iso_inf_ops_de_08:isla italiano - Ferien in Sizilien
iso_inf_ops_de_08:isla italiano - Ferien in Sizilien
iso_inf_ops_de_08:isla italiano - Ferien in Sizilien
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die<br />
unendliche<br />
<strong>in</strong>sel<br />
“Wer hat sich nicht danach gesehnt, sie wenigstens kennenzulernen? viele o<strong>de</strong>r wohl<br />
e<strong>in</strong> je<strong>de</strong>r; und so weit sich <strong>de</strong>r Ruf von ihrer Schönheit <strong>in</strong> aller Welt verbreitet hat, so eng<br />
ist auch die Er<strong>in</strong>nerung an sie mit <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r größten Kulturen verknüpft".<br />
So liest man im Vorwort <strong>de</strong>s umfangreichen Ban<strong>de</strong>s, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r italienische Tour<strong>in</strong>g Club<br />
1933 <strong>Sizilien</strong> widmete. Sieht man sich die Photos von damals an, so kommt man nicht<br />
umh<strong>in</strong> festzustellen, daß die letzten 60 Jahre ihre Spuren h<strong>in</strong>terlassen haben: sie haben die<br />
Fassa<strong>de</strong>n altehrwürdiger Gebäu<strong>de</strong> verdunkelt, die Straßen und Plätze mit Autos angefüllt,<br />
haben schwarze Kopftücher und überlieferte Gebräuche verdrängt und das Aussehen <strong>de</strong>r<br />
Landschaft verän<strong>de</strong>rt.<br />
Doch obgleich ihr Ruf sich verschlechtert hat und auch wenn die Zeiten längst vergangen<br />
s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> <strong>de</strong>nen Palermo das erstrebte Ziel <strong>de</strong>r Reichen und Mächtigen war, ängstlich<br />
darum bemüht, mit <strong>de</strong>r aus jahrhun<strong>de</strong>rtealter A<strong>de</strong>lstradition erwachsenen örtlichen<br />
Oberschicht bekannt zu wer<strong>de</strong>n, so lohnt es sich auch heute noch, die Insel <strong>Sizilien</strong> mit<br />
ihren tausend Gesichtern kennenzulernen, welche zugleich arm und reich, verschlossen<br />
und mißtrauisch ist <strong>in</strong> ihrer edlen Deka<strong>de</strong>nz und doch bestrebt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e mo<strong>de</strong>rne Welt<br />
und <strong>in</strong> die neue Zeit e<strong>in</strong>zureihen, “eher e<strong>in</strong>e Nation <strong>de</strong>nn e<strong>in</strong>e Region, und noch dazu e<strong>in</strong>e<br />
mehrfache Nation, so zahlreich s<strong>in</strong>d ihre unterschiedlichen I<strong>de</strong>ntitäten” (Gesualdo Bufal<strong>in</strong>o).<br />
“E<strong>in</strong>e Insel, die nicht <strong>in</strong>selhaft genug ist" (Giuseppe Antonio Borgese) o<strong>de</strong>r vielleicht<br />
“viel zu <strong>in</strong>selhaft”, mythisch und real, schattenreich und lichtdurchflossen, herrlich und furchtbar<br />
.<br />
Geographie und Geologie<br />
Inmitten <strong>de</strong>s Mittelmeeres gelegen, ist <strong>Sizilien</strong><br />
auch die größte se<strong>in</strong>er Inseln (25.460 km 2 ). Sie ist<br />
von e<strong>in</strong>er Reihe kle<strong>in</strong>erer Inseln umgeben: im Nor<strong>de</strong>n<br />
die Äolischen Inseln und Ustica, im Westen die<br />
Ägadischen Inseln und im Sü<strong>de</strong>n die Pelagischen<br />
Inseln und Pantelleria (<strong>in</strong>sgesamt 25.7<strong>08</strong> km 2 ).<br />
Ihre Küstenl<strong>in</strong>ie, die im Nor<strong>de</strong>n vornehmlich aus<br />
Felsen, im Sü<strong>de</strong>n dagegen aus Sandsträn<strong>de</strong>n besteht,<br />
mißt ca. 1000 km <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Länge.<br />
Die Landschaft <strong>Sizilien</strong>s zeichnet sich durch große<br />
Höhenunterschie<strong>de</strong> aus: die Insel ist fast durchweg<br />
bergig und hügelig, mit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Ebene <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
Nähe Catanias.<br />
Das größte Bergmassiv ist <strong>de</strong>r Ätna im Osten <strong>Sizilien</strong>s<br />
(<strong>de</strong>r <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er gesamten Aus<strong>de</strong>hnung unter<br />
Naturschutz steht). Der 3300 m hohe Vulkan ist <strong>de</strong>r<br />
größte Europas.<br />
Längs <strong>de</strong>r Nordküste zieht sich von Ost nach West<br />
e<strong>in</strong> Teil <strong>de</strong>r Peloritanischen Berge, an die sich die<br />
Monti Nebrodi und die Madonie anschließen, <strong>de</strong>ren<br />
Gipfel die 2000 Meter Grenze erreichen.<br />
Den Madonie folgen jenseits <strong>de</strong>s Flusses Torto unregelmäßige<br />
Kalkste<strong><strong>in</strong>f</strong>ormationen, die, <strong>iso</strong>liert o<strong>de</strong>r<br />
<strong>in</strong> Gruppen vere<strong>in</strong>t, sich über niedrige, abgeschliffene<br />
Hügel erheben.<br />
Im Osten zwischen Mess<strong>in</strong>a und <strong>de</strong>m Ätna setzt<br />
sich die Kette <strong>de</strong>r Peloritanischen Berge fort, die <strong>in</strong><br />
allem <strong>de</strong>n Bergzügen Kalabriens ähneln.<br />
Der Ostteil <strong>de</strong>r lnsel ist weiter südlich durch sich<br />
abwechseln<strong>de</strong> Hochplateaus aus Lava, Tuffste<strong>in</strong> und<br />
vor allem Kalkste<strong>in</strong> gekennzeichnet, welche von<br />
ma1erischen, durch Wasserläufe ausgehölte, tiefen<br />
Schluchten unterbrochen wer<strong>de</strong>n.<br />
Das <strong>in</strong>nere <strong>Sizilien</strong>s endlich besteht aus e<strong>in</strong>er Hügellandschaft.<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um die sogenannte Schwefelhochebene,<br />
<strong>de</strong>ren Höhe sich zwischen 500 und 700 m bewegt<br />
(mit Ausnahme <strong>de</strong>s fast 1000 m hohen<br />
Bergkegels, auf <strong>de</strong>m sich Enna erhebt).<br />
Das Klima<br />
Es ist e<strong>in</strong> ausgesprochen mediterranes Klima mit<br />
warmen Sommern und kurzen und mil<strong>de</strong>n W<strong>in</strong>tern.<br />
Das Mittel <strong>de</strong>r Sonnenstun<strong>de</strong>n beträgt 2500<br />
gegenüber 2000 <strong>de</strong>r italienischen Halb<strong>in</strong>sel - und<br />
1800 Südfrankreichs.<br />
Die wenig ergiebigen Nie<strong>de</strong>rschläge fallen <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />
W<strong>in</strong>termonaten zwischen Oktober und März.<br />
Die Höchsttemperatur wird im Juli und August<br />
erreicht - im Mittel 26°C -, die Tiefsttemperatur<br />
zwischen Dezember und Februar - im Mittel 10°-<br />
14°C. Die Wassertemperatur schwankt zwischen ca.<br />
16°C im W<strong>in</strong>ter und 27°C im Sommer.<br />
Für e<strong>in</strong>e Reise nach <strong>Sizilien</strong>, die nicht ausschließlich<br />
<strong>de</strong>m Ba<strong>de</strong>n gewidmet ist, eignen sich die Frühjahrs-<br />
und Herbstmonate, <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re die Zeit von<br />
Mitte April bis Mitte Juni und von September bis<br />
Oktober.<br />
Regierung und Bevölkerung<br />
Zusammen mit <strong>de</strong>n sie umgeben<strong>de</strong>n Inseln bil<strong>de</strong>t <strong>Sizilien</strong><br />
seit 1946 e<strong>in</strong>e Autonome Region mit <strong>de</strong>r Hauptstadt<br />
Palermo und besitzt seit 1947 e<strong>in</strong> eigenes<br />
Parlament. Ihre Bevölkerung wird auf ca. 5.000.000<br />
E<strong>in</strong>wohner geschätzt, was e<strong>in</strong>er Bevölkerungsdichte<br />
von 190 E<strong>in</strong>wohnern pro km 2 gleichkommt.
Chronologischer Abriß <strong>de</strong>r Geschichte<br />
<strong>Sizilien</strong>s Vorgeschichte -35.000 -5.000 v.Chr.<br />
Hochpaläolitikum. Die Sizilianer lebten von <strong>de</strong>r<br />
Jagd und vom Sammeln. Von dieser Zeit zeugen<br />
Felsritzungen <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Hühlen <strong>de</strong>s Monte<br />
Pellegr<strong>in</strong>o und auf Levanzo.<br />
1900 -1800 v.Chr. - (ca.) Gruppen <strong>in</strong>doeuropäischer<br />
Völker dr<strong>in</strong>gen nach <strong>Sizilien</strong> vor, vere<strong>in</strong>igen<br />
sich mit <strong>de</strong>n E<strong>in</strong>geborenen und leiten die<br />
Bronzezeit e<strong>in</strong>. Fun<strong>de</strong> aus dieser Zeit <strong>in</strong><br />
Castelluccio, Naro, Filicudi, Syrakus, Pantalica.<br />
1400 v.Chr. - Es f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich Spuren <strong>de</strong>r ägäischkretischen<br />
Kultur. Nach <strong>Sizilien</strong> kommen die<br />
Elymer , die Grün<strong>de</strong>r von Erice und Segesta,<br />
sowie die Sikuler. Die letzteren führen <strong>de</strong>n<br />
Gebrauch <strong>de</strong>s Pfer<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>s Kupfers <strong>in</strong> <strong>Sizilien</strong><br />
e<strong>in</strong> und verbreiten die landwirtschaftlichen<br />
Techniken sowie <strong>de</strong>n Totenkult.<br />
1200-1000 v.Chr. - Beg<strong>in</strong>n <strong>de</strong>r Eisenzeit. Fun<strong>de</strong><br />
<strong>in</strong> Barcellona Pozzo di Gotto, Monte F<strong>in</strong>occhitto<br />
(Noto), Sant'Angelo Muxaro. Zwischen <strong>de</strong>m 11.<br />
und <strong>de</strong>m 10. Jahrhun<strong>de</strong>rt gelangen die Phönizier<br />
nach <strong>Sizilien</strong> und grün<strong>de</strong>n Solunt, Mozia und<br />
Palermo.<br />
Die Grieche.n -753 v.Chr. - Mit <strong>de</strong>r Gründung<br />
von Naxos durch griechische Siedler tritt <strong>Sizilien</strong><br />
<strong>in</strong> die griechisch mittelmeerische Geschichte e<strong>in</strong>.<br />
Im Laufe <strong>de</strong>r darauffolgen<strong>de</strong>n Jahre bil<strong>de</strong>t sich e<strong>in</strong>e<br />
Kolonie nach <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren: Syrakus (734), Catania<br />
(729), Gela (689), Sel<strong>in</strong>unt (650), Agrigent (582).<br />
Diese kolonialen Ansiedlungen entwickelten<br />
sich zu wahren Städten, die reich und voller<br />
prächtiger Bauwerke waren.<br />
485 v.Chr. - Gelon, <strong>de</strong>r Tyrann von Gela, erobert<br />
Syrakus, das <strong>in</strong> <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Jahren e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>r<br />
wichtigsten Städte <strong>de</strong>s Mittelmeeres wird.<br />
405-367 v.Chr. - Dionysios I. <strong>de</strong>r Alte erreicht <strong>in</strong><br />
Syrakus <strong>de</strong>n Höhepunkt se<strong>in</strong>er Macht, <strong>in</strong><strong>de</strong>m er<br />
sich zum Tyrannen <strong>de</strong>r Stadt wählen läßt.<br />
Geme<strong>in</strong>sam mit <strong>de</strong>m König von Persien ist er <strong>de</strong>r<br />
mächtigste Fürst se<strong>in</strong>er Zeit dank <strong>de</strong>r Pracht se<strong>in</strong>es<br />
Hofes und <strong>de</strong>r Macht se<strong>in</strong>es Heeres, <strong>de</strong>m es<br />
gel<strong>in</strong>gt, die Karthager <strong>in</strong> Schach zu halten, welche<br />
mit <strong>de</strong>n Griechen um die Vorherrschaft über die<br />
Insel streiten.<br />
316-289 v.Chr. - Agathokles ist Tyrann von<br />
Syrakus. Er ist <strong>de</strong>r erste Herrscher nach <strong>de</strong>m Tod<br />
Dionysios', <strong>de</strong>r <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Macht se<strong>in</strong>em Vorgänger<br />
gleichkommt, <strong>de</strong>n Karthagern wi<strong>de</strong>rsteht und<br />
Syrakus zu altem Glanz und Reichtum verhilft.<br />
Nach se<strong>in</strong>em Tod bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich die Stadt <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
Hand schwacher Herrscher, was sich erst mit <strong>de</strong>r<br />
Thronbesteigung Hierons II. (276 v.Chr.) än<strong>de</strong>rt,<br />
e<strong>in</strong>es sanften, aber willensstarken Königs, <strong>de</strong>r sich<br />
mit <strong>de</strong>r neu entstehen<strong>de</strong>n italischen Macht Rom<br />
verbün<strong>de</strong>t. Bauliche Zeugnisse <strong>de</strong>s griechischen<br />
Fun<strong>de</strong> im<br />
archäologischen<br />
Museum<br />
Agrigents.<br />
1
Die Felsritzungen<br />
<strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
Höhle <strong>de</strong>r<br />
Genuesen auf<br />
Levanzo (Ägadischen<br />
Inseln<br />
- ph Z<strong>in</strong>na aus<br />
“Egadi” ed.<br />
L’Ulivo<br />
Saraceno).<br />
<strong>Sizilien</strong>s bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich <strong>in</strong> Syrakus, Agrigent,<br />
Sel<strong>in</strong>unt, Segesta und Gela.<br />
Die Römer - 264 v.Chr. - Als sich das italische<br />
Volk <strong>de</strong>r Mamert<strong>in</strong>er, das Mess<strong>in</strong>a erobert hatte,<br />
von <strong>de</strong>n Karthagern bedroht fühlt, ruft es die Römer<br />
zu Hilfe, welche mit <strong>de</strong>r sizilischen Unterstützung<br />
durch Hieron II. <strong>de</strong>n Ersten Punischen Krieg entfesseln.<br />
Bei Kriegsen<strong>de</strong> wird ganz <strong>Sizilien</strong> mit<br />
Ausnahme <strong>de</strong>s verbün<strong>de</strong>ten Syrakus zur römischen<br />
Prov<strong>in</strong>z erklärt (241 v.Chr.).<br />
219-212 v.Chr. - Zweiter Punischer Krieg. Auch<br />
Syrakus wird von <strong>de</strong>n Römern erobert und unterworfen.<br />
Die Geschichte <strong>Sizilien</strong>s unter römischer<br />
Herrschaft ist nicht beson<strong>de</strong>rs reich an Ereignissen,<br />
wenn man von <strong>de</strong>n Sk1avenaufstän<strong>de</strong>n absieht<br />
(135 und 101 v.Chr.). Es ist e<strong>in</strong>e ruhige Prov<strong>in</strong>z,<br />
die vor allem wegen ihrer landwirtschaftlichen<br />
Produktion geschätzt wird. Fun<strong>de</strong> und bauliche<br />
Zeugnisse f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich <strong>in</strong> Term<strong>in</strong>i Imerese,<br />
Tyndaris, Taorm<strong>in</strong>a, Catania, Syrakus, Piazza<br />
Armer<strong>in</strong>a und an<strong>de</strong>rnorts.<br />
Die Barbaren - 440 n.Chr. - Geiserich, <strong>de</strong>r König<br />
<strong>de</strong>r Vandalen, lan<strong>de</strong>t <strong>in</strong> Lilibeo (heute Marsala)<br />
und verwüstet <strong>Sizilien</strong>. Nach e<strong>in</strong>er Reihe von gelegentlichen<br />
E<strong><strong>in</strong>f</strong>ällen während <strong>de</strong>r darauffolgen<strong>de</strong>n<br />
Jahre manifestiert sich seit <strong>de</strong>m Jahre 468 e<strong>in</strong>e<br />
wirkliche Herrschaft, die bis 476 andauert. Im<br />
Moment <strong>de</strong>s Zerfalls <strong>de</strong>s Weströmischen Reiches<br />
wird <strong>Sizilien</strong> an Odoaker abgetreten, <strong>de</strong>r se<strong>in</strong>erseits<br />
die Regierungsgewalt an die Westgoten unter<br />
Theo<strong>de</strong>rich abgibt.<br />
Die Byzant<strong>in</strong>er - 535 - Griechisch-gotischer<br />
Krieg. Ausgelöst wur<strong>de</strong> er durch <strong>de</strong>n oströmischen<br />
Kaiser Just<strong>in</strong>ian, <strong>de</strong>r die E<strong>in</strong>heit <strong>de</strong>s Reiches wie<strong>de</strong>rherstellen<br />
wollte. Nach <strong>Sizilien</strong> wird <strong>de</strong>r<br />
General Belisar entsandt, <strong>de</strong>r die Insel rasch<br />
erobert und sie <strong>de</strong>m Kaiser übergibt. <strong>Sizilien</strong> verbleibt<br />
fast drei Jahrhun<strong>de</strong>rte lang im östlichen<br />
E<strong><strong>in</strong>f</strong>lußbereich und übernimmt zahlreiche se<strong>in</strong>er<br />
sozialen und kulturellen Eigenheiten. Bauliche<br />
Zeugnisse f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich <strong>in</strong> Randazzo, Castelbuono<br />
und Pantalica.<br />
Die Araber - 827 - Die Araber lan<strong>de</strong>n <strong>in</strong> Mazara<br />
und beg<strong>in</strong>nen mit <strong>de</strong>r Eroberung <strong>de</strong>r Insel. Diese<br />
vollzieht sich im Verlauf von hun<strong>de</strong>rt Jahren und<br />
be<strong>de</strong>utet für <strong>Sizilien</strong> tiefgreifen<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rungen<br />
im gesellschaftlichen und kulturellen Leben, da die<br />
Insel nach Jahrhun<strong>de</strong>rten <strong>de</strong>s Christentums <strong>in</strong> die<br />
<strong>isla</strong>mische Welt versetzt wird. Die Hauptstadt<br />
<strong>Sizilien</strong>s ist Palermo, e<strong>in</strong>e prachtvolle, <strong>isla</strong>misch<br />
geprägte Metropole. Bauliche Zeugnisse bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n<br />
sich <strong>in</strong> Palermo, Favara, Cefalà Diana und<br />
Caccamo.<br />
Die Normannen - 1060 - Unter <strong>de</strong>r Führung von<br />
Robert Guiscard und Roger von Hauteville beg<strong>in</strong>nen<br />
die Normannen mit päpstlichem Segen<br />
<strong>Sizilien</strong>s Rückeroberung durch das Christentum.<br />
Sie vollziehen ihr Unternehmen im Lauf von 31<br />
Jahren. Die Nachkommen Rogers von Hauteville<br />
stellen die Könige <strong>Sizilien</strong>s bis zum Jahr 1194 und<br />
h<strong>in</strong>terlassen die Er<strong>in</strong>nerung an e<strong>in</strong> blühen<strong>de</strong>s und<br />
friedliches Reich, e<strong>in</strong>en Ort <strong>de</strong>r Verschmelzung<br />
unterschiedlichster Völkerschaften, die sich reibungslos<br />
<strong>in</strong>tegrieren. Es ist vor allem Roger II., <strong>de</strong>r<br />
Sohn se<strong>in</strong>es Vorgängers, <strong>de</strong>r mit se<strong>in</strong>er klugen, alle<br />
Völkergruppen e<strong>in</strong>schließen<strong>de</strong>n Verwaltung <strong>de</strong>r<br />
Entwicklung <strong>de</strong>s Reiches kräftige Impulse verleiht.<br />
Die Hauptstadt bleibt weiterh<strong>in</strong> Palermo, <strong>de</strong>ren<br />
Pracht sich <strong>in</strong> Palästen und Gärten entfaltet.<br />
Bauliche Zeugnisse bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich <strong>in</strong> Palermo,<br />
Monreale, Cefalù, Mess<strong>in</strong>a, Piazza Armer<strong>in</strong>a,<br />
2
Caccamo, Tro<strong>in</strong>a, Calascibetta, Favara und an<strong>de</strong>ren<br />
Orten.<br />
Die Staufer - 1194 - Mit <strong>de</strong>r Krönung He<strong>in</strong>rich<br />
<strong>de</strong>s VI. zum König von <strong>Sizilien</strong> geht <strong>de</strong>r Thron an<br />
die <strong>de</strong>utsche Familie <strong>de</strong>r Staufer über. Den Titel<br />
erbt bei se<strong>in</strong>em Tod se<strong>in</strong> Sohn Friedrich II.<br />
(gekrönt 12<strong>08</strong>), e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten<br />
Monarchen <strong>de</strong>s Mittelalters. An se<strong>in</strong>em Hof zu<br />
Palermo blühen die Künste, die Wissenschaft und<br />
die Literatur, so daß gar die erste italienische<br />
Dichterschule <strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>r Mauern <strong>de</strong>s<br />
Normannenpalastes das Licht <strong>de</strong>r Welt erblickt.<br />
Bauliche Zeugnisse bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich <strong>in</strong> Syrakus,<br />
Catania, Salemi und Agrigent.<br />
Die Anjou - 1270 - Der Tod Friedrichs II. entfesselt<br />
heftige Kämpfe um die Nachfolge. Der schon<br />
seit geraumer Zeit mit <strong>de</strong>m Staufer <strong>in</strong> Ha<strong>de</strong>r<br />
liegen<strong>de</strong> Papst spricht die Krone unrechtmäßigerweise<br />
Karl von Anjou zu.<br />
Se<strong>in</strong>em Heer, das nach <strong>Sizilien</strong> e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gt, um se<strong>in</strong>em<br />
Herrschaftsanspruch Geltung zu verschaffen,<br />
stellen sich die direkten Erben Friedrichs II. entgegen:<br />
<strong>de</strong>r außereheliche Sohn Manfred und <strong>de</strong>r<br />
Enkel Konrad. Nach <strong>de</strong>m Sieg über die bei<strong>de</strong>n<br />
besteigt Karl von Anjou <strong>de</strong>n Thron, verlegt die<br />
Hauptstadt nach Neapel und beg<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong>e von <strong>de</strong>n<br />
Sizilianern nur schwer ertragene autoritäre und<br />
ungerechte Herrschaft. Bauliche Zeugnisse f<strong>in</strong><strong>de</strong>n<br />
sich <strong>in</strong> Sperl<strong>in</strong>ga.<br />
Das Haus Aragon - 1282 - Die sizilianische<br />
Vesper. Dieser Aufstand, <strong>de</strong>r <strong>in</strong> Palermo se<strong>in</strong>en<br />
Anfang nimmt, führt zur endgültigen Vertreibung<br />
<strong>de</strong>r Franzosen aus <strong>Sizilien</strong>. Der Thron <strong>de</strong>r lnsel<br />
geht an <strong>de</strong>n Schwager Manfreds, Peter von<br />
Aragon, über. Zeugnisse f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich <strong>in</strong> Palermo,<br />
Mess<strong>in</strong>a, Caltanissetta, Trapani, Agrigent,<br />
Taorm<strong>in</strong>a, Mussomeli, Aragona und Augusta.<br />
Die Spanier - 1409 - Mit <strong>de</strong>m Erlöschen <strong>de</strong>r sizilianischen<br />
L<strong>in</strong>ie <strong>de</strong>s Hauses Aragon wird das direkte<br />
Verhältnis <strong>de</strong>r Insel zur spanischen Krone noch<br />
enger. Die Ehe zwischen Ferd<strong>in</strong>and von Aragon und<br />
lsabella von Kastilien legt <strong>de</strong>n Grundste<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em<br />
spanischen Staat, zu <strong>de</strong>m nun auch <strong>Sizilien</strong> gehört.<br />
Die Insel wird von Vizekönigen regiert und bleibt<br />
etwa dreihun<strong>de</strong>rt Jahre lang unter <strong>de</strong>r Herrschaft <strong>de</strong>r<br />
spanischen Krone. Bauliche Zeugnisse bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich<br />
<strong>in</strong> Taorm<strong>in</strong>a, Palermo, Syrakus, Enna, Nicolosi und<br />
auf <strong>de</strong>n Ägadischen Inseln.<br />
Das Haus Savoyen und die Österreicher -<br />
1713 - Wie vom Frie<strong>de</strong>nsvertrag von Utrecht vorgesehen,<br />
fällt <strong>Sizilien</strong> an Vittorio Ame<strong>de</strong>o II. von<br />
Savoyen. Die piemontesische Familie hält die<br />
Herrschaft über die Insel kaum fünf Jahre lang<br />
<strong>in</strong>ne. 1718 versuchen die Spanier die<br />
Rückeroberung, wer<strong>de</strong>n jedoch von <strong>de</strong>n Österreichern<br />
daran geh<strong>in</strong><strong>de</strong>rt. Auf Grund <strong>de</strong>s Haager<br />
Vertrages (1720) wird Karl IV. von Österreich<br />
neuer König von <strong>Sizilien</strong>.<br />
Das Haus Bourbon - 1734 - Mit <strong>de</strong>r Schlacht<br />
zwischen bourbonischen und österreichischen<br />
Truppen bei Bitonto gerät <strong>Sizilien</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />
E<strong>in</strong>zugsbereich Spaniens. 1735 wird Karl I. von<br />
Bourbon, <strong>de</strong>r Sohn <strong>de</strong>s spanischen Königs, zum<br />
König von <strong>Sizilien</strong> gekrönt. Die Bourbonen wer<strong>de</strong>n<br />
die Insel 125 Jahre lang regieren. Bauliche<br />
Zeugnisse f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich <strong>in</strong> Palermo, Noto, Avola,<br />
Ragusa, Modica, Catania, Syrakus und Trapani.<br />
Das italienische Königreich - 1860 - Im Verlauf<br />
<strong>de</strong>s garibald<strong>in</strong>ischen Feldzuges wird <strong>Sizilien</strong> <strong>de</strong>m<br />
Königreich Italien angeschlossen. Von nun an folgt<br />
die Insel <strong>de</strong>m Geschick <strong>de</strong>s neugegrün<strong>de</strong>ten Reiches.<br />
Die Autonomie - 1946 - Bei En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Zweiten<br />
Weltkrieges wird <strong>Sizilien</strong> autonome Region im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r neuentstan<strong>de</strong>nen Italienischen<br />
Republik. Se<strong>in</strong> Parlament versammelt sich 1947<br />
im Normannen palast, wie es seit mehr als 800<br />
Janre macht.<br />
Die normannische<br />
Kirche<br />
San Giovanni<br />
<strong>de</strong>i Lebbrosi<br />
<strong>in</strong> Palermo.<br />
3
4<br />
Palermo<br />
irgendwo haben so viele Menschen unter-<br />
Herkunft Halt gemacht wie <strong>in</strong><br />
Nschiedlicher<br />
<strong>Sizilien</strong>, haben sich getroffen, sich geliebt,<br />
bekämpft o<strong>de</strong>r halbwegs ertragen.<br />
Fast transparent wirken<strong>de</strong> helle Augen, die<br />
unter schwarzen Locken hervorluken, Wörter arabischer<br />
Herkunft, die sich mit französischen Begriffen<br />
kreuzen, klare hellenische, geometrische Formen im<br />
Vere<strong>in</strong> mit barocken Voluten und lüstern<br />
geschwungenen Jugendstill<strong>in</strong>ien s<strong>in</strong>d das Ergebnis<br />
dieser Vermengung, und die Hauptstadt Palermo<br />
ist das reifste Ergebnis dieser Vergangenheit.<br />
E<strong>in</strong>e Vergangenheit, die <strong>in</strong> Palermo schlanke<br />
punische Säulenreihen, rote <strong>isla</strong>mische Kuppeln,<br />
Gärten und Wasserlaufe, prachtvolle A<strong>de</strong>lspaläste<br />
und monumentale Kirchen, Vizekönige und<br />
Heilige hervorgebracht hat.<br />
Die Stadt wur<strong>de</strong> vor fast 3000 Jahren von <strong>de</strong>n<br />
Phöniziern am Meeresstrand erbaut, und ihr<br />
damaliger Name war wohl Ziz: Blume. Sie ist<br />
gewiß sehr schön gewesen, auch wenn heute von<br />
jener Stadt nichts an<strong>de</strong>res erhalten geblieben ist<br />
als die Spuren <strong>de</strong>r ersten Stadtanlage, <strong>de</strong>ren<br />
Grundriß über Jahrhun<strong>de</strong>rte h<strong>in</strong>weg unverän<strong>de</strong>rt<br />
blieb: e<strong>in</strong>e lange Hauptstraße, die vom Meer zum<br />
niedrigen Hügel führt, wo sich e<strong>in</strong>stmals wie<br />
heute <strong>de</strong>r Regierungspalast erhebt.<br />
Die Stadt war <strong>de</strong>r Stützpunkt <strong>de</strong>r Karthager,<br />
und wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>ren Nie<strong>de</strong>rlage gegen die<br />
Römer von diesen besetzt. Auch aus römischer<br />
Zeit ist fast ke<strong>in</strong>e Spur erhalten geblieben, obgleich<br />
sich die Stadt zu e<strong>in</strong>er florieren<strong>de</strong>n Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> entwickelte.<br />
Sie lag allerd<strong>in</strong>gs im Verhältnis zum<br />
Herzen <strong>de</strong>s Imperiums <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Randposition und<br />
geriet noch weiter abseits, als <strong>Sizilien</strong> <strong>de</strong>m<br />
Herrschaftsbereich <strong>de</strong>s Oströmischen Reiches mit<br />
se<strong>in</strong>er Hauptstadt Konstant<strong>in</strong>opel zugeschlagen<br />
wur<strong>de</strong>.<br />
831 fiel die Stadt nach e<strong>in</strong>er fast e<strong>in</strong>jährigen<br />
Belagerungszeit <strong>in</strong> die Hän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Araber. Für die<br />
Stadt begann nun e<strong>in</strong> neues Leben, und im Laufe<br />
weniger Jahre verwan<strong>de</strong>lte sie sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e glänzen<strong>de</strong><br />
Metropole, die dank ihrer Pracht mit<br />
Cordova und Kairo verglichen wur<strong>de</strong>. Paläste und<br />
Moscheen erhoben sich zwischen <strong>de</strong>n prächtigen<br />
Gärten <strong>de</strong>s “Med<strong>in</strong>as <strong>de</strong>s Westens”, und das<br />
Panorama zeichnete sich durch die Unzahl an<br />
schlanken M<strong>in</strong>aretten aus. Die Stadt, die jetzt <strong>de</strong>n<br />
Namen Balarm trug, wur<strong>de</strong> zur Hauptstadt <strong>de</strong>s<br />
sizilianischen Emirats, und die Überlieferung<br />
spricht von 300.000 E<strong>in</strong>wohnern.<br />
1061 begann das Normannenheer unter <strong>de</strong>m<br />
Grafen Roger und Robert Guiscard die Eroberung<br />
<strong>Sizilien</strong>s. Elf Jahre später stand es <strong>in</strong> Palermo. Die<br />
Ankunft <strong>de</strong>r neuen Herren be<strong>de</strong>utete jedoch ke<strong>in</strong>eswegs<br />
<strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rgang <strong>de</strong>r <strong>isla</strong>mischen Stadt.<br />
Ganz im Gegenteil bedienten sich die Normannen<br />
<strong>de</strong>r Hilfe arabischer Architekten, um ihre glanzvollen<br />
palermitanischen Wohnsitze zu errichten,<br />
auch wenn sie an<strong>de</strong>rerseits die Moscheen zerstörten;<br />
und wenn sie sich e<strong>in</strong>esteils gänzlich <strong>de</strong>r<br />
Herrschaft über die Insel bemächtigten, so überließen<br />
sie doch an<strong>de</strong>rnteils die Verwaltung <strong>de</strong>s<br />
Reiches <strong>isla</strong>mischen Beamten. Unter Roger II.<br />
erlangte Palermo als Hauptstadt <strong>de</strong>s neu entstan<strong>de</strong>nen<br />
Normannenreiches nie gesehenen Glanz. Es
war das Zentrum <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls zwischen Orient<br />
und Okzi<strong>de</strong>nt, und aus allen Himmelsrichtungen<br />
kamen A<strong>de</strong>lige, Händler und Abenteurer, das<br />
Wun<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r reichen Stadt und <strong>de</strong>s überaus glanzvollen<br />
Hofes zu sehen. In dieser Zeit wur<strong>de</strong>n die<br />
Paläste und Kirchen im arabisch-normannischen<br />
Stil errichtet, die noch heute e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>r wichtigsten<br />
Anziehungspunkte Palermos darstellen. Ihre<br />
Be<strong>de</strong>utung behielt die Stadt auch unter Friedrich<br />
II., <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Hof zum wichtigsten Zentrum <strong>de</strong>s kulturellen<br />
Lebens jener Zeit gestaltete.<br />
In <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n Jahrhun<strong>de</strong>rten wur<strong>de</strong><br />
nie wie<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>rartige Pracht erreicht, auch<br />
wenn die Stadt unter <strong>de</strong>r spanischen Herrschaft<br />
um glanzvolle barocke Bauwerke bereichert wur<strong>de</strong>.<br />
E<strong>in</strong>en Abglanz <strong>de</strong>r antiken Pracht erlebte die<br />
Stadt zu Beg<strong>in</strong>n <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts, als dank<br />
e<strong>in</strong>iger junger Unternehmerfamilien e<strong>in</strong> Hauch<br />
von Mo<strong>de</strong>rnität <strong>in</strong> die Stadt gebracht wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r<br />
nicht nur das wirtschaftliche, son<strong>de</strong>rn auch das<br />
kulturelle Niveau <strong>de</strong>r Stadt begünstigte und ihr<br />
e<strong>in</strong>e “belle epoque” bescherte.<br />
Seit 1946 ist Palermo die Hauptstadt <strong>de</strong>r<br />
Autonomen Region. Es ist e<strong>in</strong>e mo<strong>de</strong>rne und aktive<br />
Stadt mit ca. 730.000 E<strong>in</strong>wohnern, die überreich<br />
an Bauwerken aller Epochen ist.<br />
Für e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gehen<strong>de</strong> Besichtigung <strong>de</strong>r Stadt<br />
und ihrer Umgebung benötigt man sechs Tage.<br />
Kunst<strong>de</strong>nkmäler<br />
Äußerst spärlich s<strong>in</strong>d die baulichen Zeugnisse<br />
aus <strong>de</strong>r Zeit vor <strong>de</strong>r Normannenherrschaft, und<br />
ebenso rar die Fun<strong>de</strong>, die im Laufe <strong>de</strong>r Zeit <strong>in</strong> verschie<strong>de</strong>nen<br />
Ausgrabungen, (die zu<strong>de</strong>m nur recht<br />
sporadisch stattgefun<strong>de</strong>n haben), zu Tage geför<strong>de</strong>rt<br />
wor<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d. Lediglich e<strong>in</strong>ige Mauerüberreste<br />
unter <strong>de</strong>r Kapelle San Cataldo er<strong>in</strong>nern an die<br />
punische Stadtanlage, während die römische<br />
Präsenz durch e<strong>in</strong>ige Reste e<strong>in</strong>es Patrizierpalastes<br />
<strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>r Villa Bonanno belegt wird.<br />
Ausgrabungen im Gebiet <strong>de</strong>s sogenannten<br />
“Castells San Pietro” haben e<strong>in</strong>ige Grabstätten<br />
und Reste e<strong>in</strong>er städtischen Ansiedlung ans Licht<br />
gebracht, doch s<strong>in</strong>d die Studien noch nicht abgeschlossen.<br />
Das be<strong>de</strong>utendste Zeugnis aus arabischer<br />
Zeit, das über die Jahrhun<strong>de</strong>rte h<strong>in</strong>weg fast<br />
unverän<strong>de</strong>rt erhalten geblieben ist, ist die Sprache.<br />
Der sizilianische Dialekt zeigt sich reich an arabischen<br />
E<strong><strong>in</strong>f</strong>lüssen, und ebenso zahlreich s<strong>in</strong>d die<br />
Ortsnamen, welche offensichtlich auf arabischen<br />
Ursprung zurückzuführen s<strong>in</strong>d (<strong>in</strong> Palermo s<strong>in</strong>d<br />
es zum Beispiel Cassaro, Kalsa, Kemonia, usw.).<br />
Auch die palermitanischen Märkte haben arabischen<br />
Charakter, welcher sich auch durchgehend<br />
<strong>in</strong> <strong>de</strong>n Bauwerken aus normannischer Zeit wi<strong>de</strong>rspiegelt,<br />
die von arabischen Werkstätten errichtet<br />
wur<strong>de</strong>n.<br />
Der Normannenpalast - Wahrsche<strong>in</strong>lich ist,<br />
daß schon die Phönizier und die Römer auf <strong>de</strong>m<br />
kle<strong>in</strong>en Hügel, auf <strong>de</strong>m heute <strong>de</strong>r Palast steht, e<strong>in</strong>e<br />
Festung errichteten, um <strong>de</strong>n gesamten<br />
Stadtbereich kontrollieren zu können. Von diesen<br />
ursprünglichen Anlagen ist jedoch nichts erhalten<br />
geblieben. Die Araber verließen ihn, nach<strong>de</strong>m sie<br />
ihrerseits e<strong>in</strong> Kastell errichtet hatten, da <strong>de</strong>r Emir<br />
es vorzog, mit allen se<strong>in</strong>en Beamten und Soldaten<br />
<strong>in</strong> das am Meer gelegene Viertel AIHalisah umzusie<strong>de</strong>ln.<br />
Wir verdanken es daher <strong>de</strong>n Normannen, daß<br />
sie das Gebäu<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r <strong>in</strong>stand setzten und <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>en prunkvollen Königspalast verwan<strong>de</strong>lten.<br />
Das Herz war e<strong>in</strong>e weitläufige Thronhalle,<br />
auch grüne Halle genannt, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r König<br />
Versammlungen und Bankette abhielt. Die<br />
Wohnräume, die Wirtschaftsräume und die<br />
Kammern für das Personal waren <strong>in</strong> verschie<strong>de</strong>nen<br />
Seitenflügeln untergebracht, welche durch<br />
Terrassen, Laubengänge und mit Wasserbecken<br />
ausgestatteten, grünen<strong>de</strong>n Gärten verbun<strong>de</strong>n<br />
wur<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n arabisch bee<strong><strong>in</strong>f</strong>lußten Geschmack<br />
<strong>de</strong>r Herrscher verrieten, welche sich hier und<br />
an<strong>de</strong>rswo <strong>isla</strong>mischer Architekten bedienten.<br />
Stilistisch stellt <strong>de</strong>r Palast e<strong>in</strong>es <strong>de</strong>r vollen<strong>de</strong>tsten<br />
Beispiele fatimitischer Palastbaukunst <strong>de</strong>s<br />
Okzi<strong>de</strong>nts dar, und das sowohl se<strong>in</strong>er architektonischen<br />
Ausgefeiltheit als auch <strong>de</strong>r Dekorationen<br />
wegen, mit <strong>de</strong>nen die Architekten die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Räume ausschmückten.<br />
Nach <strong>de</strong>m Tod Friedrichs II. im Jahre 1250<br />
begann <strong>de</strong>r dreihun<strong>de</strong>rt Jahre andauern<strong>de</strong> Verfall<br />
<strong>de</strong>s Palastes, <strong>de</strong>m erst durch die spanischen<br />
Vizekönige E<strong>in</strong>halt geboten wur<strong>de</strong>, welche ihre<br />
Resi<strong>de</strong>nz hierh<strong>in</strong> verlegten. Obgleich sie <strong>de</strong>n<br />
Palast vor <strong>de</strong>m volligen Verfall bewahrten, so verän<strong>de</strong>rten<br />
sie ihn doch nach ihren persönlichen<br />
Vorstellungen. Daher haben nur wenige <strong>de</strong>r<br />
Räume aus normannischer Zeit ihren ursprünglichen<br />
Charakter behalten. Unter ihnen bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n<br />
sich allerd<strong>in</strong>gs zwei wahre Schmuckstücke: <strong>de</strong>r<br />
Saal Rogers und die Cappella Palat<strong>in</strong>a.<br />
Der Saal Rogers war ursprünglich e<strong>in</strong><br />
Schlafzimmer. Es han<strong>de</strong>lt sich um e<strong>in</strong><br />
Aussichtszimmer, das auf die Bucht von Palermo<br />
blickt. Die Wän<strong>de</strong> s<strong>in</strong>d mit eleganten Mosaiken<br />
geschmückt, die von Figuren und stilisierten<br />
Pflanzen belebte Jagdszenen darstellen. Es han<strong>de</strong>lt<br />
sich um e<strong>in</strong> seltenes Zeugnis <strong>de</strong>r jahrhun<strong>de</strong>rtealten<br />
Musivkunst jener Zeit, die <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Kultur <strong>de</strong>s<br />
persischenOrients und Nordafrikas wurzelte.<br />
Jener Raum allerd<strong>in</strong>gs, <strong>de</strong>r alle<strong>in</strong> schon <strong>de</strong>n<br />
Besuch Palermos lohnt, ist die Cappella<br />
Palat<strong>in</strong>a. 1130, <strong>de</strong>m Kronungsjahr Rogers II.<br />
zum ersten König <strong>Sizilien</strong>s, begonnen, wur<strong>de</strong> sie<br />
<strong>in</strong>nerhalb von 13 Jahren fertiggestellt und 1143<br />
geweiht, wie e<strong>in</strong>e Inschrift <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Kuppelwölbung<br />
belegt. In dieser Kirche, die von Maupassant als<br />
“das schönste religiöse Schmuckstück, das jemals<br />
e<strong>in</strong> Mensch erträumte” bezeichnet wur<strong>de</strong>, vollzieht<br />
sich <strong>in</strong> sichtbarer Weise die Vere<strong>in</strong>igung <strong>de</strong>r<br />
vielfältigen Gesichter, die das <strong>Sizilien</strong> jener Zeit<br />
charakterisierten: das europäische, das sizilianische,<br />
das byzant<strong>in</strong>ische und das arabische. Die<br />
Kapelle hat die Form e<strong>in</strong>er westlich geprägten,<br />
dreischiffigen Basilika, die von Granitsäulen<br />
unterteilt wird, welche reichverzierte und vergol<strong>de</strong>te<br />
kor<strong>in</strong>thische Kapitelle tragen; ebenfalls westlichen<br />
Charakter, <strong>de</strong>r allerd<strong>in</strong>gs unter <strong>de</strong>m E<strong>in</strong>luß<br />
<strong>de</strong>s südlichen Geschmacks steht, verraten die mit<br />
Mustern ausgelegten Fußbö<strong>de</strong>n, die Intarsien <strong>de</strong>r<br />
Balustra<strong>de</strong>nstufen und <strong>de</strong>r Mauersockkel sowie<br />
Palermo<br />
Das Felice<br />
Stadttor.<br />
5
Oben,<br />
Palermo: die<br />
Kathedrale.<br />
die gigantische, mit E<strong>in</strong>legearbeiten aus Gold,<br />
Malachit und Porphyr ausgestattete Kanzel<br />
und schließlich <strong>de</strong>r Osterleuchter, e<strong>in</strong> wahres<br />
Musterbeispiel <strong>de</strong>r Marmorkunst, <strong>de</strong>r vom palermitaner<br />
Erzbischof Hugo anläßlich <strong>de</strong>r Krönung<br />
Wilhelms, <strong>de</strong>s Sohnes Rogers II., gestiftet wur<strong>de</strong>.<br />
Die Mosaiken s<strong>in</strong>d <strong>de</strong>r vollkommenste<br />
Ausdruck byzant<strong>in</strong>ischer Kunst, wie er sich nicht<br />
e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Kirchen Konstant<strong>in</strong>opels wie<strong>de</strong>rf<strong>in</strong><strong>de</strong>t.<br />
Beson<strong>de</strong>rs hervorzuheben ist <strong>de</strong>r <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Kuppel<br />
abgebil<strong>de</strong>te Christus als Weltherrscher<br />
(Pantokrator) und die ihn umgeben<strong>de</strong>n Engel<br />
sowie die <strong>in</strong> ihre Studien vertieften Evangelisten,<br />
welche die ältesten Mosaiken <strong>de</strong>r Kirche darstellen.<br />
Die <strong>isla</strong>mische Tradition f<strong>in</strong><strong>de</strong>t ihren<br />
Ausdruck <strong>in</strong> <strong>de</strong>r mit “muqarnas” (Stalaktiten)<br />
ausgeschmückten Holz<strong>de</strong>cke, die wohl als die<br />
unwahrsche<strong>in</strong>lichste Be<strong>de</strong>ckung für e<strong>in</strong>e christliche<br />
Kirche bezeichnet wer<strong>de</strong>n kann, <strong>de</strong>nn es han<strong>de</strong>lt<br />
sich um die klassische Deckengestaltung <strong>de</strong>r<br />
größten und schönsten Moscheen, aber sicher<br />
nicht die e<strong>in</strong>er christlichen Kirche. Verschlungene<br />
Ornamente zieren die Stalaktiten, und als vielleicht<br />
e<strong>in</strong>ziger Fall <strong>in</strong> <strong>de</strong>r <strong>isla</strong>mischen Kunst beziehen<br />
sie auch menschliche Figuren mit e<strong>in</strong>. In <strong>de</strong>r<br />
toleranten Atmosphäre Palermos fan<strong>de</strong>n die arabischen<br />
Künstler nämlich <strong>de</strong>n Mut, diese figurative<br />
Darstellung zu wagen, und so können wir heute<br />
mit Hilfe e<strong>in</strong>es Fernglases wirklichkeitsnahe<br />
Szenen betrachten, <strong>in</strong> <strong>de</strong>nen Wür<strong>de</strong>nträger und<br />
Hoffräule<strong>in</strong> mit alltäglichen Beschäftigungen<br />
befaßt s<strong>in</strong>d.<br />
San Giovanni <strong>de</strong>gli Eremiti - Die Kirche<br />
wur<strong>de</strong> auf Veranlassung Rogers II. 1142 erbaut,<br />
und das ihr angeschlossene Kloster entwickelte sich<br />
<strong>in</strong> <strong>de</strong>n Glanzjahren <strong>de</strong>r Normannenherrschaft zum<br />
reichsten und be<strong>de</strong>utendsten <strong>Sizilien</strong>s. Die heute<br />
entweihte Kirche ist sehr kle<strong>in</strong> und besitzt trotz<br />
Spuren von Maioliken, Mosaiken und Fresken sowie<br />
<strong>de</strong>r Stalaktiten<strong>de</strong>cke <strong>de</strong>r Moschee, auf <strong>de</strong>ren Mauern<br />
sie errichtet wur<strong>de</strong>, ke<strong>in</strong>e beson<strong>de</strong>ren<br />
Sehenswürdigkeiten für <strong>de</strong>n Laien. Das wirklich<br />
Fasz<strong>in</strong>ieren<strong>de</strong> ist das Äußere <strong>de</strong>r Kirche. Zuallererst<br />
stechen die fünf roten Kuppeln <strong>in</strong>s Auge, die sich als<br />
bestimmen<strong>de</strong>s Element <strong>in</strong> vielen arabisch-normannischen<br />
Bauwerken wie<strong>de</strong>rf<strong>in</strong><strong>de</strong>n. Dazu gesellt sich<br />
<strong>de</strong>r Garten: die Anlage ist e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong>s Grün und<br />
<strong>in</strong> die Farben <strong>de</strong>r Zitrusbäume, <strong>de</strong>r Agaven,<br />
Bouga<strong>in</strong>villeen, Rosen, Granatapfelbäume und <strong>de</strong>r<br />
hohen, blühen<strong>de</strong>n Büsche. Die dicht wachsen<strong>de</strong>n<br />
Pflanzen ziehen sich die Mauern h<strong>in</strong>auf ranken sich<br />
um die zarten weißen Säulen <strong>de</strong>s kle<strong>in</strong>en<br />
Kreuzgangs und betäuben durch ihren Duft.” Es ist<br />
e<strong>in</strong>es <strong>de</strong>r hervorstechendsten Bau<strong>de</strong>nkmäler <strong>de</strong>s normannischen<br />
Palermo und wird oft als Wahrzeichen<br />
<strong>de</strong>r Stadt benutzt.<br />
Die Kathedrale (Madonna Assunta) - Sie<br />
liegt <strong>in</strong> <strong>de</strong>r ältesten Sakralzone Palermos, wo<br />
schon die Phönizier, die Römer, die Byzant<strong>in</strong>er<br />
und die Araber ihre Kultgebäu<strong>de</strong> errichtet hatten.<br />
Die Normannen begannen sofort nach <strong>de</strong>r Übernahme<br />
<strong>de</strong>r Herrschaft, die <strong>isla</strong>mische Moschee<br />
durch e<strong>in</strong>e christliche Kirche zu ersetzen. 1184 ließ<br />
<strong>de</strong>r palermitanische Erzbischof Wilhelm of the<br />
Mill das Gebäu<strong>de</strong> abreißen und <strong>de</strong>n Bau e<strong>in</strong>er<br />
glänzen<strong>de</strong>n, Kathedrale beg<strong>in</strong>nen, die die kirchliche<br />
Macht repräsentieren sollte. Nach kaum e<strong>in</strong>em<br />
Jahr wur<strong>de</strong> die Kirche geweiht und nach Maräis<br />
Himmelfahrt benannt. Die <strong>in</strong> <strong>de</strong>n späteren<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rten erfolgten Anbauten und<br />
Restaurierungen haben <strong>de</strong>n ursprünglichen Bau<br />
stark verän<strong>de</strong>rt.<br />
Die willkürliche, aber doch malerische<br />
Zusammenstellung so vieler unterschiedlicher<br />
Stile bil<strong>de</strong>t e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>drucksvolles Ganzes, das <strong>in</strong>sgesamt<br />
gesehen nicht mißfällt. Die Westfassa<strong>de</strong>, wel-<br />
6
che von zwei hohen Türmen mit Biforen und<br />
Säulchen e<strong>in</strong>geschlossen wird, ist durch zwei<br />
Rundbögen mit <strong>de</strong>m gegenüberliegen<strong>de</strong>n<br />
Glokkenturm verbun<strong>de</strong>n. Sie besitzt e<strong>in</strong> großes<br />
PortaI aus <strong>de</strong>m 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt mit bronzenen<br />
Türflügeln.<br />
Die lange Südfront wird von e<strong>in</strong>em hervorspr<strong>in</strong>gen<strong>de</strong>n<br />
Portikus <strong>in</strong> gothisch-katalanischem<br />
Stil aus <strong>de</strong>m 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt geschmückt, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m<br />
sich e<strong>in</strong> überaus reich verziertes, ebenfalls aus <strong>de</strong>m<br />
15. Jahrhun<strong>de</strong>rt stammen<strong>de</strong>s PortaI öffnet. Ganz<br />
beson<strong>de</strong>rs schön und e<strong>in</strong>drucksvoll ist die Apsis,<br />
<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>zige Teil <strong>de</strong>r Kirche, <strong>de</strong>r se<strong>in</strong>e ursprüngliche<br />
Gestalt aus <strong>de</strong>m 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt bewahrt hat.<br />
Das weitläufige und helle Innere <strong>de</strong>r Kirche macht<br />
im Vergleich zum Äußeren e<strong>in</strong>en unpersönlich<br />
kalten E<strong>in</strong>druck.<br />
Entlang <strong>de</strong>r Wän<strong>de</strong> stehen gigantische<br />
Marmorstatuen, die Heilige darstellen. In <strong>de</strong>n<br />
ersten bei<strong>de</strong>n Kapellen <strong>de</strong>s rechten Seitenschiffes<br />
bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich die königlichen und kaiserlichen<br />
Ruhestätten. Unter an<strong>de</strong>rem liegen hier Roger II.,<br />
He<strong>in</strong>rich VI. von Hohenstaufen, Konstanze von<br />
Hauteville und Friedrich Il. von Hohenstaufen,<br />
alle <strong>in</strong> mächtigen Porphyrsarkophagen. Im<br />
Familiengrab liegen somit <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s sizilianischen<br />
Normannenreiches, se<strong>in</strong> Zerstörer, <strong>de</strong>r<br />
unbeabsichtigte Anlaß zu se<strong>in</strong>em En<strong>de</strong> sowie se<strong>in</strong><br />
letzter Wohltäter mite<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r vere<strong>in</strong>t.<br />
Unter <strong>de</strong>n zahlreichen Kapellen sei die <strong>de</strong>r heiligen<br />
Rosalia erwähnt, wo <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er silbernen Urne<br />
von 1631 die Asche <strong>de</strong>r Stadtheiligen Palermos<br />
aufbewahrt wird. Von hohem Wert ist auch <strong>de</strong>r<br />
Kirchenschatz, <strong>de</strong>r die <strong>in</strong> <strong>de</strong>n königlichen und kaiserlichen<br />
Begräbnissen gefun<strong>de</strong>nen Geschmei<strong>de</strong><br />
und Stickereien besitzt (beson<strong>de</strong>rs erwähnenswert<br />
ist die gol<strong>de</strong>ne Tiara Konstanzes von Aragon),<br />
Altartücher, Kelche, Monstranzen, usw.<br />
Die Kirche von Santa Maria <strong>de</strong>ll’Ammiraglio<br />
o<strong>de</strong>r Martorana - Sie wur<strong>de</strong> 1143 dank<br />
e<strong>in</strong>er großzügigen Schenkung <strong>de</strong>s Admirals Georg<br />
von Antiochien fertiggestellt. Ibn Jubair, e<strong>in</strong> arabischer<br />
Reisen<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r sie 1184 besichtigt hatte,<br />
nannte sie “das schönste Bauwerk auf Er<strong>de</strong>n”.<br />
Heute zeigt sich die Kirche lei<strong>de</strong>r nicht mehr <strong>in</strong><br />
ihrem ehemaligen Glanz, nach<strong>de</strong>m sie zahlreiche<br />
Verän<strong>de</strong>rungen erlitten hat, die ihr ursprüngliches<br />
Aussehen verschan<strong>de</strong>lt haben. Dennoch bleibt sie<br />
e<strong>in</strong>es <strong>de</strong>r schönsten kirchlichen Bauwerke Palermos<br />
und ganz <strong>Sizilien</strong>s. 1436 wur<strong>de</strong> sie <strong>de</strong>n Nonnen<br />
<strong>de</strong>s nahen Konvents <strong>de</strong>r “Martorana” zur<br />
Klosterkapelle übergeben, von <strong>de</strong>m sie ihren zweiten<br />
Namen erhalten hat. 1588 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bau<br />
erweitert, um die ständig steigen<strong>de</strong> Zahl <strong>de</strong>r<br />
Nonnen aufzunehmen. Sie wur<strong>de</strong> verlängert,<br />
wobei ihre orig<strong>in</strong>ale Westfassa<strong>de</strong> abgerissen und<br />
durch e<strong>in</strong>e barocke ersetzt wur<strong>de</strong>, und die Vorhalle<br />
und <strong>de</strong>r Nartex wur<strong>de</strong>n <strong>in</strong> <strong>de</strong>n neuen Bau <strong>in</strong>tegriert.<br />
1683 wur<strong>de</strong> die Apsis abgerissen und durch<br />
e<strong>in</strong>e große mit Fresken ausgeschmückte Kapelle<br />
ersetzt. Unverän<strong>de</strong>rt blieb <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en prachtvollen<br />
Proportionen lediglich <strong>de</strong>r romanische Turm, <strong>de</strong>r<br />
sich über <strong>de</strong>m ehemaligen E<strong>in</strong>gangsportal <strong>de</strong>r<br />
Kirche erhebt, obgleich er heute wegen e<strong>in</strong>es<br />
Erdbebens im Jahre 1726 se<strong>in</strong>er Kuppel beraubt ist.<br />
Beim E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die Kirche kann man noch die<br />
ursprüngliche Anlage <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es orthodoxen<br />
Kreuzes erkennen, die lbn Jubair so bee<strong>in</strong>druckt<br />
hatte. Die Mosaiken <strong>de</strong>r Martorana s<strong>in</strong>d wie die<br />
von Cefalù und die wertvollsten <strong>de</strong>r Cappella<br />
Palat<strong>in</strong>a Werk e<strong>in</strong>er Gruppe von Künstlern, die<br />
eigens aus Konstant<strong>in</strong>opel nach Palermo gerufen<br />
wor<strong>de</strong>n waren und hier zwischen <strong>de</strong>n Jahren 1140<br />
und 1155 arbeiteten. Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren,<br />
haben die Mosaiken <strong>de</strong>r Martorana jedoch<br />
ke<strong>in</strong>e späteren Zusätze erfahren.<br />
An <strong>de</strong>r Nordseite <strong>de</strong>s Schiffes <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s<br />
E<strong>in</strong>gangs bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich e<strong>in</strong> Votivmosaik <strong>in</strong> noch<br />
hervorragen<strong>de</strong>m Zustand, auf <strong>de</strong>m Georg von<br />
Antiochien zu Füßen <strong>de</strong>r Jungfrau abgebil<strong>de</strong>t ist.<br />
Auf <strong>de</strong>r gegenüberliegen<strong>de</strong>n Seite f<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r<br />
vielleicht wertvollste Schatz <strong>de</strong>r Martorana: e<strong>in</strong><br />
Mosaik, das Roger II. von Christus gekrönt darstellt.<br />
Zisa - Der Bau dieses “Sollatium” (Ort <strong>de</strong>s<br />
Vergnügens) wur<strong>de</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>n letzten Lebensjahren<br />
König Wilhelms I. unternommen und von se<strong>in</strong>em<br />
Sohn Wilhelm II. zu En<strong>de</strong> geführt. Man kann ihn<br />
daher zwischen die Jahre 1165 und 1167 datieren.<br />
Se<strong>in</strong> Name kommt vom arabischen Al-Aziz her,<br />
was soviel wie “glänzend” be<strong>de</strong>utet, und noch<br />
heute ist er e<strong>in</strong>es <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>drucksvollsten arabischnormannischen<br />
Zivilbauten <strong>de</strong>r Welt. Dem<br />
Zeugnis Romualdos von Salerno nach, ließ <strong>de</strong>r<br />
König <strong>de</strong>n Palast im Park von Genoardo errichten<br />
und “ihn mit wun<strong>de</strong>rvollen Obstbäumen und reizen<strong>de</strong>n<br />
Parks umgeben, die er mit verschie<strong>de</strong>nen<br />
Wasserläufen und großen Fischbecken noch lieblicher<br />
zu gestalten vermochte”.<br />
Die Zisa hat im Laufe <strong>de</strong>r Zeit nicht immer<br />
sehr glückliche Restaurierungen und Umbauten<br />
Palermo<br />
Unten,<br />
Palermo: <strong>de</strong>r<br />
Zisa Palast.
