Beschlussbuch Juso-Landeskonferenz 2012 - Jusos Niedersachsen
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<strong>Landeskonferenz</strong><br />
der <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong><br />
Osnabrück, 14. – 15. April <strong>2012</strong><br />
<strong>Beschlussbuch</strong>
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<strong>Juso</strong>-<strong>Landeskonferenz</strong><br />
14./15.04.<strong>2012</strong><br />
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Landesarbeitsprogramm <strong>2012</strong>-14<br />
Landtagswahl 2013 – Den Politikwechsel mitgestalten<br />
Vor uns liegt eine große Aufgabe. Schwarz-Gelb ist am Boden und sorgt für Stillstand in<br />
<strong>Niedersachsen</strong>. Es gilt den Regierungswechsel zu schaffen, um wieder sozial gerechte<br />
Politik zu machen und die künftigen Herausforderungen zu gestalten. Voraussetzung<br />
dafür ist ein erfolgreicher Wahlkampf mit der SPD. Unser Ziel kann es aber nicht sein,<br />
nur unserer Partei zum Wahlsieg zu verhelfen, unser Ziel muss sein, bereits im Vorfeld<br />
unsere Inhalte im Wahlprogramm zu verankern. Unsere Strategie hierzu gliedert sich in<br />
drei Phasen:<br />
Kein Etikettenschwindel – Echter Politikwechsel braucht linke Inhalte!<br />
Wir sind nicht die innerparteiliche Opposition, aber wir werden den<br />
Entstehungsprozess des Wahlprogramms kritisch begleiten und für unsere<br />
Forderungen kämpfen!<br />
Wir werden im Vorfeld des Programmparteitags gemeinsam mit den Gliederungen<br />
zentrale <strong>Juso</strong> Forderungen ausarbeiten und versuchen diese ins Wahlprogramm zu<br />
bringen. Vor dem Parteitag wird dazu eine Vorbesprechung mit allen Delegierten im<br />
<strong>Juso</strong>-Alter stattfinden um unsere Forderungen möglichst schlagkräftig einzufordern<br />
und durchzusetzen.<br />
Volle Kraft voraus – unser Wahlkampf beginnt im Sommer!<br />
Für den Wahlkampf werden wir keine Zeit verlieren. Zielgruppenorientierter<br />
Wahlkampf wird am besten von der Zielgruppe selbst gemacht! Wir werden deshalb<br />
gezielt Aktionen für junge Menschen durchführen. Das beginnt schon bei<br />
Verteilaktionen zum Ausbildungsbeginn und führt über Podiumsdiskussionen in<br />
Universitäten bis zu <strong>Juso</strong>-Wahlkampfteams, die die KandidatInnen vor Ort mit<br />
kreativen Wahlkampfaktionen unterstützen.<br />
Da die SPD-Landtagsfraktion stark überaltert ist, werden wir besonderes Augenmerk<br />
auf die jungen GenossInnen, die für den Landtag kandidieren, richten.<br />
Dranbleiben – Feierabend ist nicht am 20. Januar um 18 Uhr<br />
Beim sozialdemokratischen Wahlsieg am 20. Januar ist der Politikwechsel am<br />
Wahlabend aber noch nicht erreicht. Der echte Wechsel lässt sich nur durch eine<br />
Koalition mit anderen linken Parteien erreichen – eine Koalition mit der CDU lässt zu<br />
wenig Spielraum für die Durchsetzung progressiver Ideen. Wir werden daher den<br />
Prozess der Koalitionsbildung begleiten und uns, wo es uns möglich ist, einschalten.<br />
Dazu gehört auch eine entsprechende Pressearbeit, die die Meinung der <strong>Juso</strong>s<br />
öffentlich transportieren soll.<br />
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Organisation des Landesverbandes<br />
Seminare<br />
Mit dem Aufbau der Bildungsplattform sind wir dem Ziel eines ganzheitlichen<br />
Bildungsangebotes der <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> einen Schritt näher gekommen. Die<br />
Bildungsplattform bietet einen zentralen Überblick über alle Seminare in unserem<br />
Landesverband. Hierdurch kann die Übersicht über unsere Bildungsarbeit<br />
gewährleistet werden und eine bessere Organisation der Anmeldungen gewährleistet<br />
werden. Jetzt gilt es, diesen Weg weiterzugehen, um die Bildungsangebote für Alle<br />
offen zu gestalten. Um dieser Offenheit mehr Ausdruck zu verleihen wird der<br />
Landesvorstand versuchen, seine Seminare in allen Regionen des Landes anzubieten<br />
und durchzuführen. In die Organisation der Seminare sollen insbesondere auch die<br />
jeweiligen Bezirksvorstände und Kreis- und Unterbezirksvorstände einbezogen werden.<br />
Die Seminare des Landesverbandes werden in diesem Jahr wie vieles im Zeichen der<br />
Landtagswahl stehen, so werden die inhaltliche und methodische Schulung bei<br />
unseren Seminaren im Mittelpunkt stehen. Nach der Landtagswahl werden wir die<br />
Bildungsarbeit wieder stärker an grundsätzlichen Themen wie zum Beispiel dem<br />
Finanzmarktkapitalismus ausrichten.<br />
ReferentInnenpool<br />
Das Angebot der Mitglieder des Landesvorstandes, in den Gliederungen Referate und<br />
Seminare durchzuführen, soll weiterhin aufrechterhalten werden. Um die Reichweite<br />
dieses Angebotes zu erhöhen, wird es hierbei darauf ankommen, die Angebote stärker<br />
zu bündeln und die Abfrage so zu organisieren, dass ein möglichst großes Publikum mit<br />
einer Veranstaltung angesprochen wird. Hierfür wollen wir auch die Kooperationen<br />
benachbarter Unterbezirke stärken.<br />
Zusammenarbeit mit den Gliederungen<br />
Unterbezirke<br />
Die Unterbezirke sind die wichtigste Gliederung der <strong>Juso</strong>s, denn hier werden neue<br />
Mitglieder geworben, integriert und an unsere inhaltlichen Positionen herangeführt.<br />
Deshalb bleibt die Reform des Landesverbandes hin zu einer stärkeren<br />
Zusammenarbeit mit den Unterbezirken ein richtiger Schritt. In den kommenden zwei<br />
Jahren wird die zentrale organisatorische Herausforderung in einer guten Betreuung<br />
aller Unterbezirke durch den Landesvorstand liegen. Diese ist die Grundlage für<br />
erfolgreiche landesweite Kampagnen und Aktionstage. Deshalb werden wir zu Beginn<br />
der Wahlperiode ein Modell entwickeln, dass die innerverbandliche Kommunikation<br />
verbessert und für die Unterbezirke klare AnsprechpartnerInnen festlegt.<br />
Bundesverband und Bezirke<br />
Die <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> werden auf Bundesebene nach wie vor durch die vier <strong>Juso</strong>-<br />
Bezirke Braunschweig, Hannover, Nord-<strong>Niedersachsen</strong> und Weser-Ems vertreten. Im<br />
letzten Jahr hat es zum ersten Mal eine gemeinsame niedersächsische Delegation auf<br />
dem Bundeskongress gegeben. Dies war trotz neuer organisatorischer<br />
Herausforderungen ein großer Erfolg und soll in Zukunft fortgesetzt werden um den<br />
vielen gemeinsamen niedersächsischen Interessen auch zukünftig mehr Gewicht auf<br />
Bundesebene zu verleihen. Der Landesvorstand wird die Zusammenarbeit der Bezirke<br />
hier weiterhin konstruktiv unterstützen und fördern. Hierzu wird es auch in Zukunft<br />
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einen regen Informationsaustausch aus Landes- und Bundesebene in beide Richtungen<br />
geben müssen.<br />
Die Aufgaben im Bundesverband sind vor allem organisatorischer Natur. Hier hat es<br />
bereits in der Vergangenheit gute Kooperationen bei der Mobilisierung zu<br />
Demonstrationen und Großveranstaltungen gegeben, welche wir weiterhin fortsetzen<br />
wollen.<br />
Zusammenarbeit mit der Partei<br />
Im Zuge der Parteireform auf Bundesebene sind einige organisatorische Neuerungen<br />
verankert worden, die wir <strong>Juso</strong>s auch für die SPD in <strong>Niedersachsen</strong> für sinnvoll halten.<br />
Hierzu zählen neben den quotierten Wahllisten auch die Abschaffung des Präsidiums<br />
und die Aufwertung des Parteirates. Doch auch über diese richtigen Schritte hinaus<br />
weist die Organisation der Partei Reformbedarf auf. Diesen gilt es vor allem für den Fall<br />
einer Regierungsübernahme 2013 anzupacken. Dadurch soll verhindert werden, dass,<br />
wie in der Vergangenheit geschehen, am Willen der Partei vorbeiregiert wird. Diesen<br />
notwendigen Reformprozess der Partei wollen wir anstoßen und seinen Verlauf kritisch<br />
begleiten.<br />
Landesvorstand<br />
Als <strong>Juso</strong>s in <strong>Niedersachsen</strong> gilt für unsere Zusammenarbeit mit der Landespartei, was<br />
auch generell für das Verhältnis zwischen <strong>Juso</strong>s und SPD gilt: Wir verstehen uns als<br />
linker Richtungsverband innerhalb der SPD, der die Politik der Partei in kritischer<br />
Solidarität begleitet und sie mit progressiven inhaltlichen Konzepten nach vorne treibt.<br />
Damit dies geschehen kann, wollen wir uns einerseits stärker als bisher in den<br />
Landesvorstand der Partei einbringen und andererseits dafür sorgen, dass der SPD-<br />
Landesvorstand im Zuge der Parteireform wieder eine wichtigere Rolle für die<br />
Willensbildung der Partei einnimmt.<br />
Landesparteirat<br />
Im Zuge der Parteireform wollen wir den Landesparteirat analog zur Bundespartei zu<br />
einem Konvent weiterentwickeln, dass das höchste beschlussfassende Gremium<br />
zwischen den Landesparteitagen darstellt, um auch hierdurch die Basis des<br />
innerparteilichen Willensbildungsprozesses zu verbreitern. Hierfür ist wiederum auch<br />
ein stärkeres <strong>Juso</strong>-Engagement in diesem Gremium notwendig, was sich sowohl in<br />
einer besseren Vernetzung der <strong>Juso</strong>-Delegierten als auch in der stärkeren Einbringung<br />
inhaltlicher Initiativen in den Parteirat widerspiegeln soll.<br />
Landtagsfraktion<br />
In den vergangenen Jahren haben wir die Zusammenarbeit mit der Landtagsfraktion,<br />
unter anderem durch die Teilnahme an Fraktionssitzungen, stark verbessern können.<br />
Diesen Weg gilt es weiterzugehen, um bei einer Regierungsbeteiligung unsere<br />
inhaltlichen Konzepte auch stärker auf dem parlamentarischen Wege voranzubringen.<br />
Eine Herausforderung stellt hierbei noch die Einbeziehung in die Arbeitskreisebene dar,<br />
bei der der Landesvorstand eine Verbesserung erreichen muss.<br />
Vernetzung mit anderen Organisationen<br />
Im Sinne der Doppelstrategie gehört es zu unserem Selbstverständnis mit<br />
Bündnispartnern zusammenzuarbeiten und für gemeinsame Ziele zu kämpfen. Dies ist<br />
vor allem für die Durchsetzung und Weiterentwicklung inhaltlicher Initiativen, aber<br />
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auch für die Mobilisierung für den Regierungswechsel in <strong>Niedersachsen</strong> von großer<br />
Bedeutung.<br />
Die gute Zusammenarbeit mit den Gewerkschaftsjugenden wollen wir weiter<br />
vorantreiben und intensivieren. Dies gilt auch für die Arbeit in vielen vor allem<br />
antifaschistischen Bündnissen. Vor dem Hintergrund des angestrebten<br />
Regierungswechsels wird es in diesem Bereich aber auch darauf ankommen weitere<br />
Kontakte zu uns nahe stehenden Organisationen zu knüpfen und unsere inhaltlichen<br />
Konzepte mit Interessensorganisationen rückzukoppeln.<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
In den vergangenen Jahren haben wir unsere Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
verbessern können und unsere Präsenz in verschiedenen Medien gesteigert. Dies gilt es<br />
weiter auszubauen und zu verstetigen, um auch im Fall einer Regierungsbeteiligung<br />
unsere Positionen stärker nach außen vertreten zu können. Um hier noch effektiver<br />
arbeiten zu können wird der neue Landesvorstand, unter Beachtung des<br />
Regionalproporzes eine Aufgabenverteilung festlegen.<br />
Die Kommunikation über Neue Medien ist ebenfalls ausgebaut worden und zu einem<br />
wichtigen Bestandteil der Kommunikation mit den Mitgliedern und der Öffentlichkeit<br />
geworden. Auch hier gilt es, durch eine Verstetigung und Ausweitung des Angebotes<br />
die Präsenz zu steigern.<br />
Soziales<br />
Inklusion<br />
Inklusion ist nicht nur ein Aspekt der Bildung, sondern nach unserer Ansicht die<br />
Voraussetzung hin zu einer gerechteren Gesellschaft in der alle Menschen teilhaben<br />
und niemand ausgegrenzt wird, also einer inklusiven Gesellschaft.<br />
Inklusion muss ein allgemeingültiges Ziel der Gesellschaft und des Staates sein. Durch<br />
die Ratifizierung der UN-Konvention „Zum Schutz der Rechte von Menschen mit<br />
Behinderung“ hat sich Deutschland die Inklusion als Staatsziel gegeben. Eine effektive<br />
Umsetzung durch staatliche Akteure fehlt bislang allerdings noch. Jedes politische<br />
Handeln muss sich aber daran messen lassen, wie es zur Inklusion beitragen kann. Um<br />
dieses zu unterstreichen, fordern wir <strong>Juso</strong>s in <strong>Niedersachsen</strong> dass Inklusion im Sinne<br />
der UN-Konvention als Staatsziel in die niedersächsische Verfassung aufgenommen<br />
wird.<br />
Es muss eine breite gesellschaftliche Debatte geben, u.a. wollen wir <strong>Juso</strong>s in<br />
<strong>Niedersachsen</strong> in den kommenden zwei Jahren folgende Punkte diskutieren:<br />
• Barrieren, die Menschen mit jedweder Beeinträchtigung die vollständige<br />
Teilhabe an der Gesellschaft verhindern, sichtbar machen.<br />
• Inklusion bei der Städteplanung mitdenken.<br />
• Inklusion auf dem Arbeitsmarkt<br />
Wir <strong>Juso</strong>s in <strong>Niedersachsen</strong> wollen ein Konzept für eine inklusive Gesellschaft<br />
entwickeln, in dem die Erkenntnisse aus der Debatte einfließen sollen. Das Konzept soll<br />
sich unter anderem auch damit befassen, wie der Prozess hin zu einer inklusiven<br />
Gesellschaft organisiert werden kann und welche ersten Schritte sinnvoll sind.<br />
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Chancengleichheit junger Menschen fördern<br />
Die Aufgabe der Politik in <strong>Niedersachsen</strong> muss sein, allen Kindern und Jugendlichen die<br />
gleichen Entwicklungschancen und Lebensbedingungen zu ermöglichen, ihre<br />
Unversehrtheit sicherzustellen, sowie ihre persönliche Entwicklung zu fördern und zu<br />
schützen. Nur so kann die gleichberechtigte Teilhabe junger Leute an der Gesellschaft<br />
erreicht werden. Wirtschaftliche Einsparungen dürfen hierbei nicht vor dem<br />
Wohlergehen und dem Schutz der Kinder und Jugendlichen stehen.<br />
Die von CDU und FDP geführte niedersächsische Landesregierung verweigert sich<br />
dieser besonderen Verantwortung. Im Zuge der Föderalismusreform vom September<br />
2006 hat sie mit der Abschaffung des Landesjugendamtes und des<br />
Landesjugendhilfeausschusses begonnen die wichtigsten Instanzen in der Kinder- und<br />
Jugendhilfe aufzulösen. Zudem standen über 100 Jugendwerkstätten kurz vor der<br />
Schließung, da die Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen mit der geplanten<br />
SGB-II-Instrumentenreform massive Streichungen vorgesehen hatte. All dies geschah<br />
gegen den Protest der Jugendverbände, des Landesjugendrings, der Jugendsozialarbeit,<br />
der Gewerkschaften und der Verbände der freien Wohlfahrtspflege.<br />
Derzeit wird geplant den Jugendwerkstätten die Beantragung von Fördermitteln<br />
massiv zu erschweren, zudem sollen 5 Mio. Euro Fördergelder in Zukunft gestrichen<br />
werden.<br />
Wir wollen diese Zustände nicht hinnehmen und werden uns deshalb für drei zentrale<br />
Punkte einsetzen:<br />
• Die Wiedereinführung des Landesjugendhilfeausschusses.<br />
• Die Wiedereinführung des Landesjugendamtes.<br />
• Den Erhalt der Jugendwerkstätten zu sichern.<br />
Drogenpolitik<br />
Wir <strong>Juso</strong>s in <strong>Niedersachsen</strong> wenden uns entschieden gegen eine weitere<br />
Stigmatisierung Drogensüchtiger Menschen als Kriminelle.<br />
Ein fundamentaler Schritt in die richtige Richtung wäre eine Reform der Gesetzgebung<br />
zur Substitution, der Behandlung mit Hilfe von Drogenersatzstoffen, sowie eine<br />
deutliche Verbesserung der finanziellen Situation von Einrichtungen zur Beratung,<br />
Abgabe und Betreuung. Darüber hinaus muss es mehr Einrichtungen, sowie Ärzte und<br />
Ärztinnen geben die qualifiziert sind Substitutionen durchzuführen.<br />
Eine kritische und differenzierte Diskussion über die Legalisierung verschiedener<br />
Substanzen halten wir <strong>Juso</strong>s in <strong>Niedersachsen</strong> für längst überfällig. Diese wollen wir<br />
anstoßen.<br />
Gute Pflege<br />
Die Versorgung pflegebedürftiger Menschen ist in einer durch den demographischen<br />
Wandel geprägten Gesellschaft eine der zentralen Herausforderungen jetzt und in der<br />
Zukunft. Bereits heute sind in Deutschland über 2,4 Millionen Menschen<br />
pflegebedürftig und bis 2030 wird diese Zahl voraussichtlich auf über 3,4 Millionen<br />
Menschen steigen. Wie kann also eine gute Pflege sichergestellt werden. Dies darf aus<br />
Sicht der <strong>Juso</strong>s in keinem Fall nur im Sinne einer „ausreichenden“ Versorgung<br />
verstanden werden. Vielmehr geht es darum, diesen Menschen die bestmögliche<br />
Unterstützung zukommen zu lassen und ihnen so ein möglichst selbstbestimmtes und<br />
würdevolles Leben zu ermöglichen.<br />
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Die seit den 1990er Jahren stetig wachsende Tendenz zur Privatisierung im Pflege-<br />
Sektor ist nach unserer Meinung der falsche Weg. Immer mehr privatwirtschaftlich<br />
geführte, zum Teil international aufgestellte (Groß-)Konzerne drängen in den Markt.<br />
Dies führt unweigerlich dazu, dass die Versorgung pflegebedürftiger Menschen, als Teil<br />
der öffentlichen Daseinsvorsorge, dem Diktat der Gewinnmaximierung untergeordnet<br />
wird und mit der bestmöglichen Verwendung der vorhandenen Ressourcen zur<br />
Versorgung pflegebedürftiger Menschen nicht zu vereinbaren ist.<br />
Daher fordern wir <strong>Juso</strong>s in <strong>Niedersachsen</strong>:<br />
• Gute Pflege - die sich nicht an den Kosten, sondern am Bedarf der zu Pflegenden<br />
orientiert.<br />
• Bürokratie abbauen — mehr Zeit für die Pflege<br />
• Angemessene Finanzierung — die eine gute Pflege ermöglicht. Pflegesätze<br />
müssen deutlich erhöht werden<br />
• „Gute Arbeit“ in der Pflege — eine angemessene Entlohnung (auch in der<br />
Ausbildung), prekäre Beschäftigungsverhältnisse und ausbeuterische<br />
Arbeitszeitmodelle müssen bekämpft werden.<br />
• Umlagefinanzierung der Ausbildung<br />
• Besser Verschränkung von Wissenschaft und Praxis — Innovationen und<br />
Weiterentwicklungen in der Pflege fördern.<br />
Für uns <strong>Juso</strong>s ist gute Pflege keine Frage des Alters, sondern eine Frage der Solidarität<br />
und Menschenwürde. Eine Gesellschaft muss sich immer daran messen lassen, wie sie<br />
ihre schwächsten Mitglieder behandelt. Im diesem Sinne fordern die <strong>Juso</strong>s in<br />
<strong>Niedersachsen</strong> eine Pflege, die allen Menschen, unabhängig von den eigenen<br />
finanziellen Möglichkeiten, ein Leben in Würde ermöglicht.<br />
Bildung<br />
Der Schlüssel zur Emanzipation ist Bildung. - "Wissen ist Macht!" (Wilhelm Liebknecht)<br />
Demokratie ist die einzige Staatsform die man erlernen muss – dies muss<br />
praktisch in der Schule erfahrbar sein<br />
Eine ganzheitliche Bildung die es Kindern ermöglicht am Ende ihrer Schullaufbahn so<br />
weit zu sein, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden und aus diesem heraus ein<br />
selbstbestimmtes Leben zu führen muss Forderung einer jeden jungsozialistischen<br />
Bildungsdebatte sein.<br />
Die grundlegenden Fertigkeiten, die es Menschen ermöglichen gesellschaftliche<br />
Zusammenhänge zu erkennen und Folgen ihrer Entscheidungen abzuschätzen und<br />
abzuwägen, müssen einem jeden Menschen in der Gesellschaft beigebracht werden,<br />
um sich im politischen Diskurs einbringen und am gesellschaftlichen Leben<br />
teilzunehmen zu können. Demokratie kann nur im praktischen Diskurs erlernt werden,<br />
Schule ist hierbei als ein Experimentierfeld zu verstehen in dem niedrigschwellige<br />
demokratische Prozesse direkt erfahrbar werden können. Nur wer Demokratie<br />
praktisch erfahren kann, kann ihre Stärken begreifen und zu eineR VerfechterIn ihrer<br />
selbst werden. Hierzu bedarf es der Überwindung von Hierarchien im Bildungssystem<br />
und einer stärkeren Orientierung am Menschen und seinen Bedürfnissen.<br />
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Selbstverwirklichung ist mehr als Qualifikation für Beruf und Schule -<br />
"Jedem nach seinen Fähigkeiten; jedem nach seinen Bedürfnissen."<br />
Wir Jungsozialistinnen und Jungsozialisten sehen in Bildung mehr als die reine<br />
Qualifikation für Schule, Studium und Beruf. Unserer Meinung nach eröffnet Bildung<br />
Menschen die Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen, eigenen Neigungen und<br />
Interessen nachzugehen und ein selbst bestimmtes Leben zu führen. In diesem<br />
Zusammenhang schafft Bildung für uns <strong>Juso</strong>s die Möglichkeit, sich kritisch und<br />
wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Entwicklungen auseinander zu setzen,<br />
eigenständig Position beziehen zu können und gesellschaftliche sowie politische<br />
Prozesse gestalten zu können.<br />
Eine Bildungspolitik, die sich an den Bedürfnissen des Einzelnen orientiert, darf jedoch<br />
eine gesellschaftliche Umverteilungspolitik nicht ersetzen. Es kommt vielmehr darauf<br />
an, jeder und jedem in Rahmen einer solidarischen Gesellschaft individuelle<br />
Selbstverwirklichung zu ermöglichen.<br />
„Kinder für die Wirtschaft (KiWi-Prinzip)“ - ein neoliberales Dogma<br />
überwinden<br />
Im Kapitalismus werden Bildung und Bildungsangebote vielfach unter der<br />
kapitalistischen Verwertungslogik betrachtet. In diesem Sinne werden<br />
Bildungsangebote oft daran gemessen, welchen wirtschaftlichen Zweck sie erfüllen.<br />
Das wirtschaftsorientierte Denken zeigt sich in vielen schulischen sowie universitären<br />
Angeboten, in denen wirtschaftliche Akteure durch Privatisierungen oder<br />
Teilprivatisierungen großen Einfluss gewonnen haben und junge Menschen dieses<br />
KiWi-Prinzip vermittelt wird.<br />
Nach unserer jungsozialistischen Auffassung ist Bildung ein öffentliches Gut und keine<br />
Ware. Aus unserem Menschenbild und unserer Grundüberzeugung ergibt sich, dass<br />
Bildung für alle Menschen kostenlos sein muss und nur die öffentliche Hand eine<br />
(weitgehend) interessensfreie Bildung vermitteln kann. Deshalb lehnen wir <strong>Juso</strong>s das<br />
KiWi-Prinzip sowie Bildungsprivatisierungen entschieden ab.<br />
Inklusion in der Bildungspolitik<br />
Die niedersächsische Bildungspolitik steht in den nächsten Jahren vor einer neuen<br />
Herausforderung. Die Bildungseinrichtungen sollen sich verstärkt für Menschen mit<br />
einer Einschränkung öffnen um dadurch mehr Bildungsgerechtigkeit für Alle zu<br />
erreichen.<br />
Die Inklusion beginnt verpflichtend in den niedersächsischen Schulen ab dem<br />
01.August 2013, bereits <strong>2012</strong> konnten Grundschulen freiwillig mit der Inklusion<br />
beginnen. Dass sich die Bildungsinstitutionen ändern müssen steht fest, die konkrete<br />
Umsetzung ist allerdings noch nicht abgeschlossen.<br />
Der Landesverband wird sich daher auch im Bereich der Bildungspolitik mit der<br />
Thematik der Inklusion auseinandersetzen und eigene Anforderungen an inklusive<br />
Bildung erarbeiten.<br />
Frühkindliche Bildung<br />
Frühkindliche Bildung hat für uns <strong>Juso</strong>s einen hohen Stellenwert, denn schon in der<br />
Krippe beginnt gemeinsames Lernen und Inklusion. Jedoch sind die<br />
Rahmenbedingungen in der frühkindlichen Bildung vor allem in <strong>Niedersachsen</strong> sehr<br />
stark verbesserungsbedürftig. Dies gilt sowohl für das Angebot von Kita- und<br />
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Krippenplätzen, bei dem <strong>Niedersachsen</strong> immer noch weit unter dem<br />
Bundesdurchschnitt liegt, als auch für die Qualität der Betreuung mit hohen<br />
Betreuungsschlüsseln und zu geringer personeller Ausstattung. Es ist Aufgabe des<br />
Landes hier für Verbesserungen zu sorgen. Uns geht es aber nicht nur um die Quantität<br />
und Qualität des Angebotes in der frühkindlichen Bildung, denn auch hier gilt für uns<br />
der Grundsatz: Alle müssen können dürfen! Deshalb setzen wir uns für die<br />
Gebührenfreiheit auch im Bereich der frühkindlichen Bildung ein.<br />
Schule<br />
Wir, die <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong>, setzen uns für gerechte Bildung ein, diese muss für alle<br />
frei zugänglich sein.<br />
Die Bildung spielt eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft, wird aber leider immer<br />
mehr vernachlässigt. Das wollen wir ändern!<br />
G8 fördert die Turbo-Bildung, die die SchülerInnen zu stark belastet.<br />
Deswegen positionieren wir uns eindeutig gegen das neu eingeführte Bildungssystem<br />
G8, das uns die schwarz-gelbe Regierung, aufgrund ihrer konservativen und<br />
idealistischen Einstellung, aufgezwungen hat.<br />
Weitere Ziele der neu gegründeten <strong>Juso</strong>-SchülerInnengruppe (JSG) sind die<br />
Abschaffung des Religionsunterrichts durch einen neutralen Ethikunterricht und die<br />
