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Beschlussbuch Juso-Landeskonferenz 2012 - Jusos Niedersachsen

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<strong>Landeskonferenz</strong><br />

der <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong><br />

Osnabrück, 14. – 15. April <strong>2012</strong><br />

<strong>Beschlussbuch</strong>


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<strong>Juso</strong>-<strong>Landeskonferenz</strong><br />

14./15.04.<strong>2012</strong><br />

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Landesarbeitsprogramm <strong>2012</strong>-14<br />

Landtagswahl 2013 – Den Politikwechsel mitgestalten<br />

Vor uns liegt eine große Aufgabe. Schwarz-Gelb ist am Boden und sorgt für Stillstand in<br />

<strong>Niedersachsen</strong>. Es gilt den Regierungswechsel zu schaffen, um wieder sozial gerechte<br />

Politik zu machen und die künftigen Herausforderungen zu gestalten. Voraussetzung<br />

dafür ist ein erfolgreicher Wahlkampf mit der SPD. Unser Ziel kann es aber nicht sein,<br />

nur unserer Partei zum Wahlsieg zu verhelfen, unser Ziel muss sein, bereits im Vorfeld<br />

unsere Inhalte im Wahlprogramm zu verankern. Unsere Strategie hierzu gliedert sich in<br />

drei Phasen:<br />

Kein Etikettenschwindel – Echter Politikwechsel braucht linke Inhalte!<br />

Wir sind nicht die innerparteiliche Opposition, aber wir werden den<br />

Entstehungsprozess des Wahlprogramms kritisch begleiten und für unsere<br />

Forderungen kämpfen!<br />

Wir werden im Vorfeld des Programmparteitags gemeinsam mit den Gliederungen<br />

zentrale <strong>Juso</strong> Forderungen ausarbeiten und versuchen diese ins Wahlprogramm zu<br />

bringen. Vor dem Parteitag wird dazu eine Vorbesprechung mit allen Delegierten im<br />

<strong>Juso</strong>-Alter stattfinden um unsere Forderungen möglichst schlagkräftig einzufordern<br />

und durchzusetzen.<br />

Volle Kraft voraus – unser Wahlkampf beginnt im Sommer!<br />

Für den Wahlkampf werden wir keine Zeit verlieren. Zielgruppenorientierter<br />

Wahlkampf wird am besten von der Zielgruppe selbst gemacht! Wir werden deshalb<br />

gezielt Aktionen für junge Menschen durchführen. Das beginnt schon bei<br />

Verteilaktionen zum Ausbildungsbeginn und führt über Podiumsdiskussionen in<br />

Universitäten bis zu <strong>Juso</strong>-Wahlkampfteams, die die KandidatInnen vor Ort mit<br />

kreativen Wahlkampfaktionen unterstützen.<br />

Da die SPD-Landtagsfraktion stark überaltert ist, werden wir besonderes Augenmerk<br />

auf die jungen GenossInnen, die für den Landtag kandidieren, richten.<br />

Dranbleiben – Feierabend ist nicht am 20. Januar um 18 Uhr<br />

Beim sozialdemokratischen Wahlsieg am 20. Januar ist der Politikwechsel am<br />

Wahlabend aber noch nicht erreicht. Der echte Wechsel lässt sich nur durch eine<br />

Koalition mit anderen linken Parteien erreichen – eine Koalition mit der CDU lässt zu<br />

wenig Spielraum für die Durchsetzung progressiver Ideen. Wir werden daher den<br />

Prozess der Koalitionsbildung begleiten und uns, wo es uns möglich ist, einschalten.<br />

Dazu gehört auch eine entsprechende Pressearbeit, die die Meinung der <strong>Juso</strong>s<br />

öffentlich transportieren soll.<br />

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Organisation des Landesverbandes<br />

Seminare<br />

Mit dem Aufbau der Bildungsplattform sind wir dem Ziel eines ganzheitlichen<br />

Bildungsangebotes der <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> einen Schritt näher gekommen. Die<br />

Bildungsplattform bietet einen zentralen Überblick über alle Seminare in unserem<br />

Landesverband. Hierdurch kann die Übersicht über unsere Bildungsarbeit<br />

gewährleistet werden und eine bessere Organisation der Anmeldungen gewährleistet<br />

werden. Jetzt gilt es, diesen Weg weiterzugehen, um die Bildungsangebote für Alle<br />

offen zu gestalten. Um dieser Offenheit mehr Ausdruck zu verleihen wird der<br />

Landesvorstand versuchen, seine Seminare in allen Regionen des Landes anzubieten<br />

und durchzuführen. In die Organisation der Seminare sollen insbesondere auch die<br />

jeweiligen Bezirksvorstände und Kreis- und Unterbezirksvorstände einbezogen werden.<br />

Die Seminare des Landesverbandes werden in diesem Jahr wie vieles im Zeichen der<br />

Landtagswahl stehen, so werden die inhaltliche und methodische Schulung bei<br />

unseren Seminaren im Mittelpunkt stehen. Nach der Landtagswahl werden wir die<br />

Bildungsarbeit wieder stärker an grundsätzlichen Themen wie zum Beispiel dem<br />

Finanzmarktkapitalismus ausrichten.<br />

ReferentInnenpool<br />

Das Angebot der Mitglieder des Landesvorstandes, in den Gliederungen Referate und<br />

Seminare durchzuführen, soll weiterhin aufrechterhalten werden. Um die Reichweite<br />

dieses Angebotes zu erhöhen, wird es hierbei darauf ankommen, die Angebote stärker<br />

zu bündeln und die Abfrage so zu organisieren, dass ein möglichst großes Publikum mit<br />

einer Veranstaltung angesprochen wird. Hierfür wollen wir auch die Kooperationen<br />

benachbarter Unterbezirke stärken.<br />

Zusammenarbeit mit den Gliederungen<br />

Unterbezirke<br />

Die Unterbezirke sind die wichtigste Gliederung der <strong>Juso</strong>s, denn hier werden neue<br />

Mitglieder geworben, integriert und an unsere inhaltlichen Positionen herangeführt.<br />

Deshalb bleibt die Reform des Landesverbandes hin zu einer stärkeren<br />

Zusammenarbeit mit den Unterbezirken ein richtiger Schritt. In den kommenden zwei<br />

Jahren wird die zentrale organisatorische Herausforderung in einer guten Betreuung<br />

aller Unterbezirke durch den Landesvorstand liegen. Diese ist die Grundlage für<br />

erfolgreiche landesweite Kampagnen und Aktionstage. Deshalb werden wir zu Beginn<br />

der Wahlperiode ein Modell entwickeln, dass die innerverbandliche Kommunikation<br />

verbessert und für die Unterbezirke klare AnsprechpartnerInnen festlegt.<br />

Bundesverband und Bezirke<br />

Die <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> werden auf Bundesebene nach wie vor durch die vier <strong>Juso</strong>-<br />

Bezirke Braunschweig, Hannover, Nord-<strong>Niedersachsen</strong> und Weser-Ems vertreten. Im<br />

letzten Jahr hat es zum ersten Mal eine gemeinsame niedersächsische Delegation auf<br />

dem Bundeskongress gegeben. Dies war trotz neuer organisatorischer<br />

Herausforderungen ein großer Erfolg und soll in Zukunft fortgesetzt werden um den<br />

vielen gemeinsamen niedersächsischen Interessen auch zukünftig mehr Gewicht auf<br />

Bundesebene zu verleihen. Der Landesvorstand wird die Zusammenarbeit der Bezirke<br />

hier weiterhin konstruktiv unterstützen und fördern. Hierzu wird es auch in Zukunft<br />

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einen regen Informationsaustausch aus Landes- und Bundesebene in beide Richtungen<br />

geben müssen.<br />

Die Aufgaben im Bundesverband sind vor allem organisatorischer Natur. Hier hat es<br />

bereits in der Vergangenheit gute Kooperationen bei der Mobilisierung zu<br />

Demonstrationen und Großveranstaltungen gegeben, welche wir weiterhin fortsetzen<br />

wollen.<br />

Zusammenarbeit mit der Partei<br />

Im Zuge der Parteireform auf Bundesebene sind einige organisatorische Neuerungen<br />

verankert worden, die wir <strong>Juso</strong>s auch für die SPD in <strong>Niedersachsen</strong> für sinnvoll halten.<br />

Hierzu zählen neben den quotierten Wahllisten auch die Abschaffung des Präsidiums<br />

und die Aufwertung des Parteirates. Doch auch über diese richtigen Schritte hinaus<br />

weist die Organisation der Partei Reformbedarf auf. Diesen gilt es vor allem für den Fall<br />

einer Regierungsübernahme 2013 anzupacken. Dadurch soll verhindert werden, dass,<br />

wie in der Vergangenheit geschehen, am Willen der Partei vorbeiregiert wird. Diesen<br />

notwendigen Reformprozess der Partei wollen wir anstoßen und seinen Verlauf kritisch<br />

begleiten.<br />

Landesvorstand<br />

Als <strong>Juso</strong>s in <strong>Niedersachsen</strong> gilt für unsere Zusammenarbeit mit der Landespartei, was<br />

auch generell für das Verhältnis zwischen <strong>Juso</strong>s und SPD gilt: Wir verstehen uns als<br />

linker Richtungsverband innerhalb der SPD, der die Politik der Partei in kritischer<br />

Solidarität begleitet und sie mit progressiven inhaltlichen Konzepten nach vorne treibt.<br />

Damit dies geschehen kann, wollen wir uns einerseits stärker als bisher in den<br />

Landesvorstand der Partei einbringen und andererseits dafür sorgen, dass der SPD-<br />

Landesvorstand im Zuge der Parteireform wieder eine wichtigere Rolle für die<br />

Willensbildung der Partei einnimmt.<br />

Landesparteirat<br />

Im Zuge der Parteireform wollen wir den Landesparteirat analog zur Bundespartei zu<br />

einem Konvent weiterentwickeln, dass das höchste beschlussfassende Gremium<br />

zwischen den Landesparteitagen darstellt, um auch hierdurch die Basis des<br />

innerparteilichen Willensbildungsprozesses zu verbreitern. Hierfür ist wiederum auch<br />

ein stärkeres <strong>Juso</strong>-Engagement in diesem Gremium notwendig, was sich sowohl in<br />

einer besseren Vernetzung der <strong>Juso</strong>-Delegierten als auch in der stärkeren Einbringung<br />

inhaltlicher Initiativen in den Parteirat widerspiegeln soll.<br />

Landtagsfraktion<br />

In den vergangenen Jahren haben wir die Zusammenarbeit mit der Landtagsfraktion,<br />

unter anderem durch die Teilnahme an Fraktionssitzungen, stark verbessern können.<br />

Diesen Weg gilt es weiterzugehen, um bei einer Regierungsbeteiligung unsere<br />

inhaltlichen Konzepte auch stärker auf dem parlamentarischen Wege voranzubringen.<br />

Eine Herausforderung stellt hierbei noch die Einbeziehung in die Arbeitskreisebene dar,<br />

bei der der Landesvorstand eine Verbesserung erreichen muss.<br />

Vernetzung mit anderen Organisationen<br />

Im Sinne der Doppelstrategie gehört es zu unserem Selbstverständnis mit<br />

Bündnispartnern zusammenzuarbeiten und für gemeinsame Ziele zu kämpfen. Dies ist<br />

vor allem für die Durchsetzung und Weiterentwicklung inhaltlicher Initiativen, aber<br />

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auch für die Mobilisierung für den Regierungswechsel in <strong>Niedersachsen</strong> von großer<br />

Bedeutung.<br />

Die gute Zusammenarbeit mit den Gewerkschaftsjugenden wollen wir weiter<br />

vorantreiben und intensivieren. Dies gilt auch für die Arbeit in vielen vor allem<br />

antifaschistischen Bündnissen. Vor dem Hintergrund des angestrebten<br />

Regierungswechsels wird es in diesem Bereich aber auch darauf ankommen weitere<br />

Kontakte zu uns nahe stehenden Organisationen zu knüpfen und unsere inhaltlichen<br />

Konzepte mit Interessensorganisationen rückzukoppeln.<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

In den vergangenen Jahren haben wir unsere Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

verbessern können und unsere Präsenz in verschiedenen Medien gesteigert. Dies gilt es<br />

weiter auszubauen und zu verstetigen, um auch im Fall einer Regierungsbeteiligung<br />

unsere Positionen stärker nach außen vertreten zu können. Um hier noch effektiver<br />

arbeiten zu können wird der neue Landesvorstand, unter Beachtung des<br />

Regionalproporzes eine Aufgabenverteilung festlegen.<br />

Die Kommunikation über Neue Medien ist ebenfalls ausgebaut worden und zu einem<br />

wichtigen Bestandteil der Kommunikation mit den Mitgliedern und der Öffentlichkeit<br />

geworden. Auch hier gilt es, durch eine Verstetigung und Ausweitung des Angebotes<br />

die Präsenz zu steigern.<br />

Soziales<br />

Inklusion<br />

Inklusion ist nicht nur ein Aspekt der Bildung, sondern nach unserer Ansicht die<br />

Voraussetzung hin zu einer gerechteren Gesellschaft in der alle Menschen teilhaben<br />

und niemand ausgegrenzt wird, also einer inklusiven Gesellschaft.<br />

Inklusion muss ein allgemeingültiges Ziel der Gesellschaft und des Staates sein. Durch<br />

die Ratifizierung der UN-Konvention „Zum Schutz der Rechte von Menschen mit<br />

Behinderung“ hat sich Deutschland die Inklusion als Staatsziel gegeben. Eine effektive<br />

Umsetzung durch staatliche Akteure fehlt bislang allerdings noch. Jedes politische<br />

Handeln muss sich aber daran messen lassen, wie es zur Inklusion beitragen kann. Um<br />

dieses zu unterstreichen, fordern wir <strong>Juso</strong>s in <strong>Niedersachsen</strong> dass Inklusion im Sinne<br />

der UN-Konvention als Staatsziel in die niedersächsische Verfassung aufgenommen<br />

wird.<br />

Es muss eine breite gesellschaftliche Debatte geben, u.a. wollen wir <strong>Juso</strong>s in<br />

<strong>Niedersachsen</strong> in den kommenden zwei Jahren folgende Punkte diskutieren:<br />

• Barrieren, die Menschen mit jedweder Beeinträchtigung die vollständige<br />

Teilhabe an der Gesellschaft verhindern, sichtbar machen.<br />

• Inklusion bei der Städteplanung mitdenken.<br />

• Inklusion auf dem Arbeitsmarkt<br />

Wir <strong>Juso</strong>s in <strong>Niedersachsen</strong> wollen ein Konzept für eine inklusive Gesellschaft<br />

entwickeln, in dem die Erkenntnisse aus der Debatte einfließen sollen. Das Konzept soll<br />

sich unter anderem auch damit befassen, wie der Prozess hin zu einer inklusiven<br />

Gesellschaft organisiert werden kann und welche ersten Schritte sinnvoll sind.<br />

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Chancengleichheit junger Menschen fördern<br />

Die Aufgabe der Politik in <strong>Niedersachsen</strong> muss sein, allen Kindern und Jugendlichen die<br />

gleichen Entwicklungschancen und Lebensbedingungen zu ermöglichen, ihre<br />

Unversehrtheit sicherzustellen, sowie ihre persönliche Entwicklung zu fördern und zu<br />

schützen. Nur so kann die gleichberechtigte Teilhabe junger Leute an der Gesellschaft<br />

erreicht werden. Wirtschaftliche Einsparungen dürfen hierbei nicht vor dem<br />

Wohlergehen und dem Schutz der Kinder und Jugendlichen stehen.<br />

Die von CDU und FDP geführte niedersächsische Landesregierung verweigert sich<br />

dieser besonderen Verantwortung. Im Zuge der Föderalismusreform vom September<br />

2006 hat sie mit der Abschaffung des Landesjugendamtes und des<br />

Landesjugendhilfeausschusses begonnen die wichtigsten Instanzen in der Kinder- und<br />

Jugendhilfe aufzulösen. Zudem standen über 100 Jugendwerkstätten kurz vor der<br />

Schließung, da die Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen mit der geplanten<br />

SGB-II-Instrumentenreform massive Streichungen vorgesehen hatte. All dies geschah<br />

gegen den Protest der Jugendverbände, des Landesjugendrings, der Jugendsozialarbeit,<br />

der Gewerkschaften und der Verbände der freien Wohlfahrtspflege.<br />

Derzeit wird geplant den Jugendwerkstätten die Beantragung von Fördermitteln<br />

massiv zu erschweren, zudem sollen 5 Mio. Euro Fördergelder in Zukunft gestrichen<br />

werden.<br />

Wir wollen diese Zustände nicht hinnehmen und werden uns deshalb für drei zentrale<br />

Punkte einsetzen:<br />

• Die Wiedereinführung des Landesjugendhilfeausschusses.<br />

• Die Wiedereinführung des Landesjugendamtes.<br />

• Den Erhalt der Jugendwerkstätten zu sichern.<br />

Drogenpolitik<br />

Wir <strong>Juso</strong>s in <strong>Niedersachsen</strong> wenden uns entschieden gegen eine weitere<br />

Stigmatisierung Drogensüchtiger Menschen als Kriminelle.<br />

Ein fundamentaler Schritt in die richtige Richtung wäre eine Reform der Gesetzgebung<br />

zur Substitution, der Behandlung mit Hilfe von Drogenersatzstoffen, sowie eine<br />

deutliche Verbesserung der finanziellen Situation von Einrichtungen zur Beratung,<br />

Abgabe und Betreuung. Darüber hinaus muss es mehr Einrichtungen, sowie Ärzte und<br />

Ärztinnen geben die qualifiziert sind Substitutionen durchzuführen.<br />

Eine kritische und differenzierte Diskussion über die Legalisierung verschiedener<br />

Substanzen halten wir <strong>Juso</strong>s in <strong>Niedersachsen</strong> für längst überfällig. Diese wollen wir<br />

anstoßen.<br />

Gute Pflege<br />

Die Versorgung pflegebedürftiger Menschen ist in einer durch den demographischen<br />

Wandel geprägten Gesellschaft eine der zentralen Herausforderungen jetzt und in der<br />

Zukunft. Bereits heute sind in Deutschland über 2,4 Millionen Menschen<br />

pflegebedürftig und bis 2030 wird diese Zahl voraussichtlich auf über 3,4 Millionen<br />

Menschen steigen. Wie kann also eine gute Pflege sichergestellt werden. Dies darf aus<br />

Sicht der <strong>Juso</strong>s in keinem Fall nur im Sinne einer „ausreichenden“ Versorgung<br />

verstanden werden. Vielmehr geht es darum, diesen Menschen die bestmögliche<br />

Unterstützung zukommen zu lassen und ihnen so ein möglichst selbstbestimmtes und<br />

würdevolles Leben zu ermöglichen.<br />

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Die seit den 1990er Jahren stetig wachsende Tendenz zur Privatisierung im Pflege-<br />

Sektor ist nach unserer Meinung der falsche Weg. Immer mehr privatwirtschaftlich<br />

geführte, zum Teil international aufgestellte (Groß-)Konzerne drängen in den Markt.<br />

Dies führt unweigerlich dazu, dass die Versorgung pflegebedürftiger Menschen, als Teil<br />

der öffentlichen Daseinsvorsorge, dem Diktat der Gewinnmaximierung untergeordnet<br />

wird und mit der bestmöglichen Verwendung der vorhandenen Ressourcen zur<br />

Versorgung pflegebedürftiger Menschen nicht zu vereinbaren ist.<br />

Daher fordern wir <strong>Juso</strong>s in <strong>Niedersachsen</strong>:<br />

• Gute Pflege - die sich nicht an den Kosten, sondern am Bedarf der zu Pflegenden<br />

orientiert.<br />

• Bürokratie abbauen — mehr Zeit für die Pflege<br />

• Angemessene Finanzierung — die eine gute Pflege ermöglicht. Pflegesätze<br />

müssen deutlich erhöht werden<br />

• „Gute Arbeit“ in der Pflege — eine angemessene Entlohnung (auch in der<br />

Ausbildung), prekäre Beschäftigungsverhältnisse und ausbeuterische<br />

Arbeitszeitmodelle müssen bekämpft werden.<br />

• Umlagefinanzierung der Ausbildung<br />

• Besser Verschränkung von Wissenschaft und Praxis — Innovationen und<br />

Weiterentwicklungen in der Pflege fördern.<br />

Für uns <strong>Juso</strong>s ist gute Pflege keine Frage des Alters, sondern eine Frage der Solidarität<br />

und Menschenwürde. Eine Gesellschaft muss sich immer daran messen lassen, wie sie<br />

ihre schwächsten Mitglieder behandelt. Im diesem Sinne fordern die <strong>Juso</strong>s in<br />

<strong>Niedersachsen</strong> eine Pflege, die allen Menschen, unabhängig von den eigenen<br />

finanziellen Möglichkeiten, ein Leben in Würde ermöglicht.<br />

Bildung<br />

Der Schlüssel zur Emanzipation ist Bildung. - "Wissen ist Macht!" (Wilhelm Liebknecht)<br />

Demokratie ist die einzige Staatsform die man erlernen muss – dies muss<br />

praktisch in der Schule erfahrbar sein<br />

Eine ganzheitliche Bildung die es Kindern ermöglicht am Ende ihrer Schullaufbahn so<br />

weit zu sein, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden und aus diesem heraus ein<br />

selbstbestimmtes Leben zu führen muss Forderung einer jeden jungsozialistischen<br />

Bildungsdebatte sein.<br />

Die grundlegenden Fertigkeiten, die es Menschen ermöglichen gesellschaftliche<br />

Zusammenhänge zu erkennen und Folgen ihrer Entscheidungen abzuschätzen und<br />

abzuwägen, müssen einem jeden Menschen in der Gesellschaft beigebracht werden,<br />

um sich im politischen Diskurs einbringen und am gesellschaftlichen Leben<br />

teilzunehmen zu können. Demokratie kann nur im praktischen Diskurs erlernt werden,<br />

Schule ist hierbei als ein Experimentierfeld zu verstehen in dem niedrigschwellige<br />

demokratische Prozesse direkt erfahrbar werden können. Nur wer Demokratie<br />

praktisch erfahren kann, kann ihre Stärken begreifen und zu eineR VerfechterIn ihrer<br />

selbst werden. Hierzu bedarf es der Überwindung von Hierarchien im Bildungssystem<br />

und einer stärkeren Orientierung am Menschen und seinen Bedürfnissen.<br />

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Selbstverwirklichung ist mehr als Qualifikation für Beruf und Schule -<br />

"Jedem nach seinen Fähigkeiten; jedem nach seinen Bedürfnissen."<br />

Wir Jungsozialistinnen und Jungsozialisten sehen in Bildung mehr als die reine<br />

Qualifikation für Schule, Studium und Beruf. Unserer Meinung nach eröffnet Bildung<br />

Menschen die Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen, eigenen Neigungen und<br />

Interessen nachzugehen und ein selbst bestimmtes Leben zu führen. In diesem<br />

Zusammenhang schafft Bildung für uns <strong>Juso</strong>s die Möglichkeit, sich kritisch und<br />

wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Entwicklungen auseinander zu setzen,<br />

eigenständig Position beziehen zu können und gesellschaftliche sowie politische<br />

Prozesse gestalten zu können.<br />

Eine Bildungspolitik, die sich an den Bedürfnissen des Einzelnen orientiert, darf jedoch<br />

eine gesellschaftliche Umverteilungspolitik nicht ersetzen. Es kommt vielmehr darauf<br />

an, jeder und jedem in Rahmen einer solidarischen Gesellschaft individuelle<br />

Selbstverwirklichung zu ermöglichen.<br />

„Kinder für die Wirtschaft (KiWi-Prinzip)“ - ein neoliberales Dogma<br />

überwinden<br />

Im Kapitalismus werden Bildung und Bildungsangebote vielfach unter der<br />

kapitalistischen Verwertungslogik betrachtet. In diesem Sinne werden<br />

Bildungsangebote oft daran gemessen, welchen wirtschaftlichen Zweck sie erfüllen.<br />

Das wirtschaftsorientierte Denken zeigt sich in vielen schulischen sowie universitären<br />

Angeboten, in denen wirtschaftliche Akteure durch Privatisierungen oder<br />

Teilprivatisierungen großen Einfluss gewonnen haben und junge Menschen dieses<br />

KiWi-Prinzip vermittelt wird.<br />

Nach unserer jungsozialistischen Auffassung ist Bildung ein öffentliches Gut und keine<br />

Ware. Aus unserem Menschenbild und unserer Grundüberzeugung ergibt sich, dass<br />

Bildung für alle Menschen kostenlos sein muss und nur die öffentliche Hand eine<br />

(weitgehend) interessensfreie Bildung vermitteln kann. Deshalb lehnen wir <strong>Juso</strong>s das<br />

KiWi-Prinzip sowie Bildungsprivatisierungen entschieden ab.<br />

Inklusion in der Bildungspolitik<br />

Die niedersächsische Bildungspolitik steht in den nächsten Jahren vor einer neuen<br />

Herausforderung. Die Bildungseinrichtungen sollen sich verstärkt für Menschen mit<br />

einer Einschränkung öffnen um dadurch mehr Bildungsgerechtigkeit für Alle zu<br />

erreichen.<br />

Die Inklusion beginnt verpflichtend in den niedersächsischen Schulen ab dem<br />

01.August 2013, bereits <strong>2012</strong> konnten Grundschulen freiwillig mit der Inklusion<br />

beginnen. Dass sich die Bildungsinstitutionen ändern müssen steht fest, die konkrete<br />

Umsetzung ist allerdings noch nicht abgeschlossen.<br />

Der Landesverband wird sich daher auch im Bereich der Bildungspolitik mit der<br />

Thematik der Inklusion auseinandersetzen und eigene Anforderungen an inklusive<br />

Bildung erarbeiten.<br />

Frühkindliche Bildung<br />

Frühkindliche Bildung hat für uns <strong>Juso</strong>s einen hohen Stellenwert, denn schon in der<br />

Krippe beginnt gemeinsames Lernen und Inklusion. Jedoch sind die<br />

Rahmenbedingungen in der frühkindlichen Bildung vor allem in <strong>Niedersachsen</strong> sehr<br />

stark verbesserungsbedürftig. Dies gilt sowohl für das Angebot von Kita- und<br />

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Krippenplätzen, bei dem <strong>Niedersachsen</strong> immer noch weit unter dem<br />

Bundesdurchschnitt liegt, als auch für die Qualität der Betreuung mit hohen<br />

Betreuungsschlüsseln und zu geringer personeller Ausstattung. Es ist Aufgabe des<br />