Oben,<br />
Bagheria: Villa<br />
Palagonia.<br />
8<br />
erfahren, und erst <strong>in</strong> jüngster Zeit ist sie - <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>m Maße, als es unter Bewahrung ihrer<br />
Charakteristik möglich war -<strong>de</strong>r öffentlichen<br />
Nutzung übergeben wor<strong>de</strong>n. Das Schloß fungiert<br />
jetzt als e<strong>in</strong> “Museum <strong>de</strong>s Islam” und bewahrt<br />
wertvolle Zeugnisse <strong>de</strong>r arabischen Präsenz <strong>in</strong><br />
<strong>Sizilien</strong> auf. Darüber h<strong>in</strong>aus erlaubt e<strong>in</strong>e<br />
Besichtigung <strong>de</strong>s Inneren, sich e<strong>in</strong> Bild von <strong>de</strong>r<br />
mittelalterlichen <strong>isla</strong>mischen Palastarchitektur zu<br />
machen, da man sich bei <strong>de</strong>r Restaurierung<br />
bemüht hat, so weit wie möglich die ursprüngliche<br />
Anlage <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s zu erhalten. Beson<strong>de</strong>rs <strong>in</strong>teressant<br />
ist das Belüftungs- und Kühlsystem <strong>de</strong>r<br />
Räume, unter <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r sogenannte Fontänensaal<br />
mit Mosaiken ausgestattet ist.<br />
Der Palast Chiaramonte o<strong>de</strong>r Steri - Er ist<br />
das be<strong>de</strong>utendste Bauwerk, das uns als Zeugnis<br />
<strong>de</strong>r mächtigen Familie <strong>de</strong>r Chiaramonte erhalten<br />
geblieben ist, welche vom 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt an <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>r politischen und wirtschaftlichen Geschichte<br />
<strong>Sizilien</strong>s e<strong>in</strong>e herausragen<strong>de</strong> Rolle gespielt hat.<br />
Der Urahn dieser Familie war Manfred I., <strong>de</strong>r<br />
se<strong>in</strong>e gewaltige Macht auch durch <strong>de</strong>n Bau e<strong>in</strong>es<br />
großen, prunkvollen Wehrpalastes <strong>de</strong>monstrieren<br />
wollte, e<strong>in</strong>es “Hosteriums”, <strong>de</strong>ssen Grundste<strong>in</strong><br />
1307 gelegt wur<strong>de</strong>. Der Bau wur<strong>de</strong> von se<strong>in</strong>em<br />
sohn Manfred II. und dann vom Enkel Manfred<br />
III. fortgeführt.<br />
Nach <strong>de</strong>m Nie<strong>de</strong>rgang <strong>de</strong>r Familie Chiaramonte<br />
wur<strong>de</strong> das Gebäu<strong>de</strong> von König Mart<strong>in</strong><br />
zum Sitz <strong>de</strong>s Inquisitionsgerichts sowie <strong>de</strong>r<br />
Gerichte <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Regierungen <strong>Sizilien</strong>s<br />
bestimmt. Gegenwärtig beherbergt das Gebäu<strong>de</strong><br />
das Rektorat <strong>de</strong>r Universität Palermo. Stilistisch<br />
ist <strong>de</strong>r Steri das wichtigste Beispiel für die sizilianische<br />
Architektur <strong>de</strong>s 14. Jahrhun<strong>de</strong>rts, die auch<br />
“chiaramontanisch” genannt wird und stark von<br />
<strong>isla</strong>mischen und normannischen Traditionen<br />
bee<strong><strong>in</strong>f</strong>lußt wird.<br />
Die Kirche San Francesco d’Assisi - Im 13.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt erbaut, wur<strong>de</strong> sie <strong>in</strong> <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rten mehrfach erweitert und umgebaut.<br />
Nach <strong>de</strong>n Bombar<strong>de</strong>ments <strong>de</strong>s Zweiten Weltkriegs<br />
schritt man zu e<strong>in</strong>er generellen Restaurierung, die<br />
<strong>de</strong>r Kirche ihr ursprüngliches Aussehen <strong>de</strong>s 13.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts zurückgegeben hat.<br />
In <strong>de</strong>r hohen und ernsten Westfassa<strong>de</strong> öffnet<br />
sich e<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>drucken<strong>de</strong>s gotisches Portal, das von<br />
e<strong>in</strong>er großen Rosette überragt wird. Das weitläufige<br />
Innere, das unter <strong>de</strong>m E<strong><strong>in</strong>f</strong>luß spätromanischen<br />
stils steht, besitzt drei Schiffe mit weitgespannten<br />
gotischen Bögen. Die Kirche beherbergt<br />
zahlreiche Werke berühmter Bildhauer und<br />
Maler, unter <strong>de</strong>nen die Künstlerfamilie Gag<strong>in</strong>i,<br />
Pietro Novelli, Francesco Laurana und Giacomo<br />
Serpotta beson<strong>de</strong>rs erwähnenswert s<strong>in</strong>d.<br />
Die Fontana Pretoria - Der Brunnen<br />
wur<strong>de</strong> ursprünglich vom manieristischen<br />
Architekten Francesco Camilliani für <strong>de</strong>n florent<strong>in</strong>er<br />
Garten <strong>de</strong>s Don Pietro von Toledo entworfen.<br />
Der Sohn <strong>de</strong>s Auftraggebers zog es jedoch<br />
vor, ihn <strong>de</strong>r Stadt Palermo zu e<strong>in</strong>em exorbitant<br />
hohen Preis zu verkaufen. 1574 wur<strong>de</strong> das Werk<br />
<strong>in</strong> 644 E<strong>in</strong>zelteilen nach Palermo gebracht, und<br />
zu se<strong>in</strong>em Aufbau wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Sohn <strong>de</strong>s Künstlers,<br />
Camillo Camil-liani, zu Rate gezogen. Die gesamte<br />
Platzanlage, die von mehreren eleganten<br />
Gebäu<strong>de</strong>n e<strong>in</strong>gerahmt wird, unter <strong>de</strong>nen sich <strong>de</strong>r<br />
Palazzo <strong>de</strong>lle Aquile bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t, <strong>de</strong>m heutigen Sitz<br />
<strong>de</strong>s Rathauses, wur<strong>de</strong> <strong>in</strong> Funktion <strong>de</strong>s Brunnens
neugestaltet und ist seit<strong>de</strong>m das Aushängeschild<br />
<strong>de</strong>r Stadt.<br />
Auf e<strong>in</strong>er kreisförmigen Basis türmen sich<br />
mehrere Becken übere<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r, die von Allegorien,<br />
Gottheiten und Tierköpfen geschmückt s<strong>in</strong>d, wobei<br />
<strong>de</strong>r gesamte Brunnen von reizen<strong>de</strong>n<br />
Wasserspielen belebt wird. Das ihn umgeben<strong>de</strong><br />
Gitter wur<strong>de</strong> von Giovan Battista Basile entworfen<br />
und 1858 aufgestellt.<br />
Die Quattro Canti (Vier Ecken) - Es ist<br />
dies <strong>de</strong>r allgeme<strong>in</strong> benutzte Name für <strong>de</strong>n kle<strong>in</strong>en<br />
Platz Vigliena, <strong>de</strong>r das Zentrum <strong>de</strong>s ältesten Teils<br />
<strong>de</strong>r Stadt bil<strong>de</strong>t. Er wird auch “Theater <strong>de</strong>r<br />
Sonne” genannt, da er von Sonnenaufgang bis<br />
Sonnenuntergang von ihren Strahlen erleuchtet<br />
wird. Der Entwurf für die Gestaltung <strong>de</strong>s Platzes<br />
stammt aus <strong>de</strong>m Jahr 16<strong>08</strong> und im selben Jahr<br />
begannen die Arbeiten. Nach<strong>de</strong>m die architektonische<br />
Anlage e<strong>in</strong>mal fertiggestellt war, konnte man<br />
zur Ausgestaltung <strong>de</strong>r vier Eckwän<strong>de</strong> <strong>in</strong> drei<br />
unterschiedlichen Etagen schreiten: <strong>in</strong> <strong>de</strong>r untersten<br />
bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich vier Brunnen, die von Statuen<br />
überragt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren je<strong>de</strong> e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>r vier<br />
Jahreszeiten darstellt; über <strong>de</strong>n Statuen s<strong>in</strong>d die<br />
spanischen Könige Karl IV., Philipp II.,III. und<br />
IV. abgebil<strong>de</strong>t; <strong>in</strong> <strong>de</strong>r obersten Etage schließlich<br />
sieht man die vier Schutzpatron<strong>in</strong>nen <strong>de</strong>r Stadt:<br />
die Hl. Christ<strong>in</strong>e, die Hl.Oliva, die Hl. N<strong><strong>in</strong>f</strong>a und<br />
die Hl. Agatha.<br />
Der Platz war über lange Zeit h<strong>in</strong> das<br />
Zentrum <strong>de</strong>r Stadt, e<strong>in</strong>e elegante Promena<strong>de</strong>, auf<br />
<strong>de</strong>r die neuesten Nachrichten und Gerüchte ausgetauscht<br />
und die Dienstleute an neue Herrschaften<br />
vermittelt wur<strong>de</strong>n. Gleichzeitig war er das Symbol<br />
<strong>de</strong>r Stadterneuerung durch die Spanier, die <strong>de</strong>n<br />
bei<strong>de</strong>n Hauptverkehrsa<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>r via Maqueda und<br />
<strong>de</strong>m Cassaro, <strong>de</strong>m heutigen corso Vittorio<br />
Emanuele, Glanz verleihen wollten, <strong>in</strong><strong>de</strong>m sie an<br />
ihrer Kreuzung e<strong>in</strong>en Platz e<strong>in</strong>richteten.<br />
Die Chiesa <strong>de</strong>l Gesù (Casa Professa)<br />
(Jesuitenkirche) - Sie erhebt sich auf e<strong>in</strong>em an<br />
dunklen Grotten reichen Hügel, auf <strong>de</strong>n sich<br />
<strong>de</strong>r Uberlieferung nach heilige E<strong>in</strong>siedler flüchteten<br />
und wo sich noch heute frühchristliche<br />
Katakomben bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n.<br />
Der erste Bau auf <strong>de</strong>r Anhöhe war e<strong>in</strong><br />
Konvent <strong>de</strong>r Basilianermönche aus <strong>de</strong>m 9.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt. Seit dieser Zeit wur<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne<br />
Gebäu<strong>de</strong> an <strong>de</strong>m Ort aufgeführt, darunter fünf<br />
Kirchen, die alle <strong>in</strong> <strong>de</strong>r ersten, 1564 begonnenen<br />
Jesuitenkirche aufg<strong>in</strong>gen. Diese wur<strong>de</strong> ihrerseits<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e weitere e<strong>in</strong>geschlossen, mit <strong>de</strong>ren Bau 1591<br />
begonnen und die 1633 fertiggestellt wur<strong>de</strong>. E<strong>in</strong><br />
heftiges Bombar<strong>de</strong>ment im Jahre 1943 zerstörte<br />
weite Teile <strong>de</strong>s stattlichen Bauwerks. Die<br />
Restaurierungsarbeiten haben fast alle<br />
Stuckarbeiten und Fresken wie<strong>de</strong>r zum Vorsche<strong>in</strong><br />
gebracht, so daß die Kirche sich heute <strong>in</strong> ihrem<br />
ursprünglichen Gewand zeigt.<br />
Das Innere verb<strong>in</strong><strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Ernst <strong>de</strong>r<br />
Spätrenaissance mit <strong>de</strong>r neuen barocken<br />
Räumlichkeit. Über alles erstreckt sich e<strong>in</strong>e ununterbrochene<br />
Decke aus Dekorationen, die sich aus<br />
<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nartigsten Elementen zusammensetzen:<br />
Blumen, Obst, Blätter, Tiere und Putten<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Marmor<strong>in</strong>tarsien von größter Bewegung,<br />
Eleganz und e<strong>in</strong>er unübersehbaren Vielzahl von<br />
Farben dargestellt.<br />
Das Oratorio <strong>de</strong>l Rosario di San<br />
Domenico (Oratorium vom Rosenkranz <strong>de</strong>s<br />
Hl. Domenikus) - Diese kle<strong>in</strong>e Kapelle wur<strong>de</strong><br />
1578 von <strong>de</strong>m zehn Jahre zuvor gegrün<strong>de</strong>ten<br />
Rosenkranzor<strong>de</strong>n erbaut, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m sich die wohlhabendsten<br />
Kaufleute und Künstler <strong>de</strong>r Stadt vere<strong>in</strong>igten.<br />
Im Verlaufe <strong>de</strong>s zweiten Jahrzehnts <strong>de</strong>s 18.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts wur<strong>de</strong> sie von Giacomo Serpotta <strong>in</strong><br />
ihrer Gesamtheit ausgeschmückt, <strong>de</strong>r uns damit<br />
e<strong>in</strong> Werk von außergewöhnlicher Schönheit h<strong>in</strong>terließ.<br />
Entlang se<strong>in</strong>er Wän<strong>de</strong> bieten sich hellweiße<br />
Skulpturen, die hier und da vergol<strong>de</strong>te Partien zieren,<br />
<strong>de</strong>m Staunen <strong>de</strong>s Betrachters dar, <strong>de</strong>ssen<br />
Aufmerksamkeit vor allem von <strong>de</strong>n schönen, nicht<br />
gera<strong>de</strong> asketischen weiblichen Figuren angezogen<br />
wird, welche die Tugen<strong>de</strong>n darstellen und von<br />
e<strong>in</strong>er Unzahl von Putten umgeben s<strong>in</strong>d.<br />
Zwischen <strong>de</strong>n Statuen hängen Gemäl<strong>de</strong> mit<br />
Mysteriendarstellungen, und das Deckengewölbe<br />
wird von e<strong>in</strong>em Fresko <strong>de</strong>s Novelli geschmückt.<br />
Der Altar zeichnet sich durch e<strong>in</strong> beachtenswertes<br />
Gemäl<strong>de</strong> van Dycks aus, welches die Jungfrau<br />
Maria vom Rosenkranz darstellt.<br />
Das Oratorium von San Lorenzo - Es<br />
wur<strong>de</strong> 1569 vom Franziskaneror<strong>de</strong>n <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Nähe<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Heiligen aus Assisi geweihten Kirche<br />
errichtet.<br />
Zwischen <strong>de</strong>n Jahren<br />
1699 und 1706 wur<strong>de</strong> es von Giacomo<br />
Serpotta aus<strong>de</strong>koriert, <strong>de</strong>r hier zu<br />
formaler Perfektion gelang und se<strong>in</strong><br />
Meisterwerk schuf.<br />
Die Phantasie <strong>de</strong>s von jeglicher<br />
Verpflichtung freien Künstlers führt<br />
zu e<strong>in</strong>er unerschöpflichen Gestaltungskraft.<br />
E<strong>in</strong>e unablässige Flut<br />
festlicher Putten umrahmt Reliefs<br />
mit Darstellun-gen aus <strong>de</strong>m<br />
Leben <strong>de</strong>s Hl. Lorenz und <strong>de</strong>s<br />
Hl. Franziskus sowie allegorische<br />
Figuren und schafft so e<strong>in</strong><br />
homogenes Ganzes von überwältigen<strong>de</strong>r<br />
Schönheit.<br />
Das Theater Massimo -<br />
Es ist e<strong>in</strong>es <strong>de</strong>r größten und<br />
prächtigsten Theater Europas<br />
und wur<strong>de</strong> von G. B. Basile entworfen,<br />
<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>n Beg<strong>in</strong>n <strong>de</strong>r<br />
Arbeiten leitete (1875), und von<br />
se<strong>in</strong>em Sohn Ernesto 1897 fertiggestellt.<br />
Es steht auf <strong>de</strong>m Platz G.<br />
Verdi, <strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Abriß e<strong>in</strong>er<br />
großen Zahl barocker Gebäu<strong>de</strong> entstand,<br />
unter <strong>de</strong>nen sich auch e<strong>in</strong>ige<br />
von überragen<strong>de</strong>m Wert befan<strong>de</strong>n.<br />
Das Theater charakterisiert e<strong>in</strong><br />
edler Stil, <strong>de</strong>r sich am Klassizismus<br />
<strong>in</strong>spiriert; es be<strong>de</strong>ckt e<strong>in</strong>e Fläche von<br />
7730 m 2 und drückt <strong>in</strong> allem jenes<br />
Bedürfnis nach Wür<strong>de</strong> und<br />
Ausgeglichenheit aus, welches das<br />
Bürgertum <strong>de</strong>s vergangenen<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts kennzeichnet.<br />
Palermo<br />
E<strong>in</strong>e <strong>de</strong>r skulpturen<br />
<strong>de</strong>r Villa<br />
Palagonia <strong>in</strong><br />
Bagheria.<br />
9
Cefalù. Oben<br />
die Fassa<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s von Roger<br />
II. gestifteten<br />
normannischen<br />
Doms.<br />
Rechts: das<br />
mit Gold<br />
grundierte<br />
Mosaik <strong>de</strong>s<br />
Christus<br />
Pantokrator <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>r Kuppel<br />
<strong>de</strong>s Doms.<br />
10<br />
BAGHERIA<br />
Die Stadt liegt <strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>er von<br />
Zitrusplantagen, Ölha<strong>in</strong>en und We<strong>in</strong>bergen<br />
be<strong>de</strong>ckten Nie<strong>de</strong>rung. Sie bil<strong>de</strong>te sich im Laufe <strong>de</strong>s<br />
18. Jahrhun<strong>de</strong>rts um die Villa <strong>de</strong>s Fürsten<br />
Giuseppe Branciforte, <strong>de</strong>r das Land zu bewirtschaften<br />
begann und 1657 dort se<strong>in</strong>e Villa errichtete.<br />
1769 legte Salvatore Branciforte die lange,<br />
gera<strong>de</strong> Straße an, die von se<strong>in</strong>er Villa auf das<br />
Meer zu verläuft, sowie die sie rechtw<strong>in</strong>klig kreuzen<strong>de</strong><br />
Straße und schuf damit die Hauptachsen für<br />
die spätere Entwicklung <strong>de</strong>r Stadt.<br />
Das Städtchen ist wegen se<strong>in</strong>er zahlreichen<br />
Villen berühmt, die <strong>de</strong>r palermitanische A<strong>de</strong>l hier<br />
im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt als sommerliche Wohnsitze<br />
erbaute.<br />
Die Villa Grav<strong>in</strong>a von Valguarnera wur<strong>de</strong><br />
1721 nach <strong>de</strong>m Plan von Tommaso Maria Napoli<br />
errichtet. Es han<strong>de</strong>lt sich um die von allen Villen<br />
am besten erhaltene und auch <strong>de</strong>r sie umgeben<strong>de</strong><br />
Park zeigt sich noch <strong>in</strong> gutem Zustand.<br />
Sie ist darüber h<strong>in</strong>aus diejenige, die am<br />
getreuesten <strong>de</strong>m “klassischen” Aufriß <strong>de</strong>s 16. f<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts folgt, <strong>de</strong>r zwei niedrige Baukörper<br />
vorsah, welche sich bühnenbildartig vor das<br />
Zentralgebäu<strong>de</strong> schieben. Dieser Anlagetyp hatte<br />
im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt e<strong>in</strong>en enormen Erfolg und<br />
wur<strong>de</strong> beim Entwurf <strong>de</strong>r Villen <strong>in</strong> weitem<br />
Umfang angewandt. Vor <strong>de</strong>m Hauptgebäu<strong>de</strong> öffnet<br />
sich e<strong>in</strong> großer Freiplatz, <strong>de</strong>r aus zwei<br />
Halbrund besteht, und e<strong>in</strong>e große zentrale Treppe<br />
mit sich zwei gegenüberliegen<strong>de</strong>n Aufgängen
führt zur Wohn-etage. Den oberen Mauerrand<br />
ziert e<strong>in</strong>e Reihe von Statuen von I. Marabitti,<br />
während sich im Inneren Dekorationen von E.<br />
Interguglielmi bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n.<br />
Auch die Villa Palagonia wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>m<br />
Architekten <strong>de</strong>r Villa Valguarnera entworfen und<br />
zeigt <strong>de</strong>mentsprechend mit dieser e<strong>in</strong>ige<br />
Geme<strong>in</strong>samkeiten auf. Aber ihre Orig<strong>in</strong>alität und<br />
ihr Ruf s<strong>in</strong>d doch völlig an<strong>de</strong>re, obgleich nicht so<br />
sehr durch das Gebäu<strong>de</strong> selbst bestimmt, als vielmehr<br />
durch die ungewöhnlichen Skulpturen, die<br />
von e<strong>in</strong>em <strong>de</strong>r Enkel <strong>de</strong>s Erbauers h<strong>in</strong>zugefügt<br />
wur<strong>de</strong>n und von <strong>de</strong>nen die Reisen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s 18.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts, von Goethe bis Brydone, von<br />
Sw<strong>in</strong>burne bis Houèl, mit Worten berichten, die<br />
vom Erstaunen bis zum Abscheu reichen. Houèl<br />
fertigte e<strong>in</strong>e Reihe von genauen Zeichnungen an,<br />
auf Grund <strong>de</strong>ren wir uns e<strong>in</strong> Bild davon machen<br />
11
12<br />
Oben, <strong>de</strong>tail<br />
<strong>de</strong>r Fassa<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s Doms <strong>in</strong><br />
Monreale.<br />
können, wie die Villa <strong>de</strong>s seltsamen Herrn ausgesehen<br />
haben mag. Ferd<strong>in</strong>ando Grav<strong>in</strong>a, so hieß<br />
dieser Fürst, war von e<strong>in</strong>er bizarren Phantasie<br />
ergriffen, die viele se<strong>in</strong>er Zeitgenossen für nichts<br />
an<strong>de</strong>res als Geistesverwirrung hielten, und bestellte<br />
bei verschie<strong>de</strong>nen Kunsthandwerkern 600<br />
Ungeheuer darstellen<strong>de</strong> Statuen, und wie es<br />
sche<strong>in</strong>t, wetteiferten diese darum, wer wohl die<br />
häßlichste, verunstaltetste, erschreckendste o<strong>de</strong>r<br />
e<strong><strong>in</strong>f</strong>ach komischste schaffen wer<strong>de</strong>. Heute s<strong>in</strong>d von<br />
dieser außergewöhnlichen Skulpturenserie nur 62<br />
erhalten geblieben, die, aufgereiht auf <strong>de</strong>m Sims<br />
<strong>de</strong>r Umfassungsmauer, <strong>de</strong>r Villa <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em grotesken<br />
Zusammentreffen <strong>de</strong>n Hof machen.<br />
CEFALÙ<br />
Dank <strong>de</strong>r strategisch günstigen Lage <strong>de</strong>s<br />
Ortes, <strong>de</strong>r von e<strong>in</strong>em gigantischen Felsen<br />
beschützt wird, und dank <strong>de</strong>r Fruchtbarkeit dieses<br />
Landstrichs sie<strong>de</strong>lten schon <strong>in</strong> allerfrühester Zeit<br />
Menschen im Gebiet von Cefalù. Ihre Präsenz<br />
wird durch Fun<strong>de</strong> belegt, die <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Grotten <strong>de</strong>s<br />
Ostabhangs <strong>de</strong>s Felsens gemacht wur<strong>de</strong>n. Die<br />
Stadtgeschichte beg<strong>in</strong>nt allerd<strong>in</strong>gs erst im 5.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt v.Chr. Aus dieser Zeit stammen die<br />
megalithischen Mauern, die das Städtchen am<br />
Fuß <strong>de</strong>s Felsens umgaben. Er war es, <strong>de</strong>r auf<br />
Grund se<strong>in</strong>er <strong>in</strong>s Auge fallen<strong>de</strong>n Lage <strong>de</strong>r<br />
Siedlung <strong>de</strong>n Namen gab, welche Cephaloedium<br />
genannt wur<strong>de</strong>, was soviel wie “Kopf” heißt und<br />
die Form dieses Felsens beschreibt.<br />
Die Stadt wur<strong>de</strong> später von Roger II. im 12.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt neu gegrün<strong>de</strong>t, wobei e<strong>in</strong>em<br />
Stadtplan gefolgt wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r sie noch heute<br />
bestimmt. Welche Be<strong>de</strong>utung diese Neugründung<br />
besaß, sieht man am besten am Dom, <strong>de</strong>m Symbol<br />
und <strong>de</strong>r Synthese <strong>de</strong>r Macht Rogers, <strong>de</strong>r nicht<br />
nur die politische, son<strong>de</strong>rn auch die kirchliche<br />
Macht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Hän<strong>de</strong>n vere<strong>in</strong>igte.<br />
Seit <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
hatte die Familie <strong>de</strong>r Ventimiglia die unbeschränkte<br />
Macht über die Stadt <strong>in</strong>ne, und ihre<br />
Resi<strong>de</strong>nz war das Osterio Magno, e<strong>in</strong><br />
Wehrpalast.normannischen Ursprungs, <strong>de</strong>r noch<br />
längs <strong>de</strong>r Hauptstraße sichtbar ist. Die <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
zweiten Hälfte <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts <strong>de</strong>m<br />
Staatsbesitz zugeschlagene Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> erlebte e<strong>in</strong>e<br />
Zeit <strong>de</strong>r Ruhe und <strong>de</strong>s Wohlstands, die lediglich<br />
im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt von e<strong>in</strong>er Perio<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Nie<strong>de</strong>rgangs unterbrochen wur<strong>de</strong>, von <strong>de</strong>m sie<br />
sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten dank e<strong>in</strong>er florieren<strong>de</strong>n<br />
Tourismus<strong>in</strong>dustrie wie<strong>de</strong>r erholt hat.<br />
Die Kathedrale (Verklärung Christi)<br />
wur<strong>de</strong> 1130 auf Veranlassung Rogers II. gegrün<strong>de</strong>t,<br />
<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>er Legen<strong>de</strong> zufolge ihren Bau gelobt<br />
hatte, sollte er unbescha<strong>de</strong>t e<strong>in</strong>em fürchterlichen<br />
Unwetter entkommen, <strong>in</strong> das se<strong>in</strong> Schiff während
<strong>de</strong>r Fahrt nach Palermo geraten war. Die Gewalt<br />
<strong>de</strong>r Elemente warf ihn auf <strong>de</strong>n Strand Cefalùs, wo<br />
<strong>de</strong>r König <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>n Grundste<strong>in</strong> zu <strong>de</strong>m gewaltigen<br />
Bau legte. Es han<strong>de</strong>lt sich zweifellos um e<strong>in</strong>e<br />
<strong>de</strong>r schönsten Kathedralen <strong>de</strong>r Welt, e<strong>in</strong><br />
Musterbeispiel <strong>de</strong>r Romanik <strong>de</strong>s Südreichs. Der<br />
Prospekt wird entschei<strong>de</strong>nd durch die bei<strong>de</strong>n<br />
Ecktürme bestimmt, die 1240 angefügt wur<strong>de</strong>n<br />
und <strong>de</strong>ren gewaltige Baumasse durch Monoforen<br />
und Biforen aufgelockert wird. Die Fassa<strong>de</strong> wird<br />
auf ihrer ganzen Breite von e<strong>in</strong>em sich <strong>in</strong> zwei<br />
Ebenen erstrecken<strong>de</strong>n Band aus sich überschnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Sche<strong>in</strong>loggien geschmückt. 1472 wur<strong>de</strong><br />
e<strong>in</strong> lichter Portikus auf dreifachem Bogen angefügt.<br />
Das Innere besteht aus drei Schiffen, die von<br />
zwei marmornen Säulenreihen unterteilt wer<strong>de</strong>n,<br />
welche sieben weitgespannte Bögen tragen. Die<br />
Decke <strong>de</strong>s Mittelschiffs besteht aus bemaltem<br />
Holz und stellt e<strong>in</strong> be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s Beispiel <strong>isla</strong>mischer<br />
Kunst auf <strong>Sizilien</strong> dar.<br />
Die Apsis, die Vierung und die angrenzen<strong>de</strong>n<br />
Wän<strong>de</strong> s<strong>in</strong>d mit vergol<strong>de</strong>ten Mosaiken belegt,<br />
die von e<strong>in</strong>em überwältigen<strong>de</strong>n Christus als<br />
Weltherrscher (Pantokrator) dom<strong>in</strong>iert wer<strong>de</strong>n,<br />
e<strong>in</strong>em makellosen Beispiel re<strong>in</strong>ster byzant<strong>in</strong>ischer<br />
Tradition und Ausführung, und das vielleicht die<br />
vollkommendste Christusdarstellung <strong>de</strong>r gesamten<br />
christlichen Kunst darstellt. Unter ihm bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n<br />
sich, <strong>de</strong>r liturgischen Hierarchie folgend<br />
angeordnet, die Jungfrau Maria, die Erzengel und<br />
die Apostel.<br />
MONREALE<br />
Auf e<strong>in</strong>er Höhe von 300 m ü.d.M. wuchs<br />
dieses Städtchen am Fuße <strong>de</strong>s Monte Caputo im<br />
Laufe <strong>de</strong>s frühen Mittelalters langsam um die<br />
Benedikt<strong>in</strong>erabtei und <strong>de</strong>n monumentalen Dom.<br />
Dieser (Santa Maria la Nuova) entstand <strong>in</strong> kurzer<br />
Zeit zwischen <strong>de</strong>n Jahren 1174 und 1176 auf<br />
Veranlassung König Wilhelms II. Der Legen<strong>de</strong><br />
zufolge ließ dieser mit <strong>de</strong>r Errichtung <strong>de</strong>s gewaltigen<br />
Sakralbaues beg<strong>in</strong>nen, nach<strong>de</strong>m ihm die<br />
Jungfrau Maria erschienen war und ihm <strong>de</strong>n Ort<br />
ent<strong>de</strong>ckt hatte, an <strong>de</strong>m e<strong>in</strong> kostbarer Schatz vergraben<br />
lag, mit <strong>de</strong>r Auflage, diesen für e<strong>in</strong>en<br />
frommen Zweck zu verwen<strong>de</strong>n. Wohl wur<strong>de</strong><br />
Wilhelm auch von <strong>de</strong>m Wunsch gedrängt, se<strong>in</strong>em<br />
Großvater nicht nachzustehen, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Dom<br />
von Cefalù, die Kirche San Giovanni <strong>de</strong>gli<br />
Eremiti und die Cappella Palat<strong>in</strong>a <strong>in</strong> Palermo<br />
errichtet hatte. Die große Kirche diente <strong>de</strong>nn<br />
auch zur weiteren Er<strong>in</strong>nerung se<strong>in</strong>es Namens.<br />
Für ihren Entwurf wur<strong>de</strong>n <strong>isla</strong>mische<br />
Architekten herangezogen, die aus <strong>de</strong>m Umkreis<br />
<strong>de</strong>r fatimitischen Kunst stammten und zahlreiche<br />
Ausdrucksmittel und Raumlösungen <strong>de</strong>r<br />
Palastarchitektur ihres Lan<strong>de</strong>s auf christliche<br />
Bauwerke übertrugen o<strong>de</strong>r ihnen anpaßten. Trotz<br />
<strong>de</strong>r nicht immer glücklichen Restaurierungen<br />
und Zusätze ist <strong>de</strong>r Dom im großen und ganzen<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ursprünglichen Pracht erhalten geblieben.<br />
Die Fassa<strong>de</strong> wird von e<strong>in</strong>em Motiv aus<br />
Bl<strong>in</strong>darka<strong>de</strong>n geschmückt, die heute zum Teil<br />
von <strong>de</strong>m im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt angefügten Portikus<br />
ver<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n, unter <strong>de</strong>m sich e<strong>in</strong> großes<br />
Portal mit Bronzeflügeln, e<strong>in</strong>er Arbeit Bonanno<br />
Pisanos aus <strong>de</strong>m Jahr 1186, öffnet. An <strong>de</strong>r I<strong>in</strong>ken<br />
Kirchenseite bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich e<strong>in</strong> weiterer langer<br />
Portikus aus <strong>de</strong>m 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt, e<strong>in</strong> Werk<br />
Gian Domenico und Fazio Gag<strong>in</strong>is, während<br />
man an <strong>de</strong>r Ostseite die drei großen, <strong>in</strong> ihrer<br />
ganzen Prachtentfaltung noch erhaltenen<br />
Apsi<strong>de</strong>n mit ihrer Dekoration aus Kalkste<strong>in</strong> und<br />
Lava bewun<strong>de</strong>rn kann.<br />
Das Innere <strong>de</strong>s Doms stellt sich <strong>de</strong>m Auge<br />
<strong>de</strong>s Betrachters noch ganz wie im 12.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt dar (abgesehen von <strong>de</strong>r Holz<strong>de</strong>cke,<br />
die nach e<strong>in</strong>em Brand im Jahre 1811 nachgestaltet<br />
wur<strong>de</strong>). Der Grundriß ist <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>er Basilika,<br />
die Ausmaße s<strong>in</strong>d gigantisch mit e<strong>in</strong>er Länge<br />
von 102 m und e<strong>in</strong>er Breite von 40 m. Die<br />
Wän<strong>de</strong> s<strong>in</strong>d fast gänzlich mit Musivarbeiten auf<br />
e<strong>in</strong>er Fläche von 6340 m2 be<strong>de</strong>ckt. Das künstlerische<br />
Niveau dieser Arbeiten ist sowohl im<br />
H<strong>in</strong>blick auf <strong>de</strong>n zeichnerischen Entwurf als<br />
auch auf die Ausführung erstaunlich hoch. Die<br />
Mosaikarbeiten wur<strong>de</strong>n byzant<strong>in</strong>ischen<br />
Werkstätten anvertraut, daher ist auch die<br />
Ikonographie durchweg orthodoxer Prägung.<br />
Doch verraten die entspannte Haltung <strong>de</strong>r<br />
Figuren, ihre sanft fallen<strong>de</strong>n Gewän<strong>de</strong>r sowie die<br />
Bewegungsl<strong>in</strong>ien im Vergleich zur Cappella<br />
Palat<strong>in</strong>a o<strong>de</strong>r zur Martorana e<strong>in</strong>e markante,<br />
ganz Italien eigentümliche Weiterentwicklung<br />
<strong>de</strong>s Stils. So waren es zu Ausgang <strong>de</strong>s 12.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts italienische Künstler, die das<br />
Primat <strong>de</strong>r ikonographischen Kunst <strong>in</strong>nehielten.<br />
Der Mosaikzyklus entwickelt das Motiv <strong>de</strong>s<br />
Triumphs <strong>de</strong>s Christentums <strong>in</strong> drei unterschiedlichen<br />
Abschnitten: die Begebenheiten vor <strong>de</strong>r<br />
Fleischwerdung (Altes Testament), Ep<strong>iso</strong><strong>de</strong>n<br />
aus <strong>de</strong>m Leben Christi (Evangelium), Ereignisse<br />
nach <strong>de</strong>m Tod Christi und aus <strong>de</strong>m Leben <strong>de</strong>r<br />
Apostel (Evangelium und Apostelgeschichte).<br />
Alles wird von e<strong>in</strong>em gigantischen Pantokrator<br />
(alle<strong>in</strong> die rechte Hand ist zwei Meter lang) <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>r Mittelapsis überragt, welcher Synthese und<br />
Zielpunkt <strong>de</strong>s gesamten musivischen Zyklus ist.<br />
Der ebenfalls auf die Regierungszeit<br />
Wilhelms II. zurückgehen<strong>de</strong> Kreuzgang war<br />
Teil e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>m Dom angeschlossenen<br />
Benedikt<strong>in</strong>erabtei. Er wird aus e<strong>in</strong>em Quadrat<br />
von 47 mal 47 Metern gebil<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>ssen Plan<br />
zweifellos christlichen Ursprungs ist, <strong>de</strong>ssen<br />
generelle Ausführung jedoch <strong>de</strong>n Geist und die<br />
Atmosphäre <strong>isla</strong>mischer Arka<strong>de</strong>nhöfe atmet. Die<br />
<strong>de</strong>n reich bepflanzten Garten e<strong>in</strong>grenzen<strong>de</strong>n<br />
Bögen wer<strong>de</strong>n von 228 paarweise gruppierten<br />
Säulchen getragen, die mit E<strong>in</strong>legearbeiten sorgsam<br />
verziert s<strong>in</strong>d und <strong>in</strong> <strong>de</strong>ren Kapitelle<br />
Pflanzen- und Tiermotive sowie phantastische<br />
Gebil<strong>de</strong> gehauen s<strong>in</strong>d. Von beson<strong>de</strong>rem Interesse<br />
ist das 19. Kapitell <strong>de</strong>s Westgangs, auf <strong>de</strong>m e<strong>in</strong>e<br />
Schenkungsszene Wilhelm II. zeigt, wie er <strong>de</strong>n<br />
Dom <strong>de</strong>r Jungfrau Maria überreicht. In <strong>de</strong>r südlichen<br />
Ecke ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en abgeteilten<br />
Viereck e<strong>in</strong> reizen<strong>de</strong>r Brunnen aufgestellt, <strong>de</strong>ssen<br />
kristallklares Wasser e<strong>in</strong>er mit Intarsien<br />
belegten Säule entspr<strong>in</strong>gt.<br />
Palermo<br />
13
Agrigento<br />
14<br />
So e<strong>in</strong> herrlicher Frühl<strong>in</strong>gsblick wie <strong>de</strong>r heutige<br />
“ bei aufgehen<strong>de</strong>r Sonne ward uns freilich nie<br />
durchs ganze Leben. (...) Nur gegen das mittägige<br />
En<strong>de</strong> dieser grünen<strong>de</strong>n und blühen<strong>de</strong>n Fläche<br />
sieht man <strong>de</strong>n Tempel <strong>de</strong>r Konkordia hervorragen,<br />
<strong>in</strong> Osten die wenigen Trümmer <strong>de</strong>s Junotempels;<br />
die übrigen, mit <strong>de</strong>n genannten <strong>in</strong> gra<strong>de</strong>r L<strong>in</strong>ie<br />
gelegenen Trümmer an<strong>de</strong>rer heiliger Gebäu<strong>de</strong><br />
bemerkt das Auge nicht von oben, son<strong>de</strong>rn eilt<br />
weiter südwärts nach <strong>de</strong>r Strandfläche, die sich<br />
noch e<strong>in</strong>e halbe Stun<strong>de</strong> bis gegen das Meer<br />
erstreckt.”<br />
Noch heute hat sich fast nichts an <strong>de</strong>r<br />
Landschaft, die Goethe im April 1787 bestaunte,<br />
geän<strong>de</strong>rt, und das Tal <strong>de</strong>r Tempel ist <strong>de</strong>r bestbekannte<br />
und meistbewun<strong>de</strong>rte Teil Agrigents. Die<br />
sich hier bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Monumente s<strong>in</strong>d all das, was<br />
von <strong>de</strong>r antiken Stadt Akragas übriggeblieben ist,<br />
welche im 6. Jahrhun<strong>de</strong>rt v.Chr. von Siedlern aus<br />
Gela gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> und sich im Laufe von hun<strong>de</strong>rt<br />
Jahren zur “schönsten Stadt <strong>de</strong>r Sterblichen”<br />
(P<strong>in</strong>dar) entwickelte. Nach<strong>de</strong>m sie 406 von <strong>de</strong>n<br />
Karthagern zerstört wor<strong>de</strong>n war, wur<strong>de</strong> sie 340<br />
v.Chr. von Timoleon neu gegrün<strong>de</strong>t und erlebte<br />
neue Glanzzeiten, auch wenn ihr Nie<strong>de</strong>rgang<br />
unabbwendbar war und mit <strong>de</strong>r Machtübernahme<br />
durch die Byzant<strong>in</strong>er besiegelt wur<strong>de</strong>.<br />
Die antike Stadt wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>r Eroberung<br />
durch die Araber im 9. Jahrhun<strong>de</strong>rt verlassen, und<br />
<strong>de</strong>r Siedlungskern beschränkte sich auf e<strong>in</strong>en das<br />
Tal überragen<strong>de</strong>n Hügel und nahm <strong>de</strong>n Namen<br />
Gergent an. Mit <strong>de</strong>r Übernahme <strong>de</strong>r Stadt durch<br />
die Normannen wur<strong>de</strong> sie zur Diözese ernannt<br />
und mit zahlreichen Kirchen ausgestattet. Im 14.<br />
und 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt sowie später im 17. und 18.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt entstan<strong>de</strong>n weitere Paläste und<br />
Monumente.<br />
1927 erhielt die Stadt <strong>de</strong>n Namen Agrigent<br />
und zählt heute 56.000 E<strong>in</strong>wohner.<br />
Zu ihrer Besichtigung benötigt man e<strong>in</strong>en<br />
Tag.<br />
Kunst<strong>de</strong>nkmäler - Das Tal <strong>de</strong>r Tempel<br />
Der Tempel <strong>de</strong>s olympischen Zeus - “Die<br />
heiligen Tempel und vor allem <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Zeus bezeugen<br />
<strong>de</strong>n Glanz <strong>de</strong>r Stadt zu jener Zeit. Die an<strong>de</strong>ren<br />
Tempel wur<strong>de</strong>n <strong>in</strong> Brand gesteckt o<strong>de</strong>r zerstört,<br />
da die Stadt verschie<strong>de</strong>ne Male erobert<br />
wur<strong>de</strong>. Der Zeustempel blieb ohne Dach, da <strong>de</strong>r<br />
Bau durch e<strong>in</strong>en Krieg unterbrochen wur<strong>de</strong>, und<br />
nach<strong>de</strong>m die Stadt arg gelitten hatte, waren die<br />
Agrigent<strong>in</strong>er nicht mehr imstan<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n Bau fortzuführen..”<br />
schrieb Diodoro Siculo über diesen<br />
gewaltigen Sakralbau, <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r größten <strong>de</strong>r<br />
gesamten antiken Welt ist. Er zeigt h<strong>in</strong>sichtlich<br />
<strong>de</strong>r baulich stilistischen Regeln <strong>de</strong>r Griechen etliche<br />
Eigentümlichkeiten auf: es ist e<strong>in</strong> mit sechs<br />
Frontalsäulen versehener Peripteraltempel, 112 m<br />
lang und fast 57 m breit (auf e<strong>in</strong>er Fläche von<br />
<strong>in</strong>sgesamt annähernd 6500 m 2 ), <strong>de</strong>r nach außen<br />
h<strong>in</strong> von 7 mal 14 fast 57 m <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Höhe<br />
und 4,50 m (!) im Durchmesser betragen<strong>de</strong>n<br />
Halbsäulen abgegrenzt wur<strong>de</strong>, die aus e<strong>in</strong>er die<br />
Säulenzwischenräume völlig schließen<strong>de</strong>n Mauer<br />
hervorkragten. Dieser riesenhafte, über 30 m hohe<br />
Tempel, <strong>de</strong>r <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Glanzzeit <strong>de</strong>r Geschichte<br />
Akragas’, nämlich nach <strong>de</strong>m Sieg bei Himera,<br />
errichtet wur<strong>de</strong>, stellte e<strong>in</strong>e völlig neuartige architektonische<br />
Lösung vor: die Telamonen. Es han<strong>de</strong>lt<br />
sich um menschliche Kolossalstatuen mit seitwärts<br />
<strong>in</strong> Kopfhöhe erhobenen Armen, die dazu dienten,<br />
e<strong>in</strong>e geeignete Auflage für das gewaltige ste<strong>in</strong>erne<br />
Gebälk zu liefern, und die somit im Vere<strong>in</strong> mit <strong>de</strong>n<br />
Säulen e<strong>in</strong>e tragen<strong>de</strong> Funktion übernahmen.