Stärkung der Rechte von Schüler und SchülerInnen.<br />
Eine Überlegung hierzu ist die Einführung von SchülerInnenparlamenten, denn wir<br />
fordern mehr Mitbestimmungsrecht für junge Menschen an Schulen.<br />
Außerdem ist es für uns sehr wichtig, dass wir uns für den Ausbau der Gesamtschulen<br />
mit Ganztagsangebot als Regelschulen einsetzen und dies die Abschaffung von<br />
Privatschulen möglich macht. Hierzu wollen wir ein modernes Schulkonzept<br />
entwickeln, mit den wichtigen Grundsätzen: kostenfreie und moderne Schulen. Um<br />
dieses zu erreichen, ist es wichtig die Vernetzung anzukurbeln um mehr <strong>Juso</strong><br />
SchülerInnen Gruppe in Unterbezirken zu gründen.<br />
Als Leitsatz dient uns: „Nur gemeinsam sind wir stark!“. Deswegen finden wir die<br />
Gründung der SchülerInnen-Gruppe auf Landesebene als wichtigen Schritt, um für eine<br />
fortschrittliche und solidarische Bildung eintreten zu können, zu der wir durch unsere<br />
Erfahrung als SchülerInnen in besonderem Maße beitragen wollen.<br />
Studiengebühren abschaffen<br />
Studiengebühren sind unsozial und ungerecht und müssen umgehend abgeschafft<br />
werde. Sie halten junge Menschen aus bildungsfernen, finanziell schlechter gestellten<br />
Schichten nachweislich davon ab, ein Studium aufzunehmen. Es kann nicht sein, dass<br />
junge Menschen dazu herangezogen werden, die Jahrzehnte lange strukturelle<br />
Unterfinanzierung der Hochschulen auszugleichen. Die durch den Wegfall der<br />
Studiengebühren entstehende Finanzierungslücke der Hochschulen muss durch<br />
staatliche Gelder ausgeglichen werden.<br />
Masterplätze für alle!<br />
Der sogenannte Bolognaprozess hat für zusätzliche Hürden in unserem<br />
Bildungssystem gesorgt. Die Unterscheidung in Bachelor- und Masterabschlüsse hat<br />
zur Folge, dass jeder Studierende mit dem Erreichen des Bachelors einen ersten<br />
sogenannten berufsqualifizierenden Abschluss erreicht hat. Dieser wird jedoch auf<br />
dem Arbeitsmarkt längst nicht so stark nachgefragt, wie ein Masterabschluss, da dieser<br />
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eher mit den früheren Magister- und Diplomabschlüssen vergleichbar ist. Da die<br />
Hochschulen jedoch zu wenige Masterplätze vorhalten, sind diese<br />
zulassungsbeschränkt, also nur für Studierende mit guten oder sehr guten Noten<br />
erreichbar.<br />
Dieser Zustand ist für uns <strong>Juso</strong>s unhaltbar. Wir brauchen endlich einen Rechtsanspruch<br />
auf einen Masterplatz für jede/n Bachelorabsolventin/en, damit allen der Abschluss<br />
offen steht, den sie erreichen möchten und nicht die Rahmenbedingungen des<br />
Studiums und die Noten für die Möglichkeit einen Studienplatz im Master zu erlangen<br />
ausschlaggebend sind.<br />
Mitbestimmungsrechte der Studierenden stärken<br />
Studierende werden an den wichtigen Entscheidungsprozessen in Hochschulen nur<br />
unzureichend beteiligt. Die Studierenden stellen die mit Abstand größte Statusgruppe<br />
in allen Hochschulen, sind aber im Verhältnis sehr schwach in den verschiedenen<br />
Gremien der Hochschule vertreten. Hier muss – im Rahmen der Grenzen des<br />
Grundgesetzes – dringend nachgesteuert werden. Auch darf es nicht sein, dass<br />
Studierende von vielen Entscheidungsprozessen konsequent ausgeschlossen werden,<br />
da diese hinter verschlossener Tür in Dekanaten oder in Präsidien getroffen werden.<br />
Entscheidungsprozesse in Hochschulen müssen endlich wieder transparent und unter<br />
Einbeziehung der Studierenden auf allen Ebenen ausgestaltet werden. Hier muss<br />
dringend gesetzlich nachgesteuert werden.<br />
Gute Arbeit! Auch an Hochschulen<br />
Der wissenschaftliche Mittelbau leistet in niedersächsischen Hochschulen einen sehr<br />
wichtigen Betrag in Forschung und Lehre und auch studentische Hilfskräfte sind aus<br />
dem Hochschulalltag nicht wegzudenken. Gleichzeitig sind ihre Rechte und ihr Status<br />
in vielerlei Hinsicht nicht zufriedenstellend. Dies betrifft etwa ihre, im Verhältnis zu<br />
den meist anspruchsvollen Tätigkeiten, zu geringe Bezahlung. Auch bestehen eklatante<br />
Defizite im Bereich der grundlegenden ArbeitnehmerInnenrechte. So existiert etwa für<br />
studentische Hilfskräfte meist kein Anspruch auf bezahlten Urlaub und keine<br />
Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Durch die meist befristete Ausgestaltung der<br />
Stellen des akademischen Mittelbaus stecken diese Menschen häufig in prekären<br />
Beschäftigungsverhältnissen fest. Für Promovierende besteht insbesondere das<br />
Problem einer großen Abhängigkeit gegenüber der/dem BetreuerIn, was in vielen<br />
Fällen dazu führt, dass sie weit über das Vertraglich vereinbarte Maß hinaus arbeiten<br />
müssen.<br />
Um dem wissenschaftlichen Nachwuchs in <strong>Niedersachsen</strong> eine Perspektive zu geben,<br />
müssen wir weg von befristeten Stellen, hin zu planbaren Karrierewegen für junge<br />
WissenschaftlerInnen. Der <strong>Juso</strong> Landesvorstand will sich daher in den kommenden<br />
zwei Jahren in Kooperation insbesondere mit den Gewerkschaften und <strong>Juso</strong><br />
Hochschulgruppen mit diesen Problemen beschäftigen und Lösungskonzepte<br />
erarbeiten.<br />
Familienfreundliche Hochschule<br />
Die <strong>Juso</strong>s Niedersachen werden sich in den nächsten Jahren mit dem Thema<br />
familienfreundliche Hochschule auseinander setzten müssen, da es mittlerweile viele<br />
Studierende mit Kindern gibt und diese auf Grund von nicht angemessenen,<br />
ausreichenden und kostenfreien Betreuungsmöglichkeiten an der Hochschule ihr<br />
Studium nicht vernünftig zu Ende führen können. Deswegen fordern wir für jedes Kind<br />
eines Studierenden einen kostenfreien, ganztägigen Betreuungsplatz.<br />
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Finanzierung der Studentenwerke<br />
Für die Bereitstellung eines sozial verträglichen Hochschulumfeldes ist die Arbeit der<br />
Studentenwerke zentral, da sie in vielen Einrichtungen Dienstleistungen für<br />
Studierende vorhalten, die unter normalen Umständen für diese finanziell nicht<br />
leistbar wären. Die schwarz-gelbe Landesregierung hat jedoch die finanziellen Hilfen<br />
für die Studentenwerke vor allem im Bereich der Bauunterhaltung massiv gekürzt, was<br />
zu steigenden Beiträgen für die Studierenden führt. Diese Entwicklung gilt es<br />
umzukehren, denn nach unserer Auffassung ist hier das Land in der Pflicht die<br />
Studentenwerke finanziell so auszustatten, dass sie ihre Aufgaben voll erfüllen können<br />
Feminismus<br />
Der Kampf um die Einbeziehung der Frau in die Grundsätze Freiheit und Gleichheit<br />
begann bereits Ende des 18. Jahrhunderts. Allerdings dauerte es fast ein weiteres<br />
Jahrhundert bis die erste Welle der deutschen Frauenbewegung aktiv für ihre Rechte<br />
eintreten konnte.<br />
Im Laufe der Geschichte finden sich viele Wellen der Frauenbewegung, die jedoch<br />
immer auch an die Arbeiterbewegung gekoppelt waren. Wir <strong>Juso</strong>s stehen auch heute<br />
als feministischer Richtungsverband für die Gleichstellung der Geschlechter ein. Denn<br />
Feminismus ist ein Querschnittsthema – er berührt alle Bereiche unserer politischen<br />
Arbeit. Trotz der vielen feministischen Erfolge in der Geschichte ist eine echte<br />
Gleichstellung der Geschlechter nicht erreicht, weswegen Feminismus ein eigener<br />
Schwerpunkt in unserer Arbeit bleiben muss.<br />
Wir <strong>Juso</strong>s kämpfen für die Auflösung patriarchaler Strukturen in der Gesellschaft, denn<br />
man kommt nicht als Frau oder Mann zur Welt. Es wird unterschieden in das<br />
biologische Geschlecht „Sex“ und das von der Gesellschaft konstruierte „Gender“.<br />
Letzteres erhalten wir durch unsere eigenen Handlungen aufrecht: „Doing Gender“.<br />
Schon in der frühen Kindheit bilden sich Rollenbilder, werden unsere Vorstellungen von<br />
Geschlechterbildern geprägt. Daher muss frühkindliche, schulische und berufliche<br />
Bildung nach Ansicht von uns <strong>Juso</strong>s weg von Geschlechterstereotypen und Mädchen<br />
und Jungen folglich eine Bandbreite verschiedenster Geschlechterrollen bieten.<br />
Mädchen sollen nicht an das altmodische und überholte Bild der Hausfrau und Mutter<br />
gewöhnt werden, während Jungen davon träumen sollen, Feuerwehrmann zu werden<br />
und einen möglichst maskulinen Job zu ergreifen.<br />
Denn letztendlich resultiert die Schnittmenge des Bildungsbereichs im Arbeitsmarkt,<br />
der sowohl männlich dominierte Berufe deutlich besser entlohnt, als auch Frauen, die<br />
denselben Beruf ausüben diskriminiert. Schließlich verdienen Frauen noch immer im<br />
Schnitt bis zu 25% weniger als Männer für die gleiche Arbeit. Auch arbeiten Frauen<br />
häufiger in prekären Arbeitsverhältnissen und frauendominierte Berufe werden<br />
finanziell und gesellschaftlich schlechter bewertet. Dies kann zur Abhängigkeit der<br />
Frau vom Mann in den Sozialsystemen führen, wenn wir von Absicherung sprechen.<br />
Natürlich ist dies nur ein kleiner Einblick in das Querschnittsthema Feminismus. Die<br />
Auswirkungen von fehlender Geschlechtergerechtigkeit sind weitaus komplexer als wir<br />
es hier erfassen könnten.<br />
Wir wollen unsere Arbeit in den nächsten beiden Jahren deshalb an folgenden<br />
Leitfragen orientieren:<br />
• Was ist Sexismus?<br />
• Was ist Feminismus? Was ist Feminismus für <strong>Juso</strong>s?<br />
• Wie können wir feministischer werden?<br />
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• Was ist in den letzten Jahren in <strong>Niedersachsen</strong> im Bereich Feminismus gut<br />
gelaufen?<br />
• Welche guten Ansätze bei feministischen Projekten gibt es?<br />
Das wollen wir in den nächsten Jahren konkret umsetzten:<br />
Das feministische Bildungsprogramm<br />
• Anti-Sexismus-Kommission:<br />
o Prüfung der Umsetzung unter niedersächsischen Rahmenbedingungen<br />
o Austausch mit Berlin zu Erfahrungswerten<br />
• Einrichtung eines ReferentInnenpool<br />
• Geschlechterplena auf Großveranstaltungen<br />
o Ansprechpartnerinnen bei Großveranstaltungen<br />
• Die feministische Arbeit vor Ort<br />
o Erstellung eines Leitfadens für die Arbeit vor Ort<br />
o Das kann vor Ort jetzt schon getan werden:<br />
Quote einhalten<br />
keine Frauen "verheizen"<br />
angenehme Arbeitsatmosphäre/Diskussionskultur:<br />
• quotierte Erstredelisten<br />
• sexistische Sprüche lassen<br />
• ausreden lassen<br />
• keine langen Monologe zu halten<br />
Intensivierung der Netzwerkfunktion der AG Feminismus<br />
Solange die Interessen von Frauen in unserer Partei unter den Teppich gekehrt werden<br />
und von neutralen Strukturen nicht die Rede sein kann, solange muss es Frauen erlaubt<br />
sein, sich in der Partei für ihre Belange gemeinsam zu organisieren. Dazu gehört auch<br />
eine finanziell ausreichende Förderung – sonst bleibt alles Gerede über die<br />
„Frauenpartei“ SPD bloß heiße Luft. Viele Probleme sind noch nicht gelöst. Hieran<br />
müssen wir arbeiten. Nur wenn wir bei uns selbst echte Gleichstellung schaffen,<br />
können wir diese Idee auch auf die Gesellschaft übertragen. Die AsF ist dabei weiterhin<br />
für uns <strong>Juso</strong>s als Partnerin unverzichtbar.<br />
Einrichtung eines "Frauenforum"<br />
Frauen stellen in unserem Verband noch immer eine Minderheit dar, aus diesem Grund<br />
wollen wir eine autonome Frauenstruktur zur Vernetzung der Frauen in unserem<br />
Landesverband etablieren. Es sollen regelmäßig Treffen stattfinden, bei denen Frauen<br />
zusätzlichen Raum für Diskussionen bekommen und bestehende Strukturen aus<br />
anderen Gliederungen die Möglichkeit haben sich zu vernetzen. Besonders wichtig ist<br />
außerdem der Erfahrungsaustausch, denn auch wenn Frauen unterschiedlich sind,<br />
treffen sie häufig auf ähnliche Situationen. Die Vergangenheit und unser<br />
Grundverständnis zeigen uns: Solidarität ist entscheidend, wenn etwas verändert<br />
werden soll. So bietet das Frauenforum Unterstützung im Kampf für Gleichstellung<br />
und gegen auftretenden Sexismus bei den <strong>Juso</strong>s auf den verschiedenen Ebenen.<br />
Forderungen an die SPD:<br />
• Einführung quotierte ErstrednerInnenlisten<br />
• Übernahme funktionierender <strong>Juso</strong>-Modelle (zukünftig)<br />
• Quotierter Regierungswechsel<br />
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• Quoteneinführung bei landeseigenen Betrieben<br />
• Bundesratsinitiative für die Quoteneinführung in der Wirtschaft<br />
• Gender als Querschnittsthema an Hochschulen<br />
• Berufung von Professorinnen an Hochschulen<br />
Wirtschaftspolitik<br />
Die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse sind stark durch unser<br />
Wirtschaftssystem geprägt. Gesellschaftlicher Wandel bedeutet also auch immer die<br />
Veränderung des Wirtschaftssystems. Deshalb ist der Bereich der Wirtschaftspolitik<br />
einer in dem nicht nur wichtige Weichenstellungen für die Veränderung der<br />
Produktionsweisen und des Warenaustauschs getroffen werden, sondern auch ein<br />
notwendiger Bereich um den gesellschaftlichen Wandel hin zu einer freien und<br />
gerechten Gesellschaft zu organisieren. Jungsozialistische Wirtschaftspolitik ist<br />
deshalb mehr als nur die Optimierung wirtschaftlicher Prozesse und ihrer staatlichen<br />
Steuerung, sondern Teil einer ganzheitlichen Politik zur Organisation gesellschaftlichen<br />
Fortschritts.<br />
<strong>Niedersachsen</strong>s soziale, ethische und ökologische Verantwortung auch in<br />
der Wirtschaft leben<br />
Im öffentlichen Einkaufs- und Beschaffungswesen spielen zurzeit fast ausschließlich<br />
finanzielle Kriterien eine Rolle. So wird frei nach dem Motto verfahren: „Wo kriegen<br />
wir was am billigsten“. Dabei wird wissentlich in Kauf genommen, dass viele Produkte<br />
nur zu solch niedrigen Preisen angeboten werden können, da sie zum Teil unter in<br />
sozialer, ethnischer und ökologischer Hinsicht nicht hinnehmbaren Bedingungen<br />
hergestellt werden.<br />
Daher fordern die <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong>, dass soziale, ethische und ökologische Kriterien<br />
im öffentliche Beschaffungs- und Ausschreibungswesen zwingend verankert werden.<br />
Hierzu soll auf Landesebene eine gesetzliche Regelung erlassen werden die sowohl die<br />
öffentliche Hand sowie alle Eigenbetriebe dazu verpflichtet, ihr Beschaffungs- und<br />
Ausschreibungswesen umzustellen. Zudem fordern wir seitens des Landes eine<br />
diesbezügliche Bundesratsinitative zur Schaffung einer bundeseinheitlichen<br />
Regelung.<br />
Für eine Nachhaltige Wirtschaftsförderung<br />
Die Wirtschaftsförderung der Kommunen in <strong>Niedersachsen</strong> stellt zurzeit einen<br />
Konkurrenzkampf dar, in dem jede Kommune versucht, die andere auszustechen. Die<br />
Kommunen rivalisieren untereinander um die Ansiedlung von Unternehmen in ihrem<br />
Wirkungsbereich. Es geht den Kommunen dabei in erster Linie um die Schaffung von<br />
Arbeitsplätzen und vor allem auch um die Generierung von Gewerbesteuereinahmen.<br />
Ziel muss es sein, diesen kommunalen Egoismus in der Wirtschaftspolitik zu<br />
überwinden. Ein Weg dahin könnte sein, die Gewerbesteuer als Landesteuer zu<br />
erheben und über einen Schlüssel (z.B. Einwohnerzahl) an die Kommunen zu verteilen.<br />
So entsteht für die Kommunen der Anreiz, zum Wohle Aller bei der<br />
Wirtschaftsförderung zusammenzuarbeiten. Diese Zusammenarbeit könnte durch die<br />
Schaffung von Wirtschaftsförderungsclustern unter Berücksichtigung der Stärken und<br />
Chancen sowie Schwächen und Risiken der jeweiligen Regionen realisiert werden. Die<br />
Debatte mit welchen Instrumenten das Ziel der Überwindung des kommunalen<br />
Egoismus in der Wirtschaftspolitik erreicht werden kann, wollen wir in den nächsten<br />
beiden Jahren führen und zu einem Ergebnis in Antragsform bringen.<br />
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Mobilität<br />
Die Zukunft der Mobilität liegt auf der Schiene! <strong>Niedersachsen</strong> und auch der Bund<br />
müssen sich Gedanken machen das bestehende Bahnnetz zu modernisieren und weiter<br />
auszubauen. Da Verkehrsnetze ein öffentliches Gut sind, verurteilen wir die<br />
Privatisierung der Bahnnetze. In Zukunft muss es gelingen möglichst PKW-freie<br />
Stadtbilder zu erreichen. Der <strong>Juso</strong> Landesverband wird sich daher verstärkt mit<br />
Möbilitätskonzepten beschäftigen.<br />
Gute Arbeit gute Ausbildung – her damit!<br />
Statt des Starts ins Arbeitsleben bedeutet eine abgeschlossene Ausbildung für viele<br />
junge Menschen lediglich den Start in eine ungewisse Zukunft. Leiharbeit, befristete<br />
Verträge und schlecht bezahlte Jobs bedrohen die AbsolventInnen. Wir <strong>Juso</strong>s setzen<br />
uns daher mit den KollegInnen der Gewerkschaften für eine garantierte, unbefristete<br />
Übernahme ein!<br />
Auch bei der Ausbildung selbst gibt es Defizite. Der Ausbildungsreport der DGB Jugend<br />
beweist jedes Jahr: es gibt in vielen Betrieben bei der Qualität der<br />
Ausbildungssituation, der Ausbildungsvergütung und der Einhaltung der gesetzlichen<br />
Rahmenbedingungen starke Mängel. Wir fordern daher neben einer<br />
branchenunabhänigigen Mindestvergütung für Auszubildende eine staatliche<br />
Institution, die, anders als die Kammern, unabhängig von ArbeitgeberInnen die<br />
Arbeitsbedingungen in den ausbildenden Betrieben kontrolliert wo eine angemessene<br />
Kontrolle von Betriebsräten und Jugend- und Auszubildendenvertretungen nicht<br />
gegeben ist. Ferner sollen diese durch angemessene Erweiterungen ihrer<br />
Mitbestimmungsrechte in ihrer Aufgabenerfüllung unterstützt werden. Denn die<br />
Situation der ArbeitnehmerInnen und Auszubildenden können am besten durch diese<br />
selbst verbessert werden.<br />
Außerdem fordern wir die Ausbildungsumlage. Betriebe, die nicht selbst ausbilden,<br />
sollen die ausbildenden Betriebe finanziell unterstützen.<br />
Menschen die trotz Ausbildung und Arbeit von Armut bedroht sind, sind Opfer einer<br />
Verfehlten Arbeitsmarktpolitik. Das der Staat in solchen Fällen Eingreift um die Leute<br />
zu ernähren ist zwar richtig bekämpft jedoch nicht die Ursachen vergrößert aber vor<br />
allem die Gewinne derer, die menschenunwürdige Löhne zahlen. Die indirekte<br />
Subventionierung solcher unsozialen Beschäftigungsbedingungen müssen durch die<br />
Einführung eines Mindestlohnes von mindestens der Höhe der DGB-Forderung<br />
unterbunden werden. Prekäre Arbeitsbedingungen werden jedoch nicht nur durch die<br />
Einführung eines verbindlichen Mindestlohnes beseitigt. Es muss ebenfalls die<br />
unsoziale Politik der Kettenverträge endlich beendet werden. Die Menschen brauchen<br />
einen sicheren Arbeitsplatz! Wir fordern daher, dass Personalräten ein größeres<br />
Mitspracherecht im Betrieb und auch bei sogenannten Werksverträgen eingeräumt<br />
wird. Die Mitbestimmung der Angestellten und das Streikrecht müssen ausgebaut<br />
werden. In vielen Betrieben wird dies durch die Betriebsführung versucht u verhindern.<br />
Mit unseren Bündnispartnern im DGB und vor allem den Jungendorganisationen<br />
wollen wir uns verstärkt für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Mitbestimmung<br />
einsetzen. Den größten Nachholbedarf bei der Mitbestimmung und den<br />
ArbeiterInnenrechten haben hier vor allem die Unternehmen in kirchlicher<br />
Trägerschaft. Das kirchliche Arbeitsrecht, welches zu Niedriglöhnen führt und den<br />
Beschäftigten das Grundrecht auf Streik untersagt gehört abgeschafft. Es gibt für uns<br />
<strong>Juso</strong>s keinen Grund warum z.B. Beschäftigte in einem Pflegeheim kirchlicher<br />
Trägerschaft weniger verdienen und weniger Rechte in der betrieblichen<br />
Mitbestimmung haben.<br />
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Der <strong>Juso</strong> Landesverband wird sich daher verstärkt mit den BündnispartnerInnen im<br />
DGB vernetzen und Materialien zum Arbeitskampf erstellen.<br />
Theorie und Praxis<br />
Die aktuelle Schuldenkrise oder die Finanzkrise des letzten Jahrzehnts, sind keine<br />
kurzfristigen oder losgelösten Erscheinungsformen schlechten wirtschaftlichen<br />
Handelns sondern Symptome einer Systemkrise des Kapitalismus.<br />
Eine, der Verwertungslogik des Kapitalismus entzogenen öffentlichen Daseinsvorsorge<br />
und die Stärkung der Wirtschaftsdemokratie sind hierbei erste Schritte, müssen jedoch<br />
im Prozess der Wechselwirkung aus Theorie und Praxis dialektisch weitergedacht<br />
werden. Eine Debatte, welche rein regulatorisch geführt wird, greift jedoch zu kurz. Ziel<br />
des demokratischen Sozialismus kann es nicht sein einen regulierten Kapitalismus zu<br />
erreichen sondern ihn zu überwinden.<br />
Der Landesverband der niedersächsischen JungsozialistInnen wird sich daher vermehrt<br />
mit den aktuellen theoretischen Debatten der politischen Linken auseinandersetzen<br />
und sie als Querschnittsthema in alle Bereiche einfließen lassen. Darüber hinaus wird<br />
der Landesverband sich verstärkt mit dem Thema des Finanzmarktkapitalismus<br />
beschäftigen und Materialien zu theoretischen Grundlagen der jungsozialistischen<br />
Praxis erstellen.<br />
Innenpolitik<br />
Rechte Einstellungen konsequent bekämpfen!<br />
Nach Bekanntwerden der Mordserie des sogenannten „Nationalsozialistischen<br />
Untergrundes“ wurden in der Öffentlichkeit die Themen Rechtsradikalismus und<br />
Rechtsterrorismus breit diskutiert. Wir begrüßen ausdrücklich ein angestrebtes NPD-<br />
Verbotsverfahren. Wir erkennen jedoch, dass die radikale Rechte nicht das alleinige<br />
Problem darstellt. Die Grundlage für Rechtsradikalismus bietet ein in Deutschland weit<br />
verbreiteter Alltagsrassismus. Diesen zu bekämpfen muss auch Ziel der Landespolitik<br />
sein. Wir werden uns deshalb dafür einsetzen, dass die SPD <strong>Niedersachsen</strong> die<br />
Forderung zur Wiedereinrichtung der Landeszentrale für politische Bildung. Darüber<br />
hinaus wollen wir die Einrichtung von Rechtsradikalismusbeauftragen, die rechte<br />
Aktivitäten dokumentieren und Opfer rechter Gewalt beraten und helfen, in jeder<br />
Kommune im Wahlprogramm verankern.<br />
Auch werden wir uns im Kontext mit der Fussball-Europameisterschaft kritisch mit<br />
dem Phänomen „Party-Patriotismus“ und Nationalismus auseinandersetzen und<br />
hierzu Flyer erstellen.<br />
In diesem Zusammenhang möchten wir uns auch kritisch mit den überwiegend<br />
konservativ bis offen rechts eingestellten Studentenverbindungen und<br />
Burschenschaften auseinander setzen. In diesem rechts-intellektuellen Milieu lässt sich<br />
eine Radikalisierung und eine Vernetzung mit Organisationen und Organen der sog.<br />
Neuen Rechten beobachten, bei gleichzeitiger Verharmlosung dieser Aktivitäten durch<br />
den Mainstream. Der intellektuelle Mantel, der hier dumpfen nationalen Inhalten<br />
gegeben wird, macht rechtes Gedankengut auch in der Mitte salonfähig.<br />
Zudem stellen wir uns gegen die Relativierung rechter Gewalt und den<br />
Extremismusbegriff. In <strong>Niedersachsen</strong> kam es in der jüngeren Vergangenheit zu sehr<br />
brutalen Übergriffen durch Neonazis, juristische oder politische Folgen hatte dies<br />
jedoch keine. Stattdessen wird betont, man müsse gegen jede Form der Gewalt und<br />
gegen „jeden“ Extremismus gleichermaßen vorgehen. Diese Gleichsetzung von links<br />
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und rechts verkennt aber völlig die Qualität rechter Gewalt, die mit nichts zu<br />
vergleichen ist. Gewalt bis hin zum Mord ist fester Bestand faschistischer Ideologie, das<br />
hat die Vergangenheit auf oft tragische Weise gezeigt. Wir positionieren uns gegen<br />
jede Verharmlosung rechter Gewalt und stellen uns klar gegen die Extremismustheorie<br />
und ihre Folgen.<br />
Wie bisher werden wir uns in antifaschistischen Bündnissen beteiligen und den Nazis<br />
entschlossen entgegentreten wo immer sie auftauchen. Konkret werden wir uns im<br />
Sommer bei dem Versuch beteiligen Norddeutschlands größten Naziaufmarsch in Bad<br />
Nenndorf zu verhindern.<br />
Kein Mensch ist illegal! - Für eine gerechte Asylpolitik<br />
Abschiebungen, unzumutbare Verhältnisse in Asylheimen, Residenzpflicht – Asylpolitik<br />
in <strong>Niedersachsen</strong> ist unmenschlich! Nach einer möglichen Regierungsübernahme der<br />
SPD nach der Landtagswahl müssen die Verhältnisse schnell verbessert werden. Um<br />
eine umfangreiche Positionierung der <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> fundiert vorzunehmen und<br />
in das Wahlprogramm der SPD <strong>Niedersachsen</strong> zu implementieren, werden wir noch vor<br />
