Wörtliches Protokoll der Sitzung am 20.11.2008 - Der Wiener ...
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Untersuchungskommission 20. November 2008 23. <strong>Sitzung</strong> / 10<br />
Dr. Grassl: Ich habe jetzt nicht die Zahlen,<br />
wie viele Psychotherapieplätze es an den einzelnen<br />
Abteilungen gibt. Ich kann von meiner<br />
Abteilung, dass wir einen sehr, sehr engagierten<br />
Psychologen, den Dr. Bartuska, haben, <strong>der</strong> sehr,<br />
sehr darauf geschaut hat, dass wir wirklich viele<br />
PsychotherapeutInnen in Ausbildung und Supervision<br />
haben, die die Psychotherapie bei uns<br />
machen. Das läuft sehr gut. Da gibt es nicht die<br />
Notwendigkeit. Aber, das eine ist die Notwendigkeit,<br />
das an<strong>der</strong>e wäre wünschenswert, dass man<br />
FachärztInnen produziert, die im Rahmen des<br />
Spitals auch schon Psychotherapie gehabt haben.<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> Dr. Baumgartner: Herr GR Ing.<br />
Mag. Dworak, bitte.<br />
GR Ing. Mag. Dworak: Herr Dr. Grassl! Sie<br />
haben zu Beginn gesagt, dass die TurnusärztInnen<br />
ja nicht alle in <strong>der</strong> Psychiatrie bleiben. Wie<br />
viele ungefähr sind es die bleiben?<br />
Dr. Grassl: Das ist an sich im Moment so.<br />
Prinzipiell war es so, dass es, mit Ausnahmen,<br />
keine TurnusärztInnen in Ausbildung zur Allgemein<br />
Medizin im Psychiatrischen Zentrum gab.<br />
Weil, die brauchen im Turnus nur zwei Monate<br />
Psychiatrie absolvieren. Das heißt, das ist eine<br />
sehr kurze Zeit. Was ich auch persönlich sehr<br />
schwierig finde. Weil, wenn man jemand zwei<br />
Monate auf die Psychiatrie schickt, dann ist er<br />
vor allem schockiert, als zweites überfor<strong>der</strong>t und<br />
dann geht er wie<strong>der</strong>. Das ist wirklich sehr kurz<br />
bemessen und nicht sehr sinnvoll.<br />
Ich denke, von den ÄrztInnen, die das Son<strong>der</strong>jahr<br />
früher absolviert haben, weil da haben …<br />
von den TurnusärztInnen, die das Son<strong>der</strong>jahr<br />
begonnen haben, bleibt ein großer Prozentsatz,<br />
weil das früher <strong>der</strong> klassische Einstieg in eine<br />
Fachausbildungsstelle war. Das ist im Moment<br />
an<strong>der</strong>s, weil in einem Schub diese, ich weiß es<br />
nicht genau, 12, 13, 14 ÄrztInnen gebraucht<br />
wurden und da war es nicht möglich, in vollem<br />
Ausmaß darauf Rücksicht zu nehmen.<br />
GR Ing. Mag. Dworak: Sie haben auch gesagt,<br />
dass das Image ein Problem darstellt. Gibt<br />
es im Krankenanstaltenverbund Verhandlungen,<br />
dass diese ÄrztInnen in Zukunft besser bezahlt<br />
werden?<br />
Dr. Grassl: Dazu kann ich nichts sagen, das<br />
weiß ich nicht, mir ist nichts bekannt.<br />
GR Ing. Mag. Dworak: Okay! Es ist Ihnen<br />
nicht bekannt.<br />
Ich möchte zu einer an<strong>der</strong>en Problematik<br />
kommen, nämlich zu PatientInnengewalt gegenüber<br />
TurnusärztInnen. Wir haben das heute einerseits<br />
schon ein bisschen gestreift. Wie sehen<br />
sie die Situation generell? Sie haben auch gesagt,<br />
wenn natürlich jemand ganz jung kommt,<br />
dann ist es wirklich ein großes Problem. <strong>Der</strong><br />
wirklich traurige Fall war ja so eine Situation.<br />
