Urzeit entdecken: Urzeit entdecken: - Gießener Allgemeine
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SPORTWELT<br />
ten das in meinem Fall. Mal etwas weniger<br />
Gewicht nehmen – das geht nicht. Im<br />
Gegenteil: Es wird von Woche zu Woche<br />
mehr. Ich habe aber noch Glück: Die Mutter<br />
vor mir muss 13 Kilo tragen.<br />
Diese Kilos merke ich gleich bei den ersten<br />
Übungen. Auf dem Boden sitzend stemme<br />
ich mein Kind nach links, nach rechts, dann<br />
auf dem Rücken liegend auf den angewinkelten<br />
Oberschenkeln nach oben und wieder<br />
runter. Mila strahlt mich an und strampelt<br />
vergnügt mit den Beinen. Ihr gefällt es.<br />
Im Gegensatz zu meiner Tochter ist mir<br />
nicht unbedingt zum Lachen zumute. Ihre<br />
achteinhalb Kilo und meine eingerosteten<br />
Muskeln machen sich langsam bemerkbar.<br />
Warum Gewichte stemmen, wenn man ein<br />
Kind hat? Denke ich und mache weiter. Also<br />
Mila auf den Bauch und hoch in die Brücke<br />
und wieder runter. Und hoch. Dann dürfen<br />
die Kinder auf die Matte, wir Mütter machen<br />
Liegestütze. Eigentlich ohne Gewichte. Doch<br />
das lässt Mila nicht gelten, sie hängt sich an<br />
meine Beine. Ich murre nicht, schließlich<br />
sollen die überflüssigen Schwangerschaftspfunde<br />
purzeln. Noch ein paar kurze Übungen,<br />
dann beginnen die ersten Babys zu<br />
quengeln. Zeit, sie mithilfe der Tragehilfe vor<br />
den Bauch zu schnallen – und endlich, endlich<br />
mit dem Hauptteil der Kangastunde zu<br />
beginnen.<br />
Mit meiner Tochter vorne am Bauch hängend,<br />
hüpfe ich durch die Turnhalle. So also<br />
muss sich eine Känguru-Mama fühlen. Nur,<br />
dass wir noch zusätzlich Aerobicschritte machen.<br />
Side to Side, Leg Curl, Step Touch,<br />
Double Step Touch, Mambo, vier Schritte<br />
nach vorne, Knee lift und zurück, Step lauten<br />
die Anweisungen. Sicherlich nicht<br />
schwierig, trotzdem heißt es erst einmal<br />
durchpusten und nachdenken. Tief in meinem<br />
Gedächtnis schlummern sie irgendwo,<br />
diese Schritte. Doch meine Aerobic-Karriere<br />
liegt schon eine Weile zurück und sie war<br />
kurz, sehr kurz. Ein Blick zur Nachbarin hilft<br />
mir aber schnell auf die Sprünge. Und auch<br />
wenn es ab und an mal hapert, ich den<br />
Doppelschritt vergesse, links statt rechts<br />
starte oder bei einer anderen Übung plötzlich<br />
alle anderen Mütter mit dem Rücken zu<br />
mir und ich damit offensichtlich falsch stehe<br />
– eine verzeiht mir meine Fehler auf jeden<br />
Fall. Meine kleine Tochter. Sie bekommt von<br />
all den Schritten nichts mehr mit, denn sie<br />
ist, ganz entspannt von den Bewegungen,<br />
längst eingeschlafen. Nur ich merke das Gewicht<br />
– und die Wärme, die sie zusätzlich<br />
ausstrahlt und mich noch mehr schwitzen<br />
lässt. Die meisten Kinder schlafen auch<br />
noch, als wir Mütter nach der Choreografie<br />
an der Wand fleißig Waden- und Oberschenkelmuskeln<br />
trainieren, uns danach den<br />
Beckenboden vornehmen und abschließend<br />
zusammen dehnen.<br />
