Lieben die ArbeiterInnen die Arbeit? - Wildcat
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Innen keine <strong>Arbeit</strong> mehr finden oder <strong>die</strong> Klassenstruktur sich nicht mehr<br />
reproduzieren kann.<br />
Unausgesprochen schwingt in einem Großteil des revolutionären Denkens<br />
heute folgende Vorstellung mit: Je mehr Kapitalismus wir haben,<br />
desto näher kommen wir dem Kommunismus. Worauf Leute wie J.Camatte<br />
erwidern: Nein, je mehr Kapitalismus wir haben, desto kapitalistischer werden<br />
wir. Auch auf <strong>die</strong> Gefahr, einige LeserInnen zu schockieren, würden<br />
wir sagen, dass uns <strong>die</strong> Entwicklung des Kapitals dem Kommunismus weder<br />
näher bringt noch uns weiter von ihm entfernt. Aus kommunistischer<br />
Sicht ist das Voranschreiten des Kapitals nicht an sich etwas Positives, wie<br />
es das Schicksal des Klassismus zeigt.<br />
Aufstieg und Fall des Klassismus<br />
Praktisch bestand der »Klassismus« im Vorwärtsdrängen der <strong>Arbeit</strong>erklasse<br />
als Klasse innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft, wo ihre Organisationen<br />
schließlich so viel gesellschaftlichen Raum wie möglich einnahmen.<br />
Die <strong>Arbeit</strong>erschaft richtete kollektive Gremien ein, <strong>die</strong> denen der Bourgeoisie<br />
gleichkamen und Positionen innerhalb des Staates eroberten. Das nahm<br />
– und nimmt immer noch – viele Formen an (Sozialdemokratie, KPen, <strong>die</strong><br />
AFL-CIO, ... ) und bestand auch in Südamerika, in Asien und in Teilen<br />
Afrikas.<br />
Theoretisch ist der Klassismus <strong>die</strong> Behauptung des Klassenunterschieds<br />
(und -gegensatzes) als Ziel an sich, so als sei der Krieg zwischen den<br />
Klassen gleichbedeutend mit der Emanzipation der <strong><strong>Arbeit</strong>erInnen</strong> und der<br />
Menschheit. Er stützt sich also genau auf das, was kritisiert werden muss,<br />
denn <strong>die</strong> Klassen machen <strong>die</strong> kapitalistische Gesellschaft ja gerade aus. Der<br />
bloße Gegensatz einer Klasse zur anderen belässt es – ob er friedlich oder<br />
gewalttätig ist – dabei, dass beide sich gegenüberstehen. Natürlich bestreitet<br />
jede herrschende Klasse, dass es Klassenantagonismen gibt. Und doch<br />
waren es nicht <strong>die</strong> Sozialisten, <strong>die</strong> als erste <strong>die</strong> Klassenkonfrontation betont<br />
haben, sondern bürgerliche Historiker der französischen Revolution zu<br />
Anfang des 19. Jahrhunderts. Revolutionär ist nicht das Hochhalten des<br />
Februar 2003 45