Die genaue Stellung <strong>de</strong>r Telamonen ist jedoch<br />
nicht gewiß: die Forscher haben verschie<strong>de</strong>ne<br />
Hypothesen aufgestellt, und die entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Nachbildungen <strong>in</strong> M<strong>in</strong>iatur s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>de</strong>mselben<br />
e<strong>in</strong>drucksvollen Saal <strong>de</strong>s Archäologischen<br />
Museums <strong>in</strong> Agrigent aufgestellt, <strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>n<br />
e<strong>in</strong>zigen wie<strong>de</strong>r aufgestellten Giganten beherbergt.<br />
(E<strong>in</strong> rückl<strong>in</strong>gs liegen<strong>de</strong>r Gipsabdruck <strong>de</strong>sselben<br />
bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich dagegen im Tempelgebiet).<br />
Gleichzeitig waren die Telamonen wichtige<br />
Elemente baulicher Ornamentik und erfüllten e<strong>in</strong>e<br />
wohlbestimmte symbolische Funktion, <strong>in</strong><strong>de</strong>m sie<br />
im Olympieion an <strong>de</strong>n Triumph <strong>de</strong>s Olymps über<br />
die Giganten er<strong>in</strong>nerten, als diese versucht hatten,<br />
<strong>de</strong>n Himmel zu erstürmen.<br />
Die Bewohner Akragas’ hatten <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>s<br />
kolossalen Gebäu<strong>de</strong>s fast zu En<strong>de</strong> geführt, (man<br />
halte sich zur besseren Vorstellung <strong>de</strong>r Ausmaße<br />
Zwischen <strong>de</strong>n<br />
Pflanzen <strong>de</strong>s<br />
Tals <strong>de</strong>r<br />
Tempel e<strong>in</strong><br />
Blick auf die<br />
Ru<strong>in</strong>en <strong>de</strong>s<br />
Herkules<br />
Tempels.<br />
15
vor Augen, daß <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Tempel gegenüberliegen<strong>de</strong><br />
Altar, <strong>de</strong>r se<strong>in</strong>erseits so groß wie e<strong>in</strong> normaler<br />
Tempel war, zum Vollzug <strong>de</strong>r Hekatomben diente,<br />
bei <strong>de</strong>nen hun<strong>de</strong>rt Ochsen auf e<strong>in</strong>mal geopfert<br />
wur<strong>de</strong>n!), und es fehlte nur das Dach, als die<br />
Stadt von <strong>de</strong>n Karthagern erobert wur<strong>de</strong>.<br />
Himilkon plün<strong>de</strong>rte <strong>de</strong>n Tempel und zerstörte se<strong>in</strong><br />
Inneres, doch gelang es ihm wegen <strong>de</strong>r Ausmaße<br />
und <strong>de</strong>r Stabilität nicht, ihn zu schleifen. Derart<br />
se<strong>in</strong>er Plastiken und Ornamentik beraubt, blieb er<br />
bis <strong>in</strong>s Mittelalter h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> stehen und verfiel erst<br />
langsam angesichts <strong>de</strong>s Fehlens jeglicher Pflege,<br />
<strong>de</strong>r Witterungse<strong><strong>in</strong>f</strong>lüsse, Erdbeben und <strong>de</strong>r<br />
Zerstörungswut von Barbaren und Arabern.<br />
So gewaltig die Ru<strong>in</strong>en sich auch heute darstellen<br />
mögen, so s<strong>in</strong>d sie doch nichts im Vergleich<br />
zu <strong>de</strong>n Ausmaßen <strong>de</strong>s e<strong>in</strong>stigen Olympieion: <strong>de</strong>ssen<br />
Trümmer wur<strong>de</strong>n nämlich im Laufe <strong>de</strong>r Zeit<br />
als Baumaterial benutzt, aber vor allem, um auf<br />
Geheiß König Karls III. von Bourbon und auf <strong>de</strong>n<br />
Rat <strong>de</strong>s agrigent<strong>in</strong>er Bischofs Lorenzo Gioieni h<strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>n Hafen von Porto Empedocle zu bauen(!!).<br />
Der Tempel <strong>de</strong>r Dioskuren - Im weiten<br />
Sakralgebiet um <strong>de</strong>n Zeustempel herum, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m<br />
sich zahlreiche Heiligtümer, Spuren weiterer<br />
Tempel und auch die Agorà bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n, erheben sich<br />
elegant die vier Säulen, die von <strong>de</strong>m kle<strong>in</strong>en, im 5.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt v.Chr. errichteten Bau erhalten<br />
geblieben s<strong>in</strong>d. Se<strong>in</strong> Name stammt wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
von <strong>de</strong>r dritten Olympischen O<strong>de</strong> P<strong>in</strong>dars, welche<br />
er anläßlich <strong>de</strong>r Theoxenia <strong>de</strong>r Dioskuren dichtete.<br />
Der dorische, mit sechs Frontalsäulen versehene<br />
Peripteraltempel war <strong>de</strong>r kle<strong>in</strong>ste <strong>de</strong>s heiligen<br />
Hügels, doch unterschied er sich nach se<strong>in</strong>er<br />
Form, <strong>de</strong>r Zahl und Stellung <strong>de</strong>r Säulen (6 mal<br />
13) nicht von <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren größeren.<br />
Es ist möglich, daß <strong>in</strong> hellenistischer Zeit<br />
Restaurierungen und Verän<strong>de</strong>rungen an ihm vorgenommen<br />
wur<strong>de</strong>n, nach<strong>de</strong>m er von <strong>de</strong>n<br />
Karthagern schwer beschädigt wor<strong>de</strong>n war, wie<br />
die sichtbaren Stilbrüche vermuten lassen.<br />
Da die folgen<strong>de</strong>n Jahrhun<strong>de</strong>rte zu se<strong>in</strong>er völligen<br />
Zerstörung geführt hatten, wur<strong>de</strong> er 1836<br />
teilweise neu aufgebaut, nach<strong>de</strong>m die vier Säulen<br />
und das entsprechen<strong>de</strong> ste<strong>in</strong>erne Gebälk wie<strong>de</strong>r<br />
aufgerichtet wor<strong>de</strong>n waren.<br />
Der Herkulestempel - Es ist <strong>de</strong>r vielleicht<br />
älteste Tempel von Akragas (En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 6.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts), wie e<strong>in</strong>ige archaische Bauelemente<br />
vermuten lassen, so etwa die verlängerte<br />
Grundfläche (6 mal 15 Säulen) und die<br />
Verjüngung <strong>de</strong>r Säulen, und wird zu <strong>de</strong>n schönsten<br />
<strong>de</strong>s Hügels gezählt, doch sicher war er <strong>de</strong>r<br />
berühmteste <strong>de</strong>r Stadt.<br />
Der mit sechs Frontalsäulen versehene<br />
Peripteraltempel maß 74 m mal fast 28 m, was<br />
e<strong>in</strong>er Fläche von 2000 m 2<br />
entspricht und ihn<br />
damit direkt <strong>de</strong>m Zeustempel folgen läßt.<br />
Gesichert ist, daß er <strong>de</strong>m Halbgott geweiht war,<br />
<strong>de</strong>ssen herausragend schöne Bronzestatue sich auf<br />
e<strong>in</strong>ern Sockel <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Cella befand, um von <strong>de</strong>n<br />
Bürgern verehrt zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Von <strong>de</strong>r antiken Konstruktion, die sich <strong>in</strong> auffallen<strong>de</strong>r<br />
Lage über <strong>de</strong>r Porta Aurea (Gol<strong>de</strong>nes<br />
Tor) befand, s<strong>in</strong>d lei<strong>de</strong>r nur acht Säulen erhalten
geblieben (auf <strong>de</strong>nen man, wenn auch nur stellenweise,<br />
Reste e<strong>in</strong>er purpurfarbenen Bemalung<br />
erkennen kann), von <strong>de</strong>nen vier noch ihre bewun<strong>de</strong>rnswert<br />
schönen Kapitelle tragen, sowie <strong>de</strong>r<br />
Ternpelsockel und Reste <strong>de</strong>s Altars. Im Innern<br />
dieses prachtvollen Monuments befand sich zu se<strong>in</strong>er<br />
Bereicherung e<strong>in</strong>e außergewöhnliche Malerei<br />
von Zeusi, auf <strong>de</strong>r Alkmene mit <strong>de</strong>m kle<strong>in</strong>en<br />
schlangentöten<strong>de</strong>n Herkules <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Wiege dargestellt<br />
war. Von diesem durch Pl<strong>in</strong>ius meisterhaft<br />
beschriebenen Werk wird berichtet, daß es <strong>de</strong>m<br />
Künstler selbst <strong>de</strong>rmaßen gut gefallen habe, daß er<br />
es nieman<strong>de</strong>m, egal zu welchem Preis, habe überlassen<br />
wollen und es daher im Tempel aufgestellt<br />
habe.<br />
Der Tempel <strong>de</strong>r Concordia - “Im Tempel<br />
<strong>de</strong>r Concordia”, schreibt Pietro Griffo, e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r<br />
be<strong>de</strong>utendsten Kenner Akragas', “bietet die dorische<br />
Architektur <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 5. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
v.Chr. die ihren Stil kennzeichnen<strong>de</strong> Vielfalt an<br />
fe<strong>in</strong>en Abtönungen <strong>in</strong> vollem Umfang dar.<br />
Der gesamte Bau bietet auch <strong>de</strong>m unbewaffneten<br />
Auge, so man ihn aus e<strong>in</strong>er geeigneten<br />
Position aus betrachtet, an <strong>de</strong>r Basis, an <strong>de</strong>n<br />
Säulen und <strong>de</strong>m ste<strong>in</strong>ernen Gebälk Rundungen<br />
und Verjüngungen dar, welche man auch von<br />
an<strong>de</strong>ren griechischen Tempeln her kennt, (<strong>de</strong>ren<br />
letzter chronologisch gesehen das Parthenon ist),<br />
nur daß sie hier vielleicht ihr Äußerstes an<br />
Anwendungsmöglichkeiten gefun<strong>de</strong>n und zu<br />
e<strong>in</strong>em Meisterwerk an eurhythmischen Formen<br />
und fe<strong>in</strong>en Harmonien geführt haben, das mit<br />
Worten unmöglich zu beschreiben ist. Solcherart<br />
Fe<strong>in</strong>heiten mögen an <strong>de</strong>n gleichaltrigen Tempeln<br />
Agrigents nicht gefehlt haben, und hie und dort<br />
f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich Beweise dafür; doch nie wie<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong><br />
dieser Blick für das Ganze erreicht, <strong>de</strong>ssentwegen<br />
<strong>de</strong>r Tempel <strong>de</strong>r Concordia, abgesehen von <strong>de</strong>r<br />
überwältigen<strong>de</strong>n Landschaft um ihn herum, das<br />
Gefühl <strong>de</strong>s Betrachters mit fast musikalisch zu<br />
nennen<strong>de</strong>n Vibrationen und ekstatischer<br />
Bezauberung anrührt. Und möge Gott es fügen,<br />
daß <strong>de</strong>r Besucher <strong>in</strong> <strong>de</strong>r magischen Stun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Sonnenuntergangs e<strong>in</strong>trifft und die Stätte mit<br />
e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>druck verläßt, <strong>de</strong>n er se<strong>in</strong> Lebtag nicht<br />
vergessen wird.”<br />
Der Name <strong>de</strong>s Tempels ist vollig zufällig, da<br />
er ihm verliehen wur<strong>de</strong>, als man e<strong>in</strong>e römische<br />
Inschrift dar<strong>in</strong> fand, die sich auf die E<strong>in</strong>weihung<br />
e<strong>in</strong>es Heiligtums zu Ehren <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>tracht zwischen<br />
Agrigent und Lilibeo bezog, aber mit <strong>de</strong>m Tempel<br />
selbst <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Beziehung steht.<br />
Der hervorragen<strong>de</strong> Erhaltungszustand ist<br />
e<strong>in</strong>em glücklichen Zufall zu verdanken: im<br />
Gegensatz zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren heidnischen Tempeln,<br />
die <strong>de</strong>r Aberglaube und die Ignoranz <strong>de</strong>r Christen<br />
zerstören wollten, (es wur<strong>de</strong> sogar e<strong>in</strong> beson<strong>de</strong>res<br />
Edikt hierzu erlassen), wur<strong>de</strong> dieser im 15.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>m Hl. Georg geweihte<br />
Kirche umgewan<strong>de</strong>lt. Bei dieser Gelegenheit wur<strong>de</strong>n<br />
die Bögen an <strong>de</strong>n Mauern <strong>de</strong>r Cella sowie<br />
an<strong>de</strong>re Verän<strong>de</strong>rungen angebracht: diese<br />
“Konversion” ermöglichte immerh<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e<br />
Erhaltung. Erst 1788 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Gebäu<strong>de</strong> abgesehen<br />
von <strong>de</strong>n Bögen se<strong>in</strong>e antike und e<strong>in</strong>zigartige<br />
Form zurückgegeben.<br />
In diesem wun<strong>de</strong>rbaren Heiligtum kann man<br />
auch die absolute baulich-technische Strenge<br />
fühlen, die <strong>de</strong>n Tempel auszeichnet, erkennbar<br />
sowohl an <strong>de</strong>r Präzision, mit <strong>de</strong>r die gewaltigen<br />
Tuffste<strong>in</strong>blöcke <strong>de</strong>r Cella gehauen s<strong>in</strong>d, um e<strong>in</strong>e<br />
bestmögliche Haftung zu erzielen, als auch an <strong>de</strong>n<br />
Kanneluren <strong>de</strong>r Säulen, (die erst nach <strong>de</strong>r<br />
Aufschichtung <strong>de</strong>r Säulentrommeln e<strong>in</strong>gearbeitet<br />
wur<strong>de</strong>n), <strong>de</strong>ren fe<strong>in</strong>en, die Säule entlang verlaufen<strong>de</strong>n<br />
Rippen nahtlos von e<strong>in</strong>er Trommel zur<br />
an<strong>de</strong>rn übergehen. Wir f<strong>in</strong><strong>de</strong>n <strong>in</strong> ihm kurz gesagt<br />
e<strong>in</strong> herausragen<strong>de</strong>s Werk, das die griechische<br />
L<strong>in</strong>ks, die<br />
Pfeilern <strong>de</strong>s<br />
Tempels <strong>de</strong>r<br />
Herkules.<br />
Oben, die<br />
Abdruck<br />
e<strong>in</strong>es <strong>de</strong>r<br />
Telamonen.<br />
17
Kultur <strong>Sizilien</strong>s meisterhaft <strong>in</strong> <strong>de</strong>r ganzen Welt<br />
vorstellt.<br />
Der Tempel <strong>de</strong>r Juno Lac<strong>in</strong>ia - Se<strong>in</strong> Name<br />
ist wie <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s benachbarten Concordiatempels<br />
gänzlich vom Zufall bestimmt, (das Ergebnis e<strong>in</strong>er<br />
Verwechselung mit <strong>de</strong>m Heratempel <strong>in</strong> Crotone),<br />
doch mag man sich gern vorstellen, daß dieser so<br />
malerisch an <strong>de</strong>r äußersten Ostspitze <strong>de</strong>s wun<strong>de</strong>rbaren<br />
Hügels gelegene Tempel e<strong>in</strong>st <strong>de</strong>m Kult <strong>de</strong>r<br />
Fruchtbarkeitsgott<strong>in</strong> gedient haben mag.<br />
Die Spuren <strong>de</strong>s Feuers, die überraschen<strong>de</strong>rweise<br />
noch gut an <strong>de</strong>n Mauern <strong>de</strong>r Cella sichtbar<br />
s<strong>in</strong>d, verweisen auf das Unglücksjahr 406 v.Chr.,<br />
als auch dieser mit <strong>de</strong>m Concordiatempel fast<br />
18
i<strong>de</strong>ntische Bau von <strong>de</strong>n Karthagern zerstört<br />
wur<strong>de</strong>.<br />
In <strong>de</strong>r Nähe s<strong>in</strong>d noch e<strong>in</strong> großer Opferaltar<br />
(im Osten) und e<strong>in</strong> von Wagenrä<strong>de</strong>rn tief e<strong>in</strong>gefurchtes<br />
Stück Straße sichtbar, welche vom Tor III<br />
<strong>de</strong>r Stadt hierher führte.<br />
Der Äskulaptempel und das Grab<br />
Therons - Dieser kle<strong>in</strong>e Tempel, <strong>de</strong>r ebenfalls aus<br />
<strong>de</strong>m 5. Jahrhun<strong>de</strong>rt stammt, unterschei<strong>de</strong>t sich<br />
von <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren sowohl aufgrund se<strong>in</strong>er ungewöhnlichen<br />
Lage außerhalb <strong>de</strong>r Stadtmauer<br />
(unterhalb <strong>de</strong>s Concordiatempels), als auch wegen<br />
se<strong>in</strong>er Form (als Antentempel) und se<strong>in</strong>en<br />
beschei<strong>de</strong>nen Ausmaßen (etwa 20 mal 10 m).<br />
Er wird von Polybios anläßlich <strong>de</strong>r römischen<br />
Belagerung 262 v.Chr. sowie von Cicero (<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Anklage gegen Verres) erwähnt und beherbergte<br />
e<strong>in</strong>e Apollonstatue von Myron, die zuerst<br />
von <strong>de</strong>n Karthagern fortgeschleppt, darauf von<br />
Scipio Africanus <strong>de</strong>n Bewohnern von Akragas<br />
zurückgegeben wur<strong>de</strong>, um dann schließlich von<br />
Verres endgültig entführt zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Inmitten <strong>de</strong>r römischen Nekropole, (<strong>de</strong>r sogenannten<br />
Giambertoni), die sich an <strong>de</strong>n Abhängen<br />
<strong>de</strong>s Hügels außerhalb <strong>de</strong>r antiken Stadtmauern<br />
wenige Meter südlich <strong>de</strong>s Herkulestempels h<strong>in</strong>zieht,<br />
bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich das Grab Therons o<strong>de</strong>r das<br />
Hereon, e<strong>in</strong> herausragen<strong>de</strong>s Beispiel dorisch-ionischer<br />
Architektur, das auf das 3. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
v.Chr. zurückgeht und natürlich nichts mit <strong>de</strong>m<br />
Tyrannen von Akragas zu tun hat.<br />
Sehr wahrsche<strong>in</strong>lich wur<strong>de</strong> das Monument<br />
von <strong>de</strong>n Römern zum Gedächtnis an die 300.000<br />
während <strong>de</strong>r Belagerung <strong>de</strong>r Stadt gefallenen<br />
Soldaten errichtet.<br />
Der Hügel von San Nicola und das hellenistisch-römische<br />
Viertel - Diese äußerst reiche<br />
archäologische Zone bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s<br />
Plateaus, auf <strong>de</strong>m die Stadt lag, und man kennt<br />
zahlreiche Kultgebäu<strong>de</strong>, die seit <strong>de</strong>n griechischarchaischen<br />
Zeiten aufe<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r gefolgt s<strong>in</strong>d.<br />
Unter ihnen stechen das Oratorium <strong>de</strong>s Falaris,<br />
das <strong>in</strong> republikanischer Zeit <strong>in</strong> Comitium umgeformte<br />
Ekklesiasterion sowie die Kirche San<br />
Nicola mit <strong>de</strong>m ihr angeschlossenen Konvent hervor.<br />
Das Oratorium <strong>de</strong>s Falaris, (<strong>de</strong>ssen Name von<br />
<strong>de</strong>r Überlieferung herrührt, an diesem Orte habe<br />
sich die Resi<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>s Tyrannen von Akragas<br />
befun<strong>de</strong>n), ist e<strong>in</strong> elegantes Gebäu<strong>de</strong> <strong>in</strong> antis aus<br />
<strong>de</strong>m 1. Jahrhun<strong>de</strong>rt v.Chr., das sich zum Teil <strong>de</strong>m<br />
von <strong>de</strong>n Goten stark verän<strong>de</strong>rten Ekklesiasterion<br />
(Ort <strong>de</strong>r Volksversammlung) überlagert.<br />
Es war dies <strong>de</strong>r Versammlungsort <strong>de</strong>r Bürger<br />
dieser Stadt und faßte 3000 Personen, doch s<strong>in</strong>d<br />
von ihm heute lediglich die Stufen erhalten geblieben.<br />
In <strong>de</strong>rselben Zone ist kürzlich auch das<br />
Bouleuterion (Sitz <strong>de</strong>s Rats) aufgefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n.<br />
Im Osten schließt sich direkt an dieses e<strong>in</strong>malige<br />
archäologische Ensemble das hellenistischrömische<br />
Viertel auf e<strong>in</strong>er Fläche von über 10.000<br />
m 2 an, das e<strong>in</strong>en wun<strong>de</strong>rbaren, zur ehemaligen<br />
Stadt gehörigen, urbanen Komplex beherbergt,<br />
<strong>de</strong>ssen sich überlagern<strong>de</strong> Reste zwischen das 5.<br />
und 4. Jahrhun<strong>de</strong>rt v.Chr. zu datieren s<strong>in</strong>d.<br />
Der Blick auf e<strong>in</strong>en Teil jener Stadt, die sich<br />
zur Zeit Timoleons und während <strong>de</strong>r römischen<br />
Epoche an dieser Stelle erhob, ist von unschätzbarer<br />
Be<strong>de</strong>utung und eröffnet <strong>de</strong>m Besucher die<br />
Möglichkeit, die Ausgefeiltheit <strong>de</strong>s hippodameischen<br />
Straßensystems, die großen Insulae und die<br />
Reste <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>drucksvollen Bauwerke zu studieren.<br />
Agrigento<br />
Der<br />
Tempel <strong>de</strong>r<br />
Dioskuren.<br />
19
Der<br />
Hauptaltar<br />
<strong>de</strong>r Kirche<br />
Santo Spirito<br />
mit <strong>de</strong>n<br />
Stuckarbeiten<br />
<strong>de</strong>s Serpotta.<br />
20<br />
Die Beschreibung dieser Zone verdiente weit<br />
mehr Raum; daher beschränken wir uns darauf,<br />
das sehr <strong>in</strong>teressante und mit zahlreichen<br />
Mosaikfußbö<strong>de</strong>n ausgestattete “Haus mit <strong>de</strong>m<br />
Peristyl” zu erwähnen, sowie das “zweigeschossige<br />
Haus”, das “Haus <strong>de</strong>r Svastiken”, <strong>de</strong>ssen<br />
Mosaiken das magische Symbol <strong>de</strong>s<br />
Sonnenumlaufs darstellen, das “Haus <strong>de</strong>r<br />
Gazelle”, das “<strong>de</strong>s abstrakten Malers” sowie das<br />
“<strong>de</strong>r Aphroditen”.<br />
Zahlreiche weitere archäologische Stätten<br />
Agrigents verdienten e<strong>in</strong>en Besuch, doch sollen<br />
hier nur e<strong>in</strong>ige genannt wer<strong>de</strong>n; <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s<br />
Friedhofs bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich die Reste <strong>de</strong>s Tempels von<br />
Demeter und Kore, auf <strong>de</strong>ssen Mauern <strong>in</strong><br />
normannischer Zeit die Kirche von San Biagio<br />
errichtet wur<strong>de</strong>; das archaisch griechische<br />
Felsenheiligtum <strong>de</strong>r Demeter, das wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
e<strong>in</strong>em autochtonen vorgriechischen Kult diente;<br />
die Reste <strong>de</strong>s Tors I und <strong>de</strong>r griechischen<br />
Befestigungsanlagen.<br />
Im Bereich <strong>de</strong>s Zeustempels bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich<br />
zahlreiche Sakralzonen, das Schwimmbad sowie<br />
die Agorà.<br />
Längs <strong>de</strong>r östlichen Hälfte <strong>de</strong>s Tempelhügels<br />
erstreckt sich die christlich-byzant<strong>in</strong>ische<br />
Nekropole sowie zahlreiche Spuren <strong>de</strong>s<br />
Straßennetzes, das die Tempel mit <strong>de</strong>r Agorà verband.<br />
Die Altstadt<br />
Die Abtei Santo Spirito - Sie ist e<strong>in</strong>es <strong>de</strong>r<br />
schönsten sizilianischen Bauwerke. 1260 erbaut,<br />
wird <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>komplex aus <strong>de</strong>r Kirche und<br />
<strong>de</strong>m sich ihr anschließen<strong>de</strong>n Zisterzienserkloster<br />
gebil<strong>de</strong>t.<br />
Die Kirche zeichnet e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>drucksvolles Portal<br />
chiaramontesischen Stils aus, das von e<strong>in</strong>er reich<br />
gearbeiteten Rosette überragt wird, während bei<strong>de</strong><br />
von neueren barocken Elementen umgeben s<strong>in</strong>d.<br />
Im gleichfalls aus <strong>de</strong>m 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt stammen<strong>de</strong>n<br />
Inneren kann man die zahlreichen<br />
Stuckaturen Serpottas bewun<strong>de</strong>rn, die <strong>in</strong> phantasievoller<br />
Weise die Kirchenwän<strong>de</strong> zieren, sowie<br />
weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Weihwasserbecken aus <strong>de</strong>m 16.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt, e<strong>in</strong>e Madonna <strong>de</strong>s Gag<strong>in</strong>is (o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Schule Gag<strong>in</strong>is) und e<strong>in</strong>e bee<strong>in</strong>drucken<strong>de</strong><br />
Kassetten<strong>de</strong>cke aus Holz aus <strong>de</strong>m Jahre 1758, auf<br />
die das A<strong>de</strong>lswappen <strong>de</strong>r Familie Chiaramonte<br />
gemalt ist. So war es <strong>de</strong>nn auch Marchisia<br />
Prefoglio, die Frau Fe<strong>de</strong>rico Chiaramontes, welche<br />
dank e<strong>in</strong>er großzügigen Schenkung die Gründung<br />
<strong>de</strong>s Komplexes ermöglichte.<br />
Das angrenzen<strong>de</strong> Kloster, auch Badia Gran<strong>de</strong><br />
genannt, das auf das Jahr 1290 zurückgeht, erhält<br />
se<strong>in</strong>en Wert nicht zuletzt von, e<strong>in</strong>em malerischen,<br />
vierflügeligen Kreuzgang, <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r ältesten<br />
und am besten erhaltenen ganz <strong>Sizilien</strong>s ist und <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>m sich verschie<strong>de</strong>ne gotische Portale bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n;<br />
von ganz beson<strong>de</strong>rer Schönheit und Wür<strong>de</strong> ist<br />
jenes spitzbogige und von Biforen flankierte, das<br />
<strong>de</strong>n E<strong>in</strong>gang zur Aula Capitolare (Kapitelsaal)<br />
freigibt. Im Inneren <strong>de</strong>s Klosters bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich<br />
e<strong>in</strong>ige Fresken aus <strong>de</strong>m 16. und 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt.<br />
Die Kirche von San Lorenzo und die<br />
Hypogäen - Die Kirche, die auch <strong>de</strong>n Namen<br />
“vom Fegefeuer” trägt, wur<strong>de</strong> im 17.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt auf <strong>de</strong>r Stelle e<strong>in</strong>es älteren<br />
Kultgebäu<strong>de</strong>s gleichen Namens errichtet. Sie hat<br />
e<strong>in</strong>e elegante Fassa<strong>de</strong> im Renaissance- und<br />
Barockstil mit zwei Reihen von Lisenen, e<strong>in</strong> reich<br />
gestaltetes Portal, das zwei spiralförmige<br />
Säulenschmücken und das von allegorischen<br />
Gruppen e<strong>in</strong>gerahmt wird, welche Glauben und<br />
Barmherzigkeit darstellen, sowie weiter oben e<strong>in</strong><br />
großes Fenster.
Das e<strong>in</strong>schiffige Innere beherbergt acht<br />
Frauenstatuen von Giuseppe und Giacomo<br />
Serpotta, die die Tugen<strong>de</strong>n darstellen.<br />
L<strong>in</strong>ks <strong>de</strong>r Kirche öffnet sich unter e<strong>in</strong>em<br />
Löwen aus Ste<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Hauptzugang zu <strong>de</strong>n antiken<br />
Hypogäen, e<strong>in</strong>em perfekten System unterirdischer<br />
Wasserleitungen, die Akragas mit Tr<strong>in</strong>kwasser<br />
versorgten. Im 5. Jahrhun<strong>de</strong>rt v.Chr. vom<br />
Architekten Feace erbaut, waren die Hypogäen <strong>in</strong><br />
ganz Großgriechenland als e<strong>in</strong>es <strong>de</strong>r vielen<br />
Wun<strong>de</strong>r dieser stadt bekannt.<br />
Die Kirche San Domenico - Auf <strong>de</strong>m Platz<br />
Piran<strong>de</strong>llo bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r schöne, aus <strong>de</strong>r Kirche<br />
San Domenica und <strong>de</strong>m angrenzen<strong>de</strong>n ehemaligen<br />
Konvent <strong>de</strong>r Domenikanerpater bestehen<strong>de</strong><br />
Komplex, <strong>de</strong>r sich auf <strong>de</strong>n Grundmauern <strong>de</strong>s ehemaligen<br />
Palastes <strong>de</strong>s Fürsten von Lampedusa<br />
erhebt. Der aus <strong>de</strong>m 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt stammen<strong>de</strong>,<br />
elegante Bau <strong>de</strong>r Kirche San Domenica besitzt e<strong>in</strong>e<br />
zweigeschossige und von e<strong>in</strong>em Glockenturm flankierte<br />
Fassa<strong>de</strong> im Renaissance- und Barockstil,<br />
<strong>in</strong> <strong>de</strong>ren Mitte sich e<strong>in</strong> großes Portal öffnet,<br />
das von zwei Säulen e<strong>in</strong>gerahmt wird, welche e<strong>in</strong><br />
von e<strong>in</strong>em Medaillon mit <strong>de</strong>r Figur <strong>de</strong>s HI.<br />
Domenikus <strong>in</strong> zwei Teile unterglie<strong>de</strong>rtes<br />
Tympanon tragen.<br />
Der Prospekt wird von e<strong>in</strong>er die Ecknischen<br />
e<strong>in</strong>schließen<strong>de</strong>n Lisenenreihe und e<strong>in</strong>em großen<br />
Mittelfenster vervollständigt.<br />
Im angrenzen<strong>de</strong>n, eleganten Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ehemaligen<br />
Konvents, das heute das Rathaus beherbergt,<br />
ist von G. B. Basile das Theater Luigi<br />
Piran<strong>de</strong>llo errichtet wor<strong>de</strong>n, das jetzt, nach vielen<br />
Jahren endlich restauriert, wie<strong>de</strong>r im alten Glanz<br />
ersche<strong>in</strong>t.<br />
Die Kathedrale - Geht man <strong>in</strong> Richtung<br />
Nor<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Kirche San Domenico entlang, so<br />
biegt man l<strong>in</strong>ks ihrer Fassa<strong>de</strong> <strong>in</strong> die via <strong>de</strong>lle<br />
Orfane e<strong>in</strong> und gelangt zu <strong>de</strong>m großen Platz, auf<br />
<strong>de</strong>m sich majestätisch die Kathedrale erhebt.<br />
Das Gotteshaus wur<strong>de</strong> En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 11.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts vom agrigent<strong>in</strong>er Bischof Gerlando<br />
im normannisch-gotischen Stil errichtet und zwischen<br />
<strong>de</strong>m 14. und <strong>de</strong>m 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt mehrmals<br />
erweitert und umgebaut, wobei von <strong>de</strong>r<br />
ursprünglichen Anlage lediglich die wun<strong>de</strong>rbaren,<br />
noch an <strong>de</strong>r rechten Flanke sichtbaren<br />
Monoforen erhalten s<strong>in</strong>d.<br />
Die Fassa<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kirche erreicht man über e<strong>in</strong>e<br />
breite und sanft ansteigen<strong>de</strong> Freitreppe, an <strong>de</strong>ren<br />
seite sich <strong>de</strong>r majestätische und unvollen<strong>de</strong>t<br />
gebliebene Campanile aus <strong>de</strong>m 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
erhebt, <strong>de</strong>r von zwei Reihen bl<strong>in</strong><strong>de</strong>r Monoforen<br />
gotisch-katalanischen stils sowie von e<strong>in</strong>em<br />
Fenster mit Balkon geschmückt wird, über <strong>de</strong>m<br />
sich e<strong>in</strong> bezaubern<strong>de</strong>r, reichverzierter Rundbogen<br />
bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t.<br />
Das <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es late<strong>in</strong>ischen Kreuzes angelegte<br />
Innere <strong>de</strong>r Kirche ist <strong>in</strong> drei Schiffe aufgeglie<strong>de</strong>rt,<br />
die von rundbögigen Arka<strong>de</strong>n unterteilt wer<strong>de</strong>n,<br />
welche auf achteckigen Pfeilern ruhen; bemerkenswert<br />
s<strong>in</strong>d außer<strong>de</strong>m die reichbemalte<br />
Holz<strong>de</strong>cke, <strong>in</strong> <strong>de</strong>ren Zentrum <strong>de</strong>r Doppelkopfadler<br />
Karls V. abgebil<strong>de</strong>t ist, sowie die prächtigen stuckaturen<br />
und Fresken, die <strong>de</strong>m Ganzen e<strong>in</strong>en festlichen<br />
Anstrich verleihen.<br />
Im rechten Querhaus öffnet sich die kle<strong>in</strong>e<br />
Kapelle von San Gerlando, die von e<strong>in</strong>em fe<strong>in</strong> ziselierten<br />
gotischen Portal überwölbt wird und <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
die Arca aufbewahrt wird, e<strong>in</strong> Reliquienschre<strong>in</strong> von<br />
1639; im l<strong>in</strong>ken Seitenschiff bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich die<br />
Kapelle De Mar<strong>in</strong>is’; <strong>in</strong> <strong>de</strong>r rechten Apsis steht e<strong>in</strong>e<br />
Marmorgruppe von 1495, die die Jungfrau mit <strong>de</strong>m<br />
K<strong>in</strong>d darstellt, und darüber h<strong>in</strong>aus tragen noch<br />
viele weitere Grabmonumente dazu bei, das erhabene<br />
Innere dieses be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Baus zu bereichern.<br />
Agrigento<br />
21
Sciacca. Oben:<br />
die gotische<br />
Fenster-rosette<br />
an <strong>de</strong>r Fassa<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Kirche <strong>de</strong>l<br />
Carm<strong>in</strong>e.<br />
Rechts: das<br />
gotische Portal<br />
<strong>de</strong>s Kirche<br />
Santa<br />
Margherita.<br />
22<br />
Von ganz außergewöhnlicher Be<strong>de</strong>utung ist<br />
<strong>de</strong>r an historisch und künstlerisch wertvollen<br />
Kunstwerken reiche Kirchenschatz, unter <strong>de</strong>nen<br />
<strong>de</strong>r weltberühmte Phaidrasarkophag hervorsticht,<br />
e<strong>in</strong>e bewun<strong>de</strong>rnswerte, elegante, römische<br />
Marmorarbeit aus <strong>de</strong>m Anfang <strong>de</strong>s 3. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
n.Chr., die sich am griechischen Stil <strong>de</strong>s 5.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts v.Chr. orientiert.<br />
Dieses <strong>in</strong> <strong>de</strong>r römischen Nekropole von<br />
Agrigentum aufgefun<strong>de</strong>ne Meisterwerk, (das<br />
gegenwärtig <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Kirche San Nicola steht), ist<br />
von allen großen <strong>Sizilien</strong>reisen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s 18.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt, von Rie<strong>de</strong>sel bis Bartels, beschrieben<br />
und besungen wor<strong>de</strong>n und stellt e<strong>in</strong>ige<br />
Szenen aus <strong>de</strong>m Mythos von Phaidra und<br />
Hippolytos dar.<br />
E<strong>in</strong> ebenso e<strong>in</strong>zigartiges wie mysteriöses<br />
Dokument wird im Archiv <strong>de</strong>r Kathedrale aufbewahrt:<br />
<strong>de</strong>r “Brief <strong>de</strong>s Teufels”, e<strong>in</strong>e Handschrift<br />
aus <strong>de</strong>m 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt, die <strong>in</strong> unentzifferbarer<br />
Schrift verfaßt ist und an e<strong>in</strong>e Nonne adressiert<br />
war.<br />
Der Kathedrale von Agrigent gegenüber<br />
erhebt sich auf gleichem Platz das Bischöfliche<br />
Sem<strong>in</strong>ar, das 1574 vom Bischof Narullo gegrün<strong>de</strong>t<br />
und 1611 vollen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Innen öffnet sich e<strong>in</strong><br />
elegantes Atrium mit Säulengängen und zwei<br />
Reihen von Loggien.<br />
Santa Maria <strong>de</strong>i Greci - Durch die via Santa<br />
Maria <strong>de</strong>i Greci gelangt man zur kle<strong>in</strong>en gleichnamigen<br />
Kirche, die sich im ältesten Viertel <strong>de</strong>r mittelalterlichen<br />
Stadt bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t.<br />
Die im 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt errichtete Kirche erhebt<br />
sich auf <strong>de</strong>n Grundmauern e<strong>in</strong>es dorischen Tempels<br />
aus <strong>de</strong>m 5. Jahrhun<strong>de</strong>rt v.Chr., <strong>de</strong>n e<strong>in</strong>ige für <strong>de</strong>njenigen<br />
<strong>de</strong>r Athena halten und <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Akropolis<br />
von Akragas stand (und <strong>in</strong> <strong>de</strong>m sich Gellia, e<strong>in</strong> reicher<br />
und a<strong>de</strong>liger Bürger von Akragas, umgebracht<br />
haben soll, um nicht <strong>in</strong> die Hän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Karthager zu<br />
fallen).<br />
Die Kirche Santa Maria <strong>de</strong>i Greci, <strong>de</strong>r e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />
und eleganter Hof vorgelagert ist, zeigt <strong>de</strong>m<br />
Betrachter e<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong> ausgearbeitete Fassa<strong>de</strong>, die durch<br />
e<strong>in</strong> arabisch-normannisches Portal aus <strong>de</strong>m 13.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt und durch schöne Fenster und<br />
Monoforen noch an Wert gew<strong>in</strong>nt.<br />
Das dreischiffige Innere besitzt e<strong>in</strong>e beachtenswerte<br />
Decke, die an jene <strong>de</strong>r Kathedrale er<strong>in</strong>nert, und<br />
wird von e<strong>in</strong>igen Fresken aus <strong>de</strong>m<br />
14. Jahrhun<strong>de</strong>rt, e<strong>in</strong>er Holzplastik <strong>de</strong>s 16.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts sowie e<strong>in</strong>em Sarkophag, <strong>de</strong>r die Überreste<br />
e<strong>in</strong>es palermitanischen A<strong>de</strong>ligen birgt, bereichert.<br />
Vom l<strong>in</strong>ken Seitenschiff aus hat man<br />
über e<strong>in</strong>en engen Gang zu <strong>de</strong>n nördlichen<br />
Grundmauern <strong>de</strong>s dorischen Tempels Zugang, von<br />
<strong>de</strong>m auch e<strong>in</strong>ige Säulentrommeln sichtbar s<strong>in</strong>d.
SCIACCA<br />
Die <strong>in</strong> <strong>de</strong>n letzten Jahren gemachten Fun<strong>de</strong><br />
und die ans Licht gebrachten paleolithischen Gräber<br />
zeigen, daß die Menschen schon <strong>in</strong> Vorzeiten an<br />
diesem Küstenstrich sie<strong>de</strong>lten. Auch <strong>in</strong> <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />
Epochen wur<strong>de</strong>n diese Stätten von Sikanern,<br />
Phöniziern, Griechen, Römern, Byzant<strong>in</strong>ern und<br />
Arabern bewohnt. Unter <strong>de</strong>r Herrschaft <strong>de</strong>r zuletzt<br />
genannten wur<strong>de</strong> Sciacca, das Xacca hieß, (vom<br />
late<strong>in</strong>ischen Ex Acqua - <strong>in</strong> <strong>de</strong>utlicher Bezugnahme<br />
auf die Thermalquellen, die noch heute, reichlich<br />
aus <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> spru<strong>de</strong>ln und e<strong>in</strong>es <strong>de</strong>r großten und<br />
dichtesten Thermalwasservorkommen <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> bil<strong>de</strong>n),<br />
e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r aktivsten Häfen <strong>de</strong>r Insel und ist es<br />
bis heute geblieben. Darüber h<strong>in</strong>aus schmückte sich<br />
die Stadt mit Monumenten und verstärkte ihre<br />
Verteidigungsmauern. Im Verlauf <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rte trug e<strong>in</strong> je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r die Herrschaft über<br />
die Stadt <strong>in</strong>nehatte, dazu bei, diese mit<br />
Kunstwerken zu bereichern, was zum Ergebnis<br />
führte, daß - wie <strong>de</strong>r Stadtführer von S. Cantone<br />
schreibt - sich dort “be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Beispiele <strong>de</strong>r<br />
Architektur, <strong>de</strong>r Plastik, <strong>de</strong>r Malerei, (um nicht von<br />
<strong>de</strong>n sogenannten angewandten Künsten zu sprechen),<br />
aller Epochen” bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n.<br />
Der Dom wur<strong>de</strong> im 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt von<br />
Giulietta, <strong>de</strong>r Tochter <strong>de</strong>s Grafen Roger I gegrün<strong>de</strong>t,<br />
ist <strong>de</strong>r HI. Maria Magdalena geweiht und<br />
erhebt sich auf <strong>de</strong>m gleichnamigen Platz. Vom<br />
ursprünglichen Bau ist heute lediglich das Äußere<br />
<strong>de</strong>r drei Apsi<strong>de</strong>n sichtbar, <strong>de</strong>nn das Gebäu<strong>de</strong> wur<strong>de</strong><br />
im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt gänzlich neu gestaltet. Das<br />
Innere, das von Pfeilern <strong>in</strong> drei Schiffe unterteilt<br />
wird, bewahrt wertvolle Kunstwerke auf, unter<br />
<strong>de</strong>nen <strong>in</strong> <strong>de</strong>r vierten Kapelle rechts e<strong>in</strong>e Francesco<br />
Laurana zugeschriebene Madonna <strong>de</strong>lla Catena<br />
beson<strong>de</strong>rs erwähnenswert ist.<br />
Am westlichen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Corso Vittorio<br />
Emanuele erhebt sich majestätisch <strong>de</strong>r Palast<br />
Sterip<strong>in</strong>to, e<strong>in</strong>es <strong>de</strong>r re<strong>in</strong>sten Beispiele plateresker<br />
Kunst auf <strong>Sizilien</strong>. Das im 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt errichtete<br />
Gebäu<strong>de</strong> hat e<strong>in</strong>e breite Bossenfassa<strong>de</strong><br />
aus Diamantste<strong>in</strong>en und ist am Obergesims<br />
mit Z<strong>in</strong>nen versehen. Uber <strong>de</strong>m eleganten<br />
Renaissanceportal bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich drei Biforen, die<br />
das strenge Aussehen <strong>de</strong>s antiken Palastes etwas<br />
mil<strong>de</strong>rn.<br />
Die sich im Stil <strong>de</strong>r Gotik und <strong>de</strong>r Renaissance<br />
präsentieren<strong>de</strong> Kirche Santa Margherita wur<strong>de</strong><br />
1342 errichtet und 250 Jahre später völlig umgebaut.<br />
Die Fassa<strong>de</strong> wird von e<strong>in</strong>em schönen, gotischen<br />
Portal geschmückt, das auf das Jahr <strong>de</strong>r<br />
Grundste<strong>in</strong>legung zurückgeht, während man e<strong>in</strong><br />
weiteres elegantes Portal, e<strong>in</strong> Meisterwerk<br />
Francesco Lauranas, an <strong>de</strong>r Westseite bewun<strong>de</strong>rn<br />
kann.<br />
Das Tor San Salvatore ist e<strong>in</strong> von <strong>de</strong>nen, die<br />
sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r mächtigen Stadtmauer öffneten, welche<br />
im 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt die Stadt umgab und von <strong>de</strong>r<br />
noch an verschie<strong>de</strong>nen Stellen Überreste zu sehen<br />
s<strong>in</strong>d. Das sich <strong>de</strong>r Kirche Santa Margherita gegenüber<br />
bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n<strong>de</strong> Tor ist e<strong>in</strong> beachtenswertes Zeugnis<br />
spanischer Ornamentik, die architektonische und<br />
plastische Elemente mite<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r verknüpft. Se<strong>in</strong><br />
Name stammt von e<strong>in</strong>er heute verschwun<strong>de</strong>nen<br />
Kirche <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Nähe, die zum Teil <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Kirche <strong>de</strong>s<br />
Carm<strong>in</strong>e aus <strong>de</strong>m 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt aufgegangen ist,<br />
<strong>de</strong>ren auffallendsten Gebäu<strong>de</strong>teile die mit Maioliken<br />
belegte Kuppel sowie die gotische Fensterrosette <strong>de</strong>r<br />
Fassa<strong>de</strong> s<strong>in</strong>d.<br />
Sciacca besitzt etwa zehn Thermalquellen,<br />
<strong>de</strong>ren Wasser e<strong>in</strong> Thermalvorkommen von seltener<br />
Dichte bil<strong>de</strong>n - und von <strong>de</strong>nen man seit <strong>de</strong>r Antike<br />
weiß - und die e<strong>in</strong>e Vielzahl an Lei<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nster<br />
Art heilen. Wohlbekannt s<strong>in</strong>d die Öfen von San<br />
Calogero, zwei natürliche Grotten, welche dank <strong>de</strong>r<br />
Komb<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>er Karstersche<strong>in</strong>ung und e<strong>in</strong>er<br />
vulkanischen Nebenersche<strong>in</strong>ung mit Wasserdampf<br />
von e<strong>in</strong>er Temperatur zwischen 38.° und 42°. C<br />
erfüllt s<strong>in</strong>d und sich sehr gut zur Sauna eignen.<br />
Der Legen<strong>de</strong> zufolge s<strong>in</strong>d diese Öfen das<br />
Werk Dädalos’, <strong>de</strong>r <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Grotten die aus <strong>de</strong>m<br />
Geste<strong>in</strong> aufsteigen<strong>de</strong>n heißen Dämpfe e<strong>in</strong>gefangen<br />
haben soll.<br />
Agrigento<br />
Unter, die<br />
Thermalanstalt<br />
<strong>in</strong> Sciacca.
Caltanissetta<br />
24<br />
ie sizilianische Landschaft wird durch große<br />
DGegensätze gekennzeichnet: e<strong>in</strong>mal zeigt sie<br />
weiche L<strong>in</strong>ien und viel Grün, dann ist sie karstig<br />
und herb, und das Blau <strong>de</strong>s Meeres hebt sich<br />
gegen das Schwarz <strong>de</strong>s Vulkans und das Grau <strong>de</strong>r<br />
gefurchten Berge ab.<br />
Das Gelb <strong>de</strong>s Korns, <strong>de</strong>s Schwefels und <strong>de</strong>r<br />
Sonne ist die Farbe Caltanissettas.<br />
Diese Stadt, die auf e<strong>in</strong>em 600 m hohen Hügel<br />
liegt, ist vielleicht das antike Nissa, von <strong>de</strong>m<br />
Thukydi<strong>de</strong>s spricht, aber vielleicht ist sie auch erst<br />
<strong>in</strong> arabischer Zeit als Siedlung zu Füßen <strong>de</strong>s<br />
Kastells Pietrarossa entstan<strong>de</strong>n, an das sich<br />
Häuser und Hütten anklammern.<br />
Im Jahre 1<strong>08</strong>6 beg<strong>in</strong>nt mit <strong>de</strong>r Eroberung<br />
durch die Normannen ihre Feudalgeschichte, die<br />
sich über Jahrhun<strong>de</strong>rte h<strong>in</strong> bis <strong>in</strong> nicht allzuferne<br />
Vergangenheit erstreckt.<br />
Großen Wohlstand erlangte sie durch <strong>de</strong>n<br />
Schwefelabbau <strong>in</strong> M<strong>in</strong>en, <strong>de</strong>r Anfang unseres<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts se<strong>in</strong>en Höhepunkt erreichte. Heute<br />
haben viele Schächte wegen <strong>de</strong>r Konkurrenz auf<br />
<strong>de</strong>m Weltmarkt schließen müssen, und die Zeiten<br />
<strong>de</strong>r “carusi” (Bergwerksjungen) sche<strong>in</strong>en unendlich<br />
weit zurückzuliegen. Nun versucht man mittels<br />
e<strong>in</strong>er klugen Werbepolitik, die aufgegebenen<br />
M<strong>in</strong>en <strong>de</strong>n Bürgern als geschichtliche<br />
Er<strong>in</strong>nerungsstätten wie<strong>de</strong>r nahezubr<strong>in</strong>gen, und<br />
gibt damit auch <strong>de</strong>m Tourismus die Gelegenheit,<br />
diese Orte zu besuchen.<br />
Zur Besichtigung Caltanissettas benötigt man<br />
e<strong>in</strong>en Tag.<br />
Kunst<strong>de</strong>nkmäler<br />
Die Kathedrale - Die Santa Maria La Nova<br />
und San Michele geweihte Kirche wur<strong>de</strong> zwischen<br />
1570 und 1622 auf <strong>de</strong>m Platz Garibaldi errichtet.<br />
Ihre breite Fassa<strong>de</strong> wird von Lisenen unterteilt<br />
und von zwei Campanilen von 1840 flankiert,<br />
während das Mittelportal <strong>in</strong> barokkisieren<strong>de</strong>m Stil<br />
erbaut ist.<br />
Die Decke <strong>de</strong>s Hauptschiffes wur<strong>de</strong> vom flämischen<br />
Maler Willem Borremans im Jahre 1720<br />
aus<strong>de</strong>koriert. Dieses Tonnengewölbe beherrschen<br />
drei große Kompositionen: die Unbefleckte<br />
Empfängnis, die Krönung <strong>de</strong>r Jungfrau und <strong>de</strong>r<br />
Triumph <strong>de</strong>s Hl. Michael. Um diese gruppieren<br />
sich “Heilige” die “Geschichte <strong>de</strong>s Hl. Petrus und<br />
Paulus” sowie “das Alte Testament”. Elegante<br />
Stuckaturen vervollständigen die Dekorationen<br />
<strong>de</strong>s Hauptschiffs. Borremans verdanken wir auch<br />
die große Altartafel im Chor, die “Jungfrau und<br />
Heilige” darstellt. Unter <strong>de</strong>n <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Kirche aufbewahrten<br />
Kunstwerken bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich e<strong>in</strong>e wun<strong>de</strong>rschöne<br />
Holzstatue aus <strong>de</strong>m 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt von Li<br />
Volsi, die die Jungfrau Maria <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gewand<br />
aus Silbertäfelchen darstellt, e<strong>in</strong>e prächtige Orgel<br />
mit Kantorei und geschnitzten, bemalten und vergol<strong>de</strong>ten<br />
Panelen aus <strong>de</strong>m 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt sowie<br />
an <strong>de</strong>r rechten Chorwand und im l<strong>in</strong>ken<br />
Haupthaus e<strong>in</strong> Frate Umile von Petralia zugeschriebenes<br />
Kruzifix. Im Kirchenschatz wird<br />
außer<strong>de</strong>m e<strong>in</strong>e wertvolle gotische Monstranz aus<br />
<strong>de</strong>m 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt aufbewahrt.<br />
Der Kathedrale gegenüber bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
Mitte <strong>de</strong>s Platzes die schöne Fontana <strong>de</strong>l Tritone<br />
(Tritonsbrunnen) mit e<strong>in</strong>er 1956 vom örtlichen<br />
Bildhauer Tripisciano erstellten Bronzegruppe, die<br />
berühmte, gleichartig gestaltete mythologische<br />
Gruppen <strong>de</strong>r Antike nachbil<strong>de</strong>t.<br />
Palast Moncada - Er erhebt sich l<strong>in</strong>ks vom<br />
Rathaus und zeigt mit se<strong>in</strong>em Prospekt auf die via<br />
Matteotti. Er wur<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Jahren 1635<br />
und 1638 im Auftrag von Don Luigi Guglielmo<br />
Moncada, <strong>de</strong>m Vizekönig von Sard<strong>in</strong>ien und<br />
<strong>Sizilien</strong> und Grafen von Caltanissetta, erbaut,<br />
blieb jedoch unvollen<strong>de</strong>t, vielleicht aus<br />
Geldmangel o<strong>de</strong>r weil Don Luigi nach Spanien<br />
versetzt wur<strong>de</strong>. Mit se<strong>in</strong>em monumentalen Äußeren<br />
und <strong>de</strong>n weit ausla<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Innenräumen stellt<br />
<strong>de</strong>r Palast e<strong>in</strong>e Synthese <strong>de</strong>s sizilianischen Barocks<br />
dar. Die Fassa<strong>de</strong> schmücken riesige Balkonstützen<br />
<strong>in</strong> Mensch- und Tiergestalt, die vielleicht als<br />
Ausdruck <strong>de</strong>r Macht <strong>de</strong>s Erbauers zu werten s<strong>in</strong>d.<br />
Der Palast, <strong>de</strong>ssen massive Mauern zwei Meter<br />
dick s<strong>in</strong>d, wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>m Entwurf <strong>de</strong>s<br />
Kapuz<strong>in</strong>erpaters Fra’ Pietro da Genova begonnen,<br />
und zu se<strong>in</strong>em Bau wur<strong>de</strong>n Ste<strong>in</strong>e und<br />
schmücken<strong>de</strong> Bauelemente aus <strong>de</strong>m Kastell von<br />
Pietrarossa sowie Kalkste<strong>in</strong> <strong>de</strong>s Berges Gebel-<br />
Habib verwandt.<br />
Das Innere <strong>de</strong>s Palastes, <strong>de</strong>r seit 1819 150<br />
Jahre lang Sitz <strong>de</strong>s Gerichts, <strong>de</strong>s Strafgerichts, <strong>de</strong>r<br />
Königlichen Prokura sowie <strong>de</strong>r Prokura<br />
Mandamentale war, hat durch die Anpassung <strong>de</strong>r<br />
Räume an ihre neuen Aufgaben schwere Schä<strong>de</strong>n<br />
erlitten. Erhalten ist noch e<strong>in</strong> unterirdischer<br />
Gang, (<strong>de</strong>r sogenannte “u trabuccu”), <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n<br />
unter <strong>de</strong>m Palast bef<strong>in</strong>dlichen Gefängnisräumen<br />
<strong>in</strong> die Nähe <strong>de</strong>s Konvents <strong>de</strong>r Kapuz<strong>in</strong>er <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
viale Reg<strong>in</strong>a Margherita führte. In ihm verschwan<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Legen<strong>de</strong> nach diejenigen, die nicht<br />
gera<strong>de</strong> die Sympathie <strong>de</strong>s Herrn genossen.<br />
Die Kirche Sant'Agata al Collegio - Sie<br />
wur<strong>de</strong> 1605 von <strong>de</strong>n Jesuiten begonnen und zeichnet<br />
sich äußerlich durch e<strong>in</strong>e strenge Fassa<strong>de</strong> aus,<br />
die von Natale Mesucci entworfen wur<strong>de</strong>. Das<br />
Innere ist <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es griechischen Kreuzes<br />
angelegt und mit reichen Marmor<strong>in</strong>tarsien <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>utlich barockem Stil ausgestattet.<br />
Bemerkenswert ist <strong>de</strong>r Altar <strong>de</strong>r Madonna <strong>de</strong>l<br />
Carm<strong>in</strong>e am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s rechten Querhauses, <strong>de</strong>ssen<br />
Antependium ebenfalls überreich <strong>in</strong> verschie<strong>de</strong>nfarbigem<br />
Marmor <strong>de</strong>koriert ist. Gegenüber im l<strong>in</strong>ken<br />
Querhaus bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich e<strong>in</strong> ähnlicher Altar,<br />
<strong>de</strong>r mit e<strong>in</strong>er großen Altartafel aus Marmor von<br />
Ignazio Marabitti geschmückt ist, welche die<br />
Inschrlft “S. Ignazio <strong>in</strong> gloria” trägt. Diesem<br />
Künstler verdanken wir auch <strong>de</strong>n<br />
Marmorrahmen, <strong>de</strong>r das große Altarbild von<br />
Agost<strong>in</strong>o Scilla e<strong><strong>in</strong>f</strong>aßt, das auf <strong>de</strong>m Hauptaltar<br />
steht und aus <strong>de</strong>m 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt stammt.<br />
Das Kastell von Pietrarossa - Es liegt auf<br />
e<strong>in</strong>em alle<strong>in</strong>stehen<strong>de</strong>n Felsen und ist das e<strong>in</strong>zige<br />
Innersiziliens, das <strong>in</strong> die städtische Anlage mit<br />
e<strong>in</strong>bezogen ist. Es ist arabischen Ursprungs und<br />
bezeichnet das Zentrum, um das herum sich die<br />
neue Stadtanlage gebil<strong>de</strong>t hatte, nach<strong>de</strong>m das<br />
Gebiet von Sabuc<strong>in</strong>a-Santo Spirito verlassen wor<strong>de</strong>n<br />
war, wo h<strong>in</strong>gegen sich die E<strong>in</strong>wohner <strong>in</strong> vor-
christlicher Zeit nie<strong>de</strong>rgelassen hatten. Der Bau<br />
stürzte urplötzlich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Nacht <strong>de</strong>s 27. Februars<br />
1567 e<strong>in</strong>, vielleicht <strong><strong>in</strong>f</strong>olge e<strong>in</strong>es Erdstoßes, und<br />
als e<strong>in</strong>zige Überreste blieben e<strong>in</strong>e hohe, halbverfallene<br />
Mauer, e<strong>in</strong> Wachtturm aus Feldste<strong>in</strong>, Wälle,<br />
Bastionen und e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dungsbrücke erhalten.<br />
Die “la murra di l’Ancili” genannten Reste <strong>de</strong>r<br />
Burg zeugen heute von e<strong>in</strong>er für Caltanissetta<br />
äußerst wichtigen Geschichtsepoche, als es im<br />
Mittelalter die Bastion <strong>de</strong>r königlichen Macht<br />
<strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>es von Vormachtkämpfen heimgesuchten<br />
und zersplitterten <strong>Sizilien</strong>s war.<br />
Die Abtei Santo Spirito - Sie bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich<br />
etwa 3 km vom Stadtzentrum entfernt <strong>in</strong>mitten<br />
e<strong>in</strong>er malerischen Landschaft, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r man das Tal<br />
<strong>de</strong>s Himera, die Burg von Pietrarossa, die Umrisse<br />
Ennas und Calascibettas und bei klarem Wetter<br />
<strong>de</strong>n Ätna im H<strong>in</strong>tergrund erkennen kann.<br />
Sie ist die älteste Kirche <strong>de</strong>r Prov<strong>in</strong>z<br />
Caltanissetta und wur<strong>de</strong> lange vor ihrer Weihe,<br />
die am 2. Juni 1151 statt fand, errichtet. Die vom<br />
normannischen Grafen Roger und se<strong>in</strong>er Frau<br />
A<strong>de</strong>lasia gestiftete Kirche ist <strong>in</strong> romanischem,<br />
frühchristlichem Stil erbaut und besitzt drei<br />
Apsi<strong>de</strong>n, welche von durch Bögen verbun<strong>de</strong>ne<br />
Lisenen unterteilt wer<strong>de</strong>n.<br />
In <strong>de</strong>n Lünetten <strong>de</strong>s Portals beachte man das<br />
aus <strong>de</strong>m 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt stammen<strong>de</strong> Fresko <strong>de</strong>s<br />
“Segnen<strong>de</strong>n Christus”, e<strong>in</strong>e Kopie, <strong>de</strong>ren<br />
Orig<strong>in</strong>al sich aus Sicherheitsgrün<strong>de</strong>n und zum<br />
Schutz vor Witterungse<strong><strong>in</strong>f</strong>lüssen im Innern <strong>de</strong>r<br />
Kirche bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t.<br />
Gleich rechts vom E<strong>in</strong>gang steht e<strong>in</strong> romanisches<br />
Taufbecken für die Immersion, e<strong>in</strong>e seit <strong>de</strong>n<br />
Anfängen <strong>de</strong>s Christentums bis <strong>in</strong>s 12.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> praktizierte Form <strong>de</strong>r Taufe,<br />
sowie e<strong>in</strong> Holzkruzifix aus <strong>de</strong>m 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt.<br />
An <strong>de</strong>r Arka<strong>de</strong> <strong>de</strong>r l<strong>in</strong>ken Apsis bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich die<br />
Weihe<strong>in</strong>schrift. Die Sakristei bewahrt e<strong>in</strong>en echten<br />
arabischen Bogen, e<strong>in</strong>e römische Urne und e<strong>in</strong>en<br />
Z<strong>in</strong>nkelch auf, <strong>de</strong>ssen Gebrauch zuerst im Jahr<br />
220 und dann <strong>de</strong>f<strong>in</strong>itiv von Papst Leo IV. im Jahre<br />
855 verboten wur<strong>de</strong>.<br />
Außer<strong>de</strong>m bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich hier bemerkenswerte<br />
Gemäl<strong>de</strong>, e<strong>in</strong>e Tragsänfte aus <strong>de</strong>m 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
und antike sakrale Schriften.<br />
Die Ru<strong>in</strong>en<br />
<strong>de</strong>s ersten<br />
Baukörpers<br />
<strong>de</strong>r Burg von<br />
Pietrarossa.<br />
25
Oben: e<strong>in</strong><br />
Blick auf <strong>de</strong>n Dom.<br />
Auf <strong>de</strong>r gegenüberliegen<strong>de</strong>n<br />
Seite:<br />
die statue von<br />
Sant’Agata<br />
Catania<br />
26<br />
as malerische und laute Catania ist die Stadt<br />
D<strong>de</strong>s Vulkans. F<strong>in</strong>ster und verschlossen wie<br />
e<strong>in</strong> unleidlicher Gott beherrscht <strong>de</strong>r Ätna aus <strong>de</strong>r<br />
Höhe das ständige Kommen und Gehen, das die<br />
Straßen <strong>de</strong>r Stadt belebt und <strong>de</strong>n Charakter <strong>de</strong>r<br />
E<strong>in</strong>wohner Catanias auszeichnet: die<br />
Geschäftigkeit.<br />
Diese Eigenschaft bemerkte schon <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche<br />
Gelehrte Bartels, <strong>de</strong>r <strong>Sizilien</strong> 1786 besuchte<br />
und Catania als “Stadt mit e<strong>in</strong>er tätigen<br />
E<strong>in</strong>wohnerschaft, die die Trümmer wie<strong>de</strong>r aufrichtet<br />
und mutig <strong>in</strong> die Zukunff blickt”, beschrieb. Es<br />
ist diese Eigenschaft, die es <strong>de</strong>r Stadt ermöglicht<br />
hat - gleich ob <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Antike o<strong>de</strong>r <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Neuzeit -<br />
e<strong>in</strong> je<strong>de</strong>smal ungeachtet <strong>de</strong>r Erdbeben und Kriege<br />
wie e<strong>in</strong> mo<strong>de</strong>rner Phoenix aus <strong>de</strong>r eigenen Asche<br />
wie<strong>de</strong>r aufzuerstehen.<br />
So entsprechen <strong>de</strong>nn auch das Wappentier<br />
Catanias, <strong>de</strong>rgutmütige und starke Elefant, und<br />
die Schutzheilige, die jungfräuliche Märtyrer<strong>in</strong><br />
Agatha, die gar die Wut <strong>de</strong>s Ätnas mit ihrem<br />
wun<strong>de</strong>rtätigen Schleier zu bannen wußte, sehr gut<br />
<strong>de</strong>n Bürgern Catanias.<br />
Catania ist e<strong>in</strong>e dunkle Stadt, die aus <strong>de</strong>m<br />
Geste<strong>in</strong> <strong>de</strong>s Vulkans erbaut ist, und doch ist sie<br />
auch hell und lichtdurchflossen dank ihrer 2528<br />
Sonnenstun<strong>de</strong>n im Jahr, <strong>de</strong>s höchsten Mittels<br />
ganz Italiens. Es ist e<strong>in</strong>e antike Stadt mit vorgriechischen<br />
Ursprüngen, und doch gibt sie sich ihrer<br />
Vergangenheit gegenüber manchmal völlig gleichgültig,<br />
so daß sich gar das Griechische Theater fast<br />
versteckt am En<strong>de</strong> e<strong>in</strong>er Gasse bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t.<br />
Die Bürger <strong>de</strong>r Stadt s<strong>in</strong>d leicht oberflächlich<br />
und tratschen gern, eben so, wie es uns V<strong>italiano</strong><br />
Brancati schil<strong>de</strong>rt, doch gleichzeitig s<strong>in</strong>d sie sich<br />
auch <strong>de</strong>r harten Lebenswirklichkeit schmerzlich<br />
bewußt und wissen um die Notwendigkeit, die<br />
Ärmel hochkrempeln zu müssen, um sich gegen<br />
die jenigen zu wehren, die <strong>in</strong> mafiöser und krim<strong>in</strong>eller<br />
Weise die Stadt mit Beton und schmutzigen<br />
Geschäften zu<strong>de</strong>cken.<br />
Katane wur<strong>de</strong> von chalkidischen Siedlern 729<br />
v.Chr. auf <strong>de</strong>n rauchen<strong>de</strong>n Trümmern e<strong>in</strong>es sikulischen<br />
Ortes gegrün<strong>de</strong>t. Se<strong>in</strong> Name be<strong>de</strong>utete<br />
Hügel, und so wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>nn auch die Akropolis dort<br />
auf e<strong>in</strong>em Hügel errichtet, wo sich heute<br />
das Benedikt<strong>in</strong>erkloster erhebt. Im Laufe <strong>de</strong>r<br />
Jahre entstan<strong>de</strong>n um sie herum Tempel e<strong>in</strong>e<br />
Pfer<strong>de</strong>rennbahn, e<strong>in</strong> Gymnasium, e<strong>in</strong>e Münze, e<strong>in</strong><br />
O<strong>de</strong>on, Wasserleitungen und Thermen.<br />
476 v.Chr. griff Hieron von Syrakus die<br />
blühen<strong>de</strong> Stadt an. Nach<strong>de</strong>m er die Verteidiger<br />
überwältigt hatte, <strong>de</strong>portierte er die E<strong>in</strong>wohner<br />
nach Leont<strong>in</strong>oi, bevölkerte die Stadt neu mit<br />
syrakusaner Bürgern und dorischen Siedlern und<br />
gab ihr <strong>de</strong>n Namen “Ätna”. Nur 15 Jahre jedoch<br />
blieben die Catanier im Exil: 461 nahmen sie ihre<br />
Stadt wie<strong>de</strong>r <strong>in</strong> Besitz, gaben ihr <strong>de</strong>n alten Namen
Oben: das<br />
Kastell Urs<strong>in</strong>o,<br />
das heute das<br />
Museo Civico<br />
beherbergt.<br />
28<br />
wie<strong>de</strong>r und schworen Syrakus ewige Fe<strong>in</strong>dschaft.<br />
So bot sich 415 v.Chr. Katane <strong>de</strong>n Athenern als<br />
Stützpunkt im Krieg gegen Syrakus an, was ihr<br />
neue Zerstörungen e<strong>in</strong>brachte. Nach <strong>de</strong>m er se<strong>in</strong>e<br />
Fe<strong>in</strong><strong>de</strong> besiegt hatte richtete Dionysios I., <strong>de</strong>r<br />
Tyrann von Syrakus, se<strong>in</strong>e ganze Wut auf Katane<br />
und überließ die Stadt se<strong>in</strong>er Soldateska.<br />
Im Jahr 263 v.Chr. wur<strong>de</strong> Katane von <strong>de</strong>n<br />
Römern erobert und zur Kolonie erklärt. Unter<br />
<strong>de</strong>r Herrschaft von Augustus nahm die Zahl <strong>de</strong>r<br />
E<strong>in</strong>wohner erheblich zu, neue und stattliche<br />
Gebäu<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n errichtet, wie etwa das bee<strong>in</strong>drucken<strong>de</strong><br />
Amphitheater, und an<strong>de</strong>re wur<strong>de</strong>n<br />
restauriert.<br />
Im Laufe <strong>de</strong>rfolgen<strong>de</strong>n Jahrhun<strong>de</strong>rte nahm<br />
Catania an <strong>de</strong>n Ereignissen <strong>de</strong>s übrigen <strong>Sizilien</strong><br />
teil, erlitt jedoch dank se<strong>in</strong>es <strong>in</strong>nigen Verhältnisses<br />
zum Vulkan e<strong>in</strong> an<strong>de</strong>res Schicksal als <strong>de</strong>r Rest <strong>de</strong>r<br />
Insel. So ist die Geschichte <strong>de</strong>r Stadt zwar mit <strong>de</strong>m<br />
menschlichen Geschick verbun<strong>de</strong>n, aber ebenso<br />
mit <strong>de</strong>n Grillen <strong>de</strong>s Vulkans, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>en<br />
Hand Leben spen<strong>de</strong>t und mit <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rn Tod und<br />
Verwüstung br<strong>in</strong>gt. Dafür lassen sich verschie<strong>de</strong>ne<br />
Daten nennen: das Jahr 1169, als e<strong>in</strong> starkes<br />
Erdbeben ca. 15.000 Menschen <strong>de</strong>n Tod brachte;<br />
1669, als sich die Lava e<strong>in</strong>en Weg bis h<strong>in</strong>unter<br />
zum Hafen bahnte, zischend <strong>in</strong>s Meer stürzte und<br />
nichts als Verzweifelung h<strong>in</strong>terließ; 1693, als die<br />
Stadt durch e<strong>in</strong> Erdbeben <strong>de</strong>m Erdbo<strong>de</strong>n gleichgemacht<br />
wur<strong>de</strong> und 16.000 unschuldige Opfer unter<br />
<strong>de</strong>n Trümmern begraben wur<strong>de</strong>n. Dies letzte<br />
Datum hat jedoch auch e<strong>in</strong>e weniger dunkle Seite,<br />
<strong>de</strong>nn das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong>de</strong>rts erlebte e<strong>in</strong>en<br />
schwunghaffen Wie<strong>de</strong>raufbau, <strong>de</strong>ssen schönste<br />
Ergebnisse noch heute zum Stolz <strong>de</strong>r Stadt<br />
gereichen. Zum Besuch Catanias benötigt man<br />
zwei Tage.<br />
Kunst<strong>de</strong>nkmäler<br />
Der Elefantenbrunnen - In <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s<br />
Domplatzes steht dieses Werk von Giovan Battista<br />
Vaccar<strong>in</strong>i. Es besteht aus e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> Lava gehauenen<br />
Elefanten aus römischer Zeit und e<strong>in</strong>em<br />
ägyptischen Granitobelisken aus Syene, <strong>de</strong>r hieroglyphische<br />
Inschriften <strong>de</strong>s Isiskultes trägt. In e<strong>in</strong>er<br />
eigentümlichen Mischung aus Heiligem und<br />
Profanem trägt <strong>de</strong>r Elefant <strong>de</strong>n Obelisken, <strong>de</strong>r se<strong>in</strong>erseits<br />
e<strong>in</strong>e Kugel sowie die Wahrzeichen <strong>de</strong>r Hl.<br />
Agatha trägt: das Kreuz, die Lilie, die Palme und<br />
e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Engelsbildchen. Oft besitzt <strong>de</strong>r Elefant<br />
wie die Schildkröte die bildliche Funktion <strong>de</strong>s die<br />
Welt auf se<strong>in</strong>en Schultern tragen<strong>de</strong>n Tieres und<br />
wird als kosmisches Wesen betrachtet, da se<strong>in</strong><br />
Körper <strong>de</strong>n gleichen Bau wie das Universum<br />
besitzt: vier Säulen, die e<strong>in</strong>e Sphäre tragen.<br />
Die Kathedrale - Zwischen 1078 und 1093<br />
auf <strong>de</strong>n Thermen von Achilles errichtet, bewahrt<br />
die Kirche aus jener Zeit noch die drei Apsi<strong>de</strong>n<br />
und <strong>de</strong>n Baukörper <strong>de</strong>s hohen Querhauses. Nach<br />
<strong>de</strong>m Erdbeben von 1693 wur<strong>de</strong> sie von Girolamo<br />
Palazzotto rekonstruiert, wobei auch Teile frem<strong>de</strong>r<br />
Gebäu<strong>de</strong> zur Verwendung kamen, wie z. B. die<br />
römischen Säulen an <strong>de</strong>r Fassa<strong>de</strong>, die ihrerseits<br />
e<strong>in</strong>e Arbeit Vaccar<strong>in</strong>is ist, <strong>de</strong>r zu ihrer<br />
Vollendung mehr als dreißig Jahre benötigte. Von<br />
<strong>de</strong>n Gelehrten wird die Fassa<strong>de</strong> als zu streng im<br />
Verhältnis zur Lieblichkeit <strong>de</strong>r Säulen gewertet.<br />
Die marmorne Balustra<strong>de</strong> stammt aus <strong>de</strong>m 19.