dem Programmparteitag im Sommer eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem<br />
niedersächsischen Flüchtlingsrat durchführen.<br />
Verfassungsschutz abschaffen!<br />
Der Verfassungsschutz ist ein Konstrukt aus dem Kalten Krieg. Gegründet von Altnazis<br />
ist er auch heute noch ein Organ, das kommunistische Umtriebe und Islamismus für<br />
die größte Gefahr für die innere Sicherheit hält. Dass der Verfassungsschutz auf dem<br />
rechten Auge blind ist, zeigte nicht zuletzt die Offenlegung der NSU-Verbrechen oder<br />
der Beobachtung der Partei DIE LINKE. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der<br />
Verfassungsschutz mit Methoden operiert, die es unmöglich machen ihn demokratisch<br />
zu kontrollieren. Eine autonome Geheimdienstorganisation, die ihre eigenen<br />
politischen Ziele verfolgt, kann in einer Demokratie nicht akzeptiert werden. Daher<br />
fordern wir einen sofortigen Stopp der Beobachtung der Partei DIE LINKE, einen Abzug<br />
aller V-Leute und in letzter Konsequenz eine Abschaffung des Verfassungsschutzes.<br />
Kennzeichnungspflicht für PolizistInnen<br />
Wir fordern eine codierte Kennzeichnung von PolizeibeamtInnen um eine eindeutige<br />
Identifizierung dieser zu ermöglichen. Diese soll Demonstrierende vor Polizeigewalt<br />
und Repressionsmaßnahmen schützen.<br />
Zum einen werden wir diese Thematik bei einem Treffen mit VertreterInnen der GdP-<br />
Jugend diskutieren, zum anderen werden wir die Kennzeichnungspflicht als Antrag auf<br />
dem Landesparteitag der SPD <strong>Niedersachsen</strong> einreichen.<br />
Umwelt & Energie<br />
Nach dem endgültigen Atomausstieg im letzten Jahr ist klar: Die Energiewende wird<br />
kommen und ihre Umsetzung eine zentrale Herausforderung der nächsten Jahre<br />
werden. Wir <strong>Juso</strong>s unterstützen den schnellstmöglichen Umstieg auf eine<br />
Energieproduktion aus erneuerbaren Energien. Gerade für <strong>Niedersachsen</strong> birgt dieser<br />
große Chancen, denn gerade im Bereich der Windenergie gibt es in <strong>Niedersachsen</strong> noch<br />
große Potenziale. Dass wir den Ausbau der Erneuerbaren Energien fordern und<br />
unterstützen heißt aber nicht, dass wir dies um jeden Preis tun. Entscheidend sind für<br />
uns bei der Energiewende vor allem zwei Faktoren mit denen wir uns in den<br />
kommenden Jahren schwerpunktmäßig auseinandersetzen wollen:<br />
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Die Art der Umsetzung:<br />
• Dezentrale Energieproduktion vor zentraler<br />
• Überprüfung der Förderpolitik<br />
• Vor- und Nachteile der verschiedenen Energieträger und alternative<br />
Produktionsformen<br />
• Die Energiewende als Infrastrukturprojekt<br />
• Bürgerbeteiligung sicherstellen, Planungssicherheit herstellen<br />
Die soziale Verträglichkeit:<br />
• Sicherstellung bezahlbarer Energiepreise<br />
• Förderung von Energieberatung<br />
• Ordnungspolitische Maßnahmen (z. B. Top-Runner)<br />
Die Energiewende wird sich positiv auf den Klimaschutz auswirken und einen<br />
wichtigen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen leisten. Da ihre<br />
Umsetzung aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, wollen wir uns mit der<br />
Frage auseinandersetzen, welche Handlungsmöglichkeiten und –spielräume auf<br />
Landesebene, beispielsweise in der Verkehrspolitik, bestehen und Wege zu ihrer<br />
politischen Umsetzung erarbeiten.<br />
Auch wenn der Atomausstieg endgültig besiegelt scheint, ist die Endlagerfrage nach<br />
wie vor nicht gelöst. Für die <strong>Juso</strong>s in <strong>Niedersachsen</strong> steht fest, dass der Salzstock<br />
Gorleben als Endlager ungeeignet ist. Die Endlagerung in Salz kommt für uns nicht in<br />
Frage, da diese das für uns entscheidende Kriterium der Rückholbarkeit nur mittelbar<br />
erfüllt. Wir brauchen endlich eine bundesweite und ergebnisoffene Endlagersuche, die<br />
sich ausschließlich an geologischen und nicht wie in der Vergangenheit an politischen<br />
Kriterien orientiert. Diese Forderung wollen wir weiterhin vorantreiben und den<br />
angestoßenen Prozess der bundesweiten Endlagersuche kritisch begleiten.<br />
Eine Herausforderung bei der Atommüllfrage besteht nach wie vor bei der Asse 2. Wir<br />
stehen zum Ziel der Rückholung der radioaktiven Abfälle und fordern Bund und Land<br />
auf alle notwendigen Ressourcen bereitzustellen, um diese endlich umzusetzen.<br />
Agrarpolitik & VerbraucherInnenschutz<br />
Agrarpolitik<br />
Für <strong>Niedersachsen</strong> als Agrarland Nr. 1 ist das Themenfeld der Agrarpolitik ein sehr<br />
wichtiges, auch wenn wir <strong>Juso</strong>s uns in der Vergangenheit nur am Rande mit ihr<br />
auseinandergesetzt haben. Mittlerweile rückt jedoch vor allem das Thema<br />
Massentierhaltung immer stärker in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit, nicht<br />
zuletzt aufgrund einer wachsenden Zahl von Schlachthöfen und Zulieferbetrieben.<br />
Deshalb werden wir uns in den nächsten beiden Jahren stärker mit diesem Themenfeld<br />
befassen. Konkret wollen wir uns einerseits mit den Rahmenbedingungen und<br />
Auswirkungen der landwirtschaftlichen Produktion beschäftigen und uns andererseits<br />
mit der Verbesserung des VerbraucherInnenschutzes auseinandersetzen.<br />
Artgerechte Tierhaltung sieht anders aus! Politik muss hier endlich handeln!<br />
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Wir werden uns in den nächsten zwei Jahren mit diesen politischen Forderungen<br />
auseinandersetzen:<br />
• Eine deutliche Steigerung der Qualität der betrieblichen Kontrollen von Seiten<br />
des Landes und die Einführung eines unabhängigen Tierschutz-TÜVs, der<br />
zusätzlich unangemeldete Kontrollen tätigt.<br />
• Den massenhaften Medikamenteneinsatz, vor allem von Antibiotika, deutlich zu<br />
verringern.<br />
• Schnabelkürzen, das Kupieren von Schwänzen bei Schweinen und Kastrationen<br />
ohne Betäubung bei Ferkeln gesetzlich zu verbieten.<br />
• Die Bestandsgröße in den Ställen deutlich zu verkleinern, um den Tieren<br />
genügend Bewegungsfreiheit zu ermöglichen und eine bedarfsgerechte<br />
Versorgung sicherzustellen.<br />
• Die TierhalterInnen und die MitarbeiterInnen in ihrer Ausbildung besonders auf<br />
artgerechte Haltung zu schulen und zu prüfen.<br />
• Die Landesregierung auf, sich auf Bundesebene dafür einzusetzen, dass das<br />
Bauprivileg für Tierfabriken abgesetzt wird.<br />
• Die staatlichen Subventionen für die Landwirtschaft von Tier- und<br />
VerbraucherInnenschutz abhängig zu machen.<br />
• In der Tierzucht hat der Staat darauf zu achten, dass die Tiere durch<br />
„Überzüchtung“ und sehr kurze aber intensive Mastzeiten keine<br />
gesundheitlichen Schäden davontragen. Die Gesundheit und die artgerechte<br />
Haltung der Tiere darf nicht dem wirtschaftlichen Profit zum Opfer fallen.<br />
VerbraucherInnenschutz<br />
Die immer wiederkehrenden Skandale in der Lebensmittelproduktion und der Tierzucht<br />
zeigen, dass dringender Handlungsbedarf besteht.<br />
Um in Zukunft Schaden von Mensch, Tier und Landwirtschaft abzuwenden, gilt es die<br />
VerbraucherInnenschutzmaßnahmen zu verbessern und auszubauen.<br />
Ein wichtiger Ansatz ist die derzeitige Produktionsweise in der Agrarindustrie. Sie ist<br />
darauf abgerichtet im Akkord Massenware zu Discountpreisen herzustellen. Auf dem<br />
Weltmarkt herrscht starker Konkurrenzdruck. Um dort mitzuhalten, vernachlässigen<br />
viele Betriebe aus Zeit- und Kostengründen Qualität, Arbeitsrecht,<br />
VerbraucherInnenschutz und Tierschutz. Mittelständische bäuerliche Betriebe habe<br />
gegen die großen Mastfabriken meist keine Chance.<br />
Wir werden uns in den nächsten zwei Jahren mit diesen politischen Forderungen<br />
auseinandersetzen:<br />
• Alternative Produktionsweisen, wie der Ökolandbau, aber auch mittelständische<br />
bäuerliche Strukturen müssen wieder in den Fokus der Subventionspolitik<br />
rücken.<br />
• Uneingeschränkte und unverzügliche Aufklärung der VerbraucherInnen über<br />
gesundheitsgefährdende Stoffe in belasteten Lebensmitteln, aber auch über<br />
Möglichkeiten der klimafreundlichen und tierschutzgemäßen Ernährung<br />
müssen gewährleistet sein.<br />
• Das System der staatlichen Lebensmittelkontrollen muss reformiert und<br />
personell aufgestockt werden, damit häufigere und qualitativ hochwertige<br />
Kontrollen möglich sind.<br />
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• Die Transparenz muss im Vordergrund stehen, der Verbraucher muss erkennen<br />
wer, was wo und unter welchen Bedingungen produziert hat, diese<br />
Informationen müssen ihm jederzeit zugänglich sein.<br />
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Jugendhilfe in <strong>Niedersachsen</strong> sichern<br />
Die <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> fordern:<br />
1. Die Wiedereinführung des Landesjugendhilfeausschusses.<br />
2. Die Wiedereinführung des Landesjugendamtes.<br />
3. Den sicheren Erhalt der Jugendwerkstätten in <strong>Niedersachsen</strong>.<br />
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Zum Thema Jugend, Alkohol und Öffentlichkeit<br />
Alkohol ist eine Droge. Mehr als 55 Millionen Menschen in der EU trinken regelmäßig in<br />
riskanter Weise Alkohol, 23 Millionen Menschen sind abhängig. 1 In Europa stirbt einer<br />
von zehn Menschen vorzeitig an Folgen des Alkoholkonsums, in Deutschland sind es<br />
allein 73.000 Fälle pro Jahr. In Deutschland sind 250.000 Kinder, Jugendliche und junge<br />
Erwachsene unter 25 Jahren stark alkoholgefährdet oder schon abhängig. 2008<br />
konsumierten 6,8 % der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren eine selbst für<br />
Erwachsene riskante Alkoholmenge. Faktisch jedeR Erwachsene hat bereits Alkohol<br />
getrunken. Und Europa ist weltweit Spitzenreiterin in all diesen Zahlen: Keine andere<br />
Region der Welt hängt in diesem Umfang an der Flasche.<br />
Das hat verschiedene Ursachen: Alkohol ist in fast allen Ländern Europas fast jederzeit<br />
fast überall verfügbar. Alkoholkonsum ist gesellschaftlich nicht nur akzeptiert, er wird<br />
auch gesellschaftlich gefördert. Kein Verein, keine Partei und keine Feier kommen ohne<br />
Alkohol aus. Vielfach sind Rituale entstanden, die Gruppenzwang ausüben. Es gibt<br />
hingegen kaum verlässliche Strukturen Menschen vor Alkoholsucht zu bewahren und<br />
wenige sie aus dieser zu befreien. Alkoholismus bleibt häufig Tabuthema, obwohl er in<br />
allen Bereichen der Gesellschaft stetiger Begleiter ist.<br />
Trotzdem sind Alkohol und Rausch positiver teil des Lebens vieler Menschen – solange<br />
nicht Abhängigkeit und Gewalt dazu treten.<br />
Dem entgegen stehen Entwicklungen, Alkohol bzw. bestimmte Formen dessen<br />
Konsums aus der Öffentlichkeit zu verbannen, häufig mit der Hoffnung den Konsum<br />
damit auch einzuschränken. Durch die Debatte um die verstärkte öffentliche<br />
Wahrnehmung von Binge Drinking (Komasaufen) – also des gezielt herbeigeführten<br />
Alkoholrausches – sind dabei besonders Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in<br />
den Fokus der öffentlichen Meinung und damit der Politik geraten.<br />
Dabei reagiert die Politik zunehmend repressiv auf diese Entwicklung. Die Antwort zum<br />
Beispiel der Hamburger und Münchener Verkehrsbetriebe auf Binge Drinking war das<br />
Verbot des Alkoholkonsums in Bahnen und Bussen. Die Stadt Freiburg hat wie andere<br />
Kommunen auch versucht mit rechtswidrigen Verordnungen Alkoholkonsum in der<br />
Innenstadt zu verbieten und musste sich gerichtlich vorführen lassen. Auch in<br />
<strong>Niedersachsen</strong> sind sich Kommunalpolitiker nicht zu schade, auf diesen Trend<br />
aufzuspringen. Die absurden Debatten zum Alkoholverkaufsverbot im hannoverschen<br />
Hauptbahnhof und die noch absurderen stetigen Interventionen des<br />
sozialdemokratischen Kämmerers der Stadt, nun endlich ein Alkoholverbot nach<br />
Freiburger Vorbild in bestimmten Bereichen der Innenstadt durchzusetzen, sind<br />
absurd.<br />
Diese Absurdität hingegen hat System: Problematisiert wird nicht der besoffene Vater,<br />
der zu Hause um sich schlägt oder die besoffene Schützenkönigin, die nur noch die<br />
Toilette trifft, sondern der besoffene 17 jährige, der durch diese Vorbilder bestärkt die<br />
Wodka-Flasche leert. Statt das gesamtgesellschaftliche Problem anzugehen, wird ein<br />
1 Deutschland: 2, 3 Millionen Abhängige, 9, 3 Millionen Gesundheitsgefährdete.<br />
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Teil – in diesem Fall der kommunalpolitisch uninteressanteste – herausgepickt und mit<br />
Repressalien überzogen. Dieser Weg führt zu keiner gesamtgesellschaftlichen<br />
Auseinandersetzung zum Thema Alkohol, sonder zu Symbolpolitik. Wir <strong>Juso</strong>s<br />
positionieren uns daher zu den verschiedenen diskutierten Maßnahmen wie folgt:<br />
Alkoholverbote auf öffentlichen Straßen und Plätzen<br />
Bereits aus Grundgesetzlichen Erwägungen ist unter Umständen jedes allgemeine an<br />
alle gerichtete Alkoholverbot im öffentlichen Raum ungeeignet und somit<br />
rechtswidrig. Nicht der alkoholtrinkende Mensch ist das Problem oder eine Gefahr,<br />
sonder lediglich eine kleine Teilmenge der Menschen. Trotzdem ist politisch denkbar,<br />
dass diese Überlegungen weiter offen ignoriert und auch von sozialdemokratischen<br />
KommunalpolitikerInnen oder auch LandespolitikerInnen für weitere Maßnahmen<br />
missachtet werden.<br />
Dabei verlegt das Verbot an bestimmten Orten Alkohol trinken zu dürfen das Problem<br />
nur an einen anderen Ort. Von der Innenstadt in die Peripherie, wird dort ebenfalls<br />
kontrolliert in dunklere Ecken oder auf privaten Grund. Am Ende wird der<br />
Allgemeinheit ein Verbot aufgelegt, um wenige Fälle aus der öffentlichen<br />
Wahrnehmung zu verdrängen. Dabei kann soziale Kontrolle in der Gruppe verloren<br />
gehen: Sowohl was den Konsum, daraus entstehende Notfälle oder (sexuelle)<br />
Übergriffe angeht.<br />
Auch die – rechtlich durchaus mögliche- Untersagung des Verkaufs von Alkohol zu<br />
bestimmten Zeiten in bestimmen Gebieten verlagert die Problematik. Binge Drinking<br />
zeichnet sich eben nicht dadurch aus, dass einfach durch die Verfügbarkeit von Alkohol<br />
ungeplant der Rausch eintritt, sondern dass gezielt der Rausch herbeigeführt wird. Ein<br />
Verkaufsverbot sorgt für die Vorratshaltung Tage zuvor – die aber allein durch<br />
preisliche Gründe bereits jetzt gegeben ist. Das Verkaufsverbot sorgt aber dafür, dass<br />
der spontane Trinker oder die spontane Trinkerin – ohne Binge Drinking Absichten –<br />
auf dem Trockenen sitzt.<br />
Wir <strong>Juso</strong>s fordern daher mit einem Ende der Verdrängungsdebatte beim Thema<br />
Alkohol. Ale bestehenden Verbote sollten aufgehoben werden, neue Verbotsdebatten<br />
abgestellt werden. Auch die <strong>Juso</strong>s müssen sich in öffentlichen entsprechend<br />
positionieren und Vorantreibende argumentativ trocken legen.<br />
Alkoholverbot in Öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
Im ÖPNV sind bereits heute flächendeckend Beförderungsbedingungen in Kraft die den<br />
Transport von alkoholisierten Menschen untersagen, wenn diese für die Sicherheit,<br />
oder die Ordnung des Betriebes oder die Sicherheit anderer Fahrgäste eine Gefährdung<br />
darstellen. Tatsächlich ist die Zahl derer, die aus diesen Gründen tatsächlich vom<br />
Transport ausgeschlossen werden unter dem Promillebereich angesiedelt. Millionen<br />
von Fahrgästen das Trinken in den Bahnen zu verbieten, weil einige Tausend dabei<br />
Probleme verursachen, ist nicht verhältnismäßig.<br />
Zudem bekämpfen solche Verbote nicht die Probleme oder ihre Ursache. Nicht das<br />
Trinken von Alkohol ist im ÖPNV das vermeidliche Problem, sondern Alkoholisierte die<br />
ihre Grenzen nicht kennen. Und diese sind nach den gängigen Beförderungsrichtlinien<br />
bereits jetzt auszuschließen.<br />
Wir <strong>Juso</strong>s fordern daher die Abkehr der SPD von Planspielen oder<br />
Umsetzungsversuchen von Alkoholverboten im ÖPNV. Im Gegensatz: Es wäre sinnvoll,<br />
gerade dort wo alkoholtrinkende Jugendliche und junge Erwachsene sind, den Einsatz<br />
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von Bussen und Bahnen zu erhöhen – dies kann ein wichtiger Beitrag für die<br />
Vermeidung von Unfalltoten sein.<br />
Testkäufe<br />
Im Versuch Jugendlichen insbesondere den Zugang zu Branntwein 2 zu versperren,<br />
setzen einige Kommunen auf sogenannte Testkäufe bei den Minderjährige diese<br />
Produkte – meist erfolgreich – kaufen. Anschließend wird gegen den Verkaufenden<br />
vorgegangen, meist mit Verwarnung und anschließender Strafe.<br />
Dieses Vorgehen ist nicht unumstritten: Fraglich ist ob Minderjährige ihren Einsatz als<br />
Lockvogel rechtswirksam zustimmen können und können sollten. Auch sind<br />
Problemlagen zwischen der verkaufenden Person (KassiererIn) und InhaberIn eines<br />
Geschäftes problematisch. So kann unter Umständen eine oder ein InhaberIn<br />
zivilrechtlich gegen einen oder eine KassiererIn vorgehen, sollte er entsprechende<br />
Strafen zahlen müssen und sich so die entsprechenden Kosten erstatten lassen. –<br />
Gleichzeitig ist die – so gut wie nie nachweisbare – Anweisung, den Verkauf von<br />
Branntwein auch Jugendlichen gegenüber offensichtlich die Regel. Fraglich bleibt<br />
zudem, ob Stichproben zu einem flächendeckenden Rückgang der Verkäufe von<br />
Branntwein an Jugendlichen führen. Zudem können Erwachsene weiter Alkohol in<br />
jeder beliebiger Menge und Form kaufen und werden diesen auch weiterhin im<br />
privaten Rahmen an Jugendliche weitergeben – eine Unterdrückung dieser Tatsache<br />
lässt sich kaum bewerkstelligen. Trotzdem ist bestehendes Recht anzuwenden und<br />
durchzusetzen.<br />
Wir <strong>Juso</strong>s fordern, eine klare (gesetzliche) Klärung der Fragen bei Beteiligten solcher<br />
Testkäufe – insbesondere des arbeitsrechtlichen Schutzes der Verkaufenden und der<br />
„Lockvögel“. Bis dahin sprechen wir uns für die Aussetzung von Testkäufen aus.<br />
Flatrateparties und Begleitregelung im Jugendschutzgesetz<br />
Einige Kommunen drohen bereits jetzt mit Entzug der Gaststättenerlaubnis bei der<br />
Ausrichtung von sogenannten Flatrateparies, bei denen alle Gäste einer Veranstaltung<br />
nach Bezahlung des Eintrittspreises ohne weitere Kosten den angebotenen Alkohol<br />
konsumieren können. Folglich sind diese Veranstaltungsformen stark zurückgegangen.<br />
Zugleich ermöglicht das Jugendschutzgesetz die Teilnahme an öffentlichen<br />
Tanzveranstaltungen auch von Minderjährigen bis 24 Uhr, wenn eine<br />
Erziehungsberechtigte Person dabei ist. Diese Regelung ist im hohen Maße lebensfern.<br />
Faktisch ist im Gewusel einer Diskothek zum einen kein Elternteil zu finden, die die<br />
Aufsicht regelmäßig an andere abgeben. Stattdessen bieten sich gerne knapp ältere<br />
Freunde, Bekannte, Unbekannte oder Dates an –die keinerlei erzieherischen Einfluss<br />
haben und im besagten Gewusel ist eh keinerlei „Überwachung“ möglich. Der<br />
Ausschluss der Minderjährigen TeilnehmerInnen von Veranstaltungen um 24 Uhr<br />
funktioniert jedenfalls fehleranfällig. Gerade die (mögliche) Anwesenheit von<br />
Minderjährigen ist aber regelmäßig Argument um Veranstaltungsformen durch die<br />
Kommune einzuschränken oder zu verbieten.<br />
Wir <strong>Juso</strong>s fordern daher eine Liberalisierung des Jugendschutzgesetzes. Öffentliche<br />
Tanzveranstaltungen sollten grundsätzlich für Jugendliche über 16 Jahren bis<br />
Mitternacht erlaubt sein. Dies soll nicht für Veranstaltungen gelten, bei denen<br />
besondere Formen des Alkoholkonsums oder anderer „erwachsene“ Angebote gelten.<br />
2 Jugendschutzbegriff für „harten Alkohol“<br />
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Die Rechtsgrundlagen im Gaststättenrecht sind entsprechend anzupassen, so dass<br />
„Flatrateparties“ und andere Angebote für Erwachsene nicht untersagt werden<br />
können.<br />
Veränderung des Jugendschutzgesetzes<br />
Regelmäßig geistert durch die politische Debatte der Ruf nach einer Verschärfung des<br />
Jugendschutzes durch weitere Verbote, insbesondere das Heraufsetzen der<br />
Altersgrenzen für den Erwerb von Alkohol. Das diese Grenzen faktisch jeden Tag<br />
hundertausendfach ausgehebelt werden, wird von BefürworterInnen nicht bedacht.<br />
Wir <strong>Juso</strong>s wollen die bestehenden Altersgrenzen beim Thema Alkohol nicht antasten.<br />
Eine Verschärfung der Verbote lehnen wir ab.<br />
Bestrafungen von alkoholisierten StraftäterInnen<br />
Im Zuge des von CDU und FDP verschärften Niedersächsischen Gesetzes über die<br />
öffentliche Sicherheit und Ordnung (NSOG) kann die Polizei seit 2008 sogenannte<br />
langfristige Aufenthaltsverbote für bestimmte Bereiche verhängen. 3 Dies ist möglich,<br />
wenn ein Zusammenhang zum entsprechenden Ort gegeben ist und der oder die<br />
Betreffende dort nicht wohnt. In der Realität wird diese Maßnahme insbesondere<br />
gegen junge Erwachsene Männer bis Mitte zwanzig angewandt um sie aus<br />
Innenstädten oder von Diskotheken fern zu halten – oft in Zusammenhang mit<br />
Alkoholkonsum. Die Maßnahme kann auch ausgesprochen werden, wenn in dem<br />
entsprechenden Gebiet wichtige Anlaufstellen für den oder die Betreffende liegen. Dies<br />
hat Folgen: Tatsächlich betrifft diese Maßnahme auch Menschen, die noch nicht<br />
wegen einer Tat verurteilt sind. Neben der Verhinderung des Besuchs von Familien,<br />
Freunden, Schulen, ÄrtztInnen und Behörden wird auch der Besuch von Beratungs- und<br />
Arbeitsstellen oder Arbeitseinsätzen verhindert. Da die Maßnahme in der Regel gegen<br />
Menschen verhängt werden, die einer Straftat angeklagt sind, kann eine solche<br />
polizeiliche Maßnahme die Sozialprognose – und damit Form und Höhe der Strafe – bei<br />
einer Verurteilung verschlechtern. Zudem kann die Maßnahme auch zu Unrecht<br />
Beschuldigte treffen und monatelang einschränken. Auch wenn Aufenthaltsverbote<br />
gerichtlich überprüft werden können, bleiben viele Fragen offen. 4<br />
Wir <strong>Juso</strong>s fordern, dass langfristige Aufenthaltsverbote ausschließlich richterlich<br />
ausgesprochen werden können. Dabei muss die entsprechende Rechtsgrundlage<br />
vorsehen dass die Lebensführung der oder des entsprechend Beschuldigten Konflikte<br />
Diskutiert wird unter anderen auch der begrenzte Entzug des Führerscheins für<br />
StraftäterInnen, wenn diese Straftat in Bezug zur Fahrzeugführung fallen – dabei sind<br />
nach Entwurf der Justizministerkonferenz keine bisher eh betroffenen Straftaten im<br />
oder in den Verkehr gemeint, sondern insbesondere Straftaten unter Alkoholeinfluss.<br />
Dabei argumentieren. Die MinisterInnen, dass eben gerade bei jungen Erwachsenen<br />
mit dem Autofahren ein hohes „Prestige“ verbunden sei. Das damit jungen<br />
Erwachsenen unter Umständen das Erreichen eines Arbeits- oder Ausbildungsplatzes<br />
oder die Arbeit oder Ausbildung selbst verwehrt wird und dadurch die durch eine<br />
Verurteilung schwierige Lebenslage noch zusätzlich erschwert wird, verdrängen die<br />
MinisterInnen.<br />
3 § 17 NSOG<br />
4 Zu möglichen grundsätzlichen Missbrauch dieser Regelung in anderen Bereichen (Demonstrationen etc.)<br />
schweigen wir uns mal aus.<br />
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Wir <strong>Juso</strong>s lehnen daher die Ausweitung des Führerscheinentzuges als Mittel der Strafe<br />
ab.<br />
Wege in eine Gesellschaft die verantwortungsvoller mit Alkohol umgeht.<br />
Über Alkohol muss dort gesprochen werden, wo junge Menschen den Genuss beginnen<br />
und lernen, diesen zu kontrollieren. Neben einer offensiven und ehrlichen<br />
Auseinandersetzung in der Sekundarstufe I muss auch in Vereinen und Verbänden eine<br />
Auseinandersetzung mit dem Thema Alkohol und Such stattfinden. So muss Schritt für<br />
Schritt eine Kultur des „Darüber-Redens“ entstehen.<br />
Zudem muss Alkoholwerbung stark eingeschränkt werden. Die Werbung für Alkohol<br />
hat letztlich das Ziel, dass mehr Gewinne durch mehr Verkauf und Konsum von Alkohol<br />
realisiert werden können. Dies widerspricht aber einem nachhaltigen Umgang mit<br />
Alkohol, über den jede und jeder selbst entscheiden soll. Zudem zielt „coole“ Werbung<br />
insbesondere auf Jugendliche – was abzulehnen ist.<br />
Wir <strong>Juso</strong>s fordern eine nachhaltige Prävention zu Alkohol und Sucht in Schulen und<br />
Verbänden. Zudem fordern wir ein Verbot von Werbung für Alkohol.<br />
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<strong>Juso</strong>-<strong>Landeskonferenz</strong><br />
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Gesundheitsversorgung ohne Risiko!<br />
Wir fordern<br />