Landes hier für Verbesserungen zu sorgen. Uns geht es aber nicht nur um die Quantität<br />

und Qualität des Angebotes in der frühkindlichen Bildung, denn auch hier gilt für uns<br />

der Grundsatz: Alle müssen können dürfen! Deshalb setzen wir uns für die<br />

Gebührenfreiheit auch im Bereich der frühkindlichen Bildung ein.<br />

Schule<br />

Wir, die <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong>, setzen uns für gerechte Bildung ein, diese muss für alle<br />

frei zugänglich sein.<br />

Die Bildung spielt eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft, wird aber leider immer<br />

mehr vernachlässigt. Das wollen wir ändern!<br />

G8 fördert die Turbo-Bildung, die die SchülerInnen zu stark belastet.<br />

Deswegen positionieren wir uns eindeutig gegen das neu eingeführte Bildungssystem<br />

G8, das uns die schwarz-gelbe Regierung, aufgrund ihrer konservativen und<br />

idealistischen Einstellung, aufgezwungen hat.<br />

Weitere Ziele der neu gegründeten <strong>Juso</strong>-SchülerInnengruppe (JSG) sind die<br />

Abschaffung des Religionsunterrichts durch einen neutralen Ethikunterricht und die<br />

Stärkung der Rechte von Schüler und SchülerInnen.<br />

Eine Überlegung hierzu ist die Einführung von SchülerInnenparlamenten, denn wir<br />

fordern mehr Mitbestimmungsrecht für junge Menschen an Schulen.<br />

Außerdem ist es für uns sehr wichtig, dass wir uns für den Ausbau der Gesamtschulen<br />

mit Ganztagsangebot als Regelschulen einsetzen und dies die Abschaffung von<br />

Privatschulen möglich macht. Hierzu wollen wir ein modernes Schulkonzept<br />

entwickeln, mit den wichtigen Grundsätzen: kostenfreie und moderne Schulen. Um<br />

dieses zu erreichen, ist es wichtig die Vernetzung anzukurbeln um mehr <strong>Juso</strong><br />

SchülerInnen Gruppe in Unterbezirken zu gründen.<br />

Als Leitsatz dient uns: „Nur gemeinsam sind wir stark!“. Deswegen finden wir die<br />

Gründung der SchülerInnen-Gruppe auf Landesebene als wichtigen Schritt, um für eine<br />

fortschrittliche und solidarische Bildung eintreten zu können, zu der wir durch unsere<br />

Erfahrung als SchülerInnen in besonderem Maße beitragen wollen.<br />

Studiengebühren abschaffen<br />

Studiengebühren sind unsozial und ungerecht und müssen umgehend abgeschafft<br />

werde. Sie halten junge Menschen aus bildungsfernen, finanziell schlechter gestellten<br />

Schichten nachweislich davon ab, ein Studium aufzunehmen. Es kann nicht sein, dass<br />

junge Menschen dazu herangezogen werden, die Jahrzehnte lange strukturelle<br />

Unterfinanzierung der Hochschulen auszugleichen. Die durch den Wegfall der<br />

Studiengebühren entstehende Finanzierungslücke der Hochschulen muss durch<br />

staatliche Gelder ausgeglichen werden.<br />

Masterplätze für alle!<br />

Der sogenannte Bolognaprozess hat für zusätzliche Hürden in unserem<br />

Bildungssystem gesorgt. Die Unterscheidung in Bachelor- und Masterabschlüsse hat<br />

zur Folge, dass jeder Studierende mit dem Erreichen des Bachelors einen ersten<br />

sogenannten berufsqualifizierenden Abschluss erreicht hat. Dieser wird jedoch auf<br />

dem Arbeitsmarkt längst nicht so stark nachgefragt, wie ein Masterabschluss, da dieser<br />

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eher mit den früheren Magister- und Diplomabschlüssen vergleichbar ist. Da die<br />

Hochschulen jedoch zu wenige Masterplätze vorhalten, sind diese<br />

zulassungsbeschränkt, also nur für Studierende mit guten oder sehr guten Noten<br />

erreichbar.<br />

Dieser Zustand ist für uns <strong>Juso</strong>s unhaltbar. Wir brauchen endlich einen Rechtsanspruch<br />

auf einen Masterplatz für jede/n Bachelorabsolventin/en, damit allen der Abschluss<br />

offen steht, den sie erreichen möchten und nicht die Rahmenbedingungen des<br />

Studiums und die Noten für die Möglichkeit einen Studienplatz im Master zu erlangen<br />

ausschlaggebend sind.<br />

Mitbestimmungsrechte der Studierenden stärken<br />

Studierende werden an den wichtigen Entscheidungsprozessen in Hochschulen nur<br />

unzureichend beteiligt. Die Studierenden stellen die mit Abstand größte Statusgruppe<br />

in allen Hochschulen, sind aber im Verhältnis sehr schwach in den verschiedenen<br />

Gremien der Hochschule vertreten. Hier muss – im Rahmen der Grenzen des<br />

Grundgesetzes – dringend nachgesteuert werden. Auch darf es nicht sein, dass<br />

Studierende von vielen Entscheidungsprozessen konsequent ausgeschlossen werden,<br />

da diese hinter verschlossener Tür in Dekanaten oder in Präsidien getroffen werden.<br />

Entscheidungsprozesse in Hochschulen müssen endlich wieder transparent und unter<br />

Einbeziehung der Studierenden auf allen Ebenen ausgestaltet werden. Hier muss<br />

dringend gesetzlich nachgesteuert werden.<br />

Gute Arbeit! Auch an Hochschulen<br />

Der wissenschaftliche Mittelbau leistet in niedersächsischen Hochschulen einen sehr<br />

wichtigen Betrag in Forschung und Lehre und auch studentische Hilfskräfte sind aus<br />

dem Hochschulalltag nicht wegzudenken. Gleichzeitig sind ihre Rechte und ihr Status<br />

in vielerlei Hinsicht nicht zufriedenstellend. Dies betrifft etwa ihre, im Verhältnis zu<br />

den meist anspruchsvollen Tätigkeiten, zu geringe Bezahlung. Auch bestehen eklatante<br />

Defizite im Bereich der grundlegenden ArbeitnehmerInnenrechte. So existiert etwa für<br />

studentische Hilfskräfte meist kein Anspruch auf bezahlten Urlaub und keine<br />

Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Durch die meist befristete Ausgestaltung der<br />

Stellen des akademischen Mittelbaus stecken diese Menschen häufig in prekären<br />

Beschäftigungsverhältnissen fest. Für Promovierende besteht insbesondere das<br />

Problem einer großen Abhängigkeit gegenüber der/dem BetreuerIn, was in vielen<br />

Fällen dazu führt, dass sie weit über das Vertraglich vereinbarte Maß hinaus arbeiten<br />

müssen.<br />

Um dem wissenschaftlichen Nachwuchs in <strong>Niedersachsen</strong> eine Perspektive zu geben,<br />

müssen wir weg von befristeten Stellen, hin zu planbaren Karrierewegen für junge<br />

WissenschaftlerInnen. Der <strong>Juso</strong> Landesvorstand will sich daher in den kommenden<br />

zwei Jahren in Kooperation insbesondere mit den Gewerkschaften und <strong>Juso</strong><br />

Hochschulgruppen mit diesen Problemen beschäftigen und Lösungskonzepte<br />

erarbeiten.<br />

Familienfreundliche Hochschule<br />

Die <strong>Juso</strong>s Niedersachen werden sich in den nächsten Jahren mit dem Thema<br />

familienfreundliche Hochschule auseinander setzten müssen, da es mittlerweile viele<br />

Studierende mit Kindern gibt und diese auf Grund von nicht angemessenen,<br />

ausreichenden und kostenfreien Betreuungsmöglichkeiten an der Hochschule ihr<br />

Studium nicht vernünftig zu Ende führen können. Deswegen fordern wir für jedes Kind<br />

eines Studierenden einen kostenfreien, ganztägigen Betreuungsplatz.<br />

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Finanzierung der Studentenwerke<br />

Für die Bereitstellung eines sozial verträglichen Hochschulumfeldes ist die Arbeit der<br />

Studentenwerke zentral, da sie in vielen Einrichtungen Dienstleistungen für<br />

Studierende vorhalten, die unter normalen Umständen für diese finanziell nicht<br />

leistbar wären. Die schwarz-gelbe Landesregierung hat jedoch die finanziellen Hilfen<br />

für die Studentenwerke vor allem im Bereich der Bauunterhaltung massiv gekürzt, was<br />

zu steigenden Beiträgen für die Studierenden führt. Diese Entwicklung gilt es<br />

umzukehren, denn nach unserer Auffassung ist hier das Land in der Pflicht die<br />

Studentenwerke finanziell so auszustatten, dass sie ihre Aufgaben voll erfüllen können<br />

Feminismus<br />

Der Kampf um die Einbeziehung der Frau in die Grundsätze Freiheit und Gleichheit<br />

begann bereits Ende des 18. Jahrhunderts. Allerdings dauerte es fast ein weiteres<br />

Jahrhundert bis die erste Welle der deutschen Frauenbewegung aktiv für ihre Rechte<br />

eintreten konnte.<br />

Im Laufe der Geschichte finden sich viele Wellen der Frauenbewegung, die jedoch<br />

immer auch an die Arbeiterbewegung gekoppelt waren. Wir <strong>Juso</strong>s stehen auch heute<br />

als feministischer Richtungsverband für die Gleichstellung der Geschlechter ein. Denn<br />

Feminismus ist ein Querschnittsthema – er berührt alle Bereiche unserer politischen<br />

Arbeit. Trotz der vielen feministischen Erfolge in der Geschichte ist eine echte<br />

Gleichstellung der Geschlechter nicht erreicht, weswegen Feminismus ein eigener<br />

Schwerpunkt in unserer Arbeit bleiben muss.<br />

Wir <strong>Juso</strong>s kämpfen für die Auflösung patriarchaler Strukturen in der Gesellschaft, denn<br />

man kommt nicht als Frau oder Mann zur Welt. Es wird unterschieden in das<br />

biologische Geschlecht „Sex“ und das von der Gesellschaft konstruierte „Gender“.<br />

Letzteres erhalten wir durch unsere eigenen Handlungen aufrecht: „Doing Gender“.<br />

Schon in der frühen Kindheit bilden sich Rollenbilder, werden unsere Vorstellungen von<br />

Geschlechterbildern geprägt. Daher muss frühkindliche, schulische und berufliche<br />

Bildung nach Ansicht von uns <strong>Juso</strong>s weg von Geschlechterstereotypen und Mädchen<br />

und Jungen folglich eine Bandbreite verschiedenster Geschlechterrollen bieten.<br />

Mädchen sollen nicht an das altmodische und überholte Bild der Hausfrau und Mutter<br />

gewöhnt werden, während Jungen davon träumen sollen, Feuerwehrmann zu werden<br />

und einen möglichst maskulinen Job zu ergreifen.<br />

Denn letztendlich resultiert die Schnittmenge des Bildungsbereichs im Arbeitsmarkt,<br />

der sowohl männlich dominierte Berufe deutlich besser entlohnt, als auch Frauen, die<br />

denselben Beruf ausüben diskriminiert. Schließlich verdienen Frauen noch immer im<br />

Schnitt bis zu 25% weniger als Männer für die gleiche Arbeit. Auch arbeiten Frauen<br />

häufiger in prekären Arbeitsverhältnissen und frauendominierte Berufe werden<br />

finanziell und gesellschaftlich schlechter bewertet. Dies kann zur Abhängigkeit der<br />

Frau vom Mann in den Sozialsystemen führen, wenn wir von Absicherung sprechen.<br />

Natürlich ist dies nur ein kleiner Einblick in das Querschnittsthema Feminismus. Die<br />

Auswirkungen von fehlender Geschlechtergerechtigkeit sind weitaus komplexer als wir<br />

es hier erfassen könnten.<br />

Wir wollen unsere Arbeit in den nächsten beiden Jahren deshalb an folgenden<br />

Leitfragen orientieren:<br />

• Was ist Sexismus?<br />

• Was ist Feminismus? Was ist Feminismus für <strong>Juso</strong>s?<br />

• Wie können wir feministischer werden?<br />

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• Was ist in den letzten Jahren in <strong>Niedersachsen</strong> im Bereich Feminismus gut<br />

gelaufen?<br />

• Welche guten Ansätze bei feministischen Projekten gibt es?<br />

Das wollen wir in den nächsten Jahren konkret umsetzten:<br />

Das feministische Bildungsprogramm<br />

• Anti-Sexismus-Kommission:<br />

o Prüfung der Umsetzung unter niedersächsischen Rahmenbedingungen<br />

o Austausch mit Berlin zu Erfahrungswerten<br />

• Einrichtung eines ReferentInnenpool<br />

• Geschlechterplena auf Großveranstaltungen<br />

o Ansprechpartnerinnen bei Großveranstaltungen<br />

• Die feministische Arbeit vor Ort<br />

o Erstellung eines Leitfadens für die Arbeit vor Ort<br />

o Das kann vor Ort jetzt schon getan werden:<br />

Quote einhalten<br />

keine Frauen "verheizen"<br />

angenehme Arbeitsatmosphäre/Diskussionskultur:<br />

• quotierte Erstredelisten<br />

• sexistische Sprüche lassen<br />

• ausreden lassen<br />

• keine langen Monologe zu halten<br />

Intensivierung der Netzwerkfunktion der AG Feminismus<br />

Solange die Interessen von Frauen in unserer Partei unter den Teppich gekehrt werden<br />

und von neutralen Strukturen nicht die Rede sein kann, solange muss es Frauen erlaubt<br />

sein, sich in der Partei für ihre Belange gemeinsam zu organisieren. Dazu gehört auch<br />

eine finanziell ausreichende Förderung – sonst bleibt alles Gerede über die<br />

„Frauenpartei“ SPD bloß heiße Luft. Viele Probleme sind noch nicht gelöst. Hieran<br />

müssen wir arbeiten. Nur wenn wir bei uns selbst echte Gleichstellung schaffen,<br />

können wir diese Idee auch auf die Gesellschaft übertragen. Die AsF ist dabei weiterhin<br />

für uns <strong>Juso</strong>s als Partnerin unverzichtbar.<br />

Einrichtung eines "Frauenforum"<br />

Frauen stellen in unserem Verband noch immer eine Minderheit dar, aus diesem Grund<br />

wollen wir eine autonome Frauenstruktur zur Vernetzung der Frauen in unserem<br />

Landesverband etablieren. Es sollen regelmäßig Treffen stattfinden, bei denen Frauen<br />

zusätzlichen Raum für Diskussionen bekommen und bestehende Strukturen aus<br />

anderen Gliederungen die Möglichkeit haben sich zu vernetzen. Besonders wichtig ist<br />

außerdem der Erfahrungsaustausch, denn auch wenn Frauen unterschiedlich sind,<br />

treffen sie häufig auf ähnliche Situationen. Die Vergangenheit und unser<br />

Grundverständnis zeigen uns: Solidarität ist entscheidend, wenn etwas verändert<br />

werden soll. So bietet das Frauenforum Unterstützung im Kampf für Gleichstellung<br />

und gegen auftretenden Sexismus bei den <strong>Juso</strong>s auf den verschiedenen Ebenen.<br />

Forderungen an die SPD:<br />

• Einführung quotierte ErstrednerInnenlisten<br />

• Übernahme funktionierender <strong>Juso</strong>-Modelle (zukünftig)<br />

• Quotierter Regierungswechsel<br />

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• Quoteneinführung bei landeseigenen Betrieben<br />

• Bundesratsinitiative für die Quoteneinführung in der Wirtschaft<br />

• Gender als Querschnittsthema an Hochschulen<br />

• Berufung von Professorinnen an Hochschulen<br />

Wirtschaftspolitik<br />

Die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse sind stark durch unser<br />

Wirtschaftssystem geprägt. Gesellschaftlicher Wandel bedeutet also auch immer die<br />

Veränderung des Wirtschaftssystems. Deshalb ist der Bereich der Wirtschaftspolitik<br />

einer in dem nicht nur wichtige Weichenstellungen für die Veränderung der<br />

Produktionsweisen und des Warenaustauschs getroffen werden, sondern auch ein<br />

notwendiger Bereich um den gesellschaftlichen Wandel hin zu einer freien und<br />

gerechten Gesellschaft zu organisieren. Jungsozialistische Wirtschaftspolitik ist<br />

deshalb mehr als nur die Optimierung wirtschaftlicher Prozesse und ihrer staatlichen<br />

Steuerung, sondern Teil einer ganzheitlichen Politik zur Organisation gesellschaftlichen<br />

Fortschritts.<br />

<strong>Niedersachsen</strong>s soziale, ethische und ökologische Verantwortung auch in<br />

der Wirtschaft leben<br />

Im öffentlichen Einkaufs- und Beschaffungswesen spielen zurzeit fast ausschließlich<br />

finanzielle Kriterien eine Rolle. So wird frei nach dem Motto verfahren: „Wo kriegen<br />

wir was am billigsten“. Dabei wird wissentlich in Kauf genommen, dass viele Produkte<br />

nur zu solch niedrigen Preisen angeboten werden können, da sie zum Teil unter in<br />

sozialer, ethnischer und ökologischer Hinsicht nicht hinnehmbaren Bedingungen<br />

hergestellt werden.<br />

Daher fordern die <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong>, dass soziale, ethische und ökologische Kriterien<br />

im öffentliche Beschaffungs- und Ausschreibungswesen zwingend verankert werden.<br />

Hierzu soll auf Landesebene eine gesetzliche Regelung erlassen werden die sowohl die<br />

öffentliche Hand sowie alle Eigenbetriebe dazu verpflichtet, ihr Beschaffungs- und<br />

Ausschreibungswesen umzustellen. Zudem fordern wir seitens des Landes eine<br />

diesbezügliche Bundesratsinitative zur Schaffung einer bundeseinheitlichen<br />

Regelung.<br />

Für eine Nachhaltige Wirtschaftsförderung<br />

Die Wirtschaftsförderung der Kommunen in <strong>Niedersachsen</strong> stellt zurzeit einen<br />

Konkurrenzkampf dar, in dem jede Kommune versucht, die andere auszustechen. Die<br />

Kommunen rivalisieren untereinander um die Ansiedlung von Unternehmen in ihrem<br />

Wirkungsbereich. Es geht den Kommunen dabei in erster Linie um die Schaffung von<br />

Arbeitsplätzen und vor allem auch um die Generierung von Gewerbesteuereinahmen.<br />

Ziel muss es sein, diesen kommunalen Egoismus in der Wirtschaftspolitik zu<br />

überwinden. Ein Weg dahin könnte sein, die Gewerbesteuer als Landesteuer zu<br />

erheben und über einen Schlüssel (z.B. Einwohnerzahl) an die Kommunen zu verteilen.<br />

So entsteht für die Kommunen der Anreiz, zum Wohle Aller bei der<br />

Wirtschaftsförderung zusammenzuarbeiten. Diese Zusammenarbeit könnte durch die<br />

Schaffung von Wirtschaftsförderungsclustern unter Berücksichtigung der Stärken und<br />

Chancen sowie Schwächen und Risiken der jeweiligen Regionen realisiert werden. Die<br />

Debatte mit welchen Instrumenten das Ziel der Überwindung des kommunalen<br />

Egoismus in der Wirtschaftspolitik erreicht werden kann, wollen wir in den nächsten<br />

beiden Jahren führen und zu einem Ergebnis in Antragsform bringen.<br />

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Mobilität<br />

Die Zukunft der Mobilität liegt auf der Schiene! <strong>Niedersachsen</strong> und auch der Bund<br />

müssen sich Gedanken machen das bestehende Bahnnetz zu modernisieren und weiter<br />

auszubauen. Da Verkehrsnetze ein öffentliches Gut sind, verurteilen wir die<br />

Privatisierung der Bahnnetze. In Zukunft muss es gelingen möglichst PKW-freie<br />

Stadtbilder zu erreichen. Der <strong>Juso</strong> Landesverband wird sich daher verstärkt mit<br />

Möbilitätskonzepten beschäftigen.<br />

Gute Arbeit gute Ausbildung – her damit!<br />

Statt des Starts ins Arbeitsleben bedeutet eine abgeschlossene Ausbildung für viele<br />

junge Menschen lediglich den Start in eine ungewisse Zukunft. Leiharbeit, befristete<br />

Verträge und schlecht bezahlte Jobs bedrohen die AbsolventInnen. Wir <strong>Juso</strong>s setzen<br />

uns daher mit den KollegInnen der Gewerkschaften für eine garantierte, unbefristete<br />

Übernahme ein!<br />

Auch bei der Ausbildung selbst gibt es Defizite. Der Ausbildungsreport der DGB Jugend<br />

beweist jedes Jahr: es gibt in vielen Betrieben bei der Qualität der<br />

Ausbildungssituation, der Ausbildungsvergütung und der Einhaltung der gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen starke Mängel. Wir fordern daher neben einer<br />

branchenunabhänigigen Mindestvergütung für Auszubildende eine staatliche<br />

Institution, die, anders als die Kammern, unabhängig von ArbeitgeberInnen die<br />

Arbeitsbedingungen in den ausbildenden Betrieben kontrolliert wo eine angemessene<br />

Kontrolle von Betriebsräten und Jugend- und Auszubildendenvertretungen nicht<br />

gegeben ist. Ferner sollen diese durch angemessene Erweiterungen ihrer<br />

Mitbestimmungsrechte in ihrer Aufgabenerfüllung unterstützt werden. Denn die<br />

Situation der ArbeitnehmerInnen und Auszubildenden können am besten durch diese<br />

selbst verbessert werden.<br />

Außerdem fordern wir die Ausbildungsumlage. Betriebe, die nicht selbst ausbilden,<br />

sollen die ausbildenden Betriebe finanziell unterstützen.<br />

Menschen die trotz Ausbildung und Arbeit von Armut bedroht sind, sind Opfer einer<br />

Verfehlten Arbeitsmarktpolitik. Das der Staat in solchen Fällen Eingreift um die Leute<br />

zu ernähren ist zwar richtig bekämpft jedoch nicht die Ursachen vergrößert aber vor<br />

allem die Gewinne derer, die menschenunwürdige Löhne zahlen. Die indirekte<br />

Subventionierung solcher unsozialen Beschäftigungsbedingungen müssen durch die<br />

Einführung eines Mindestlohnes von mindestens der Höhe der DGB-Forderung<br />

unterbunden werden. Prekäre Arbeitsbedingungen werden jedoch nicht nur durch die<br />

Einführung eines verbindlichen Mindestlohnes beseitigt. Es muss ebenfalls die<br />

unsoziale Politik der Kettenverträge endlich beendet werden. Die Menschen brauchen<br />

einen sicheren Arbeitsplatz! Wir fordern daher, dass Personalräten ein größeres<br />

Mitspracherecht im Betrieb und auch bei sogenannten Werksverträgen eingeräumt<br />

wird. Die Mitbestimmung der Angestellten und das Streikrecht müssen ausgebaut<br />

werden. In vielen Betrieben wird dies durch die Betriebsführung versucht u verhindern.<br />

Mit unseren Bündnispartnern im DGB und vor allem den Jungendorganisationen<br />

wollen wir uns verstärkt für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Mitbestimmung<br />

einsetzen. Den größten Nachholbedarf bei der Mitbestimmung und den<br />

ArbeiterInnenrechten haben hier vor allem die Unternehmen in kirchlicher<br />

Trägerschaft. Das kirchliche Arbeitsrecht, welches zu Niedriglöhnen führt und den<br />

Beschäftigten das Grundrecht auf Streik untersagt gehört abgeschafft. Es gibt für uns<br />

<strong>Juso</strong>s keinen Grund warum z.B. Beschäftigte in einem Pflegeheim kirchlicher<br />

Trägerschaft weniger verdienen und weniger Rechte in der betrieblichen<br />

Mitbestimmung haben.<br />

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Der <strong>Juso</strong> Landesverband wird sich daher verstärkt mit den BündnispartnerInnen im<br />

DGB vernetzen und Materialien zum Arbeitskampf erstellen.<br />

Theorie und Praxis<br />

Die aktuelle Schuldenkrise oder die Finanzkrise des letzten Jahrzehnts, sind keine<br />

kurzfristigen oder losgelösten Erscheinungsformen schlechten wirtschaftlichen<br />

Handelns sondern Symptome einer Systemkrise des Kapitalismus.<br />

Eine, der Verwertungslogik des Kapitalismus entzogenen öffentlichen Daseinsvorsorge<br />

und die Stärkung der Wirtschaftsdemokratie sind hierbei erste Schritte, müssen jedoch<br />

im Prozess der Wechselwirkung aus Theorie und Praxis dialektisch weitergedacht<br />

werden. Eine Debatte, welche rein regulatorisch geführt wird, greift jedoch zu kurz. Ziel<br />

des demokratischen Sozialismus kann es nicht sein einen regulierten Kapitalismus zu<br />

erreichen sondern ihn zu überwinden.<br />

Der Landesverband der niedersächsischen JungsozialistInnen wird sich daher vermehrt<br />

mit den aktuellen theoretischen Debatten der politischen Linken auseinandersetzen<br />

und sie als Querschnittsthema in alle Bereiche einfließen lassen. Darüber hinaus wird<br />

der Landesverband sich verstärkt mit dem Thema des Finanzmarktkapitalismus<br />

beschäftigen und Materialien zu theoretischen Grundlagen der jungsozialistischen<br />

Praxis erstellen.<br />

Innenpolitik<br />

Rechte Einstellungen konsequent bekämpfen!<br />

Nach Bekanntwerden der Mordserie des sogenannten „Nationalsozialistischen<br />

Untergrundes“ wurden in der Öffentlichkeit die Themen Rechtsradikalismus und<br />

Rechtsterrorismus breit diskutiert. Wir begrüßen ausdrücklich ein angestrebtes NPD-<br />

Verbotsverfahren. Wir erkennen jedoch, dass die radikale Rechte nicht das alleinige<br />

Problem darstellt. Die Grundlage für Rechtsradikalismus bietet ein in Deutschland weit<br />

verbreiteter Alltagsrassismus. Diesen zu bekämpfen muss auch Ziel der Landespolitik<br />

sein. Wir werden uns deshalb dafür einsetzen, dass die SPD <strong>Niedersachsen</strong> die<br />

Forderung zur Wiedereinrichtung der Landeszentrale für politische Bildung. Darüber<br />

hinaus wollen wir die Einrichtung von Rechtsradikalismusbeauftragen, die rechte<br />

Aktivitäten dokumentieren und Opfer rechter Gewalt beraten und helfen, in jeder<br />

Kommune im Wahlprogramm verankern.<br />

Auch werden wir uns im Kontext mit der Fussball-Europameisterschaft kritisch mit<br />

dem Phänomen „Party-Patriotismus“ und Nationalismus auseinandersetzen und<br />

hierzu Flyer erstellen.<br />

In diesem Zusammenhang möchten wir uns auch kritisch mit den überwiegend<br />

konservativ bis offen rechts eingestellten Studentenverbindungen und<br />

Burschenschaften auseinander setzen. In diesem rechts-intellektuellen Milieu lässt sich<br />

eine Radikalisierung und eine Vernetzung mit Organisationen und Organen der sog.<br />