Jahrhun<strong>de</strong>rt und auf ihr wechseln sich Vasen und<br />
Heiligenstatuen ab. Im Innern birgt die<br />
Kathedrale die Gräber von V<strong>in</strong>cenzo Bell<strong>in</strong>i und<br />
von aragonesischen Königen, unter <strong>de</strong>nen sich<br />
auch Friedrich II. von Aragon und Konstanze von<br />
Aragon, die Frau Friedrichs III., bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n. An <strong>de</strong>r<br />
rechten Wand verschließt e<strong>in</strong> reich verziertes<br />
Portal <strong>de</strong>n Zugang zum kle<strong>in</strong>en Heiligtum <strong>de</strong>r Hl.<br />
Agatha, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m die Reliquien und <strong>de</strong>r Schatz <strong>de</strong>r<br />
Schutzheiligen <strong>de</strong>r Stadt aufbewahrt wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Patron<strong>in</strong> wird über e<strong>in</strong>en Monat lang vom 5.<br />
Januar bis zum 12. Februar gefeiert, doch erreicht<br />
die Festivität vom 3. bis 5. Februar ihren<br />
Höhepunkt, wenn die Sänfte mit <strong>de</strong>n Reliquien<br />
<strong>de</strong>r Heiligen durch die Straßen <strong>de</strong>r Stadt getragen<br />
wird.<br />
Das Kastell Urs<strong>in</strong>o - Das Kastell wur<strong>de</strong> auf<br />
Anordnung Friedrichs II. von Hohenstaufen zwischen<br />
l239 und l250 erbaut und ist heute Sitz <strong>de</strong>s<br />
Museo Comunale (Städtischen Museums). E<strong>in</strong>st<br />
vom Meer umspült, war es im 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt die<br />
Resi<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>r Könige <strong>de</strong>s Hauses Aragon; nach<strong>de</strong>m<br />
es im 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt im Renaissancestil umgebaut<br />
wor<strong>de</strong>n war, wur<strong>de</strong> es während <strong>de</strong>s<br />
Vulkanausbruchs von 1669 von <strong>de</strong>r lava umgeben<br />
und erhebt sich daher heute auf <strong>de</strong>m Festland. Es<br />
ist e<strong>in</strong> quadratischer Bau mit vierrun<strong>de</strong>n<br />
Ecktürmen und weiteren halbrun<strong>de</strong>n Türmen,<br />
von <strong>de</strong>nen heute nur noch zwei erhalten s<strong>in</strong>d, die<br />
sich jeweils <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Mitte zweier Außenmauern<br />
erheben. Ganz im Stil <strong>de</strong>r apulischen Burg Castel<br />
<strong>de</strong>l Monte gehalten, vere<strong>in</strong>t das Kastell Urs<strong>in</strong>o<br />
staufische Rationalität mit arabischem S<strong>in</strong>n<br />
für die stereometrischen Verhältnisse <strong>de</strong>r<br />
Bauelemente. Der Spitzbogen über <strong>de</strong>m E<strong>in</strong>gang<br />
trägt e<strong>in</strong>e Ädikula mit <strong>de</strong>m Stauferadler, <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>en<br />
Hasen <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Fängen hält.<br />
Das Museum, das die Sammlung <strong>de</strong>r<br />
Benedikt<strong>in</strong>er, e<strong>in</strong>en Teil <strong>de</strong>r Sammlung <strong>de</strong>r<br />
Fürsten von Biscari sowie die Schenkungen <strong>de</strong>s<br />
Barons Zappalà-Asmundo aufbewahrt, ist gegenwärtig<br />
wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen,<br />
so daß nur <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>gang und <strong>de</strong>r Innenhof <strong>de</strong>s<br />
Kastells besichtigt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Das römische Theater und das O<strong>de</strong>on -<br />
Das Theater hatte e<strong>in</strong>en Durchmesser von ca. 87<br />
m und konnte über 7000 Zuschauerfassen. Es<br />
wur<strong>de</strong> an e<strong>in</strong>em Hang jenes Hügels errichtet, auf<br />
<strong>de</strong>m sich die griechische Akropolis befand, und es<br />
ist nicht aus zuschließen, daß es ursprünglich von<br />
Catania<br />
Das römische<br />
Theater bot<br />
7000<br />
Zuschauern<br />
Platz.<br />
29
<strong>de</strong>n Griechen selbst erbaut wur<strong>de</strong>. Die Orchestra,<br />
die e<strong>in</strong>en Durchmesser von 29 m hat und mit<br />
Marmorplatten ausgelegt ist, wird häufig vom<br />
Fluß Anemano unter Wasser gesetzt. Unterhalb<br />
<strong>de</strong>r Cavea f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich Spuren von zwei weiteren<br />
Caveen, die jedoch alle aus <strong>de</strong>r römischen<br />
Kaiserzeit stammen. Hieran schließt sich das erst<br />
kürzlich <strong>de</strong>m Publikum wie<strong>de</strong>r zugänglich<br />
gemachte O<strong>de</strong>on an, das Chorproben und<br />
Wettkämpfen diente und 1300 Zuschauern Platz<br />
bot. Der Raum zwischen <strong>de</strong>r Cavea und <strong>de</strong>r<br />
Umfassungsmauer war <strong>in</strong> siebzehn Abschnitte<br />
aufgeteilt, von <strong>de</strong>nen sechzehn erhalten s<strong>in</strong>d.<br />
Die Kirche <strong>de</strong>r Badia di Sant'Agata - Sie<br />
ist e<strong>in</strong> Werk Giovan Battista Vaccar<strong>in</strong>is, <strong>de</strong>r sie<br />
zwischen 1735 und 1767 erbaute. Ihre schöne<br />
Fassa<strong>de</strong>, <strong>de</strong>ren Fensterleibungen aus weißem<br />
Kalkste<strong>in</strong> gearbeitet s<strong>in</strong>d, zeigt auf die via<br />
Raddusa. Im unteren Teil ist diese konvex ausgeführt,<br />
um dann im oberen Teil ohne Brüche <strong>in</strong><br />
konkave Formen überzugehen. Das ganze wird<br />
von e<strong>in</strong>er Kuppel überragt, welche mit <strong>de</strong>n<br />
angrenzen<strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Auge <strong>de</strong>s<br />
Betrachters e<strong>in</strong> harmonisches Zusammenspiel bietet.<br />
Im Innern s<strong>in</strong>d sämtliche Oberflächen aus<br />
weißem Stuck gebil<strong>de</strong>t, vor <strong>de</strong>m sich die <strong>in</strong> gelbem<br />
Marmor von Castronovo gearbeiteten Altäre gut<br />
abheben. Der Bo<strong>de</strong>n zeigt e<strong>in</strong>e reiche Musterung<br />
aus <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r zu Fleurons verschlungenen<br />
Bän<strong>de</strong>rn und Voluten aus weißem Marmor auf<br />
grauem Grund.<br />
Der Palast Biscari - Der Bau Francesco<br />
Battaglias ist e<strong>in</strong> herausragen<strong>de</strong>s Beispiel catanischen<br />
Barocks. Die auf <strong>de</strong>n Hafen zeigen<strong>de</strong><br />
Fassa<strong>de</strong> zeigt klassische L<strong>in</strong>ien und ihr ist e<strong>in</strong>e<br />
rechtw<strong>in</strong>klige Terrasse vorgestellt. Das Portal<br />
führt zu e<strong>in</strong>em Innenhof, <strong>de</strong>r von e<strong>in</strong>er symmetrischen,<br />
mit doppeltem Aufgang versehenen<br />
Freitreppe beherrscht wird, wie sie auch <strong>de</strong>n<br />
Barockvillen Palermos eigentümlich ist. Die südliche<br />
Fassa<strong>de</strong> ist die älteste und wur<strong>de</strong> wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
nach e<strong>in</strong>em Plan von Alonzo Di Bene<strong>de</strong>tto<br />
ausgeführt, während <strong>de</strong>r östliche Baukörper e<strong>in</strong><br />
Entwurf Giuseppe Palazzottos aus <strong>de</strong>m Jahre 1750<br />
ist. Im 1766 fertiggestellten Inneren ist <strong>de</strong>r<br />
Festsaal beachtenswert, “das freizügigste Beispiel<br />
e<strong>in</strong>er Rokoko-Dekoration, das sich <strong>in</strong> <strong>Sizilien</strong> f<strong>in</strong><strong>de</strong>n<br />
läßt. Er hat die Form e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> die Länge gezogenen<br />
Achtecks, das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Alkoven en<strong>de</strong>t, von<br />
<strong>de</strong>m es heißt, er habe ursprünglich e<strong>in</strong> Lit <strong>de</strong> para<strong>de</strong><br />
enthalten. Das Zentrum <strong>de</strong>r konkaven Decke<br />
wird von e<strong>in</strong>em ovalen Oberlicht durchbrochen<br />
durch das man auf e<strong>in</strong>e äußere, mit e<strong>in</strong>em allegorischen<br />
Fresko versehene Kuppel sieht, welche ihr<br />
Licht von Fenstern erhält, die sich unterhalb <strong>de</strong>s<br />
Niveaus <strong>de</strong>r Innenkuppel bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n; e<strong>in</strong>e Empore<br />
umgibt das Oberlicht und hier nahm während <strong>de</strong>r<br />
Ballaben<strong>de</strong> das Orchester Platz” (Blunt). Bei <strong>de</strong>r<br />
Ausführung <strong>de</strong>r Muschelwerkverzierungen waren<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich venezianische und bayerische<br />
Stuckateure beteiligt; die Fresken stammen von<br />
Sebastiano Lo Monaco. In <strong>de</strong>r meerseitig gelegenen<br />
Gallerie bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich e<strong>in</strong>e Wen<strong>de</strong>ltreppe,die<br />
ebenfalls vom Rokokostil <strong>in</strong> Catania zeugt.<br />
Die via Crociferi - Man gelangt vom Platz<br />
San Francesco d’Assisi zu ihr, <strong>in</strong><strong>de</strong>m man unter<br />
<strong>de</strong>m Bogen von San Bene<strong>de</strong>tto (1704) h<strong>in</strong>durchgeht.<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um e<strong>in</strong>es <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten<br />
Ensembles <strong>de</strong>s catanischen Barocks. Der Name<br />
rührt von e<strong>in</strong>em religiösen Or<strong>de</strong>n her, <strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>r<br />
Pflege <strong>de</strong>r Kranken widmete.<br />
Die meisten <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>r via Crociferi<br />
wur<strong>de</strong>n nach Plänen von Vaccar<strong>in</strong>i o<strong>de</strong>r engen<br />
Mitarbeitern wie Giuseppe Palazzotto ausgeführt,<br />
und statt sich <strong>de</strong>r Häuserflucht anzupassen,<br />
“komponieren” sie <strong>de</strong>n Straßenzug. Beson<strong>de</strong>rer<br />
Beachtung wert s<strong>in</strong>d: das Collegio <strong>de</strong>i Gesuiti mit<br />
<strong>de</strong>r angrenzen<strong>de</strong>n Kirche San Francesco Borgia,<br />
die Kirche San Giuliano sowie die Kirche San<br />
Bene<strong>de</strong>tto.<br />
Saverio Fiducia schreibt, <strong>in</strong><strong>de</strong>m er <strong>de</strong>r via<br />
Crociferi Stimme verleiht: “Himmlische Töne regnete<br />
es als dann von <strong>de</strong>n Chören und <strong>de</strong>n schweben<strong>de</strong>n<br />
Emporen auf die gebeugten Rücken <strong>de</strong>r<br />
Gläubigen, und aus <strong>de</strong>n mächtigen Portalen<br />
drang <strong>de</strong>r auch mich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Welt <strong>de</strong>s<br />
Wohlgeruchs e<strong>in</strong>hüllen<strong>de</strong> Weihrauch und stieg<br />
langsam und sanft zu <strong>de</strong>n <strong>in</strong> Silber getauchten<br />
Höhen <strong>de</strong>s Mon<strong>de</strong>s empor...”<br />
Das Benedikt<strong>in</strong>erkloster San Nicolo<br />
l'Arena - Um das Jahr 1136 zogen sich e<strong>in</strong>ige<br />
Mönche zur Meditation auf <strong>de</strong>n Ätna zurück und<br />
grün<strong>de</strong>ten hier mit <strong>de</strong>m Beistand <strong>de</strong>s Grafen<br />
He<strong>in</strong>rich das Kloster San Leo. Doch Unwetter,<br />
Eruptionen und Erdbeben zwangen die Mönche<br />
dazu, <strong>in</strong>s Kloster San Nicolò nach Nicolosi h<strong>in</strong>abzusteigen,<br />
das anfangs als Hospiz für kranke<br />
Mönche gegrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n war. Da die Situation<br />
hier nicht wesentlich besser war und zu<strong>de</strong>m Diebe<br />
ihr Unwesen trieben, beschlossen die Mönche um<br />
das Jahr 1550 herum, nach Catania zu gehen; und<br />
so wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>nn hier das zweitgrößte Kloster<br />
Europas errichtet, das heute die Humanistische<br />
Fakultät <strong>de</strong>r Universität beherbergt.<br />
Catania<br />
L<strong>in</strong>ks, <strong>de</strong>r<br />
Konvent <strong>de</strong>r<br />
Benedikt<strong>in</strong>er,<br />
<strong>de</strong>n auch<br />
Fe<strong>de</strong>rico De<br />
Roberto <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />
“I Vicerè”<br />
(Die Vizekönige)<br />
beschreibt.<br />
Oben, e<strong>in</strong><br />
Detail <strong>de</strong>r<br />
Palast Biscari.<br />
31
32<br />
Oben:<br />
Acireale, die<br />
Kirche San<br />
Sebastiano.<br />
Nach <strong>de</strong>m Erdbeben von 1693, das die Kirche<br />
und <strong>de</strong>n Konvent fast völlig zerstört hatte, beteiligten<br />
sich am Wie<strong>de</strong>raufbau auch Anton<strong>in</strong>o<br />
Amato, Francesco Battaglia und Vaccar<strong>in</strong>i.<br />
Nach<strong>de</strong>m man e<strong>in</strong> barockes Portal und e<strong>in</strong>en<br />
Innenhof durchschritten hat, gewährt e<strong>in</strong>e mit<br />
doppeltem Aufgang versehene Prunktreppe <strong>de</strong>n<br />
Zugang zum Gebäu<strong>de</strong>. Man gelangt so zu <strong>de</strong>n<br />
Korridoren, die längs <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Kreuzgänge<br />
angelegt s<strong>in</strong>d.<br />
Der erste <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n flankiert e<strong>in</strong>en neogotischen<br />
Kreuzgang und hat wie <strong>de</strong>r zweite, von<br />
Anton<strong>in</strong>o Amato entworfene, große Fenster und<br />
Türen. Den zweiten Kreuzgang erreicht man über<br />
<strong>de</strong>n Uhrenkorridor und ihn eröffnet e<strong>in</strong> marmorner<br />
Portikus von 1606, während sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Mitte Überreste e<strong>in</strong>es Marmorbrunnens aus <strong>de</strong>m<br />
17. Jahrhun<strong>de</strong>rt bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n.<br />
Im Westflügel <strong>de</strong>s Klosters s<strong>in</strong>d die zusammengelegten<br />
Bibliotheken Civica und Recupero<br />
untergebracht: sie wur<strong>de</strong>n 1897 für das Publikum<br />
geöffnet und bergen nicht nur <strong>de</strong>n ursprünglichen<br />
Bestand von 50.000 Bän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Bibliothek <strong>de</strong>r<br />
Benedikt<strong>in</strong>erpater, son<strong>de</strong>rn auch die später h<strong>in</strong>zugekommenen<br />
Bibliotheken <strong>de</strong>r unterdrückten religiösen<br />
Or<strong>de</strong>n, sodann e<strong>in</strong>e Schenkung <strong>de</strong>s Barons<br />
Urs<strong>in</strong>o Recupero (die aus ca. 40.000 Bän<strong>de</strong>n und<br />
Broschüren besteht und e<strong>in</strong>e für die lokale und<br />
sizilianische Geschichte äußerst wertvolle<br />
Sammlung ist) schließlich die <strong>de</strong>s Dichters<br />
Mario Rapisardi sowie e<strong>in</strong>e sizilianische<br />
Zeitschriftensammlung.<br />
Das römische Amphitheater - Auf e<strong>in</strong>er<br />
Seite <strong>de</strong>s Platzes Stesicoro, längs <strong>de</strong>r es sich
ursprunglich bis zur heutigen via Penn<strong>in</strong>ello<br />
erstreckte, bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich die Überreste dieses e<strong>in</strong>drucksvollen<br />
Gebäu<strong>de</strong>s, das mit hoher<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit auf das 2.Jahrhun<strong>de</strong>rt n.Chr.<br />
datiert wer<strong>de</strong>n kann. Es faßte 16.000 Zuschauer<br />
und war 31 m hoch. Der untere Gang ist <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
ganzen Länge gut erhalten und die Arena, die<br />
zweitgrößte nach <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s römischen Kolosseums,<br />
hatte e<strong>in</strong>en Durchmesser von 71 m. Noch heute<br />
sieht man die e<strong>in</strong>zigartige Mischung an<br />
Baumaterialien: Basalt, Kalkste<strong>in</strong> und rote Ziegel,<br />
die <strong>de</strong>m Gebäu<strong>de</strong> e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige Polychromie<br />
verliehen.<br />
ACIREALE<br />
Acireale entstand vor 3000 Jahren an <strong>de</strong>n<br />
Ufern <strong>de</strong>r Mündungsarme <strong>de</strong>s Flusses Aci. Um<br />
1000 v.Chr. wuchs es zu e<strong>in</strong>em be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n phönizischen<br />
Han<strong>de</strong>lsplatz, und 300 Jahre später<br />
wur<strong>de</strong> es von <strong>de</strong>n Griechen besie<strong>de</strong>lt, die es<br />
Xiphonia, also “Schwert” nannten und sich vielleicht<br />
von <strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>s Vorgebirges, auf <strong>de</strong>m es<br />
lag, <strong>in</strong>spirieren ließen. Später nannten es die<br />
Römer Aci, von Akis, was dasselbe be<strong>de</strong>utet wie<br />
Xiphos.<br />
Die Stadtgeschichte stellt sich als e<strong>in</strong>e Reihe<br />
von Eroberungen, Zerstörungen - nicht nur durch<br />
Menschenhand, son<strong>de</strong>rn auch durch <strong>de</strong>n Ätna<br />
bed<strong>in</strong>gt - und Wie<strong>de</strong>raufbauarbeiten dar. Heute<br />
liegt Acireale auf e<strong>in</strong>er Terrasse direkt über <strong>de</strong>m<br />
Meer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er im 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt gewählten Lage<br />
und zeigt sich <strong>de</strong>m Besucher <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Gewand, das<br />
es nach <strong>de</strong>m Erdbeben von 1693 im 18.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt anlegte. Neben <strong>de</strong>n byzant<strong>in</strong>ischen<br />
und maurischen Elementen, die das Beben überstan<strong>de</strong>n,<br />
f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich daher auch viele barocke<br />
Züge. Das wichtigste Monument ist <strong>de</strong>r Dom,<br />
<strong>de</strong>r um das Jahr 1600 erbaut wur<strong>de</strong> und e<strong>in</strong>e von<br />
Giovan Battista Basile entworfene neugotische<br />
Fassa<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n ersten Jahren unseres<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts besitzt, während das Barockportal<br />
von 1667-72 datiert. Im dreischiffigen Innern befi<br />
n<strong>de</strong>n sich Fresken von Giuseppe Sciuti und Pietro<br />
Paolo Vasta.<br />
Unter <strong>de</strong>n Kunstwerken s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />
Weihwasserbecken von Antonello Gag<strong>in</strong>i (1525)<br />
und e<strong>in</strong>e Silberstatue <strong>de</strong>r Hl. Venera, (<strong>de</strong>r geme<strong>in</strong>sam<br />
mit <strong>de</strong>r Hl. Jungfrau die Kirche gewidmet<br />
ist), <strong>in</strong> <strong>de</strong>r gleichnamigen Kapelle erwähnenswert.<br />
In <strong>de</strong>r Sakristei wird die Sänfte <strong>de</strong>r Heiligen aufbewahrt<br />
die <strong>in</strong> <strong>de</strong>r ihr zu Ehren veranstalteten<br />
Prozession im Zuge mitgeführt wird.<br />
Beachtenswert ist auch die Kirche San<br />
Sebastiano mit ihrer bewegten Barockfassa<strong>de</strong>, die<br />
mit Putten, Statuen, Friesen und Girlan<strong>de</strong>n verziert<br />
ist. Das dreischiffige Innere ist mit Fresken<br />
von Pietro Paolo Vasta ausgestattet.<br />
CALTAGIRONE<br />
Fun<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Neolithikum und <strong>de</strong>r frühen<br />
Bronzezeit zeugen von <strong>de</strong>r Anwesenheit <strong>de</strong>s<br />
Menschen an jenem Ort, auf <strong>de</strong>m sich seit ältesten<br />
Zeiten Caltagirone erhebt. Die Araber erbauten<br />
hier e<strong>in</strong> Kastell, das <strong>in</strong> kürzester Zeit e<strong>in</strong> militärisches<br />
Ziel allerersten Interesses wur<strong>de</strong> und um<br />
das herum sich e<strong>in</strong>e Siedlung bil<strong>de</strong>te, von <strong>de</strong>ren<br />
Geschichte bis zum Jahr 1090, <strong>de</strong>m Jahr <strong>de</strong>r<br />
Eroberung durch die Normannen, man jedoch fast<br />
nichts weiß. Nur wenige Gebäu<strong>de</strong> s<strong>in</strong>d aus <strong>de</strong>r<br />
Zeit vor <strong>de</strong>m Erdbeben von 1693 erhalten geblieben,<br />
und so weist das Städtchen e<strong>in</strong>en typisch<br />
barocken Charakter auf.<br />
Caltagirone ist auf Grund <strong>de</strong>r Schönheit und<br />
Qualität se<strong>in</strong>er prachtvollen Keramik berühmt,<br />
<strong>de</strong>ren Produktion dank <strong>de</strong>s reichen Vorkommens<br />
an Rohmaterial schon <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Vorzeit begann.<br />
Der Dom auf <strong>de</strong>m nach König Umberto I.<br />
benannten Platz bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich im Zentrum <strong>de</strong>r<br />
Stadt. Er wur<strong>de</strong> <strong>in</strong> normannischer Zeit gegrün<strong>de</strong>t,<br />
doch Anfang <strong>de</strong>s letzten Jahrhun<strong>de</strong>rts neu<br />
gestaltet. Bemerkenswert ist die aus <strong>de</strong>n ersten<br />
Jahren unseres Jahrhun<strong>de</strong>rts stammen<strong>de</strong> und im<br />
florealen Jugendstil gehaltene Fassa<strong>de</strong>. Nicht weit<br />
hiervon entfernt bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich das lange Gebäu<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Corte Capitanale, <strong>de</strong>ren Prospekt von Portalen<br />
und Fenstern aufgeglie<strong>de</strong>rt wird, die von<br />
Antonuzzo und Giandomenico Gag<strong>in</strong>i im 16. und<br />
17. Jahrhun<strong>de</strong>rt entworfen wur<strong>de</strong>n.<br />
Unter <strong>de</strong>n Barockkirchen s<strong>in</strong>d die<br />
Jesuitenkirche und die Kirche San Giacomo<br />
erwähnenswert. E<strong>in</strong>drucksvoll ist schließlich<br />
die majestätische Freitreppe von Santa Maria<br />
<strong>de</strong>l Monte, die mitfarbigen Keramikkacheln<br />
belegt ist und 16<strong>08</strong> angelegt wur<strong>de</strong>, um <strong>de</strong>n<br />
Höhenunterschied zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Teilen <strong>de</strong>r<br />
Stadt zu überw<strong>in</strong><strong>de</strong>n.<br />
Catania<br />
Unten:<br />
Caltagirone.
Enna<br />
34<br />
Wir liefen lachend und scherzend über die<br />
“ Wiese und pflückten die lieblichen Blumen, die<br />
Schwertlilie, <strong>de</strong>n wun<strong>de</strong>rschönen Krokus und die<br />
kaum erblühten Rosen und Lilien, traumhafte<br />
Hyaz<strong>in</strong>then und Narzissen, <strong>de</strong>nn mit all diesen<br />
und <strong>de</strong>m Krokus erblühte jenes sich grenzenlos<br />
ausbreiten<strong>de</strong> Land: und während ich sie fröhlichen<br />
S<strong>in</strong>ns pflückte, teilte sich auf e<strong>in</strong>mal die Er<strong>de</strong> und<br />
es erschien <strong>de</strong>r Gott ...”<br />
Mit diesen Worten beg<strong>in</strong>nt die Geschichte<br />
Proserp<strong>in</strong>as, <strong>de</strong>r sanften Tochter <strong>de</strong>r<br />
Fruchtbarkeitsgött<strong>in</strong> Ceres, die von Pluto an <strong>de</strong>n<br />
Gesta<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Pergusasees zu Füßen <strong>de</strong>r Stadt<br />
Enna geraubt wird, welche seit je her e<strong>in</strong> magischer<br />
Ort und Mittelpunkt <strong>de</strong>r ältesten Mythen<br />
<strong>Sizilien</strong>s gewesen ist, eben jener, die an <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n<br />
und an die Fruchtbarkeit gebun<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d.<br />
Ceres besaß <strong>in</strong> Enna ihr Heiligtum, das hochverehrt<br />
wur<strong>de</strong> und Gaben und Schenkungen aus<br />
allen Teilen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s erhielt, und von hier aus<br />
machte sie sich verzweifelt schreiend auf die Suche<br />
nach ihrer Tochter, <strong>de</strong>r unfruchtbar wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Er<strong>de</strong> nicht achtend.<br />
Der Felsen <strong>de</strong>r Ceres, auf <strong>de</strong>m das Heiligtum<br />
lag, ist noch heute zu sehen als gelbweißer, e<strong>in</strong>sam<br />
daliegen<strong>de</strong>r Fels, <strong>de</strong>r heutzutage sicher weniger<br />
misteriös ist als e<strong>in</strong>st.<br />
Er ist ke<strong>in</strong>e “Touristenattraktion” wie viele<br />
an<strong>de</strong>re Monumente Ennas, doch lohnt es sich,<br />
e<strong>in</strong>en Blick auf ihn zu werfen; vielleicht dann,<br />
wenn man das Panorama bewun<strong>de</strong>rt, das e<strong>in</strong>es <strong>de</strong>r<br />
meistgelobten <strong>Sizilien</strong>s ist: an klaren Tagen<br />
erkennt man aus <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>s Pisana-Turms das<br />
mit <strong>de</strong>n Farben <strong>de</strong>s Himmels verschmelzen<strong>de</strong><br />
Blaßblau <strong>de</strong>s Afrikanischen Meers. In allen an<strong>de</strong>ren<br />
Himmelsrichtungen wechseln, so weit das<br />
Auge sieht, Hügel und Berge e<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r ab, und<br />
über allen erhebt sich <strong>de</strong>r Ätna mit se<strong>in</strong>em von<br />
weißen Wattebäuschen und Schleiern <strong>de</strong>r Wolken<br />
verhüllten Gipfel.<br />
Es war sicher das weitgespannte Panorama,<br />
das Sikaner und später Sikuler dazu brachte, hier<br />
zu sie<strong>de</strong>ln, wo sie sich leicht verteidigen konnten.<br />
Die Archäologie hat Beweise für diese vorgeschichtliche<br />
Präsenz beigebracht. Die Höhle von<br />
Guardiola z.B. war schon <strong>in</strong> neolithischer Zeit e<strong>in</strong><br />
Geme<strong>in</strong>schaftsgrab. Doch weiß man von diesen<br />
ersten Ansiedlungen nur wenig, <strong>de</strong>nn systematische<br />
Grabungen f<strong>in</strong><strong>de</strong>n erst seit 1978 statt.<br />
Im 7. und 6. Jahrhun<strong>de</strong>rt v.Chr. stand die<br />
Stadt unter griechischem E<strong><strong>in</strong>f</strong>luß und weitete als<br />
wichtigstes Zentrum <strong>de</strong>s Cereskultes ihre<br />
Be<strong>de</strong>utung immer mehr aus.<br />
Henna, dieses Zentrum e<strong>in</strong>es an Mythen und<br />
Legen<strong>de</strong>n überaus reichen Lan<strong>de</strong>s, wur<strong>de</strong> auch das<br />
Objekt eher menschlicher <strong>de</strong>nn religiöser<br />
Interessen. Der Besitz dieser blühen<strong>de</strong>n Stadt war<br />
unentbehrlich für e<strong>in</strong>e gesicherte und unangefochtene<br />
Herrschaft über ganz <strong>Sizilien</strong>, doch war ohne<br />
ihn auch <strong>de</strong>r Genuß <strong>de</strong>r im fruchtbaren Gebiet <strong>de</strong>s<br />
Umlan<strong>de</strong>s produzierten Güter un<strong>de</strong>nkbar. 307<br />
v.Chr. mußte sich Henna <strong>de</strong>r Herrschaft <strong>de</strong>r<br />
Syrakusaner beugen, und nach e<strong>in</strong>er kurzen Zeit<br />
<strong>de</strong>r Unabhängigkeit war es Rom, <strong>de</strong>m es sich<br />
unterwerfen mußte.<br />
Je<strong>de</strong>r neue Beherrscher <strong>Sizilien</strong>s mußte zur<br />
endgültigen Absicherung se<strong>in</strong>er Herrschaft die<br />
Rechnung mit <strong>de</strong>njenigen se<strong>in</strong>er Gegner machen,<br />
die sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Festung <strong>de</strong>r Monti Erei verschanzt<br />
hatten, und nicht selten ermöglichte nur Verrat<br />
e<strong>in</strong>e Eroberung. So geschah es, als die Araber <strong>in</strong><br />
die Stadt drangen, was ihnen nur dank <strong>de</strong>s<br />
Verrats e<strong>in</strong>es byzant<strong>in</strong>ischen Gefangenen ermöglicht<br />
wur<strong>de</strong>. Und auch die Normannen, die die<br />
Stadt seit 1061 belagerten, konnten sie erst mittels<br />
e<strong>in</strong>er List im Jahre 1<strong>08</strong>8 e<strong>in</strong>nehmen.<br />
Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r arabischen Herrschaft und mit<br />
<strong>de</strong>r Machtübernahme durch die Normannen<br />
wur<strong>de</strong> Henna, das nun Castrogiovanni hieß, (vom<br />
arabischen Qasr-Jannih, welches se<strong>in</strong>erseits vom<br />
römischen Castrum Hennae abgeleitet war), mit<br />
religiösen Bauwerken bereichert, und diese<br />
Bereicherung hielt das ganze Mittelalter h<strong>in</strong>durch<br />
an und versah die Stadt mit e<strong>in</strong>em wertvollen<br />
Schatz an Monumenten, die teilweise noch heute<br />
zu sehen s<strong>in</strong>d.<br />
Zur Besichtigung Ennas benötigt man e<strong>in</strong>en<br />
Tag.