1. das Verbot von Datenübermittlung und –abgleich im Rahmen medizinischer<br />
Versorgung von Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus<br />
2. eine vereinheitlichte und vereinfachte Bedürftigkeitsprüfung für die<br />
Kostenerstattung medizinischer Notfallbehandlungen von Asylsuchenden und<br />
nicht gemeldeten MigrantInnen gemäß der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift<br />
zum Aufenthaltsgesetz (AVV-AufenthG)<br />
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Mehr für alle – Qualität in der Berufsausbildung<br />
verbessern<br />
Die <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> setzen sich für eine qualitative Verbesserung der<br />
Berufsausbildung an Berufsschulen und anderen öffentlich getragenen<br />
Berufsausbildungseinrichtungen und Studieninstituten ein und fordern konkret:<br />
1. Ausbildende haben Auszubildenden kostenlos die Ausbildungsmittel,<br />
insbesondere Werkzeuge und Werkstoffe sowie Bücher zur Verfügung zu<br />
stellen, die zur Berufsausbildung und in der Berufsschule erforderlich sind.<br />
2. An den Berufsschulen soll mehr und besser qualifiziertes Lehrpersonal<br />
eingestellt werden. Bei der Qualifikation ist insbesondere auch eine vorherige<br />
berufliche Erfahrung in dem Ausbildungsberuf zu berücksichtigen. Dies darf<br />
aber nicht in einem Konflikt zu einer pädagogischen Ausbildung stehen.<br />
Darüber hinaus ist sicherzustellen, dass die Lehrpläne bekannt sind und auch<br />
eingehalten werden.<br />
3. Unterrichtsmaterialien in den Berufsschulen müssen bedarfsorientiert erhalten<br />
und erneuert werden und die Gerätschaften auf dem Stand, der in der<br />
Berufswelt üblichen technischen Gegebenheiten, sein.<br />
4. Um den Auszubildenden ein angenehmeres Lernen und den Lehrkörpern eine<br />
spezifische Betreuung zu erlauben, müssen die Klassen kleiner gestaltet werden,<br />
das muss bedeuten, dass es in jeder Klasse weniger SchülerInnen geben muss.<br />
Hier ist auch bei der Bemessung der Höchstzahl der SchülerInnen pro Klasse auf<br />
die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Ausbildungsgänge einzugehen.<br />
5. Eine Ergänzung des § 15 BBiG (Berufsbildungsgesetz), sodass dass<br />
Auszubildenden vor ihrer Abschlussprüfung insgesamt fünf Tage Sonderurlaub<br />
gewährt wird. Den Auszubildenden soll auch vor dem Tag der schriftlichen<br />
Prüfung freigestellt werden (analog der Regelung des § 10<br />
Jugendarbeitsschutzgesetz).<br />
6. Eine Arbeitsbefreiung nach Berufsschulbesuch für alle Auszubildenden. Es soll<br />
für alle Auszubildenden an jedem Berufsschultag mit mindestens fünf<br />
Berufsschulstunden keine Rückkehrpflicht in den Ausbildungsbetrieb besteht.<br />
Entsprechende Regelungen für Blockunterricht sind zu finden.<br />
7. Eine Vereinheitlichung der Regelungen der Aufwandsentschädigungen, die<br />
durch die ArbeitgeberInnen erfolgen.<br />
8. Ferner soll der Ausbildungsbeginn mit dem Berufsschulbeginn übereinstimmen.<br />
Die Zeit des Berufsschulbesuches ist außerdem auf die Probezeit und<br />
Ausbildungszeit anzurechnen. Dies soll analog auch für die Hochschulen gelten.<br />
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Wir wollen die inklusive Gesellschaft!<br />
Ende 2006 verabschiedete die Generalversammlung der UNO das Übereinkommen<br />
zum Schutz der Rechte von Menschen mit Behinderung. Dieses Übereinkommen wurde<br />
bis heute von ca. 100 Staaten ratifiziert, darunter auch die Bundesrepublik<br />
Deutschland. Durch die Ratifizierung wurde das Übereinkommen geltendes Recht in<br />
Deutschland und muss von allen staatlichen Akteuren befolgt werden. Doch leider<br />
heißt das nicht gleichzeitig, dass die gut ausgearbeiteten Ziele des Übereinkommens<br />
rasch umgesetzt wurden.<br />
In der Konvention werden sehr viele wichtige soziale Rechte erläutert, die den<br />
Menschen mit Beeinträchtigung, die vollständige Teilhabe an der Gesellschaft<br />
ermöglichen sollen.<br />
Gleiches Recht für alle.<br />
Mit der Unterzeichnung der Konvention haben sich die Vertragsstaaten dazu<br />
verpflichtet anzuerkennen, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind und<br />
gleichberechtigt behandelt werden müssen. Das bedeutet, dass auch beeinträchtigte<br />
Menschen die gleichen Rechte haben, wie Menschen ohne Beeinträchtigung, also das<br />
Recht auf persönliche Freiheit und Sicherheit, das Recht auf Zugang zur Justiz und<br />
natürlich auch das Recht auf Leben, um hier nur ein paar zu nennen.<br />
Ebenfalls sieht die Konvention vor Entmündigungen und ähnliche Eingriffe in die<br />
persönliche Rechte möglichst zu vermeiden. Daher sollen die Unterzeichner der<br />
Konvention dafür Sorge tragen, dass beeinträchtigte Menschen soweit Unterstützung<br />
unterhalten, dass sie ihre Rechte und Funktionen als Rechtsperson ausüben können.<br />
In Artikel 29 wird ein weiterer wichtiger Punkt genannt und zwar die Teilhabe am<br />
politischen und öffentlichen Leben. Die Vertragsstaaten haben sich dazu bereit erklärt,<br />
Menschen mit Beeinträchtigung, die gleichen Chancen zu geben wie Menschen ohne<br />
Beeinträchtigung. Das heißt im Einzelnen die Möglichkeiten zu haben, wählen zu<br />
gehen und/oder sich selbst wählen zu lassen, in einer politischen Organisation<br />
mitzuarbeiten oder selbst Interessenverbände zu gründen.<br />
Wir <strong>Juso</strong>s fordern:<br />
• Gleiches Recht für alle.<br />
• Keine Diskriminierung von Menschen mit Beeinträchtigung. Menschen, die ein<br />
Handicap haben, dürfen nicht zusätzlich behindert werden. Dies heißt unter<br />
anderem, dass kein Mensch, der während seiner Berufszeit eine<br />
Beeinträchtigung erleidet, deswegen der Arbeitsplatz gekündigt werden darf<br />
oder dass keinem Kind, mit Handicap, der Platz in der örtlichen Krippe oder<br />
Schule verweigert werden darf. Wenn eine Weiterbeschäftigung aufgrund<br />
faktischer Gegebenheiten nicht möglich ist, muss eine adäquate Weiterbildung<br />
gewährleistet werden.<br />
• Die Eigenständigkeit von beeinträchtigten Menschen zu fördern und zu<br />
unterstützen, um dies zu gewährleisten müssen verschiedene Unterstützungsund<br />
Assistenzleistungen aufgebaut werden.<br />
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• Dass Wahllokale barrierefrei zu erreichen sein müssen.<br />
o Der Wahlvorgang muss barrierefrei durchzuführen sein. Jedes Wahllokal<br />
soll daher bei jeder Wahl die Wahlschablonen für Sehbehinderte<br />
bereithalten.<br />
o Wir fordern die Bundesregierung daher auf in Dialog mit Sehbehinderten<br />
zu treten, um bundeseinheitliche Wahlschablonen herzustellen. Die<br />
dabei entstehenden Kosten muss die Bundesregierung weiterhin tragen.<br />
Keine Barrieren! Weder in den Köpfen noch sonst wo.<br />
Die Konvention definiert die Behinderung eines Menschen nicht als feststehenden<br />
Zustand, sondern als ein sich ständig verändernden Prozess. Menschen mit<br />
Beeinträchtigungen werden nicht durch ihre Beeinträchtigung behindert, wie z.B.<br />
Blindheit, Lernstörungen, körperliche Einschränkungen und weitere. Sie werden<br />
behindert, da sie auf einstellungs- und umweltbedingte Barriere stoßen und diese<br />
Barrieren hindern sie daran vollständig am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu<br />
können. Daher auch die Formulierung „Menschen, die behindert werden“. Denn sie<br />
selbst können nichts für ihr Schicksal.<br />
Folgerichtig geht die Konvention noch weiter auf die Barrierefreiheit ein. Die<br />
Vertragsstaaten werden dazu verpflichtet Hindernisse und Zugangsbarrieren zu<br />
beseitigen. Dies betrifft nicht nur den öffentlich Raum, wie Schulen, öffentlicher<br />
Nahverkehr, medizinische Einrichtungen und ähnliches, sondern auch Wohnhäuser<br />
und Arbeitsstätten. Darunter fällt auch der Aspekt des „Universelle[n] Design“.<br />
„Universelles Design“ bedeutet Produkte und Gebäudeteile möglichst so zu entwerfen,<br />
dass sie möglichst ohne große Anpassungsschwierigkeiten von Menschen mit<br />
Beeinträchtigung sind verwendet werden können.<br />
Ein weiterer wichtiger Punkt der Barrierefreiheit ist das in Artikel 21 festgeschriebene<br />
Recht auf freie Meinungsäußerung, Meinungsfreiheit und den Zugang zu Information.<br />
Dahingehend haben sich die Vertragsstaaten dazu verpflichtet, alle Informationen, die<br />
für die Allgemeinheit bestimmt sind, so zu verbreiten, dass sie für alle Menschen zur<br />
Verfügung stehen. Dazu soll im Umgang mit Behörden die Verwendung von<br />
Gebärdensprache, Brailleschrift und weiteren Kommunikationsform akzeptiert und<br />
erleichtert werden.<br />
Wir <strong>Juso</strong>s fordern:<br />
• Alle öffentlichen Gebäude barrierefrei zu gestalten.<br />
• Die allgemeingültigen Normen(DIN) für Gebäude, Geräte und Dienstleistungen<br />
so zu ändern, dass die Barrierefreiheit zum Regelfall wird.<br />
• Den Umbau von Wohnhäusern und Arbeitsstätten zu barrierefreien Gebäuden<br />
durch öffentliche Mittel zu fördern.<br />
• Die Verwendung von Gebärdensprache, Brailleschrift und anderen<br />
Kommunikationsformen in allen Lebensbereichen zu akzeptieren und zu<br />
fördern.<br />
• Einen barrierefreien Zugang zu (öffentlichen) Webinhalten<br />
Selbst bestimmen, wie man Leben will.<br />
Die Vertragssaaten müssen gewährleisten, dass Menschen mit Beeinträchtigung, die<br />
gleichen Wahlmöglichkeiten haben, wie Menschen ohne Beeinträchtigung. Explizit<br />
wird die freie Wahl des Aufenthaltsortes genannt. Daher soll auf vollstationäre<br />
Versorgung verzichtet werden, außer die betroffene Person wünscht dies ausdrücklich.<br />
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Stattdessen sollen gemeindenahe Wohnformen und Unterstützungsdienste<br />
eingerichtet werden.<br />
Wir <strong>Juso</strong>s fordern:<br />
• Menschen mit Beeinträchtigung, die gleichen Wahlmöglichkeiten zu geben wie<br />
anderen Menschen (Wohnort, Arbeitsstätte, etc.)<br />
• Ausbau des gemeindenahen Wohnens<br />
• Ausbau der Unterstützungsdienste<br />
Inklusive Bildung bedeutet: Keine Ausgrenzung!<br />
In Artikel 24 haben sich die Vertragsstaaten dazu verpflichtet ein inklusives<br />
Bildungssystem einzuführen. Das heißt, dass Menschen, mit Beeinträchtigungen nicht<br />
vom allgemeinen Bildungssystem und besonders Kinder, mit Beeinträchtigung, nicht<br />
vom unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder von der<br />
weiterführenden Schulbildung ausgeschlossen werden dürfen. Demgemäß müssen<br />
Menschen mit Beeinträchtigung, mit anderen Schülern gemeinsam Zugang zu einer<br />
integrativen, hochwertigen und unentgeltlichen Schulbildung bekommen. Damit<br />
Menschen mit Beeinträchtigung, die Möglichkeit besitzen, die volle und<br />
gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft zu erlangen, muss gewährleistet<br />
werden, dass sie lebenspraktische Fertigkeiten und soziale Kompetenzen erlernen.<br />
Darunter fallen Kommunikationsfähigkeiten, wie Gebärdensprache und Brailleschrift,<br />
und Orientierungs- und Mobilitätsfertigkeiten.<br />
Des Weiteren müssen die Vertragsstaaten dafür Sorge tragen, dass Lehrkräfte oder<br />
betreuende Kräfte eingestellt werden, die in Gebärdensprache und Brailleschrift<br />
ausgebildet sind. Dazu soll es noch Schulungen geben, die bei Lehrkräften, anderen<br />
Fachkräften und Angestellten im Bildungswesen das Bewusstsein für Behinderungen<br />
schärfen und ihnen die Verwendung von ergänzenden und alternativen Formen der<br />
Kommunikation beibringen sowie pädagogische Verfahren und Materialien zur<br />
Unterstützung von Menschen mit Beeinträchtigung.<br />
Nicht nur zur schulischen Bildung müssen Menschen mit Beeinträchtigung,<br />
gleichberechtigt und ohne Diskriminierung Zugang haben, sondern auch zu<br />
allgemeiner Hochschulbildung, Berufsausbildung und ähnlichem.<br />
Wir <strong>Juso</strong>s fordern:<br />
• Keine Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen mit Beeinträchtigung,<br />
im Bildungssystem.<br />
• Bildungseinrichtungen dürfen beeinträchtigten Menschen den Zugang zur<br />
Bildungseinrichtung nicht verweigern.<br />
• Ausbau der Gesamtschulen. Damit keine sozialen Hürden zwischen Kindern<br />
aufgebaut werden.<br />
• Den pädagogischen Schwerpunkt in der Lehrkräfteausbildung erhöhen.<br />
• Mehr Lehrerinnen und Lehrer einstellen und mehr Räume zur Verfügung stellen,<br />
für kleinere Klassen und bessere Differenzierung.<br />
• Einstellen von Lehrkräften, die in Gebärdensprache und Brailleschrift<br />
ausgebildet sind.<br />
• Die Schulung von Betreuerinnen und Betreuern in KiTas im Bereich der<br />
Früherkennung von Behinderungen.<br />
• Landesweite Beratungsstellen für Eltern und Lehrerinnen und Lehrern mit<br />
beeinträchtigen und auffälligen, zum Beispiel autistischen<br />
Kindern/SchülerInnen.<br />
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• hochwertige und flächendeckende Handreichungen für Lehrpersonal, wie mit<br />
Nachteilausgleich bei beeinträchtigen Schülerinnen und Schülern zu verfahren<br />
sei.<br />
• Die intensive Vorbereitung von Schulträgern und Schulen auf inklusiven<br />
Schulunterricht.<br />
• Die Abschaffung der Förderschulen<br />
• Den Einsatz von SonderpädagogInnen an allen Schulen, die fest in das<br />
LehrerInnenkollegium eingegliedert sind.<br />
• Eine pauschale Verteilung von sonderpädagogischen Ressourcen unabhängig<br />
von der Feststellung eines besonderen Bedarfes.<br />
Gute Arbeit heißt gleiche Chancen<br />
Im Artikel 27. erkennen die Vertragsstaaten das gleichberechtigte Recht von Menschen<br />
mit Beeinträchtigung, auf Arbeit an. Sie sollen selbst die Möglichkeit bekommen ihren<br />
Lebensunterhalt zu verdienen in einem offenen und inklusiven Arbeitsmarkt. Dabei<br />
sollen Menschen mit Beeinträchtigung, die gleiche Rechte bekommen, wie alle anderen<br />
ArbeitnehmerInnen so z.B. Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsrechte. Außerdem sollen<br />
Menschen mit Beeinträchtigungen im öffentlichen Sektor eingestellt werden und<br />
durch geeignete Maßnahmen soll auch die Anstellung im privaten Sektor gefördert<br />
werden. Dazu soll auch der berufliche Wiedereinstieg und die berufliche Rehabilitation<br />
unterstützt werden, für die Menschen, die erst während ihrer Beschäftigungszeit eine<br />
Beeinträchtigung erleiden. Ebenso soll gefördert werden, dass beeinträchtigte<br />
Menschen sich selbstständig machen.<br />
Wir <strong>Juso</strong>s fordern:<br />
• Menschen mit Beeinträchtigung, sollten möglichst ihren Lebensunterhalt selbst<br />
finanzieren können.<br />
• Werkstätten dürfen keine Alternative zum freien Arbeitsmarkt sein.<br />
• Die Unterstützung durch Arbeitsassistenz zu fördern.<br />
• Die barrierefreie Gestaltung des Arbeitsplatzes.<br />
• Die Eingliederungshilfe auszubauen.<br />
• Das Gemeinden und Kommunen eine bestimmten Prozentsatz von Stellen mit<br />
beeinträchtigten Menschen besetzten müssen. Der Prozentsatz soll in<br />
Absprache mit den Betroffenenverbänden ermittelt werden.<br />
• Dass sich der private Sektor nicht mehr durch geringe Geldbußen davon<br />
entbinden kann, Menschen mit Beeinträchtigungen einzustellen. Eine neue<br />
Regelung muss gefunden werden.<br />
Die inklusive Gesellschaft<br />
Im Endeffekt geht es nur um die Frage in welcher Gesellschaft wir leben wollen! Das<br />
kann nur eine inklusive Gesellschaft sein, in der niemand ausgegrenzt wird.<br />
Behinderungen, Geschlecht, Sexualität, Religionszugehörigkeit und vieles mehr darf<br />
nicht zu Diskriminierungen und Ausgrenzung führen. Daher müssen wir uns als <strong>Juso</strong>s<br />
innerhalb und außerhalb der Politik für eine inklusive Gesellschaft einsetzen. Um die<br />
bestmöglichste Umsetzung dieser Konvention zu erreichen und damit die inklusive<br />
Gesellschaft, müssen wir uns mit den Betroffenenverbänden und Experten<br />
austauschen.<br />
Dabei sollte uns als Leitgedanke dienen: „Es ist normal verschieden zu sein“.<br />
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Änderung des Betriebsverfassungsgesetz(BetrVG)<br />
§ 60 Abs. 1 BetrVG soll in seiner jetzigen Form abgeändert werden.<br />
Jetziger Text:<br />
§ 60 Errichtung und Aufgabe<br />
In Betrieben mit in der Regel mindestens fünf Arbeitnehmern, die das 18. Lebensjahr<br />
noch nicht vollendet haben oder die zu ihrer Berufsausbildung beschäftigt sind und das<br />
25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, werden Jugend‐ und<br />
Auszubildendenvertretungen gewählt.<br />
Neuer Text:<br />
§ 60 Errichtung und Aufgabe<br />
In Betrieben mit in der Regel mindestens fünf Arbeitnehmern, die das 18. Lebensjahr<br />
noch nicht vollendet haben oder die zu ihrer Berufsausbildung beschäftigt sind,<br />
werden Jugend‐ und Auszubildendenvertretungen gewählt.<br />
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Berichtspflicht Werkverträge<br />
Die <strong>Juso</strong>s in <strong>Niedersachsen</strong> fordern die verpflichtende Einführung einer Berichtspflicht<br />
der Unternehmen für abgeschlossene Werkverträge gegenüber der betrieblichen<br />
Interessenvertretung vor Beginn des Werkvertragsabschlusses. Teil dieses Berichtes<br />
müssen folgende Kriterien sein.<br />
1. Anzahl und Beschreibung der abgeschlossenen Werkverträge im Unternehmen<br />
2. Anzahl der im Werkvertrag beschäftigten Menschen<br />
3. Anzahl der Beschäftigten vor, wie nach Abschluss der Werkverträge<br />
4. Die Gründe für den Abschluss eines Werkvertrages<br />
5. Zusammenfassung der Arbeitsbedingungen der vom Unternehmen an<br />
Fremdfirmen abgegebenen Bereiche. (Arbeits- und Pausenzeiten, Urlaubstage,<br />
Mitbestimmung, Lohn, etc.)<br />
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Schülerfahrausweis<br />
Die <strong>Juso</strong>s fordern den kostenlosen Fahrausweis für die jeweiligen Nahverkehrsstrecken<br />
von Bus und Bahn für alle Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen und<br />
die damit verbundene Aufhebung der Höchstgrenze der kostenlosen<br />
Schülerbeförderung bis einschließlich der Klassenstufe 10.<br />
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Gesamtschule<br />
Die Landesregierung wird aufgefordert, die Hürden für die Neugründung von<br />
Gesamtschulen abzubauen. Gesamtschulen sollen unter den gleichen<br />
Vorraussetzungen gegründet werden können wie andere Schulformen. Viele<br />
Elternbefragungen in ganz <strong>Niedersachsen</strong> haben gezeigt, dass Eltern ihre Kinder immer<br />
häufiger an einer Gesamtschule anmelden wollen, deren Kapazitäten jedoch zu jedem<br />
neuen Schuljahr immer schneller erschöpft sind.<br />
Vor allem seit der Einführung des Abiturs nach 12 Jahren schnellen die Anmeldezahlen<br />
an den Gesamtschulen in die Höhe. Aus diesem Grund hat die Landesregierung das<br />
Abitur nach 12 Jahren jetzt auch an Gesamtschulen beschlossen (I8). Dabei wollen<br />
Gesamtschulen doch so viele Schülerinnen und Schüler gemeinsam zu einem<br />
qualifizierten Abschluss bringen und die Schullaufbahn so lange wie möglich offen<br />
halten.<br />
Auch das bei der Einrichtung einer Gesamtschule eine Fünfzügigkeit pro Jahrgang<br />
gefordert wird, ist kaum durchführbar.<br />
Weiterleitung: SPD-Landtagsfraktion<br />
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Verbesserung und Klärung der Stellung der<br />
Promovierenden an der Universität<br />
Im NHG sollen folgende Änderungen vorgenommen werden:<br />
Die Stellung der Promovierenden muss eindeutig geklärt werden. Es muss ein<br />
einheitlicher Zeitpunkt gefunden werden, ab dem man Promovierender ist. Alle<br />
Promovierenden sind zu Mitgliedern der Universität zu erklären. Die Erfassung der<br />
Promovierenden soll vorgeschrieben werden. Zwangseinschreibungen sind durch eine<br />
eindeutige Formulierung des NHG auszuschließen.<br />
Weiterleitung: SPD-Landtagsfraktion<br />
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Gegen die Kommerzialisierung der Hochschulen!<br />
Wir fordern<br />
1. ein Verbot von kommerzieller Werbung an Hochschulen<br />
2. ein Verbot der Einbeziehung von kommerziellen Unternehmen in die<br />
studentische Lehre, immer dann, wenn ein potentielles Verkäufer-Kunden-<br />
Verhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden besteht oder von der<br />
universitären Veranstaltung die Gefahr eines Missbrauchs im Sinne<br />
unerwünschter Marketing- und Werbemaßnahmen ausgeht.<br />
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Zivilklauseln weiterdenken – Landesgesetze etablieren<br />
Die <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> fordern die SPD Landesebene in <strong>Niedersachsen</strong> dazu auf die<br />
universitären Zivilklauseln weiterzudenken und nach ihrem Vorbild eine<br />
Landesgesetzgebung zu schaffen, die die Waffenforschung an Universitäten generell<br />
verbietet.<br />
Der <strong>Juso</strong>-Landesvorstand versucht diese Forderung im Landeswahlprogramm<br />
(Regierungsprogramm) zu verankern.<br />
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Gegen G8<br />
Im Jahre 2011 wurde auch in <strong>Niedersachsen</strong> unser lang bewährtes 13-jähriges<br />
Schulsystem endgültig abgeschafft. Stattdessen wurde es durch ein von dem<br />
„bürgerlichen Lager“, allen voran unserer ehemaligen und landesweit ungeliebten<br />
Kultusministerin Heister-Neumann, 12-jähriges Schulsystem ersetzt. Alle Widerstände<br />
der Elternvertreter, der Opposition im Landtag und auch der Lehrergewerkschaft GEW<br />
wurden von der Hand gewiesen. Ein Volksbegehren, das sich hauptsächlich dafür<br />
eingesetzt hatte G8 abzuschaffen, scheiterte lediglich an den zu hohen formalen<br />
Anforderungen der Landesverfassung.<br />
Wir sehen daher, dass die Rückkehr zu G9 erfolgen muss! Sehr viele Menschen sehen<br />
das genauso. Und deshalb fühlen wir uns mit dieser breiten Unterstützung darin<br />
bestätigt G8 durch das altbewährte G9 zu ersetzen.<br />
Trotzdem wollen wir noch einmal die wichtigsten Gründe reflektieren. Sie stehen<br />
gleichzeitig für die Forderungen, die wir als <strong>Juso</strong>s durchsetzen müssen, um den Weg für<br />
eine (chancen-)gerechtere, solidarischere und freiere Bildung zu bereiten:<br />
Schutz der Bildung vor zu starken wirtschaftlichen bzw. kapitalistischen Einflüssen<br />
G8 macht uns SchülerInnen zu Opfern eines Schulsystems, dessen Einführung auf Basis<br />
von kapitalistisch motivierten Beweggründen basiert. So seien hier der internationale<br />
Vergleich sowie etwaige gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge (bzw. ein früherer<br />
Berufseinstieg als finale Konsequenz daraus) als Argumente der G8-Befürworter zu<br />
nennen, die sich doch bei genauerer Betrachtung nur als wenig stichhaltig erweisen<br />
können, da die deutsche Bildung auf eine Wissensvermittlung sehr breiter Basis<br />
ausgelegt ist und somit das deutsche Bildungssystem mit dem anderer Länder nur<br />
äußerst schwerlich zu vergleichen ist.<br />
Die Gründe für die Einführung von G8 sind in keiner Weise ein Fortschritt in Richtung<br />
„Modernes Bildungswesen“, sondern das genaue Gegenteil! Was hier praktiziert wird<br />
ist ein Rückschritt zum „Mittelalter-Bildungswesen“ und zur strikten kapitalistischen<br />
Differenzierung der SchülerInnen. Darauf können und werden wir uns niemals<br />
einlassen!<br />
Die Freizeit darf nicht unter der Schule leiden!<br />
Die gleiche Menge an Unterrichtspensum, bei gleichzeitiger Abnahme der dafür<br />
vorhergesehen Zeit ist nicht hinnehmbar. Wir finden: Hier wird an den falschen Enden<br />
Kosten und Zeit gespart. Vielen Opfern von G8 bleibt somit die Freizeit vorenthalten.<br />
Stattdessen müssen die SchülerInnen zu Hause ihre Hausaufgaben machen oder lernen<br />
um einen guten Abschluss zu erreichen. Im Allgemeinen ist dies als besonders<br />
problematisch einzuordnen, da die Freizeit an sich zum Ausgleich des Schulalltags<br />
unbedingt erforderlich ist. (Siehe auch JArbSchG §13:„Nach Beendigung der täglichen<br />
Arbeitszeit dürfen Jugendliche nicht vor Ablauf einer ununterbrochenen Freizeit von<br />
mindestens 12 Stunden beschäftigt werden“.) Schule ist zwar nicht direkt mit Arbeit<br />
gleichzusetzen, aber Schule ist trotzdem geistige Arbeit. Meistens ist es jedoch so, dass<br />
durch den Zeitdruck anschließend zu Hause (durch Hausaufgaben etc.) diese<br />
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12 Stunden niemals eingehalten werden. Zumal viele SchülerInnen auch mit dem Bus<br />
zur Schule fahren, was man nicht unbedingt als Freizeit klassifizieren kann. Besonders<br />
diese SchülerInnen leiden unter dem zeitlichen Druck, was sich entweder negativ auf<br />
ihr soziales Umfeld oder auf ihre schulischen Leistungen auswirkten kann.<br />
Zeit für sportliches und soziales Engagement<br />