Neuen Rechten beobachten, bei gleichzeitiger Verharmlosung dieser Aktivitäten durch<br />

den Mainstream. Der intellektuelle Mantel, der hier dumpfen nationalen Inhalten<br />

gegeben wird, macht rechtes Gedankengut auch in der Mitte salonfähig.<br />

Zudem stellen wir uns gegen die Relativierung rechter Gewalt und den<br />

Extremismusbegriff. In <strong>Niedersachsen</strong> kam es in der jüngeren Vergangenheit zu sehr<br />

brutalen Übergriffen durch Neonazis, juristische oder politische Folgen hatte dies<br />

jedoch keine. Stattdessen wird betont, man müsse gegen jede Form der Gewalt und<br />

gegen „jeden“ Extremismus gleichermaßen vorgehen. Diese Gleichsetzung von links<br />

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und rechts verkennt aber völlig die Qualität rechter Gewalt, die mit nichts zu<br />

vergleichen ist. Gewalt bis hin zum Mord ist fester Bestand faschistischer Ideologie, das<br />

hat die Vergangenheit auf oft tragische Weise gezeigt. Wir positionieren uns gegen<br />

jede Verharmlosung rechter Gewalt und stellen uns klar gegen die Extremismustheorie<br />

und ihre Folgen.<br />

Wie bisher werden wir uns in antifaschistischen Bündnissen beteiligen und den Nazis<br />

entschlossen entgegentreten wo immer sie auftauchen. Konkret werden wir uns im<br />

Sommer bei dem Versuch beteiligen Norddeutschlands größten Naziaufmarsch in Bad<br />

Nenndorf zu verhindern.<br />

Kein Mensch ist illegal! - Für eine gerechte Asylpolitik<br />

Abschiebungen, unzumutbare Verhältnisse in Asylheimen, Residenzpflicht – Asylpolitik<br />

in <strong>Niedersachsen</strong> ist unmenschlich! Nach einer möglichen Regierungsübernahme der<br />

SPD nach der Landtagswahl müssen die Verhältnisse schnell verbessert werden. Um<br />

eine umfangreiche Positionierung der <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> fundiert vorzunehmen und<br />

in das Wahlprogramm der SPD <strong>Niedersachsen</strong> zu implementieren, werden wir noch vor<br />

dem Programmparteitag im Sommer eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem<br />

niedersächsischen Flüchtlingsrat durchführen.<br />

Verfassungsschutz abschaffen!<br />

Der Verfassungsschutz ist ein Konstrukt aus dem Kalten Krieg. Gegründet von Altnazis<br />

ist er auch heute noch ein Organ, das kommunistische Umtriebe und Islamismus für<br />

die größte Gefahr für die innere Sicherheit hält. Dass der Verfassungsschutz auf dem<br />

rechten Auge blind ist, zeigte nicht zuletzt die Offenlegung der NSU-Verbrechen oder<br />

der Beobachtung der Partei DIE LINKE. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der<br />

Verfassungsschutz mit Methoden operiert, die es unmöglich machen ihn demokratisch<br />

zu kontrollieren. Eine autonome Geheimdienstorganisation, die ihre eigenen<br />

politischen Ziele verfolgt, kann in einer Demokratie nicht akzeptiert werden. Daher<br />

fordern wir einen sofortigen Stopp der Beobachtung der Partei DIE LINKE, einen Abzug<br />

aller V-Leute und in letzter Konsequenz eine Abschaffung des Verfassungsschutzes.<br />

Kennzeichnungspflicht für PolizistInnen<br />

Wir fordern eine codierte Kennzeichnung von PolizeibeamtInnen um eine eindeutige<br />

Identifizierung dieser zu ermöglichen. Diese soll Demonstrierende vor Polizeigewalt<br />

und Repressionsmaßnahmen schützen.<br />

Zum einen werden wir diese Thematik bei einem Treffen mit VertreterInnen der GdP-<br />

Jugend diskutieren, zum anderen werden wir die Kennzeichnungspflicht als Antrag auf<br />

dem Landesparteitag der SPD <strong>Niedersachsen</strong> einreichen.<br />

Umwelt & Energie<br />

Nach dem endgültigen Atomausstieg im letzten Jahr ist klar: Die Energiewende wird<br />

kommen und ihre Umsetzung eine zentrale Herausforderung der nächsten Jahre<br />

werden. Wir <strong>Juso</strong>s unterstützen den schnellstmöglichen Umstieg auf eine<br />

Energieproduktion aus erneuerbaren Energien. Gerade für <strong>Niedersachsen</strong> birgt dieser<br />

große Chancen, denn gerade im Bereich der Windenergie gibt es in <strong>Niedersachsen</strong> noch<br />

große Potenziale. Dass wir den Ausbau der Erneuerbaren Energien fordern und<br />

unterstützen heißt aber nicht, dass wir dies um jeden Preis tun. Entscheidend sind für<br />

uns bei der Energiewende vor allem zwei Faktoren mit denen wir uns in den<br />

kommenden Jahren schwerpunktmäßig auseinandersetzen wollen:<br />

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Die Art der Umsetzung:<br />

• Dezentrale Energieproduktion vor zentraler<br />

• Überprüfung der Förderpolitik<br />

• Vor- und Nachteile der verschiedenen Energieträger und alternative<br />

Produktionsformen<br />

• Die Energiewende als Infrastrukturprojekt<br />

• Bürgerbeteiligung sicherstellen, Planungssicherheit herstellen<br />

Die soziale Verträglichkeit:<br />

• Sicherstellung bezahlbarer Energiepreise<br />

• Förderung von Energieberatung<br />

• Ordnungspolitische Maßnahmen (z. B. Top-Runner)<br />

Die Energiewende wird sich positiv auf den Klimaschutz auswirken und einen<br />

wichtigen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen leisten. Da ihre<br />

Umsetzung aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, wollen wir uns mit der<br />

Frage auseinandersetzen, welche Handlungsmöglichkeiten und –spielräume auf<br />

Landesebene, beispielsweise in der Verkehrspolitik, bestehen und Wege zu ihrer<br />

politischen Umsetzung erarbeiten.<br />

Auch wenn der Atomausstieg endgültig besiegelt scheint, ist die Endlagerfrage nach<br />

wie vor nicht gelöst. Für die <strong>Juso</strong>s in <strong>Niedersachsen</strong> steht fest, dass der Salzstock<br />

Gorleben als Endlager ungeeignet ist. Die Endlagerung in Salz kommt für uns nicht in<br />

Frage, da diese das für uns entscheidende Kriterium der Rückholbarkeit nur mittelbar<br />

erfüllt. Wir brauchen endlich eine bundesweite und ergebnisoffene Endlagersuche, die<br />

sich ausschließlich an geologischen und nicht wie in der Vergangenheit an politischen<br />

Kriterien orientiert. Diese Forderung wollen wir weiterhin vorantreiben und den<br />

angestoßenen Prozess der bundesweiten Endlagersuche kritisch begleiten.<br />

Eine Herausforderung bei der Atommüllfrage besteht nach wie vor bei der Asse 2. Wir<br />

stehen zum Ziel der Rückholung der radioaktiven Abfälle und fordern Bund und Land<br />

auf alle notwendigen Ressourcen bereitzustellen, um diese endlich umzusetzen.<br />

Agrarpolitik & VerbraucherInnenschutz<br />

Agrarpolitik<br />

Für <strong>Niedersachsen</strong> als Agrarland Nr. 1 ist das Themenfeld der Agrarpolitik ein sehr<br />

wichtiges, auch wenn wir <strong>Juso</strong>s uns in der Vergangenheit nur am Rande mit ihr<br />

auseinandergesetzt haben. Mittlerweile rückt jedoch vor allem das Thema<br />

Massentierhaltung immer stärker in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit, nicht<br />

zuletzt aufgrund einer wachsenden Zahl von Schlachthöfen und Zulieferbetrieben.<br />

Deshalb werden wir uns in den nächsten beiden Jahren stärker mit diesem Themenfeld<br />

befassen. Konkret wollen wir uns einerseits mit den Rahmenbedingungen und<br />

Auswirkungen der landwirtschaftlichen Produktion beschäftigen und uns andererseits<br />

mit der Verbesserung des VerbraucherInnenschutzes auseinandersetzen.<br />

Artgerechte Tierhaltung sieht anders aus! Politik muss hier endlich handeln!<br />

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Wir werden uns in den nächsten zwei Jahren mit diesen politischen Forderungen<br />

auseinandersetzen:<br />

• Eine deutliche Steigerung der Qualität der betrieblichen Kontrollen von Seiten<br />

des Landes und die Einführung eines unabhängigen Tierschutz-TÜVs, der<br />

zusätzlich unangemeldete Kontrollen tätigt.<br />

• Den massenhaften Medikamenteneinsatz, vor allem von Antibiotika, deutlich zu<br />

verringern.<br />

• Schnabelkürzen, das Kupieren von Schwänzen bei Schweinen und Kastrationen<br />

ohne Betäubung bei Ferkeln gesetzlich zu verbieten.<br />

• Die Bestandsgröße in den Ställen deutlich zu verkleinern, um den Tieren<br />

genügend Bewegungsfreiheit zu ermöglichen und eine bedarfsgerechte<br />

Versorgung sicherzustellen.<br />

• Die TierhalterInnen und die MitarbeiterInnen in ihrer Ausbildung besonders auf<br />

artgerechte Haltung zu schulen und zu prüfen.<br />

• Die Landesregierung auf, sich auf Bundesebene dafür einzusetzen, dass das<br />

Bauprivileg für Tierfabriken abgesetzt wird.<br />

• Die staatlichen Subventionen für die Landwirtschaft von Tier- und<br />

VerbraucherInnenschutz abhängig zu machen.<br />

• In der Tierzucht hat der Staat darauf zu achten, dass die Tiere durch<br />

„Überzüchtung“ und sehr kurze aber intensive Mastzeiten keine<br />

gesundheitlichen Schäden davontragen. Die Gesundheit und die artgerechte<br />

Haltung der Tiere darf nicht dem wirtschaftlichen Profit zum Opfer fallen.<br />

VerbraucherInnenschutz<br />

Die immer wiederkehrenden Skandale in der Lebensmittelproduktion und der Tierzucht<br />

zeigen, dass dringender Handlungsbedarf besteht.<br />

Um in Zukunft Schaden von Mensch, Tier und Landwirtschaft abzuwenden, gilt es die<br />

VerbraucherInnenschutzmaßnahmen zu verbessern und auszubauen.<br />

Ein wichtiger Ansatz ist die derzeitige Produktionsweise in der Agrarindustrie. Sie ist<br />

darauf abgerichtet im Akkord Massenware zu Discountpreisen herzustellen. Auf dem<br />

Weltmarkt herrscht starker Konkurrenzdruck. Um dort mitzuhalten, vernachlässigen<br />

viele Betriebe aus Zeit- und Kostengründen Qualität, Arbeitsrecht,<br />

VerbraucherInnenschutz und Tierschutz. Mittelständische bäuerliche Betriebe habe<br />

gegen die großen Mastfabriken meist keine Chance.<br />

Wir werden uns in den nächsten zwei Jahren mit diesen politischen Forderungen<br />

auseinandersetzen:<br />

• Alternative Produktionsweisen, wie der Ökolandbau, aber auch mittelständische<br />

bäuerliche Strukturen müssen wieder in den Fokus der Subventionspolitik<br />

rücken.<br />

• Uneingeschränkte und unverzügliche Aufklärung der VerbraucherInnen über<br />

gesundheitsgefährdende Stoffe in belasteten Lebensmitteln, aber auch über<br />

Möglichkeiten der klimafreundlichen und tierschutzgemäßen Ernährung<br />

müssen gewährleistet sein.<br />

• Das System der staatlichen Lebensmittelkontrollen muss reformiert und<br />

personell aufgestockt werden, damit häufigere und qualitativ hochwertige<br />

Kontrollen möglich sind.<br />

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• Die Transparenz muss im Vordergrund stehen, der Verbraucher muss erkennen<br />

wer, was wo und unter welchen Bedingungen produziert hat, diese<br />

Informationen müssen ihm jederzeit zugänglich sein.<br />

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Jugendhilfe in <strong>Niedersachsen</strong> sichern<br />

Die <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> fordern:<br />

1. Die Wiedereinführung des Landesjugendhilfeausschusses.<br />

2. Die Wiedereinführung des Landesjugendamtes.<br />

3. Den sicheren Erhalt der Jugendwerkstätten in <strong>Niedersachsen</strong>.<br />

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Zum Thema Jugend, Alkohol und Öffentlichkeit<br />

Alkohol ist eine Droge. Mehr als 55 Millionen Menschen in der EU trinken regelmäßig in<br />

riskanter Weise Alkohol, 23 Millionen Menschen sind abhängig. 1 In Europa stirbt einer<br />

von zehn Menschen vorzeitig an Folgen des Alkoholkonsums, in Deutschland sind es<br />

allein 73.000 Fälle pro Jahr. In Deutschland sind 250.000 Kinder, Jugendliche und junge<br />

Erwachsene unter 25 Jahren stark alkoholgefährdet oder schon abhängig. 2008<br />

konsumierten 6,8 % der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren eine selbst für<br />

Erwachsene riskante Alkoholmenge. Faktisch jedeR Erwachsene hat bereits Alkohol<br />

getrunken. Und Europa ist weltweit Spitzenreiterin in all diesen Zahlen: Keine andere<br />

Region der Welt hängt in diesem Umfang an der Flasche.<br />

Das hat verschiedene Ursachen: Alkohol ist in fast allen Ländern Europas fast jederzeit<br />

fast überall verfügbar. Alkoholkonsum ist gesellschaftlich nicht nur akzeptiert, er wird<br />

auch gesellschaftlich gefördert. Kein Verein, keine Partei und keine Feier kommen ohne<br />

Alkohol aus. Vielfach sind Rituale entstanden, die Gruppenzwang ausüben. Es gibt<br />

hingegen kaum verlässliche Strukturen Menschen vor Alkoholsucht zu bewahren und<br />

wenige sie aus dieser zu befreien. Alkoholismus bleibt häufig Tabuthema, obwohl er in<br />

allen Bereichen der Gesellschaft stetiger Begleiter ist.<br />

Trotzdem sind Alkohol und Rausch positiver teil des Lebens vieler Menschen – solange<br />

nicht Abhängigkeit und Gewalt dazu treten.<br />

Dem entgegen stehen Entwicklungen, Alkohol bzw. bestimmte Formen dessen<br />

Konsums aus der Öffentlichkeit zu verbannen, häufig mit der Hoffnung den Konsum<br />

damit auch einzuschränken. Durch die Debatte um die verstärkte öffentliche<br />

Wahrnehmung von Binge Drinking (Komasaufen) – also des gezielt herbeigeführten<br />

Alkoholrausches – sind dabei besonders Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in<br />

den Fokus der öffentlichen Meinung und damit der Politik geraten.<br />

Dabei reagiert die Politik zunehmend repressiv auf diese Entwicklung. Die Antwort zum<br />

Beispiel der Hamburger und Münchener Verkehrsbetriebe auf Binge Drinking war das<br />

Verbot des Alkoholkonsums in Bahnen und Bussen. Die Stadt Freiburg hat wie andere<br />

Kommunen auch versucht mit rechtswidrigen Verordnungen Alkoholkonsum in der<br />

Innenstadt zu verbieten und musste sich gerichtlich vorführen lassen. Auch in<br />

<strong>Niedersachsen</strong> sind sich Kommunalpolitiker nicht zu schade, auf diesen Trend<br />

aufzuspringen. Die absurden Debatten zum Alkoholverkaufsverbot im hannoverschen<br />

Hauptbahnhof und die noch absurderen stetigen Interventionen des<br />

sozialdemokratischen Kämmerers der Stadt, nun endlich ein Alkoholverbot nach<br />

Freiburger Vorbild in bestimmten Bereichen der Innenstadt durchzusetzen, sind<br />

absurd.<br />

Diese Absurdität hingegen hat System: Problematisiert wird nicht der besoffene Vater,<br />

der zu Hause um sich schlägt oder die besoffene Schützenkönigin, die nur noch die<br />

Toilette trifft, sondern der besoffene 17 jährige, der durch diese Vorbilder bestärkt die<br />

Wodka-Flasche leert. Statt das gesamtgesellschaftliche Problem anzugehen, wird ein<br />

1 Deutschland: 2, 3 Millionen Abhängige, 9, 3 Millionen Gesundheitsgefährdete.<br />

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Teil – in diesem Fall der kommunalpolitisch uninteressanteste – herausgepickt und mit<br />

Repressalien überzogen. Dieser Weg führt zu keiner gesamtgesellschaftlichen<br />

Auseinandersetzung zum Thema Alkohol, sonder zu Symbolpolitik. Wir <strong>Juso</strong>s<br />

positionieren uns daher zu den verschiedenen diskutierten Maßnahmen wie folgt:<br />

Alkoholverbote auf öffentlichen Straßen und Plätzen<br />

Bereits aus Grundgesetzlichen Erwägungen ist unter Umständen jedes allgemeine an<br />

alle gerichtete Alkoholverbot im öffentlichen Raum ungeeignet und somit<br />

rechtswidrig. Nicht der alkoholtrinkende Mensch ist das Problem oder eine Gefahr,<br />

sonder lediglich eine kleine Teilmenge der Menschen. Trotzdem ist politisch denkbar,<br />

dass diese Überlegungen weiter offen ignoriert und auch von sozialdemokratischen<br />

KommunalpolitikerInnen oder auch LandespolitikerInnen für weitere Maßnahmen<br />

missachtet werden.<br />

Dabei verlegt das Verbot an bestimmten Orten Alkohol trinken zu dürfen das Problem<br />

nur an einen anderen Ort. Von der Innenstadt in die Peripherie, wird dort ebenfalls<br />

kontrolliert in dunklere Ecken oder auf privaten Grund. Am Ende wird der<br />

Allgemeinheit ein Verbot aufgelegt, um wenige Fälle aus der öffentlichen<br />

Wahrnehmung zu verdrängen. Dabei kann soziale Kontrolle in der Gruppe verloren<br />

gehen: Sowohl was den Konsum, daraus entstehende Notfälle oder (sexuelle)<br />

Übergriffe angeht.<br />

Auch die – rechtlich durchaus mögliche- Untersagung des Verkaufs von Alkohol zu<br />

bestimmten Zeiten in bestimmen Gebieten verlagert die Problematik. Binge Drinking<br />

zeichnet sich eben nicht dadurch aus, dass einfach durch die Verfügbarkeit von Alkohol<br />

ungeplant der Rausch eintritt, sondern dass gezielt der Rausch herbeigeführt wird. Ein<br />

Verkaufsverbot sorgt für die Vorratshaltung Tage zuvor – die aber allein durch<br />

preisliche Gründe bereits jetzt gegeben ist. Das Verkaufsverbot sorgt aber dafür, dass<br />

der spontane Trinker oder die spontane Trinkerin – ohne Binge Drinking Absichten –<br />

auf dem Trockenen sitzt.<br />

Wir <strong>Juso</strong>s fordern daher mit einem Ende der Verdrängungsdebatte beim Thema<br />

Alkohol. Ale bestehenden Verbote sollten aufgehoben werden, neue Verbotsdebatten<br />

abgestellt werden. Auch die <strong>Juso</strong>s müssen sich in öffentlichen entsprechend<br />

positionieren und Vorantreibende argumentativ trocken legen.<br />

Alkoholverbot in Öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

Im ÖPNV sind bereits heute flächendeckend Beförderungsbedingungen in Kraft die den<br />

Transport von alkoholisierten Menschen untersagen, wenn diese für die Sicherheit,<br />

oder die Ordnung des Betriebes oder die Sicherheit anderer Fahrgäste eine Gefährdung<br />

darstellen. Tatsächlich ist die Zahl derer, die aus diesen Gründen tatsächlich vom<br />

Transport ausgeschlossen werden unter dem Promillebereich angesiedelt. Millionen<br />

von Fahrgästen das Trinken in den Bahnen zu verbieten, weil einige Tausend dabei<br />

Probleme verursachen, ist nicht verhältnismäßig.<br />

Zudem bekämpfen solche Verbote nicht die Probleme oder ihre Ursache. Nicht das<br />

Trinken von Alkohol ist im ÖPNV das vermeidliche Problem, sondern Alkoholisierte die<br />

ihre Grenzen nicht kennen. Und diese sind nach den gängigen Beförderungsrichtlinien<br />

bereits jetzt auszuschließen.<br />

Wir <strong>Juso</strong>s fordern daher die Abkehr der SPD von Planspielen oder<br />

Umsetzungsversuchen von Alkoholverboten im ÖPNV. Im Gegensatz: Es wäre sinnvoll,<br />

gerade dort wo alkoholtrinkende Jugendliche und junge Erwachsene sind, den Einsatz<br />

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von Bussen und Bahnen zu erhöhen – dies kann ein wichtiger Beitrag für die<br />

Vermeidung von Unfalltoten sein.<br />

Testkäufe<br />

Im Versuch Jugendlichen insbesondere den Zugang zu Branntwein 2 zu versperren,<br />

setzen einige Kommunen auf sogenannte Testkäufe bei den Minderjährige diese<br />

Produkte – meist erfolgreich – kaufen. Anschließend wird gegen den Verkaufenden<br />

vorgegangen, meist mit Verwarnung und anschließender Strafe.<br />

Dieses Vorgehen ist nicht unumstritten: Fraglich ist ob Minderjährige ihren Einsatz als<br />

Lockvogel rechtswirksam zustimmen können und können sollten. Auch sind<br />

Problemlagen zwischen der verkaufenden Person (KassiererIn) und InhaberIn eines<br />

Geschäftes problematisch. So kann unter Umständen eine oder ein InhaberIn<br />

zivilrechtlich gegen einen oder eine KassiererIn vorgehen, sollte er entsprechende<br />

Strafen zahlen müssen und sich so die entsprechenden Kosten erstatten lassen. –<br />

Gleichzeitig ist die – so gut wie nie nachweisbare – Anweisung, den Verkauf von<br />

Branntwein auch Jugendlichen gegenüber offensichtlich die Regel. Fraglich bleibt<br />

zudem, ob Stichproben zu einem flächendeckenden Rückgang der Verkäufe von<br />

Branntwein an Jugendlichen führen. Zudem können Erwachsene weiter Alkohol in<br />

jeder beliebiger Menge und Form kaufen und werden diesen auch weiterhin im<br />

privaten Rahmen an Jugendliche weitergeben – eine Unterdrückung dieser Tatsache<br />

lässt sich kaum bewerkstelligen. Trotzdem ist bestehendes Recht anzuwenden und<br />

durchzusetzen.<br />

Wir <strong>Juso</strong>s fordern, eine klare (gesetzliche) Klärung der Fragen bei Beteiligten solcher<br />

Testkäufe – insbesondere des arbeitsrechtlichen Schutzes der Verkaufenden und der<br />

„Lockvögel“. Bis dahin sprechen wir uns für die Aussetzung von Testkäufen aus.<br />

Flatrateparties und Begleitregelung im Jugendschutzgesetz<br />

Einige Kommunen drohen bereits jetzt mit Entzug der Gaststättenerlaubnis bei der<br />

Ausrichtung von sogenannten Flatrateparies, bei denen alle Gäste einer Veranstaltung<br />

nach Bezahlung des Eintrittspreises ohne weitere Kosten den angebotenen Alkohol<br />

konsumieren können. Folglich sind diese Veranstaltungsformen stark zurückgegangen.<br />

Zugleich ermöglicht das Jugendschutzgesetz die Teilnahme an öffentlichen<br />

Tanzveranstaltungen auch von Minderjährigen bis 24 Uhr, wenn eine<br />

Erziehungsberechtigte Person dabei ist. Diese Regelung ist im hohen Maße lebensfern.<br />

Faktisch ist im Gewusel einer Diskothek zum einen kein Elternteil zu finden, die die<br />

Aufsicht regelmäßig an andere abgeben. Stattdessen bieten sich gerne knapp ältere<br />

Freunde, Bekannte, Unbekannte oder Dates an –die keinerlei erzieherischen Einfluss<br />

haben und im besagten Gewusel ist eh keinerlei „Überwachung“ möglich. Der<br />

Ausschluss der Minderjährigen TeilnehmerInnen von Veranstaltungen um 24 Uhr<br />

funktioniert jedenfalls fehleranfällig. Gerade die (mögliche) Anwesenheit von<br />

Minderjährigen ist aber regelmäßig Argument um Veranstaltungsformen durch die<br />

Kommune einzuschränken oder zu verbieten.<br />

Wir <strong>Juso</strong>s fordern daher eine Liberalisierung des Jugendschutzgesetzes. Öffentliche<br />

Tanzveranstaltungen sollten grundsätzlich für Jugendliche über 16 Jahren bis<br />

Mitternacht erlaubt sein. Dies soll nicht für Veranstaltungen gelten, bei denen<br />

besondere Formen des Alkoholkonsums oder anderer „erwachsene“ Angebote gelten.<br />

2 Jugendschutzbegriff für „harten Alkohol“<br />

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Die Rechtsgrundlagen im Gaststättenrecht sind entsprechend anzupassen, so dass<br />

„Flatrateparties“ und andere Angebote für Erwachsene nicht untersagt werden<br />

können.<br />

Veränderung des Jugendschutzgesetzes<br />

Regelmäßig geistert durch die politische Debatte der Ruf nach einer Verschärfung des<br />

Jugendschutzes durch weitere Verbote, insbesondere das Heraufsetzen der<br />

Altersgrenzen für den Erwerb von Alkohol. Das diese Grenzen faktisch jeden Tag<br />

hundertausendfach ausgehebelt werden, wird von BefürworterInnen nicht bedacht.<br />

Wir <strong>Juso</strong>s wollen die bestehenden Altersgrenzen beim Thema Alkohol nicht antasten.<br />

Eine Verschärfung der Verbote lehnen wir ab.<br />

Bestrafungen von alkoholisierten StraftäterInnen<br />

Im Zuge des von CDU und FDP verschärften Niedersächsischen Gesetzes über die<br />

öffentliche Sicherheit und Ordnung (NSOG) kann die Polizei seit 2008 sogenannte<br />

langfristige Aufenthaltsverbote für bestimmte Bereiche verhängen. 3 Dies ist möglich,<br />

wenn ein Zusammenhang zum entsprechenden Ort gegeben ist und der oder die<br />

Betreffende dort nicht wohnt. In der Realität wird diese Maßnahme insbesondere<br />

gegen junge Erwachsene Männer bis Mitte zwanzig angewandt um sie aus<br />

Innenstädten oder von Diskotheken fern zu halten – oft in Zusammenhang mit<br />

Alkoholkonsum. Die Maßnahme kann auch ausgesprochen werden, wenn in dem<br />

entsprechenden Gebiet wichtige Anlaufstellen für den oder die Betreffende liegen. Dies<br />

hat Folgen: Tatsächlich betrifft diese Maßnahme auch Menschen, die noch nicht<br />

wegen einer Tat verurteilt sind. Neben der Verhinderung des Besuchs von Familien,<br />