Kunst<strong>de</strong>nkmäler<br />
Castello di Lombardia - Es ist dies das<br />
bee<strong>in</strong>druckendste Beispiel für die Befestigungsanlagen,<br />
die Henna umgaben. Auf <strong>de</strong>m Areal <strong>de</strong>r<br />
Zita<strong>de</strong>lle errichtet, die Henna <strong>de</strong>n Be<strong>in</strong>amen<br />
“Urbs <strong>in</strong>expugnabilis” e<strong>in</strong>trug, wur<strong>de</strong> sie von<br />
Strabo die schönste Festung <strong>Sizilien</strong>s genannt und<br />
geht auf älteste Ursprünge zurück. Was man<br />
heute sieht, ist das Ergebnis <strong>de</strong>r zahlreichen<br />
Umbauten, die e<strong>in</strong> je<strong>de</strong>r neue Herrscher an <strong>de</strong>r<br />
Festung vornehmen ließ.<br />
Die wichtigsten Verän<strong>de</strong>rungen s<strong>in</strong>d <strong>de</strong>n<br />
Arabern zu verdanken, welche sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e wahre<br />
Hochburg verwan<strong>de</strong>lten, dann <strong>de</strong>n Staufern, die<br />
<strong>de</strong>n äußeren Befestigungsanlagen e<strong>in</strong>e feste<br />
Gestalt verliehen und schließlich Friedrich von<br />
Aragon, <strong>de</strong>r sie zu se<strong>in</strong>em Wohnsitz wählte. Ihr<br />
Name rührt wohl von <strong>de</strong>r lombardischen Garn<strong>iso</strong>n<br />
her, <strong>de</strong>r die Normannen die Aufsicht über die<br />
Burg anvertraut hatten, auch wenn man be<strong>de</strong>nken<br />
sollte, daß die Araber die adriatische Ostküste<br />
sowie die von <strong>de</strong>n Normannen besetzten Teile<br />
Kalabriens Lombar<strong>de</strong>i nannten, so daß e<strong>in</strong> älterer<br />
Ursprung <strong>de</strong>s Namens nicht auszuschließen ist.<br />
Der unregelmäßige Grundriß <strong>de</strong>r Festung, die zu<br />
<strong>de</strong>n am besten erhaltenen <strong>Sizilien</strong>s zählt, er<strong>in</strong>nert<br />
an die Stauferburgen Apuliens, vor allem an die<br />
von Lucera, und ihre Gesamtfläche beträgt ca.<br />
26.230 m2. Die Burg ist <strong>in</strong> drei Höfe unterteilt -<br />
<strong>de</strong>n von San Nicola, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Maddalena und <strong>de</strong>n<br />
von San Mart<strong>in</strong>o -, welche von mit Türmen verstärkten<br />
mächtigen Mauern vone<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r abgegrenzt<br />
s<strong>in</strong>d, so daß die Aufgabe e<strong>in</strong>es Hofes <strong>de</strong>n<br />
Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rn nicht bee<strong>in</strong>trächtigte. Der<br />
<strong>in</strong>teressanteste Hof ist <strong>de</strong>r von San Mart<strong>in</strong>o: hier<br />
bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich die Reste <strong>de</strong>r königlichen Gemächer,<br />
e<strong>in</strong>er Kirche, <strong>de</strong>s Thronsaals sowie e<strong>in</strong>er unterirdischen<br />
Felsenkapelle, die das Alter <strong>de</strong>s festen Ortes<br />
belegt und mit Sicherheit vor die Entstehung <strong>de</strong>r<br />
heutigen Burg zu datieren ist. Von diesem Hof aus<br />
gelangt man zum Pisanerturm, <strong>de</strong>r auch<br />
“Adlerturm” genannt wird, da sich <strong>in</strong> früheren<br />
Zeiten zahlreiche Raubvögel auf se<strong>in</strong>en Z<strong>in</strong>nen<br />
nie<strong>de</strong>rließen.<br />
Der achteckige Turm - Der zum Schutz <strong>de</strong>s<br />
südlichen Teils <strong>de</strong>r Stadt erbaute Turm ist vollständig<br />
erhalten geblieben und erhebt sich alle<strong>in</strong>stehend<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em öffentlichen Park. Das Alter dieses<br />
Turms, <strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>r “Friedrichs II.” genannt<br />
wird, haben die Historiker noch nicht mit<br />
Gewißheit bestimmen können. Die e<strong>in</strong>en datieren<br />
ihn <strong>in</strong> die Zeit Friedrichs II., an<strong>de</strong>re <strong>in</strong> die<br />
Friedrichs von Aragon, noch an<strong>de</strong>re <strong>in</strong> die Zeit<br />
Manfreds. Die aufregendste Theorie ist allerd<strong>in</strong>gs<br />
die, die <strong>de</strong>n Turm mit <strong>de</strong>m antiken geodätischen<br />
Zentrum <strong>Sizilien</strong>s i<strong>de</strong>ntifiziert. So hätten <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
Antike Astronomen aus se<strong>in</strong>er 24 m betragen<strong>de</strong>n<br />
Höhe die Beschaffenheit <strong>de</strong>r Insel bestimmt und<br />
ihr Verkehrsnetz entwickelt, wobei sie <strong>de</strong>n Turm<br />
als Mittelpunkt gewählt haben sollen.<br />
Auch die Araber hätten sich später <strong>de</strong>sselben<br />
Fixpunktes bedient, um die Insel <strong>in</strong> die drei<br />
Verwaltungsbezirke (Val) aufzuteilen.<br />
Das Erdgeschoß besitzt enge. spitzbogige<br />
Monoforen, <strong>de</strong>r erste Stock zwei große, rechtekkige<br />
und mit Ornamentik versehene Fenster, die 1457<br />
angefügt wur<strong>de</strong>n. Der dritte Stock besitzt ke<strong>in</strong>e<br />
Be<strong>de</strong>ckung. Man erklimmt ihn über e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> die<br />
3,30 m tiefe Turmmauer e<strong>in</strong>geschnittene<br />
Wen<strong>de</strong>ltreppe, und von oben genießt man, wie<br />
übrigens von je<strong>de</strong>m Punkt Ennas aus, e<strong>in</strong> weitreichen<strong>de</strong>s<br />
Panorama.<br />
Der Dom - Er ist das wichtigste Bauwerk<br />
Ennas. Vielleicht auf <strong>de</strong>n Ru<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>es<br />
Proserp<strong>in</strong>a-Tempels wur<strong>de</strong> er wahrsche<strong>in</strong>lich vor<br />
1307 errichtet, <strong>de</strong>m Geburtsjahr <strong>de</strong>s Thronfolgers<br />
Pietro, zu <strong>de</strong>ssen Anlaß se<strong>in</strong>e Mutter, die König<strong>in</strong><br />
Eleonora, die Absicht äußerte, “<strong>de</strong>n Haupttempel<br />
<strong>de</strong>r Stadt” wie<strong>de</strong>rherstellen zu lassen. Nach<strong>de</strong>m er<br />
von e<strong>in</strong>em Brand 1446 fast völlig zerstört wor<strong>de</strong>n<br />
war, wur<strong>de</strong> er seit 1451 wie<strong>de</strong>r aufgebaut und<br />
die Arbeiten erstreckten sich über das ganze<br />
16. Jahrhun<strong>de</strong>rt h<strong>in</strong>. Die Fassa<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m 16.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt wird von e<strong>in</strong>em hohen Turm aus <strong>de</strong>m<br />
17. Jahrhun<strong>de</strong>rt beherrscht, <strong>de</strong>r sich über zwei<br />
Lisenenreihen erhebt. An <strong>de</strong>r rechten Flanke bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n<br />
sich zwei Portale: das e<strong>in</strong>e ist e<strong>in</strong> im<br />
Renaissancestil gehaltenes Werk von Jacop<strong>in</strong>o<br />
L<strong>in</strong>ks: <strong>de</strong>r<br />
Castello di<br />
Lombardia.<br />
Oben: <strong>de</strong>r<br />
achteckige Turm.<br />
35
36<br />
Salemi aus <strong>de</strong>m 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt, das <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Mitte e<strong>in</strong> <strong>de</strong>n Hl. Mart<strong>in</strong> und <strong>de</strong>n Armen darstellen<strong>de</strong>s<br />
Basrelief trägt; das an<strong>de</strong>re wird Porta Santa<br />
genannt und ist gotischen Stils. Beachtenswert<br />
s<strong>in</strong>d an <strong>de</strong>r Außenseite auch die aus <strong>de</strong>m 14.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt stammen<strong>de</strong>n Apsi<strong>de</strong>n und<br />
das Querhaus sowie e<strong>in</strong> Bogen, <strong>de</strong>r Teil <strong>de</strong>s<br />
Wan<strong>de</strong>lgangs <strong>de</strong>s Kirchenfriedhofs war und als<br />
e<strong>in</strong>ziger von e<strong>in</strong>em ehemaligen Kreuzgang erhalten<br />
geblieben ist.<br />
Das Innere hat die Form e<strong>in</strong>es late<strong>in</strong>ischen<br />
Kreuzes, und die drei Schiffe wer<strong>de</strong>n von schwar<br />
zen Alabastersäulen unterteilt, welche reich verzierte<br />
Sockel und Kapitelle besitzen. Die jeweils<br />
zweite rechts und l<strong>in</strong>ks s<strong>in</strong>d wahre Meisterwerke<br />
Gian Domenico Gag<strong>in</strong>is. Beson<strong>de</strong>re Beachtung<br />
verdienen auch die drei Kapellen <strong>de</strong>s<br />
Querschiffes: l<strong>in</strong>ks die <strong>de</strong>m SS. Sacramento<br />
(Allerheiligsten Sakrament) geweihte, die sich<br />
nach <strong>de</strong>r Restaurierung wie<strong>de</strong>r <strong>in</strong> ihrer<br />
ursprünglichen Anordnung aus <strong>de</strong>m 14.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
zeigt;<br />
rechts die Kapelle <strong>de</strong>r Stadtheiligen Ennas, <strong>de</strong>r<br />
Madonna <strong>de</strong>lla Visitazione (Jungfrau Maria <strong>de</strong>r<br />
Heimsuchung), <strong>de</strong>ren Statue hier aufbewahrt<br />
und je<strong>de</strong>s Jahr am 2. Juli durch die Straßen <strong>de</strong>r<br />
Stadt getragen wird; die mittlere Kapelle aus<br />
d e m<br />
16. Jahrhun<strong>de</strong>rt ist <strong>de</strong>r Assunta geweiht und<br />
gänzlich mit Stuckaturen, Statuen und Bil<strong>de</strong>rn<br />
geschmückt, die Szenen aus <strong>de</strong>m Leben <strong>de</strong>r<br />
Jungfrau Maria darstellen. Die Kirchen<strong>de</strong>cke<br />
schließlich, die aus drei unterschiedlich
geschnitzten Kassettenformen besteht, ist e<strong>in</strong>e<br />
wahre Meisterarbeit aus Nußbaumholz; ganz<br />
beson<strong>de</strong>rs wertvoll ist jener Teil, <strong>de</strong>r das<br />
Mittelschiff und Querschiff be<strong>de</strong>ckt und e<strong>in</strong><br />
Werk Scipione di Guidos ist, <strong>de</strong>r mit se<strong>in</strong>en<br />
Gesellen fünf Jahre lang daran arbeitete. Von<br />
ihm stammen auch die Emporen <strong>de</strong>s<br />
Hauptschiffs und <strong>de</strong>r Chor <strong>de</strong>s Hauptaltars.<br />
MORGANTINA<br />
Die Stadt Morgant<strong>in</strong>a liegt etwa 6 km von<br />
Aidone entfernt. Dank <strong>de</strong>r systematischen<br />
Grabungstätigkeit <strong>de</strong>r Archäologischen Abteilung<br />
<strong>de</strong>r Universität Pr<strong>in</strong>ceton wur<strong>de</strong> an diesem Ort<br />
schon 1955 die Existenz e<strong>in</strong>er Stadt sowie <strong>de</strong>ren<br />
verschie<strong>de</strong>ne architektonischen und städtebaulichen<br />
Entwicklungsstufen von <strong>de</strong>r hellenistischen<br />
bis zur römischen Zeit belegt.<br />
E<strong>in</strong>e erste Besiedlungsphase <strong>de</strong>s oberen Teils<br />
<strong>de</strong>s Hügels, <strong>de</strong>r “Zita<strong>de</strong>lle” genannt wird, läßt<br />
sich <strong>de</strong>n Untersuchungen zufolge für die Eisenzeit<br />
belegen (1000 - 850 v.Chr.) und wird durch<br />
Keramikscherben und Reste von Hütten dokumentiert.<br />
Weiter unten am Fuß <strong>de</strong>s Hügels wur<strong>de</strong>n <strong>in</strong><br />
zahlreichen Grabungskampagnen die Ru<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>es<br />
<strong>de</strong>r Demeter und <strong>de</strong>r Kore geweihten Heiligtums<br />
ausgegraben sowie die Stoa, die Märkte, die Aula<br />
<strong>de</strong>s Senates o<strong>de</strong>r Buleuterion, die Kultkapellen, das<br />
Theater, das chtonische Heiligtum <strong>de</strong>r Agorà, das<br />
Ekklesiasterion, <strong>de</strong>r große Backofen, <strong>de</strong>r<br />
Staatsspeicher und sämtliche <strong>de</strong>r hellenistischen<br />
und römischen Epoche <strong>de</strong>r Stadt zugehörigen<br />
E<strong>in</strong>richtungen.<br />
Das diese bei<strong>de</strong>n so unterschiedlichen<br />
Siedlungstypen verb<strong>in</strong><strong>de</strong>n<strong>de</strong> Element besteht aus<br />
e<strong>in</strong>er konsistenten, auf etwa die erste Hälfte <strong>de</strong>s 6.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts v.Chr. zurückgehen<strong>de</strong>n griechischchalkidischen<br />
Bevölkerungsgruppe, die von Katane<br />
herübergekommen war. Die Stadt erlebte <strong>de</strong>n<br />
Höhepunkt ihrer Entwicklung zwischen <strong>de</strong>m 4.<br />
und 3. Jahrhun<strong>de</strong>rt v. Chr.<br />
Obgleich die Stadt von <strong>de</strong>r Prosperität<br />
während <strong>de</strong>r Regierungszeit Hierons profitierte,<br />
wur<strong>de</strong> sie wegen ihrer gegen Rom gerichteten<br />
Allianz mit <strong>de</strong>n Karthagern im Zweiten<br />
Punischen Krieg von regulären römischen<br />
E<strong>in</strong>heiten im Vere<strong>in</strong> mit spanischen Söldnern 211<br />
v.Chr. angegriffen und zerstört. Von da an unterstand<br />
sie <strong>de</strong>n Iberern, die jedoch nicht zum<br />
Wie<strong>de</strong>raufbau schritten, son<strong>de</strong>rn nur zu e<strong>in</strong>er<br />
ungefähren Wie<strong>de</strong>rherstellung, die von <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>stigen<br />
Pracht weit entfernt war.<br />
Die spätere Verwicklung <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Stru<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r<br />
Sklavenaufstän<strong>de</strong> und schließlich <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rgang<br />
<strong>de</strong>s städtischen Bauwesens, (das Theater wur<strong>de</strong> als<br />
Ste<strong>in</strong>bruch mißbraucht), führte zur Entvölkerung<br />
Morgant<strong>in</strong>as, das zwischen <strong>de</strong>m 2. und 1.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt v.Chr. se<strong>in</strong>e städtische Existenz aufgibt.<br />
Das be<strong>de</strong>utendste Bauwerk ist das Theater.<br />
PIAZZA ARMERINA<br />
Der an mittelalterlichen Bauwerken, barokken<br />
Palästen, eleganten religiösen Gebäu<strong>de</strong>n und<br />
Parks reiche Ort liegt auf <strong>de</strong>n Gipfeln dreier<br />
Anhöhen <strong>de</strong>s Hügelgebietes Innersiziliens. Die<br />
Stadt stammt aus <strong>de</strong>m späten Mittelalter und ent-<br />
Auf <strong>de</strong>r gegenüberliegen<strong>de</strong>n<br />
Seite oben: das<br />
Panorama<br />
Ennas;<br />
unten: die Urne<br />
<strong>de</strong>s gestorbenen<br />
Heilands<br />
während <strong>de</strong>r<br />
Karfreitagsprozession<br />
<strong>in</strong> Enna.<br />
Auf dieser Seite<br />
oben: die<br />
Ru<strong>in</strong>en <strong>de</strong>s<br />
Theaters von<br />
Morgant<strong>in</strong>a, <strong>de</strong>r<br />
hellenistischen<br />
Stadt <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
Nähe von<br />
Aidone.<br />
37
Detailansicht<br />
<strong>de</strong>s “Die<br />
Großwildjagd”<br />
genannten<br />
Mosaiks <strong>de</strong>r<br />
römischen<br />
Villa <strong>in</strong> Piazza<br />
Armer<strong>in</strong>a.<br />
38<br />
Enna<br />
stand im 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt aus <strong>de</strong>n Ru<strong>in</strong>en <strong>de</strong>s älteren<br />
Piazza, das von Wilhelm I. zerstört wor<strong>de</strong>n<br />
war, weil es aufständischen Baronen Schutz<br />
gewährt hatte.<br />
Der <strong>de</strong>r Assunta geweihte Dom beherrscht<br />
von se<strong>in</strong>er Höhe aus die Stadt. Er wur<strong>de</strong> im 17.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt auf <strong>de</strong>n Grundmauern e<strong>in</strong>er älteren<br />
Kirche errichtet, von welcher nur <strong>de</strong>r untere Teil<br />
<strong>de</strong>s Glockenturmes <strong>in</strong> gotisch-katalanischem Stil<br />
erhalten geblieben ist.<br />
Im Inneren wird neben vielen an<strong>de</strong>rn<br />
Kunstwerken e<strong>in</strong> kostbares Holzkruzifix aus <strong>de</strong>m<br />
15. Jahrhun<strong>de</strong>rt aufbewahrt, das die Arbeit e<strong>in</strong>es<br />
nicht näher bekannten “Meisters <strong>de</strong>s Kreuzes von<br />
Piazza Armer<strong>in</strong>a” ist.<br />
Nicht weit von <strong>de</strong>r Stadt entfernt kann man<br />
das auf e<strong>in</strong>em Hügel gelegene Priorat von<br />
Sant'Andrea besichtigen, das auf Geheiß e<strong>in</strong>es<br />
Neffen Rogers I., Simone Graf von Butera, 1096<br />
errichtet wur<strong>de</strong>. Das Innere ist mit Fresken aus<br />
<strong>de</strong>m 12., 13. und 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt ausgestattet, die<br />
unter an<strong>de</strong>rem Passionsszenen darstellen.<br />
Mit <strong>de</strong>m Namen Piazza Armer<strong>in</strong>a verb<strong>in</strong><strong>de</strong>t<br />
sich vor allem die römische Villa <strong>de</strong>s Casale,<br />
e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r außergewöhnlichsten archäologischen<br />
Fun<strong>de</strong> auf <strong>Sizilien</strong>. Sie wur<strong>de</strong> im 3. und 4.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt n.Chr. für e<strong>in</strong>en unbekannten<br />
Auftraggeber gebaut, <strong>de</strong>n die Forscher mal <strong>in</strong> diesem<br />
mal <strong>in</strong> jenem Mitglied <strong>de</strong>s altrömischen<br />
A<strong>de</strong>ls o<strong>de</strong>r gar <strong>de</strong>r kaiserlichen Familie ent<strong>de</strong>ckt<br />
zu haben glauben.<br />
Wer auch immer es gewesen se<strong>in</strong> mag, so<br />
muß es sich doch um e<strong>in</strong>e sehr wohlhaben<strong>de</strong><br />
Person gehan<strong>de</strong>lt haben, um e<strong>in</strong>en Liebhaber <strong>de</strong>s<br />
Luxus, <strong>de</strong>s Komforts und <strong>de</strong>r Kunst.<br />
Zur Innenausstattung se<strong>in</strong>es stattlichen<br />
Landsitzes ließ er fähige Mosaizisten aus<br />
Afrika kommen, die fünf Jahre lang an <strong>de</strong>r<br />
Verwirklichung jener prächtigen Mosaiken<br />
arbeiteten, die uns noch heute e<strong>in</strong>en lebendigen<br />
E<strong>in</strong>druck vom Leben und <strong>de</strong>r Mythologie <strong>de</strong>r<br />
Römer vermitteln. Auf e<strong>in</strong>er Fläche von ca.<br />
3.500 m2 wechseln Jagdszenen und<br />
Tanzdarstellungen, Gestalten <strong>de</strong>r Mythologie<br />
und Tiere, Fischer und alle Art Pflanzen und<br />
Früchte e<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r ab und s<strong>in</strong>d Mo<strong>de</strong>ll und<br />
Urform e<strong>in</strong>es musiven Stils, <strong>de</strong>r <strong>in</strong> <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rten <strong>in</strong> Italien, Frankreich und<br />
Spanien weite Verbreitung f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sollte.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rte später lebten Araber und<br />
Normannen <strong>in</strong> diesen Mauern und führten all<br />
diejenigen Verän<strong>de</strong>rungen durch, die sie für notwendig<br />
erachteten, um die Villa ihren<br />
Bedürfnissen anzupassen, wobei sie lei<strong>de</strong>r auch<br />
die ursprünglichen Anlagen beschädigten.<br />
Im 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt provozierte e<strong>in</strong>e schreckliche<br />
Überschwemmung e<strong>in</strong>e Schlammwelle, die<br />
nach<strong>de</strong>m sie <strong>in</strong> das Tal gedrungen war, <strong>de</strong>n oberen<br />
Teil <strong>de</strong>r Villa zerstörte und diese völlig<br />
be<strong>de</strong>ckte.<br />
Doch nicht je<strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>n ist von Übel,<br />
wie man sagt, und das Wort f<strong>in</strong><strong>de</strong>t hier se<strong>in</strong>e<br />
Bestätigung, <strong>de</strong>nn wenn <strong>de</strong>r Schlamm e<strong>in</strong>erseits<br />
die Deckengewölbe zerstörte, die wahrhaft e<strong>in</strong>drucksvoll<br />
gewesen se<strong>in</strong> müssen, so hat er doch<br />
jahrhun<strong>de</strong>rtelang die Mosaiken geschützt, die uns<br />
so fast völlig <strong>in</strong>takt erhalten geblieben s<strong>in</strong>d.<br />
Ausgrabungen, die zuerst fast aus<br />
Liebhaberei und dann immer systematischer<br />
durchgeführt wur<strong>de</strong>n, haben 1950 unter <strong>de</strong>r<br />
Leitung <strong>de</strong>s Archäologen G<strong>in</strong>o Gentili zur<br />
Wie<strong>de</strong>rauferstehung <strong>de</strong>r Villa geführt.<br />
Der Wohnkomplex besteht aus vier unterschiedlichen<br />
Gebäu<strong>de</strong>gruppen, <strong>de</strong>ren je<strong>de</strong> e<strong>in</strong>em
speziellen Aspekt <strong>de</strong>s gesellschaftlichen Lebens<br />
diente, wie etwa <strong>de</strong>r Gastfreundschaft, <strong>de</strong>m<br />
Ruhebedürfnis, usw. Im unterirdischen Bereich<br />
bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich die Aufenthaltsräume <strong>de</strong>r<br />
Dienerschaft, die Stallungen, Speicher und an<strong>de</strong>res.<br />
Beson<strong>de</strong>rs <strong>in</strong>teressant s<strong>in</strong>d die Thermen, die<br />
mehrere Räume e<strong>in</strong>nehmen und außer <strong>de</strong>n<br />
Mosaiken Spuren <strong>de</strong>s Wasserversorgungssystems<br />
<strong>de</strong>r Villa aufweisen; von Interesse s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>lgang <strong>de</strong>r Großwildjagd, <strong>de</strong>r mit<br />
Szenen <strong>de</strong>r Jagd und <strong>de</strong>s Fangs von Wildtieren<br />
<strong>de</strong>koriert ist; darüber h<strong>in</strong>aus <strong>de</strong>r Saal <strong>de</strong>r zehn<br />
Wettkämpfer, <strong>de</strong>ssen Fußbo<strong>de</strong>n Athleten zeigt, die<br />
verschie<strong>de</strong>ne Sportarten treiben; und schließlich<br />
die Herrschaftszimmer <strong>de</strong>r Villa, <strong>in</strong> <strong>de</strong>nen sich<br />
unter an<strong>de</strong>rem e<strong>in</strong>e Darstellung von Odysseus<br />
und Polyphem sowie die berühmte “erotische<br />
Szene” bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n.<br />
39
Mess<strong>in</strong>a<br />
Der Dom von<br />
Mess<strong>in</strong>a mit<br />
se<strong>in</strong>em<br />
Campanile,<br />
<strong>de</strong>n e<strong>in</strong>e große<br />
astronomische<br />
Uhr schmückt.<br />
40<br />
ill man von <strong>de</strong>r Geschichte Mess<strong>in</strong>as berich-<br />
so ist man immer wie<strong>de</strong>r versucht, die<br />
Wten,<br />
Magie <strong>de</strong>r Sagen auf sich e<strong>in</strong>wirken zu lassen und<br />
sich <strong>in</strong> Mythen und Märchen zu verlieren. Es gibt<br />
<strong>de</strong>nn auch nur wenige Städte die so reich an<br />
Volksglauben s<strong>in</strong>d wie die Stadt an <strong>de</strong>r Meerenge:<br />
von Charybdis zu Glauco, von Mata zum Vogel<br />
Greif und zur Weißen Frau, von Colapesce<br />
zur Fata Morgana, all diese e<strong>in</strong>zigartigen<br />
“Begegnungen” durchziehen die Geschichte<br />
Mess<strong>in</strong>as.<br />
Daß es jedoch nicht Neptun mit <strong>de</strong>m Dreizack<br />
war, <strong>de</strong>r durch e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Hieb die Insel vom<br />
Kont<strong>in</strong>ent trennte, und daß nicht Saturn die antike<br />
Stadt grün<strong>de</strong>te, weil er so bezaubert von <strong>de</strong>r<br />
Schönheit dieses Ortes war, das hören wir von <strong>de</strong>n<br />
Wissenschaftlern und Archäologen, die, weniger<br />
Dichter und mehr Historiker <strong>de</strong>nn die alten<br />
Geschichtsschreiber, weniger phantastisch, aber<br />
mit mehr Rationalität die “wahre” Geschichte dieser<br />
außeror<strong>de</strong>ntlichen Stätte nachvollzogen haben.<br />
Wenn wir auch nur wenig über die vorgriechische<br />
Zeit wissen, <strong>de</strong>nn an <strong>de</strong>n Ufern <strong>de</strong>r<br />
Meerenge h<strong>in</strong>terließen sikulische Bauern und<br />
Jäger sowie phönizische Händler nur Spuren ihrer<br />
Präsenz, so ist uns doch viel über die hellenistische<br />
Kolonisierung <strong>de</strong>s Ortes bekannt.<br />
Es war <strong>de</strong>nn an diesem kurzen Stück <strong>de</strong>r<br />
Jonischen Küste, das von <strong>de</strong>r Meerenge bis nach<br />
Syrakus reicht, wo mit <strong>de</strong>r Gründung von Zankle,<br />
Nasso und Syrakus die griechische Hel<strong>de</strong>nzeit auf<br />
<strong>Sizilien</strong> begann. Hier grün<strong>de</strong>ten jene Bauern aus<br />
Cumae und Chalkis um das Jahr 756 v.Chr. (o<strong>de</strong>r<br />
um 730 v.Chr., o<strong>de</strong>r gar um 727 v.Chr., je nach<br />
<strong>de</strong>r Interpretation <strong>de</strong>s jeweiligen Historikers) die<br />
Stadt Zankle, was Sichel be<strong>de</strong>utet.<br />
Die Anlage dieser antiken Siedlung die aller<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit nach auf <strong>de</strong>r Südseite <strong>de</strong>s<br />
großen Hafens lag, konnte anhand <strong>de</strong>r archäologischen<br />
Fun<strong>de</strong> nachgezeichnet wer<strong>de</strong>n. Es han<strong>de</strong>lte<br />
sich um e<strong>in</strong>e regelmäßige Anordnung von<br />
Wohnhäusern, die durch schmale Durchgänge vone<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r<br />
getrennt wur<strong>de</strong>n, von sakralen Anlagen<br />
wie <strong>de</strong>m Heiligtum aus <strong>de</strong>m späten 8. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
v.Chr., das auf <strong>de</strong>r äußersten Spitze jener<br />
Landzunge liegt, die <strong>de</strong>n Hafen umschließt, und<br />
auch von Grabmonumenten mit unterirdischen<br />
Grabkammern, wie sie das im Bereich <strong>de</strong>r<br />
Nekropole (im largo Avignone) aufgefun<strong>de</strong>ne besaß.<br />
Das Geschick <strong>de</strong>r Stadt - Zankle, Messana<br />
und schließlich Mess<strong>in</strong>a - blieb immer eng mit <strong>de</strong>r<br />
großen wirtschaftlichen und strategischen<br />
Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Ortes verbun<strong>de</strong>n: e<strong>in</strong> Ort <strong>de</strong>r<br />
Begegnung und <strong>de</strong>s Zusammenstoßes verschie<strong>de</strong>nster<br />
Völkerschaften, die aus <strong>de</strong>n unterschiedlichsten<br />
Grün<strong>de</strong>n hierherkamen.<br />
Nach<strong>de</strong>m die Stadt von Sikelioten und<br />
Karthagern erobert, wie<strong>de</strong>rerobert und wie<strong>de</strong>r<br />
zurückerobert wor<strong>de</strong>n war, wur<strong>de</strong> sie als Messana,<br />
e<strong>in</strong>em ihr durch <strong>de</strong>n Tyrannen von Reggio di<br />
Calabria verliehenen Namen, die erste römische<br />
Kolonie auf <strong>Sizilien</strong> und erlangte während <strong>de</strong>r letzten<br />
bei<strong>de</strong>n Jahrhun<strong>de</strong>rte vor <strong>de</strong>r Zeitenwen<strong>de</strong> e<strong>in</strong>e außeror<strong>de</strong>ntliche<br />
Be<strong>de</strong>utung, so daß Cicero sie als “civitas<br />
maxima et locupletissima” bezeichnen konnte.<br />
Diese glanzvolle Rolle hielt sie zu m<strong>in</strong><strong>de</strong>st bis<br />
zum Nie<strong>de</strong>rgang <strong>de</strong>s Weströmischen Reiches im<br />
Jahre 476 n.Chr. <strong>in</strong>ne, also bis zum Beg<strong>in</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Barbarene<strong><strong>in</strong>f</strong>älle, um dann unter <strong>de</strong>n<br />
Byzant<strong>in</strong>ern als Mess<strong>in</strong>a zur ersten Metropole<br />
Großgriechenlands und <strong>Sizilien</strong>s aufzusteigen.<br />
In<strong>de</strong>m die Stadt ihre wichtige Rolle als strategischer<br />
Hafen <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Beziehungen mit <strong>de</strong>m Orient<br />
zur Geltung brachte, die kalabrische Küste ihrer<br />
Kontrolle unterwarf, befestigte und unter eigene<br />
Verwaltung stellte, gelang es ihr, zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st bis<br />
zum Jahr 843 n.Chr. <strong>de</strong>r Invasion durch die<br />
Araber standzuhalten.<br />
Nach e<strong>in</strong>er erneuten und leidvollen Zeit <strong>de</strong>s<br />
Nie<strong>de</strong>rgangs, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r ihre Bevölkerung veranlaßt<br />
wur<strong>de</strong>, sie gänzlich zu verlassen und erst 965 noch<br />
unter arabischer Oberhoheit wie<strong>de</strong>r zurückzukehren,<br />
geriet sie 1061 unter die Herrschaft <strong>de</strong>r Normannen,<br />
welche sie mit Privilegien ausstatteten, die <strong>de</strong>n<br />
Grundste<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er städtischen Verfassung legten,<br />
die bis <strong>in</strong>s 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt Geltung besaß.<br />
Später geriet Mess<strong>in</strong>a an das Haus Anjou<br />
und wur<strong>de</strong> im Zeitalter <strong>de</strong>r Kreuzzüge e<strong>in</strong> wichtiger<br />
Militärhafen, was auch zu ihrem wirtschaftlichen<br />
und kulturellen Wohlbef<strong>in</strong><strong>de</strong>n beitrug.<br />
Es waren die letzten Jahrhun<strong>de</strong>rte<br />
<strong>de</strong>r Blütezeit dieser Stadt an <strong>de</strong>r Meerenge:<br />
<strong>de</strong>r Reichtum, die gewaltige städtebauliche<br />
Entwicklung sowie die politische Be<strong>de</strong>utung spiegelten<br />
sich <strong>in</strong> ihrer kulturellen Entwicklung wi<strong>de</strong>r,<br />
so daß Mess<strong>in</strong>a zum Treffpunkt von Literaten und<br />
Humanisten, Denkern und Künstlern wur<strong>de</strong>, und<br />
von diesen sei nur an jenen Antonello er<strong>in</strong>nert.<br />
Daraufh<strong>in</strong> begann <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rgang, <strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n<br />
Menschen, aber auch durch die Natur verursacht<br />
wur<strong>de</strong>. Nach<strong>de</strong>m die E<strong>in</strong>wohner Mess<strong>in</strong>as sich<br />
zwischen <strong>de</strong>n Jahren 1675 und 1678 gegen die<br />
Spanier erhoben hatten, leisteten sie so lange<br />
Wi<strong>de</strong>rstand, als sie auf die Unterstützung durch<br />
die Franzosen zählen konnten, um schließlich doch<br />
wie<strong>de</strong>r unter spanische Herrschaft zu geraten.<br />
Diese schafften die jahrhun<strong>de</strong>rtealten Privilegien<br />
<strong>de</strong>r Stadt ab, schleiften <strong>de</strong>n Senatspalast und bauten<br />
als Zeichen strenger Zurechtweisung die<br />
mächtige Zita<strong>de</strong>lle San Ranieri.<br />
Dann kam die Pest, die 1743 die Stadt entvölkerte,<br />
daraufh<strong>in</strong> das Erdbeben von 1783, danach<br />
die wüten<strong>de</strong>n Bombar<strong>de</strong>ments durch Ferd<strong>in</strong>and II.<br />
von Bourbon, <strong>de</strong>n “Bombenkönig”, schließlich das<br />
fürchterliche Erdbeben von 19<strong>08</strong>, das sechzigtausend<br />
Opfer for<strong>de</strong>rte und 90% <strong>de</strong>r Wohngebäu<strong>de</strong><br />
zerstörte, und endlich 1943 die Zerstörungen<br />
durch die Bombar<strong>de</strong>ments <strong>de</strong>r Alliierten, die noch<br />
die letzten Reste e<strong>in</strong>er stolzen Vergangenheit weitgehend<br />
auslöschten.<br />
Doch wäre es abwegig, sich Mess<strong>in</strong>a als e<strong>in</strong>e<br />
völlig “neue” Stadt vorzustellen, die im großen<br />
und ganzen nach <strong>de</strong>m Erdbeben von 19<strong>08</strong> und<br />
<strong>de</strong>n Bombar<strong>de</strong>ments <strong>de</strong>s Zweiten Weltkriegs neu<br />
aufgebaut wor<strong>de</strong>n wäre: die gleiche hartnäckige<br />
und siegreiche Wi<strong>de</strong>rstandskraft <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>wohner<br />
Mess<strong>in</strong>as, die 1282 <strong>de</strong>n Sieg über Karl von Anjou<br />
brachte, hat die schändliche Geldgier und das<br />
Barbarentum <strong>de</strong>s Menschen überwun<strong>de</strong>n, ebenso<br />
wie die grausame, aber unwissen<strong>de</strong> Wut <strong>de</strong>r
E<strong>in</strong> Blick auf<br />
die Kirche <strong>de</strong>r<br />
Catalani, e<strong>in</strong>er<br />
gelungenen<br />
Verb<strong>in</strong>dung<br />
verschie<strong>de</strong>nster<br />
Baustile.<br />
42<br />
Natur. So ist <strong>de</strong>nn Mess<strong>in</strong>a heute e<strong>in</strong>e schöne und<br />
e<strong>in</strong>drucksvolle Stadt, <strong>de</strong>r es von Natur aus nicht<br />
an Wohlstand fehlt, diesen aber auch all <strong>de</strong>m verdankt,<br />
was ihre E<strong>in</strong>wohner bewahrt und wie<strong>de</strong>raufgebaut<br />
haben. Zur Besichtigung Mess<strong>in</strong>as<br />
benötigt man e<strong>in</strong>en Tag.<br />
Kunst<strong>de</strong>nkmäler<br />
Die Kirche Santa Maria d’Alemanna<br />
(o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>gli Alemanni) - Die e<strong>in</strong>drucksvollen<br />
Reste dieser Kirche bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich zwischen <strong>de</strong>n<br />
Straßen via Sant’Elia und via Santa Maria<br />
Alemanna. Sie s<strong>in</strong>d von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung,<br />
da es sich um das e<strong>in</strong>zige Beispiel gotischer<br />
Architektur <strong>in</strong> <strong>Sizilien</strong> han<strong>de</strong>lt. Der auf<br />
Veranlassung <strong>de</strong>s Deutschritteror<strong>de</strong>ns <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
ersten Hälfte <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts erbaute Tempel<br />
wur<strong>de</strong> schon seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts nach<br />
und nach verlassen, und seit 18<strong>08</strong> wur<strong>de</strong>n <strong>in</strong> ihm<br />
ke<strong>in</strong>e religiösen Funktionen mehr vollzogen. Den
über dieses kle<strong>in</strong>e staufische Schmuckstück here<strong>in</strong>gebrochenen<br />
Kriegen und Erdbeben zum Trotz hat<br />
es auch noch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Überresten die Eleganz<br />
und Fe<strong>in</strong>heit von e<strong>in</strong>st bewahrt.<br />
Die Kirche Santa Maria Annunziata <strong>de</strong>i<br />
Catalani - Sie ist e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r wertvollsten Schätze<br />
Mess<strong>in</strong>as und wur<strong>de</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>r zweiten Hälfte<br />
<strong>de</strong>s 12. Jahrhun<strong>de</strong>rts unter <strong>de</strong>r Herrschaft<br />
<strong>de</strong>r Normannen wohl auf e<strong>in</strong>em vorherigen<br />
Heiligtum errichtet. Sie besitzt e<strong>in</strong>e schlichte und<br />
elegante Fassa<strong>de</strong> mit drei Portalen aus <strong>de</strong>m 13.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt, e<strong>in</strong>e Kuppel und e<strong>in</strong>drucksvolle<br />
Apsi<strong>de</strong>n. Das Gotteshaus, das <strong>in</strong> eleganter Weise<br />
byzant<strong>in</strong>ische, romanische, arabische und normannische<br />
Bauelemente <strong>in</strong> sich vere<strong>in</strong>t, besitzt drei von<br />
Säulen unterteilte Schiffe, e<strong>in</strong> Tonnengewölbe, e<strong>in</strong>e<br />
Vierung und e<strong>in</strong>e auf byzant<strong>in</strong>ischen Zwickeln<br />
ruhen<strong>de</strong> Kuppel. Auf <strong>de</strong>m Vorplatz <strong>de</strong>r Kirche<br />
steht die Bronzestatue Don Juan d’Austrias, <strong>de</strong>r<br />
1571 bei Lepanto über die osmanische Flotte siegte,<br />
und zeigt ihn, wie er <strong>de</strong>n abgetrennten Kopf <strong>de</strong>s<br />
Flottenbefehlshabers Ali Pascia unter se<strong>in</strong>en Füßen<br />
zertritt. Interessant s<strong>in</strong>d auch die Basreliefs <strong>de</strong>s<br />
Sockels, die e<strong>in</strong>ige Momente dieses historischen<br />
Ereignisses darstellen.<br />
Der Dom - Der e<strong>in</strong>drucksvolle normannische<br />
Bau, <strong>de</strong>r 1160 unter <strong>de</strong>r Regierung König Rogers<br />
II. errichtet und im 14. und 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
umgebaut wur<strong>de</strong>, hat die Form e<strong>in</strong>er von zwei<br />
Säulenreihen <strong>in</strong> drei Schiffe geteilten Basilika mit<br />
drei halbkreisförmigen Apsi<strong>de</strong>n, neben <strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>r<br />
schöne Campanile erhebt.<br />
Der Dom, <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>r ältesten Kirchen ganz<br />
<strong>Sizilien</strong>s ist, ist gleichzeitig Symbol <strong>de</strong>s tragischen<br />
Schicksals dieser Stadt an <strong>de</strong>r Meerenge, beweist<br />
aber auch <strong>de</strong>n Willen <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>wohner Mess<strong>in</strong>as,<br />
sich <strong>de</strong>m Unabwendbaren nie kam pflos ergeben<br />
zu wollen: die Stadt fiel schon im 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
e<strong>in</strong>em heftigen Brand zum Opfer, erlitt im 17. und<br />
18. Jahrhun<strong>de</strong>rt Erdbebenschä<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong> 19<strong>08</strong><br />
von e<strong>in</strong>em Beben fast völlig zerstört, um schließlich,<br />
wie<strong>de</strong>raufgebaut, 1943 durch amerikanische<br />
Bomber erneut <strong>in</strong> Schutt und Asche gelegt zu<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Die prachtvolle Fassa<strong>de</strong> besitzt drei Portale<br />
aus <strong>de</strong>m 15. und 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt, von <strong>de</strong>nen das<br />
Hauptportal von Pietro di Bonato 1468 been<strong>de</strong>t,<br />
allerd<strong>in</strong>gs ursprünglich von Baboccio da Piperno<br />
im 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt entworfen wur<strong>de</strong>, welcher<br />
auch <strong>de</strong>r Meister jener Madonnenstatue ist, die<br />
ursprünglich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Lünette aufgestellt war und<br />
sich heute im örtlichen Museum bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t. E<strong>in</strong>ige<br />
Fenster sowie die schöne Fensterrosette s<strong>in</strong>d<br />
ebenfalls wie<strong>de</strong>rhergestellt und e<strong>in</strong>gehend<br />
restauriert wor<strong>de</strong>n.<br />
Im Innern, das e<strong>in</strong>e schöne bemalte Holz<strong>de</strong>cke<br />
aufweist, s<strong>in</strong>d die zahlreichen Grabmonumente<br />
von beson<strong>de</strong>rem Interesse, unter <strong>de</strong>nen beson<strong>de</strong>rs<br />
das im 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt von Goro di Gregorio<br />
gefertigte Monument <strong>de</strong>s Kard<strong>in</strong>als Guidotto <strong>de</strong><br />
Tabiatis sowie zwölf Altäre aus <strong>de</strong>m 16.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt bemerkenswert s<strong>in</strong>d, wie auch e<strong>in</strong><br />
Antonello Gag<strong>in</strong>i zugeschriebener Hl.Johannes<br />
und e<strong>in</strong> <strong>de</strong>n Hl. Hieronymus darstellen<strong>de</strong>s Relief<br />
aus <strong>de</strong>m 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Äußerst wertvoll ist <strong>de</strong>r<br />
Kirchenschatz, <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>e Vielzahl an Gold- und<br />
Silbergegenstän<strong>de</strong>n sowie Stoffen enthält, die von<br />
europaweit bekannten örtlichen Meistern gefertigt<br />
wur<strong>de</strong>n.<br />
Neben <strong>de</strong>m Gotteshaus erhebt sich <strong>de</strong>r mehrmals<br />
wie<strong>de</strong>raufgebaute Campanile mit <strong>de</strong>r 1933 <strong>in</strong><br />
Straßburg gebauten, größten astronomischen Uhr<br />
<strong>de</strong>r Welt: sie besteht aus zahlreichen mit sich<br />
bewegen<strong>de</strong>n Figuren ausgestatteten Quadranten,<br />
die die Stun<strong>de</strong>n, Tage, Monate, die Planeten und<br />
Das Haupt<br />
portal <strong>de</strong>s<br />
Doms.<br />
43
44<br />
Auf dieser<br />
Seite:<br />
die Orion<br />
Fontäne.<br />
Auf <strong>de</strong>r<br />
gegenüberliegen<strong>de</strong>n<br />
Seite:<br />
das Meeresungeheuer<br />
Charybdis, das<br />
auf <strong>de</strong>m nach<br />
Neptun<br />
genannten<br />
Brunnen <strong>de</strong>m<br />
Meergott<br />
gefesselt zu<br />
Füßen liegt.<br />
religiösen Feste anzeigen, und um zwölf Uhr mittags<br />
entwickelt sie fünfzehn M<strong>in</strong>uten lang e<strong>in</strong><br />
wahres Schauspiel aus Musik und bewegten<br />
Bil<strong>de</strong>rn, das man sich nicht entgehen lassen sollte,<br />
wie man <strong>de</strong>nn auch nicht versäumen sollte, <strong>de</strong>n<br />
65 m hohen Turm zu besteigen, <strong>de</strong>r von 9 bis 13<br />
Uhr zugänglich ist.<br />
Fonte di Orione (Der Brunnen <strong>de</strong>s<br />
Orion) E<strong>in</strong> monumentales Werk von<br />
Montorsoli aus <strong>de</strong>m 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt,<br />
das Orion, e<strong>in</strong>en <strong>de</strong>r mythischen<br />
Grün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Stadt, darstellt.<br />
Fontana <strong>de</strong>l Nettuno (Der<br />
Neptunsbrunnen) Auch dies ist e<strong>in</strong> Werk<br />
Montorsolis aus <strong>de</strong>m Jahre 1557 und<br />
steht auf <strong>de</strong>m Platz Unita d’ltalia. Der<br />
mehrmals überarbeitete Brunnen zeigt<br />
Neptun, wie er die Wasser<br />
<strong>de</strong>r Meerenge von Mess<strong>in</strong>a<br />
beruhigt.<br />
TAORMINA<br />
Die Ursprünge <strong>de</strong>r<br />
Stadt gehen bis <strong>in</strong><br />
die Vorgeschichte<br />
zurück.<br />
In <strong>de</strong>r späten<br />
Bronzezeit<br />
sie<strong>de</strong>lte sich<br />
e<strong>in</strong>e Gruppe von Sikulern auf <strong>de</strong>r Spitze e<strong>in</strong>es<br />
Hügels über <strong>de</strong>r jonischen Küste <strong>Sizilien</strong>s an. In <strong>de</strong>r<br />
kle<strong>in</strong>en Stadt Tauromenion fan<strong>de</strong>n im 5.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt v.Chr. die E<strong>in</strong>wohner von Naxos<br />
Zuflucht, das von Dionysios I. von Syrakus zerstört<br />
wor<strong>de</strong>n war. Dieser besetzte die Stadt 392 v.Chr.<br />
Die Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> erlitt <strong>in</strong> <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n griechischen<br />
und römischen Zeit das gleiche Schicksal<br />
wie das übrige <strong>Sizilien</strong>. Die Byzant<strong>in</strong>er brachten<br />
dann se<strong>in</strong>er heruntergekommenen Lage e<strong>in</strong>e<br />
Besserung, und sie war e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>r letzten Städte, die<br />
902 von <strong>de</strong>n Arabern e<strong>in</strong>genommen wur<strong>de</strong>n. Die<br />
<strong>isla</strong>mische Herrschaft wur<strong>de</strong> nur schwer ertragen,<br />
und zweimal erhoben sich die Bürger gegen die<br />
arabischen Herren.<br />
Nach <strong>de</strong>m zweiten Aufstand im Jahre 969<br />
wur<strong>de</strong> die Zerstörung <strong>de</strong>r Stadt angeordnet, <strong>de</strong>r<br />
nur die zum Schutze Naxos’ errichtete Festung<br />
entg<strong>in</strong>g, die Tamberm<strong>in</strong> genannt wur<strong>de</strong>. Im 13.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt erhielt Taorm<strong>in</strong>a im Zuge e<strong>in</strong>iger<br />
Klostergründungen neues Leben, entwickelte sich<br />
jedoch zu nicht mehr als zu e<strong>in</strong>em Dorf. Se<strong>in</strong><br />
Glück nahm zu Beg<strong>in</strong>n <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts se<strong>in</strong>en<br />
Anfang, als es nach <strong>de</strong>m Besuch Goethes, <strong>de</strong>r<br />
se<strong>in</strong>e Schönheit <strong>in</strong> ganz Europa besang, e<strong>in</strong>e mehr<br />
o<strong>de</strong>r m<strong>in</strong><strong>de</strong>r obligate Etappe <strong>de</strong>r “Grand Tour”<br />
wur<strong>de</strong>. Die Reisen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s vergangenen<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts waren somit die Vorläufer <strong>de</strong>r überaus<br />
zahlreichen Touristen, die je<strong>de</strong>s Jahr <strong>Sizilien</strong>s<br />
Frem<strong>de</strong>nverkehrshauptstadt Taorm<strong>in</strong>a besichtigen.<br />
Das wichtigste Monument <strong>de</strong>r kle<strong>in</strong>en<br />
Stadt ist das Teatro Antico, und dies nicht nur<br />
auf Grund se<strong>in</strong>es künstlerischen Wertes, son<strong>de</strong>rn<br />
auch wegen se<strong>in</strong>er szenisch e<strong>in</strong>maligen<br />
Lage. Das Panorama, das man von se<strong>in</strong>er Höhe<br />
aus genießt, ist sogar “das Panorama par excellence”genannt<br />
wor<strong>de</strong>n und darf bei e<strong>in</strong>em<br />
<strong>Sizilien</strong>besuch sicher nicht versäumt wer<strong>de</strong>n.<br />
Das Theater ist nach <strong>de</strong>m <strong>in</strong> Syrakus das<br />
zweitgrößte <strong>Sizilien</strong>s, hat e<strong>in</strong>en Durchmesser von<br />
109 m und wur<strong>de</strong> <strong>in</strong> hellenistischer Zeit errichtet<br />
(3.-2. Jahrhun<strong>de</strong>rt v.Chr.). Nach<strong>de</strong>m es 300<br />
Jahre später von <strong>de</strong>n Römern erweitert und umgebaut<br />
wor<strong>de</strong>n war, wur<strong>de</strong> es zu “venationes”<br />
(Jagdspielen) und Gladiatorenkämpfen genutzt. In<br />
diesem Theater, das e<strong>in</strong>e beachtliche Akustik<br />
besitzt, wer<strong>de</strong>n <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Sommermonaten Musikund<br />
Theaterveranstaltungen abgehalten. Den<br />
Römern verdanken wir auch das kle<strong>in</strong>e Gebäu<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s O<strong>de</strong>ons h<strong>in</strong>ter <strong>de</strong>r heutigen Kirche Santa<br />
Cater<strong>in</strong>a, das vielleicht als Buleuterion (öffentlicher<br />
Versammlungsort) diente, sowie die<br />
Naumachie. Diese ist neben <strong>de</strong>m Theater <strong>de</strong>r<br />
zweite be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rest <strong>de</strong>r römischen Stadtepoche<br />
und e<strong>in</strong>es <strong>de</strong>r größten römischen Bauwerke<br />
<strong>de</strong>r Insel. Es han<strong>de</strong>lt sich um e<strong>in</strong>e gewaltige<br />
Terrassenanlage, die e<strong>in</strong>e heute nicht mehr existente<br />
Zisterne beschützte, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r offensichtlich<br />
Seegefechte geschlagen wur<strong>de</strong>n, woher <strong>de</strong>nn auch<br />
ihr Name rührt.<br />
Der Palazzo Corvaja, <strong>de</strong>r im 15.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt auf <strong>de</strong>n Mauern e<strong>in</strong>es aus <strong>de</strong>m vorhergehen<strong>de</strong>n<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt stammen<strong>de</strong>n Baus<br />
errichtet wur<strong>de</strong>, war 1410 Sitz <strong>de</strong>s sizilianischen<br />
Parlaments. Se<strong>in</strong>e Fassa<strong>de</strong> schmückt e<strong>in</strong> Band, <strong>in</strong><br />
das e<strong>in</strong>e Reihe late<strong>in</strong>ischer Sentenzen graviert<br />
wur<strong>de</strong>n. Weiter oben im ersten Stock bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich<br />
große Biforenfenster. Sehr malerisch ist <strong>de</strong>r<br />
Innenhof.<br />
Der <strong>de</strong>m Hl. Nikolaus geweihte Dom steht auf<br />
<strong>de</strong>m gleichnamigen Platz San Nicola und wur<strong>de</strong><br />
im 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt errichtet. Im 14.,15 und 16.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> er mehrfach umgebaut. Se<strong>in</strong><br />
qua<strong>de</strong>rhaftes und strenges Äußere er<strong>in</strong>nert an normannische<br />
Kathedralen. Se<strong>in</strong> Hauptportal, über<br />
<strong>de</strong>m sich e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Rosette bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t und das von<br />
zwei spitzbogigen Monoforen flankiert wird, ist im<br />
Renaissancestil erbaut und stammt von 1636; zwei<br />
weitere Portale aus <strong>de</strong>m 15. und 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich jeweils auf <strong>de</strong>r l<strong>in</strong>ken und rechten<br />
Kirchenseite (beson<strong>de</strong>rs sehenswert das erstere).<br />
Im dreischiffigen Inneren bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich beachtenswerte<br />
Gemäl<strong>de</strong> von Anton<strong>in</strong>o Giuffre (1436)<br />
und e<strong>in</strong> Flügelaltar von Antonello <strong>de</strong> Saliba<br />
(1504).<br />
Der elegante Palast <strong>de</strong>r Grafen von Santo<br />
Stefano aus <strong>de</strong>m 14. und 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt ist e<strong>in</strong><br />
schönes Beispiel sizilianischer Architektur. Die<br />
mächtigen Außenmauern wer<strong>de</strong>n von Biforen aufgeheitert,<br />
<strong>de</strong>ren vier sich im Erdgeschoß und <strong>de</strong>ren<br />
weitere, noch elegantere vier sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
Wohnetage bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n.
Auf dieser<br />
Seite:<br />
Taorm<strong>in</strong>a, das<br />
antike Theater.<br />
Auf <strong>de</strong>r gegenüberliegen<strong>de</strong>n<br />
Seite: Tyndaris<br />
- die Reste <strong>de</strong>r<br />
Basilika, e<strong>in</strong>em<br />
großen<br />
Versammlungssaal<br />
<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>en<br />
Zugang zur<br />
Agorà bot.<br />
46<br />
TYNDARIS<br />
Tyndaris, das e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>r letzten griechischen<br />
Kolonien <strong>Sizilien</strong>s war, wur<strong>de</strong> 396 v.Chr. von<br />
Dionysios I. von Syrakus an <strong>de</strong>r Stätte <strong>de</strong>r alten<br />
sikulischen Siedlung Abaceno gegrün<strong>de</strong>t, um<br />
e<strong>in</strong>en militärischen Vorposten zur Verteidigung<br />
gegen die E<strong><strong>in</strong>f</strong>älle <strong>de</strong>r Karthager zu schaffen. Die<br />
rasch wachsen<strong>de</strong> Stadt übte e<strong>in</strong>e wichtige strategische<br />
Funktion bei <strong>de</strong>r Sicherung <strong>de</strong>r Schiffsrouten<br />
durch das Tyrrhenische Meer aus und war<br />
Augenzeuge <strong>de</strong>r verwickelten kriegerischen<br />
Ause<strong>in</strong>an<strong>de</strong>rsetzungen zwischen Sikelioten,<br />
Karthagern und Römern um die Kontrolle <strong>de</strong>r<br />
Insel. Nach<strong>de</strong>m es 264 v.Chr. von <strong>de</strong>n Karthagern<br />
besetzt wor<strong>de</strong>n war, wur<strong>de</strong> es zehn Jahre darauf<br />
von <strong>de</strong>n Römern zurückerobert und schließlich zu<br />
e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r fünf römischen Kolonien erhoben mit<br />
allen Privilegien, die sich daraus ergaben. E<strong>in</strong><br />
enormer, erdbebenartiger Erdrutsch im Jahre 365<br />
n.Chr. sowie die 836 n.Chr. erfolgten<br />
Zerstörungen durch die Araber setzten <strong>de</strong>m<br />
Höhenflug Tyndaris’ e<strong>in</strong> En<strong>de</strong>, doch se<strong>in</strong>e<br />
Schönheit überlebte. Das wahrsche<strong>in</strong>lich zu En<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s 4. Jahrhun<strong>de</strong>rts v.Chr. erbaute Theater<br />
wur<strong>de</strong> völlig umgebaut und <strong>in</strong> römischer Zeit <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e Arena veran<strong>de</strong>lt, wobei lei<strong>de</strong>r auch das<br />
Szenengebäu<strong>de</strong> zerstört wur<strong>de</strong>.<br />
Die Basilika war e<strong>in</strong> großer Rundbogensaal<br />
für Versammlungen, <strong>de</strong>r sich ursprünglich auf<br />
drei Ebenen entwickelte und Zugang zur Agora<br />
bot. Der Bau geht wahrsche<strong>in</strong>lich auf das En<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s 1. Jahrhun<strong>de</strong>rts v.Chr. zurück und vere<strong>in</strong>t <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>zigartiger Weise griechische und römische<br />
Stile und Bautechniken. E<strong>in</strong>igermaßen erhalten<br />
geblieben ist nur das Erdgeschoß, das aus e<strong>in</strong>em<br />
e<strong>in</strong>zigen Schiff besteht, welches von neun Bögen<br />
überspannt wur<strong>de</strong>, von <strong>de</strong>nen zwei sowie Teile <strong>de</strong>r<br />
Außenwän<strong>de</strong> noch stehen, und von <strong>de</strong>nen e<strong>in</strong>er<br />
1956 wie<strong>de</strong>raufgerichtet wur<strong>de</strong>.<br />
Sehenswert s<strong>in</strong>d auch die Thermen, die vielleicht<br />
auf das 2. Jahrhun<strong>de</strong>rt n.Chr. zurückgehen<br />
und <strong>in</strong>teressante Mosaiken bergen; ebenfalls besichtigenswert<br />
s<strong>in</strong>d die aus <strong>de</strong>r Kaiserzeit stammen<strong>de</strong>n<br />
römischen Wohnhäuser mit ihren Innenhöfen und<br />
Säulen, das System <strong>de</strong>r Straßen, das auf drei<br />
Dekumanen basiert, die von steilen Nebenstraßen<br />
gekreuzt wer<strong>de</strong>n, sowie die langen Abschnitte <strong>de</strong>r<br />
Stadtmauer, die zu <strong>de</strong>n e<strong>in</strong>drucksvollsten und<br />
besterhaltenen <strong>Sizilien</strong>s zählt.<br />
Das Heiligtum <strong>de</strong>r Madonna <strong>de</strong>l T<strong>in</strong>dari<br />
erhebt sich an <strong>de</strong>r Stelle <strong>de</strong>r antiken Agorà auf <strong>de</strong>r<br />
Spitze <strong>de</strong>s Kap Tyndaris. Das Bild <strong>de</strong>r schwarzen<br />
Madonna, e<strong>in</strong>er als wun<strong>de</strong>rtätig angesehenen<br />
byzant<strong>in</strong>ischen Arbeit, macht es zu e<strong>in</strong>em beliebten<br />
Wallfahrtsort. Tyndaris ist auch auf Grund se<strong>in</strong>es<br />
Panoramas und se<strong>in</strong>er Natur e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r schönsten<br />
Orte <strong>de</strong>r Insel: aus se<strong>in</strong>er Höhe von 230 m genießt<br />
<strong>de</strong>r Besucher e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>maligen Blick.<br />
E<strong>in</strong>er beson<strong>de</strong>ren Erwähnung wert ist die<br />
Lagune von Olivieri die heute e<strong>in</strong> Naturschutzgebiet<br />
ist. Dem Spiel <strong>de</strong>r Strömungen und Ti<strong>de</strong>n<br />
stark ausgesetzte und sich ständig verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />
küstennahe Aufwerfungen aus Sand und Kies sowie<br />
drei Tümpel, Ver<strong>de</strong>, Mar<strong>in</strong>ello und Vergolo, bil<strong>de</strong>n<br />
diesen vor allem für die Vogelwelt wichtigen Ort, da<br />
er <strong>de</strong>n Zugvögeln e<strong>in</strong>en beliebten Ruheplatz bietet.
Ragusa<br />
Oben, e<strong>in</strong>em<br />
Blick auf die<br />
Dom San<br />
Giorgio.<br />
Auf <strong>de</strong>r<br />
gegenüberliegen<strong>de</strong>n<br />
Seite:<br />
das Panorama<br />
<strong>de</strong>r Altstadt<br />
Ibla.<br />
48<br />
agusa liegt <strong>in</strong>mitten <strong>de</strong>s “Lands <strong>de</strong>r<br />
RJohannisbrotbäume, <strong>de</strong>r Olivenbäume und <strong>de</strong>s<br />
Honigs”, wie Gesualdo Bufal<strong>in</strong>o so schön erzählt<br />
und dabei mit E<strong><strong>in</strong>f</strong>ühlungsvermögen vor unserem<br />
Blick stille, friedliche Szenen auferstehen läßt und<br />
die gleichformige Ebene beschreibt, die nur von<br />
<strong>de</strong>n klaren L<strong>in</strong>ien <strong>de</strong>r niedrigen Mäuerchen unterbrochen<br />
wird, die verme<strong>in</strong>tliche Labyr<strong>in</strong>the<br />
abstecken. Dieses Land erstreckt sich <strong>in</strong> weißen<br />
und grauen Farben längs e<strong>in</strong>es langen und schmalen<br />
Grats, <strong>de</strong>r von zwei tiefen Schluchten e<strong>in</strong>geschlossen<br />
wird. E<strong>in</strong>e dritte, e<strong>in</strong>em Isthmus ähneln<strong>de</strong><br />
Schlucht trennt die bei<strong>de</strong>n Stadtteile: im Osten<br />
<strong>de</strong>r ältere Teil Ibla mit se<strong>in</strong>em gewachsenen und<br />
malerischen Stadtbild, das reich an prächtigen<br />
barocken Gebäu<strong>de</strong>n ist, und im Westen Ragusa<br />
Superiore, das von mo<strong>de</strong>rnem Aussehen ist, sich<br />
nach Sü<strong>de</strong>n h<strong>in</strong> erstreckt und mit drei kühngespannten<br />
Brücken <strong>de</strong>n Ste<strong>in</strong>bruch von Santa<br />
Domenica überquert.<br />
So stellt sich aus <strong>de</strong>r Ferne <strong>de</strong>r Ort <strong>de</strong>m geübten<br />
Auge <strong>de</strong>s Reisen<strong>de</strong>n dar. Aus <strong>de</strong>r Nähe enthüllt<br />
sich Ragusa als e<strong>in</strong> verschlafenes<br />
Prov<strong>in</strong>zstädtchen, <strong>de</strong>ssen Bewohner das sonntägliche<br />
Vergnügen pflegen, im Glauben, für alles e<strong>in</strong>e<br />
Lösung zu haben, <strong>de</strong>n Corso entlang spazierenzugehen,<br />
durch die verschlossenen Fensterlä<strong>de</strong>n zu<br />
luken, um die Frische prächtiger Familiensitze zu<br />
erspähen o<strong>de</strong>r die Tauben zu zählen, die die<br />
Voluten <strong>de</strong>s allgegenwärtigen Barocks bevölkern,<br />
<strong>in</strong> <strong>de</strong>m die Häuser sich präsentieren. Ragusa ist<br />
e<strong>in</strong>e antike Stadt, die für <strong>de</strong>n Menschen, <strong>de</strong>n<br />
Mann, die Frau und das K<strong>in</strong>d gemacht zu se<strong>in</strong><br />
sche<strong>in</strong>t, mit ihrem re<strong>in</strong>en Anlitz <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Farbe <strong>de</strong>r<br />
Ste<strong>in</strong>e und <strong>de</strong>m honigsüßen Geruch, <strong>de</strong>r die Luft<br />
erfüllt. Ibla, das antike Hyblea Heraia <strong>de</strong>r Sikuler,<br />
die das Tal <strong>de</strong>s Irm<strong>in</strong>io beherrschten, wur<strong>de</strong> von<br />
syrakusaner Griechen kolonisiert und erlitt im<br />
Laufe <strong>de</strong>r Jahrhun<strong>de</strong>rte das Schicksal ganz<br />
<strong>Sizilien</strong>s, <strong>in</strong><strong>de</strong>m es die Herrschaft <strong>de</strong>r Römer,<br />
Byzant<strong>in</strong>er, Araber, Normannen, Anjou und<br />
schließlich <strong>de</strong>r Spanier kosten mußte.<br />
Nach<strong>de</strong>m die Stadt durch das furchtbare<br />
Erdbeben von 1693 völlig zerstört wor<strong>de</strong>n war,<br />
streckte sie sich nach ihrem Wie<strong>de</strong>raufbau weiter<br />
nach Westen aus und schmückte sich mit jenen<br />
barocken Gebäu<strong>de</strong>n, die man auf Schritt und Tritt<br />
antrifft. Zur Besichtigung Ragusas benötigt man<br />
e<strong>in</strong>en Tag.<br />
Kunst<strong>de</strong>nkmäler<br />
Die Kathedrale - Die <strong>de</strong>m Hl. Johannes<br />
geweihte Kirche erhebt sich stolz an <strong>de</strong>r Kreuzung<br />
<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Haupta<strong>de</strong>rn von Ragusa Superiore, <strong>de</strong>r<br />
via Roma und <strong>de</strong>m Corso Italia. Sie wur<strong>de</strong> 1694<br />
begonnen und wen<strong>de</strong>t sich mit ihrer großen, erhobenen<br />
Terrasse <strong>de</strong>m Platz San Giovanni zu. Ihre<br />
breite und abwechslungsreiche Fassa<strong>de</strong> wird von<br />
e<strong>in</strong>em wuchtigen Glockenturm mit Spitzhaube<br />
flankiert. Im dreischiffigen Innern s<strong>in</strong>d die<br />
Kapellen aus <strong>de</strong>m 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt mit wertvollen<br />
Stuckaturen ausgeschmückt.<br />
Santa Maria <strong>de</strong>lle Scale - Sie ist e<strong>in</strong>e von<br />
<strong>de</strong>n Zisterziensern im 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt gegrün<strong>de</strong>te<br />
Kirche, die sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r langen Treppe<br />
bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t, welche Ragusa Superiore mit Ragusa Ibla<br />
verb<strong>in</strong><strong>de</strong>t. Im Anschluß an das Erdbeben wur<strong>de</strong><br />
sie neu erbaut, wobei an <strong>de</strong>r Außenwand das<br />
ursprüngliche Portal und <strong>de</strong>r gotische Altan, im<br />
Innern die vier Kapellen mit ihren Bögen aus <strong>de</strong>r<br />
Gotik und <strong>de</strong>r Renaissance erhalten wur<strong>de</strong>n.<br />
Giard<strong>in</strong>o Ibleo - Es ist dies <strong>de</strong>r Stadtpark<br />
von Ragusa Ibla. In ihm liegt die Kirche San<br />
Domenico. Nicht weit davon entfernt bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich<br />
die Kirche <strong>de</strong>r Cappucc<strong>in</strong>i, die ihre Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>m Tryptichon von Pietro Novelli, das sich <strong>in</strong><br />
ihrem Innern bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t, sowie <strong>de</strong>m ehemaligen<br />
Portal <strong>de</strong>r verfallenen Kirche San Giorgio Vecchio<br />
verdankt, e<strong>in</strong>em beachtenswerten Beispiel gotischer<br />
Architektur.<br />
Der Dom - Der nach <strong>de</strong>m Hl. Georg benannte<br />
Dom thront über <strong>de</strong>m Domplatz, von <strong>de</strong>m e<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>drucksvolle Treppe zu se<strong>in</strong>em Hauptportal h<strong>in</strong>aufführt,<br />
über <strong>de</strong>m Reliefs Szenen aus <strong>de</strong>m<br />
Martyrium <strong>de</strong>s Hl. Georg darstellen.<br />
Die sich hoch <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Himmel erheben<strong>de</strong><br />
schlanke Fassa<strong>de</strong> ist e<strong>in</strong> Meisterwerk Rosario<br />
Gagliardis, <strong>de</strong>m unter an<strong>de</strong>rem auch die prachtvolle<br />
und vergleichbare Fassa<strong>de</strong> von San Giorgio<br />
<strong>in</strong> Modica zu verdanken ist. Im Innern, das die<br />
Form e<strong>in</strong>es late<strong>in</strong>ischen Kreuzes besitzt, zeigt sich<br />
<strong>in</strong> ihrer majestätischen Größe die Serassi Orgel,<br />
die seit 1881 Organum Maximum genannt wird,<br />
da die Firma Serassi nie e<strong>in</strong>e größere gebaut hat.<br />
Außer <strong>de</strong>n <strong>de</strong>korierten Bögen und Wölbungen<br />
s<strong>in</strong>d 33 bemalte Fenster bemerkenswert, die<br />
Ep<strong>iso</strong><strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Martyrium <strong>de</strong>s Hl. Georg darstellen,<br />
welcher <strong>de</strong>r Schutzheilige von Ibla ist,<br />
während <strong>de</strong>r Hl. Johannes dasselbe für Ragusa<br />
Superiore darstellt.