Die Chancen sportlichem und sozialem Engagement während der Freizeit<br />
nachzukommen werden nicht nur nach und nach abgebaut, sondern scheinen in<br />
unserem jetzigen Schulsystem anscheinend überhaupt nicht erwünscht, was<br />
selbstredend auch durch die steigenden Anzahlen der Wochenstunden erklärt werden<br />
kann, derer es bedarf um das durch das Land <strong>Niedersachsen</strong> vorgegebene Pensum in<br />
Ansätzen erfüllen zu können. Aber gerade das sportliche Engagement und das soziale<br />
Engagement, z.B. in Freiwilligen Feuerwehren oder beim THW, haben einen sehr hohen<br />
Stellenwert in unserer Gesellschaft. Viele möchten sich engagieren, können es aber aus<br />
zeitlichen Gründen nicht. Das darf nicht sein! Wo die Bereitschaft zum Engagement<br />
vorliegt, darf man diese Bereitschaft in keinem Fall mit Füßen treten. Dies würde nur zu<br />
Lasten der Gesellschaft gehen. Das gleiche gilt für Jugendliche, die sich sportlich<br />
betätigen wollen. Jugendliche, die mit ihren Freunden aus dem Sportverein Zeit<br />
verbringen wollen, müssen auch die Möglichkeit haben diese nutzen zu können. Nur so<br />
können auch wichtige soziale Kompetenzen gewonnen werden, die sich positiv in der<br />
Schule auswirken können.<br />
Der Wechsel auf ein Gymnasium muss möglich sein!<br />
Für uns tun sich allerdings noch weitere Probleme auf: Durch die verkürzte Schulzeit<br />
und den so gestiegenen Leistungsdruck sehen wir große Schwierigkeiten hinsichtlich<br />
des Wechsels von einer Realschule auf ein Gymnasium. Durch G8wird dieser quasi zu<br />
einem Ding der Unmöglichkeit. Leider resultieren daraus auch vermehrt Divergenzen<br />
zwischen SchülerInnen, die die Möglichkeit haben ein Gymnasium zu besuchen (und<br />
einen allgemein als „wertvoller“ erachteten Schulabschluss erwerben können) und<br />
solchen, deren voraussichtliche Abschlüsse in akademischer Hinsicht eher als<br />
„niedrig“(Hauptschule, Realschule) eingestuft werden. Dies kann keinesfalls Ziel einer<br />
jeden Bildungspolitik sein! Und deswegen bedarf es auch unseres Eingriffes an dieser<br />
Stelle! Wir wünschen uns daher, dass es in der Schule nicht mehr darum geht, wer sich<br />
den besten Nachhilfelehrer leisten kann, um dem diktierten Stoff nachkommen zu<br />
können. Besonders RealschülerInnen oder HauptschülerInnen, die auf das Gymnasium<br />
wechseln können, müssen viel Stoff nachholen. Meistens geht das nur mithilfe eines<br />
Nachhilfelehrers. Das darf aber nicht sein. Es verstärkt die bereits angesprochene<br />
kapitalistische Differenzierung der Schülerschaft und benachteiligt SchülerInnen aus<br />
finanziell schwachen Familien, ja nimmt ihnen sogar die Möglichkeit ihr Abitur machen<br />
zu können.<br />
Spezialisierung erst im 11. Jahrgang<br />
Außerdem stufen wir die frühe Spezialisierung, welche durch die Wahl der Fächer für<br />
die Profiloberstufe in Jahrgang 10 bedingt wird, besonders problematisch ein. Die<br />
Kinder werden teils mit 15 Jahren in eine Richtung gedrängt, die sie zu späterem<br />
Zeitpunkt nicht mehr rückgängig machen können und somit in sehr frühem Alter<br />
bereits spezialisierten Kategorien zugewiesen. Früher erfolgte dies in Jahrgang 11. Dies<br />
hat den Vorteil, dass die SchülerInnen bereits ein genaueres Bild über eigene Interessen<br />
und Stärken haben und zwar schlicht aufgrund der Tatsache, dass ihnen ein Jahr mehr<br />
zur Selbstreflexion dargeboten werden kann.<br />
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Wieder mehr gemeinsames Lernen!<br />
Wir bedauern, dass durch das fehlende Jahr weniger Zeit für gemeinsames Lernen und<br />
die Förderung sozialer Kompetenzen verwendet werden kann. Dies ist durch das<br />
Aufsplittern in die Kursstufe, in welcher das soziale Miteinander eine untergeordnete<br />
Rolle annimmt, bedingt. Das Unterrichten in den Klassenverbänden, welches<br />
theoretisch auch einem Prinzip der Verantwortung füreinander untergeordnet sein<br />
sollte, leidet immens unter dem neu entstandenen Druck der durch die Vermittlung<br />
reinen Wissens bedingt wird. Nur kohärent, dass somit wenig Zeit für Klasseninterna<br />
und Soziales bleibt. Wir beobachten, dass vor allem Gesamtschulen, die besonderen<br />
Wert auf soziale Komponenten innerhalb des Schulalltags legen, unter dem Zeitdruck<br />
leiden. Das bedauern wir und treten dafür ein, dass genau deswegen eine Rückkehr zu<br />
G9 der einzig vertretbare Weg ist.<br />
Keine Wettbewerbshaltung an Schulen!<br />
Wir befürchten, dass unser jetziges Schulsystem den SchülerInnen den Wert der<br />
Gemeinschaft nicht mehr mit auf den Weg geben kann. Stattdessen erfahren wir hier<br />
eine zunehmende Wettbewerbshaltung innerhalb der Klassenzimmer: Der<br />
Leistungsdruck motiviert die SchülerInnen ganz klar einen Weg der Individualisierung<br />
getreu dem Motto „gegeneinander statt miteinander “ zu gehen.<br />
So eine Gesellschaft wollen wir nicht. Wir betrachten die Bildung als ein hohes Gut<br />
unserer Gesellschaft, für das wir uns mit aller Nachdrücklichkeit einsetzen werden, um<br />
sie gerecht und für jeden zugänglich zu machen. Deswegen lautet unsere Forderung<br />
ganz klar:<br />
Weg mit G8, denn wir brauchen ein Schulsystem, indem SchülerInnnen nicht zu Opfern<br />
etwaiger unangemessener internationaler Vergleiche oder vorgeschobener<br />
wirtschaftlicher Beweggründe werden. Deshalb wünschen wir uns für unser Land eine<br />
Rückkehr zum 13-jährigen Schulsystems, damit unser Bildungssystem die SchülerInnen<br />
nicht in ihrer Entwicklung hindert, sondern der tatsächlichen Aufgabe nachkommt und<br />
die Lernenden in ihrer Entwicklung so stark fördert, wie es notwendig ist!<br />
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Gegen das Erteilen von Religionsunterricht an Schulen<br />
Wir <strong>Juso</strong>s in <strong>Niedersachsen</strong> sprechen uns eindeutig gegen ein weiteres Erteilen von<br />
Religionsunterricht an Schulen aus. Stattdessen möchten wir uns für einen<br />
Ethikunterricht stark machen, in welchen nicht nur soziale aber z.B. auch<br />
Umweltaspekte behandelt werden können.<br />
An dieser Stelle möchten wir auch auf Artikel 3 unseres Grundgesetzes verweisen, in<br />
dem es heißt, dass niemand aufgrund seiner „religiösen Ansichten benachteiligt oder<br />
bevorzugt werden“ darf. Tagtäglich erfahren jedoch viele unserer MitschülerInnen,<br />
welche sich nicht der christlichen Glaubensrichtung zugehörig fühlen, eine<br />
Benachteiligung ebendieser Art: Wir stellen fest, dass für nicht-christliche Religionen<br />
innerhalb unseres Schulsystems offenbar kein Platz geboten wird. Gerade in Angesicht<br />
der Tatsache, dass in einigen Regionen ein gesteigerter (größtenteils durch Migration<br />
bedingte) Anteil an Andersgläubigen (z.B. Muslimen) vorherrscht, welche keinen auf<br />
ihre Religion im Spezifischen zugeschnittenen Religionsunterricht erfahren dürfen,<br />
sollten wir es als unsere Pflicht sehen religiöse Differenzen innerhalb unserer<br />
Gesellschaft nicht als Anlass zu einer gewissen Separierung nach christlichen bzw.<br />
nicht christlichem Glauben zu nehmen. Dies kann zu einer Klassengemeinschaft kaum<br />
in förderlicher Art und Weise beitragen, zumal es zwangsläufig zu einer gewissen<br />
Förderung einer religionsmotivierten Ordnung beiträgt, die sich nicht nur zwangsläufig<br />
unterrichtsintern abspielen muss. Wir möchten hingegen eine allen Kulturen<br />
gegenüber offene Gesellschaft leben, in der eine solche Monopolstellung des<br />
christlichen Glaubens, wie er derzeit an niedersächsischen Schulen gelehrt wird,<br />
aufgebrochen wird.<br />
Weiterhin kann der unterschiedliche Bildungsstandard, bedingt durch die Tatsache,<br />
dass z.B. in evangelischer und katholischer Religion jeweils unterschiedliche<br />
Thematiken behandelt werden, problematisiert werden. Dieser Bildungsstandard<br />
verdeutlicht, dass noch nicht einmal innerhalb einer Religion eine zwangsläufig gleiche<br />
Schwerpunktbildung vorausgesetzt werden kann, wobei ein allgemeingültiger<br />
Bildungsstandard, losgelöst von Aspekten religiöser Art, ein anstrebenswertes Ziel<br />
wäre. Diese Problematik wirft allerdings eine weitere Frage auf: Wenn ein<br />
Bildungssystem, wie wir es derzeit in <strong>Niedersachsen</strong> antreffen, schon für die christliche<br />
Religion zwei unterschiedliche Gesichtspunkte des Glaubens, den evangelischen und<br />
den katholischen, lehrt, wie ist dann mit mindestens genauso komplexen Strukturen<br />
anderer Glaubensrichtungen zu verfahren(z.B. im Islam Schiiten Sunniten Aleviten)?<br />
Um also einer Gesellschaft an sich und nicht nur einem Teil von ihr gerecht zu werden,<br />
kann ein Religionsunterricht, welcher sich einzig auf die Aspekte einer einzelnen<br />
Glaubensauffassung zentriert, nicht mehr als angemessen empfunden werden. Eine<br />
Gleichbehandlung der Religionen muss demnach eine Maxime unseres<br />
Bildungssystems darstellen, um eine Gleichbehandlung aller zu gewährleisten und um<br />
den SchülerInnen den Weg zu einer weltoffenen und toleranten Gesellschaft<br />
nachhaltig aufzuzeigen. Wir finden: Einseitiger Religionsunterricht verhindert dies!<br />
Aufgrund der Tatsache, dass die heutigen Regelungen unseres Religionsunterrichts<br />
keine reelle Religionsfreiheit garantieren können, da sie stumpf zwischen christlich/<br />
nicht-christliche differenzieren, fordern wir als Alternative einen Ethikunterricht, der<br />
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für einen jeden Schüler und eine jede Schülerin verpflichtend ist. In ihm soll den<br />
SchülerInnen die Möglichkeit einer Diskussion über allgemeingültige<br />
Wertvorstellungen, wie z.B. die Menschenrechte es sind, nähergebracht werden. Die<br />
nachhaltige Vermittlung ethischer Grundwerte und die Sensibilisierung der<br />
SchülerInnen gegenüber Thematiken soziale Art, sowie das Erlernen und Schätzen der<br />
gesellschaftlichen Verantwortung, die ein jeder zu tragen hat, auch gegenüber<br />
Aspekten der Umwelt, sollen grundsätzliches Ziel des Ethikunterrichtes sein. Vorurteile<br />
sollen abgebaut werden.<br />
Wir halten es zudem für sinnvoll hierbei vor allem in den jüngeren Jahrgangsstufen auf<br />
eine starke Praxisorientierung des Unterrichts, bei der die im Unterricht erarbeiteten<br />
Grundwerte gelebt werden können und Anwendung finden, zu setzen. Spätere<br />
Jahrgangsstufen sollen sich weiterhin mit philosophischen und gesellschaftlichen<br />
Fragestellungen befassen.<br />
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Den Nazi-Aufmarsch in Bad Nenndorf verhindern!<br />
Bad Nenndorf wird einmal im Jahr zu einer Nazihochburg in der Bundesrepublik. Jedes<br />
Jahr veranstalten hier Nazis einen “Trauermarsch”, an dem mittlerweile jährlich fast<br />
1000 Nazis teilnehmen.<br />
In Bad Nenndorfs steht das Wincklerbad. Zahlreiche Nazis sind der Auffassung, dass es<br />
dort zu sogenannten “alliierten Gewaltverbrechen” in Form von Folter gekommen sei.<br />
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde dieses Gebäude als Verhörzentrum für<br />
Kriegsgefangene genutzt, in ihm wurden unter anderem Nazigrößen, wie SS-General<br />
Oswald Pohl verhört. Oswald Pohl war während des „Dritten Reichs“ einer der<br />
Zuständigen für Konzentrationslager und so maßgeblich an der Ermordung von<br />
Millionen von Menschen beteiligt und verantwortlich. Die Darstellung der Nazis, das<br />
Wincklerbad wäre ein Folterzentrum der Alliierten gewesen ist<br />
geschichtsrevisionistisch und beleidigt die Opfer des Holocaust in unglaublicher Art<br />
und Weise.<br />
Mittlerweile ist die Demo in der rechten Szene zu einer festen Größe geworden. So ist<br />
sie heute die größte Nazi-Demo in Nord-Deutschland und die drittgrößte in<br />
Deutschland. Während zu Beginn nur einige hundert Nazis demonstrierten stieg die<br />
Zahl der TeilnehmerInnen jedes Jahr an. Unter Rechten ist sie weit über die<br />
<strong>Niedersachsen</strong> bekannt, Nazigrößen aus ganz Deutschland lassen sich hier blicken.<br />
Wir rufen dazu auf, den Aufmarsch ein für alle Mal zu unterbinden! Dafür ist ein<br />
breites Bündnis notwendig – Parteien, Vereine, Gewerkschaften, Jugendverbänden.<br />
Wenn GeschichtsrevisionistInnen, NationalistInnen, RassistInnen und FaschistInnen<br />
erneut versuchen durch Bad Nenndorf zu marschieren müssen wir uns ihnen<br />
entschlossen entgegenstellen!<br />
Wir nehmen nicht hin, dass FaschistInnen ihr Gedankengut verbreiten können und wir<br />
nehmen nicht hin, dass man versucht antifaschistische Arbeit zu kriminalisieren.<br />
Deswegen unterstützen die <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> den Kampf gegen die Nazi Demo in<br />
Bad Nenndorf.<br />
Wir werden uns den faschistischen Aufmärschen in den Weg stellen. Wir kämpfen für<br />
eine Gesellschaft, in der Diskriminierung, Rassismus, Sexismus und Nationalismus<br />
keinen Platz haben.<br />
Wir rufen jeden und jede dazu auf mit uns nach Bad Nenndorf zu kommen uns ein<br />
starkes Zeichen gegen Rechts zu setzten. Wir wollen den Nazi-Aufmarsch verhindern!<br />
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Kein Platz für Islamfeindlichkeit: Die rassistische Hetze<br />
von PI stoppen<br />
Wir fordern, wie immer mehr Politiker, eine viel strengere Beobachtung und Kontrolle<br />
des Blogs „Politically Incorrect“ durch die entsprechenden polizeilichen und<br />
nachrichtendienstlichen Organe. Die Behörden dürfen hier nicht schon wieder auf dem<br />
rechten Auge blind sein. Zudem muss geprüft werden, ob eine Löschung der Seite<br />
aufgrund eindeutig volksverhetzender Inhalte bzw. eine Strafverfolgung der Betreiber<br />
möglich ist. Gleichzeitig muss es unsere Aufgabe sein, uns aktiver in den<br />
gesellschaftlichen Diskurs einzubringen und die Argumentationsmuster und<br />
Denkweisen von PI als das zu enttarnen, was sie sind, nämlich purer bürgerlicher<br />
Rassismus, welcher sich zwar von neonazistischen Strukturen in Auftreten und<br />
Erscheinungsbild unterscheidet, jedoch darum kaum weniger gefährlich ist. Die<br />
Vorurteile, die bedient werden und die Ängste, die geschürt werden, ähneln sich nur<br />
allzu sehr.<br />
Aus Utoya lernen:<br />
Geblendet von purem Hass auf muslimische Menschen und getrieben vom Wunsch,<br />
eine Art „Rassenkrieg“ loszutreten, sprengte ein rechtsradikaler Attentäter im Juli 2011<br />
ein Regierungsgebäude in Oslo und tötete danach dutzende unserer norwegischen<br />
GenossenInnen. Der Attentäter gab nach seiner Festnahme bekannt, er habe so Front<br />
gegen die „Überfremdung Norwegens“ und die „multikulturelle Gesellschaft“ machen<br />
wollen. Zwar handelte es sich bei dem Attentäter um einen Einzeltäter, der auf eigene<br />
Faust handelte. Doch ideologisch geprägt war er dabei nachweislich von diversen<br />
islamfeindlichen, rassistischen und rechtspopulistischen Parteien, Schriftstellern und<br />
Bloggern, von denen es derzeit viele in ganz Europa gibt.<br />
„Politisch inkorrekt“ gegen alles Fremde:<br />
Der populärste dieser „islamkritischen“ Blogs, sozusagen die digitale Speerspitze der<br />
antimuslimischen Ressentiments, ist Politically Incorrect, kurz PI. PI ist eine Art<br />
Nachrichtenseite, auf der verschiedene AutorInnen, teilweise unter Pseudonymen,<br />
bloggen und das aktuelle Tagesgeschehen kommentieren, wobei es stets um ein<br />
Thema geht: Die islamistische Bedrohung. Die Seite versteht sich selbst als<br />
„pro‐westlich, islamkritisch und demokratisch“ und ist nach Meinung der User das<br />
Gegengewicht zu den „politisch korrekten Mainstreammedien“, welche angeblich zu<br />
unkritisch über den Islam und seine Anhänger berichteten. Dabei ist die auf der Seite<br />
betriebene Berichterstattung und Schreibweise geprägt von Stereotypen und<br />
Fremdenfeindlichkeit, die AutorInnen schüren bewusst rassistische und<br />
antimuslimische Vorurteile. Der Islam wird als kriegerische Glaubensgemeinschaft<br />
dargestellt, dessen Ausbreitung eine unmittelbare Gefahr für die Demokratie und<br />
abendländische Kultur bedeute. Ein Dialog mit Muslimen sei in keinster Weise möglich,<br />
im Gegenteil, man erklärt jeglichen Ansatz zur Verständigung von Anfang an als<br />
gescheitert und aussichtslos. Gleichzeitig werden Personen, egal ob Politiker,<br />
Journalisten oder Prominente, die sich für ein Zusammenleben aussprechen,<br />
systematisch diffamiert und eingeschüchtert, da diese den „Vormarsch“ des Islam nur<br />
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begünstigten und sich angeblich „freiwillig und kampflos unterwerfen“ Gegen<br />
Rechtsextremismus‐Vorwürfe wehrt man sich jedoch vehement, man sei ja<br />
schließlich demokratischer Gesinnung, unterstütze Israel und den Westen und<br />
distanziere sich vom Nationalsozialismus. Zudem könne man ja gar nicht rassistisch<br />
sein, da ja Muslime keine „Rasse“, sondern eine Religionsgemeinschaft seien.<br />
Volksverhetzung und Mordfantasien:<br />
Trotz dieser Beteuerungen der Betreiber werden auf PI eindeutig menschenfeindliche<br />
und volksverhetzende Inhalte verbreitet. Dies geschieht besonders in den<br />
Kommentarspalten der Website, in denen die User ihren islamophoben Hass offen<br />
ausleben und ihr Weltbild preisgeben. Neben lupenreinem Rassismus gegenüber<br />
MigranntInnen und ständigen offenen Beleidigungen des Islams finden sich zahlreiche<br />
Exempel für Aufrufe zur Gewalt gegen muslimische Menschen, Mordfantasien und<br />
Vernichtungspläne. So fordert ein User „H-Bomben auf Mekka“, ein anderer verhöhnt<br />
eine von Neonazis getötete Ägypterin mit den Worten „eine Gebärmaschine weniger“<br />
und ein weiterer Kommentator der Seite will Arbeitslager für zum Islam konvertierte<br />
Deutsche, um nur einige Beispiele zu nennen.<br />
Es scheint, dass genau solche Kommentare von den AutorInnen erwünscht sind, so<br />
lassen sie bewusst Empfehlungen oder Lösungsvorschläge in ihren Artikeln aus, diese<br />
überlässt man gewissermaßen der Fantasie der Nutzer. Entgleisungen des<br />
Autoren‐Kollektivs sind eher selten, obwohl z.B. auch von dieser Seite schon zum<br />
„bewaffneten Kampf“ aufgefordert wurde: Man müsse sich notfalls auch mit „Waffen<br />
gegen die Überfremdung“ wehren. In Hinblick auf den norwegischen Attentäter ein<br />
bezeichnender Aufruf.<br />
Gleichzeitig sind die Beteuerungen von PI, man sei ja pro‐israelisch und verteidige die<br />
individuelle Freiheit, eine Farce: Israel wird hier nur als „Bollwerk gegen den<br />
Islamismus“ angesehen und man solidarisiert sich daher vor allem mit<br />
nationalistischen Siedlern. Des Weiteren werden z.B. häufig Homosexuelle attackiert,<br />
da diese viel zu weltoffen und tolerant seien, außerdem beschränkt sich bspw. die<br />
„pro‐westliche“ bzw. „pro‐amerikanische“ Haltung auf eine Unterstützung der<br />
konservativen Hardliner, Präsident Obama dagegen wird dank abstruser<br />
Verschwörungstheorien häufig selbst als Moslem gesehen.<br />
In der Mitte fest verankert:<br />
Nun könnte man „Politically Incorrect“ als eine kleine wirre Gruppe rechter Islamhasser<br />
abtun, die keine Bedrohung für unsere Demokratie darstellten und überhaupt müsse<br />
unsere Gesellschaft in diesem Fall die Meinungsfreiheit erhalten und dem Treiben<br />
keinen Einhalt gebieten.<br />
Doch diese Gegenargumente verharmlosen die reale Bedrohung, die von solchen Seiten<br />
ausgeht und verkennen, wie viel Gehör solche Ressentiments derzeit finden. Die Seite<br />
hat täglich mehrere zehntausend Besucher, dazu hat sich mittlerweile ein fast schon<br />
konspirativ agierender Personenkreis mit dutzenden Ortsgruppen gebildet, welche<br />
Treffen organisieren, bewusst Veranstaltungen über den Islam stören oder aber auch<br />
zu Onlineaktivitäten gegen die „Islamisierung“ aufrufen, z.B. die „Mainstreammedien“<br />
zu attackieren. Wie sehr sich der Einfluss von PI in die Mitte der Gesellschaft ausdehnt,<br />
zeigen auch die engen Verflechtungen zu immer bedeutsamer werdenden<br />
rechtspopulistischen Bürgerbewegungen wie „Pro‐NRW“ oder auch zu<br />
islamfeindlichen Parteien wie der neu gegründeten „Freiheit“. Zudem bestehen gute<br />
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Verbindungen zur rechten Prominenz im Ausland, z.B. zu Geert Wilders oder aber auch<br />
zu militanten Gruppen wie der „Jewish Defence League“.<br />
Besonders erschreckend ist jedoch das Interesse an PI, welches Teile der CDU und FDP<br />
geäußert haben. So interessierte sich der „Stresemann‐Club“ von FDP‐Mitgliedern<br />
für die Aktivitäten der rechten Seitenbetreiber, aber auch der Vorsitzende der<br />
Seniorenunion äußerte eine Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Führt man sich die<br />
beschriebene inhaltliche Ausrichtung der Seite vor Augen, so zeigt dies auf drastische<br />
Weise, wie weit eindeutig extrem rechte und islamfeindliche Vorurteile sowie teils<br />
gewaltverherrlichende Ideologien in die Mitte unserer Gesellschaft vorgedrungen sind.<br />
Das Konzept der Rechtspopulisten, sich als harmlos zu geben, scheint aufzugehen,<br />
wenn sie von Teilen demokratischer Parteien als mögliche Partner in Betracht gezogen<br />
werden. So eröffnen sich ihnen ganz neue Einflussmöglichkeiten auf gesellschaftliche<br />
Debatten und sie können ihre Hetze gegen alle Muslime mit noch größerer Akzeptanz<br />
betreiben. Das ist die wahre Bedrohung für unsere Freiheit und Demokratie.<br />
Dem rassistischen Treiben Einhalt gebieten:<br />
Seit dem im November 2011 bekannt gewordenen Morden durch das Zwickauer<br />
Nazitrio, vermittelt die Bundesregierung den Eindruck, sie tue nun alles nur mögliche<br />
im Kampf gegen Neonazis und Rassismus. Tatsächlich jedoch schließt das nicht die<br />
Aktivitäten von rechten Populisten wie PI ein. Eine genauere Beobachtung des Blogs<br />
stehe deshalb nicht zur Debatte, da die Seite nicht dem „klassischen Bild des<br />
Rechtsextremismus“ entspreche. Hier versperrt man sich vor der Erkenntnis, dass jene<br />
menschenfeindlichen und offen rassistischen Argumentationsmuster, die PI<br />
propagiert, auf große Zustimmung in der Bevölkerung treffen.<br />
Wir als <strong>Juso</strong>s müssen hier entschieden handeln und den bürgerlich daherkommenden<br />
Rassismus nicht mit Samthandschuhen anfassen, sondern klar machen, dass wir uns<br />
für ein friedliches Miteinander aussprechen und jede Form von Diskriminierung<br />
ablehnen. Natürlich ist Kritik an diversen menschenrechtlich fragwürdigen<br />
Religionspraktiken legitim, auch dies muss immer Bestandteil einer emanzipatorischen<br />
Perspektive sein. Aber der rechtspopulistischen Hetze muss Einhalt geboten werden,<br />
bevor sich diese Ressentiments noch mehr in den Köpfen verfestigen und unser<br />
Zusammenleben weiter vergiften.<br />
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Vereinheitlichung des Ausländerrechts<br />
Die <strong>Juso</strong>s fordern die sozialdemokratisch regierten Bundesländer auf, innerhalb der<br />
IMK und des Bundestages auf eine einheitliche Auslegung sowie eine Vereinfachung<br />
des Ausländerrechts zu drängen. Ferner soll innerhalb der SPD ein tragfähiges Konzept<br />
für ein EU‐weit gültiges Auslander‐ und Staatsangehörigkeitsrecht entwickelt<br />
werden, das bei Regierungsübernahme 2013 mit den Partnerländern in die<br />
EU‐Gremien eingebracht wird.<br />
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Für eine Antidiskriminierungsstelle auf Landesebene<br />
Wir fordern<br />
• eine Antidiskriminierungsstelle auf Landesebene.<br />
• einen Einsatz für mehr Antidiskriminierungsstelle in den Kommunen in<br />
Niedersachen.<br />
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Rechtssicherheit schaffen – Heterologe Insemination bei<br />
Lebenspartnerinnen möglich machen<br />
Die <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> fordern die Gleichstellung und Gleichbehandlung von<br />
heterosexuellen Ehen, lesbischen Lebenspartnerschaften und Menschen ohne<br />
Beziehung hinsichtlich der Praxis assistierter Reproduktion.<br />
Zu diesem Zweck fordern wir eine Änderung der Berufsordnung und Richtlinien der<br />
Landesärztekammer <strong>Niedersachsen</strong> nach dem Vorbild der Landesärztekammern Berlin<br />
und Hamburg, die die assistierte Reproduktion bei Lebenspartnerinnen explizit erlaubt.<br />
Nicht zuletzt fordern die <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> eine generelle rechtliche Gleichstellung<br />
von eingetragenen Lebenspartnerschaften und Ehen auf Bundesebene, um weitere<br />
etwaige juristische Unwägbarkeiten auszuräumen.<br />
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Wer für die Verfassung ist, muss den Verfassungsschutz<br />
abschaffen. Alternative Strategie zur Bekämpfung des<br />
