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Kooperation als Chance - Die Genossenschaften

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Brasilien<br />

Wie Roberio und Gilberto<br />

die Bank retteten<br />

Kundenorientierung, kompetente Mitarbeiter und die Unterstützung<br />

durch den DGRV – das ist die Erfolgsgeschichte<br />

einer Genossenschaftsbank im Osten Brasiliens.<br />

Es ist 7.30 Uhr in Senhor de Bonfim, einer entlegenen Kleinstadt<br />

im Bundesstaat Bahia, <strong>als</strong> Roberio, Präsident der Genossenschaft<br />

„Sicoob“, die kleine Bank im Stadtzentrum aufschließt.<br />

<strong>Die</strong> Sonne brennt, schon jetzt sind es 35 Grad im Schatten. <strong>Die</strong><br />

Kundschaft steht bereits Schlange. Scherzende Marktfrauen,<br />

Männer in fleckigen, ärmellosen Hemden, sonnenverbrannte<br />

Gesichter; es riecht nach Tabak, Schweiß und Aracajé, dem traditionellen<br />

Gebäck aus frittiertem Bohnenmehl.<br />

<strong>Die</strong> Geschäfte liefen nicht immer so gut für Roberios kleine<br />

Bank. Vor wenigen Jahren stand sie finanziell am Abgrund, die<br />

Schließung war bereits vorbereitet. Dann kam Roberio nach einem<br />

Seminar des DGRV auf das Thema Mikrokredite. Es war<br />

vielleicht die letzte <strong>Chance</strong> für seine sorgengeplagte Genossenschaft.<br />

Er überzeugte einige Gründungsmitglieder, etwas Geld<br />

nachzuschießen und heuerte Gilberto an, einen jungen Kreditberater,<br />

der schon Erfahrungen mit Mikrokrediten hatte.<br />

Mikrokredite bringen die Wende<br />

Zusammen entwarfen sie ein Angebot für informelle Kleinstunternehmer<br />

mit wenigen oder keinen Sicherheiten. <strong>Die</strong>se Kunden,<br />

die bei anderen Banken kaum über die Schwelle gelassen<br />

wurden, organisierten sie in kleinen Solidargruppen, getreu<br />

dem Prinzip „Einer für alle, alle für einen“. Kreditwürdigkeitsprüfung<br />

und die Zahlungsbeitreibung wurden damit vereinfacht<br />

und machten das Geschäft auch für kleinere Volumina rentabel.<br />

Das war der Wendepunkt für die Sicoob Bonfim. Ein Jahr später<br />

erreichte sie die „schwarze Null“ und ist seitdem profitabel.<br />

Das Portfolio besteht heute zu 75 Prozent aus Mikrokrediten.<br />

Roberio ist zufrieden: „Mikrofinanz hat uns gerettet.“<br />

<strong>Die</strong> Mitglieder sind dankbar. „Bei keiner anderen Bank konnte<br />

ich Kredit bekommen“, erzählt Käsehändlerin Marcia, die seit<br />

zwei Jahren die Angebote der Genossenschaft in Anspruch<br />

nimmt. Ihr Leben hat sich deutlich verbessert: „Ich konnte einen<br />

Kühlschrank und einen zweiten Marktstand für Frischmilchprodukte<br />

und Eis kaufen. Wir konnten das Haus renovieren und<br />

unsere Tochter zur Uni schicken.“<br />

Kreditantrag per Smartphone<br />

<strong>Die</strong> Kopfschmerzen gingen damit aber für Roberio und Gilberto<br />

erst richtig los. Man hat mittlerweile Kapazitätsprobleme, das<br />

Archiv platzt aus allen Nähten. Bei den Herausforderungen kann<br />

die Bank auf die Unterstützung des DGRV-Büros Salvador zählen.<br />

Beispiel Bürokratie: Fast 40 Seiten umfasst eine durchschnittliche<br />

Mikrokreditakte, maximal fünf wären notwendig.<br />

<strong>Die</strong> Überzeugungsarbeit bei Bankenaufsicht und Bankzentrale<br />

in Brasilia übernimmt der DGRV-Berater.<br />

Um Kunden in weit entfernten ländlichen Gebieten kostendeckend<br />

zu erreichen, hat der DGRV eine Software entwickelt, mit<br />

der die Kreditanträge via Smartphone vor Ort bearbeitet und entschieden<br />

werden können. Und da vielen Mitgliedern grundlegende<br />

betriebswirtschaftliche Kenntnisse fehlen, bereitet der DGRV<br />

ein kombiniertes Ausbildungs- und Finanzierungsprogramm mit<br />

der staatlichen Förderagentur SEBRAE vor. Drei Schritte in Richtung<br />

einer besseren Kreditversorgung der Bevölkerung.<br />

Um 18 Uhr schließt Roberio seine Bank zu, müde, aber lächelnd.<br />

Es war ein guter Tag.<br />

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