Aber generell, glauben Sie, dass die TurnusärztInnen<br />
mit <strong>der</strong> Ausbildung wirklich in <strong>der</strong> Lage<br />
sind, dieser Gewalt zu begegnen, so wie sich die<br />
heutige Ausbildung darstellt?<br />
Dr. Grassl: Es ist sicher ein zentraler Punkt.<br />
Aber, mir ist es wichtig, dass ich die Ausbildung<br />
noch einmal kurz umschreibe. Was ist diese<br />
Ausbildung überhaupt?<br />
Praktische Ausbildung an <strong>der</strong> Station ist eine<br />
Routinearbeit. Die ist im Otto-Wagner-Spital<br />
sicher sehr, sehr gut, weil sie einfach wahnsinnig<br />
viele PatientInnen sehen, sie einen hohen<br />
Durchlauf mit allen massiv akuten Zuständen<br />
haben. Sie lernen im Otto-Wagner-Spital sehr<br />
gut praktische Arbeit.<br />
Dann gibt es die Theorieausbildung. Die besteht<br />
aus zwei Kernpunkten im Otto-Wagner-<br />
Spital. Das eine ist <strong>der</strong> Ausbildungsverbund –<br />
<strong>der</strong> wurde vom d<strong>am</strong>aligen Direktor Dr. DAVID<br />
und letztlich von Prim. Dr. Friedl initiiert – und<br />
<strong>der</strong> ist sehr gut gelaufen. Das waren fünf bis<br />
sechs Vormittage pro Halbjahr. Das heißt, sie<br />
k<strong>am</strong>en insges<strong>am</strong>t auf 50, 60 Stunden Theorieausbildung<br />
im Jahr. Das war strukturiert, wurde<br />
immer wie<strong>der</strong>holt, d<strong>am</strong>it alle KollegInnen im Laufe<br />
ihrer Ausbildung alles hatten, wenn sie einmal<br />
nicht hin konnten. Weil wenn man …, konnte<br />
man einfach nicht teilnehmen. Das ist gut gelaufen,<br />
war eine …<br />
Es gibt viele an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong>, wo wesentlich<br />
mehr Theorie vermittelt wird, wie z.B. in <strong>der</strong><br />
Schweiz, in den Nie<strong>der</strong>landen. In den Nie<strong>der</strong>landen<br />
sind die AssistentInnen jede Woche einen<br />
Tag weg. Es gibt ein breites Spektrum, aber das<br />
war eine Basis, auf <strong>der</strong> man wirklich aufbauen<br />
konnte. Das ist jetzt ein bisserl ins Trudeln geraten.<br />
Prim. Dr. Friedl ist in Pension gegangen, die<br />
Übergabe hat nicht so Recht geklappt. Faktum<br />
ist, dass in diesem Semester die AssistentInnen<br />
insges<strong>am</strong>t 10 Stunden Theorieausbildung haben.<br />
Auch da bin ich als AssistentInnenvertreter<br />
dahinter gewesen, dass das wie<strong>der</strong> besser wird.<br />
Ich hoffe, dass das bald wie<strong>der</strong> funktionieren<br />
wird. Es war im letzten Semester schon weniger.<br />
Ich glaube, da ist das Bewusstsein da, dass<br />
wie<strong>der</strong> gesteigert werden muss.<br />
Dann gibt es den zweiten Punkt, <strong>der</strong> mir fast<br />
noch viel wichtiger ist, das ist die Supervision. Es<br />
gibt eine Ausbildung Supervision, die an sich<br />
verpflichtend ist. Wo die jungen KollegInnen<br />
genau lernen, mit schwierigen PatientInnen,<br />
schwierigen Situationen, schwer gestörten Menschen<br />
umzugehen. Sie richtig und gut zu behandeln<br />
und zwar dadurch, dass sie lernen, was löst<br />
diese PatientIn in mir aus? Warum ist das so?<br />
Was tut dieser PatientIn gut, wie ich mit ihre<br />
umgehe, d<strong>am</strong>it sie nicht wie<strong>der</strong> in die gleiche<br />
Spirale, die sie von draußen kennt, hinein kommt