Freunden, Schulen, ÄrtztInnen und Behörden wird auch der Besuch von Beratungs- und<br />

Arbeitsstellen oder Arbeitseinsätzen verhindert. Da die Maßnahme in der Regel gegen<br />

Menschen verhängt werden, die einer Straftat angeklagt sind, kann eine solche<br />

polizeiliche Maßnahme die Sozialprognose – und damit Form und Höhe der Strafe – bei<br />

einer Verurteilung verschlechtern. Zudem kann die Maßnahme auch zu Unrecht<br />

Beschuldigte treffen und monatelang einschränken. Auch wenn Aufenthaltsverbote<br />

gerichtlich überprüft werden können, bleiben viele Fragen offen. 4<br />

Wir <strong>Juso</strong>s fordern, dass langfristige Aufenthaltsverbote ausschließlich richterlich<br />

ausgesprochen werden können. Dabei muss die entsprechende Rechtsgrundlage<br />

vorsehen dass die Lebensführung der oder des entsprechend Beschuldigten Konflikte<br />

Diskutiert wird unter anderen auch der begrenzte Entzug des Führerscheins für<br />

StraftäterInnen, wenn diese Straftat in Bezug zur Fahrzeugführung fallen – dabei sind<br />

nach Entwurf der Justizministerkonferenz keine bisher eh betroffenen Straftaten im<br />

oder in den Verkehr gemeint, sondern insbesondere Straftaten unter Alkoholeinfluss.<br />

Dabei argumentieren. Die MinisterInnen, dass eben gerade bei jungen Erwachsenen<br />

mit dem Autofahren ein hohes „Prestige“ verbunden sei. Das damit jungen<br />

Erwachsenen unter Umständen das Erreichen eines Arbeits- oder Ausbildungsplatzes<br />

oder die Arbeit oder Ausbildung selbst verwehrt wird und dadurch die durch eine<br />

Verurteilung schwierige Lebenslage noch zusätzlich erschwert wird, verdrängen die<br />

MinisterInnen.<br />

3 § 17 NSOG<br />

4 Zu möglichen grundsätzlichen Missbrauch dieser Regelung in anderen Bereichen (Demonstrationen etc.)<br />

schweigen wir uns mal aus.<br />

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Wir <strong>Juso</strong>s lehnen daher die Ausweitung des Führerscheinentzuges als Mittel der Strafe<br />

ab.<br />

Wege in eine Gesellschaft die verantwortungsvoller mit Alkohol umgeht.<br />

Über Alkohol muss dort gesprochen werden, wo junge Menschen den Genuss beginnen<br />

und lernen, diesen zu kontrollieren. Neben einer offensiven und ehrlichen<br />

Auseinandersetzung in der Sekundarstufe I muss auch in Vereinen und Verbänden eine<br />

Auseinandersetzung mit dem Thema Alkohol und Such stattfinden. So muss Schritt für<br />

Schritt eine Kultur des „Darüber-Redens“ entstehen.<br />

Zudem muss Alkoholwerbung stark eingeschränkt werden. Die Werbung für Alkohol<br />

hat letztlich das Ziel, dass mehr Gewinne durch mehr Verkauf und Konsum von Alkohol<br />

realisiert werden können. Dies widerspricht aber einem nachhaltigen Umgang mit<br />

Alkohol, über den jede und jeder selbst entscheiden soll. Zudem zielt „coole“ Werbung<br />

insbesondere auf Jugendliche – was abzulehnen ist.<br />

Wir <strong>Juso</strong>s fordern eine nachhaltige Prävention zu Alkohol und Sucht in Schulen und<br />

Verbänden. Zudem fordern wir ein Verbot von Werbung für Alkohol.<br />

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Gesundheitsversorgung ohne Risiko!<br />

Wir fordern<br />

1. das Verbot von Datenübermittlung und –abgleich im Rahmen medizinischer<br />

Versorgung von Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus<br />

2. eine vereinheitlichte und vereinfachte Bedürftigkeitsprüfung für die<br />

Kostenerstattung medizinischer Notfallbehandlungen von Asylsuchenden und<br />

nicht gemeldeten MigrantInnen gemäß der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift<br />

zum Aufenthaltsgesetz (AVV-AufenthG)<br />

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Mehr für alle – Qualität in der Berufsausbildung<br />

verbessern<br />

Die <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> setzen sich für eine qualitative Verbesserung der<br />

Berufsausbildung an Berufsschulen und anderen öffentlich getragenen<br />

Berufsausbildungseinrichtungen und Studieninstituten ein und fordern konkret:<br />

1. Ausbildende haben Auszubildenden kostenlos die Ausbildungsmittel,<br />

insbesondere Werkzeuge und Werkstoffe sowie Bücher zur Verfügung zu<br />

stellen, die zur Berufsausbildung und in der Berufsschule erforderlich sind.<br />

2. An den Berufsschulen soll mehr und besser qualifiziertes Lehrpersonal<br />

eingestellt werden. Bei der Qualifikation ist insbesondere auch eine vorherige<br />

berufliche Erfahrung in dem Ausbildungsberuf zu berücksichtigen. Dies darf<br />

aber nicht in einem Konflikt zu einer pädagogischen Ausbildung stehen.<br />

Darüber hinaus ist sicherzustellen, dass die Lehrpläne bekannt sind und auch<br />

eingehalten werden.<br />

3. Unterrichtsmaterialien in den Berufsschulen müssen bedarfsorientiert erhalten<br />

und erneuert werden und die Gerätschaften auf dem Stand, der in der<br />

Berufswelt üblichen technischen Gegebenheiten, sein.<br />

4. Um den Auszubildenden ein angenehmeres Lernen und den Lehrkörpern eine<br />

spezifische Betreuung zu erlauben, müssen die Klassen kleiner gestaltet werden,<br />

das muss bedeuten, dass es in jeder Klasse weniger SchülerInnen geben muss.<br />

Hier ist auch bei der Bemessung der Höchstzahl der SchülerInnen pro Klasse auf<br />

die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Ausbildungsgänge einzugehen.<br />

5. Eine Ergänzung des § 15 BBiG (Berufsbildungsgesetz), sodass dass<br />

Auszubildenden vor ihrer Abschlussprüfung insgesamt fünf Tage Sonderurlaub<br />

gewährt wird. Den Auszubildenden soll auch vor dem Tag der schriftlichen<br />

Prüfung freigestellt werden (analog der Regelung des § 10<br />

Jugendarbeitsschutzgesetz).<br />

6. Eine Arbeitsbefreiung nach Berufsschulbesuch für alle Auszubildenden. Es soll<br />

für alle Auszubildenden an jedem Berufsschultag mit mindestens fünf<br />

Berufsschulstunden keine Rückkehrpflicht in den Ausbildungsbetrieb besteht.<br />

Entsprechende Regelungen für Blockunterricht sind zu finden.<br />

7. Eine Vereinheitlichung der Regelungen der Aufwandsentschädigungen, die<br />

durch die ArbeitgeberInnen erfolgen.<br />

8. Ferner soll der Ausbildungsbeginn mit dem Berufsschulbeginn übereinstimmen.<br />

Die Zeit des Berufsschulbesuches ist außerdem auf die Probezeit und<br />

Ausbildungszeit anzurechnen. Dies soll analog auch für die Hochschulen gelten.<br />

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Wir wollen die inklusive Gesellschaft!<br />

Ende 2006 verabschiedete die Generalversammlung der UNO das Übereinkommen<br />

zum Schutz der Rechte von Menschen mit Behinderung. Dieses Übereinkommen wurde<br />

bis heute von ca. 100 Staaten ratifiziert, darunter auch die Bundesrepublik<br />

Deutschland. Durch die Ratifizierung wurde das Übereinkommen geltendes Recht in<br />

Deutschland und muss von allen staatlichen Akteuren befolgt werden. Doch leider<br />

heißt das nicht gleichzeitig, dass die gut ausgearbeiteten Ziele des Übereinkommens<br />

rasch umgesetzt wurden.<br />

In der Konvention werden sehr viele wichtige soziale Rechte erläutert, die den<br />

Menschen mit Beeinträchtigung, die vollständige Teilhabe an der Gesellschaft<br />

ermöglichen sollen.<br />

Gleiches Recht für alle.<br />

Mit der Unterzeichnung der Konvention haben sich die Vertragsstaaten dazu<br />

verpflichtet anzuerkennen, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind und<br />

gleichberechtigt behandelt werden müssen. Das bedeutet, dass auch beeinträchtigte<br />

Menschen die gleichen Rechte haben, wie Menschen ohne Beeinträchtigung, also das<br />

Recht auf persönliche Freiheit und Sicherheit, das Recht auf Zugang zur Justiz und<br />

natürlich auch das Recht auf Leben, um hier nur ein paar zu nennen.<br />

Ebenfalls sieht die Konvention vor Entmündigungen und ähnliche Eingriffe in die<br />

persönliche Rechte möglichst zu vermeiden. Daher sollen die Unterzeichner der<br />

Konvention dafür Sorge tragen, dass beeinträchtigte Menschen soweit Unterstützung<br />

unterhalten, dass sie ihre Rechte und Funktionen als Rechtsperson ausüben können.<br />

In Artikel 29 wird ein weiterer wichtiger Punkt genannt und zwar die Teilhabe am<br />

politischen und öffentlichen Leben. Die Vertragsstaaten haben sich dazu bereit erklärt,<br />

Menschen mit Beeinträchtigung, die gleichen Chancen zu geben wie Menschen ohne<br />

Beeinträchtigung. Das heißt im Einzelnen die Möglichkeiten zu haben, wählen zu<br />

gehen und/oder sich selbst wählen zu lassen, in einer politischen Organisation<br />

mitzuarbeiten oder selbst Interessenverbände zu gründen.<br />

Wir <strong>Juso</strong>s fordern:<br />

• Gleiches Recht für alle.<br />

• Keine Diskriminierung von Menschen mit Beeinträchtigung. Menschen, die ein<br />

Handicap haben, dürfen nicht zusätzlich behindert werden. Dies heißt unter<br />

anderem, dass kein Mensch, der während seiner Berufszeit eine<br />

Beeinträchtigung erleidet, deswegen der Arbeitsplatz gekündigt werden darf<br />

oder dass keinem Kind, mit Handicap, der Platz in der örtlichen Krippe oder<br />

Schule verweigert werden darf. Wenn eine Weiterbeschäftigung aufgrund<br />

faktischer Gegebenheiten nicht möglich ist, muss eine adäquate Weiterbildung<br />

gewährleistet werden.<br />

• Die Eigenständigkeit von beeinträchtigten Menschen zu fördern und zu<br />

unterstützen, um dies zu gewährleisten müssen verschiedene Unterstützungsund<br />

Assistenzleistungen aufgebaut werden.<br />

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• Dass Wahllokale barrierefrei zu erreichen sein müssen.<br />

o Der Wahlvorgang muss barrierefrei durchzuführen sein. Jedes Wahllokal<br />

soll daher bei jeder Wahl die Wahlschablonen für Sehbehinderte<br />

bereithalten.<br />

o Wir fordern die Bundesregierung daher auf in Dialog mit Sehbehinderten<br />

zu treten, um bundeseinheitliche Wahlschablonen herzustellen. Die<br />

dabei entstehenden Kosten muss die Bundesregierung weiterhin tragen.<br />

Keine Barrieren! Weder in den Köpfen noch sonst wo.<br />

Die Konvention definiert die Behinderung eines Menschen nicht als feststehenden<br />

Zustand, sondern als ein sich ständig verändernden Prozess. Menschen mit<br />

Beeinträchtigungen werden nicht durch ihre Beeinträchtigung behindert, wie z.B.<br />

Blindheit, Lernstörungen, körperliche Einschränkungen und weitere. Sie werden<br />

behindert, da sie auf einstellungs- und umweltbedingte Barriere stoßen und diese<br />

Barrieren hindern sie daran vollständig am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu<br />

können. Daher auch die Formulierung „Menschen, die behindert werden“. Denn sie<br />

selbst können nichts für ihr Schicksal.<br />

Folgerichtig geht die Konvention noch weiter auf die Barrierefreiheit ein. Die<br />

Vertragsstaaten werden dazu verpflichtet Hindernisse und Zugangsbarrieren zu<br />

beseitigen. Dies betrifft nicht nur den öffentlich Raum, wie Schulen, öffentlicher<br />

Nahverkehr, medizinische Einrichtungen und ähnliches, sondern auch Wohnhäuser<br />

und Arbeitsstätten. Darunter fällt auch der Aspekt des „Universelle[n] Design“.<br />

„Universelles Design“ bedeutet Produkte und Gebäudeteile möglichst so zu entwerfen,<br />

dass sie möglichst ohne große Anpassungsschwierigkeiten von Menschen mit<br />

Beeinträchtigung sind verwendet werden können.<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt der Barrierefreiheit ist das in Artikel 21 festgeschriebene<br />

Recht auf freie Meinungsäußerung, Meinungsfreiheit und den Zugang zu Information.<br />

Dahingehend haben sich die Vertragsstaaten dazu verpflichtet, alle Informationen, die<br />

für die Allgemeinheit bestimmt sind, so zu verbreiten, dass sie für alle Menschen zur<br />

Verfügung stehen. Dazu soll im Umgang mit Behörden die Verwendung von<br />

Gebärdensprache, Brailleschrift und weiteren Kommunikationsform akzeptiert und<br />

erleichtert werden.<br />

Wir <strong>Juso</strong>s fordern:<br />

• Alle öffentlichen Gebäude barrierefrei zu gestalten.<br />

• Die allgemeingültigen Normen(DIN) für Gebäude, Geräte und Dienstleistungen<br />

so zu ändern, dass die Barrierefreiheit zum Regelfall wird.<br />

• Den Umbau von Wohnhäusern und Arbeitsstätten zu barrierefreien Gebäuden<br />

durch öffentliche Mittel zu fördern.<br />

• Die Verwendung von Gebärdensprache, Brailleschrift und anderen<br />

Kommunikationsformen in allen Lebensbereichen zu akzeptieren und zu<br />

fördern.<br />

• Einen barrierefreien Zugang zu (öffentlichen) Webinhalten<br />

Selbst bestimmen, wie man Leben will.<br />

Die Vertragssaaten müssen gewährleisten, dass Menschen mit Beeinträchtigung, die<br />

gleichen Wahlmöglichkeiten haben, wie Menschen ohne Beeinträchtigung. Explizit<br />

wird die freie Wahl des Aufenthaltsortes genannt. Daher soll auf vollstationäre<br />

Versorgung verzichtet werden, außer die betroffene Person wünscht dies ausdrücklich.<br />

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Stattdessen sollen gemeindenahe Wohnformen und Unterstützungsdienste<br />

eingerichtet werden.<br />

Wir <strong>Juso</strong>s fordern:<br />

• Menschen mit Beeinträchtigung, die gleichen Wahlmöglichkeiten zu geben wie<br />

anderen Menschen (Wohnort, Arbeitsstätte, etc.)<br />

• Ausbau des gemeindenahen Wohnens<br />

• Ausbau der Unterstützungsdienste<br />

Inklusive Bildung bedeutet: Keine Ausgrenzung!<br />

In Artikel 24 haben sich die Vertragsstaaten dazu verpflichtet ein inklusives<br />

Bildungssystem einzuführen. Das heißt, dass Menschen, mit Beeinträchtigungen nicht<br />

vom allgemeinen Bildungssystem und besonders Kinder, mit Beeinträchtigung, nicht<br />

vom unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder von der<br />

weiterführenden Schulbildung ausgeschlossen werden dürfen. Demgemäß müssen<br />

Menschen mit Beeinträchtigung, mit anderen Schülern gemeinsam Zugang zu einer<br />

integrativen, hochwertigen und unentgeltlichen Schulbildung bekommen. Damit<br />

Menschen mit Beeinträchtigung, die Möglichkeit besitzen, die volle und<br />

gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft zu erlangen, muss gewährleistet<br />

werden, dass sie lebenspraktische Fertigkeiten und soziale Kompetenzen erlernen.<br />

Darunter fallen Kommunikationsfähigkeiten, wie Gebärdensprache und Brailleschrift,<br />

und Orientierungs- und Mobilitätsfertigkeiten.<br />

Des Weiteren müssen die Vertragsstaaten dafür Sorge tragen, dass Lehrkräfte oder<br />

betreuende Kräfte eingestellt werden, die in Gebärdensprache und Brailleschrift<br />

ausgebildet sind. Dazu soll es noch Schulungen geben, die bei Lehrkräften, anderen<br />

Fachkräften und Angestellten im Bildungswesen das Bewusstsein für Behinderungen<br />

schärfen und ihnen die Verwendung von ergänzenden und alternativen Formen der<br />

Kommunikation beibringen sowie pädagogische Verfahren und Materialien zur<br />

Unterstützung von Menschen mit Beeinträchtigung.<br />

Nicht nur zur schulischen Bildung müssen Menschen mit Beeinträchtigung,<br />

gleichberechtigt und ohne Diskriminierung Zugang haben, sondern auch zu<br />

allgemeiner Hochschulbildung, Berufsausbildung und ähnlichem.<br />

Wir <strong>Juso</strong>s fordern:<br />

• Keine Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen mit Beeinträchtigung,<br />

im Bildungssystem.<br />

• Bildungseinrichtungen dürfen beeinträchtigten Menschen den Zugang zur<br />

Bildungseinrichtung nicht verweigern.<br />

• Ausbau der Gesamtschulen. Damit keine sozialen Hürden zwischen Kindern<br />

aufgebaut werden.<br />

• Den pädagogischen Schwerpunkt in der Lehrkräfteausbildung erhöhen.<br />

• Mehr Lehrerinnen und Lehrer einstellen und mehr Räume zur Verfügung stellen,<br />

für kleinere Klassen und bessere Differenzierung.<br />

• Einstellen von Lehrkräften, die in Gebärdensprache und Brailleschrift<br />

ausgebildet sind.<br />

• Die Schulung von Betreuerinnen und Betreuern in KiTas im Bereich der<br />

Früherkennung von Behinderungen.<br />

• Landesweite Beratungsstellen für Eltern und Lehrerinnen und Lehrern mit<br />

beeinträchtigen und auffälligen, zum Beispiel autistischen<br />

Kindern/SchülerInnen.<br />

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• hochwertige und flächendeckende Handreichungen für Lehrpersonal, wie mit<br />

Nachteilausgleich bei beeinträchtigen Schülerinnen und Schülern zu verfahren<br />

sei.<br />

• Die intensive Vorbereitung von Schulträgern und Schulen auf inklusiven<br />

Schulunterricht.<br />

• Die Abschaffung der Förderschulen<br />

• Den Einsatz von SonderpädagogInnen an allen Schulen, die fest in das<br />

LehrerInnenkollegium eingegliedert sind.<br />

• Eine pauschale Verteilung von sonderpädagogischen Ressourcen unabhängig<br />

von der Feststellung eines besonderen Bedarfes.<br />

Gute Arbeit heißt gleiche Chancen<br />

Im Artikel 27. erkennen die Vertragsstaaten das gleichberechtigte Recht von Menschen<br />

mit Beeinträchtigung, auf Arbeit an. Sie sollen selbst die Möglichkeit bekommen ihren<br />

Lebensunterhalt zu verdienen in einem offenen und inklusiven Arbeitsmarkt. Dabei<br />

sollen Menschen mit Beeinträchtigung, die gleiche Rechte bekommen, wie alle anderen<br />

ArbeitnehmerInnen so z.B. Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsrechte. Außerdem sollen<br />

Menschen mit Beeinträchtigungen im öffentlichen Sektor eingestellt werden und<br />

durch geeignete Maßnahmen soll auch die Anstellung im privaten Sektor gefördert<br />

werden. Dazu soll auch der berufliche Wiedereinstieg und die berufliche Rehabilitation<br />

unterstützt werden, für die Menschen, die erst während ihrer Beschäftigungszeit eine<br />

Beeinträchtigung erleiden. Ebenso soll gefördert werden, dass beeinträchtigte<br />

Menschen sich selbstständig machen.<br />

Wir <strong>Juso</strong>s fordern:<br />

• Menschen mit Beeinträchtigung, sollten möglichst ihren Lebensunterhalt selbst<br />

finanzieren können.<br />

• Werkstätten dürfen keine Alternative zum freien Arbeitsmarkt sein.<br />

• Die Unterstützung durch Arbeitsassistenz zu fördern.<br />

• Die barrierefreie Gestaltung des Arbeitsplatzes.<br />

• Die Eingliederungshilfe auszubauen.<br />

• Das Gemeinden und Kommunen eine bestimmten Prozentsatz von Stellen mit<br />

beeinträchtigten Menschen besetzten müssen. Der Prozentsatz soll in<br />

Absprache mit den Betroffenenverbänden ermittelt werden.<br />

• Dass sich der private Sektor nicht mehr durch geringe Geldbußen davon<br />

entbinden kann, Menschen mit Beeinträchtigungen einzustellen. Eine neue<br />

Regelung muss gefunden werden.<br />

Die inklusive Gesellschaft<br />

Im Endeffekt geht es nur um die Frage in welcher Gesellschaft wir leben wollen! Das<br />

kann nur eine inklusive Gesellschaft sein, in der niemand ausgegrenzt wird.<br />

Behinderungen, Geschlecht, Sexualität, Religionszugehörigkeit und vieles mehr darf<br />

nicht zu Diskriminierungen und Ausgrenzung führen. Daher müssen wir uns als <strong>Juso</strong>s<br />

innerhalb und außerhalb der Politik für eine inklusive Gesellschaft einsetzen. Um die<br />

bestmöglichste Umsetzung dieser Konvention zu erreichen und damit die inklusive<br />

Gesellschaft, müssen wir uns mit den Betroffenenverbänden und Experten<br />

austauschen.<br />

Dabei sollte uns als Leitgedanke dienen: „Es ist normal verschieden zu sein“.<br />

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Änderung des Betriebsverfassungsgesetz(BetrVG)<br />

§ 60 Abs. 1 BetrVG soll in seiner jetzigen Form abgeändert werden.<br />

Jetziger Text:<br />

§ 60 Errichtung und Aufgabe<br />

In Betrieben mit in der Regel mindestens fünf Arbeitnehmern, die das 18. Lebensjahr<br />

noch nicht vollendet haben oder die zu ihrer Berufsausbildung beschäftigt sind und das<br />

25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, werden Jugend‐ und<br />

Auszubildendenvertretungen gewählt.<br />

Neuer Text:<br />

§ 60 Errichtung und Aufgabe<br />

In Betrieben mit in der Regel mindestens fünf Arbeitnehmern, die das 18. Lebensjahr<br />

noch nicht vollendet haben oder die zu ihrer Berufsausbildung beschäftigt sind,<br />

werden Jugend‐ und Auszubildendenvertretungen gewählt.<br />

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Berichtspflicht Werkverträge<br />

Die <strong>Juso</strong>s in <strong>Niedersachsen</strong> fordern die verpflichtende Einführung einer Berichtspflicht<br />

der Unternehmen für abgeschlossene Werkverträge gegenüber der betrieblichen<br />

Interessenvertretung vor Beginn des Werkvertragsabschlusses. Teil dieses Berichtes<br />

müssen folgende Kriterien sein.<br />

1. Anzahl und Beschreibung der abgeschlossenen Werkverträge im Unternehmen<br />

2. Anzahl der im Werkvertrag beschäftigten Menschen<br />

3. Anzahl der Beschäftigten vor, wie nach Abschluss der Werkverträge<br />

4. Die Gründe für den Abschluss eines Werkvertrages<br />

5. Zusammenfassung der Arbeitsbedingungen der vom Unternehmen an<br />

Fremdfirmen abgegebenen Bereiche. (Arbeits- und Pausenzeiten, Urlaubstage,<br />

Mitbestimmung, Lohn, etc.)<br />

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Schülerfahrausweis<br />

Die <strong>Juso</strong>s fordern den kostenlosen Fahrausweis für die jeweiligen Nahverkehrsstrecken<br />

von Bus und Bahn für alle Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen und<br />

die damit verbundene Aufhebung der Höchstgrenze der kostenlosen<br />

Schülerbeförderung bis einschließlich der Klassenstufe 10.<br />

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Gesamtschule<br />

Die Landesregierung wird aufgefordert, die Hürden für die Neugründung von<br />

Gesamtschulen abzubauen. Gesamtschulen sollen unter den gleichen<br />

Vorraussetzungen gegründet werden können wie andere Schulformen. Viele<br />

Elternbefragungen in ganz <strong>Niedersachsen</strong> haben gezeigt, dass Eltern ihre Kinder immer<br />

häufiger an einer Gesamtschule anmelden wollen, deren Kapazitäten jedoch zu jedem<br />

neuen Schuljahr immer schneller erschöpft sind.<br />

Vor allem seit der Einführung des Abiturs nach 12 Jahren schnellen die Anmeldezahlen<br />

an den Gesamtschulen in die Höhe. Aus diesem Grund hat die Landesregierung das<br />

Abitur nach 12 Jahren jetzt auch an Gesamtschulen beschlossen (I8). Dabei wollen<br />

Gesamtschulen doch so viele Schülerinnen und Schüler gemeinsam zu einem<br />

qualifizierten Abschluss bringen und die Schullaufbahn so lange wie möglich offen<br />

halten.<br />

Auch das bei der Einrichtung einer Gesamtschule eine Fünfzügigkeit pro Jahrgang<br />

gefordert wird, ist kaum durchführbar.<br />

Weiterleitung: SPD-Landtagsfraktion<br />

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Verbesserung und Klärung der Stellung der<br />

Promovierenden an der Universität<br />

Im NHG sollen folgende Änderungen vorgenommen werden:<br />

Die Stellung der Promovierenden muss eindeutig geklärt werden. Es muss ein<br />

einheitlicher Zeitpunkt gefunden werden, ab dem man Promovierender ist. Alle<br />

Promovierenden sind zu Mitgliedern der Universität zu erklären. Die Erfassung der<br />

Promovierenden soll vorgeschrieben werden. Zwangseinschreibungen sind durch eine<br />

eindeutige Formulierung des NHG auszuschließen.<br />

Weiterleitung: SPD-Landtagsfraktion<br />

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Gegen die Kommerzialisierung der Hochschulen!<br />

Wir fordern<br />

1. ein Verbot von kommerzieller Werbung an Hochschulen<br />

2. ein Verbot der Einbeziehung von kommerziellen Unternehmen in die<br />

studentische Lehre, immer dann, wenn ein potentielles Verkäufer-Kunden-<br />

Verhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden besteht oder von der<br />

universitären Veranstaltung die Gefahr eines Missbrauchs im Sinne<br />

unerwünschter Marketing- und Werbemaßnahmen ausgeht.<br />

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Zivilklauseln weiterdenken – Landesgesetze etablieren<br />