Erst als ich Mila zurück auf die Matte lege,<br />
wacht sie auf. Wie, schon vorbei? scheint sie<br />
sich zu fragen. Das soll er sein, der sagenumwobene<br />
anstrengende und schweißtreibende<br />
Sport? Sie könnte wohl den ganzen<br />
Tag Sport treiben. Ganz anders sieht das bei<br />
mir aus. Mich erwischt es gleich am nächsten<br />
Tag. Doch was für ein schönes Gefühl.<br />
Willkommen zurück in meinem Leben,<br />
Mister Muskelkater.<br />
Nora Brökers<br />
»supermamafitness«: Heike Thierbach aus Lich bietet ähnliche Kurse an.<br />
Foto: Schepp<br />
KANGA, so heißt die Känguru-Mama<br />
aus dem Kinderfilmklassiker »Winnie<br />
the Pooh«. Und nach dem »Känguru-<br />
Prinzip« funktioniert auch die gleichnamige<br />
Sportart, denn die Mütter tragen<br />
ihre Babys während des Workouts zum<br />
großen Teil im Tragetuch oder der<br />
Babytrage vor dem Bauch. Wenn sie<br />
schwerer sind, auch auf dem Rücken.<br />
Bei 18 Kilo ist dann aber Schluss – denn<br />
mehr halten die Tragen (und wahrscheinlich<br />
auch die Mütter) nicht aus.<br />
Sechs bis zehn Wochen nach der Geburt<br />
kann mit dem Training begonnen<br />
werden, wenn der Gynäkologe sein<br />
O.K. gibt.<br />
In dem rund einstündigen Kurs werden<br />
Flexibilität und Ausdauer des Herz-<br />
Kreislaufsystems ebenso trainiert wie<br />
Bauch, Rücken und Beckenbodenmuskeln.<br />
Dazu gibt es Übungen auf der<br />
Matte und mit Tragetuch. Aber nicht<br />
nur für die Mütter ist es ein gutes Training,<br />
auch die Babys profitieren: In der<br />
Trage werde, so sagen Experten, ihr<br />
Gleichgewichtssystem und die sensorische<br />
Wahrnehmung stimuliert, zudem<br />
genießen sie den engen Körperkontakt<br />
zur Mutter und die Bewegungen – Dinge,<br />
die sie bereits aus der Umgebung<br />
im Mutterleib kennen. Kanga hat die<br />
dreifache Mutter und Fitnesstrainerin<br />
Nicole Pascher aus Wien erfunden. Das<br />
Sportprogramm mit Kind kann man in<br />
der danceart-Schule Marburg testen.<br />
Infos unter www.kangatraining.at.<br />
* * *<br />
In Gießen und Lich bietet Heike Thierbach<br />
ihre selbst entwickelten »Mama-<br />
Baby-Kurse« an. Ihr Training mit Tragehilfe<br />
heißt »BauchBeutelPo«. »Mein<br />
Sohn hat mir keinen Freiraum für Sport<br />
gelassen, da habe ich meine Aerobic-<br />
Schritte einfach mit ihm im Tuch ausprobiert<br />
– und es hat funktioniert«, sagt<br />
die ausgebildete Trainerin, die gemeinsam<br />
mit Sportwissenschaftlern und<br />
Hebammen ein spezielles Programm<br />
für Mutter und Kind entwickelte. Ihr<br />
Kurs beinhaltet u.a. auch Pilates-Elemente.<br />
Außerdem bietet die Licherin<br />
u.a. Fitnesskurse mit Kinderwagen<br />
(Foto) unter dem Titel »BauchBuggyGo«<br />
an. Diese finden am Schwanenteich in<br />
Gießen statt. Bei Thierbach können<br />
werdende Mütter auch während der<br />
Schwangerschaft einsteigen. Diese Kurse<br />
nennen sich bei ihr »HappyBauch«.<br />
Weitere Informationen, Preise und Termine<br />
von Thierbach finden sich unter<br />
www.supermamafitness.de. nob<br />
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