Rechtsextremismus umsetzen.<br />
In Deutschland wird regelmäßig Gewalt durch Nazis ausgeübt. Aus<br />
menschenfeindlichen Motiven heraus werden täglich Menschen angegriffen, teilweise<br />
sogar ermordet. Noch mehr Menschen werden durch die Gewalt verunsichert und<br />
verängstigt. Das Geschehen um das Neonazi-Netzwerk „Nationalsozialistischer<br />
Untergrund“ hat gezeigt, dass systematische, zielgerichtete und brutale Gewalt von<br />
Nazis in den letzten Jahren nahezu unbehelligt ausgeübt wurde und vermutlich weiter<br />
ausgeübt werden wird. Dies schockiert uns zutiefst!<br />
Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer. Diese mussten nicht nur den Verlust<br />
ihnen nahe stehender Menschen verkraften. Sie mussten es darüber hinaus ertragen,<br />
dass Politik, Polizei und Medien die Opfer beschuldigten, in kriminelle Geschäfte<br />
verwickelt gewesen und somit selbst für ihren Tod selbst verantwortlich zu sein.<br />
Vorverurteilungen durch die Ermittlungsbehörden blendeten die politische Motivation<br />
dieser Taten völlig aus. Mitgefühl und ein unbedingter Wille zur Aufklärung der<br />
Verbrechen hätte ihnen zugestanden. Dieses Verhalten ist unentschuldbar.<br />
Die jetzt bekannt gewordenen Taten des Nazi-Netzwerks zeigen ein bisher<br />
unbekanntes Ausmaß an Nazi-Gewalt. Gewalttätige Übergriffe von Nazis sind in<br />
Deutschland aber kein unbekanntes Phänomen. Allein in Ostdeutschland gab es im<br />
Jahr 2010 nach Angaben der Opferberatungsprojekte in den ostdeutschen<br />
Bundesländern 730 Gewalttaten von Nazis. Die Dunkelziffer liegt noch höher. Seit 1990<br />
sind zudem nach Recherchen der Amadeu-Antonio-Stiftung 182 Menschen von Nazis<br />
getötet worden. Vor diesem Hintergrund ist es heuchlerisch, wenn auf die<br />
systematische Gewalt von Nazis mit Überraschung reagiert wird. Wer das bisher nicht<br />
wusste, wollte es nicht wissen.<br />
Konsequenzen ziehen – Untersuchungsausschuss einsetzen<br />
Die nun aufgedeckten Verbrechen zeigen aber noch mehr: Politik,<br />
Verfassungsschutzbehörden und die Polizei tragen die Verantwortung darüber, dass<br />
die Verbrechen des Neonazi-Netzwerks nicht verhindert oder zumindest frühzeitig<br />
aufgeklärt wurden, dass menschenverachtende Einstellungen in unserer Gesellschaft<br />
teilweise zunehmen und entsprechende Strukturen nicht effektiv bekämpft werden.<br />
Schon jetzt ist offensichtlich: Verfassungsschutz und Polizeibehörden haben auf allen<br />
Ebenen versagt. Diese Versäumnisse müssen dringend aufgearbeitet und die Fehler<br />
beseitigt werden.<br />
Daher fordern wir die lückenlose Aufklärung der Verbrechen des<br />
„Nationalsozialistischen Untergrunds“ und dem Agieren der Sicherheitsbehörden –<br />
dies kann nur durch den Untersuchungsausschuss im Deutschen Bundestag<br />
geschehen. Gleichzeitig sind die rechtlichen Grundlagen zu schaffen, dass dieser auch<br />
vollen Zugriff auf die Behörden der Länder erhält.<br />
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Verfassungsschutz abschaffen<br />
Die Verfassungsschutzbehörden in den alten Bundesländern sowie der<br />
Bundesverfassungsschutz sind als Mittel des Kalten Krieges gegründet worden. Ihre<br />
ursprüngliche Aufgabe war es kommunistische Agitation „aus dem Osten“ zu<br />
beobachten und zu bekämpfen. Die Verfolgung der Verbrechen des<br />
Nationalsozialismus ist den Staatsanwaltschaften überlassen worden –der Blick nach<br />
rechts war untergeordneter Teil der Aufgabe der VerfassungschützerInnen. Von Anfang<br />
an bedienten sich diese Behörden im Personalpool des gerade geschlagenen Nazi-<br />
Deutschlands. Auch wenn der Kalte Krieg vorbei ist und diese Menschen lange<br />
entlassen sind, sind diese Wurzeln in Organisation und Struktur erhalten geblieben.<br />
Einzig die Entwicklungen nach den Anschlägen des 11. Septembers haben eine<br />
Teilausrichtung gegen „Islamismus“ bewirkt. Jedoch haben weder die gesetzliche<br />
Umstellung der Aufgaben noch der Wegfall der Sowjetunion und der Aufbau der<br />
Behörden in den Neuen Bundesländern oder das in den Fokus treten von „Islamismus“<br />
nichts daran geändert:<br />
Bis heute sind Verfassungsschutz- und Geheimdienstbehörden gegen Linke gerichtet.<br />
Die Konspiration die nötig ist um eine solche Behörde im derzeitigen Sinne zu<br />
betreiben, führt letztlich zu der Unmöglichkeit der Demokratischen Kontrolle einer<br />
solchen Institution. Anders als Polizei- und Gerichtsakten sind die Unterlagen dieser<br />
Behörden vielfach gegen Zugriff geschützt. Dies gilt sowohl für Gerichte, als auch für<br />
die Parlamente. Selbst Untersuchungsausschüsse konnten in der Vergangenheit nicht<br />
durch das Dickicht von noch legalen oder klar illegalen Maßnahmen, Absprachen und<br />
Bezahlungen durchschlagen.<br />
Dadurch haben sich die Verfassungsschutzbehörden zunehmend zu einer<br />
eigenständigen Organisation entwickelt, die eigene Interessen besitzt, autonome Ziele<br />
verfolg und augenscheinlich nicht ausreichend kontrolliert wird. Auch ob und wieweit<br />
diese Behörden ihre Ziele effektiv verfolgen, ist nicht nachvollziehbar.<br />
Trotzdem sind die Behörden politischen Steuerungsversuchen nicht vollkommen<br />
entzogen: Die politischen Instrumentalisierung ist dabei insbesondere bei der<br />
Beobachtung der Partei DIE LINKE oder den Abzug von Personal aus dem Bereich<br />
„Rechtsextremismus“ zum „Islamismus“ oder „Linksextremismus“ zu sehen.<br />
Deshalb müssen die Aufgaben des Geheimdienstes grundlegend überdacht und so<br />
weit wie möglich anderen, besser legitimierten staatlichen Behörden zugewiesen<br />
werden.<br />
Wir fordern konkret:<br />
1. Eine Beendung der Personal- und Mittelverschwendung und Denunzierung der<br />
Partei DIE LINKE in der Form der Beobachtung durch<br />
Verfassungsschutzbehörden.<br />
2. Die Verlagerung aller Formen der Kriminalitätsbekämpfung und die dafür<br />
notwendigen Ermittlungen zu Polizeibehörden.<br />
3. Die Wiedergründung einer Landeszentrale für politische Bildung und die<br />
Beendigung der Bildungsarbeit durch den Verfassungsschutz in <strong>Niedersachsen</strong><br />
und anderswo. Zudem müssen Lehrpläne angepasst werden, so dass<br />
Rechtsextreme Gesinnung begegnet werden kann.<br />
V-Leute-System abschaffen<br />
In einem guten Film werden aufrechte Demokraten in kriminelle faschistische<br />
Strukturen eingeschleust und bekämpfen sie von innen. Im echten Leben werden die<br />
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schwächsten Mitglieder einer kriminellen faschistischen Gruppe mit Geld gekauft, ihre<br />
Überzeugungen und Freunde zu verraten. Alternativ wird auch gleich der faschistische<br />
Kopf einer solchen Bande gekauft.<br />
Dabei entstehen Abhängigkeiten: Strukturen funktionieren oder überleben manchmal<br />
nur, weil Geld über V-Leute dieses ermöglichen. Oder aber die Berichte werden von V-<br />
Leuten so gestaltet, dass diese die Weiterbeschäftigung garantieren.<br />
Die erste Variante sorgt für die staatliche Subventionierung von faschistischen<br />
kriminellen Strukturen und ist daher zu beenden. Die zweite Variante verhindert ein<br />
neues NPD-Verbotsverfahren.<br />
Wir fordern daher die ersatzlose Abschaffung des V-Leute-Systems in der Arbeit der<br />
Verfassungsschutzbehörden.<br />
NPD-Verbot jetzt<br />
Die NPD ist weiter Teil der extremen Rechten. Sie ist es, die versucht die Brück ins<br />
bürgerliche Lager zu schlagen. Sie arbeiten Öffentlichkeitswirksam, bekommen<br />
staatliche Parteienförderung und können mit dem Parteienprivileg manchen Dinge erst<br />
ermöglichen. Sie organisieren mit ihren Fraktionsbüros die ideologischen Kerne der<br />
Rechten in Deutschland.<br />
Das leidige CDU-Minister-Argument „lieber sicher beobachten als verbieten und nicht<br />
mehr beobachten können“ ist mit den NSU-Morden erledigt. Obwohl alle Mittel zum<br />
Beobachtung bereit standen, ist nichts verhindert oder auch nur aufgeklärt worden.<br />
Das alles muss ein Ende haben. Ein neues NPD-Verbotsverfahren ist schnellstmöglich<br />
vorzubereiten. Ein zügiger Abzug der V-Leute, begleitet von Verboten von<br />
Unterstützungsstrukturen der Partei, sowie ein entschlossenes Ermitteln von<br />
Straftaten ihrer Funktionäre kann ausreichend rechtstaatliche Mittel für ein<br />
Verbotsverfahren liefern.<br />
Eine SPD-Landesregierung muss diesen Weg weiter vorantreiben, die<br />
Bundestagsfraktion diesen Weg weiter beschreiten.<br />
Extremismusklausel kassieren – Antifaschistische Strukturen aufbauen.<br />
Bundesministerin Kristina Schröder, die seit ihrem Amtsantritt unerlässlich vor den<br />
Gefahren eines sog. "Linksextremismus" warnt, streitet aktiv gegen antifaschistische<br />
Strukturen. Sie hat es zu verantworten, dass die Gelder für antifaschistische Projekte<br />
gekürzt wurden, um Geld für den Kampf gegen einen vermeintlichen<br />
"Linksextremismus" bereit stellen zu können. Damit und durch die Einführung der<br />
„Extremismusklausel“ hat sie alle antifaschistischen Projekte durch ihre konservative<br />
Symbolpolitik unter Generalverdacht gestellt. Dies begünstigt latenten Rassismus in<br />
der Gesellschaft umso mehr.<br />
Wir fordern, dass die Extremismusklausel abgeschafft wird und die Mittel für den<br />
Kampf gegen Rechts aufgestockt werden.<br />
Stattdessen ist es notwendig, mehr Mittel für Projekte gegen Rassismus, Nationalismus<br />
und Antisemitismus zur Verfügung zu stellen. Nur der breite, bunte gesellschaftliche<br />
Ansatz kann in einer individualisierten Gesellschaft Vorurteile, Hass und<br />
Rechtsextremismus begegnen.<br />
Wir fordern daher ein Landesprogramm um zivilgesellschaftliches Engagement gegen<br />
Rechtsextremismus zu fördern und dauerhaft zu unterstützen. Dabei muss<br />
insbesondere der Bedarf nach den Kürzungen durch Ministerin Schröder Maßstab sein.<br />
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Zudem müssen die internationalen Jugendaustauschprogramme sowie die<br />
Gedenkstättenarbeit intensiviert werden.<br />
Das Land <strong>Niedersachsen</strong> stark machen gegen Rechts<br />
In <strong>Niedersachsen</strong> gibt es ein differenziertes Bild rechtsextremer Aktivitäten. Während<br />
es in der Vergangenheit verschiedene hauptsächlich ländliche Hotspots gab, verändert<br />
sich diese Lage zunehmend. Nazis versuchen aktiv ihr Betätigungsfeld auszuweiten,<br />
setzen auf urbane Strukturen und deren Lebenswirklichkeiten. Dabei arbeiten sie mit<br />
illegalen Mitteln und reizen die Meinungsfreiheit regelmäßig weit aus. Rechte<br />
Vorurteile, rechte Ideologien und rechte Anfeindungen sind in allen Teilen<br />
<strong>Niedersachsen</strong>s alltäglich.<br />
Eine neue Strategie gegen Rechts muss her.<br />
Eine SPD-geführte Landesregierung muss daher insbesondere:<br />
Die Pflicht der Kreise zur Einrichtung einer Stelle für die Bekämpfung des<br />
Rechtsextremismus einzurichten. Diese Stelle muss die örtliche Arbeit gegen Rechts<br />
koordinieren helfen und mit Verwaltung und Politik verknüpfen können. Dabei muss<br />
geprüft werden, inwiefern das Land den Aufbau von Personal unterstützen kann. Die<br />
wiedergegründete Landeszentrale für Politische Bildung muss die Arbeit dieser Stellen<br />
koordinieren und qualifizieren.<br />
Den Unterrichtsinhalt „Menschenrechtsbildung“ bereits in der Grundschule einführen.<br />
Die Evaluierung der Polizeiarbeit vorantreiben. Alle BeamtInnen müssen in die Lage<br />
versetzt werden, politische Motive zu erkennen und zu benennen. Gleiches gilt für die<br />
Staatsanwaltschaften.<br />
Vorbilder schaffen – Anerkennung auch durch das Land <strong>Niedersachsen</strong><br />
Weiterhin sollten Gruppen und Organisationen, die sich im Kampf gegen Rechts<br />
vorbildlich herausgetan haben, auch dafür geehrt werden. Dazu sollte das Land<br />
<strong>Niedersachsen</strong> einen Preis ausloben, mit dem das Engagement von entsprechenden<br />
Gruppen jährlich honoriert wird. Der Namensvorschlag für diesen Preis ist der August-<br />
Baumgarte-Preis. August Baumgarte (1904-1980) war ein Mitglied der sozialistischen<br />
Arbeiterjugend aus Hannover und engagierte sich in der Weimarer Republik aktiv<br />
gegen die NSDAP. Kurz nach der Machtergreifung und der Reichstagsbrandverordnung<br />
wurde Baumgarte 1933 inhaftiert und bis zum Kriegsende in verschiedenen<br />
Zuchthäusern sowie Arbeits- und Konzentrationslagern untergebracht. So könnte an<br />
eine Persönlichkeit des historischen Antifaschismus erinnert werden, die zudem noch<br />
einen großen regionalen Bezug zu <strong>Niedersachsen</strong> hat.<br />
Eine SPD-Landesregierung muss daher einen Preis einrichten, der zivilgesellschaftliche<br />
Bündnisse gegen Rechts prämiert.<br />
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Wahlalter mit 16 Jahren einführen<br />
Die SPD Landtagsfraktion in <strong>Niedersachsen</strong> und die Bundestagsfraktion, sowie der<br />
Bundesparteitag werden aufgefordert eine Initiative für die Herabsetzung des<br />
Wahlalters auf 16 Jahre zu ergreifen. Dieses Ziel muss im Regierungsprogramm zur<br />
Landtagswahl 2013 klar formuliert und bei Regierungsübernahme in der kommenden<br />
Legislaturperiode umgesetzt werden!<br />
Jugendliche sollen sich stärker in Entscheidungsprozesse einbringen können. Deshalb<br />
fordern die <strong>Juso</strong>s im Landesverband <strong>Niedersachsen</strong>, das Wahlalter auf Ebene des<br />
Landes <strong>Niedersachsen</strong> und der Bundesrepublik Deutschland von 18 auf 16 Jahre als ein<br />
klares Signal an die junge Generation herabzusetzen.<br />
Jugendliche müssen sich aktiv an der Willensbildung beteiligen können.<br />
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Gewalt gegen Frauen stoppen – Opfern helfen<br />
Wir fordern einen Ausbau der Unterstützung für Frauen, die Opfer von Gewalt<br />
geworden sind und eine Verstärkung der Präventionsmaßnahmen.<br />
Deshalb fordern wir konkret:<br />
1. Eine breite Unterstützungsinfrastruktur für eine lückenlose Hilfe, aus<br />
Frauenhäusern, Zufluchtswohnungen, Notrufen, Frauenberatungsstellen und<br />
Interventionsstellen. Informationen darüber müssen an geeigneten Orten und<br />
in verschiedenen Sprachen allen zugänglich sein<br />
2. Eine gezielte Einbindung der Ärztinnen und Ärzte und des Pflegepersonals. Dazu<br />
gehören entsprechende Schulungen und das Verbinden von Beratungs- und<br />
Hilfsangebote mit der Heilbehandlung hinweisen<br />
3. Unterstützung für gewaltbetroffene Frauen um sich (wieder) in den<br />
Arbeitsmarkt hineinzufinden und die kurzfristige und unkomplizierte<br />
Gewährung von Sozialleistungen bei Frauenhausaufenthalten<br />
4. Migrantinnen, die Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind brauchen ein<br />
vom Ehemann unabhängiges Aufenthaltsrecht. Von Zwangsheirat oder<br />
Heiratsverschleppung bedrohte Frauen brauchen außerdem ein längeres<br />
Rückkehrrecht<br />
5. Einen Ausbau der psychosozialen Täterarbeit und von Präventionsprojekten in<br />
Schulen und Jugendzentren, damit bereits Kinder und Jugendliche gewaltfreie<br />
Konfliktlösungen erlernen.<br />
6. verstärkte Maßnahmen zur Sensibilisierung bei der Polizei und der<br />
Justizbehörden für den Umgang mit gewaltbetroffenen Frauen. Auch die<br />
Öffentlichkeit muss darauf sensibilisiert werden, dass es sich bei dem Thema<br />
Gewalt gegen Frauen um ein ernsthaftes Problem handelt, dass noch nicht der<br />
Vergangenheit angehört.<br />
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I5<br />
<strong>Juso</strong>-<strong>Landeskonferenz</strong><br />
14./15.04.<strong>2012</strong><br />
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Bedürfnissen von Opfern schwerer Gewalt Rechnung<br />
tragen – Für eine Einschränkung von gerichtlichen<br />
Absprachen<br />
§ 257 c StPO wird um einen Absatz 6 ergänzt:<br />
(6) Bei schweren Gewalt- und Sexualverbrechen ist eine Verständigung nur möglich,<br />
wenn neben Staatsanwaltschaft und Angeklagter auch der Geschädigte dem<br />
zustimmt.<br />
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<strong>Juso</strong>-<strong>Landeskonferenz</strong><br />
14./15.04.<strong>2012</strong><br />
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Ein einheitliches Postleitzahlensystem für Europa als<br />
erster Schritt zum Sozialismus<br />
Wir fordern die Einführung eines einheitlichen Postleitzahlensystems in allen<br />
europäischen Staaten.<br />
Dabei ist darauf zu achten, dass Samtgemeinden und Städte mit möglichst wenig<br />
verschiedenen Postleitzahlen ausgestattet werden und eine regional sinnvolle<br />
Aufteilung erfolgt, die das Postleitzahlensystem in Europa für alle vereinfacht.<br />
Darüber hinaus ist es für das Erreichen von Sozialismus in Europa unverzichtbar, dass<br />
die Postleitzahlen achtstellig sind.<br />
Mittelfristig sind im Sinne der sozialistischen Weltrevolution mit aller Entschlossenheit<br />
auch weltweit achtstellige Postleitzahlen anzustreben.<br />
Weiterleitung: S&D-Fraktion im Europäischen Parlament<br />
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<strong>Juso</strong>-<strong>Landeskonferenz</strong><br />
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Müll ist Müll – Containern / Dumpstern legalisieren!<br />
Die <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> fordern die Legalisierung der Entnahme weggeworfener<br />
Lebensmittel aus frei zugänglichen Abfallcontainern (Containern / Dumpstern).<br />
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K1<br />
<strong>Juso</strong>-<strong>Landeskonferenz</strong><br />
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Sozial-Ökologische Beschaffung<br />
Der <strong>Juso</strong>-Landesvorstand möge sich dafür einsetzen, dass in den verschiedenen <strong>Juso</strong>-<br />
Gliederungen in <strong>Niedersachsen</strong> – insbesondere auf Ebene der Kommunen – Initiativen<br />
zur Sozial-Ökologischen Beschaffung seitens der <strong>Juso</strong>s gestartet werden. Diese<br />
Initiativen sollten zum Ziel haben, sozial-ökologischen Kriterien ins kommunale<br />
Beschaffungs- und Ausschreibungswesen, im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten,<br />
zu verankern. Dies kann etwa durch einen von den <strong>Juso</strong>s initiierten Antrag an das<br />
jeweilige kommunale beschlussfassende Gremium geschehen (z.B. Stadtrat). Der <strong>Juso</strong>-<br />
Landesvorstand soll hierzu als Promotor für solche Anträge dienen und bei Bedarf<br />
unterstützend und beratend zur Seite stehen.<br />
Ein Beispielantrag hierzu befindet sich in der Begründung zu diesem Antrag.<br />
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K4<br />
<strong>Juso</strong>-<strong>Landeskonferenz</strong><br />
14./15.04.<strong>2012</strong><br />
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Energieversorgung endlich gerecht und nachhaltig<br />
gestalten!<br />
Die <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> fordern eine Rekommunalisierung der Energieversorgung.<br />
Dabei ist beim Rückkauf der Kraftwerke, Windparks und Ähnlichem durch die<br />
Kommunen darauf zu achten, dass ein für Rekommunalisierung Beauftragter der<br />
Kommune, der eng mit spezialisierten Rechtsanwälten und Steuerberatern<br />
zusammenarbeitet, eingesetzt wird, der den Preis vor dem Hintergrund mangelnder<br />
Investitionen durch die Energieunternehmen, bzw. Betreiber in der Vergangenheit<br />
realistisch schätzt, sodass der Staat nicht mehr bezahlt, als er zum Zeitpunkt der<br />
Privatisierung durch den Verkauf eingenommen hat.<br />
In diesem Prozess ergeben sich als wichtige und zukunftsorientierte Aufgaben und<br />
Ziele eines kommunalwirtschaftlichen Unternehmens folgende Schwerpunkte, die wir<br />
im Zusammenhang mit der Rekommunalisierung einfordern:<br />
• Umbau der vorhandenen Netze zu einer effizienten und zukunftsoffenen<br />
Netzinfrastruktur unter den sich ändernden Nutzungsanforderungen durch die<br />
dezentralen Erzeuger und Einspeiser<br />
• Entwicklung bzw. forcierter Ausbau einer dezentralen Strom- und<br />
Wärmeerzeugungsstruktur unter vorrangigem Einsatz von erneuerbaren<br />
Energien<br />
• Umsetzung einer energieeffizienten Nutzung der öffentlichen Gebäude, der<br />
Straßenbeleuchtungs- und Ampelanlagen als zusätzliche Aufgabe<br />
• Sicherung einer effizienten und preiswürdigen Versorgung mit Strom und Gas<br />
für alle Haushalte, Dienstleistung, Handwerk, Gewerbe und Industrie<br />
• Sicherstellung des Ausbildungsangebotes bei den Stadtwerken<br />
Für den rechtlichen Rahmen auf Bundesebene fordern wir<br />
• die Überlassungsregelung von Netzen nach Auslaufen von<br />
Konzessionsverträgen so zu ändern, dass bei erklärtem Willen der Kommune das<br />
jeweilige Netz zu veräußern ist,<br />
• eine Regelung einzufügen, nach der kaufinteressierte Kommunen alle<br />
maßgeblichen Informationen über die technische und wirtschaftliche Situation<br />
der Netze erhalten,<br />
• die Grundlagen zur Berechnung des Netzkaufpreises so zu bestimmen, dass ein<br />
tatsächlich angemessenes Entgelt über ein Ertragswertverfahren mit der<br />
Berücksichtigung des Tagesneuwerts gerichtsfest bestimmt wird<br />
• eine Verpflichtung einzuführen, bei verzögerter Verfahrensdauer eine<br />
Schlichtungsstelle anzurufen.<br />
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<strong>Juso</strong>-<strong>Landeskonferenz</strong><br />
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Privatisierungen stoppen – Rekommunalisierung von<br />
Infrastruktur der Daseinsfürsorge ermöglichen<br />
Die Lebensqualität der Menschen, die Verfügbarkeit und der Preis von Angeboten der<br />
Daseinsfürsorge werden in der Kommune entschieden. Nur Kommunen die aktiv<br />
Angebote in der Daseinsfürsorge machen, die diese steuern und gestalten können, sind<br />
langfristig in der Lage lebens- und liebenswerte Städte und Gemeinden zu bleiben. Nur<br />
die kommunale Ebene und nur das kommunale Eigentum, kann die demokratische<br />
Kontrolle zentraler Lebenswerte garantieren.<br />
Privatisierungen in jeder Form versprechen Lösungen für viele Probleme der Menschen.<br />
Die Landesregierung fördert diese Projekte und erhöht jedes Jahr den Druck auf die<br />
niedersächsischen Kommunen, in verschiedenen Formen diese Privatisierungen<br />
umzusetzen. Neben dem Verkauf von Infrastruktur, gibt es verschiedene Formen<br />
vermeintlich schwächerer Natur. Öffentliche-Private-Partnerschaften (ÖPP)<br />
unterschiedlicher Art wurden und werden von Kommunen realisiert. Geheimverträge,<br />
der Verlust von politischer Steuerung und die Gewinnabschöpfung durch Private sind<br />
die unmittelbaren Folgen dieser Form der Kooperation.<br />
Trotzdem haben auch sozialdemokratisch geführte Räte und Kreistage diesen Weg<br />
gewählt. Der Druck irgendwie vorläufig einen politischen Handlungsspielraum<br />
zurückzugewinnen, Mittel für nötige Investitionen zu erhalten oder Schlicht die<br />
Begrenzung der Kreditaufnahme durch die Landesregierung haben auch<br />
Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten genötigt, sich an dieser Art des<br />
Wirtschaftens zu beteiligen. Dies ist in der Not, in der sich die kommunalen Finanzen<br />
befinden, verständlich.<br />
Wir stellen fest, dass wir alle Formen der Privatisierung – die der ÖPPs eingeschlossen -<br />
ablehnen: Privatisierungen in jeder Form, sind der falsche Weg um die Probleme der<br />
Kommunen zu lösen. Die Kommunen müssen wieder in die Lage versetzt werden, die<br />
Privatisierungen zu stoppen und die politische Kontrolle über privatisierte<br />
Einrichtungen zurück zu erlangen.<br />
Eine SPD geführte Landesregierung muss Maßnahmen durchführen, die diesen Trend<br />
umkehren. Dazu müssen im SPD-Wahlprogramm für die Landtagswahlen konkrete<br />
Schritte aufgenommen werden:<br />
Das Land <strong>Niedersachsen</strong> muss die Schaffung eigener Angebote der Daseinsfürsorge<br />
finanziell unterstützen. Gleiches gilt für die Erneuerung der Infrastruktur. Konkret<br />
muss es wieder möglich werden, Vorhaben mit Krediten statt mit ÖPP´s zu realisieren.<br />
Die Begrenzung durch die Kommunale Aufsicht und aus der sogenannten<br />
„Schuldenbremse“ müssen entsprechend zurückgedrängt werden.<br />
<strong>Niedersachsen</strong> muss sich am Ausbau von kommunaler Infrastruktur aktiv beteiligen.<br />
Dazu muss ein Programm aufgelegt werden, dass es Kommunen ermöglicht, die eigene<br />
Infrastruktur auszubauen. Dies umfasst insbesondere den Aufbau von Stadtwerken<br />
und Verkehrsinfrastruktur. Dabei muss darauf geachtet werden, dass Kommunen die<br />
diese Bereiche bereits privatisiert haben keine Vorteile gegenüber den Kommunen, die<br />
dies bisher erfolgreich vermieden haben, erlangen.