Die <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> fordern die SPD Landesebene in <strong>Niedersachsen</strong> dazu auf die<br />

universitären Zivilklauseln weiterzudenken und nach ihrem Vorbild eine<br />

Landesgesetzgebung zu schaffen, die die Waffenforschung an Universitäten generell<br />

verbietet.<br />

Der <strong>Juso</strong>-Landesvorstand versucht diese Forderung im Landeswahlprogramm<br />

(Regierungsprogramm) zu verankern.<br />

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Gegen G8<br />

Im Jahre 2011 wurde auch in <strong>Niedersachsen</strong> unser lang bewährtes 13-jähriges<br />

Schulsystem endgültig abgeschafft. Stattdessen wurde es durch ein von dem<br />

„bürgerlichen Lager“, allen voran unserer ehemaligen und landesweit ungeliebten<br />

Kultusministerin Heister-Neumann, 12-jähriges Schulsystem ersetzt. Alle Widerstände<br />

der Elternvertreter, der Opposition im Landtag und auch der Lehrergewerkschaft GEW<br />

wurden von der Hand gewiesen. Ein Volksbegehren, das sich hauptsächlich dafür<br />

eingesetzt hatte G8 abzuschaffen, scheiterte lediglich an den zu hohen formalen<br />

Anforderungen der Landesverfassung.<br />

Wir sehen daher, dass die Rückkehr zu G9 erfolgen muss! Sehr viele Menschen sehen<br />

das genauso. Und deshalb fühlen wir uns mit dieser breiten Unterstützung darin<br />

bestätigt G8 durch das altbewährte G9 zu ersetzen.<br />

Trotzdem wollen wir noch einmal die wichtigsten Gründe reflektieren. Sie stehen<br />

gleichzeitig für die Forderungen, die wir als <strong>Juso</strong>s durchsetzen müssen, um den Weg für<br />

eine (chancen-)gerechtere, solidarischere und freiere Bildung zu bereiten:<br />

Schutz der Bildung vor zu starken wirtschaftlichen bzw. kapitalistischen Einflüssen<br />

G8 macht uns SchülerInnen zu Opfern eines Schulsystems, dessen Einführung auf Basis<br />

von kapitalistisch motivierten Beweggründen basiert. So seien hier der internationale<br />

Vergleich sowie etwaige gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge (bzw. ein früherer<br />

Berufseinstieg als finale Konsequenz daraus) als Argumente der G8-Befürworter zu<br />

nennen, die sich doch bei genauerer Betrachtung nur als wenig stichhaltig erweisen<br />

können, da die deutsche Bildung auf eine Wissensvermittlung sehr breiter Basis<br />

ausgelegt ist und somit das deutsche Bildungssystem mit dem anderer Länder nur<br />

äußerst schwerlich zu vergleichen ist.<br />

Die Gründe für die Einführung von G8 sind in keiner Weise ein Fortschritt in Richtung<br />

„Modernes Bildungswesen“, sondern das genaue Gegenteil! Was hier praktiziert wird<br />

ist ein Rückschritt zum „Mittelalter-Bildungswesen“ und zur strikten kapitalistischen<br />

Differenzierung der SchülerInnen. Darauf können und werden wir uns niemals<br />

einlassen!<br />

Die Freizeit darf nicht unter der Schule leiden!<br />

Die gleiche Menge an Unterrichtspensum, bei gleichzeitiger Abnahme der dafür<br />

vorhergesehen Zeit ist nicht hinnehmbar. Wir finden: Hier wird an den falschen Enden<br />

Kosten und Zeit gespart. Vielen Opfern von G8 bleibt somit die Freizeit vorenthalten.<br />

Stattdessen müssen die SchülerInnen zu Hause ihre Hausaufgaben machen oder lernen<br />

um einen guten Abschluss zu erreichen. Im Allgemeinen ist dies als besonders<br />

problematisch einzuordnen, da die Freizeit an sich zum Ausgleich des Schulalltags<br />

unbedingt erforderlich ist. (Siehe auch JArbSchG §13:„Nach Beendigung der täglichen<br />

Arbeitszeit dürfen Jugendliche nicht vor Ablauf einer ununterbrochenen Freizeit von<br />

mindestens 12 Stunden beschäftigt werden“.) Schule ist zwar nicht direkt mit Arbeit<br />

gleichzusetzen, aber Schule ist trotzdem geistige Arbeit. Meistens ist es jedoch so, dass<br />

durch den Zeitdruck anschließend zu Hause (durch Hausaufgaben etc.) diese<br />

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12 Stunden niemals eingehalten werden. Zumal viele SchülerInnen auch mit dem Bus<br />

zur Schule fahren, was man nicht unbedingt als Freizeit klassifizieren kann. Besonders<br />

diese SchülerInnen leiden unter dem zeitlichen Druck, was sich entweder negativ auf<br />

ihr soziales Umfeld oder auf ihre schulischen Leistungen auswirkten kann.<br />

Zeit für sportliches und soziales Engagement<br />

Die Chancen sportlichem und sozialem Engagement während der Freizeit<br />

nachzukommen werden nicht nur nach und nach abgebaut, sondern scheinen in<br />

unserem jetzigen Schulsystem anscheinend überhaupt nicht erwünscht, was<br />

selbstredend auch durch die steigenden Anzahlen der Wochenstunden erklärt werden<br />

kann, derer es bedarf um das durch das Land <strong>Niedersachsen</strong> vorgegebene Pensum in<br />

Ansätzen erfüllen zu können. Aber gerade das sportliche Engagement und das soziale<br />

Engagement, z.B. in Freiwilligen Feuerwehren oder beim THW, haben einen sehr hohen<br />

Stellenwert in unserer Gesellschaft. Viele möchten sich engagieren, können es aber aus<br />

zeitlichen Gründen nicht. Das darf nicht sein! Wo die Bereitschaft zum Engagement<br />

vorliegt, darf man diese Bereitschaft in keinem Fall mit Füßen treten. Dies würde nur zu<br />

Lasten der Gesellschaft gehen. Das gleiche gilt für Jugendliche, die sich sportlich<br />

betätigen wollen. Jugendliche, die mit ihren Freunden aus dem Sportverein Zeit<br />

verbringen wollen, müssen auch die Möglichkeit haben diese nutzen zu können. Nur so<br />

können auch wichtige soziale Kompetenzen gewonnen werden, die sich positiv in der<br />

Schule auswirken können.<br />

Der Wechsel auf ein Gymnasium muss möglich sein!<br />

Für uns tun sich allerdings noch weitere Probleme auf: Durch die verkürzte Schulzeit<br />

und den so gestiegenen Leistungsdruck sehen wir große Schwierigkeiten hinsichtlich<br />

des Wechsels von einer Realschule auf ein Gymnasium. Durch G8wird dieser quasi zu<br />

einem Ding der Unmöglichkeit. Leider resultieren daraus auch vermehrt Divergenzen<br />

zwischen SchülerInnen, die die Möglichkeit haben ein Gymnasium zu besuchen (und<br />

einen allgemein als „wertvoller“ erachteten Schulabschluss erwerben können) und<br />

solchen, deren voraussichtliche Abschlüsse in akademischer Hinsicht eher als<br />

„niedrig“(Hauptschule, Realschule) eingestuft werden. Dies kann keinesfalls Ziel einer<br />

jeden Bildungspolitik sein! Und deswegen bedarf es auch unseres Eingriffes an dieser<br />

Stelle! Wir wünschen uns daher, dass es in der Schule nicht mehr darum geht, wer sich<br />

den besten Nachhilfelehrer leisten kann, um dem diktierten Stoff nachkommen zu<br />

können. Besonders RealschülerInnen oder HauptschülerInnen, die auf das Gymnasium<br />

wechseln können, müssen viel Stoff nachholen. Meistens geht das nur mithilfe eines<br />

Nachhilfelehrers. Das darf aber nicht sein. Es verstärkt die bereits angesprochene<br />

kapitalistische Differenzierung der Schülerschaft und benachteiligt SchülerInnen aus<br />

finanziell schwachen Familien, ja nimmt ihnen sogar die Möglichkeit ihr Abitur machen<br />

zu können.<br />

Spezialisierung erst im 11. Jahrgang<br />

Außerdem stufen wir die frühe Spezialisierung, welche durch die Wahl der Fächer für<br />

die Profiloberstufe in Jahrgang 10 bedingt wird, besonders problematisch ein. Die<br />

Kinder werden teils mit 15 Jahren in eine Richtung gedrängt, die sie zu späterem<br />

Zeitpunkt nicht mehr rückgängig machen können und somit in sehr frühem Alter<br />

bereits spezialisierten Kategorien zugewiesen. Früher erfolgte dies in Jahrgang 11. Dies<br />

hat den Vorteil, dass die SchülerInnen bereits ein genaueres Bild über eigene Interessen<br />

und Stärken haben und zwar schlicht aufgrund der Tatsache, dass ihnen ein Jahr mehr<br />

zur Selbstreflexion dargeboten werden kann.<br />

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Wieder mehr gemeinsames Lernen!<br />

Wir bedauern, dass durch das fehlende Jahr weniger Zeit für gemeinsames Lernen und<br />

die Förderung sozialer Kompetenzen verwendet werden kann. Dies ist durch das<br />

Aufsplittern in die Kursstufe, in welcher das soziale Miteinander eine untergeordnete<br />

Rolle annimmt, bedingt. Das Unterrichten in den Klassenverbänden, welches<br />

theoretisch auch einem Prinzip der Verantwortung füreinander untergeordnet sein<br />

sollte, leidet immens unter dem neu entstandenen Druck der durch die Vermittlung<br />

reinen Wissens bedingt wird. Nur kohärent, dass somit wenig Zeit für Klasseninterna<br />

und Soziales bleibt. Wir beobachten, dass vor allem Gesamtschulen, die besonderen<br />

Wert auf soziale Komponenten innerhalb des Schulalltags legen, unter dem Zeitdruck<br />

leiden. Das bedauern wir und treten dafür ein, dass genau deswegen eine Rückkehr zu<br />

G9 der einzig vertretbare Weg ist.<br />

Keine Wettbewerbshaltung an Schulen!<br />

Wir befürchten, dass unser jetziges Schulsystem den SchülerInnen den Wert der<br />

Gemeinschaft nicht mehr mit auf den Weg geben kann. Stattdessen erfahren wir hier<br />

eine zunehmende Wettbewerbshaltung innerhalb der Klassenzimmer: Der<br />

Leistungsdruck motiviert die SchülerInnen ganz klar einen Weg der Individualisierung<br />

getreu dem Motto „gegeneinander statt miteinander “ zu gehen.<br />

So eine Gesellschaft wollen wir nicht. Wir betrachten die Bildung als ein hohes Gut<br />

unserer Gesellschaft, für das wir uns mit aller Nachdrücklichkeit einsetzen werden, um<br />

sie gerecht und für jeden zugänglich zu machen. Deswegen lautet unsere Forderung<br />

ganz klar:<br />

Weg mit G8, denn wir brauchen ein Schulsystem, indem SchülerInnnen nicht zu Opfern<br />

etwaiger unangemessener internationaler Vergleiche oder vorgeschobener<br />

wirtschaftlicher Beweggründe werden. Deshalb wünschen wir uns für unser Land eine<br />

Rückkehr zum 13-jährigen Schulsystems, damit unser Bildungssystem die SchülerInnen<br />

nicht in ihrer Entwicklung hindert, sondern der tatsächlichen Aufgabe nachkommt und<br />

die Lernenden in ihrer Entwicklung so stark fördert, wie es notwendig ist!<br />

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Gegen das Erteilen von Religionsunterricht an Schulen<br />

Wir <strong>Juso</strong>s in <strong>Niedersachsen</strong> sprechen uns eindeutig gegen ein weiteres Erteilen von<br />

Religionsunterricht an Schulen aus. Stattdessen möchten wir uns für einen<br />

Ethikunterricht stark machen, in welchen nicht nur soziale aber z.B. auch<br />

Umweltaspekte behandelt werden können.<br />

An dieser Stelle möchten wir auch auf Artikel 3 unseres Grundgesetzes verweisen, in<br />

dem es heißt, dass niemand aufgrund seiner „religiösen Ansichten benachteiligt oder<br />

bevorzugt werden“ darf. Tagtäglich erfahren jedoch viele unserer MitschülerInnen,<br />

welche sich nicht der christlichen Glaubensrichtung zugehörig fühlen, eine<br />

Benachteiligung ebendieser Art: Wir stellen fest, dass für nicht-christliche Religionen<br />

innerhalb unseres Schulsystems offenbar kein Platz geboten wird. Gerade in Angesicht<br />

der Tatsache, dass in einigen Regionen ein gesteigerter (größtenteils durch Migration<br />

bedingte) Anteil an Andersgläubigen (z.B. Muslimen) vorherrscht, welche keinen auf<br />

ihre Religion im Spezifischen zugeschnittenen Religionsunterricht erfahren dürfen,<br />

sollten wir es als unsere Pflicht sehen religiöse Differenzen innerhalb unserer<br />

Gesellschaft nicht als Anlass zu einer gewissen Separierung nach christlichen bzw.<br />

nicht christlichem Glauben zu nehmen. Dies kann zu einer Klassengemeinschaft kaum<br />

in förderlicher Art und Weise beitragen, zumal es zwangsläufig zu einer gewissen<br />

Förderung einer religionsmotivierten Ordnung beiträgt, die sich nicht nur zwangsläufig<br />

unterrichtsintern abspielen muss. Wir möchten hingegen eine allen Kulturen<br />

gegenüber offene Gesellschaft leben, in der eine solche Monopolstellung des<br />

christlichen Glaubens, wie er derzeit an niedersächsischen Schulen gelehrt wird,<br />

aufgebrochen wird.<br />

Weiterhin kann der unterschiedliche Bildungsstandard, bedingt durch die Tatsache,<br />

dass z.B. in evangelischer und katholischer Religion jeweils unterschiedliche<br />

Thematiken behandelt werden, problematisiert werden. Dieser Bildungsstandard<br />

verdeutlicht, dass noch nicht einmal innerhalb einer Religion eine zwangsläufig gleiche<br />

Schwerpunktbildung vorausgesetzt werden kann, wobei ein allgemeingültiger<br />

Bildungsstandard, losgelöst von Aspekten religiöser Art, ein anstrebenswertes Ziel<br />

wäre. Diese Problematik wirft allerdings eine weitere Frage auf: Wenn ein<br />

Bildungssystem, wie wir es derzeit in <strong>Niedersachsen</strong> antreffen, schon für die christliche<br />

Religion zwei unterschiedliche Gesichtspunkte des Glaubens, den evangelischen und<br />

den katholischen, lehrt, wie ist dann mit mindestens genauso komplexen Strukturen<br />

anderer Glaubensrichtungen zu verfahren(z.B. im Islam Schiiten Sunniten Aleviten)?<br />

Um also einer Gesellschaft an sich und nicht nur einem Teil von ihr gerecht zu werden,<br />

kann ein Religionsunterricht, welcher sich einzig auf die Aspekte einer einzelnen<br />

Glaubensauffassung zentriert, nicht mehr als angemessen empfunden werden. Eine<br />

Gleichbehandlung der Religionen muss demnach eine Maxime unseres<br />

Bildungssystems darstellen, um eine Gleichbehandlung aller zu gewährleisten und um<br />

den SchülerInnen den Weg zu einer weltoffenen und toleranten Gesellschaft<br />

nachhaltig aufzuzeigen. Wir finden: Einseitiger Religionsunterricht verhindert dies!<br />

Aufgrund der Tatsache, dass die heutigen Regelungen unseres Religionsunterrichts<br />

keine reelle Religionsfreiheit garantieren können, da sie stumpf zwischen christlich/<br />

nicht-christliche differenzieren, fordern wir als Alternative einen Ethikunterricht, der<br />

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für einen jeden Schüler und eine jede Schülerin verpflichtend ist. In ihm soll den<br />

SchülerInnen die Möglichkeit einer Diskussion über allgemeingültige<br />

Wertvorstellungen, wie z.B. die Menschenrechte es sind, nähergebracht werden. Die<br />

nachhaltige Vermittlung ethischer Grundwerte und die Sensibilisierung der<br />

SchülerInnen gegenüber Thematiken soziale Art, sowie das Erlernen und Schätzen der<br />

gesellschaftlichen Verantwortung, die ein jeder zu tragen hat, auch gegenüber<br />

Aspekten der Umwelt, sollen grundsätzliches Ziel des Ethikunterrichtes sein. Vorurteile<br />

sollen abgebaut werden.<br />

Wir halten es zudem für sinnvoll hierbei vor allem in den jüngeren Jahrgangsstufen auf<br />

eine starke Praxisorientierung des Unterrichts, bei der die im Unterricht erarbeiteten<br />

Grundwerte gelebt werden können und Anwendung finden, zu setzen. Spätere<br />

Jahrgangsstufen sollen sich weiterhin mit philosophischen und gesellschaftlichen<br />

Fragestellungen befassen.<br />

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Den Nazi-Aufmarsch in Bad Nenndorf verhindern!<br />

Bad Nenndorf wird einmal im Jahr zu einer Nazihochburg in der Bundesrepublik. Jedes<br />

Jahr veranstalten hier Nazis einen “Trauermarsch”, an dem mittlerweile jährlich fast<br />

1000 Nazis teilnehmen.<br />

In Bad Nenndorfs steht das Wincklerbad. Zahlreiche Nazis sind der Auffassung, dass es<br />

dort zu sogenannten “alliierten Gewaltverbrechen” in Form von Folter gekommen sei.<br />

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde dieses Gebäude als Verhörzentrum für<br />

Kriegsgefangene genutzt, in ihm wurden unter anderem Nazigrößen, wie SS-General<br />

Oswald Pohl verhört. Oswald Pohl war während des „Dritten Reichs“ einer der<br />

Zuständigen für Konzentrationslager und so maßgeblich an der Ermordung von<br />

Millionen von Menschen beteiligt und verantwortlich. Die Darstellung der Nazis, das<br />

Wincklerbad wäre ein Folterzentrum der Alliierten gewesen ist<br />

geschichtsrevisionistisch und beleidigt die Opfer des Holocaust in unglaublicher Art<br />

und Weise.<br />

Mittlerweile ist die Demo in der rechten Szene zu einer festen Größe geworden. So ist<br />

sie heute die größte Nazi-Demo in Nord-Deutschland und die drittgrößte in<br />

Deutschland. Während zu Beginn nur einige hundert Nazis demonstrierten stieg die<br />

Zahl der TeilnehmerInnen jedes Jahr an. Unter Rechten ist sie weit über die<br />

<strong>Niedersachsen</strong> bekannt, Nazigrößen aus ganz Deutschland lassen sich hier blicken.<br />

Wir rufen dazu auf, den Aufmarsch ein für alle Mal zu unterbinden! Dafür ist ein<br />

breites Bündnis notwendig – Parteien, Vereine, Gewerkschaften, Jugendverbänden.<br />

Wenn GeschichtsrevisionistInnen, NationalistInnen, RassistInnen und FaschistInnen<br />

erneut versuchen durch Bad Nenndorf zu marschieren müssen wir uns ihnen<br />

entschlossen entgegenstellen!<br />

Wir nehmen nicht hin, dass FaschistInnen ihr Gedankengut verbreiten können und wir<br />

nehmen nicht hin, dass man versucht antifaschistische Arbeit zu kriminalisieren.<br />

Deswegen unterstützen die <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> den Kampf gegen die Nazi Demo in<br />

Bad Nenndorf.<br />

Wir werden uns den faschistischen Aufmärschen in den Weg stellen. Wir kämpfen für<br />

eine Gesellschaft, in der Diskriminierung, Rassismus, Sexismus und Nationalismus<br />

keinen Platz haben.<br />

Wir rufen jeden und jede dazu auf mit uns nach Bad Nenndorf zu kommen uns ein<br />

starkes Zeichen gegen Rechts zu setzten. Wir wollen den Nazi-Aufmarsch verhindern!<br />

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Kein Platz für Islamfeindlichkeit: Die rassistische Hetze<br />

von PI stoppen<br />

Wir fordern, wie immer mehr Politiker, eine viel strengere Beobachtung und Kontrolle<br />

des Blogs „Politically Incorrect“ durch die entsprechenden polizeilichen und<br />

nachrichtendienstlichen Organe. Die Behörden dürfen hier nicht schon wieder auf dem<br />

rechten Auge blind sein. Zudem muss geprüft werden, ob eine Löschung der Seite<br />

aufgrund eindeutig volksverhetzender Inhalte bzw. eine Strafverfolgung der Betreiber<br />

möglich ist. Gleichzeitig muss es unsere Aufgabe sein, uns aktiver in den<br />

gesellschaftlichen Diskurs einzubringen und die Argumentationsmuster und<br />

Denkweisen von PI als das zu enttarnen, was sie sind, nämlich purer bürgerlicher<br />

Rassismus, welcher sich zwar von neonazistischen Strukturen in Auftreten und<br />

Erscheinungsbild unterscheidet, jedoch darum kaum weniger gefährlich ist. Die<br />

Vorurteile, die bedient werden und die Ängste, die geschürt werden, ähneln sich nur<br />

allzu sehr.<br />

Aus Utoya lernen:<br />

Geblendet von purem Hass auf muslimische Menschen und getrieben vom Wunsch,<br />

eine Art „Rassenkrieg“ loszutreten, sprengte ein rechtsradikaler Attentäter im Juli 2011<br />

ein Regierungsgebäude in Oslo und tötete danach dutzende unserer norwegischen<br />

GenossenInnen. Der Attentäter gab nach seiner Festnahme bekannt, er habe so Front<br />

gegen die „Überfremdung Norwegens“ und die „multikulturelle Gesellschaft“ machen<br />

wollen. Zwar handelte es sich bei dem Attentäter um einen Einzeltäter, der auf eigene<br />

Faust handelte. Doch ideologisch geprägt war er dabei nachweislich von diversen<br />

islamfeindlichen, rassistischen und rechtspopulistischen Parteien, Schriftstellern und<br />

Bloggern, von denen es derzeit viele in ganz Europa gibt.<br />

„Politisch inkorrekt“ gegen alles Fremde:<br />

Der populärste dieser „islamkritischen“ Blogs, sozusagen die digitale Speerspitze der<br />

antimuslimischen Ressentiments, ist Politically Incorrect, kurz PI. PI ist eine Art<br />

Nachrichtenseite, auf der verschiedene AutorInnen, teilweise unter Pseudonymen,<br />

bloggen und das aktuelle Tagesgeschehen kommentieren, wobei es stets um ein<br />

Thema geht: Die islamistische Bedrohung. Die Seite versteht sich selbst als<br />

„pro‐westlich, islamkritisch und demokratisch“ und ist nach Meinung der User das<br />

Gegengewicht zu den „politisch korrekten Mainstreammedien“, welche angeblich zu<br />

unkritisch über den Islam und seine Anhänger berichteten. Dabei ist die auf der Seite<br />

betriebene Berichterstattung und Schreibweise geprägt von Stereotypen und<br />

Fremdenfeindlichkeit, die AutorInnen schüren bewusst rassistische und<br />

antimuslimische Vorurteile. Der Islam wird als kriegerische Glaubensgemeinschaft<br />

dargestellt, dessen Ausbreitung eine unmittelbare Gefahr für die Demokratie und<br />

abendländische Kultur bedeute. Ein Dialog mit Muslimen sei in keinster Weise möglich,<br />

im Gegenteil, man erklärt jeglichen Ansatz zur Verständigung von Anfang an als<br />

gescheitert und aussichtslos. Gleichzeitig werden Personen, egal ob Politiker,<br />

Journalisten oder Prominente, die sich für ein Zusammenleben aussprechen,<br />

systematisch diffamiert und eingeschüchtert, da diese den „Vormarsch“ des Islam nur<br />

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begünstigten und sich angeblich „freiwillig und kampflos unterwerfen“ Gegen<br />

Rechtsextremismus‐Vorwürfe wehrt man sich jedoch vehement, man sei ja<br />

schließlich demokratischer Gesinnung, unterstütze Israel und den Westen und<br />

distanziere sich vom Nationalsozialismus. Zudem könne man ja gar nicht rassistisch<br />

sein, da ja Muslime keine „Rasse“, sondern eine Religionsgemeinschaft seien.<br />

Volksverhetzung und Mordfantasien:<br />

Trotz dieser Beteuerungen der Betreiber werden auf PI eindeutig menschenfeindliche<br />

und volksverhetzende Inhalte verbreitet. Dies geschieht besonders in den<br />

Kommentarspalten der Website, in denen die User ihren islamophoben Hass offen<br />

ausleben und ihr Weltbild preisgeben. Neben lupenreinem Rassismus gegenüber<br />

MigranntInnen und ständigen offenen Beleidigungen des Islams finden sich zahlreiche<br />

Exempel für Aufrufe zur Gewalt gegen muslimische Menschen, Mordfantasien und<br />

Vernichtungspläne. So fordert ein User „H-Bomben auf Mekka“, ein anderer verhöhnt<br />

eine von Neonazis getötete Ägypterin mit den Worten „eine Gebärmaschine weniger“<br />

und ein weiterer Kommentator der Seite will Arbeitslager für zum Islam konvertierte<br />

Deutsche, um nur einige Beispiele zu nennen.<br />

Es scheint, dass genau solche Kommentare von den AutorInnen erwünscht sind, so<br />

lassen sie bewusst Empfehlungen oder Lösungsvorschläge in ihren Artikeln aus, diese<br />

überlässt man gewissermaßen der Fantasie der Nutzer. Entgleisungen des<br />

Autoren‐Kollektivs sind eher selten, obwohl z.B. auch von dieser Seite schon zum<br />

„bewaffneten Kampf“ aufgefordert wurde: Man müsse sich notfalls auch mit „Waffen<br />

gegen die Überfremdung“ wehren. In Hinblick auf den norwegischen Attentäter ein<br />

bezeichnender Aufruf.<br />

Gleichzeitig sind die Beteuerungen von PI, man sei ja pro‐israelisch und verteidige die<br />

individuelle Freiheit, eine Farce: Israel wird hier nur als „Bollwerk gegen den<br />

Islamismus“ angesehen und man solidarisiert sich daher vor allem mit<br />

nationalistischen Siedlern. Des Weiteren werden z.B. häufig Homosexuelle attackiert,<br />

da diese viel zu weltoffen und tolerant seien, außerdem beschränkt sich bspw. die<br />