Es ist kle<strong>in</strong> und nett, wie es da so am Ufer <strong>de</strong>r<br />
“ Bucht sitzt mit se<strong>in</strong>en Gärten und<br />
Promena<strong>de</strong>n, die bis h<strong>in</strong>unter an die Wellen reichen”.<br />
Syrakus stellt sich <strong>in</strong> diesen Worten Guy<br />
<strong>de</strong> Maupassants, <strong>de</strong>r es zu En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts besichtigte, ganz an<strong>de</strong>rs dar, als es<br />
die mächtige Metropole gewesen se<strong>in</strong> muß, die es<br />
im 5. Jahrhun<strong>de</strong>rt v.Chr. war. Zu <strong>de</strong>r Zeit saß<br />
Dionysios I. auf <strong>de</strong>m Thron, und Syrakus war e<strong>in</strong>e<br />
<strong>de</strong>r größten und mächtigsten Städte <strong>de</strong>s ganzen<br />
Mittelmeerraums, geschmückt mit Tempeln und<br />
Palästen, mit Parks und Brunnen und reich an<br />
Geld, Kultur und Macht.<br />
Es sei die i<strong>de</strong>ale Stadt, me<strong>in</strong>te Platon, <strong>de</strong>r sie<br />
mehrmals besuchte und <strong>in</strong> sie se<strong>in</strong>e Hoffnung auf<br />
e<strong>in</strong>e politische und gesellschaftliche Erneuerung<br />
setzte. Simoni<strong>de</strong>s, P<strong>in</strong>dar, Bacchyli<strong>de</strong>s und<br />
Aischylos nach zu gehen, die ihre Schönheit besangen,<br />
war es e<strong>in</strong>e überwältigend schöne Stadt. E<strong>in</strong>e<br />
Stadt von enormer militärischer Macht, die sogar<br />
<strong>de</strong>m furchtbaren Karthago, aber auch Athen<br />
E<strong>in</strong>halt bieten konnte.<br />
Syrakus wur<strong>de</strong> 734 v.Chr. von Siedlern<br />
aus Kor<strong>in</strong>th gegrün<strong>de</strong>t, die sich bei <strong>de</strong>r<br />
Namensgebung an <strong>de</strong>m Flurnamen e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
Nähe bef<strong>in</strong>dlichen Sumpfs orientierten, <strong>de</strong>r Syraka<br />
hieß. Es ist höchst unwahrsche<strong>in</strong>lich, daß diese<br />
Siedler schon die glorreiche Zukunft ahnten, die<br />
ihrer Kolonie bestimmt war, doch gewiß ist, daß<br />
diese sehr schnell zu expandieren und die kle<strong>in</strong>en<br />
Städte <strong>de</strong>s Umkreises sich Untertan zu machen<br />
begann. Im 5. Jahrhun<strong>de</strong>rt machte sich <strong>de</strong>r E<strong><strong>in</strong>f</strong>luß<br />
von Syrakus im ganzen Mittelmeergebiet bemerkbar,<br />
und entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> historische Ereignisse verb<strong>in</strong><strong>de</strong>n<br />
sich mit dieser Stadt: die Nie<strong>de</strong>rlage <strong>de</strong>r<br />
Karthager bei Hymera im Jahre 480 v.Chr.; <strong>de</strong>r<br />
Sieg über die Etrusker bei Cumä 474 v.Chr., welcher<br />
diesen die Aus<strong>de</strong>hnung nach Sü<strong>de</strong>n verwehrte;<br />
413 v.Chr. <strong>de</strong>r Sieg über die Athener <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Seeschlacht, die e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>drucksvollsten <strong>de</strong>r<br />
Antike gewesen ist.<br />
212 v.Chr. gelang es <strong>de</strong>n Römern nur unter<br />
großen Opfern und mit Hilfe e<strong>in</strong>er List, die von<br />
<strong>de</strong>n genialen Werken <strong>de</strong>s Archime<strong>de</strong>s verteidigte<br />
Stadt e<strong>in</strong>zunehmen.<br />
Trotz ihres Nie<strong>de</strong>rgangs blieb Syrakus die<br />
bekannteste und wichtigste Stadt <strong>Sizilien</strong>s, so daß<br />
gar <strong>de</strong>r oströmische Kaiser Constans II. sie e<strong>in</strong>e<br />
Zeitlang zur Hauptstadt se<strong>in</strong>es Reiches erklärte.<br />
Erst mit <strong>de</strong>r Eroberung durch die Araber im Jahre<br />
878 wur<strong>de</strong> ihr die Vormachtstellung unter <strong>de</strong>n<br />
sizilianischen Städten genommen und ihr langsamer<br />
Nie<strong>de</strong>rgang begann. Die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Beherrscher <strong>Sizilien</strong>s wur<strong>de</strong>n auch die von<br />
Syrakus, das nie mehr die unvorstellbaren<br />
Höhenflüge <strong>de</strong>s 5. Jahrhun<strong>de</strong>rts wie<strong>de</strong>rholte, son<strong>de</strong>rn<br />
sich <strong>in</strong> jenes ruhige Städtchen verwan<strong>de</strong>lte,<br />
das es heute ist, e<strong>in</strong>e stille, aber stolze Erb<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
großartigen Vergangenheit.<br />
Zur Besichtigung von Syrakus benötigt man<br />
zwei Tage.<br />
Kunst<strong>de</strong>nkmäler - Ortygia<br />
Der Tempel <strong>de</strong>s Apollon und <strong>de</strong>r Artemis<br />
Die Ru<strong>in</strong>en dieses Tempels bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich auf <strong>de</strong>m<br />
Platz XXV. Luglio auf <strong>de</strong>r Insel Ortygia. Er geht<br />
auf das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 7. Jahrhun<strong>de</strong>rts v.Chr. zurück<br />
und istdamit <strong>de</strong>r älteste <strong>de</strong>r großen sizilianischen<br />
Tempel. Im Laufe <strong>de</strong>r Jahrhun<strong>de</strong>rte wur<strong>de</strong> er nach<br />
und nach <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e byzant<strong>in</strong>ische Kirche, e<strong>in</strong>e<br />
Moschee und e<strong>in</strong>e christliche Basilika umgewan<strong>de</strong>lt,<br />
und im Zuge <strong>de</strong>r Ausgrabungskampagnen,<br />
die von 1938 bis 1943 durchgeführt wur<strong>de</strong>n, s<strong>in</strong>d<br />
Spuren all dieser Gebäu<strong>de</strong> gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n.<br />
Der Tempel war dorischen Stils und weist<br />
e<strong>in</strong>ige Eigenheiten auf, die auf se<strong>in</strong>e archaische<br />
Entstehungszeit zurückzuführen s<strong>in</strong>d.<br />
Die Kathedrale - Sie wen<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>m<br />
Domplatz zu, <strong>de</strong>r sich an <strong>de</strong>r Stelle e<strong>in</strong>er antiken<br />
Sakralfläche bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t und von eleganten<br />
Barockpalästen e<strong>in</strong>gerahmt wird, welche übrigens<br />
e<strong>in</strong>e Beson<strong>de</strong>rheit Ortygias darstellen, da sie über<br />
das ganze Inselchen verstreut s<strong>in</strong>d.<br />
In <strong>de</strong>r unmittelbaren Nähe durchgeführte<br />
Ausgrabungen haben es ermöglicht, die städtebauliche<br />
Entwicklung von <strong>de</strong>n ersten sikulischen<br />
Siedlungen an nachzuvollziehen. An dieser Stelle<br />
befand sich e<strong>in</strong> ionischer Tempel, das e<strong>in</strong>zig<br />
bekannte Beispiel se<strong>in</strong>er Art im griechischen<br />
Westen, <strong>de</strong>ssen wenige Überreste <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Kellern<br />
<strong>de</strong>s Palazzo Comunale zu sehen s<strong>in</strong>d.<br />
Die Kathedrale ist das Ergebnis <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />
Neugestaltungen, die <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>drucksvolle<br />
Tempel <strong>de</strong>r Athena erlitten hat, e<strong>in</strong> Bauwerk, das<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich von <strong>de</strong>n De<strong>in</strong>omeni<strong>de</strong>n <strong>in</strong> Auftrag<br />
gegeben wur<strong>de</strong>, von jenem Geschlecht, <strong>de</strong>ssen<br />
Stammvater Gelon war, <strong>de</strong>r erste Tyrann von<br />
Syrakus.<br />
Der Tempel war e<strong>in</strong> mit sechs Frontalsäulen<br />
versehener Peripteraltempel, <strong>de</strong>r 36 neun Metern<br />
hohe und zwei Meter im Durchmesser betragen<strong>de</strong><br />
Säulen besaß. Se<strong>in</strong>e Pracht wur<strong>de</strong> von Cicero<br />
gelobt. Um sich von ihr e<strong>in</strong> Bild zu machen,<br />
braucht man nur daran zu <strong>de</strong>nken, daß se<strong>in</strong>eTore<br />
aus Gold und Elfenbe<strong>in</strong> bestan<strong>de</strong>n. Auf se<strong>in</strong>em<br />
First glänzte <strong>de</strong>r gol<strong>de</strong>ne Schild Athenas zum<br />
Geleit <strong>de</strong>r Seefahrer. Um das 7. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
n.Chr. wur<strong>de</strong>n die Säulenzwischenräume <strong>de</strong>s<br />
Tempels zugemauert und die Anlage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
christliche Kirche umgewan<strong>de</strong>lt, die später zur<br />
Kathedrale erhoben wur<strong>de</strong>.<br />
Die Fassa<strong>de</strong>, die aus <strong>de</strong>m 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
stammt, ist mächtig und doch abwechslungsreich<br />
mit ihren Statuen und kor<strong>in</strong>thischen Säulen. Das<br />
dreischiffige Innere zeigt die Form e<strong>in</strong>er Basilika:<br />
das Hauptschiff erhebt sich an Stelle <strong>de</strong>r Cella <strong>de</strong>s<br />
früheren Tempels, <strong>de</strong>ssen Säulen an <strong>de</strong>n<br />
Außenwän<strong>de</strong>n hervorkragen. Zahlreich s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>r Kirche aufbewahrten Kunstwerke, von <strong>de</strong>nen<br />
hier nur das <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Cappella <strong>de</strong>l Crocifisso aufgehängte<br />
und Antonello da Mess<strong>in</strong>a zugeschriebene<br />
Gemäl<strong>de</strong> erwähnt sei, das <strong>de</strong>n Hl. Cosimus auf gol<strong>de</strong>nem<br />
Grund darstellt, sowie die von Gag<strong>in</strong>i stammen<strong>de</strong><br />
Statue <strong>de</strong>r Madonna <strong>de</strong>lla Neve auf <strong>de</strong>m<br />
Altar <strong>de</strong>r l<strong>in</strong>ken Apsis, welche übrigens <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>zige<br />
aus <strong>de</strong>r byzant<strong>in</strong>ischen Kirche erhaltene Baukörper<br />
ist, und schließlich <strong>de</strong>r prunkvolle barocke<br />
Hauptaltar, <strong>de</strong>ssen Altartisch aus e<strong>in</strong>em monolithischen<br />
Block besteht, <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>st Teil <strong>de</strong>s ste<strong>in</strong>ernen<br />
Dachstuhls <strong>de</strong>s Tempels <strong>de</strong>r Athena war.<br />
Syracuse<br />
Das Innere <strong>de</strong>s<br />
Doms von<br />
Syrakus: längs<br />
<strong>de</strong>s l<strong>in</strong>ken<br />
Seitenschiffs<br />
sieht man <strong>de</strong>ut -<br />
lich die Säulen<br />
<strong>de</strong>s Athena-<br />
Tempels.<br />
51
52<br />
Der Brunnen<br />
<strong>de</strong>r Arethusa<br />
auf <strong>de</strong>r Insel<br />
Ortygia, <strong>de</strong>m<br />
historischen<br />
Kern von<br />
Syrakus.<br />
Der Brunnen <strong>de</strong>r Arethusa - Diese sich auf<br />
e<strong>in</strong>em Platz im Angesicht <strong>de</strong>s Meeres bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
kle<strong>in</strong>e Quelle, die von weißen Gänsen bevölkert<br />
und von schlankem Papyrus e<strong>in</strong>gerahmt wird,<br />
steht als Metapher für das Band, das Syrakus mit<br />
se<strong>in</strong>er Mutterstadt Kor<strong>in</strong>th verb<strong>in</strong><strong>de</strong>t und das<br />
trotz <strong>de</strong>r Entfernung nie durchschnitten wur<strong>de</strong>.<br />
Die Sage berichtet, daß sich die Nymphe<br />
Arethusa <strong>in</strong>s Meer stürzte, um <strong>de</strong>m heftigen<br />
Liebeswerben <strong>de</strong>s Alphios zu entgehen. Die Gött<strong>in</strong><br />
Arthemis verwan<strong>de</strong>lte sie daher aus Mitleid <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e Quelle, die <strong>in</strong> Griechenland im Erdbo<strong>de</strong>n verschwand<br />
und diesseits <strong>de</strong>s Meeres <strong>in</strong> Ortygia wie<strong>de</strong>r<br />
zum Vorsche<strong>in</strong> kam. Alphios se<strong>in</strong>erseits wur<strong>de</strong><br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Fluß verwan<strong>de</strong>lt. Doch half dies alles<br />
nicht, ihn von <strong>de</strong>r geliebten Nymphe fernzuhalten.<br />
So durchflossen auch se<strong>in</strong>e Wasser das Meer, um<br />
nicht weit von <strong>de</strong>r Arethusa entfernt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
spru<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Quell <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n zu entspr<strong>in</strong>gen.<br />
Castello Maniace - Das heute <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />
Kasernenbereich e<strong>in</strong>geglie<strong>de</strong>rte Kastell erhebt sich<br />
mächtig längs <strong>de</strong>r Uferstraße Ortygias. Es wur<strong>de</strong><br />
auf Geheiß Friedrich II. um 1239 erbaut. Das<br />
Festungsarchitektur mit höfischer Eleganz verb<strong>in</strong><strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Kastell bewahrt noch heute <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Äußeren<br />
die quadratische, mit mächtigen Ecktürmen<br />
versehene Anlage aus <strong>de</strong>m 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Den<br />
E<strong>in</strong>gang schmückt e<strong>in</strong> prächtiges, aus Marmor<br />
gefertigtes Portal <strong>in</strong> gotischem Stil.<br />
Der archäologische Park <strong>de</strong>r Neapolis<br />
Die Latomien -Es s<strong>in</strong>d dies die Ste<strong>in</strong>brüche,<br />
die das Material für die Stadterweiterung von<br />
Syrakus lieferten. Der e<strong>in</strong>drucksvollste ist die<br />
Latomia <strong>de</strong>l Parad<strong>iso</strong>, die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em üppig<br />
wuchern<strong>de</strong>n Garten bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t. In ihr öffnet sich das<br />
sogenannte “Ohr <strong>de</strong>s Dionysos”, e<strong>in</strong>e große,<br />
künstliche Grotte <strong>in</strong> <strong>de</strong>r e<strong>in</strong> überraschen<strong>de</strong>r Effekt<br />
akustischer Verstärkung auftritt. Man erzählt<br />
sich, daß <strong>de</strong>r Tyrann Dionysios, nach <strong>de</strong>m die<br />
Grotte benannt ist, je<strong>de</strong>s Wort <strong>de</strong>r <strong>in</strong> ihr<br />
Gefangenen, und sei es auch nur geflüstert, von<br />
e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> ihrer Höhe bef<strong>in</strong>dlichen Schlitz aus mitgehört<br />
habe. Nicht weit davon entfernt bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t<br />
sich die “Grotta <strong>de</strong>i Cordari” (Seilergrotte), die<br />
ihren Namen dadurch erhielt, daß hier Seilmacher<br />
ihr Handwerk betrieben. E<strong>in</strong> wenig weiter entfernt<br />
bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich die bei<strong>de</strong>n kle<strong>in</strong>eren Latomien <strong>de</strong>r<br />
Intagliatella und <strong>de</strong>r Santa Venera.<br />
In <strong>de</strong>n Latomien wur<strong>de</strong>n die 7000 Überleben<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>s athenischen Heeres e<strong>in</strong>geschlossen, das<br />
von <strong>de</strong>m syrakusanischen 413 v.Chr. besiegt wor<strong>de</strong>n<br />
war, um hier unmenschliche Zwangsarbeit zu<br />
leisten. Man erzählt, daß e<strong>in</strong>ige <strong>de</strong>r Gefangenen<br />
nur <strong>de</strong>shalb befreit wur<strong>de</strong>n, weil sie die Verse von<br />
Euripi<strong>de</strong>s aus <strong>de</strong>m Gedächtnis rezitieren konnten.<br />
Doch die meisten kamen elendiglich um.<br />
Das griechische Theater - Es ist <strong>de</strong>r vollkommendste<br />
Ausdruck <strong>de</strong>r Theaterarchitektur,<br />
<strong>de</strong>n wir kennen, und e<strong>in</strong>es <strong>de</strong>r größten Theater <strong>de</strong>r<br />
griechischen Welt (138,60 m im Durchmesser).<br />
Von ihm wird seit <strong>de</strong>m 5. Jahrhun<strong>de</strong>rt v.Chr.<br />
berichtet, e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r sich Syrakus schon zu<br />
e<strong>in</strong>em <strong>de</strong>r wichtigsten Kulturzentren <strong>de</strong>s<br />
Mittelmeerraums entwickelt hatte. Die Form, <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>r es sich uns heute präsentiert, ist jedoch jüngeren<br />
Datums und geht wahrsche<strong>in</strong>lich auf e<strong>in</strong>en<br />
Umbau aus <strong>de</strong>m 2. Jahrhun<strong>de</strong>rt v.Chr. zurück. In<br />
diesem Theater das direkt aus <strong>de</strong>m Felsgeste<strong>in</strong> <strong>de</strong>s<br />
Hügels herausgearbeitet wur<strong>de</strong>, fan<strong>de</strong>n die<br />
Uraufführungen <strong>de</strong>r Komödien und Tragödien<br />
berühmter Autoren wie Aischylos und Epicharm<br />
statt, und noch heute wird se<strong>in</strong>e Bühne von<br />
Schauspielern betreten. So veranstaltet hier das<br />
Istituto Nazionale per il Dramma Antico<br />
(Nationale Vere<strong>in</strong>igung <strong>de</strong>s antiken Dramas) alle<br />
zwei Jahre die “Aufführung klassischer
Bühnenstücke”, während <strong>de</strong>nen Werke <strong>de</strong>s griechischen<br />
Theaters gezeigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Der Altar <strong>de</strong>s Hieron - Die Reste dieser<br />
gigantischen Anlage liegen nicht weit vom<br />
Theater entfernt. Es han<strong>de</strong>lt sich um e<strong>in</strong>en fast<br />
200 m langen Altar, auf <strong>de</strong>m die öffentlichen<br />
Opferriten <strong>de</strong>r Stadt vollzogen wur<strong>de</strong>n.<br />
Das römische Amphitheater - Dieses aus<br />
<strong>de</strong>m 3. o<strong>de</strong>r 4. Jahrhun<strong>de</strong>rt n.Chr. stammen<strong>de</strong><br />
Bauwerk ist von elliptischer Form und ist mit se<strong>in</strong>en<br />
Außendurchmessern von 140 m und 119 m nur<br />
wenig kle<strong>in</strong>er als die Arena von Verona. Im Jahr<br />
1526 begannen die Spanier die Bauwerke <strong>de</strong>r<br />
Neapolis systematisch auszuschlachten, um mit <strong>de</strong>m<br />
so gewonnenen Material die Befestigungs-anlagen<br />
auf Ortygia zu errichten, wobei sie diese Bauten<br />
schwerbeschädigten, die zu <strong>de</strong>r Zeit wohl noch gut<br />
erhalten gewesen waren. Seit <strong>de</strong>m 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
wur<strong>de</strong>n die Monumente <strong>in</strong> verschie<strong>de</strong>nen<br />
Ausgrabungskampagnen wie<strong>de</strong>r ans Licht gebracht.<br />
Das Kastell Euryalos - E<strong>in</strong>e <strong>de</strong>r <strong>in</strong>teressantesten<br />
Festungsbauten <strong>de</strong>r Antike liegt im Viertel<br />
Epipolis und wur<strong>de</strong> von Dionysios I. zu Beg<strong>in</strong>n<br />
<strong>de</strong>s 5. Jahrhun<strong>de</strong>rts v.Chr. erbaut. Der große<br />
Festungsbau, <strong>de</strong>ssen Name von “Eurvelos”<br />
stammt, was so viel wie “breiter Nagel” be<strong>de</strong>utet,<br />
liegt an <strong>de</strong>m Punkt, wo die nördliche und die südliche<br />
Stadtmauer von Syrakus zusammentreffen<br />
und be<strong>de</strong>ckt e<strong>in</strong>e Fläche von 15.000 m 2 .<br />
Er wur<strong>de</strong> im Westen von drei breiten Gräben<br />
geschutzt, <strong>de</strong>ssen dritter mit <strong>de</strong>m restlichen<br />
Verteidigungssystem verbun<strong>de</strong>n war, welches aus<br />
e<strong>in</strong>em verschlungenen, 480 m langen Labyr<strong>in</strong>th<br />
aus Tunneln und Durchgangen sowie fünf 15<br />
Meter hohen Türmen bestand. Se<strong>in</strong>e Position auf<br />
e<strong>in</strong>er Anhöhe erlaubte es, <strong>de</strong>n größten Teil <strong>de</strong>s<br />
Stadtgebietes sowie <strong>de</strong>s Meeres vor <strong>de</strong>r Stadt zu<br />
übersehen. Das Kastell wur<strong>de</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rten mehrfach umgebaut, um es <strong>de</strong>n<br />
neuen militarischen Gegebenheiten anzupassen.<br />
NOTO<br />
Zu Zeiten <strong>de</strong>r Eroberung Trojas soll Neas von<br />
sikanischen Stämmen auf <strong>de</strong>m Hügel Mendola<br />
gegrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n se<strong>in</strong>. Nach<strong>de</strong>m die Stadt <strong>in</strong> die<br />
Hän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r syrakusanischen Eroberer gefallen war,<br />
übernahm sie hellenische Sitten und Kultbräuche<br />
und wur<strong>de</strong> zum Sitz e<strong>in</strong>es Gymnasiums erhoben.<br />
Nach <strong>de</strong>r Machtübernahme durch die Römer<br />
wur<strong>de</strong> sie als konfö<strong>de</strong>rierte Stadt <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Kaiserzeit<br />
zum municipium lat<strong>in</strong>o ernannt, was e<strong>in</strong>e ganz<br />
ungewöhnliche Son<strong>de</strong>rstellung be<strong>de</strong>utete und <strong>de</strong>r<br />
Stadt erhebliche Privilegien e<strong>in</strong>brachte, wie etwa<br />
das, sich ihre eigenen Gesetze geben zu dürfen.<br />
Nach <strong>de</strong>r Eroberung durch die Araber, die sie zu<br />
e<strong>in</strong>em hochgerüsteten festen Platz ausbauten,<br />
nahm sie <strong>de</strong>n heutigen Namen an und wur<strong>de</strong><br />
Hauptstadt e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r drei “Val” genannten<br />
Verwaltungsbezirke, <strong>in</strong> die die Araber die Insel<br />
aufgeteilt hatten. Nach zwei Jahrhun<strong>de</strong>rten arabischer<br />
Herrschaft verhan<strong>de</strong>lte Noto im Jahre 1090<br />
die Übergabe an Roger. Doch ist die Geschichte<br />
Notos mehr von <strong>de</strong>r Natur als von <strong>de</strong>n Menschen<br />
geprägt wor<strong>de</strong>n: 1693 wur<strong>de</strong> es durch das<br />
Erdbeben zerstört, das <strong>de</strong>n ganzen sudöstlichen<br />
Teil <strong>Sizilien</strong>s betroffen hatte. Als großes Theater<br />
ohne Bühnenbild und als freie, offene und lebhafte<br />
Stadt konzipiert, erstand Noto aufs neue prunkvoll<br />
und erhaben aus <strong>de</strong>n Trümmern am Abhang<br />
<strong>de</strong>s Hügels Meti am südlichen Abfall <strong>de</strong>r Ibleer<br />
Berge. Die architektonische Gestaltung <strong>de</strong>r neuen<br />
Stadt wur<strong>de</strong> vom künstlerischen Geschmack dreier<br />
Architekten bestimmt, Rosario Gagliardi,<br />
V<strong>in</strong>cenzo S<strong>in</strong>atra und Paolo Labisi, die e<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>zigartiges Meisterwerk städtebaulicher<br />
E<strong>in</strong>heitlichkeit und Harmonie zu formen wußten.<br />
Obgleich diese drei so unterschiedlichen<br />
Persönlichkeiten <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Prov<strong>in</strong>z lebten und arbei-<br />
Syracuse<br />
Das<br />
Griechische<br />
Theater, e<strong>in</strong>es<br />
<strong>de</strong>r größten<br />
<strong>de</strong>r Welt.<br />
53
E<strong>in</strong>em Blick<br />
auf die Insel<br />
Ortygia.<br />
54<br />
teten, verliehen sie <strong>de</strong>r Stadt e<strong>in</strong>en orig<strong>in</strong>ellen<br />
Baustil, <strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>r starren Formensprache <strong>de</strong>s<br />
Barock gegenüber durchaus autonom verhält und<br />
<strong>de</strong>n sie mit Renaissanceelementen, spanischen und<br />
klassizistischen Formen anreicherten und <strong>de</strong>r<br />
gestalt e<strong>in</strong>en phantasievollen und träumerischen<br />
Stil schufen.<br />
Der Triumphbogen über <strong>de</strong>m Corso zeigt die<br />
Stadtgrenze an. Das Monument, das drei symbolische<br />
Skulpturen tragt - <strong>de</strong>n Z<strong>in</strong>nenturm (Macht),<br />
<strong>de</strong>n Hund (Treue) und <strong>de</strong>n Pelikan (Opfer) -<br />
wur<strong>de</strong> zu Ehren e<strong>in</strong>es Besuchs Ferd<strong>in</strong>ands II. von<br />
Bourbon errichtet, welcher es 1838 e<strong>in</strong>weihte.<br />
Zum Bau <strong>de</strong>s königlichen Tores wur<strong>de</strong> goldschimmern<strong>de</strong>r<br />
Kalkste<strong>in</strong> benutzt, <strong>de</strong>r im vergangenen<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt allgeme<strong>in</strong> beim Bau von Kirchen und<br />
Palästen <strong>de</strong>r Stadt Verwendung fand.<br />
Die Kirche San Francesco all’Immacolata<br />
erhebt sich über e<strong>in</strong>er gewaltigen Freitreppe rechts<br />
<strong>de</strong>s Corso. Sie wur<strong>de</strong> geme<strong>in</strong>sam mit <strong>de</strong>m ihr<br />
angeschlossenen Konvent zwischen <strong>de</strong>n Jahren<br />
1704 und 1745 erbaut. Dem franziskaner Muster<br />
folgend besitzt sie nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Schiff. Die völlig<br />
weißen Wän<strong>de</strong> s<strong>in</strong>d mit Rokokostuckaturen<br />
ausgeschmückt.<br />
Die 1785 von Gagliardi erbaute Kirche<br />
Santa Chiara zeichnet e<strong>in</strong> leichter und fe<strong>in</strong>s<strong>in</strong>niger<br />
barocker Stil aus. Der mit Stuckarbeiten<br />
und Putten geschmückte Innenraum ist kle<strong>in</strong><br />
und oval und wird von zwölf Säulen unterglie<strong>de</strong>rt,<br />
was ihn zu e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r <strong>in</strong>teressantesten<br />
Raumlösungen dieses Architekten wer<strong>de</strong>n läßt.<br />
Das Kloster Santissimo Salvatore ist das<br />
größte Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Stadt und wur<strong>de</strong> zwischen<br />
1710 und 1791 auf e<strong>in</strong>er rechtw<strong>in</strong>kligen Fläche<br />
von 11.000 m 2 errichtet. Flache Zwill<strong>in</strong>gspfeiler<br />
rahmen im ersten Stock die großen Fenster e<strong>in</strong>,<br />
<strong>de</strong>ren reiches Dekor an <strong>de</strong>n plateresken portugiesischen<br />
Stil er<strong>in</strong>nert.<br />
Daneben bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich e<strong>in</strong> hervorkragen<strong>de</strong>r<br />
Flügel, <strong>de</strong>r im Baukonzept die Funktion e<strong>in</strong>es<br />
Schlußste<strong>in</strong>s besitzt: wie e<strong>in</strong> Turm erhebt er sich<br />
mächtig über die umstehen<strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong><br />
und Kuppeln, um ke<strong>in</strong>erlei Zweifel an <strong>de</strong>r Über-
legenheit dieses Konvents über die an<strong>de</strong>ren<br />
Kongregationen aufkommen zu lassen. Dieser<br />
E<strong>in</strong>druck wird von <strong>de</strong>m reichen Ste<strong>in</strong><strong>de</strong>kor und<br />
<strong>de</strong>m schmie<strong>de</strong>eisernen Gitter noch unterstützt.<br />
Die gleichnamige Kirche vom En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 18.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts steht an e<strong>in</strong>em weiten Platz. Ihre<br />
Eigentümlichkeit besteht dar<strong>in</strong>, daß an ihrer<br />
Fassa<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich <strong>de</strong>r Übergang vom Barock zum<br />
Klassizismus erkennbar ist.<br />
Die sich am En<strong>de</strong> e<strong>in</strong>er monumentalen<br />
Treppenrampe erheben<strong>de</strong> Kathedrale wur<strong>de</strong><br />
schon wenige Monate nach <strong>de</strong>m Erdbeben<br />
begonnen, doch erst 1770 fertiggestellt. Die<br />
Fassa<strong>de</strong>, die bar jeglicher Ornamentik und<br />
Eigenarten ist, vere<strong>in</strong>t barocke und klassizistische<br />
Elemente. Die drei Kirchenschiffe wer<strong>de</strong>n<br />
von hohen Pfeilern mit doppelten Lisenen unterteilt.<br />
In <strong>de</strong>r Kapelle am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s rechten<br />
Seitenschiffs wird <strong>de</strong>r silberne Sarkophag <strong>de</strong>s<br />
Schutzpatrons <strong>de</strong>r Stadt, <strong>de</strong>s Hl. Konrad, aufbewahrt.<br />
Der Kathedrale gegenüber liegt <strong>de</strong>r Palazzo<br />
Ducezio, <strong>de</strong>r heute Rathaus ist. Der im<br />
Vererhältnis zu se<strong>in</strong>em Vorplatz <strong>in</strong> erhöhter<br />
Position liegen<strong>de</strong> Bau wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>m Entwurf<br />
<strong>de</strong>s Architekten S<strong>in</strong>atra zwischen 1746 und 1830<br />
als zweistöckiges Gebäu<strong>de</strong> errichtet. Hun<strong>de</strong>rt<br />
Jahre später wur<strong>de</strong> e<strong>in</strong> dritter Stock angefügt <strong>de</strong>r<br />
die ursprüngliche klassizistische Form lei<strong>de</strong>r<br />
sehr bee<strong>in</strong>trächtigt hat.<br />
Im Innern ist <strong>de</strong>r Empfangssaal bemerkenswert,<br />
<strong>de</strong>r reich an Gold und Stuckornamentik ist.<br />
Nicht weit hiervon entfernt liegt <strong>de</strong>r<br />
Palazzo Villadorata, <strong>de</strong>ssen Fassa<strong>de</strong> sich <strong>de</strong>r<br />
via Nicolaci zuwen<strong>de</strong>t, e<strong>in</strong>er engen Seitengasse<br />
<strong>de</strong>s Corso. Se<strong>in</strong>e weit ausla<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Fassa<strong>de</strong> wird<br />
von bauchigen, schmie<strong>de</strong>eisernen Balkongittern<br />
belebt, die von Konsolen verschie<strong>de</strong>nster Art<br />
gestützt wer<strong>de</strong>n, welche als von Voluten und<br />
Arabesken umrahmte menschen- und tierähnliche<br />
Figuren gestaltet s<strong>in</strong>d und <strong>de</strong>n markantesten<br />
Ausdruck <strong>de</strong>s Barocks dieser Stadt darstellen.<br />
Der 1731 erbaute Palast war lange Zeit Sitz <strong>de</strong>r<br />
Fürsten von Villadorata und ist erst kürzlich zum<br />
Gutteil von <strong>de</strong>r Stadt erworben wor<strong>de</strong>n. In ihm<br />
bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich neunzig Zimmer, <strong>de</strong>ren<br />
Deckengewölbe mit Malereien aus <strong>de</strong>m 18.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>koriert s<strong>in</strong>d.<br />
Im Mai ist die via Nicolaci Schauplatz e<strong>in</strong>er traditionellen<br />
“Infiorata”<br />
(Blumen<strong>de</strong>koration).<br />
Die Straße wird an<br />
ihrem En<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r<br />
Kirche Monteverg<strong>in</strong>e<br />
abgeschlossen, die <strong>de</strong>m<br />
Architekten S<strong>in</strong>atra zugeschrieben<br />
wird.<br />
Ihre äußere konkave<br />
Form wird von zwei kle<strong>in</strong>e<br />
Seitentürmen begrenzt,<br />
während ihr e<strong>in</strong>schiffiges<br />
Innere von kor<strong>in</strong>thischen<br />
Säulen unterteilt wird.<br />
Die Chiesa <strong>de</strong>l<br />
Crocifisso (Kirche <strong>de</strong>s<br />
Gekreuzigten) ist nach <strong>de</strong>r<br />
Kathedrale das zweitgrößte<br />
Gotteshaus <strong>de</strong>r Stadt. Sie liegt<br />
im oberen Teil Notos an <strong>de</strong>r<br />
Piazza Mazz<strong>in</strong>i.<br />
Die von Gagliardi<br />
1715 entworfene Kirche<br />
beherbergt die meisten<br />
Kunstgegenstän<strong>de</strong> von<br />
allen.<br />
In ihrem Innern bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n<br />
sich zwei säulentragen<strong>de</strong><br />
ste<strong>in</strong>erne Löwen aus<br />
romanischer Zeit, die aus<br />
<strong>de</strong>n Trüm-mern <strong>de</strong>r gleichnamigen<br />
Kirche <strong>de</strong>r früheren<br />
Stadt gerettet wur<strong>de</strong>n, sowie<br />
die aus weißem Marmor<br />
gehauene Statue <strong>de</strong>r<br />
Madonna <strong>de</strong>lla Neve von<br />
1471, e<strong>in</strong> Werk Francesco<br />
Lauranas.<br />
Syracuse<br />
Konsol von<br />
Palazzo Zocco<br />
<strong>in</strong> Palazzolo<br />
Acrei<strong>de</strong>.
Oben: das<br />
Griechische<br />
Theater von<br />
Akrai, <strong>de</strong>m<br />
antiken<br />
Stadtkern <strong>de</strong>s<br />
heutigen<br />
Palazzolo<br />
Acrei<strong>de</strong>.<br />
Auf <strong>de</strong>r<br />
rechten<br />
Seite: e<strong>in</strong><br />
Panorama von<br />
Trapani.<br />
56<br />
PALAZZOLO ACREIDE<br />
Akrai, von <strong>de</strong>m die heutige Stadt abstammt,<br />
war die erste Kolonie, die von Syrakus im Zuge<br />
<strong>de</strong>r Aus<strong>de</strong>hnung <strong>in</strong>s Insel<strong>in</strong>nere im Jahre 664<br />
v.Chr. gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Sie war e<strong>in</strong> wichtiger<br />
Kontrollpunkt auf <strong>de</strong>r sogenannten via<br />
Sel<strong>in</strong>unt<strong>in</strong>a, e<strong>in</strong>er Straße, die Syrakus mit <strong>de</strong>n<br />
Städten an <strong>de</strong>r Südküste verband. Von <strong>de</strong>r Stadt<br />
hat man seit <strong>de</strong>r römischen und byzant<strong>in</strong>ischen<br />
Zeit gesicherte Nachricht. Wahrsche<strong>in</strong>lich wur<strong>de</strong><br />
sie von <strong>de</strong>n Arabern zerstört.<br />
Die ersten Erwähnungen <strong>de</strong>s heutigen Palazzolo<br />
gehen auf das 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt zurück, als sich<br />
e<strong>in</strong>e Siedlung um das heute nicht mehr existente<br />
Normannenkastell bil<strong>de</strong>te.<br />
Die Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r mittelalterlichen Stadt<br />
wur<strong>de</strong> durch das Erdbeben unterbrochen, <strong>in</strong> <strong>de</strong>ssen<br />
Gefolge Palazzolo jedoch neu aufgebaut und<br />
erweitert wur<strong>de</strong>.<br />
Auf diesen Wie<strong>de</strong>raufbau gehen die wohl vom<br />
Architekten S<strong>in</strong>atra erbaute Kirche San Paolo,<br />
die e<strong>in</strong>e bemerkenswerte Fassa<strong>de</strong> besitzt, welcher<br />
e<strong>in</strong> an Dekorationen und Plastiken reicher<br />
Portikus vorgestellt ist, sowie die Kirche <strong>de</strong>r<br />
Annunziata zurück. Diese letztere ist e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>r<br />
ältesten <strong>de</strong>r Stadt. Beson<strong>de</strong>rs beachtenswert ist<br />
die Fassa<strong>de</strong>, die von e<strong>in</strong>em barocken Portal<br />
mit gedrehten Säulen und Ste<strong>in</strong>ornamentik<br />
geschmückt wird. Im Innern bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich e<strong>in</strong><br />
wertvoller und recht gut erhaltener Hauptaltar<br />
mit Marmor<strong>in</strong>tarsien. Die archäologische Zone<br />
Akrais bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich unweit <strong>de</strong>r Stadt.<br />
Die bis heute bekannten Teile stammen aus<br />
hellenistischer und spätkaiserlicher Zeit, doch gibt<br />
es auch ältere Fun<strong>de</strong>. Die Ausgrabungen haben<br />
die wichtigste “plateia” (Hauptstraße) zum<br />
Vorsche<strong>in</strong> gebracht, die die bei<strong>de</strong>n Haupttore <strong>de</strong>r<br />
Stadt verband (das “syrakusaner” und das “sel<strong>in</strong>unt<strong>in</strong>er”<br />
Tor), sowie das kle<strong>in</strong>e Theater, das noch<br />
gut erhalten ist und zu Theatervorstellungen<br />
genutzt wird.<br />
Nicht weit hiervon bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich das<br />
Buleutherion (öffentlicher Versammlungsort)<br />
sowie die bei<strong>de</strong>n Latomien <strong>de</strong>r Intagliata und <strong>de</strong>r<br />
Intagliatella, die <strong>de</strong>m Totenkult dienten und<br />
<strong>in</strong> frühchristlicher Zeit als Wohn- und<br />
Begräbnisstätte genutzt wur<strong>de</strong>n.<br />
Auch die Latomie <strong>de</strong>r sogenannten “templiferali”<br />
(To<strong>de</strong>stempel) im Ostteil <strong>de</strong>s Hügels wur<strong>de</strong><br />
für <strong>de</strong>n Toten - und Heroenkult genutzt. Auf <strong>de</strong>m<br />
das Theater überragen<strong>de</strong>n Hügel jenseits <strong>de</strong>r<br />
Latomien sieht man die Grundmauern e<strong>in</strong>es<br />
Aphrodite geweihten, archaischen Tempels.<br />
Nicht weit davon entfernt im Gebiet<br />
Santicello stehen die “Santoni” (Heiligen), zwölf<br />
lei<strong>de</strong>r sehr mitgenommene Felsskulpturen, die <strong>in</strong><br />
aus <strong>de</strong>m Berg geschnittenen Nischen direkt aus<br />
<strong>de</strong>m Ste<strong>in</strong> gehauen s<strong>in</strong>d.<br />
Sie verb<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich mit <strong>de</strong>m Kult <strong>de</strong>r Magna<br />
Mater Cibele und stellen zumeist die Gött<strong>in</strong> dar,<br />
wie sie steht, zusammen mit drei Löwen sitzt o<strong>de</strong>r<br />
sich <strong>in</strong> Begleitung weiterer Personen bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t, die<br />
nur schwer zu i<strong>de</strong>ntifizieren s<strong>in</strong>d.<br />
Der Komplex geht auf das 3. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
v.Chr. zurück und ist von allen erhaltenen <strong>de</strong>r<br />
größte und vollständigste.
is ans Meer erstreckt sich Trapani auf e<strong>in</strong>er<br />
Bsichelförmigen Landzunge zu Füßen <strong>de</strong>s<br />
unwirtlichen Berges Eryx, <strong>de</strong>r über es zu wachen<br />
sche<strong>in</strong>t.<br />
Längs <strong>de</strong>s Ufers südlich <strong>de</strong>r Stadt und dann<br />
immer weiter die Küste entlang bis nach Marsala<br />
glänzen <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Sonne weiße Hügelchen aus Salz,<br />
die von W<strong>in</strong>dmühlen beschützt wer<strong>de</strong>n, welche<br />
sich mit ihren großen Flügeln wie unbekannte<br />
Märchenwesen vor <strong>de</strong>m Meer abheben. Oft läßt<br />
<strong>de</strong>r Dunst die Konturen <strong>de</strong>r drei Inseln verschwimmen,<br />
die <strong>de</strong>r Küste gegenüber liegen und<br />
<strong>de</strong>m vom Meer kommen<strong>de</strong>n Besucher als Ägadische<br />
Inseln vorgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
E<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong>s Meer, ist Trapani e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />
Stadt mit <strong>de</strong>m beschei<strong>de</strong>nen Antlitz <strong>de</strong>sjenigen,<br />
<strong>de</strong>r se<strong>in</strong>e wohlgehüteten Schätze nur <strong>de</strong>m Kenner<br />
und Genießer zu zeigen gewillt ist.<br />
Die historischen Ursprünge Trapanis lassen<br />
sich bis auf die Sikaner zurückführen, die hier<br />
e<strong>in</strong>e Siedlung errichtet haben sollen, aber vielleicht<br />
entstand die Stadt doch, wie antike<br />
Schriftsteller berichten, auf <strong>de</strong>r Sichel, die Ceres<br />
fallen ließ, als sie auf <strong>de</strong>r Suche nach ihrer von<br />
Pluto geraubten Tochter Proserp<strong>in</strong>a verzweifelt<br />
die Welt durchirrte.<br />
Gewiß ist jedoch, daß sich an diesen<br />
Gesta<strong>de</strong>n viel unterschiedliches und auch sagenhaftes<br />
Volk e<strong>in</strong> Stelldiche<strong>in</strong> gab. Nach <strong>de</strong>n<br />
Zyklopen lebten hier die Elymer, dann die<br />
Riesen, die Trojaner, die Phönizier und viele<br />
an<strong>de</strong>re, doch wur<strong>de</strong> Trapani erst im Jahre 260<br />
v.Chr. be<strong>de</strong>utend, als Hamilkar die E<strong>in</strong>wohner<br />
von Erice hierherbr<strong>in</strong>gen ließ, <strong>de</strong>ssen Emporium<br />
(Hafen) Trapani lange gewesen war.<br />
Während <strong>de</strong>r römischen Herrschaft verlor die<br />
Stadt viel von ihrem Prestige. Das e<strong>in</strong>zige<br />
Ereignis von Be<strong>de</strong>utung war das E<strong>in</strong>treffen <strong>de</strong>r<br />
Ju<strong>de</strong>n, die sich hier so wohl fühlten, daß sie e<strong>in</strong>e<br />
äußerst wichtige israelitische Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> grün<strong>de</strong>ten.<br />
Trapani folgte im H<strong>in</strong>tergrund bleibend<br />
<strong>de</strong>n sizilianischen Ereignissen, bis es im 13.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt wie<strong>de</strong>r <strong>in</strong>s Licht <strong>de</strong>r Geschichte trat,<br />
als Ferd<strong>in</strong>and von Aragon ihm se<strong>in</strong>e Gunst<br />
schenkte. So begann <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l aufzublühen:<br />
Salz, Thunfisch und künstlerisch wertvolle<br />
Verarbeitungen von Koralle, Halbe<strong>de</strong>lste<strong>in</strong>en und<br />
Holz wur<strong>de</strong>n <strong>in</strong> die gesamte damals bekannte Welt<br />
verkauft und exportiert.<br />
Die Stadt war Stützpunkt für die<br />
Kreuzfahrerschiffe, die <strong>in</strong>s Heilige Land unterwegs<br />
waren, aber auch Sitz <strong>de</strong>r Konsulate <strong>de</strong>r<br />
Katalanen, Genueser, Venezianer, Pisaner,<br />
Franzosen und vieler an<strong>de</strong>rer. Den Höhepunkt<br />
ihrer Macht erlangte sie <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Regierungszeit<br />
Karls V., <strong>de</strong>r auf se<strong>in</strong>er Rückkehr vom Sieg bei<br />
Tunis hier Halt machte und <strong>de</strong>r Stadt beson<strong>de</strong>re<br />
Privilegien verlieh, die es ihr ermöglichten, ihre<br />
Lage noch weiter zu verbessern.<br />
Im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt entstan<strong>de</strong>n die barocken<br />
Gebäu<strong>de</strong>,die noch heute die Altstadt kennzeichnen.<br />
Der Hafen als Umschlagplatz ist immer noch <strong>de</strong>r<br />
Mittelpunkt <strong>de</strong>s städtischen Wirtschaftslebens,<br />
auch wenn er nicht mehr die Be<strong>de</strong>utung wie <strong>in</strong><br />
jenen gol<strong>de</strong>nen Zeiten besitzt. Zur Besichtigung<br />
Trapanis benötigt man e<strong>in</strong>en Tag.<br />
57Trapani
Oben: Trapani,<br />
die Kirche <strong>de</strong>r<br />
Annunziata.<br />
58<br />
Kunst<strong>de</strong>nkmäler<br />
Das Heiligtum <strong>de</strong>r Annunziata - Es ist dies<br />
das wichtigste Monument <strong>de</strong>r Stadt. Es wur<strong>de</strong><br />
zwischen 1315 und 1332 errichtet, später erweitert<br />
und schließlich 1760 völlig umgebaut. Die<br />
Fassa<strong>de</strong> ist noch die ursprüngliche und wird von<br />
e<strong>in</strong>er prächtigen Fensterrosette sowie e<strong>in</strong>em gotischen<br />
Portal aus <strong>de</strong>n ersten Jahren <strong>de</strong>s 15.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts geschmückt. An <strong>de</strong>n kle<strong>in</strong>en<br />
Seitenportalen bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich zwei Statuen aus <strong>de</strong>m<br />
16. Jahrhun<strong>de</strong>rt, die <strong>de</strong>n Erzengel Gabriel und die<br />
Annunziata darstellen. Im Innern s<strong>in</strong>d beson<strong>de</strong>rs<br />
zwei Kapellen besichtigenswert: die Cappella <strong>de</strong>i<br />
Mar<strong>in</strong>ai (Kapelle <strong>de</strong>r Seeleute) und die Cappella<br />
<strong>de</strong>i Pescatori (Kapelle <strong>de</strong>r Fischer). Die erstere<br />
bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich l<strong>in</strong>ks vom Chor und wur<strong>de</strong> zwischen<br />
1514 und 1552 <strong>in</strong> Tuffste<strong>in</strong> erbaut. Ihr warmer,<br />
gelblicher Ton vere<strong>in</strong>t verschie<strong>de</strong>ne Stile und<br />
Motive: Gotik, Renaissance und orientalische<br />
E<strong><strong>in</strong>f</strong>lüsse, die mit lokal gefärbtem Überschwang<br />
verwandt wer<strong>de</strong>n. Die zweite Kapelle bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich<br />
auf <strong>de</strong>r gegenüberliegen<strong>de</strong>n Seite und stammt aus<br />
<strong>de</strong>m 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Sie ist von quadratischem<br />
Grundriß mit e<strong>in</strong>er achteckigen Kuppel, <strong>de</strong>ren<br />
Trompen mit Fresken ausgemalt s<strong>in</strong>d, die Szenen<br />
<strong>de</strong>r Genesis darstellen.<br />
H<strong>in</strong>ter <strong>de</strong>m Hauptaltar bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r<br />
Zugang zum eigentlichen Heiligtum, an <strong>de</strong>ssem<br />
En<strong>de</strong> die Kapelle <strong>de</strong>r Madonna aus <strong>de</strong>m Jahre<br />
1530 liegt. Der große, äußere Marmorbogen ist<br />
das Werk von Antonello, Antonio und Giacomo<br />
Gag<strong>in</strong>i, die ihn mit kostbaren Reliefs versahen<br />
(Gottvater und Propheten). Auf <strong>de</strong>m Altar steht<br />
e<strong>in</strong>e prächtige Muttergottes mit <strong>de</strong>m K<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong><br />
Werk N<strong>in</strong>o Pisanos und se<strong>in</strong>er Werkstatt.<br />
Der von <strong>de</strong>n meisten geteilten Überlieferung<br />
nach wur<strong>de</strong> die Statue <strong>in</strong> <strong>de</strong>n ersten Jahren <strong>de</strong>s 14.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts von e<strong>in</strong>em pisaner Malteserritter<br />
nach Trapani gebracht, welcher auch ihr<br />
Auftraggeber war. Die Volkstradition berichtet,<br />
daß dieser die Statue ursprünglich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e<br />
Kommen<strong>de</strong> im Orient gebracht habe. E<strong>in</strong>ige Jahre<br />
darauf habe er jedoch beschlossen, sie vor <strong>de</strong>n<br />
Nachstellungen <strong>de</strong>r Sarazenen zu retten und sich<br />
daraufh<strong>in</strong> mit <strong>de</strong>m kostbaren Heiligenbild gen<br />
Westen e<strong>in</strong>geschifft. Während <strong>de</strong>r Überfahrt sei<br />
das Schiff <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Sturm geraten und <strong>de</strong>r Ritter<br />
habe gelobt, die Statue an <strong>de</strong>m Ort zu lassen, wo<br />
er zuerst wie<strong>de</strong>r festen Bo<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong> betreten<br />
haben. Der Zufall wollte es, daß dieseben <strong>Sizilien</strong><br />
gewesen sei, worauf die Statue hierblieb.<br />
Der Kunstler hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Werk seltene.<br />
Schönheit mit hohem A<strong>de</strong>l und großer Fe<strong>in</strong>heit zu<br />
verschmelzen gewußt, und über Jahrhun<strong>de</strong>rte hat<br />
die Statue <strong>de</strong>n lokalen Künstlern von Laurana bis<br />
Gag<strong>in</strong>i bei ihrer Arbeit Mo<strong>de</strong>ll gestan<strong>de</strong>n, welche<br />
vor allem das sanfte und un<strong>de</strong>f<strong>in</strong>ierbare Lächeln<br />
<strong>de</strong>r Muttergottes nachbil<strong>de</strong>n wollten, welches die<br />
Plastik berühmt gemacht hat.<br />
Die Kathedrale - Die <strong>de</strong>m Hl. Lorenz geweihte<br />
Kirche wur<strong>de</strong> 1635 auf e<strong>in</strong>er vorher-, gehen<strong>de</strong>n<br />
aus <strong>de</strong>m l4.Jahrhun<strong>de</strong>rt errichtet, dort, wo seit <strong>de</strong>m<br />
Jahr 1129 die Loggia <strong>de</strong>r Genueser stand, welche<br />
sich mit ihrem Wappen im Innern <strong>de</strong>r Kirche verewigt<br />
haben. Das elegante Barockportal wur<strong>de</strong> im<br />
18. Jahrhun<strong>de</strong>rt durch e<strong>in</strong>en weitläufigen Portikus<br />
und e<strong>in</strong>e Kuppel ergänzt, die eigenartigerweise von<br />
kle<strong>in</strong>eren Kuppeln flankiert wird. Im Innern, das <strong>in</strong><br />
frühbarockem Stil <strong>de</strong>koriert ist, wer<strong>de</strong>n zahlreiche<br />
Kunstwerke aufbewahrt, unter <strong>de</strong>nen sich e<strong>in</strong>e Van<br />
Dyck zugeschriebene “Kreuzigungsszene” bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t.<br />
Santa Maria di Gesù - Die Kirche stammt<br />
aus <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts. Die<br />
Fassa<strong>de</strong> zeigt Stilelemente <strong>de</strong>r Gotik und <strong>de</strong>r<br />
Renaissance und besitzt e<strong>in</strong> schönes Portal <strong>in</strong><br />
katalanischem Stil. Rechts vom Chor bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich<br />
die Kapelle Staiti, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r unter e<strong>in</strong>em wertvollen<br />
Marmorbaldach<strong>in</strong> von A. Gag<strong>in</strong>i (1521) e<strong>in</strong>e glasierte<br />
Terrakottastatue steht, die die Madonna<br />
<strong>de</strong>gli Angeli darstellt und e<strong>in</strong>e beachtenswerte<br />
Arbeit von A. <strong>de</strong>lla Robbia (1435-1525) ist.<br />
Chiesa <strong>de</strong>l Collegio - Die <strong>in</strong> <strong>de</strong>r ersten<br />
Hälfte <strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong>de</strong>rts erbaute Kirche ist <strong>in</strong><br />
grundsoli<strong>de</strong>m Renaissancestil gehalten und mit<br />
fe<strong>in</strong> gearbeiteter Plastik ausgestattet. Das drei-
schiffige Innere, das die Form e<strong>in</strong>es late<strong>in</strong>ischen<br />
Kreuzes hat, ist harmonisch mit buntem Marmor<br />
und Stuckaturen ausgeschmückt. Auf <strong>de</strong>m<br />
Hauptaltar bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich e<strong>in</strong> Basrelief aus Marmor<br />
von I. Marabitti (1766), das die Jungfrau Maria<br />
darstellt, und <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Sakristei steht e<strong>in</strong> prächtiger<br />
Schrank aus Nußbaumholz mit fe<strong>in</strong>en<br />
Schnitzereien aus <strong>de</strong>m 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt.<br />
Palast Ciambra - Er liegt <strong>in</strong> <strong>de</strong>r via<br />
Giu<strong>de</strong>cca, e<strong>in</strong>er Straße <strong>in</strong>mitten <strong>de</strong>s gleichnamigen<br />
jüdischen Viertels. Es han<strong>de</strong>lt sich um e<strong>in</strong><br />
typisches Beispiel plateresken Stils katalanischer<br />
Abstammung, welcher sich von Spanien herkommend<br />
<strong>in</strong> <strong>Sizilien</strong> im 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt verbreitete.<br />
Der heute vom Alter e<strong>in</strong> wenig mitgenommene<br />