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Wir fordern zudem die Einführung eines strikten Kongruenzprinzips in der<br />
niedersächsischen Verfassung. Dieses muss dauerhaft verhindern, dass das Land auf<br />
Kosten der Kommunen wirtschaftet.<br />
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<strong>Juso</strong>-<strong>Landeskonferenz</strong><br />
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Nutzung von Recyclingpapier auf Parteitagen und<br />
Konferenzen der SPD<br />
Auf Parteitagen und Konferenzen der SPD wird künftig als ein Beitrag zu einem<br />
umweltbewussten Verhalten und verantwortungsvollem Umgang mit den uns zur<br />
Verfügung stehenden Ressourcen nur noch Recyclingpapier verwendet und<br />
doppelseitig bedruckt.<br />
Nach Beschluss durch den jeweiligen Parteitag/Konferenz gilt dies für die<br />
entsprechende Ebene unverzüglich und verbindlich.<br />
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<strong>Juso</strong>-<strong>Landeskonferenz</strong><br />
14./15.04.<strong>2012</strong><br />
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Antragskommission ändern – mehr Diskurs ermöglichen<br />
Die Antragskommissionen legen die Reihenfolge der Beratung der Anträge fest, ohne<br />
Abgabe einer Beschlussempfehlung und ohne Änderungen an den Antragstexten<br />
vorzunehmen. Der Delegiertenschlüssel wird verdoppelt.<br />
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Fracking-Verbot in <strong>Niedersachsen</strong><br />
Fracking ist eine Methode in der geologischen Tiefbohrtechnik, um „unkonventionelles<br />
Gas“ fördern zu können. Der Begriff ist die Kurzform von Hydraulic Fracturing (engl. „to<br />
fracture“: ‚aufbrechen‘, ‚aufreißen‘).<br />
Wir fordern den <strong>Juso</strong>-Landesverband auf, sich für ein Verbot des „Frackings“ auf<br />
Landesebene sowie Bundes und Europaebene einzusetzen.<br />
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<strong>Juso</strong>-<strong>Landeskonferenz</strong><br />
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CCS- und CCR verhindern einen nachhaltig orientierten<br />
ökologischen Fortschritt<br />
Die SPD hat in Ihrer Regierungszeit den Weg weg vom Fossilen Zeitalter hin zum<br />
Zeitalter der erneuerbaren Energien eingeschlagen. Nun gilt es, diesen konsequent<br />
umzusetzen! In den letzten Jahren hat die Klimaschutzdebatte um eine Senkung der<br />
weltweiten CO2-Emissionen an Bedeutung gewonnen. Wir begrüßen deshalb<br />
ausdrücklich die europaweit vereinbarte CO2-Reduktion um 30 Prozent bis 2030 und<br />
eine weitere Reduktion um 60 bis 80 Prozent bis 2050 im Vergleich zum Referenzjahr<br />
1990. Dies ist unserer Meinung nach alternativlos und notwendig. In der aktuellen<br />
öffentlichen Debatte werden die Technologien von CCS (Abscheidung und Speicherung<br />
von Kohlenstoffdioxid) sowie CCR (Abscheidung und Recycling, d.h.<br />
Wiederverwendung von Kohlenstoffdioxid) als Heilbringer für die CO2-Reduktion<br />
gepriesen. Dennoch tragen sowohl die CCS- als auch die CCR-Technologie nicht zu einer<br />
Reduzierung des Verbrauchs an fossilen Rohstoffen zur Energiegewinnung bei, sondern<br />
bestenfalls wird die Emission von CO2 in die Atmosphäre verringert. Somit wird die<br />
Ursache des Problems, also die CO2-Produktion bei der Energieerzeugung,<br />
durch das CCS- und CCR-Technologie nicht gelöst sondern verschleiert. Wir befürchten,<br />
dass das CCS- und CCR-Prinzip ein Hemmnis sein wird, die festgesteckten Ausbauziele<br />
für erneuerbare Energien zu erreichen.<br />
Deshalb fordern wir Jungsozialistinnen und Jungsozialisten:<br />
1. Wir JungsozialistInnen lehnen grundsätzlich die Abscheidung und Speicherung<br />
von CO2 auf Basis des Prinzips der ökologischen Nachhaltigkeit ab. Eine CO2-<br />
Abscheidung und -Speicherung wird die Ursachen des Problems nicht beheben<br />
sondern überdecken! Wir begrüßen wir die Ablehnung des CCR- und CCS-<br />
Antrages der konservativ-liberalen Bundesregierung im Bundesrat und fordern<br />
deshalb alle SPD-Gliederungen auf, auch im zukünftigen Regierungshandeln,<br />
dieses Prinzip zu wahren. Grundsätzlich muss es um ein Prinzip der CO2-<br />
Vermeidung sowie der Steigerung der Energieeffizienz gehen und nicht darum,<br />
den hohen CO2-Verbrauch durch Scheinlösungen zu verdecken.<br />
2. Wir wollen keine Demonstrationsanlagen – und zwar bundesweit. Der im<br />
Bundesrat abgelehnte Gesetzesvorschlag bezog sich nicht auf klar abgrenzbare<br />
Demonstrationsvorhaben, sondern ermöglicht de facto den großflächigen<br />
Einsatz der CCS- und CCR-Technologie. Für uns JungsozialistInnen sind die<br />
Risiken, die einerseits mit einer CCS- und CCR-Erprobung und anderseits mit<br />
dem großflächigen Einsatz (laut schwarz-gelbem Gesetz) verbunden sind, zu<br />
wenig erforscht und unzureichend kalkulierbar, was auch für die Testphase gilt.<br />
Beispielsweise ist die Haftungsfrage für Schäden an Grundeigentum und<br />
etwaige Einspruchsmöglichkeiten der Gebietskörperschaften ungeklärt.<br />
3. Für uns ist die Alternative längst klar: Neben der Steigerung der Energieeffizienz<br />
sowie einer Reduzierung des Energieverbrauchs müssen wir vermehrt in den<br />
Markt erneuerbarer und neuer Technologien investieren, um einen<br />
ökologischen, perspektivischen und sozial verträglichen Ausstieg aus dem<br />
atomaren und fossilen Zeitalter einzuleiten.
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4. Wir bekennen uns klar zu unserem Industriestandort, der im Bereich der<br />
Forschung sowie im technologischen und industriellen Fortschritt bundesweit<br />
einen Spitzenwert einnimmt. Investitionen in Innovationen im Bereich<br />
alternativer und ressourcensparender Produktionsprozesse sowie in die<br />
Energieeffizienzsteigerungen im Netz, bei der Energieerzeugung sowie bei<br />
Energieverbrauchern müssen getätigt werden, um eine CO2-Vermeidung zu<br />
erwirken. Ein Förderschwerpunkt muss dabei bei Energieintensiven<br />
Industriezweigen liegen. Gleichzeitig setzen wir auf eine Selbstverpflichtung<br />
von Industrie, Handwerk und Gewerbe, Konzepte zur Reduktion der CO2-<br />
Emissionen einzusetzen.<br />
5. Wir bekennen uns zu dem Ziel, die fossilen Energieträger durch erneuerbare<br />
Energien zu ersetzen. Bundesweit wird etwa die Hälfte des Stroms aus Steinoder<br />
Braunkohle gewonnen. Hierzu brauchen wir – wie bei der Atomkraft –<br />
perspektivisch eine verbindlich gesetzlich geregelte und ökologisch und<br />
ökonomisch vertretbare Restlaufzeit für die Verbrennung fossiler Rohstoffe –<br />
wie Stein- und Braunkohle sowie Erdöl und -gas – zur Energiegewinnung.<br />
6. Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass die Verbrennung fossiler Rohstoffe für<br />
einen Überbrückungszeitraum weiterhin unverzichtbar sein wird. Dennoch<br />
müssen in dieser Überbrückungszeit in Zukunft alle neuen genehmigten Steinund<br />
Braunkohlekraftwerke in Kombination mit Kraft- Wärme-Kopplung gebaut<br />
sowie ältere Kraftwerke auf Kraft-Wärme-Kopplung umgerüstet werden, um<br />
den Wirkungsgrad dieser Technologie zu erhöhen. Ein Neubau von Kraftwerken<br />
zum Ersatz von alten und ineffizienten Kraftwerken oder zur Abdeckung des<br />
Energiebedarfs in der Übergangszeit muss den höchsten<br />
Effizienzanforderungen entsprechen. Dafür sind auch hocheffiziente Gas- und<br />
Dampfkraftwerke in Kombination mit Kraft-Wärme- Kopplung geeignet.<br />
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Dem Tierwohl gerechter werden, Veterinärämter stärken<br />
Die Richtlinien und juristischen Vorgaben zur intensiven Tierhaltung sind dahingehend<br />
zu überprüfen, dass das Tierwohl stärker an Bedeutung gewinnt.<br />
Zudem müssen die Richtlinien der Veterinärämter zur Kontrolle landwirtschaftlicher<br />
Mastbetriebe geprüft werden.<br />
Fleisch und tierische Produkte müssen für alle Menschen, die sich davon ernähren<br />
wollen, bezahlbar sein.<br />
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Förderung der regenerativen Energien durch die<br />
öffentliche Hand in Kommunen<br />
Wir fordern, dass bei der Sanierung von öffentlichen Gebäuden in Kommunen der<br />
ökologische Aspekt im Vordergrund steht und dass bei energetischen Fragen die<br />
regenerativen Energien im Vordergrund stehen. Dafür soll z.B. verpflichtend werden,<br />
dass als neue Heizungsanlagen nur so genannte Kopplungssysteme (nicht nur Öl oder<br />
Gas, sondern z.B. auch Holz) eingebaut werden.<br />
Ferner sollen die gemäß der Entropiebilanz geeigneten Dächer von öffentlichen<br />
Gebäuden für Solaranlagen zur Verfügung gestellt werden, soweit noch nicht<br />
geschehen.<br />
Die öffentliche Hand in den Kommunen soll ferner dazu verpflichtet werden, den Anteil<br />
an Strom aus regenerative Energien, den sie beziehen, kontinuierlich zu erhöhen, bis<br />
ihr Strombedarf vollständig durch regenerative Energie gedeckt ist. Die Kommunen<br />
sollen ferner geeignete Voraussetzungen dafür schaffen, Strom aus regenerativer<br />
Energie vor Ort zu produzieren.<br />
Ferner sind die Kommunen dazu aufgefordert, Energie zu sparen und dazu geeignete<br />
Maßnahmen zu treffen.<br />
Derartige Vorhaben der Kommunen sind vom Land und dem Bund finanziell zu<br />
unterstützen.<br />
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Fukushima heißt abschalten. Jetzt!<br />
Wir, die Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in <strong>Niedersachsen</strong> sind solidarisch mit<br />
den Opfern der Erdbeben und Flut-Katastrophe in Japan und im Pazifik. Ihr Leid<br />
politisch zu nutzen, liegt uns fern.<br />
Dieser Zwischenfall zeigt: Wenn von außen Erdbeben, Naturgewalten, Terroranschläge<br />
oder andere Vorfälle auf diese Kraftwerke einwirken, sind Katastrophen<br />
vorprogrammiert. Japan hat Milliarden in Sicherheitssysteme investiert und trotzdem<br />
erkennen wir: Atomenergie kann nicht sicher sein.<br />
Diese Entwicklung verändert die politische Debatte um die Atomenergie in<br />
Deutschland und der Welt grundlegend. Das politische Manöver der Schwarz-Gelben<br />
Bundesregierung vorübergehend die ältesten Kernkraftwerke vom Netz zu nehmen um<br />
sich so durch die Landtagswahlen zu mogeln ist fehlgeschlagen. Die Wahlergebnisse<br />
zeigen aber auch, dass die SPD beim Thema Atomausstieg offensichtlich keine klar<br />
erkennbare Position einnimmt. Wählerinnen und Wähler die sich den Atomausstieg<br />
wünschen, wenden sich von der SPD ab und geben ihre Stimme den Grünen.<br />
Wir, die Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in <strong>Niedersachsen</strong>, fordern daher:<br />
• Das sofortige dauerhafte Abschalten aller Kernkraftwerke in Deutschland,<br />
inklusive der sofortigen Rücknahme der Laufzeitverlängerung in Deutschland<br />
und die Wiederinkraftsetzung des kerntechnischen Regelwerks, auf dem Stand<br />
von 2009,<br />
• die Entwicklung eines zügigen Ausstiegsszenarios in Europa und den Umbau<br />
von EU-RATOM für diesen Ausstieg,<br />
• den weltweiten Ausstieg aus der Atomenergie und die Unterstützung von<br />
Entwicklungs- und Schwellenländern beim Aufbau von regenerativen Energien<br />
als Alternative zur Atomenergie,<br />
• die Endlagersuche in Deutschland und Europa an wissenschaftlichen und nicht<br />
an politischen Erwägungen anzuknüpfen,<br />
• das eindeutige Bekenntnis der SPD und der SPD Bundestagsfraktion zum Ende<br />
der „Kompromisse“ mit der Atomindustrie und die schnellstmögliche<br />
Abschaltung aller Atomkraftwerke in Deutschland nach einem<br />
Regierungswechsel unter SPD-Führung und<br />
• den Ausbau der regenerativen Energien und der Stromnetze um von möglichen<br />
Atomenergieimporten unabhängig zu werden.<br />
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Desertec in die Wüste schicken!<br />
Das Projekt „Desertec“ soll auf Basis der ökologischen Energiewende angeblich eine<br />
gute Möglichkeit darstellen, um Europa mit regenerativer Energie zu versorgen. Dabei<br />
ist angestrebt, eine große Solarthermieanlage in der Sahara zu bauen, um die durch die<br />
extreme Sonneneinstrahlung und hohen Temperaturen erzeugte Hitze in Energie<br />
umzuwandeln und dann über einen Transportweg nach Europa zu bringen.<br />
Die <strong>Juso</strong>s in der Region Hannover haben sich diesem Thema in mehrerer Hinsicht<br />
beschäftigt. Sie erhielten Referate zu den Thema, lasen Texte darüber und führten gar<br />
eine Diskussionsveranstaltung mit zwei SPD-Genossen und einem Vertreter des<br />
Konzerns „E.ON“, der den Vorschlag „Desertec“ unterbreitet hat, durch. Aus ihren<br />
daraus gewonnen Eindrücken stehen wir dem Projekt sehr kritisch gegenüber.<br />
Zu viele Fragen bleiben offen, wenn ernsthaft über das Thema gesprochen wird. So ist<br />
zum Beispiel nicht begreiflich, wie ein solches Projekt verwirklicht werde soll, wenn es<br />
auf dem Territorium eines anderen Staates geplant wird. Für uns ist das eine klare<br />
Form von Wirtschaftsimperialismus, der sehr an das Zeitalter der Kolonialisierung und<br />
der damit einhergehenden Ausbeutung von Ressourcen anderer Völker erinnert – und<br />
das lehnen wir ab!<br />
Gleichzeitig halten wir das Projekt aber auch für unrealistisch. Ein derartig<br />
leistungsfähiges Energienetz, das den nordafrikanischen Kontinent an Europa bindet<br />
und in dem auf dem weiten Weg weniger Energie verloren gehen soll als bei einer<br />
dezentralen Lösung vor Ort, halten wir für derzeit sowohl praktisch, wie auch finanziell<br />
nicht realisierbar. Der Weg ist zu lang, als dass dafür gesorgt werden könnte, dass keine<br />
Energie verloren geht, abgesehen davon, dass Leitungsbau durch das Mittelmeer<br />
extrem teuer werden würde.<br />
Zu guter Letzt kann von zu vielen Problemen der Solarthermie in der Wüste<br />
ausgegangen werden. So sind beispielsweise Fragen nach der Kühlung der<br />
Gerätschaften in dem Wüstenkraftwerk ungeklärt und in diesem Zusammenhang<br />
bezweifeln wir auch, dass es dabei eine rein regenerative Lösung geben würde.<br />
Aus unserer Sicht effektiver und sinnvoller ist der Ausbau der eigenen regenerativen<br />
Energien, wie Windkraft, Wasserkraft und Photovoltaik. Die Entwicklung in diesem<br />
Bereich war in den letzten Jahren sehr innovativ und brachte beeindruckende<br />
Fortschritte mit sich. So ist von einem wesentlich schnelleren Ausbau der regenerativen<br />
Energien vor Ort auszugehen, als das der damals als sehr optimistisch geltende Rot-<br />
Grüne Energiewendevertrag vorgegeben hatte.<br />
Wir als <strong>Juso</strong>s in <strong>Niedersachsen</strong> sprechen uns deshalb für einen konsequenten Ausbau<br />
der regenerativen Energiequellen vor Ort aus und fordern eine kritische Betrachtung<br />
solcher Vorschläge wie Desertec, die auch als Ablenkungsmanöver der Energiekonzerne<br />
dienen.<br />
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Spekulation an den Rohstoffmärkten begrenzen<br />
1. Die Bundestagsfraktion der SPD wird aufgerufen, ein Gesetz zu entwerfen, dass<br />
die Spekulation mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen unterbindet, indem es<br />
verboten wird, dass natürliche und juristische Personen oder Firmen, die nicht<br />
direkt dem rohstoff- oder nahrungsmittelproduzierenden oder -verarbeitenden<br />
Gewerbe zuzuordnen sind, an Börsen Nahrungsmittel, Zertifikate oder andere<br />
Finanzprodukte, die in direkter Abhängigkeit zu Nahrungsmitteln und<br />
Rohstoffen stehen, handeln dürfen. Außerdem muss der physische Handel mit<br />
Rohstoffen und Nahrungsmitteln für diese verboten werden.<br />
2. Alle MandatsträgerInnen der SPD im Europäischen Parlament werden<br />
aufgefordert, sich ebenso auf europäischer Ebene für die Initiative einzusetzen.<br />
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Steuern gerecht weiterentwickeln.<br />
Uns geht es nicht darum, Menschen etwas wegzunehmen. Aber: Wir möchten einen<br />
Staat, der seine Aufgaben wahrnehmen kann. Deshalb werden wir in diesem Sinne für<br />
unsere Vorhaben einstehen. Wir wollen eine bessere Bildung, gute öffentliche<br />
Dienstleistungen, den Klimawandel bekämpfen und besseren sozialen Ausgleich. Das<br />
alles gibt es nicht umsonst.<br />
Deswegen wollen wir die Finanzierung gerecht gestalten. Wir sind uns sicher: Es ist<br />
mehr als genug von allen Gütern da, um die Probleme aller Menschen zu lösen. Wir<br />
müssen die Güter nur anders verteilen.<br />
Höhere Einkommen stärker beteiligen.<br />
In den letzten Jahren wurden die Einkommenssteuersätze massiv gesenkt. Davon<br />
haben maßgeblich die höheren Einkommensgruppen profitiert. Vom letzten<br />
wirtschaftlichen Aufschwung haben vor allem die Wohlhabenden profitiert, an den<br />
meisten anderen ging der Aufschwung spurlos vorbei. Deshalb halten wir es für<br />
gerechtfertigt, höhere Einkommen wieder stärker in die Verantwortung zu nehmen.<br />
Konkret schlagen wir folgendes Modell vor:<br />
1. Der Grundfreibetrag wird von ca. 8.000 auf 9.000 Euro erhöht. Damit werden<br />
alle Einkommensgruppen entlastet.<br />
2. Der Spitzensteuersatz wird von 42 auf 53 Prozent erhöht und soll ab einem zu<br />
versteuerndem Jahreseinkommen von rund 75.000 Euro (Einzelveranlagung)<br />
gelten.<br />
3. Es wird eine Reichensteuer drei-prozentigen Aufschlag ab einem<br />
Jahreseinkommen von 125.000 Euro (Einzelveranlagung) aufgeschlagen.<br />
4. Wir sprechen uns wieder für eine gleiche Besteuerung aller Einkommensarten<br />
aus. Kapitaleinkünfte müssen wieder über die persönliche Einkommensteuer<br />
versteuert werden.<br />
5. Das Ehegattensplitting muss abgeschafft und durch eine<br />
Indivuidualbesteuerung, die Kinder steuermindernd berücksichtigt, ersetzt<br />
werden.<br />
Unternehmen in die Verantwortung nehmen.<br />
Angesichts des seit Jahren boomenden deutschen Exports, des hohen<br />
Exportüberschusses und des explodierenden Anteils der Gewinne am gesamten<br />
Volkseinkommen, kann von einer überproportionalen Belastung der Unternehmen<br />
derzeit kaum gesprochen werden. Für die Wettbewerbsfähigkeit sind ohnehin eine<br />
starke öffentliche Infrastruktur und gut ausgebildete Arbeitskräfte entscheidender als<br />
die Steuersätze. Wir machen uns deshalb für eine Reform der Unternehmenssteuern<br />
stark, die die Unternehmen wieder in die Verantwortung nimmt. Wir fordern:<br />
1. die Erweiterung der Bemessungsgrundlage um effektiv „Gewinne Kleinrechnen“<br />
zu verhindern,<br />
2. die Möglichkeiten für steuerliche Rückstellungen müssen eingeschränkt werden,
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3. Unternehmensvermögen müssen realistisch bewertet, unversteuerte „stille<br />
Reserven“ schrittweise aufgelöst werden,<br />
4. die Steuerbefreiung von Gewinnen aus der Veräußerung von<br />
Unternehmensanteilen muss zurückgenommen werden,<br />
5. Abschreibungen müssen sich an realistischen Nutzungsdauern und<br />
Wertverlusten orientieren,<br />
6. die Erhöhung der Nominalen Steuersätze bei der Körperschaftsteuer auf<br />
mindestens 25 Prozent und<br />
7. die Schrittweise Angleichung der Unternehmenssteuern und Regelungen in der<br />
Europäischen Union.<br />
Finanztransaktionen besteuern.<br />
Die Finanz- und Wirtschaftskrise und zuletzt die Euro-Krise haben erneut vor Augen<br />
geführt, dass eine stärkere Regulierung der Finanzmärkte dringend notwendig ist. Wir<br />
wollen deshalb die Einführung einer Finanztransaktionssteuer, die auch klare<br />
fiskalische Vorteile ergibt. Wir fordern daher:<br />
1. die Einführung einer Finanztransaktionssteuer von 0,1 % alle über die Börse und<br />
außerbörslich gehandelten Spot-Transaktionen (Aktien, Anleihen) und Derivat-<br />
Transaktionen (Aktienindizes, Zinsinstrumente) in Deutschland und<br />
2. die Ausweitung dieser Besteuerung auf die Finanzplätze in der Europäische<br />
Union und weltweit.<br />
Vermögensbesteuerung.<br />
In kaum einem anderen Land ist die Besteuerung von Vermögen so niedrig wie in<br />
Deutschland. Gleichzeitig hat sich in den vergangenen Jahren die Vermögensschere<br />
immer weiter geöffnet. Wir halten es deshalb grundsätzlich für gerechtfertigt, auch<br />
Vermögen wieder stärker zur Finanzierung öffentlicher Aufgaben heranzuziehen. Es<br />
muss aber sichergestellt werden, dass ein normales Eigentumshaus oder eine private<br />
Altersvorsorge mit einer Vermögenssteuer nicht zusätzlich belastet wird. Deshalb<br />
schlagen wir vor:<br />
1. eine Vermögenssteuer von einem Prozent und einen Freibetrag von 500.000<br />
Euro,<br />
2. eine Reform der Erbschaftsteuer mit der Reduzierung der Freibeträge auf<br />
300.000 Euro bei gleichzeitiger Beibehaltung der Freistellung des<br />
Wohneigentums und einer Erhöhung der Steuersätze für große Erbschaften.<br />