„pro‐westliche“ bzw. „pro‐amerikanische“ Haltung auf eine Unterstützung der<br />

konservativen Hardliner, Präsident Obama dagegen wird dank abstruser<br />

Verschwörungstheorien häufig selbst als Moslem gesehen.<br />

In der Mitte fest verankert:<br />

Nun könnte man „Politically Incorrect“ als eine kleine wirre Gruppe rechter Islamhasser<br />

abtun, die keine Bedrohung für unsere Demokratie darstellten und überhaupt müsse<br />

unsere Gesellschaft in diesem Fall die Meinungsfreiheit erhalten und dem Treiben<br />

keinen Einhalt gebieten.<br />

Doch diese Gegenargumente verharmlosen die reale Bedrohung, die von solchen Seiten<br />

ausgeht und verkennen, wie viel Gehör solche Ressentiments derzeit finden. Die Seite<br />

hat täglich mehrere zehntausend Besucher, dazu hat sich mittlerweile ein fast schon<br />

konspirativ agierender Personenkreis mit dutzenden Ortsgruppen gebildet, welche<br />

Treffen organisieren, bewusst Veranstaltungen über den Islam stören oder aber auch<br />

zu Onlineaktivitäten gegen die „Islamisierung“ aufrufen, z.B. die „Mainstreammedien“<br />

zu attackieren. Wie sehr sich der Einfluss von PI in die Mitte der Gesellschaft ausdehnt,<br />

zeigen auch die engen Verflechtungen zu immer bedeutsamer werdenden<br />

rechtspopulistischen Bürgerbewegungen wie „Pro‐NRW“ oder auch zu<br />

islamfeindlichen Parteien wie der neu gegründeten „Freiheit“. Zudem bestehen gute<br />

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Verbindungen zur rechten Prominenz im Ausland, z.B. zu Geert Wilders oder aber auch<br />

zu militanten Gruppen wie der „Jewish Defence League“.<br />

Besonders erschreckend ist jedoch das Interesse an PI, welches Teile der CDU und FDP<br />

geäußert haben. So interessierte sich der „Stresemann‐Club“ von FDP‐Mitgliedern<br />

für die Aktivitäten der rechten Seitenbetreiber, aber auch der Vorsitzende der<br />

Seniorenunion äußerte eine Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Führt man sich die<br />

beschriebene inhaltliche Ausrichtung der Seite vor Augen, so zeigt dies auf drastische<br />

Weise, wie weit eindeutig extrem rechte und islamfeindliche Vorurteile sowie teils<br />

gewaltverherrlichende Ideologien in die Mitte unserer Gesellschaft vorgedrungen sind.<br />

Das Konzept der Rechtspopulisten, sich als harmlos zu geben, scheint aufzugehen,<br />

wenn sie von Teilen demokratischer Parteien als mögliche Partner in Betracht gezogen<br />

werden. So eröffnen sich ihnen ganz neue Einflussmöglichkeiten auf gesellschaftliche<br />

Debatten und sie können ihre Hetze gegen alle Muslime mit noch größerer Akzeptanz<br />

betreiben. Das ist die wahre Bedrohung für unsere Freiheit und Demokratie.<br />

Dem rassistischen Treiben Einhalt gebieten:<br />

Seit dem im November 2011 bekannt gewordenen Morden durch das Zwickauer<br />

Nazitrio, vermittelt die Bundesregierung den Eindruck, sie tue nun alles nur mögliche<br />

im Kampf gegen Neonazis und Rassismus. Tatsächlich jedoch schließt das nicht die<br />

Aktivitäten von rechten Populisten wie PI ein. Eine genauere Beobachtung des Blogs<br />

stehe deshalb nicht zur Debatte, da die Seite nicht dem „klassischen Bild des<br />

Rechtsextremismus“ entspreche. Hier versperrt man sich vor der Erkenntnis, dass jene<br />

menschenfeindlichen und offen rassistischen Argumentationsmuster, die PI<br />

propagiert, auf große Zustimmung in der Bevölkerung treffen.<br />

Wir als <strong>Juso</strong>s müssen hier entschieden handeln und den bürgerlich daherkommenden<br />

Rassismus nicht mit Samthandschuhen anfassen, sondern klar machen, dass wir uns<br />

für ein friedliches Miteinander aussprechen und jede Form von Diskriminierung<br />

ablehnen. Natürlich ist Kritik an diversen menschenrechtlich fragwürdigen<br />

Religionspraktiken legitim, auch dies muss immer Bestandteil einer emanzipatorischen<br />

Perspektive sein. Aber der rechtspopulistischen Hetze muss Einhalt geboten werden,<br />

bevor sich diese Ressentiments noch mehr in den Köpfen verfestigen und unser<br />

Zusammenleben weiter vergiften.<br />

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Vereinheitlichung des Ausländerrechts<br />

Die <strong>Juso</strong>s fordern die sozialdemokratisch regierten Bundesländer auf, innerhalb der<br />

IMK und des Bundestages auf eine einheitliche Auslegung sowie eine Vereinfachung<br />

des Ausländerrechts zu drängen. Ferner soll innerhalb der SPD ein tragfähiges Konzept<br />

für ein EU‐weit gültiges Auslander‐ und Staatsangehörigkeitsrecht entwickelt<br />

werden, das bei Regierungsübernahme 2013 mit den Partnerländern in die<br />

EU‐Gremien eingebracht wird.<br />

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Für eine Antidiskriminierungsstelle auf Landesebene<br />

Wir fordern<br />

• eine Antidiskriminierungsstelle auf Landesebene.<br />

• einen Einsatz für mehr Antidiskriminierungsstelle in den Kommunen in<br />

Niedersachen.<br />

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Rechtssicherheit schaffen – Heterologe Insemination bei<br />

Lebenspartnerinnen möglich machen<br />

Die <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> fordern die Gleichstellung und Gleichbehandlung von<br />

heterosexuellen Ehen, lesbischen Lebenspartnerschaften und Menschen ohne<br />

Beziehung hinsichtlich der Praxis assistierter Reproduktion.<br />

Zu diesem Zweck fordern wir eine Änderung der Berufsordnung und Richtlinien der<br />

Landesärztekammer <strong>Niedersachsen</strong> nach dem Vorbild der Landesärztekammern Berlin<br />

und Hamburg, die die assistierte Reproduktion bei Lebenspartnerinnen explizit erlaubt.<br />

Nicht zuletzt fordern die <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> eine generelle rechtliche Gleichstellung<br />

von eingetragenen Lebenspartnerschaften und Ehen auf Bundesebene, um weitere<br />

etwaige juristische Unwägbarkeiten auszuräumen.<br />

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Wer für die Verfassung ist, muss den Verfassungsschutz<br />

abschaffen. Alternative Strategie zur Bekämpfung des<br />

Rechtsextremismus umsetzen.<br />

In Deutschland wird regelmäßig Gewalt durch Nazis ausgeübt. Aus<br />

menschenfeindlichen Motiven heraus werden täglich Menschen angegriffen, teilweise<br />

sogar ermordet. Noch mehr Menschen werden durch die Gewalt verunsichert und<br />

verängstigt. Das Geschehen um das Neonazi-Netzwerk „Nationalsozialistischer<br />

Untergrund“ hat gezeigt, dass systematische, zielgerichtete und brutale Gewalt von<br />

Nazis in den letzten Jahren nahezu unbehelligt ausgeübt wurde und vermutlich weiter<br />

ausgeübt werden wird. Dies schockiert uns zutiefst!<br />

Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer. Diese mussten nicht nur den Verlust<br />

ihnen nahe stehender Menschen verkraften. Sie mussten es darüber hinaus ertragen,<br />

dass Politik, Polizei und Medien die Opfer beschuldigten, in kriminelle Geschäfte<br />

verwickelt gewesen und somit selbst für ihren Tod selbst verantwortlich zu sein.<br />

Vorverurteilungen durch die Ermittlungsbehörden blendeten die politische Motivation<br />

dieser Taten völlig aus. Mitgefühl und ein unbedingter Wille zur Aufklärung der<br />

Verbrechen hätte ihnen zugestanden. Dieses Verhalten ist unentschuldbar.<br />

Die jetzt bekannt gewordenen Taten des Nazi-Netzwerks zeigen ein bisher<br />

unbekanntes Ausmaß an Nazi-Gewalt. Gewalttätige Übergriffe von Nazis sind in<br />

Deutschland aber kein unbekanntes Phänomen. Allein in Ostdeutschland gab es im<br />

Jahr 2010 nach Angaben der Opferberatungsprojekte in den ostdeutschen<br />

Bundesländern 730 Gewalttaten von Nazis. Die Dunkelziffer liegt noch höher. Seit 1990<br />

sind zudem nach Recherchen der Amadeu-Antonio-Stiftung 182 Menschen von Nazis<br />

getötet worden. Vor diesem Hintergrund ist es heuchlerisch, wenn auf die<br />

systematische Gewalt von Nazis mit Überraschung reagiert wird. Wer das bisher nicht<br />

wusste, wollte es nicht wissen.<br />

Konsequenzen ziehen – Untersuchungsausschuss einsetzen<br />

Die nun aufgedeckten Verbrechen zeigen aber noch mehr: Politik,<br />

Verfassungsschutzbehörden und die Polizei tragen die Verantwortung darüber, dass<br />

die Verbrechen des Neonazi-Netzwerks nicht verhindert oder zumindest frühzeitig<br />

aufgeklärt wurden, dass menschenverachtende Einstellungen in unserer Gesellschaft<br />

teilweise zunehmen und entsprechende Strukturen nicht effektiv bekämpft werden.<br />

Schon jetzt ist offensichtlich: Verfassungsschutz und Polizeibehörden haben auf allen<br />

Ebenen versagt. Diese Versäumnisse müssen dringend aufgearbeitet und die Fehler<br />

beseitigt werden.<br />

Daher fordern wir die lückenlose Aufklärung der Verbrechen des<br />

„Nationalsozialistischen Untergrunds“ und dem Agieren der Sicherheitsbehörden –<br />

dies kann nur durch den Untersuchungsausschuss im Deutschen Bundestag<br />

geschehen. Gleichzeitig sind die rechtlichen Grundlagen zu schaffen, dass dieser auch<br />

vollen Zugriff auf die Behörden der Länder erhält.<br />

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Verfassungsschutz abschaffen<br />

Die Verfassungsschutzbehörden in den alten Bundesländern sowie der<br />

Bundesverfassungsschutz sind als Mittel des Kalten Krieges gegründet worden. Ihre<br />

ursprüngliche Aufgabe war es kommunistische Agitation „aus dem Osten“ zu<br />

beobachten und zu bekämpfen. Die Verfolgung der Verbrechen des<br />

Nationalsozialismus ist den Staatsanwaltschaften überlassen worden –der Blick nach<br />

rechts war untergeordneter Teil der Aufgabe der VerfassungschützerInnen. Von Anfang<br />

an bedienten sich diese Behörden im Personalpool des gerade geschlagenen Nazi-<br />

Deutschlands. Auch wenn der Kalte Krieg vorbei ist und diese Menschen lange<br />

entlassen sind, sind diese Wurzeln in Organisation und Struktur erhalten geblieben.<br />

Einzig die Entwicklungen nach den Anschlägen des 11. Septembers haben eine<br />

Teilausrichtung gegen „Islamismus“ bewirkt. Jedoch haben weder die gesetzliche<br />

Umstellung der Aufgaben noch der Wegfall der Sowjetunion und der Aufbau der<br />

Behörden in den Neuen Bundesländern oder das in den Fokus treten von „Islamismus“<br />

nichts daran geändert:<br />

Bis heute sind Verfassungsschutz- und Geheimdienstbehörden gegen Linke gerichtet.<br />

Die Konspiration die nötig ist um eine solche Behörde im derzeitigen Sinne zu<br />

betreiben, führt letztlich zu der Unmöglichkeit der Demokratischen Kontrolle einer<br />

solchen Institution. Anders als Polizei- und Gerichtsakten sind die Unterlagen dieser<br />

Behörden vielfach gegen Zugriff geschützt. Dies gilt sowohl für Gerichte, als auch für<br />

die Parlamente. Selbst Untersuchungsausschüsse konnten in der Vergangenheit nicht<br />

durch das Dickicht von noch legalen oder klar illegalen Maßnahmen, Absprachen und<br />

Bezahlungen durchschlagen.<br />

Dadurch haben sich die Verfassungsschutzbehörden zunehmend zu einer<br />

eigenständigen Organisation entwickelt, die eigene Interessen besitzt, autonome Ziele<br />

verfolg und augenscheinlich nicht ausreichend kontrolliert wird. Auch ob und wieweit<br />

diese Behörden ihre Ziele effektiv verfolgen, ist nicht nachvollziehbar.<br />

Trotzdem sind die Behörden politischen Steuerungsversuchen nicht vollkommen<br />

entzogen: Die politischen Instrumentalisierung ist dabei insbesondere bei der<br />

Beobachtung der Partei DIE LINKE oder den Abzug von Personal aus dem Bereich<br />

„Rechtsextremismus“ zum „Islamismus“ oder „Linksextremismus“ zu sehen.<br />

Deshalb müssen die Aufgaben des Geheimdienstes grundlegend überdacht und so<br />

weit wie möglich anderen, besser legitimierten staatlichen Behörden zugewiesen<br />

werden.<br />

Wir fordern konkret:<br />

1. Eine Beendung der Personal- und Mittelverschwendung und Denunzierung der<br />

Partei DIE LINKE in der Form der Beobachtung durch<br />

Verfassungsschutzbehörden.<br />

2. Die Verlagerung aller Formen der Kriminalitätsbekämpfung und die dafür<br />

notwendigen Ermittlungen zu Polizeibehörden.<br />

3. Die Wiedergründung einer Landeszentrale für politische Bildung und die<br />

Beendigung der Bildungsarbeit durch den Verfassungsschutz in <strong>Niedersachsen</strong><br />

und anderswo. Zudem müssen Lehrpläne angepasst werden, so dass<br />

Rechtsextreme Gesinnung begegnet werden kann.<br />

V-Leute-System abschaffen<br />

In einem guten Film werden aufrechte Demokraten in kriminelle faschistische<br />

Strukturen eingeschleust und bekämpfen sie von innen. Im echten Leben werden die<br />

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schwächsten Mitglieder einer kriminellen faschistischen Gruppe mit Geld gekauft, ihre<br />

Überzeugungen und Freunde zu verraten. Alternativ wird auch gleich der faschistische<br />

Kopf einer solchen Bande gekauft.<br />

Dabei entstehen Abhängigkeiten: Strukturen funktionieren oder überleben manchmal<br />

nur, weil Geld über V-Leute dieses ermöglichen. Oder aber die Berichte werden von V-<br />

Leuten so gestaltet, dass diese die Weiterbeschäftigung garantieren.<br />

Die erste Variante sorgt für die staatliche Subventionierung von faschistischen<br />

kriminellen Strukturen und ist daher zu beenden. Die zweite Variante verhindert ein<br />

neues NPD-Verbotsverfahren.<br />

Wir fordern daher die ersatzlose Abschaffung des V-Leute-Systems in der Arbeit der<br />

Verfassungsschutzbehörden.<br />

NPD-Verbot jetzt<br />

Die NPD ist weiter Teil der extremen Rechten. Sie ist es, die versucht die Brück ins<br />

bürgerliche Lager zu schlagen. Sie arbeiten Öffentlichkeitswirksam, bekommen<br />

staatliche Parteienförderung und können mit dem Parteienprivileg manchen Dinge erst<br />

ermöglichen. Sie organisieren mit ihren Fraktionsbüros die ideologischen Kerne der<br />

Rechten in Deutschland.<br />

Das leidige CDU-Minister-Argument „lieber sicher beobachten als verbieten und nicht<br />

mehr beobachten können“ ist mit den NSU-Morden erledigt. Obwohl alle Mittel zum<br />

Beobachtung bereit standen, ist nichts verhindert oder auch nur aufgeklärt worden.<br />

Das alles muss ein Ende haben. Ein neues NPD-Verbotsverfahren ist schnellstmöglich<br />

vorzubereiten. Ein zügiger Abzug der V-Leute, begleitet von Verboten von<br />

Unterstützungsstrukturen der Partei, sowie ein entschlossenes Ermitteln von<br />

Straftaten ihrer Funktionäre kann ausreichend rechtstaatliche Mittel für ein<br />

Verbotsverfahren liefern.<br />

Eine SPD-Landesregierung muss diesen Weg weiter vorantreiben, die<br />

Bundestagsfraktion diesen Weg weiter beschreiten.<br />

Extremismusklausel kassieren – Antifaschistische Strukturen aufbauen.<br />

Bundesministerin Kristina Schröder, die seit ihrem Amtsantritt unerlässlich vor den<br />

Gefahren eines sog. "Linksextremismus" warnt, streitet aktiv gegen antifaschistische<br />

Strukturen. Sie hat es zu verantworten, dass die Gelder für antifaschistische Projekte<br />

gekürzt wurden, um Geld für den Kampf gegen einen vermeintlichen<br />

"Linksextremismus" bereit stellen zu können. Damit und durch die Einführung der<br />

„Extremismusklausel“ hat sie alle antifaschistischen Projekte durch ihre konservative<br />

Symbolpolitik unter Generalverdacht gestellt. Dies begünstigt latenten Rassismus in<br />

der Gesellschaft umso mehr.<br />

Wir fordern, dass die Extremismusklausel abgeschafft wird und die Mittel für den<br />

Kampf gegen Rechts aufgestockt werden.<br />

Stattdessen ist es notwendig, mehr Mittel für Projekte gegen Rassismus, Nationalismus<br />

und Antisemitismus zur Verfügung zu stellen. Nur der breite, bunte gesellschaftliche<br />

Ansatz kann in einer individualisierten Gesellschaft Vorurteile, Hass und<br />

Rechtsextremismus begegnen.<br />

Wir fordern daher ein Landesprogramm um zivilgesellschaftliches Engagement gegen<br />

Rechtsextremismus zu fördern und dauerhaft zu unterstützen. Dabei muss<br />

insbesondere der Bedarf nach den Kürzungen durch Ministerin Schröder Maßstab sein.<br />

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Zudem müssen die internationalen Jugendaustauschprogramme sowie die<br />

Gedenkstättenarbeit intensiviert werden.<br />

Das Land <strong>Niedersachsen</strong> stark machen gegen Rechts<br />

In <strong>Niedersachsen</strong> gibt es ein differenziertes Bild rechtsextremer Aktivitäten. Während<br />

es in der Vergangenheit verschiedene hauptsächlich ländliche Hotspots gab, verändert<br />

sich diese Lage zunehmend. Nazis versuchen aktiv ihr Betätigungsfeld auszuweiten,<br />

setzen auf urbane Strukturen und deren Lebenswirklichkeiten. Dabei arbeiten sie mit<br />

illegalen Mitteln und reizen die Meinungsfreiheit regelmäßig weit aus. Rechte<br />

Vorurteile, rechte Ideologien und rechte Anfeindungen sind in allen Teilen<br />

<strong>Niedersachsen</strong>s alltäglich.<br />

Eine neue Strategie gegen Rechts muss her.<br />

Eine SPD-geführte Landesregierung muss daher insbesondere:<br />

Die Pflicht der Kreise zur Einrichtung einer Stelle für die Bekämpfung des<br />

Rechtsextremismus einzurichten. Diese Stelle muss die örtliche Arbeit gegen Rechts<br />

koordinieren helfen und mit Verwaltung und Politik verknüpfen können. Dabei muss<br />

geprüft werden, inwiefern das Land den Aufbau von Personal unterstützen kann. Die<br />

wiedergegründete Landeszentrale für Politische Bildung muss die Arbeit dieser Stellen<br />

koordinieren und qualifizieren.<br />

Den Unterrichtsinhalt „Menschenrechtsbildung“ bereits in der Grundschule einführen.<br />

Die Evaluierung der Polizeiarbeit vorantreiben. Alle BeamtInnen müssen in die Lage<br />

versetzt werden, politische Motive zu erkennen und zu benennen. Gleiches gilt für die<br />

Staatsanwaltschaften.<br />

Vorbilder schaffen – Anerkennung auch durch das Land <strong>Niedersachsen</strong><br />

Weiterhin sollten Gruppen und Organisationen, die sich im Kampf gegen Rechts<br />

vorbildlich herausgetan haben, auch dafür geehrt werden. Dazu sollte das Land<br />

<strong>Niedersachsen</strong> einen Preis ausloben, mit dem das Engagement von entsprechenden<br />

Gruppen jährlich honoriert wird. Der Namensvorschlag für diesen Preis ist der August-<br />

Baumgarte-Preis. August Baumgarte (1904-1980) war ein Mitglied der sozialistischen<br />

Arbeiterjugend aus Hannover und engagierte sich in der Weimarer Republik aktiv<br />

gegen die NSDAP. Kurz nach der Machtergreifung und der Reichstagsbrandverordnung<br />

wurde Baumgarte 1933 inhaftiert und bis zum Kriegsende in verschiedenen<br />

Zuchthäusern sowie Arbeits- und Konzentrationslagern untergebracht. So könnte an<br />

eine Persönlichkeit des historischen Antifaschismus erinnert werden, die zudem noch<br />

einen großen regionalen Bezug zu <strong>Niedersachsen</strong> hat.<br />

Eine SPD-Landesregierung muss daher einen Preis einrichten, der zivilgesellschaftliche<br />

Bündnisse gegen Rechts prämiert.<br />

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Wahlalter mit 16 Jahren einführen<br />

Die SPD Landtagsfraktion in <strong>Niedersachsen</strong> und die Bundestagsfraktion, sowie der<br />

Bundesparteitag werden aufgefordert eine Initiative für die Herabsetzung des<br />

Wahlalters auf 16 Jahre zu ergreifen. Dieses Ziel muss im Regierungsprogramm zur<br />

Landtagswahl 2013 klar formuliert und bei Regierungsübernahme in der kommenden<br />

Legislaturperiode umgesetzt werden!<br />

Jugendliche sollen sich stärker in Entscheidungsprozesse einbringen können. Deshalb<br />

fordern die <strong>Juso</strong>s im Landesverband <strong>Niedersachsen</strong>, das Wahlalter auf Ebene des<br />

Landes <strong>Niedersachsen</strong> und der Bundesrepublik Deutschland von 18 auf 16 Jahre als ein<br />

klares Signal an die junge Generation herabzusetzen.<br />

Jugendliche müssen sich aktiv an der Willensbildung beteiligen können.<br />

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Gewalt gegen Frauen stoppen – Opfern helfen<br />

Wir fordern einen Ausbau der Unterstützung für Frauen, die Opfer von Gewalt<br />

geworden sind und eine Verstärkung der Präventionsmaßnahmen.<br />

Deshalb fordern wir konkret:<br />

1. Eine breite Unterstützungsinfrastruktur für eine lückenlose Hilfe, aus<br />

Frauenhäusern, Zufluchtswohnungen, Notrufen, Frauenberatungsstellen und<br />

Interventionsstellen. Informationen darüber müssen an geeigneten Orten und<br />

in verschiedenen Sprachen allen zugänglich sein<br />

2. Eine gezielte Einbindung der Ärztinnen und Ärzte und des Pflegepersonals. Dazu<br />

gehören entsprechende Schulungen und das Verbinden von Beratungs- und<br />

Hilfsangebote mit der Heilbehandlung hinweisen<br />

3. Unterstützung für gewaltbetroffene Frauen um sich (wieder) in den<br />

Arbeitsmarkt hineinzufinden und die kurzfristige und unkomplizierte<br />

Gewährung von Sozialleistungen bei Frauenhausaufenthalten<br />

4. Migrantinnen, die Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind brauchen ein<br />

vom Ehemann unabhängiges Aufenthaltsrecht. Von Zwangsheirat oder<br />

Heiratsverschleppung bedrohte Frauen brauchen außerdem ein längeres<br />

Rückkehrrecht<br />

5. Einen Ausbau der psychosozialen Täterarbeit und von Präventionsprojekten in<br />

Schulen und Jugendzentren, damit bereits Kinder und Jugendliche gewaltfreie<br />

Konfliktlösungen erlernen.<br />

6. verstärkte Maßnahmen zur Sensibilisierung bei der Polizei und der<br />

Justizbehörden für den Umgang mit gewaltbetroffenen Frauen. Auch die<br />

Öffentlichkeit muss darauf sensibilisiert werden, dass es sich bei dem Thema<br />

Gewalt gegen Frauen um ein ernsthaftes Problem handelt, dass noch nicht der<br />

Vergangenheit angehört.<br />

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<strong>Juso</strong>-<strong>Landeskonferenz</strong><br />

14./15.04.<strong>2012</strong><br />

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Bedürfnissen von Opfern schwerer Gewalt Rechnung<br />

tragen – Für eine Einschränkung von gerichtlichen<br />

Absprachen<br />

§ 257 c StPO wird um einen Absatz 6 ergänzt:<br />

(6) Bei schweren Gewalt- und Sexualverbrechen ist eine Verständigung nur möglich,<br />

wenn neben Staatsanwaltschaft und Angeklagter auch der Geschädigte dem<br />

zustimmt.<br />

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Ein einheitliches Postleitzahlensystem für Europa als<br />

erster Schritt zum Sozialismus<br />

Wir fordern die Einführung eines einheitlichen Postleitzahlensystems in allen<br />

europäischen Staaten.<br />

Dabei ist darauf zu achten, dass Samtgemeinden und Städte mit möglichst wenig<br />

verschiedenen Postleitzahlen ausgestattet werden und eine regional sinnvolle<br />

Aufteilung erfolgt, die das Postleitzahlensystem in Europa für alle vereinfacht.<br />

Darüber hinaus ist es für das Erreichen von Sozialismus in Europa unverzichtbar, dass<br />

die Postleitzahlen achtstellig sind.<br />

Mittelfristig sind im Sinne der sozialistischen Weltrevolution mit aller Entschlossenheit<br />

auch weltweit achtstellige Postleitzahlen anzustreben.<br />

Weiterleitung: S&D-Fraktion im Europäischen Parlament<br />

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<strong>Juso</strong>-<strong>Landeskonferenz</strong><br />

14./15.04.<strong>2012</strong><br />

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Müll ist Müll – Containern / Dumpstern legalisieren!<br />

Die <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> fordern die Legalisierung der Entnahme weggeworfener<br />

Lebensmittel aus frei zugänglichen Abfallcontainern (Containern / Dumpstern).<br />

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<strong>Juso</strong>-<strong>Landeskonferenz</strong><br />

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Sozial-Ökologische Beschaffung<br />

Der <strong>Juso</strong>-Landesvorstand möge sich dafür einsetzen, dass in den verschiedenen <strong>Juso</strong>-<br />

Gliederungen in <strong>Niedersachsen</strong> – insbesondere auf Ebene der Kommunen – Initiativen<br />

zur Sozial-Ökologischen Beschaffung seitens der <strong>Juso</strong>s gestartet werden. Diese<br />

Initiativen sollten zum Ziel haben, sozial-ökologischen Kriterien ins kommunale<br />

Beschaffungs- und Ausschreibungswesen, im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten,<br />

zu verankern. Dies kann etwa durch einen von den <strong>Juso</strong>s initiierten Antrag an das<br />

jeweilige kommunale beschlussfassende Gremium geschehen (z.B. Stadtrat). Der <strong>Juso</strong>-<br />

