Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung
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Tabelle 14: Nach geschätztem Alter <strong>und</strong> Geschlecht erfasster Frühjahrswildbestand an Rotwild<br />
im April 1992 <strong>und</strong> im April 2005<br />
Alter [Jahre] 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16<br />
Weiblicher<br />
Frühjahrsbestand<br />
1992<br />
Weiblicher<br />
Frühjahrsbestand<br />
2005<br />
Männlicher<br />
Frühjahrsbestand<br />
1992<br />
Männlicher<br />
Frühjahrsbestand<br />
2005<br />
- 2 2 4 1 - 1 1 - 1 - - - - - - -<br />
- 2 1 - - 1 - 1 - 1 - 1 - - 1 1 1<br />
- 1 1 3 - 1 - 1 - 1 - - 1 - - - -<br />
- 2 1 1 - 1 1 1 1 1 1 - - - - - -<br />
Tabelle 15: Durchschnittsalter der<br />
Frühjahrswildbestände an Rotwild im April<br />
1992 <strong>und</strong> im April 2005<br />
Durchschnittsalter<br />
des weiblichen<br />
Frühjahrsbestandes<br />
Durchschnittsalter<br />
des männlichen<br />
Frühjahrsbestandes<br />
1992 3,7 Jahre 5,0 Jahre<br />
2005 8,1 Jahre 5,0 Jahre<br />
Durch jährlichen selektiven Abschuss von sieben bis<br />
neun Stück Rotwild bewegte sich der Bestand während<br />
des Untersuchungs zeit raumes 19922005 auf gleichbleibendem<br />
Niveau von ± 20 Tieren bei einem ausgewogenen<br />
Geschlechterverhältnis von 1:1, einem hohen Anteil<br />
älterer, erfahrener Alttiere <strong>und</strong> einer ausreichenden<br />
Zahl älterer Hirsche. Als Ausdruck des selektiven Wahlabschusses<br />
– u.a. nach Kriterien der Beobachtbarkeit der<br />
Tiere durch Schonung älterer, weniger scheuer Alttiere<br />
– ist das Durchschnittsalter des weiblichen Bestandes von<br />
3,7 Jahren auf 8,1 Jahre gestiegen!<br />
Populationsspezifische Parameter<br />
Die Kranichsteiner Rotwildpopulation zeigt eine auffallend<br />
starke Konstitution. Das bislang schwerste Alttier<br />
wog aufgebrochen 122 kg, nach der Zahnabnutzung am<br />
Unterkiefer war das Tier geschätzte vier bis sechs Jahre<br />
alt. Die durchschnittlichen Alttiergewichte der letzten<br />
Jahre lagen bei 97,6 kg, Kälber wiegen bereits im August<br />
fast 40 kg (Wildbretgewichte aufgebrochen). Weitere<br />
Populationsparameter wie Körpermaße (Kopf-Rumpf-<br />
Länge, Schulterhöhe etc.), Kondition (Nierenfettindex)<br />
<strong>und</strong> Fertilität wurden bislang nicht erfasst, lohnen jedoch<br />
eine nähere Betrachtung.<br />
Schlaglichtartig beschreiben die nachfolgend geschilderten<br />
Verhaltensbeobachtungen die mögliche Dynamik<br />
in der Reproduktion <strong>und</strong> die konservative Tradition in<br />
der Wahl der Geburtsorte.<br />
In Kranichstein lebten im Jahr 2004 vier Alttiere, die<br />
durch Verhalten <strong>und</strong> Körpermerkmale individuell zu<br />
unterscheiden sind. Eines dieser Tiere wurde 1989 geboren<br />
<strong>und</strong> ist am Lauscher markiert. Das im Jahr 2004 15-<br />
jährige Tier setzte bisher jedes Jahr ein Kalb <strong>und</strong> verlor<br />
bislang als zweijähriges Tier ein einziges Mal sein Kalb.<br />
Betreffend der anderen drei Alttiere gelang die individuelle<br />
Erkennung erst als mehrjähriges Tier, sodass <strong>für</strong><br />
diese Tiere keine geschlossenen Datenreihen zum Fortpflanzungserfolg<br />
vorliegen. Hinweise auf einen jährlich<br />
nicht kontinuierlichen Fortpflanzungserfolg geben die<br />
Abschüsse von vier jungen Alttieren, die alle in guter<br />
Konstitution waren: 1996 wurde ein 3–5-jähriges, nicht<br />
In der Jagdpraxis wird die Reproduktion des Kahlwildes durch die am 1. April in der Population lebenden Alt- <strong>und</strong><br />
Schmaltiere bemessen. Bemerkenswerterweise unterscheiden sich dabei die in den jeweiligen Richtlinien der B<strong>und</strong>esländer<br />
angegebenen Reproduktionsraten. Für hessische Populationen wird ein Zuwachs von 85% der am 1. April<br />
lebenden Alttiere angenommen (Verfahrensbeschreibung <strong>für</strong> die Rückrechnung von Wildbeständen, 1989). Bemisst<br />
man den Reproduktionserfolg, gilt es zu unterscheiden zwischen der Anzahl trächtiger Alt- <strong>und</strong> Schmaltiere (bemessen<br />
durch einen Fötus im Uterus im Dezember bzw. Januar) <strong>und</strong> der Anzahl Alttiere, die ihr Kalb erfolgreich durch die<br />
ersten Lebensmonate geführt haben (ungeachtet des Abschusses). Kenntnisse zum individuellen, mehrjährigen Fortpflanzungserfolg<br />
einzelner Alttiere liegen <strong>für</strong> Deutschland bislang nur durch die Markierungsforschung von Drechsler<br />
(1998) im Harz vor. Die Harz-Markierungen zeigten, dass es Alttiere gibt, die jedes Jahr ein Kalb erfolgreich aufziehen,<br />
<strong>und</strong> andere, die regelmäßig ihre Kälber als Fötus oder auch in den Wochen nach der Geburt verlieren. Drechsler nennt<br />
daraus resultierend ein Zuwachsprozent der am 1. April lebenden Alt- <strong>und</strong> Schmaltiere von 65% (Drechsler 1998). Die<br />
individuell stark schwankenden Fortpflanzungserfolge verschiedener Alttiere wurden durch Clutton-Brock <strong>und</strong> Kollegen<br />
(1982; 1989) in einer populationsökologischen Studie in Schottland anhand markierter Alttiere exakt verfolgt.