Mehr Gerechtigkeit durch eine bessere Steuerverwaltung.<br />
Gerechte Steuersätze sind die eine Sache, die tatsächlich gezahlten Steuern eine<br />
andere. Wir fordern Steuergerechtigkeit nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der<br />
Realität. Wir fordern daher:<br />
1. eine bessere Personalausstattung beim Zoll und in der Steuerverwaltung,<br />
2. eine Änderung des Strafrechts, um das Herauskaufen aus Steuerstrafsachen<br />
zurückzudrängen und<br />
3. die Schaffung eines geregelten Verfahrens beim Erwerb von Daten, die im<br />
Verdacht stehen SteuersünderInnen zu belasten.<br />
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<strong>Juso</strong>-<strong>Landeskonferenz</strong><br />
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Ehegattensplitting<br />
Was ist das?<br />
Das Ehegattensplitting ist ein Teil der Einkommensteuerveranlagung, welcher nur für<br />
Ehepaare gilt. Im Splittingverfahren wird das Einkommen der Ehegatten<br />
zusammengerechnet und anschließend durch zwei geteilt. Mit diesem zu<br />
versteuernden Einkommen geht man in die Steuerberechnung und<br />
errechnet die Einkommensteuer für einen Ehepartner. Diese wird mit 2 multipliziert<br />
um die Einkommensteuer des Ehepaares zu ermitteln.<br />
Dieses Vorgehen führt dazu, dass unabhängig von der Erwerbstätigkeit der Ehepartner,<br />
beide einen Grundfreibetrag von 8.004€ und alle vorgesehenen Pauschalen erhalten.<br />
Des Weiteren fällt der Steuersatz niedriger aus, da die Steuerprogression weniger<br />
zuschlägt. Somit handelt es sich um die umfangreichste familienpolitische<br />
Transferleistung die immer mit der grundgesetzlichen Privilegierung der Ehe begründet<br />
wird.<br />
Wem nützt dieses Verfahren?<br />
Grundsätzlich können nur Ehepaare am Splittingverfahren teilnehmen. Am größten ist<br />
der Splittingvorteil, wenn nur ein Ehepartner erwerbstätig ist. Real begünstigt das<br />
Ehegattensplitting die Hausfrauenehe, und zwar – hier liegt der größte Skandalunabhängig<br />
davon, ob Kinder vorhanden sind.<br />
Das Ehegattensplitting behindert aber auch bei hohem Verdienst des einen Partners/<br />
der einen Partnerin die Aufnahme der Erwerbsarbeit des anderen Ehepartners/ der<br />
Ehepartnerin. Bei der Aufnahme von Teilzeitarbeit oder Vollerwerbsarbeit in einem<br />
gering entlohnten Sektor (sogenannte „Frauenberufe“) entspricht nämlich der<br />
Splittingvorteil oft ihrem erreichbaren Nettoverdienst. Damit ist eine ökonomische<br />
Begründung gegeben, weiterhin die Sicherung der eigenen Existenz vom<br />
Unterhaltsanspruch an den Ehemann abhängig bleiben zu lassen.<br />
Das Ehegattensplitting benachteiligt darüber hinaus aber auch erwerbstätige<br />
Personen, wenn sowohl sie als auch ihre Partnerin/ ihr Partner in den unteren<br />
Einkommensklassen liegen. Dann bietet es für sie keine familienpolitische<br />
Transferleistung. Somit gibt es mehre Leidtragende in diesem System. Dies sind:<br />
• unverheiratet Paare, unabhängig davon, ob Kinder mit in der Beziehung leben,<br />
oder nicht. Mittlerweile werden 33% der Kinder außerhalb der Ehe geboren.<br />
• Gleichgeschlechtliche verpartnerte Paare, denn der § 26 des<br />
Einkommensteuergesetzes spricht nur von Ehegatten<br />
• Alleinerziehende<br />
• Partnerinnen/ Partner die gerne erwerbstätig sein möchten, aber aufgrund des<br />
Splittingmodells sogar finanzielle Einbußen für die Familie in Kauf nehmen<br />
müssten
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Dies kann sogar soweit führen, dass z.B. erwerbstätige Alleinerziehende durch ihre<br />
Steuern die Privilegierung von kinderlosen, nicht erwerbstätigen Ehepaaren<br />
finanzieren.<br />
Familiensplitting eine Option?<br />
Das Familiensplitting ist dem Ehegattensplitting ähnlich, nur dass die<br />
Gesamteinkünfte nun nicht durch 2 geteilt werden, sondern durch einen anderen<br />
Divisor abhängig von der Anzahl der Kinder und der Ausgestaltung des<br />
Familiensplittings. So ist es entweder möglich den Divisor um jeweils den Faktor 1 pro<br />
Kind zu erhöhen oder z.B. für die ersten beiden Kinder um den Faktor 0,5 und ab dem<br />
dritten Kind um den Faktor 1, wie in Frankreich. Dort ist das System jedoch eher daran<br />
ausgelegt, dass sich die Geburtenzahlen erhöhen sollen. Das Bundesministerium der<br />
Finanzen hat im Jahr 2005 ermittelt, dass dem Staat im Jahr 2001 59,9 Mrd. Euro<br />
Einnahmen entgangen wären, wenn man das Familiensplitting mit dem Divisor 1 pro<br />
Kind angewendet hätte. Von diesem Modell profitieren Gutverdiener mit vielen<br />
Kindern am meisten. Die Berechnung des Bundesministeriums der Finanzen ergibt,<br />
dass eine Familie mit drei Kindern und einem Jahreseinkommen von etwa 250.000€ im<br />
Jahr 2001 um etwa 29.000€ entlastet worden wäre. Auch Alleinerziehende könnten<br />
von diesem System profitieren, da sie nun auch einen Splittingfaktor für ihre Kinder<br />
erhalten. Jedoch gilt bei ihnen der gleiche Grundsatz wie bei Ehepaaren, nur die<br />
Personen mit hohen Einkommen profitieren. Wenig profitieren würden erneut<br />
Ehepaare mit Kindern und mäßigem bis geringem Einkommen. Die Berechnung des<br />
Ministeriums geht hier bei einer Familie mit einem Kind und einem Jahreseinkommen<br />
von 30.000€ von einer Entlastung von 1.900€ aus. Das Familiensplitting wirkt daher<br />
wie ein ausgeweiteter Kinderfreibetrag: Wer ein hohes Einkommen hat, der hat die<br />
größten Steuervorteile. Insbesondere in den unteren Einkommensbereichen entstehen<br />
allerdings keinerlei Wirkungen, da diese Haushalte ohnehin lediglich von der<br />
Kindergeldzahlung profitieren und steuerliche Maßnahmen aufgrund der insgesamt<br />
sehr niedrigen steuerlichen Belastungen keine Wirkung zeigen. Auch führt das<br />
Familiensplitting nicht zu größeren Anreizen das Alleinverdienermodell aufzubrechen,<br />
da die gemeinsame Besteuerung der Einkommen der Ehepartner bestehen bleibt, d.h.<br />
dass nach wie vor die Grenzsteuersätze des Zweitverdieners/ der Zweitverdienerin vom<br />
Einkommen des Ehepartners/ der Ehepartnerin abhängt. Es besteht also in diesem<br />
System – wie auch beim derzeitigen Ehegattensplitting – kein steuerlicher Anreiz.<br />
Einkommen aus Erwerbstätigkeit gleichmäßig unter den Eheleuten aufzuteilen.<br />
Individualbesteuerung<br />
Eine Individualbesteuerung bedeutet, dass für jede Partnerin/ jeden Partner die<br />
Einkommensteuer individuell ermittelt wird und es nicht zu einer Zusammenrechnung<br />
der Einkommen kommt. Somit entsteht kein Progressionsvorteil und der<br />
Grundfreibetrag kann auch nicht übertragen und von der anderen Partnerin/ dem<br />
anderen Partner mit genutzt werden.<br />
Grundsätzlich wäre die Individualbesteuerung das zu bevorzugende Modell, da durch<br />
diese jede Person nach der individuellen Leistungsfähigkeit beurteilt werden würde<br />
und die Verschiebungseffekte des Ehegattensplittings wegfallen würden. Auch würde<br />
der Anreiz erhöht eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen und mehr Arbeitsplätze im<br />
System zu schaffen. Jedoch hat das Modell der Individualbesteuerung ein Problem. In<br />
Artikel 6 Abs. 1 des Grundgesetzes (GG) heißt es „Ehe und Familie stehen unter dem<br />
besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.“ Dies wird bisher von der<br />
Rechtsprechung so ausgelegt, dass auch die Ehe im Steuerrecht besonders<br />
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gefördert werden muss. Eine Änderung des Artikels 6 GG ist jedoch nur schwerlich<br />
möglich. Somit wäre die Individualbesteuerung nur durchführbar, wenn die<br />
Rechtsprechung sich auf diesem Gebiet ändern würde.<br />
Individualbesteuerung mit Grundfreibetragsübertragung<br />
Wir <strong>Juso</strong>s fordern:<br />
eine Individualbesteuerung mit der Übertragbarkeit des nicht ausgeschöpften<br />
Grundfreibetrags von derzeit 8.004€ auf die Partnerin/ den Partner. Diese<br />
Übertragungsmöglichkeiten blieben jedoch nur bis zu einem zu versteuernden<br />
Einkommen (alle Einnahmen abzüglich Werbungskosten, Sonderausgaben usw.) bis<br />
100.000€ bestehen.<br />
Dies gelte auch für:<br />
• eingetragenen Partnerschaften (gleichgeschlechtliche Partnerschaften)<br />
• nichtehelichen Lebensgemeinschaften, welche zusammen wohnen, und<br />
Unterhaltsverpflichtungen<br />
• zu Kürzungen von Sozialleistungen führen würden<br />
• Alleinerziehende<br />
• die Übertragung des Grundfreibetrages eines Kindes auf die/den<br />
Erziehungsberechtigte/n.<br />
Sollten mehrere Personen (z.B. Mutter und Vater) erziehungsberechtigt oder<br />
unterhaltspflichtig für ein Kind sein, so würde der nicht ausgeschöpfte Grundfreibetrag<br />
zu gleichen Teilen auf diese Personen aufgeteilt.<br />
Des Weiteren fordern wir die Abschaffung des Kinderfreibetrages.<br />
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Streichung Art. 12 a GG<br />
Der Artikel 12 a GG soll aus dem Grundgesetzbuch gestrichen werden.<br />
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Öffentlich-rechtliche Rundfunk- und Fernsehbeiträge<br />
problemlos nutzbar machen!<br />
Allen öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Rundfunksendern soll auferlegt werden, ihre<br />
Beiträge, Dokumentationen und Nachrichtensendungen den Bürgerinnen und Bürgern<br />
und Einrichtungen ohne privatwirtschaftlichen Hintergrund, wie zum Beispiel<br />
Vereinen, Verbänden, Parteien, Schulen und Museen, kostenfrei zur Verfügung zu<br />
stellen, damit diese die Beiträge ohne Schwierigkeiten in Ausstellungen verwenden, für<br />
eigene Publikationen nutzen oder im Internet einbauen dürfen.<br />
Sollen Beiträge für privatwirtschaftliche Zwecke, wie z.B. Werbung für ein Produkt,<br />
verwendet werden, so ist eine Gebühr zu zahlen, die durch die Sender selbst zu<br />
erheben ist und nicht durch Dritte erhoben werden kann. Daraus folgt, dass das<br />
Auslagern des Rechteerwerbs an den eigenen Beiträgen durch die Sender nicht<br />
gestattet wird.<br />
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Verbot von Investitionen in Antipersonenminen und<br />
Streumunition<br />
Die <strong>Juso</strong>s fordern, dass es gesetzlich verboten wird, Investitionen, egal in welcher<br />
Form, in Antipersonenminen und Streumunition zu tätigen.<br />
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Keine Kriminalisierung der SJD - Die Falken! Für eine<br />
pluralistische Demokratie!<br />
Bundesfamilienministerin Schröder hat seit ihrem Amtsantritt sich verstärkt für die<br />
Bekämpfung linker Organisationen und Strukturen eingesetzt. Davon ist auch die<br />
sozialistische Jugend Deutschlands – Die Falken betroffen. Neue Gesetzesentwürfe,<br />
Regelungen und Stellungnahmen von verschiedenen rechten Bundes- und<br />
Landtagsabgeordneten sowie des Familienministeriums rücken die seit 1904 existente<br />
„Sozialistische Jugend Deutschlands - Die Falken“ in den Bereich der vermeintlichen<br />
Verfassungsfeindlichkeit. Diese repressiven Tendenzen gegen antifaschistische und<br />
antikapitalistische Tendenzen lehnen wir ab. In der Definition wird auf das Ziel der<br />
Organisationen abgestellt eine sozialistische, kommunistischer oder anarchistische<br />
Gesellschaftsordnung herbei zuführen.<br />
Dieser Begriff der Verfassungsfeindlichkeit ist jedoch diffus und rechtspolitisch<br />
fragwürdig:<br />
Vereine und Verbände, die sich als sozialistisch definieren können demnach<br />
grundsätzlich auch Repressionen erleben. Diese politische Stimmung spiegelte sich<br />
auch in den Äußerungen des Bundestagsabgeordneten Eckhard Pols (CDU) aus<br />
Lüneburg im Bundestag am 1. Oktober 2010 wieder. Dort hatte er gegen die Falken<br />
gewettert, sie als „linksextrem“ und verfassungsfeindlich bezeichnet. Gleichzeitig<br />
werden die Falken 5 aber nirgendwo vom Verfassungsschutz beobachtet. Die SJD - Die<br />
Falken haben schon immer für Freiheit und Demokratie gekämpft. Im Kaiserreich<br />
setzten sie sich Seite an Seite mit der SPD schon im 19. Jahrhundert für die Demokratie<br />
und Freiheitsrechte ein. Seite an Seite mit der SPD kämpften ihre Vorläufer schon im 19.<br />
Jahrhundert gegen die Monarchie und für die Demokratie. Bereits in der Weimarer<br />
Republik wurden sie Repressionen ausgesetzt, etwa wegen der gemeinsamen<br />
Erziehung von Mädchen und Jungen. Die SJD – Die Falken wurden 1933 verboten und<br />
ihre Mitglieder verfolgt. Viele Mitglieder schlossen sich dem Widerstand gegen den<br />
Nationalsozialismus an. Viele Falken mussten dies mit ihrem Leben bezahlen. Noch<br />
heute ist der Kampf gegen den Faschismus eines der wichtigsten Ziele der Falken. Viele<br />
wichtige Persönlichkeiten der Geschichte waren oder sind Mitglieder der SJD - Die<br />
Falken. Mit Willy Brandt war sogar ein Friedensnobelpreisträger unter ihnen. Für die<br />
SPD ist die SJD - Die Falken eine wichtige Bündnispartnerin. Für uns ist deshalb eine<br />
Kriminalisierung der Falken unakzeptabel. Wir fordern alle Beteiligten auf sich aktiv am<br />
Widerstand gegen den Faschismus zu beteiligen und seine Gegnerinnen und Gegner<br />
nicht zu kriminalisieren.<br />
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10 Anforderungen an einen Politikwechsel in<br />
Niedersachen 2013<br />
Die wichtigste Vorbereitung für den Politikwechsel in <strong>Niedersachsen</strong> 2013 ist getroffen,<br />
mit Stephan Weil haben wir einen starken Spitzenkandidaten für das Amt des<br />
Ministerpräsidenten nominiert. Aber die SPD kann nicht nur mit gutem Personal im<br />
Wahlkampf überzeugen, wir brauchen auch gute Inhalte mit denen die Menschen in<br />
Niedersachen überzeugt werden können. Die folgenden Thesen stellen einige wichtige<br />
Forderungen der <strong>Juso</strong>s <strong>Niedersachsen</strong> für ein sozialdemokratisches<br />
Regierungsprogramm dar:<br />
1. Staatliche Handlungsfähigkeit erhalten – Schuldenbremse richtig<br />
machen<br />
Die Schuldenbremse gilt in <strong>Niedersachsen</strong> ab 2020 – sie einzuhalten bedeutet den<br />
strukturellen Fehlbedarf von ca. 2 Milliarden Euro einzusparen. Eine bloße Sparpolitik<br />
zur Schließung dieser strukturellen Haushaltslücke würde zu massiven Einschnitten<br />
und sozialen Verwerfungen führen. Folglich muss eine sozialdemokratische<br />
Landesregierung dafür sorgen, dass die Einnahmeseite steigt – auch gemeinsam mit<br />
der Bundespartei. Genauso gemeinsam muss die Verankerung der Schuldenbremse<br />
geschehen: Ohne den Beschluss eines Landesparteitags darf die niedersächsische<br />
Verfassung nicht geändert werden.<br />
2. V-Leute-System abschaffen - Verfassungsschutz kleinhalten<br />
Vor dem Hintergrund des gescheiterten NPD-Verbotsverfahrens und der Unfähigkeit<br />
des Verfassungsschutzes die Mordserie des „Nationalsozialistischen Untergrunds“<br />
frühzeitig aufzuklären und zu verhindern, kann man das V-Leute-System als<br />
gescheitert betrachten. Es gehört folgerichtig abgeschafft. Eine neue Landesregierung<br />
muss die effektive Überwachung antidemokratischer Strukturen sicherstellen.<br />
3. Gute Bildung – kritische BürgerInnen erziehen<br />
Bildung ist in einem Flächenland wie <strong>Niedersachsen</strong> das höchste Gut, sie ermöglicht<br />
allen Menschen die soziale Teilhabe und einen gesellschaftlichen Aufstieg. Doch in den<br />
letzten Jahren wurde das Schulsystem so verändert, dass es kaum noch ein Kind ohne<br />
zusätzliche Hilfe zum Abitur schafft. Diese Hilfe ist nicht immer durch das Elternhaus<br />
gegeben, deswegen muss die G8-Reform wieder zurückgenommen werden und<br />
zusätzlich die Kerncurricula überarbeitet werden. Desweiteren muss endlich das<br />
dreigliedrige Schulsystem abgeschafft und Gesamtschulen eingeführt werden. Hierbei<br />
muss darauf geachtet werden, dass alle Kinder, auch die mit einer Behinderung nicht<br />
ausgeschlossen werden.<br />
4. Studiengebühren schnellstmöglich abschaffen<br />
Die Abschaffung der Studiengebühren ist ein zentrales Anliegen sozialdemokratischer<br />
Bildungspolitik, da diese sozial selektiv wirken. Eine neue Landesregierung muss ihre<br />
schnellstmögliche Abschaffung umsetzen. Um ein bürokratisches Chaos zu vermeiden,
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kann dies erst ab dem Sommersemester 2014 für alle Studierenden umgesetzt werden,<br />
ein Einstieg in die Gebührenfreiheit muss aber bereits durch den Gebührenerlass für<br />
StudienanfängerInnen des Wintersemesters 2013/14 erfolgen.<br />
5. Gute Ausbildung für alle<br />
Durch die Unfähigkeit von Schwarz-Gelb den großen Handlungsbedarf bei der<br />
beruflichen Ausbildung anzugehen, ist eine sozialdemokratische Landesregierung<br />
gefordert sowohl bei der Schaffung von Ausbildungsplätzen als auch bei der<br />
Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Ausbildung zu handeln. Eine neue<br />
Landesregierung muss sich über eine Bundesratsinitiative für die Umsetzung der<br />
Ausbildungsplatzumlage einsetzen und die Kontrolle der Ausbildungsqualität in den<br />
Betrieben sicherstellen.<br />
6. Menschliche Asylpolitik – Bleiberecht stärken<br />
Die inhumane Abschiebe- und Asylpolitik der schwarz-gelben Landesregierung muss<br />
mit einem Regierungswechsel 2013 ein Ende haben. Eine neue Landesregierung muss<br />
eine humane Auslegung des bestehenden Rechts umsetzen und die Novellierung der<br />
Asylgesetzgebung in Angriff nehmen müssen. Wir fordern hierbei weiterhin die<br />
Abschaffung der Drittstaatenregelung.<br />
7. Versammlungsgesetz demokratisieren – Kennzeichnungspflicht für die<br />
Polizei<br />
Die Novelle des Niedersächsischen Versammlungsgesetzes unter Schwarz-Gelb hat die<br />
Freiheit der Meinungsäußerung stark eingeschränkt. Unter einer sozialdemokratischen<br />
Landesregierung muss das Versammlungsgesetz novelliert werden, um die<br />
Meinungsäußerung auf der Straße zu erleichtern. Um den wiederholten<br />
unberechtigten Gewalteinsatz seitens der Polizei bei politischen Versammlungen zu<br />
unter-binden muss eine neue Landesregierung für eine Kennzeichnungspflicht von<br />
Polizisten im Einsatz sorgen.<br />
8. Die Energiewende solidarisch begleiten<br />
Nach dem hoffentlich endgültigen Atomausstieg im letzten Jahr ist klar: Die<br />
Energiewende wird kommen und ihre Umsetzung eine zentrale Herausforderung der<br />
nächsten Jahre werden. Wir unterstützen den schnellstmöglichen Umstieg auf eine<br />
Energieproduktion aus erneuerbaren Energien, stellen aber auch Anforderungen an die<br />
Gestaltung: Dezentralität, ein nachhaltiger Ernergiemix und die soziale<br />
Ausgewogenheit sind hierbei für uns Faktoren die mit der Umsetzung erreicht werden<br />
müssen.<br />
9. Frauenquote auf allen Ebenen<br />
Die quotierte Besetzung von Führungspositionen in der Verwaltung und Ministerien,<br />
die nach einem möglichen Wahlsieg an die SPD fallen, muss dabei eine<br />
Mindestanforderung darstellen. Zudem gilt es eine Bundesratsinitiative zur<br />
Quoteneinführung bei der Besetzung von Vorstands- und Aufsichtsratsposten in<br />
Unternehmen im Wahlprogramm zu verankern. Das Land <strong>Niedersachsen</strong> muss dabei<br />
mit gutem Vorbild vorangehen und eine solche Quotenregelung für landeseigene<br />
Betriebe einführen. Eine Frauenquote von 40% ist unsere Mindestforderung.<br />
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10. Öffentliche Daseinsvorsorge erhalten und ausbauen<br />
Kernziel sozialdemokratischer Politik ist die Sicherung der Daseinsvorsorge. Die<br />
Bedürfnisse der Menschen müssen vor der Gewinnmaximierung von Investoren<br />
stehen. Das neoliberale Mantra „Privat vor Staat“, ob direkt als Verkauf kommunaler<br />
Infrastruktur, z.B. Krankenversorgung, ÖPNV oder Stromversorgung, oder unter dem<br />
Deckmantel einer „Öffentlich-Privaten-Partnerschaft (ÖPP), schafft kurzfristig einen<br />
scheinbar größeren finanziellen Handlungsspielraum – der wesentliche Nachteil ist<br />
aber, dass entscheidende Steuerungs- und Gestaltungskompetenzen verloren gehen.<br />
Wir sind fest davon überzeugt, dass eine konsequente Beibehaltung der<br />
Daseinsvorsorge in öffentlicher Hand nicht nur die demokratisch legitimierte Kontrolle<br />
wirtschaftlichen Handelns gewährleistet, sondern nicht zuletzt auch zu ökonomisch<br />
sinnvolleren Entscheidungen und nachhaltigen Investitionen führt.<br />
Gerade jetzt erleben wir eine Renaissance der Daseinsvorsorge: Vielerorts wird nach<br />
dem Ausverkauf des kommunalen Tafelsilbers über die Rekommunalisierung von<br />
Stadtwerken und anderen Betrieben nachgedacht. Diese<br />
Rekommunalisierungsvorhaben müssen vom Land unterstützt werden.<br />
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