Landesvorstand soll hierzu als Promotor für solche Anträge dienen und bei Bedarf<br />

unterstützend und beratend zur Seite stehen.<br />

Ein Beispielantrag hierzu befindet sich in der Begründung zu diesem Antrag.<br />

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<strong>Juso</strong>-<strong>Landeskonferenz</strong><br />

14./15.04.<strong>2012</strong><br />

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Energieversorgung endlich gerecht und nachhaltig<br />

gestalten!<br />

Die <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> fordern eine Rekommunalisierung der Energieversorgung.<br />

Dabei ist beim Rückkauf der Kraftwerke, Windparks und Ähnlichem durch die<br />

Kommunen darauf zu achten, dass ein für Rekommunalisierung Beauftragter der<br />

Kommune, der eng mit spezialisierten Rechtsanwälten und Steuerberatern<br />

zusammenarbeitet, eingesetzt wird, der den Preis vor dem Hintergrund mangelnder<br />

Investitionen durch die Energieunternehmen, bzw. Betreiber in der Vergangenheit<br />

realistisch schätzt, sodass der Staat nicht mehr bezahlt, als er zum Zeitpunkt der<br />

Privatisierung durch den Verkauf eingenommen hat.<br />

In diesem Prozess ergeben sich als wichtige und zukunftsorientierte Aufgaben und<br />

Ziele eines kommunalwirtschaftlichen Unternehmens folgende Schwerpunkte, die wir<br />

im Zusammenhang mit der Rekommunalisierung einfordern:<br />

• Umbau der vorhandenen Netze zu einer effizienten und zukunftsoffenen<br />

Netzinfrastruktur unter den sich ändernden Nutzungsanforderungen durch die<br />

dezentralen Erzeuger und Einspeiser<br />

• Entwicklung bzw. forcierter Ausbau einer dezentralen Strom- und<br />

Wärmeerzeugungsstruktur unter vorrangigem Einsatz von erneuerbaren<br />

Energien<br />

• Umsetzung einer energieeffizienten Nutzung der öffentlichen Gebäude, der<br />

Straßenbeleuchtungs- und Ampelanlagen als zusätzliche Aufgabe<br />

• Sicherung einer effizienten und preiswürdigen Versorgung mit Strom und Gas<br />

für alle Haushalte, Dienstleistung, Handwerk, Gewerbe und Industrie<br />

• Sicherstellung des Ausbildungsangebotes bei den Stadtwerken<br />

Für den rechtlichen Rahmen auf Bundesebene fordern wir<br />

• die Überlassungsregelung von Netzen nach Auslaufen von<br />

Konzessionsverträgen so zu ändern, dass bei erklärtem Willen der Kommune das<br />

jeweilige Netz zu veräußern ist,<br />

• eine Regelung einzufügen, nach der kaufinteressierte Kommunen alle<br />

maßgeblichen Informationen über die technische und wirtschaftliche Situation<br />

der Netze erhalten,<br />

• die Grundlagen zur Berechnung des Netzkaufpreises so zu bestimmen, dass ein<br />

tatsächlich angemessenes Entgelt über ein Ertragswertverfahren mit der<br />

Berücksichtigung des Tagesneuwerts gerichtsfest bestimmt wird<br />

• eine Verpflichtung einzuführen, bei verzögerter Verfahrensdauer eine<br />

Schlichtungsstelle anzurufen.<br />

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Privatisierungen stoppen – Rekommunalisierung von<br />

Infrastruktur der Daseinsfürsorge ermöglichen<br />

Die Lebensqualität der Menschen, die Verfügbarkeit und der Preis von Angeboten der<br />

Daseinsfürsorge werden in der Kommune entschieden. Nur Kommunen die aktiv<br />

Angebote in der Daseinsfürsorge machen, die diese steuern und gestalten können, sind<br />

langfristig in der Lage lebens- und liebenswerte Städte und Gemeinden zu bleiben. Nur<br />

die kommunale Ebene und nur das kommunale Eigentum, kann die demokratische<br />

Kontrolle zentraler Lebenswerte garantieren.<br />

Privatisierungen in jeder Form versprechen Lösungen für viele Probleme der Menschen.<br />

Die Landesregierung fördert diese Projekte und erhöht jedes Jahr den Druck auf die<br />

niedersächsischen Kommunen, in verschiedenen Formen diese Privatisierungen<br />

umzusetzen. Neben dem Verkauf von Infrastruktur, gibt es verschiedene Formen<br />

vermeintlich schwächerer Natur. Öffentliche-Private-Partnerschaften (ÖPP)<br />

unterschiedlicher Art wurden und werden von Kommunen realisiert. Geheimverträge,<br />

der Verlust von politischer Steuerung und die Gewinnabschöpfung durch Private sind<br />

die unmittelbaren Folgen dieser Form der Kooperation.<br />

Trotzdem haben auch sozialdemokratisch geführte Räte und Kreistage diesen Weg<br />

gewählt. Der Druck irgendwie vorläufig einen politischen Handlungsspielraum<br />

zurückzugewinnen, Mittel für nötige Investitionen zu erhalten oder Schlicht die<br />

Begrenzung der Kreditaufnahme durch die Landesregierung haben auch<br />

Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten genötigt, sich an dieser Art des<br />

Wirtschaftens zu beteiligen. Dies ist in der Not, in der sich die kommunalen Finanzen<br />

befinden, verständlich.<br />

Wir stellen fest, dass wir alle Formen der Privatisierung – die der ÖPPs eingeschlossen -<br />

ablehnen: Privatisierungen in jeder Form, sind der falsche Weg um die Probleme der<br />

Kommunen zu lösen. Die Kommunen müssen wieder in die Lage versetzt werden, die<br />

Privatisierungen zu stoppen und die politische Kontrolle über privatisierte<br />

Einrichtungen zurück zu erlangen.<br />

Eine SPD geführte Landesregierung muss Maßnahmen durchführen, die diesen Trend<br />

umkehren. Dazu müssen im SPD-Wahlprogramm für die Landtagswahlen konkrete<br />

Schritte aufgenommen werden:<br />

Das Land <strong>Niedersachsen</strong> muss die Schaffung eigener Angebote der Daseinsfürsorge<br />

finanziell unterstützen. Gleiches gilt für die Erneuerung der Infrastruktur. Konkret<br />

muss es wieder möglich werden, Vorhaben mit Krediten statt mit ÖPP´s zu realisieren.<br />

Die Begrenzung durch die Kommunale Aufsicht und aus der sogenannten<br />

„Schuldenbremse“ müssen entsprechend zurückgedrängt werden.<br />

<strong>Niedersachsen</strong> muss sich am Ausbau von kommunaler Infrastruktur aktiv beteiligen.<br />

Dazu muss ein Programm aufgelegt werden, dass es Kommunen ermöglicht, die eigene<br />

Infrastruktur auszubauen. Dies umfasst insbesondere den Aufbau von Stadtwerken<br />

und Verkehrsinfrastruktur. Dabei muss darauf geachtet werden, dass Kommunen die<br />

diese Bereiche bereits privatisiert haben keine Vorteile gegenüber den Kommunen, die<br />

dies bisher erfolgreich vermieden haben, erlangen.


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Wir fordern zudem die Einführung eines strikten Kongruenzprinzips in der<br />

niedersächsischen Verfassung. Dieses muss dauerhaft verhindern, dass das Land auf<br />

Kosten der Kommunen wirtschaftet.<br />

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Nutzung von Recyclingpapier auf Parteitagen und<br />

Konferenzen der SPD<br />

Auf Parteitagen und Konferenzen der SPD wird künftig als ein Beitrag zu einem<br />

umweltbewussten Verhalten und verantwortungsvollem Umgang mit den uns zur<br />

Verfügung stehenden Ressourcen nur noch Recyclingpapier verwendet und<br />

doppelseitig bedruckt.<br />

Nach Beschluss durch den jeweiligen Parteitag/Konferenz gilt dies für die<br />

entsprechende Ebene unverzüglich und verbindlich.<br />

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Antragskommission ändern – mehr Diskurs ermöglichen<br />

Die Antragskommissionen legen die Reihenfolge der Beratung der Anträge fest, ohne<br />

Abgabe einer Beschlussempfehlung und ohne Änderungen an den Antragstexten<br />

vorzunehmen. Der Delegiertenschlüssel wird verdoppelt.<br />

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Fracking-Verbot in <strong>Niedersachsen</strong><br />

Fracking ist eine Methode in der geologischen Tiefbohrtechnik, um „unkonventionelles<br />

Gas“ fördern zu können. Der Begriff ist die Kurzform von Hydraulic Fracturing (engl. „to<br />

fracture“: ‚aufbrechen‘, ‚aufreißen‘).<br />

Wir fordern den <strong>Juso</strong>-Landesverband auf, sich für ein Verbot des „Frackings“ auf<br />

Landesebene sowie Bundes und Europaebene einzusetzen.<br />

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CCS- und CCR verhindern einen nachhaltig orientierten<br />

ökologischen Fortschritt<br />

Die SPD hat in Ihrer Regierungszeit den Weg weg vom Fossilen Zeitalter hin zum<br />

Zeitalter der erneuerbaren Energien eingeschlagen. Nun gilt es, diesen konsequent<br />

umzusetzen! In den letzten Jahren hat die Klimaschutzdebatte um eine Senkung der<br />

weltweiten CO2-Emissionen an Bedeutung gewonnen. Wir begrüßen deshalb<br />

ausdrücklich die europaweit vereinbarte CO2-Reduktion um 30 Prozent bis 2030 und<br />

eine weitere Reduktion um 60 bis 80 Prozent bis 2050 im Vergleich zum Referenzjahr<br />

1990. Dies ist unserer Meinung nach alternativlos und notwendig. In der aktuellen<br />

öffentlichen Debatte werden die Technologien von CCS (Abscheidung und Speicherung<br />

von Kohlenstoffdioxid) sowie CCR (Abscheidung und Recycling, d.h.<br />

Wiederverwendung von Kohlenstoffdioxid) als Heilbringer für die CO2-Reduktion<br />

gepriesen. Dennoch tragen sowohl die CCS- als auch die CCR-Technologie nicht zu einer<br />

Reduzierung des Verbrauchs an fossilen Rohstoffen zur Energiegewinnung bei, sondern<br />

bestenfalls wird die Emission von CO2 in die Atmosphäre verringert. Somit wird die<br />

Ursache des Problems, also die CO2-Produktion bei der Energieerzeugung,<br />

durch das CCS- und CCR-Technologie nicht gelöst sondern verschleiert. Wir befürchten,<br />

dass das CCS- und CCR-Prinzip ein Hemmnis sein wird, die festgesteckten Ausbauziele<br />

für erneuerbare Energien zu erreichen.<br />

Deshalb fordern wir Jungsozialistinnen und Jungsozialisten:<br />

1. Wir JungsozialistInnen lehnen grundsätzlich die Abscheidung und Speicherung<br />

von CO2 auf Basis des Prinzips der ökologischen Nachhaltigkeit ab. Eine CO2-<br />

Abscheidung und -Speicherung wird die Ursachen des Problems nicht beheben<br />

sondern überdecken! Wir begrüßen wir die Ablehnung des CCR- und CCS-<br />

Antrages der konservativ-liberalen Bundesregierung im Bundesrat und fordern<br />

deshalb alle SPD-Gliederungen auf, auch im zukünftigen Regierungshandeln,<br />

dieses Prinzip zu wahren. Grundsätzlich muss es um ein Prinzip der CO2-<br />

Vermeidung sowie der Steigerung der Energieeffizienz gehen und nicht darum,<br />

den hohen CO2-Verbrauch durch Scheinlösungen zu verdecken.<br />

2. Wir wollen keine Demonstrationsanlagen – und zwar bundesweit. Der im<br />

Bundesrat abgelehnte Gesetzesvorschlag bezog sich nicht auf klar abgrenzbare<br />

Demonstrationsvorhaben, sondern ermöglicht de facto den großflächigen<br />

Einsatz der CCS- und CCR-Technologie. Für uns JungsozialistInnen sind die<br />

Risiken, die einerseits mit einer CCS- und CCR-Erprobung und anderseits mit<br />

dem großflächigen Einsatz (laut schwarz-gelbem Gesetz) verbunden sind, zu<br />

wenig erforscht und unzureichend kalkulierbar, was auch für die Testphase gilt.<br />

Beispielsweise ist die Haftungsfrage für Schäden an Grundeigentum und<br />

etwaige Einspruchsmöglichkeiten der Gebietskörperschaften ungeklärt.<br />

3. Für uns ist die Alternative längst klar: Neben der Steigerung der Energieeffizienz<br />

sowie einer Reduzierung des Energieverbrauchs müssen wir vermehrt in den<br />

Markt erneuerbarer und neuer Technologien investieren, um einen<br />

ökologischen, perspektivischen und sozial verträglichen Ausstieg aus dem<br />

atomaren und fossilen Zeitalter einzuleiten.


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4. Wir bekennen uns klar zu unserem Industriestandort, der im Bereich der<br />

Forschung sowie im technologischen und industriellen Fortschritt bundesweit<br />

einen Spitzenwert einnimmt. Investitionen in Innovationen im Bereich<br />

alternativer und ressourcensparender Produktionsprozesse sowie in die<br />

Energieeffizienzsteigerungen im Netz, bei der Energieerzeugung sowie bei<br />

Energieverbrauchern müssen getätigt werden, um eine CO2-Vermeidung zu<br />

erwirken. Ein Förderschwerpunkt muss dabei bei Energieintensiven<br />

Industriezweigen liegen. Gleichzeitig setzen wir auf eine Selbstverpflichtung<br />

von Industrie, Handwerk und Gewerbe, Konzepte zur Reduktion der CO2-<br />

Emissionen einzusetzen.<br />

5. Wir bekennen uns zu dem Ziel, die fossilen Energieträger durch erneuerbare<br />

Energien zu ersetzen. Bundesweit wird etwa die Hälfte des Stroms aus Steinoder<br />

Braunkohle gewonnen. Hierzu brauchen wir – wie bei der Atomkraft –<br />

perspektivisch eine verbindlich gesetzlich geregelte und ökologisch und<br />

ökonomisch vertretbare Restlaufzeit für die Verbrennung fossiler Rohstoffe –<br />

wie Stein- und Braunkohle sowie Erdöl und -gas – zur Energiegewinnung.<br />

6. Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass die Verbrennung fossiler Rohstoffe für<br />

einen Überbrückungszeitraum weiterhin unverzichtbar sein wird. Dennoch<br />

müssen in dieser Überbrückungszeit in Zukunft alle neuen genehmigten Steinund<br />

Braunkohlekraftwerke in Kombination mit Kraft- Wärme-Kopplung gebaut<br />

sowie ältere Kraftwerke auf Kraft-Wärme-Kopplung umgerüstet werden, um<br />

den Wirkungsgrad dieser Technologie zu erhöhen. Ein Neubau von Kraftwerken<br />

zum Ersatz von alten und ineffizienten Kraftwerken oder zur Abdeckung des<br />

Energiebedarfs in der Übergangszeit muss den höchsten<br />

Effizienzanforderungen entsprechen. Dafür sind auch hocheffiziente Gas- und<br />

Dampfkraftwerke in Kombination mit Kraft-Wärme- Kopplung geeignet.<br />

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Dem Tierwohl gerechter werden, Veterinärämter stärken<br />

Die Richtlinien und juristischen Vorgaben zur intensiven Tierhaltung sind dahingehend<br />

zu überprüfen, dass das Tierwohl stärker an Bedeutung gewinnt.<br />

Zudem müssen die Richtlinien der Veterinärämter zur Kontrolle landwirtschaftlicher<br />

Mastbetriebe geprüft werden.<br />

Fleisch und tierische Produkte müssen für alle Menschen, die sich davon ernähren<br />

wollen, bezahlbar sein.<br />

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Förderung der regenerativen Energien durch die<br />

öffentliche Hand in Kommunen<br />

Wir fordern, dass bei der Sanierung von öffentlichen Gebäuden in Kommunen der<br />

ökologische Aspekt im Vordergrund steht und dass bei energetischen Fragen die<br />

regenerativen Energien im Vordergrund stehen. Dafür soll z.B. verpflichtend werden,<br />

dass als neue Heizungsanlagen nur so genannte Kopplungssysteme (nicht nur Öl oder<br />

Gas, sondern z.B. auch Holz) eingebaut werden.<br />

Ferner sollen die gemäß der Entropiebilanz geeigneten Dächer von öffentlichen<br />

Gebäuden für Solaranlagen zur Verfügung gestellt werden, soweit noch nicht<br />

geschehen.<br />

Die öffentliche Hand in den Kommunen soll ferner dazu verpflichtet werden, den Anteil<br />

an Strom aus regenerative Energien, den sie beziehen, kontinuierlich zu erhöhen, bis<br />

ihr Strombedarf vollständig durch regenerative Energie gedeckt ist. Die Kommunen<br />

sollen ferner geeignete Voraussetzungen dafür schaffen, Strom aus regenerativer<br />

Energie vor Ort zu produzieren.<br />

Ferner sind die Kommunen dazu aufgefordert, Energie zu sparen und dazu geeignete<br />

Maßnahmen zu treffen.<br />

Derartige Vorhaben der Kommunen sind vom Land und dem Bund finanziell zu<br />

unterstützen.<br />

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Fukushima heißt abschalten. Jetzt!<br />

Wir, die Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in <strong>Niedersachsen</strong> sind solidarisch mit<br />

den Opfern der Erdbeben und Flut-Katastrophe in Japan und im Pazifik. Ihr Leid<br />

politisch zu nutzen, liegt uns fern.<br />

Dieser Zwischenfall zeigt: Wenn von außen Erdbeben, Naturgewalten, Terroranschläge<br />

oder andere Vorfälle auf diese Kraftwerke einwirken, sind Katastrophen<br />

vorprogrammiert. Japan hat Milliarden in Sicherheitssysteme investiert und trotzdem<br />

erkennen wir: Atomenergie kann nicht sicher sein.<br />

Diese Entwicklung verändert die politische Debatte um die Atomenergie in<br />

Deutschland und der Welt grundlegend. Das politische Manöver der Schwarz-Gelben<br />

Bundesregierung vorübergehend die ältesten Kernkraftwerke vom Netz zu nehmen um<br />

sich so durch die Landtagswahlen zu mogeln ist fehlgeschlagen. Die Wahlergebnisse<br />

zeigen aber auch, dass die SPD beim Thema Atomausstieg offensichtlich keine klar<br />

erkennbare Position einnimmt. Wählerinnen und Wähler die sich den Atomausstieg<br />

wünschen, wenden sich von der SPD ab und geben ihre Stimme den Grünen.<br />

Wir, die Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in <strong>Niedersachsen</strong>, fordern daher:<br />

• Das sofortige dauerhafte Abschalten aller Kernkraftwerke in Deutschland,<br />

inklusive der sofortigen Rücknahme der Laufzeitverlängerung in Deutschland<br />

und die Wiederinkraftsetzung des kerntechnischen Regelwerks, auf dem Stand<br />

von 2009,<br />

• die Entwicklung eines zügigen Ausstiegsszenarios in Europa und den Umbau<br />

von EU-RATOM für diesen Ausstieg,<br />

• den weltweiten Ausstieg aus der Atomenergie und die Unterstützung von<br />

Entwicklungs- und Schwellenländern beim Aufbau von regenerativen Energien<br />

als Alternative zur Atomenergie,<br />

• die Endlagersuche in Deutschland und Europa an wissenschaftlichen und nicht<br />

an politischen Erwägungen anzuknüpfen,<br />

• das eindeutige Bekenntnis der SPD und der SPD Bundestagsfraktion zum Ende<br />

der „Kompromisse“ mit der Atomindustrie und die schnellstmögliche<br />

Abschaltung aller Atomkraftwerke in Deutschland nach einem<br />

Regierungswechsel unter SPD-Führung und<br />

• den Ausbau der regenerativen Energien und der Stromnetze um von möglichen<br />

Atomenergieimporten unabhängig zu werden.<br />

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Desertec in die Wüste schicken!<br />

Das Projekt „Desertec“ soll auf Basis der ökologischen Energiewende angeblich eine<br />

gute Möglichkeit darstellen, um Europa mit regenerativer Energie zu versorgen. Dabei<br />

ist angestrebt, eine große Solarthermieanlage in der Sahara zu bauen, um die durch die<br />

extreme Sonneneinstrahlung und hohen Temperaturen erzeugte Hitze in Energie<br />

umzuwandeln und dann über einen Transportweg nach Europa zu bringen.<br />

Die <strong>Juso</strong>s in der Region Hannover haben sich diesem Thema in mehrerer Hinsicht<br />

beschäftigt. Sie erhielten Referate zu den Thema, lasen Texte darüber und führten gar<br />

eine Diskussionsveranstaltung mit zwei SPD-Genossen und einem Vertreter des<br />

Konzerns „E.ON“, der den Vorschlag „Desertec“ unterbreitet hat, durch. Aus ihren<br />

daraus gewonnen Eindrücken stehen wir dem Projekt sehr kritisch gegenüber.<br />

Zu viele Fragen bleiben offen, wenn ernsthaft über das Thema gesprochen wird. So ist<br />

zum Beispiel nicht begreiflich, wie ein solches Projekt verwirklicht werde soll, wenn es<br />

auf dem Territorium eines anderen Staates geplant wird. Für uns ist das eine klare<br />

Form von Wirtschaftsimperialismus, der sehr an das Zeitalter der Kolonialisierung und<br />

der damit einhergehenden Ausbeutung von Ressourcen anderer Völker erinnert – und<br />

das lehnen wir ab!<br />

Gleichzeitig halten wir das Projekt aber auch für unrealistisch. Ein derartig<br />

leistungsfähiges Energienetz, das den nordafrikanischen Kontinent an Europa bindet<br />

und in dem auf dem weiten Weg weniger Energie verloren gehen soll als bei einer<br />

dezentralen Lösung vor Ort, halten wir für derzeit sowohl praktisch, wie auch finanziell<br />

nicht realisierbar. Der Weg ist zu lang, als dass dafür gesorgt werden könnte, dass keine<br />

Energie verloren geht, abgesehen davon, dass Leitungsbau durch das Mittelmeer<br />

extrem teuer werden würde.<br />

Zu guter Letzt kann von zu vielen Problemen der Solarthermie in der Wüste<br />

ausgegangen werden. So sind beispielsweise Fragen nach der Kühlung der<br />

Gerätschaften in dem Wüstenkraftwerk ungeklärt und in diesem Zusammenhang<br />

bezweifeln wir auch, dass es dabei eine rein regenerative Lösung geben würde.<br />

Aus unserer Sicht effektiver und sinnvoller ist der Ausbau der eigenen regenerativen<br />

Energien, wie Windkraft, Wasserkraft und Photovoltaik. Die Entwicklung in diesem<br />

Bereich war in den letzten Jahren sehr innovativ und brachte beeindruckende<br />

Fortschritte mit sich. So ist von einem wesentlich schnelleren Ausbau der regenerativen<br />

Energien vor Ort auszugehen, als das der damals als sehr optimistisch geltende Rot-<br />

Grüne Energiewendevertrag vorgegeben hatte.<br />

Wir als <strong>Juso</strong>s in <strong>Niedersachsen</strong> sprechen uns deshalb für einen konsequenten Ausbau<br />

der regenerativen Energiequellen vor Ort aus und fordern eine kritische Betrachtung<br />

solcher Vorschläge wie Desertec, die auch als Ablenkungsmanöver der Energiekonzerne<br />

dienen.<br />

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Spekulation an den Rohstoffmärkten begrenzen<br />

1. Die Bundestagsfraktion der SPD wird aufgerufen, ein Gesetz zu entwerfen, dass<br />

die Spekulation mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen unterbindet, indem es<br />

verboten wird, dass natürliche und juristische Personen oder Firmen, die nicht<br />

direkt dem rohstoff- oder nahrungsmittelproduzierenden oder -verarbeitenden<br />

Gewerbe zuzuordnen sind, an Börsen Nahrungsmittel, Zertifikate oder andere<br />

Finanzprodukte, die in direkter Abhängigkeit zu Nahrungsmitteln und<br />

Rohstoffen stehen, handeln dürfen. Außerdem muss der physische Handel mit<br />

Rohstoffen und Nahrungsmitteln für diese verboten werden.<br />

2. Alle MandatsträgerInnen der SPD im Europäischen Parlament werden<br />

aufgefordert, sich ebenso auf europäischer Ebene für die Initiative einzusetzen.<br />

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Steuern gerecht weiterentwickeln.<br />

Uns geht es nicht darum, Menschen etwas wegzunehmen. Aber: Wir möchten einen<br />

Staat, der seine Aufgaben wahrnehmen kann. Deshalb werden wir in diesem Sinne für<br />

unsere Vorhaben einstehen. Wir wollen eine bessere Bildung, gute öffentliche<br />

Dienstleistungen, den Klimawandel bekämpfen und besseren sozialen Ausgleich. Das<br />

alles gibt es nicht umsonst.<br />

Deswegen wollen wir die Finanzierung gerecht gestalten. Wir sind uns sicher: Es ist<br />

mehr als genug von allen Gütern da, um die Probleme aller Menschen zu lösen. Wir<br />

müssen die Güter nur anders verteilen.<br />

Höhere Einkommen stärker beteiligen.<br />

In den letzten Jahren wurden die Einkommenssteuersätze massiv gesenkt. Davon<br />

haben maßgeblich die höheren Einkommensgruppen profitiert. Vom letzten<br />

wirtschaftlichen Aufschwung haben vor allem die Wohlhabenden profitiert, an den<br />

meisten anderen ging der Aufschwung spurlos vorbei. Deshalb halten wir es für<br />

gerechtfertigt, höhere Einkommen wieder stärker in die Verantwortung zu nehmen.<br />

Konkret schlagen wir folgendes Modell vor:<br />

1. Der Grundfreibetrag wird von ca. 8.000 auf 9.000 Euro erhöht. Damit werden<br />

alle Einkommensgruppen entlastet.<br />

2. Der Spitzensteuersatz wird von 42 auf 53 Prozent erhöht und soll ab einem zu<br />

versteuerndem Jahreseinkommen von rund 75.000 Euro (Einzelveranlagung)<br />

gelten.<br />

3. Es wird eine Reichensteuer drei-prozentigen Aufschlag ab einem<br />

Jahreseinkommen von 125.000 Euro (Einzelveranlagung) aufgeschlagen.<br />

4. Wir sprechen uns wieder für eine gleiche Besteuerung aller Einkommensarten<br />

aus. Kapitaleinkünfte müssen wieder über die persönliche Einkommensteuer<br />

versteuert werden.<br />

5. Das Ehegattensplitting muss abgeschafft und durch eine<br />

Indivuidualbesteuerung, die Kinder steuermindernd berücksichtigt, ersetzt<br />

werden.<br />

Unternehmen in die Verantwortung nehmen.<br />

Angesichts des seit Jahren boomenden deutschen Exports, des hohen<br />

Exportüberschusses und des explodierenden Anteils der Gewinne am gesamten<br />

Volkseinkommen, kann von einer überproportionalen Belastung der Unternehmen<br />

derzeit kaum gesprochen werden. Für die Wettbewerbsfähigkeit sind ohnehin eine<br />

starke öffentliche Infrastruktur und gut ausgebildete Arbeitskräfte entscheidender als<br />

die Steuersätze. Wir machen uns deshalb für eine Reform der Unternehmenssteuern<br />

stark, die die Unternehmen wieder in die Verantwortung nimmt. Wir fordern:<br />

1. die Erweiterung der Bemessungsgrundlage um effektiv „Gewinne Kleinrechnen“<br />

zu verhindern,<br />

2. die Möglichkeiten für steuerliche Rückstellungen müssen eingeschränkt werden,


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3. Unternehmensvermögen müssen realistisch bewertet, unversteuerte „stille<br />