Bau, <strong>de</strong>r auf die Mitte <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
zurückgeht, erstrahlte e<strong>in</strong>st mit se<strong>in</strong>en behauenen<br />
Mauerste<strong>in</strong>en und <strong>de</strong>r Detailfreudigkeit <strong>de</strong>r<br />
Ornamentik <strong>in</strong> vollem Glanz. E<strong>in</strong> wun<strong>de</strong>rlicher<br />
Künstler übertrug auf <strong>de</strong>n Ste<strong>in</strong> die subtile<br />
Fasz<strong>in</strong>ation <strong>de</strong>r Goldschmie<strong>de</strong>kunst und <strong>de</strong>r<br />
E<strong>de</strong>lste<strong>in</strong>verarbeitung, <strong>in</strong> welchen die Ju<strong>de</strong>n unübertroffene<br />
Meister waren.<br />
ERICE<br />
Die Stadt liegt auf <strong>de</strong>r Kuppe e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelstehen<strong>de</strong>n<br />
Berges, <strong>de</strong>r Trapani, die Talsohle und das<br />
Meer überragt. Ihre misteriösen und sagenumwobenen<br />
Ursprünge gehen auf uralte Zeiten zurück.<br />
Auf <strong>de</strong>r Bergspitz befand sich <strong>in</strong> alten Zeiten<br />
zunächst nur <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>er Fruchtbarkeitsgött<strong>in</strong><br />
geweihte Tempel. Diese wur<strong>de</strong> seit jeher wn allen<br />
Völkern <strong>de</strong>s Mittelmeerraums verehrt, und sie<br />
beschützte vor allem die Seeleute, die schon von<br />
weitem das Feuer erspähen konnten, das <strong>in</strong> <strong>de</strong>m<br />
heiligen Gebäu<strong>de</strong> brannte und eben auch zur<br />
Orientierung diente.<br />
Bald wur<strong>de</strong> e<strong>in</strong>e wehrhafte Festung errichtet,<br />
die von Phöniziern, Griechen, Karthagern und<br />
Romern belagert wur<strong>de</strong>. 260 v.Chr. wur<strong>de</strong> sie von<br />
<strong>de</strong>n Karthagern zerstört und die Bevölkerung nach<br />
Trapani gebracht. In römischer Zeit spielte die<br />
nunmehr alte Festung kaum noch e<strong>in</strong>e Rolle.<br />
Nicht so <strong>de</strong>r Tempel, <strong>de</strong>r gar zum Sitz e<strong>in</strong>er religiösen<br />
Brü<strong>de</strong>rschaft siebzehn sizilianzscher Städte<br />
gewählt und von e<strong>in</strong>er Garn<strong>iso</strong>n ständig bewacht<br />
wur<strong>de</strong>.Erst mit <strong>de</strong>m Anbruch <strong>de</strong>r arabischen<br />
Herrschaft hat man wie<strong>de</strong>r Nachricht von <strong>de</strong>r<br />
Stadt und <strong>de</strong>m Heiligtum, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Ort wird nun<br />
unter <strong>de</strong>m Namen Gebel-Hamed erwähnt.<br />
Während <strong>de</strong>r Normannenherrschaft sowie <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />
darauffolgen<strong>de</strong>n Jahrhun<strong>de</strong>rten formt Erice jenes<br />
Stadtbild, das bis heute vollständig erhalten geblieben<br />
und <strong>de</strong>r wichtigste Anziehungspunkt <strong>de</strong>r<br />
Stadt ist. In ihrer Aus<strong>de</strong>hnung auf e<strong>in</strong> Dreieck<br />
begrenzt, ist sie e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>zigartigsten Städte<br />
<strong>Sizilien</strong>s. Ihre engen und mit Ste<strong>in</strong>en gepflasterten<br />
Straßen, die kle<strong>in</strong>en Plätze, die reich bepflanzten<br />
Innenhöfe und e<strong>in</strong>e blühen<strong>de</strong> kunsthandwerkliche<br />
Produktion vor allem von Keramik, Süßwaren<br />
und Teppichen machen sie zu <strong>de</strong>r unverzichtbaren<br />
Etappe e<strong>in</strong>es Ausflugs <strong>in</strong> das Gebiet um Trapani.<br />
Die Stadtkirche entstand <strong>in</strong> <strong>de</strong>r ersten Hälfte<br />
<strong>de</strong>s 14. Jahrhun<strong>de</strong>rts und wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Verg<strong>in</strong>e<br />
Assunta geweiht. Ihr ist e<strong>in</strong> mächtiger e<strong>in</strong>zelstehen<strong>de</strong>r<br />
Glockenturm vorangestellt, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>rselben<br />
Zeit stammt und ursprünglich e<strong>in</strong><br />
Wachtturm war. Im 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Fassa<strong>de</strong> e<strong>in</strong> rechtw<strong>in</strong>kliger Portikus mit vier spitzbogigen<br />
Arka<strong>de</strong>n angefügt. Das Innere weist e<strong>in</strong>en<br />
gotischen Mischstil auf, <strong>de</strong>r durch e<strong>in</strong>en Umbau<br />
von 1865 verursacht wur<strong>de</strong>. Es beherbegt zahlreiche<br />
Zeugnisse <strong>de</strong>r Malerei, <strong>de</strong>r Plastik und <strong>de</strong>s<br />
Kunsthandwerks bekannter sizilianischer<br />
Künstler. unter <strong>de</strong>nen sich auch Laurana und<br />
Manc<strong>in</strong>o bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n.<br />
Das Kastell <strong>de</strong>ssen Zugang ursprünglich<br />
nur über e<strong>in</strong>e Zugbrücke möglich war, erhebt sich<br />
auf e<strong>in</strong>em hohen, e<strong>in</strong>zelstehen<strong>de</strong>n Felsen auf <strong>de</strong>n<br />
Ru<strong>in</strong>en <strong>de</strong>s antiken, <strong>de</strong>r Venus geweihten<br />
Tempels, von <strong>de</strong>m noch Reste aus <strong>de</strong>m 5.-7.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt v.Chr. erhalten s<strong>in</strong>d. Es wur<strong>de</strong> von<br />
<strong>de</strong>n Normannen une<strong>in</strong>nehmbar gemacht, die es<br />
mit z<strong>in</strong>nenbewehrten Mauern versahen. Anfang<br />
dieses Jahrhun<strong>de</strong>rts wur<strong>de</strong>n vom Tempel e<strong>in</strong>ige<br />
Säulentrommeln und Gesimseste<strong>in</strong>e aufgefun<strong>de</strong>n,<br />
die auf e<strong>in</strong>en Umbau <strong>in</strong> römischer Zeit zurückgehen.<br />
Später fand man auch Reste e<strong>in</strong>es<br />
Mosaikfußbo<strong>de</strong>ns. Um das Kastell herum<br />
erstrecken sich die Gärten <strong>de</strong>s Balio, die auf<br />
Grund ihrer terrassenförmigen Anlage und <strong>de</strong>r<br />
Vielfalt <strong>de</strong>r kultivierten Pflanzen beson<strong>de</strong>rs e<strong>in</strong>drucksvoll<br />
s<strong>in</strong>d. Ihr Name leitet sich vom normannischen<br />
Statthalter (Bajulo) her, <strong>de</strong>r im naheliegen<strong>de</strong>n<br />
Kastell residierte.<br />
Die Torri Medievali (Mittelalterlichen<br />
Türme) bil<strong>de</strong>ten <strong>de</strong>n Vorposten <strong>de</strong>s Kastells, mit<br />
<strong>de</strong>m sie über mächtige Mauergänge verbun<strong>de</strong>n<br />
waren. Auf Geheiß <strong>de</strong>s Grafen A. Pepoli wur<strong>de</strong>n<br />
Trapani<br />
Unten:<br />
Erice, die<br />
Stadtkirche<br />
aus <strong>de</strong>m 14.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt.<br />
59
sie im vorigen Jahrhun<strong>de</strong>rt teilweise wie<strong>de</strong>raufgebaut,<br />
<strong>de</strong>m auch <strong>de</strong>r Bau <strong>de</strong>r Torretta Pepoli zu<br />
verdanken ist, e<strong>in</strong>em gekünstelten Türmchen <strong>in</strong><br />
pseudomaurischem Stil.<br />
MARSALA<br />
Se<strong>in</strong> Ursprung geht auf das Jahr 397 v.Chr.<br />
zurück. als sich die phönizischen Bewohner<br />
Mozias, die von <strong>de</strong>n Syrakusanern geschlagen<br />
wor<strong>de</strong>n waren, auf das Vorgebirge Lilibeo flüchteten,<br />
wo sie e<strong>in</strong>e Stadt namens Lilibeo grün<strong>de</strong>ten,<br />
die die mächtigste und letzte Bastion phönizischer<br />
Macht <strong>in</strong> <strong>Sizilien</strong> wur<strong>de</strong>.<br />
241 v.Chr. gelang es <strong>de</strong>n Römern nach mehreren<br />
vergeblichen Versuchen, die Stadt e<strong>in</strong>zunehmen.<br />
Sie wur<strong>de</strong> römische Prov<strong>in</strong>z, Sitz <strong>de</strong>s<br />
Quästors und <strong>de</strong>s Prätors und blieb auf lange Zeit<br />
<strong>de</strong>r wichtigste Hafen <strong>de</strong>r Insel.<br />
Diese herausragen<strong>de</strong> Rolle behielt sie das<br />
ganzeMittelalter h<strong>in</strong>durch bei, bis Karl V. im 16.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n Hafen anlegen ließ, um die Stadt<br />
vor <strong>de</strong>n Angriffen <strong>de</strong>r Seeräuber zu schützen.<br />
Doch richtete die Mediz<strong>in</strong> mehr Scha<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>nn<br />
das Übel, da Marsala, (<strong>de</strong>nn so hieß die Stadt jetzt<br />
nach <strong>de</strong>r arabischen Bezeichnung “Marsa-Alì”),<br />
seit<strong>de</strong>m e<strong>in</strong>en unaufhaltsamen Nie<strong>de</strong>rgang erlebt<br />
hat. In <strong>de</strong>r italienischen Geschichte ist ihr Name<br />
mit <strong>de</strong>r Landung Garibaldis verbun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r hier<br />
se<strong>in</strong>e Unternehmung begann, die zur E<strong>in</strong>igung<br />
<strong>de</strong>s Königreichs Italien führen sollte.<br />
Die meisten kennen <strong>de</strong>n Namen <strong>de</strong>r Stadt<br />
jedoch als Herstellungsort e<strong>in</strong>es hervorragen<strong>de</strong>n<br />
Likörwe<strong>in</strong>s gleichen Namens. Die ersten<br />
Produktionsstätten entstan<strong>de</strong>n hier unter <strong>de</strong>m<br />
Namen “bagli” 1773 auf Initiative <strong>de</strong>s Englän<strong>de</strong>rs<br />
G. Woodhouse. Die unterschiedlichen Varietäten<br />
<strong>de</strong>s Marsalawe<strong>in</strong>s s<strong>in</strong>d heute <strong>in</strong> aller Welt bekannt.<br />
Der <strong>de</strong>m Hl. Thomas von Canterbury geweihte<br />
Dom wur<strong>de</strong> <strong>in</strong> normannischer Zeit gegrün<strong>de</strong>t<br />
und bis <strong>in</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> wie<strong>de</strong>rholt<br />
umgebaut, als er nach e<strong>in</strong>em prachtvollen<br />
Entwurf neu errichtet wur<strong>de</strong>, jedoch unvollen<strong>de</strong>t<br />
blieb. Nach<strong>de</strong>m er im Zweiten Weltkrieg schwer<br />
beschädigt wor<strong>de</strong>n war, wur<strong>de</strong> er wie<strong>de</strong>raufgebaut,<br />
und die Fassa<strong>de</strong>, die vorher nur <strong>in</strong> ihrem<br />
unteren Teil fertiggestellt wor<strong>de</strong>n war, wur<strong>de</strong> vervollständigt.<br />
Se<strong>in</strong> Inneres wird von zahlreichen<br />
Werken Gag<strong>in</strong>is o<strong>de</strong>r se<strong>in</strong>er Schule geschmückt.<br />
Der wahre Kirchenschatz besteht jedoch aus acht<br />
großen Gobel<strong>in</strong>s flämischer Meister aus <strong>de</strong>m 16.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt, die e<strong>in</strong> Geschenk <strong>de</strong>s Erzbischofs<br />
Lombardo s<strong>in</strong>d, welcher sie se<strong>in</strong>erseits von Philipp<br />
II. von Spanien erhalten hatte. Sie messen ca. 4 m<br />
<strong>in</strong> Länge und Breite und stellen von Blumen,<br />
Früchten und Allegorien reich umrahmte Szenen<br />
aus <strong>de</strong>m Krieg <strong>de</strong>s Titus gegen die Judäer dar.<br />
Die Bagni Termali (Thermalbä<strong>de</strong>r) s<strong>in</strong>d <strong>de</strong>r<br />
größte Bau, <strong>de</strong>r im Gebiet <strong>de</strong>s antiken Lilibeo aufgefun<strong>de</strong>n<br />
wur<strong>de</strong>. Geme<strong>in</strong>sam mit ihm s<strong>in</strong>d Reste<br />
weiterer Gebäu<strong>de</strong>, Teile <strong>de</strong>r Umfassungsmauer<br />
und <strong>de</strong>s antiken Hafens sowie Nekropolen,<br />
Keramiken, verschie<strong>de</strong>ne Gegenstän<strong>de</strong> und<br />
Skulpturen zum Vorsche<strong>in</strong> gekommen. Diese auf<br />
das 3.-4. Jahrhun<strong>de</strong>rt v.Chr. zurückgehen<strong>de</strong>n<br />
Fun<strong>de</strong> gehörten aller Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit nach zu<br />
e<strong>in</strong>em großen und e<strong>in</strong>drucksvollen Baukomplex,<br />
60
wie die häufigen Fun<strong>de</strong> im näheren Umkreis vermuten<br />
lassen.<br />
MOZIA<br />
E<strong>in</strong>e alte Sage berichtet, daß Herkules e<strong>in</strong>st<br />
se<strong>in</strong>er Her<strong>de</strong>n beraubt wur<strong>de</strong>. Nach langer vergeblicher<br />
Suche erhielt er glücklicherweise Hilfe von<br />
e<strong>in</strong>er Frau namens Motya, welche ihm e<strong>in</strong>e Höhle<br />
anzeigte, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r se<strong>in</strong>e Tiere versteckt wur<strong>de</strong>n.<br />
Zum Dank beschloß <strong>de</strong>r Held, e<strong>in</strong>e Stadt zu Ehren<br />
dieser Frau zu grün<strong>de</strong>n und sie nach ihrem<br />
Namen zu benennen. Die Geschichtsschreiber<br />
haben uns die Historie e<strong>in</strong>er Stadt überliefert, die<br />
im 8. Jahrhun<strong>de</strong>rt v.Chr. auf e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en, nicht<br />
mehr als 40 ha messen<strong>de</strong>n Insel <strong>de</strong>s Stagnone<br />
gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> und die dank ihrer günstigen,<br />
die Han<strong>de</strong>lsrouten berühren<strong>de</strong>n Lage bald e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>r<br />
blühendsten phönizischen Kolonien <strong>de</strong>s ganzen<br />
Mittelmeeres wur<strong>de</strong>. Die Stadt wur<strong>de</strong> von hohen<br />
Mauern umgeben, die von Wachttürmen mit run<strong>de</strong>n<br />
Z<strong>in</strong>nen, wie sie für die semitische Architektur<br />
typisch s<strong>in</strong>d, unterteilt war, und besaß zwei heute<br />
noch sichtbare Tore.<br />
Ihre Wirtschaft basierte hauptsächlich auf<br />
Han<strong>de</strong>l und Keramikproduktion. Sie war ebenfalls<br />
e<strong>in</strong> wichtiger Flottenstützpunkt, weshalb<br />
e<strong>in</strong> “Kothon” gebaut wur<strong>de</strong>, e<strong>in</strong> Dock für die<br />
Reparatur <strong>de</strong>r Schiffe, das neben <strong>de</strong>m noch größeren<br />
Karthagos das e<strong>in</strong>zige ist, das man im westlichen<br />
Mittelmeerraum gefun<strong>de</strong>n hat. Nach<br />
Diodoro Siculo war die Stadt mit eleganten<br />
Häusern und prunkvollen Palästen ausgestattet,<br />
doch s<strong>in</strong>d die Wohnviertel noch nicht ausgegraben<br />
wor<strong>de</strong>n, und gegenwärtig lassen sich lediglich<br />
zwei Häuser bewun<strong>de</strong>rn. E<strong>in</strong>s davon ist mit<br />
Bo<strong>de</strong>nmosaiken aus weißen und schwarzen<br />
Kieselste<strong>in</strong>en ausgelegt, die wahre und erfun<strong>de</strong>ne<br />
Tiere darstellen. E<strong>in</strong>e <strong>de</strong>r <strong>in</strong>teressantesten <strong>de</strong>r<br />
freigelegten Zonen ist <strong>de</strong>r “Tophet”, <strong>de</strong>r aus e<strong>in</strong>em<br />
Heiligtum besteht, <strong>in</strong> <strong>de</strong>ssen Innerem sich e<strong>in</strong> heiliger<br />
Hof bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m die leiblichen Überreste<br />
<strong>de</strong>r Menschenopfer beigesetzt wur<strong>de</strong>n, welche <strong>de</strong>n<br />
grausamen phönizischen Gottheiten wie Baal<br />
Hammon dargebracht wur<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r das Opfer <strong>de</strong>r<br />
männlichen Erstgeborenen for<strong>de</strong>rte.<br />
397 v.Chr. wur<strong>de</strong> Mozia von Dionysios von<br />
Syrakus zerstört und die Überleben<strong>de</strong>n sie<strong>de</strong>lten<br />
sich an <strong>de</strong>r Küste an, wo sie die Kolonie Lilibeo,<br />
das heutige Marsala, grün<strong>de</strong>ten. Seit <strong>de</strong>r Zeit blieb<br />
das Eiland unbewohnt, bis Giuseppe Whitaker, <strong>de</strong>r<br />
sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Ort verliebt hatte, das Inselchen käuflich<br />
erwarb. Die bei <strong>de</strong>n unter se<strong>in</strong>er Leitung<br />
erfolgten Grabungen gemachten Fun<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em <strong>de</strong>r Nebengebäu<strong>de</strong> se<strong>in</strong>er Villa aufbewahrt,<br />
das so zum Museum geriet.<br />
Im Meer vor Mozia wur<strong>de</strong> En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r siebziger<br />
Jahre das Wrack e<strong>in</strong>es punischen Schiffes<br />
aufgefun<strong>de</strong>n, das e<strong>in</strong>zige <strong>de</strong>r Welt, welches heute<br />
im Museum Baglio Anselmi <strong>in</strong> Marsala ausgestellt<br />
wird.<br />
MAZARA DEL VALLO<br />
Der alte Stadtkern liegt am Sizilischen Meer<br />
l<strong>in</strong>ks <strong>de</strong>s Flusses Mazarò, wahrsche<strong>in</strong>lich an<br />
<strong>de</strong>mselben Ort, an <strong>de</strong>m die Phönizier die<br />
Han<strong>de</strong>lskolonie Mazara grün<strong>de</strong>ten, e<strong>in</strong> lokaler<br />
Name, <strong>de</strong>r vielleicht “Kastell” be<strong>de</strong>utet. Dank se<strong>in</strong>er<br />
Lage wur<strong>de</strong> es sowohl als Han<strong>de</strong>lsplatz als<br />
auch als Festung be<strong>de</strong>utend. Auch unter römischer<br />
Herrschaft erlebte es e<strong>in</strong>e gewisse Blüte, und<br />
aus dieser Zeit s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Überreste erhalten<br />
geblieben. Ihre wahre Glanzzeit hatte die Stadt<br />
unter <strong>de</strong>n Arabern. Diese waren <strong>in</strong> Mazara gelan<strong>de</strong>t,<br />
als sie zur Eroberung <strong>de</strong>r Insel schritten und<br />
erhoben die Stadt zum Hauptort e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r drei<br />
Verwaltungsgebiete, <strong>in</strong> die sie später <strong>Sizilien</strong> aufteilten.<br />
Die verschie<strong>de</strong>nen arabischen Reisen<strong>de</strong>n<br />
rühmten sie und lobten die Fruchtbarkeit <strong>de</strong>s<br />
Bo<strong>de</strong>ns, die Qualität und die Vielzahl <strong>de</strong>r<br />
Han<strong>de</strong>lsunternehmungen, ihren wirtschaftlichen<br />
Wohlstand, <strong>de</strong>n Reichtum <strong>de</strong>r Plantagen und<br />
Gärten sowie die Schönheit <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>. All dies<br />
ist noch heute fest <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Stadt verwurzelt, da sich<br />
das Straßensystem unverän<strong>de</strong>rt erhalten hat.<br />
Während <strong>de</strong>r Normannenherrschaft füllte sich<br />
die Stadt mit Kirchen, Konventen und Klöstern<br />
und wur<strong>de</strong> mit e<strong>in</strong>er Mauer umgeben. Weitere<br />
städtebauliche Verän<strong>de</strong>rungen erfolgten im 16. -<br />
18. Jahrhun<strong>de</strong>rt, und 1852 begann mit <strong>de</strong>r<br />
Schleifung <strong>de</strong>r Mauern Rogers die Aus<strong>de</strong>hnung<br />
<strong>de</strong>r Stadt <strong>in</strong>s Umland.<br />
Beson<strong>de</strong>rs <strong>in</strong>teressant ist <strong>de</strong>r Besuch <strong>de</strong>s<br />
kanalförmigen Hafens, <strong>de</strong>r <strong>in</strong> die Mündung <strong>de</strong>s<br />
Flusses Mazarò h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gebaut ist und das wirtschaftliche<br />
Herz <strong>de</strong>r Stadt darstellt. An ihm liegt<br />
e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r ältesten Stadtteile: an se<strong>in</strong>en Kais wohnten<br />
die arabischen Kaufleute, <strong>de</strong>ren Blut noch <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>n A<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r heutigen E<strong>in</strong>wohner fließt.<br />
Trapani<br />
Der dorische<br />
Tempel von<br />
Segesta.<br />
61
Oben, <strong>de</strong>r Tempel<br />
E von Sel<strong>in</strong>unt.<br />
Diese archäologische<br />
Zone ist e<strong>in</strong>e<br />
<strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten<br />
<strong>de</strong>s gesamten<br />
Mittelmeerraums.<br />
62<br />
Morgens bei <strong>de</strong>r Ankunft <strong>de</strong>r Fischkutter und<br />
Boote beg<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong> nicht en<strong>de</strong>n wollen<strong>de</strong>s Ausrufen<br />
und Schreien, das die Rufe <strong>de</strong>r Kaufleute von e<strong>in</strong>st<br />
<strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung zurückruft. Es han<strong>de</strong>lt sich um<br />
e<strong>in</strong>en <strong>de</strong>r wichtigsten Fischereihäfen Italiens mit<br />
e<strong>in</strong>er Jahresproduktion von ca. 200.000 dz Fisch.<br />
Das wichtigste Bauwerk ist die <strong>de</strong>m San<br />
Salvatore (Erlöser) geweihte Kathedrale. Sie<br />
wur<strong>de</strong> <strong>in</strong> ihrer ursprünglichen Form En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
11. Jahrhun<strong>de</strong>rts errichtet, aber zwischen 1690<br />
und 1694 völlig umgebaut. Von <strong>de</strong>m ersten Bau<br />
ist das e<strong>in</strong>e o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Element erhalten geblieben,<br />
wie die Mauern <strong>de</strong>s Haupthauses und <strong>de</strong>r<br />
Apsis, die an <strong>de</strong>r Außenseite mit <strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n<br />
arabisch-normannischen Stil typischen<br />
Bl<strong>in</strong>dbögen versehen s<strong>in</strong>d. Unter <strong>de</strong>n sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
Kirche bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Kunstwerken sticht e<strong>in</strong>e<br />
“Trasfigurazione” heraus, e<strong>in</strong>e von Antonio<br />
Gag<strong>in</strong>i <strong>in</strong> <strong>de</strong>n dreißiger Jahren <strong>de</strong>s 16.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts ausgeführte Marmorgruppe aus<br />
sechs Statuen, die sich stark an <strong>de</strong>n bei sakralen<br />
Darstellungen sich manifestieren<strong>de</strong>n<br />
Volksgeschmack anlehnt.<br />
SEGESTA<br />
Die Stadt wur<strong>de</strong> <strong>in</strong> vorhellenischer Zeit von<br />
Elymern gegrün<strong>de</strong>t, e<strong>in</strong>em Volk, <strong>de</strong>ssen Herkunft<br />
ungewiß ist, aber im Orient vermutet wird.<br />
Schnell erwarb die Stadt große Be<strong>de</strong>utung als<br />
Han<strong>de</strong>lsplatz, doch auch als strategischer Ort<br />
dank ihrer Lage auf halbem Wege zwischen <strong>de</strong>n<br />
punischen Städten <strong>de</strong>r Nordküste und <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r<br />
Westküste. Sie war die geschworene Fe<strong>in</strong>d<strong>in</strong><br />
Sel<strong>in</strong>unts, gegen das sie 409 v.Chr. die<br />
Karthager zu Hilfe rief, welche es <strong>de</strong>m Erdbo<strong>de</strong>n<br />
gleichmachten. Die Zerstörung Sel<strong>in</strong>unts<br />
bezeichnete <strong>de</strong>n <strong>de</strong>f<strong>in</strong>itiven E<strong>in</strong>tritt Segestas <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>n punischen Machtbereich, doch hatte dies<br />
ke<strong>in</strong>erlei Auswirkungen auf die Sitten und<br />
Gebräuche <strong>de</strong>r Bevölkerung, die sich ganz im<br />
Gegensatz dazu immer mehr hellenisierten.<br />
Während <strong>de</strong>r römischen Herrschaft wur<strong>de</strong><br />
die Stadt gut behan<strong>de</strong>lt, da man e<strong>in</strong>e<br />
“Verwandtschaft” zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Völkern<br />
vermutete, doch war ihr Nie<strong>de</strong>rgang unaufhaltsam,<br />
bis selbst <strong>de</strong>r Name sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Ferne <strong>de</strong>r<br />
Zeiten verliert. Noch heute ist <strong>de</strong>r Ort wenig<br />
erforscht, obgleich die laufen<strong>de</strong>n Grabungsarbeiten<br />
schon die ersten Überreste früherer Wohngebäu<strong>de</strong><br />
ans Licht geför<strong>de</strong>rt haben.<br />
Völlig ausgegraben wur<strong>de</strong>n nur zwei<br />
Bauwerke, das Theater und <strong>de</strong>r Tempel. Das<br />
erstere wur<strong>de</strong> im 5. Jahrhun<strong>de</strong>rt v.Chr. auf <strong>de</strong>m<br />
Gipfel <strong>de</strong>s Monte Barbaro <strong>in</strong> e<strong>in</strong>malig schöner<br />
Lage errichtet, dann <strong>in</strong> hellenistischer Zeit umgebaut<br />
und zeigt sich heute <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Formen dieses<br />
Umbaus. Das Sitzhaus mißt 63 m im<br />
Durchmesser und ist gut erhalten, während vom<br />
Szenengebäu<strong>de</strong> nur die Grundmauern überkommen<br />
s<strong>in</strong>d. Das Theater wird zu Aufführungen<br />
antiker Dramen genutzt.<br />
Der Tempel ist wahrsche<strong>in</strong>lich das herausragen<strong>de</strong><br />
Gebäu<strong>de</strong> e<strong>in</strong>es außerstädtischen Heiligtums,<br />
das noch nicht lokalisiert wur<strong>de</strong>. Auch er stammt<br />
aus <strong>de</strong>m 5. Jahrhun<strong>de</strong>rt und ist e<strong>in</strong> mit sechs<br />
Frontalsäulen versehener Peripteraltempel. Er ist<br />
unvollen<strong>de</strong>t: die Säulen wur<strong>de</strong>n nicht kanneliert<br />
und es f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich we<strong>de</strong>r Spuren <strong>de</strong>r<br />
Dachbe<strong>de</strong>ckung noch <strong>de</strong>r Cella. Der Tempel liegt<br />
e<strong>in</strong>sam auf malerischer Höhe und ist e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r<br />
vollkommendsten und besterhaltenen Beispiele<br />
dorischer Baukunst.<br />
SELINUNTE<br />
Auf e<strong>in</strong>em sanften Hügel liegen die Ru<strong>in</strong>en<br />
von Sel<strong>in</strong>unt, das zu Recht als e<strong>in</strong>es <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten<br />
archäologischen Fundstätten <strong>de</strong>s<br />
Mittelmeerraums und ganz Europas gilt. Es<br />
wur<strong>de</strong> im Laufe <strong>de</strong>s 7. Jahrhun<strong>de</strong>rts v.Chr. von<br />
Siedlern aus Megara Hiblaea gegrün<strong>de</strong>t und war<br />
<strong>de</strong>r westlichste Punkt <strong>de</strong>s griechischen <strong>Sizilien</strong>.<br />
Hier fand daher über drei Jahrhun<strong>de</strong>rte h<strong>in</strong>weg die<br />
zivile und militärische Ause<strong>in</strong>an<strong>de</strong>rsetzung zwischen<br />
griechischer und phönizisch-punischer<br />
Kultur statt, die das Leben <strong>de</strong>r mittelmeerischen<br />
Völker auf lange Zeit mitbestimmte. Sel<strong>in</strong>unt<br />
hatte sich im Laufe <strong>de</strong>r Jahrhun<strong>de</strong>rte zur prächtigsten<br />
Stadt <strong>de</strong>s hellenistischen <strong>Sizilien</strong> entwickelt,<br />
was sich vor allem <strong>in</strong> ihren gigantischen Tempeln
nie<strong>de</strong>rschlug, die als e<strong>in</strong>zige <strong>Sizilien</strong>s mit<br />
Skulpturen ausgestattet waren.<br />
Stolz auf so viel Macht, fühlten sich ihre<br />
E<strong>in</strong>wohner unbesiegbar, und als 409 v.Chr. die mit<br />
ihnen <strong>in</strong> ständigem Streit liegen<strong>de</strong>n E<strong>in</strong>wohner von<br />
Segesta die Karthager gegen sie zu Hilfe riefen,<br />
kümmerte sie das nicht beson<strong>de</strong>rs. Doch war dies<br />
e<strong>in</strong> entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Fehler, <strong>de</strong>nn e<strong>in</strong> 100.000 Mann<br />
starkes Heer lan<strong>de</strong>te <strong>in</strong> <strong>Sizilien</strong> und belagerte<br />
Sel<strong>in</strong>unt. Trotz harten Wi<strong>de</strong>rstands erlag die Stadt,<br />
und das fe<strong>in</strong>dliche Heer besetzte sie. Die<br />
Geschichtsschreiber sprechen von e<strong>in</strong>em wahren<br />
Gemetzel: 16.000 Bürger wur<strong>de</strong>n umgebracht und<br />
5000 <strong>in</strong> die Sklaverei verschleppt. Je<strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong><br />
wur<strong>de</strong> geplün<strong>de</strong>rt und anschließend zerstört, und<br />
nicht e<strong>in</strong>mal die prächtigen Tempel wur<strong>de</strong>n verschont,<br />
son<strong>de</strong>rn von <strong>de</strong>n beutegierigen Kriegern<br />
entweiht. Trotz <strong>de</strong>s opfervollen E<strong>in</strong>satzes von<br />
Hermokrates, e<strong>in</strong>es Syrakusaners, <strong>de</strong>r <strong>in</strong> <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />
folgen<strong>de</strong>n Jahren die Mauern <strong>de</strong>r Stadt wie<strong>de</strong>r aufbauen<br />
ließ, erholte sich Sel<strong>in</strong>unt nicht wie<strong>de</strong>r von<br />
dieser Katastrophe.<br />
Bis zur Zeit <strong>de</strong>r byzant<strong>in</strong>ischen Herrschaff f<strong>in</strong><strong>de</strong>n<br />
sich ke<strong>in</strong>erlei Spuren nachfolgen<strong>de</strong>r<br />
Besiedlungen. Dann ließen sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Ru<strong>in</strong>en<br />
E<strong>in</strong>siedler und religiöse Geme<strong>in</strong>schaften nie<strong>de</strong>r und<br />
später, zur Zeit <strong>de</strong>r arabischen Herrschaff, muslimische<br />
Stämme. Im Laufe <strong>de</strong>r Jahre und Jahrhun<strong>de</strong>rte<br />
geriet das antike Sel<strong>in</strong>unt völlig <strong>in</strong> Vergessenheit<br />
und lediglich im 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt lokalisierte <strong>de</strong>r<br />
Historiker T. Fazzello die Stätte. Im l7. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
begannen dann systematische Grabungsarbeiten.<br />
Die archäologische Zone ist <strong>in</strong> zwei Teile<br />
unterglie<strong>de</strong>rt: die Tempel im Osten und die<br />
Akropolis. Der Tempel E war laut e<strong>in</strong>er Inschrift<br />
Hera geweiht. Er wur<strong>de</strong> im 5. Jahrhun<strong>de</strong>rt v.Chr.<br />
errichtet und gehört zu <strong>de</strong>n schönsten Beispielen<br />
dorischer Tempelkunst. Von ihm stammen vier<br />
Metopen, die sich heute im Museo Nazionale <strong>in</strong><br />
Palermo bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n.<br />
Der im archaischen Stil erbaute Tempel F entstand<br />
im 6. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Er wur<strong>de</strong> am stärksten<br />
von allen ausgeplün<strong>de</strong>rt, doch hat man auch von<br />
ihm e<strong>in</strong>ige Metopen gefun<strong>de</strong>n, die Athena und<br />
Dionysos im Kampf mit <strong>de</strong>n Giganten zeigen.<br />
Der Tempel G ist e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r größten <strong>de</strong>s klassischen<br />
Altertums. Er sche<strong>in</strong>t Apollon geweiht gewesen<br />
zu se<strong>in</strong>, <strong>de</strong>r Gottheit also, die die E<strong>in</strong>wohner<br />
Sel<strong>in</strong>unts beschützte. Diese begannen 580 v.Chr.<br />
mit se<strong>in</strong>em Bau, <strong>de</strong>r hun<strong>de</strong>rt Jahre später noch<br />
nicht been<strong>de</strong>t war. Der Tempel erstreckt sich auf<br />
e<strong>in</strong>er Grundfläche von ca. 6000 m2 und wird von<br />
e<strong>in</strong>em Peristyl von 46 Säulen umgeben, die 16,27<br />
m <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Höhe und 10,70 m im Durchmesser betragen.<br />
Aus <strong>de</strong>m gigantischen Ru<strong>in</strong>enberg erhebt sich<br />
e<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>e 1832 wie<strong>de</strong>raufgestellte Säule, die e<strong>in</strong>en<br />
E<strong>in</strong>druck von <strong>de</strong>r Pracht dieses Tempels vermittelt.<br />
Auf <strong>de</strong>r unregelmäßig geformten Freifläche <strong>de</strong>r<br />
Akropolis, welche von e<strong>in</strong>er 2-3 m starken Mauer<br />
umgeben ist, hat man verschie<strong>de</strong>ne Türme und<br />
Tore i<strong>de</strong>ntifizieren können. Sechs Tempelbauten<br />
bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich <strong>in</strong> ihr neben weiteren beschei<strong>de</strong>neren<br />
Sakralbauten. Auch diese Tempel s<strong>in</strong>d mit<br />
Buchstaben belegt wor<strong>de</strong>n. Unter ihnen verdient<br />
<strong>de</strong>r Tempel C beson<strong>de</strong>re Beachtung,<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r größte auf <strong>de</strong>r Akropolis ist und Mitte <strong>de</strong>s<br />
6. Jahrhun<strong>de</strong>rts auf <strong>de</strong>r höchsten Erhebung<br />
<strong>de</strong>r Terrassenfläche errichtet wur<strong>de</strong>. Mit<br />
Blumenmotiven verzierte Terrakottaplatten verklei<strong>de</strong>ten<br />
die bei<strong>de</strong>n Giebel, <strong>in</strong> <strong>de</strong>nen sich e<strong>in</strong>e<br />
Gorgonenmaske aus Terrakotta befand, die heute<br />
geme<strong>in</strong>sam mit <strong>de</strong>n Metopen <strong>de</strong>s Tempels im<br />
Museo Nazionale <strong>in</strong> Palermo aufbewahrt wird.<br />
Zu erwähnen ist auch <strong>de</strong>r sogenannte Tempel<br />
“<strong>de</strong>r kle<strong>in</strong>en Metopen”, von <strong>de</strong>m sechs Metopen<br />
gefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n, die die ältesten <strong>in</strong> Sel<strong>in</strong>unt<br />
gefun<strong>de</strong>nen Plastiken s<strong>in</strong>d und auf Anfang <strong>de</strong>s 6.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts datiert wer<strong>de</strong>n.<br />
An <strong>de</strong>r nördlichen Spitze <strong>de</strong>r Akropolis kann<br />
man das Haupttor erkennen, das von e<strong>in</strong>drucksvollen<br />
Befestigungsanlagen geschützt wird und teils<br />
auf die antike Stadtanlage, teils auf <strong>de</strong>n<br />
Wie<strong>de</strong>raufbau durch Hermokrates zurückgeht.<br />
DIE STEINBRÜCHE VON CUSA<br />
Auch wenn sie nicht eigentlicher Teil <strong>de</strong>r<br />
archäologischen Zone s<strong>in</strong>d, so s<strong>in</strong>d doch die<br />
Ste<strong>in</strong>brüche, aus <strong>de</strong>nen die E<strong>in</strong>wohner Sel<strong>in</strong>unts<br />
das Material zum Bau bezogen, durchaus sehenswert<br />
und sei es nur wegen <strong>de</strong>r malerischen<br />
Schönheit <strong>de</strong>s archäologischen Parks, <strong>de</strong>r sie<br />
umgibt. Silbern schimmern<strong>de</strong> Olivenbäume<br />
umstehen, so weit das Auge reicht, die großen<br />
Säulentrommeln, die hier vor mehr als 2000<br />
Jahren liegengelassen wur<strong>de</strong>n.<br />
E<strong>in</strong>ige s<strong>in</strong>d noch mit <strong>de</strong>m Fels verbun<strong>de</strong>n,<br />
an<strong>de</strong>re h<strong>in</strong>gegen stehen schon zum Abtransport<br />
nach Sel<strong>in</strong>unt bereit, doch alle besitzen e<strong>in</strong>e Aura<br />
<strong>de</strong>s Misteriösen, die sich an das Geheimnis <strong>de</strong>r<br />
Tempelbautechniken knüpft.<br />
Oben,<br />
die Insel Mozia.<br />
Auf <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />
Seiten e<strong>in</strong>en wun<strong>de</strong>rschöne<br />
Exemplar e<strong>in</strong>er<br />
Zwergpalme und<br />
e<strong>in</strong>e Bucht im<br />
Naturschutzgebiet<br />
<strong>de</strong>s Z<strong>in</strong>garo.<br />
63
Natur Park<br />
64<br />
ie 1980 erfolgte E<strong>in</strong>richtung <strong>de</strong>s Naturparks<br />
DZ<strong>in</strong>garo, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r erste se<strong>in</strong>er Art auf <strong>Sizilien</strong><br />
war, hat das Startzeichen zu e<strong>in</strong>er Reihe von<br />
Dekreten gegeben, die im Laufe von dreizehn<br />
Jahren die Karte <strong>de</strong>r Naturschutzgebiete <strong>de</strong>r Insel<br />
bestimmt haben. Heute gibt es auf <strong>Sizilien</strong> drei<br />
Naturparks - die <strong>de</strong>s Ätna, <strong>de</strong>r Madonie und <strong>de</strong>r<br />
Nebrodi - welche ohne Unterbrechung e<strong>in</strong> Gebiet<br />
von größtem naturkundlichem und landschaftlichem<br />
Wert bil<strong>de</strong>n, das ca. 200.000 ha Land<br />
umfaßt und damit das größte geschützte Gebiet<br />
Italiens darstellt, sowie über hun<strong>de</strong>rt<br />
Naturschutz- und Tierschutzgebiete, die <strong>in</strong>sgesamtl<br />
50.000 ha Land e<strong>in</strong>schließen, was mehr als<br />
10% <strong>de</strong>r Gesamtfläche <strong>Sizilien</strong>s gleichkommt.<br />
DER ZINGARO<br />
Das erste <strong>in</strong> <strong>Sizilien</strong> geschaffeneNaturschutzgebiet<br />
umfaßt etwa sieben Kilometer <strong>de</strong>r wun<strong>de</strong>rschönen<br />
und völlig unberührten Küste <strong>de</strong>s Golfes von<br />
Castellammare sowie die Bergkette, die die kle<strong>in</strong>en<br />
E<strong>in</strong>buchtungen und malerischen Steilabfälle e<strong>in</strong>drucksvoll<br />
e<strong>in</strong>rahmt. Schon wegen se<strong>in</strong>es<br />
Reichtums an seltenen und e<strong>in</strong>heimischen<br />
Pflanzen von größter Be<strong>de</strong>utung hat <strong>de</strong>r Z<strong>in</strong>garo<br />
e<strong>in</strong>en noch größeren Wert für die Tierwelt: das<br />
Vorkommen sehr unterschiedlicher ökologischer<br />
Nischen trägt zu e<strong>in</strong>er beson<strong>de</strong>rs artenreichen<br />
Fauna bei, die an<strong>de</strong>rnorts <strong>in</strong> <strong>Sizilien</strong> nicht anzutreffen<br />
ist.<br />
Im Z<strong>in</strong>garo nisten und pflanzen sich m<strong>in</strong><strong>de</strong>stens<br />
neununddreißig Vogelarten fort, wobei es<br />
sich vornehmlich um Raubvögel han<strong>de</strong>lt, wie <strong>de</strong>n<br />
Wan<strong>de</strong>rfalken, <strong>de</strong>n Turmfalken und <strong>de</strong>n<br />
Mäusebussard. Das Gebiet ist auch für die<br />
Archäologie von großer Be<strong>de</strong>utung, da sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
e<strong>in</strong>zigartigen Grotte <strong>de</strong>s Uzzo e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>r ersten<br />
prähistorischen Siedlungen <strong>Sizilien</strong>s bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t.<br />
Der benutzerisch äußerst gut organisierte<br />
Naturpark (gut ausgewiesene Wan<strong>de</strong>rwege,<br />
Hütten, Wasserstellen, Grillplätze, Museen,<br />
Parkplatz, usw.) ist nur zu Fuß zu begehen, da er<br />
ke<strong>in</strong>e Fahrstraßen besitzt.<br />
Drei unterschiedliche Wan<strong>de</strong>rwege ermöglichen<br />
es, die Gesichter <strong>de</strong>s Z<strong>in</strong>garo kennenzulernen:<br />
<strong>de</strong>r erste verläuft entlang <strong>de</strong>r Küste zwischen<br />
<strong>de</strong>m südöstlichen E<strong>in</strong>gang (auf <strong>de</strong>r Seite von<br />
Scopello) und <strong>de</strong>m nördlichen E<strong>in</strong>gang (auf <strong>de</strong>r<br />
Seite von San Vito); <strong>de</strong>r zweite ist zur Hälfte i<strong>de</strong>ntisch<br />
mit <strong>de</strong>m ersten, biegt dann ab und führt <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>r hochgelegenen Gebiete, um dann wie<strong>de</strong>r<br />
zum Meer zurückzukehren; <strong>de</strong>r dritte schließlich<br />
ist <strong>de</strong>r anstrengendste, führt er doch praktisch<br />
durch <strong>de</strong>n ganzen Park, <strong>in</strong><strong>de</strong>m er zuerst entlang<br />
<strong>de</strong>r Küste verläuft, um dann <strong>de</strong>n gesamten hochgelegenen<br />
Teil zu durchqueren.<br />
DER ÄTNA<br />
Der größte Vulkan Italiens und Europas<br />
erhebt sich bis auf e<strong>in</strong>e Höhe von 3323 m, hat an<br />
se<strong>in</strong>er Basis e<strong>in</strong>en Umfang von ca. 250 km und<br />
stellt e<strong>in</strong>e vulkanische Oberfläche von ca. 1400<br />
km 2 dar.<br />
Obgleich er aktiv ist und verschie<strong>de</strong>ne Male<br />
se<strong>in</strong>e zerstörerische Kraft bewiesen hat, wer<strong>de</strong>n<br />
se<strong>in</strong>e äußerst fruchtbaren Hänge landwirtschaft-
Natur Park<br />
66<br />
Oben, das<br />
Profil <strong>de</strong>s<br />
Ätna.<br />
lich genutzt und von Tausen<strong>de</strong>n von Menschen<br />
bewohnt.<br />
Der Ätna, mit <strong>de</strong>m sich mehr als nur e<strong>in</strong><br />
Mythos verb<strong>in</strong><strong>de</strong>t und <strong>de</strong>r von P<strong>in</strong>dar als die<br />
“Himmelssäule” bezeichnet wur<strong>de</strong>, wird aus verschie<strong>de</strong>nen<br />
kle<strong>in</strong>eren Eruptionszentren sowie zwei<br />
größeren vulkanischen Schloten gebil<strong>de</strong>t, und<br />
zwar <strong>de</strong>m Trifoglietto, <strong>de</strong>r sich dort bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t, wo<br />
heute das e<strong>in</strong>drucksvolle Valle <strong>de</strong>l Bove (Tal <strong>de</strong>s<br />
Ochsens) liegt, und <strong>de</strong>m Mongibello. Dieser senkt<br />
se<strong>in</strong>en Schlot bis <strong>in</strong> 50 km Tiefe h<strong>in</strong>ab und dreitausend<br />
Jahre lang hat er, wenn überhaupt, dann<br />
nur für kurze Zeit geruht.<br />
Durch die Eruptionen <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
haben sich seltsame Felsformationen gebil<strong>de</strong>t, wie<br />
die “dicchi” und die “bombe” - welches zu Ste<strong>in</strong><br />
erkaltete, flüssige und weiche Lavaströme s<strong>in</strong>d -<br />
die pflanzenüberwucherten “dagale” und sogar die<br />
“faraglioni” (Klippen), die bei Acireale aus <strong>de</strong>m<br />
Meer ragen. Auf Eruptionen s<strong>in</strong>d auch beson<strong>de</strong>re<br />
Oberflächenformationen zurückzuführen, wie <strong>de</strong>r<br />
“Salto <strong>de</strong>lla Giumenta” und die “Monti Rossi”.<br />
Die Landschaft <strong>de</strong>s Ätna teilt sich <strong>in</strong> drei<br />
Höhenstufen e<strong>in</strong>. In <strong>de</strong>r unteren (von <strong>de</strong>r Küste<br />
bis auf 1500 m.ü.M.) f<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich im Küstenbereich<br />
salzhaltige Bö<strong>de</strong>n charakterisieren<strong>de</strong> Vegetation,<br />
während Zitronenha<strong>in</strong>e, Haselnuß- und<br />
Pistazien-büsche, Oliven- und Man<strong>de</strong>lbäume die<br />
höheren Lagen charakterisieren.<br />
Danach folgen die ersten Wäl<strong>de</strong>r aus<br />
Ste<strong>in</strong>eichen, geme<strong>in</strong>en Eichen, Kastanienbäumen<br />
und P<strong>in</strong>ien. Zwischen 1500 und 2000 m f<strong>in</strong><strong>de</strong>n<br />
sich Buchen und Birkenha<strong>in</strong>e (Betulla aetnensis),<br />
die von großen, gelbblühen<strong>de</strong>n G<strong>in</strong>sterbüschen<br />
unterbrochen wer<strong>de</strong>n.<br />
Auf <strong>de</strong>r höchsten Stufe schließlich wer<strong>de</strong>n die<br />
weiten Asche- und Schlackeflächen von dornigem<br />
Jasm<strong>in</strong> (Astragalus siculus), Hornkraut,<br />
Hundskamille und Kreuzkraut als äußersten<br />
Vorposten <strong>de</strong>r Pflanzenwelt besie<strong>de</strong>lt.<br />
Es gibt so viele Arten, <strong>de</strong>n Ätna zu begehen,<br />
daß es schwer fällt, <strong>de</strong>n e<strong>in</strong>en o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />
Rundweg vorzuschlagen. Das heute bestehen<strong>de</strong><br />
Straßennetz (Staats -, Prov<strong>in</strong>zial - und<br />
Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>straßen, die Fahrwege <strong>de</strong>s Corpo<br />
Forestale Regionale und die Pisten) bietet verschie<strong>de</strong>ne<br />
Möglichkeiten, die Besteigung <strong>de</strong>s<br />
Vulkans <strong>in</strong> Angriff zu nehmen, die beachtenswerten<br />
Ortschaften auf <strong>de</strong>m Ätna zu besichtigen, e<strong>in</strong>drucksvolle<br />
Ausflüge <strong>in</strong> die Wäl<strong>de</strong>r zu machen<br />
o<strong>de</strong>r weitere, ehemalige Krater <strong>de</strong>s Vulkanmassivs<br />
<strong>in</strong> Augensche<strong>in</strong> zu nehmen.Die e<strong><strong>in</strong>f</strong>achste Art,<br />
<strong>de</strong>n Ätna zu ent<strong>de</strong>cken, ist zweifellos e<strong>in</strong>e<br />
Rundfahrt mit <strong>de</strong>m Auto, die <strong>in</strong> fünf Tagen e<strong>in</strong>e<br />
vollständige Umrundung erlaubt.<br />
Vielfältig s<strong>in</strong>d auch die Wan<strong>de</strong>rwege. Den<br />
Wan<strong>de</strong>rbegeisterten empfehlen wir jedoch, sich an<br />
e<strong>in</strong>en ausgebil<strong>de</strong>ten Führer zu wen<strong>de</strong>n.
DIE MADONIE<br />
Das Gebiet dieses Naturparks umfaßt die<br />
höchsten Bergzüge <strong>Sizilien</strong>s, mit Ausnahme<br />
natürlich <strong>de</strong>s Vulkanmassivs <strong>de</strong>s Ätna.<br />
In <strong>de</strong>n Madonie wachsen fast 50% aller auf<br />
<strong>Sizilien</strong> vorkommen<strong>de</strong>n Pflanzenarten sowie e<strong>in</strong>ige<br />
be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> en<strong>de</strong>mische Arten wie die Abies<br />
nebro<strong>de</strong>nsis, e<strong>in</strong> Überbleibsel aus <strong>de</strong>r terziären<br />
Eiszeit.<br />
Die Wäl<strong>de</strong>r bestehen aus Ste<strong>in</strong>eichen,<br />
Mannaeschen, Kastanienbäumen und geme<strong>in</strong>en<br />
Eichen mit dichtem Unterholz aus Kerbel,<br />
Waldmeister und Schwarzdorn.<br />
Der Besuch <strong>de</strong>s weiten Gebietes <strong>de</strong>r Madonie<br />
ist sicher e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige Erfahrung, <strong>de</strong>nn dieser<br />
Landstrich zeichnet sich durch e<strong>in</strong>e Vielfalt an<br />
abwechslungsreichen und e<strong>in</strong>drucksvollen Fluren<br />
aus, <strong>in</strong> <strong>de</strong>nen sich hier hohe Berggipfel, dort sanftere<br />
Hügel o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r wun<strong>de</strong>rschöne Küstenstrich<br />
f<strong>in</strong><strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>m Tyrrhenischen Meer zuneigt.<br />
Je<strong>de</strong> Jahreszeit eignet sich zu e<strong>in</strong>em Besuch.<br />
Der W<strong>in</strong>ter, wenn die höchsten Gipfel sich teils<br />
mit reichlich Schnee be<strong>de</strong>cken; <strong>de</strong>r Frühl<strong>in</strong>g,<br />
wenn das dichte Unterholz <strong>de</strong>r Madonie se<strong>in</strong>e<br />
ganze Farbenpracht entfaltet; aber auch <strong>de</strong>r<br />
Sommer, wenn man nach e<strong>in</strong>em Tag am Strand<br />
von Cefalu o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m e<strong>in</strong>es an<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r nahen und<br />
wun<strong>de</strong>rschönen Ba<strong>de</strong>orte <strong>de</strong>r Hitze entfliehen<br />
will.<br />
Zum Besuch <strong>de</strong>s Parks kann man e<strong>in</strong>en<br />
Rundweg wählen, <strong>de</strong>r alle Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Parks<br />
berührt sowie die Stellen mit e<strong>in</strong>schließt,<br />
die die e<strong>in</strong>drucksvollsten Landschafts- und<br />
Naturschauspiele bieten.<br />
DIE NEBRODI<br />
Diese Bergkette, die Teil <strong>de</strong>s sizilianischen<br />
Apenn<strong>in</strong>s ist, (<strong>de</strong>r daneben aus <strong>de</strong>n Madonie und<br />
<strong>de</strong>n Peloritani besteht), erstreckt sich etwa 70 km<br />
längs <strong>de</strong>r Nordküste <strong>de</strong>r Insel. Die Landschaft <strong>de</strong>r<br />
Nebrodi zeichnet sich beson<strong>de</strong>rs durch die<br />
Verschie<strong>de</strong>nartigkeit <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>zelnen Hänge, durch<br />
die unterschiedliche Gestaltung <strong>de</strong>r Höhenzüge, die<br />
üppige Vegetation sowie die Feuchtgebiete aus.<br />
E<strong>in</strong>ige Zonen stechen auf Grund beson<strong>de</strong>rer<br />
Eigenschaften hervor, welche sie zu abgeschlossenen<br />
E<strong>in</strong>heiten wer<strong>de</strong>n und teilweise für das geologische<br />
und allgeme<strong>in</strong> ökologische Gleichgewicht entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Be<strong>de</strong>utung erlangen lassen: <strong>de</strong>r Biviere<br />
di Cesarò, die Rocche <strong>de</strong>l Crasto, <strong>de</strong>r See Trearie, die<br />
Wäl<strong>de</strong>r von Mistretta, <strong>de</strong>r Berg Monte Pomiere, die<br />
Orte San Fratello und Mangalaviti s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige dieser<br />
Gebiete. Die Vegetation, die <strong>de</strong>r ausschlaggeben<strong>de</strong><br />
Faktor bei <strong>de</strong>r Schaffung <strong>de</strong>s Parkes war, ist<br />
äußerst vielfältig und wie auf <strong>de</strong>m Ätna <strong>in</strong> drei<br />
Höhenstufen unterteilt. Die erste reicht bis 1000 m<br />
Höhe und glie<strong>de</strong>rt sich <strong>in</strong> mehrere Zonen auf, <strong>de</strong>ren<br />
tiefere Lagen landwirtschaftlich genutzt wer<strong>de</strong>n,<br />
während die höheren durch die Präsenz von<br />
Ste<strong>in</strong>eichen, Korkeichen, Euphorbien und<br />
Zerreichen charakterisiert s<strong>in</strong>d. Zerr- und<br />
Ste<strong>in</strong>eichen f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich auch <strong>in</strong> <strong>de</strong>r darauf folgen<strong>de</strong>n<br />
Stufe (bis 1400 m) <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaft mit<br />
Buchenwäl<strong>de</strong>rn. Diese ziehen sich bis zu <strong>de</strong>n höchsten<br />
Spitzen h<strong>in</strong>auf (1847 m, Monte Soro).<br />
Schließlich s<strong>in</strong>d Ahorn, Esche, Lorbeerbaum und<br />
Taxus Son<strong>de</strong>rersche<strong>in</strong>ungen <strong>de</strong>r Monti Nebrodi.<br />
Im Unterholz f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich dagegen Stechpalme.<br />
Weißdorn, Brustwurz und an<strong>de</strong>re.<br />
Unter, e<strong>in</strong><br />
Wald <strong>de</strong>r<br />
Nebrodi.<br />
Auf <strong>de</strong>n<br />
folgen<strong>de</strong>n<br />
Seiten, l<strong>in</strong>ks<br />
Stromboli,<br />
rechts, Sal<strong>in</strong>a.
