gründung wieder aufgelöst.<br />
1955 er richtete die Hessische Staatsforst verwaltung im<br />
ehemaligen Wildpark Kranichstein ein Wildgatter mit<br />
einer Flächen größe von 513 ha, um den autochtonen Wildbestand<br />
zu bewahren (Roßmäßler 1969). Bestrebungen,<br />
das Rotwild vorkommen nach 1955 wieder aus zudehnen,<br />
scheiterten an der inzwischen ausgebauten Straßen verbindung<br />
nach Dieburg <strong>und</strong> anderen Nutzerkonflikten. Bis<br />
heute hat sich die Flächenausdehnung des 1955 gegründeten<br />
<strong>und</strong> 1962 zum Wildschutzgebiet erklärten Wild gatters<br />
Kranichstein nur geringfügig geändert.<br />
Die Erhaltung historisch gewachsener Wald- <strong>und</strong><br />
Wiesenlandschaften haben neben der Wildforschung im<br />
Wildschutzgebiet Kranichstein heute eine herausragende<br />
Bedeutung (HMULF 2000).<br />
Der am Jagdschloss Kranichstein beginnende jagdhistorische<br />
Lehrpfad <strong>und</strong> der Wildbeobachtungsstand an der<br />
Rottwiese dienen der Lehre <strong>und</strong> dem Erlebnis. Ziel ist es,<br />
im Wildschutzgebiet Wildtiere erlebbar zu machen. Deshalb<br />
existiert ein nur geringes Wegenetz von 15 lfm/ha,<br />
besteht ein Wegegebot <strong>und</strong> ein Nachtbetretungsverbot<br />
(in der Zeit von 1. Mai bis 30. September von 21.00 Uhr<br />
bis 07.00 Uhr <strong>und</strong> in der Zeit von 1. Oktober bis 30. April<br />
von 18.00 Uhr bis 07.00 Uhr) (HMULF 2000).<br />
Verbreitung des Rotwildes in Südhessen nach 1945.