Reserven“ schrittweise aufgelöst werden,<br />

4. die Steuerbefreiung von Gewinnen aus der Veräußerung von<br />

Unternehmensanteilen muss zurückgenommen werden,<br />

5. Abschreibungen müssen sich an realistischen Nutzungsdauern und<br />

Wertverlusten orientieren,<br />

6. die Erhöhung der Nominalen Steuersätze bei der Körperschaftsteuer auf<br />

mindestens 25 Prozent und<br />

7. die Schrittweise Angleichung der Unternehmenssteuern und Regelungen in der<br />

Europäischen Union.<br />

Finanztransaktionen besteuern.<br />

Die Finanz- und Wirtschaftskrise und zuletzt die Euro-Krise haben erneut vor Augen<br />

geführt, dass eine stärkere Regulierung der Finanzmärkte dringend notwendig ist. Wir<br />

wollen deshalb die Einführung einer Finanztransaktionssteuer, die auch klare<br />

fiskalische Vorteile ergibt. Wir fordern daher:<br />

1. die Einführung einer Finanztransaktionssteuer von 0,1 % alle über die Börse und<br />

außerbörslich gehandelten Spot-Transaktionen (Aktien, Anleihen) und Derivat-<br />

Transaktionen (Aktienindizes, Zinsinstrumente) in Deutschland und<br />

2. die Ausweitung dieser Besteuerung auf die Finanzplätze in der Europäische<br />

Union und weltweit.<br />

Vermögensbesteuerung.<br />

In kaum einem anderen Land ist die Besteuerung von Vermögen so niedrig wie in<br />

Deutschland. Gleichzeitig hat sich in den vergangenen Jahren die Vermögensschere<br />

immer weiter geöffnet. Wir halten es deshalb grundsätzlich für gerechtfertigt, auch<br />

Vermögen wieder stärker zur Finanzierung öffentlicher Aufgaben heranzuziehen. Es<br />

muss aber sichergestellt werden, dass ein normales Eigentumshaus oder eine private<br />

Altersvorsorge mit einer Vermögenssteuer nicht zusätzlich belastet wird. Deshalb<br />

schlagen wir vor:<br />

1. eine Vermögenssteuer von einem Prozent und einen Freibetrag von 500.000<br />

Euro,<br />

2. eine Reform der Erbschaftsteuer mit der Reduzierung der Freibeträge auf<br />

300.000 Euro bei gleichzeitiger Beibehaltung der Freistellung des<br />

Wohneigentums und einer Erhöhung der Steuersätze für große Erbschaften.<br />

Mehr Gerechtigkeit durch eine bessere Steuerverwaltung.<br />

Gerechte Steuersätze sind die eine Sache, die tatsächlich gezahlten Steuern eine<br />

andere. Wir fordern Steuergerechtigkeit nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der<br />

Realität. Wir fordern daher:<br />

1. eine bessere Personalausstattung beim Zoll und in der Steuerverwaltung,<br />

2. eine Änderung des Strafrechts, um das Herauskaufen aus Steuerstrafsachen<br />

zurückzudrängen und<br />

3. die Schaffung eines geregelten Verfahrens beim Erwerb von Daten, die im<br />

Verdacht stehen SteuersünderInnen zu belasten.<br />

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Ehegattensplitting<br />

Was ist das?<br />

Das Ehegattensplitting ist ein Teil der Einkommensteuerveranlagung, welcher nur für<br />

Ehepaare gilt. Im Splittingverfahren wird das Einkommen der Ehegatten<br />

zusammengerechnet und anschließend durch zwei geteilt. Mit diesem zu<br />

versteuernden Einkommen geht man in die Steuerberechnung und<br />

errechnet die Einkommensteuer für einen Ehepartner. Diese wird mit 2 multipliziert<br />

um die Einkommensteuer des Ehepaares zu ermitteln.<br />

Dieses Vorgehen führt dazu, dass unabhängig von der Erwerbstätigkeit der Ehepartner,<br />

beide einen Grundfreibetrag von 8.004€ und alle vorgesehenen Pauschalen erhalten.<br />

Des Weiteren fällt der Steuersatz niedriger aus, da die Steuerprogression weniger<br />

zuschlägt. Somit handelt es sich um die umfangreichste familienpolitische<br />

Transferleistung die immer mit der grundgesetzlichen Privilegierung der Ehe begründet<br />

wird.<br />

Wem nützt dieses Verfahren?<br />

Grundsätzlich können nur Ehepaare am Splittingverfahren teilnehmen. Am größten ist<br />

der Splittingvorteil, wenn nur ein Ehepartner erwerbstätig ist. Real begünstigt das<br />

Ehegattensplitting die Hausfrauenehe, und zwar – hier liegt der größte Skandalunabhängig<br />

davon, ob Kinder vorhanden sind.<br />

Das Ehegattensplitting behindert aber auch bei hohem Verdienst des einen Partners/<br />

der einen Partnerin die Aufnahme der Erwerbsarbeit des anderen Ehepartners/ der<br />

Ehepartnerin. Bei der Aufnahme von Teilzeitarbeit oder Vollerwerbsarbeit in einem<br />

gering entlohnten Sektor (sogenannte „Frauenberufe“) entspricht nämlich der<br />

Splittingvorteil oft ihrem erreichbaren Nettoverdienst. Damit ist eine ökonomische<br />

Begründung gegeben, weiterhin die Sicherung der eigenen Existenz vom<br />

Unterhaltsanspruch an den Ehemann abhängig bleiben zu lassen.<br />

Das Ehegattensplitting benachteiligt darüber hinaus aber auch erwerbstätige<br />

Personen, wenn sowohl sie als auch ihre Partnerin/ ihr Partner in den unteren<br />

Einkommensklassen liegen. Dann bietet es für sie keine familienpolitische<br />

Transferleistung. Somit gibt es mehre Leidtragende in diesem System. Dies sind:<br />

• unverheiratet Paare, unabhängig davon, ob Kinder mit in der Beziehung leben,<br />

oder nicht. Mittlerweile werden 33% der Kinder außerhalb der Ehe geboren.<br />

• Gleichgeschlechtliche verpartnerte Paare, denn der § 26 des<br />

Einkommensteuergesetzes spricht nur von Ehegatten<br />

• Alleinerziehende<br />

• Partnerinnen/ Partner die gerne erwerbstätig sein möchten, aber aufgrund des<br />

Splittingmodells sogar finanzielle Einbußen für die Familie in Kauf nehmen<br />

müssten


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Dies kann sogar soweit führen, dass z.B. erwerbstätige Alleinerziehende durch ihre<br />

Steuern die Privilegierung von kinderlosen, nicht erwerbstätigen Ehepaaren<br />

finanzieren.<br />

Familiensplitting eine Option?<br />

Das Familiensplitting ist dem Ehegattensplitting ähnlich, nur dass die<br />

Gesamteinkünfte nun nicht durch 2 geteilt werden, sondern durch einen anderen<br />

Divisor abhängig von der Anzahl der Kinder und der Ausgestaltung des<br />

Familiensplittings. So ist es entweder möglich den Divisor um jeweils den Faktor 1 pro<br />

Kind zu erhöhen oder z.B. für die ersten beiden Kinder um den Faktor 0,5 und ab dem<br />

dritten Kind um den Faktor 1, wie in Frankreich. Dort ist das System jedoch eher daran<br />

ausgelegt, dass sich die Geburtenzahlen erhöhen sollen. Das Bundesministerium der<br />

Finanzen hat im Jahr 2005 ermittelt, dass dem Staat im Jahr 2001 59,9 Mrd. Euro<br />

Einnahmen entgangen wären, wenn man das Familiensplitting mit dem Divisor 1 pro<br />

Kind angewendet hätte. Von diesem Modell profitieren Gutverdiener mit vielen<br />

Kindern am meisten. Die Berechnung des Bundesministeriums der Finanzen ergibt,<br />

dass eine Familie mit drei Kindern und einem Jahreseinkommen von etwa 250.000€ im<br />

Jahr 2001 um etwa 29.000€ entlastet worden wäre. Auch Alleinerziehende könnten<br />

von diesem System profitieren, da sie nun auch einen Splittingfaktor für ihre Kinder<br />

erhalten. Jedoch gilt bei ihnen der gleiche Grundsatz wie bei Ehepaaren, nur die<br />

Personen mit hohen Einkommen profitieren. Wenig profitieren würden erneut<br />

Ehepaare mit Kindern und mäßigem bis geringem Einkommen. Die Berechnung des<br />

Ministeriums geht hier bei einer Familie mit einem Kind und einem Jahreseinkommen<br />

von 30.000€ von einer Entlastung von 1.900€ aus. Das Familiensplitting wirkt daher<br />

wie ein ausgeweiteter Kinderfreibetrag: Wer ein hohes Einkommen hat, der hat die<br />

größten Steuervorteile. Insbesondere in den unteren Einkommensbereichen entstehen<br />

allerdings keinerlei Wirkungen, da diese Haushalte ohnehin lediglich von der<br />

Kindergeldzahlung profitieren und steuerliche Maßnahmen aufgrund der insgesamt<br />

sehr niedrigen steuerlichen Belastungen keine Wirkung zeigen. Auch führt das<br />

Familiensplitting nicht zu größeren Anreizen das Alleinverdienermodell aufzubrechen,<br />

da die gemeinsame Besteuerung der Einkommen der Ehepartner bestehen bleibt, d.h.<br />

dass nach wie vor die Grenzsteuersätze des Zweitverdieners/ der Zweitverdienerin vom<br />

Einkommen des Ehepartners/ der Ehepartnerin abhängt. Es besteht also in diesem<br />

System – wie auch beim derzeitigen Ehegattensplitting – kein steuerlicher Anreiz.<br />

Einkommen aus Erwerbstätigkeit gleichmäßig unter den Eheleuten aufzuteilen.<br />

Individualbesteuerung<br />

Eine Individualbesteuerung bedeutet, dass für jede Partnerin/ jeden Partner die<br />

Einkommensteuer individuell ermittelt wird und es nicht zu einer Zusammenrechnung<br />

der Einkommen kommt. Somit entsteht kein Progressionsvorteil und der<br />

Grundfreibetrag kann auch nicht übertragen und von der anderen Partnerin/ dem<br />

anderen Partner mit genutzt werden.<br />

Grundsätzlich wäre die Individualbesteuerung das zu bevorzugende Modell, da durch<br />

diese jede Person nach der individuellen Leistungsfähigkeit beurteilt werden würde<br />

und die Verschiebungseffekte des Ehegattensplittings wegfallen würden. Auch würde<br />

der Anreiz erhöht eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen und mehr Arbeitsplätze im<br />

System zu schaffen. Jedoch hat das Modell der Individualbesteuerung ein Problem. In<br />

Artikel 6 Abs. 1 des Grundgesetzes (GG) heißt es „Ehe und Familie stehen unter dem<br />

besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.“ Dies wird bisher von der<br />

Rechtsprechung so ausgelegt, dass auch die Ehe im Steuerrecht besonders<br />

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gefördert werden muss. Eine Änderung des Artikels 6 GG ist jedoch nur schwerlich<br />

möglich. Somit wäre die Individualbesteuerung nur durchführbar, wenn die<br />

Rechtsprechung sich auf diesem Gebiet ändern würde.<br />

Individualbesteuerung mit Grundfreibetragsübertragung<br />

Wir <strong>Juso</strong>s fordern:<br />

eine Individualbesteuerung mit der Übertragbarkeit des nicht ausgeschöpften<br />

Grundfreibetrags von derzeit 8.004€ auf die Partnerin/ den Partner. Diese<br />

Übertragungsmöglichkeiten blieben jedoch nur bis zu einem zu versteuernden<br />

Einkommen (alle Einnahmen abzüglich Werbungskosten, Sonderausgaben usw.) bis<br />

100.000€ bestehen.<br />

Dies gelte auch für:<br />

• eingetragenen Partnerschaften (gleichgeschlechtliche Partnerschaften)<br />

• nichtehelichen Lebensgemeinschaften, welche zusammen wohnen, und<br />

Unterhaltsverpflichtungen<br />

• zu Kürzungen von Sozialleistungen führen würden<br />

• Alleinerziehende<br />

• die Übertragung des Grundfreibetrages eines Kindes auf die/den<br />

Erziehungsberechtigte/n.<br />

Sollten mehrere Personen (z.B. Mutter und Vater) erziehungsberechtigt oder<br />

unterhaltspflichtig für ein Kind sein, so würde der nicht ausgeschöpfte Grundfreibetrag<br />

zu gleichen Teilen auf diese Personen aufgeteilt.<br />

Des Weiteren fordern wir die Abschaffung des Kinderfreibetrages.<br />

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Streichung Art. 12 a GG<br />

Der Artikel 12 a GG soll aus dem Grundgesetzbuch gestrichen werden.<br />

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Öffentlich-rechtliche Rundfunk- und Fernsehbeiträge<br />

problemlos nutzbar machen!<br />

Allen öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Rundfunksendern soll auferlegt werden, ihre<br />

Beiträge, Dokumentationen und Nachrichtensendungen den Bürgerinnen und Bürgern<br />

und Einrichtungen ohne privatwirtschaftlichen Hintergrund, wie zum Beispiel<br />

Vereinen, Verbänden, Parteien, Schulen und Museen, kostenfrei zur Verfügung zu<br />

stellen, damit diese die Beiträge ohne Schwierigkeiten in Ausstellungen verwenden, für<br />

eigene Publikationen nutzen oder im Internet einbauen dürfen.<br />

Sollen Beiträge für privatwirtschaftliche Zwecke, wie z.B. Werbung für ein Produkt,<br />

verwendet werden, so ist eine Gebühr zu zahlen, die durch die Sender selbst zu<br />

erheben ist und nicht durch Dritte erhoben werden kann. Daraus folgt, dass das<br />

Auslagern des Rechteerwerbs an den eigenen Beiträgen durch die Sender nicht<br />

gestattet wird.<br />

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Verbot von Investitionen in Antipersonenminen und<br />

Streumunition<br />

Die <strong>Juso</strong>s fordern, dass es gesetzlich verboten wird, Investitionen, egal in welcher<br />

Form, in Antipersonenminen und Streumunition zu tätigen.<br />

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Keine Kriminalisierung der SJD - Die Falken! Für eine<br />

pluralistische Demokratie!<br />

Bundesfamilienministerin Schröder hat seit ihrem Amtsantritt sich verstärkt für die<br />

Bekämpfung linker Organisationen und Strukturen eingesetzt. Davon ist auch die<br />

sozialistische Jugend Deutschlands – Die Falken betroffen. Neue Gesetzesentwürfe,<br />

Regelungen und Stellungnahmen von verschiedenen rechten Bundes- und<br />

Landtagsabgeordneten sowie des Familienministeriums rücken die seit 1904 existente<br />

„Sozialistische Jugend Deutschlands - Die Falken“ in den Bereich der vermeintlichen<br />

Verfassungsfeindlichkeit. Diese repressiven Tendenzen gegen antifaschistische und<br />

antikapitalistische Tendenzen lehnen wir ab. In der Definition wird auf das Ziel der<br />

Organisationen abgestellt eine sozialistische, kommunistischer oder anarchistische<br />

Gesellschaftsordnung herbei zuführen.<br />

Dieser Begriff der Verfassungsfeindlichkeit ist jedoch diffus und rechtspolitisch<br />

fragwürdig:<br />

Vereine und Verbände, die sich als sozialistisch definieren können demnach<br />

grundsätzlich auch Repressionen erleben. Diese politische Stimmung spiegelte sich<br />

auch in den Äußerungen des Bundestagsabgeordneten Eckhard Pols (CDU) aus<br />

Lüneburg im Bundestag am 1. Oktober 2010 wieder. Dort hatte er gegen die Falken<br />

gewettert, sie als „linksextrem“ und verfassungsfeindlich bezeichnet. Gleichzeitig<br />

werden die Falken 5 aber nirgendwo vom Verfassungsschutz beobachtet. Die SJD - Die<br />

Falken haben schon immer für Freiheit und Demokratie gekämpft. Im Kaiserreich<br />

setzten sie sich Seite an Seite mit der SPD schon im 19. Jahrhundert für die Demokratie<br />

und Freiheitsrechte ein. Seite an Seite mit der SPD kämpften ihre Vorläufer schon im 19.<br />

Jahrhundert gegen die Monarchie und für die Demokratie. Bereits in der Weimarer<br />

Republik wurden sie Repressionen ausgesetzt, etwa wegen der gemeinsamen<br />

Erziehung von Mädchen und Jungen. Die SJD – Die Falken wurden 1933 verboten und<br />

ihre Mitglieder verfolgt. Viele Mitglieder schlossen sich dem Widerstand gegen den<br />

Nationalsozialismus an. Viele Falken mussten dies mit ihrem Leben bezahlen. Noch<br />

heute ist der Kampf gegen den Faschismus eines der wichtigsten Ziele der Falken. Viele<br />

wichtige Persönlichkeiten der Geschichte waren oder sind Mitglieder der SJD - Die<br />

Falken. Mit Willy Brandt war sogar ein Friedensnobelpreisträger unter ihnen. Für die<br />

SPD ist die SJD - Die Falken eine wichtige Bündnispartnerin. Für uns ist deshalb eine<br />

Kriminalisierung der Falken unakzeptabel. Wir fordern alle Beteiligten auf sich aktiv am<br />

Widerstand gegen den Faschismus zu beteiligen und seine Gegnerinnen und Gegner<br />

nicht zu kriminalisieren.<br />

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10 Anforderungen an einen Politikwechsel in<br />

Niedersachen 2013<br />

Die wichtigste Vorbereitung für den Politikwechsel in <strong>Niedersachsen</strong> 2013 ist getroffen,<br />

mit Stephan Weil haben wir einen starken Spitzenkandidaten für das Amt des<br />

Ministerpräsidenten nominiert. Aber die SPD kann nicht nur mit gutem Personal im<br />

Wahlkampf überzeugen, wir brauchen auch gute Inhalte mit denen die Menschen in<br />

Niedersachen überzeugt werden können. Die folgenden Thesen stellen einige wichtige<br />

Forderungen der <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> für ein sozialdemokratisches<br />

Regierungsprogramm dar:<br />

1. Staatliche Handlungsfähigkeit erhalten – Schuldenbremse richtig<br />

machen<br />

Die Schuldenbremse gilt in <strong>Niedersachsen</strong> ab 2020 – sie einzuhalten bedeutet den<br />

strukturellen Fehlbedarf von ca. 2 Milliarden Euro einzusparen. Eine bloße Sparpolitik<br />

zur Schließung dieser strukturellen Haushaltslücke würde zu massiven Einschnitten<br />

und sozialen Verwerfungen führen. Folglich muss eine sozialdemokratische<br />

Landesregierung dafür sorgen, dass die Einnahmeseite steigt – auch gemeinsam mit<br />

der Bundespartei. Genauso gemeinsam muss die Verankerung der Schuldenbremse<br />

geschehen: Ohne den Beschluss eines Landesparteitags darf die niedersächsische<br />

Verfassung nicht geändert werden.<br />

2. V-Leute-System abschaffen - Verfassungsschutz kleinhalten<br />

Vor dem Hintergrund des gescheiterten NPD-Verbotsverfahrens und der Unfähigkeit<br />

des Verfassungsschutzes die Mordserie des „Nationalsozialistischen Untergrunds“<br />

frühzeitig aufzuklären und zu verhindern, kann man das V-Leute-System als<br />

gescheitert betrachten. Es gehört folgerichtig abgeschafft. Eine neue Landesregierung<br />

muss die effektive Überwachung antidemokratischer Strukturen sicherstellen.<br />

3. Gute Bildung – kritische BürgerInnen erziehen<br />

Bildung ist in einem Flächenland wie <strong>Niedersachsen</strong> das höchste Gut, sie ermöglicht<br />

allen Menschen die soziale Teilhabe und einen gesellschaftlichen Aufstieg. Doch in den<br />

letzten Jahren wurde das Schulsystem so verändert, dass es kaum noch ein Kind ohne<br />

zusätzliche Hilfe zum Abitur schafft. Diese Hilfe ist nicht immer durch das Elternhaus<br />

gegeben, deswegen muss die G8-Reform wieder zurückgenommen werden und<br />

zusätzlich die Kerncurricula überarbeitet werden. Desweiteren muss endlich das<br />

dreigliedrige Schulsystem abgeschafft und Gesamtschulen eingeführt werden. Hierbei<br />

muss darauf geachtet werden, dass alle Kinder, auch die mit einer Behinderung nicht<br />

ausgeschlossen werden.<br />

4. Studiengebühren schnellstmöglich abschaffen<br />

Die Abschaffung der Studiengebühren ist ein zentrales Anliegen sozialdemokratischer<br />

Bildungspolitik, da diese sozial selektiv wirken. Eine neue Landesregierung muss ihre<br />

schnellstmögliche Abschaffung umsetzen. Um ein bürokratisches Chaos zu vermeiden,


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kann dies erst ab dem Sommersemester 2014 für alle Studierenden umgesetzt werden,<br />

ein Einstieg in die Gebührenfreiheit muss aber bereits durch den Gebührenerlass für<br />

StudienanfängerInnen des Wintersemesters 2013/14 erfolgen.<br />

5. Gute Ausbildung für alle<br />

Durch die Unfähigkeit von Schwarz-Gelb den großen Handlungsbedarf bei der<br />

beruflichen Ausbildung anzugehen, ist eine sozialdemokratische Landesregierung<br />

gefordert sowohl bei der Schaffung von Ausbildungsplätzen als auch bei der<br />

Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Ausbildung zu handeln. Eine neue<br />

Landesregierung muss sich über eine Bundesratsinitiative für die Umsetzung der<br />

Ausbildungsplatzumlage einsetzen und die Kontrolle der Ausbildungsqualität in den<br />

Betrieben sicherstellen.<br />

6. Menschliche Asylpolitik – Bleiberecht stärken<br />

Die inhumane Abschiebe- und Asylpolitik der schwarz-gelben Landesregierung muss<br />

mit einem Regierungswechsel 2013 ein Ende haben. Eine neue Landesregierung muss<br />

eine humane Auslegung des bestehenden Rechts umsetzen und die Novellierung der<br />

Asylgesetzgebung in Angriff nehmen müssen. Wir fordern hierbei weiterhin die<br />

Abschaffung der Drittstaatenregelung.<br />

7. Versammlungsgesetz demokratisieren – Kennzeichnungspflicht für die<br />

Polizei<br />

Die Novelle des Niedersächsischen Versammlungsgesetzes unter Schwarz-Gelb hat die<br />

Freiheit der Meinungsäußerung stark eingeschränkt. Unter einer sozialdemokratischen<br />

Landesregierung muss das Versammlungsgesetz novelliert werden, um die<br />

Meinungsäußerung auf der Straße zu erleichtern. Um den wiederholten<br />

unberechtigten Gewalteinsatz seitens der Polizei bei politischen Versammlungen zu<br />

unter-binden muss eine neue Landesregierung für eine Kennzeichnungspflicht von<br />

Polizisten im Einsatz sorgen.<br />

8. Die Energiewende solidarisch begleiten<br />

Nach dem hoffentlich endgültigen Atomausstieg im letzten Jahr ist klar: Die<br />

Energiewende wird kommen und ihre Umsetzung eine zentrale Herausforderung der<br />

nächsten Jahre werden. Wir unterstützen den schnellstmöglichen Umstieg auf eine<br />

Energieproduktion aus erneuerbaren Energien, stellen aber auch Anforderungen an die<br />

Gestaltung: Dezentralität, ein nachhaltiger Ernergiemix und die soziale<br />

Ausgewogenheit sind hierbei für uns Faktoren die mit der Umsetzung erreicht werden<br />

müssen.<br />

9. Frauenquote auf allen Ebenen<br />

Die quotierte Besetzung von Führungspositionen in der Verwaltung und Ministerien,<br />

die nach einem möglichen Wahlsieg an die SPD fallen, muss dabei eine<br />

Mindestanforderung darstellen. Zudem gilt es eine Bundesratsinitiative zur<br />

Quoteneinführung bei der Besetzung von Vorstands- und Aufsichtsratsposten in<br />

Unternehmen im Wahlprogramm zu verankern. Das Land <strong>Niedersachsen</strong> muss dabei<br />

mit gutem Vorbild vorangehen und eine solche Quotenregelung für landeseigene<br />

Betriebe einführen. Eine Frauenquote von 40% ist unsere Mindestforderung.<br />

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10. Öffentliche Daseinsvorsorge erhalten und ausbauen<br />

Kernziel sozialdemokratischer Politik ist die Sicherung der Daseinsvorsorge. Die<br />

Bedürfnisse der Menschen müssen vor der Gewinnmaximierung von Investoren<br />

stehen. Das neoliberale Mantra „Privat vor Staat“, ob direkt als Verkauf kommunaler<br />

Infrastruktur, z.B. Krankenversorgung, ÖPNV oder Stromversorgung, oder unter dem<br />

Deckmantel einer „Öffentlich-Privaten-Partnerschaft (ÖPP), schafft kurzfristig einen<br />

scheinbar größeren finanziellen Handlungsspielraum – der wesentliche Nachteil ist<br />

aber, dass entscheidende Steuerungs- und Gestaltungskompetenzen verloren gehen.<br />

Wir sind fest davon überzeugt, dass eine konsequente Beibehaltung der<br />

Daseinsvorsorge in öffentlicher Hand nicht nur die demokratisch legitimierte Kontrolle<br />

wirtschaftlichen Handelns gewährleistet, sondern nicht zuletzt auch zu ökonomisch<br />

sinnvolleren Entscheidungen und nachhaltigen Investitionen führt.<br />

Gerade jetzt erleben wir eine Renaissance der Daseinsvorsorge: Vielerorts wird nach<br />

dem Ausverkauf des kommunalen Tafelsilbers über die Rekommunalisierung von<br />

Stadtwerken und anderen Betrieben nachgedacht. Diese<br />

Rekommunalisierungsvorhaben müssen vom Land unterstützt werden.<br />

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