70<br />
Lampedusa,<br />
die Insel <strong>de</strong>i<br />
Conigli.<br />
<strong>de</strong>r mächtigen, bastionenbewehrten Mauern haben<br />
e<strong>in</strong>e Stratifizierung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Epochen<br />
erlaubt, so daß man wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em riesenhaften<br />
Pal<strong>in</strong>sest die Entwicklung von 5000 Jahren<br />
Zivilisation ablesen kann.<br />
Auf Lipari bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich e<strong>in</strong> vulkanologischer<br />
Rundweg, <strong>de</strong>r sich zwischen Strömen aus<br />
Obsidian und weiß schimmern<strong>de</strong>n Bimsste<strong>in</strong>ebenen<br />
bewegt, zwei chemisch i<strong>de</strong>ntischen<br />
Geste<strong>in</strong>en, die sich nur <strong>in</strong> ihrem Endzustand<br />
unterschei<strong>de</strong>n: <strong>de</strong>r Obsidian ist nicht porös wie <strong>de</strong>r<br />
Bimsste<strong>in</strong>, son<strong>de</strong>rn wegen e<strong>in</strong>er plötzlichen<br />
Abkühlung <strong>de</strong>s Magmas <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Endphase <strong>de</strong>r<br />
Eruption glasig geschmolzen. Zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />
vom Massentourismus noch unberührten hübschen<br />
Fischerorten Canneto und Acquacalda<br />
erstreckt sich <strong>in</strong> Richtung Punta Castagna <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>zigartige<br />
obsidianische Lavastrom <strong>de</strong>r Rocche<br />
Rosse bis ans Meer h<strong>in</strong>unter. Zwischen <strong>de</strong>n Gole<br />
di Pomiciazzo und Lami kündigt e<strong>in</strong>e<br />
Mondlandschaft <strong>de</strong>n heute nicht mehr tätigen<br />
Krater <strong>de</strong>s Monte Chirica an, jenseits <strong>de</strong>ssen die <strong>in</strong><br />
weichen Ste<strong>in</strong> geschnittenen Schluchten von<br />
Campobianco zum Meer abfallen und sich <strong>in</strong> das<br />
glashelle Wasser <strong>de</strong>s Stran<strong>de</strong>s von Porticello senken.<br />
Unvergleichbar s<strong>in</strong>d auch die Panoramen, die<br />
man von <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r Quattrocchi aus auf die riesenhafte<br />
Klippe <strong>de</strong>s Perciato genießt, h<strong>in</strong>ter <strong>de</strong>r sich<br />
schützend Riffe aus <strong>de</strong>m Meer aufrichten, welche<br />
sich vor <strong>de</strong>n <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Ferne aufsteigen<strong>de</strong>n Gas- und<br />
Schwefeldämpfen Vulcanos malerisch abheben.<br />
Doch be<strong>de</strong>utet Lipari nicht nur dies. Se<strong>in</strong>e<br />
Altstadt ist e<strong>in</strong> gemütlicher Salon aus König<br />
Umbertos Zeiten, umgeben von Fenstern und<br />
Balkonen, die fe<strong>in</strong>ster Spitzenarbeit gleichen und<br />
von <strong>de</strong>ren Balustra<strong>de</strong>n Geranien und zarte Nelken<br />
ihre bunten Kaska<strong>de</strong>n ergießen. Für je<strong>de</strong>n<br />
Geschmack hat die Insel etwas anzubieten, seien es<br />
die schattigen, von Jasm<strong>in</strong>- und Basilikumdüften<br />
durchtränkten Gärten o<strong>de</strong>r die sonnenbeschienenen,<br />
<strong>de</strong>m Meer zugewandten Terrassen, auf <strong>de</strong>nen<br />
e<strong>in</strong>e gastronomische Gastfreundschaft gepflegt<br />
wird, die e<strong>in</strong> eigenes Gesicht und ihre beson<strong>de</strong>re<br />
Tradition besitzt.<br />
Auf Sal<strong>in</strong>a darf man die Besteigung <strong>de</strong>s<br />
Monte Porri und <strong>de</strong>s Monte Fossa <strong>de</strong>lle Felci ke<strong>in</strong>eswegs<br />
versäumen. Auf <strong>de</strong>m letzteren ist <strong>de</strong>r<br />
antike Krater, <strong>de</strong>r sich <strong>in</strong> fast 1000 m Höhe bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t,<br />
von riesenhaften Adlerfarnen bevölkert wor<strong>de</strong>n,<br />
die im Vere<strong>in</strong> mit <strong>de</strong>r üppigen Vegetation<br />
Sal<strong>in</strong>a e<strong>in</strong>en tropischen Anstrich verleihen.<br />
Nicht weit hiervon heben sich die Inseln<br />
Filicudi und Alicudi gegen <strong>de</strong>n Horizont ab,<br />
zwischen die sich lediglich die zum Himmel<br />
emporstreben<strong>de</strong> Spitze <strong>de</strong>s Riffs Canna schiebt.<br />
Die bei<strong>de</strong>n vom aggressiven Massentourismus<br />
unberührten Inseln bieten Gelegenheit zur<br />
Selbstvergessenheit und zur Meditation, wie sie <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>n Breiten unserer lärmen<strong>de</strong>n Zivilisation nicht<br />
mehr vorstellbar ist.<br />
Im Umkreis <strong>de</strong>s Riffs Canna bietet das an<br />
Schwämmen und Korallen reiche Meer <strong>de</strong>n<br />
Liebhabern <strong>de</strong>r Unterwasserphotographie ungeahnte<br />
E<strong>in</strong>blicke.<br />
E<strong>in</strong>en weiteren fasz<strong>in</strong>ieren<strong>de</strong>n Ort <strong>de</strong>s<br />
Archipels stellen die Basaltklippen von Basiluzzo,<br />
Dattilo und Lisca Bianca dar, die vor <strong>de</strong>r Insel<br />
Panarea liegen, mit welcher sie, wie Strabo berichtet,<br />
e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Insel mit Namen Evonimos<br />
bil<strong>de</strong>ten, welche durch e<strong>in</strong>e Naturkatastrophe <strong>in</strong><br />
ihre heutigen Bestandteile ause<strong>in</strong>an<strong>de</strong>rbrach.<br />
E<strong>in</strong>e hohe E<strong>in</strong>samkeit umgibt diese<br />
Felsengruppe, <strong>in</strong> <strong>de</strong>ren Nähe aus großen, unterseeischen<br />
Fumarolen-Kratern gurgeln<strong>de</strong> Blasen
aus Gasdämpfen aufsteigen, welche <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Antike<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich Schauplatz e<strong>in</strong>es Hephaistos-<br />
Kultes waren.<br />
Auf Panarea bewahrt das Kap Milazzese über<br />
<strong>de</strong>m Steilabfall <strong>de</strong>r Cala Junco die Zeugnisse e<strong>in</strong>er<br />
Kultur auf, die sich an diesem Ort zwischen 1440<br />
und 1270 v.Chr. entwickelte und zu e<strong>in</strong>er Siedlung<br />
von großem archäologischem Interesse führte.<br />
Weiter im H<strong>in</strong>tergrund erhebt sich <strong>in</strong> ihrer<br />
unablässig <strong>in</strong> Rauchwolken gehüllten, schlichten,<br />
symmetrischen Form die Insel Stromboli aus<br />
<strong>de</strong>m Meer. Ihr schwer zugänglicher Anlegeplatz<br />
<strong>in</strong> G<strong>in</strong>ostra ist <strong>de</strong>r kle<strong>in</strong>ste Hafen <strong>de</strong>r Welt,<br />
während jenseits <strong>de</strong>r Sciara <strong>de</strong>l fuoco, wo die Lava<br />
ächzend und spritzend die See berührt, die<br />
Ortschaften Piscità, Ficogran<strong>de</strong> und Scari sich<br />
freundlich und hell schimmernd um <strong>de</strong>n weißen<br />
Bau <strong>de</strong>r Kirche San V<strong>in</strong>cenzo gruppieren.<br />
Jenseits <strong>de</strong>s glasschimmern<strong>de</strong>n und pechschwarzen<br />
Stran<strong>de</strong>s, <strong>de</strong>r von üppig wuchern<strong>de</strong>m<br />
Schilfrohr begrenzt wird, erhebt sich aus <strong>de</strong>n<br />
Tiefen <strong>de</strong>s Tyrrhenischen Meeres Strombolicchio,<br />
<strong>de</strong>r ursprüngliche Schlot <strong>de</strong>s Vulkans, <strong>de</strong>ssen<br />
phantasievolle natürliche Form durch die Gewalt<br />
von Feuer, Wasser und W<strong>in</strong>d gestaltet wur<strong>de</strong>.<br />
DIE PELAGISCHEN INSELN<br />
Das wie e<strong>in</strong> Floß aus Kalkste<strong>in</strong> zwischen<br />
Himmel und Er<strong>de</strong> schweben<strong>de</strong> Lampedusa<br />
strahlt e<strong>in</strong>e misteriöse und verwirren<strong>de</strong><br />
Fasz<strong>in</strong>ation aus. Es ist flach und ohne jeglichen<br />
Pflanzenbewuchs, und mit se<strong>in</strong>en wun<strong>de</strong>rschönen<br />
Küsten liegt es völlig e<strong>in</strong>sam mitten im Meer, da<br />
sich am Horizont auch nicht <strong>de</strong>r ger<strong>in</strong>gste<br />
Anhaltspunkt zur Orientierung f<strong>in</strong><strong>de</strong>n läßt.<br />
Derjenige, <strong>de</strong>r Lampedusa besichtigen möchte,<br />
darf auf ke<strong>in</strong>en Fall <strong>de</strong>n Ausflug zur Isola <strong>de</strong>i<br />
Conigli versäumen, e<strong>in</strong>em zum Naturschutzgebiet<br />
erklärten Eilan<strong>de</strong>, <strong>in</strong> <strong>de</strong>ssen sandigen Dünen die<br />
Seeschildkröte (Caretta caretta) ihre Eier ablegt.<br />
Auch sollte er das Heiligtum <strong>de</strong>r Madonna di<br />
Porto Salvo besuchen, um das sich verschie<strong>de</strong>ne<br />
Sagen weben.<br />
Die Insel ist das Ziel e<strong>in</strong>es exklusiven<br />
Tourismus, <strong>de</strong>n nur die wahren Naturliebhaber<br />
genießen können, die ke<strong>in</strong>erlei Verlangen nach<br />
Mondanität verspüren.<br />
L<strong>in</strong>osa, das kaum mehr als e<strong>in</strong>e vulkanische<br />
Klippe ist, hat sich auf Grund verschie<strong>de</strong>ner<br />
Eruptionen, die im Laufe <strong>de</strong>r Jahrtausen<strong>de</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
“Feuerl<strong>in</strong>ie” <strong>de</strong>s geologischen Systems Italien aufe<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r<br />
gefolgt s<strong>in</strong>d, nach und nach aus <strong>de</strong>m<br />
Meer erhoben.<br />
Ganz an<strong>de</strong>rs als das nahe Lampedusa, das e<strong>in</strong>e<br />
Kalkste<strong><strong>in</strong>f</strong>ortsetzung <strong>de</strong>s tunesischen Hochlands<br />
darstellt, (so daß es geme<strong>in</strong>sam mit <strong>de</strong>r Klippe von<br />
Lampione geologisch gesehen Teil <strong>de</strong>s afrikanischen<br />
Kont<strong>in</strong>ents ist), ist L<strong>in</strong>osa die aus <strong>de</strong>m Meer<br />
ragen<strong>de</strong> Spitze e<strong>in</strong>es unterseeischen Vulkans, <strong>de</strong>r<br />
bis <strong>in</strong> 1000 m Tiefe reicht.<br />
Die Küste ist sehr ausgefranst und von dunkler<br />
Farbe, während sich im Innern fruchtbare<br />
Ebenen um drei Krater gruppieren - Monte Rosso,<br />
Monte Nero und Monte Vulcano. Die Natur wie<br />
die Unterwasserwelt <strong>de</strong>r Insel s<strong>in</strong>d fast unberührt<br />
geblieben und h<strong>in</strong>terlassen beim Besucher e<strong>in</strong>en<br />
bleiben<strong>de</strong>n E<strong>in</strong>druck.<br />
PANTELLERIA<br />
Die zwischen Afrika und <strong>Sizilien</strong> gelegene<br />
Insel Pantelleria, die allerd<strong>in</strong>gs näher am<br />
Schwarzen Kont<strong>in</strong>ent liegt, ist vulkanischen<br />
Ursprungs und kann zu Recht als e<strong>in</strong> wahres<br />
Naturparadies bezeichnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Oben,<br />
Sal<strong>in</strong>a.<br />
71
72<br />
Typische<br />
Häuser <strong>in</strong><br />
Pantelleria.<br />
Sie ist von run<strong>de</strong>r Form und gipfelt <strong>in</strong> ihrer<br />
Mitte <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Montagna Gran<strong>de</strong> (836 m ü.d.M.),<br />
von <strong>de</strong>ren Höhe aus man an klaren und trockenen<br />
Tagen das e<strong>in</strong>zigartige Schauspiel genießt, die<br />
afrikanische und sizilianische Küste zugleich<br />
sehen zu können.<br />
Ihr vulkanischer Ursprung erlaubt es, noch<br />
heute bestehen<strong>de</strong> Anzeichen dieser e<strong>in</strong>stigen<br />
Tätigkeit betrachten zu können, sowohl um <strong>de</strong>n<br />
nun erloschenen Krater <strong>de</strong>r Montagna Gran<strong>de</strong><br />
herum, wo sich vierundzwanzig Erdspalte bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n,<br />
die hier “Cuddie” genannt wer<strong>de</strong>n, als auch<br />
im Innern <strong>de</strong>sselben Kraters, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m sich e<strong>in</strong><br />
“Specchio di Venere” genannter See bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r<br />
aus Thermalquellen gespeist wird, die e<strong>in</strong>e<br />
Temperatur von 50°C erreichen können, als auch<br />
an<strong>de</strong>rnorts, wo sich weitere Phänomene bewun<strong>de</strong>rn<br />
lassen, wie etwa das Entweichen von rauchigen<br />
Dämpfen, die “favare” o<strong>de</strong>r “mofete” genannt<br />
wer<strong>de</strong>n. Morphologisch ist das Gebiet von allergrößtem<br />
Interesse: Strän<strong>de</strong>, phantastische Küsten<br />
mit e<strong>in</strong>er Unzahl an Riffen, Buchten und e<strong>in</strong>zigartigen<br />
Felsformationen, wie <strong>de</strong>r weltberühmte,<br />
“Elefant” genannte, natürliche Felsbogen. Ebenso<br />
berühmt und bee<strong>in</strong>druckend s<strong>in</strong>d die zahlreichen<br />
Grotten auf Pantelleria, unter <strong>de</strong>nen die “Pertusa<br />
di Notaro”, die auch “Cavità <strong>de</strong>l freddo” genannt<br />
wird, beson<strong>de</strong>rs kurios ist, da aus ihren<br />
Felsspalten kalte Luft entweicht.<br />
Nicht zu versäumen s<strong>in</strong>d gleichfalls die bequemen<br />
Ausflüge zum “Bagno <strong>de</strong>ll’acqua”, zur<br />
Montagna Gran<strong>de</strong>, zur Punta Spadillo, zu <strong>de</strong>m<br />
netten Örtchen Gadir, zur Cala di Levante und <strong>de</strong>r<br />
Balata <strong>de</strong>i Turchi, nach Scauri, zum Monte Santo
Elmo und zu <strong>de</strong>n Sesi, kuppelförmigen megalithischen<br />
Gräbern aus lange vergangenen Zeiten.<br />
DIE ÄGADISCHEN INSELN<br />
Favignana, Levanzo und Marettimo s<strong>in</strong>d vielleicht<br />
touristisch weniger bekannt als die an<strong>de</strong>ren<br />
Inseln, die sich um <strong>Sizilien</strong> legen, doch gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb<br />
eher für diejenigen geeignet, die <strong>de</strong>n<br />
Massentourismus nicht beson<strong>de</strong>rs schätzen.<br />
Dieser Archipel, <strong>de</strong>r schon <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Vorgeschichte<br />
bewohnt war, als er sich noch nicht vom<br />
Inselfestland losgelöst hatte, und <strong>de</strong>r doch nie<br />
Schauplatz be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r historischer Ereignisse<br />
gewesen ist, (wenn man e<strong>in</strong>mal von <strong>de</strong>r<br />
Seeschlacht zwischen Römern und Karthagern<br />
absieht, die sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Meeresabschnitt zwischen<br />
Favignana und Levanzo abspielte), hat <strong>de</strong>nnoch<br />
seit jeher die Aufmerksamkeit <strong>de</strong>r das Mittelmeer<br />
befahren<strong>de</strong>n Seeleute auf sich gezogen und ganz<br />
beson<strong>de</strong>rs die <strong>de</strong>r Piraten, die hier regelmäßig Halt<br />
machten, um Wasser zu bunkern.<br />
Der erste wahre Auftritt dieser Inseln auf <strong>de</strong>n<br />
Brettern <strong>de</strong>s Welttheaters erfolgte im 15.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt, als sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e “baronia <strong>de</strong>lle tonnare”<br />
(Baronie <strong>de</strong>r Thunfischfangstationen) umgewan<strong>de</strong>lt<br />
und Giovanni <strong>de</strong> Karissima anvertraut wur<strong>de</strong>n.<br />
Dank <strong>de</strong>s Thunfischfangs erreichten die drei<br />
Inseln, allen voran Favignana, <strong>in</strong> wenigen<br />
Jahrzehnten e<strong>in</strong>e wirtschaftliche Blüte, von <strong>de</strong>r<br />
alle, von <strong>de</strong>n Unternehrmern bis zum elendsten<br />
Fischer, profitierten.<br />
Diese Unternehmer stammten <strong>in</strong> <strong>de</strong>r ersten<br />
Zeit aus Ligurien, das <strong>de</strong>n Archipel im 17.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt käuflich erworben hatte, und später war<br />
Das kle<strong>in</strong>en<br />
Dorf von<br />
Marettimo.<br />
73
Die Bucht von<br />
Punta Lunga auf<br />
Favignana (Ägadische<br />
Inseln).<br />
74<br />
es die mächtige Familie <strong>de</strong>r Florio aus Palermo,<br />
<strong>de</strong>ren vom Architekten Almeyda erbauten Sitz man<br />
noch <strong>in</strong> Favignana bewun<strong>de</strong>rn kann.<br />
Die Florio verliehen <strong>de</strong>r “mattanza”, <strong>de</strong>r<br />
Verarbeitung und Konservierung <strong>de</strong>s Thunfisches,<br />
neue Impulse. Noch heute ist diese Aktivität für die<br />
Inseln e<strong>in</strong> Aktivposten ihrer Wirtschaftsbilanz.<br />
Favignana, die größte <strong>de</strong>r Ägadischen Inseln, bietet<br />
auch die besten Beherbergungsmöglichkeiten. Der<br />
kle<strong>in</strong>e Ort, <strong>de</strong>r sich ganz um <strong>de</strong>n Hafen gruppiert,<br />
bewahrt noch das e<strong>in</strong>e o<strong>de</strong>ran<strong>de</strong>re Gebäu<strong>de</strong> von<br />
Wert, wie die beschei<strong>de</strong>ne Resi<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>r Florio und<br />
e<strong>in</strong>ige kle<strong>in</strong>e barocke Kirchen.<br />
Se<strong>in</strong> Name ist jedoch unlösbar mit <strong>de</strong>r “mattanza”<br />
verbun<strong>de</strong>n. So f<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich hier auch die größte<br />
Thunfischfangstation <strong>de</strong>s gesamten Mittelmeeres,<br />
die jahrhun<strong>de</strong>rtelang die Wirtschaft <strong>de</strong>r Insel<br />
geprägt hat und nun langsam ihre frühere Aktivität<br />
wie<strong>de</strong>r aufnimmt. Die recht ebene Insel, die <strong>in</strong> ihrer<br />
ganzen Aus<strong>de</strong>hnung mühelos mit <strong>de</strong>m Fahrrad<br />
durchquert wer<strong>de</strong>n kann, besteht vornehmlich aus<br />
Tuffste<strong>in</strong>, <strong>de</strong>r seit Urzeiten als Baumaterial<br />
Verwendung f<strong>in</strong><strong>de</strong>t. Längs <strong>de</strong>r Wege bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich<br />
tief e<strong>in</strong>geschnittene Ste<strong>in</strong>brüche, die teils von<br />
Menschenhand, teils durch E<strong>in</strong>sturz <strong>de</strong>s sprö<strong>de</strong>n<br />
Felsgeste<strong>in</strong>s entstan<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d und von niedrigem<br />
Buschwerk umgeben und be<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n. Die Küste<br />
ist reich an E<strong>in</strong>schnitten, Buchten und Grotten und<br />
wird von e<strong>in</strong>em türkisblauen und klaren Meer<br />
bespült, das die herrlichsten Reflexe hervorbr<strong>in</strong>gt.<br />
Die Insel Levanzo ist vor allem durch die Grotte<br />
“<strong>de</strong>l Genovese” bekannt, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r sich Felsmalereien und<br />
-ritzungen bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n, die<br />
als die <strong>in</strong>teressantesten von ganz Italien erachtet<br />
wer<strong>de</strong>n. Die sichere Hand e<strong>in</strong>es unbekannten<br />
Künstlers hat vor 15.000-10.000 Jahren Männer,<br />
Frauen, K<strong>in</strong><strong>de</strong>r, Landtiere und Fische auf <strong>de</strong>n Fels<br />
gezeichnet und uns damit <strong>de</strong>n Blick auf e<strong>in</strong>e vergangene<br />
und unbekannte Welt erhalten. Die landschaftlichen<br />
Schönheiten <strong>de</strong>r Insel s<strong>in</strong>d jedoch auch nicht zu verachten<br />
und stehen <strong>in</strong> nichts <strong>de</strong>nen ihrer Schwestern nach.<br />
Marettimo ist die von <strong>de</strong>r sizilianischen Küste<br />
am weitesten entfernte dieser Inseln und vielleicht<br />
gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb die unberührteste, aber auch die<br />
eigenartigste. Sie ist gebirgig, und im Gegensatz zu<br />
<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren bei<strong>de</strong>n Inseln besitzt sie <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Tiefen<br />
ihrer Grotten Süßwasserquellen und wird von e<strong>in</strong>er<br />
wildwachsen<strong>de</strong>n und unglaublich üppigen<br />
Vegetation überzogen, die auch äußerst seltene und<br />
gar e<strong>in</strong>zig <strong>in</strong> ihrer Art dastehen<strong>de</strong> Pflanzen umfaßt.<br />
In <strong>de</strong>m w<strong>in</strong>zigen, weißen Ort gibt es Übernachtungsmöglichkeiten<br />
bei <strong>de</strong>n Fischern, die
e<strong>in</strong>em auch e<strong>in</strong> Boot vermieten, wenn man e<strong>in</strong>e<br />
Rundfahrt um die Insel vorhat, was sicherlich<br />
generell <strong>de</strong>r <strong>in</strong>teressanteste Ausflug ist, (das gilt<br />
auch für die an<strong>de</strong>rn Inseln), weil man so auch die<br />
unzugänglichsten Schönheiten <strong>de</strong>r Insel ent<strong>de</strong>cken<br />
kann, wozu vor allem die Grotten<br />
gehören. Unter diesen verdienen die Grotten “<strong>de</strong>l<br />
Cammello”, “<strong>de</strong>lla Bombarda” und “<strong>de</strong>l Presepe”<br />
ihrer überwältigen<strong>de</strong>n und unvergleichlichen<br />
Farbenpracht wegen beson<strong>de</strong>re Erwähnung.<br />
USTICA<br />
Auf Grund <strong>de</strong>r Fun<strong>de</strong>, die auf dieser 57 km von<br />
Palermo entfernten Insel gemacht wur<strong>de</strong>n, ergibt<br />
sich, daß ihre ersten Bewohner Phönizier o<strong>de</strong>r<br />
Karthager gewesen s<strong>in</strong>d. Münzen, Mosaiken und<br />
verschie<strong>de</strong>ne Gegenstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s täglichen Gebrauchs<br />
zeugen darüber h<strong>in</strong>aus von <strong>de</strong>r Anwesenheit <strong>de</strong>r<br />
Römer, die ihr <strong>de</strong>n Namen Ustom, “verbrannt”,<br />
gaben, von welchem sich ihr heutiger Name herleitet.<br />
Seit <strong>de</strong>m 8. Jahrhun<strong>de</strong>rt stand sie unter arabischer<br />
Herrschaft und blieb es bis <strong>in</strong>s 13.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, was lediglich durch die<br />
Normannenherrschaft unterbrochen wur<strong>de</strong>,<br />
während <strong>de</strong>r die Benedikt<strong>in</strong>erabtei sowie die<br />
Kirche Santa Maria erbaut wur<strong>de</strong>n.<br />
Erst 1763 gelang es <strong>de</strong>r spanischen Regierung<br />
nach mehreren Versuchen, die Insel, welche später<br />
von <strong>de</strong>n Bourbonen befestigt wur<strong>de</strong>, zu besetzen<br />
und neu zu besie<strong>de</strong>ln.<br />
Die neue Bevölkerung wur<strong>de</strong> vom Äolischen<br />
Archipel herbeigeschafft, und daher pflegen noch<br />
heute die Bewohner die Bräuche und <strong>de</strong>n Dialekt<br />
jener Inseln.<br />
Die Hauptattraktion Usticas ist se<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige<br />
Unterwasserwelt, die seit e<strong>in</strong>igen Jahren durch<br />
die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es Schutzgebietes bewahrt wird.<br />
Die Insel erreicht man geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> über die<br />
Anlegestelle Cala Santa Maria, die <strong>de</strong>r schwarze<br />
vulkanische Sand <strong>de</strong>s Meeresgrunds <strong>in</strong> tiefblauen<br />
Türkis hüllt.<br />
Es gibt verschie<strong>de</strong>ne Möglichkeiten zu <strong>in</strong>teressanten<br />
Ausflügen: man kann zur Festung h<strong>in</strong>aufsteigen,<br />
die <strong>in</strong> 157 m Höhe auf <strong>de</strong>m Kap Falconara<br />
liegt und von <strong>de</strong>r aus man e<strong>in</strong>en prächtigen Blick<br />
über die gesamte Insel, das Meer und die sizilianische<br />
Küste genießt, o<strong>de</strong>r man kann die Insel im<br />
Boot umfahren und die zahlreichen Grotten<br />
besichtigen, die sich längs <strong>de</strong>r Küste auftun.<br />
Unter diesen weisen wir beson<strong>de</strong>rs auf die<br />
Grotta Azzurra, die Grotta <strong>de</strong>lla Pastizza und die<br />
Grotta di Blasi h<strong>in</strong>.<br />
Das “natürliche<br />
Schwimmbecke”<br />
Usticas.<br />
75
Tier und Pflanzen<br />
76<br />
ie erheblichen geologischen und klimatischen<br />
DDifferenzen, die <strong>in</strong> <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />
Gebieten <strong>Sizilien</strong>s teilweise auch zwischen<br />
benachbarten Zonen auftreten, haben zur<br />
Ausbildung e<strong>in</strong>er überaus reichen Flora geführt,<br />
die sowohl “nordische” als auch subtropische<br />
Klimate charakterisieren<strong>de</strong> Pflanzen umfaßt.<br />
Längs <strong>de</strong>r Küstenzonen und bis zu e<strong>in</strong>er<br />
Höhe von 300 m wiegt <strong>de</strong>r Anbau von<br />
Zitrusfrüchten, Oliven und We<strong>in</strong> vor. Fast alle<br />
dieser Pflanzen, die heute das Charakteristikum<br />
<strong>de</strong>r ländlichen Gegen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Insel darstellen,<br />
wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Besiedlern heimisch<br />
gemacht: so verdankt man <strong>de</strong>n Griechen<br />
und Phöniziern die We<strong>in</strong>rebe, <strong>de</strong>n Ölbaum, die<br />
Feige und <strong>de</strong>n Granatapfelbaum; <strong>de</strong>n Arabern<br />
dagegen - unter an<strong>de</strong>rem - <strong>de</strong>n Zitronen- und <strong>de</strong>n<br />
Man<strong>de</strong>lbaum. Die Apfels<strong>in</strong>e wur<strong>de</strong> erst seit <strong>de</strong>m<br />
15. Jahrhun<strong>de</strong>rt kultiviert wie auch die Tomate<br />
und die Indische Feige, die <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Folge <strong>de</strong>r<br />
Ent<strong>de</strong>ckung Amerikas nach <strong>Sizilien</strong> importiert<br />
wur<strong>de</strong>n. Die Mandar<strong>in</strong>e schließlich wur<strong>de</strong> erst zu<br />
Beg<strong>in</strong>n <strong>de</strong>s l9. Jahrhun<strong>de</strong>rts e<strong>in</strong>geführt.<br />
An <strong>de</strong>n Berghängen und bis auf 600 m Höhe<br />
wächst üppig die mediterrane Macchia, die<br />
e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft verschie<strong>de</strong>ner Sträucher darstellt:<br />
G<strong>in</strong>ster, Laven<strong>de</strong>l, Rosmar<strong>in</strong>, Oleaster,<br />
Zwergpalme, Mastixbaum und an<strong>de</strong>re. Daneben<br />
f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich auch Korkeichen, Olean<strong>de</strong>rsträucher,<br />
Johannisbrotbäume und Tamarisken.
Die großen Wäl<strong>de</strong>r, die e<strong>in</strong>st die ganze Insel<br />
be<strong>de</strong>ckten, s<strong>in</strong>d heute verschwun<strong>de</strong>n, und bewal<strong>de</strong>te<br />
Flächen f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich nurmehr <strong>in</strong> <strong>de</strong>n hochgelegenen<br />
Teilen <strong>de</strong>r Gebirgszüge <strong>de</strong>r Nebrodi,<br />
Madonie, Peloritani und auf <strong>de</strong>m Ätna.<br />
Diese Wäl<strong>de</strong>r bestehen vornehmlich aus<br />
Ste<strong>in</strong>- und Korkeichen, geme<strong>in</strong>en Eichen, Flaumeichen,<br />
Kastanien und Hackendorn, während die<br />
P<strong>in</strong>ienha<strong>in</strong>e und die sizilischen Tannen selten<br />
gewor<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r gar schon verschwun<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d.<br />
Die örtliche Flora kennzeichnen weiterh<strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
Olean<strong>de</strong>r, die Platane, aber auch vom Menschen<br />
<strong>in</strong> jüngerer Zeit e<strong>in</strong>geführte Pflanzen: neben <strong>de</strong>n<br />
schon erwähnten Indischen Feigen,<br />
We<strong>in</strong>rebenund Obstbäumenf<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich Agaven,<br />
Palmen, <strong>de</strong>r Ficus benjam<strong>in</strong>o, Zedrat-, Maulbeerund<br />
Eukalyptusbäume sowie alle nur <strong>de</strong>nkbaren<br />
Blumen.<br />
Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Klimas und <strong>de</strong>r<br />
Umwelt haben im Vere<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>er bl<strong>in</strong><strong>de</strong>n<br />
Ausrottungstätigkeit durch <strong>de</strong>n Menschen <strong>de</strong>n<br />
Wildtierbestand <strong>de</strong>r Insel drastisch reduziert.<br />
Nach<strong>de</strong>m die großen Säugetiere wie auch e<strong>in</strong><br />
Gutteil <strong>de</strong>r Raubvögel völligverschwun<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d,<br />
bleiben als wichtige Vertreter die Wildkatze, <strong>de</strong>r<br />
Mar<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r (seltene) Siebenschläfer, das<br />
Stachelschwe<strong>in</strong>, das Wildkan<strong>in</strong>chen, <strong>de</strong>r Hase und<br />
das Wiesel. Unter <strong>de</strong>n Vögeln wären <strong>de</strong>r<br />
Aasgeier, <strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>rfalke, <strong>de</strong>r Turmfalke, <strong>de</strong>r<br />
Mäusebussard und <strong>de</strong>r Adler sowie das<br />
Ste<strong>in</strong>huhn und <strong>de</strong>r Kolkrabe zu nennen.<br />
Außer<strong>de</strong>m machen <strong>in</strong> <strong>Sizilien</strong> e<strong>in</strong>ige Zugvögel<br />
Halt, wie etwa verbreitete Stelzvogelarten, die<br />
dünn-schnäbelige Möwe, die Raubseeschwalbe<br />
und <strong>de</strong>r Löffler. Zahlreich s<strong>in</strong>d die Insekten und<br />
Wirbellosen: unter <strong>de</strong>n Schlangen verdient die<br />
wun<strong>de</strong>rschöne Leopardnatter e<strong>in</strong>e beson<strong>de</strong>re<br />
Erwähnung.
Gastronomie<br />
Die sizilianische Küche ist trotz nicht unerheblicher<br />
Differenzen zwischen <strong>de</strong>n e<strong>in</strong>zelnen<br />
Prov<strong>in</strong>zen im großen und ganzen rechte<strong>in</strong>heitlich.<br />
Diese Differenzen beruhen vor allem auf <strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />
Entfernung zum Meer sowie auf <strong>de</strong>r<br />
Verschie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r verfügbaren<br />
Ausgangsprodukte, doch ist die Vielfalt <strong>de</strong>rSpeisen<br />
auch e<strong>in</strong>e Folge <strong>de</strong>r zahlreichen Eroberervölker, die<br />
<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Herrschaft über <strong>Sizilien</strong> e<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r gefolgt<br />
s<strong>in</strong>d, so daß die Insel sowohl <strong>de</strong>n E<strong><strong>in</strong>f</strong>luß Europas<br />
als auch <strong>de</strong>n Afrikas verspürt hat.<br />
Vorspeisen - Abgesehen von <strong>de</strong>r reichen<br />
Auswahl an <strong>in</strong> Öl o<strong>de</strong>r <strong>in</strong> Pfeffer und Salz e<strong>in</strong>gelegtem<br />
o<strong>de</strong>r <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Teigumhüllung fritierten<br />
Gemüse, das <strong>in</strong> großen Mengen dargeboten wird,<br />
gibt es auch e<strong>in</strong>ige Spezialitäten: die “aranc<strong>in</strong>i”<br />
(Reisbällchen mit Fleisch- o<strong>de</strong>r Käsee<strong>in</strong>lage),<br />
die “sar<strong>de</strong> a beccafico” (<strong>in</strong> verschie<strong>de</strong>nen<br />
Zutatengewälzte gerollte Sard<strong>in</strong>en), sowie die<br />
“panelle” (fritierte Maismehlfla<strong>de</strong>n) und die “cazzilli”<br />
(fritierte Kartoffelbreistäbchen) Palermos.<br />
Erste Hauptgerichte - Wie im Palermo die<br />
”pasta con le sar<strong>de</strong>” (Maccheroni mit Sard<strong>in</strong>en)<br />
die König<strong>in</strong> unter <strong>de</strong>n ersten Hauptgerichten ist -<br />
dicht gefolgt allerd<strong>in</strong>gs von <strong>de</strong>m “sformato di<br />
anell<strong>in</strong>i” (überbackene R<strong>in</strong>gnu<strong>de</strong>ln) -, so beansprucht<br />
<strong>in</strong> Catania <strong>de</strong>n ersten Platz die “pasta<br />
alla Norma” (Spaghetti mit fritierten<br />
Auberg<strong>in</strong>enwürfeln und geriebener abgelagerter<br />
Ricotta), die nach <strong>de</strong>m Meisterwerk V<strong>in</strong>cenzo<br />
Bell<strong>in</strong>is benannt wur<strong>de</strong>. E<strong>in</strong> an<strong>de</strong>rer be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r<br />
Sizilianer, Luigi Piran<strong>de</strong>llo, verleiht <strong>de</strong>n Spaghetti<br />
mit Tomaten und Tumakäsestückchen se<strong>in</strong>er<br />
Geburtsstadt Agrigent <strong>de</strong>n Namen. Ebenfalls an<br />
<strong>de</strong>r Küste, <strong>in</strong> Trapani, hat <strong>de</strong>r arabische E<strong><strong>in</strong>f</strong>luß<br />
zum “Kuskussu “ geführt, <strong>de</strong>r eher e<strong>in</strong>e Art<br />
E<strong>in</strong>topf als e<strong>in</strong> erstes Hauptgericht darstellt. In<br />
Mess<strong>in</strong>a lohnt es sich, die ”sciusceddu” zu kosten,<br />
e<strong>in</strong>e leckere Suppe mit Fleischklößchen und Käse,<br />
während man <strong>in</strong> Caltanissetta, im Innern <strong>de</strong>r<br />
Insel, die schmackhaften ”cavateddi” (hausgemachte<br />
kurze Nu<strong>de</strong>ln) f<strong>in</strong><strong>de</strong>t.<br />
Fleisch - Angefangen beim berühmten “falsomagro”<br />
(<strong>de</strong>m “Vollschlanken”) - e<strong>in</strong>er<br />
Fleischroula<strong>de</strong>, die mit hartgekochten Eiern,<br />
Sch<strong>in</strong>ken, Hackfleisch und Caciocavallo-Käse<br />
gefüllt ist und <strong>in</strong> We<strong>in</strong> und Tomatensauße gegart<br />
wird -, über die Bratwürste zum süßsauerangerichteten<br />
Kan<strong>in</strong>chen und <strong>de</strong>m <strong>in</strong> unterschiedlicher<br />
Weise gefüllten Schwe<strong>in</strong>efleisch, das beson<strong>de</strong>rs <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>r Prov<strong>in</strong>z Ragusa verbreitet ist, f<strong>in</strong><strong>de</strong>t man sich<br />
e<strong>in</strong>er nicht en<strong>de</strong>n wollen<strong>de</strong>n Reihe gastronomischer<br />
Köstlichkeiten gegenüber. Weit verbreitet ist<br />
Ziegenlamm- und Hammelbraten, die generell<br />
über Kohlenfeuer gegart und mit <strong>de</strong>n fe<strong>in</strong>sten<br />
Aromen gewürzt wer<strong>de</strong>n, die sich<br />
<strong>in</strong> <strong>Sizilien</strong> im Überfluß f<strong>in</strong><strong>de</strong>n.<br />
Fisch - Noch reichhaltiger ist die<br />
Auswahl an Fisch, so das überhaupt<br />
möglich ist: “scoppularicchi” (kle<strong>in</strong>e<br />
fritierte T<strong>in</strong>tenfische und Sepien) <strong>in</strong><br />
Syrakus, “stummi abbuttunati”<br />
(gefüllte Makrelen) <strong>in</strong> Catania und “stoccu ‘amiss<strong>in</strong>isi”<br />
(Stockfisch mit Gemüse) <strong>in</strong> Mess<strong>in</strong>a.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus Schwertfisch, Thunfisch - <strong>de</strong>r<br />
noch heute <strong>in</strong> Trapani mit <strong>de</strong>r antiken Metho<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r “mattanza” gefangen wird -, Langusten und<br />
gemischte fritierte Meerestiere, Meeräschen und<br />
Zackenbarsche, die oft e<strong><strong>in</strong>f</strong>ach nur gegrillt wer<strong>de</strong>n<br />
und zusammen mit “salmoriglio”, e<strong>in</strong>er Sauße<br />
aus Olivenöl, Zitronensaft, Salz, Pfeffer, Petersilie<br />
und - vielleicht - Knoblauch serviert wer<strong>de</strong>n.<br />
Beilagen - Lediglich die Phantasie kann <strong>de</strong>n<br />
Arten, <strong>in</strong> <strong>de</strong>nen das Gemüse zubereitet wird, e<strong>in</strong>e<br />
Grenze setzen: Saubohnen, Artischocken, Pilze,<br />
Oliven, Tomaten, Zwiebeln, Auberg<strong>in</strong>en,<br />
Blumenkohl wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n unterschiedlichsten<br />
Aromen serviert, im Dampf gekocht, überbacken,<br />
im Schlafrock fritiert o<strong>de</strong>r roh gelassen, um alle<strong>in</strong><br />
o<strong>de</strong>r <strong>in</strong> Gesellschaft äußerst leckere Beilagen und<br />
Salate abzugeben: “alivi cunzati “ (mit Peperoni<br />
und <strong>in</strong> Essig e<strong>in</strong>gelegtem Gemüse garnierte<br />
Oliven), “mil<strong>in</strong>ciani ‘a parmigiana” (fritierte<br />
Auberg<strong>in</strong>en, die anschließend mit Tomatensauße<br />
und Parmesan im Backofen gegart wer<strong>de</strong>n),<br />
“civu” aus Artischocken, die mit Petersilie und<br />
Anchovis gespickt s<strong>in</strong>d (Agrigento).<br />
Süßspeisen - Den Süßspeisen gilt seit jeher<br />
e<strong>in</strong> Ehrenplatz <strong>in</strong> <strong>de</strong>r sizilianischen Küche: Honig<br />
und Man<strong>de</strong>ln bil<strong>de</strong>ten schon immer die<br />
Hauptzutaten geme<strong>in</strong>sam mit <strong>de</strong>r weichen und<br />
süßen Creme aus Molkenkäse, die das<br />
Grun<strong>de</strong>lement <strong>de</strong>r typisch palermitanischen “cassata”-<br />
Torte und <strong>de</strong>r “cannoli” (mit Creme aus<br />
Molkenkäse gefüllte Waffelröllchen) ist. In<br />
Mess<strong>in</strong>a hält die hervorragen<strong>de</strong> “pignolata”<br />
(Teigbällchen mit Zuckerglasur) die Oberhand, <strong>in</strong><br />
Syrakus h<strong>in</strong>gegen s<strong>in</strong>d das “biancomangiare” aus<br />
Man<strong>de</strong>ln (kalter Milchreis mit Zitronenschalen<br />
und Man<strong>de</strong>ln) und die “cuccìa” (gekochter<br />
Weizen mit süßem Quark und Schokola<strong>de</strong>nstückchen)<br />
obligatorisch, während <strong>in</strong> Catania die<br />
“olivette diSant’Agata” (gezuckerter, mit<br />
Glasurüberzogener Man<strong>de</strong>lteig <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er<br />
Olive, die auch e<strong>in</strong>e Dattel als Kern haben kann)<br />
bevorzugtwer<strong>de</strong>n. E<strong>in</strong>e beson<strong>de</strong>re Erwähnung<br />
verdienen die Eissorten und vor allem die granite<br />
(fe<strong>in</strong>gehacktes Fruchteis), die im Sommer mit<br />
e<strong>in</strong>em Schlag Sahne und e<strong>in</strong>em warmen<br />
Hefestückchen zum Frühstück gegessen wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Geschmacksvarietäten s<strong>in</strong>d unerschöpflich!<br />
Von allem e<strong>in</strong> wenig - Man muß schließlich<br />
die hervorragen<strong>de</strong>n Kasesorten erwähnen (ricotta,<br />
tuma, caciocavallo, primosale), die Pizzen (beson<strong>de</strong>rs<br />
<strong>de</strong>r “sf<strong>in</strong>ciuni”, e<strong>in</strong> lockerer Hefeteig, <strong>de</strong>r mit<br />
Tomaten und Zwiebeln ge<strong>de</strong>ckt ist), die “schiacciate”<br />
(ge<strong>de</strong>ckte Pizzen), die vor allem im Gebiet<br />
um Ragusa <strong>in</strong> allen nur er<strong>de</strong>nklichen Arten belegt<br />
wer<strong>de</strong>n sowie die We<strong>in</strong>e. Unter diesen letzteren<br />
seien lediglich die Weißwe<strong>in</strong>e Alcamos erwähnt<br />
sowie <strong>de</strong>r Cerasuolo aus Vittoria, <strong>de</strong>r Marsala, <strong>de</strong>r<br />
Moscato, <strong>de</strong>r Malvasier, die We<strong>in</strong>e vom Ätna und<br />
<strong>de</strong>r Kräuterlikor (amaro) Caltanissettas.<br />
78
Nützliche Informationen<br />
Was gibt es zu kaufen<br />
Das sizilianische Kunsthandwerk<br />
hat viele Gesichter und je<strong>de</strong><br />
Gebiet pflegt se<strong>in</strong>e charakteristischen<br />
Erzeugnisse. Dies ziegt sich<br />
beson<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />
Ausformungen <strong>de</strong>r Keramik.<br />
Auf <strong>Sizilien</strong> gibt es große<br />
Tongruber, aus <strong>de</strong>nen leicht das<br />
benötigte Grundmaterial gewonnen<br />
wird, und e<strong>in</strong>ige Städte wie<br />
Santo Stefano di Camastra und<br />
Caltagirone leben fast ausschließlich<br />
von ihrer Keramikproduktion.<br />
E<strong>in</strong>e je<strong>de</strong> hat e<strong>in</strong>e lange Tradition<br />
<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>r Formen und<br />
Bemalungen, doch beg<strong>in</strong>nen sich<br />
neben diesen neue Motivformen<br />
herauszubil<strong>de</strong>n. Abgesehen von<br />
Vasen, Tellern, Tassen aller Art,<br />
Form und Größe kann man<br />
Wandleuchter, Kerzenhalter,<br />
Kacheln und Krippenfiguren<br />
erwerben.<br />
Typisch sizilianisch ist auch die<br />
“coffa”, e<strong>in</strong> geflochtener und<br />
bemalter Korb, <strong>de</strong>n es <strong>in</strong> allen<br />
Größen zu kaufen gibt. In Erice<br />
kauft man sehr schöne, farbige<br />
und handgewebte Teppiche.<br />
Fast überall f<strong>in</strong><strong>de</strong>t man<br />
Stickereien die auf Tischtücher,<br />
Bett<strong>de</strong>cken, Bettlaken,<br />
Handtücher und Servietten appliziert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
E<strong>in</strong> klassisches Souvenir ist<br />
schließlich <strong>de</strong>r sizilianischen Karren<br />
und die Marionette <strong>de</strong>s sizilianischen<br />
Puppentheaters, welche<br />
bei<strong>de</strong> <strong>in</strong> allen Größen angeboten<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Banken<br />
Die Banken s<strong>in</strong>d werktags außer<br />
Samstags von 8,15 bis 13,20 und<br />
von 14,45 bis 16 geöffnet.<br />
Geschäftszeiten<br />
Die Geschäfte s<strong>in</strong>d abgesehen von<br />
kle<strong>in</strong>en Abweichungen von 9 to<br />
13 und von 16 bis 19,30 geöffnet.<br />
Alle Geschäfte s<strong>in</strong>d außer am<br />
Sonntag an e<strong>in</strong>em Tag <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
Woche halbtags geschlossen, <strong>de</strong>r<br />
von <strong>de</strong>r jeweiligen Kategorie<br />
abhängt.<br />
E<strong>in</strong>ige Warenhäuser s<strong>in</strong>d von<br />
9 bis 20 geöffnet.<br />
Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Post<br />
Die Postämter s<strong>in</strong>d von 8,30 bis<br />
13,15 geöffnet. Samstags und am<br />
Letzten <strong>de</strong>s Monats von 8,30 bis<br />
11,20. Sonntags s<strong>in</strong>d sie<br />
geschlossen. Die folgen<strong>de</strong>n<br />
Postämter s<strong>in</strong>d auch nachmittags<br />
geöffnet:<br />
Palermo: Corso Pisani, 246;<br />
Piazza Verdi, 7;<br />
Via Danimarca, 54;<br />
Via Roma (Central Post Office);<br />
Piazza Unità d’Italia;<br />
Via Alci<strong>de</strong> <strong>de</strong> Gasperi<br />
Mess<strong>in</strong>a: Via Garibaldi, 190;<br />
Via XXVII Luglio, 5;<br />
Piazza Antonello<br />
Catania: Viale Africa;<br />
Corso Italia, 33-35;<br />
Viale Rapisardi, 82.<br />
Währung<br />
Die Italienische Währung ist die<br />
Euro<br />
Tr<strong>in</strong>kgeld<br />
Tr<strong>in</strong>kgeld wird immer gern gesehen,<br />
ist aber nicht obligatorisch.<br />
Die Höhe hängt von <strong>de</strong>r erbrachten<br />
Leistung ab.<br />
Ferngespräche <strong>in</strong>s Ausland<br />
Man kann von je<strong>de</strong>m öffentlichen<br />
o<strong>de</strong>r privaten Fernsprechapparat<br />
<strong>in</strong>s Ausland anrufen, <strong>in</strong><strong>de</strong>m man<br />
vor die Lan<strong>de</strong>svorwahl zwei<br />
Nullen setzt (z.B.: um München<br />
<strong>in</strong> Deutschland zu erreichen,<br />
wählt man 00 gefolgt von e<strong>in</strong>er<br />
49, <strong>de</strong>r <strong>in</strong>ternationaler Vorwahl,<br />
dann 89, <strong>de</strong>r städtischen<br />
Vorwahl, und dann die<br />
Rufnummer <strong>de</strong>s Teilnehmers).<br />
In diesem fall geht das Telephonat<br />
zu Kosten <strong>de</strong>s Anrufers.<br />
Man kann auch auf Kosten <strong>de</strong>s<br />
Angerufenen telephonieren o<strong>de</strong>r<br />
mit e<strong>in</strong>er Telephonkreditkarte,<br />
muß dann aber unter e<strong>in</strong>en<br />
speziellen Rufnummer <strong>de</strong>n<br />
Vermittlungsdienst <strong>de</strong>s eigenen<br />
Lan<strong>de</strong>s erwählen (für<br />
Informationen kann man sich an<br />
<strong>de</strong>n Information Service unter<br />
<strong>de</strong>n Nummer 176 wen<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r<br />
täglich von 8 bis 23 zur<br />
Verfügung steht).<br />
Die öffentlichen Fernsprecher<br />
<strong>in</strong> Italien nehmen Münzen<br />
zu 10, 20 und 50 eurocent<br />
o<strong>de</strong>r Telephonkarten zu<br />
1 - 2,50 - 5 - 7,50 €.<br />
Regionale<br />
Verkehrsverb<strong>in</strong>dungen unter:<br />
www.regione.sicilia.it/turismo/tr<br />
asporti<br />
Städtische Verkehrsverb<strong>in</strong>dungen<br />
auf <strong>de</strong>n Webseiten <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>zelnen<br />
Städte<br />
Museen und archäologische<br />
Stätten unter:<br />
www.regione.sicilia.it/beniculturali<br />
79
Verlag: © KREA srl - Palermo<br />
Texte: M. C. Castellucci, F. Alaimo,<br />
D. Polizzi Piazza<br />
Photos: Archiv von Sikania,<br />
Archiv von Regione<br />
Illustrationen: E. Massara<br />
Gedrückt von: Eurografica Palermo<br />
Gedrückt: Februar 2009<br />
Büro für Öffentlichkeitsarbeit<br />
Region <strong>Sizilien</strong> - Referat für Tourismus,<br />
Kommunikations- und Transportwesen<br />
via Notarbartolo, 9 - 90142 Palermo<br />
tel. +39 (0) 91 7078230/258/276<br />
fax +39 (0) 91 7078212<br />
urp.dipturismo@regione.sicilia.it<br />
Gratisexemplar:<br />
Dipartimento Regionale Turismo e<br />
Spettacolo
PIANA<br />
DI CATANIA<br />
MONTE ETNA<br />
Isola di<br />
Marettimo<br />
Isola di<br />
Levanzo<br />
Isola di<br />
Ustica<br />
Isola di<br />
Favignana<br />
P ALERMO<br />
I S O L E E G A D I<br />
A29<br />
A29<br />
A29<br />
A29<br />
A29<br />
A29<br />
A20<br />
A19<br />
A20<br />
A19<br />
A20<br />
A20<br />
A20 A18<br />
MONTI PELORITANI<br />
Bonagia<br />
Custonaci<br />
A18<br />
N E B R O D I<br />
M A D O N I E<br />
I.le <strong>de</strong>llo<br />
Stagnone<br />
Mozia<br />
BIRGI<br />
S. Vito Lo Capo<br />
Z<strong>in</strong>garo<br />
Scopello<br />
Castellammare<br />
<strong>de</strong>l Golfo<br />
Calatafimi<br />
AEROPORTO<br />
FALCONE-BORSELLINO<br />
Terras<strong>in</strong>i<br />
Alcamo<br />
I. <strong>de</strong>lle Femm<strong>in</strong>e<br />
T<strong>in</strong>dari<br />
Marsala<br />
Erice<br />
Salemi<br />
Segesta<br />
Gibell<strong>in</strong>a<br />
Santa N<strong><strong>in</strong>f</strong>a<br />
Partanna<br />
Car<strong>in</strong>i<br />
S. Giuseppe Jato<br />
Monreale<br />
Part<strong>in</strong>ico<br />
San Cipirello<br />
Contessa<br />
Entell<strong>in</strong>a<br />
Corleone<br />
Piana <strong>de</strong>gli<br />
Albanesi<br />
Cefalà Diana<br />
Ficuzza<br />
Prizzi<br />
Bagheria<br />
Cim<strong>in</strong>na<br />
Lercara<br />
Friddi<br />
Caccamo<br />
Sclafani<br />
Bagni<br />
Collesano<br />
Gratteri<br />
Isnello<br />
Caltavuturo<br />
Polizzi<br />
Generosa<br />
Cefalù<br />
Castelbuono<br />
Sottana<br />
Petralia<br />
Soprana<br />
Poll<strong>in</strong>a<br />
Tusa<br />
S. Mauro<br />
Castelver<strong>de</strong><br />
Geraci Siculo<br />
Gangi<br />
S.Stefano<br />
di Camastra<br />
Mistretta<br />
NICOSIA<br />
S.Agata<br />
di Militello<br />
Capo<br />
d’Orlando<br />
Maletto<br />
Bronte<br />
RANDAZZO<br />
Montalbano<br />
Elicona<br />
Mojo<br />
Alcantara<br />
Francavilla<br />
di Sic.<br />
Motta<br />
Camastra<br />
Castiglione<br />
di Sic.<br />
Gaggi A18<br />
L<strong>in</strong>uaglossa<br />
Calatabiano<br />
S.Alfio<br />
Milazzo<br />
Terme V.<br />
Mar<strong>in</strong>a di Patti<br />
Santa Flavia<br />
Trapani<br />
T RAPANI<br />
Palermo<br />
Novara<br />
di Sic.<br />
Term<strong>in</strong>i Im.<br />
Taorm<strong>in</strong>a<br />
Giard<strong>in</strong>i Naxos<br />
A29<br />
Castelvetrano<br />
S. Margherita<br />
di Belìce<br />
A19<br />
A19<br />
A19<br />
A18<br />
S I C A N I<br />
M O N T I<br />
Campobello<br />
di Mazara<br />
Menfi<br />
Sambuca<br />
di Sicilia<br />
Caltabellotta<br />
San Calogero<br />
Bisacqu<strong>in</strong>o<br />
Chiusa<br />
Sclafani<br />
Burgio<br />
Ribera<br />
Palazzo<br />
Adriano<br />
Cattolica<br />
Eraclea<br />
Raffadali<br />
Siculiana<br />
S. Stefano<br />
Qusqu<strong>in</strong>a<br />
Porto<br />
Empedocle<br />
Aragona<br />
Cammarata<br />
Campofranco<br />
Sant’Angelo<br />
Muxaro<br />
Sutera<br />
Milena<br />
Marianapoli<br />
Bompensiere<br />
Canicattì<br />
S. Cater<strong>in</strong>a<br />
Villarmosa<br />
San Cataldo<br />
Serradifalco<br />
Pietraperzia<br />
Calascibetta<br />
Leonforte<br />
Pergusa<br />
Aidone<br />
Piazza<br />
Armer<strong>in</strong>a<br />
M O N T I I B L E I<br />
Isola di<br />
Pantelleria<br />
Mazara<br />
<strong>de</strong>l Vallo<br />
T RAPANI<br />
Sel<strong>in</strong>unte<br />
Sciacca<br />
Eraclea<br />
M<strong>in</strong>oa<br />
Agrigento<br />
Isola di<br />
Stromboli<br />
Caltanissetta<br />
Licata<br />
Gela<br />
Enna<br />
Caltagirone<br />
Niscemi<br />
Agira<br />
Morgant<strong>in</strong>a<br />
M<strong>in</strong>eo<br />
Adrano<br />
Biancavilla<br />
S. Maria<br />
di Licodia<br />
Vizz<strong>in</strong>i<br />
Paternò<br />
Militello<br />
Val di Catania<br />
Palazzolo<br />
Acrei<strong>de</strong><br />
Nicolosi<br />
Belpasso<br />
Ferla<br />
Sort<strong>in</strong>o<br />
Santa Vener<strong>in</strong>a<br />
Zafferana Etnea<br />
Acireale<br />
Trecastagni<br />
Aci Catena<br />
San Gregorio<br />
I.le Ciclopi<br />
Lent<strong>in</strong>i<br />
Melilli<br />
Floridia<br />
Catania<br />
AEROPORTO<br />
FONTANAROSSA<br />
Priolo<br />
Gargallo<br />
Augusta<br />
Siracusa<br />
Pen. d. Maddalena<br />
I S O L E E O L I E ( O L I P A R I )<br />
Isola di<br />
Filicudi<br />
Isola di<br />
Sal<strong>in</strong>a<br />
Isola di<br />
Panarea<br />
Isola di<br />
L<strong>in</strong>osa<br />
Scoglitti<br />
VITTORIA COMISO<br />
S. Croce<br />
Camer<strong>in</strong>a<br />
Scicli<br />
Ragusa<br />
Mòdica<br />
Ispica<br />
Noto<br />
Avola<br />
I. di Vendicari<br />
Isola di<br />
Alicudi<br />
Isola di<br />
Lipari<br />
I S O L E P E L A G I E<br />
Mar<strong>in</strong>a<br />
di Ragusa<br />
Pozzallo<br />
Pach<strong>in</strong>o<br />
Porto Palo<br />
I. di Capo Passero<br />
I. <strong>de</strong>lle Correnti<br />
Isola di<br />
Vulcano<br />
M ESSINA<br />
Isola di<br />
Lampione<br />
Isola di Lampedusa<br />
A GRIGENTO<br />
Mess<strong>in</strong>a
www.regione.sicilia.it/turismo