Beschlussbuch Juso-Landeskonferenz 2012 - Jusos Niedersachsen
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<strong>Juso</strong>-<strong>Landeskonferenz</strong><br />
14./15.04.<strong>2012</strong><br />
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Gegen das Erteilen von Religionsunterricht an Schulen<br />
Wir <strong>Juso</strong>s in <strong>Niedersachsen</strong> sprechen uns eindeutig gegen ein weiteres Erteilen von<br />
Religionsunterricht an Schulen aus. Stattdessen möchten wir uns für einen<br />
Ethikunterricht stark machen, in welchen nicht nur soziale aber z.B. auch<br />
Umweltaspekte behandelt werden können.<br />
An dieser Stelle möchten wir auch auf Artikel 3 unseres Grundgesetzes verweisen, in<br />
dem es heißt, dass niemand aufgrund seiner „religiösen Ansichten benachteiligt oder<br />
bevorzugt werden“ darf. Tagtäglich erfahren jedoch viele unserer MitschülerInnen,<br />
welche sich nicht der christlichen Glaubensrichtung zugehörig fühlen, eine<br />
Benachteiligung ebendieser Art: Wir stellen fest, dass für nicht-christliche Religionen<br />
innerhalb unseres Schulsystems offenbar kein Platz geboten wird. Gerade in Angesicht<br />
der Tatsache, dass in einigen Regionen ein gesteigerter (größtenteils durch Migration<br />
bedingte) Anteil an Andersgläubigen (z.B. Muslimen) vorherrscht, welche keinen auf<br />
ihre Religion im Spezifischen zugeschnittenen Religionsunterricht erfahren dürfen,<br />
sollten wir es als unsere Pflicht sehen religiöse Differenzen innerhalb unserer<br />
Gesellschaft nicht als Anlass zu einer gewissen Separierung nach christlichen bzw.<br />
nicht christlichem Glauben zu nehmen. Dies kann zu einer Klassengemeinschaft kaum<br />
in förderlicher Art und Weise beitragen, zumal es zwangsläufig zu einer gewissen<br />
Förderung einer religionsmotivierten Ordnung beiträgt, die sich nicht nur zwangsläufig<br />
unterrichtsintern abspielen muss. Wir möchten hingegen eine allen Kulturen<br />
gegenüber offene Gesellschaft leben, in der eine solche Monopolstellung des<br />
christlichen Glaubens, wie er derzeit an niedersächsischen Schulen gelehrt wird,<br />
aufgebrochen wird.<br />
Weiterhin kann der unterschiedliche Bildungsstandard, bedingt durch die Tatsache,<br />
dass z.B. in evangelischer und katholischer Religion jeweils unterschiedliche<br />
Thematiken behandelt werden, problematisiert werden. Dieser Bildungsstandard<br />
verdeutlicht, dass noch nicht einmal innerhalb einer Religion eine zwangsläufig gleiche<br />
Schwerpunktbildung vorausgesetzt werden kann, wobei ein allgemeingültiger<br />
Bildungsstandard, losgelöst von Aspekten religiöser Art, ein anstrebenswertes Ziel<br />
wäre. Diese Problematik wirft allerdings eine weitere Frage auf: Wenn ein<br />
Bildungssystem, wie wir es derzeit in <strong>Niedersachsen</strong> antreffen, schon für die christliche<br />
Religion zwei unterschiedliche Gesichtspunkte des Glaubens, den evangelischen und<br />
den katholischen, lehrt, wie ist dann mit mindestens genauso komplexen Strukturen<br />
anderer Glaubensrichtungen zu verfahren(z.B. im Islam Schiiten Sunniten Aleviten)?<br />
Um also einer Gesellschaft an sich und nicht nur einem Teil von ihr gerecht zu werden,<br />
kann ein Religionsunterricht, welcher sich einzig auf die Aspekte einer einzelnen<br />
Glaubensauffassung zentriert, nicht mehr als angemessen empfunden werden. Eine<br />
Gleichbehandlung der Religionen muss demnach eine Maxime unseres<br />
Bildungssystems darstellen, um eine Gleichbehandlung aller zu gewährleisten und um<br />
den SchülerInnen den Weg zu einer weltoffenen und toleranten Gesellschaft<br />
nachhaltig aufzuzeigen. Wir finden: Einseitiger Religionsunterricht verhindert dies!<br />
Aufgrund der Tatsache, dass die heutigen Regelungen unseres Religionsunterrichts<br />
keine reelle Religionsfreiheit garantieren können, da sie stumpf zwischen christlich/<br />
nicht-christliche differenzieren, fordern wir als Alternative einen Ethikunterricht, der<br />
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