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Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung

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Messeler Hügelland bei insgesamt vergleichbaren Standortverhältnissen<br />

unter plenterartiger Hochwaldnutzung<br />

aber meist bei 75% Rotbuche <strong>und</strong> 25% Eiche (Streitz<br />

1967). Im Wildpark Kranichstein wirkte die phasenweise<br />

hohe Wilddichte wie eine intensive Waldweide, was unter<br />

weitgehendem Verzicht auf eine geregelte forstliche Nutzung<br />

zu huteähnlichen Waldbildern mit alten Rotbuchen<br />

<strong>und</strong> Eichen führte. Dies begünstigte vor allem auch die<br />

Hainbuche, während andere äsungsbeliebte Baumarten<br />

wie Esche, Flatterulme <strong>und</strong> Elsbeere, auch aus standörtlichen<br />

Gründen, im Gebiet relativ selten waren <strong>und</strong> sind.<br />

Nadelgehölze wurden – vorwiegend als Deckung <strong>für</strong> das<br />

Wild bis 1990 kleinflächig gepflanzt, dabei vorwiegend<br />

Fichte <strong>und</strong> Waldkiefer, selten auch Lärche.<br />

Aus forstökologischer Sicht ist im Wildschutzgebiet<br />

heute die Mehrschichtigkeit zahlreicher Bestände hervorzuheben:<br />

Laut Forsteinrichtungswerk liegt der Anteil der<br />

drei- <strong>und</strong> mehrschichtigen Bestände bei 63%, derjenige<br />

der einschichtigen Reinbestände nur bei 1% (Grüneklee<br />

1995). Infolge langjähriger Förderung der Eiche <strong>und</strong><br />

Gewährleistung relativ lichter Bestandsverhältnisse ist<br />

die Baumartenvielfalt im Gebiet hoch. Mehr als 80%<br />

der Bestände weisen mindestens vier Baumarten auf. Von<br />

Natur aus würde schattiger Hainsimsen-Buchenwald mit<br />

der Rotbuche als Hauptbestandsbildner in weitgehend<br />

baumartenarmen Beständen den größten Teil des Gebietes<br />

beherrschen. Die Bestockungsverhältnisse zeigen vor<br />

allem im Altersklassenbild das Vorherrschen der Eiche<br />

(62% der Betriebsklasse <strong>und</strong> 77% der Waldfläche) in<br />

besagter Mischung (Grüneklee 1995).<br />

Die Waldbewirtschaftung im Forstamt Darmstadt<br />

ebenso wie im Wildschutzgebiet Kranichstein erfüllt<br />

Saufanghaus nahe der Hengstriedwiese.<br />

bereits seit mehreren Jahrzehnten die Kriterien des<br />

naturnahen Waldbaus: Neben wesentlichen Aufgaben<br />

in der stadtnahen Freizeit- <strong>und</strong> Erholungsnutzung werden<br />

ökologische Maßgaben vorrangig beachtet: Schutz<br />

von Altbaumbeständen <strong>und</strong> Höhlenbäumen, sorgsamer<br />

Maschineneinsatz vor allem auf den hydromorphen<br />

Böden, Förderung der Naturverjüngung <strong>und</strong> gezielter<br />

Arten- <strong>und</strong> Biotopschutz (vgl. Grüneklee 1995). Insbesondere<br />

wird seit vielen Jahren nach dem <strong>für</strong> das Forstamt<br />

Darmstadt typischen waldbaulichen Konzept der<br />

„Lichtbaum-Sukzession“ gearbeitet: Lichtbaumarten wie<br />

Eiche <strong>und</strong> Vogelkirsche werden z.B. gezielt in die nach<br />

Sturmwurf entstandenen Sukzessionsflächen gepflanzt<br />

<strong>und</strong> wachsen mit den Vorwaldbaumarten Birke, Salweide,<br />

Zitterpappel u.a. gemeinsam auf (Rosenstock 2000).<br />

Seit Mitte der 1990er-Jahre gefährden jedoch neue<br />

Zielsetzungen in der Forstpolitik vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

anhaltender Landeshaushaltsdefizite akut die Eichen<strong>und</strong><br />

Rotbuchen-Altbestände im Wildschutzgebiet: Seit<br />

1996 findet ein erheblicher Holzeinschlag in Eichen- <strong>und</strong><br />

Rotbuchen-Altbeständen statt. Im Rahmen der Endnutzung<br />

wurden in den Jahren 1996 bis 2000 ca. 1.300 alte<br />

Eichen <strong>und</strong> ca. 900 alte Rotbuchen auf nur 5 km² Waldfläche<br />

gefällt!<br />

Im Forstamt Darmstadt wurde die außerordentliche<br />

ökologische Bedeutung der Waldwiesen im Gebiet frühzeitig<br />

erkannt: In den Pacht- <strong>und</strong> Pflegeverträgen mit<br />

den Landwirten ist seit r<strong>und</strong> 20 Jahren die Heunutzung<br />

ohne Düngung festgeschrieben, was entscheidend zur<br />

ökologischen Vielfalt der Wiesenbestände beigetragen<br />

hat. Die Mahdzeitpunkte variieren je nach jährlichem<br />

Witterungsverlauf zwischen Ende Juni <strong>und</strong> Mitte August.<br />

So ist dank des sehr zielführigen<br />

Verpachtungs- <strong>und</strong> Nutzungsmanagements<br />

der Wiesen<br />

unter Regie des Forstamtes der<br />

landwirtschaftliche Strukturwandel<br />

des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts am<br />

Bestand der Wiesenflächen im<br />

Wildschutzgebiet weitgehend<br />

vorübergegangen: Zwar hat es<br />

vor allem in den 1930er-Jahren<br />

verstärkte Entwässerungsmaßnahmen<br />

gegeben <strong>und</strong> einige<br />

der nassesten Wiesenflächen<br />

wurden aus der Grünlandbewirtschaftung<br />

ausgegliedert <strong>und</strong><br />

entweder mit Schwarzerlen <strong>und</strong><br />

Hybridpappeln aufgeforstet,<br />

insbesondere in der Silzbachaue,<br />

oder der natürlichen Sukzession<br />

überlassen. Zudem wurden<br />

einzelne kleinere Wiesen <strong>und</strong><br />

Teilflächen in den 1960er <strong>und</strong><br />

teilweise bis in die 1970er-Jahre

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